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Blick nach Osten ins Rechtenbach am 26.8.2009 in der Abendsonne
Blick nach Osten ins Rechtenbach bei Stegen am 26.8.2009 in der Abendsonne

Alle Angaben ohne Gewähr!

Dr. Katrin Peschel eröffnet Praxis für Allgemeinmedizin in Littenweiler

 

Zum 1. Oktober eröffnet Dr. med. Katrin Peschel eine eigene kassenärztliche Hausarztpraxis  in der Lindenmattenstraße 27 in Littenweiler. In den Räumen, in denen lange Jahre der Kinderarzt Dr. Otto seine Praxis führte.

Zuvor bildete Dr. Peschel mit Dr. Dorff in Ebnet eine Gemeinschaftspraxis, doch stellte sich heraus, dass die beiden Ärzte unterschiedliche Auffassungen hatten. Dr. Peschel, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Präventiv- und Palliativmedizin, möchte künftig verstärkt Präventiv- und Sportmedi­zin anbieten, braucht daher größere Räumlichkeiten und so beschloss man, sich zu trennen.

Die Praxis in Littenweiler wird Dr. Katrin Peschel auch weiterhin als Hausarztpraxis fortführen, jedoch mit einem deut­lich erweiterten Spektrum. Wie bisher werden Leistungen wie Ultraschalluntersuchungen, Gesundheitschecks, Vorsorgeuntersuchungen, Hautscreening, Allergiediagnostik, Chronikerprogramme, kleine Chirurgie, Laboruntersuchungen sowie Palliativmedizin und Krebsfrüherkennung angeboten und natürlich gehören auch weiterhin Hausbesuche dazu.

Besonders am Herzen liegen der jungen Ärztin die Präventivmedizin, also die Vorbeugung der Entstehung von Erkrankungen sowie das Erreichen einer besseren Lebensqualität bei bereits bestehenden Erkrankungen, daher hat sie auch die Zusatzausbildung zur Präventivmedizinerin gemacht. Sie betreut gleichermaßen Sporteinsteiger, Freizeit- und Leistungssportler wie Triathleten, Mountainbiker und Nordic-Walker. Dr. Peschel arbeitet mit Anke Faller, Salute-Sport, und Reha-Fitness-Sporbeck in Kirchzarten zusammen und bietet ihren Patienten spezielle Leistungsdiagnostik, Ernährungs­beratung, Körperfettanalyse sowie Erstellung von individuellen Ernährungs-, Bewegungs- und Trainingsplänen.

Oft lässt sich durch eine Gewichtsreduktion im Zusamm­en­­hang mit einem individuellen Bewegungsplan eine Einsparung von Medikamenten bei Patienten mit Diabetes, Blut­hochdruck, KHK oder anderen chronischen Erkrankungen erreichen. Auch für Menschen mit Krebserkrankungen kann durch gezielte Bewegung und Ernährung eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erzielt werden.

Weitere Spezialgebiete der Praxis Dr. Peschel sind die Stressdiagnostik mit Risikoanalyse für Herz-Kreislauferkrankungen und die Palliativmedizin, die Betreuung Schwerstkranker in der letzten Lebensphase. Unterstützt wird sie dabei kompetent von ihrem Kollegen Dr. Harry Boehm, der speziell in der Sportmedizin versiert ist.

Bei aller Technik, welche die modern eingerichtete und rund­um renovierte Praxis bietet, steht bei Dr. Katrin Peschel jedoch immer der Patient in seinem sozialen, beruflich­en und familiären Umfeld im Mittelpunkt und sie freut sich darauf, ihre Patienten nun in den eigenen, neuen Räumen in der Lindenmattenstraße begrüßen zu dürfen.

Gisela Heizler-Ries, 1.2.2011, Littenweiler Dorfblatt

Dr. med. Katrin Peschel, Lindenmattenstr. 27., Tel.: 600 68 707,
info@dr-peschel.de, www.dr-peschel.de

Sprechzeiten: Montag bis Freitag, 8.00 – 12.00 Uhr, Montag, Dienstag,  Donnerstag, 16.00 – 18.00 Uhr, und nach Vereinbarung. Alle Kassen.

 

 

 

Vorsicht-Operation - Zweitmeinungsportal für Patienten

"Vorsicht! Operation" heißt ein neues Internetportal, das helfen soll, unnötige Eingriffe zu vermeiden. Der Gründer des Projekts, der Heidelberger Chirurg Hans Pässler, erhebt im Interview schwere Vorwürfe gegen Ärzte: Patienten kämen oft wegen Lappalien unters Messer.
SPIEGEL ONLINE: Herr Professor Pässler, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Portal gegen überflüssige Operationen zu gründen ?
Pässler: In den vergangenen Jahren sind die Operationszahlen dramatisch gestiegen, vor allem im ambulanten Bereich. Der niedergelassene Operateur, ganz gleich ob Gynäkologe oder Orthopäde, verbündet sich mit einem Operationszentrum, wo er einen OP-Saal mietet. Er muss schon deshalb viel operieren, um die Kosten für die Miete hereinzubekommen. Das ist ein Teufelskreis: Indikationen für Operationen werden immer großzügiger gestellt. Das sehe ich jeden Tag. Etwa 50 Prozent meiner Patienten kommen inzwischen zu mir, weil sie eine Zweitmeinung haben wollen. Viele sollten wegen irgendwelcher Lappalien unters Messer.
Alles vom 16.8.2011 bitte lesen auf
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,780453,00.html

Vorsicht-Operation - Zweitmeinungsportal für Patienten
http://www.vorsicht-operation.de/

 

Freiburg Spitzenreiter: 89,9 Hausärzte je 100000 Einwohner

Freiburg hat zu viele niedergelassene Ärzte
Laut Gesundheitsministerium hat Freiburg bei Hausärzten einen Versorgungsgrad von 141 Prozent und liegt damit auf Rang zwei nach Starnberg. Nimmt man eine andere Kennziffer zum Maßstab, dann ist die Stadt bundesweit spitze: nämlich mit 89,9 Hausärzten je 100 000 Einwohnern. Ebenfalls in den deutschen Top-Ten liegt Freiburg bei den Psychotherapeuten (377,9 Prozent, Rang zehn).
Alles vom 10.8.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg-hat-zu-viele-niedergelassene-aerzte

 

Hausarzt Michael Borowsky schloss seine Praxis - Gründe im Buch
 

Prellböcke in Weiß - Hausarzt ist ein ehrenhafter, aber derzeit wenig erstrebenswerter Beruf.

Unter solchen Bedingungen wollte er nicht mehr praktizieren: Aus Frust über das System schloss der Lörracher Arzt Michael Borowsky seine Praxis. Und hat ein Buch geschrieben, nach dessen Lektüre man erstaunt ist, dass es überhaupt noch Hausärzte gibt Zuerst sind da ein jahrelanges Studium und Ausbildung. Dann die Einrichtung einer teuren Praxis. Es folgen 50 bis 60 Stunden Arbeit pro Woche mit einer hohen Verantwortung – schließlich geht es um die Gesundheit der Patienten. Für die eigentliche Arbeit bleibt aufgrund des hohen bürokratischen Aufwandes immer weniger Zeit. Ständig drohen Regresse seitens der Krankenkassen, die Budgets der Ärzte sind weder nach dem tatsächlichen Bedarf noch nach Vernunft gestaltet. Der Arzt ist Prellbock zwischen den Patienten und den Krankenkassen. Und für all das bleiben als monatliches Gehalt noch3 500bis 4000Euro. So beschreibt Michael Borowsky das Leben eines Hausarztes. „Des permanenten Mobbings überdrüssig, habe ich mich im Alter von 56 Jahren endgültig dazu entschlossen, diesem undankbaren System meine Arbeitskraft nicht mehr länger zur Verfügung zustellen", beschreibt Borowsky seine Entscheidung, nach 25 Jahren seine Praxis auf und seine Zulassung zurückzugeben.  Wirtschaflich konnte er es sich leisten dank „gnädiger Umstände" – also nicht dank der Einnahmen aus seiner Praxis. Frust und Enttäuschung seien Gründe gewesen, das Buch zu  schreiben. Er wolle aber auch die interessierte Öffentlichkeit und junge Ärzte über die Situation informieren. „Die tun mir leid", sagt er, und es überrascht wenig, dass er prophezeit: „Unter diesen Bedingungen wird sich der Ärztemangel noch verschärfen."
Hauptverantwortlich für die Zustände sei die Politik, sagt Borowsky. Ihrer Verantwortung obliege es, wieder vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen. Dringend nötig ist es laut Borowsky, dass die Zahl der Krankenkassen deutlich reduziert wird. Von ihnen gibt es derzeit rund 170 in Deutschland – jede mit einer eigenen Verwaltung, eigenen Vorständen und eigener Bürokratie, die von den Beiträgen der Bürger bezahlt werden. „Sie haben ihre ureigenste Aufgabe vergessen", wirft Borowsky den Kassen vor. Statt es gezielt einzusetzen, um Kranken zu helfen, würden sie das Geld der Versicherten „in Gutsherrenart" ausgeben: Horrende Werbeetats, dazu Prämien, um die Versicherung den Kunden schmackhaft zu machen, Zuschüsse zu „präventiven" Angeboten. „Alles, was man den Gesunden gibt, wird bei den Kranken gespart", sagt Michael Borowsky. Für ihn ist es auch fraglich, ob Leistungen wie Urlaubsimpfungen von den Kassen übernommen werden müssten. Die Krankenkassen, das betont  der Arzt immer wieder, seien einsolidarisches Modell, um Kranken  zu helfen. Auch die Narrenfreiheit der Pharmaindustrie, die die Medikamentpreise nach Gutdünken festlegen könne, kritisiert Michael Borowsky. „Deutschland ist ein Schlaraffenland für die."  Die Preise allein mit den Kosten  für die Forschung zu begründen, sei fadenscheinig – da in den benachbarten Ländern die gleichen Medikamente deutlich  günstiger angeboten würden. Nun existieren die Probleme der niedergelassenen Ärzte nicht erst seit gestern, und so  stellt sich die Frage, weshalb die Mediziner es bislang kaum schafften, diese ins Bewusstsein zu rücken. Das liege zum einen daran, dass in den Ärztekammern  vor allem die Fachärzte in der Mehrheit seien, sagt Borowsky. Zum anderen werde in den Medien  häufiger über Kunstfehler und andere Verfehlungen der Ärzte berichtet, die Borowsky aber als Einzelfälle ansieht. Dadurch sei dem Berufsstand viel  Schaden zugefügt worden, sagt Borowsky, wenngleich in den Praxen nichts davon zu spüren sei. Das Verhältnis zwischen Hausarzt und Patient sei nach wie vor  vertrauensvoll, obwohl die Ärzte es sind, die die Praxisgebühr kassieren müssen (von der sie nicht profitieren) und den Patienten wieder und wieder erklären müssen, warum die Kassen dieses oder jenes  nicht bezahlen. Allerdings habe auch die Zahl schwieriger Patienten zugenommen: Zu Beginn seiner Laufbahn 1983 sei der Arzt noch eine Respektsperson  gewesen, sagt Borowsky. Mittlerweile kämen aber etliche, die sich via Internetrecherche schon einmal selbst diagnostiziert hätten und glauben, so mit dem Arzt mithalten zu können. „Die Leute sollen nicht devot in die Praxis kommen", sagt  Michael Borowsky. Aber sie sollten zumindest dem Arzt die genaue Diagnose und entsprechende Behandlung zutrauen.
Kathrin Ganter, 1.12.2010, www.der-sonntag.de

Praxis Geschlossen, Michael Borowsky, Verlag Rotbuch, 14,95 Euro.

 

Gemeinschaftspraxis Ebnet: Dr. Katrin Peschel und Dr. Rainer Dorff

Dr. Katrin Peschel, Fachärztin für Allgemeinmedizin,  bildet  Gemeinschaftspraxis mit Dr.  Rainer Dorff in Ebnet

"Der Patient soll bei uns im Mittelpunkt stehen. Wir wollen ihn in seinem sozialen und familiären  Umfeld  wahrnehmen und ihm vermitteln, dass er  mit allen gesundheitlichen Fragen und Anliegen zu uns kommen kann". So Dr. Katrin  Peschel, die ab 1. April eine Gemeinschaftpraxis  mit Dr. Rainer Dorff in Ebnet führen wird. Für die Ärztin Katrin Peschel ist dies der große Schritt in die Selbständigkeit. Neben ihrer Motivation und der Freude an ihrer neuen Aufgabe kann die in Littenweiler aufgewachsene Katrin Peschel auf eine fundierte, breitgefächerte medizinische Ausbildung verweisen. Nach ihrem Staatsexamen war sie dreieinhalb Jahre in einer neurologischen  Klinik tätig, es folgten Stationen in  der Psychatrie, in der Orthopädie ,  in der Inneren Medizin  und und in der Chirurgie. In Kürze wird Katrin Peschel noch eine Zusatzausbildung in Palliativmedizin abschließen. Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Katrin Peschel nun als  Fachärztin für Allgmeinmedizin in der Praxis Dr. Dorff in Ebnet und "weil dies alles so gut läuft, haben wir uns zur Führung einer Gemeinschaftspraxis entschlossen".  Die Praxis Dr. Dorff, Facharzt für Allgemeinmedizin,  besteht seit vier Jahren in den Räumen am Hirschenhofweg. Zuvor hatte sie ihren Standort  in der Steinhalde und ist sicher noch vielen Patienten als Praxis der  fast schon legendären  Frau Dr. Musch bekannt. Eine  glückliche Fügung sieht Katrin Peschel in der Tatsache, dass sie im März dieses Jahres die Praxis Dr. Bausch in der Hansjakobstraße kaufen und dort inzwischen schon viele Patienten kennenlernen konnte. Jetzt hofft sie,   dass ihr ein großer Patientenstamm an ihren neuen Wirkungsort  nach Ebnet folgen wird. Aber warum eine Gemeinschaftspraxis, wenn die Praxis Dr. Bausch auch alleine weitergeführt werden könnte?. "Weil dies viele Vorteile hat", sagt Katrin  Peschel  und beschreibt diese wie folgt:  

1. Es findet bei uns ein ständiger fachlicher Austausch statt. Jeder von uns hat Erfahrungen auf verschiedenen Gebieten und bindet den anderen oft in Therapien und Entscheidungen mit ein. Problempatienten werden bei uns oft täglich besprochen.
2. Wir können uns  in Urlaubszeiten vertreten, und die Praxis ist nur selten ganz geschlossen.

3. Bei Notfällen während der Sprechstundenzeit liegt nicht der ganze Betrieb lahm, weil ein  Arzt zum Notfallhausbesuch muss.
4. Bei zwei  Ärzten gibt es  kaum Wartezeiten, da wir eine Terminsprechstunde eingeführt haben. Ausserdem können wir erweiterte Sprechstundenzeiten z.B. Abendsprechstunden anbieten.
5. Und nicht zuletzt macht das Arbeiten in einem gut funktionierenden Team einfach mehr Spass".

In der Gemeinschaftspraxis werden neben schulmedizinischen  Untersuchungen und Behandlungen Gesundheitschecks, Vorsorge-, Reise- und Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Desweiteren gehören Ernährungsberatung,  Impfungen,  sportmedizinische Untersuchungen, sowie Naturheilverfahren und Akupunktur und bei Bedarf auch Hausbesuche zum medizinischen Angebot. Bleibt den beiden Ärzten bei so viel Engagement noch Zeit für private Interessen? "Ja ganz sicher ",  meint Dr. Katrin Peschel, wir sind beide sehr sportlich. Dr. Dorff ist ein super Skifahrer, ich bin Mountainbikerin und fahre Marathonrennen  im Schwarzwald. Ich liebe meinen Sport und außerdem gibt es nix Schöneres,  als draußen im Wald und auf dem Berg zu sein…! Frau Dr. Peschel, das Dorftblatt-Team wünscht Ihnen und Dr. Dorff  viel Erfolg zum Start in die Gemeinschaftspraxis und hofft, dass Sie auch künftig noch Zeit für Ihren Sport finden werden.
30.3.2010,
Anita Hohler,  Littenweiler Dorfblatt

 

 

Fehlerhafte Hüftgelenke in Loretto-Krankenhaus - Selbsthilfegruppe

Mindestens 29 Patienten wurde im Loretto-Krankenhaus ein fehlerhaftes künstliches Hüftgelenk eingebaut, weitere 849 könnten betroffen sein. Wie geht es für sie weiter? Die Gründung einer Selbsthilfegruppe könnte in so einem Fall hilfreich sein, sagt Bernarda Deufel vom Selbsthilfebüro der Paritätischen Dienste. Wie so etwas funktioniert, darüber sprach Frank Zimmermann mit der Sozialarbeiterin.
Alles vom 20.8.2009 auf http://www.badische-zeitung.de/freiburg/mehrere-erreichen-mehr

 

AOK-Hausarztvertrag, Arzt-Patient-Verhältnis, ehrliche Diskussion

Es ist nicht der erste Versuch der AOK, einen Keil zwischen Patienten und ihre Ärzte zu treiben und an der Vertrauenswürdigkeit der Ärzte Zweifel aufkommen zu lassen. Schon die Einführung der "Qualitätspraxen" und des Hausarztvertrages waren Versuche, Ärzte und Patienten mit "Premiumversorgung und -bezahlung" zu ködern. Dabei wurde bislang kein Arzt von einem AOK-Bürokraten auf seine besondere ärztliche Qualifikation getestet (wie auch?). Es handelt sich offensichtlich um Worthülsen, die eine hochwertige Versorgung versprechen, bei der ärztliche Tätigkeit wie eine Ware gehandelt und bewertet wird. Wenn demnächst ein Gremium aus Ärzten (?) und Wissenschaftlern die neuen Kriterien für einen "guten" Arzt festlegen, darf man gespannt sein, ob unsere Tätigkeit auf das Abarbeiten von 08/15-Standards, Leitlinien und der Erfüllung von Quoten und Formularbergen reduziert wird, oder ob die Anerkennung der (nicht nur durch sogenannte Wissenschaft begründeten) Heilkunst Eingang findet. Die Kunst unseres Berufes besteht darin, den Patienten als Persönlichkeit wahrzunehmen, seine Möglichkeiten und Vorstellungen von Behandlung und Leben in ein sinnvolles und zeitgemäßes Behandlungskonzept mit einzubeziehen, und die Unvermeidbarkeit von Krankheit, Schicksal und Tod trotz allem medizinischen Fortschritt nicht zu negieren. Das Erreichen einiger willkürlich festgelegter Zahlenwerte sagt nichts! Wichtig ist ein vertrauensvolles Arzt-Patient-Verhältnis und ein zuverlässiger, gut aus- und fortgebildeter Arzt. Verspürt der Patient nicht selbst, wenn er sich nicht mehr gut bei seinem Arzt aufgehoben fühlt? Fortbildung ist seit Jahren schon Pflicht, und alte Geräte sind lange nicht mehr erlaubt. Ist es sinnvoll ein wie auch immer entstandenes Fremdurteil über einen Arzt ins Internet zu stellen und für welche Patienten? Und ist es wirklich notwendig, dass sich der mündige Bürger mit Hilfe der Medien- und Internetinformation selbst diagnostiziert und behandelt? Unsere Erfahrung ist eine andere: Die Verunsicherung dadurch steigt enorm, das Einordnen des angelesenen Wissens in Zusammenhänge ist ohne ärztlichen Rat nicht möglich. Der AOK geht es unserer Ansicht nach darum, die widerstrebende Ärzteschaft mit der Einteilung "gut oder schlecht" in die völlige Abhängigkeit der Politik und Bürokraten zu bringen. Die Kassen, Versorgungszentren und sonstige privatwirtschaftliche Unternehmen werden in Zukunft die Preise diktieren und sich am Patienten schadlos halten. Dann steht nicht mehr der Mensch im Mittelpunkt der Medizin, das ärztliche Berufsethos wird nachrangig und verblasst. Es ist an der Zeit eine ehrliche Diskussion zu führen, ob die Gesellschaft auf den unabhängigen, nur seinem Gewissen verantwortlichen (Haus-)Arzt verzichten will und wie solidarisch die Versorgung kranker Menschen in Zukunft aussehen soll. Diesen Fragen haben sich die Betreiber der laufenden Gesundheitsreformen bislang entzogen

BZ-Leserbrief vom 1.7.2009 von Dr. med. Heike Lenzer, FÄ für Allgemeinmedizin, Achim Stober, FA für Allgemeinmedizin, Jochen Schirmer, FA für Allgemeinmedizin, Dr. med. M. Wegner, FA für Allgemeinmedizin, Dr. med. Katharina Schütz, FÄ für Allgemeinmedizin, alle Freiburg

Ärzteprotest in Stegen für den Erhalt freier Praxen

Gesundheitsfonds bringt wohnortnahe Haus- und Facharztversorgung in Gefahr – Patienten sind ebenfalls zum Protest aufgerufen

Wussten Sie, dass Ihr Hausarzt im Quartal 35,77 Euro von Ihrer Krankenkasse bekommt – egal, ob Sie ihn einmal, fünfmal oder jede Woche brauchen? Die HNO-Ärztin muss mit 27,08 Euro auskommen, der Orthopäde mit 24,22 Euro. Das sind Brutto-Beträge, die auch bei den anderen Fachrichtungen nicht wesentlich höher sind. Davon muss Ihr und mein Hausarzt die Praxisräume unterhalten, wertvolle Diagnosegeräte anschaffen, seine Praxismitarbeiterinnen vernünftig entlohnen und auch das Benzin für den Hausbesuch auf dem entlegenen Schwarzwaldhof bezahlen. Über 40 Prozent Einkommenseinbußen hat ihnen der seit Anfang des Jahres gültige Gesundheitsfonds gebracht. Angesichts dieser Zahlen ist es durchaus nachvollziehbar, dass die niedergelassenen Ärzte auch im Dreisamtal am 1. April ihre Praxis geschlossen hielten, um in einem bisher nicht gekannten Zusammenschluss gemeinsam gegen die seit über zehn Jahren verfehlte Gesundheitspolitik einer Ursula Schmidt und ihres SPD-Gesundheitsexperten Professor Karl Lauterbach zu protestieren. Von 35 niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten im Dreisamtal waren 31 in die Praxis von Peter Krimmel nach Stegen gekommen. Hier tauschten sie sich aus und planten weitere Solidaritätsbekundungen. Sie wollen mehr Transparenz in die Finanzierung des Gesundheitswesens bringen und damit mehr Öffentlichkeit herstellen. Ganz wichtig ist ihnen, die Patienten mit ins Boot zu nehmen. Denn neben der persönlichen Existenzbedrohung eines jeden Arztes ist auch jeder Patient enorm davon betroffen, wenn er in seiner Nähe keinen Arzt seiner Wahl mehr findet. Im mit Ärzten überfüllten Wartezimmer von Doktor Krimmel war deutlich zu vernehmen, dass jetzt bereits enorm eingespart wird. Da war von gekürzten Helferinnenstellen die Rede und von bereits erfolgten Praxisschließungen im Freiburger Umland. Fünfzig Prozent der Medizinstudienabgänger würden schon jetzt nicht mehr in der Medizin arbeiten. Unumwunden gaben alle zu, dass sie schon seit Jahren nur noch mit den Honoraren von Privatpatienten arbeiten könnten. Für die Dreisamtäler Ärzte, die sich im Übrigen auch von ihren Standesvertretern in keinster Weise vertreten fühlen, ist klar, dass hinter der ganzen Honorarreform die politische Absicht steht, das wohnort- und patientennahe Praxissystem aufzuweichen zugunsten großer zentraler Medizinzentren in den Städten. Professor Karl Lauterbach ist für die Dreisamtäler Ärzte einer der besonders intensiven Vertreter dieser Bündelungspolitik. Wie zu hören war, scheint der Politiker und Medizinmann Lauterbach nicht ganz unbefangen solche Forderungen zu vertreten, denn schließlich sei er im Aufsichtsrat des Rhön-Klinikums, einem großen medizinischen Zentrum, aktiv. Mit ihrem Protesttag wollten die Ärzte in besonderer Weise ihre Patienten für diese unheilvolle Entwicklung sensibel machen. Schließlich wird es zu menschlichen Tragödien führen, wenn der Hausarzt zwölf Kilometer weiter im großen Gesundheitszentrum Freiburg sitzt – und mit Sicherheit keine Hausbesuche mehr macht. Das von der Politik anscheinend jetzt so gewollte Gesundheitssystem hätte es in ähnlicher Ausprägung mit den Polikliniken früher in der ehemaligen DDR gegeben. Da die Bundeskanzlerin dort ihre Heimat habe, könne sie wohl schwer die Konsequenzen für das westliche Gesundheitssystem einschätzen, war in Stegen zu hören. Die Ärzte bitten ihre Patienten dringend, sich mit dem in den Praxen ausliegenden Infomaterial vertraut zu machen und dann den kommenden Bundestagswahlkampf für Proteste bei den hiesigen Kandidaten zu nutzen. Vorgefertigte Protestbriefe liegen ebenfalls aus.

Auf Ulla Schmidts gescheiterte Gesundheitsreform machten die in der Stegener Praxis von Peter Krimmel versammelten Ärzte aufmerksam.

Foto: Gerhard Lück

10.4.2009, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

 

Dr. Adelheid Pitzen-Probst feiert 15-jähriges Praxisjubiläum

Dr. Pitzen-Probst (links) und Christel Hildmann

Seit nunmehr 15 Jahren besteht die Praxis für Allgemeinmedizin von Dr. Adelheid Pitzen-Probst in der Alemannenstraße und auch Arzthelferin Christel Hildmann kann dieser Tage ihr 15-jähriges Jubiläum dort feiern. Als Praxisgemeinschaft, mit dem Geriatrischen Institut Dr. Lüdke und Ärztin Dr. Bettina Hövels, hat sich Dr. Adelheid Pitzen-Probst vor 15 Jahren ihren Traum von der Niederlassung als Hausärztin erfüllt. Seit Januar dieses Jahres führt sie die Praxis alleine, aus Altersgründen haben Dr. Bettina Hövels und auch Dr. Hans-Werner Lüdke ihre Tätigkeit beendet. Begonnen hat Adelheid Pitzen-Probst als Klinikärztin in Überlingen und Balingen, doch sie wollte schon immer als klassische Hausärztin tätig sein. Am liebsten in einer kleinen Praxis auf dem Land. Doch wie das Leben so spielt, lernte sie einen Freiburger kennen, folgte ihrem Herzen und eröffnete ihre Praxis im schönen Littenweiler. Eine gute Arzt-Patienten-Beziehung, in der die Menschen "Patienten" und keine "Kunden" sind, ist ihr seit jeher wichtig. Daher engagiert sie sich auch in der Organisation "Patientenorientiere Ärzte Südbaden", die sich gegen marktorientierte Medizin wehrt. Denn bereits seit zehn Jahren sei abzusehen, dass sich die medizinische Versorgung in Deutschland zunehmend an der Marktwirtschaft statt am Patientenwohl orientiert. Immer mehr Bürokratie, immer weniger Spielraum für Gespräche - diesem Automatismus wollen die engagierten Hausärzte entgegentreten. "Medizin dient dem Menschen und sollte nicht an anderen Interessen orientiert sein" so das Credo dieser Organisation. "Nach 15 Jahren Tätigkeit als Hausärztin frage ich mich heute manchmal schon, ob ich eigentlich noch als Arzt oder doch eher als Verwalter tätig bin. Ich hoffe, dass die Gesundheitspolitik uns nicht noch mehr zumutet und noch mehr Hausärzte frustriert aufgeben" so Adelheid Pitzen-Probst nachdenklich "doch trotz aller Veränderungen im Gesundheitswesen - die Arbeit mit den Patienten, der tägliche Umgang mit den Menschen, macht mir auch weiterhin sehr viel Freude und ich freue mich darauf, noch mindestens weitere 15 Jahre als Hausärztin tätig zu sein". Zum Wohle der Patienten, trotz aller Widrigkeiten der Gesundheitsreform im Rücken!
Gisela Heizler-Ries, 31.1.2009, Littenweiler Dorfblatt

 

Ärzte auf der Suche nach dem verlorenen Geld

Drei Leserbrief zum Artikel vom 21.1.2009 von Michael Neubauer
http://www.badische-zeitung.de/aerzte-auf-der-suche-nach-dem-verlorenen-geld

Wir möchten nicht lesen, wir seien "die Gewinner"
Wir sind eine kleine allgemeinmedizinische Hausarztpraxis in Freiburg und haben bis zum Juli des Jahres 2008 nie über Geld geklagt und das Klagen der Kolleginnen und Kollegen oft nicht verstanden. Bei bescheidenem Lebensstil konnten wir zu zweit mit dem Honorar auskommen. Vom 1. Januar 2008 (nicht 2009, wie Herr Neubauer schrieb) an hat sich allerdings die Welt verändert. Der Umsatz sank bei uns seit dieser Zeit um bis zu 27 Prozent, unser Einkommen reduzierte sich um fast die Hälfte, bei gleich intensiver Arbeit und bei der gleichen Zahl von Kassenpatienten. Wir finden das ungerecht. Wir bemühen uns sehr um unsere relativ wenigen Patienten, betreuen auch Flüchtlinge und traumatisierte Patienten und Patientinnen, von denen viele gar nicht versichert sind, außerdem viele der Freiburger Obdachlosen, um die sich sonst kaum jemand kümmert. Nun werden wir vom 1. Januar 2009 an erneut für diese soziale Arbeit bestraft? Das neue Honorar ist noch mal (!) um mindestens 20 Prozent geringer als 2008. Der erwartete neue Verlust wird allerdings auf fünf Prozent reduziert werden, so das Versprechen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Dennoch: Das Honorar (=Umsatz) für die Betreuung eines durchschnittlichen Patienten in der Hausarztpraxis pro Quartal beträgt – raten Sie mal – nicht 300 Euro wie ein Patient schätzte, nicht 100 Euro, sondern gerade mal 35,77 Euro im Quartal sind den Kassen die Betreuung eines hausärztlichen Patienten wert! Da möchten wir nicht in der Zeitung lesen, dass die Hausärzte "die Gewinner" seien. In Ostdeutschland mag das stimmen (und das wäre ja auch gut so), hier stimmt das nicht. Die AOK und der Hausarztverband möchten nun alle Hausärzte in einen neuen Hausarztvertrag bringen, der allerdings einige ernstzunehmende Pferdefüße hat. Das gäbe einen neuen Leserbrief. Für die gleiche Leistung, sagt der Hausarztverband nämlich, gäbe es da fast doppelt so viel Geld, über 70 Euro für AOK-Patienten. Die AOK wirbt aber in der Zeitung mit dem Slogan "AOK-Hausarztprogramm mit hoher Behandlungsqualität und mehr Beratungszeit". Wissen das die beteiligten Ärzte? Wir fühlen uns durch so etwas beleidigt. Wir betreuen nach wie vor alle Patienten mit hoher Qualität und mit viel Zeit (das können wir in unserer kleinen Praxis), unabhängig davon, bei welcher Kasse die Patienten versichert oder nicht versichert oder Privatpatienten sind. Das spielt für uns keine Rolle! Wie lange wir das aber noch machen können, liegt tatsächlich am Geld!
23.1.2009, Dr. med Peter Schröder, Christian Schmitthenner, hausärztliche Gemeinschaftspraxis, Freiburg
 
Das ganze System ist seit Jahren krank – einzigartig
"Ein innerärztliches Verteilungs- und Kommunikationsproblem" wie es Herr Hoberg, Vorsitzender der AOK Baden-Württemberg nennt, wäre kein Problem, wenn die Honorierung zumindest ein Überleben der Praxis sichern würde! Eine "Missachtung dieser Menschen" sieht Kollege Dahlhaus, weil er nur noch acht Minuten Arbeit pro Monat honoriert bekommt. Gerade dieser Kollege hatte aber erst am 14. Januar 2009 per Lesermeinung mitgeteilt, dass er 40 Euro pro Quartal erhalten wird. Ein Hausarzt bekommt circa 37 Euro! Wie wird dieser denn dann seine Patienten behandeln, Hausbesuche machen, EKG, Sonografie- und Therapiegeräte anschaffen oder unterhalten, viel höhere Mieten und Personal bezahlen?
Das ganze System ist seit Jahren krank – aber auch einzigartig! Wo in der Welt bekomme ich für einen Pauschalbetrag Dienstleistungen ohne Rechnung? Wir zahlen Steuern und müssen trotzdem zusätzlich auf Ämtern Gebühren für alles und jedes entrichten. Steuerberater, Rechtsanwälte, Kundendienste etc. stellen für jede Dienstleistung eine Rechnung aus – nur wir Ärzte nicht! Wie soll das System dann funktionieren, wenn der Patient vom Wert einer Dienstleistung nicht unterrichtet wird? Bisher noch gar nicht erwähnt wurde, dass unsere noch zukünftigere Honorierung mit davon abhängt, "wie schwer" und chronisch erkrankt unsere Patienten sind (Morbi-Risiko-Strukturausgleich). Das heißt, dass nun auf Teufel komm raus Diagnosen erfunden werden müssen, die dann in den Krankenakten verankert und jederzeit abrufbar sind. Das zieht nach sich, dass dann bald selbst junge Patienten kaum noch Aussicht auf Abschluss einer Lebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherung, einer Übernahme in Staatsdienste oder Ähnliches haben. Ein Teufelskreis, den nicht Ärzte, sondern Kassen- und Medizinfunktionäre ausgeheckt haben. Abschließend möchte ich sagen, dass wir orthopädischen Ärzte 33 Euro pro Quartal bekommen – allein in unserer Praxis beschäftigen wir 19 Mitarbeiter. 
23.1.2009, Dr. med. Klaus Wätzig, Freiburg, Facharzt für Orthopädie, Praxisklinik Zähringen
 
So werden die Ärzte gegeneinander aufgehetzt Mehr Heuchelei war selten. Nachdem eine Ministerin den Ärzten endlich einen kalkulierbaren Ausgleich für die bundesweiten Einkommensverluste der letzten Jahre verkündet hat, jubelt nun die von ihr weisungsabhängige Behörde: Freut euch, mehr als nochmal fünf Prozent weniger Umsatz bei mehr Arbeit werden’s in Baden-Württemberg bestimmt nicht. Was geschähe mit einem Gewerkschafter, der so spricht? Richtig gelesen: Es waren keineswegs "die Mediziner" oder ihre Interessenvertretung, sondern eine von der Ministerin weisungsabhängige Behörde, nämlich die öffentlich-rechtliche Körperschaft "Kassenärztliche Bundesvereinigung". Von ihr haben bundesweit die Ärzte zum 1. Januar eine gesetzeskonforme neue Honorarordnung verordnet bekommen, die kein Jota transparenter oder unkomplizierter geraten ist als die vorherige, im Gegenteil. Es waren eben nicht "die Mediziner" sondern die Ministerin und ihre Berater, die (zum wievielten Mal eigentlich?) an den Stellrädern der hoch komplizierten Maschine "Gesundheitswesen" gedreht haben mit dem Ziel, endlich die Zahl der Fachärzte in freier Niederlassung um ein Drittel zu verringern und alle Fachärzte landauf landab in die gewünschte direkte Abhängigkeit von Klinik- und Poliklinik-Monopolisten zu treiben. Dazu das Totschlagwort der Politberater, die "doppelte Facharztschiene", ein Wort mit hohem Dämlichkeitswert, dürfte jedem bekannt vorkommen. Auch die nächsten Aufschreie sind tatsächlich von Berlin aus programmiert, weil dort nichts weniger opportun scheint als ein einig Volk von Ärzten. Denn das neue Honorarsystem ist wie das alte darauf angelegt, Ost gegen West, Nord gegen Süd, Allgemein- gegen Fach-, niedergelassene gegen Klinik- und die Fachärzte untereinander in den nach wie vor – und zunehmend gemeinsam gedeckelten – "Honorar"-Töpfen gegeneinander aufzuhetzen, nur noch ein bisschen wirksamer. Ich habe den Eindruck, der Kollaps des Systems wird gezielt betrieben. Mit solch misslungenen Reparaturversuchen jedenfalls verfehlt die Politik abermals das gewiss sinnvolle Ziel, den Gesunden und Kranken im Land eine medizinische Versorgung in wohlgesonnener Kooperation aller Beteiligten zu bieten, weit und für lange Zeit
23.1.2009,
Peter Rapp, Facharzt, Weil am Rhein

 

Medi-Ärzteverbund: Werner Baumgärtner zum geplanten Kassenausstieg

Aus Ärger über ihre Arbeitsbedingungen denken die niedergelassenen Ärzte darüber nach, ihre Kassenzulassung zurückzugeben. An diesem Mittwoch wollen sie in Stuttgart ihre Bereitschaft dazu öffentlich demonstrieren. Werner Baumgärtner, Vorsitzender des Medi-Ärzteverbunds, ruft die Mediziner zum Mitmachen auf. Michael Neubauer sprach mit ihm.

BZ: Wenn die Ärzte ihre Kassenzulassung abgäben — warum ginge es ihnen dann besser?
Baumgärtner: Im Kassensystem haben wir keinerlei Freiheiten mehr. Heutzutage ist für uns alles genau geregelt. Die Gesetzgebung gibt vor, welche Leistungen und Arzneimittel wir den Patienten verschreiben dürfen. Bei Medikamenten, Massagen oder Krankengymnastik überschreiten wir oft die Budgets und laufen dann Gefahr, die Kosten selbst übernehmen zu müssen. Die Ärzte arbeiten derzeit 30 Prozent über die Budgets hinaus und bekommen das nicht mehr bezahlt. Es wird Zeit, dass wir durch eine eigene, gute Organisation im Gesundheitsmarkt eine Chance haben.
BZ: Viele Kollegen schrecken dennoch vor einem Ausstieg zurück. Warum?
Baumgärtner: Natürlich haben viele Ärzte Angst, sie wird von allen Seiten ständig geschürt. Wir werden in eine rechtswidrige Ecke gestellt. Wir haben keine Versammlungsfreiheit, denn es wird schon kriminalisiert, wenn wir uns treffen. Gleichzeitig fürchten die Ärzte, ihre Grundkosten nach einem Ausstieg nicht mehr abdecken zu können. Aber wir haben doch keine Alternative. Momentan bekommen wir für einen Hausbesuch etwa 14 Euro, für eine zehnminütige Patientenberatung etwa sechs Euro, für eine kleine chirurgische Leistung wie bei einer Platzwunde 14 Euro. Diese Honorare werden nochmals abgesenkt.
BZ: Aber die Politik hat Ihnen doch von 2009 an zehn Prozent mehr Honorar versprochen.
Baumgärtner: Dummes Gerede. Das Geld gibt es noch nicht. Die geplante Gebührenordnung bringt eine massive Umverteilung in Deutschland mit sich, weil wir bundesweit einheitlich bezahlt werden. 20 Prozent der Honorare aus Baden-Württemberg fließen dann in andere Bundesländer, das sind bis zu 500 Millionen Euro. Wir brauchen eigentlich zehn Jahre lang jedes Jahr zehn Prozent Honorarzuwachs, um die Praxen halten zu können.
BZ: Glauben Sie, dass Patienten und Politiker Verständnis haben für solche Forderungen?
Baumgärtner: Wenn Patienten die Zahlen hören, was ankommt in unseren Praxen, dann haben sie Verständnis. Es kommen in Baden-Württemberg nur rund 17 Prozent der Ausgaben der Krankenkassen in der ambulanten Versorgung an. Die Patienten merken ja auch, dass die Versorgung schlechter wird und die Wartelisten länger werden. Dass wir uns quer finanzieren müssen über Privatpatienten und individuelle Gesundheitsleistungen.
BZ: Wenn sich nichts ändert — wie sehen Sie dann die Zukunft?
Baumgärtner: Viele Praxen finden schon jetzt keinen Nachwuchs mehr, das merken Sie ja auch in Südbaden. Wenn sie in Baden-Württemberg derzeit im Quartal für einen Patienten durchschnittlich etwa 55 Euro bekommen und sie haben 1000 Patienten, dann sollen sie mit 55 000 Euro ihre Mitarbeiter bezahlen, ihre Kosten bestreiten, ihr Leben und die private Vorsorge bezahlen — die jungen Ärzte lassen sich darauf doch nicht mehr ein. Die Folge: Die freiberuflichen Ärzte werden sich in Praxisgemeinschaften und Ärztehäusern zusammenschließen müssen oder aus der Versorgung verschwinden. Dann gibt es den Aldi-Arzt, Zentren mit angestellten Ärzten oder geöffnete Ambulanzen im Krankenhaus, wo die Menschen dauernd von wechselnden Ärzten behandelt werden. Dann gibt es ein völlig anderes Gesundheitswesen.
15.4.2008, www.badische-zeitung.de

MEDI Baden-Württemberg e. V.
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Viele Ärzte meiden die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen

Die Furcht vor dem Besserwisser in der Praxis / Selbsthilfegruppen können mit ihrer Arbeit die Therapie unterstützen

Selbsthilfegruppen kümmern sich um Menschen mit chronischen Krankheiten wie Asthma, Brustkrebs oder Diabetes, mit kaum erforschten Krankheiten oder auch mit psychischen Problemen. Selbsthilfegruppen helfen Patienten, mit ihrer Krankheit umzugehen. Sie geben ihnen ein Geborgenheitsgefühl, sie unterstützen deren Angehörige, beraten an Infoständen und Telefonen, sie bieten oft ein großes Fachwissen über Behandlungsmöglichkeiten. Mindestens 70 000 Selbsthilfegruppen gibt es in Deutschland mit drei Millionen Mitgliedern. Zwei Drittel davon haben ihren Themenschwerpunkt im Bereich Gesundheit. Seit den 1970er Jahren sind überall im Land neue Patienteninitiativen entstanden. Damals wunderten sich zahlreiche Ärzte über diese neuen Gruppierungen. Anfangs schimpften sie sogar über diese "wildgewordenen Patienten horden" , die anfingen, den etablierten Medizinbetrieb stark zu hinterfragen.

Auch heute ist das Verhältnis zwischen Ärzten und Selbsthilfegruppen nicht frei von Spannungen. Viele Ärzte sehen Selbsthilfegruppen als besserwissende Konkurrenz, die ihnen in die Therapie hineinredet und den Patienten vielleicht sogar noch verunsichert. Doch die Zeiten haben sich geändert: Patienten sind zunehmend informierter, sie haben immer mehr das Interesse und das Recht, in medizinische Entscheidungen miteinbezogen zu werden. Deswegen empfehlen auch engagierte Ärzte ihren Patienten mit chronischen Krankheiten, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Doch wie kann eine Kooperation zwischen Ärzten und Selbsthilfegruppen aussehen? Das war das Thema einer erstmaligen Tagung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg in Freiburg. Ein Zusammenspiel beider Seiten ist sinnvoll: Denn seriöse Selbsthilfegruppen können für viele Ärzte und Psychotherapeuten wichtige Partner bei ihrer Arbeit sein. Patienten erweitern in so einer Gruppe ihr Wissen über ihre Krankheit und bekommen Tipps — etwa was den Umgang mit einer Behinderung oder die Versorgung mit Hilfsmitteln betrifft. Oft werden die Patienten motivierter bei ihrer Therapie, ausgeglichener und zufriedener. Ärzte können also durch diese Kooperation zeitlich und inhaltlich entlastet werden. Sie erfahren zudem durch die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen mehr von den Alltagsproblemen ihrer chronisch kranken Patienten. Die Gruppentreffen sind eine Chance: "Diese Gruppendynamik ist für den Umgang mit der Krankheit und den Prozess der Krankheitsbewältigung durch keine ärztliche Maßnahme zu ersetzen und deswegen unerlässlich", sagte der Emmendinger Allgemeinarzt Johannes Fechner. Er sieht Selbsthilfegruppen bei chronisch Kranken längst als eine dritte Säule im Behandlungskonzept. "Die Verknüpfung der erlernten Kompetenz der Vertragsärzte und der erlebten Kompetenz der Teilnehmer von Selbsthilfegruppen stellen einen immensen Gewinn für die ärztliche Behandlung dar."
Viele Mitglieder von Selbsthilfegruppen mussten jedoch über solche Worte bei der Tagung lächeln — denn sie erleben die Realität anders. Von einer Einbahnstraße beim Austausch zwischen Ärzten und Selbsthilfegruppen war die Rede: Ärzte wiesen in ihren Praxen immer noch zu selten auf Selbsthilfegruppen hin, ihr Praxispersonal machten sie mit ihnen nicht vertraut. Sie nähmen sich zu wenig Zeit, wenn Gruppen mit ihnen Kontakt aufnehmen möchten. Gute Beispiele, wie etwa an der Freiburger Neurologischen Universitätsklinik, die Schlaganfall-Selbsthilfegruppen Räume anbietet sowie Ärzte für Informationsveranstaltungen, sind eher selten. Die Bringschuld liege nicht nur bei den Ärzten, sondern auch bei den Selbsthilfegruppen. Sie müssen ihre Grenzen erkennen, sollen den Therapievorschlag des behandelnden Arztes nicht bewerten und zerpflücken. Die Ärzte wünschen sich mehr Verständnis aufseiten der Selbsthilfegruppen für ihre Situation: In der Arztpraxis besteht nicht nur ein starker Kostendruck, sondern auch ein Mangel an Zeit. Gerade dieses Ungleichgewicht der Zeitbudgets ist ein typischer Stolperstein zwischen Ärzten und Mitgliedern der Selbsthilfegruppen. Ärzte und Selbsthilfegruppen müssen sich besser kennenlernen, um die zahlreichen Berührungsängste abzubauen, forderte Bernarda Deufel vom Selbsthilfebüro Freiburg. Noch weiß man wenig über den anderen, noch taucht das Thema Selbsthilfegruppe im Medizinstudium kaum auf. Eine Kooperationsstelle, wie es sie seit kurzem bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg gibt, kann helfen zu vermitteln. Die Tagung (bei der ein Viertel der 120 Teilnehmer aus der Ärzteschaft kam), war ein Anfang.
Michael Neubauer, 11.4.2008, BZ

www.kvbawue.de
www.patient-als-partner.de

 

 

 

Landarzt bleibt Stundenlohn von rund 13,50 Euro netto

Ich bin einer der zwei im Artikel erwähnten Ärzte, die die ärztliche Versorgung im Kleinen Wiesental sicherstellen. Was sich da die "Experten der interministeriellen Arbeitsgruppe" (wer auch immer das sein mag) ausgedacht haben, um die Tätigkeit eines Landarztes attraktiver zu machen, ist grober Unfug. Als Landarzt mit Einzelpraxis (überdurchschnittliche Anzahl von chronisch kranken alten Patienten, hohe Anzahl von Hausbesuchen, etwa 130 unbezahlte Nachtbereitschaftsdienste pro Jahr) sollte man meinen, man wird für seinen Einsatz auch belohnt. In den letzten drei Jahren aber war genau das Gegenteil der Fall: Verglichen mit einer städtischen Gemeinschaftspraxis mit identischem Leistungsspektrum und gleicher Anzahl von Patienten hatte ich Honorarkürzungen in der Größenordnung von etwa 25 000 Euro.
Eine seit 1. Januar 2008 bestehende "Pauschalierungsregelung" setzt einen Betrag von etwa 40 Euro (Umsatz), netto etwa zehn Euro, für die hausärztliche Versorgung eines Kassenpatienten über die Dauer eines Quartals fest; in dieser Pauschale verschwinden nahezu alle Einzelleistungen (wie zum Beispiel EKG, körperliche Untersuchen, Infusionstherapie, Allergietestung usw.). Die weiterhin einzeln abrechenbaren Leistungen wie Ultraschall, Langzeitblutdruckmessung, Lungenfunktionstest etc. werden im Nachhinein weggestrichen, wegen "Punktzahlgrenzbudgetüberschreitung" . So bleibt mir und meinen hausärztlich tätigen Kollegen ein Stundenlohn von rund 13,50 Euro netto (kein Weihnachtsgeld, kein bezahlter Urlaub, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall).
Zum Schluss noch ein Wort zum Thema "Landarzttaxi" : Ich habe einen Patienten der gesetzlichen Krankenkasse, der wird einmal im Monat mit dem Taxi zur Untersuchung in meine Praxis gefahren, die Kasse zahlt! Diese Fahrt kostet mehr, als ich für die medizinische Versorgung dieses Patienten für ein ganzes Quartal erhalte.
BZ-Leserbrief vom 7.3.2008
von Werner Müller, Arzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin und Geriatrie in Tegernau

 

Bewertungsseiten: Paradigmenwechsel der Kommunikation mit den Ärzten

Spricht eigentlich heute noch jemand – außer altbackener Journalisten - ernsthaft von "Halbgöttern in Weiß", wenn es um Ärzte geht? Nimmt man selbst durchgeführte Privatumfragen als erstes naheliegendes Wirklichkeitskriterium, so haben Ärzte in echt gar nichts Göttliches mehr, zumal nach dem großen Streik. Keiner, der widerspricht, wenn man ein entsprechendes Fachgespräch mit der Feststellung "Die Ärzte haben keine Ahnung" einleitet; kein Nachbar, kein Obstverkäufer, kein Taxifahrer, kein Mitschwimmer aus dem Fitnessstudio und die kränkelnden Verwandten schon gar nicht.

Solche leicht zum Pauschalen neigende Ärztekritik hat Tradition und oft guten Witz, wofür etwa das Werk von Thomas Bernhard zahlreiche hervorragende Beispiele liefert. Das Hauptschimpfwort des Ärztebashings kennt man schon seit Jahrhunderten: Quacksalber. Mag sein, dass die Abneigung der Ärzteschaft gegenüber Patientenbeurteilungen von diesem derben Elementarurteil herrührt und ihnen bestätigt, was analog auch manche Künstler an ihrem Publikum beklagen: den Mangel an Kompetenz, "Banausentum". Immerhin konnten sich die Ärzte jahrehundertelang (so im Mittelalter durch den Gebrauch lateinischer Sprache) gegen eine bestimmte Art von kritischem Dialog in der Öffentlichkeit schützen. Wenn es nach bösen Zungen geht, so haben die deutschen Ärzte die letzten zehn Jahre erfolgreich jeden Versuch, im Internet einen Service aufzubauen, bei dem Interessierte sich ein Bild über die Qualitäten (und die Preise) eines Arztes machen können, vereitelt. Solche Versuche sind allesamt ins digitale Nirwana abgemahnt und geklagt worden (vgl. Online-Zahnärzte-Vergleich verboten). Ärzte würden auf eine Bewertung ebensowenig Wert legen wie Lehrer oder Professoren auf Noten von ihren Schülern und Studenten. Diese Haltung scheint noch immer durch, wenn die Kassenärztliche Vereinigung Bayern, wie die Süddeutsche Zeitung von gestern notiert, "an Bauchweh leidet" angesichts neuer Informationsportale (vgl. www.arzt-preisvergleich.de und www.jameda.de) im Netz, welche die Leistungen und Qualitäten der Ärzte (inkl. anderer Heilberufe) von Patienten bewerten lassen. Die Hauptargumente gegen das Bewertungssystem: Emotionalität der Patienten, ihre Kenntnislosigkeit und die Möglichkeit zur Manipulation. Doch sind den Manipulationen, wie sich an anderer Stelle zeigt (Die Sterne lügen nicht) , Grenzen gesetzt, wenn dafür nicht schon die entsprechende Webseite sorgt. So kann z.B: der Besucher dieser Ärztevergleichsseite nur einmal innerhalb mehrerer Wochen eine Bewertung für einen bestimmten Arzt abgeben. Zum anderen dürfte hier prinzipiell gelten, was beispielsweise bei Hotelbewertungen im Netz gilt, die Selbstreinigungskraft des Systems: eine diffamierende Stimme, ob von einem unzufriedenen Patienten oder einem neidischen Kollegen, verliert sich da schnell in der Menge anderer Stimmen. Die "Gefahr des Rufmords", welche die Sprecherin der bayrischen Landesärztekammer, Dagmar Nebal, beschwört, weil die Ärzte gegenüber einer Negativ-Bewertung keine Chance zu einer Stellungnahme hätten, ist nicht "zu groß", sondern eher unwahrscheinlich – vorausgesetzt es sind viele, die ihre Ärzte bewerten. Und das kann der aufmerksame Patient auf der jeweiligen Webseite ja schnell ablesen. Das Interesse an solchen Infoseiten dürfte gegeben sein: Dr.Google und Schwester Wikipedia sind zwar schnell und kostenlos, haben aber Nebenwirkungen und Risiken, wie Paranoia und Panikattaken, echte Ärzte ersetzen können sie allein deswegen schon nicht. Aus diesen und und anderen Gründen (Wohnortwechsel, Gebisssanierung, komplexe Krankheitsbilder, Facharztsuche) ist die Suche nach guten Ärzten ein alltägliches Dauerthema. Komisch, dass sich die Ärzteschaft solange dem Markt der Informationen verweigert hat. Sind den Ärzten Markt und Wettbewerb ansonsten doch ganz geläufige Wendungen, wenn es um ihren Verdienst geht.
8.8.2007

 

Zweijähriges Pflichtpraktikum für zukünftige Ärzte

In diesem Interview wird der Frage nachgegangen, wie eine sinnvolle Auswahl für zukünftige Ärztinnen und Ärzte aussehen könnte. Wie wäre es mit einem zweijährigen Pflichtpraktikum in der Pflegehilfe (bei existenzsichernder Bezahlung)? Ich glaube, damit ließe sich die erwünschte Motivation beweisen, sich für kranke Mitmenschen einzusetzen. Hinsichtlich der geistigen Anforderungen im Studium dürfte ein bestandenes Abitur genügen.
BZ-Leserbrief vom 24.3.2007 von Dr. med. Wieland Walther, Kirchzarten, Allgemeinarzt i. R.

 

Suit-Search - medizinische Suchmaschine auch für Laien

Vorbei scheinen die Zeiten, in denen Ärzte stundenlang Fachliteratur und Fremdsprachenbücher wälzen mussten, um Ergebnisse auf ihre Suchanfragen zu erhalten: Medizinische Informatiker an der Uniklinik Freiburg entwickelten die Suchmaschine Suit-Search, die Sprachbarrieren überbrückt und
Suchanfragen erleichtert und beschleunigt.

Vorbei scheinen die Zeiten, in denen Ärzte stundenlang Fachliteratur und Fremdsprachenbücher wälzen mussten, um Ergebnisse auf ihre Suchanfragen zu erhalten: Medizinische Informatiker an der Uniklinik Freiburg entwickelten die Suchmaschine Suit-Search, die Sprachbarrieren überbrückt und Suchanfragen erleichtert und beschleunigt. Zum medizinischen Alltag gehört viel Informations-, Dokumentations- und Recherchearbeit. Da allerdings die sprachliche Variabilität gerade in der Medizinsprache enorm groß ist, verlief so manche Anfrage mit herkömmlichen Suchmaschinen bisher im Sande. Zudem sind wissenschaftliche Texte in den meisten Fällen englischsprachig. Diese sind zwar generell für den Fachmann gut verständlich, „jedoch hapert es mit dem aktiven Wortschatz bei Suchanfragen. Deshalb haben wir eine linguistische Komponente eingebaut, welche die Sprachbarriere überbrückt“, erklärt Kornél Markó, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung medizinische Informatik am Universitätsklinikum Freiburg, der Geburtsstätte von Suit-Search. Die Arbeitsweise der medizinischen Suchmaschine lässt sich an folgendem Beispiel veranschaulichen: für das Wort „Herzmuskelentzündung“ werden zunächst sprachübergreifende Basisformen gruppiert. Die Suchmaschine zerlegt das Wort in „Herz-Muskel-Entzündung“ und anschließend in seine englische Basisform Heart, Muscle und Inflammation. So findet Suit Search gleichzeitig Dokumente, die das Wort „Myokarditis“ auf deutsch, „Myocarditis“ auf englisch oder die Phrase „inflammation of the heart muscle“ enthalten.  

Die sprachübergreifende Suche ermöglicht auch Laien die Nutzung 
Den Kern der Suchmaschine bildet ein Lexikon, in dem die Wortstämme, also zum Beispiel „Herz“ und „Muskel“ verwaltet werden. Dieses Lexikon steht in sechs verschiedenen Sprachen, zum Beispiel Englisch und Deutsch, zur Verfügung. Die Daten der Sprachversionen sind über einen Thesaurus miteinander vernetzt. Diese Verknüpfung ermöglicht eine sprachübergreifende Suche z.B. nach Herz und Muscle. Komplexe Suchanfragen von Medizinern können somit in deutsch formuliert und auch in englischen Datenbeständen durchgeführt werden. Herkömmliche Suchmaschinen verwalten ähnliche Wörter komplett in einer Liste. Deshalb liefern Systeme wie Google beim Gebrauch verschiedener Suchtechniken unterschiedliche Ergebnisse. Suit Search hingegen generiert immer die gleiche Anzahl von Suchergebnissen, weil Synonyme auf Wortstammebene verwaltet werden. Somit erzielt die Suchmaschine mehr relevante Treffer und eignet sich durch das vereinfachte Information Retrieval auch für medizinische Laien, zum Beispiel Entscheidungsträger im Gesundheitswesen oder Patienten.

www.doit-online.de
Newsletter vom 19.1.2007

 

Osteopathie: Was sie kostet, wer sie anbietet

Noch fehlt es für Ausbildung und Beruf bei Osteopathen an klaren Regelungen und Standards — dies soll nun geändert werden

Der Beruf
Die Rechtslage der Osteopathie ist in Deutschland ungeklärt. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, die Ausbildung nicht geregelt. Jeder Arzt, Heilpraktiker oder Physiotherapeut kann an zwei Wochenendseminaren teilnehmen und anschließend osteopathisch behandeln. Allerdings ist nicht klar festgelegt, wer Anspruch auf die Bezeichnung "Osteopath" hat. Das Landgericht Düsseldorf urteilte im Falle eines Heilpraktikers, die Eigenwerbung mit dem Begriff "Osteopath" sei für den Patienten irreführend.

Die Ausbildung
Der Verband der Osteopathen Deutschland versucht, einen einheitlichen Ausbildungsstandard zu etablieren. Seit 2004 bemüht sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Osteopathie Standards für die Ausbildung festzulegen. Der Verband vergibt die geschützte Bezeichnung D.O. nur an Praktiker, die in mindestens vier Jahren eine Ausbildung von 1350 Stunden absolviert und eine wissenschaftliche Arbeit vorgelegt haben. Der VOD führt außerdem eine Therapeutenliste, deren Mitglieder sich zur regelmäßigen Weiterbildung verpflichtet haben. Ein Bachelor- und ein Masterstudiengang sind in Planung.

Die Praxis
Ärzte und Heilpraktiker können von sich aus behandeln, Physiotherapeuten nur auf ärztliche Verordnung. Da die Therapiemethode von den Kassen nicht anerkannt wird, wird sie von ihnen in der Regel nicht bezahlt. Patienten müssen die 60 bis 100 Euro pro Therapieeinheit selbst übernehmen. Privatpatienten werden diese zum Teil erstattet. Die Behandlung dauert in der Regel rund 50 Minuten. Bei der ersten Einheit arbeitet sich der Therapeut in einem langen Eingangsgespräch in die Krankengeschichte des Patienten ein. Nach rund vier Sitzungen sollten die Beschwerden deutlich abklingen. Ist das nicht der Fall, rät der Verband, mit dem Therapeuten zu sprechen.
cof, 9.1.2006, www.badische-zeitung.de
Mehr Infos auf der Seite des VOD unter www.osteopathie.de

Osteopathie: Knochenarbeit mit Tücken >Chronisch2 (9.1.2006)

 

 

Ärztestreik: Am Ende bleibt ein Stundenlohn von 14,57 Euro

Wer von seiner Gehaltsabrechnung nur den Nettomonatslohn kennt, ist wahrscheinlich erstaunt, wenn ein Arzt wegen eines Einkommens von 90 000 Euro Unzufriedenheit äußert. Klingt ja auch so, als sei dies eine Riesensumme zum Verplempern. Leider muss dieser Arzt, verheiratet, zwei Kinder, selbstständig, ohne Arbeitgeberzuschuss, für seine private Krankenkasse 14 700 Euro, für seine Rente bei der Ärzteversorgung 8100 Euro und für seine private Altersvorsorge einschließlich Arbeitsunfähigkeitsversicherung nochmals 6200 Euro aufwenden und 20 000 Euro an Steuern zahlen. Verbleibt ein Jahresnettoeinkommen von 41 000 Euro, geteilt durch 13 Monatsgehälter ergibt dies einen Monatsnettolohn von 3154 Euro. Bei einer 50-Stundenwoche ergibt dies einen Stundennettolohn von 14,57 Euro. Hat der Arzt mit der Praxis ein Darlehen aufgenommen, kann er unter Umständen weitere 15 000 Euro an Zins und Tilgung zahlen.
Dr. Thomas Rahner, Waldkirch, BZ-Leserbrief vom 24.3.2006

  

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