Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest

Infos zur Atomkraft
im Schwarzwald und Breisgau
ab August 2007

Home >Gesellschaft >Zukunft >AKW >AKW8

Dreisamtal - Blick nach Osten über Kirchzarten zum Hinterwaldkopf im Juni 2007
Dreisamtal - Blick nach Osten über Kirchzarten zum Hinterwaldkopf im Juni 2007


 

Umweltprobleme des Uranabbaus bleiben unerwähnt

Es war ja nicht anders zu erwarten. Kaum wird eine Studie publiziert, die den sicheren Betrieb von Atomkraftwerken in Frage stellt, erscheint prompt ein Bericht, der die Risiken der Kernkraft als "relativ gering" einstuft. Allerdings bleiben die Umweltprobleme, die beim Uranabbau und bei der Urananreicherung entstehen einfach unerwähnt. Während bei den Photovoltaik-Anlagen sogar ein "Montagerisiko" erwähnt wird, und dass giftige Stoffe freigesetzt werden, falls ein Solarfeld brennen sollte, steht bei der Kernennergie nichts darüber, dass der Uranbergbau verstrahltes Grundwasser und verseuchte Flüsse in den Abbauregionen hinterlässt. Ein Brand oder Flugzeugabsturz, Erdbebenrisiko etc. bleiben ebenso unberücksichtigt. Da die Konzentration von Uranerz meist sehr niedrig ist, müssen für die Gewinnung von Uran große Gesteinsmengen abgebaut werden. Bei einem durchschnittlichen Uran-Gehalt des Gesteins von 0,1 Prozent, ist 99,9 Prozent des Gesteins Abfall. Diese 0,1 Prozent müssen, ähnlich wie bei der Goldgewinnung, chemisch aus dem Gestein gelöst werden. Außerdem muss das Uran anschließend noch angereichert werden. Dabei entsteht nochmals Uranhexafluorid als Abfallprodukt, welches momentan noch nach Russland exportiert wird. Aus Kohle wird ungefähr die Hälfte unserer Energie gewonnen. Die Kohle wird verstromt. Dabei werden über 50 Prozent der Primärenergie als Abwärme in die Atmosphäre geblasen. Die verwendete Kohle stammt aus China. Werden die Umweltschäden, die in China entstehen und die hohe Mortalität in den chinesischen Kohlebergwerken, in der Bilanz berücksichtigt? Die Feinstaubbelastung ist ein großes Problem. Insbesondere in den Städten beträgt der Anteil des Verkehrs an den Feinstaubemissionen 50 Prozent. Am 22. September 2006 wurde in der Badischen Zeitung der Artikel veröffentlicht "Gifte, die noch kein Staubfilter zurückhält" . In diesem Artikel wird Reto Giere, Professor für Geochemie an der Universität Freiburg zitiert. Danach steht die Feinstaubforschung erst am Anfang. Um den Feinstaub unter die Lupe nehmen zu können, benötigt man laut Giere ein Transmissionselektronenmikroskop. So ein Gerät gibt es aber nicht in Freiburg, sondern in Sydney. Dort treffen sich dann auch Feinstaubforscher aus der ganzen Welt. Die Energiegewinnung aus Holz schneidet ganz schlecht ab, weil nur die Feinstaubproblematik in Betracht gezogen wird. Es bleibt unberücksichtigt, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, der regional zur Verfügung steht, der außerdem CO-neutral in der Verbrennung ist. Dabei wird unterschlagen, dass bei Holz durch sachkundigen Umgang Schadstoffemissionen reduziert werden können. Und außerdem: Selbst wenn die Erneuerbaren Energien nicht unproblematisch sind, bleibt uns gar keine andere Wahl, angesichts des Klimawandels und der Tatsache, dass alle fossilen Brennstoffe endlich sind. Dass trotz aller zur Verfügung stehenden Informationen in Deutschland der Neubau von 28 Kohlekraftwerken geplant und eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Erwägung gezogen wird, zeigt, wie groß die Macht der Energiekonzerne ist, auch was die Beurteilung von erneuerbaren Energien betrifft.
BZ-Leserbrief vom 22.12.2007 von Alma Fischer, Buggingen

 

Die C0-Verteufelung dient der Atomenergie
Angeblich stehen uns Klimakatastrophen bevor, hervorgerufen hauptsächlich durch die hausgemachte Emission von C0. Doch dieser ungiftige Bestandteil der Luft wird von der Flora in einem naturgewaltigen Kreislauf seit Jahrmillionen in Sauerstoff und Kohlenstoff gespalten. Die ganze C0-Verteufelung dient vor allem dazu, der Atomenergie eine Renaissance zu ermöglichen. Es werden im Jahr knapp 600 Gigatonnen (GT) C0aus natürlichen Quellen wie Vulkanen und Erdspalten an die Atmosphäre abgegeben. Demgegenüber ist der Mensch derzeit für 30 GT Eintrag pro Jahr verantwortlich. Das ist 1/20 von 600 GT. Da C0 nur zu etwa zwölf Prozent an der Treibhauswirkung aller Treibhausgase, im Wesentlichen Wasserdampf, Ozon, Stickoxid, Methan, beteiligt ist, ergibt sich eine "Treibhauswirkung" des anthropogenen C0 von fünf Prozent mal zwölf Prozent (0,05 mal 0,12 = sechs Prozent) — nach Professor Bert Küppers. Hinzu kommt, dass nur etwa jedes dreitausendste (0,03 Prozent) Luftmolekül ein C0-Molekül ist, sie treten also ziemlich vereinzelt auf.
BZ-Leserbrief vom 22.12.2007 von Gustav Fischer, Weil am Rhein-Haltingen

 


Erdbebenrisiko bei Planung von Fessenheim unterschätzt
    
Basel. sda/baz. Bei der Planung des französischen AKW Fessenheim nördlich von Basel ist das Erdbebenrisiko unterschätzt worden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Auftrag der Regierungen von Basel-Stadt und Jura. Die Sicherheit dieses AKW sei neu zu prüfen.

Das älteste AKW Frankreichs, das 35 Kilometer vor der Schweizer Grenze im erdbebengefährdeten Oberrheingraben liegt, war 1977 in Betrieb genommen worden. Vor dem Hintergrund einer AKW-kritischen Kantonsverfassung sowie eines entsprechenden Atomschutzgesetzes steht für Basel-Stadt die Sicherheit benachbarter AKW im Fokus. Die am Donnerstag in Basel vorgestellte unabhängige Expertise stammt vom Genfer Büro Résonance Ingénieurs-Conseils SA. Zwei Gutachter haben ein gutes halbes Jahr lang umfangreiche Dokumente gesichtet, Fachgespräche geführt, französische Behörden kontaktiert und daraus ihre Schlüsse gezogen und Empfehlungen formuliert. Gemäss der Expertise hat die Fessenheim-Betreiberin die dort erreichbare Erdbebenstärke unterschätzt. Die Erdbebensicherheit des AKW Fessenheim sei indes angesichts von Erfahrungen etwa in Japan «eher höher» als zu Zeiten der Planung und Bau vorgeschrieben war. Ob die Sicherheitsreserve ausreicht, sei aber vor Ort abzuklären.

Berner Mühlen mahlen Baslern zu langsam
Die Kantone Basel-Stadt und Jura als Studien-Auftraggeber haben Behörden von Frankreich, Deutschland und der Schweiz informiert. Frankreich werde eingeladen, die Ergebnisse mit den Verfassern «eingehend zu besprechen». Zudem wird laut Communiqué eine aktuelle Überprüfung der Erdbebensicherheit des AKW Fessenheim «angeregt». Aktiv wurde Basel-Stadt nach wiederholten Zwischenfällen im alten Elsässer Atommeiler am Rhein und angesichts widersprüchlicher Dokumente zur Erdbebensicherheit. Die Regierung habe den Bund und die zuständige binationale Kommission (CFS) angesprochen, doch ein gezieltes und koordiniertes Vorgehen sei nicht zustande gekommen. Dem AKW Fessenheim steht die dritte Zehnjahresüberprüfung im Jahr 2009 bevor. Dafür wieder die alte Erdbebenbasis zu verwenden, wäre «nicht akzeptierbar», schreiben die Experten. Der Basler Gesundheitsdirektor Carlo Conti verhehlte nicht, dass diese Studie den Druck auf Frankreich verstärken soll.

Unwissenschaftlicher Optimismus
Konkret gehe die Betreiberin Electricité de France (EDF) im Vergleich der neueren wissenschaftlichen Einschätzungen von einer sehr optimistischen Einschätzung der Distanz des AKW zu einem realistischen Erdbebenherd aus, sagte CO-Autor Martin Koller. Auch die realistische Beben-Magnitude bewerte sie sehr optimistisch. Zudem klammere die EDF die Möglichkeit eines schwächeren Bebens als dem verheerenden Basler Erdbeben von 1356 aus. Doch auch ein kleineres Beben könne das AKW möglicherweise beschädigen. Diese Einschätzung würden wohl 95 Prozent der unabhängigen Seismologen teilten, betonte Koller. Wie gut die Schlüssel-Bausubstanz des AKW Erdbeben widerstehen kann, konnte mangels Informationen nicht konkret geklärt werden. Er habe EDF gar nicht danach gefragt, weil er das angesichts der Vertraulichkeit dieser Daten für aussichtslos gehalten habe, sagte Koller weiter. Das hätte auch den Rahmen der Studie gesprengt. Basel-Stadt ist Mitglied des trinationalen Atomschutzverbandes TRAS. Laut Conti wurden der Jura und das Baselbiet angefragt für eine Mitträgerschaft der Studie - Jura sagte zu, Baselland ab. Basel liege «in der Windfahne» von Fessenheim, sagte der für Aussenbeziehungen zuständige Justizdirektor Guy Morin. Der jurassische Gesundheitsminister Philippe Receveur wies vor den Medien auf Gebäude im Grenzkanton hin, die beim historischen Basler Erdbeben von 1356 zerstört worden waren. Das AKW Fessenheim liege nur 60 km vom Kanton Jura entfernt, und die diversen Zwischenfälle seien beunruhigend.
Basler Zeitung, 13.12.07, www.baz.ch




Krebs und AKW

Aus einer Studie, die das Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) im Dezember 2007 veröffentlichte, geht hervor, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum
Reaktorstandort deutlich zunimmt. Im Umkreis von fünf Kilometern um die Reaktoren wurde für den Zeitraum von 1980 bis 2003 ermittelt, dass 77 Kinder an Krebs erkrankten, davon 37 Kinder an Leukämie. Im statistischen Durchschnitt wären 48 Krebserkrankungen beziehungsweise 17 Leukämiefälle zu erwarten. Der Studie zufolge gibt es also zusätzlich 1,2 Krebs- oder 0,8 Leukämieerkrankungen pro Jahr in der näheren Umgebung von allen 16 untersuchten Akw-Standorten.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet im Dezember 2007, dass die Forscher der Universität Mainz einen klaren Zusammenhang zwischen Nähe des Wohnorts zu Atomkraftwerken und den Häufigkeit von Krebserkrankungen herstellen.

Radioaktivität im so genannten Normalbetrieb
In der Propaganda der Atomkonzerne EDF und EnBW werden Atomkraftwerke häufig als "abgasfrei" und klimafreundlich bezeichnet. Doch das Atomkraftwerk Fessenheim gibt auch im sogenannten Normalbetrieb über den Kamin, das Maschinenhaus und das Abwasser (Rhein) radioaktive Stoffe an
die Umwelt ab. Jede noch so geringe radioaktive Strahlung kann Krebs auslösen. In der Umgebung vieler Atomanlagen wurden erhöhte Krebsraten festgestellt. Die Grenzwerte für erlaubte Radioaktivitätsabgabe des Atomkraftwerks Fessenheim liegen bei 925 Milliarden Becquerel/Jahr für
radioaktives Material, und 74.000 Milliarden Becquerel/Jahr für Tritium (laut einer älteren dpa-Meldung). Die erlaubte "Entsorgung durch Verdünnung", die schleichende Verseuchung über den Kamin (b
ei Wikipedia heisst der Schornstein der AKWs sehr häufig im schönsten orwellschen Neusprech "Abluftkamin") und das Abwasser in den Rhein, ist ein Skandal.
10.12.2007
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/fessenheim-ausstellung.html




   
  
Luftaufnahme des AKWs Fessenheim. Foto Erich Meyer 



Anti-Atom-Koordination Elsaß - Baden - Basel

Protokoll des Treffens am 18. September 07 in Colmar, Hotel Kyriad

TOP 1 Damm beim AKW Fessenheim / Brief Präfekt
Zusätzliche Informationen:
Der Dammweg ist selbst für 30-Tonner-LkW befahrbar - dies können Terroristen auch leicht selbständig herausfinden. Der deutsche Innenminister Schäuble erachtet terroristischen Angriff auf AKW als
aktuelle Bedrohung. Schäuble ist unser "Kronzeuge".
Es liegt ein Antwortbrief des Präfekten v. 19.07. vor, wonach die bisherige Sicherung / Überwachung als ausreichend angesehen werde.
Beschluß: Aktion in Form eines "Herbstfrühstücks" auf dem Damm: 10.11.07, 11 Uhr Flugblatt (C.W. + J.J.R.) in dt / frz. mit Auszügen aus dem Brief des Präfekten + aus frz. Weißbuch
zentrale Forderung: sofortige Stilllegung des AKW Fessenheim
Ankündigung des Herbstfrühstücks durch CSFR, Presseerklärung f. 26. Oktober

TOP 2: Tour de Fessenheim 2008
provisorisches Datum: Sa., 14. Juni 08
als Forderung hinzunehmen: Kein EPR

TOP 3
Grenelle de l'environnement - entspr. auf dt.: "Runder Tische" zu Umweltthemen
teilnehmende Gruppen von Sarkozy ausgewählt u. zusammengerufen. z.B. ist Reseau Sortir du nucléaire nicht eingeladen. Wwichtig: Zusammenhalt unter den Umweltverbänden (Greenpeace FR, Alsace Nature, ...)

TOP 4
In Oktober Parlamentswahlen in CH. Für 2008 Forderung neues AKW (Ersatz) erwartet. Vermutlich 2010 Rahmenbewilligung. Dagegen ist nationales Referendum möglich (aber schwer). Koordination der AKW-GegnerInnen unter Führung von Greenpeace CH. Über zwanzig Organisationen haben am 28. August in Bern die Allianz 'Stopp Atom' gegründet. www.greenpeace.ch/stoppatom
Nächstes Treffen. Dienstag
di, 4.12.07 à Brisach (local devrait annoncé)


Coordination Antinucléaire de Alsace - Bade - Bâle

Compte rendu de la réunion du 18. septembre 07 à Colmar, Hôtel Cyriad

ordre du jour - point 1
La digue à la centrale nucléaire de Fessenheim / Lettre du prefet
Information additionnelle: La rue sur la digue est aussi carossable pour des camion de 30 tonneau - cela
des terroristes peuvent découvrir facilement à eux mêmes. Wolfgang Schäuble, ministre de l'interieur allemand, estime une attaque à une centrale nucléaire comme une menace actuelle - Schäuble est notre "témoin principal". Nous avons recu une reponse du prefet du 19.07., que la sécurité / surveillance
comme par le passé serait suffisant.
Conclusion: Action à la facon d'un "petit dejeuner d'automne" à la digue le 10.11.07 - 11 h
tract (C.W. + J.J.R) en allemand et en francais aves des extraits du lettre du prefet et du livre blanc français Exigence centrale: fermeture immédiat de la centrale nucléaire de Fessenheim
Avertissement du "petit dejeuner d'automne" par le CSFR texte pour la presse: 26.10.

ordre du jour - point 2
Tour de Fessenheim 2008
date provisoire: samedi, 14. juin 08. Exigence additionnelle: pas de EPR

ordre du jour - point 3
Grenelle de l'environnement
J.J. a ecrit a Greenpeace, Alsace Nature etc.: les invités et les non invités doivent cooperer ensemble. Est ce un tentative de diviser les forces? Ou un marchandage: plus protection pour le oiseaux, mais pas d'opposition au nucléaire?

ordre du jour - point 4
En octobre election du parlement a la suisse. En 2008 probable requete d'un nouveau reacteur (substitution). Contre ça un referendum national est possible (mais difficile) Coordination nouveau des organisations en suisse contre la nucléaire initiée par greenpeace CH. Plus de vingt organisations fondent à Bern l'alliance 'Stop Atom' le 28. aout. www.greenpeace.ch/stoppatom

Prochaine rencontre: mardi, 4.12.07 à Brisach (local devrait annoncé) trifft

29.11.2007


 

Die Grünen: Strategie gegen AKW Fessenheim

Fragen nach der Rolle der AKW-Kontrollkommission bei einer Podiumsdiskussion der Grünen.
Die Landtagsabgeordnete Bärbl Mielich hält es für sinnlos zu fordern, dass Deutsche an den Sitzungen der Fessenheim-Überwachungskommission CLS (Commission Locale de Surveillance) teilnehmen. Bei einer Podiumsdiskussion des Kreisverbands Bündnis 90/Die Grünen in Breisach wurde deutlich, dass der Kraftwerksbetreiber EdF wohl nicht einmal die Franzosen in der Kommission hinreichend informiert.


"30 Jahre Fessenheim — ein Atomkraftwerk bedroht die Region" hieß das Motto der Veranstaltung. Sie war auch vor dem aktuellen Hintergrund anberaumt worden, dass die Stadt Breisach über einen Beitritt zum "Trinationalen Atomschutzverband" (Tras) nachdenkt. Die Abstimmung im Gemeinderat ist laut Mielich aber verschoben worden. Claude Ledergerber, Vorstandsmitglied von Tras, saß mit auf dem Podium. Er berichtete in der gut besuchten Spitalkirche, dass sein Verband in den kommenden Wochen die lang angekündigten juristischen Klagen gegen das Atomkraftwerk (AKW) einreichen will. Eine Klage habe den französischen Premierminister zum Adressaten, eine richte sich an den Präfekten des Departements Haut-Rhin, die dritte ziele auf die europäische Ebene ab, erläuterte er. Ledergerber erzählte auch von den Problemen von Tras, im Elsass Fuß zu fassen. So ist bislang nur eine französische Kommune Mitglied, Mollau in den Vogesen. "Ich kenne einige elsässische Bürgermeister, auch grüne, die hinter uns stehen, die sich aber nicht trauen, die Abstimmung über den Beitritt dem Gemeinderat vorzuschlagen" , sagte der Franzose. Umso wichtiger sei es, dass deutsche Städte und Gemeinden den Franzosen ein Beispiel geben. So könne vor allem ein Tras-Beitritt Breisachs Eindruck machen, meinte Ledergerber. Auch im Publikum wurde das so gesehen. Die Fessenheim-Kontrollkommission CLS ist die erste ihrer Art in Frankreich gewesen. Ledergerber erinnerte an die Anfänge 1977, als ein Hungerstreik stattfand, um die Kommission zu erzwingen. Heute gebe es in ganz Frankreich an AKW-Standorten solche Kommissionen. Sie heißen laut Ledergerber aber nicht Kontrollkommission, wie in Fessenheim, sondern Informationskommission. Doch der Betreiber EdF (Électricité de France) betrachte auch die CLS lediglich als Informationskommission, wirkliche Kontrolle übe sie letztlich keine aus. Auch mit dem Informationsfluss hapert es dem Tras-Vize zufolge: "Die fünf elsässischen Umweltverbände in der CLS werden von der EdF oft benachteiligt, desinformiert und ausgegrenzt"´. Laut Ledergerber sind inzwischen viele Politiker für eine Abschaltung des 30 Jahre alten Atomkraftwerks, auch Staatspräsident Nicolas Sarkozy habe sich dafür ausgesprochen. Das heiße jedoch nicht, dass sie grundsätzlich gegen Atomkraft eingestellt sind, sagte Ledergerber. Viele wollten nur den alten Reaktor durch einen moderneren ersetzen, den "Euro-Reaktor" EPR.

Christian Küppers vom Öko-Institut Darmstadt sitzt seit 2005 in der Deutsch-Französischen Kommission für Fragen der Sicherheit kerntechnischer Anlagen (DFK). Diese Kommission kümmert sich seit 1976 um die Sicherheit von deutschen und französischen AKW im Grenzgebiet. Küppers hat das AKW Fessenheim im vergangenen Jahr mit der DFK besichtigt. Er berichtete in Breisach über die bekannten Sicherheitsmängel des Meilers. So seien die abgebrannten Brennstäbe außerhalb des besonders geschützten Reaktorblocks gelagert. Einem terroristischen Angriff oder einem Flugzeugabsturz halte das Lagergebäude nicht stand, warnte Küppers. Bei seiner Zerstörung werde radioaktive Strahlung frei, die, auf das Element Cäsium bezogen, schlimmer sei als bei Tschernobyl. Komme Regen hinzu, müssten Menschen in einem Gebiet weit über Stuttgart hinaus evakuiert und umgesiedelt werden, so Küppers. Er machte deutlich: Die DFK tauge weder zum wirksamen Kontrollinstrument noch liege es in ihrer Kompetenz, Fessenheim stillzulegen. Bärbl Mielich empfahl nach zwei Stunden Diskussion eine "kombinierte Strategie" gegen Fessenheim: Die Mitgliedschaft bei Tras, den Wechsel zu einem Ökostromanbieter sowie den politischen Protest gegen die 30 Jahre alte Anlage. "Deutsche Vertreter in die CLS zu entsenden, wie das CDU-Bürgermeister in der Region immer wieder fordern, macht vor dem Hintergrund, was wir heute Abend gehört haben, keinen Sinn" , so die Landtagsabgeordnete.
Hans Christof Wagner , 15.11.2007, BZ


Die verdrängte Gefahr des Atomterrorismus

Die Gefährdung von Atomanlagen, Atomtransporten, Zwischenlagern und Kernkraftwerken durch potentielle Anschläge und Terror wird in der politischen Debatte gerne verdrängt und ausgeblendet. Wo neue Akzeptanz für AKW geschaffen werden soll, stört der nötige Hinweis auf potentielle Gefahren.   Doch die so genannte friedliche Nutzung der Atomenergie hat die Büchse der Pandora weit geöffnet.
So gibt es für Atom - Terrorismus vier denkbare Wege:

  • Aus spaltbarem Material (Plutonium-239, hochangereichertes Uran-235...) könnte ein nuklearer Sprengkörper einfachster Technologie gebaut werden.

  • Verwendung einer (gestohlenen) Atombombe aus Beständen regulärer Armeen.

  • Radioaktives Material kann mit Hilfe einer geeigneten technischen Vorrichtung in der Umwelt verbreitet werden, um eine radioaktive Verseuchung zu schaffen. (Schmutzige Bombe)

  • Direkter Angriff auf ein Atomkraftwerk, einen Castortransport, eine Wiederaufarbeitungs-anlage oder sonstige Atomanlage

  • Während die Punkte 1 und 2 technisch extrem aufwändig und sehr unwahrscheinlich (aber nicht ausgeschlossen) sind, müssen die letzten beiden Punkte als konkrete Bedrohungen angesehen werden. Gerade die politische Instabilität mancher Länder kann auch einen verstärkten Schwarzmarkt für radioaktives Material öffnen, das zwar nicht für den Bau einer Atombombe geeignet ist, mit dem aber sehr wohl eine Schmutzige Bombe gebaut werden kann. Die "Freisetzung" nur eines kleinen Teils, der in einem AKW vorhandenen Radioaktivität durch einen Anschlag, hätte verheerende Folgen für alles Leben im weiten Umkreis. Große Landstriche müssten für lange Zeiträume evakuiert werden. Dies wäre eine menschliche und ökonomische Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.

    Ein Anschlag mit "modernen" panzerbrechenden Waffen auf ein AKW hätte diese Auswirkungen. Panzer-und bunkerbrechende Waffen aller Art gehören leider schon lange zum gängigen Waffenarsenal im Bereich des Terrorismus. Eine Studie der deutschen "Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit" zeigt realistisch die Terroranfälligkeit der Atomkraftwerke. Im Gegensatz zu den früheren Verharmlosungen der Betreiber sind die Schlussfolgerungen für die deutschen AKW s dramatisch. "Keines der 19 deutschen Atommeiler ist so gegen einen Flugzeugabsturz gesichert, dass eine Atomkatastrophe als Folge ausgeschlossen werden kann. Fünf Kernkraft-Typen wurden als Referenzanlagen genauer analysiert und die Ergebnisse dann auf die übrigen 14 Meiler übertragen. Im Prinzip gingen die Experten von zwei Unfallszenarien aus: Im ersten zerstört ein Passagierflugzeug die Reaktorhülle. Im zweiten Szenario werden durch den Aufprall die Rohrleitungen im Inneren des Reaktors abgerissen. Die Studie kommt zu einem dramatischen Ergebnis: Zwar würden die Betonhüllen bei den sieben modernen Druckwasserreaktoren, die gegen den Absturz eines Phantom-Kampfjets ausgelegt sind, dem Aufprall einer Passagiermaschine standhalten, ein Gau wie der in Tschernobyl ist aber möglich: Die Erschütterungen durch den Aufprall könnten zu schweren Zerstörungen im Inneren führen. Bei den drei neueren Siedewasserreaktoren (Krümmel sowie Gundremmingen B und C) würde ein größeres Verkehrsflugzeug sogar die Betonhülle durchschlagen. Noch verwundbarer sind die neun älteren Kernkraftwerke, bei denen schon durch den Absturz eines kleinen Verkehrs-flugzeugs eine Katastrophe ausgelöst werden kann." Quelle: GRS Gutachten und Süddeutsche Zeitung 30.12.2003

    Atomkonzerne Atomparteien und die Gefahren des Atomterrorismus
    Viele deutsche AKW und auch die AKW Fessenheim (F) und Leibstadt (CH) am Oberrhein stehen in der Nähe der Einflugschneisen von Flughäfen. Es kann nicht darum gehen Panik zu verbreiten. Es geht aber auch nicht, angesichts von realen Gefahren den Kopf in den Sand zu stecken. Wie hatten viele Politiker doch nach den Anschlägen des 11. September in New York getönt. Flugabwehrgeschütze sollten schnell Atomanlagen sichern. Nebelwerfer sollten die Atomkraftwerke "unsichtbar machen". Doch konkrete Sicherheitsanstrengungen oder eine flächenhafte Umsetzung von wirklich sinnvollen Sicherungsmaßnahmen sind nicht zu erkennen. Solange die AKW`s nicht abgeschaltet sind, sollten sie zumindest besser gesichert werden. Nach einem Anschlag mit modernen bunkerbrechenden Waffen oder einem Flugzeug auf ein Atomkraftwerk würde ein Teil Deutschlands schlicht aufhören in der bisherigen Form zu existieren. Erschreckend ist die Apokalypsenblindheit der Betreiber und Atomkonzerne und die politisch gewollte Einseitigkeit der aktuellen Debatte. Die Debatte um Terrorismus darf nicht zu Hysterie und einer Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten führen. Sinnvolle Maßnahmen gegen Atomterrorismus müssen aber schnell umgesetzt werden, solange die AKW noch betrieben werden.

    Die differenzierte BUND-Kritik zum Thema Atomterrorsismus ist auf das AKW / KKW Grafenrheinfeld, Gundremmingen, Neckarwestheim, Isar, Biblis, Brokdorf, Brunsbüttel, Emsland, Grohnde, Krümmel, Unterweser, Philippsburg und Leopoldshafen übertragbar. Sie gilt für die Schweizer AKW Gösgen, Leibstadt, Beznau, Mühleberg und für jedes Atomkraftwerk der Welt

    http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/akw-terror.html, 12.11.2007


     

     

    BUND bittet für eine Informationskampage um eine Spende



    In Deutschland und vor allem in der Schweiz erleben wir zur Zeit massive Kampagnen zur Gefahrzeitverlängerung von AKW, die langfristig zum Neubau von Atomkraftwerken in Deutschland und mittelfristig auch in der Schweiz führen sollen. In der Schweiz hat die die "Vorbereitungsphase" für den
    Neubau begonnen. Der EPR in Finnland ist im Bau.
    Beginnen wir mit dem Wichtigsten, mit Geld. 3,2 Milliarden Euro / 5,2 Milliarden Franken soll der erste Europäische Druckwasserreaktor EPR, der gerade zu Dumpingpreisen in Olkiluoto in Finnland gebaut wird kosten. Realistisch sind nach Expertenansicht eher 4 Milliarden Euro/ 6,5 Milliarden Franken. Beim Neubau von zwei neuen Schweizer Kernkraftwerken geht es also um die Summe von ca. 8 000 000 000 Euro. Gehen wir von 5% Werbung und "baubegleitenden" Maßnahmen zur politischen Akzeptanzgewinnung aus, dann handelt es sich um einen Betrag von 400 Millionen Euro / 650 Millionen Franken. Aus Überzeugung für Atomkraft? "It's the money, stupid!" Wer viel Geld hat kann sich auch teure Propagandisten leisten. Das Schweizer Nuklearforum hat die berüchtigte, weltgrößte Werbeagentur Burson Marsteller engagiert. B M hat viele Jahre im Auftrag von Big Oil und Big Coal in den USA die Klimalügenkampagnen "CO² ist kein Klimaproblem" gefahren und desinformiert jetzt unter dem Motto "Nachhaltige Kernenergie für den Klimaschutz".

    Unsere kleine BUND Untergliederung am Südlichen Oberrhein hat Ihre Wurzeln in der Verhinderungder AKW in Wyhl (D), Kaiseraugst (CH) und Gerstheim (F). Engagiert wehren wir uns effektiv und mit geringen finanziellen Mitteln gegen die Atomanlagen im Dreyeckland, insbesondere gegen das AKW Fessenheim und die atomaren Endlagerpläne in der Schweiz.
    Während zwischenzeitlich die Atomindustrie schon die Wikipedia Seiten massiv beeinflusst, sind kritische Basisinformationen schwer zu finden. Detailaspekte der Kritik werden zwar gefunden, zusammenhängende, umfassende Infos zu einzelnen AKW aber sind selten. Gerade "NeueinsteigerInnen ins Thema, darunter auch viele SchülerInnen, die evtl. noch dazu unter Stichworten wie KKW oder Kernenergie suchen, landen häufig auf den Seiten der Atomindustrie oder deren
    Tarnorganisationen. Aus diesem Grund haben wir mit eigenen Mitteln gut findbar eine umfassende Fessenheim Ausstellung (deutsch und selbstverständlich auch französisch) mit unseren Freunden und Freundinnen aus Frankreich erarbeitet und ins Netz gestellt.
    http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/fessenheim-ausstellung.html
    Die Infos werden auch gut gefunden und rege nachgefragt, was u.a. damit zu tun hat, dass wir im Besitz der Domains www.fessenheim.de und www.fessenheim.org sind, was EDF und EnBW gar nicht freut. Auch eine kurze und knappe Information zu den jedem deutschen und schweizer AKW haben wir mit "Bordmitteln" erstellt. Hier das Beispiel: Leibstadt (CH)    
    http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/akw-leibstadt.html
    Wir wollen allerdings zu jedem deutschen und schweizer AKW einen ähnlich umfassenden und intensiv recherchierten Text wie zu Fessenheim ins Netz stellen.* Wichtig sind bei jeder AKW Seite, dann natürlich die links zu den örtlichen Initiativen. Bereits unsere bisherigen Kurzinfos werden von den Suchmaschinen sehr gut gefunden. Diese können unsere Texte natürlich auch als "Steinbruch" für eigene regionale Internetseiten verwenden. So soll das Projekt auch der Vernetzung dienen. Für eine kleine BUND Untergliederung ist dies ein aufwändiges Projekt. Dies gilt auch für unsere bisherige Arbeit zum Thema Benken und Atomanlagen Schweiz. Wir bitten auch Euch um einen Zuschuß für unsere
    geplante Informations- und Vernetzungsarbeit zu den Schweizer AKW. Wir versuchen der Atompropaganda zumindest ein kleines Informationsprojekt entgegen zu setzen. Auch David brauchte ein Steinchen um Goliath zu erledigen. *Eines dieser Steinchen wäre Eure Spende. *Eventuelle (unwahrscheinliche) Überschüsse würden wir für unsere Anti -- Atomarbeit verwenden. Unabhängig von einer Spende könnt Ihr die Texte zu "Euren" regionalen AKW aber auch gerne auf Eure Homepage stellen oder einen Link legen.
    23.10.2007, Axel Mayer, BUND


    Der Strahlenbund Bern/Schweiz - Ein Fünkchen Unruhe

    Mit Garetten, Kuhknochen und Liedern gegen Atommüll: Vier junge Weinländer stossen Kunst und Politik nach Bern.

    Ganz kurz vor dem Ziel geht es beinahe schief. Wo ist das Zentrum Paul Klee? Auf dem alten Stadtplan von Bern, den Beat Wipf dabeihat, ist es noch nicht eingezeichnet. Der Strahlenbund und seine SympathisantInnen steigen in der Abendsonne auf den letzten Hügel und erreichen den Rand von Ostermundigen. Dort erklärt ihnen eine Frau den Weg. Noch zwanzig Minuten. Die Wandernden atmen auf. Es ist Sonntagabend. Vor fünf Tagen ist der Strahlenbund aufgebrochen, in Benken im Zürcher Weinland. Dort, wo dereinst der Atommüll der Schweiz endgelagert werden soll, im Opalinuston, der laut der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) die geeignetste geologische Schicht dafür ist. Singend sind sie losgezogen, in die Nacht hinein, mit Garetten, aus denen Kuhknochen ragen. Das Ziel ist die internationale Endlagerungskonferenz im Zentrum Paul Klee. «Und da wollen wir unsere Verantwortung abholen. Die Verantwortung, von der die Atompolitiker so gerne sprechen und die sie nicht wahrnehmen. Wir holen unsere Verantwortung mit den Garetten nun zurück und nehmen sie in Zukunft lieber selbst wahr», schreibt der Strahlenbund in seinem Flugblatt. Neben Beat Wipf gehören Vincent Hofmann, Hansueli Nägeli und Luca Fasnacht zur Gruppe. Alle sind in Benken und Umgebung aufgewachsen.

    Fragen Sie nicht

    Es begann mit Beat und Vincent. Beide studierten Kunst und arbeiteten oft zusammen. Gemeinsam besuchten sie in Marthalen eine Veranstaltung der Nagra zum geplanten Endlager. Und wurden dort ziemlich wütend: «Wir durften nicht einmal Fragen stellen», erzählt Beat. «Sie gaben uns einfach das Mikrofon nicht.» Wenig später standen seltsame Vogelscheuchen an der Weinlandautobahn. Das meterhohe, hölzerne «trojanische Nagra-Ross» zog durch die Dörfer. Und am Rudolfinger Kürbisfest tauchte eine riesige, kunstvolle Laterne auf, die der Gegend verseuchten Wein prophezeite. Kunst soll eingreifen, ist Vincent Hofmanns Überzeugung. Die «Kunst in einem geschützten Raum», die er während des Studiums in Zürich erlebte, entspricht ihm nicht. «Mir ist es wichtig, unsere Aktionen künstlerisch weiterzuentwickeln. Ich bin nicht mit allem zufrieden, was wir gemacht haben. Das Trojanische Pferd war ein zu abgelutschtes Symbol, das kurze Zeit später auch die SVP verwendet hat» In der Dämmerung erreicht der Strahlenbund das Zentrum Paul Klee. Der Apéro zur Konferenz, die offiziell International Conference on Geological Repositories (ICGR) heisst, ist bereits im Gang. Als Hansueli auf einen Baum steigt, um die Kuhknochen von den Ästen baumeln zu lassen, wird der Sicherheitsmann hinter der Scheibe unruhig. Bald kommt Markus Fritschi von der Nagra heraus, begleitet von zwei Herren, überfreundlich, er hat bereits mit dem Strahlenbund telefoniert und einen Gratiseintritt für zwei Strahlenbündler angeboten.

    Der Kürbis strahlt
    Später wird der Strahlenbund seine Zelte aufschlagen vor dem Klee-Glashaus, direkt neben der Autobahn. Vorher singen sie noch «Lustig ist es endzulagern» - «und bei der letzten Strophe», sagt Hansueli, der den Text geschrieben hat, «werden die Weinländer immer ganz aufmerksam.» Dort geht es um mutierte Kühe und verstrahlten Kürbis: «Bauern brauchen wir sowieso nicht, steht alles im Migros als Fertiggericht.» Die fruchtbare Gegend zwischen Winterthur und Schaffhausen ist eine SVP-Hochburg. Doch hier lebt auch eine aktive Minderheit: gegen Gentechnik engagierte BiobäuerInnen, alternative Jugendliche und EndlagergegnerInnen. Diese haben sich zur Gruppe «klar!» Schweiz zusammengeschlossen. «Klar!»-Kopräsident ist Lucas Vater Jean-Jacques Fasnacht, der frühere «Radioarzt» von DRS 1, der letztes Jahr wegen genau dieses politischen Enga­gements seine Sendung verlor.

    Gar nicht geheuer

    «Bei der Nagra heisst es immer, im Weinland sei eine Mehrheit für das Endlager», sagt Beat. «Wer mit den Leuten spricht, merkt aber, dass es auch den Befürwortern unwohl ist. Das lässt sich nicht mit einer Statistik ausdrücken.» Der Strahlenbund will die Fotos und Statements von tausend WeinländerInnen festhalten. Ein aufwendiges Projekt. «Viele haben ein grosses Bedürfnis, über das Thema zu reden», sagt Vincent. Die ersten hundert Bilder und Texte hat die Gruppe schon gesammelt. Und es stimmt: Richtig geheuer scheint das Endlager fast niemandem. Der Bauer mit der Katze auf dem Arm meint, man solle den Atommüll doch besser in Militärbunkern lagern. Die alternative Mutter mit den Windelkindern hat Angst, der Lehrling vor dem Volg macht sich Sorgen um die Landwirtschaft. Nur ganz wenige sagen, sie vertrauten «der Wissenschaft». Künstlerisch und politisch arbeitet der Strahlenbund mit dem Vorhandenen. Mit den Orten, Menschen und Gegenständen des Weinlandes. Mit einem alten, geflochtenen Umhängekorb, wie er bei der Obsternte verwendet wird. Mit den Kuhknochen, den Dorffesten und der Autobahn. Und mit Emotionen: «Wir nehmen diese Angst auf, die wir bei den Leuten spüren», sagt Beat. «Es sollen sich nicht nur jene zum Endlager äussern dürfen, die Physik studiert haben.» Auffallend ist die Sorgfalt der vier Aktivisten. Sorgfäl­tig bereiten sie ihre Aktionen vor, sorgfältig diskutieren sie miteinander. Auch scheinbaren Details schenken sie Beach­tung. Sie sind nicht fixiert auf ein Ziel; sie schauen sehr sorgfältig auf den Weg. Am Montagmorgen stehen die Strahlenbündler nicht wie geplant vor dem Eingang des Glashauses. Sondern bei der Busendstation, die nach Paul Klee «Undo-Endo-Platz» heisst. Beim Aufstehen seien sie von PolizistInnen mit Schildern und Gummischrotgewehren umstellt und vom Gelände verwiesen worden, erzählen sie. Kein Fünkchen Unruhe zulassen ist offenbar nach den «Krawallen von Bern» die Devise. Markus Fritschi von der Nagra ist das etwas peinlich. Dafür verschafft er zwei Strahlenbündlern ein Privatgespräch mit dem am Kongress anwesenden Moritz Leuenberger. Dabei habe ihnen ein Sicherheitsmann die Anweisung gegeben, die Arme vom Körper wegzuhalten, die Hände gespreizt - und ja nicht in den Hosentaschen!, erzählen Luca und ­Vincent später.

    Die Reste verbrennen

    Später kommt Fritschi wieder, schaut enthusiastisch auf die ­Protestliedblätter, als wolle er gleich mitsingen, beteuert immer wieder, wie toll er den Protest des Strahlenbundes finde - «es ist doch schön, wenn es ein bisschen bunt ist» -, und setzt dann zu einer langen Rede an über Endlagerung als gesellschaftliche Aufgabe. «Zuerst aussteigen aus der Atomenergie, dann können wir wieder über Entsorgung reden», sagt Luca, aber Fritschi betont, man müsse es getrennt anschauen. Das sagt die ­Nagra, das sagt auch Leuenberger in seiner Eröffnungsrede. Es ist ein seltsames Bild, der Nagra-Funktionär mit seinem schwarzen Anzug und den polier­ten Schuhen neben den weit Gewander­ten mit ihren Faserpelzen, Wanderschuhen und Wollmützen. Sie kommen nicht an gegen seine geschliffene Rhetorik. Dafür sehen sie ziemlich hartnäckig aus. Als könnten sie noch sehr weit gehen. Zu Fuss. Der Strahlenbund sammelt keine Erinnerungsstücke: Vor dem Planen einer neuen Aktion wird das Material der alten zerstört. Die prächtige Laterne vom Kürbisfest landete im Feuer, Kopf und Schwanz des Trojanischen Pferdes ebenfalls. «Immer, wenn wir etwas verbrennen, entsteht etwas Neues», sagt Vincent. Zuerst wollten sie das Pferd den Rhein hinunterlassen. In Eglisau, wo das nächste Wehr ist, hätte es sicher für Verwunderung gesorgt. Und die Garetten? Die Räder abmontieren, mit Kerzen füllen und auch den Rhein hin­unter, war einmal eine Idee. Vielleicht werden sie sie auch an GärtnerInnen verschenken. Die Knochen wurden bereits beschlagnahmt.

    Bettina Dyttrich, WOZ vom 18.10.2007 - Ressort Schweiz, Benken


     

     

    Klage der TRAS gegen AKW Fessenheim
        
    Die Atomkraft-Gegnerschaft im Dreiländereck Basel hat ihre Klage gegen das alte französische AKW Fessenheim fertig. Ihr Verband «TRAS», dem auch Basel-Stadt angehört, hat am Montag deren Einreichung einstimmig beschlossen. Der Mitte 2005 gegründete trinationale Atomschutzverband der Bevölkerung um das AKW Fessenheim (TRAS), das gut 35 km nördlich von Basel am Rhein liegt, hatte erst eine Strafklage im Visier. Damit kam er nicht durch und musste auf eine verwaltungsrechtliche Klage umschwenken, wie TRAS-Vizepräsident Rudolf Rechsteiner auf Anfrage sagte. Eine weitere Verzögerung ergab sich wegen einer Revision des französischen Atomrechtes. Inzwischen ist die Klage fertiggestellt, und die TRAS-Vollversammlung in Basel hat sie abgesegnet. Der Verband hatte bereits vor Jahresfrist die frühere französische Umweltministerin Corinne Lepage als Anwältin dazu engagiert. Anzeige 

    Drei Forderungen
    Gemäss Rechsteiner erhebt die TRAS-Klage drei Forderungen: die Stilllegung des alten AKW, zusätzliche Sicherheitsmassnahmen bis dann sowie die Einhaltung von EU-Recht durch Frankreich in Atomkraft-Angelegenheiten. Als einer der Hauptschwachpunkte wird die ungenügende Erdbebensicherheit dargestellt. Das angestrebte Verfahren soll die schon lange erhobenen Vorwürfe gegen Fessenheim erstmals gerichtlich klären. Rechsteiner- auch baselstädtischer SP-Nationalrat - rechnet aufgrund Lepages Einschätzung mit einem zähen Ringen, das Jahre dauern dürfte. EDF will 2008 für Fessenheim eine neue Betriebsbewilligung bekommen. Bei TRAS engagieren sich bisher rund 30 Gemeinden, darunter über ein Dutzend aus der Schweiz sowie eine erste im Elsass. Dabei sind auch der Kanton Basel-Stadt und die Stadt Freiburg im Breisgau (D). Fessenheim war 1977 ans Netz genommen worden und ist damit das älteste AKW Frankreichs.
    Basel. SDA/baz, 11.9.2007, www.baz.ch

     

    Geographische Informationsportal GIS-ATOM zeigt AKWs auf

    Ab sofort ist das Geographische Informationsportal GIS-ATOM[isator] nutzbar. Eine Vielzahl kostenlos abrufbarer thematischer Karten und Google Maps-Funktionalitäten zeigen kerntechnische Anlagen vor dem Hintergrund ausgewählter Themenfelder:
    - Erdbebengefährdung (Earthquake Endangerment)
    - Katastrophenschutzzonierung (Disaster Control Zoning)
    - Kernschmelze: Kontamination + Evakuierung (Nucleus Core Meltdown: Contamination + Evacuation)

    Und so funktioniert's: Auf der Website
    zcute.com - geograpgisch-geologische Plattform für umweltbezogene Themen steuert der User die einzelnen Themefelder an.
    Neben einer Auswahl an Karten, etwa "Kerntechnische Anlagen in Deutschland und Erdbebenge-fährdung" oder "Kontamination von Blattgemüse nach Kernschmelzunfall im AKW Phillipsburg" können via Google Maps die Katastrophenschutzzonierungen um deutsche Kernkraftwerke sowie     Evakuierungszonen eingesehen werden.
    Bitte beachten Sie, dass die verlinkten Notfallpläne der AKW-Betreiber und Behörden kein Witz sind -
    auch wenn sie dies anmaßen.
    http://www.xzcute.com/akw/akw.php

    xzcute.com - geograpgisch-geologische Plattform für umweltbezogene Themen >AKW

    21.08.2007

     

    Hiroshima und Nagasaki bleiben ein Mahnruf für die Welt

    Vor 62 Jahren fiel die Atombombe auf Hiroshima / Der Oberbürgermeister der Stadt und sein Kollege aus Nagasaki plädieren für eine atomwaffenfreie Welt

    Gestern vor 62 Jahren warfen US-Soldaten erstmals in der Menschheitsgeschichte eine Atombombe. Ihr Ziel war die südjapanische Stadt Hiroshima. Nur drei Tage später fiel die zweite Atombombe auf Nagasaki. Am 6. August 1945 starben in Hiroshima 140 000 Menschen und kurz danach in Nagasaki 73 000. Die US-Regierung rechtfertigt ihren brutalen Einsatz bis heute mit dem Argument, dass nur durch die beiden Atombomben der Zweite Weltkrieg im Fernen Osten rasch beendet werden konnte. Bis zum Jahr 2007 sind noch einmal doppelt so viele Menschen an den Spätfolgen nuklearer Verstrahlung gestorben — insgesamt über 400 000. Und das Sterben geht weiter. Wer in Hiroshima und Nagasaki mit Strahlungsopfern spricht, dem öffnet sich das Tor zur Hölle auf Erden. Im August 1945 starben so viele Menschen auf eine Art und Weise, wie es sich die Welt bis dahin nicht vorstellen konnte. Innerhalb von Sekunden lösten sich Zehntausende in Nichts auf, waren allenfalls ein Häufchen Asche oder für den Rest ihres Lebens verstrahlt und verkrüppelt — wissend, dass ihr Krebs vererbbar sein kann. Diese Vermutung ist für viele japanische Mediziner zur Gewissheit geworden. Anders können sie sich die hohe Sterberate auch bei Jüngeren nicht erklären. Erschütternd ist die Zahl, die der Oberbürgermeister von Hiroshima nannte: Jedes Jahr sterben heute noch über 3000 Menschen an den Folgen atomarer Verstrahlung aus dem Jahr 1945. Der stellvertretende Oberbürgermeister von Nagasaki gab die aktuelle Zahl der in seiner Stadt durch atomare Verstrahlung getöteten Menschen mit 140 144 an. Der Physiker Ernest Sternglas, ein Schüler von Albert Einstein, hat errechnet, dass sich nach den Atombombenabwürfen die Krebsraten in ganz Japan erhöht haben. 62 Jahre danach liegen Hiroshima und Nagasaki nicht nur hinter uns, sondern noch immer vor uns. Wir wissen durch die aktuelle Diskussion um die Atombombe für Nordkorea und eventuell auch für den Iran um den engen Zusammenhang zwischen der so genannten friedlichen Nutzung der Atomkraft und dem Bau der Atombombe. Der Stoff für die Bombe wird in Atomkraftwerken produziert. Ohne sie gibt es — dies gilt auch für den Iran und für Nordkorea — keine Atombombe. Wir müssen auch damit rechnen, dass Atombomben eines Tages in die Hände von Terroristen gelangen, wenn wir das Atomzeitalter nicht hinter uns lassen. Die Katastrophe von Tschernobyl liegt erst 20 Jahre zurück. Die Internationale Organisation "Ärzte gegen Atomkrieg" schätzt, dass durch Tschernobyl bis heute 80 000 Menschen gestorben sind. Aber: In Tschernobyl wurde etwa 50-mal mehr Radioaktivität freigesetzt als in Hiroshima und Nagasaki zusammen. Das heißt: Auch Tschernobyl liegt nicht hinter uns, sondern vor uns. Die Oberbürgermeister von Hiroshima und Nagasaki haben sich schon vor über 20 Jahren geschworen, dass das, was für sie atomarer Massenmord ist, von der Menschheit niemals vergessen werden darf. Sie gründeten die Organisation "Bürgermeister für den Frieden" , der sich inzwischen über 1700 Bürgermeister und Städte aus 122 Ländern angeschlossen haben. Darunter sind auch etwa 300 deutsche Städte. Das Ziel der Organisation: Eine atomwaffenfreie Welt bis zum Jahr 2020.

    Wie wichtig dieses Ziel ist, zeigt die jüngste Einschätzung der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO). Danach war die Gefahr eines Atomkriegs noch nie so groß wie heute. Tatadoshi Akiba, Oberbürgermeister von Hiroshima: "Keine andere Stadt der Welt soll jemals das Schicksal von Hiroshima oder Nagasaki erleiden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen aber noch viel mehr Städte und Dörfer unserem Bündnis beitreten. Bitte helfen Sie uns auch in Deutschland dabei. Denn nur durch viel Druck auf die mächtigen nationalen Politiker der Atombombenbesitzer können wir erreichen, dass die heute weltweit 27 000 Atomsprengköpfe vernichtet werden. Damit kann die Menschheit mindestens 20-mal ausgelöscht werden." Hiroshima und Nagasaki bleiben ein Mahnruf des missachteten Gewissens.
    Franz Alt , 7.8.2007


    Ihre Idee?

    ©  by Freiburg-Schwarzwald.de,  Kontakt, Last Update 02.09.10