Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Brauchtum im Breisgau und Schwarzwald
 

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Information ab 1.1.2004 zum Brauchtum: Barschen, Maien, Palmbinden, Stockfisch, ...

Blick vom Giersberg nach Nordosten ins Wagensteig und Höllenteil im Oktober 2003 frühmorgens

 

zLicht goh - Zum Licht gehen

Bis in die 50er-Jahre war der Brauch "z' Licht goh" (Zum Licht gehen) Alltag bei den Menschen im ländlichen Raum, erzählte Rüdiger Keller, Vorsitzender des Geschichts- und Kulturkreises (GuK) Malterdingen. Kein elektrisches Licht, wenig Heizmaterial und geringe Unterhaltungsmöglichkeiten waren der Grund, sich gemeinsam zu beschäftigen. Es wurde zusammen gebastelt, erzählt und vermutlich auch heiß diskutiert.

Der GuK hat diesen liebenswerten Brauch wieder zum Leben erweckt. Erstmals fand im Heimatmuseum im Torhäusle ein Erzählabend statt. Romantisches Kerzenlicht, ein blubbernder Eisenofen und Einrichtungsgegenstände, die meist schon ein halbes Jahrhundert alt sind, bedeuteten die richtige Umgebung. Klaus Ikker las aus den Lebenserinnerungen von August Schmidt, dem Gründer der Baustoffhandlung Schmidt. Dieses Malterdinger Traditionsunternehmen feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Der Zufall half mit, die Lebenserinnerungen von August Schmidt überhupt aufzufinden: Er hinterlegte sie im Rohrgestänge einer Bank auf dem Malterdinger Friedhof, genau gegenüber den Gräbern seiner drei verstorbenen Ehefrauen. Bei Räumungsarbeiten entdeckte Karl Mutschler beim Zersägen der alten Bank die säuberlich hinterlegten Dokumente. Sein Enkel Walter Brucker stellte sie dem Geschichts- und Kulturkreis zur Verfügung.
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Für den Geschichts- und Kulturkreis bedeutet dieser verheißungsvolle Abend sicher einen Anreiz, die Menschen aus Malterdingen erneut zum "z' Licht goh" einzuladen.
BZ vom 28.1.2005

  

 

Burkheimer Nachtwächterrundgänge sind sehr gefragt

Seit dem 7. September 2001 drehen in Burkheim wieder Nachtwächter ihre Runden. Zwischenzeitlich wurden die drei Nachtwächter, Karlheinz Bieler, Günter Kromer und Friedel Weiler von 25 295 Personen auf ihren Rundgängen begleitet, berichtet Gert Schmidt, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Burkheim.
Schmidt gehört zu den Initiatoren der Nachtwächterrundgänge, bei denen der Besucher viel über Burkheims Geschichte erfahren kann. Auf großen Anklang stößt auch die Laternenbeleuchtung an den Häusern während des Rundgangs. Im abgelaufenen Jahr haben auf 134 Rundgängen insgesamt 8480 Besucher den Nachtwächter auf seiner Tour begleitet. An den 57 regulären Rundgängen haben 5075 Besucher teilgenommen. Hinzu kamen 77 Sonderrundgänge mit 3405 Besuchern. Im Jahr 2003 waren es bei insgesamt 116 Rundgängen 7870 Teilnehmer gewesen.
Burkheims Nachtwächter beteiligten sich im abgelaufenen Jahr am Treffen der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft in Ripon (England), wo über 80 Türmer und Nachtwächter zusammenkamen. Wie Schmidt bestätigte, plane man für das Jahr 2011 dieses internationale Treffen in Burkheim auszurichten.
BZ vom 11.1.2005

Europäische Nachtwächter- und Türmerzunft
http://home7.inet.tele.dk/gundesen/tysk/index.html
http://www.belecker-nachtwaechterzunft.de/html/europaische_zunft.html

  

 

Kilbi - Kaiser Joseph II. machte den zahllosen Kirmessen ein Ende 

Seither wird am dritten Oktoberwochenende Kilbi gefeiert, mal mit, mal ohne Volksfest / Mancherorts steht das Feiern des Ernteabschlusses im Vordergrund

"Hit isch Kilbi, morn isch Kilbi, bis am Zschdig Obe,
wenn i zu mim Schätzli kumm, nu sag i "Guete Obe",
so reimte man in Zeiten, als sich viele Helfer die schwere Arbeit auf den Höfen teilten. Am dritten Sonntag im Oktober lud der Bauer sie zum Kilbifest ein. Regional unterschiedlich wird "Kilbi" auf dem Land heute noch eingehalten mitsamt Kilbi-Gottesdienstbesuch, auch in den Orten des Dreisamtales .

Geht man dem alemannisch-schwäbischen Wort "Kilbi" nach, so stößt man auf seine Wurzeln im mittelhochdeutschen "kirmesse" oder "kirchmesse". Diese "kirchmesse" bezeichnete den Weihegottesdienst einer Kirche (Kirchweihe) und jeden weiteren Gedenktag daran. Zur eigentlichen Kirchweih(e) gesellte sich im Lauf der Zeit auch das Fest der jeweiligen Kirchenpatronin oder des jeweiligen Kirchenpatrons jeder Kirche. Das führte schließlich zu so vielen Kirmessen im Jahr, dass sich diese im Lauf der Jahrhunderte als Früh- oder Vorkirmes neben der eigentlichen Kirchweih oder im Spätjahr mit dem Erntedank verschmolzen. Im Mittelalter verbanden sich die religiösen Kirchweihen mit weltlichen Feiern, woraus die Jahrmärkte mit Verkaufs-, Vergnügungs- wie auch Ess- und Trinkgelegenheiten entwickelten, manche zu riesigen Volksfesten, die heute noch Bestand haben. Aufgrund der Häufung von Kirchweihen fasste im Zeitalter der Aufklärung Kaiser Joseph II. alle Kirmestage am dritten Oktoberwochenende zusammen. Danach entwickelte sich im Volk die Missfallen daran ausdrückende Bezeichnung "Kaiser-" oder "Allerweltskirmes".

Kilbi, Chilbi, Kirmes, Kirta, Kirwe, Kerwe, Kerwa, fast jeder Dialekt hat sein Idiom für das Kirchweihfest. Auch heute eröffnet in Freiburg noch die "Herbstmesse" auf dem Neuen Messplatz am Kilbi-Wochenende.

Im Umland aber steht das gemeinsame Feiern des Ernteabschlusses im Vordergrund, das von alters her mit viel Essen und Trinken verbunden war. Schließlich kostete die Handarbeit der Erntezeit vom Hirtenbuben über Taglöhner, Mägde und Knechte bis zur Bauernfamilie viel Kraft. Und so kam zur Kilbi nach festem Zeitplan "das Beste aus Küche und Keller" auf den Tisch, wozu "auch die Hausmänner (Mieter) und die Häusle-Leute (Hisli-Lit) und andere Erntehelfer eingeladen" wurden, beschreibt es Klaus Weber in seinem Buch "Brauchtum in St. Peter". Die Speisefolge differenzierte, immer aber gehörte der "Schofbrodis" (Schafsbraten) dazu, auch "Suresse" genannt.

Mancherorts gilt der Sonntagsgottesdienst als geistliche Kilbifeier, andernorts ist es der Kirchgang an Kilbimendig, einschließlich Seelenmesse und Gräberbesuch. Die Dienstboten hatten zu Kilbi frei und feierten dies ausgelassen mit Kilbitanz in der Wirtschaft. In St. Peter dachte man auch an diejenigen, die kein eigenes Fuhrwerk besaßen, die Berghäusle-Bewohner. Ihnen fuhr man am arbeitsfreien Kilbimendig Brennholz und Reisig aus dem Wald zu.
Monika Rombach am 15.10.2004

  

 

Landwirte aus dem Markgräflerland zum Erntedankfest

Landwirte arbeiten mit der Natur, die gute und schlechte Ertragsjahre ausgleicht, und deshalb immer ein Erntedank verdient.

MARKGRÄFLERLAND. Bauern sind abhängig von den Launen der Natur. Sonne, Mond, Kälte, Hitze, Regen, aber auch Hagel, Nützlinge und Schädlinge - alles hat Einfluss auf das Säen, Ernten und die Erträge. Über ganz persönliche Gedanken zum Erntedankfest sprach unsere Mitarbeiterin Sigrid Umiger mit Landwirten aus dem Markgräflerland.

Einer der ältesten Landwirtschaftsbetriebe des Markgräflerlandes ist der Bauernhof Gebhard in Vögisheim. Er ist seit 1743 in Familienbesitz. Karl Gebhard und seine Frau haben den Hof seit 1973 geführt und sind stolz darauf, dass sie ihrem Sohn Karlheinz dieses Jahr einen Betrieb übergeben konnten, der eine Familie im Vollerwerb ernährt. Wie in der Landwirtschaft üblich, arbeiten Jung und Alt Hand in Hand und während des Sommers täglich von 6 Uhr morgens bis 21 Uhr abends. Sie betreiben Acker- und Weinbau sowie Viehzucht mit acht Milchkühen und "glücklichen Kälbern" auf der Sommerweide. "Erntedank ist Ehrfurcht vor der Natur, auch in schlechten Jahren", betont Karl Gebhard. Dieses Jahr waren auch die Erträge gut: große Kartoffeln, schöne Trauben, viele Zwetschgen und Äpfel. Karlheinz Gebhard macht derzeit Versuche mit gentechnikfreien Apfelsorten, die gegen Krankheiten immun sind. Verkauft wird über den Großmarkt und ab Hof.

Ihren über Generationen verankerten Bauernhof in Seefelden bewirtschafteten Pia und Helmut Scheulin seit 1986 ökologisch und übergaben ihn 1992 an Tochter Marga und Joachim Widmaier. Hier leben die Milchkühe völlig frei, ohne Ketten oder Stallzwang und sind für die beiden Kinder richtige Haustiere. Der Ökohof baut Körnermais, Getreide und sechs Kartoffelsorten an, darunter auch rotschalige, und verkauft direkt im Hofladen und über die Bio-Gärtnerei Piluweri in Hügelheim.

Landwirtschaft gibt es aber nicht nur auf alteingesessenen Höfen, sondern auch als Existenzgründung von jungen Pionieren, wie Lucia und Christoph Brenneisen. Sie haben 2003 ihren neuen Ökohof für Wein- und Obstbau samt Hofladen in Laufen gebaut und sich damit "einen Traum erfüllt", sagt Lucia. Zum Erntedank fügt sie an: "Wir danken Gott, der Natur und unseren Mitarbeitern für eine gute Ernte trotz Hagelschäden und dafür, dass unser Traum realisiert ist und der Hof gut läuft".

Eine junge Bäuerin ist auch Claudia Schlenker aus Buggingen. Der Hof ist seit 45 Jahren in Familienbesitz. Selbstständig zu arbeiten und im Einklang mit der Natur zu leben, sei auch für die beiden Kindern ideal, sagt Claudia. Außerdem sind die Schwiegereltern bei der Arbeit und Enkelpflege voll im Einsatz. Der Schlenker-Hof ist der einzige Milchviehbetrieb in Buggingen, baut vorrangig Mais an, aber auch Weizen, Reben, Gemüse und Kartoffeln. "Wir sind jedes Jahr dankbar. Egal wie es läuft, meistens kommt etwas dabei raus", sagt die Jungbäuerin. Sie freue sich darauf, gemeinsam mit den Kindern den Früchte-Altar in der Kirche aufzubauen.

Tanja und Matthias Löffler haben 1993 das kleine, traditionsreiche Anwesen ihrer Vorfahren in Ballrechten-Dottingen zum "Bächlehof" mit Obst, Gemüse, Reben und Hühnern erweitert und aus der Ortsmitte ausgesiedelt. Die Vollerwerbslandwirte offerieren ihre Produkte im eigenen Hofladen. Als die frühen Bohnen- und Salatsorten komplett verhagelt wurden, überbrückten zugekaufte Produkte von anderen Bauern das Ladengeschäft. Erntedank sei trotz allem Grund der Natur zu danken, auch weil sie derzeit wieder gute Erträge beschere, sagt Tanja Löffler. Der Obsthof Bolanz in Zunzingen kann sich dieses Jahr vor Nüssen kaum retten. Davon habe sie im Vorjahr nur träumen können, sagt Karin Bolanz. Sie feiert das Erntedankfest immer: "Wenn die Erträge gut waren, sind wir fröhlich, wenn nicht, werden wir nicht traurig".
Sigrid Umiger vom 2.10.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

 

Geißel-Klöpfwettbewerb beim Feldberger Dorf- und Burefest

.... Während sich die Besucher an den Buden der Vereine und der örtlichen Gastronomie mit Schwarzwälder Schinken, Feldberger Honig, Käse und original Holzofenbrot eindecken konnten, sammelten sich Neugierige um die Festbühne. Dort zeigte die Kindertrachtentanzgruppe Altglashütten unter der Leitung von Uschi Haberstroh ihr Können. Die Tänze aus dem Themenbereich des bäuerlichen Alltagslebens wurden von Volker Haselbacher von der Tourist Feldberg moderiert.

Für die Geißenvereinler, die in Begleitung ihres Zuchtbocks und zwei weiterer Tieren auf ihren Auftritt warteten, hieß es zunächst einmal an einem kühlen Schattenplatz pausieren. Denn beim Bure-Wettbewerb übten sich echte Bure oder solche, die sich dafür hielten, bei verschiedenen Disziplinen wie Huttanz, Wettnageln, Alphornblasen und Wettklöpfen. Sieger des Wettbewerbs wurde Tobias Laubis, der mit kräftigen Knallern der peitschenähnlichen "Ziegengeißel". "Ihr könnet doch au klöpfa" warb Geißenvereinsvorsitzender Hansjörg Schelb bei den Festbesuchern für die Teilnahme am "Klöpfwettbewerb". Doch die Kunst des Ziegentreibens, bei der das Seilende einer Geißel möglichst lautstark aufgeschlagen wird, ist nicht so einfach. Das zeigte sich bei den Übungsversuchen.
Mehr vom 26.7.2004 auf www.bzol.de

  

 

Johannisfeuer auf dem Kreuzberg in Buchenbach

Zu einem großartigen Erlebnis wurde die Bergmesse mit Johannisfeuer, zu der der Buchenbacher Kirchenchor auf den Kreuzberg eingeladen hatte. Sehr viele Bürger folgten bei schönstem Wetter dieser Einladung.

Johannisfeuer in Buchenbach 6/2004

Auf dem Kreuzberg in Buchenbach loderte am Sonntag, 27.6.2004, ein Johannisfeuer, das der Kirchenchor initiiert hatte. Foto: Josef Faller

... Bereits am frühen Sonntagabend sah man die Gäste auf den Kreuzberg wandern. Vom Friedhofsparkplatz aus bestand zudem ein Fahrdienst. Die Zufahrt mit Privatwagen zum Kreuzberg war nicht möglich. Beim Beginn der Bergmesse war das Zelt voll besetzt und viele Gäste feierten im Freien den Gottesdienst mit, der vom Kirchenchor unter der Leitung von Helmut Schmieder sowie Josef Schuler (Klarinette) und Lorenz Oberlinner (Gitarre) musikalisch gestaltet wurde.
Pfarrer Ansgar Kleinhans sagte, dass aus dem Sonnwendfeuer das Johannisfeuer wurde, das an Johannes den Täufer erinnere, der selbst ein feuriger Redner war und Jesus den Weg geebnet habe. In vielen Kulturen spiele das Feuer eine Rolle. Im Alten wie im Neuen Testament sei es ein Zeichen der Anwesenheit Gottes.

Veronika Dold dankte Artur und Helmut Faller vom Hitzenhof, ohne deren Hilfe das Fest auf dem Kreuzberg nicht hätte stattfinden können. Mit einem Konzert gab der Chor unter Leitung von Helmut Schmieder einen Einblick in sein Repertoire an weltlichen Liedern. Die Zuhörer, unter ihnen eine Abteilung des Kirchenchores von Freiburg-Zähringen, spendeten begeisterten Beifall.
Unter den Gästen waren viele Kinder. Für sie hatten Trudel Maier und Hedwig Sobek eine besondere Überraschung bereit: Sie konnten an einem kleinen Feuer Stockbrot backen. Währenddessen genossen die Erwachsenen den herrlichen Ausblick auf Buchenbach, ins Dreisamtal bis nach Freiburg und auf die Vogesen und ließen sich Essen und Trinken schmecken.

Mit Einbruch der Dunkelheit entzündeten einige Buben mit Fakeln das Johannisfeuer. Christel Schwarz hatte zusammen mit Rosel Schäuble, Winfried Bachmann und Lorenz Oberlinner ein Liederheft zusammen gestellt. Begleitet von Gitarren sangen jung und alt begeistert mit.
Mehr von Josef Faller am 1.7.2004 auf www.bzol.de

  

 

Brauchtum zu Pfingsten

"Pfingsten ist neben Ostern das einzige jüdische Fest, das in den christlichen Festkalender eingegangen ist", erklärt Stadtpfarrer Herrmann aus Titisee-Neustadt Nach kirchlicher Lehre wurde der Heilige Geist ausgesandt, um Person, Wort und Wirken Jesu Christi lebendig zu halten. Von diesem Tag an verkündeten die Jünger die Taten Jesu. Deshalb gilt Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche. Der Name Pfingsten leitet sich von der griechischen Bedeutung pentekosté ab, was sinngemäß übersetzt "der fünfzigste Tag" bedeutet. Gemeint ist der 50. Tag nach Ostern. Im 4. Jahrhundert wurde Pfingsten zum ersten Mal als selbständiges christliches Fest gefeiert. Zuvor war es ein Teil der Osterfeierlichkeiten. Im Laufe der Jahrhunderte bemühte man sich, Pfingsten einen volkstümlichen Charakter zu geben. Auf Dauer gelungen jedoch ist es nicht. Längst nicht so schwer getan haben sich da die beiden anderen Feste im Dreierbunde der höchsten christlichen Feiertage: Weihnachten und Ostern. Doch warum liegen Weihnachten und Ostern gegenüber dem Pfingstfest in der Gunst des Publikums so weit vorn? Der Grund ist offensichtlich, sagt Pfarrer Herrmann: An Weihnachten gibt es Geschenke, der Baum ist geschmückt und das (Jesus-) Kindlein liegt in der Krippe. An Ostern steht man vor dem Kreuz, die Kinder suchen nach Schokoladenhasen und bunt bemalten Eiern.

Und an Pfingsten? "Der Heilige Geist als Mittelpunkt des Festes lässt keine Personifizierung zu wie beispielsweise das Jesuskind", weiß der Stadtpfarrer. Es gibt also nichts Greifbares in Sachen Pfingsten. Darin begründet sich die fehlende Volkstümlichkeit des Festes. Dem entsprechend findet man in Hochschwarzwälder Chroniken heute kaum Hinweise auf besondere Pfingst-Bräuche. Nur im Mittelalter wurden einige Bräuche gepflegt, die dem "Geist" mehr Leibhaftigkeit verleihen sollten. Sie standen entweder im Zusammenhang mit der religiösen Bedeutung oder hatten einen jahreszeitlichen Bezug als Frühlingsbräuche und Maibrauchtum. So wurden Schützenfeste und Ritterspiele gefeiert, Pfingstlauben errichtet, oder Pfingstmaien (Birken) gesteckt.

Heilig-Geist-Schwingen
Weit verbreitet war das so genannte Heilig-Geist-Schwingen: lebende Tauben wurden in den Räumen der Kirche freigelassen, oder eine geschnitzte Taube wurde durch eine Öffnung der Kirchdecke herabgelassen. Die Gemeinde empfing die Taube, Symbol des Heiligen Geistes, mit Weihrauch und Gebet. In ländlichen Gegenden wurden Häuser und Ställe mit Grün geschmückt, Segen bringende Zweige aufgehängt. Diese mussten keine Winterdämonen mehr verscheuchen, sondern nur Fruchtbarkeit und Glück verheißen. Gefeiert wurde die wiedererwachte Natur. Nun trieb man in einem Festumzug auch die Viehherden wieder auf die Weiden, allen voran einen Bullen, gekrönt mit einer Blumenkrone, bunten Bändern und einer Glocke "herausgeputzt wie ein Pfingstochse". Nur in ganz wenigen Gegenden blieb der Brauch um den Pfingstochsen bis heute erhalten. Bekannt ist allerdings der Begriff. Denn es gibt auch zweibeinige "Pfingstochsen": So wird derjenige bezeichnet, der am Pfingstsonntag als Letzter aus den Federn kommt. Im Schwarzwald werden Spätaufsteher auch "Pfingstdreck" oder "Pfingstlümmel" genannt. Heute haben sich als Pfingstbräuche lediglich noch Flurumritte und Wettersegen erhalten, gelegentlich werden Pfingstfeuer entzündet.
Ganzen Text von Eva Weise vom 29.5.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

Unmelodisches Rätschen statt Glockenklang vor Ostern

Rätschen an Karfreitag vor dem Breisacher Münster 2004

Ministranten auf der Mauer vor dem Breisacher Münster mit ihrer Rätsche. Der exponierte Platz bietet sich dafür an, die Menschen in der Stadt hören zu lassen, was Christen in diesen Tagen bewegt. Die Breisacher Rätsche ist ein kostbares Stück.

Mit der vorösterlichen Liturgie der katholischen Kirche gehen uralte Bräuche einher, die man auch heute noch allenthalben miterleben kann. Gedenken die Gläubigen in jedem ihrer Gottesdienste des Opfertods Jesu am Kreuz und seiner Auferstehung, so steigern sie dies in der Karwoche noch durch ein ausgeprägtes Brauchtum. Äußerlich fallen an den Kartagen im Münster St. Stephan besonders jene Bräuche auf, in denen sowohl die Stille und das Gebet als auch ohrenbetäubender Lärm ihren Platz haben. ...
Eine schöne Symbolik der Buß- und Osterzeit sind auch die liturgischen Farben. Am Gründonnerstag und an Ostern trägt der Priester Weiß, die Farbe der Freude. Doch der Verrat des Judas ist nahe; man merkt es daran, dass ab Gründonnerstag die Glocken und die Orgel nach dem Gloria schweigen und die Weihwasserbecken bis Karsamstag trocken bleiben. Am Altar des Breisacher Münsters sind es dann die hölzern knallenden Klappern und vor der Kirche das noch unmelodischere "Rätschen" anstelle von Altarschellen und Glockenläuten. Der Hintergrund: In der Schmach, die der Gottessohn zu erdulden hatte, wurde alle Harmonie ans Kreuz genagelt, und so kann der Krach, den zweitausend Jahre danach Klapper und Rätsche verbreiten, nicht unharmonisch und laut genug sein
Ganzen Text von Hermann Metz vom 10.4.2004 lesen Sie bitte auf www.bzol.de

  

 

Osterpalmen binden, Palmesel, Palmbrezel und mehr zum Palmsonntag

Gedenktag des Einzugs Jesu in Jerusalem ist der morgige Sonntag, 4. April 2004 Mit Palmenzweigen begrüßten einst Einwohner der Königsstadt den Gottessohn. In den grünen oder bunten, oft reich verzierten kleinen und großen Oster-"Palmen", die Katholiken an diesem Sonntag zur Kirche tragen und segnen lassen, lebt der Brauch fort.

Zur Vorbereitung dieses besonderen Tages schnitten geduldige Mütterhände in den vergangenen Tagen auch im Kindergarten St. Michael in Stegen bunte Krepppapierstreifen, wickelten sie um gedrahtete, über Kreuz verbundene Sisalschnüre und befestigten darin frisches Grün aus Buchsbaum und "Sevi" (juniperus sabina). Die Kleinen schauten dabei eher staunend zu - und freuen sich, es mit ihren kleinen Palmen den "Großen" gleich tun zu dürfen. Denn in der Region sind es überwiegend die Kommunionkinder, die sich des Palmenherstellens befleißigen, wobei Art der Verzierungen (Grün, bunte Bänder, Weidenkätzchen, Eier, Krepp- und/oder Glanzpapier) und Größe der Palmen in jedem Ort variieren. Manch verwendetes Material wie das Ei erinnert an vorchristliche, heidnische Fruchtbarkeitssymbole, gekreuzte (Holunder-)Hölzchen an das Kreuzigungsschicksal Jesu.

  • In St. Peter sind dicht aufgespießte Stechpalmenblätter und ein Papierfähnchen ein unbedingtes Muss an den geschälten Fichten- oder Tannenbäumen, die oft meterhoch in den Frühlingshimmel ragen. Heilbringende Kräfte sagen Bauernweisheiten dem Grün (Buchs, Wacholder, Tanne, Haselnuss und Weide) nach.
  • Während in Oberschwaben schon lange vor Palmsonntag an das Eierausblasen gedacht werden muss, damit sie mit religiösen Motiven bunt bemalt als Krone prangen können,
  • sind Äpfel, Palmvögel und "Palmpööskes", ein Hefeteiggebäck mit Rosinen, unverzichtbar am Niederrhein. Palmbrezeln schenkten früher vielerorts junge Burschen ihren Mädchen, diese bedankten sich mit gefärbten Eiern.

Geweihte Palmen sollen Haus und Hof das ganze Jahr über Segen bringen, vor allem aber vor Blitzschlag bewahren. Von ihrer Farbenvielfalt partizipieren vor allem ländliche Orte, in denen sich Palmen noch sehr gehäuft finden.
"Palmesel" nennt man mancherorts den, der an Palmsonntag als letzter aufsteht (oder die Kirche betritt). Was allerdings nichts mit den im oberschwäbischen Raum bis zur Aufklärung weit verbreiteten hölzernen Grautieren zu tun hat, die zur Palmsonntagsprozession auf einem Wägelchen standen und auf ihrem Rücken eine hölzerne Christusfigur trugen.
Monika Rombach, 3.4.2004

Palmbinden durch Kommunionkinder in Ebnet

Knapp 15 Kinder sitzen auf dem Hänger des Treckers von Bauer Franz Reichenbach, der über den Waldweg bei St. Wendelin rumpelt. Die meisten von ihnen haben in einigen Wochen Erstkommunion. Bei strahlendem Sonnenschein will die Gruppe zusammen mit einigen Eltern und Tischmutter Bärbel Zanger Palmen schneiden. Palmen im Schwarzwald? Natürlich nicht. Was die freundlichen Forstarbeiter mit ihren Motorsägen fällen, sind kleine Nadelbäume.
Aber die Kinder werden sie zu Palmsonntag mit buntem Krepppapier, Buchsbaum und Kreuzen in Palmen verwandeln, die vor dem Gottesdienst geweiht und dann in einer Prozession in die Kirche getragen werden. Zunächst gilt es jedoch, das richtige Bäumchen auszuwählen. Mit bunten Bändern, Tüchern oder Krepppapier wuseln die Kinder durch den Wald, um ihre Palme zu markieren. "Am meisten Spaß macht das Baumaussuchen", findet denn auch Florian Christ (9). Er ist bereits zum zweiten Mal dabei. "Letztes Jahr hatte ich Kommunion, da habe ich eine ganz großen ausgesucht, aber dann mussten wir doch ein Stück absägen", erzählt er. Schließlich sind alle Bäume auf Bauer Reichenbachs Traktor verladen, und eine Karawane von Autos setzt sich mit den Kindern in Bewegung Richtung Pfarrgemeindehaus. Unten im Pfarrgarten werden die unterste Astreihe und die Stämme der Bäume erstmal von Rinde und Nadeln befreit. Bald riecht es nach Harz, Rindenstücke fliegen herum. "Wenn's geht, schneidet eure Bäume, nicht eure Finger", mahnt Zanger, die Ziehmesser zum Schälen der Bäume sind scharf. ...
Ganzen Text von
Claudia Renk vom 3.4.2004 bitte auf www.bzol.de lesen

  

 

 

In Buchenbach ist der Brauch de Scheibenschlagens lebendig

"Schieb, Schieb ieber de Rhie, wem soll die Schieb denn sii? Die Schieb soll de heiligschde Dreifaldigkeit sii!" Dieser Spruch begleitete die erste glühend über den Scheibenbock geschlagene "Schieb" auf ihrem Flug vom Kapellenberg ins Tal. Die nächsten Scheiben galten dann Pfarrer, Bürgermeister und Lehrern.

Für die 20 unverheirateten Männer ab 18 Jahren, die sich zur Vorbereitung des feurigen Spektakels zusammen fanden, war es ein langer Tag in Buchenbach. Stolz waren sie auf ihren sorgfältig mit Holz aufgeschichteten "Schiebehuufe", obenauf "d` Hex", die Strohpuppe. Bei klarem Winterwetter entbrannte der Haufen in der Dämmerung wunschgemäß mit weithin sichtbarem Schein. Die roten Tücher um den Hals, zum "Schobe" (Jacke) den Hut angetan, waren die Burschen zuvor mit Fackeln in der einen und dem "Schiebestock" in der anderen Hand gen Kreuzbergkapelle gezogen, um dort zu beten.

Danach entzündeten sie "de Schiebehufe". Die kantigen, in kleinen Feuern neben dem Schiebebock glühend gemachten Holzscheiben schossen hintereinander durch den Nachthimmel. Begleitet vom staunenden "Aahh" der zahlreichen Zuschauer. Der Beifall variierte nach der Weite des Scheibenfluges und je nachdem, wie witzig die begleitenden Sprüche waren.

Die "alde Schiebebuebe", die inzwischen Verheirateten, bewirteten die Zuschauer. Noch am Abend, aber auch am nächsten Tag, zogen die Schiebebuebe durchs Dorf und auf die Höfe, um eine Spende zu erbitten

Monika Rombach, 3.3.2004

  

 

Stockfischessen im Hochschwarzwald - mit den Alten stirbt die Tradition

Bei Jüngeren ist das eigenwillige Gericht weniger beliebt / Aufwändige Zubereitung

Stockfisch ist ein traditionelles Aschermittwochsessen, und auch dieses Jahr haben ihn wieder viele Fischfreunde im Hochschwarzwald genossen. Allerdings wird er nicht in allen Lokalen angeboten, wie unsere Umfrage zeigt. Denn die Zubereitung ist aufwändig, und bei jüngeren Gästen ist er weniger beliebt. Klaus Schwab vom Oberen Wirtshaus in Langenordnach ist mit dem Stockfisch aufgewachsen und bietet ihn immer noch an. "45 Kilo haben wir gehabt", erzählt er, "und die haben wir weggekriegt."

Die letzten zwei Jahre sei die Nachfrage konstant gewesen, und auch dieses Mal sei er zufrieden. Davor habe er einen kleinen Einbruch beobachten können. Im Unteren Wirtshaus in Langenordnach wird ebenfalls jedes Jahr Stockfisch gegessen. "Es ist nach wie vor ein Traditionsessen", heißt es dort. Für die Bestellmenge orientiere man sich "an Erfahrungswerten aus den vergangenen Jahren." Weil die Nachfrage konstant sei, wolle man dieses Essen weiterhin anbieten.

Gisela Willmann vom "Schweizerhof" in Waldau meint, das Stockfischessen sei "ein bissle rückläufig." Das liege daran, dass viele Alte gestorben seien, die früher jedes Jahr gekommen seien. "Das war eine ganze Clique", erinnert sie sich, "aber von denen lebt kein einziger mehr." Früher haben sich der "Schweizerhof" und das Gasthaus "Kreuz" am Hohlengraben von Jahr zu Jahr abgewechselt, erzählt Willmann weiter. Damals sei eine große Tafel aufgestellt und nach dem Essen Kaffee und Kuchen gereicht worden. Vor allem bei Einheimischen sei der Stockfisch beliebt, beobachtet die Wirtin. "Es kommen immer noch Leute, die sich traditionell treffen."

Ingeborg Hog vom "Jostalstüble" antwortet auf die Frage, ob sie Stockfisch anbietet: "Ja, natürlich!" Auch bei ihr essen ihn vor allem die Einheimischen. Den Kurgästen dagegen sei die Kombination von Fisch mit Sauerkraut und Kartoffelbrei suspekt. Die Jüngeren seien ebenfalls zurückhaltender und bevorzugten andere Fischarten, sagt Hog.

Bei Paul Kleiser, dem "Pauli-Wirt" in Rudenberg, war die Nachfrage zum Fischessen dieses Jahr so wie immer: "Gleich bleibend." Einheimische Stammgäste kämen zum Stockfischessen, "solange ich weiß, bald 50 Jahre", sagt er. Allerdings würden immer mehr auch andere Fischarten gegessen, sodass der Stockfisch selber rückläufig sei. Den Trend zu weiteren Fischarten beobachten auch die anderen Wirte.
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Der Fisch - es ist Kabeljau - wird an Ort und Stelle, etwa im Nordmeer oder in Portugal, getrocknet und muss an seinem Bestimmungsort wieder gewässert, gesalzen, gekocht und "abgemacht" - also zu kleineren Stücken zerlegt - werden. Weil der Fisch am Stock getrocknet wird, heißt er "Stockfisch". Dass er in Verbindung mit Zwiebeln, Sauerkraut und Kartoffelbrei, gerade im Hochschwarzwald zu einem Traditionsessen wurde, erklärt Gisela Willmann so: Der Schwarzwald sei fern von Gewässern und unwegsam, sodass man auf getrockneten Fisch zurückgreifen musste, der gut transportierbar war. "Das war die einzige Möglichkeit, einen Fisch zu essen."

Ganzen Text von Alexandra Wehrle bitte auf www.bzol.de  lesen

  

 

Einen Maien für den Stammhalter hauen 

20 Schönenbacher Männer pflegen das Brauchtum des "Maien" weiter

SCHLUCHSEE-SCHÖNENBACH (hb). War es in den 60er- und 70er-Jahren auf einigen Bauernhöfen in Schönenbach keine Seltenheit, dass sieben oder acht Kinder die Nachkommenschaft sicherten, so ist es in der heutigen Zeit eher eine Ausnahme. Umso größer war die Freude bei Michaela und Rainer Fechtig, dass nach zwei Mädchen nun ein kleiner Jonas die Familie komplettierte. Nach altem Brauch zogen 20 Schönenbacher Männer, unter der Leitung von Ortsvorsteher Ernst Bär und dem zuständigen Forstbeamten Hubert Kapp, mit Sägen, Äxten und zwei Traktoren ausgerüstet in den Schönenbacher Gemeindewald, um einen "Maien" für den Stammhalter zu hauen.

Wie es ortsüblich ist, wurde der stattliche Baum von 35 Metern Länge bei hohem Schnee aus dem Wald transportiert und am Haus der Familie Fechtig gelagert. Während Ernst Bär den Eltern gratulierte, hieß Rainer Fechtig die Männer willkommen. Er bedankte sich und betonte, dass er das Holz gut für den geplanten Hausanbau gebrauchen könne. Der Einladung zu Essen und Trinken in der gewärmten Garage folgten alle gern.

Am 6.2.2004 auf www.bzol.de

  

 

 

Narrensuppe essen nach Dreikönig

"Bei is daheim wars des so de Bruch das Mame am Tag vor em schmutzige Dunschtig en große Topf Narresuppe kocht hät. Narresuppe kann eigentlich fascht jede Suppe si, aber am meischte wird bei uns uf em Wald Sureesse oder a kräftige Nudelsuppe mit Rindfleisch gmacht. Also bei is gits an Fasnet ab em Schmutzige immer en große Topf mit Sureesse, des hat de Vorteil, das Mame au uff Fasnet go kann un nit allewiel am Herd stoht.

Un jeder, wenn er Heim kunt, egal um was für e Ziet' einfach de Herd a macht un die Suppe wärmt, un ebis warms zwische de Zähn hät. Un des Bsundere isch, das die Suppe mit jedem mol wärme besser schmeckt' un natürlich au für Gäscht immer ebis im Hus isch. Ä Narresuppe wird au oft bei em Umzug uff de Stross oder beim Schnurre de Gäscht greicht - des isch praktisch, es goht schnell un jeder hät no zit a Bierle zum Trinke. Uns wichtigscht isch, das für n rächte Zünftler die Suppe nix koste darf.

Bericht von Narrenvater Marco I.aus Neustadt: mehr

  

 

Barschen um den Christbaumdolden

DREISAMTAL. Weihnachtskonzerte, Weihnachtsfeiern, Weihnachtstheater, die Termine purzeln vor, zwischen und nach dem Jahreswechsel nur so. Sie dienen der Unterhaltung der Besucher und ihr Erlös der ehrenamtlichen Vereinsarbeit. Geräuschvoll mischt sich im und um das Dreisamtal eine lokale Tradition darunter: "Barschen" um den Christbaumdolden ist angesagt.

"Mi Urgroßvatter het schu barscht, weisch", erzählt der junge Eschbacher, den gerade fünf schwarze Würfelaugen anblicken. "Dreimol heter de Dolde gwunne", setzt er hinzu. Vielleicht in der Hoffnung, die gerade erlittene Niederlage zu schmälern. "16!", wird er gleich mit Genugtuung triumphieren.

Aus drei Spielwürfeln im ledernen Becher besteht "das Glücksspiel des kleinen Mannes". Je zwei Personen lassen es durch die Reihen gehen, notieren eifrig jeden Wurf. Erwartungsvoll richten sich die Blicke auf Würfler und Tischplatte. Gezählt werden je drei nacheinander folgende Würfe. Welcher der erste Wurf davon ist, bestimmt

der Spieler selbst. Sechs Augen pro Würfel mal drei ergeben nach Adam Riese 18, bestenfalls also 54 Augen. Eine Garantie auf diese Zahl gibt es allerdings nicht und so endet manch' "Barsche" in großer Runde in den höheren Vierzigerwürfen.

Woher das Wort "Barsche" stammt, weiß keiner so genau. Am vernünftigsten klingt die Rückführung auf das hochdeutsche "Pasch", was gleiche Augenzahl aller Würfel eines Wurfes bedeutet. In Mundart abgewandelt kann es durchaus zum "barsche" geworden sein.

Und warum "barscht" man gerade in der Weihnachtszeit? Das geht auf den "Steffesdag", den Namenstag des Heiligen Stefan zurück. An diesem arbeitsfreien Tag erhielten Knechte und Mägde ihren Jahreslohn. Man traf sich untereinander und in den Wirtschaften, statt der Cegokarten machten dann die Würfel die Runde.

Die Spannung des "Wann rollen sie?" und "Wie viele Augen schafft er?" ist ungebrochen. Da gibt es die Gelassenen, die die Würfel kurz im Kreise schwingen, den Becher umstülpen, zählen und ruhig den nächsten Wurf in Angriff nehmen. Oder die Genuss-Barscher, die die drei "Glückssteine" viele Male die Runde im Lederbecher drehen lassen, um sie dann genüsslich hinausrollen zu lassen. Oder die Spieler unter den Spielern. Deren Würfelklappern die eigene Pulsfrequenz diktiert. Hektisch prasseln die Augenquadrate auf die Unterlage, von misstrauischem Blick beäugt, schnellstens wieder zusammengerafft - und schon klappert's erneut. Und was der eine oder andere dazu in den Bart murmelt, verraten wir hier besser nicht. Und dann gibt es noch diejenigen Spaßvögel, die die Ungeduld der um sie herum Sitzenden mit mehrmaligem Beinahe-Würfeln strapazieren oder gar nach schnellem Zählen sofort den Becher wieder drüber stülpen.

Da war doch noch ein Wort, "Dolden", hochdeutsch "Christbaumspitze". Die höchste Würfelzahl des Abends bescherte seinem Spieler den Dolden des aufgestellten Weihnachtsbaumes. Und der hing voll mit den herrlichsten Köstlichkeiten, einem geräuchertem Schinken oder Schäufele, einer großen Wurst, einer Flasche Wein und einer großen Neujahrsbrezel. Selbst absägen hieß es früher für den Gewinner, heute darf er zumeist den ganzen Baum mitnehmen. Und vielerorts ist es Brauch, den Gewinn an Ort und Stelle mit allen Umsitzenden zu teilen.
Monika Rombach, 2.1.2004

     

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