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Titisee-Sage - Bearbeitung der Klasse 6c Kreisgymnasium Hochschwarzwald

Diese Prosaversionen einer Versfassung der Titisee-Sage wurden von der Klasse 6c des Kreisgymnasiums Hochschwarzwald Titisee-Neustadt im Schuljahr 2004/05 erarbeitet.

Ein Krieger hinterließ ein Schild aus Wasser mitten im Walde. Wenn das Schild ruhig liegt sieht man eine Kirchenspitze, die eine Glocke besitzt. Sie klingelt wie von Geisterhand. Du siehst Gassen und Gärten blühen. Ein Dorf, in dem alles mit Wasserpflanzen überwuchert ist. Von der hintersten Ecke im Kloster bis hin zur grünen Kirchturmspitze. 
Angefangen hatte es so: Den Leuten aus einem Dorf in der Nähe vom Feldberg ging es sehr gut, da die Ernte jedes Jahr erfolgreich war. Es ging ihnen so gut, dass sie ihrer Art vergaßen, die heiligen goldbraun gebackenen Brotlaibe aushöhlten und die weichen Rinden als Hausschuhe benutzten. Wütend schlug der Feldbergriese auf seinen Berg, wodurch ein großer Spalt entstand. Die Stadt verschwand unter den riesigen Wasserfluten samt Kloster, Brunnen und Gassen. Nur wenn der See glatt wie aus Glas gegossen ist, siehst du manchmal im See weit unten den Kirchturm vom Kloster und hörst die Glocken magisch läuten.
(Felix G., Paul H., Manuel W., Robin S.)

Wie ein großer blanker Schild, den ein Ritter in den Wäldern niedergelegt hat, so ruht der Bergsee zwischen hohen Tannen, die mit Wurzeln in das kalte Wasser steigen. Damals lag dort eine wohlhabende Stadt in der Nähe des Feldbergs, der im Schwarzwald liegt. Unten aber im tiefen dunklen Wasser sieht man manchmal, wenn das Wasser ruht, eine Kirchturmspitze herausragen, man hört die Glocken im tiefen Wasser magisch läuten. Doch unterm Wasser dort lagen einst Gassen, Schwarzwaldhäuser und Gärten.
Äste hoher Schwarzwaldtannen umschlossen die im Titisee versunkene Stadt. Reiche Höfe und schöne Fassaden verschönerten diese Stadt. Durch den Wohlstand wurden die Bauern  verwirrt und sie vergaßen, wer sie eigentlich waren. Sie haben angefangen das Brot aus Schwarzwaldkorn als Schuhe zu benutzen
Da wurde der riesige Feldbergriese zornig und schlug Wasserfluten vom Seebuck über die Stadt, so dass sie versank. Heute hört man die Glocken magisch klingen, und wenn das Wasser klar ist, sieht man den Hof und die Blumen der Schwarzwaldhäuser.
(Marvin D., Philipp M., Marco K., Marisa K., Natalie G.)

Der Titisee ist ein Bergsee zwischen hohen Tannen, die mit den Wurzeln im Wasser stehen. Der Sage nach wurde der See von einem starken Mann, dem Feldbergriesen, in die Wälder hineingelegt. Wenn die Oberfläche des Sees ganz glatt liegt, sieht man eine Kirchturmspitze, die aus dem Wasser ragt und hört die Glocken läuten...
Weiter in der Tiefe kann man die Schwarzwaldhäuser, die Gassen, Dächer und Gärten, wo Goldlack, Flox und Fuchsien blühen, erkennen. Dicht unter der Wasseroberfläche sind die Tannenspitzen des Waldes zu erkennen, der einst die Stadt umgab. Einst lag dort das Kloster mit strahlend weißer Fassade. Doch dann vergaßen die Bauern ihren Stand und wurden durch den Wohlstand übermütig. Sie benutzten die Krusten des frisch gebackenen Brotes, um daraus Pantoffeln herzustellen. Diese Verschwendung ärgerte den großen Feldbergriesen so sehr, dass er in seiner Wut das ganze Tal überflutete. Die Wassermassen aus dem Seebuckgebiet am Feldberg überfluteten Stadt und Kloster. 
Wenn der See ruhig und klar daliegt, erscheint ein Trugbild, man sieht Höfe, Gärten, Bäume, Gassen... und hört Glocken magisch klingen...
(Ann-Sophie J., Sonja H., Dennis Ü., Jan A., Manuel H., Simon L.)

Wie ein großes, blankes Schild, das ein Riese in den Wäldern vergessen hat, so liegt der Titisee zwischen hohen Tannen, die mit ihren Wurzeln in dem kühlen See stehen. Darunter im Dunkeln, im sehr tiefen Wasser, siehst du manchmal, wenn der See ganz ruhig da liegt, eine Kirchturmspitze aus dem Wasser ragen, und hörst Glocken magisch läuten. Siehst Gassen, Schwarzwaldhäuser mit längst versunkenen Gärten , in denen Goldlack, Flox und Fuchsien blühen. Siehst du im Wasser die Algen wehen. Damals wurde die reiche Stadt umschlossen, die im Titisee versank.  Titisee war voller Wohlstand, du konntest es an der Turmkuppe sehen. Weiße Klosterbauten mit schönen Fassaden sahen zwischen den Häusern prachtvoll aus. Den Bauern ging es durch den Wohlstand zu gut, denn sie benutzten die schweren Brote aus Schwarzwaldkorn ohne Scheu als Schuhe. Sehr ärgerte sich der Feldbergriese und schlug vor lauter Zorn auf seinen Berg. Dadurch entstanden Felsspalten und Wasserfluten, dort drin versanken Stadt und Kloster, Brunnen, Baum und Gassen. Nur wenn das Wasser des Titisees sich nicht bewegt, siehst du manchmal in dem klaren Wasser, Hof und Garten, Baum und Gassen und hörst  Glocken magisch läuten.  
(Daniel H., Marvin B., Marius K., Lina T., Klara Z.)

Zwischen Neustadt und Feldberg liegt ein See, der in die Wälder ein schwarzes Loch reißt: der Titisee. Des Titisees Oberfläche liegt zwischen hohen Tannen, die mit brauner Rinde in dem kühlen Wasser stehen. Im Dunkel des Wassers sieht man manchmal die Häuser und eine Kirchturmspitze und meint den Klang einer Glocke zu vernehmen. In dessen Gärten man sieht schöne Blumen blühn, um den Garten einen Zaun herum. Jetzt wohnen die Fische in den schönen Häusern. Man sieht Äste hoher Schwarzwaldtannen, diese haben mit langen Bärten von Wasserpflanzen. Einst ging es den Bauern gut und sie hatten reiche Ernte. Doch der Wohlstand der Bauern hatte bald auch ihren Sinn verwirrt ,dass sie ihre eigene Lebensart vergaßen, ihre Schwarzwälder Brote aus eigenem Korn zu backen.
Sie nahmen die ausgehöhlten Brote und nahmen sie als Schuhe.
Der  Feldbergriese schlug vor Zorn aus dunklen Gründen Wasserfluten über die Kirche und ganz Titisee. Man kann es noch sehen wenn das Wasser klar ist. Und drinnen in dem klaren Wasser sieht man Hof und Garten, Bäume und Gassen. Und man hört die Glocken magisch klingen.
(Tobias G., Rick K., Nico K., Vanessa B.,  Alisa G., Paul S. )             

Kontakt zur Klasse 6c Kreisgymnasium Hochschwarzwald über:
Michael Zeblin (Deutschlehrer), Wilhelm-Sutter-Str. 30, 79822 Titisee-Neustadt, Fax 07651-9335-29
mzdocu@yahoo.de, 7.6.2005

Die Sage vom Titisee  
V
erschiedene Übertragungen einer Versfassung aus der Sagensammlung: Die vergessene Rose – Die schönsten Sagen aus Baden und Württemberg, bearb. u. hrg. v. Max Rieple ,
(Verlagsgesellschaft Stähle u. Friedel u. Co.)  2. erw. Aufl. Stuttgart 1961, S.85f..

     

 

Lostage zwischen Weihnachten und Dreikönig  - Raunächte im Elztal

Wenn eine Nackte "z'hinterevier" die Stube fegt: Die "Lostage" zwischen Weihnachten und Dreikönig sind nach altem Volksglauben maßgeblich fürs folgende Jahr

ELZTAL/SIMONSWALD. Ihr Großvater, so erzählt meine Frau, sei in der Christnacht nie in den Stall gegangen. "Dann sprechen die Tiere miteinander", habe er gesagt. Die Bäuerin des Nachbarhofs wäscht auch heute noch "zwischen den Jahren" grundsätzlich keine Wäsche. Sie beteuert: "Dann wäscht man einen Menschen aus dem Haus." Ein anderer Nachbar notiert sich stets, wie das Wetter zwischen Weihnachten und Dreikönig war. Jeder dieser Tage, hieß es, stehe für einen der zwölf Monate des neuen Jahres und lasse Rückschlüsse auf das Wetter im jeweiligen Monat zu. Auch Träume in den Raunächten sollen sich im entsprechenden Monat des bevorstehenden Jahres erfüllen.

Fragt man im Schwarzwald nach den "Raunächten", so trifft man oft auf Unverständnis, denn dieser Begriff ist hier kaum bekannt. "Lostage" oder "zwischen den Jahren", vielleicht auch die "Zwölfernächte", sind geläufiger für diese Zeitphase, in der die Pforten zur "Anderswelt" offener scheinen als sonst. Es wimmelt vor Geistern. Die Lostage entscheiden über das "Los", das Schicksal fürs nächste Jahr. Vielerorts galt es als gewiss, dass "zwischen den Jahren"  Heilkräuter am wirksamsten sind.

"Zu den verbreitetsten Vorstellungen volkstümlicher Überlieferung gehört der Glaube an ein wild dahinstürmendes, Schrecken verbreitendes Geisterheer", schreibt der Waldkircher Willi Thoma in seinem Buch "Elztäler Sagen". Der Sagenkern sei überall derselbe: "Wenn die Sturmwinde in den Winternächten wüten und Nebelschwaden die Berggipfel verhüllen, jagt der wilde Jäger mit seinem Geisterzug durch die Lüfte ... Besonders in den Raunächten, den zwölf heiligen Nächten, der geheimnisvollen Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig, wütet die heidnische Dämonenwelt." Angeführt wurde die wilde Jagd von einem Unhold aus dem Sagenschatz der jeweiligen Landschaft:
dem "Schwarzenberger" (Waldkirch),
"Wittenbacher" (oberes Elztal),
"Schimmelreiter" (Elsass) oder
"Geißenmeckerer" (St. Märgen, Simonswald).
Handelte es sich bei diesen wilden Jägern auch in der christlichen Sagentradition um Personen, die zu Lebzeiten reichlich Unrecht getan hatten und denen nun die verdiente Seelenruhe des gottgefälligen Bürgers versagt blieb, so ist doch die Herkunft des Bildes aus vorchristlichen Mythen unverkennbar.

Der Begriff "Raunächte" ist im Salzkammergut oder Allgäu wesentlich bekannter als weiter nördlich. In manchen Gegenden des deutschen Sprachraums kennt man den Anführer der wilden Jagd als den "Wode" - ein Name, der sogleich an den Obersten der germanischen Götter denken lässt: Wotan, den "Wütenden". Er war der Gott der Krieger, aber auch der Dichter und der Weisheit. Seine Göttergattin Freya spendete den Menschen sinnliche Liebe und Fruchtbarkeit. Während beide in der heidnischen Vorstellung zwar gefürchtet waren, aber nicht ausschließlich als böse galten, setzte sich mit dem Christentum eine Art Verteufelung durch: Wotan wurde zum Anführer der gefürchteten "wilden Jagd", die in den Winternächten Angst und Schrecken verbreitete, die Winde, Stürme, Eis, Schnee und wilde Hunde mit glühend roten Augen mit sich brachte. Freya wurde zur Dämonin, zur "Percht", die noch heute im alpenländischen Raum am Vorabend zu Dreikönig in lärmenden Umzügen mit fürchterlichen Fratzen und ohrenbetäubendem Getöse vertrieben werden soll.

Da in alter Zeit die "Perchtenläufe" oft christliches Brauchtum zu überwuchern drohten, wurden sie in Predigten angeprangert und in Bayern sogar verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte der Brauch zu neuer Blüte. "Rau-nachtsgeister" aus dem österreichischen Mölltal haben bereits in der ARD das "Wunschkonzert" und das "Forsthaus Falkenau" unsicher gemacht. In der Gegend des Thüringer Rennsteigs sind die schaurig-schönen Umzüge als "Nacht der Hullefrauen" bekannt. Letztendlich hat Freya mit ihren liebenswerten Zügen auch Eingang in die Märchenwelt gefunden: nämlich in Gestalt der Frau Holle.

In ländlichen Gegenden hielten die Menschen in den Raunächten gewisse Regeln und Bräuche ein, um die dunklen Gesellen der wilden Jagd nicht anzulocken: Sie wuschen keine Wäsche, nahmen keine Hülsenfrüchte zu sich, pfiffen frühmorgens nicht und schlugen Türen nicht laut zu; es wurde weder gedroschen noch gesponnen, um keinen Zank und kein Ungeziefer ins Haus zu holen. "Würde ein Mädchen in diesen Tagen das Spinnrad schnurren lassen, so käme Frau Holle unverzüglich in der Nacht und würde die Wolle heillos verwirren", schreibt der Badener Brauchtumsforscher Albert Reinhardt. Zwar fürchteten sich die Christenmenschen vor der Geisterschar, stellten aber in der dunklen Zeit allerlei Leckereien vor das Haus - "für die Armen", sagte man. Im Gegenzug konnte der "Wode" den Menschen auch Gutes bescheren: Geldsegen, reiche Ernte, Gesundheit, Liebesglück.

Hegen nicht viele gerade dann fromme, auch heimliche Wünsche, wenn ein neues Jahr bevorsteht? "Schneidet ein Mädchen in der Heiligen Nacht eine Zwiebel und streut Salz darauf, so werden sich bis am Morgen die Züge des zukünftigen Gatten auf der Oberfläche abbilden", sagt man. Die Bäuerin vom "Schurtenhof" in Obersimonswald kennt einen drastischeren Brauch: Am Heiligabend solle eine junge Frau "z'hinterevier" - also rückwärts - die Stube ausfegen. Nackt, wohlgemerkt! Dann sehe sie ihren Zukünftigen leibhaftig am Tisch sitzen. Der Schurten-Bauer wiederum berichtet von einem Mann, der mal wissen wollte, worüber sich die Tiere im Stall denn in der Christnacht unterhalten. Er habe sich im Futtergang versteckt und gelauscht. "Was schaffen wir morgen?" habe ein Stier den anderen gefragt. Morgen sei Weihnachtstag, lautete die Antwort, da werde nicht gearbeitet. - "Ja, und übermorgen?" Da sei Stephanstag, also ebenfalls frei. - "Und am Tag danach?" - "Da führen wir den Bauern zum Kirchhof." Vor Schreck soll der neugierige Lauscher gestorben und am dritten Tag beerdigt worden sein - die Stiere zogen den Leichenwagen.

Auch die Bäuerin vom Oberen Nonnenbachhof weiß eine schaurige Geschichte: Ein junges Mädchen habe wissen wollen, wie ihr Zukünftiger aussähe. Dazu musste man an Heiligabend Wasser in eine Schüssel füllen und über Nacht gefrieren lassen. Als sie am nächsten Morgen die Abbildung auf dem Eis betrachtete, erkannte sie drei Särge. Im folgenden Jahr seien ihre drei Brüder um's Leben gekommen.

Wer heutzutage spielerisch in die Zukunft blicken will, wendet sich in der Silvesternacht dem Bleigießen zu. Oder er achtet auf seine Träume in den Zwölfernächten. Wesentlich älter ist der bäuerliche Brauch, nach dem Abendläuten Stall, Scheune und Wohnräume mit Weihwasser zu besprengen oder sie rituell zu räuchern und "von bösen Geistern" zu reinigen. Geräuchert wurde mit Weihrauch oder dem "Krutwisch", einem Bündel Kräuter, geweiht an Mariä Himmelfahrt. Daher stammt auch der Begriff "Raunächte". Sie heißen nicht so, weil etwa das Wetter besonders rau wäre - da kann es im Januar und Februar viel schlimmer kommen. Es hat mit dem Brauch des Räucherns zu tun. Im Osttirol ist dieser Brauch noch sehr lebendig: Glut aus dem Herd wird in einen Tiegel gegeben, darauf legt man Weihrauch und Teile des am Palmsonntag geweihten Palmbesens. Unter Gebeten ziehen die Hausbewohner dann mit der Pfanne durch die Räume. In manchen Gegenden Südtirols hält man einen Hut über den Rauch und setzt ihn dann auf, um das Jahr über vor Kopfweh gefeit zu sein.

Eine Zeit des Wechsels und Neuanfangs sind die "Zwölfer" allemal. Das neue Jahr steht bevor, der 21. Dezember ist die Wintersonnwende, die längste Nacht im Jahr, in vorchristlicher Zeit als Wiedergeburt der Sonne gefeiert. In durchaus bewusster Anlehnung wurde Weihnachten in diese Zeit gelegt, zumal ja mit Christus ein Licht in die Welt kam.

Um welche zwölf Nächte es geht, ist regional verschieden: Am verbreitetsten ist die Auffassung, dass die Raunächte mit der Nacht vom 25. auf 26. Dezember beginnen und mit der Nacht vom 5. Januar auf Dreikönig enden. Im Badischen legt man an diesen "Lostagen" zwölf Zwiebel-Halbschalen auf die Fensterbank und füllt Salz hinein. Bleibt die Schale trocken, gibt's einen trockenen Monat, wird sie feucht, kommt Regen.

In Nordwürttemberg hatte Sonnenschein an den Lostagen eine zeichenhafte Bedeutung: Schien die Sonne etwa am zweiten Lostag, dem 26. Dezember, so standen Preiserhöhungen an. Sonne am fünften Lostag, dem 29. Dezember, prophezeite eine gute Obsternte, während bei einem heiteren 3. Januar gute Kaufmannsgeschäfte ins Haus standen.

Nach anderer Auffassung sind "Lostage" zur Wettervorhersage über das ganze Jahr verteilt. "Siebenschläfer" und "Eisheilige" kennt wohl jeder. Für Liebesorakel galt und gilt übrigens der Andreastag (30. November) als prädestiniert. Schüttelt eine junge Maid vor dem Einschlafen die Bettdecke und sagt einen bestimmten Spruch auf, dann gewährt ihr ein Traum einen Blick auf ihren künftigen Gatten. Vom 31. Januar weiß eine Bauernregel: "Friert es an Virgilius, im Märzen Kälte kommen muss." Und vom 4. Dezember heißt es: "St. Barbara mit Schnee, im nächsten Jahr viel Klee."

Übrigens: Der steirische Seher Jakob Lorber (1800 bis 1864), der nach eigener Überzeugung direkte Durchsagen des Herrn niederschrieb, wäre solchen Wetterpropheten recht vehement in die Parade gefahren, hätte sie als abergläubisch und heidnisch gebrandmarkt: Schrieb doch der als "Schreibknecht Gottes" bekannte Prophet seinerzeit: "Die Lostage beurteilen die Menschen und schließen daraus auf's zukünftige Wetter; aber den großem Lostag ihres Herzens kennen sie nicht, der ihnen das Hauptwetter ihres zukünftigen, ewigen Lebens enthüllen würde."

Der Mensch würde nach Lorber erst dann recht handeln, "so er die Witterungszustände seines Herzens mehr beachtete und in sich die Einsicht bekäme, dass darin fortwährend ein gar übles Wetter ist, welches wohl von den häufigen Lostagen herrührt, die da sind Spieltage, Fresstage, Saufgelage, Tuenichtstage".

Ob man sich nun der althergebrachten bäuerlichen Tradition verpflichtet fühlt oder sich eher dem rigorosen Propheten Lorber zuwendet, bleibt wohl jedem selbst überlassen. Also: Salz in die Zwiebelschalen, zur Christnacht den Stall meiden, frühmorgens nicht pfeifen und vor allem am heiligen Abend die Stube "z'hinterevier" schweifen - "näckig", versteht sich. Keine falsche Scham bitte: Der Zukünftige, der sich dann am Tisch zeigt, ist, so die Mär, nämlich ebenfalls unbekleidet.

Und hier nun noch einige Verhaltensregeln und Orakelsprüche im Zusammenhang mit den "Lostagen":

  • Wer in dieser Zeit eine Tür laut zuschlägt, hat im Sommer den Blitz zu fürchten.
  • Wer in dieser Zeit Hülsenfrüchte zu sich nimmt, bekommt Krätze, Geschwüre oder Ungeziefer und stirbt im nächsten Jahr.
  • Wenn die Eiszapfen in den Raunächten lang sind, wird auch der Flachs lang.
  • Wer beim Heiligabendläuten die Schlösser von Türen und Truhen schmiert, dem bringt dies Reichtum.
  • Wer in der Weihnachtsnacht unbemerkt stiehlt, der wird das ganze Jahr nicht erwischt.
  • Wer am Neujahrsmorgen einen Taler in die Viehtränke legt und dann das Vieh saufen lässt, der kann das Vieh teuer verkaufen.
  • Wenn am Neujahrsmorgen die Sonne auf die Kanzel scheint, bevor der Pfarrer drauf steht, gibt es ein gutes Bienenjahr.
  • So viele Sterne man am Dreikönigsabend durch den Schornstein sieht, so viele Schoppen Wein darf man an diesem Abend trinken.
  • Eine Wünschelrute, die am Dreikönigstag geschnitten wird, ist unfehlbar.

Literatur:
Sigrid Früh: Rauhnächte, Märchen, Brauchtum, Aberglaube, Waiblingen 1998 (Verlag Stendel)
Willi Thoma (Hrsg.): Elztäler Sagen, Tiersagen rund um den Kandel, Waldkirch 1986 (Volksbank)
Helma Marx: Das Buch der Mythen, aller Zeiten, aller Völker, München 1999 (Diederichs/Styria)
Herder Lexikon: Germanische und keltische Mythologie, Freiburg 1982 (Herder Verlag)
Albert Reinhard: Das volkstümliche Jahr, Waldkirch 1949
Fritz Hackenjos: Wäldergeschichten aus dem Herrgottswinkel des Schwarzwalds, Freiburg 1960

Willi Dommer am 28.12.2004 in der BZ

  

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