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Medien im Hochschwarzwald
Fernsehen - TV - Film
   

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Fernsehen, TV, Film, ...

 Blick vom Salzhof oberhalb Stegen-Eschbach nach Osten zum Lindenberg bei St. Peter Ende Juli 2007  Blick vom Salzhof oberhalb Stegen-Eschbach nach Osten zum Lindenberg bei St. Peter Ende Juli 2007


"Selbst Kindergartenkinder hocken noch bis spät in der Nacht vor der Flimmerkiste:
Um 22 Uhr sind es deutschlandweit 800000,
eine Stunde später noch 200000 und um Mitternacht immer noch unglaubliche 50000.
In 79 Prozent aller Sendungen des deutschen Fernsehens kommt Gewalt vor
 – ein Wert, der noch zu Beginn der 1990er Jahre bei 48 Prozent lag.
Jeder fünfte Jugendliche sieht sogar täglich mindestens einen Horrorfilm."

Professor Manfred Spitzer, Neurobiologe, Leiter der psychiatrischen Uniklinik in Ulm
 


Jugendliche in Deutschland schauen im Durchschnitt 4 Stunden Fernsehen - Tag für Tag.
Die Sendungen betreffen zu über 95% Unterhaltung, Soap, Krimi, Gewalt und Sex.
 

  
   
Gewalt, keine Satire: Lude "Hinkebein" (Wolfram Koch, l.) hat sich Professor Boerne (Jan Josef Liefers) vorgeknöpft
 - Bild: WDR
   

 

Restrisiko: GAU in einem fiktiven Atomkraftwerk bei Hamburg

Am Dienstag, den 18.1.2011 um 20.15 Uhr zeigt der Fernsehsender SAT.1 einen Spielfilm mit dem Titel "Restrisiko" zu einem GAU in einem fiktiven Atomkraftwerk. Hamburg muss evakuiert werden. Die Hauptrolle spielt die erklärte Atomkraftgegnerin Ulrike Folkerts, bekannt als "Tatort"-Kommissarin Lena Odenthal. Der Sender sieht den Zusammenhang mit der Debatte um die verlängerte Laufzeit der AKW in Deutschland.  Deshalb auch folgt im Anschluss an den Film um 22.15 Uhr (bis 23.15 Uhr) die Dokumentation "Restrisiko Atomkraft - Mit Sicherheit unsicher?"
vor allem mit Fachleuten, die in der Atomkraftdebatte die Position der
Gegnerschaft einnehmen:
Ulrike Folkerts (Schauspielerin),
Prof. Dr. Irina Gruschewaja ("Den Kindern von Tschernobyl" e.V.),
Hans-Ulrich Jörges (stellvertr. Chefredakteur STERN),
Dr. Ing. Ulrich Kaier (Energiecontracting Heidelberg AG),
Dipl. Physiker Christian Küppers (Ökoinstitut e.V.),
Henrik Paulitz (IPPNW - Ärzte gegen Atomkraft e.V.),
Wolfgang Renneberg (Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium 1998-2009),
Sylvia Kotting-Uhl (MdB Bündnis 90/Die Grünen),
Ranga Yogesshwar (Wissenschaftsjournalist).
Zu Wort kommen ferner
Guntram Finke (Leiter Abt. Kerntechn. Anlagen und Strahlenschutz, Hessisches Umweltministerium),
Dr. Ralf Güldner (Präsident des deutschen Atomforum e.V.),
Norman Hoffmann (Leiter Zentrale Aufgaben, AKW Biblis).
13.1.2011
http://www.sat1.de/filme_serien/restrisiko/

"Restrisiko" ist kein guter Film geworden, aber ein intensiver. Er spielt geschickt mit den Ängsten und positioniert sich entsprechend. Atomkraft, so die Botschaft, ist gefährlich, ein Vertreter wie der Werksleiter (Kai Wiesinger) rücksichtslos profitgeil und die Laufzeitverlängerung sowieso verantwortungslos. Das spricht vielen im Land aus dem Herzen. Denn so wie im Film will keiner Hamburg sehen. Auch wenn es bloß Science-Fiction ist.
19.1.2011,
www.abendblatt.de/kultur-live/article1760033/Restrisiko-Stoerfall-in-Atomkraftwerk-bei-Hamburg.html

Ein Film ganz nah an der Realität? Eher ganz nah an den Rot/Grünen Angstszenarien um Wähler zu fangen. Dass man sich ausgerechnet ein deutsches KKW aussucht um so einen Film zu drehen ist schon fragwürdig. Wie hat man den den Gau technisch begründet? Tschernobyl basiert ja auf einer komplett anderen technischen Grundlage. Wenn man schon über unsichere KKW´s spricht sollte man doch eher nach Tschechien schauen. Da steht das KKW direkt hinter der Grenze. Aber darüber schweigen die Medien. ....
18.1.2011, tobias, www.welt.de/fernsehen/article12170793/Restrisiko-Leben-in-Hamburg-nach-dem-Atom-Gau.html

Sat1-Fernsehfilm Restrisiko: Dokumentation danach 2fach informativ

Den Fernsehfilm "Restrisiko" mag man unterschiedlich bewerten, die im Anschluß ab 22.15 Uhr von Sat1 ausgestrahlte Dokumentation hingegen war sehr objektiv und informativ - sie lieferte zwei beachtliche  Hinweise:

(1) Ein Tschernnobyl-Gau hat bei uns viel schlimmere Auswirkungen als in Rußland
Sofort nach dem Tschernnobyl-Gau fand sich ein russischer Armeegeneral, der Hunderten von Soldaten befahl, in kleinen Gruppen in der unmittelbaren Umgebung des explodierten Reaktors radioaktiv strahlendes Material "aufzuräumen", d.h. einzusammeln und in Castoren unterzubringen. Alle Soldaten bezahlten diesen Einsatz später mit dem Leben - oft nach langer Leidenszeit. Dazu Dr. Ulrich Kaier: "Bei uns findet sich kein Bundeswehrgeneral, der Hunderte von Soldaten für so einen Einsatz verheizt". Im Klartext: In Deutschland wären die Folgen eines Tschernonbyl-Gaus noch weitaus verheerender als in Rußland, zumal wir auch über keine Roboter verfügen, um die strahlenden Trümmer zu einzuholen.

(2) Anti-Atompolitik macht nur EU-weit Sinn, in D begrenzt hingegen ist sie sogar kontraproduktiv
Sofortiges Abschalten aller AKWs in Deutschland hat zur Folge, dass die umliegenden Atommeiler - allen voran Frankreich - von Teilauslastung auf 100% hochgefahren werden, um Strom nach Deutschland zu exportieren. Im Klartext: Relativ sichere werden durch unsichere AKWs (tschechische Grenze, Fessenheim) ersetzt. Die derzeit rein nationale grüne Anti-Atompolitik muß sich international in die EU ausrichten, vor allem nach Frankreich. Nur mit "Les Verts" werden die Grünen richtig grün.
19.1.2011


 

TV schadet Kindern, auch wenn es nur im Hintergrund läuft

Das Ergebnis: Die Eltern sprachen und spielten weniger mit ihren Kindern. Ihre Aufmerksamkeit für die Kinder war deutlich reduziert. Sie hatten um gemessene 20 Prozent weniger Zeit für Aktivitäten mit ihren Kindern, für Antworten und Reaktionen auf Signale ihrer Liebsten.

Für die Wissenschaftler ist dies ein bemerkenswertes Forschungsergebnis. Weil eine "qualitativ hochstehende Interaktion zwischen Eltern und Kindern" eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Kinder spielt. Und zum zweiten, weil die Studie einer weit verbreitenden Annahme widerspricht: Dass Hintergrund-Fernsehen keinen Einfluss auf sehr kleine Kinder hat, wenn sie nicht auf den Bildschirm schauen. Darüber hinaus geben die Forscher zu bedenken, dass in den USA ein Drittel der Säuglinge und Kleinkinder in Haushalten aufwächst, in denen das Fernsehgerät ständig oder die meiste Zeit über angeschaltet ist. Möglicherweise sind viele Leser von Telepolis, die kleinere Kinder haben, nicht gefährdet, weil sie anspruchsvolle, kluge und bewusste Medienkonsumenten sind, die ihr Fernsehgerät nur mehr zum DVD-Konsum verwenden, wenn die Kinder schlafen. Dafür ist der Computer zuhause ständig an. Wie sich das auf die Aufmerksamkeit gegenüber den anwesenden Kindern verhält, ist meines Wissens noch nicht untersucht. Die private Erfahrung zeigt leichte Parallelen zur Wirkung der TV-Hintergrundnutzung auf die Zuwendung gegenüber den Kindern: "Papa musst du schon wieder zum Computer?" Wer Kinder hat, weiß, wie kostbar der Draht zu ihnen ist, und der funktioniert vor allem über Zuwendung. Der einfache Rat, den mir ein Vater einmal gegeben hat - "Wenn du mit Kindern zusammen bist, mache nichts anderes" - hat sich als guter erwiesen. Seine Dimension hab ich erst später verstanden. Kinder zeigen sich im Spiel, dort legen sie offen, was man, anders als beim Erwachsenen, nicht über Fragen erfährt. Vertrautheit läuft viel übers Spielen. Und sie sind, wenn man sich ihnen zuwendet, auch offener für Bitten und Regeln ("Jetzt ist Bettzeit"). Diese Offenheit entsteht nicht, wenn man mit anderem beschäftigt ist. Der Rückgriff auf Disziplin ist dann meist ein hilfloser Akt. Zuhören mag man nur dem, der sich mit einem befasst. Insofern ist die oben erwähnte Untersuchung weniger banal, als man zunächst annehmen möchte. Die Entwicklung der Kleinen hängt stark von dem ab, wie wir mit ihnen umgehen. Und sie sind schneller weg, als wir glauben.
Alles vopm 21.9.2009 bitte lesen auf
http://www.heise.de/tp/blogs/3/145534

 

 

Rupert Neudeck: TV-Monopol, Wahlwerbesendung, Anne Will, bestellte Claque

Fernsehwerbeflächen für die Parteien – ohne Gebühren und Bezahlung. Wenn das so weitergeht, möchte ich nicht mehr Gebühren zahlen. Da hatte sich Anne Will, wie das heute bei einem Service-Informationssender so üblich geworden ist, aus den Ferien zurückgemeldet, in die sie sich beim Publikum zuvor abgemeldet hatte. Ein Kommentar von Rupert Neudeck

Und was muß der Zuschauer mit entzündeten Augen sehen, der nun mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen schon zu Zeiten seiner Monopolsituation großgeworden ist? Jede Partei bekommt bei „Anne Will“ (Sonntag, beste Sendezeit, nach dem Tatort, noch vor 22.00 Uhr!) einen Großkopfeten, der natürlich in Zeiten der Wahl-Cholera nichts anderes tun darf, als für die eigene Wahlkampfstrategie einzutreten, je heftiger, um so besser für die eigenen Aussichten. Steinbrück, Christian Wulff, Jürgen Trittin. Wer weiß, wer es am nächsten Sonntag sein wird! Da waren dieses Mal ‚nur’ vier wackere Kämpfer, nein eigentlich war es nur drei, denn das Weltkind in der Mitten – Michael Jürgs - war ein veritabler Journalist a.D. und nun mehr das, was eine neue Berufsbezeichnung geworden ist: Bestseller-Autor.
Am fröhlichsten klangen die vier, wenn sie auf die FDP einschlagen konnten, denn die war nicht da. „Wollen sie mich ermorden?“ fragte Steinbrück halb betroffen die Anne Will auf die fast journalistische Frage, warum er denn nicht der Kanzlerkandidat geworden sei?  Kurz, das ist das angekündigte Ende von Journalismus. Wer sich eine Runde vorgestellt hatte, in der Experten darüber diskutieren, wie denn
die alternativen Energien weiter kommen, wie denn das Wachstum in einer Zeit weitergehen darf, in der es besser nicht mehr so viel Wachstum geben darf!? Oder: Wie man die Weltarmut bekämpft, Afrika Zugang zu dem globalisierten Weltmarkt verschafft, den von Israel-USA angesagten Krieg gegen die Atomanlagen im Iran verhindern kann, bevor er begonnen hat!? Oder/Und: Eine Exitstrategie für die NATO in Afghanistan zu entwickeln – also eine souveräne gesellschaftliche Auseinandersetzung.

Die drei Teilnehmer haben alle gar nicht mehr auf die Fragen gewartet, sondern ihre Wahlkampfprothesen angeschnallt und die Sprüche abgespult. Ein origineller Gedanke?  Bewahre, denn das wäre ja etwas abseits der Nomenklatura und der verordneten Semantik. Nein, es lief so, wie es laufen musste, die drei
Parteikämpfer waren sich eigentlich in allem einig, sie und ihre Parteien müssen irgendwie wiedergewählt werden. Trittin war das Weltkind in der Mitten, gleichsam der Vertreter der drei Zünglein an der Waage. Die CDU kam mit Christian Wulff zu ihrer Wahlkampfwerbung und die SPD mit ihrem Schlachtroß Steinbrück. Dass die CDU und die SPD noch gemeinsam Politik für Deutschland zu machen haben, wollte keiner mehr so recht wissen. Da es aber so ist, haben sie den Rahmen zynisch abgesteckt, innerhalb dessen sie sich noch mal loben können und wo der andere zum Abschuss freigegeben ist.
Das Theater der Zur Verfügung Stellung von 60 Minuten Werbesendeminutenfläche hatte etwas unfreiwillig Komisches, denn die Chefin der Sendung, ließ alle sonstigen Mätzchen fallen: es gab nicht die minderen Mitdiskutanten vorne an der Rampe, zu denen sie sonst wie zum Volk heruntersteigt. Die dauernden Werbeinblendungen blieben weg. Denn das eine Mal, das sich Anne Wills Reporter den Ständen der Parteien genähert hatte, sprang den Politikern und den Parteien der blanke Volkszorn offen und nackt ins Gesicht. Da hat Anne Will denn schnell ihre Dramaturgie geändert und die drei Großen zur Wahl frei und
ungehindert reden lassen.
Wunderbar, die Schatzmeister der drei Parteien werden sich gefreut haben, das wird ja jetzt so weitergehen. Früher gab es eine Ehre des Parteien und Staats- unabhängigen Rundfunks, bei der man darauf sah, nicht zum Mikrophonhalter der Mächtigen zu werden. Also Fachleute mal zu Themen zu befragen, die uns die Parteien ganz anders verklickern wollen. Als der einzig unabhängige Michael Jürgs  meinte, die Parteiprogramme seien alle gekennzeichnet durch eine Leerstelle: man habe nicht gesagt, wie und wer das finanzieren solle. Er aber wusste es, durch das Kürzen der allfälligen Subventionen, da kam keine Diskussion auf, wie auch? Das war nicht vorgesehen!  Aber man hat virtuell diese Sendungen alle schon verkauft an die Parteien. Spannend konnte am Sonntag nichts genannt werden. Jede Frage,
die etwas in sich hatte, war immer schon erkennbar für den Parteiagenten, dass er sie nicht beantworten sollte. „Wollen sie mich ermorden?“
Unerträglicher werden diese Werbesendungen ohne Gebühr und Bezahlung durch die Claque, die jeder Kandidat einladen darf. Und diese jeweilige Gruppe bekommt der Zuschauer einer solchen gut gemachten Werbesendung dann auch zu sehen, fröhliche Gesichte und Hände, die Zustimmung signalisierend aufeinander klatschen, dass es nur so kracht. Jede Reihe mit einer anderen Partei besetzt. In den Zeiten, da noch das Medium ein Faktor der unabhängigen öffentlichen Meinungsbildung war, wurden die Parteien gejagt. Heute müssten sie alle an einer Art Pranger stehen, man müsste Ihre Versprechungen auseinandernehmen.  Alle großen Themen der Innen und Außenpolitik, der Sicherheitspolitik, der Grundrechte-Zerfledderung, wie die Gerhard Baum in seinem neuen Buch beschreibt, der Integration der Muslime, unsere Balkan Politik, der untaugliche Krieg gegen den Terrorismus, der ungeliebte Krieg gegen die – wie heißt es doch so falsch – „radikal islamischen Taliban“ könnten gerade jetzt bis zur Erschöpfung behandelt werden. Das ist der Kairos für den TV-Journalismus. Die Pendlerpauschale und wie sie der Autoindustrie hilft, der unaufhaltsame Unfug der Total-Privatisierung, die Rückkehr des Tourismus nach Deutschland, die Handys und das Ende der Privatsphäre. Das wären Themen, die das Fernsehen setzen und markieren könnte. Damit würden sie dann nicht Wahlkampf machen, aber die Wähler-Bürger-Zuschauer dazu bringen, zur Wahl zu gehen und in der Politik vielleicht mehr mitzumachen.
Rupert Neudeck, 19.8.2009, Grünhelme

 

 

Aufstand gegen RTL-Reality: Babys zu Testzwecken, Menschen in Käfigen

Wir stimmen dem zu, dass "der Staat nicht zulassen darf, dass in einer RTL-Reality-Reihe Babys ausgeliehen werden". Aber wer ist der Staat, wenn nicht auch wir Leser und Leserinnen, wir Zuschauerinnen und Zuschauer?! Immer mehr haben wir den Eindruck, dass viel zu viel schweigend hingenommen wird. Babys zu Testzwecken, Menschen in Käfigen, Partnertausch ... Das hat nichts mehr mit schlechtem Geschmack zu tun. Hier werden öffentlich Menschen missbraucht (ob sie wollen oder nicht) und Grundwerte ausgehöhlt. Manche Meinungsmacher manipulieren "auf Teufel komm raus", als ob alles gewollt und damit auch gut möglich wäre. Wegzappen reicht wirklich nicht! Es muss wohl zu einem Aufstand der "Anständigen" kommen. Anständig, nicht im moralisierenden Sinne, aber: Lebensführung hat mit Moral und Werten zu tun. Und die werden in den Medien zunehmend mit Füßen getreten. Da braucht es beherzte Journalisten, die sich nicht populistisch darstellen und einseitig vereinnahmen lassen wollen. In diesem Sinne: Danke, Herr Schmider
BZ-Leserbrief vom 27.5.2009 von Esther und Stefan Heeß, Lörrach

 

 

Fernsehen macht unglücklich

Zufriedene Menschen, so eine Studie von US-Soziologen, lesen lieber Zeitung und pflegen soziale Kontakte.

Jetzt wissen wir es endgültig. Fernsehschauer sind unglücklich. Das wollen zumindest Soziologen der University of Maryland herausgefunden haben, die für ihre Studie USA-weite Erhebungen zu sozialen Einstellungen sowie zu Zeitbudgets von 30.000 Menschen über einen Zeitraum von 30 Jahren (1975-2006) ausgewertet haben. Danach schauen unglückliche oder unzufriedene Menschen länger in die Glotze, während die "sehr glücklichen" Personen mehr lesen und längere Zeit für soziale Kontakte aufwenden. Der Soziologe John Robinson meint: "Fernsehen scheint die Menschen wirklich nicht über längere Zeit so zufrieden zu stellen, wie dies durch soziales Engagement oder durch das Lesen einer Zeitung geschieht." Wie das etwa mit dem Internet ist, lässt sich der Studie leider nicht entnehmen. Fernsehschauen sei, so Robinson, passiver und biete größere Möglichkeiten, sich aus der Wirklichkeit flüchten – "vor allem dann", fügt er mit Blick auf die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise hinzu, "wenn die Nachrichtenlage so deprimiert ist wie die Wirtschaft." Mehr noch, in Zeiten wie diesen könnte der Fernsehkonsum nach dem Soziologen noch drastisch wachsen. Man habe nämlich festgestellt, dass Arbeits- und Fernsehzeit negativ korrelieren. Wenn Menschen zunehmend mehr Zeit für sich zur Verfügung haben, steige auch der Fernsehkonsum. Allerdings würden dann auch die Schlafzeiten länger werden, so dass bei Arbeitsplatzverlust oder geringeren Arbeitszeiten neben dem Fernsehkonsum auch der Schlafanteil ansteigt. Die glücklicheren Menschen sind sozial aktiver, gehen öfter in die Kirche, wählen öfter und lesen auch öfter Tageszeitungen, die unglücklichen Menschen fernsehen hingegen bis zu 20 Prozent mehr, auch wenn man Bildung, Alter, Einkommen, Geschlecht und andere Faktoren berücksichtigt, die sich auf Zufriedenheit und Fernsehschauen auswirken können. Zudem haben unzufriedene Menschen eher das Gefühl, mehr Zeit, als sie wollen zur Verfügung zu haben, gleichzeitig fühlen sie aber zeitlich auch eher wieder unter Druck. Fernsehen sei eine Art Sucht, sagen die Soziologen. Es führe kurzzeitig zu Zufriedenheit, langfristig aber zu Elend, vor allem wenn die Menschen sozial oder persönlich benachteiligt sind. Überdies ist die Belohnung durchs Fernsehen leicht zu haben. Man muss nirgendwohin gehen, nichts ausmachen, sich anziehen oder sich anstrengen, um sofort zufriedengestellt zu werden: "Man kann verstehen, warum die Amerikaner mehr als die Hälfte ihrer Freizeit als Fernsehzuschauer verbringen", sagen die Soziologen. Ungelöst scheint allerdings zu sein, ob nun die Unzufriedenen eher vom Fernsehen angezogen werden oder ob Fernsehen auch an sich Zufriedene ins Unglück stürzen kann.
Kompleten Beitrag von Florian Rötzer von Telepolis bitte lesen auf www.heise.de

 

Falsch, schlecht und übel - Reich-Ranicki zum TV

Marcel Reich-Ranicki, Thomas Gottschalk und die Debatte über Qualität im Fernsehen

Eigentlich war das Fernsehen auf dem besten Wege in Frieden zu sterben. Wie die Musik-CD oder die SPD. In den letzten 40 Jahren war aus einer Zeit der Informationsarmut eine des Überflusses geworden. DSL oder DVD machen heute Drawn Together, House M.D. oder Dexter flexibler, schneller und nicht in misslungenen Synchronfassungen zugänglich. Bei den Untersuchungen zur Nutzung verlor das Medium dem entsprechend seit Jahren immer mehr an Bedeutung. Auch, dass das Programm immer schlechter wurde, war zumindest außerhalb des Fernsehens selbst seit langem Konsens. Großes Aufsehen erregte diese Entwicklung allerdings nicht. Dann kam der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und sprach diese eigentlich triviale Wahrheit auf einer erst durch ihn ins Licht einer breiteren Öffentlichkeit gerückten Veranstaltung aus. Nachdem er sich offenbar mehrere Stunden Ausschnitte aus prämierten Sendungen wie "Deutschland sucht den Superstar" und Auftritte von "Comedians" ansehen hatte müssen, gab er der versammelten TV- und Politprominenz zur Kenntnis, dass er seiner Ansicht nach nicht in diese Reihe von "Blödsinn" gehöre, weshalb er den ihm zuerkannten Fernsehpreis nicht annehmen werde. Die mit der Ablehnung ausgelöste Debatte beschäftigte trotz Finanzkrise und Billionen-Subventionen für Pleitebanken nicht nur die Feuilletons, sondern schaffte es auch auf die Titelblätter der Boulevardzeitungen, in Blogs, Foren und Social Networks. Ein Grund hierfür war sicherlich, dass sich zahlreiche andere Personen in die Diskussion einklinkten: Von Ranickis "Nachfolgerin" Elke Heidenreich über Dieter Bohlen bis hin zu seinem altem Erzfeind Günter Grass, der öffentlich verlautete, der unfreiwillig Prämierte habe mit seiner Show "Das literarische Quartett" die Literaturkritik "trivialisiert" und würde nur das kritisieren "was auf ihn selber zutrifft". ....
Kompletten Text von Peter Mühlbauer vom 20.10.2008 in Telepolis bitte lesen auf:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28956/1.html

 

 

Schwarzwälder Hofmühlen im SWR

In einen Filmbeitrag in der Reihe "Schätze des Landes" wird am 28.06.2008, um 21.50 im SWR
ein Film über
"Schwarzwälder Hofmühlen" ausgestrahlt. Autor und Regisseur dieses äußerst informativen und sehenswerten Streifens ist Winfried Lachauer.
23.6.2008

Der Bollenhut, der geräucherte Schinken und die Kuckucksuhr gelten häufig als typische Produkte der Schwarzwälder Region. Weit weniger touristisch bekannt, dafür aber ein authentisches Zeugnis der Schwarzwälder Lebensweise ist die Hofmühle. Durch die steilen Täler und die waldreichen Hochflächen waren die vereinzelten Schwarzwaldhöfe vor allem im mittleren Schwarzwald bis ins 19.Jahrhundert auf sich selbst gestellt. Im Mittelpunkt stand dabei die Versorgung mit Getreide. Auch wenn seit dem 2.Weltkrieg viele Mühlen aufgegeben wurden, ist in den traditionellen Hofbauernfamilien die Erinnerung an diese Zeiten noch lebendig. Zu ihnen gehört auch Franz Armbruster vom Gutmannhof in Hausach-Einbach, der Schwarzwaldbauer ist und sich auch "Mühlenbauer" nennt. Der Film von Winfried Lachauer begleitet ihn auf seinen Besuchen bei
historischen Hofmühlen der Region.

http://www.swr.de/schaetze-des-landes/-/id=233254/nid=233254/did=3539346/1nhyuza/index.html

Elektrifizierung und das moderne Verkehrswesen machten den über 300 Hofmühlen im Schwarzwaldden Garaus. Werner Schillinger berichtet, dass die Hofmühle bis zum Alter von 11 Jahren funktioniert hatte - also ca 1955. Dann blieb sie 40 Jahre abgeschaltet.

Kontakt: Winfried Lachauer, Stuttgart, eMail: winfried.lachauer at gmx.de

 

Zehn Tage ohne TV an Grundschule in Strasbourg

Die Glotze bleibt aus - na und? Erfolgreicher Test

Die Schüler einer Straßburger Grundschule verzichten seit Dienstag vergangener Woche auf Fernsehen, Computer und Videospiele. Das Projekt ist nach Angaben der Schule äußerst erfolgreich verlaufen. Schuldirektor Rémy Xavier ist vom Erfolg der Aktion "Zehn Tage ohne Bildschirm" überwältigt. "Alle machen mit, Lehrer, Eltern und Kinder" . Bis zum heutigen Donnerstag verzichten die 260 Schüler der Grundschule auch auf Computer und Computerspiele. "Wir sind bei einer Erfolgsquote von 90 Prozent" , sagt Xavier. Errechnet hat er dies mit Hilfe der Punktetabelle, die jedes Kind selbst ausfüllt. Je länger die Bildschirme ignoriert werden, desto mehr Punkte gibt es. "Wir haben den Fernseher in den Keller gestellt" , sagt die Mutter des elfjährigen Francis. Für den neunjährigen Antony ist es nicht so einfach. "Wenn ich nicht mit dem Computer spiele, langweile ich mich." Er hält trotzdem durch und hat ein wichtiges Fußballspiel am Wochenende im Radio verfolgt. Weil die Aktion "Zehn Tage ohne Bildschirm" gut vorbereitet wurde, gibt es genügend Alternativen zur Bekämpfung der Langeweile. Fahrradtouren und Ballspiele werden von der Schule und Vereinigungen im Stadtteil angeboten und zu Hause werden Gesellschaftsspiele aus der Schublade geholt. "Es ist für uns die Gelegenheit, beim Essen wieder miteinander zu reden" , sagt eine Mutter etwas beschämt, weil sie eines gemerkt hat: "Dass ich fernsehsüchtig bin." Und eine Lehrerin sagt: "Die Kinder haben jetzt mehr zu erzählen, weil sie mit Freunden spielen oder Ausflüge machen." Im Unterricht scheinen die Kinder ruhiger und ausgeruhter, fröhlicher. "Wir haben einen Nerv unserer Gesellschaft getroffen" , erklärt Xavier den unerwarteten Erfolg. Den meisten Menschen sei bewusst, dass ihr Leben vom Bildschirm beherrscht wird. Zum Erfolg beigetragen hat auch die Methode. "Wir bieten den Kindern eine Herausforderung, ohne den moralischen Zeigefinger. Das spornt an."
29.5.2008, www.rnz.de

 

 

Fernseh- und Computerverbot für Kleinkinder - neun Regeln

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat den zumeist wenig konkreten Bestandsaufnahmen und Vorschlägen zu Jugendgewalt und Medienkonsum neun unmissverständliche Hinweise "für den klar geregelten Umgang mit den Medien" entgegengestellt. Dabei ging es der Bundeszentrale nicht nur um das Problem der Aggressivität und Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen. Sie führt auch die steigende Zahl von jungen Menschen, die an Übergewicht, Konzentrations-, Hyperaktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen leiden, wenigstens teilweise auf diverse Medienformate zurück. Folgerichtig rät sie neben regelmäßigen gemeinsamen Mahlzeiten, geregelten Schlafenszeiten und täglicher körperlicher Aktivität zur "Eindämmung des negativen Einflusses (…) durch klare Regelvorgaben der Eltern im Umgang mit TV und PC."

 
  Kinder unter drei Jahren sollen überhaupt nicht fernsehen oder Computer spielen.
  Vorschulkinder zwischen drei und fünf Jahren sollen nicht länger als eine halbe Stunde pro Tag vor dem Fernseher oder am Computer verbringen.
  Bei Grundschulkindern sind bis zu einer Stunde Fernseh- bzw. Computerzeit pro Tag akzeptabel.
  Kinder sollen nur einmal am Tag eine bestimmte Sendung schauen. Danach wird der Fernseher abgeschaltet.
  Morgens vor dem Kindergarten oder vor der Schule, während der Mahlzeiten und unmittelbar vor dem Schlafengehen bleiben Fernseher bzw. Computer ausgeschaltet.
  Dauert eine Sendung länger als die vereinbarte Zeit, sollte sie in altersgerechte "Portionen" mit Hilfe eines DVD- oder Videorecorders aufgeteilt werden.
  Kinder sollen auf gar keinen Fall alleine vor dem Fernseher sitzen und Eltern sollen darauf achten, dass auch nur die abgesprochene Sendung geschaut wird.
  Fernsehgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer.
  Kinder unter zehn Jahren sollen nicht ohne Begleitung eines Erwachsenen im Internet surfen.

 

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 21.1.2008 , www.bzga.de

 

 

Digitales Antennen-TV mit DVB-T im Dreiländereck CH, F, D

Seit gut vier Monaten gibt es in Südbaden neben Kabel und Satellit auch digitalen Fernsehempfang per Antenne, im Fachjargon DVB-T genannt. Dieser Tage nahm Frankreich nun auch im Elsass seine digitalen Sender in Betrieb, am Montag folgt die Schweiz im Grenzgebiet und am Dienstag wird das südbadische Sendernetz durch die Anlage in Donaueschingen ergänzt, die vor allem den Empfang im Hochschwarzwald verbessern oder teilweise erst möglich machen wird. Wer günstig wohnt, hat dann 34 Fernsehsender zur Auswahl.

Elsass: Viele schauen schon digital — deutsche Sender
Bruno Bosserts 70-jährige Nachbarin gehört zu den Pionierinnen des neuen Fernsehzeitalters. Ende Oktober stellte der Fernsehrat (Conseil supérieur de l’audiovisuel) auch im Elsass die Fernsehtechnik auf das neue digitale Antennenfernsehen — deutsch DVB-T — um. Verbraucher im Elsass profitieren nun mit 18 freien Kanälen von einem größeren Angebot und einer Bildqualität, die einer DVD nahe kommt — allerdings mit zwei Jahren Verspätung. Der größere Teil Frankreichs sieht nämlich inzwischen schon zu durchschnittlich 70 Prozent mit der digitalen Technik — französisch TNT — fern. Bruno Bosserts Nachbarin hat sich im Übrigen wie viele Elsässer Senioren frühzeitig mit einer Set-Top-Box gewappnet, die in Frankreich "adaptateur" heißt. Vor allem im Südelsass war das ein typischer Fall. Der Grund: Die ältere, häufig noch deutschsprachige Generation bevorzugt deutsche Programme. Als im Sommer die deutschen Sender auf das digitale Fernsehen umgestellt haben, schafften demnach bereits viele ältere Fernsehzuschauer vorsorglich einen neuen Receiver an. Nicht zuletzt aus Angst, von den geliebten Volksmusiksendungen abgeschnitten zu sein. "Die heiße Phase begann also im Sommer" , sagt Bossert, der für den Fernsehtechnik-Hersteller Triax im Elsass den Elektrofachhandel versorgt. Binnen eines Jahres hat er seinen Umsatz mit den neuen Geräten verdoppelt. Eine Nachfrage, die zeitlich aber begrenzt sein dürfte: Neue Fernseher haben das nun notwendige neue Empfangsgerät schon integriert.
Im Elsass versorgen drei Sendestationen die Zuschauer: Mulhouse-Belvédère, Straßburg-Nordheim und eine dritte Station auf dem Donon in den Vogesen.
Bis Ende des Jahres sollen in ganz Frankreich 113 Sendestationen in Betrieb sein, sagt Marylin Villemain, Sprecherin des Sendenetzbetreibers TDF (Télédiffusion de France) für Nord- und Ostfrankreich. Anders als in Deutschland, wo es keinen Parallelbetrieb gab, stellen die Sender jenseits des Rheins aber die analoge Ausstrahlung erst bis 2011 nach und nach ein. "Gesetzlich ist das so vorgesehen" , sagt Villemin. Der bislang nicht flächendeckend verbreitete deutsch-französische Kultursender Arte mit Sitz in Straßburg hofft dank der neuen Ausstrahlung per DVB-T in der Zuschauergunst deutlich zuzulegen. Einen Schwachpunkt wird das digitale Antennenfernsehen auch im Elsass nicht ausgleichen: Manches entlegene Vogesental wird über die drei Sendemasten auch künftig nicht bedient werden. Zusätzliche Sendestationen sind einfach zu teuer. "Diese Verbraucher müssen auf Satellitenempfang umsteigen und sich eine Schüssel samt Sat-Receiver zulegen" , sagt Bruno Bossert. Und das kommt sie mit Preisen ab 150 Euro deutlich teurer als die einfachen DVB-T-Geräte, die es schon ab 30 Euro gibt.
Bärbel Nükles, 23.11.2007, www.badische-zeitung.de

Übersicht der TV-Sender, die per digitaler Antenne im Dreiländereck Basel - Mulhouse - Freiburg - Offenburg frei empfangbar sind:

Schweiz:
SF1,
SF zwei,
tsr.ch - Television Swisse Romande
rtsi Radiorelevisione svizzera di lingua italiana

Deutschland:
ARD, ZDF, Phoenix, arte, 3sat, plus, SWR, HR, BR, WDR, Kika-ZDF, ZDF Info

Frankreich: öffentliche Sender
France 2: Das Vollprogramm mit Hauptnachrichten um 13 und 20 Uhr www.france2.fr
France 3: Regionalprogramm mit täglichen Nachrichten um 12 und 19 Uhr. Beiträge auf Elsässisch (z.B. im Mittagsmagazin und die Kochsendung "Sür un Siess" am Samstagnachmittag www.france3.fr
France 4: Schwerpunkt auf Kultur, Unterhaltung und Lifeübertragungen www.france4.fr
France 5: hoher Anteil an Ratgebersendungen und Magazinen www.france5.fr
Arte: deutsch-französischer Kultursender, hier in französischer Sprache www.arte-tv.com
LCP Assemblée Nationale: Parlamentsfernsehen aus der Nationalversammlung, tägliche Nachrichten, politische Magazine, Dokumentationen www.lcpan.fr
Public Sénat: Das parallele Programm des Senats, der zweiten französischen Parlamentskammer.
www.publicsenat.fr

Frankreich: private Sender
Tf1: Vollprogramm www.tf1.fr
Gulli: Kindersender mit Serien und Animationsfilmen www.gullitv.fr NRJ 12: jüngeres Zielpublikum, Musik, Serien www.nrj12.fr
I Tele: Nachrichtensender, franz. Pendant zu n-tv www.itele.fr
Nt1: Teleshopping, Serien, Filme, Sport www.nt1.tv
BFM TV: Nachrichtensender 24 Stunden täglich www.bfmtv.fr
TMC: Vollprogramm aus Monaco www.tmc.tv
Direct 8: Magazine, Quiz-Sendungen, Information, Spielfilme http://direct8.directmedia.fr
Europe 2 TV: Musikkanal mit Videoclips www.europe2tv.fr
M 6: Spartensender für Junge, Serien, Musik, Nachrichten www.m6.fr
W 9: gehört zu M 6, ähnliches Programm, andere Serien www.w9.fr
Canal+: alles Unverschlüsselte vom Bezahlsender www.canalplus.fr

www.tnt-gratuite.fr
www.ueberallfernsehen.de
www.digitalesfernsehen.ch

 

 

 

Publicity stunt spät abends im Container: Kerner - Eva Herman

Erwachsenen in einem Container beim Zanken zuzuschauen, war im Privatfernsehen einmal Trend: "Big Brother". Neuerdings gibt es eine öffentlich-rechtliche Variante: "Tabu" . Man wird dabei genötigt, über Deutschlands Nazivergangenheit zu reden, darf aber bestimmte Wörter nicht verwenden, sonst, ätsch, fliegt man raus. Wie das geht, hat der ZDF-Moderator Kerner am Gast Eva Herman exerziert. Weil es mit Ankündigung geschah, hat die halbe Republik zugeschaut, der Talkmaster, den man in diesem Fall mit Geschwätzmeister übersetzen darf, ist stolz auf seine Quote und seine Anstalt deshalb stolz auf ihn.

Da liegt allerdings ein Missverständnis vor, das nur mit Anmaßung oder Ignoranz zu erklären ist. In Wirklichkeit war das, was da zu sehen war, ein Gipfel gebührenfinanzierter Peinlichkeit. Und es wurde, wie die Betroffenheits- und Empörungsrituale der folgenden Tage gezeigt haben, zum neuen Lehrbeispiel dafür, wie man mit gesellschaftspolitischen Fragen und historischen Vergleichen nicht hantieren sollte, falls man noch Wert darauf legt, ernst genommen zu werden. Am Befund der Peinlichkeit hätte sich freilich nichts geändert, wenn der Gast auf dem Studiosessel hätte sitzen bleiben dürfen. Die Buchautorin war ja aktiver Part in dieser Farce. Niemand hat sie gezwungen, dort aufzutreten. Offenbar sah sie, sonst hätte sie sich nicht einladen lassen, in der Sendung eine Gelegenheit, für ihre umstrittenen Bücher zu werben, in denen sie die Rückkehr zu einem traditionellen Frauen- und Familienverständnis predigt. Sie hatte, wie nicht zu überhören war, eine Gruppe applausfreudiger Unterstützer mitgebracht. Und sie schwadronierte, wie schon früher, mit Vergleichen und Querbezügen in der deutschen Historie auf eine Art herum, dass jeder hineininterpretieren oder heraushören konnte, was er wollte.
Nun hat in der freien Marktwirtschaft jeder das Recht, sich so zu blamieren, wie er will. Und von einer ausgebildeten Nachrichtensprecherin wird nicht verlangt, dass sie in Geschichtsbewusstsein promoviert, bevor sie ihre Besinnungsaufsätze zwischen Buchdeckeln auf den Markt werfen darf. Von einem Journalisten und Moderator in Deutschlands größter Fernsehanstalt dagegen kann man erwarten, dass er bei seinen Auftritten Herr der Lage bleibt und die Grenzen seiner Zuständigkeit kennt. Beiden Ansprüchen hat Kerner nicht genügt. Was er bezweckte, war von Anfang an durchschaubar, gerade von seinem Gegenüber, und das war Kerners erste Fehlleistung. Die zweite war, dass er den Gast unablässig duzte, die dritte, dass er seine Sendung und die eigene Rolle offenkundig mit einer öffentlichen Institution irgendwo zwischen Beichtstuhl und Entnazifizierungskammer verwechselte.

Zwar ist es für die Republik völlig unerheblich, ob ausgerechnet diese Autorin für die Familienpolitik und die Kanonenfuttervermehrungsstrategien der Nationalsozialisten schwärmt oder nicht. Der Talkmaster aber setzte alles daran, sie zu Unterwerfungsgesten oder Worten des Bedauerns zu bewegen. So missriet seine Talkshow zu einem Pseudotribunal — mit Verhörcharakter, Laienrichtern und einem Sachverständigen, der das Publikum darüber belehrte, wie es im Kopf von Frau Herman ideologisch aussieht. Am Ende genügte dem Moderator, dass Herman auf Hitlers Autobahnen zu sprechen kam, um sie loszuwerden: "Autobahn geht nicht." Ätsch, Tabu. Kerners Angeklagte aber war nicht so dumm, mit einem Schuldeingeständnis Regressansprüche gegen ihren früheren Arbeitgeber NDR zu riskieren, der sie fristlos entlassen hatte und mit dem sie sich vor dem Arbeitsgericht streitet. Davon abgesehen verhält sich die Buchautorin auch nach Marketingprinzipien clever: Political-correctness-Richter wie Kerner treiben der Dame, wie zu beobachten, Bewunderer, Beschützer und Buchkunden in Scharen zu. Aus deren Sicht hat Herman das Tribunal als ungebeugte Streiterin für unbequeme Wahrheiten verlassen, und katholische Fundis applaudieren ihr ebenso wie diejenigen, die schon immer finden, dass unterm Adolf nicht alles schlecht war.

So hat ein Massenmedium in diesem Fall gezeigt, wie es nicht auftreten darf, wenn es respektiert werden will. Journalisten, hat der Journalist Hajo Friedrichs verlangt, sollten "sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten" . Kerner hat das nicht kapiert
Stefan Hupka, 13.10.2007, www.badische-zeitung.de

Badische Zeitung Freiburg

Brillanter Kommentar zu diesem Schauprozess 
Stefan Hupka sei gedankt für den brillanten Kommentar zum Kerner’schen Schauprozess gegen Eva Herman, und den Verantwortlichen der Badischen Zeitung dafür, dass sie den Hupka-Text zum Leitartikel erhoben haben. Ich habe es nie verstanden, dass sich ein Mann wie Kerner, dem die Falschheit aus allen Poren schaut, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so weit nach oben hieven konnte. Unvergessen das widerliche Interview, das der geschwätzige Kerner damals am Tag des Massakers in der Schule in Erfurt geführt hatte. Es darf auch nicht einreißen, dass es genügt, ein bestimmtes Wort zu gebrauchen, um, ungeachtet dessen, wo man wirklich steht, öffentlich zum Abschwören vom Nazigedankengut genötigt zu werden. Das ist Inquisitionsniveau. Da sollte sich neben Kerner und seinem seltsamen Geschichtsexperten klugerweise auch der Zentralrat der Juden etwas zurück nehmen, sonst erreicht er nur das Gegenteil seiner Bemühungen, Diskriminierung und Diffamierung entgegenzuwirken. Aber aufgepasst, zur Sicherheit entschuldige ich mich gleich mal, die Begriffe "Diskriminierung" und "Diffamierung" gehörten zu Adolf Hitlers Lieblingsworten, nachzulesen in Victor Klemperers Wörterbuch des 3. Reiches "LTI" , Seite 322. Stefan Hupkas Kommentar kann auch Eva Herman entgegengehalten werden, denn er beweist, dass die deutschen Medien eben nicht "gleichgeschaltet" sind, oft aber in weiten Teilen sehr wohl bequem, oberflächlich und opportunistisch, siehe Kerner. Um so mehr hat sich die Badische Zeitung mit diesem Leitartikel um die politische Kultur verdient gemacht und sich als unabhängige und freiheitliche Zeitung in Erinnerung gebracht.
BZ-Leserbrief vom 20.10.2007 von Karlfrieder Vortisch, Lörrach

Wer weist Moderator Kerner in die Schranken?
Mir stellt sich angesichts dieser ZDF- Sendung die Frage über die Selbstkontrolle der Medien. Da funktioniert offensichtlich etwas nicht mehr richtig. In welcher Zeitung kommt endlich die Frage auf, wie es sein konnte, dass Frau Herman quer durch alle Medien derart verkürzt und verzerrt wiedergegeben worden ist? Und wer weist Moderator Kerner für seine total missglückte Sendung in die Schranken, die vielleicht sogar öffentliche Mittel dafür missbrauchte, um eine Bürgerin dieses Landes den Prozess zu machen?
BZ-Leserbrief vom 20.10.2007 von Wolfgang Lienhart, Bühl

Publicity stunt - eine wohlgeplante Inszenierung
Ich denke, dass diese ganze Nazi-Diskussion am eigentlichen Problem vorbeiführt, nämlich dem, dass das immer größer werdende Mediendorf immer mehr Bedarf an "Säuen" hat, die man hindurch- treiben kann. Das ist nicht persönlich gemeint: Themen und Personen sind da bis hin zu Susan Stahnkes öffentlicher Darmspiegelung völlig austauschbar — Hauptsache irgendwie "prominent" . Und niemand würde sich für die ranzigen Thesen in Frau Hermans Büchern interessieren, wenn diese nicht schon vorher eine bekannte Persönlichkeit gewesen wäre (und absurderweise mit ihrer medialen Omnipräsenz dem von ihr propagierten Heimchen-am-Herd-Ideal nun überhaupt nicht entspricht). Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Zuschauer hier Zeugen eines wohlgeplanten und -inszenierten publicity stunts wurden — in den USA längst gang und gäbe — von dem beide Seiten kräftig profitieren. Eines Tages wird man’s vielleicht wissen — und das gibt dann den nächsten Quotenhit!
BZ-Leserbrief vom 2.11.2007 von Jürgen Martens, Freiburg

 

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