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Geologie
Boden, Oberrheingraben, Uranabbau, Erdbeben, Bergbau

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Blick Osten über den Bernauerhof übers Wagensteigtal zu Rotenbauernhof und Steighof auf den Spirzen

 

Barbara-Stollen in Oberried: Archiv zum Schutz von Kulturgut

Oberried (de.) Von der Bevölkerung unbemerkt und lange Jahre auch streng geheimgehalten unterhält das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Oberried im Barbara-Stollen des ehemaligen Silberbergwerks am Schauinsland ein Archiv zum Schutz von Kulturgut.

Der Barbarastollen, dessen Hauptgang 680 Meter durch Gneis und Granit in das Innere des Schauinsland führt, ist der einzige Zentrale Bergungsort (ZOB) für Kulturgut in der Bundesrepublik Deutschland und steht als einziges deutsches Objekt nach den Regeln der Haager Konvention unter höchstem Sonderschutz und ist deshalb in das Register der UNESCO, die die Haager Konvention initiiert hatte und in diesem Jahr ihr 55-jähriges Bestehen feiern kann, eingetragen. Diesem hohen Schutz sind in Europa nur noch der Vatikan und das Reichsmuseum in Amsterdam unterworfen.  Kenntlich gemacht ist diese Schutzwürdigkeit durch das dreifach angeordnete blauweiße Kulturgut-Schutzzeichen am Stolleneingang.

In dem Stollen lagern derzeit in über 1300 Spezialbehältern luftdicht verpackte Mikro-Filmrollen. In jedem Behälter lagern bis zu 24 320 Meter Sicherungsfilm auf 16 Filmrollen. Durch die besondere Einlagerungstechnik, Filteranlagen, die schädigende Gase und Staub herausfiltern und die im Lagerstollen relativ gleich bleibende Temperatur von 10 Grad ist das Filmmaterial für mindestens 500 Jahre ohne Informationsverlust lagerfähig. Trotz rasanter Entwicklung was digitale Speichermedien angeht, wird als Langzeit-Speichermedium nach wie vor der Mikrofilm verwendet. Die lange Haltbarkeitsdauer und der relativ geringe technische Aufwand, mit dem die Informationen abgerufen werden können, sprechen für dieses Medium. Im Notfall können die Informationen mit Hilfe einer Kerze als Lichtquelle und einem Vergrößerungsglas abgerufen werden. Über die ganze Republik verstreut werden in Bibliotheken, Museen, Archiven wichtige Kulturgüter - seien es Werke von Künstlern, Komponisten, Dichtern, Denkern - ausgestellt und archiviert, überwiegend als Originale und oft als Unikate. Im Katastrophenfall könnten diese Mengen an Kulturgütern unmöglich schnell geborgen und gesichert werden und wären damit unwiderbringlich verloren. Deshalb werden die Archivalien des Bundes und der Länder seit 1961 mikroverfilmt und in Oberried eingelagert. So sind dort der Vertragstext des Westfälischen Friedens nach dem Dreißigjährigen Krieg, die „Goldene Bulle“ von 1213, die Bann-Androhung von Papst Leo X. gegen Martin Luther vom 15. Juni 1520, Krönungsurkunde Ottos des Großen von 936 oder auch die Baupläne des Kölner Doms sicher verwahrt.

Die Gemeinde Oberried möchte die Öffentlichkeit an der Arbeit des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zukünftig verstärkt teilhaben lassen. Es ist daran gedacht, im Rahmen der Sanierung der Klosterscheune eine Dauerausstellung für Einheimische und Touristen einzurichten, die darüber informiert, welche Dokumente im Stollen eingelagert sind, wie die Konservierung abläuft, die Haltbarkeit der Filme garantiert wird und die vielen Informationen verwaltet werden. Vorstellbar ist laut Bürgermeister Franz-Josef Winterhalter auch die Eröffnung von Besuchermöglichkeiten oder ein Tag der offenen Tür zusammen mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
26.6.2009, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de
 

 

 

Internationales Steinheilkunde-Symposium am Seepark

Roman Huber, Leiter des Zentrums Naturheilkunde der Uniklinik Freiburg, über die Kräfte von Steinen  Herr Huber, können Steine heilen?
Ich würde da zwei Ebenen unterscheiden. Zum einen enthalten viele Edelsteine und Kristalle Elemente, die für den Körper notwendig sind. Eisen, Kupfer, Silizium und Kalzium zum Beispiel. Wenn wir uns die zuführen – zerrieben, verdünnt oder in sonst einer Form –, ist da per se nichts gegen einzuwenden. Die zweite Ebene ist die wissenschaftlich nicht so fassbare. Die, wo davon ausgegangen wird, dass Kristalle und Edelsteine energetisch wirken. Da spielt also nicht mehr nur die Substanz im Stein eine Rolle, sondern auch persönliche Beziehungen zum Stein, seine Form, seine Maserung und wie ich ihn in der Hand halte. Vieles davon geht auf Hildegard von Bingen zurück. Eine spezifische Wirkung besteht nach bisheriger Erkenntnis nicht, wohl aber bestehen ausgeprägte unspezifische Effekte. Das gilt übrigens für alle energetischen Verfahren, Geistheilung und Gebet zum Beispiel fallen auch darunter. Die Steinheilkunde ist vom naturwissenschaftlichen Aspekt her also weniger interessant, wohl aber vom psychologischen. ....
Alles von Claudia Füßler vom 8.5.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/koennen-steine-heilen

Internationales Steinheilkunde-Symposium, Freitag, 8. Mai, bis Sonntag, 10. Mai,
Freiburger Seepark. Mineralienbörse, Rahmenprogramm und Einzelveranstaltungen.
www.steinheilkunde-symposion2009.de

 

Erdbeben der Stärke 4,5 in Steinen - unweit vom AKW Fessenheim

Das südliche Baden-Württemberg ist in der Nacht zum Dienstag 4.5.2009 von einem
Erdbeben erschüttert worden. Es habe sich um ein mäßig starkes Beben der Stärke 4,5 auf der Richterskala gehandelt, teilte das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg im Breisgau mit. Das Epizentrum lag bei Steinen im Landkreis Lörrach und war den Angaben zufolge wahrscheinlich in einem Umkreis von etwa hundert Kilometern zu spüren.

Das Erdbeben hat sich ziemlich genau am "geplanten Erdbeben-Sicherheitsabstand" für das AKW Fessenheim orientiert. Der Ort Steinen liegt ungefähr ähnlich weit von Fessenheim entfernt wie die Stadt Basel, die 1356 von einem schweren Erdbeben zerstört wurde. Der Oberrheingraben gehört zu den seismisch aktivsten Zonen in Frankreich und Deutschland. 1356 hat ein Erdbeben der Stärke 6,5 auf der
Richterskala die Stadt Basel zerstört. Das AKW Fessenheim sei erdbebensicher und für ein Erdbeben wie das Basler Beben ausgelegt, sagen EDF und EnBW. Die Atomkonzerne haben recht! Das Atomkraftwerk Fessenheim könnte sogar noch einem viel stärkeren Beben als dem Basler
Beben standhalten! Dieses Beben muss nur sehr sehr weit von Fessenheim entfernt stattfinden. Wissenschaftler bestätigen: "Das AKW Fessenheim übersteht möglicherweise ein zweites Beben von der Stärke des Basler Bebens wenn dieses Beben sein Epizentrum mindestens 30 km vom AKW
Standort entfernt hat." Wer aber sagt, dass sich dieses Beben nicht direkt unter Fessenheim abspielt? Wenn das AKW Fessenheim einem Basler Beben am Standort Fessenheim nicht standhält´, dann ist es nicht erdbebensicher und gehört abgestellt. Dann ist die Aussage "Fessenheim ist erdbebensicher" ein Lüge. Es war unverantwortlich in Fessenheim ein AKW zu bauen und es ist skandalös es weiter zu betreiben. Die Pläne irgendwann zwei neue EDF / EnBW Reaktoren nach Fessenheim, in eine Erbebenregion, zu bauen sind verantwortungslos.
5,5,2998, Axel Mayer, BUND Südlicher Oberrhein

 

Verwerfung: Vom Lorettoberg zum Schlossberg

Informativer Spaziergang am Tag des Geotops

Gneis, rötlicher Buntsandstein, Dreisamkiesel und weitere Gesteins- und Erdformationen waren gestern am Tag des Geotops in und um Freiburg zu erkunden. Bei einem Spaziergang zwischen Loretto- und Schlossberg erfuhren dabei mehr als 50 Interessierte nicht nur viel über das Innere der Erde, sondern auch über Freiburger Stadtgeschichte, die maßgeblich durch die geologischen Besonderheiten geprägt wurde — beim Bau der Stadtmauer und des Münsters oder durch die zahlreichen Erdbeben, die in Freiburg täglich, wenn auch schwach, registriert werden. Geotop setzt sich aus den griechischen Wörtern für Erde und Ort zusammen. Einen Ort ganz besonderer Art passierte der Spaziergang gleich mehrmals: die so genannte Schwarzwaldrandverwerfung quer durch die Wiehre. Beispielsweise am Kapellenweg, wo in einem Streifen Sandstein des Oberrheingrabens auf harten Gneis des Schwarzwaldes stößt. Dies sorgte beim Bau des Lorettobergtunnels für Schwierigkeiten. Erhard Villinger, früherer Mitarbeiter des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, erklärte, wie es dazu kam: Während die ursprüngliche Oberfläche des Oberrheingrabens um bis zu 5000 Meter sank und mit weicheren Sedimentschichten aus Schotter, Sand und Kieseln bedeckt wurde, wuchsen rechts und links des Grabens Vogesen und Schwarzwald in die Höhe. Diese Entwicklung dauerte mehr als 50 Millionen Jahre lang und hält bis heute an: "Der Graben lebt" , so Villinger — allerdings senkt er sich pro Jahr nur um wenige zehntel Millimeter. Lutz Krause und Nadja Keller, die sich privat und als Hydrologen auch beruflich für Geologie interessieren, nutzten die Gelegenheit, um Details zu erfahren. Zum Beispiel dieses: Die Schwarzwaldrandverwerfung ist Teil einer Grabenzone, die vom Mittelmeer bis nach Skandinavien reicht und Europa geologisch in zwei Teile trennt. Und das just zwischen Loretto- und Schlossberg.
arp, 22.9.2008, BZ

 

Sandstein vom Steinbruch in Heimbach fürs Freiburger Münster

Die rotbraune Wand im Steinbruch - ein imposanter Anblick. "Der" Steinbruch in Heimbach ist zum einen ein "Fenster in die Erdgeschichte". Dies macht ihn für die Geologen zum Geotop. Der Steinbruch ist aber auch ein Zeugnis von mindestens 800 Jahre Bergbaugeschichte.

Eigentlich sind im hinteren Bereich des Heimbachtales eine ganze Reihe von Steinbrüchen zu finden. Den Titel, "der" Steinbruch im Teninger Ortsteil Heimbach zu sein, hat die rund 40 Meter hohe Aufschlusswand der "oberen" Steinbruchs. Diese rote Sandsteinwand, von der etwa zehn Meter im Abraum stecken, macht einen gewaltigen Eindruck. Früher war sie weithin sichtbar. Inzwischen wächst sie mehr und mehr zu, so dass die jüngeren Generationen selbst im nahe gelegenen Köndringen oft nichts mehr von diesem ausgewiesenen Kultur- und Naturdenkmal wissen. Die Erdgeschichte tut sich vor der hohen rotbrauen Sandsteinwand nur dem Kundigen auf. Ganz unterschiedliche Schichten von Sandstein mit einer Entstehungszeit von -zig Jahrmillionen sieht er. Dies ist möglich, weil der Betrachter hier schon im Oberrheingraben steht. Die Sedimentgesteine wie Buntsandstein und Muschelkalk, die im "eigentlichen" Schwarzwald östlich von Ottoschwanden den Gletschern zum Opfer gefallen sind, prägen in dieser sogenannten Vorbergzone den Untergrund. Heimbach ist praktisch auf zwei Sedimenten gebaut. Zu Köndringen hin steht es auf Kalk und in Richtung Freiamt auf Sandstein.

Die geologischen Besonderheiten der unterschiedlichen Sandsteinschichten lassen sich am Münster in Freiburg studieren. Für dessen Bau und Instandhaltung wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts auch Heimbacher Sandstein eingesetzt. Mindestens 600 Jahre lieferten die Heimbacher Steinbrüche Material für das imposante Gotteshaus. Die Baumeister in Freiburg setzten aber mit der Zeit mehr auf Sandsteine aus anderen Brüchen, weil sie leichter zu bearbeiten sind. Eine dieser Steinquellen lag auf dem Freiämter Allmendsberg. Von diesem Steinbruch, der bis ins 19. Jahrhundert der Freiburger Münsterbauhütte gehörte, ist aber heute kaum noch etwas zu sehen. Der von den Steinmetzen geliebte Freiämter Sandstein setzt allerdings den Luftschadstoffen ähnlich wenig Widerstand entgegen wie seinerzeit den Steinmetzen. Entsprechend sanierungsbedürftig waren immer wieder jene Teile des Freiburger Münsters, die aus Steinen vom Allmendsberg geschaffen wurden. Der Buntsandstein besonders vom Mühlsteingrüble in Heimbach ist da resistenter. Grund dafür ist sein Gehalt an Kieselsäure. Der Stein war aus diesem Grund nicht nur hart. Die Steinhauer holten sich beim Bruch auch Staublungen, was die Lebenserwartung der Arbeiter auf unter 40 Jahre sinken ließ! Dieses Mühlsteingrüble im Süden des oberen Steinbruchs ist inzwischen zugewachsen. Die Sandsteinbrüche in Heimbach ziehen sich jeweils Hunderte von Metern hin und waren über Jahrhunderte Lebensgrundlage für viele Heimbacher. Steinhauer aus dem ganzen Land oder selbst aus Italien arbeiteten dort. Die Abbautätigkeit war im 19. Jahrhundert so groß, dass man sogar daran dachte, für den Transport eine eigene Bahnlinie bis ins hintere Heimbachtal zu bauen. Die Arbeitsspuren an der Aufschlusswand und die Werkzeugfunde (zu sehen im Heimbacher Ortschaftsamt) lassen erahnen, welche Schufterei das Brechen der Steine bedeutete. Schründe und Löcher mussten in den Stein getrieben werden. Holzkeile wurden in den Löchern gewässert, dehnten sich aus und brachen den Stein. Erst später wurde Sprengstoff verwendet. Anfang des 20. Jahrhunderts endete der Heimbacher Steinbruchbetrieb. Was die Hauer und Metze aus dem Heimbacher Sandstein schufen, begegnet den Menschen im Breisgau auf Schritt und Tritt: Das Münster und das Neue Rathaus in Freiburg, die Kirche in Köndringen, die Wasserbauwerke am Leopoldskanal in Riegel, viele Gewänder sowie Figuren an Gebäuden.
Michael Haberer, 21.6.2008, www.badische-zeitung.de

Steinbruch Teningen-Heimbach: Auf Anfrage bietet das Ortschaftsamt Heimbach Führungen an: Telefon: 07641/8707. Dort ist auch eine Projektbroschüre von Schülern der Teninger Theodor-Frank-Schule über den Heimbacher Steinbruch und den Freiburger Münsterbau zu bekommen.

 

Grundwasserversalzung Oberrhein und das Verursacherprinzip

Warum zahlen die europäischen SteuerzahlerInnen die Untersuchungen und nicht die Mines de Potasse d'Alsace und die Kali und Salz AG?

Am 13.03.2008, wird um 12.00 Uhr im Neubau des Freiburger Regierungspräsidiums, die deutsch-französische Studie zur Chlorid-Grundwasserbelastung am Kaiserstuhl vorgestellt. Der BUND begrüsst es, dass diese sehr wichtigen Untersuchungen zum schlimmsten Grundwasserskandal am Oberrhein (bis zu 50 Gramm Salz im Liter Grundwasser) durchgeführt werden. Er kritisiert allerdings, dass diese Untersuchungen von den europäischen SteuerzahlerInnen mit europäischen Interreg III A-Mitteln bezahlt werden und nicht von den bekannten Verursachern, den Mines de Potasse de Alsace und (in geringerem Umfang) von der Kali und Salz AG. Wenn ein Autofahrer im Wald Öl ablässt und erwischt wird, wird er zurecht bestraft. Er muss die Untersuchungen des Bodens, die Bodensanierung und alle Folgekosten zahlen. Wenn der Verursacher einer Umweltbelastung zweifelsfrei feststeht, dann sollte dieser bestraft werden und die Sanierungs- und Untersuchungskosten tragen. Doch dieses Prinzip wird allzu häufig nur bei kleinen Umweltsündern angewandt. Bei den Mines de Potasse d'Alsace und der Kali und Salz AG das Geld zu holen ist zweifellos "schwieriger" als bei kleinen UmweltsünderInnen. Doch diese umweltpolitische Ungerechtigkeit und Ungleichheit darf nicht akzeptiert werden. Es geht dabei auch nicht um Peanuts: Knapp zwei Millionen Euro hat eine erste Untersuchung mit Probebohrungen gekostet, davon stammten 975 000 Euro aus EU-Fördertöpfen. Daneben gab es eine "Erkundung des tiefen rheinnahen Grundwasserleiters in Fessenheim und Breisach". Dafür wurden knapp eine halbe Million Euro an öffentlichen Geldern ausgegeben. Im Sommer 2006 wurde die Studie bewilligt die jetzt vorgestellt wird und die auch wieder viel Geld gekostet hat. Es wäre evtl. akzeptabel die Studien mit öffentlichen Geldern vorzufinanzieren um nicht lange Prozesse abwarten zu müssen. Doch noch gibt es keine erkennbaren Bemühungen der Behörden die Gelder bei den Verursachern wieder zu holen. BUND Regionalgeschäftsführer Axel Mayer wird sich mit diesem wichtigen Thema an den europäischen Rechnungshof wenden, um so das Verursacherprinzip auch bei großen, einflussreichen Umweltverschmutzern durchzusetzen. Auch bei der Sicherung der Trinkwasserversorgung von Breisach wurden die durch die Chloridbelastung des Grundwassers nötigen zusätzlichen Investitionen nicht dem bekannten Verursacher aufgebürdet, sondern blieben bisheran den GebührenzahlerInnen der Stadt hängen.
Umfassende Infos und Karten zu diesem wichtigen Themenbereich finden Sie hier:
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/idx-salz.html

http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/studie-grundwasser-versalzung-verursacherprinzip.html

Axel Mayer, BUND , 12.3.2008

 

Bezirksgruppe der VFMG in Freiburg besteht seit 50 Jahren

Helmut Mattes sammelt Fluorite. Chemisch betrachtet handelt es sich dabei um Verbindungen zwischen Calcium und Flour, dafür geläufig ist der Begriff Flussspat. Doch was der Laie oft schlicht für "hübsche, bunte Kristalle" hält, das ist für Mattes, der sich in der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie (VFMG) engagiert, eine Wissenschaft für sich.

Fluorit-Kristalle kommen in der ganzen Welt vor, und zwar an Stellen, wo sich vor Jahrmillionen Erdplatten bewegt haben. Denn an solchen Orten sind Magma (Gesteinsschmelze) und heißes, mit Mineralien gesättigtes Wasser durch Spalten aus dem Erdinneren nach oben gedrungen. Bei nachlassendem Druck und niedrigen Temperaturen kristallisierte die Fracht kleinster Teilchen aus. Jeweils zwei Flourteilchen taten sich mit einem Calciumteilchen zusammen und bildeten Würfel oder (achteckige) Oktaeder. Je nach Umgebungsgestein, Druck- und Temperaturverhältnissen nahmen die Kristalle die Farben violett, blau, grün oder rosa an oder gerieten zuweilen auch glasklar. "Bei kaum einem anderen Mineral gibt es eine solche Vielfalt" , erklärt Helmut Mattes. Über 1000 verschiedene Ausprägungen nennt Mattes sein eigen, zwei Drittel davon entfalten erst, weil winzig klein, unter dem Mikroskop ihre Pracht. "Es ist eine Wunderwelt, die sich da auftut" , schwärmt der 61-Jährige. Ein großer Teil seiner Kristalle stammt aus dem Schwarzwald. Denn als dieses Gebirge und die Vogesen vor rund 35 Millionen Jahren angefangen hatten, sich zu erheben, geriet das Rheintal zu einer gefährlichen Verwerfungslinie, die mit dem Kaiserstuhl sogar einen Vulkan hervorbrachte. Wer wie Helmut Mattes Mineralien sammelt, wird unwillkürlich zum Fachmann und kommt bei seiner Suche nach Informationen an der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie nicht vorbei. Die Freiburger Sektion, deren stellvertretender Vorsitzender Mattes ist, ist eine von 70 Bezirksgruppen bundesweit. In diesem Jahr feiert sie ihr 50-jähriges Bestehen. Sie zählt 119 Mitglieder, fast alle sind Sammler, wobei sie unterschiedliche Schwerpunkte haben. Einige sammeln auch Fossilien. Vorsitzender ist Gerhard Niceus aus Buggingen, er besitzt über 10 000 verschiedene Ausbildungen von Mineralien. Sein Favorit ist der Anatas. Dabei handelt es sich um schwarzgraue, braune oder blaue Kristalle des Titandioxids. Ebenso wie Flussspatkristalle waren diese Anatasmineralien in Erdspalten durch das Ausfällen aus heißem Wasser entstanden. Sie kommen vor allem in den Alpen vor, aber auch im Schwarzwald gibt es einige Fundstellen. Dieter Nickolay hingegen ist bestrebt, die systematische Ordnung der Mineralien möglichst vollständig auszufüllen. Mehr als 4000 gibt es insgesamt, wobei diese Zahl jedes Jahr wächst, weil unaufhörlich neue Mineralien entdeckt werden. Wenn sich eine Sammlung entwickeln soll, sei der Kontakt zu anderen Sammlern unerlässlich, erklärt Nickolay. Denn selbst finden kann man so viele verschiedene Mineralien gar nicht. Die Sammler in der VFMG tauschen, vergleichen und bilden sich auch gegenseitig fort. Sie treffen sich jeden vierten Montag im Monat im Gasthaus "Zur Stube" in Freiburg-St. Georgen, im Februar beispielsweise referierte Hans-Jörg Becherer aus Fischingen nahe Efringen-Kirchen über die Geschichte des Bergbaus im Schwarzwald.
Bekannt ist die Freiburger VFMG als Ausrichter der Internationalen Mineralien- und Fossilientage auf der Messe. Aus Anlass ihres Jubiläums organisiert die Sektion im Mai eine zehntätige Exkursion auf die zu Italien gehörenden Liparischen Inseln.

Termine: Die nächste Veranstaltung ist am Montag, 31. März, 20 Uhr, im Gasthaus "Zur Stube" an der Blumenstraße (St. Georgen). Roland Kleinander aus Staufen referiert über die Schwarzwaldalp im Haslital im Berner Oberland.
Silvia Faller, 5.3.2008, BZ


 

Riesige Mineralwasser-Quelle bei Hüfingen entdeckt

Experten vermuten nach Bohrungen in Hüfingen ein riesiges Quellvorkommen, das in der Sekunde achtmal mehr Wasser liefert als beispielsweise die Dürrheimer Brunnen zusammen - und das in bester Qualität.
   

Geologe Eugen Funk aus Staufen startete gestern ein großes Untersuchungsprogramm an der Bohrstation neben der B27. Auch der zeigt sich optimistisch, dass sich in 50 und 130 Metern tiefe große Mengen mineralisiertes Wasser befinden.

Mit einer Wünschelrute fing alles an. Hans Schröter aus Rosbach ist in den vergangenen 30 Jahren schon viel durch Deutschland und im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in andere Länder mit gereist, um Wasser zu suchen. Die geologischen Gegebenheiten auf der Baar ließen Wasser in großen Tiefen vermuten. Und die Wünschelrute bestätigte ihm: im Boden zwischen Hüfingen und Riedsee schlummert ein riesiger unterirdischer See. Das war vor zwei Jahren. Dem diplomierten Ingenieur für Radiästhesie, der auch schon in der steinigen Sinai-Halbinsel Quellen entdeckt hat, ließ Hüfingen keine Ruhe mehr. Er steckte viel eigenes Geld in Probebohrungen und hat inzwischen weitere Geldgeber gefunden. Im vergangenen Sommer starteten an zwei Stellen die Hauptbohrungen. Diese wurden Mitte der Woche abgeschlossen: Der Keuper-Brunnen (benannt nach der Gesteinsschicht) ist 50 Meter und der Muschelkalk-Brunnen sogar 130 Meter tief. 45 Liter Wasser pro Sekunde können aus dem 60 Zentimeter großen Loch abgepumpt werden. "Das ist ganz ordentlich", spricht Bauleiter Frank Schmitt von der Firma BHG Brechtel Brunnenbau aus Ludwigsburg aus Erfahrung. "Die Menge reicht locker für den Aufbau einer Fertigung." Ermutigend ist auch der relativ hohe Mineralgehalt des Wassers. Zum Vergleich: Die Firma Bad Dürrheimer Mineralbrunnen fördert sechs Liter Wasser pro Sekunde aus einem Brunnen und die Mineralisierung ist weniger hoch.
Jürgen Müller, 19.1.2008, www.suedkurier.de

 

Heute vor 650 Jahren: Ein schweres Erdbeben zerstört Basel

Heute vor genau 650 Jahren traf das bisher schwerste Erdbeben nördlich der Alpen die Region Basel. Von Straßburg über Freiburg bis Bern wurden die Menschen aufgeschreckt. In Solothurn stürzten die Türme der St.Ursen Kirche ein. Heute sagen die Geologen, dass es ein Jahrtausenderdbeben mit einer Magnitude von 6,2 bis 6,9 auf der Richter-Skala war. In der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober 1356, gab es vermutlich mindestens zehn heftige Erdstösse. Teile des Basler Münsters, der Stadtmauer, die Klosterkirche St.Alban und viele massive Burgen der Umgebung wurden zerstört.

Erdbeben können sich wiederholen, und darum sollten die Bauvorschriften so ausgelegt sein, dass neue Bauten zumindest einem Beben standhalten, wie dem bisher schwerste Beben in der Region. Mir Sorgen schaut der BUND in diesem Zusammenhang auf einige Industrieanlagen mit großem Gefährdungspotential am Oberrhein, auf das AKW Fessenheim, Teile der Basler Chemie und auf die Industrieanlagen im Bereich Ottmarsheim Chalampe (Rhodia...). Erdbebenbezogene Katastrophenschutzübungen, wie sie jetzt gerade auch in der Schweiz stattfinden (Rheintal 05), sind gut und wichtig. Sie müssen allerdings stets auch das industrielle Gefahrenpotential miteinbeziehen.
Ansonsten sind sie unrealistisch.
Das AKW Fessenheim sei erdbebensicher und für ein Erdbeben wie das Basler Beben ausgelegt, sagt der Betreiber EDF. Und die EDF hat sogar recht! Das Atomkraftwerk Fessenheim könnte sogar  noch einem viel stärkeren Beben als dem Basler Beben standhalten! Dieses Beben muss nur sehr sehr weit von Fessenheim entfernt stattfinden. Wissenschaftler bestätigen: „Das AKW Fessenheim übersteht möglicherweise ein zweites Beben von der Stärke des Basler Bebens wenn dieses Beben sein Epizentrum mindestens 30 km vom AKW Standort entfernt hat.“ Wer aber sagt, dass sich dieses Beben nicht direkt unter Fessenheim abspielt?
Wenn das AKW Fessenheim einem Basler Beben am Standort Fessenheim nicht standhält dann ist es nicht erdbebensicher und gehört abgestellt. Es war unverantwortlich in die Erdbebenzone Oberrhein, in Fessenheim ein AKW zu bauen und es ist skandalös es weiter zu betreiben.
BUND Freiburg, 18.10.2006

 

Neuer Geologie-Park in Lenzkirch fertig gestellt

Projekt der Ortsgruppe im Schwarzwaldverein / Steine zeugen von der Erdgeschichte / Einweihung am 26. September

Mit viel Engagement und ehrenamtlicher Arbeit hat die Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins in den vergangenen zwölf Monaten auf dem Aussichtspunkt in der Schliecht einen kleinen Geologie-Park angelegt. Noch sind ein paar Restarbeiten zu erledigen, doch schon jetzt werden Spaziergänger, Fernwanderer oder erdgeschichtlich Interessierte über die Gesteinsvorkommen rund um die Haslachgemeinde ausführlich informiert. Am Dienstag, 26. September, findet bei den Herbstwanderwochen um 10.30 Uhr eine kleine, offizielle Eröffnungsfeier statt. Eine neue kleine Attraktion hat hoch über dem Kurort so nach und nach Gestalt angenommen. Von der großen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, wurden auf dem schön gelegenen Aussichtspunkt die Arbeiten in einer Art Gemeinschaftsaktion von freiwilligen Helfern, örtlichen Firmen und Bauhof realisiert. Geologisch und heimatkundlich Interessierten erzählen zahlreiche große Felsbrocken, die in den vergangenen Monaten entlang des Wanderweges und rund um den Aussichtspunkt aufgestellt wurden, nun vieles aus der Erdgeschichte des Hochschwarzwaldes. Kleine gesponserte Metallschildchen wurden auf die Steine geschraubt. Dort kann man nun lesen, ob es sich um Haslachgranit, Grauwacken, Buntsandstein oder Porphyr handelt. Wer in der Gesteinskunde nicht ganz so bewandert ist oder noch mehr wissen will, dem vermittelt eine große Informationstafel weiteres Wissen. Über die Vergletscherungen der Eiszeit in Haslach- und Urseetal, über Gesteinsformationen und die Lage der Endmoränen gibt diese Tafel detailliert Auskunft.

Hobby-Geologe Jürgen Grimm hat an diesem Projekt des Lenzkircher Schwarzwaldvereins entscheidend mitgewirkt, auch immer wieder neue Gesteinsbrocken ausfindig gemacht, die dann in der Schliecht aufgestellt wurden. Lenzkirch bietet sich für ein solches Projekt geradezu an. Kaum eine Region bietet eine solche erdgeschichtliche Vielfalt, den Aufschluss so vieler Gesteinsarten, wie gerade das Haslachtal. Dies wurde auch von vielen Geologie-Experten in der Fachliteratur festgehalten. Sogar auf Kohleschichten, was für den Schwarzwald eine absolute Besonderheit ist, kann man an einigen Stellen rund um Lenzkirch stoßen. Attraktiv ist diese neue Infoplattform hoch über dem Kurort sicher auch für Fern- und Tourenwanderer. Der Geologiepark wurde so erstellt, dass der Mittelweg des Schwarzwaldvereines just an dieser Stelle vorbeiführt. Es bietet sich geradezu an, hier eine Verschnaufpause auf dem Weg zwischen Hochfirst und Schluchsee einzulegen, den Blick über das Haslachtal zu genießen und gleichzeitig eine "erdgeschichtliche Bildungslücke" zu schließen. Finanziert wurde das Projekt neben der Hilfe von Firmen oder Ehrenamtlichen ausschließlich aus der Kasse der Ortsgruppe des Schwarzwaldvereines. Dabei schlug die professionelle Infotafel zu Buche. Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, dass der Lenzkircher Schwarzwaldverein in der jüngsten Vergangenheit gewaltig in die Freizeit- und Wanderstruktur sowie in die Heimatpflege investiert hat. Noch nie in der über 120-jährigen Geschichte der Ortsgruppe wurden in wenigen Jahren so viel Arbeit und auch finanzielle Mittel eingesetzt, die Gästen und Einheimischen gleichermaßen zugute kommen. Zu den in den vergangen Jahren abgeschlossenen Projekten zählen die Sanierung der Ruine Urach und der historischen Wasserhäuschen; die Säntisblickhütte wurde renoviert und die Haslachschlucht wieder zugänglich gemacht. Die Gemeindekasse wurde entlastet, indem auf eigene Kosten zahlreiche Ruhebänke auch in den Ortsteilen aufgestellt wurden. Dass die Gemeinde diese Aktionen zu schätzen weiß, zeigt jetzt die öffentliche Einweihungsfeier für den Geopark. Sowohl Bürgermeister Reinhard Feser als auch sein Amtsvorgänger Volker Kunzmann werden in einer Woche zugegen sein. Sie führen in den Wanderwochen die Gäste auf den Ausguck in die Schliecht und laden diese ebenso wie alle an dem Projekt Beteiligten zu einem "Eröffnungstrunk" ein.
Manfred-G. Haderer , 19.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Kaliabbau Buggingen: Das Meer unter der Erde

In Buggingen, einem schmucken südbadischen Dörfchen unweit von Freiburg, steht Axel Mayer am Fuß eines Berges und schüttelt den Kopf. Die Regentropfen stechen die Haut wie dünne Nadeln, dazu Wind von der Seite, ein Sauwetter eigentlich, aber Mayer kommt dies gerade recht. Er ist Regionalgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und zuständig "für alles, was strahlt und stinkt". Zwischen seinen Gummistiefeln kleckert ein Rinnsal den Hang hinunter, um ein paar Meter weiter in einer hässlich klaffenden Spalte im Boden zu verschwinden.

Der Berg ist ein Salzberg. Er ist weder bedeckt, noch ist der Unterboden abgedichtet, und was dort langsam ins Grundwasser sickert, ist hochkonzentrierte Salzlauge. "Und das", schimpft der Umweltschützer, "ist noch gar nichts!" Wütend stapft er zum Auto, knallt die Tür zu und fährt los. Es beginnt eine makabre Rundfahrt durch das größte Trinkwasserreservoir Europas. Schnell wird klar: Nicht nur in Buggingen - in großen Teilen Südbadens und im Elsass besteht höchste Alarmstufe für das Grundwasser. Dabei könnte alles so schön sein: Wenn in Wittelsheim bei Mulhouse in den nächsten Wochen die letzte verbliebene Kali-Mine "Amélie" zugeschüttet wird, gehen in dieser idyllischen Region 100 Jahre Industriegeschichte zu Ende. Was bleibt, ist ein Hauch von Bergwerksromantik über zerfallenen Förderanlagen, nostalgische Spaziergänge durch die kleinen Siedlungen der Arbeiterfamilien, deren Plätze und Straßenkreuzungen mit den rostigen Vermächtnissen ihrer einstigen Blütezeit geschmückt sind: alten Güterloren, riesigen Schwungrädern, martialischen Skulpturen schuftender Grubenarbeiter. Aber die Situation ist alles andere als schön. Umweltschäden haben einen anderen Zeithorizont. Sie lassen sich nicht einfach zuschütten. Und wenn die kernigen Geschichten der Kumpel schon lange nicht mehr erzählt werden, belasten noch immer Millionen Tonnen Salz die Grundwasseradern des Oberrheingrabens. Das Ergebnis ist die größte Umweltverschmutzung in der Geschichte dieser geologisch sensiblen Region. Wie suchende Krakenarme schlängeln sich die kilometerlangen Salzfahnen in rund 100 Metern Tiefe das lockere Kiesbett entlang. Vielerorts ist die Trinkwassergewinnung gefährdet. In Breisach, etwa 20 Kilometer westlich von Freiburg, erreichen die Grundwasserwerte 50 Gramm Salz pro Liter - im Meer sind es 35. Die Brühe ist ungenießbar. Wie lange es dauern wird, bis der Oberrheingraben diese salzige Suppe wieder ausgelöffelt hat, weiß niemand.
Die Selbstverständlichkeit, mit der diese massive Verschmutzung jahrzehntelang stattfand, ist aus heutiger Sicht schwer zu begreifen. Die Herstellung von Kalisalz sicherte in der Vergangenheit dieser sonst eher abgeschiedenen Gegend im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz einen ungeheuren Reichtum. Bis zu 35.000 Menschen fanden in Spitzenzeiten Arbeit in der Salzindustrie. Jetzt sind die Minen erschöpft. Sie stehen verlassen in einem zerfurchten und geschundenen Gelände, gähnende Ruinen aus verwittertem Stahl mit zersplitterten Fensterscheiben. Das Kapital, das ist unschwer zu erkennen, ist weitergezogen. Die Region steht jetzt vor den Scherben eines rücksichtslosen Raubbaus an der Natur. Dabei wäre das alles gar nicht nötig gewesen - wie so oft.

Ein Salzgebirge entsteht
Bei der Gewinnung von Kalisalz, das in der Hauptsache zur Herstellung von Düngemitteln verwendet wird, entsteht Natriumchlorid - Speisesalz. Was andernorts mühselig abgebaut wird, hat man hier jahrzehntelang achtlos auf Haufen gekippt. Statt das Mineral zu verwerten, betrachtete man es als Abfall. Als die Haufen sich allmählich zu gewaltigen Bergen auftürmten, nannte man sie "Kalimandscharos". Im elsässischen Kalibecken entstanden auf diese Weise wahre Salzgebirge. Kahl und zerklüftet wie atmosphärelose Mondlandschaften ragen sie wie ein Stein gewordener Anachronismus in die ansonsten üppig grüne Landschaft - sie bestehen zu 90 Prozent aus Salz. Wie viel Natriumchlorid von den riesigen Abraumhalden an jedem Regentag noch immer ins Grundwasser gespült wird, ist schwer zu schätzen. Ein Beispiel, das den sorglosen Umgang mit der Natur am Oberrhein besonders gut illustriert, liegt auf der Fessenheimer Rheininsel, tief verborgen im Wald. Hier, wenige hundert Meter von der deutschen Grenze entfernt, befindet sich ein Ort, dessen Geschichte den engagierten Naturschützer Mayer immer wieder aufs Neue zum Kochen bringt. Im dichten Gestrüpp der kleinen Insel breitet sich eine weite Senke aus. Was sofort auffällt: Die Vegetation ist eine andere als die, die man sonst hier antrifft. "Salz liebende Pflanzen", brummt Mayer nur. Dann, auf einer Lichtung, tauchen die Überreste eines riesigen Beckens auf. Der Beton ist zerbröckelt, von Salzlauge zerfressene Rohre verlieren sich im Wald. Wie zum Beweis tritt der 50-jährige gegen eine der Leitungen. Sofort bricht der morsche Stahl, heraus tropft eine faulige, rostbraune Brühe. Hier, erzählt er mit bebender Stimme, hatte der mächtige französische Kali-Minenbetreiber "Mines de Potasse d'Alsace" (MDPA) zwei riesige Lagerbecken angelegt. Der Grund: Früher hatte das Kaliunternehmen bis zu drei Millionen Tonnen Salzlauge jährlich in den Rhein eingeleitet. Das machte sich sogar im knapp 700 Kilometer entfernten Amsterdam bemerkbar: Dort zerfraß das Salz die Rohre der Kraftwerke. Deshalb wurde die Lauge auf der idyllischen Fessenheimer Rheininsel geparkt und richtete dort nun ungeheure Schäden an: Weil die MDPA es nicht für nötig hielt, die Becken abzudichten, versickerten Untersuchungen zufolge unglaubliche eine Million Tonnen Salz einfach so im Erdreich. Im Volksmund nannte man die Laugendeponie zynisch "die Lagune". "Für all die schwerwiegenden Schäden dieser weiträumigen Kontamination des Grundwassers muss bislang niemand gerade stehen", sagt Mayer bitter. Bei der Aufsichtsbehörde für Minen- und Reaktorsicherheit in Straßburg sitzt der dortige Leiter Guillaume Wack hinter seinem Schreibtisch und verweist kühl auf eine Studie, "auf deren Ergebnisse wir seit Jahren warten". Darin sollen die Verfehlungen und Schäden der Minenzeit untersucht werden. Wann das Papier zur Verfügung steht? Wack zuckt mit den Achseln. "Keine Ahnung." Es scheint, als finde er das Gespräch ziemlich unnötig. Wen solle man außerdem bestrafen, fragt er. "Die MDPA ist ein Staatsbetrieb. Am Ende zahlen sowieso die Steuerzahler". Wohl auch die Deutschen. Denn während auf französischer Seite die Untersuchungen eher schleppend vorangehen, sollen rechts des Rheins immer neue Gutachten klären, ob und wie eine Sanierung des sensiblen Trinkwasserspeichers möglich ist. Die Studien werden zum großen Teil mit öffentlichen Mitteln finanziert. Drei Millionen Euro wurden inzwischen für Probebohrungen, Erkundungen von Kiesschichten, Messungen von Wasserqualität und Analysen von Substratmorphologien ausgegeben. Zurzeit ist eine weitere Studie bewilligt. Das Resultat ist bei allem Aufwand dasselbe wie in Frankreich: Im Prinzip geschieht erst mal gar nichts. Der Experte für Hydrogeologie im Regierungspräsidium Freiburg, Dr. Hans Plum, glaubt ohnehin, dass die Natur die Sache nur selbst lösen kann. Eine Entsalzung des Grundwassers, sagt er, ist nahezu unmöglich. Aber, immerhin, die Natur hat wirksame Selbstreinigungsmechanismen. Die dauern allerdings: "Bis das Trinkwasser in den betroffenen Regionen wieder genießbar ist, gehen Generationen ins Land", bremst der Wissenschaftler die Erwartungen.

Das Salzgebirge verschwindet
Wieder zurück in Wittelsheim sieht man schon aus der Ferne die Bagger über die Kalimandscharos pflügen. "Immerhin werden nun allmählich die Salzberge saniert", sagt Mayer und reicht das Fernglas weiter. Die Bagger legen eine dicke Erdschicht über die rissigen Poren der Abraumhalden. Aber auch hier gibt es Probleme. Zwar werden einige der Salzberge mit Lehm bedeckt und begrünt, doch ein anderer Teil wird einfach mit Hilfe gigantischer Wasserrohre weggespült - natürlich ins Grundwasser. "Das macht aber nichts" versichert Pierre Bois, Leiter der Behörde für industrielle Entwicklung und Umwelt in Straßburg. Deshalb seien spezielle Brunnen in die tiefen Kiesschichten gebohrt worden, die die Salzlauge wieder nach oben saugen und dann in den Rhein leiten sollen. Ob das funktioniert, ist aber noch nicht geklärt. Umweltschützer sind der Meinung, die Brunnen gehen nicht tief genug an die Wasser führende Schicht heran, mit der Folge, dass ein Großteil des Salzes im Kiesbett zurückbleibt.
Auf der badischen Seite beschäftigt die Verschmutzung des kostbaren Trinkwasserspeichers Oberrheingraben inzwischen die Gerichte. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald klagt gegen die in Kassel ansässige K+S AG, deren Rechtsvorgänger das weiße Gold noch bis 1973 aus dem Boden kratzten. Der Konzern soll für die notwendigen Untersuchungen und für die entstandenen Schäden aufkommen, so die Hoffnung von Landrat Jochen Glaeser. In Kassel allerdings sieht man sich nicht für die Verschmutzungen verantwortlich. K+S könne für die Verfehlungen seiner Rechtsvorgänger nicht in die Pflicht genommen werden, so das Argument. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat vor kurzem anders entschieden: Das Unternehmen sei als Gesamtrechtsnachfolger anzusehen, heißt es in dem Urteil, die Verpflichtung zu einer Sanierung sei also grundsätzlich möglich. Ob aber aus "grundsätzlich" irgendwann "tatsächlich" wird, dafür sind andere Gerichte zuständig. K+S-Unternehmenssprecher Ulrich Göbel machte die Hoffnung auf eine baldige Entscheidung jedenfalls schnell zunichte. Das Unternehmen sei bereit, durch alle Instanzen zu gehen, polterte er. Auch einen außergerichtlichen Vergleich schließt er aus: "Das wäre taktisch unklug." Es wird also noch dauern.

Axel Mayer kennt das. Die Natur hat keinen Anwalt. Nachdenklich schweift sein Blick über die fein ausgewaschenen Furchen der Kalimandscharos. 100 Jahre Kaliabbau haben hier eine ganz eigene Landschaft geformt. Ein von Menschen geschaffenes Gebirge, in seinem Anblick nicht ohne Reiz. "Die makabre Ästhetik der Umweltzerstörung", sinniert Umweltschützer Mayer.

Jochen Schönmann in der taz Nr. 8077 vom 18.9.2006
über bund.suedlicher-oberrhein@bund.net

 

Bausteine des Münsters entstanden vor 250 Millionen Jahren

M
ehr als 800 Jahre ist es inzwischen her, dass die Freiburger mit dem Bau des Münsters begannen. Eine lange Zeit. Für Eckard Villinger ist es indes nur ein Wimpernschlag. Der ehemalige Mitarbeiter des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg rechnet in ganz anderen Kategorien. Wenn er vor dem Münster steht, denkt er nicht nur an Gotik und Romanik, sondern auch an die Zeit vor 250 Millionen Jahren. Damals entstanden die Bausteine der Stadtkirche.
Kompletten Beitrag vom 5.9.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

1356 lag Basel in Trümmern - Rheingraben noch heute ein Hochrisikogebiet

E s ist schon ungewöhnlich herbstkalt, ansonsten aber ein Tag wie jeder andere in Basel. Dass er das nicht bleiben wird, merken zuallererst die Tiere: Die Hühner gackern nervöser als sonst, Katzen huschen vom Kachelofen und ins Freie, vorbei an den Menschen, die ins Haus kommen, um das Abendessen vorzubereiten. Die feierabendliche Stadt ist müde, aber dennoch in Aufbruchstimmung. Nach dem Großbrand zwei Jahre zuvor hat der Bischof Steuerfreiheit verfügt, um den Wiederaufbau anzukurbeln. Basel gleicht in diesen Oktobertagen des Jahres 1356 einer Stadt im Baufieber. Doch jäh drängt sich ein dunkles Dröhnen in den trauten Feierabend. Zuerst kaum wahrgenommen, schwillt es zu einem Grollen an, erst zittert der Boden unter den Füßen, dann schwankt er so heftig, dass die Menschen nach Halt suchen. Was dann geschieht, sprengt die Vorstellungskraft der braven Basler: Dicke Steinmauern knirschen und krachen, bersten auseinander. Deckenbalken lösen sich aus der Verankerung und fallen donnernd in die Häuser.

Nüchtern benennt ein Projekt zur “Neubewertung des Erdbebens in Basel von 1356” unter Federführung der Technischen Hochschule Zürich die Fakten des Horrors: “Der erste Erdstoß ereignete sich um 17 Uhr mit einer Magnitude von 6,2; der zweite, der eigentliche Hauptstoß, ereignete sich um circa 22 Uhr mit einer Magnitude von 6,5 bis 6,9.” Die oberen Stockwerke ganzer Häuserzeilen stürzen bereits beim Vorbeben ein, ebenso Teile der Stadtmauer, des Münsters und anderer Kirchen.
Als gegen Abend Feuer ausbricht, strömen die Überlebenden zurück, um ihr Hab und Gut zu retten. Dann erst kommt das Hauptbeben. Es ist das stärkste Erdbeben nördlich der Alpen seit Menschengedenken und verursacht noch in Bern, Straßburg und Dijon Schäden, dutzende Burganlagen stürzen ein. Eindrücklich die Schilderung der einst “edlen Stadt” durch den Zeitzeugen Francesco Petrarca: Basel sei nun nichts als “Berge von Gestein und Schweigen und Entsetzen” .
Die Quellenlage aus dem späten Mittelalter ist dürftig, aber offensichtlich wurde die Stadt tatsächlich völlig zerstört. An der Verwüstung Basels hatten Brände großen Anteil. Die von dem Beben schwer
geschädigte Innenstadt brannte ebenso nieder wie die St. Albanvorstadt. Die genaue Zahl der Opfer steht nicht fest. Jakob Twinger schrieb einige Jahre später: “Do verdarb ouch vil lutes und vihes vom brande unde vor verfallende” . Der Chronist Conrad Justinger berichtet von 1000 Toten, in einer Chronik der Römischen Kaiser ist von 2000 Toten die Rede. Man nimmt heute an, dass weit weniger als tausend Menschen dem Beben zum Opfer fielen. Der Wiederaufbau der Stadt war erst gegen 1370 abgeschlossen.

Für Basel ist das Erdbeben Tiefpunkt einer düsteren Epoche. Mit ihr verbinden sich Erinnerungen an den Schwarzen Tod, an Seuchenangst und Pogrom. 1348 wütete die Pest in Venedig, in Avignon und rückte auch auf Basel zu. In der durch Pestgerüchte verunsicherten Situation war es ein leichtes Unterfangen, die Menschen aufzuwiegeln — gegen ihre jüdischen Mitbürger. Auf einer Sandbank im Rhein sterben am 16. Januar 1349 mehrere hundert Juden, werden grausam verbrannt in einem eigens vom Stadtrat errichteten Haus. Wenige Wochen später kommt die Pest nach Basel. Und sieben Jahre später das große Erdbeben.
Nicht alle in Basel und der Region am Oberrhein wollen heute an die spezifische Gefährdung aus der Tiefe erinnert werden. Und in der Tat hat der Gedanke an 1356 etwas Beunruhigendes — zumal die Region in den vergangegen Jahren ungewöhnlich häufig von kleineren und auch einem mittelstarken Beben erschüttert wurde. Allein seit 2003 bebte der Oberrheingraben zehn Mal spürbar.

In Basel ist es vor allem ein Mann, der das Thema auf die Agenda gesetzt hat: Bruno Waldvogel, Pfarrer der reformierten Gellertkirche. Über Erdbebenvorsorge und Katastrophenschutz hinaus stellt sich für ihn als Pfarrer außerdem eine spirituelle Frage: Wie kann der Mensch in der Erschütterung geborgen sein?
In seiner Absicht das Thema “Erdbeben” kulturell zu vermitteln, schrieb Waldvogel — der vor seiner Zeit als Pfarrer Dokumentarfilme drehte und für Theater und Fernsehen textete — das Libretto zu einem Musical, dessen Handlung vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse spielt.
Titus Müller, ein junger deutscher Autor, machte daraus einen Roman — “Die Todgeweihte — Basileia und die letzten Tage des Mittelalters” , eine spannend erzählte Geschichte über die schöne jüdische
Federhändlerin Saphira. Es ist eine Geschichte von Verrat, Verfolgung, Glaube und natürlich — Liebe. Ein 70-seitiger Anhang des Romans schildert die Fakten des Erdbebens.
Darüber hinaus wurden an der ETH Zürich, beim Landeserdbebendienst Baden-Württemberg, bei den Katastrophenschutzbehörden in Basel und an der Uni Straßburg das aktuelle Risiko und der Stand der Erdbebenvorsorge recherchiert.
Im schmalen Büro des Erdbebenforschers Donat Fäh an der ETH in Zürich zeigt eine “Global Seismic Hazard Map” in Postergröße die Brüchigkeit der Erdkruste. Gegenüber hängen heitere Kinderzeichnungen. Auf dem Tisch und den Arbeitsflächen liegen Berge von Akten und Dossiers, als gelte es, sämtliche Bedrohungsszenarien binnen Jahresfrist durch unermüdliches Arbeiten vom Tisch zu wischen. Aber der Erforscher der Erschütterungen sitzt ganz entspannt vor dem aufgeklappten Laptop. Der Faktor Zeit bemisst sich bei seinem Forschungsobjekt in Jahrhunderten, wenn nicht in Jahrtausenden. Wenn, was fester Grund sein soll, plötzlich wankt, dann sind es die Sekunden, die zählen. So war es in Kobe, Japan, am 17. Januar 1995. Zwanzig Sekunden genügten, um die Stadt in ein Inferno zu stürzen. 6433 Menschen starben, mehr als 43 000 wurden verletzt, 350 000 obdachlos,
100 000 Gebäude stürzten ein. Die Stärke des Erdbebens entsprach der des Bebens, das im Mittelalter Basel zerstörte.
Kann sich so ein Beben im Rheingraben wiederholen? Für den Seismologen ist es keine Frage des Ob, sondern des Wann. “Das kann heute Nacht passieren oder in einigen hundert Jahren” , so Donat Fäh. “Es kann Basel treffen, aber auch Freiburg oder Straßburg” . Die Gefährdung für ein Beben im Rheingraben liege “im mittleren Bereich” , gehe aber mit einem sehr hohen “Risikopotenzial” einher. Darunter verstehen die Fachleute die erwarteten Auswirkungen im Falle eines Bebens. Hier zählt Basel, so die Experten vom Schweizerischen Erdbebendienst, “weltweit zu den zehn Städten mit sehr hohem Risiko” . Der Grund ist überall zu sehen: Basel ist ein verdichteter Ballungsraum, ein Verkehrsknotenpunkt mit chemischer Industrie, Gaspipelines, Flüssiggas- und Tanklagern. Von den drei Atomkraftwerken in der Region gibt vor allem jenes in Fessenheim Anlass zur Sorge. Die Betreibergesellschaft EDF zeigte sich auch gegenüber den Seismologen als der notorische Geheimniskrämer, als der sie von Politikern und Umweltgruppen schon lange kritisiert wird: Sie verweigerte den Forschern die Erlaubnis auf dem Kraftwerksgelände Bodenuntersuchungen zu machen,
um das seismische Verhalten des lokalen Untergrundes im Falle eines Bebens bestimmen zu können. Die Untersuchungen wurden unlängst in unmittelbarer Nähe der Anlage durchgeführt und tragen, wie der erwähnte Buchanhang schildert, nicht zur Beruhigung bei. Beim heutigen Stand der Vorsorge wäre ein solches Beben in Basel oder Lörrach eine Katastrophe von europaweiter Dimension und nicht im eigentlichen Sinne beherrschbar. “Ja, dann brauchen wir internationale Hilfe” , bestätigt Rolf Meyer. Er
ist der Mann, der in Basel die Aufgabe hat, dem Chaos entgegenzutreten. Meyer ist stellvertretender Polizeikommandant in Basel, der Leiter des kantonalen Katastrophenschutzes. In seinem Büro hat das Chaos ein freundliches Gesicht: An der Wand hängt ein Bild von Jean Tinguely, der anarchisch-menschenfreundlichen Basler Künstlerlegende.
Ein kleines Schweizer Fähnchen hat Tinguely in das Bild integriert. Es scheint den Glauben an eine zivile Ordnung inmitten turbulenter Zeiten zu symbolisieren. Von den Katastrophen, für die man sich wappnen will, kündet die Beschriftung eines Aktenordners auf dem Tisch: “Kobe” . Seit knapp zwei Jahrzehnten hat die Katastrophenvorsorge grenzüberschreitend einen hohen Stellenwert. Die internationale Kooperation wird trainiert und ist eng wie die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Behörden. Notfallpläne liegen in der Schublade, Pläne zur Evakuierung und ein Notbrunnenkonzept liegen ebenso vor wie alle Vorbefehle. Im Zentrum stehen aber Vorschriften für möglichst erdbebensicheres Bauen. In Kobe und Los Angeles habe man sich eindrucksvoll davon überzeugt, so Rolf Meyer, was machbar ist: Nach strengen Erdbebennormen errichtete Gebäude blieben zumeist — wenn auch beschädigt — stehen, während Nachbargebäude einstürzten. Bis zum Jahr 2012 sollen auch die Gaspipelines durch erdbebenresistente Konstruktionen ersetzt sein. Eine Stadt erdbebensicherer zu machen, ist ein langfristiges Unterfangen. Rolf Meyer nennt einen Zeitrahmen von mehreren Jahrzehnten.

Katastrophenschutz heißt, dem Chaos ins Auge zu sehen und sich an die Arbeit zu machen. Die Basler Industrie werte den hohen Aufwand für Katastrophenvorsorge als “echten Standortvorteil” , so Rolf Meyer. In ihren Bemühungen stehen die Katastrophenschützer und Wissenschaftler in einem politischen Konkurrenzkampf mit anderen Interessengruppen um Ressourcen. Dass ihr Thema durch Buch und Musical aufgegriffen wird, findet auch aus diesem Grund ihre Unterstützung. Basel ist nicht auf Fels gebaut. Aber Basel stellt sich seiner spezifischen Gefährdung.
Thomas Lachenmaier, 1.4.2006, Bund über mayer.axel@gmx.net


 

 

Eberhard Jurgalski aus Lörrach - die höchsten Berge der Welt

Ein bisschen ist Eberhard Jurgalski wie Karl May - dessen Bücher spielten in Ländern, die der Winnetou-Schöpfer nie betreten hatte. Eberhard Jurgalski bewegt sich mit seinen Aufzeichnungen über die Berge rund um den Globus ebenfalls überwiegend in Welten, in die er noch nie einen Fuß gesetzt hat. Eines aber unterscheidet den Abenteurer aus Radebeul und den “Orographen” aus Lörrach ganz entschieden: Während Karl May sich den Wilden Westen und den Nahen Osten zusammenfantasierte, ist bei Jurgalski nichts erfunden. Im Gegenteil: Jeder Eintrag in seine zahlreichen Tabellen, so der Anspruch des Perfektionisten, ist so nahe an der Wirklichkeit wie nur irgend möglich.

Angefangen hat alles vor einem Vierteljahrhundert. Da verlor der Mann aus dem niedersächsischen Salzgitter, der Anfang der 70er-Jahre ins Dreiländereck gekommen war, seinen Job. Weil er keine neue Arbeit fand und dadurch nun viel Zeit hatte, besann er sich auf ein Thema, das ihn schon als Kind gefesselt hatte. “Buch der Erstbesteigungen” heißt ein Bändchen, das der Großvater ihm geschenkt hatte und das er heute noch besitzt. Was den Jungen fasziniert hatte, entdeckte der Erwachsene neu: Jurgalski begann, Informationen über die höchsten Berge zu sammeln und aufzulisten. Fünf Jahre lang arbeitete er mit dem schwedischen Himalaya-Chronisten Anders Bolinder zusammen, der auf ähnlichen Wissensgebieten recherchierte. Kurz vor der Fertigstellung eines gemeinsamen Buches starb der Schwede und mit ihm das Projekt, aber Jurgalski nahm sich vor, die Forschungen weiterzuführen.

Er begann, die Informationen in einen Computer einzugeben, zunächst alle Besteigungen der Achttausender und alle geographischen Fakten von Bergen und Gipfeln bis 6000 Metern Höhe. Bald ergaben sich Fragen: Was ist ein selbständiger Gipfel? Was ein Nebengipfel? Was ein Gebirgszug? Jurgalski begann, weil ihm die vorhandenen Systematiken und Definitionen nicht überzeugend und besonders an politischen Grenzen unlogisch erschienen, eigene zu entwickeln. In einem wissenschaftlichen Heft des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins von 2005 wurden seine Vorschläge als zukunftsweisend anerkannt und publiziert. Es ergaben sich Kontakte zu den wenigen Menschen auf der Welt, die auf dem gleichen Feld tätig sind wie Eberhard Jurgalski - etwa zu der amerikanischen Nepal-Spezialistin Elizabeth Hawley oder zum baskischen Chronisten und Geographen Xavier Eguskitza. Seit dem Jahr 2000 ist Jurgalski online, dadurch kamen weltweite Kontakte zu Bergsteigern, Alpinvereinen und Geographen zustande. Im vergangenen Jahr besuchten ihn die österreichische Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner und ihr deutscher Lebensgefährte Ralf Dujmovits. Wer sich wie sie auskennt, weiß Jurgalskis Kenntnisse zu schätzen.

Seit zwei Jahren stellt er seine Besteigungstabellen und Datensammlung nicht mehr einfach ins Internet, wo sich jeder bedienen kann. Nur die detaillierten geographischen Tabellen, etwa die mit den herausragendsten Bergen Deutschlands, der Alpen und der Welt, sind auf der Webseite eines Forscherkollegen zu finden: www.viewfinderpanoramas.org/prominence.html.Viele Stunden am Tag ist Eberhard Jurgalski mit diesem riesigen Puzzle beschäftigt, trägt er Informationen zusammen von den aktuellsten topographischen Karten, von Bergsteigern, Expeditionsunternehmern, Freunden und Informanten aus vielen Ländern und bringt Tabellen und Chroniken auf den neuesten Stand. Derzeit arbeitet der 53-jährige Autodidakt mit seinem System “Elevation Equality” an einer Neueinteilung der Alpen und an neuen Definitionen für die Bergketten Hochasiens. Durch die Ergebnisse der Shuttle Radar Topographic Mission, die im Internet zugänglich sind, haben Jurgalski und Forscherkollegen manche Höhenangabe für Berge auf offiziellen Karten korrigiert. Um diese Forschungen weiterführen zu können und um die Ergebnisse bis in die Schulbücher und Atlanten zu bringen, sucht Jurgalski nach Sponsoren, damit er endlich seine Projekte vervollständigen und bald von dieser Arbeit, die seine Leidenschaft ist, leben kann.
Sabine Ehrentreich in der BZ vom 8.2.2006

Seite von Eberhard Jurgalski mit der umfangreichsten Datenchronik zu sämtlichen 8000ern, zu den Seven Summits sowie zu Pol-Expeditionen. http://www.adventurestats.com Seit zweieinhalb Jahren nicht mehr aktuell. Alle Updates sind aber auf dem PC gespeichert!  Andere Arbeiten sind auf www.alpendominanzen.extreme-collect.de/ oder auch auf www.peaklist.org zu finden.

Für evtl. Interessenten und/oder Sponsoren/Verlage hier die Kontakt-Adresse:
e.jurgalski at t-online.de (at = @)


 

Jahrestag des Erdbebens am Kandel vom 5.12.2004 - über 100 Nachbeben

Vor einem Jahr, in der Nacht zum Sonntag, 5. Dezember 2004, bebte im Elz- und Simonswäldertal die Erde und versetzte viele Bewohner in Angst und Schrecken. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, insbesondere bei den über 100 Nachbeben, hätten keine Besorgnis erregenden Details gezeigt, sagte Dr. Wolfgang Brüstle, Geologiedirektor beim Landeserdbebendienst, jetzt im BZ-Gespräch. Die Auswirkungen lägen völlig im Bereich des Normalen.

In zehn Kilometer Tiefe hatten sich vor einem Jahr zwei Gesteinsschollen entlang einer Verwerfungsfläche ruckartig gegeneinander verschoben, erläuterte Dr. Brüstle. Das Beben erreichte eine Stärke von 5,4 auf der Richterskala und war im Umkreis von 250 Kilometern spürbar. Bei solch’ starken Beben können in anderen Teilen der Welt schon Häuser in sich zusammenfallen. Bei uns, obwohl am Epizentrum, also am Erdbebenherd, gelegen, hielten sich die Schäden in Grenzen. Vereinzelt wurden leichte Schäden an Gebäuden festgestellt, der eine oder andere Schornstein musste repariert werden. Wolfgang Brüstle führt dies zum einen auf den festen Untergrund zurück, zum anderen aber auch auf die stabile Bauweise der Gebäude. Derselben Meinung waren auch Prof. Dr. Lothar Stempniewski vom Potsdamer Geoforschungszentrum sowie die Wissenschaftler des „ Center for Disaster Management and Risk Reduction“ (Cedim) der Universität Karlsruhe.
In Zusammenarbeit mit der deutschen „ Task Force Erdbeben“ stellte der Freiburger Erdbebendienst zur Registrierung der Nachbeben ein Messnetz zusätzlicher Seismographen in der Umgebung des Epizentrums Waldkirch auf. „ Es gab Hunderte von Nachbeben“ , sagte Wolfgang Brüstle, aber fast alle seien nur von den Messgeräten registriert worden, nur ganz wenige waren auch spürbar.

Die Verwerfung im Kandelgebiet war bisher nicht bekannt, als „ Verwerfung unter dem Kandel“ wurde sie jetzt registriert. In den vergangenen zwei, drei Jahren hätte es, so Wolfgang Brüstle, zwar eine geringfügige, aber doch merkliche Häufung von leichten Erdbeben in unserer Region gegeben. Aber das sei nicht außergewöhnlich, da sich Aktivitäten und Ruhephasen abwechseln, so dass im Rückblick auf die letzten 100 Jahre auch eine Häufung sich wieder relativiere. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, insbesondere bei den Nachbeben, hätten keine Besorgnis erregenden Details gezeigt. Wer sich näher über die geologische Großstruktur des Oberrheingrabens, der bis heute aktiv ist und der fortlaufend jährlich um einige Zehntel Millimeter einsinkt und um das gleiche Maß breiter wird, interessiert, kann sich auf einer Übersichtstafel am Festplatz in Simonswald informieren. Darauf sind, neben den Orten vieler kleiner Beben, auch zwei Erdbeben im tektonischen Einflussbereich des Oberrheingrabens verzeichnet: das „ Erdbeben bei St. Die“ in den Vogesen vom 22. Februar 2003 und das „ Erdbeben von Waldkirch und Simonswald“ vom 5. Dezember 2004.
Alles von
Eberhard Weiß vom 5.12.2005 auf www.bzol.de

  

 

Eisenerzbergwerk St-Barbara-Stollen in Freiburg-St.Georgen

Von 1937 an war St. Georgen fünf Jahre lang Standort eines Eisenerzbergwerks. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude – dem Albertus-Magnus-Haus – bestehen heute eine Vielzahl von Firmen und Vereine. Am Sonntag richten sie einen Tag der offenen Tür aus. Dabei können Besucherinnen und Besucher den früheren Hauptstollen besichtigen, geführt von Otto Geiger aus Betzenhausen, der bis 1989 als Maschinensteiger im Kaliwerk Buggingen gearbeitet hatte und im Bergmannsverein Buggingen engagiert ist.

Im Jahr 1937 richteten die Rohstoffbetriebe der Vereinigten Stahlwerke GmbH mit Sitz in Dortmund in der damals selbstständigen Gemeinde eine Eisenerzgrube ein. Bis 1942 wurden 1,4 Millionen Tonnen Erz aus dem Schönberg gefördert. Der Hauptstollen, der mit Dieselloks befahrbar war, erstreckte sich über eine Länge von 750 Meter, heute noch begehbar sind 150 Meter. Der Stolleneingang trägt ein Fresko des Künstlers Adolf Riedlin aus Laufen. Es zeigt zwei Bergarbeiter beim Hauen des Erzes und steht unter Denkmalschutz. 
Auch von Ebringen aus wurde Eisenerz abgebaut. Mit einer Seilbahn wurde das Erz über den westlichen Scheitel des Schönbergs nach St. Georgen befördert und von dort weiter mit der Eisenbahn zu den Stahlwerken im Ruhrgebiet. Stollen mit eine Länge von insgesamt 30 Kilometer waren in den Berg getrieben worden. Ein sechs bis acht Meter mächtiges eisenhaltiges Flöz durchzieht das Schönbergmassiv. Ausgehend von der Nordseite auf der Höhe des Jesuitenschlosses passiert es den St. Georgener Bahnhof in einer Tiefe von 250 Meter Tiefe und mündet im Gebiet des Mooswaldes. Entstanden war dieses Flöz in der Braunjurazeit vor 195 bis 157 Millionen Jahren. Damals war Südwestdeutschland von Meer bedeckt, in das Flüsse eisenhaltige Verwitterungslösungen eintrugen. Daraus entwickelte sich im Lauf der Jahrmillionen eine Gesteinsschicht, in der Sprache der Bergleute ein Flöz von Eisenerz. Das St. Georgener Flöz wurde zugänglich, nachdem sich der Oberrheingraben abgesenkt hatte. Als Randscholle war der Schönberg hängen geblieben. Daher weist er Gesteinsschichten auf, die von den Schwarzwaldbergen längst abgetragen wurden.
Im Tiefbau gefördert wurde das Flöz in den 1930er Jahren auf Befehl der nationalsozialistischen Machthaber. Sie bereiteten den Krieg vor. Mit einem Eisengehalt von 20 Prozent wäre das Flöz unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht abbauwürdig gewesen. Bereits 1942 wurde die Grube stillgelegt, nachdem die Wehrmacht Lothringen mit weitaus einträglicheren Erzgruben erobert hatte. 1939 waren an die 1000 Bergleute in St. Georgen beschäftigt. Sie kamen aus dem Saarland und Ruhrgebiet. Für sie wurden spezielle Wohnhäuser gebaut. Das Gebiet nördlich und südwestlich der Pfarrkirche St. Peter und Paul wird als Bergmannssiedlung bezeichnet. Am Mettweg und in der Blumenstraße entstanden repräsentative mehrgeschossige Häuser, in denen Verwaltungsangestellte wohnten. Von 1940 an mussten osteuropäische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Bergwerk arbeiten.
Alles von Silvia Faller vom 23.9.2005 lesen sie bitte auf www.bzol.de 

  

 

 

Steinwandern.de - Exkursionen im Herbst 2005

So., 11. Sept. 2005:         Hegau - Bodensee - Gebiet ganztags

Sa., 17. Sept.:                   Schichtstufenland (von Freiburg zur Schwäb. Alb) ganztags

So., 18. Sept.:                   Nordvogesen  ganztags

Sa., 24. Sept.:                   Mittelvogesen  ganztags

So., 25. Sept.:                   Wiesental - Südschwarzwald  ganztags

So., 02. Okt.:                   Kaiserstuhl:  Vogelsang - Rüttekamm - Schelingen  halbtags

Mo, 03. Okt.:                   Südvogesen ganztags

Sa., 08. Okt.:                   Wanderung am Wartenberg bei Muttenz   halbtags

So., 09 Okt.:                   Wiesental - Wehratal  ganztags

Sa., 22. Okt.:                   Wanderung um den Castelberg (Grunern - Sulzburg) halbtags

So., 23. Okt.:                   Markgräfler Land: Kandern - Läufelberg - Istein  halbtags

Sa., 29. Okt.:                   Wanderung am Schönberg ganz- oder halbtags

So., 30. Okt.:                   Markgräfler Land und Dinkelberg halbtags

Sa., 05. Nov.:                   Mauracher Berg - Nimberg halbtags

So., 06. Nov.:                    Limberg bei Sasbach   halbtags

So., 13. Nov.:                   Steine in der Stadt 1 (Anm. bei VHS FR.)     Rundgang ca. 2,5 h

So., 20. Nov.2005:             Steine in der Stadt 2 (in Freiburg)        Rundgang ca. 2,5 h

Änderungen der Exkursionsrouten und Terminverschiebungen bleiben vorbehalten.
Preise: Halbtagsexkursionen 16 €, Ganztagsexkursionen 30 bis 36 €, Steine i.d.St. 10,-€
PkW-Kostenbeteiligung in Absprache mit den jeweiligen Fahrzeughaltern.
Die Teilnahme erfolgt auf eigenes Risiko, Haftungsausschluss für eventuelle Schäden irgendwelcher Art. Bitte möglichst frühzeitig anmelden: ca. 10 Tage vorher !

Weitere Vogesentouren folgen, in Absprache mit allen Interessierten. - Falls Sie an einer bestimmten Exkursion teilnehmen möchten, Sie ein bestimmtes Ziel reizt, aber der Termin passt nicht, lassen Sie es mich wissen, vielleicht kann ich die Interessenten und Interessentinnen auf einen anderen Termin „sammeln“!

Einen wunderschönen Spätsommer und Herbst wünscht Ihnen
Ihr Bernd Maul, 14.9.2005,
mehr:
Steinwandern.de - Geologie zum Anfassen - Dr. Bernd Maul >Geologie

  

 

 

Mit Helmut Behringer im Besucherbergwerk Finstergrund bei Wieden

Im Stollen ist es kalt und feucht, fahles Licht fällt auf einen schmalen Schienenstrang, die Felsen glitzern unwirklich gelb im Schein von Neonröhren. „Wie feine Haarlocken sehen Silberadern aus“, erklärt der alte Herr mit dem weißen Plastikhelm, auf dem „Helmut“ steht, einer Gruppe ebenfalls mit Helmen bewehrter Besucher. Sein Gesicht ist zerfurcht, die Uniform khakibraun mit goldenen Knöpfen, die Stimme hoch und kräftig. Dann zeigt er mit einer kleinen Lampe auf die weißen Einschlüsse in den felsigen Wänden: Quarzsteine sind das, keine Diamanten, wie zwei Knirpse gleich ganz atemlos vermuten.

Die Unterwelt der ehemaligen Grube „Finstergrund“ am Ortseingang von Wieden ist das Reich, der 6 Grad kalte Arbeitsplatz und auch ein klein wenig das Schicksal von Helmut Behringer (79). Hier hat der Wiedener in jungen und nicht mehr ganz jungen Jahren gearbeitet, hat Stollen gesprengt, Fluss- und Schwerspat gefördert, seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt. „Bis zum bitteren Ende habe ich hier geschafft“, sagt Behringer und meint damit die Schließung der Grube im Jahr 1972. „Da haben sie uns dicht gemacht,“ erklärt er . Und immer noch schwingt Bitterkeit in der Stimme über den Verlust des Arbeitsplatzes nach fast 30 Jahren Buckelei.
Doch eigentlich ging es für Behringer dann doch noch immer wieder in die Grube hinein: Denn zehn Jahre später öffnete der Wiedener Bergmannsverein die völlig heruntergekommene Grube als „Besucherbergwerk“. Wieder war Helmut Behringer dabei: Diesmal als Führer, als einer der Fremden seinen früheren Arbeitsplatz nunmehr erklären sollte. Was für ein Gefühl das damals war, mag Behringer nicht sagen: Große Worte über Gefühle sind seine Sache nicht

Tief geht es hinein in den dunklen Berg, an der Seite fließt bräunliches Wasser in Richtung Ausgang, es tropft von der Decke. „Rechts gehen und der Frühschicht Platz machen“, mahnt Stollenführer Behringer. Und tatsächlich kommen wenig später dunkle Gestalten entgegen: Touristen vom Niederrhein, mit dunklen Regenjacken und bunten Helmen – der Stollen „Finstergrund“ ist seit langem dicht und doch geht es überaus lebendig zu an diesem historischen Ort mitten im Berg. War es wirklich so, wie Helmut Behringer erzählt? Dass die zutage geförderten Produkte aus dem Berg zwischen Wieden und Utzenfeld fast immer dazu gedient haben, andere Menschen umzubringen? Das dürfte kaum einem der Besucher bewusst sein. Tatsache ist, dass der Bergbau im Gewann „Finstergrund“ im Mittelalter begann und dass damals die Menschen auf der Suche zunächst nach Silber und später nach Blei waren: für Kanonen- und Gewehrkugeln versteht sich. Und dass der im vergangenen Jahrhundert dort abgeräumte Flusspat – wissenschaftlich Fluorit – unter anderem auch als Raketenbrennstoff Verwendung fand. Behringer: „Da hat man nicht nur Zahnpasta draus gemacht“. Er erinnert sich gut an die russischen Kriegsgefangenen, die am Ende des Zweiten Weltkriegs den hübschen, kritallinen Flussspat herausbrechen und in die Loren kippen mussten.

Draußen im Warmen hat heute Vereinsvorsitzender Gerhard Schäuble, ein rotwangiger kräftiger Mann im kurzärmligen Hemd, Kassendienst. Das Kassenhäuschen ist integriert in die vor zwei Jahren neu gebaute Gaststätte – der ganze Stolz des 120 Mitglieder zählenden Wiedener Bergmannsvereins. Rotweiße, helblaue und gelbe Fahnen mit gekreuzten Hämmern hängen von der Decke. „15 Jahre Verein Tiefer Stollen“ ist darauf zu lesen oder auch „30 Jahre Besucherbergwerk Neubulach“. In der einer Höhlennische nachempfundenen Ecke steht eine hölzerne Barbara-Statue, der Schutzheiligen der Bergleute. Später soll hier mal ein Bergbau-Museum unterkommen, noch ist das Zukunftsmusik. Auch im Stollen sind größere Investitionen zur Zeit nicht drin: die für den neuen 100000 Euro teuren Vereinsmittelpunkt aufgenommenen Kredite wollen bedient sein. „Wir haben ohnehin keine Zeit“, sagt Schäuble. Zum Glück kommen die Gäste zahlreich und spülen Geld in die Kasse. „12000 bis 13000 Besucher pro Saison haben sich so eingespielt “, freut sich Vorsitzender Schäuble über die anhaltend große Resonanz auf das Besucherbergwerk. Und Helmut Behringer, der Ehrenvorsitzende und Rekordhalter bei den Führungen ist noch immer Schäubles bestes Pferd im Stall.
„Bei uns war noch alles Handarbeit, bis zum bitteren Ende “, erzählt Helmut Behringer tief im Berg seinen jungen Gästen mit singender Stimme. Die bunten Plastikhelme der Besucher bilden einen eigentümlichen Kontrast zu dem verrosteten Werkzeug , dass an einer Abzweigung zweier Stollen in der blanken Felswand ausgestellt wird. Sein Körper strafft sich für einen Moment als er – einen eisernen Gleisbieger in der Hand – demonstriert wie einst in den Gängen die Gleise zurecht gebogen wurden. Jetzt fahren wieder Züge im Stollen – dreimal im Monat als Touristenattraktion. Die Gleise sind wie die Belüftung und die Elektrik alle neu verlegt. Gerade mal 900 Meter tief sind wir in das unterirdische Reich von „Finstergrund eingedrungen und haben damit nur einen Bruchteil der 20 Kilometer langen Gänge gesehen, die in den Berg seit dem Mittelalter hineingetrieben wurden. „Der Rest ist dicht, da darf keiner mehr rein, so will es das Bergbau-Gesetz“, erklärt Helmut Behringer. Jetzt drängt er nach draußen: Mehr als eineinhalb Stunden sollte die Führung nicht dauern, weiß Behringer aus inzwischen schon wieder langjähriger Erfahrung im neuen Job. „Vor allem die Kinder werden unruhig.“ Der Verein hat für alle Stollenführer extra ein Führerkonzept erstellt, in dem solche Sachen stehen. Und in dem die Fakten genannt werden: viele Besucher sind schließlich vom Fach. Es geht an alten Schubkarren, Bohrern und Loren zurück zum Ausgang. Schon stehen die Besucher wieder vor dem stählernen Tor des „Finstergrundes“. Die beiden Jungs, die anfangs noch Diamanten entdeckt zu haben glaubten, halten Quarzbrocken in der Hand. „ Mensch, so viele wertvolle Steine, dass man die einfach rumliegen lässt, staunen die Kinder. Und ahnen nicht, wie sehr sie in diesem Moment Helmut Behringer aus der Seele sprechen.
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Robert Bergmann vom 1.9.2005 bitte auf www.bzol.de lesen

  

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