Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Brauchtum im Breisgau und Schwarzwald
Infos ab März 2005
 

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Eisfiguren am Schluchsee mehr

Information ab 1.3.2005 zum Brauchtum: Barschen, Maien, Palmbinden, Stockfisch, ...

 

Hirschmendig am Montag nach Fasnacht: An Hirschseuche erinnern

Am Montag ist wieder Hirschmontag. Traditionell treffen sich an diesem Tag auf dem Lindenberg bei St. Peter Landwirte von St. Peter, Eschbach und Unteribental. Morgens früh um 7.30 Uhr wird am 27. Februar der alljährliche Wallfahrtsgottesdienst in der Kapelle Maria Lindenberg gefeiert.

Der Volksmund nennt den Tag "Hirschmendig". Er gehörte einst zu den wenigen arbeitsfreien Tagen im ländlichen Jahreslauf, die Menschen trafen sich zum Essen, Trinken, Tanzen und Feiern.
Im Franzosenkriegsjahr 1796 wütete eine grausame Viehseuche, ähnlich wie die Rinderpest. Viele Bauern aus den umliegenden Tälern verloren dabei Teile ihrer Viehherde, manche sogar den ganzen Viehbestand. Nach einer Bittprozession am arbeitsfreien Hirschmendig zum Lindenberg hörte die Seuche so unvermittelt auf, wie sie gekommen war. Bis heute hält man deshalb dankbar daran fest.
Auch in Lenzkirch erinnert man sich am Montag an die sogenannte Hirschkrankheit. In der St. Eulogiuskapelle, einer ehemaligen Wallfahrtskapelle, treffen sich Gläubige um 12 Uhr zum Gebet und zur Danksagung. Dort findet am Montag auch ein traditioneller Markt mit verschiedenen Händlern statt.
Eine andere Deutung des Namens Hirschmontag findet sich im Gedichtband "Schwarzwälder Leben" von Arthur Duffner. Darin wird Hirsch von Hirse abgeleitet, weil das Essen zur Fastenzeit hauptsächlich aus Hirsebrei bestanden habe. Hirse galt wegen ihrer vielen Körner am Fruchtstand als Fruchtbarkeitssymbol – ein Symbol, was wiederum eng mit der Fastnacht verknüpft wird. In Furtwangen und in Schönenbach lässt sich die Hirschmendig-Tradition als Bindeglied zwischen alter und neuer Fastnachtstradition nachweisen.
Und schaut man über die Grenze ins Nachbarland Schweiz, so findet man dort das traditionelle Gericht Hirsemus: ein Festtagsgericht mit viel Rahm und Käse , zu dem man ordentlich "hirste" (zechte).
24.2.2012, Monika Rombach

 

Datenbank über europaweite Bräuche - Folklore Europaea

Der Wissenschaftler Werner Mezger bedient mit seiner Bräucheforschung die Sehnsucht nach einer überschaubaren Heimat, sagt er. Das tut gut in einer globalisierten Welt. Und Mezger ist der Erste, der das Brauchtum per Massenmedium ins Bewusstsein befördert hat. Dafür bekam er 1990 den Kulturpreis der deutschen Fasnacht, 2001 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Der "Fastnachtsprofessor" unterscheidet sich kaum vom Universitätsprofessor. Am Schreibtisch ist Mezger so fleißig wie vor der Kamera im Januar und Februar: Die Liste seiner Publikationen — die Mehrheit zur Fastnacht — ist lang. Was wenige über Mezger wissen: Er ist Direktor des Johannes-Künzig-Instituts für ostdeutsche Volkskunde im Freiburger Stadtteil Wiehre. Nach dem Zweiten Weltkrieg als Forschungsstelle zur Volkskunde der Heimatvertriebenen gegründet, beherbergt das Institut Schrift-, Bild- und Tonquellen zur Kultur der Deutschen in Ost-, Mittelost- und Südosteuropa, und zur Interethnik und interkulturellen Kommunikation in den betreffenden Region. Zu diesem Gebiet passt das neuste Projekt von Werner Mezger. Die "Folklore Europaea" ist eine multimediale Datenbank über Feste, Bräuche und Traditionen in Europa. Damit will er den Kontinent vernetzen und Wechselwirkungen zwischen Kulturräumen kenntlich machen. Mittlerweile stehen in der Datenbank 700 Filmausschnitte, insgesamt sind rund 4500 Einheiten eingespeist. Dem Professor schwebt vor, dass sie touristisch genutzt wird: Wer verreist, kann sich auf der Seite http://folklore-europaea.uni-freiburg.de über Bräuche am Urlaubsort informieren.
16.2.2007, www.badische-zeitung.de

Datenbank Folklore Europaea >Brauchtum


 

 

Maidlepalmen binden - Landfrauen in Pfaffenweiler

Am 15. August wird das Fest Maria Himmelfahrt gefeiert, bei diesem Anlass werden in den Kirchen Kräuterbüschel geweiht. In Pfaffenweiler sind es die so genannten "Maidlepalmen". Sie sind ein Gegenstück zu den großen Palmen, die am Sonntag vor Ostern ausschließlich von den Buben zur Weihe in die Kirche getragen werden.

Bei einem Kräutertag der Landfrauen wurden die sechzehn Kräuter vorgestellt, die für diese Maidlepalmen zu einem Büschel zusammengebunden werden. In der Mitte wird stets das Tausendgüldenkraut gesteckt, so haben die Frauen erklärt, und dann drumherum die anderen Kräuter. Einige davon wachsen an "jeder Ecke" aber wieder andere, "da muss man schon die Plätze wissen, um diese zu finden" . Ist das Bündel zusammen, dann werden diese mit einem Band zusammengebunden. Nach der Weihe am Mariahimmelfahrtstag überbringen die Mädchen diese Palmen an Verwandte und Freunde. Die Landfrauen haben bei der Demonstration auch noch selbst gemachten Likör vorgestellt. Es gab es Himbeer-, Pfefferminz- und Rosenlikör und zur Erfrischung einen Kräutertee. Auch konnten sich die Gäste der Landfrauen Brotscheiben mit vier verschiedenen Sorten von Kräuterbutter bestreichen. Die Veranstaltung fand in unmittelbarer Nähe des von den Frauen angelegten und gepflegten Kräutergartens unterhalb des Rathauses statt.

Franz Hilger, 9.8.2006, BZ


 

 

Maiwecken in der Nacht zum 1.Mai im Dreisamtal - eine alte Tradition

Zu den Frühaufstehern am Montag, 1. Mai, zählen insbesondere die Mitglieder der Musikvereine des Dreisamtales, die am Brauch des Maiweckens festhalten. Zu Fuß oder mit Wagen machen sich Musikerinnen und Musiker teils schon ab 6 Uhr auf den Weg, den Wonnemonat musikalisch zu begrüßen. Natürlich freuen sie sich, wenn ihre Klänge auf viele offene Ohren stoßen und ein gern gegebenes Schärflein ihre Anstrengungen dankt. Zum Maiwecken machen sich im Dreisamtal auf den Weg:
Trachtenkapelle Hofsgrund,
Trachtenkapelle Oberried,
Trachtenkapelle Stegen,
Musikverein Wittental,
Musikverein Eschbach,
Musikverein Buchenbach,
Trachtenkapelle St. Peter.
28.4.2006

Valentinstag am 14.2. - Der heilige Valentin

“Make love not war” war einst das Motto der wilden Hippies. Ähnliches aber hat auch schon im dritten Jahrhundert der vermutliche Bischof von Terni, einer Stadt in Mittelitalien, die Interamna hieß, verkündet. Er beschenkte mit bunten Blumensträußchen aus seinem Klostergarten junge Paare, hat sie heimlich getraut und riet außerdem den römischen Männern, lieber bei ihren Frauen zu bleiben, als in den Krieg zu ziehen. Das war sein Todesurteil. Denn Kaiser Claudius II. fand das gar nicht gut und ließ ihn am 14. Februar 269 hinrichten. Von der katholischen Kirche zu einem ihrer vielen Heiligen erkoren, wurden seine Gebeine im 18. Jahrhundert von Italien nach Bayern überführt, genauer gesagt in die Stadtpfarrkirche St. Michael von Krumbach. Dort liegt er noch heute in einem gläsernen Sarg und wird verehrt. Schließlich hatte er sich mit seiner Aktion nicht nur für den Frieden, sondern auch für die Ehe stark gemacht. Denn traditionell war es bis dahin anders zugegangen: Zur Feier des römischen Hirtengottes Lupercus um den 14. Februar herum wurde im alten Rom eine “Liebes-Lotterie” veranstaltet: Ledige Jungs durften Lose mit den Namen noch lediger Mädels ziehen. Ein Jahr lang konnten die Paare, die das Los füreinander bestimmt hatte, zusammen bleiben. Das ist heute anders: Verliebte, durch welches Los auch immer sie sich getroffen haben, fühlen sich für die Ewigkeit füreinander bestimmt - auch wenn sie nur drei Monate zusammen bleiben. Egal! Erst einmal wird morgen so richtig “Valentinstag” gefeiert.
BZ vom 13.2.2006

 

Lichtmeß, Blasius, Agatha - Die dunkle Zeit endet

Heute endet sie endgültig, die “dunkle Zeit” , ab Lichtmeß oder “Mariä Lichtmeß” wird es deutlich “länger Dag” . Die Daseinsfrist des Tannenbaumes in den Stuben läuft mit diesem Datum ab. Einst erhielten Dienstboten an Lichtmeß, auch “Bündelestag” benannt, ihren Lohn, für die Landwirtschaft begann die Feldarbeit.

Lichterprozessionen nehmen in katholischen Kirchen die weihnachtliche Lichtersymbolik auf und vielerorts “sinn d´ Keerze g´ richtet” , die Körble mit dem Kerzenbedarf für besondere Stunden und Ereignisse des Jahres, die heute geweiht werden, denn Lichtmeß holt das Licht ins Haus. Der Ursprung des Brauches lässt sich bei Lukas nachlesen: Maria galt, wie alle Frauen nach der Geburt eines Buben, als kultisch unrein, musste im Tempel ein Opfer zur Reinigung darbringen und den Erstgeborenen, Eigentum Gottes, mit einem weiteren Opfer auslösen, bei dem Jesus als “Licht, das die Heiden erleuchtet” erkannt wurde. An Lichtmeß besuchten Knechte und Mägde ihre Verwandten, feierten mit Festessen, gar Umzügen. Die “Winterzeit” endete mit diesem Tag für die Handwerker, die seit “Michaeli” (29. September) bei Lampenlicht arbeiteten, auch sie erhielten frei. Der Art, wie sie den Tag begingen, sagt man den “Lichtblaumontag” , noch heute als “blauen Montag” nach.

Die katholische Gemeinde Buchenbach begeht am 3. Februar den Gedenktag des heiligen Blasius, einem der 14 Nothelfer. Festgehalten ist der Brauch im Kirchzartener Pfarrbuch (PFAK, fol. 17), das sich auf ein 1463 in der “Feldkapelle” von Buchenbach gefeiertes Blasiuspatrozinium am 3. Februar bezieht. Drei Rosenkränze betete man einst auf dem Weg zur Wallfahrt an diesem Tag, in der Kirche gab es einen Opfergang zum aufgestellten Heiligen-Standbild. Dabei trugen die Kirchenbesucher geweihte Kerzen mit sich. Die Arbeit ruhte an diesem Nachmittag auf den Höfen. Am Abend war es der Großknecht, der sieben an Lichtmeß geweihte Kerzen auf einer Schindel entzündete, wobei noch einmal drei Rosenkränze kniend von den auf dem Hof Lebenden gebetet wurden. Der “Blasiussegen” , den der Pfarrer mit zwei gekreuzten, brennenden Kerzen in der linken Hand, spendet, soll Halskrankheiten fernhalten. St. Märgens ehemaliger Pfarrer Saum soll gesagt haben, er helfe auch gegen schlechte Worte, die den Hals hinaufstiegen ....

Nicht nur seit dem Jahre 1596 in Buchenbach, vielerorts kennt man am 5. Februar die Verehrung der Hl. Agathe/Agatha, unter deren Schutz die Menschen ihre Bauernhäuser und Stallungen stellten. Noch heute gibt es die Weihe des Agatha-Brotes, von dem Mensch und Tier (Kühe vor dem ersten Weideauftrieb des Jahres, betreufelt und bestreut mit Dreikönigswasser und -salz) zum Schutz vor Blitz und Feuersbrunst aßen. Die Backete ergab viele Brote, denn - auch als Symbol der abgeschnittenen Brüste der Patronin gedeutet - sollte das mit “Agathazetteln” versehene Brot gegen Brustdrüsenentzündung helfen. Angesichts des typisch bäuerlichen Feiertages ruhte bei den Schmieden und auf den Höfen die Arbeit, weil offenes Feuer an diesem Tag nicht brennen durfte. Die Mägde hielten “Stubede” mit Näharbeiten oder besuchten ihre Eltern.
Monika Rombach am 2.2.2006

  

 

Gänsezins - Martinsgans - Martinstag

Treffen sich zwei Gänse trotz Vogelgrippe-Stallzwang auf einer Wiese in Langenordnach. Fragt die eine Gans: „Kennst du ,Spiel mir das Lied vom Tod‘?“ „Klar“, sagt die andere Gans, „St. Martin, St. Martin, St. Martin...“

Gestern Abend sangen viele Kinder wieder das Schrecklied der Gänse und heute ist Martinstag, doch in den wenigsten Häusern werden noch fette Gänse im Ofen schmoren. Vom alten Brauch ist im Hochschwarzwald nur die Erinnerung geblieben. Früher war der Martinstag der Hauptzinstag: Mit ihm begann das neue Wirtschaftsjahr des Bauern, an das Gesinde wurden die Löhne bezahlt, Pachtverträge geschlossen, Steuern abgeführt, Knechte und Mägde konnten den Dienstherrn wechseln. Ganz profan wurde zu Martini das Vieh geschlachtet, das aus Kostengründen nicht den ganzen Winter hindurch gefüttert werden konnte: Dazu gehörten die Gänse. Die Gans war auch eine bevorzugte Zinsbeigabe oder Tribut an den Grundherrn. Wer allerdings heute versuchte, mit einer fetten Gans im Neustädter Rathaus seine Grundsteuer oder die Miete für die städtische Wohnung zu bezahlen, würde vermutlich auf beiden Seiten aufgeregtes Geschnatter ernten. Der Martinsgans wurden früher auch Heilkräfte zugeschrieben. Ihr Fett soll gegen Gicht helfen und ihr Blut gegen Fieber. Wenn zwei versuchen, den V-förmigen Brustknochen der Gans zu zerbrechen, geht dem ein Wunsch in Erfüllung, der das größere Stück in der Hand behält. Auch die Farbe war wichtig: Ist der Knochen blass und weiß, gibt es einen harten Winter.
twi in der BZ vom 10.11.2005

   

 

Schiebeschlage im Elz- und Simonswäldertal am Sonntag Laetare

Dunkelheit hat sich über das Tal gesenkt. Hoch oben am Hang lodert weithin sichtbar ein mächtiges Feuer. Plötzlich saust in hohem Bogen ein Licht durch die Nacht, ein gelb-rot glühender Funke, fast wie eine Sternschnuppe. Da schon wieder einer. Darf man sich jetzt etwas wünschen? Was von der Straße unten kaum zu erkennen ist: Dort oben am Feuer ist sozusagen der Bär los. Ein Großteil der Dorfjugend hat sich eingefunden, um das "Schiebeschlage" hautnah mitzuerleben. Es ist "Laetare", der vierte Fastensonntag.

"Freue Dich" lautet die Übersetzung des lateinischen Begriffs: Freue Dich auf die Erlösung, die das bevorstehende Osterfest bringt. Seit jeher war an diesem Sonntag das Fasten ausgesetzt. An diesem Tag durfte der katholische Christ "secundam carnem" (gemäß dem Fleisch) leben, während die Fastentage ihm sonst nur gestatteten "secundam spiritum" (gemäß dem Geiste) - also unter Verzicht auf fleischliche Genüsse - zu leben. Laetare war eine Art Bergfest und hieß auch "Mittfasten". Heute, wo kaum noch ein Katholik in der Fastenzeit wirklich auf fleischliche Genüsse verzichtet, ist zu Lätare ein anderer Genuss angesagt: Denn nach dem Schiebeschlage wird traditionell der "Schiebeschnaps" genossen.
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Der Brauch des Scheibenschlagens ist von Tirol bis zum Niederrhein bekannt und wesentlich älter als manche meinen. Urkundlich erwähnt wird er erstmals im Jahre 1090, als am 21. März, zur Tag- und-Nachtgleiche, die prächtige Kirche und ein Teil des Benediktinerklosters Lorch (Ostalbkreis, westlich von Schwäbisch-Gmünd) durch eine brennende Holzscheibe zerstört wurde. In Elzach vermerkt ein Ratsprotokoll am 21. März 1676: "Die großen und kleinen Stadtbuben, weilen sie vergangenen Sonntag ohne Lizenz Scheiben geschlagen, abscheiwliches Geschrei verfiert und mit Buffern geschossen, sollen aus seinen mehreren Ursachen in den Turm gesetzt werden".
Nach dem ersten Weltkrieg ließ der Brauch stark nach. Aufgrund des allgemeinen Holzmangels und wegen der kriegsbedingten Verdunklungsvorschriften war er sogar einige Jahre verboten. Ursprünglich dürfte das Scheibenschlagen - wie auch das Osterfeuer - auf einen Sonnenkult aus heidnischer Zeit zurückgehen. Bei den Kelten galt das Feuerrad als Symbol für ihren höchsten Gott Taranis, den Herrn über Blitz und Donner, oder auch als Sinnbild der Sonnenscheibe. Von den Galliern wird noch aus dem 4. Jahrhundert nach Christus berichtet, dass sie zu Ehren Taranis' ein flammendes Rad zu Tal rollen ließen. Im Christentum wurde später das (wieder)erwachende Licht mit der Geburt des Erlösers identifiziert und im strahlenden Weihnachtsbaum symbolisiert. Mit den Feuerritualen im Frühjahr wurde Ostara, die germanische Göttin der Morgenröte und wiedererwachenden Natur gefeiert. Ostara war die Namensgeberin des christlichen Oster-Festes. Somit betont der christliche Glauben die Auferstehung des gekreuzigten Erlösers, also Jesu Sieg über Tod und Leiden, die heidnische Vorstellung indes ein sich alljährlich wiederholendes und freudig begrüßtes Naturgeschehen. Auf jeden Fall triumphiert das Licht über die Dunkelheit der kalten Jahreszeit.

Manche Autoren bringen das Scheibenschlagen mit dem keltischen Fest "Imbolc" (1/2. Februar), dem Frühlingsfest, in Verbindung, das später als Mariä Lichtmess christianisiert wurde. Andere Forscher datieren den ursprünglichen Termin auf den 21. März, also auf die Zeit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche. So unterschiedlich wie die Herkunft des alten Feuerbrauchs sind heute die landschaftlichen Eigenheiten und nicht zuletzt die Termine des Scheibenschlagens. Im Markgräfler Land und in St. Peter, bei Emmendingen, in der Schweiz, im Allgäu, in Vorarlberg und Tirol ist nicht Laetare der Stichtag, sondern Invocavit, der erste Sonntag nach Aschermittwoch, auch als "Funkensonntag" bekannt. In Vorarlberg wird bereits am Faschingsdienstag die "Funkentanne" geschlagen. Ist am Samstag vor dem Funkensonntag der Funken errichtet, wird am Geäst der Tanne eine lebensgroße Stoffpuppe, die so genannte "Funkenhexe", befestigt. Im deren Bauch befindet sich oft Schießpulver. "Jetzt het sie's verrisse!" jubelt die Jugend, wenn ihr Inneres explodiert. In diesen Gegenden sind die Scheibensprüche auch nicht auf unverheiratete Frauen des Dorfs beschränkt. Die glühende Scheibe kann einem Lehrer, dem Pfarrer oder dem Bürgermeister gewidmet werden; man darf die genannte Person sogar verspotten. Im ostwestfälischen Lügde, im Weserbergland, werden sechs mannshohe brennende Osterräder aus Eichenholz am Abend des ersten Ostertags zu Tal gerollt.
Alles von Willi Dommer
vom 5.3.2005 auf www.bzol.de

  

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