Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Rinder
in Hochschwarzwald, Hotzenwald und Baar
 

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Blick von der Immi ob Dietenbach nach Osten zu Weilersbachtal, Hinterwaldkopf und Zastlertal (von links)  am 3.8.2008
Blick von der Immi ob Dietenbach nach Osten zu Weilersbachtal, Hinterwaldkopf und Zastlertal (von links)  am 3.8.2008

Blick über den Südhang des Häuslebergs nach Westen auf Oberried am 25.5.2005 Blick nach Norden zum Maierhof in Oberried-Vörlinsbach am 5.5.2006  
mehr Blick nach Norden zum Maierhof in Oberried-Vörlinsbach am 5.5.2006  

 

Abwrackprämie für Kühe

Jeder Bissen muss einem im Hals stecken bleiben
Sind Tiere, auch wenn der Mensch meint, er müsse züchten, nicht ebenso Geschöpfe Gottes, wie wir Menschen? Die Züchtung von Menschen hat ja in England bereits große Fortschritte erzielt, die den Mann als Zeuger in einigen Jahren überflüssig macht. Das erfordert Milliarden an Forschungsgeldern und auf der Erde verhungern Millionen von Menschen! Sind wir denn wahnsinnig geworden? Es bleibt abzuwarten, bis es auch eine Abwrackprämie für den Mensch gibt. Haben Kühe und viele andere Tiere nicht schon ein tristes Dasein auf dieser Erde? Es ist schon traurig, dass diese Tiere in Ställen an Ketten dahinvegetieren. Wo bleibt da die Ehrfurcht vor der Schöpfung? Wo bleibt die Kirche? Jeder Bissen muss einem im Hals stecken bleiben bei dem Gedanken an die Abwrackprämie. Kann ein Mensch das mit seinem Gewissen verantworten? Wir können es nicht.
BZ-Leserbrief vom 13.8.2009 von Hilde Baldinger, Freiburg; Ursula Heitzler, Offnadingen; Erika Mattern, Freiburg

Zeit für den Wandel bei Produzent und Verbraucher
Ich lese heute in Ihrer Zeitung, dass die Schlachtung von 1 500 000 Kühen erwogen wird, damit der Preis für die Milch steigt. Schande über uns! Das kann nicht der Weg sein, durch den Bauern überleben und ein befriedigendes Dasein finden. Prämien von der EU für die Funktion der Bauern als Landschaftspfleger und -schützer halte ich da für wesentlich angebrachter. Es ist bereits ein Übel – nachdem, was ich als Laie darüber höre – wie bisher die Haltung der Kühe zur Milchproduktion abläuft. Wenn es stimmt, dass Milchkühe vom ersten Lebensjahr bis zum Tod fast ununterbrochen schwanger sind, dass sie nur 5 bis 7 Jahre statt 25 und älter werden, dass sie durch Überzüchtung unter Mengen von Gesundheitsproblemen leiden und sie auf die Schlachtbank kommen, sobald die Milchleistung nachlässt, dann ist es Zeit für einen Wandel bei den Produzenten und bei den Verbrauchern
BZ-Leserbrief vom 13.8.2009 von Gerd Fröhlich, Emmendingen

 

Wäldervieh - eine gefährdete Rasse

Vorderwälder- und Hinterwälderrinder eigenen sich besonders gut für die Haltung im Schwarzwald.
In Baden-Württemberg gibt es rund 362 000 Milchkühe. 17 500 oder knapp fünf Prozent davon sind Vorderwälder- und Hinterwälderrinder. Nach den Kriterien der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) gilt die Hinterwälderrasse mit nur 2500 Kühen als gefährdet. Dass es die Tiere überhaupt noch gibt, ist engagierten Züchtern wie Konrad Schwär vom Schönbachhof in St. Peter zu verdanken. .....
Mehr von Silvia Faller vom 7.11.2008 auf
www.badische-zeitung.de/st-peter/waeldervieh-eine-gefaehrdete-rasse



 

 

Im Föhrental züchtet Hans-Georg Eble mit Erfolg Wäldervieh

In Baden-Württemberg gibt es rund 362 000 Milchkühe. 17 500 oder knapp fünf Prozent davon sind Vorderwälder und Hinterwälder Rinder. Nach den Kriterien der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) gilt die Hinterwälderrasse mit nur 2500 Kühen als gefährdet. Die Population der Vorderwälder (15 000 Kühe) sollte beobachtet werden, empfiehlt die GEH. Dass es die Vorderwälder Tiere überhaupt noch gibt, ist engagierten Züchtern wie Hans-Georg Eble und seinem Vater Karl Eble vom Streckenseppenhof im Föhrental zu verdanken. 

Karl Eble war vor 25 Jahren dem Zuchtverband beigetreten und was er und sein Sohn seither erreicht haben, ist beachtlich. Im Vorjahr registrierten die Prüfer bei ihren Tieren eine mittlere Milchleistung von rund 7200 Kilogramm, das waren 15 Prozent mehr als alle Kühe Baden-Württembergs im Schnitt erbracht haben. Spitzenreiterin im Betrieb Eble ist die sechsjährige "Nena" mit einer Jahresleistung von derzeit gut 10 000 Kilogramm, womit sie den weltweit dominierenden, in Sachen Milchleistung ungeschlagenen Schwarzbunten Kühen in nichts nachsteht. So viel Milch können Kühe nur produzieren, wenn sie gesund sind, sich im Stall und auf der Weide wohlfühlen, allerbestes Futter bekommen und davon auch große Mengen fressen. "Nena" schafft bis zu 80 Kilogramm Weidegras am Tag und bekommt wie jede andere Milchkuh noch Kraftfutter aus Getreideschrot und Mineralstoffen. Für Vorderwälderrinder ist diese Leistung umso bemerkenswerter, weil die Züchter von jeher auf Milch und Fleisch gleichermaßen Wert legen, wobei die Rasse in den 1990er Jahren durch die Einkreuzung des französischen Montbeliard-Rindes, dessen Halter ebenfalls die beiden Nutzungen verfolgen, weiterentwickelt wurde. "Die Milchleistung hat dadurch einen gehörigen Schub bekommen" , erklärt Hans-Georg Eble. Abgesehen davon ist die Einkreuzung anderer Rassen immer wieder nötig, weil die Vorderwälder Population relativ gering ist. Schon früher haben auf diesem Weg Gene Eingang in die Wälderrasse gefunden, stets mit dem Ziel, beide Nutzungen zu fördern. Die Vorderwälder Rasse zählt also zu den Zweinutzungsrindern. Früher hatten die Bauern eine starke Bemuskelung angestrebt, weil die jungen Ochsen als Arbeitstiere gebraucht wurden und die Aufzucht für diesen Zweck eine gute Einnahmequelle war. Das ist sie noch immer, heute allerdings sind Mastbetriebe die Abnehmer der Bullenkälber. Abgesehen davon benötigen die Kühe selbst starke Muskeln und ein gutes Fußwerk — was auch ein Zuchtziel ist — , weil sie auf der Weide fressen sollen und das auch noch an steilen Hängen. Der Leistungsunterschied zu den Schwarzbunten Kühen ist jedoch der Grund, warum die Wälderrinder rar geworden sind, vor allem die Hinterwälder, deren beste Herdbuchkühe gerade mal die Hälfte des Durchschnitts einer gut geführten Vorderwälderherde liefern. Weil es klein und relativ leicht ist, ist das Hinterwälder Rind jedoch ein wahres Klettergenie. Es liegt auf der Hand, warum es im Schwarzwald vorkommt und dort vorzugsweise in besonders bergigen Gegenden. Verbreitet ist es in den Bereichen Schauinsland, Münstertal und Belchen. Hans-Georg Eble hat den Betrieb 1996 übernommen. Der Neubau eines Boxenlaufstalls mit Melkstand vor drei Jahren hat den Arbeitsaufwand erheblich verringert, richtig rentabel ist die Milcherzeugung dennoch nicht. Er will Landwirt bleiben, kann sich seinen Beruf ohne die Rinderhaltung nicht vorstellen.
Silvia Faller, 10.9.2008, BZ

 

 

Die Futterkosten sind explosionsartig gestiegen 

Theo Müller sieht die Rettung der Milchbauern in der Kostensenkung. Dies ist aber im Moment nicht möglich, denn es sind die Futterkosten und nicht die Kosten für Stall oder Tierarzt, die uns Bauern in die Knie zwingen. Die Futterkosten sind durch die gestiegenen Energiekosten sowie durch die große Nachfrage nach Bioenergie in letzter Zeit explosionsartig in die Höhe geschnellt. Und das für alle deutschen Milchbauern gleichermaßen. Wenn keine Unterstützung durch die Politik kommt, gibt es daher ein flächendeckendes Bauernsterben. Sicher werden Müller und Konsorten dem einen oder anderen Milchbauern einen Gärtnerposten als Greenkeeper für ihre Golfplätze verschaffen, ein "Bauernauferstehen" ist das aber nicht. Denn was dabei tatsächlich auf der Strecke bleibt, sind mehr als nur Arbeitsplätze. Es ist ein Stück deutscher Kultur: Regionalität, Selbstversorgung, Nahrungsmittelsicherheit, Arbeit in Würde, Selbstständigkeit und nicht zuletzt unsere vielfältige Kultur- und Erholungslandschaft. Wenn, dann — wie Müller vorschlägt — die Produktion verlagert wird, weiß keiner mehr genau, wie Milch produziert wird. Vermutlich wird sie mit genmanipuliertem Mais gefütterten Hormonkühen in Ländern gemolken, in denen sich die Durchschnittsbevölkerung diese Milch nicht leisten kann. Dann wird das Produkt mit viel Energie nach Deutschland transportiert und mit künstlichen Aromastoffen angereichert. Da die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland durch den zunehmenden Wirtschaftsliberalismus immer größer wird, gesunde Ernährung hierzulande aber nicht zu den In-Aktivitäten zählt, werden sich immer mehr Bürger die deutsche Milch nicht mehr leisten können und sich für die billigere Milchvariante entscheiden. Dies wird den deutschen Milchbauern den Todesstoß geben und die Bevölkerung noch einen Schritt weiter von einer gesunden Lebensgrundlage wegbringen. Da aber die deutsche Politik von Wirtschaftslobbyisten gesteuert wird, ist nichts anderes zu erwarten.
BZ-Leserbrief vom 16.8.2008 von Dipl.-Ing agr. Renate Walter, Disselhof, St. Peter

 

BDM in Freising: 280 Teilnehmer vom Hochschwarzwald

"Seid Ihr bereit, mit uns solidarisch zu sein?" Die Frage von Romuald Schaber, Chef des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), ging bei der Kundgebung am Montag in Freising in lautstarker Zustimmung der 9000 Teilnehmer unter. Darunter rund 280 Milchviehhalter aus dem Hochschwarzwald und der Ortenau. Mit Transparenten, Kühen — lebend und aus Kunststoff — und Kuhglocken sowie Sirenen machten sie auf dem Wiesengelände ihrem Unmut Luft. Der Ort war bewusst gegenüber der Molkerei gewählt, gehört sie doch zu Müller-Milch und hat laut Schaber die "kaum noch zu verkraftende Preissenkungs-Orgie" angeführt.

"Jetzt geht es um Solidarität und Wirtschaftlichkeit und sonst um gar nichts" , verdeutlicht Franz Schweizer aus Oberried, einer der südbadischen Teamleiter, auf der Hinfahrt mehrmals. Dass es zum radikalsten Schritt kommen wird, scheint für ihn unabwendbar, da kaum ein Bauer den Milchpreisverfall noch lange durchstehen könne. Unternehmerisches Denken sei nicht möglich: "Wir wussten beispielsweise am 9. Mai noch nicht, was wir für einen Milchpreis im April erhalten." Der Boykott werde eine Explosion auslösen, die sich auch auf andere landwirtschaftliche Produkte ausweiten werde. "Ein Cent Milchpreisabschlag bedeutet einen Einnahmeverlust von zehn Tagen, und wir haben jetzt schon acht Tage Verlust" , rechnet er vor. Dieses Prinzip könne man auch "Stirb langsam" nennen. Elisabeth Ketterer aus St. Peter informiert ihren Ehemann vom Bus aus, die Morgenmilch schon nicht mehr zu kühlen und an die Kälber zu verfüttern. Mit der "innerbetrieblichen Verwertung" habe sie keine Probleme, schließlich werde die Milch schon heute aufgrund der Ramschpreise in einer Form "weggeschüttet" . Geld für Investitionen, von denen schließlich auch Handwerk und Handel in der Region profitieren ("wir investieren in Deutschland und tragen unser Geld nicht ins Ausland"), bleibe da nicht mehr übrig. "Wenn wir uns mit unserer Arbeit nicht mehr ernähren können, hat das auch einschneidende Auswirkungen auf die bisher gut funktionierende Sozialeinrichtung" , verdeutlicht sie im Hinblick auf Altenteil und Kinderbetreuung. Bestärkt wird sie bei der anschließenden Kundgebung durch sämtliche Rednerinnen und Redner: der Boykott sei ein steiniger, aber lohnender Weg, der aus der Abhängigkeit führt, ist die Überzeugung von Maria Heubuch, der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. "Die Arroganz in der Welt ist die Milchindustrie" , spricht Sieta von Keimpema, Vize-Präsidentin des European Milk Board (EMB), den Bauern aus der Seele. "Das Leben fängt mit der Milch an, wir wollen nicht durch die Milch sterben" , forderte sie die Bauern zur "historischen Tat" auf. Standfestigkeit und Durchhaltevermögen seien gefordert, damit auch die junge Generation eine Chance bekomme, sagt Romuald Schaber und kündigt "Feuern aus allen Rohren" an. "Es geht nicht mehr anders, die Milchindustrie versteht keine andere Sprache" , kommentiert Isidor Burger (Mühlenbach/Ortenau) seine Zustimmung, der sich auch Landwirt Josef Frey aus Tiefenried/Unterallgäu anschließt. "Auch bei uns brennt die Hölle" , meldet sich ein Ostfriese zu Wort, der sich zusammen mit seinen Berufskollegen im Norden (22 Millionen Kilo Milch) dem Boykott anschließt. "Als Altlandwirt bin ich immer noch skeptisch, doch mein Sohn steht voll dahinter" , ist von Adolf Baumann (Hausen vor Wald) zu erfahren. "Wir wurden doch bisher nur angelogen" , weist Siegfried Sauter (Behla) auf die Aussage der Industrie, der Milchpreis sei wegen der Überschüsse so niedrig, jetzt habe man keine Überschüsse und trotzdem einen niedrigen Preis. Insofern gebe es keine Alternative zu dem Boykott. "Wir arbeiten 365 Tage, daher kann es nicht sein, dass wir mit dem momentanen Preis nur eine gewisse Zeit überleben können" , schließt sich Fritz Dreher (Lörrach-Hammerstein) notgedrungen dem Boykott an. Die meisten Bauern hätten schon mehrere Standbeine, um zu überleben. Doch nun seien sie mit dem Rücken an der Wand und hätten keine andere Wahl. "Ich habe nicht gedacht, dass das so durchgeht" , zeigt sich Franz Fräßle aus Stegen-Eschbach fast etwas überrannt. In den Höhenlagen habe man außer Ackerbau nichts, insofern müsse man bei den derzeitigen Milchpreisen von der Substanz leben, was nur eine gewisse Zeit möglich sei. Dass die Dumpingpreise noch weitere Folgen nach sich ziehen, verdeutlicht Susanne Weber (St. Peter): "Wenn die Milchbauern zur Aufgabe gezwungen werden, stehen sie auch auf dem Arbeitsmarkt. Wer gibt ihnen dann Arbeit?" Sie stehe voll hinter dem Lieferstreik. "Hart und in unserem Alter fast nicht zu verkraften" , kommentiert ein Landwirt aus dem Schwarzwald, der nicht genannt werden will. Er sei mit seiner Frau in 40 Jahren noch nie länger im Urlaub gewesen — jetzt frage er sich, für was das alles? Wenn auch nach einem zwölfstündigen Arbeitstag am Ende des Monats das Konto überzogen sei, sei der Boykott unausweichlich.
Werner Rombach vom Kronenhof in St. Märgen sieht ebenfalls keine andere Möglichkeit, als mit dem Lieferstopp höhere Milchpreise zu erzielen. Was zur Zeit abgehe, könne nicht länger toleriert werden. "Die Politiker sprechen von Mindestlohn, bei uns schaffen Frau, Oma, Opa und Kinder und niemand fragt nach deren Verdienst." Teamleiter Karl Rombach (Stegen-Eschbach) und Mathias Maier (Kirchzarten) halten es für ganz wichtig, das Gespräch auch mit Nichtmitgliedern zu suchen und die Solidarität zu fördern, da es um die Zukunft aller Betriebe gehe: Auch wenn es in der Landwirtschaft mit der Arbeits- und Personalbelastung ganz eng zugehe, sagen sie, unterstreiche die "hervorragende Beteiligung" bei der Kundgebung den Ernst der Lage.
28.5.2008, aufgezeichnet von Christa Maier
Ab sofort treffen sich die Teamleiter täglich 20.30 Uhr mit den Milchbauern.

Milchbauern am ersten Tag des Streiks - Unmut über den BLHV

Der Milchstreik ist da, viele Bauern geben ihre Milch nicht mehr ab. Leicht fällt ihnen das nicht, wie eine BZ-Umfrage ergab. Aber einen anderen Weg sehen sie nicht mehr, um einen Systemwechsel und dauerhaft auskömmliche Milchpreise zu erzwingen. Verärgert äußern sich viele über den Bauernverband, der sich vom Streik distanziert hat. Einige Landwirte erwägen den Austritt. Ein hochwertiges Lebensmittel wie die selbst erzeugte Milch wegzuschütten, fällt den Landwirten schwer und schürt die Emotionen. Das wird schnell deutlich in den Gesprächen am Telefon und vor Ort. Die Milchfahrer sind neutral, sie enthalten sich jeden Kommentars und fahren wie üblich ihre Touren. Von manchen Landwirten nehmen sie vom BDM vorgedruckte Streikerklärungen entgegen, nicht alle haben diese aber bekommen.
"Es tut jedem gleich weh" , meint Hansjörg Waldvogel aus Waldau über seinen Entschluss, die Milch wegzuschütten. Dennoch hofft er, dass alle, die für den Streik unterschrieben haben, tatsächlich mitmachen. Fridolin Saier aus St. Märgen empfindet ebenfalls "kein schönes, kein gutes" Gefühl. Aber es müsse sein. "Ich seh’ das als Notwehr, als Verzweiflungstat." Gleich nach Beginn des Streiks am Montagabend lud die St. Märgener BDM-Ortsgruppe zum Gespräch ins "Rössle" ein, zu dem die Mehrzahl der St. Märgener Landwirte erschien. "Die Stimmung war eindeutig, dass wir das jetzt durchziehen" , berichtet Saier.

Meinrad Schlegel aus St. Märgen bestätigt, es sei höchste Zeit, dass die Landwirte die Sache selbst in die Hand nehmen. Dass Politik, Milch verarbeitende Industrie und Handel den Erzeugern vorschreibe, wieviel sie für ihre Produkte erhalten, gebe es sonst nirgends. Er mache "aus Überzeugung" mit. Der finanzielle Verlust werde ausgeglichen durch einen höheren Milchpreis nach dem Streik. Saier schätzt, dass nach zwei bis drei Wochen Streik das Kontingent um vier bis fünf Prozent unterliefert ist. "Die Menge ist weg vom Markt. Das erreichen wir auf jeden Fall. Und dann steigt der Preis."

Die meisten Befragten rechnen mit einer Streikdauer von zwei Wochen. Nur Saier rechnet eher mit drei bis vier Wochen. "Ich glaub’, dass das ein harter Kampf wird, für alle Beteiligten." Derzeit werde blockiert und abgewartet, wie groß die Teilnahme sei. "Entscheidend ist, dass alle mitmachen" , auch Nichtmitglieder des BDM. Wenn Aldi und Lidl bereit seien, die laufenden Verträge zurückzunehmen und neu auszuhandeln, "hätten wir es geschafft" . Saier fordert, dass sich der Bauernverband anschließt. "Stillhalten reicht nicht. Die müssen reagieren."
Einhellig negativ ist die Meinung zum Verhalten des Bauernverbands. "Er ist ein zahnloser Tiger und steht nicht dahinter" , kritisiert etwa Meinrad Schlegel "Die kommen vielleicht mal schlau hinterher, wenn’s klappen sollte." Susanne Saier warnt, dass der Verband viele Gerüchte und Behauptungen in den Raum werfe. "Das ist nur Geschwafel. Die wollen die Bauern kleinkriegen." Sie findet das Verhalten des Verbandes "schäbig" . In Waldau wollen zwei Landwirte sofort aus dem BLHV austreten, weil er die Aktion nicht unterstützt, und auch die anderen Berufskollegen im Ort vom Austritt überzeugen. "Gestern Abend ist mir der Hut hochgegangen" , bekennt Hansjörg Waldvogel mit Blick auf die Distanzierung des Verbands von den Streikenden. Wenigstens jetzt müsse er sich hinter die Bauern stellen.
Alfred Rombach und Heinrich Wehrle aus Waldau unterstrichen ihr Anliegen mit einer publikumswirksamen Aktion: Rombach schüttete, assistiert von Wehrle, seine Milch direkt vor dem Milchwagen auf die Obertalstraße. Sie wollen streiken, "so lang, bis sie nachgeben" , sagt Wehrle, "sonst brauchen wir es nicht zu machen." Ihn ärgert, dass Molkereien und Handel mit Milchprodukten viel Geld verdienen wollen, aber den Bauern nichts abgeben. Im Grunde melke er ein Viertel des Jahres umsonst. Rombach ergänzt, so lange die Milch bei den Bauern sei, werde sie als Sondermüll behandelt (Rohmilch, die nicht verkauft werden darf), aber sobald sie bei der Molkerei angekommen sei, werde sie zum hochwertigen Rohstoff. Rombach hat "schon das Gefühl, dass der Streik etwas bringt." Er sei die einzige Chance für die Milcherzeugung im Höhengebiet. "Wenn der Streik in die Hose geht, hören viele auf" und der Strukturwandel werde sich verschärfen.

Landwirte, die sich nicht am Streik beteiligen, sind nicht so leicht zu finden. Manche streiken nur deshalb nicht, weil es intern Uneinigkeit gibt. In einer GbR in St. Märgen etwa würde einer der Partner gern streiken, der andere verweigert aber die Unterschrift. Und in Waldau hat ein Hof nochmal abgeliefert, weil die ältere Generation das Ja des auswärts arbeitenden Jungbauern nicht einholen konnte. Einer derjenigen, die bewusst nicht mitstreiken, ist Stefan Schwär vom Glashof. Er kritisiert, dass die Familienbetriebe den Kampf austragen sollen. Dabei seien die von Staat und Molkereien "gezüchteten" Großbetriebe im Norden die Verursacher des Milchüberschusses. Auch die Breisgaumilch schaffe einen Anreiz, mehr zu produzieren, und sei mitschuld an der Überproduktion. Aber: "Ich mach’ das Spiel nicht mit." Zumal er noch immer mit den Einbußen kämpft, die ihm entstanden sind, als Susanne Hofmann an der Spitze der Breisgaumilch stand. Er brauche dringend jeden Cent des Milchgelds. Wenn der Staat niedrige Milchpreise und zuverlässige Landschaftspflege wolle, müsse er die Landwirte unterstützen. Schwär ist Mitglied im BDM, sieht dessen Aufgaben aber vor allem dort, wo der Bauernverband seiner Meinung nach versagt hat: in Verhandlungen mit Politik und Wirtschaft. "Der BDM hat schon die richtigen Leute, die auf den Tisch klopfen." Aus dem BLHV tritt er noch nicht aus, er wünscht sich eine Zusammenarbeit. Die Milch wegzuschütten, bringt er jedenfalls nicht fertig. "Aber wenn’s einer schafft, ist’s recht."
Alexandra Wehrle, 28.5.2008, BZ

Weil der Gesprächsbedarf unter den Landwirten in dieser Situation groß ist, treffen sie sich in St. Märgen jeden zweiten Abend, das nächste Mal morgen bei Joachim Faller auf dem Christenmartinshof. Landwirte aus anderen Gemeinden sind willkommen. Auch bei Familie Böhringer auf dem Pfaffenhof in der Schildwende ist morgen ein Treffen.


 

Hinterwälder-Frühjahrsmarkt Schönau: Edle Rindviecher

Beim Schönauer Frühjahrsmarkt der Hinterwälder - Zuchtviehrasse auf der grünen Wiese beim "Buchenbrändle" bot sich letztes Wochenende wieder reges Treiben. Es war ein überraschend freundlicher Tag bei strahlender Sonne. Dreizehn Bullen sowie drei Kalbinnen und zwei Rinder wurden für die "Schönheitsparade" aufgetrieben und waren beim Gang in die Arena putzmunter.

Die Körung begann um 14.45 Uhr und wurde von Dr. Franz Maus vom Landwirtschaftsamt Donaueschingen geleitet. Im Ring führte Oberzuchtwart Erich Kiefer (Fröhnd) Regie. Getestet wurden bei den edlen Vierbeinern neben der äußeren Erscheinung die Fleisch- und die Milchleistung, bevor die Klassifizierung der Tiere erfolgte. Nach zirka 45 Minuten fand das Examen der für das Tal so typischen Wiederkäuer beim Rundgang in der "Manege" sein Ende. Zwei Jungbullen mussten ungekört den Heimweg antreten. In die Klasse zwei wurden drei und in Klasse drei fünf Wiederkäuer eingestuft. Für die Mutterkuhhaltung der Klasse II standen zwei Bullen zum Verkauf parat. Dann war es soweit, dass Auktionator Alfred Preiser als staatlich geprüfter Techniker gekonnt und wortgewandt in Aktion trat, um das charakteristische Wälder vieh an die Interessenten, insbesondere an die Gemeinden der Region, zu versteigern. Die drei "Hinterwälder" der Klasse II waren rasch vergriffen. Der Bulle "Benster" , geboren am 11. März 2007 im Stall von Klaus Kiefer in Aitern, fand für den Spitzenpreis von 2050 Euro bei Hubertus Roth in Hohentwiel/Singen ein neues Zuhause. Den Bullen "Larch" von Manfred Kuttler, Raich -Hohenegg, ersteigerte sich die Gemeinde Münstertal für 1 500 Euro, und "Foknaps" von Richard Schneider, Obermünstertal, erwarb die Gemeinde Tunau mit Bürgermeister Dirk Pfeffer für 1450 Euro. In Klasse III standen fünf "Munis" zum Verkauf an. Es fanden einen neuen Besitzer: "Agnaps" von Richard Schneider, Obermünstertal, für 1 350 Euro mit Heinrich Uhl, Nordach, sowie für 1 300 Euro "Humhum" von Helmut Dietsche, Münstertal-Neuhof, bei Georg Dietsche, Wieden. Außerdem wechselte "Naxbened" von Martin Pfefferle, Aitern, zu Karl-Heinz Zimmermann nach Todtnau-Geschwend, und "Agaburg" von Fridolin Wiesler aus Münstertal wandert zur Gemeinde Todtnau-Präg in den Stall von Herbert Schätzle. "Aganaps" von Züchter Fridolin Wiesler, Münstertal, und Besitzerin Susi Hein, Tuttlingen-Möhringen, ging für 1 200 Euro an Franz-Josef Zundel, Überlingen-Nußdorf. Die zwei Bullen für die Mutterkuhhaltung wurden wie folgt vermittelt: "Humeral" von Jürgen Lacher, Raich, ging an das Naturland-Öko-Managment Saarbrücken für 1900 Euro und "Siltflorr" von Rainer Kiefer, Zell-Pfaffenberg zieht für 1350 Euro in die Gemeinde Münstertal zu Thomas Steck. Bereits nach zirka einer Stunde fand die zügig verlaufene Zuchtviehversteigerung ihr Ende. In der strahlenden Frühlingssonne ließen sich die "Muni" -Züchter bei der "Hoggete" ein "kühles Blondes" in geselliger Züchterrunde gut schmecken und debattierten auch noch ausgiebig über die gelungene Hinterwälder - Versteigerung.
Viktor Nitschmann , 23.4.2008

 

Hinterwälder Rinder sind gefährdet 

Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen informierte sich auf der Breitnau in Münstertal

Sie stehen auf der "Roten Liste" der bedrohten Nutztierrassen in Deutschland: die Hinterwälder Rinder. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen setzt sich neben anderen regionalen Fördervereinen für den Erhalt dieser kleinen, aber widerstandsfähigen und landschaftstypischen Rinderrasse ein und überzeugte sich dieser Tage im Münstertal über die Zucht und Haltung dieser Rasse. In den letzten Jahrzehnten starben eine Vielzahl von alten, einheimischen und der jeweiligen Landschaft angepassten Nutztierrassen aus oder werden nur noch in relativ kleinen Restbeständen gehalten. Allein in Deutschland sind etwa 50 Nutztierrassen vom Aussterben bedroht. Hierzu zählen auch die vorwiegend im Südschwarzwald jahrhundertelang gehaltenen Hinterwälder Rinder. Sie gelten als die kleinste deutsche Rinderrasse, die sich aufgrund ihrer Größe und Robustheit den naturgegebenen Verhältnissen angepasst hat. Trotzdem hat sich der Tierbestand reduziert, so dass auch die Hinterwälder zu den gefährdeten Haustierrassen zählen und auf der "roten Liste" der bedrohten Tierarten in Deutschland stehen. Bereits 1992 wurde das Hinterwälder Rind zur "Nutztierrasse des Jahres" ernannt und damit seine Bedeutung als alte Tierrasse deutlich gemacht. Die deutschlandweite Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) setzt sich für den Erhalt der etwa 50 vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen ein. Um sich von der Haltung und den Möglichkeiten der Erhaltung der Hinterwälder Rinderrasse zu informieren, weilten dieser Tage gegen 50 Mitglieder dieser Gesellschaft im Münstertal und besuchten den Zuchtbetrieb von Fridolin Wiesler auf der 1000 Meter hoch gelegenen Breitnau.
Sie genossen dabei nicht nur die herrliche Aussicht, sondern interessierten sich vorwiegend für die von Wiesler gehaltenen Hinterwälder, worüber sie vom Betriebsinhaber und seiner Ehefrau Verena fachkundig informiert und mit den Problemen und Schwierigkeiten der Höhenlandwirtschaft bekanntgemacht wurden. Das Ehepaar Wiesler bewirtschaftet hoch oben auf der Breitnau 40 Hektar Gelände, das sich auch auf schwierig zu bewirtschaftende Steilhänge erstreckt. 60 Hinterwälder Milchkühe, Rinder, Kälber und Bullen zählt der Hinterwälder Zuchtbetrieb. Fridolin Wiesler verwies darauf, dass sich das Wälderrind durch Genügsamkeit, robuste Gesundheit und Widerstandsfähigkeit auszeichnet und sich daher für die im Feldberg- und Belchengebiet vorhandenen Steil- und Höhenlagen besonders eigne. Als Weidetier zur Offenhaltung der Landschaft hinterlässt es keine Schäden. Die Betriebsinhaber Wiesler machten die aus dem ganzen Bundesgebiet kommenden Gäste auf die schwierige Steillagenbewirtschaftung aufmerksam und beklagten gleichzeitig die laufenden Kostensteigerungen für Futtermittel, mit denen die Einnahmen nicht mithalten würden. Andererseits verdeutlichte der engagierte Landwirt aber auch die Vorteile der Hinterwäldertierhaltung, da die Rasse eine gute Milchleistung erbringe und die Tiere eine vorzügliche Fleischqualität aufweisen würden. Weitere Themen des Gesprächs waren die Milchablieferung, die Fleischvermarktung, die geringen Verkaufserlöse sowie die Zucht, wobei Wiesler auch die Wichtigkeit der Farrenhaltung durch die Gemeinde betonte.
Diethild Wanke vom Fachbereich Landwirtschaft beim Landratsamt Lörrach, die auch für die regionale Betreuung der Hinterwälderrasse innerhalb der GEH zuständig ist, verwies ebenfalls auf die Bedeutung der Hinterwälder zur Bewirtschaftung der Berggebiete im Südschwarzwald und betonte auch ihrerseits die Vorteile dieser Tierrasse, die seit Jahrhunderten diese Region geprägt habe.
Eberhard Gross , 19.4.2008, BZ


 

 

Fleckviehzuchtverein Südliche Rheinebene in Neuenburg

Gute Milchleistungen bei besten Qualitäten. "Rodica" heißt die beste Milchkuh Baden-Württembergs. Mit ihr erzielte Landwirt Horst Erb in Ichenheim 2007 eine Milchmenge von 13 972 Kilogramm. Star unter den Zuchtbullen im Ländle ist "Robi" mit 15 000 Besamungen im Jahr. Das waren gestern Themen bei der Versammlung des Fleckviehzuchtvereins Süd liche Rheinebene in Neuenburg.

Der Verein gehört zur Rinderunion Baden-Württemberg und zählt zwischen Achern und Lörrach 70 Mitglieder. Vorsitzender ist Heinz Kaufmann aus Efringen-Kirchen, der auch den BLHV-Kreisverband Lörrach leitet. Fleckvieh ist die am weitest verbreitete Rasse in Baden-Württemberg. "Es hat eine Scheckung wie die Milka-Kuh, nur eben nicht lila sondern gelb-braun" , sagte Leistungsinspektorin Michaela Reinhart vom Landwirtschaftsamt Donaueschingen. Unter den knapp 207 700 Rindern im Land (2579 mehr als 2006) — gezählt werden hier nur die ganzjährig geprüften Kühe — gehören 89 300 zur Rasse Fleckvieh. An zweiter Stelle liegen schwarzbunte Holsteiner mit 65 300, gefolgt von Braunvieh mit 32 340 Stück. Bei der Jahresmilchproduktion rangiert die Fleckviehkuh mit durchschnittlich 6591 Kilogramm an 4. Stelle im Land. Besser, mit bis zu 7964 Kilogramm, sind die Holsteiner, informierte Michaela Reinhart. Die meisten Zuchtbetriebe hat Sigmaringen (91) und Hegau-Bodensee (77). Im Bezirk Südliche Rheinebene teilen sich 49 Betriebe 1477 Kühe. Im Schnitt sind die 5,1 Jahre alt und geben 6260 Kilogramm Milch. Wichtig ist dabei die Qualität, die am Fett-Eiweiß-Gehalt ausgemacht wird.

Vorzeige-Kuh "Rodica" erzielt auch hier, trotz ihrer 40 Liter am Tag, ein Traumergebnis von 4,75 Prozent Fett und 4,05 Prozent Eiweiß. Das bedeutet, dass man aus ihren jährlich 14 000 Kilogramm Milch 1230 Kilogramm Butter machen könnte. Zweit- und drittplatziert innerhalb des Vereins Südliche Rheinebene sind "Elisa" (11 456 Liter Milch) von Rudolf Müller in Maugenhard und "Oase" (10 224 Liter) von Andreas Birk in Oberharmersbach .

Bei der Vereins-Rangliste der besten Herdenleistung liegt Thomas Burger aus Biederbach mit 20 Kühen und je 8685 Kilogramm Milch an der Spitze, gefolgt von Horst Erb auch Ichenheim, dessen zehn Kühe im Schnitt 7266 Kilogramm erbrachten, sowie Heinz Kaufmann aus Efringen-Kirchen. Jede seiner 31 Kühe produzierte 7765 Kilogramm Milch. Zu den Besten im Südwesten gehört aus dem Markgräflerland Friedrich Nussbaumer aus Neuenburg-Zienken. In Baden-Württemberg hat die Zahl der Züchter um 80 abgenommen, während die der Kühe um 1064 gestiegen ist. Das erläuterte von der Rinderunion Martin Ganter. Ursache ist die wegen des trockenen Frühjahrs 2007 mindere Futterqualität mit zu wenig Zuckergehalt. Den aber brauchen Kühe als Energieschub für die Milchproduktion. Um ihre Milchquote auszunutzen, erweiterten die Züchter ihren Kuh-Bestand. Beispielsweise bei der Auktion in Donaueschingen. Dort werden ein Mal im Monat etwa 20 Kühe, zwölf Bullen und 250 Kälber angepriesen. Sitz der Rinderunion ist nach der Auflösung des Standorts Stuttgart jetzt nur noch Herbertingen. Hier agiert auch — in der angegliederten Besamungsstation — Super-Bulle "Robi" . Er sei der Garant für Nachkommen mit "guten Beinen, hochsitzenden, strammen Eutern und hohen Milchleistungen" . Es gebe aber, so Martin Ganter, unter den baden-württembergischen Züchtern noch etwa 20 Prozent, die ihre Kühe auf die von der Natur vorgesehene Weise von Bullen decken lassen. Der Vorsitzende Heinz Kaufmann bedauerte, dass die Fleckviehschau, die beim Auggener Winzerfest vorgesehen war, wegen der Blauzungenkrankheit abgeblasen wurden musste. Die eingegangenen Spenden zur Finanzierung der "Sieger-Kuh-Glocken" und Urkunden werden aber für die Schau am 5. April in Lörrach, verwendet, die im Rahmen der Regio-Messe, stattfinden soll.
Sigrid Uminger, 25.1.2008m BZ

 

 

Hinterwälder - Ein hochgradig ästhetischer Anblick

Zum Artikel "Schottenrind wird zum Sparopfer" , BZ vom 29. November.

Stadtrat Michael Moos bedauert, dass die zottligen "Schottischen Hochlandrinder" auf dem Mundenhof durch "Hinterwälder-Rinder" ersetzt werden sollen. Herr Moos ist der Meinung, dass es in Freiburg bereits genug "08/15-Rindviehcher" gebe. Sicherlich gibt es in Freiburg viele "Rindviehcher" . Doch die edlen "Hinterwälder" -Rinder als "08/15" -Tiere zu bezeichnen, zeigt wieder einmal, dass Michael Moos auch über Dinge schwätzt, von denen er offenbar null Ahnung hat. Die "Hinterwälder" sind eine Rinder-Rasse, die seit über 200 Jahren im Südschwarzwald beheimatet ist. Die Tiere sind kleinwüchsig, robust, anspruchslos und daher optimal an Klima und Topographie unserer Gegend angepasst. Auch ohne viel Kraftfutter erbringen sie eine gute Milchleistung, ihr Fleisch gilt unter Gourmets als besondere Delikatesse. "Hinterwälder" Rinder sind ideal geeignet für eine naturnahe, ökologische Landschaftspflege auch in extremen Steillagen.
Dazu ist ihre edle, feingliedrige Gestalt mit ihren eindrucksvollen, nach vorn gebogenen Hörnern ein geradezu herrlicher, hochgradig ästhetischer Anblick! Die "08/15-Rindviehcher" in Freiburg sehen völlig anders aus. Mindestens eines soll dort sogar im Stadtrat sitzen!
BZ-Leserbrief vom 3.12.207 von Hans-Peter Buttenmüller, Horben

 

Vorderwälder-Züchter präsentierten stolz ihre Milchproduktionszahlen

Brenda aus Schönwald ist Spitze / Sorgen über Milchquoten plagen die Bauern

Buchenbach. "De Lade isch voll, mein Herz blüht auf& ", freute sich Zuchtleiter Franz Maus angesichts der gut besuchten Züchterversammlung der Vorderwälderzüchter Dreisam-Elztal und Hochschwarzwald. Sie stand unter dem Motto "Vorderwälder im Aufwind", einem Zitat von Konrad Schwär, Rassevorsitzendem sowie Vorsitzendem des Bezirksvereines Hochschwarzwald.

232 Betriebe mit 4523 Vorderwälder Rindern finden sich zwischen Brigach-Bregtal bis zum Südschwarzwald in fünf Bezirksvereinen, 52 davon im Dreisam-Elztal und 35 im Hochschwarzwald, insgesamt mit 1846 Tieren.

Die züchterischen Bewertungsdaten (Durchschnittsdaten) vermitteln die Milchmenge, deren Fett- und Eiweißgehalt in Kilogramm sowie Fett- und Eiweißprozent. 2006 holte der Bezirksverein Hochschwarzwald mit einem Plus von 15 Kilogramm Fett-/Eiweißgehalt im Bezirksvereinsvergleich auf und legte bei der Milchmenge um 317 Liter zu. Im Bezirk Dreisam-Elztal nahm der Fett-/Eiweißgehalt um fünf Kilogramm
ab, die Milchmenge stieg um fünf Liter. Die beste Herdenleistung in der Rinderunion Baden-Württemberg erzielte der Landwirtschaftsbetrieb Stefan Weiss aus Schönwald mit 636 Fett-/Eiweiß-Kilogramm, ihm folgten im Verein Hochschwarzwald die Betriebsgemeinschaften Willmann-Knöpfle, Titisee-Neustadt mit 518 und Ketterer-Böhringer mit 514 Kilogramm. Der Zuchtverein Dreisam-Elztal brachte es im Vergleich auf 609 Kilogramm durch Norbert Ruf, St. Peter, 600 Kilogramm bei Josef Nopper, Oberspitzenbach.

Der Jahresleistung der Spitzenkuh Stefan Weiss’, "Brenda", folgten "Dolores" (Willmann-Knöpfle) und "Wicki" (Holzmattenhof GbR Saig) im Hochschwarzwald sowie "Zaela" (Josef Nopper) und "Nena" (Hans-Georg Eble, Glottertal). "Hanni" aus dem Stall Karl Schuler, St. Peter brachte es auf die höchste Lebensleistung, gefolgt von "Heidi" , gleicher Stall, im Dreisam-Elztal, und "Linda" von Sigwarth Walter, Saig (Hochschwarzwald). 65 Plaketten vergab der Zuchtverband insgesamt an ausgezeichnete Tiere.

Mit Blick auf die hervorragende Vorderwälder-Verbandsschau 2006 in St. Märgen bestärkten Zuchtleiter Franz Maus und der Rassevorsitzender Konrad Schwär, Schönbachhof, die Mitglieder in ihren Anstrengungen um die Zucht. Eifrige Beschickung der Absatzmärkte und Pflege der Jungzüchtergemeinschaft zahlten sich auch weiterhin aus. Über "Milchviehhaltung im Schwarzwald, Situation und Ansätze zur Verbesserung" referierte Ralf Over aus Schwäbisch-Gmünd. Zur Debatte stand natürlich die wichtige Frage nach der Entwicklung der Milchquote in der Zukunft und die Weiterentwicklung des Ertrages bezüglich Milchpreis, dies vor dem Hintergrund weiter sinkender Betriebszahlen infolge von EU-Richtlinien.
Monika Rombach , 28.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

 

Kuhscheisse: Bolle, Bägle, Rolle

"S git nit, was es nit git!"

Es ist schon verblüffend, was Sprachwissenschaftler so alles interessiert. Manchmal treiben sie es damit sogar auf die Spitze - auf die Kuhschwanzspitze ...

Etwa 30 Jahre ist es her, dass sich Dialektforscher des Südwestdeutschen Sprachatlasses aufmachten, um bei kompetenten Mundartsprechern in einem sorgfältig abgesteckten Ortsnetz einen dicken Fragekatalog abzufragen. Und da war auch die Frage nach den Kotklumpen oder -klunkern bei Kühen darunter. Natürlich sollte es so etwas überhaupt nicht geben, denn solcherlei "geschmückte" Kühe gelten nicht gerade als vorbildlich. Aber auch hier gilt die alemannische Weisheit: S git nit, was es nit git! Man höre und staune, von der Sache wurde berichtet und sie firmiert im südlichen Baden unter ganz unterschiedlichen Bezeichnungen.

Da ist zunächst die Bägle zu erwähnen, ein Begriff, der nicht nur der eingetrockneten Schmutzkruste beim Rindvieh vorbehalten ist. Noch eine weitere unappetitliche Sache, der vertrocknete Nasenschleim, den manch einer in unbeobachteten Momenten zu Tage fördert, erfreut sich dieses schönen Namens. Und auch die Bägle, die einer heimschleipft, wenn er zu tief ins Glas geschaut hat, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Da wird das Wort allerdings in einem übertragenen Sinn benutzt, denn eigentlich bedeutet Bägle "eingetrockneter Schmutz, der sich irgendwo angesetzt hat". Und diese Bedeutung hat mit dem Rausch nur gemein, dass auch dieser Zustand unerwünscht ist und haftet, wie ein lästiger Kotklumpen. Weil man dem Wort also nicht ansehen kann, um welche Schmutzkruste es sich genau handelt, wurde der abgefragte Kotklunker an manchen Orten konkretisiert. So kann man dem Ganzen mit Mischt- oder Kuehbägle noch etwas mehr Kontur verleihen.

So ist es auch mit den Bollen, die auf unserer Karte in zwei Gebieten vertreten sind. Auch das ist ein Wort, das - zusammenhanglos benutzt - für vieles gelten kann. Wer kennt ihn nicht, den Bollehuet, der zum Wahrzeichen des Schwarzwalds geworden ist? Und welchem Kind schlägt nicht das Herz höher, wenn es gefragt wird, ob es zwei oder drei Bollen Eis will? Bollen ist also ein ganz neutrales Wort, jedenfalls neutraler als Bägle. Es kann einfach für alles hergenommen werden, was rund und zusammengeballt ist. Will man sich bezüglich der Schmutzkruste bei Kühen da genauer ausdrücken, kann man auch hier bestimmende Wörter, wie Mischt, Kueh oder Dreck davor stellen, wie vielerorts gemeldet wurde.

Dass offensichtlich die hier besprochenen Kotklumpen dazu neigen, ganz von alleine eine runde Form anzunehmen, wird auch aus einem weiteren Wort ersichtlich, das im Markgräflerland bis in den Klettgau hinein verwendet wird. Dort kennt man in diesem Zusammenhang die Rolle, eine Bezeichnung, die noch viel mehr und verschiedenartigere Bedeutungen haben kann als Bägle und Bolle zusammen. Natürlich kann alles, was länglich und rund ist, als Rolle durchgehen. Das gilt für abgesägte Stücke von einem Baumstamm genauso, wie für die Fadenrolle, die allerdings auch gerne Rugeli oder Krugeli genannt wird. Darüber hinaus gibt es aber noch einiges, was ebenso mit Rolle bezeichnet werden kann. Ein Blick ins Badische Wörterbuch ergibt achtzehn verschiedene Bedeutungen, die dieses Wort haben kann, wovon die Würstchen des Haselnussstrauches im Elztal und die grünen Früchte der Kartoffel in Gütenbach nur zwei sind. Wer hätte jedoch gedacht, dass man auch Haarlocken und die gekräuselte Feder des Enterichs so nennen kann? Das Alemannische ist eben äußerst vielseitig. Und poetisch dazu, auch wenn der Gegenstand davon weit entfernt ist. Aus Altenheim wurde nämlich die Redensart Bolle wie Rolleschelle (für besonders dicke Kotklumpen) überliefert, ein Vergleich, der durch die Anhäufung der ll's fast gedichttauglich ist.

Weniger die Form als vielmehr das Geräusch, was solche Kotklunker machen können, hat man wohl am Bodensee im Sinn, wenn man dort von Klattere spricht. Das hört sich nach lautmalerischem "Klatschen" oder "Klappern" an. Vielleicht klingt in diesem Wort außerdem noch der Vorgang an, wenn die Kuh pflatschend einen Kuhfladen, eine Deische produziert. Mancherorts in Südbaden sagt man hierzu nämlich lättere. Doch das ist spekulativ. Jedenfalls zeigt das Thema, dass sich Sprachwissenschaftler von keinem noch so widerwärtigen Untersuchungsgegenstand abschrecken lassen und selbst den Kotklumpen beim Rindvieh noch etwas abgewinnen können.'
Friedel Scheer-Nahor vom 21.10.2005 in der Badischen Bauern Zeitung
www.badische-bauern-zeitung.de

Vorderwälderkuh-Rasseschau in der Weißtannenhalle in St. Märgen

Sie stöckelte nicht lächelnd im Abendkleid daher. Dennoch verkörperte die frisch gekürte „Miss St. Märgen“ eine Traumfrau schlechthin: Ist die vierjährige „Asta“ von Landwirt Hans-Georg Eble, Föhrental, doch wirklich ein Bild von einer Vorderwälderkuh.

„Tierisch gut“ befand auch der Veranstalter, Vorderwälder-Zuchtverein Dreisam-Elztal gemeinsam mit Landes-Rinderunion und Sachgebiet Tierzucht des Landwirtschaftsamtes Schwarzwald-Baarkreis, seine erste Rasseschau in der neuen Weißtannenhalle St. Märgens. Das aus dem Leader-Programm bezuschusste Gebäude „gibt Schwarzwälder Kulturgut genau den richtigen Rahmen“ stellte der Gesamtorganisator und Vorsitzende des Vereines Dreisam-Elztal, Konrad Schwär vom Schönbachhof, gegenüber dem Hausherrn, Bürgermeister Josef Waldvogel, begeistert fest. Der seinerseits Aussteller, Züchter und Besucher unter der faszinierenden Dachkonstruktion aus dem Holz des Baumes des Jahres, der für den Schwarzwald typischen Weißtanne, willkommen hieß. Auch Franz Käppeler, Vorstandsmitglied der Rinderunion, bedankte sich bei Josef Waldvogel und bat ihn „Acht zu geben auf die Bauern“, damit der Kreislauf Kulturlandschaft dank Landwirtschaft weiter bestehe.

Man kopple jeweils zwei Traktoren im richtigen Abstand mit einer Seilwinde und schon steht die längsseitige Anbindung für 80 Zuchtexemplare. Ergeben warteten sie gewogen, gemessen und gekennzeichnet im weichen Sägmehl auf ihren großen Einzelauftritt im Bewertungsring. Dort hieß es „Augen auf“ für die Juroren unter Vorsitz von Verbandszuchtleiter Dr. Franz Maus und Wolf Brodauf. Schnell stand die Staatsprämie für den einzig aufgetriebenen von fünf gemeldeten Bullen, „Markgard“, aus dem Stalle Konrad Schwär, St. Peter, fest.

Dr. Franz Maus bestätigte die Schau als gelungene, bedankte sich für die Nachzucht des Bullen „Radi“, zwölf Töchter. Seine Kritik galt der Vererbung im Fundament, sprich den vier Beinen der Vorderwälder. Ihr gelte es, in der Selektion Aufmerksamkeit zu schenken. Dann vergab er 67 erste und 13 zweite Staatspreise an die Züchter.

Einmal, zwei-, dreimal und öfter hatten sich die vierbeinigen Damen im Ring gedreht, bevor „Mann“ seiner Entscheidungen ganz sicher war: „Eda“ aus dem Stall Markus Scherer, St. Peter trägt das schönste Euter; „Britta“ von Karl Schwär, St. Peter, das zweit beste. Als Fleischsiegerin hatte „Gloria“ aus der Zucht Konrad Schwär das Maul vor „Nora“, gezogen von Andreas Steiert, Maierhof in Freiburg-Kappel. Mit ihrem guten Fundament überzeugte „Blanka“, vom Stall Pius Rombach in Stegen, die Richter vor „Clarissa“, zuhause bei Wendelin Schwär auf dem St. Märgener Steinbachhof. Die längste Lebensleistung verbuchte „Wiesel“ von Martin Hummel, Kapfenhof, St. Peter für sich. Platz eins bei den Sammlungen nahm Andreas Steierts Aufgebot knapp vor dem zweiten Konrad Schwärs ein. Auch aus den einzelnen Altersklassen der Kühe fanden sich jeweils Siegerin und Reservesiegerin.

Zwischen Vorderwäldern, Leckerem aus der Landfrauenküche in der benachbarten Schwarzwaldhalle und dem Angebot der Aussteller pendelten die Besucher im Takt der Trachtenkapelle Glottertal. Pünktlich fanden sie sich zum Kinderwettbewerb von Züchterkindern und ihren Kälbern ein. Tapfer beantworteten die Kleinen die Fragen Franz Maus“ über sich und ihren mitgebrachten Vorderwäldernachwuchs. Den stellten sie dann so gut vor, allein oder zu zweit, (denn der/die eine oder andere künftige Züchter(in) zählte von drei Jahren aufwärts), dass das Preisgericht nur erste Preise vergab, je einen Pokal und eine Urkunde.
Monika Rombach am 13.9.2005 in der BZ

  

 

Baldenweger Weidegenossenschaft - Die glücklichen Kühe vom Feldberg  

Seit annähernd 1000 Jahren weiden auf den Schwarzwaldhöhen Rinder, seit 1843 gibt es die Baldenweger Weidegenossenschaft / 90 Hektar umfasst die Weide der Baldenweger Weidegenossenschaft am Osthang des Feldbergs. Neun Landwirte aus Stegen, Furtwangen, Hinterzarten, Freiburg-Kappel, Oberried und Feldberg sind Mitglieder der Genossenschaft. 73 Tiere bilden in diesem Sommer die Herde. Peter Kowalczyk ist Pächter der zugehörigen Baldenweger Hütte, wo Wanderer und Ausflügler einkehren. Zudem ist er Herder der Weidegenossenschaft. Im vierten Jahr kümmert er sich darum, dass die Zäune in Ordnung sind und es dem Vieh gut geht.

Die Weidegenossenschaft besteht seit 1843. Erstmals erwähnt aber war die Baldenweger Hütte bereits im Jahr 1100 als Viehhütte des Baldenweger Hofes in Stegen-Wittental. In jener Zeit waren die Kuppe und Hänge des Feldbergs gerodet worden, um Weideflächen zu gewinnen. Die Wiesen waren seither nie anders genutzt worden, weshalb sich eine ganz besondere und in Baden-Württemberg einzigartige Pflanzen- und Tiergesellschaft entwickelt hat, die heute unter Naturschutz steht. Wenn Peter Kowalczyk sich die tausend Jahre vor Augen hält, fühlt er eine eigenartige Spannung. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass vor mir schon andere hier auf den Pfaden gegangen sind“, sagt er. An diesem Morgen Anfang August ist es recht kalt. Eine klare Bläue überzieht den Himmel. Das Sonnenlicht lässt die feuchten Wiesen glitzern. Über dem Titisee liegt Nebel.

Nur Vogelgezwitscher durchbricht die Stille. „Es gibt Tage, an denen nur die Bergspitzen aus dem Nebel schauen. Da denkst du, du bist ganz oben im Himmel angekommen“, sagt Peter Kowalczyk. Er könne sich nicht satt sehen an der Landschaft, an den nach Osten hin abfallenden Bergen, an der Alpensicht, die sich an manchen Tagen auftut. Am liebsten schaut er vom Feldberggipfel ins Wiesental hinab. Im Winter wohnt er mit seiner Familie in Todtnau-Brandenberg. Die Kowalczyks stammen aus Berlin. Weil ihnen der Schwarzwald gefällt, waren sie nach Todtnau gezogen. Peter Kowalczyk ist Koch, seine Frau Silvia Restaurantfachfrau. An der Baldenweger Hütte bewirten sie Wanderer, Ausflügler, Gesellschaften und Übernachtungsgäste. Höhepunkt ist jedes Jahr das Laurentiusfest am 10. August.

Auch an diesem Morgen läuft Peter Kowalczyk gegen sieben Uhr los, auf einem schmalen Viehpfad den steilen Abhang hinauf. Nach einer halben Stunde Wegzeit sind Weideglocken zu hören. „Manche Touristen meinen, die Tiere würden ihretwegen Glocken tragen. Es geht jedoch darum, dass man sie findet, wenn es neblig ist“, erzählt der 46-jährige Herder. Die Rinder grasen auf der Fläche zwischen Bismarkturm und Aussichtsturm. Von weitem sehen sie aus wie braunweiße Punkte. Auf der Baldenweger Weide fressen einjährige Kälber sowie Kalbinnen. Das sind weibliche Jungtiere, die zum ersten Mal trächtig sind. Die Tiere erkennen den Herder. „Ola, Ola, Ola“, ruft er beim Herangehen. Eine der Kalbinnen löst sich aus der Gruppe, läuft auf ihn zu und lässt sich kraulen. Peter Kowalczyk freut sich, tätschelt dem Tier den Kopf, drückt es an sich. Ola ist sein Liebling. Wegen einer Klauenverletzung war sie in diesem Jahr schon zwei Mal unten im Stall.

Zusammen mit Kurt Müller, dem Vorsitzenden der Weidegenossenschaft, pflegt der Herder die Tiere wieder gesund. Wenn nötig, wird ein Tierarzt gerufen. An den Felsen oder an Baumstümpfen können sich die Rinder verletzten. Schon ein kleiner Hautritz kann sich entzünden, wenn er unbeachtet bleibt. Deshalb muss Peter Kowalczyk jeden Morgen und Abend die Weiden abgehen, um nachzusehen, ob eins der Tiere lahmt oder gar liegen geblieben ist. In diesem Jahr hat es bisher nur wenige Verletzungen gegeben. Peter Kowalczyk freut sich, dass es den Rindern gut geht, freut sich überhaupt an ihrem Anblick. Er ist davon überzeugt, dass sie auf dem Feldberg „die glücklichste Zeit ihres Lebens“ verbringen. „Hier können sie rumlaufen wie es ihnen gefällt und nur Kräuter fressen“, sagt er. Als Koch weiß er, welch vorzügliche Fleischqualität mit den Weiderindern heranwächst.

Die größte Blumenpracht ist schon vorbei. Mitte August setzt auf dem Feldberg der Herbst ein. Aber noch blühen Glockenblumen und gelber Hornschotenklee, blaue Wicken und roter Klee, überschwänglich in der Farbe, müssen doch die Pflanzen hier oben weitaus stärker um Fliegen und Bienen konkurrieren als ihre Artgenossen unten im Tal. An manchen Stellen bedecken Heidelbeersträucher und Erika den Boden wie ein Teppich. Regelrecht in Massen steht der gelbe Enzian. Diese Pflanze war fast verschwunden von den Almwiesen, hat sich in den vergangenen fünf Jahren jedoch so stark entwickelt, dass sie da und dort den Wert der Weide schmälert. Denn das Vieh verschmäht die Blätter. Die Fläche der Baldenweger Weidegenossenschaft reicht bis zur Wetterstation am westlichen Abhang des Feldbergs. Von dort aus wandert Peter Kowalczyk über den Schäferfelsen zur Hütte zurück. Wenn die Tiere im Herbst abgetrieben und von ihren Besitzern wieder in den Heimatstall geholt worden sind, wird Peter Kowalczyk zusammen mit den Mitgliedern der Weidegenossenschaft die Zäune wieder abbauen, damit die Skifahrer im Winter freie Bahn haben. Im kommenden Frühjahr werden sie sie wieder errichtet.

Die Baldenweger Weide ist in vier Abteilungen unterteilt. Je nach Futterlage treibt Peter Kowalczyk die Tiere weiter in die nächste Abteilung. Kurt Müller hat in diesem Jahr 23 Rinder auf dem Feldberg. Er betreibt in Stegen-Rechtenbach einen Aufzucht- und Mastbetrieb. Nur noch drei der neun Mitglieder der Weidegenossenschaft sind aktive Landwirte. Daher lösen Landwirte aus anderen Orten Weiderechte am Feldberg. „Es wird es aber von Jahr zu Jahr schwieriger, die Weide zu besetzen“, sagt Kurt Müller.

Der fortschreitende Strukturwandel in der Landwirtschaft infolge des Preisverfalls für Milch und Rindfleisch bringe die Weidewirtschaft in Bedrängnis. Seit 1971 ist die Zahl der Milcherzeuger in Baden-Württemberg von 74300 auf 16000 und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald von 2384 auf 633 gesunken. Die Zahl der Kühe hat um 40 Prozent abgenommen. „Es wird die Herausforderung der nächsten Jahre sein die Feldbergwiesen überhaupt als Weiden zu erhalten“, sagt Kurt Müller.
Das Laurentiusfest beginnt am Mittwoch, 10. August, um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst an der Todtnauer Hütte. Der heilige Laurentius gilt als Schutzpatron der Hirten und Herder. Bis zum Abend gibt es Bewirtung auf allen Hütten am Feldberg.

Silvia Faller am 9.8.2005 in der BZ

  

 

Letzte Milchkuh in Opfingen - Strukturwandel in der Landwirtschaft

Sarah ist schon 31 Jahre alt. Für eine Milchkuh ist das ein stolzes Alter, außerdem hat Sarah alle Artgenossen in Opfingen überlebt. Sie ist die letzte Milchkuh in dem Tunibergstadtteil auf der anderen Seite der A5, in der früher fast jeder Einwohner ein paar Rinder hatte. Außer Sarah gibt es in Opfingen nur noch ein männliches Rind.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist auch in Opfingen deutlich sichtbar: Wo früher rund 80 Bullen standen, sitzen heute die Gäste der Straußenwirtschaft der Familie Linser. Versteckt im Griestal liegt der Aussiedlerhof, der zahlreiche Besucher anzieht. „Früher hatten alle in Opfingen Vieh, ein paar Säue und Hühner, wir waren ja quasi Selbstversorger“, erzählt die 63-jährige Erna Linser aus ihrer Jugend. Damals war der Stall häufig unter dem Schlafzimmer, so sparte man sich im Winter das Heizen. 1958 ist Werner Linser mit seinen Eltern Max und Emilie auf den Aussiedlerhof gezogen, seine Frau Erna ist später nachgekommen. Das Ehepaar hat dann hauptsächlich von der Rinderzucht gelebt. Im Laufe der Zeit lohnte sich das nicht mehr und vor rund zwölf Jahren wurden dann auch die letzten Rinder an den Schlachter verkauft. Alle, außer Sarah. „Ich konnte sie einfach nicht schlachten lassen, irgendwie gehört sie ja auch zu einem Lebensabschnitt“, erzählt Erna Linser.

Dass dieser Abschnitt vorbei ist, zeigt ein Blick in den ehemaligen Stall. Heute wird dort ofenfrischer Flammenkuchen und hauseigener Wein serviert. „Wir sind von der Viehhaltung auf Spargel- und Weinanbau umgestiegen“, erklärt der Sohn des Ehepaars, der ebenfalls Werner heißt. Zwölf Hektar Reben und etwa zwei Hektar Spargelfeld bewirtschaftet die Familie mit Hilfe von Saisonarbeitskräften. „Mit der Viehhaltung ist man sieben Tage die Woche beschäftigt, der Spargelanbau ist hingegen enormer Saisonstress“, so der 42-Jährige.

Werner Linser senior erinnert sich noch gut an seine Jugend im Dorf. „Damals waren die Ferien zum Schaffen da, und man hat sich gegenseitig geholfen. Ich glaube, so eine Umwandlung, wie wir sie erlebt haben, gab es in keiner Generation und wird es wohl auch nicht mehr geben“, erzählt der 70-Jährige. Seine Frau erinnert sich noch, wie ihr Lehrer erzählte, dass es in Amerika eine Maschine gibt, die gleichzeitig mäht und drischt. „Das konnten wir uns nicht vorstellen, wir sind ja noch mit dem Pferd und Pflug übers Feld“, so Erna Linser. Ende der 50er-Jahre kamen die ersten Mähdrescher an den Tuniberg und haben stark dazu beigetragen, dass die landwirtschaftliche Struktur sich verändert hat. Heute setzt man in Opfingen auf Wein- und Spargelanbau. Außerdem hat der Tourismus zugenommen. Allein fünf Restaurants – drei davon sind auch gleichzeitig Hotels – gibt es in der 4000-Einwohner Ortschaft.
Laetitia Obergföll in der
BZ vom 26.7.2005

  

Milcherzeuger am Rande des Ruins - auch im Schwarzwald

Wenn die Bauern morgens mit dem Melken beginnen, wissen sie, dass sie auch an diesem Tag nichts verdienen und eigentlich umsonst schaffen / "Milch - der älteste Energiedrink der Welt“, wirbt die Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Landwirtschaft (CMA). Den Milcherzeugern im Schwarzwald allerdings dürfte die Energie bald ausgehen. Sie sehen sich einem gnadenlosen Preiskampf ausgesetzt und können mit den Erlösen kaum noch ihre Produktionskosten decken, so wie August und Michael Riesterer vom Steierbartlehof in Oberried.

Morgens um sechs beginnt für Vater und Sohn der Tag. Dann gehen sie in den Stall und legen ihren 30 schwarzbunten Kühen das Melkzeug an wissend, dass sich diese Arbeit nicht wirklich lohnt. Gut zwei Stunden verbringen die beiden Männer täglich im Kuhstall. Automatisch vollzieht sich das Entmisten, Gras- und Maissilage kommen aus dem nahen Silo. Kraftfutter fressen die Tiere im Melkstand. Die Riesterers stehen am Anfang einer Wertschöpfungskette, die enorm unter Druck steht..

Zehn Lebensmittelhandelskonzerne bestimmen den Preis für Milch, Butter, Quark und Schlagsahne. Discounter wie Lidl oder Aldi setzen die untere Preisgrenze fest. Unternehmen wie Real und Edeka bieten Handelsmarken ebenso billig an. Die Konzerne haben das Sagen, weil in der Europäischen Union trotz einer Kontingentsregelung etwa 15 Prozent mehr Milch erzeugt wird als ihre Bewohner verbrauchen. Unter dem Eindruck der BSE-Krise hatten die Konsumenten eine Zeitlang stärker zu Milchprodukten gegriffen. Vor fünf Jahren war Milch sogar knapp. Dieser Effekt hat sich jedoch längst wieder aufgelöst. Seit Juli 2004 ist der Preisdruck massiver als je zuvor, weil die EU-Garantiepreise für Butter und Magermilchpulver abgesenkt wurden. Bis 2008 werden sie noch weiter fallen. Direktzahlungen aus der EU-Kasse werden diesen Rückgang nicht ausgleichen. Das hat die Welthandelsorganisation WTO bereits 1999 durchgesetzt.

Die Molkereien selbst sparen an allen Ecken und Enden, reichen die Preisrückgänge letztlich doch an die Landwirte weiter. Seit 2001 sind die Auszahlungspreise in Baden-Württemberg von durchschnittlich 35 auf 27 Cent je Kilogramm gefallen. Die Freiburger Breisgau Milch kann noch etwas höher ausbezahlen. Milcherzeugerbetriebe, die in den vergangenen Jahren investiert haben und Kredite tilgen, unterhalten mittlerweile aus anderen Quellen die Produktion. Es ist eine Frage der Zeit, wie lang sie das können.

Der baden-württembergische Rinderreport gibt für das Wirtschaftsjahr 2002/2003 an, dass selbst Betriebe, die eine jährliche Milchleistungen von über 8000 Kilogramm je Kuh erzielen, erst bei einem Erlös von 28,9 Cent pro Kilogramm die Produktionskosten decken können, wobei eine Entlohnung der Arbeit und die Bildung von Eigenkapital dabei schon nicht mehr möglich sind. Michael Riesterer kalkuliert mit Gestehungskosten von 24 Cent je Kilogramm, seine Tiere erbringen im Schnitt 7000 Kilogramm Milch. Seine Eltern hatten bereits vor drei Jahrzehnten einen Laufstall mit Melkstand eingerichtet, wodurch sich mit relativ geringem Arbeitsaufwand Milchkuhhaltung betreiben lässt. August Riesterer erwirtschaftete damals mit der Milch 80 Prozent des Familieneinkommens. Sein Sohn bezieht heute nicht einmal mehr die Hälfte damit, die EU-Prämien eingerechnet. Ferienwohnungen, ein Hofladen und Pachteinnahmen aus einem Gastronomiebetrieb sichern die wirtschaftliche Existenz. Zudem hat Michael Riesterer im vergangenen Winter erstmals Schnee im Auftrag der Gemeinde Oberried geräumt. Investieren wird er in die Tierhaltung nur noch, um weiter Arbeitszeit zu sparen, damit er sie für andere Zwecke einsetzen kann.

Karl Rombach aus Stegen-Eschbach erzählt von Landwirten, die verzweifelt sind. Er ist Sprecher des Bundes Deutscher Milcherzeuger (BDM) in Südbaden. Der BDM hat sich 1998 gegründet und will gegenüber Handel und Politik als neue Macht auftreten. Rombach spricht von einem Lieferboykott als letztem Mittel, um auf die wirtschaftliche Not der Erzeuger aufmerksam zu machen und auch darauf, dass bei den herrschenden Preisen eine ordnungsgemäße Landwirtschaft nicht möglich ist. Bei einem Auszahlungspreis von 40 Cent je Kilogramm würde eine vierköpfige Familie nur 2,50 Euro mehr im Monat für Milch ausgeben und könnten die Landwirte existieren, rechnet er vor. Wirksam wäre ein Boykott aber nur, wenn sich mindestens zwei Drittel der deutschen Milcherzeuger daran beteiligten. Auf Dauer werde jedoch nur die Reduzierung der Milchmenge Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringen.

Wer aber macht den Anfang? Jeder einzelne Betrieb ist auf die Einnahmen durch sein Lieferrecht angewiesen. In Deutschland kommen die Kontingente einem Vermögenswert gleich, weil sie auf den einzelnen Betrieb bezogen sind. Hier wird das große Dilemma deutlich in dem die Milcherzeuger festsitzen. Wer wachsen will, muss Geld in Milchquote investieren, Nutzen ziehen daraus ausscheidende Landwirte. Wenn in Frankreich hingegen ein Erzeuger Schluss macht, gibt die Molkerei sein Quantum einfach weiter, weil die Quote auf den Erfassungsbetrieb bezogen ist. Weder der BDM noch der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband haben schlüssige Antworten, wie eine Veranstaltung in Buchenbach jüngst gezeigt hat.

Michael Riesterer wird seinen Betrieb mit einer Wiesen- und Ackerfläche von 40 Hektar und einem Lieferrecht von 165000 Kilogramm Milch nicht mehr ausweiten. Mit seiner Entscheidung liegt er im Trend. Seit 2000 wachsen in Baden-Württemberg nur noch Betriebe, die mehr als 50 Hektar bewirtschaften. Die Politik bemüht sich zwar die Einkommen der Landwirte zu sichern, knappe Haushaltsmittel setzen dem Grenzen. Seit 1971 ist die Zahl der Milcherzeuger in Baden-Württemberg von 74300 auf 16000 und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald von 2384 auf 633 gesunken. Die Zahl der Kühe hat um 40 Prozent abgenommen bei nahezu gleich bleibender Erzeugungsmenge. Demnach hat sich die Milchleistung je Tier nahezu verdoppelt.

Wenn nicht bald etwas passiert, wird sich der Strukturwandel enorm beschleunigen, ist sich Karl Rombach sicher. Gestiegene Ausgaben für die landwirtschaftliche Sozialversicherung und speziell im Schwarzwald anhaltend niedrige Erlöse für Holz verschärfen die Situation noch.

Michael Riesterer kann sich trotz allem nicht vorstellen, seinen Kuhstall leer zu räumen. Er hängt an den Tieren und an seinem Beruf. Wohin sollte er auch den Aufwuchs seiner Wiesen hinschaffen? Und würden Feriengäste einen Schwarzwaldhof besuchen, auf dem es keine Kühe gibt? Aus dem Dung erzeugen die Riesterers mit einer Biogasanlage Strom, auf dem Stalldach glänzt eine Photovoltaikanlage. Die Einnahmen daraus sind sicher. Die Kühe im Stall selbst bringen nicht mehr viel Geld, sie sind jedoch das Herz des Steierbartlehofes und sorgen dafür, dass sein Puls sch.

Alles von Silvia Faller am 25.6.2005 auf www.bzol.de

Bund Deutscher Milchviehhalter - BDM
http://www.milchviehhalter.de/bdm/index.html

  

 

 

Kühe - Laktationsleistung - Erstkalbealter - Altkuhabgänge

Selbst unter günstigsten Bedingungen muss eine Kuh mindestens 26000 kg Milch erzeugen, um die Kosten ihrer Aufzucht zu erwirtschaften. So die These des Autors. Am Beispiel der HF-Kühe zeigt er auf, welche Reserven es in der Milchviehhaltung zu nutzen gilt.

In der Vergangenheit stand häufig nur die Erstlaktationsleistung der Färse im Vordergrund, für die Wirtschaftlichkeit einer Kuh ist aber eine längere Nutzungsdauer mit einer guten Milchleistung weitaus wichtiger. Eine Voraussetzung für eine lange Nutzungsdauer ist die optimale Jungviehaufzucht. Das Ziel sind Färsen, die mit einem Alter von 24 bis 26 Monaten abkalben und ein Lebendgewicht von mindestens 600kg zur Abkalbung bzw. von mindestens 540kg am 21. Laktationstag aufweisen. Daneben müssen die Tiere eine optimale Gesundheit und Konstitution haben. So weisen Färsen mit einem Erstkalbealter von 24 bis 26 Monaten nach einer neueren Untersuchung ein deutlich geringeres Abgangsrisiko und damit eine längere Nutzungsdauer auf als Färsen, die bei ihrer ersten Abkalbung älter waren. Bei den Leistungsparametern dieser Jungkühe mit unterschiedlichem Erstkalbealter traten in den ersten 100 Tagen kaum Unterschiede auf. Zudem bringt ein Erstkalbealter von 24 bis 26 Monaten gegenüber einer längeren Aufzucht auch Kostenvorteile. Jeder Monat der Aufzucht kostet unter Vollkostenbedingungen mindestens 40 bis 50 Euro. Insbesondere die Kosten der eingesetzten Produktionsfaktoren (Arbeit, Stall, Fläche) verteuern die Färsenaufzucht.

Selbst unter günstigsten Bedingungen muss eine Färse mindestens 26.000 kg Milch erzeugen, um die Kosten der Aufzucht zu erwirtschaften. Gelingt dieses nicht, werden die betrieblichen Produktionsfaktoren wie Arbeit, Stall oder Fläche nur unzureichend entlohnt. Hier liegen noch große Reserven, denn die deutschen HF-Kühe erreichen aktuell nur eine Lebensleistung von etwa 20.300 kg Milch. Dieses ist auf eine mit zirka 2,5 Laktationen zu geringe Nutzungsdauer der Kühe zurückzuführen. Die Färse muss zu einer leistungsstarken Kuh reifen können, die in der vierten oder folgenden Laktation ihr Leistungspotential voll ausschöpft und auf diese Weise eine optimale Lebensleistung bei guter Gesundheit erreicht. Auswertungen der Kühe mit einer Lebensleistung von über 100.000 kg Milch zeigen, dass über 80 Prozent dieser Kühe ihre Höchstleistung erst nach der vierten Laktation erbracht haben.

Derzeit stehen rund 89 Prozent der HF-Kühe in der ersten bis vierten Laktation. Daraus wird deutlich, dass die Kühe nicht lange genug bei optimaler Gesundheit gehalten werden können, um ihre individuelle Höchst- und optimale Lebensleistung zu erbringen. Gerade die älteren Kühe gehören in vielen Herden zu den wirtschaftlichsten Tieren, weil sich die Kosten der Aufzucht auf mehrere Laktationen verteilen. Bei Kühen, die nur eine Laktation im Bestand bleiben, werden lediglich die variablen Kosten gedeckt, es entsteht keine positive direktkostenfreie Leistung (dkfL). Hingegen erzielen Kühe, die mehr als drei Laktationen Milch erzeugen, im Durchschnitt aller Laktationen eine hohe dkfL. Aus diesem Grund sollten gesunde Altkühe nicht zu schnell gemerzt werden. Kühe ab der siebten Laktation mit einer eher niedrigeren Laktationsleistung sind rentabler als Tiere mit sehr hohen Leistungen, die nur ein bis zwei Laktationen Milch produzieren.

In vielen Milchviehherden ist auch die hohe Zahl der krankheitsbedingten Altkuhabgänge problematisch. So werden derzeit mehr als 80 Prozent aller Kühe aufgrund klinischer Krankheiten gemerzt (erzwungene Selektion). Dadurch werden große Leistungspotentiale der Kühe und Rentabilitätsreserven der Betriebe verschenkt. Um diese zu erschließen, ist die Optimierung der Haltungsbedingungen und der Fütterung unumgänglich. Daneben muss zukünftig dem Management der Milchviehherde mehr Beachtung geschenkt werden. Hier sollten einzeltierbezogene Aufzeichnungen gemacht werden, um gezielt mit prophylaktischen Maßnahmen die Gesundheit der Kühe zu erhalten bzw. zu verbessern. Hilfreich sind zum Beispiel Aufzeichnungen ab der Geburt zu den Erkrankungen des Tieres sowie den damit verbundenen Behandlungen und eingesetzten Medikamenten. Zudem können die funktionellen Merkmale der Kühe, welche die Gesundheit und die Mobilität der Tiere fördern, aber nicht direkt die Leistung erhöhen, züchterisch verbessert werden. Wichtig ist es, die Schwächen der Kuh zu erkennen und diese durch eine gezielte Anpaarung zu verbessern.

Dabei sollte dem Euter und Fundament deutlich mehr Beachtung geschenkt werden als der Leistungsvererbung der Bullen. Ziel eines jeden Betriebes sollte es sein, die krankheitsbedingten Altkuhabgänge auf unter 25 Prozent zu reduzieren. So können die Nettobestandsergänzungskosten (Färsenkosten abzüglich Altkuherlös) pro fünf Prozent geringerer Altkuhabgänge um rund 1 ct/kg Milch verringert werden. Dieser Betrag ist in vielen Betrieben fast direkt gewinnwirksam.
Bernd Lührmann, Landwirtschaftskammer Weser-Ems

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