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Chronische Erkrankungen
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Aktuelles ab 18.7.2005 zu: Chronische Erkrankungen, Initiativen, Selbsthilfegruppen, ...

Blick nach Osten am Dreisamuferweg beim Ebneter Wasserwerk hoch zum Hinterwaldkopf am 22.2.2007
Blick nach Osten am Dreisamuferweg beim Ebneter Wasserwerk hoch zum Hinterwaldkopf am 22.2.2007

 

Aids: HIV-Neuinfektionen seit 2001 um 81 Prozent zugenommen

In Deutschland gibt es so viele HIV-Erstinfektionen wie noch nie / Weniger als 40 Prozent halten Aids für eine gefährliche Krankheit

Steht jedem - Mach's mit - Werbung für einen wirksamen Schutz vor HIV erreicht offenbar weniger Menschen als früher.

Steht jedem - Mach's mit

Werbung für einen wirksamen Schutz vor HIV erreicht offenbar weniger Menschen als früher.

Foto: www.bzga.de

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Im vergangenen Jahr sind in Deutschland so viele neue Aidsinfektionen registriert worden wie noch nie seit Beginn der differenzierten Erfassung 1993. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen stieg 2006 um vier Prozent auf 2611, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin in seinem "Epidemiologischen Bulletin" berichtet. Seit 2001 hat die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen damit um 81 Prozent zugenommen.
Nach Auffassung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist Aids für viele Europäer nur noch eine Krankheit der Entwicklungsländer, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nachwachsende Generationen hätten die erfolgreichen Aufklärungskampagnen aus den 90-er Jahren nicht mitbekommen. Weniger als 40 Prozent der Bevölkerung stuften Aids noch als gefährliche Krankheit ein. "Wir könnten jetzt verspielen, was wir in den neunziger Jahren erreicht haben" , sagte die Direktorin der Zentrale, Elisabeth Pott. Erstmals nach vielen Jahren würden daher wieder mehr Mittel zur Prävention zur Verfügung gestellt.
1.6.2007, Bundeszentralstelle für gesundheitliche Aufklärung - BZGA, www.bzga.de

 

Krebs-Selbsthilfevereinigung Ilco Baden-Württemberg: Kurt Kern Vorsitzender

Mit seiner Rückkehr nach Meißenheim hat sich für Kurt Kern ein Kreis geschlossen. Vor fast 40 Jahren zog er weg, um eine zweite Ausbildung zu machen und um zu arbeiten. Vor zwei Jahren kam er mit seiner Frau Traudel und seinem Sohn Lukas zurück zu seinen Wurzeln, zu seinen Eltern und zu seinem Heimatort im Ried. Über Kurt Kern gäbe es Vieles zu berichten. Doch im Mittelpunkt sollen hier zwei wesentliche Dinge stehen: seine Arbeit und die Tatsache, dass der 57-Jährige seit fast 30 Jahren mit einem künstlichen Darmausgang lebt und — das ist das Besondere an ihm — gelernt hat, offen darüber zu sprechen.

Das hat damit zu tun, dass sich Kern, kaum, dass ihm mit 28 Jahren die Diagnose Darmkrebs eröffnet worden war, an die Selbsthilfegruppe Ilco (siehe Infobox) wandte und von dort große Unterstützung erfuhr. Kern ist dem Verein beigetreten, hat stets Menschen mit Krebs oder künstlichem Darmausgang beraten und ist nun Anfang Mai zum Vorsitzenden des Landesverbandes gewählt worden. Kurt Kern ist in Meißenheim aufgewachsen, hat die Volksschule besucht und hat dann eine Lehre zum Speditionskaufmann absolviert. Sein Wunsch, weiter zu lernen und eine Tätigkeit zu finden, bei der er mehr mit Jugendlichen zu tun hat, hatte ihn zu Pfarrer Gerhard Hof geführt. Der Pfarrer vermittelte ihn nach Freiburg, wo er in einer Art Schnellkurs die Voraussetzungen errang, studieren zu können. Nach dem Studium der Religionspädagogik und Gemeindediakonie in Freiburg wurde er in der Kinder- und Jugendarbeit im damals neu gebauten Trabantenstadtviertel Salzert in Lörrach eingesetzt. Ende der 1970er-Jahre ereilte ihn der Ruf aus Karlsruhe, dort eine neu eingerichtete Stelle als Beauftragter für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende zu übernehmen. Kaum hatte er die Stelle angetreten, musste er die niederschmetternde Diagnose Darmtumor verarbeiten. In dieser schwierigen Phase in seinem Leben, in der auch sein Glaube auf eine harte Probe gestellt worden ist, hat er seine Frau Traudel kennen gelernt, was er heute als sein großes Glück bezeichnet. Dankbar ist Kern zudem für die Unterstützung, die er stets von seinen Eltern erfuhr und auch für den Rückhalt, den er von seinem Arbeitgeber, der Landeskirche, in dieser Zeit erhielt. Zehn Jahre als Religionslehrer in Durlach folgten, dann konnte Kern aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand gehen. Dass das Ehepaar sich dann entschloss, nach Meißenheim zu ziehen, hat nicht nur mit Kerns Wurzeln hier zu tun, sondern auch damit, dass sich sein Sohn Lukas und bei den Großeltern von Anfang an sehr wohl gefühlt hat. Der heute 20-Jährige ist von den Kerns adoptiert worden, nachdem ihn seine Mutter im Alter von vier Wochen verlassen hatte. Kurt Kern ist überzeugt, dass Menschen mit künstlichem Ausgang ein sinnvolles und nahezu "normales" Leben führen können, wenn einige Regeln eingehalten werden. Er lebt diese Überzeugung seit 30 Jahren vor. Nun muss er zwar hin und wieder nach Stuttgart, um seinem neuen Amt gerecht zu werden. Doch Zeit, den Garten zu pflegen oder die Streuobstwiese, die er gemeinsam mit seinem Sohn bewirtschaftet, wird ihm trotzdem bleiben.

Hagen Späth, 24.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

Rheumaliga größte Selbsthilfegruppe im Ortenaukreis

Rheuma-Liga Ortenau wurde 25 Jahre alt / 2000 Mitglieder / Manfred Schätzle von Anfang an Vorsitzender

Mit einem Festakt beging die Rheuma-Liga Ortenau am Samstag ihr 25-jähriges Bestehen. Unter den mehr als 400 Gästen befand sich Prominenz aus der Politik und dem Gesundheitswesen, so CDU-Landtagsmitglied Volker Schebesta, Bruno Schweigert, Chef-Orthopäde am Klinikum Gengenbach, Andreas Jakob, stellvertretender Vorsitzender der Kreisärztekammer, sowie Vertreter der Krankenkassen. 2000 Mitglieder hat die Rheuma-Liga Ortenau derzeit. "Von null auf 2000 — das ist eine Erfolgsgeschichte" , befand der Vorsitzende der Liga, Manfred Schätzle, Kehl. Der frühere IKK-Mitarbeiter leitet den Verein seit seiner Gründung. Die Rheuma-Liga sei die mit Abstand größte Selbsthilfegruppe im Ortenaukreis. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Beratung von Rheuma-Patienten und das Vermitteln freiwilliger Therapiegruppen. Wenn ein Rheumatiker ein Funktionstraining verschrieben bekommt, kann das in einer der Gruppen der Rheuma-Liga durchgeführt werden. Schätzle: "Wir haben hier Verträge mit den Krankenkassen." Später können die von Rheuma Betroffenen das Training auf freiwilliger Basis weiterführen, und dies zu einem sehr günstigen Preis. Dass dieses Angebot wichtig ist und geschätzt wird, zeige sich an der Mitgliederzahl. Zum rheumatischen Formenkreis gehören laut Schätzle 300 Erkrankungen des Bewegungsapparates. Viele Glieder- oder Gelenkschmerzen würden von den Betroffenen gar nicht als rheumatische Erkrankung erkannt. Schätzle: "Praktisch müsste jeder dritte erwachsene Ortenauer bei uns Mitglied sein." Den Grund sieht er in unserer veränderten Lebensweise: "Wir sitzen viel zu viel und bewegen uns viel zu wenig." Dass die Bewegungstherapie hilft, Medikamente zu sparen — diese Erkenntnis habe sich bei den Kostenträgern durchgesetzt. Dennoch werde die Bedeutung der Selbsthilfe unterschätzt. Sie sei in den Zeiten der leeren Kassen jedoch sehr wichtig. Schätzle bedankte sich bei der Ärzteschaft für die Unterstützung der Liga, auch die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen sei gut. So befinde sich das Büro der Beratungsstelle bei der IKK in der Offenburger Wasserstraße. Die Rheuma-Erkankungen nehmen zu, auch in der Ortenau. Andreas Jakob spricht von 150 bis 300 Neuerkrankungen pro Jahr. Jürgen Schneider, Präsident der Rheuma-Liga Baden-Württemberg, kritisierte, dass die finanziellen Zuwendungen an die Rheuma-Ligen immer weniger würden, zugleich steige der bürokratische Aufwand. Die Rheuma-Liga Ortenau bietet unter anderem Trocken- und Warmwasser-Gymnastik an, dazu Eutonie und auch Tanz. Sehr gut angenommen werden Kurse für Nordic Walking, die sich speziell an Rheuma-Patienten wenden. Dazu gibt es Gesprächsgruppen, auch für spezielle Rheuma-Formen wie die Fibromyalgie. Von großer Wichtigkeit sei die Wasser-Gymnastik. Leider habe man im Raum Lahr trotz intensiver Bemühungen keine Möglichkeit, diese Therapieform anzubieten. "Wir finden niemand, der sein Hallenbad zur Verfügung stellt" , so Schätzle. In der übrigen Ortenau habe man flächendeckend Partner gefunden.

Christel Schwiegershausen, Therapeutin für Eutonie an der Staufenburg-Klinik Durbach, seit 1982 für die Rheuma-Liga Ortenau tätig, wurde als dienstälteste Therapeutin geehrt. Das Ehepaar Käthe und Ulrich Lieske, Kehl, 87 und 93 Jahre alt, wurde für 23-jährige Teilnahme am Funktionstraining geehrt. Für 20 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit wurden geehrt: Martha Brück, Offenburg, und Hannelore Zehe, Oberkirch. Für zehn Jahre wurden geehrt: Gabriele Hurst, Durbach, Elfriede Landthaler, Offenburg, Elke Marx-Alhelm, Offenburg, Anneliese Mücke, Offenburg, Ursula Müller, Neuried, Wolfgang Nuber, Gengenbach, Gisela Ross, Kehl, Klaus Schäck, Hohberg, Marita Sieburg, Lahr, Ludwig und Renate Streibl, Offenburg, Barbara Schmittner, Offenburg, Ursula Schneider, Lahr, Eugene Wenger, Kehl, Gabriele Wingenfeld, Kehl.
16.5.2007

 

Behandlung des Morbus Crohn

Noch gibt es keine Heilung für Morbus-Crohn-Kranke. Aber immerhin gibt es wissenschaftlich gesicherte Richtlinien für die Therapie. Wobei das empfohlene Stufenschema nicht wie ein Kochrezept angewendet werden kann. "Die Behandlungsrichtlinien müssen immer an die individuelle Situation des Patienten angepasst werden" , betont Professor Wolfgang Kreisel, Experte für entzündliche Darmerkrankungen an der Universitätsklinik Freiburg.

Die Therapie verfolgt das Ziel, dass die Entzündung vollständig abklingt. In der akuten Phase erhalten die Patienten meist Kortisonpräparate kombiniert mit Aminosalicylaten. Das Kortison sollte der Patient nicht länger als drei Monate erhalten. "Nur schafft man das meist nicht" , räumt Kreisel ein. Treten die Symptome des Morbus Crohn erstmals auf, endet die Behandlung, nachdem die Entzündung abgeheilt ist. Auch bei einem zweiten Schub, wie akute Phasen auch genannt werden, wird nur solange therapiert, bis der Patient wieder beschwerdefrei ist. Tritt die Entzündung ein drittes Mal auf, muss der Patient auch nach ihrem Abklingen Medikamente nehmen. Und zwar Immunsuppressiva, die das körpereigene Abwehrsystem dämpfen. Denn das Immunsystem spielt bei der Entstehung der Entzündungen eine entscheidende Rolle. Die Medikamente sollten mindestens ein Jahr eingenommen werden, vier Jahre gelten als optimal. Die Behandlung soll weitere Schübe verhindern. Erfassen die Entzündungen auch tiefer liegende Schichten der Darmwand, kann das schwerwiegende Folgen haben. Es können Hohlgänge entstehen, die aus dem Darm in andere Körperbereiche führen. Über diese sogenannten Fisteln können sich Darmbakterien ausbreiten und Infektionen entfachen. Zu deren Bekämpfung werden Antibiotika verwendet. Und noch eine fünfte Medikamentengruppe kann, wenn gar nichts mehr anderes hilft, eingesetzt werden: Es sind Substanzen, die den Tumornekrosefaktor hemmen. Sie wirken innerhalb weniger Tage, haben aber teilweise sehr schwere Nebenwirkungen. "Diese Medikamente setzen wir etwa ein, wenn der Patient künstlich ernährt werden muss, an hohem Fieber und an starkem Durchfall leidet. Also dann, wenn wir seine Situation schnell verändern müssen" , erklärt Kreisel.
Kommt man mit der medikamentösen Therapie nicht mehr weiter, lässt sich eine Operation oftmals nicht mehr vermeiden. "Wir versuchen so wenig Darm wie möglich wegzuschneiden" , erklärt Professor Günther Ruf. Der Freiburger Chirurg greift auch dann zum Skalpell, wenn Komplikationen wie Darmverengungen auftreten. Doch auch hier gilt, dass alle anderen Möglichkeiten vorher ausgeschöpft sein müssen. "Vielfach lassen sich solche Verstopfungen während einer Darmspiegelung beseitigen" , erklärt der Freiburger Endoskopiespezialist Henning Schwacha. An der Engstelle wird ein Ballon aufgeblasen und die Passage aufgeweitet.
Karin Bundschuh , 30.4.2007, www.badische-zeitung.de

Darm, Darmflora und Morbus Crohn

"Der Tod kommt aus dem Darm", lautet ein alter Spruch unter Medizinern. Lange Zeit gingen die Ärzte davon aus, dass eine durcheinander geratene Darmflora eine Krankheit auslösen kann. Deshalb gerieten deren Bewohner, geschätzte 600 verschiedene Bakterienarten, im 19. Jahrhundert in den Blickpunkt der Wissenschaft. Denn der Medizin dieser Zeit, die sich noch mit Ruhr, Pest und Cholera auseinander setzen musste, galt zunächst jede Mikrobe als gefährlich.

Dass die 100 Billionen sich normalerweise im Darm tummelnden Bakterien nicht nur wichtig für einen gesunden Stoffwechsel, sondern auch maßgeblich an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt sind, erkannte als einer der ersten der Freiburger Mediziner Alfred Nissle. Er isolierte während des Ersten Weltkriegs einen Bakterienstamm, der einen Unteroffizier vor einer Durchfallerkrankung geschützt hatte. Das war die Geburtsstunde der Probiotika, denn besagter Escherichia coli-Stamm Nissle 1917 wurde und wird bis heute mit Erfolg zur Behandlung verschiedener, zum Teil auch schwerer Darmerkrankungen eingesetzt. Inzwischen weiß man, dass die Darmflora beim gesunden Menschen einen ganz wesentlichen Anteil daran hat, dass die unzähligen Erreger, die wir jeden Tag mit der Nahrung aufnehmen, nicht in den Rest des Körpers gelangen. Die dichte Masse an "guten" Bakterien, die den Verdauungstrakt besiedeln — im Darm eines Erwachsenen sind das immerhin zwei bis drei Kilogramm — verhindern allein schon durch ihre erdrückende Übermacht das Einwandern unerwünschter, fremder Keime. Darüber hinaus lässt ihre bloße Anwesenheit die Abwehrzellen im Darm in einer permanenten Habacht-Stellung verharren. Dadurch bleiben sie jederzeit einsatzbereit, wenn es darum geht, körperfremde Stoffe zu erkennen und unschädlich zu machen. Rein technisch funktioniert das über bestimmte Strukturen, die von Zellen des Immunsystems in der Darmschleimhaut als fremd erkannt werden. Dazu gehören zum Beispiel so genannte CpG-Motive. Dies sind bestimmte Sequenzen, die im Erbgut von Bakterien und Viren viel häufiger als bei Wirbeltieren vorkommen und sich zwischen den Gattungen klar unterscheiden. Das Immunsystem des Menschen erkennt diese Sequenzen als "fremd" und mobilisiert seine Kräfte gegen den potenziellen Feind. Im gesunden Darm ist die Reaktion Teil der natürlichen Abwehrfunktion der Darmschleimhaut. Der kranke Darm eines Morbus-Crohn-Patienten zum Beispiel, tut des Guten zu viel. Er reagiert über und greift nicht nur fremde, sondern auch körpereigene Zellen und seine erwünschten bakteriellen Untermieter an. Chronische Entzündungen der Schleimhaut, Schmerzen und Durchfälle sind die Folge. Es bilden sich Geschwüre und Abszesse, die Schleimhaut wird oft porös und durchlässig. Verantwortlich für die Überreaktion bei dieser Autoimmunkrankheit, von der in Deutschland 120 000 Menschen betroffen sind, könnte die Zusammensetzung der Darmflora sein. Entsprechende Studien haben gezeigt, dass die Artenvielfalt im Darm von Patienten, die unter Morbus Crohn, kurz CED, leiden, deutlich eingeschränkt ist. Oft finden sich im Verdauungstrakt von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gerade mal die Hälfte der Mikrobenarten, die ein Gesunder in sich trägt. Andere Arten lassen sich bei Crohn-Patienten dagegen auffallend häufig in der Darmwand sowie in den Adern dahinter nachweisen. Dass bestimmte Keime eine CED auslösen können und andere nicht, zeigen auch Versuche mit gentechnisch veränderten Mäusen, die laut ihrem Erbgut eine Colitis entwickeln müssten, dies aber nicht tun, wenn ihr Darm keimfrei bleibt. Doch ganz so einfach ist es nicht. "Die Bakterien allein sind für die Ausbildung einer CED sicher nicht ausschlaggebend" , sagt Stefan Schreiber von der Universität Kiel, Sprecher des "Kompetenznetzwerks Darmerkrankungen" . Allein seine Arbeitsgruppe hat im vergangenen Jahr 500 Gene identifiziert, die bei Crohn-Patienten anders reguliert sind als bei gesunden Menschen. Auch das Erbgut des Betroffenen selbst spielt also beim Ausbruch der Krankheit wahrscheinlich eine Rolle. Die Produkte, die nach den Anweisungen des IL23R-Gen erzeugt werden, stellen nach den Ergebnissen eines kanadisch-amerikanischen Forschungsteams sogar eine Art Schutzschild gegen den Morbus Crohn dar. Der Experte Florian Obermeier von der Uniklinik Regensburg empfindet allerdings die Genetik in Hinblick auf die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen als "zu hoch aufgehängt" . Nach aktuellen Studien erhöhten entsprechende Mutationen das Risiko, an einem Morbus Crohn zu erkranken, "nur" um etwa den gleichen Faktor wie das Rauchen — Raucher erkranken etwa doppelt so häufig wie Nichtraucher an CED. Die Regensburger Forscher setzen deshalb weiter auf die Bakterien. Ihr Ziel ist es, bestimmte bakterielle Strukturen, die die überschießende Immunreaktion erst auslösen, zu blockieren. Dabei kommen ihnen bestimmte Viren zu Hilfe, die selbst schwere Krankheiten im Verdauungstrakt auslösen können und die dabei einen Weg gefunden haben, die menschliche Immunantwort zu umgehen. Der Trick: Die Viren machen die erwähnten CpG-Motive in ihrem Erbgut unkenntlich, der Wirt bleibt dadurch quasi auf diesem Auge blind für den Eindringling. Auf dieselbe Art haben nun auch die Regensburger die CpG-Motive der Darmflora maskiert. Im Tiermodell ist es dadurch tatsächlich gelungen, die Entzündungsrate im Darm erkrankter Mäuse um 50 bis 60 Prozent zu verringern. Obermeier ist überzeugt, dass die winzigen Untermieter in unserem Verdauungstrakt noch viele Überraschungen für uns bereithalten. "Wir haben mehr Bakterien im Darm als Zellen in unserem Körper. Und die meisten dieser Bakterien und deren Produkte sind noch komplett unbekannt" , sagt er. Gut möglich also, dass es der Wissenschaft eines Tages doch noch gelingt, die Guten von den Bösen zu trennen und jedem Krankheitsbild die Darmflora zuzuordnen, die Linderung oder sogar Genesung verspricht.
Christina Süsslin , 30.4.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Tinnitus-Selbsthilfegruppe Lörrach

Heilbar ist Tinnitus kaum, Entspannungsübungen machen das Leben mit dem Leiden aber leichter

Martin Luther litt der darunter, der Philosoph Jean-Jacques Rousseau und der Maler Francisco Goya ebenso; aber auch die Komponisten Beethoven und Smetana plagten Pfeif- und Brummgeräusche im Ohr. Heute ist Tinnitus (lateinisch: Klingeln) längst eine Volksleiden. Die Chancen auf Heilung sind gering; Entspannungsübungen können aber das Leben mit dem Leiden erleichtern. Jeder habe Ohrgeräusche, erläutert der Lörracher Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Kai Hecksteden. Meistens verschwinden sie so schnell wie sie gekommen sind. Zu einem Problem werden sie, wenn der Betroffene die Geräusche emotional nicht in den Griff bekommt, wenn sie das Gehirn nicht verarbeiten kann. Dabei ist Tinnitus keine eigene Krankheit, sondern ein Symptom, hinter dem eine andere Krankheit stehen kann. Die Ursachen sind vielfältig. Lärm und Stress zählen dazu. Ob Pfeifen, Rauschen, Zischen oder Summen — eines ist allen Geräuschen gemeinsam: Sie sind in der Regel nur vom Betroffenen selbst wahrnehmbar, daher spricht man vom subjektiven Tinnitus. Bestehen die Geräusche über Monate, sind die Aussichten auf Heilung meist gering: Die Patienten müssen mit dem Leiden leben lernen. Bei neu aufgetretenen Beschwerden sei der Gang zum Ohrenarzt unabdingbar, betont Hecksteden, vor allem um zu klären, ob hinter den Geräuschen eine organische Störung steckt. In der Regel sei zunächst auch eine medikamentöse Behandlung angezeigt; werden die Beschwerden chronisch, sind andere Therapiewege einzuschlagen. Wer emotional angespannt ist, neigt zu Ohrgeräuschen; gehen diese nicht weg, wächst die Beunruhigung, kann der Betroffene nicht mehr ruhig schlafen, was wiederum die Anspannung und damit das Symptom verstärkt.
Um diesem Teufelskreis, der im schlimmsten Fall eine Teilhabe am normalen Leben verunmöglicht und eine stationäre Therapie nötig macht, zu entkommen, seien Entspannungsübungen sehr hilfreich, erläutert der Mediziner. "Das tut uns allen gut; hinterher sind wir richtig gut drauf", bestätigt Katharina Schilling. Die 70-Jährige aus Weil am Rhein hat 1999 die Selbsthilfegruppe der deutschen Tinnitus-Liga im Kreis Lörrach mitbegründet. Jeden zweiten Mittwoch im Monat trifft sich in den Räumen der Innungskrankenkasse Lörrach ein fester Kreis von 10 bis 15 Personen. Dabei geht es natürlich um den Austausch unter Betroffenen, die sich häufig alleingelassen, hier aber verstanden fühlen. Im Zentrum der Treffen indes steht autogenes Training zur Entspannung. "Tinnitus-Patienten sind fixiert auf den Ton im Ohr" , erläutert die Jogalehrerin und Atemtherapeutin Karin Klausmann aus dem Münstertal. Es komme darauf an, ihn zu ignorieren, den Fixpunkt loszulassen. Je mehr sich Betroffene auf die Geräusche konzentrieren, desto massiver werden sie. Ohne Anleitung eines Lehrers funktioniere die Selbstentspannungsmethode des autogenen Trainings freilich nicht. Doch Karin Klausmann ist überzeugt: Das schafft jeder, wenn er bereit ist, sich darauf einzulassen und zu üben. Um Blockaden zu beseitigen, setzt die Therapeutin neben Atemübungen auch auf die Lachtherapie. Wer von Herzen befreit lacht, lässt los, entspannt. Heilen freilich lässt die Tinnitus so nicht, ist sich Karin Klausmann bewusst. Aber lindern. "Wie viele Krankheiten werden auch die lästigen Ohrgeräusche entschärft, wenn Betroffene lernen, sie als Teil ihres Lebens anzunehmen."
24.3.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Prostatazentrum eröffnet an Freiburger Uniklinik: Helpline, Internetportal

Prostataentzündung bei jüngeren Männern, Prostatavergrößerung bei Älteren oder das aggressive Prostatakarzinom: Viele Männer leiden an Erkrankungen der Vorsteherdrüse. Um diesen künftig besser helfen zu können, eröffnet die Universitätsklinik Freiburg heute ihr Prostatazentrum.


Anlaufstellen für die Patienten bilden dabei ein Internetportal sowie eine telefonische "Helpline" . Hier können sich Männer mit Prostatabeschwerden über ihre Krankheit informieren und anonym Rat einholen. "Die telefonische Beratung ersetzt nicht das Gespräch mit dem Arzt. Sie soll aber helfen, einen leichteren Umgang mit dem Tabuthema Prostata zu finden" , erklärt Professor Ulrich Wetterauer, Ärztlicher Direktor der Abteilung Urologie an der Uniklinik. Das Prostatazentrum ist allerdings kein Neubau auf dem Gelände der Universitätsklinik. Vielmehr werden bereits vorhandene Abteilungen besser miteinander vernetzt. "Unser Ziel ist es Kräfte zu bündeln. So kann jeder Patient individuell behandelt werden" , so Wetterauer. Neben der Urologie sind auch das Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer, die Klinik für Strahlenheilkunde sowie etliche niedergelassene Urologen in das Netzwerk des Prostatazentrums miteinbezogen. Um den Patienten neben der medizinischen auch eine persönliche Betreuung zu bieten, ist die Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Freiburg im Prostatazentrum vertreten. "Bei uns können die Männer das Gespräch mit anderen Betroffenen suchen und Mut aus deren Erfahrungen schöpfen" , berichtet Horst Herr, Leiter der Selbsthilfegruppe.

Aber nicht nur an der Universitätsklinik werden die Kompetenzen gebündelt, auch das Lorettokrankenhaus plant nun ein eigenes Prostatazentrum. Auch beim "Prostatazentrum Südbaden" wird die Klinik für Strahlenheilkunde beteiligt sein. "Eine Konkurrenzsituation zwischen den Zentren sehen wir nicht" , erklärt Oberarzt Karl Henne von der Klinik für Strahlenheilkunde der Uniklinik. Denn das geplante Zentrum des Lorettokrankenhauses sei speziell für Patienten mit Prostatakrebs gedacht, das Prostatazentrum der Uniklinik dagegen biete Behandlung aller Prostataleiden an.
Daniel Adler , 14.2.2007, Badische Zeitung

 
Aphasie und Schlaganfall Elztal: Selbsthilfegruppe in Waldkirch

Ein sehr häufiges Symptom nach Schlaganfall ist die halbseitige Lähmung des Körpers. Betroffen sind dann der jeweilige Arm und die Hand und/oder Bein und Fuß. Oft bleibt die Bewegungsfähigkeit erheblich einschränkt. Mit dieser Thematik befasst sich die Selbsthilfegruppe "Aphasie und Schlaganfall Elztal" bei ihrem nächsten Treffen und Informationsabend am Donnerstag, 1. Februar, um 19 Uhr im Bürgerzentrum Rotes Haus, Waldkirch, (Emmendinger Straße 3). Referentin ist Simone König, Ergotherapeutin in der Neurologischen Klinik Elzach. Sie wird in ihrem Vortrag die Ursachen der veränderten Muskelspannungen erläutern und erklären, wie es zu einer Erhöhung der Muskelspannung an der gelähmten Körperseite kommen kann. Sie stellt Behandlungsmethoden vor, welche die Motorik und Sensorik wieder anbahnen helfen und die Muskelspannungen mildern oder sogar auflösen. Ansprechpartner der Selbsthilfegruppe ist Max Gander, 07682/ 920795.
29.1.2007, BZ

 

Chronische Schmerzkrankheit Fibromyalgie - neue Therapie

Im Blasius-Gesundheitszentrum in der Zähringer Straße 332, Freiburg, zweites Obergeschoss, stellt am Dienstag, 30. Januar, um 20 Uhr die Heilpraktikerin Petra Martinez von Remisowsky eine neue Therapie zur Behandlung der chronischen Schmerzkrankheit Fibromyalgie vor. Die Apothekerin Petra Knauber-Idler beantwortet Fragen zur begleitenden Behandlung mit Naturheilkunde.
Anmeldung erbeten unter
0761/53352. Eintritt 2 Euro

 

Osteopathie: Knochenarbeit mit Tücken

Kassen und Wissenschaftler konnte die Osteopathie bisher nicht überzeugen - eine steigende Zahl Patienten schon

Vor ein paar Wochen kam ein Mann in Christoph Mauders Praxis. Da zwicke es schon seit langem zwischen den Schulterblättern, sagte er. Von Zeit zu Zeit habe ihn ein Orthopäde wieder eingerenkt, aber nach zwei Wochen sei das Zwicken immer wieder da gewesen. Der Mann hatte den Arzt gewechselt - ohne Erfolg. Nach einem Besuch in seiner Praxis, erzählt Christoph Mauder, hätte der Patient schon nach Minuten freier atmen und sich leichter bewegen können.

Als Heilpraktiker mit osteopathischer Ausbildung hat Mauder eine Technik angewandt, die bereits vor 140 Jahren in den USA entwickelt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts entschied der amerikanische Arzt Andrew Taylor, nachdem mehrere seiner Kinder bei einer Epidemie gestorben waren, neue medizinische Wege zu gehen. Die von ihm entwickelte Osteopathie geht davon aus, dass die Strukturen im menschlichen Körper auf direkte oder indirekte Art zusammenhängen. Diese Verbindung stellt das Bindegewebe her, zu dem auch Sehnen und Bänder zählen. Jede Struktur, ob Knie, Niere oder Schultergelenk, bewegt sich gemäß ihrer Funktion. Ist diese gestört, agieren Organ oder Muskel anders und beeinträchtigen dadurch andere Körperbausteine. Der Osteopath sucht nun nach diesem ursprünglichen Problem. Nach einem ausführlichen Gespräch ertastet er die Funktionsstörung und behandelt sie durch eine Technik, die aus Greifen, Schieben und Ziehen besteht. Damit sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden. Im Fall des Patienten mit dem Zwicken zwischen den Schulterblättern war nicht der Rücken, sondern ein vernarbtes Magengeschwür für die Symptome verantwortlich. Das sich reibende Gewebe reizte einen Nerv, der Signale Richtung Rücken schickte. Christoph Mauders Ziel war es, durch die Mobilisierung des Organs diese Reibung zu beenden.
Die Anwendungsgebiete der Osteopathie sind groß. Sie unterteilen sich in die Bereiche des Bewegungsapparates, der inneren Organe sowie Schädel, Rückenmark und Nerven. Osteopathen behandeln zum Beispiel Schrei- und Spuckkinder, Frauen mit Menstruationsbeschwerden, Patienten mit Rücken- und Schulterproblemen, Knieschmerzen und Verdauungsstörungen. Während die Disziplin in den USA seit den 60er-Jahren anerkannt wird, verbreitet sie sich hierzulande erst seit Ende der 80er. Im Moment boomt sie.
Der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) hatte 1999 rund 500 Mitglieder, heute sind es knapp 2000, sagt Brigitte Siegerist, Leiterin der Bundesgeschäftsstelle. 4000 Osteopathen soll es insgesamt in Deutschland geben. Der Beruf ist weder als solcher anerkannt, noch ist die Ausbildung geregelt (siehe unten). Gleichzeitig steht die Osteopathie auch inhaltlich in der Kritik. Mediziner wie Edzard Ernst werfen ihr vor, sie sei bis heute den Beweis ihrer Wirksamkeit schuldig geblieben. Ernst leitet den Lehrstuhl für Komplementärmedizin an der Universität von Exeter in Großbritannien. Er hat in einer Metaanalyse, einer Auswertung und Sichtung der vorhandenen wissenschaftlichen Ergebnisse, die osteopathische Wirbelsäulenmanipulation bei Rückenschmerzen untersucht. Sein Fazit: Die Schmerzlinderung durch die Behandlung ist nicht belegt. Er könne daher eine osteopathische Therapie bei Rückenschmerzen nicht empfehlen, selbst wenn die eher sanften Griffe viel ungefährlicher als beispielsweise das chiropraktische "Einrenken" sei, das zu Komplikationen führen könne, so Ernst. Brigitte Siegerist ist diese Argumentation wohl vertraut. Das Gegenargument der VOD-Funktionärin lautet: "Unser Ansatz ist ganzheitlich und geht auf jedes Individuum unterschiedlich ein. Jeder Mensch ist anders, zum Beispiel in seiner Krankengeschichte. Daher können Studien über Osteopathie nicht in dem Sinne reproduzierbar sein." Als Erfahrungsmedizin könne sie den wissenschaftlichen Anforderungen nicht genügen, um für die Aufnahme in den kassenärztlichen Leistungskatalog geprüft zu werden. Ein Argument, das Krista Federspiel nicht gelten lässt. Die Medizinjournalistin ist Mitglied der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften und Ko-Autorin des Stiftung-Warentest-Buchs "Die Andere Medizin". "Auch bei manuellen Techniken, zu denen die Osteopathie zählt, kann man das Befinden des Patienten vor und nach der Behandlung kontrollieren", sagt sie.
Studien, die das tun, sagt Edzard Ernst, gibt es auch. So zeigt beispielsweise eine in einer der angesehensten medizinischen Fachzeitschriften, dem New England Journal of Medicine, veröffentlichte Untersuchung, dass sich Rückenpatienten nach einer osteopathischen Behandlung nicht eher und umfassender erholen als Versuchspersonen nach einer schulmedizinischen Standardtherapie. Allerdings nahmen sie vergleichsweise weniger Bedarfsmedikamente ein.

Außerdem gebe es zu wenig wirklich aussagekräftige Osteopathie-Studien mit ausreichender wissenschaftlicher Qualität, klagt Ernst. Selbst Christoph Mauder muss einräumen, dass unter den zahlreichen Versuchen, die Wirksamkeit der Osteopathie wissenschaftlich zu belegen, nur wenige sind, die den "evidence based" -Kriterien genügen. Nur diese Studien, bei denen darauf geachtet wird, dass Einflussfaktoren wie die Erwartungshaltung von Arzt und Patient ausgeschaltet werden, gelten aber als tatsächlich aussagekräftig. Aber in dieser Hinsicht, sagt Maurer, sei die Osteopathie auf dem Weg der Besserung. "Auch die behauptete Anregung der Selbstheilungskräfte ist nicht belegt. Unsere Selbstheilungskräfte funktionieren auch ohne manuelle Behandlung" , kritisiert die Medizinjournalistin Christa Federspiel. Das stimme zum Teil natürlich, sagte Christoph Mauder. Allerdings gebe es Fälle, in denen der Körper Hilfe brauche, um sich selbst zu helfen. Er zieht den Vegleich zum Bänderriss. Wenn man den Fuß nicht ruhig stelle, so der Heilpraktiker, heile der auch. Aber eben nicht so gut. Natürlich kenne die Osteopathie auch ihre Grenzen. Bei Knochenbrücken, Krebs oder Infektionskrankheiten könne sie nicht helfen.
Zumindest unter den niedergelassenen Ärzten nimmt die Anerkennung seiner Heilmethode jedenfalls zu. Als Christoph Mauder vor sechs Jahren nach Freiburg kam, erzählt er, reichte die Reaktionen der Ärzte von Belustigung bis Interesse. Heute arbeitet der Heilpraktiker mit Internisten, Orthopäden, Allgemeinmedizinern, Sportmedizinern und Zahnärzten zusammen. So eng, dass er schon mal, anrufen und sagen kann, in welches Gelenk ein Schmerzmittel gespritzt werden soll.

Badische Zeitung Freiburg
Constance Frey, 9.1.2007, www.badische-zeitung.de

Osteopathie: Was sie kostet, wer sie anbietet >Arzt1 (8.1.2006)

 

Fibromyalgie-Selbsthilfegruppe in St.Georgen

Wenn Gudrun Foth zusammenrechnet, wie oft sie in den vergangenen zwanzig Jahren krank war, kommt sie auf ein ernüchterndes Ergebnis: "Unterm Strich fünfzehn Jahre." Die 59-Jährige leidet seit ihrem 19. Lebensjahr an Fibromyalgie, einer chronischen Schmerzerkrankung, die ihr das Leben seither immer wieder zur Hölle gemacht hat. Bereits vor einiger Zeit hat Gudrun Foth eine Selbsthilfegruppe für Diabetiker gegründet. Jetzt will die St. Georgenerin ihr Engagement ausweiten und auch Fibromyalgie-Patienten Gelegenheit geben, sich auszutauschen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Denn das Leben mit der Krankheit ist nicht unbedingt leicht, wie sie aus eigener Erfahrung nur zu gut weiß.

Starke Schmerzen am ganzen Körper, verkrampfte Muskeln und chronische Erschöpfung sind nur einige der Symptome, die bei Fibromyalgie auftreten, die Diagnosestellung gilt bis heute als schwierig. "Gerade ältere Patienten haben oft einen langen Leidensweg hinter sich, weil die Krankheit schwer zu erkennen ist", sagt Gudrun Foth. "Ich habe früher auch oft zu hören bekommen, ich sei eine Simulantin und hätte bloß keine Lust zu arbeiten, da verliert man irgendwann schon den Mut." Die ersten Symptome - Schmerzen entlang der Sehnen und an den Muskeln - traten bei ihr mit 19 Jahren auf. "Es war nicht gleich so schlimm", erinnert sie sich. "Aber die Psyche spielt eine große Rolle. Und mit jedem Schicksalsschlag, den man erlebt, wird es schlimmer." Gudrun Foth hat lange Zeit in der Gastronomie gearbeitet. "Da trägt man dann ein Tablett, und der Schmerz schießt einem plötzlich in den Arm und alles liegt am Boden." Da braucht es einen verständnisvollen Chef - und ein verständnisvolles Umfeld. "Man sieht einem die Krankheit ja nicht an", sagt sie. "Und es wirkt auf andere schon komisch, wenn man ständig sagt, ich kann dieses und jenes nicht machen." Die Diagnose "Fibromyalgie" erhielt sie erst vor zehn Jahren, 1996. "Früher wurde die Krankheit oft nicht erkannt", sagt die St. Georgenerin. "Ein Arzt hat mir einmal gesagt, ich hätte zu viel Zeit, um über Krankheiten nachzudenken, das wäre mein Problem." Inzwischen hat Gudrun Foth die Fibromyalgie "ganz gut im Griff". Sie weiß, was ihr gut tut und was nicht und schwört auf Naturheilmittel. "Nasskaltes und besonders heißes Wetter sind am schlimmsten. Ich war einmal bei minus 45 Grad in der Türkei und da ging es mir blendend, weil das eine trockene Kälte war."
Mittlerweile hat sie gelernt, ihren Alltag so einzurichten, dass ihr die Krankheit nicht allzusehr in die Quere kommt. "Gerade eintönige Arbeiten belasten einen sehr", weiß sie. "Früher habe ich alle Fenster auf einmal geputzt und war drei Tage erledigt. Jetzt verteile ich das Fensterputzen eben auf mehrere Tage. Aber es hat lange gedauert zu lernen, in allem einen Gang zurückzuschalten."

Mit der Gründung einer Selbsthilfegruppe will Gudrun Foth anderen Betroffenen Mut machen und auch ein Stück Aufklärungsarbeit leisten. "Es ist schon einmal gut zu wissen, dass man nicht alleine dasteht. Ich wäre froh gewesen, wenn es vor 20 oder 30 Jahren eine Selbsthilfegruppe gegeben hätte." Die Treffen sollen ein Stück weit auch dazu beitragen, mit sich selbst ins Reine zu kommen. "Die seelische Aufräumarbeit ist sehr wichtig, ob in der Runde oder im Einzelgespräch", sagt sie.

Nathalie Göbel, 9.8.2006, www.suedkurier.de

 

Herzsportgruppe Dreisamtal e.V. seit 20 Jahren

Sie alle tragen Verantwortung im Vorstand und bei den Übungsabenden der „Herzsportgruppe Dreisamtal“.

Sie alle tragen Verantwortung im Vorstand und bei den Übungsabenden der „Herzsportgruppe Dreisamtal“.
Foto: Gerhard Lück

Dreisamtal (glü.) Für Oskar Bank ist die „Herzsportgruppe Dreisamtal“ ein „Stück vom Leben“. Seit zwanzig Jahren gibt es diese „Selbsthilfegruppe“ jetzt. Für Bank versteht es sich von selbst, dass er als eines der ersten Mitglieder seit 1992 den Vorsitz innehat. Der 2. Vorsitzende, Stefan Kunz, ist seit 1996 dabei und weiß, dass „die Gruppe Sicherheit durch den anwesenden Arzt und Therapeuten erhält“. Und der Schriftführer des Vereins, Hans Höfflin, „erst“ seit vier Jahren dabei, schätzt die „starken zwischenmenschlichen Beziehungen“. Über 3.000 Herzsportgruppen gibt es inzwischen in Deutschland. Sie sind alle - wie die Dreisamtäler Gruppe auch - in der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitation und Prävention zusammengeschlossen. Dieser Verband regelt die Rahmenbedingungen und Ausbildung der betreuenden Ärzte und Übungsleiter. Gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen scheinen das Erfolgsgeheimnis des „Jubiläumsvereins Herzsportgruppe Dreisamtal“ zu sein: eine miteinander verschworene „Schicksalsgemeinschaft“, die sich für das kranke Herz körperlich beim Sport bewegt, bei vielen Formen der Geselligkeit menschlich unterstützt und gegenseitig trägt. Und dass die Gruppe zur Lebensverlängerung und zum körperlichen Wohlbefinden beiträgt, beweisen einige Mitglieder, die seit 1986 mit dabei sind.

Damals, im Herbst 1985 gründeten der Stegener Arzt Wulfdieter Arleth und seine Frau Renate die „Arbeitsgemeinschaft Ambulante Herzgruppen Dreisamtal“. Bis dann alles für einen geregelten Übungsablauf geregelt war, verging ein gutes halbes Jahr. Doch am 10. April 1986 war es soweit. Mit acht Teilnehmern startete in der Turnhalle des Stegener Kollegs St. Sebastian der regelmäßige Übungsbetrieb. Hilde Bähr war erste Übungsleiterin und „Gründungsvater“ Dr. Arleth übernahm die ärztliche Betreuung. Das gehört im übrigen zum Qualitätsstandard von - oft auch „Koronarsportgruppe“ genannten - Herzgruppen. „Im Herzsport gibt nicht wie bei anderen Sportarten“, erklärt Oskar Bank, „der Schnellste oder Stärkste den Ton an.“ Übungsleiter und Arzt schauen auf regelmäßige Pulskontrollen und leiten Entspannungsübungen und Gymnastik mit Musik an. Bis zu seinem plötzlichen Tod 1991 war Hubert Lorenz Vorsitzender der „Herzsportgruppe Dreisamtal“. Dann übernahm Oskar Bank 1992 dieses Amt. In diesem Jahr erhielt auch Rosemarie Amann als Rechnerin die Verantwortung über die Finanzen. Als erste Übungsleiterin war Hilde Bähr aktiv. Dank der kontinuierlichen Mitgliederzunahme auf bereits 38 im Jahr 1989 übernahm Gisela Rinderer eine zweite Sportgruppe, die dann auch eine belastungsorientierte Differenzierung ermöglichte. Als sie 1992 ausschied, kam Angela Kotterer als Übungsleiterin zum Einsatz - und ist bis heute gute sportliche Seele des Vereins. Ende 1997 verließ Hilde Bähr den Verein und wurde von Stefanie Janz ersetzt, die heute an der Seite von Angela Kotterer die sportliche Betreuung gewährleistet. Auch bei den betreuenden Ärzten gab es Wechsel: Auf Doktor Arleth folgten Maria Vacariu, Ulrich Barth und seit 2000 Peter Krimmel. Für ihn ist im medizinischen Alltag Prävention ein ganz wichtiges Thema. Insofern freut er sich, dass er mit den Kollegen seiner Praxis die Betreuung leisten kann. „Die koronare Herzkrankheit“, erklärt der Stegener Medizinmann, „wird bei Änderung des Lebenswandels und dosiertem Sport besser.“ 

Zählte der Verein beim Zehnjährigen bereits 43 Mitglieder, ist er jetzt auf 59 angewachsen. Während des zwanzigjährigen Bestehens sind zwanzig Mitglieder verstorben. Deren wird immer wieder z.B. bei Gottesdiensten gedacht. Neben dem 2003 verstorbenen „Gründungsvater“ Arleth gibt es mit dem 94jährigen Alfred Linke und Willy Kempter noch zwei Ehrenmitglieder. Außer dem regelmäßigen Übungsbetrieb an jedem Donnerstag um 20 Uhr in der Stegener Kollegsporthallen finden vielfältige Fortbildungsveranstaltungen sowie geselliges Beisammensein und Ausflüge statt. Mit dem monatlichen Beitrag der Mitglieder und durch Krankenkassenzuschüsse wird die Arbeit der „Herzsportgruppe Dreisamtal“ finanziert. Wer sich für ein Schnuppertraining interessiert, kann an jedem Übungsabend in die Sporthalle nach Stegen kommen.

Gerhard Lück, 3.8.2006, www.dreisamtaeler.der

 

 

 

Chronischer Kopfschmerz tritt immer häufiger auf

Kopfschmerz ist nichts Ungewöhnliches — meist verschwindet er schnell wieder. Treten Kopfschmerzen aber wiederholt und mit ähnlichen Symptomen auf, sprechen die Mediziner von chronischen Kopfschmerzen. Dabei haben die Betroffenen nicht nur mit dem hämmernden Kopf zu kämpfen, sondern oft auch mit dem Unverständnis ihrer Mitmenschen. Trotz ihrer quälenden Situation werden Kopfschmerzkranke oft als verweichlicht, als Simulanten und Blaumacher abgestempelt.

Auch die Medizin nahm den Schmerz, den man nicht sehen und nicht nachweisen kann, lange Jahre nicht ernst. Doch: Mehr als 95 Prozent der Patienten, die wegen Kopfschmerzen zum Arzt gehen, haben Kopfschmerzen, die nicht gefährlich, aber qualvoll und chronisch sind. “Bei chronisch kopfschmerzkranken Menschen hat der Kopfschmerz seine Symptom- und Warnfunktion eingebüßt und ist zur eigenständigen Krankheit geworden” , erläutert Dr. Rainer Ihling, Internist und Kopfschmerzexperte an der Neurologischen Klinik Elzach. “Am häufigsten sind dabei die Migräne und der Spannungskopfschmerz.” Spannungskopfschmerzen sind zermürbende dumpfe Kopfschmerzen, die häufig als drückend beschrieben werden. Typischerweise ist der Schmerz von leichter bis mäßiger Intensität, kann aber auch heftig sein. Er sitzt meist im ganzen Kopf, und er verstärkt sich nicht durch körperliche Anstrengung. Kennzeichnend für die Migräne sind pochende, pulsierende und auch stechende, starke, bis fast unerträgliche Schmerzen, die einseitig lokalisiert sind. Übelkeit und Lichtempfindlichkeit sind typische Symptome. Einige Betroffene sind schon einige Tage vorher unruhig, andere laufen zu Hochform auf. Wenn die Schmerzen kommen, häufig am Wochenende, ist nur noch an Rückzug ins ruhige, abgedunkelte Zimmer zu denken. Oft haben chronisch kopfschmerzkranke Menschen schon eine längere Patientenkarriere hinter sich und über längere Zeit wechselnde Medikamente eingenommen — wodurch der Schmerz häufig nur noch schlimmer wird. “Es scheint etwas Paradoxes zu sein und für viele ist es nur schlecht zu akzeptieren: Medikamente, die Kopfschmerzen lindern sollen, lösen diese aus und verstärken sie” , sagt Ihling. “Und: Medikamentenübergebrauch führt nur bei Kopfschmerzpatienten auch zu zusätzlichen Kopfschmerzproblemen, und wir wissen nicht, warum.”
Die Forschung versteht immer besser, warum es in den Köpfen pocht, bohrt und hämmert. Und kommt zu überraschenden Resultaten. “Die Behandlung von Kopfschmerzen fordert eine Ganzheitsmedizin” , betont Ihling. “Es geht darum, komplexen Problemen vielseitig zu begegnen. Um den Schmerz zu lindern und den Umgang damit erträglich zu gestalten, müssen die Auslöser gefunden und behandelt werden. Oft gehören beispielsweise Stress, Angst, Schlafmangel, unregelmäßiges Essen und zu wenig Trinken ebenso dazu wie ein Raubbau an den eigenen Ressourcen.
An der Neurologischen Klinik Elzach setzt das von Ihling entwickelte Konzept der Migränebehandlung darauf, die Widerstandskraft des Körpers durch eine verbesserte Ausdauer und eine erhöhte Achtsamkeit auf Körpersignale zu fördern, die die Patienten in etablierten Verfahren der sanften Medizin wie Qigong und in Feldenkraistechniken kennen lernen. Sie lernen in einem verhaltensmedizinischen Training, Stressfaktoren zu identifizieren und mit Belastungen im Alltag besser umzugehen. Der Einsatz von Medikamenten stellt eine wichtige Säule der Behandlung dar: “Ein gezielter Einsatz hochwirksamer Medikamente kann sinnvoll sein — aber nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt.” Spezielle Schmerzfragebögen helfen dem Arzt dabei, einen individuellen Therapieplan zu erstellen. Aber auch Schlafgewohnheiten, Ernährung, Sport und die Arbeitssituation müssen in einer qualifizierten Schmerzbehandlung berücksichtigt werden.
5.5.2006, www.badische-zeitung.de

Schmerzfragebogen zum Download:
www.neuroklinik-elzach.de/ko_fragebogen.pdf

 

Multiple Sklerose: Natalizumab schafft mehr Flexibilität

Professor Rauer hat Recht, Natalizumab (Tysabri) bereichert das therapeutische Spektrum der Multiplen Sklerose (MS) und sollte deshalb auch deutschen Patienten baldmöglichst zur Verfügung stehen. Gleichwohl ist ein Risiko von 1:1000 nach Studienlage bezüglich einer sehr schweren unerwünschten, häufig tödlichen Komplikation, sehr hoch. Andere Wirkstoffe in anderen Indikationen mit vergleichbarer Risikobewertung würden damit nicht zugelassen.

Wie kommt' s, was lernen wir daraus? In den USA haben sich vor allem auch die MS-Patienten selbst und ihre Interessenvertretungen für die Wiederzulassung von Natalizumab (Tysabri) vehement eingesetzt. Aus den Studien sollten wir vor allem mitnehmen, dass die Voraussetzung für die Anwendung von Natalizumab eine exakte Diagnose ist und eine Behandlung ausschließlich durch einen in der MS-Therapie sehr erfahrenen Neurologen zu erfolgen hat. In den nordamerikanischen Studien wurden zum Teil Patienten behandelt, die überhaupt nicht an MS erkrankt waren. Natalizumab ist keine Langzeittherapie! In den Studien sind nur Patienten an der Virusinfektion des Gehirns (PML) erkrankt, die mehr als ein Jahr behandelt wurden. Kombinationsbehandlungen, zum Beispiel mit Beta-Interferonen oder Immunsuppressiva, erhöhen das Risiko dieser schwerwiegenden Komplikation wahrscheinlich wesentlich. Wenn wir gemeinsam mit unseren Patienten diese Dinge sorgsam beachten, fällt die Risikobewertung im konkreten Einzelfall sicher wesentlich günstiger aus als genannt. Natalizumab ist zwar nicht das Gelbe vom Ei in der MS-Therapie, eine breite Anwendung ist nicht zu erwarten. Natalizumab schafft aber mehr Flexibilität im bisherigen Behandlungsrepertoire, vor allem für akut schwer Erkrankte.

BZ-Leserbrief vom 26.4.2006 von Drs. Hana Heilmeyer-Kohler, Freiburg, Jürgen Kohler, Emmendingen

 

 

 

Müllheimer Osteoporose-Selbsthilfegruppe informiert

Sieben Millionen haben Osteoporose /  Diagnostischer Durchbruch erst vor wenigen Jahren

Osteoporose ist eine weit verbreitete Krankheit. Dennoch gestaltet sich deren Behandlung auch heute noch problematisch. Dies machte die Müllheimer Selbsthilfegruppe bei ihrem ersten Osteoporose-Tag deutlich. Obwohl es seit vielen Jahren auch im Müllheimer Raum viele Menschen mit Osteoporose gibt, formierte sich die Selbsthilfegruppe erst vor gut einem Jahr, berichtete die Gruppenleiterin Ursula Feuerstein. Seit einem Jahr könne die Gruppe Räume im Elisabethenheim für die Gymnastikstunde nutzen. Ihr Zweck sei es, neben dem Erfahrungs- und Informationsaustausch die Krankheit “Osteoporose” und deren Therapiemöglichkeiten bekannter zu machen.

“Es gibt heute noch viele Ärzte, die die Knochenkrankheit nicht gleich erkennen” , berichtete Ursula Feuerstein aus Erfahrung. Tatsächlich weist die Statistik von 2004 rund sieben Millionen Menschen in Deutschland mit Osteoporose aus. Allein 20 Prozent sterben an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruches nach einem osteoporosischen Bruch, wie der Arzt Dr. Frank Weinert bei seinem Vortrag berichtete. Weitere 20 Prozent gelten danach als pflegebedürftig. Obwohl die Krankheit seit langem bekannt ist, sei der diagnostische Durchbruch erst vor wenigen Jahren gelungen. Anhand mehrerer Faktoren, so Weinert, könne heute festgestellt werden, ob ein Patient zur Risikogruppe gehöre oder bereits unter Osteoporose leide.

Große Wertschätzung für das Engagement der Selbsthilfegruppe zollte Bürgermeister René Lohs in seinem Grußwort. Bei dieser Krankheit bestünde ein ständiger Bedarf an Information und an Hilfe. Auf der anderen Seite brauche die Selbsthilfegruppe Unterstützung und eine größere Öffentlichkeit, um ihre Hilfe für Betroffene leisten zu können. Vorbeugende Maßnahmen wie Knochendichtemessungen mit einem neuen Röntgenverfahren würden, so hatte der Bürgermeister kurz vor Veranstaltungsbeginn erfahren, von den meisten Krankenkassen nicht bezahlt. “Das ist eine schlechte Politik der Krankenkassen” , warb René Lohs für ein Umdenken. Sport und bewusste Ernährung könne die Gefahr einer Erkrankung verringern. Dagegen nehme Übergewicht bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer mehr zu, bedauerte Lohs. Um Erkrankungen rechtzeitig vorzubeugen, sei von der Politik Prävention gefordert. “Gesundheit ist nicht nur eine Frage des Alters, sondern eines ganzen Lebens” , betonte der Bürgermeister.

Selbsthilfegruppen würden dort gebildet, wo Menschen in gemeinsamer Not eine Verbesserung ihrer Situation anstrebten, erklärte Alfons Müller vom Landesverband der Osteoporose-Selbsthilfegruppen. Deshalb hätten sich landesweit zahlreiche Gruppen gebildet. Schmerzen und Knochenbrüche gerade in Folge von Osteoporose führten zu einer erheblichen Einbuße an Lebensqualität, betonte er. Deshalb forderte Müller aktives Handeln der Ärzte parallel zur Eigeninitiative der Osteoporosepatienten. Die Selbsthilfegruppen gäben deshalb jedem die Chance, über seine Ängste, seinen Krankheitsverlauf und seine Erwartungen zu sprechen.

Neben dem Informationsaustausch böten die Gruppen ein Funktionstraining unter der Leitung von geschulten Therapeuten an. Ziel sei es, durch Therapie und Ernährung die Knochendichte zu verbessern oder zumindest den Abbau zu verringern.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Volker Münch vom 10.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

Osteoporose Selbsthilfegruppe Müllheim
c/o
Ursula Feuerstein, Tel 07633/835535

 

 

 

Neue Bechterew-Selbsthilfegruppe im Hochschwarzwald geplant

Im Hochschwarzwald soll eine Selbsthilfegruppe des Landesverbandes Baden-Württemberg der DVMB (Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew) für Morbus Bechterew-Patienten und deren Angehörige entstehen. Bei einem Stammtisch-Treffen am heutigen Donnerstag, 9. Februar, um 20 Uhr im Schwarzwaldhotel Rothaus (Grafenhausen-Rothaus) können sich Interessenten über die Vorteile und Ziele einer Selbsthilfegruppe informieren.

Initiator ist Jens Rettschlag (Löffingen), der als selbstbetroffener Patient und Mitglied der bundesweit arbeitenden und ehrenamtlich geführten Selbsthilfeorganisation der Bechterew-Erkrankten (DVMB) möglichst viele Leidensgenossinnen und - Genossen als Mitglieder gewinnen will. Angesprochen sind Bechterew-Betroffene in einem Umkreis zwischen Titisee-Neustadt, Löffingen, Bonndorf, Todtmoos, St. Blasien und Waldshut-Tiengen. In seinem 17. Lebensjahr bekam Rettschlag zum ersten Mal die quälenden Rückenschmerzen und ahnte nicht, dass es der Beginn einer heimtückischen, chronischen Rheumaerkrankung war, die vor allem das Bewegungssystem beeinträchtigt und über entzündliche Prozesse zu einer knöchernen Einsteifung der Wirbelsäule führen kann. Sie gilt als unheilbar, lässt sich aber in ihrem Verlauf ganz entscheidend beeinflussen. Jens Rettschlag hat sich in seiner früheren Heimat schon in Selbsthilfegruppen der DVMB engagiert. Der 43 Jahre alte gebürtige Dresdner wohnt seit drei Jahren in Löffingen. Aufgrund seiner Krankheit ist er schwerbehindert und wurde zum Frührentner.
Rettschlag weiß, wie sich mit gezielten Angeboten der Alltag der Bechterew-Patienten erleichtern lässt. Der Landesverband der DVMB will die Betroffenen auf diese Möglichkeiten aufmerksam machen. In einer Selbsthilfegruppe stehen nicht nur Begegnung und Austausch im Vordergrund, sondern die Organisation von speziellen Gymnastik- oder Bewegungsangeboten wie Nordic Walking.
BZ vom 10.2.2006

Informationen bei Jens Rettschlag, Löffingen, Tel 07654/808341
jens.rettschlag@web.de

 

 

 

Rheuma-Liga Hochschwarzwald - Führungspersonal gesucht

Tanzen mit Körperschmerzen / Rheumakranke müssen mit einem schweren Los fertig werden, doch sie machen sich gegenseitig Mut / Suche nach Vorstand

Mit einem entzündeten Knie fing es an. Dann kam die Diagnose: Rheuma. Das war vor acht Jahren und Mariel Bickert war gerade mal 22. Ein Jahr jünger als Ingrid Dufner war, als sie vor 43 Jahren erkrankte. 30 Jahre hat sie sich mit ihrer Krankheit allein gefühlt. Dann kam sie zur Rheuma-Liga Baden-Württemberg, die ihren 2780 Mitgliedern in Freiburg und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ein volles Programm bietet. Nur ein Problem ist derzeit noch ungelöst: Die Engagierten suchen dringend Führungspersonal.

Damals war es ein großer Schreck. Mariel Bickert weiß noch, wie sie sich vor acht Jahren fühlte: “Ich dachte, mein Leben ist vorbei.” Denn zu Rheuma fiel ihr außer unerfreulichen Visionen nicht viel ein: “Ich sah mich schon im Rollstuhl sitzen.” Dass es mittlerweile gute Medikamente gibt, wusste sie nicht. Und zu dem Zeitpunkt hatte sie auch schon einiges hinter sich: Bis ihre Krankheit erkannt wurde, war sie ein Dreivierteljahr von einem Arzt zum nächsten geschickt worden. Sie solle mehr Sport machen, rieten die einen. Auf Krebs tippten die anderen und verunsicherten sie völlig: “Diese Zeit war schrecklich.” Mittlerweile macht Mariel Bickert anderen Betroffenen Mut. Seit fünf Jahren leitet sie zusammen mit einer anderen Frau eine regionale Selbsthilfegruppe für junge Rheuma-Patienten unter 35. Davon gibt es viele: Denn Rheuma ist nicht “nur” Arthrose, wie die Verschleißerscheinung von Gelenken genannt wird, unter der vor allem ältere Menschen leiden.

Daneben gibt es zahlreiche entzündliche Rheuma-Formen, über die schwer ein Überblick zu gewinnen ist: “Es sind mehr als 400” , sagt Mariel Bickert. Sie selbst hat Polyarthritis, eine Erkrankung, bei der mehrere Gelenke entzündet sind. Andere, die sich mit ihr im Sprecherrat der Regionalgruppe der Rheuma-Liga engagieren, leiden unter Arthrose oder Lupus Erythematodes, einer entzündlichen Erkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet. Für alle Rheuma-Kranken bietet die Rheuma-Liga zum Beispiel Warmwasser-Gymnastik im Freiburger Eugen-Keidel-Bad, Trockengymnastik in der Theresienklinik in Bad Krozingen oder “Tanzen mit Körperschmerzen” bei der Innungskrankenkasse (IKK) in Freiburg an - und einiges mehr. Jeden zweiten Dienstag im Monat beraten zwei Mitglieder des Sprecherrats andere Patienten zwischen 15 und 16.30 Uhr bei der IKK in der Wilhelmstraße 3 a in Freiburg, auch telefonische Beratung ist möglich.

Was zurzeit fehlt, sind nur ein(e) oder zwei ehrenamtliche Vorsitzende. Gesucht werden Menschen, die gern “alle Fäden in der Hand halten” , sagt Christina Haß, die hauptamtliche Fachfrau der Rheuma-Liga für Südbaden. Sie hofft sehr, dass sich bald Interessierte melden, die sich ehrenamtlich engagieren möchten und sich mit den drei Schlagworten der Rheuma-Liga “Bewegung, Beratung, Begegnung” identifizieren. Wie dieses Konzept hilft, hat Ingrid Dufner erfahren, seit sie zur Rheuma-Liga gefunden hat. Davor hat sie ihre Krankheit 30 Jahre lang “nicht akzeptiert” - und gelitten. Gearbeitet hat sie trotzdem, aber mit ständigen Schmerzen. “Mein Arzt hat mir damals gesagt: Damit müssen Sie sich abfinden” , erzählt sie, wirksame Medikamente bekam sie erst nach sieben Jahren. In den 43 Jahren, die seit ihrer Diagnose vergangen sind, hat sich viel verändert: Rheuma ist nach wie vor unheilbar, doch es gibt Medikamente, die helfen. Allerdings sind sie teuer, darum werden manche gar nicht mehr verschrieben, erzählt Mariel Bickert. Die Krankenkassen sparen auch bei Krankengymnastik - und Akupunktur gibt’ s gar nicht mehr auf Rezept. Mariel Bickerts Leben ist zwar nicht mehr, wie es früher war. Manchmal, wenn sie morgens aufwacht, kann sie sich wegen der “Morgenstarre” , die alle Rheuma-Kranken kennen, erstmal gar nicht bewegen. Den körperlichen Belastungen in ihrem Beruf als Krankenschwester ist sie nicht mehr gewachsen. Doch seit sie an einer psychosomatischen Klinik arbeitet und teilberentet ist, haben sich für sie einige Probleme gelöst. Und mittlerweile kann sie sagen: “Ich lebe trotz einiger Einschränkungen ein schönes Leben.”
Alles vom 14.1.2006 auf www.bzol.de lesen

 

 

 

Parkinson-Selbsthilfegruppe Emmendingen - Dank an Elly Scherg

Parkinson ist eine chronische Krankheit, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, sei es, weil die anfänglichen Symptome der Betroffenen in der Anfangszeit nur wenig auffallen, teils auch, weil sich die Kranken meist aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, wenn die Probleme deutlicher zu Tage treten. “ Parkinson? Kein Grund zu resignieren!” Dieser Leitspruch steht auf der Programmvorschau, mit der die Parkinson Regionalgruppe Freiburg in jedem Halbjahr ihre Mitglieder neu über die vielfältigen Hilfen, Informationen, Fachvortrage, aber auch gesellige Zusammenkünfte unterrichtet, die sie anbietet.
Runde zehn Jahre lang leitete Elly Scherg ehrenamtlich diese Selbsthilfegruppe mit etwas über 120 Mitgliedern, unzählige Fahrten mit ihrem eigenen Auto von ihrem Wohnort Emmendingen hat die nun über achtzigjährige, dabei noch erstaunlich rüstig wirkende alte Dame in dieser Zeit absolviert, die meisten nach Freiburg, wo sich die Mitglieder einmal monatlich in der Cafeteria des Evangelischen Stifts an der Hermannstraße treffen, dazu noch jede Woche zu einer fachspezifischen Gymnastikrunde in Freiburg.  Daneben war ihr kein Weg zu weit, wenn es galt, externe Fachvorträge oder Tagungen zu besuchen, um immer auf dem neuesten Wissenstand zu bleiben. Ihr großer Wunsch zu ihrem 80. Geburtstag, die Leitung der Gruppe in jüngere Hände abgeben zu können, ging nun in Erfüllung: Christina Wiartalla aus Freiburg hat ihr die schwer gewordene Bürde abgenommen. Gesine Kiefer und Bernhard Mößner überreichten der scheidenden Vorsitzenden Blumen und Geschenke der Mitglieder, und Elly Scherg versprach, der neuen Leiterin, wenigstens in der Übergangszeit, mit Rat und Tat zur Seite stehen zu wollen
BZ vom 31.12.2005

 

Selbsthilfegruppe Lupus Erythematodes in Freiburg

Das Wort hatten sie vorher noch nie gehört: Als die drei Gründerinnen der „Selbsthilfegruppe Lupus Erythematodes“ ihre Diagnose erfuhren, konnte keine von ihnen etwas damit anfangen. Doch das hat sich geändert. Längst haben sie gelernt, mit ihrer unberechenbaren Krankheit zu leben – und wollen sie nun endlich bekannter machen.

Doris Kugler ist eine Kämpferin. „Als chronisch kranker Mensch legt man sich nicht so schnell ins Bett“, sagt sie energiegeladen. Nur wenige wissen, dass sie krank ist. Denn nichts ist für sie so wichtig wie das Gefühl, „normal“ leben zu können. Bloß nicht zu erleben, dass andere Rücksicht auf sie nehmen. Diese Haltung hatte sie immer. Auch damals, als sie vor 29 Jahren mit Anfang 20 ihre Diagnose erfuhr. „Ich hatte immer dieses Gefühl: Ich werde das bezwingen.“ Damals kam alles sehr überraschend. Als sie plötzlich starke Gelenkschmerzen hatte, dachte sie sich erstmal nicht viel. Ihr Hausarzt tippte auf Gelenkrheuma. Und überwies sie, als er nicht mehr weiter wusste, an die Uni-Klinik. Das war ihr Glück: Denn dort ist die Chance, dass Lupus Erythematodes erkannt wird, deutlich höher als bei niedergelassenen Ärzten. Kein Wunder: „Der durchschnittliche Hausarzt trifft während seines ganzen Berufslebens statistisch gesehen auf 0,1 Patienten mit Lupus Erythematodes“, sagt Cathrin Lüdeking. Im gesamten Bundesgebiet leben „nur“ 40000 Menschen mit der chronischen Krankheit, bei der das Immunsystem den eigenen Körper bekämpft. Zu mindestens zehn aus der Region haben Cathrin Lüdeking, Doris Kugler und eine dritte Frau, die lieber anonym bleibt, regelmäßig Kontakt. 
Wer an Lupus Erythematodes erkrankt, hat bis zur Diagnose meist eine mühselige Odyssee vor sich. Sogar bei Doris Kugler in der Uni-Klinik dauerte es einige Wochen, bis feststand: Nicht in den Mandeln, die vorsorglich entfernt wurden, lag der Entzündungsherd – sondern die Nieren waren geschädigt. Und die Immunkrankheit, die theoretisch jedes Organ angreifen kann, war schuld. Umso später die Diagnose gestellt wird, umso schwieriger wird es: „Dann ist das betroffene Organ meist schon stärker beschädigt“, sagt Doris Kugler. Je nach der Schwere der Erkrankung unterscheiden sich die Behandlungsmöglichkeiten: „Die reichen von Schmerzmitteln bis zur Chemotherapie“, sagt Cathrin Lüdeking. Sie hat die ganze Palette durchgemacht – seitdem auch bei ihr alles scheinbar harmlos mit entzündeten Gelenken begonnen hatte. Das war vor 23 Jahren, als sie 18 war: „Das war damals ein ganz schöner Schlag.“ Darum wollte sie lieber erstmal nicht viel über ihre Krankheit wissen. Doch eines merkte sie von Anfang an: „Die Ärzte nahmen das sehr ernst.“ Stärkere Krankheitsschübe hatte sie aber erst ein paar Jahre später nach mehreren Fehlgeburten – und wieder vor drei Jahren nach der Geburt ihrer Tochter. Das war bei Doris Kugler vor 15 Jahren nach der Geburt ihrer Tochter ganz ähnlich. „Vermutlich hängt Lupus Erythematodes mit dem Hormonsystem zusammen“, sagt Doris Kugler. Neun von zehn Kranken sind Frauen, die meisten im „gebärfähigen Alter“. Doch auch Kinder und Männer sind betroffen. Manchmal beschränkt sich die Krankheit auf die Haut, ohne weitere Organe zu befallen. Oder sie kommt zum Stillstand. Doris Kugler und Cathrin Lüdeking haben in den vergangenen Jahrzehnten viele Aufs und Abs erlebt. „Es ist eine große Herausforderung“, sagt Doris Kugler – obwohl sich in der Behandlung viel verbessert hat. Doch angesichts der aktuellen Sparpolitik macht sich Cathrin Lüdeking Sorgen um die Zukunft: „Was ist, wenn wir unsere teuren Medikamente irgendwann selbst bezahlen müssen?“ Das könnte sie nicht – und das geht den meisten so.

Gründung der regionalen Selbsthilfegruppe Lupus Erythematodes mit Hans-Hartmut Peter von der Uni-Klinik und dem Medizinsoziologen Bernhard Borgetto als Referenten: Samstag, 5. November, 14 Uhr, im Gemeindesaal der Lutherkirche, Lutherkirchstraße 1A. 
Kontakt zur Gruppe: 07664/7859 oder 0761/7663750

Alles von Anne Bochtler vom 5.11.2005 auf www.bzol.de lesen

 

Selbsthilfe-Gesprächsgruppe für Rheuma in St.Blasien

Die Gründung einer Selbsthilfe-Gesprächsgruppe für Patienten mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises soll für den Hochschwarzwald erfolgen. Deshalb gibt es von der „Rheuma-Liga Baden-Württemberg – Arbeitsgemeinschaft Waldshut“ am Mittwoch, 19. Oktober, um 19 Uhr im Radon-Revital-Bad in Menzenschwand eine Informationsveranstaltung. Das Bad hat neben dem für jedermann zugänglichen öffentlichen Bewegungsbad und der Saunawelt auch ein ganz spezielles Angebot für von starken Schmerzen geplagte Menschen. In zwei Badewannen wird radonhaltiges Heilwasser im Rahmen von Kurbehandlungen nach ärztlicher Verordnung an Patienten abgegeben. Das Angebot richtet sich insbesondere an Menschen, die an rheumatischen Erkrankungen leiden. Diese Menschen stehen ihrer Krankheit oft hilflos gegenüber. In Selbsthilfegruppen gibt es Hilfe zur Bewältigung der Alltagsprobleme und Beistand durch Rat und Tat. Mit der Inbetriebnahme des Radon-Revital-Bades gibt es eine Behandlungsalternative, die den Betroffenen am Mittwoch auch näher gebracht werden soll. Es ist bei ausreichender Beteiligung daran gedacht, unabhängig vom Bad eine regionale, ortsnahe Selbsthilfe-Gruppe zu gründen. Am Infoabend wird auch H. Frank vom Landesverband der „Deutschen Vereinigung Morbus-Bechterew“dabei sein. Da durch diese Krankheiten und deren Folgen sehr oft auch die Familienangehörigen betroffen sind, sind nicht nur Erkrankte, sondern auch deren Angehörige eingeladen.
BZ vom 18.10.2005

Kontakt: Tel 07656/982163, spondylo@web.de
Johann Meier, Stadtverwaltung St. Blasien (07672/41450).

  

Demenzkranke benötigen Ehrenamtliche aus Betreuungsgruppen 

Seit Jahrzehnten trägt die betagte Dame wegen ihrer Kurzsichtigkeit eine Brille. Plötzlich kann sie sich nicht mehr daran erinnern. Nach gründlicher Untersuchung läßt die Diagnose des Facharztes keinen Zweifel zu: Die Patientin leidet unter fortschreitender Demenz, einem Abbau der Gedächtnisleistung.

140 Ehrenamtliche aus Betreuungsgruppen von dementiell Erkrankten trafen sich dieser Tage auf Einladung der Koordinationsstelle für die Landkreise Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald, um Erfahrungen auszutauschen und neue Anregungen für die Tätigkeit zu erlangen. „Das Wichtigste ist der Respekt vor dem plötzlichen Anderssein“ sagt Waltraud Kannen, Pflegedienstleiterin der Sozialstation Südlicher Breisgau. Sie hat während ihrer langjährigen Tätigkeit immer wieder erfahren müssen, dass demenzkranke Patienten in einer regelrechten Isolation leben.

Pflegende Familien sind oftmals nicht willens , professionelle Hilfe, Entlastung und Unterstützung von Außerhalb anzunehmen. „Wo der Patient durch verbale Kommunikation nicht mehr erreichbar ist, erhält die Gefühlsebene einen sehr hohen Stellenwert“ sagt Kannen, die als Ansprechpartnerin verzweifelten und hilfesuchenden Familienangehörigen beratend zur Seite steht.
Unter der Fragestellung „Lebensqualität mit Demenz?“ haben Sozialarbeiter, Ergotherapeuten und Krankenschwestern einen Fortbildungstag im Lehener Weihbischof-Gnädinger-Haus des Caritaskreisverbandes gestaltet, um verschiedene Möglichkeiten der Betreuung aufzuzeigen und Hilfestellungen im alltäglichen Umgang mit dementiell Erkrankten anzubieten. Und die Resonanz war groß: Über 140 Interessierte nahmen an den Workshops zu fachspezifischen Themen teil.

Helga Hug (57) kümmert sich seit einigen Jahren in einer Breisacher Unterstützergruppe um die Entlastung von pflegenden Angehörigen: Zusammen mit sechs Gleichgesinnten holt sie einmal pro Woche „ihre“ Bezugsperson von zu Hause ab. „Singen macht den meisten große Freude. Und zu unserer Überraschung werden die meisten Strophen auswendig geträllert. Aus dem Langzeitgedächtnis “ sagt die Breisacherin. Vor allem das Motiv „schwächeren Menschen zu helfen“ steht bei der Breisacherin im Vordergrund und verschweigt nicht, dass diese Art von Nächstenliebe schwierig ist. „Sich auf die Gefühlsebene eines fremden Menschen komplett einzulassen erfordert viel Einfühlsvermögen und Geduld“.

Aufgrund steigender Lebenswartung wird in den nächsten Jahrzehnten die Zahl der Demenzkranken steigen. „Bürgerschaftlich Engagierte und ehrenamtlich Tätige werden in Zukunft sowohl in stationären Einrichtungen wie Pflegeheimen als auch in Einrichtungen der Tagespflege dringend benötigt“, sagte Bernd Scherer, Kreisgeschäftsführer des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald zu den Ehrenamtlichen aus den beiden Landkreisen. Die Tätigkeit der örtlichen Betreuungsgruppen wird vom Land, den Landkreisen, den Pflegekassen und durch Eigenmitteln der Träger unterstützt.
Infos: Koordinierungskreis Ambulante Betreuung vom Demenzkranken in den Landkreisen Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald. 

Weitere Infos: Renate Brender (Telefon 0761-8965/421) vom Caritasverband Freiburg und Waltraud Kannen (Telefon 07633/ 928922) von der Sozialstation Südlicher Breisgau, Bad Krozingen
BZ vom 16.7.2005 

  

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