Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V. - ab 12.3. 2006
 

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Blick nach Nordosten zur verschneiten Kirche in Hinterzarten am 7.3.2006

Eine Bauerndemo kommt mir immer so vor,
als ob Tausende von Besitzen von Tante Emma-Läden
für Aldi
demonstrieren.

Lutz Ribbe im Spiegel vom 23/2006
 

Landwirtschaft unterscheidet sich von Handwerk und Industrie

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
am letzten Samstag haben in Berlin über 20 000 Menschen für eine andere Landwirtschaft demonstriert. Zur gleichen Zeit haben wir mit dem österreichischen Kulturphilosophen Bernhard Heindl darüber diskutiert, ob bäuerliche Arbeit noch Sinn macht? Er warnte vor dem Versuch bäuerlich abzugrenzen, weil es sich um eine emotionale Ebene handle. Dennoch sieht er in der Zukunft Sinn in der bäuerlichen Arbeit, wenn wir überzeugt sind, dass Landwirtschaft sich von Handwerk und Industrie unterscheidet,
weil sie unmittelbar mit Natur und Jahreslauf zu tun hat. Wer Landwirtschaft auf Produktion reduziert wie Industrie, setzt Natur und Gesellschaft aufs Spiel. Die neudeutsch Multifunktion genannte Besonderheit der Landwirtschaft gilt es nicht als Begründung für die Förderung zu benutzen, sondern wie im Weltagrarbericht zur Grundlage bäuerlichen Denkens zu machen.
Dass bäuerliche Tätigkeit (Agri- Kultur ist, die an die Natur direkt Hand anlegt und aus ihren Fehlern daraus auch unmittelbar lernt. Früher ergab sich der Sinn dieser Arbeit direkt über die Nahversorgung der Hof- und Dorfbewohner. Heute versperren die anonymen (Super-) Märkte mit ihren Normen und Zertifikaten diesen Blick. Darin sieht Heindl nicht eine bäuerliche, sondern eine gesellschaftliche Krise. Um zu einer neuen Agrikultur zu finden, gilt es die bäuerliche Sesshaftigkeit zu entkrampfen, damit unsere Nachkommen ihr Leben auf den Höfen neu kombinieren können.
Dass man kann kein Bauer sein kann, wenn man diese Tätigkeit nicht liebt. Sinn als Grundlage dieser Liebe zum Beruf ist nicht dasselbe wie Geld. Ebenso stiften bäuerliche Bilder im Marketing den Bauern selten Sinn. Vielmehr gilt es die Kluft zwischen den romantischen (politischen) Sonntagsreden und dem neoliberalen marktwirtschaftlichen Alltag zu erkennen und zu überwinden. Dazu gilt es, Rückhalt zu zeigen für die sinnvolle bäuerliche Tätigkeit, die so viel Sinnerfüllung und Selbstverwirklichung
ermöglicht.
Einladung zum Aschermittwochsgespräch
Dort setzen wir die Diskussion um die Bäuerliche Zukunft fort mit dem erweiterten Thema: "Hoffnung auf eine nachhaltige Lebensqualität auf dem Land?" am 22. Februar 2012 um 20 Uhr im Brigachhaus in St.Georgen-Brigach mit Konsulent Fritz Ammer, ehem. Leiter der SPES-Zukunftsakademie
Schlierbach/OÖ . Unter dem Motto Nahversorgung ist Lebensqualität gehen seit Jahren von der SPES-Zukunftsakademie wegweisende Impulse für die Ländliche Entwicklung aus. Dazu laden wir ein und grüßen herzlich
3.2.2012, Siegfried Jäckle

Passender Lesetipp über das Buch Landfrust

Drei Szenarien nach Japan und Libyen - ökosozial

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen, bei unserem Aschermittwochsgespräch erklärte uns Prof. Radermacher die Kernfrage des Überlebens im 21. Jahrhundert: ob 2050 10 Mrd. Menschen auf
unserem Kulturniveau leben können? Wir leben nur so gut, weil wir die Armen ausbeuten. Boden, Wasser und Energie werden knapp, Energie und Klima hängen direkt zusammen. Zwar reden wir über Einsparungen (CO2), in Wirklichkeit aber erhöht Wachstum unseren CO2-Ausstoß. In der Zwischenzeit erreichen uns fast stündlich Nachrichten, wie verletzlich unsere globale Welt ist. Was im Hightecland Japan geschehen ist, galt bisher als unvorstellbar! in Erdbeben mit einem Tsunami hat nicht nur
das nördliche Japan verwüstet, sondern einen Atom-GAU ausgelöst. Dazu kriegerische Auseinadersetzungen im Ölland Lybien. Eine neue Sintflut gegen die (neoliberale) marktradikale Globalisierung? Die Zukunft entscheidet sich systemisch (ganzheitlich), ist der Mathematiker
Prof. Radermacher überzeugt und sieht 3 Szenarien zum Überleben:

Szenario 1: Weiter so zum Kollaps
Weiter so beschwört einen Kampf ums Überleben mit brutalen Konflikten herauf. Einen Kampf um Ressourcen (Erdöl, aber auch Boden und Wasser), gegen Umwelt- und Klimazerstörung und mit Massenemigration. Ein Szenario nur für die militärisch Mächtigsten?

Szenario 2: Brasilianisierung und Ökodiktatur

Dieses Szenario ist der aktuellen Entwicklung am nächsten. Der Mittelstand blutet aus. Roboter ersetzen Arbeit. Wenige werden immer reicher, aber die Massen ärmer. Je mehr Menschen arm werden, umso billiger muss Nahrung sein. Bauern werden zu Tagelöhnern. Die Reichen sichern sich ihre Ressourcen zum Überleben mit diktatorischen Maßnahmen. Ist die bisherige EU-Agrarpolitik ohne
Obergrenzen, aber mit immer mehr Auflagen und Kontrollen ein Vorgeschmack?

Szenario 3: Welt in Balance - als ökosoziale Perspektive
Nur wenn es gelingt, die Begrenzungen von Ressourcen und Umwelt global gerechter zu regeln, ist eine friedliche Entwicklung vorstellbar. Bisher ist erst die Wirtschaft global, die Politik aber noch national. Erste kleine Fortschritte in diese Richtung sieht Radermacher.  Dieses Szenario verspricht auch für die Bauern bessere Zeiten. Dazu muss (kann) die Landwirtschaft gärtnerischer werden und mit ihren Möglichkeiten intelligenter umgehen. Ökosozial ist mehr als öko oder sozial, es ist die Balance zwischen Wirtschaft, Ökologie und Sozialem. Es geht nicht um politische Lagerspiele. Es geht um die
eigentliche Aufgabe der Demokratie, um die gerechte Verteilung des Wohlstandes!
24.3.2011, Siegfried Jäckle

FAW/n, Ulm ( www.faw-neu-ulm.de ),
Ökosoziales Forum Europa ( www.oekosozial.at ),
Genisis-Instituts, Berlin ( www.genisis-institute.org )
Global Marshall Plan Initiative ( www.globalmarshallplan.org  ).

 

Weihnachten 2009: Konsumrausch, Hunger, Ernährungssouveränität

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen, Weihnachten naht. Mehr denn je verbunden mit einem Konsumrausch, vor deren Folgen Gräfin Marion Dönhof in ihrem Buch „Zivilisiert den Kapitalismus“ 1996 schon warnte: …Wenn jeder soviel wie möglich produziert und konsumiert, dann ist angeblich für die Gemeinschaft das Optimum erreicht. Aber der Zwang zur Gewinnmaximierung zerstört jede Solidarität und lässt ein Verantwortungsbewusstsein erst gar nicht aufkommen… Blühte diese Denkweise nicht auch schon zur Zeit Jesus Geburt unter den Römischen Herrschern? Und ist darum aus dem erwartungsvollen Klimagipfel in Kopenhagen in den letzten Tagen ein Gipfel der Bewegungslosen geworden? Es lebe der Schwarze Peter kommentiert ihn Franz Alt unter: http://sonnenseite.kjm4.de/ref.php?id=ab1c70c7586ms186

Weiter so ist keine Option
Zu diesem Ergebnis kommt auch der Weltagrarbericht (IAASTD), den 500 Wissenschaftler im Auftrag der UNESCO und der Weltbank erstellt haben. Der im Frühjahr 2008 vorgestellte Bericht liegt nun in deutscher Sprache vor unter: www.weltagrarbericht.de  58 Länder haben ihn unterzeichnet, (noch) nicht aber Deutschland! Warum wohl?

Hunger im Überfluss
Während in Europa die Landwirtschaft unter sinkenden Erlösen leidet, hungern eine Milliarde Menschen auf der Welt. Weil unsere Überschüsse die lokalen Märkte der Kleinbauern in der Dritten Welt ebenso wie das lokale Wissen um die Ernährung zerstören fordert der Weltagrarbericht die Ernährungssouveränität, d.h. jedes Land soll seine Ernährung selbst gestalten (können). Denn die Überschüsse der industriellen Landwirtschaft beruhen auf fossiler Energie, auf die wir am schnellsten verzichten werden müssen und die zudem das Klima schädigt. Sie sind nicht nachhaltig.

Besinnung auf Ernährungssouveränität
Weil bäuerliche Landwirtschaft mehr erzeugt als Rohstoffe, fordert der Weltagrarbericht, dass ihre Multifunktion für Heimat, Vielfalt, Geschmäcker und Traditionen nicht länger ignoriert werden darf. Das gelte insbesondere für die Wissenschaft, die infolge ihrer Privatisierung die globale Tretmühle der Industrialisierung der Landwirtschaft antreibe. Das Agrarbündnis hat dieses Thema aufgegriffen. Mehr unter www.agrarbuendnis.de/fileadmin/Daten-%20KAB/AB-Pressemeldungen/PM__AgrarBuendnis_2009-10-13.pdf

Multifunktion und Effizienz der Berg- und Grünlandregionen entdecken
Die Berglandwirtschaft und die Grünlandregionen werden wie die Kleinbauern in der Dritten Welt Opfer der globalen Tretmühle. Nur die Besinnung auf die naturgemäße Erzeugung von Milch und Fleisch vom Grünland statt mit Kraftfutter (dem Brot der Armen) kann der Ausweg sein. Mit der Erzeugergemeinschaft „echt Schwarzwald“ sind Weichen in diese Richtung gestellt. Das Grünlandseminar an der Ökostation in Freiburg am 11. November hat diese Richtung bestätigt. Mehr unter www.oekostation.de/de/aktuell/news_.htm,170

Ein Lesetipp zur Besinnung auf das Land
Maria Mies: Das Dorf und die Welt, ISBN 978-3-89438-387-9, € 19,90
Besinnliche Weihnachten und ein Neues Jahr in diesem Sinn wünscht
Siegfried Jäckle, 20.12.2009


 

Schweinezyklus - Milchzyklus - Grünland als CO2-Speicher

Der Fußball hat die Milch in den Medien abgelöst. Eigentlich müssten vor den Fernsehern jetzt alle aus Mitleid Milch statt Cola trinken. Oder sollten Bauern nicht besser neidisch werden und darüber nachdenken, warum und wie Cola es zum globalen Volksgetränk geschafft hat, bei dem der Preis kein
Thema ist?
 

Zurück zum Schweinezyklus oder wie der freie Markt funktioniert: Aus meiner landwirtschaftlichen Ausbildungszeit ist mir der Schweinezyklus in Erinnerung: wenn das  Angebot an Schweinen die Nachfrage übersteigt sinkt der Preis solange bis das Angebot wieder zurückgeht. Wenn Schweine knapp werden steigt der Preis wieder, die Bauern decken dann wieder Sauen damit es Ferkel gibt, die dann (als zu viel) gemästete Schweine wieder den Preis sinken lassen. Um dem Volk dieses auf und ab der Preise zu ersparen, regelte die Politik sie in der Vergangenheit mit Vorratslagern (in der EU Intervention genannt), Zöllen und Exporthilfen. Weil aber diese künstlichen Preise auch die Mehrproduktion anregen, kostete diese Vorratshaltung immer mehr Geld, weshalb die Milch kontin-gentiert wurde. Außerdem störte die Entsorgung der Überschüsse auf dem Weltmarkt die eigene Versorgung der dritten Welt. In dieser Zwickmühle hat sich die Politik entschlossen, den Markt wieder sich zu überlassen, was man neoliberal nennt. Also zurück zum Schweinezyklus, zum Milchzyklus usw., nur keiner sagt's! 
Im freien Markt wandert die Produktion an den günstigsten Standort: In einem freien Markt können auf Dauer nur diejenigen Erzeuger überleben, deren Produktionskosten unter dem Preis liegen. In der Landwirtschaft sind das diejenigen, die an den ertragreichsten Standorten mit geringsten Aufwendungen am rationellsten wirtschaften sowie von bessern Preisen am meisten profitieren. Deshalb wurde im Schwarzwald schon der Anbau von Getreide und Kartoffeln aufgegeben und auch die Schweinehaltung, obwohl es noch Schwarzwälder Schinken gibt. Wird Schwarzwälder Milch bald auch nicht
mehr aus dem Schwarzwald stammen? Die EU hat diese Gefahr im Gesundheitscheck erkannt. Wer aber wie die deutschen Agrarminister von der EU auch das Konzept erwartet, beweist fehlende eigene Kreativität!
Den Mehrwert von Milch (und Fleisch) aus Gras erkennen! Obwohl die Milcherzeugung in den letzen Jahrzehnten aus den Berg- und Grünlandregionen abgewandert ist und Mais und Kraftfutter heute die überwiegende Futtergrundlage bilden, könnte sich dieser Trend durch die knapper werdende Energie und den Klimawandels ändern. Diese neuen Herausforderungen könnten die Milch- (und Fleisch)erzeugung aus Gras wieder lukrativer machen, weil
* Milcherzeugung aus Gras weniger in Konkurrenz steht zur Bioenergieerzeugung
* Milch aus Gras die Ernährungsbasis erweitert auf das vom Menschen nicht direkt nutzbare Grünland
* Grünland mit seinem höheren Humusgehalt der bessere CO2-Speicher ist
* Milcherzeugung auf Weiden die Energie-effizientere Art der Milcherzeugung ist
* Weidemilch einen wissenschaftlich belegten höheren Gesundheitswert besitzt
Wer aber soll daran Interesse haben, wenn nicht die Bauern in den Berg- und Grünlandregionen? 

Vorankündigung Bäuerinnenkabarett "Die Miststücke"
Am ersten Juliwochenende besucht uns die Österreichische Bergbauernvereinigung. Ihr einzigartiges Bäuerinnenkabarett "Die Miststücke" wird am Samstag 5. Juli um 20 Uhr im Ev. Gemeindesaal in Tennenbronn auftreten. Bitte vormerken und weitersagen!  

Herzliche Grüße Siegfried Jäckle, Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.,
18.6.2008, spittelhof@t-online.de

 

 


Health Check der EU-Agrarpolitik

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
am letzten Dienstag hat die EU-Kommission den Legislativ-Entwurf für den Health Check (deutsch: Gesundheitscheck) der Agrarpolitik vorgestellt www.ec.europa.eu/agriculture/healthcheck/index de.
Analysiert man seinen Inhalt, so ist der Einfluss der großen Agrarbetriebe unübersehbar. Für unsere Agrarpolitiker wahrlich kein Zeichen von großem Einfluss. Oder nur von fehlendem Willen?  

Um was geht es beim Health Check eigentlich? Um die künftigen Rahmenbedingungen der Landwirtschaft in Europa und eben auch im Schwarzwald. Wer meint, daran sei sowieso nichts zu machen und mit den Wölfen (Großen) gegen die EU heult, sollte sich an die schmerzhaften Kürzungen bei bewährten Maßnahmen wie der Ausgleichszulage und MEKA erinnern. Denn die wollte nicht die EU kürzen, sondern Berlin und Stuttgart haben damit die von der EU bei den rationellen großen Agrarbetrieben vorgeschlagene Betriebsprämienmodulation abgewendet. Das ist keine Neiddebatte, sondern eine Frage sozialer Gerechtigkeit und Akzeptanz landschaftlicher Leistungen. So betrachtet ergeben sich aus dem Health Check für die Schwarzwaldbauern folgende Argumente:    

Kontra für Schwarzwaldbauern ist:
der betonte Weltmarkt- und exportorientierte agrarpolitische Kurs mit Preisdruck 
dass steigende Lebensmittelpreise in Europa als Preiskrise bezeichnet werden
die geplante jährliche Aufstockung der Milchquoten 
dass die Modulationspläne zur Stärkung der Ländliche Entwicklung halbiert wurden
Die geplante Untergrenze für Zahlungen

Pro für Schwarzwaldbauern ist: 
die Absicht auf neue Herausforderungen zur reagieren (Klima, Energie, Biodiversität, Wasser)     
die Ausrichtung von neuen Maßnahmen auf Probleme in bestimmten Regionen/Sektoren
die Erkenntnis, Mutterkühe, Schafe und Ziegen nicht vom Grünland zu entkoppeln (wie in D)
die progressive Modulation der Betriebsprämie für neue Herausforderungen (über neuen Artikel 69)
den Milchmarkt 2011 erneut zu überprüfen

Was ist zu tun?
Bei der Mitgliederversammlung des Agrarbündnis (siehe auch beigefügte Pressemitteilung) haben wir die Möglichkeiten analysiert und sind mit Umwelt- Tierschutz- und Entwicklungsverbänden zur Erkenntnis gekommen, dass die Absicht auf die neuen Herausforderungen zu reagieren gerade für Regionen wie den Schwarzwald neue Perspektiven bringen könnte. Was fehlt sind intelligente Ideen, die z.B. die Herausforderung des Klimawandels mit den Vorzügen des Grünlandes und energiesparenden
Lowinputsystemen wie der Weide und regionalen Qualitätsprodukten verknüpfen. Da derartige Ideen von oben nicht zu erwarten sind, gilt es von unten Druck für diese zukunftsfähigen Themen zu machen. Denn wer nicht handelt wird verhandelt!

Termine für Schwarzwaldbauern: 3. Juni 2008 Gespräch mit einer
Bauerndelegation aus Mexiko. Dazu wird noch eine günstige
Übernachtungsmöglichkeit für 5 Personen gesucht. Das Programm folgt
kurzfristig. 
Herzliche Grüße Siegfried Jäckle, Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.,
spittelhof@t-online.de

 

Milchquote - Bergmilch

Gegner glauben uns zu widerlegen, indem sie ihre Meinung wiederholen und die unsere nicht achten!.
Johann Wolfgang von Göthe

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
im März 1984 wurde in der EU die Milchquotenregelung beschlossen. Die Debatten um den Ausstieg in den letzten Wochen erinnern mich an den Winter 1983/84. Die Ernüchterung ist damals mit den Quotenbescheiden im Mai gekommen. Denn die zugeteilte Milchquote war kleiner als die bisher abgelieferte Menge. Über Formen der Abgabe hat man schwadroniert, nicht aber darüber, ab welcher Menge sie fällig wird. Über Nacht hieß das Zauberwort Härtefall, doch darauf waren weder Politik noch Verwaltung vorbereitet. So führten die Härtefälle trotz oder mit Milch(aufgabe)rente zu einem Bauchladen, der nicht nur den erwarteten besseren Milchpreis verhinderte, sondern auch die Entsolidarisierung ganzer Dörfer nach sich zog. Ist das denn alles schon vergessen?

Die Gewinner und Verlierer der Quotenregelung
Mit Blick auf die Quote wurde in Gunstlagen vor 1984 die Milcherzeugung gezielt gesteigert über Aufstockung, Holsteinisierung der Herden, Silomaisanbau und billigerem Kraftfutter. In weniger günstigen Lagen, wo die Natur der Intensivierung Grenzen setzt, traf die Quote dann die Meisten ins
Mark, obwohl sie am Überschussproblem weniger beteiligt waren. Politiker und Bauernfürsten versprachen den deshalb  aufgebrachten Bauern die Ausweitung der benachteiligten Gebiete, doch Berg- und Kerngebiete gehörten bereits dazu. Ist die Debatte um den Quotenausstieg nicht alter Wein in neuen Schläuchen?

Oder wie die Milchkuh vom Grünland entkoppelt wurde!

Wer glaubte, die Quote würde die Leistungssteigerung in der Milcherzeugung bremsen oder gar stoppen, fühlte sich nach wenigen Jahren getäuscht. Das eingefahrene Fahrwasser der Hochleistungsstrategie wurde durch die 92er Agrarreform mit Silomaisprämie und Verbilligung des Kraftfutters erst richtig begünstigt. Die  natürliche Futtergrundlage der Kuh, das Grünland verlor seine Wettbewerbsfähigkeit. Landschaftspflege und Offenhaltung der Landschaft sind nur Schlagworte dieser fatalen Entwicklung. Die Energieverknappung könnte diesen Trend umkehren, aber erst wenn wir das
veraltete Leistungsranking überwinden, wie es Prof. Haiger und Martin Ertl am 9. Februar beim Weidegespäch demonstriert haben.  

Verschlafen wir den Megatrend Gesundheit?
Die Nachfrage nach Bioprodukten ist klares Zeichen, dass Konsumenten sich damit einen Mehrwert für ihre eigene Gesundheit erhoffen. Mehr noch könnte Milch und Fleisch aus Gras bieten mit dem nachgewiesenen höheren Gehalt an essentiellen und gesundheitsfördernden Fettsäuren. Diese Chance ist für Bergregionen, wo nur Gras wächst, neu und einmalig. Worauf warten wir? 

Wie die Milch im Berggebiet Zukunft hat - Ergebnisse des Schweizer Bergmilchprojektes
Die Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft Zollikofen hat in 5 Bergtälern die Folgen und Chancen der Milcherzeugung nach der Quotenregelung untersucht und Strategien für die Zukunft der Wertschöpfungskette Milch im Berggebiet erarbeitet. Zur Vorstellung der Ergebnisse durch Professor Bruno Durgiai aus Zollikofen bei Bern laden wir herzlich ein am Donnerstag 27. März 2007 20 Uhr im Gasthaus Engel in St.Georgen-Brigach.

16.03.2008 



Bäuerliche oder industrielle Landwirtschaft?  

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
wenn ich ab und zu mit dem Zug unterwegs bin zu Sitzungen oder Tagungen mit unseren bäuerlichen FreundInnen, muss ich als Ländler gut aufpassen in den Zug in die richtige Richtung einzusteigen. Je größer der Bahnhof und desto mehr Reisende aus- und einsteigen, umso achtsamer muss man sein. Denn steigt man in einen Zug, der in die falsche Richtung fährt, ist das nicht nur ärgerlich, das Ziel ist (mind. in der geplanten Zeit) nicht mehr zu erreichen. Bei solchen Richtungsentscheidungen fällt mir immer ein, welches Verwirrspiel sich unsere Agrarpolitiker mit Bäuerinnen und Bauern um die Richtung ihrer Zukunft erlauben. 

Ziel: bäuerliche oder industrielle Landwirtschaft?
Bäuerlich steht für autonom (eigenständig) und bodenständig, modern würde man vielleicht regional sagen. Genau mit diesen Argumenten machen Agroindustrie und Supermärkte das Geschäft mit den Verbrauchern. Um die Verbraucher zu schützen, zwingen sie die Politik und Verwaltungen zur immer
perfekteren Überwachung der Bauern. Warum will diesen Teufelskreis der Industrialisierung der Landwirtschaft niemand begreifen?

Aufklärung statt Verschleierung
Mit dem Gesundheitscheck stellt die EU ihre gemeinsame Agrarpolitik selbst in Frage. Deshalb gilt es jetzt den Schleier der Amigos (=Verstrickung von Politik und Wirtschaft) zu lüften und mutig die bäuerliche Landwirtschaft, wie sie im Schwarzwald schlussendlich nur möglich ist, in die Diskussion zu
bringen. Wir laden zu unseren nachfolgenden Versammlungen ein, wo wir diese Thematik politisch, sprachlich und fachlich behandeln: 

1. Was bringt der Gesundheitscheck der Agrarpolitik den Schwarzwaldbauern?
29. Januar 2008, 19:30 Uhr Löwen in Furtwangen-Schönenbach mit Lutz Ribbe EURONATUR
Lutz Ribbe ist profunder und markiger Kenner der europäischen Agrarpolitik. Er wird die Hintergründe der Kürzungen von Ausgleichszulage und MEKA offen legen und Auswege mit dem EU-Gesundheitschek aufzeigen.

2. Bauern und Strukturwandel oder das Missverständnis Landwirtschaft
Aschermittwoch 6. Februar 2008, 20 Uhr Brigachhaus in St.Georgen-Brigach
Der Sozialwissenschaftler und Bauer Jacob Weiss aus Zürich sagt, es kann in der Landwirtschaft erst besser werden, wenn wir anders darüber reden.

3. Milch und Fleisch aus Gras statt aus Kraftfutter! 
9. Februar 2008 von ca. 9:30 bis 16:30 Uhr im Gasthaus Engel in Brigach
Bei unserem 3. Schwarzwälder Weidegespräch wird uns der Lebensleistungszüchter Martin Ertl aus Kärnten beweisen, dass rentable Milcherzeugung ohne Kraftfutter möglich ist und Prof. Dr. Alfred Haiger
aus Wien wird uns klar machen, warum dieser Weg für Bauern und Gesellschaft besser ist. Dazu ein Lesetipp für alle, die politische Hintergründe besser verstehen wollen:  Das Politische ist persönlich, das persönliche ist politisch - Zeitzeugen der Agrarpolitik Forschungsbericht 58 der Bundesanstalt für
Bergbauernfragen. Zu bestellen unter www.berggebiete.at oder Bestellschein bei Kontaktadresse anfordern.
17.1.2008,
Siegfried Jäckle,


 

 

Junges Paar will zu seinen Wurzeln auf dem Land zurück

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
bald ist Heiliger Abend. Man wünscht sich frohe Weihnachten. Dann sorgt die Weihnachtsgeschichte für eine kürzere oder längere Atempause unserer Konsumgesellschaft und Medienwelt. Die Geburt des Heilands im Stall bei Ochs und Esel wird heute als romantisches Ereignis wahrgenommen. War es das wirklich? Wollte die biblische Weihnachtsbotschaft "Friede auf Erden" aus der Zeit wenige Jahrhunderte vor dem Zerfall des römischen Imperiums nicht mehr sagen? Wie würde die Weihnachtsgeschichte im 21. Jahrhundert verlaufen? Da sie im damaligen ländlichen Milieu stattfand, habe ich mir überlegt wie sie wohl heute hierzulande ablaufen könnte. Vielleicht so?

Ein junges Paar will zu seinen Wurzeln auf dem Land zurückkehren. Doch im viel besungenen ländlichen Raum treffen sie auf Touristenburgen und Erlebniswelten, die sich von der Stadt nicht mehr unterscheiden. Für an der Agrikultur Interessierte und werdende Mütter bieten sie keinen Platz. So findet das junge Paar schließlich den verfallenen Hof ihrer Vorfahren, wo sie sich notdürftig niederlassen. Die Kleinbauern in der Nachbarschaft, die Hobbybauern genannt werden, weil sie ihre Tiere noch auf die Weide treiben, begrüßen das junge Paar. Sie schenken ihnen einen Ochsen und einen Esel, damit sie ihnen die Hütte etwas wärmen und mit ihrer Energie später als Zugtiere dienen. Als das Kind auf die Welt kommt, entzünden die Kleinbauern auf dem Feld ein Feuer, damit Alle von dem freudigen Ereignis erfahren. Die ihnen nahestehenden nichtregierenden Vereinigungen im Morgenland erkennen diese Botschaft als erste. Ihre Weisen erkennen in dem Paar mit dem Neugeborenen auf dem Land neue Bauern und bringen ihnen als Geschenke gentechnikfreies Saatgut von Gemüse und Kräutern, die sonst nicht mehr angebaut werden. Dieser Besuch macht die modernen Landwirte hellhörig, die sich immer noch Bauern nennen, aber eigentlich keine mehr sind. Sie beraten sich mit ihren Würdenträgen über die neue Konkurrenz, worauf sich die Statthalter der globalen Macht den Kleinanlagenbetreibern mit ganzer Hingabe widmen müssen. Ihre Landhüter kontrollieren kreuz und quer, damit keine neue Konkurrenz aufkomme. Und um die Erziehung des kleinen Christus auf dem Land im Griff zu halten erfindet die besorgte Obrigkeit die Kinderschule.

Mit dieser frei erfundenen, aber aktuellen Geschichte möchte ich die Besinnung darauf lenken, dass  unser wildes Konkurrenzdenken heute ähnlich weit vom Frieden auf Erden entfernt ist, wie damals die römischen Herrscher. Und sollten Bauern die Botschaft nicht auf "Friede mit der Erde" erweitern? Diese Besinnung ist unser Wunsch zu Weihnachten und für das Neue  Jahr. Im neuen Jahr werden wir diese Besinnung mit folgenden Veranstaltungen stärken:

29. Januar 2008, 19:30 Uhr Löwen in Furtwangen-Schönenbach mit Lutz Ribbe
EURONATUR Was bringt der Gesundheitscheck der Agrarpolitik den Schwarzwaldbauern?

Aschermittwoch 6. Februar 2008, 20 Uhr Brigachhaus in St.Georgen-Brigach
Bauern und Strukturwandel oder das Missverständnis Landwirtschaft

9. Februar 2008, 3. Schwarzwälder Weidegespräch
Milch und Fleisch aus Gras statt aus Kraftfutter! 

Unser Lesetipp für die Weihnachtszeit:
Bauern für die Zukunft - auf dem Weg zu einer globalen Bewegung
von Silvia Pérez-Vitoria, ISBN 978-3-85869-342-6

Mit herzlichen Weihnachtsgrüßen 
Siegfried Jäckle, 20.12.2007



 

Klimawandel, Methanabgabe für Kühe, Echt Schwarzwald 

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
für das Sommerloch der Medien hat die Land- und Ernährungswirtschaft in diesem Jahr reichlich Stoff geliefert: Die Nahrungsmittelpreise steigen. Der Bauernverband verkündet Goldgräberstimmung dank Bioenergie. Milchbauern protestieren für höhere Milchpreise. Das Kartellamt forscht nach Preisabsprachen bei der Milchindustrie. Bei allerlei Events heile Welt auf Bauernhöfen. Und das ganze  garniert mit MKS und Vogelgrippe als agroindustrielle Zwischenfälle und obendrein noch eine neue Portion Gammelfleisch. Wer soll eigentlich dieses ganze Verwirrspiel noch verstehen?

Der Klimawandel
ist zum wichtigen politischen Thema geworden. Die spürbar abnormale Witterung hat sicher mit dazu beigetragen. Doch die Energie- und Verkehrslobby tut alles, um von der Hauptursache abzulenken. Nämlich davon, dass die in Jahrmillionen entstandenen fossilen Vorräte an Kohle, Öl und Gas von der Industriegesellschaft mit ihrem grenzenlosen Verkehr in wenigen Menschengenerationen verheizt werden. Stattdessen werden lieber die Kühe wegen ihrem schon immer ausgestoßenen Methan als Schuldige vorgeführt. Der Bioenergieboom mit Intensivkulturen, wo bei der Produktion mehr (fossile)
Energie verbraucht als gewonnen  wird, heizt diese Diskussion gegen die Landwirtschaft noch an. Wir fragen deshalb, wann werden bekanntermaßen energieeffiziente Formen der Wirtschaft mit regionalen Kreisläufen  und der Landwirtschaft mit beispielsweise Weide gebührende Beachtung finden? Und wo bleibt das Bewusstsein über die Rolle der CO2-Bindung unserer Böden? Oder schauen wir zu, bis die Politiker gar eine Methanabgabe für Kühe als Ausweichmanöver erfinden?  

Perspektiven für Milch vom Grünland?
Eigentlich könnte der Energieboom als Konkurrenz zur Milchproduktion in Maisgebieten der Milcherzeugung im Schwarzwald und anderen den Berg- und Grünlandregionen neue Perspektiven geben. Die Erkenntnis, dass Weidemilch einen höheren Gesundheitswert hat, würde dazu den Konsumenten einen Zusatznutzen bieten. Aber die laufende Debatte um Milchpreis und - Quoten
ignoriert alle Standort-Unterschiede der Milcherzeuger und tut so, als ob die Milcherzeugung im 700-Kuhbetrieb in Mecklenburg ebenso teuer sei wie im 20-Kuhbetrieb im Schwarzwald. Stempelt Milch zum austauschbaren Rohstoff. Bei unserer Exkursion nach Vorarlberg haben wir das Gegenteil erfahren und erlebt und wie stolz die Bauern auf den Käse aus ihrer Milch sind. Wäre die kostenaufwändige Milcherfassung im Schwarzwald nicht Grund genug, über neue regionale Strategien nachzudenken?  

Echt Schwarzwald
heißt die im Ortenaukreis kreierte Marke, um im genanten Sinne mehr Wertschöpfung von Rindfleisch und andern Produkten aus dem Schwarzwald zu erzielen. Damit dieser lobenswerte Ansatz den Schwarzwaldbauern nützen kann, ist die Gründung einer eigenständigen Erzeugergemeinschaft noch in diesem Monat geplant. Wer Interesse hat, soll sich bitte bei der Kontaktadresse melden. 

Termine für Schwarzwaldbauern: 
8.-9.09.2007 Rheinau Klosterplatz: 1001 Gemüse & Co. -Ein Fest für die Sinne
(am 8.September mit Vorträgen von Sepp Holzer,  Anita Idel, Martin Ott u.a.)

Programm auf Wunsch bei der Kontaktadresse.  
21. September 2007 Weidegespräch unserer Teleakademie zum Thema: Fleisch aus Gras
auf dem Schwenkenhof in Schiltach-Lehengericht 

Mit herzlichen Grüßen, Siegfried Jäckle,
 2.9.2007



Kopfbahnhof Ländliche Entwicklung - Freizeitpark

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
Stuttgart 21 hat in den letzten Tagen und Wochen die politischen Gemüter im Lande bewegt. Soll doch mit diesem Prestigeprojekt der Stuttgarter Hauptbahnhof an das Hochgeschwindigkeitsnetz zwischen Paris und Bratislava angepasst werden. Ist es aber nicht komisch, dass es auf dem Land schon immer nur Durchgangsbahnhöfe gab, wie Stuttgart 21 mit viel Geld anstrebt und Kopfbahnhöfe das Privileg der Hauptstädte oder neudeutsch Metropolen war? Für den Wettbewerb dieser Metropolen scheinen unsere Politiker bereit zu sein,  fast alles zu opfern. Vor allem den ländlichen Raum, denn für die ausreichende Finanzierung der Ländlichen Entwicklung 2007-13 hat sich keiner dieser Protagonisten stark gemacht. Im Gegenteil, die agrarpolitischen Königsstücke Baden-Württembergs, Ausgleichszulage und MEKA werden einfach gekürzt. 

Kopfbahnhof Ländliche Entwicklung
Auf das Konzept des Kopfbahnhofes, in dem alle Züge in die gleiche Richtung ein- und ausfahren, stößt man auch in der Politik für die Ländliche Entwicklung. Rationalisierung, Umweltschutz, Arbeitsplätze und Innovationen gehen auch hier scheinbar in die gleiche Richtung. Dass diese widersprüchlichen Ziele sich in  Wirklichkeit blockieren, wird verschwiegen oder nicht kapiert. Die Folge ist, dass die Bauern resignieren oder in die Faszination Wachstum und Größe verfallen.  Perfektioniert Cäsars Prinzip "herrsche und teile" so das Konzept Wachsen und Weichen? 

Der Schwarzwald - Ländlicher Raum oder nur noch Freizeitpark? 
Hört oder liest man Nachrichten, könnte man glauben, dass sich alle Städte und Gemeinden als Ländlicher Raum fühlen. Fragt man nach dem warum, findet man höchstens Antworten um Fördermittel und Tourismus. Dazu muss die Landschaft offen gehalten werden, egal wie. An Bäuerinnen und Bauern
erinnert man sich höchstens zur folkloristischen Darstellung des heilen Ländlichen Raumes. Denn die Ländliche Funktion und das bäuerliche Erfahrungswissen, das über unzählige Katastrophen und Krisen hinweg geholfen hat, ist nicht (mehr) im Bewusstsein. Genau daran wollen wir ansetzen mit folgenden Veranstaltungen: 
Gespräch über Bäuerliches Erfahrungswissen am Mittwoch  8. August 2007 um 20 Uhr im Gasthaus Engel in Brigach mit Dr. Herrmann Tillmann aus Tübingen.  Er ist in einem Internationalen
Netzwerk tätig und hat vor 2 Jahren den Besuch der Thailänder Bergbauern- und bäuerinnen bei uns organisiert. Seine Tochter wird einen Film von ihrer Arbeit in Peru zeigen. Sie interessieren sich für unsere Arbeit und unsere Teleakademie.   

Feuer in den Bergen am Samstag 11. August 2007 um 21 Uhr auf dem Spittelhof in Oberkirnach.  An dieser internationalen Aktion als solidarisches Zeichen für eine nachhaltige Zukunft der Berggebiete  beteiligen wir uns auch in diesem Jahr. Denn noch nie hat es in den Bergen so gebrannt, weil nicht mehr zu übersehen ist, wie die globale Entwicklung die Landwirtschaft in den Bergen ins Abseits drängt.

Exkursion nach Vorarlberg am Dienstag 28. August 2007
Dort wollen wir Kaspanaze Simma besuchen, der uns im letzten Dezember einen begeisternden Vortrag über bäuerliches Wirtschaften gehalten hat und im großen Walsertal das Leben auf einer Alpe kennen lernen. Außerdem gibt es in Vorarlberg spannendes und beispielhaftes zur Ländlichen Entwicklung. Das
endgültige Programm ist in Vorbereitung. 
Mit herzlichen Grüßen Siegfried Jäckle, 30.7.2007

 


Muhammad Yunus Kleinkredite - Idee auch für Bergbauern?

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
wer die Berichterstattung um den G8-Gipfel und den parallel stattgefundenen Evangelischen Kirchentag verfolgt hat, dem musste in den Medien der Mann auffallen, der ein bewährtes Gegenkonzept zur Globalisierung der Reichen hatte: Muhammad Yunus aus Bangladesch mit seiner Grameen Bank. Er hat die Raiffeisen-Idee echt neu gedacht. Könnte sein Prinzip, den Armen nicht mit Almosen die Würde zu nehmen, sondern ihnen mit Kleinkrediten zur eigenen Existenz zu verhelfen, nicht auch für die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft Vorbild sein? Wir empfehlen deshalb das aktuelle Taschenbuch über ihn als Lesetipp:
Peter Spiegel: Muhammad Yunus – Banker der Armen, ISBN-10: 3-451-05880-6, € 8,90.

G4 folgt G8 
Überraschend wollen die großen Exporteure USA, EU sowie China und Indien die festgefahrenen
WTO-Verhandlungen eigenmächtig wieder in Gang bringen. Ausgerechnet in Potsdam in Deutschland.  Und auf wessen Kosten wohl? Sind doch die Agrarsubventionen einer der großen Streitpunkte. Ist aber die transportintensive Exportwirtschaft der G4 nicht die Hauptursache des Klimawandels und steht damit im Widerspruch zu den verkündeten G8-Ergebissen? Darüber sollte man auch bei den Trendsprüchen um Milchexportchancen nachdenken. Sicher werden die Schwarzwaldbauern nicht auf der Gewinnerseite dieser Exporteuphorie stehen.

Gemeinschaftsaufgabe (GAK) soll wieder aufgestockt werden
Über die GAK finanziert der Bund Maßnahmen der Ländlichen Entwicklung mit, wie die Ausgleichszulage und die Investitionsförderung. Wer aber glaubt, dass mit der Mittelaufstockung nun beispielsweise Kürzungen bei der Ausgleichszulage zurückgenommen würden, wird enttäuscht. Die neuen Mittel sollen in Datenautobahnen und Biogasprojekte fließen. Also in die Verstädterung statt in die eigenständige Ländliche Entwicklung.

Entbürokratisierung  
Mit großen Sprüchen um Entbürokratisierung werden die Bauern immer wieder beruhigt. Was Politik und Bauernverband aber unter Entbürokratisierung verstehen, ist die erleichterte Genehmigung industrieller Tierhaltungsanlagen, wie der Gesetzentwurf für immissionsrechtliche Genehmigungsverfahren jetzt zeigt. Dafür mutet man kleinen Bauern immer neue sinnlose Bürokratie zu, wie erst kürzlich wieder die  Agrar-strukturerhebung, obwohl im Gemeinsamen Antrag schon mehr als nötig erfasst wird.   

Es geht auch anders! Dazu einige aktuelle Termine:
22. - 24. Juni:  Exkursion der Österreichischen Bergbauernvereinigung ins Waldviertel, eine der wenigen Regionen, wo eine Landwirtschaftsschule erfolgreich eigenständige Regionalentwicklung in Gang gebracht hat.
30.Juni - 1.Juli in Usseln/Sauerland: AbL-Fachtagung „Bäuerliche Qualitätserzeugung – Wertschöpfung für den Ländlichen Raum“. Programm bei der Kontaktadresse erhältlich.
Vorankündigung voraussichtlich Ende Juli: Exkursion nach Vorarlberg
Laufend neue Informationen für Schwarzwaldbauern gibt’s in der Teleakademie.

Mit herzlichen Grüßen
Siegfried Jäckle, 19.6.2007


 

 

Doping der Wachstumslandwirtschaft 

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
Ohne Doping kein Erfolg. Mit dieser oder ähnlichen  Ausreden wird in diesen Tagen versucht den Doping-Sumpf im Sport zu begründen. Verschwiegen wird dabei, dass die Erfolgsgier von Millionen Fans und Zuschauern aufgeheizt wird und Sieger zu Göttern gemacht werden. Und in einem Land, in dem alles geregelt, zertifiziert und kontrolliert ist, braucht man ja an Risiken und Nebenwirkungen nicht zu denken. Ist es in der modernen Landwirtschaft nicht ähnlich? Beispielsweise wie man uns Bauern die Gentechnik schmackhaft machen will?  Wenn beispielsweise sich Agrarminister nennende Leute die Aussaat von
Genmais genehmigen und nach der Aussaat doch Bedenken anmelden?   

Der G8-Gipfel geht auch die Schwarzwaldbauern an!
In der übernächsten Woche findet in Heiligendamm der G8-Gipfel statt, der gerade mal ein Achtel der Weltbevölkerung vertritt. Warum man die Zusammenkunft der Mächtigen, die freie Marktwirtschat predigen, mit millionenschweren Schutzmaßnahmen vor denen schützt, die soziale Gerechtigkeit fordern, ist unbegreiflich. Zählen doch längst auch altvordere Konservative wie Heiner Geißler zu den Globalisierungsgegnern. Für uns Bauern ist wichtig, zu beobachten, auf welcher Seite die Präsidenten und Funktionäre der Agrarverbände stehen!  Mehr Informationen über den G8-Gipfel unter   www.attac.de/heiligendamm07/infos/

Das Doping der Wachstumslandwirtschaft in D geht weiter
Nach jüngsten Berechnungen von Lutz Ribbe, EURONATUR sind die Direktzahlungen der EU an die deutsche Landwirtschaft von 2003 bis 2005 um 2,5 % angestiegen. Dabei sind die Zahlungen an 82 % der Betriebe, die unter 20.000 € erhielten, um 2,5 % gekürzt worden, aber bei den 1,6 % Betrieben, die über 100.000 € erhielten, sind die Zahlungen um 35 % gestiegen. Ausgerechnet der Deutsche Raiffeisenverband verteidigt diese sozial ungerechte Verteilung. Solange kleine Bauern aber Großbetriebe als Idol anhimmeln, unterstützen auch sie diese unfaire Politik

Baden-Württemberg baut Agrarumweltprogramme ab, Österreich aus!
Während im Musterländle des MEKA die Honorare für ökologische Leistungen der Bauern gekürzt werden und immer mehr Mittel in Zertifizierung und Verbänden versickern, führt Österreich sogar neue Agrarumweltmaßnahmen ein. Vorgesehen ist in ganz Österreich die Einführung einer Prämie für Heumilch zur Stärkung der silofreien Käsererzeugung in den Bergregionen. Und in Tirol und Vorarlberg soll es in Zukunft sogar eine Weideprämie geben. Warum finden bei uns solche Vorschläge keine Unterstützung? Bei unserer Sommerexkursion nach Vorarlberg wollen wir dieser Frage nachgehen.

Martin Ott neuer Präsident des Stiftungsrates des FiBL
Unser Referent beim Aschermittwochsgespräch 2006, Martin Ott hat neben dem Gut Rheinau eine weitere wichtige Funktion übernommen. Das Besondere, als Bauer löst er einen ehemaligen Bundesrat an der Spitze des Stiftungsrates des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau ab. Zu dieser Aufgabe  wünschen wir ihm eine glückliche Hand. 

15. Baden-Württembergischer Grünlandtag am 6. Juni 2007 in Bopfingen, Ostalbkreis, mit dem aktuellen Schwerpunkt Leguminosen. Mitfahrtmöglichkeiten bei der Kontaktadresse erfragen.     
Mit herzlichen Grüßen, Siegfried Jäckle, 28.5.2007


 

EU-Agrarpolitik, Bauern als Abzocker, Bioboom
 
Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
heute feiert der Europäische Rat 50 Jahre EU. Das Ziel der Väter der EWG wurde erreicht, nämlich Frieden nach jahrhundertelangen selbst zerstörerischen Kriegen in Europa. Passt dazu aber der Ruf der amtierenden Ratspräsidentin in der Bildzeitung nach einer europäischen Armee? Schlimmer noch wieder einmal  Sonnleitner, der in Agra-Europe heute fordert "Europa muss sich lohnen", womit er die Bauern zu Abzockern macht, die natürlich kontrolliert werden müssen. Zeichen von Machtstreben statt demokratischer Vertretung. Oder ist der Kummer und Ärger mit den EU-Vorschriften im Alltag immer noch nicht oben angekommen?

Die EU - ein Gebilde sprachlicher Missverständnisse!
Regierung heißt Kommission, Gesetz Verordnung, Ministerium Kabinett, Haushalt Fonds  und Entscheidungen fällt ein Ministerrat, der aus Länderministern besteht. Von Unwörtern wie Cross Compliance oder Modulation ganz zu Schweigen. Verständnis für die EU kann allein deshalb nicht recht
aufkommen, weil meisten der EU-Begriffe im Deutschen anders belegt sind. Wenn dann Politiker aus Bund und Land noch der EU die Schuld für lästige, aber mitgetragene Verordnungen zuschieben, kann auch keine rechte europäische Identität aufkommen.

EU-Agrarpolitik und bäuerliche Landwirtschaft ein Widerspruch?
Von Anfang an verfolgte die gemeinsame Agrarpolitik das Prinzip Wachen und Weichen. Anfangs leisteten Bauernverbände aber noch kräftigen Widerstand und erreichten viele Programme zur Abfederung des Strukturwandels wie z.B. das Bergbauernprogramm oder die Abschaffung der Förderschwelle. Mit der deutschen Wiedervereinigung kam es jedoch zu einem Frontenwechsel. Die
EU-Kommission wollte (aus Haushaltsgründen) Obergrenzen einführen. Doch die deutsche Regierung hat im Einklang mit dem Bauernverband diesen Versuch erfolgreich zugunsten rationaler Großstrukturen blockiert. Die EU  wollte verstärkt ökologische Leistungen honorieren und hat dazu sogar einen
eigenständigen Fond für Ländliche Entwicklung eingerichtet und wieder haben die Deutschen diese Umverteilung verhindert, womit man z.B. den Schwarzwaldbauern empfindlichen Kürzungen bei Ausgleichszulage und MEKA zumutet. Liegen die Widersprüche also im eigenen Land? 

EU-Hygieneverordnungspaket Paradigmenwechsel!?
Mit dem neuen Hygieneverordnungspaket hat die EU den Mitgliedsländern erstmals Auslegungsspielräume für kurze und handwerkliche Vermarktungswege eingeräumt. Die deutsche Administration sieht aber nur noch industrielle Vermarktungswege mit ihren Gefahren. Unser Gespräch mit Dr. Andres Fink-Kessler und Hansjürgen Müller aus Hessen am 20. März in Gremmelsbach
hat diese Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt. Interessenten erhalten bei der Kontaktadresse gern weitere Informationen.

Geht der Bioboom am Schwarzwald vorbei?
Dieses aktuelle Thema haben wir im offenen Forum unserer Teleakademie für Schwarzwaldbauern zur Diskussion gestellt. Wir laden alle zum mitdiskutieren herzlich ein. Damit machen wir öffentlich, was sonst nur in Hinterzimmern geschieht, nämlich die Meinungsbildung um die bäuerliche Zukunft! 
 
Das Bauernjahr 2007 mit seinen spezifischen Informationen für Schwarzwaldbäuerinnen u. -bauern können Sie jetzt abonnieren. www.forumproschwarzwaldbauern  und mitdiskutieren oder das Abo bestellen. Weitere Auskünfte bei der Kontaktadresse
Mit herzlichen Grüßen Siegfried Jäckle, 25.3.2007

 

Bäuerliche Leistungen im Bergland - fünf Thesen
 
Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
in der letzten Woche haben die Bauern den gemeinsamen Antrag 2007 erhalten. Vergleicht man diese Sendung mit den ebenfalls ins Haus flatternden Katalogen aller Art, haben sie eines gemeinsam, das Kleingedruckte. Wird doch das Ausbluten der Ausgleichszulage für die Bergegebiete und des MEKA
als Vorbehalt vertuscht. Wird so die Honorierung bäuerlicher Leistungen im Bergland Schritt für Schritt zur Disziplinierung der Bauern auf die Weltmarktideologie missbraucht? Deshalb fragen wir: für wie dumm hält man eigentlich uns Bauern?  Warum also verteidigen die Bauern nicht ihr Eigenes? Bei unserem Aschermittwochsgespräch hat Veronika Bennholdt-Thomsen uns in ungewohnter Deutlichkeit und Klarheit Hintergründe aufgezeigt und zum Nachdenken angeregt. Als Ursache sieht die Soziologin klar den Glauben an den wachstumsökonomischen, konkurrenzkämpferischen, industriellen,
weltmarkt-orientierten Weg, der in die Köpfe der Bauern und Landfrauen Einzug gehalten hat. Wie das bäuerlich Eigene gegenüber diesem Lobgesang auf die Zukunftsbetriebe zu verteidigen ist, hat sie uns 5 Thesen aufgezeigt: 

1. Statt Mittäterschaft und schlechtem Gewissen würde Versöhnung mit
der Landschaft, dem Boden, den Tieren und den Mitmenschen neue gemeinschaftliche Energien
freisetzen für einen friedlicheren bäuerlichen Weg.

2. Statt falsch verstandenem Corpsgeist Konflikte austragen lernen, um die wirtschaftlichen und ethischen Probleme mit der industrialisierten Landwirtschaft zu verstehen und zu bestimmen woraus das gemeinsame Eigene wirklich besteht. Siehe: www.bauernkonflikte.at

3. In der deutschen Gesellschaft fehlt ein pro-bäuerlicher Diskurs oder die soziale Utopie über die bäuerliche Fähigkeit, sich lokal, regional und national eigenständig zu versorgen. Das ist aber etwas Anderes als die touristische Idylle.

4. Die Mann-Frau Überordnung-Unterordnung in der deutschen Landwirtschaft hat aus Bäuerinnen abhängige Hausfrauen gemacht. Das bäuerlich Eigene wird wesentlich von der Position der Bäuerinnen auf den Höfen bestimmt und muss erheblich stärker werden.

5. Das Eigene Bäuerliche existiert nach wie vor! Wie es gestärkt und wieder aufgebaut werden kann hat Veronika Bennholdt-Thomsen mit Beispielen aus der Warburger Börde glaubhaft belegt.

Wir werden den Vortrag in unserer Teleakademie in der Rubrik Familie und Hof in den nächsten Monaten einbauen und zur Diskussion stellen sowie um Schwarzwälder Beispiele ergänzen. Also reinschauen und das Bauernjahr abonnieren über www.forumproschwarzwaldbauern.de

Teleakademie für Schwarzwaldbauern hat Weiterbildungs-Innovationspreis 2007 erhalten!
Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat am 1. März auf der Bildungsmesse didacta in Köln unsere Teleakademie für Schwarzwaldbauern als innovativ und zukunftsweisend ausgezeichnet. Erstmals wurde ein bäuerliches Projekt ausgezeichnet und in der Laudatio dafür gewürdigt, dass es ökologische, ökonomische und soziale Qualifikationen vermittelt und damit in nahezu idealer Weise den Wertvorstellungen der Nachhaltigkeit entspräche. Dass eine nichtlandwirtschaftliche Institution unser Bemühen für eine nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft als innovativ auszeichnet, ist das eigentlich Bemerkenswerte!


Termine für Schwarzwaldbauern zum Vormerken:
Sonntag 11. März 2007, 10:15 - 16:00 AbL Landesversammlung in Ev. Akademie Bad Boll  mit Prof. Onno Poppinga: Bauern der Zukunft - unternehmen sie noch oder verwalten sie nur?
Dienstag 20 März 2007, 20 Uhr  Raum Triberg-Gutach: Hygienevorschriften kontra Bauern

Mit herzlichen Grüßen,
Siegfried Jäckle
3.3.2007, spittelhof at freenet.de

 

Warum verteidigen die Bauern nicht ihr Eigenes?

Liebe Mitglieder, FreundInnen, GönnerInnen,
die Stimmung in der bäuerlichen Bevölkerung ist gedrückt, geprägt von Angst und Frust. Aber kaum jemand fragt, warum? Stattdessen wird die Strategie des Wachsen und Weichen zum politischen Königsweg der Landwirtschaft auf den Weltmarkt stilisiert.  Doch welche Folgen hat dieser Weg für den Schwarzwald und seine Bäuerinnen und Bauern? Wir machen diese Problematik zum Thema unseres  9. Aschermittwochgespräches und laden dazu herzlich ein:

Aschermittwoch 21.Februar 2007 um 20 Uhr im Brigachhaus in St.Georgen-Brigach
Thema: Warum verteidigen die Bauern nicht ihr Eigenes?
- damit sie wieder Zukunft haben!


Dazu haben wir die Referentin gewonnen, die sich in mehreren Ländern  mit bäuerlichem Leben und ihren Werten auseinander gesetzt hat:  Frau Veronika Bennholdt-Thomsen
Die Ethnologin und Soziologin aus Bielefeld lehrt als Hochschullehrerin in Oaxaca, Mexiko, sowie an der Universität für Bodenkultur, Wien. Ihre jüngsten Untersuchungen in einem ostwestfälischen Dorf  resümiert sie so: Menschen auf dem Land sind dem neoliberalen Diktat von Regierungen, Verbänden und Supermarktketten nicht hilflos ausgeliefert, denn sie verfügen über eigene, gewachsene gesellschaftliche, kulturelle und ökonomische Zusammenhänge. Wir sind gespannt darauf, bei unserem Aschermittwochsgespräch diese Zusammenhänge auch im Schwarzwald wieder zu entdecken.
Eintritt: Freie Spende. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und grüßen herzlich 

Dr. Josef Günter, Siegfried Jäckle

10.2.2007, spittelhof at freenet.de

 

Weihnachtsgrüße

Die Menschen bezahlen die Vermehrung ihrer Macht mit der Entfremdung von dem,
worüber sie Macht ausüben.
Max Horkheimer Dt. Philosoph 1895-1973


Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
wir wünschen Ihnen/euch frohe Weihnachten und ein Gesundes Neues Jahr! Heute habe ich auf einer Weihnachtskarte in einem Verkaufsständer gelesen: Statt der Ware Weihnacht die wahre Weihnacht, die Botschaft des Kindes feiern! Ein wahrer Wink, aber was ist die wahre Botschaft des Kindes?  Und passt diese Botschaft noch in unsere moderne zivilisierte Welt? Denkt man darüber nach, erscheint die Weihnachtsbotschaft ganz aktuell und modern: Was damals das Imperium der Römer mit seiner Macht kontrollieren und bürokratisch erfassen wollte, wird heute mit und von EU und WTO angestrebt.

Das junge Paar, Maria und Josef, das sich melden wollte, fand keine Herberge, weil die Frau hoch schwanger war. Ein Problem, mit dem unsere so moderne Familienpolitik wieder kämpft. Nur ein Stall mit Ochs und Esel verblieb zur Übernachtung, neudeutsch Ländlicher Raum genannt. Aber die Ersten, die das außergewöhnliche Ereignis der Geburt des Heilands wahrgenommen haben,  waren die Hirten auf dem Feld. Genau von dieser Fähigkeit der Wahrnehmung entfremden sich unsere Mächtigen immer weiter. Stattdessen wollen sie Alle und Alles auf den Kampf, wer der Erste ist, einschwören. Dabei tun sie so, als ob dieser Wettbewerb gottgegeben sei und Entwicklung bedeute. In Wahrheit zerstört diese Denkart soziale Netze ebenso wie unsere Lebensgrundlagen. Die nicht mehr bestreitbare Klimaveränderung ist nur eine der spürbaren Folgen.  
Wir setzen deshalb Zeichen für eine nachhaltige Entwicklung, in der auch Schwarzwaldbauern überleben können. Denn so wie die Hirten die Ersten waren, könnten die Bauern auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft die Ersten sein. Dazu braucht es nur einen anderen Denkansatz, wie ihn uns Martin Ott und Kaspanaze Simma in ihren Vorträgen in diesem Jahr vorgestellt haben. Unsere Teleakademie für Schwarzwaldbauern vermittelt diesen Denkansatz, verknüpft ihn mit bäuerlichem Erfahrungswissen und bringt ihn mit modernen Medien auf die Höfe.
Zum neuen Bauernjahr laden wir zu einem Informationsnachmittag ein am Donnerstag 28.Dezember um 13:45 im Gasthaus Engel in St.Georgen-Brigach  Wir werden neue und aktuelle Angebote unserer Teleakademie vorstellen und freuen uns auf den Besuch unserer Abonnenten und vieler Interessenten.  
Mit herzlichen Weihnachtsgrüßen
Siegfried Jäckle,
19.12.2006,  spittelhof at freenet.de

Bäuerlich Wirtschaften - in Fülle Leben!?

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
wer in den letzten Tagen die Schlagzeilen um die Landwirtschaft gelesen hat, kann als Schwarzwaldbauer nur den Mut verlieren. Da philosophiert der Minister für Ländlichen Raum im Schwarzwälder Boten über das Landleben mit DSL und Dynamik und vergisst die Bauern. Eine sog. bäuerliche Organisation mit dem Namen Raiffeisen geht Greenpeace in die Falle und verkauft ihnen
verbotene Pestizide. Politiker fordern darauf mehr Kontrollen, obwohl sie tags zuvor Bürokratie abbauen wollten. Bauern leiden unter diesem ausufernden Kontrollwahn und den  Widersprüchen. Doch der Bauernverband simuliert gute Stimmung mit Bioenergie und Weltmarkt trotz drastischer Einkommensverluste. Und keiner sagt was zu diesem Spiel mit den Bauern. Wir wollen diesen widersprüchlichen und demotivierenden Nachrichten in der Vorweihnachtszeit eine Perspektive für Schwarzwaldbauern entgegenstellen. Aus Anlass des Internationalen Tages der Berge laden wir herzlich ein zu einem Schwarzwaldbauerntreff zum Thema:

Bäuerlich Wirtschaften - in Fülle Leben!?
am Donnerstag 14. Dezember 2006 um 20 Uhr im Landgasthof "Löwen" in Tennenbronn
mit dem Bergbauer Kaspanaze Simma aus dem Bregenzerwald.


Als einer der wenigen Bauern hat Kaspanaze Simma anhand seiner eigenen Erfahrungen den Sinn des bäuerlichen Lebens nicht nur hinterfragt, er spricht auch über seine ungewöhnlichen Perspektiven vom Leben in Fülle. Auf vielen Ebenen hat er politische Erfahrungen gesammelt und war 2 Perioden Landtagsabgeordneter. Heute lebt er, was er sagt mit seiner Familie auf seinem Bergbauernhof im Bregenzerwald.
Wir freuen uns auf Ihren/euren Besuch und grüßen herzlich
Dr. Josef Günter, Siegfried Jäckle 
3.12.2006,
 spittelhof at freenet.de


 

Land lebt ökonomisch von der Stadt - Stadt ökologisch vom Land
 
Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
die Region auf dem Weg zum Armenhaus, titelte der Schwarzwälder Bote am letzten Samstag auf der Kreisseite. Der Geschäftsführer des Regionalverbandes Schwarzwald-Baar-Heuberg hat mit dem Hinweis auf die Folgen der drastischen Kürzungen der Förderung des Ländlichen Raums ab 2007 Mut bewiesen, der unseren regionalen Politikern offenbar fehlt. Diese Kürzungen sind das Ergebnis des Merkel-Kompromiss im Europäischen Rat vom letzten Dezember. Betroffen sind aber nicht nur Gemeinden mit Tourismus im Ländlichen Raum, sondern direkt vor allem die Schwarzwaldbauern, weil der Großteil ihrer Förderung (Ausgleichszulage für Berggebiete, MEKA sowie Investitionsförderung) aus dem gekürzten Topf stammt. Wenn Minister Seeehofer dazu noch verkündet, dass die Förderung der  Ländlichen Räume zu agrarlastig sei, fragen wir, was ist in einem Raum ohne Bauern noch ländlich? 

Das Land lebt ökonomisch von der Stadt und die Stadt ökologisch vom Land!
Dieses vom Vordenker der Politik für den Ländlichen Raum stammende Zitat, dem Mitglied des Europarates Sixtus Lanner aus Tirol, bringt die Abhängigkeiten auf den Punkt. Weil die Entwicklung des Ländlichen Raumes zunehmend mit städtischen Denkmustern, Vorstellungen und Auflagen betrieben
wird, ist Ländliche Entwicklung, so es sie überhaupt gibt, eine Einbahnstraße geworden. Es ist an der Zeit, dass das bäuerliche Erfahrungswissen wieder entdeckt wird, dass bei der Bewirtschaftung von Land Jahr für Jahr eine neue Ernte und gepflegte Landschaft nachwächst, städtische Denkmuster nach
industriellem Vorbild aber ständig Ressourcen an Land und Umwelt verbrauchen. Aus diesem Blickwinkel gehört die Förderung der Ländlichen Entwicklung dringend auf den Prüfstand. 

Wie kommen Schwarzwaldbauern aus der Sackgasse der Abhängigkeit?
Die beschlossenen Kürzungen bei der Förderung sollten im beginnenden Winter im Zentrum der Überlegungen stehen. Dabei sollte endlich erkannt und begriffen werden, dass mit dem agrarpolitischen Leitbild des Wachsen und Weichen die Abhängigkeit von öffentlichen Fördergeldern größer statt kleiner
geworden ist. Ein anderes Beispiel wie das Leben auf dem Land abhängig gemacht wird, ist das Ziel, den letzten Hof an den öffentlichen Abwasserkanal anzuschließen, wodurch kostengünstige eigenständige Lösungen verhindert werden. Dass diese Denkmuster das humane Zusammenleben auf dem Land vielerorts stören oder gar zerstört haben, darf auch nicht länger verschwiegen werden.

Einladung an Schwarzwaldbäuerinnen- und bauern:
Wir widmen uns im kommenden Winter den angesprochenen Fragen und laden zu folgenden Terminen ein: Freitag 10. November 2006. 13:45, Teleakademie der Hochschule Furtwangen  (Häfnergässle 3 - neben der Sparkasse):  Information und Erfahrungsaustausch über Angebote unserer Teleakademie für Schwarzwaldbauern (aus org. Gründen bitte anmelden bei der Kontaktadresse). 
Dienstag 14. November 2006, 20 Uhr, Gasthaus Engel Brigach: Ist eine andere Landwirtschaft möglich? - Nachlese und Diskussion zum Aschermittwochsvortrag von Martin Ott und unserer Exkursion zu ihm nach Rheinau.
Mit herzlichen Grüßen
Siegfried Jäckle, 5.11.2006,
spittelhof at freenet.de

 

 

Entdeck den Bauern in dir - Offenhaltung

Liebe Mitglieder Freunde und Gönner,
bei unserem Gespräch zum Erntedank mit Augusto Aponte von Pidecafe in Peru und den Brüdern Schwarz als Entwicklungshelfer in der letzten Woche kam die Frage auf, ob die sog. Entwicklungsländer weiter entwickelt sind als unsere Ländlichen Räume? In der Tat sprengen faire Preise für Kleinbauern am globalen Markt durch gemeinsame Vermarktung, Entwicklung neuer Produkte und Unterstützung der Selbstversorgung unsere herrschenden Denkmuster.

Entdeck' den Bauern in dir
Mit diesem Slogan wurde in diesem Jahr das Landwirtschaftliche Hauptfest in Stuttgart beworben. Der Besucher der Ausstellung tat sich zwischen den Monstern von Traktoren, Hochleistungskühen und sonstigen Hightec-Angeboten jedoch schwer, sich als Bauer zu entdecken. Oder sollten Bauern sich als Handlanger dieser Gigantonomie erkennen?  Eher als bäuerlich erkannt wurden die angebotenen traditionellen Gerichte in der Halle der Regionen. Womit sich die Gedanken zum peruanischen Kaffeeprojekt schließen. Fazit: nicht die Hilfsmittel machen den Bauer aus, sondern sein Produkt, das man sehen und genießen kann!      

Erfolgsregion Schwäbisch Hall   
In der Halle der Regionen auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest, wo wie auch unsere Teleakademie vorstellen konnten, hat sich aber nur eine Region aus dem Ländle mit klarem Profil präsentiert: Schwäbisch Hall! Mit einer Schweinerasse als Markenzeichen (auch im Tierzelt) und einer Bäuerlichen
Erzeugergemeinschaft als Träger ländlicher Regionalentwicklung seit 1984! Lange bevor Regionalentwicklung als Fördermaßnahme entdeckt wurde, hat der ehemalige Entwicklungshelfer Rudolf Bühler mit aufrecht gehenden Bauern, wie er betont, regionale Erfolgsgeschichte geschrieben. Diesen Erfolg kann man aber nicht kopieren, wie immer wieder versucht wird, sondern man muss die
Erfolgsfaktoren kapieren. Und die liegen im mit erstarkten Selbstbewusstsein der Bauern mit ihrem Schwäbisch-Hällischen Schwein.

Offenhaltung der Landschaft ist keine Perspektive
Obwohl der Schwarzwald als Region einen weltbekannten Namen hat, ist die Rolle der Bauern politisch auf Offenhaltung der Landschaft verkümmert. Wer in diesem Sinn Bürokratie, Vermesseritis und Auflagen als gottgegeben abwickelt, darf sich nicht wundern, wenn Versuche zur regionalen Entwicklung und Vermarktung Strohfeuer bleiben. Und da hilft es auch nicht Bauernmolkerei an Unternehmen zu schreiben, für die Bauern nur Rohstofflieferanten sind. Es geht darum den Bauern den Stolz auf ihre Ernte zurückzugeben, wie es das Projekt Pidecafe in Peru oder Bühler in Schwäbisch
Hall getan haben.  

Unsere Teleakademie für Schwarzwaldbauern liefert das andere Gedankengut
Besuchen Sie sie über www.forumproschwarzwaldbauern.de und unterstützen Sie unsere Arbeit durch Ihre Mitgliedschaft oder eine Spende.
Termine für Schwarzwaldbauern: 
Freitag 13.Oktober, 13:45 Uhr, LWA: Erfahrungsaustausch Weidesommer 2006 auf dem Hohbauernhof in Furtwangen
Samstag 21. Oktober 2006 Beginn des Seminars Bauernzukunft im Schwarzwald mit dem Modellprojekt Offene Landschaft. Anmeldung und Auskunft unter 07836-5863

Mit herzlichen Grüßen
Siegfried Jäckle, 7.20.2006,
spittelhof at freenet.de

 

 

Am Sonntag in die Idylle und wochentags zum Discounter 

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
seit bald 2 Jahrzehnten versucht die Landwirtschaft mit immer neuen Aktionen wie Gläserne Produktion, Tagen des Offenen Hofes usw. auf die Bedeutung der heimischen Erzeugnisse aufmerksam zu machen. Eigentlich hätten in der Folge die Milch- Fleisch- oder Getreide-Erlöse durch Nachfrage steigen müssen.
Doch das Gegenteil ist der Fall, die Preis-Kostenschere öffnet sich immer weiter, verstärkt um wachsende Auflagen zum sog. Verbraucherschutz.

Am Sonntag in die Idylle und wochentags zum Discounter,
so ist die Realität. Deswegen aber die Verbraucher anzuprangern ist kurzsichtig, denn sie  werden wie auch die Bauern manipuliert von professioneller Werbung der globalen Lebensmittelindustrie und Handelsketten. Die Idylle Bauernhof ist Diener dieses Geschäftes. Und dafür zahlen die Bauern auch noch, nämlich für jeden l Milch oder jedes kg Fleisch in den Absatzfond. Wenn die EU dieses Instrument jetzt in Frage stellt, bricht beim Bauernverband Krisenstimmung aus, warum denn? Das eigentliche Problem liegt in der Doppelgesichtigkeit all derer, die sonntags die Idylle im Trachtenlook präsentieren und werktags Rationalisierung  und Wettbewerb predigen.   
Film "We Feed The World" am 30. August um 20:15 im Gucklochkino in Villingen sowie am 28.August im Museumskino in Donaueschingen. Auf der Suche nach dem Weg unserer Nahrung hat der österreichische Filmemacher Ernst Wagenhofer dokumentiert, wie und von wem dieser Sektor
beherrscht wird. Diesen Film empfehlen wir Allen! Kartenvorbestellung Tel. 07721-509744  

Der Feinschmecker zeigt eine andere Art!
Das Magazin "Der Feinschmecker" hat kürzlich den Einkaufsführer Käse für Genießer mit 350 Adressen herausgegeben. Mit dabei sind eine ganze Reihe Schwarzwälder Hofkäsereien wie der Mooshof in Tennenbronn oder der Unterleimgrubenhof in Gütenbach. Ihnen allen gebührt unser herzlicher Glückwunsch. Nachdenklich sollte stimmen, dass klassische Molkereien unter den 350
Genießertipps nicht zu finden sind. Warum wohl?

Int. Weidetag in Aulendorf am Dienstag 12. September von 9:30 bis 17 Uhr
Interessenten können bei der Kontaktadresse das Programm anfordern und Mitfahrtmöglichkeiten vereinbaren.

Mit herzlichen Grüßen von den Schwarzwaldbergen
Siegfried Jäckle,
27.08.2006


 

 

 

MEPL, ELER und "andere Landwirtschaft"

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
vor 2 Jahren hat die EU-Kommission den Vorschlag des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung der ländlichen Räume (ELER) ab 2007 vorgelegt. Blair, Chirac, Schröder und schlussendlich  Merkel haben mit ihrem Finanzierungspoker im Europäischen Rat die Hoffnung auf eine Stärkung der Ländlichen Räume über die sog. 2. Säule der Agrarpolitik untergraben. Da bei Schwarzwaldbauern aller Größen Gewinn oder Verlust der Landwirtschaft seit Jahren von Ausgleichszulage für Berggebiete und MEKA abhängen, sind Kürzungen dieser Teile der 2. Säule besonders fatal. Die politischen Mitläufer der Verantwortlichen einschließlich des sog. Berufstandes müssen sich fragen lassen, warum sie vor den  einschneidenden Beschlüssen nichts unternommen haben.   

Partizipation
(deutsch Beteiligung) verlangt die EU in der ELER-Verordnung bei der Aufstellung der regionalen Maßnahmen- und Entwicklungspläne (MEPL). Vorbild ist dabei das europäische ländliche Entwicklungsprogramm LEADER. So als ob man in Brüssel dem Filz von Agrarlobby, Parteien und Ministerien bei der Mittelverteilung nicht mehr traut. Doch so wenig wie hierzulande mit LEADER bewegt wurde, kann die  Beteiligung der Betroffenen bei ELER bewegen, solange die Masse der Betroffenen den Kräften des o.g,. Filzes glaubt und Organisationen und Personen außerhalb nicht mehr unterstützen.   

MEPL Baden-Württemberg
Der ELER-Planungsprozess ist zur Partizipation im Internet unter www.mepl.landwirtschaft-bw.de öffentlich. Dort kann Jedermann/frau die Pläne der Programme verfolgen. Gravierende Benachteiligungen vieler Schwarzwaldbauern bringen die geplante Anhebung der Mindestsumme bei der Investitions-förderung,  die Streichung der MEKA-Grünlandförderung für Ökobetriebe, die Konzentration der Förderung der Erhaltung gefährdeter Rassen auf Herdbuchtiere und die Nichtaufnahme der möglichen Förderung des Weidegangs. Hier zieht sich der rote Faden des
Prinzips Wachsen und Weichen durch mit dem Gegenteil von Partizipation, nämlich der Spaltung der Bauern. Wir haben frühzeitig zu ELER fachliche Vorschläge gemacht, unsere Bedenken zu den jetzigen Plänen mehrfach mündlich und schriftlich vorgetragen und werden weiter agieren für eine faire Honorierung bäuerlicher Leistungen.   

Ist eine andere Landwirtschaft möglich?
Was in Politik und Administration scheinbar nicht (mehr) vorstellbar ist, haben wir bei unserer Exkursion nach Rheinau gesehen. Unser Aschermittwochsreferent Martin Ott entwickelt dort aus einem defizitären
Großbetrieb eine Existenz für mehrere Familien. Sein Leitbild sind Gesunde Lebensmittel und Menschen die sich in Rheinau wohl fühlen, anstelle von Leistungswahn und Subventionen. Wenn auch Rheinau nicht 1:1 in den Schwarzwald zu übertragen ist, gibt es doch zahlreiche Impulse zur Sackgasse des Wachsen und Weichen. Wir fordern nun zur Diskussion dieses Themas im Offenen Forum unserer Teleakademie auf.
 
Feuer in den Bergen
Die Entwicklungen macht die Beteiligung an der internationalen Aktion Feuer in den Bergen drängender denn je. Nachdem Trockenheit und Brandgefahr durch die Regenfälle gebrochen sind, treffen wir uns wieder am Samstag 12. August 2006 ab 20:30 Uhr auf dem Spittelhof in Oberkirnach zum Feuer in den Bergen mit der Möglichkeit zum Grillen. Weitere Hinweise folgen noch je nach Wetterentwicklung.

Mit herzlichen Grüßen
Siegfried Jäckle, 6.8.2006,
spittelhof at freenet.de



 

 

 

MEKA - 30 Jahre Bauernstimme

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
auf dem Führerstand des größten ausgestellten Geschützes haben sich auf der Südwestmesse kürzlich die Agrarpolitiker nach der Bauernkundgebung ablichten lassen. Größe fasziniert, auch Bauern, weshalb kaum über derartige Mediengags nachgedacht wird. Wenn aber zur gleichen Zeit Pläne der gleichen Leute über die Kürzung der Ausgleichszulage im Berggebiet und der Steillagenzuschläge im MEKA bekannt werden, erhalten solche Auftritte Signalwirkung für die Richtung, die sie demonstrieren, obwohl sie sagen, sie lassen die Bauern nicht im Stich.

Schwarzwaldbauern im Abseits? 
Mit den Kürzungsplänen werden die Schwarzwaldbauern definitiv ins Abseits des agrarpolitischen Spielfeldes gestellt. Im Fußball, der Deutschland derzeit regiert, ist Abseits dann ein Verstoß gegen die Regel, wenn ein Spieler aus dem Abseits einen Vorteil zieht. Dieser Vorteil, den die Schwarzwald-bauern im öffentlichen Ansehen gegenüber dem agrarischen Mainstream mit seinen Krisen und seiner Abzockermentalität haben, ist es wohl, den ministerielle Schiedsrichter als Verstoß gegen ihren Strukturwahn werten. Wenn die gleichen Kräfte dann aber Wiesenmeisterschaften ausschreiben um eine heile Welt zu demonstrieren, schreien sie wieder nach den Bauern, die sie sonst verachten. Und die berufsständische Forderung nach Erhöhung der Viehbesatzgrenze im MEKA III ist die Krönung dieser Widersprüche, die keiner merken soll!

Leistungen statt ha honorieren!
Nachbesserungen sind die lobbyistischen Forderungen auf  die ministeriellen Kürzungspläne bei Ausgleichszulage und MEKA. Aus unserer Sicht nur Schattenboxen mit kurzfristiger Wirkung, weil die eingeschlagene Verachtung der Bauernkultur mit einigen Prämienkorrekturen nicht verändert wird. Die
eigentliche Frage ist, welche Landwirtschaft mit knappen Steuergeldern für ihre Leistungen honoriert werden soll. Dabei geht es nicht um eine Neiddiskussion, denn die wird vom politischen Prämienpoker derer geschürt, die das behaupten. Es geht um Respekt vor der bäuerlichen Arbeit und ihrer Eigenverantwortung. Erst wenn aber unter Bauern der Maßstab Größe durch Lebensqualität ersetzt wird, werden Veränderungen vorstellbar und durchsetzbar werden. 

30 Jahre Bauernstimme
Eine kleine Gruppe von bäuerlichen Querdenkern hat vor 30 Jahren eine eigene Zeitung gegründet, weil sie die Stimme der Bauern in den sich Bauernzeitungen nennenden Organen vermisst haben. Dass diese echte Bauernstimme nach 30 Jahren noch existiert, bestätigt ihre Gründer. Wir gratulieren der Bauernstimme zum Jubiläum und wünschen ihr noch viel viel mehr Leser. Den Festvortrag beim Jubiläum am 30.Juni im Wendtland hält der ehemalige Agrarkommissar Dr. Franz Fischler, eine  bessere Bestätigung kann Engagement für bäuerliche Landwirtschaft nicht erfahren. Wer hinfahren
möchte, kann das Programm bei der Kontaktadresse erhalten, ebenso Probehefte der Bauernstimme.

Besuch in Rheinau
Am Aschermittwoch hat uns Martin Ott mit seiner Zukunftsvision  ermuntert. Deshalb laden wir zu zu.2 Terminen auf der Genau-Rheinau ein:
Samstag. 1. Juli 2006 10.15-17.15: Deutsch-schweizerisch-Östereichische Tagung "Grenzenlos Grün" zur Gentechnik. Bei Interesse Einladung bei der Kontaktadresse anfordern.
Samstag 22. Juli 2006 Exkursion zum Kennenlernen der besonderen Betriebsform
und der Initiativen in Rheinau. Bitte vormerken, das konkrete Programm folgt Anfang Juli.

Mit herzlichen Grüßen von den Schwarzwaldbergen
V.i.S.d.P. Siegfried Jäckle, 25.6.2006,
spittelhof at freenet.de


 

 


Vermesseritis, Unfaire Agrarsuventionen, Atommüll im Schwarzwald

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
erst ein schier nicht endender Winter und jetzt wochenlanges Regenwetter hat die Nerven der Bauern in diesem Frühjahr außergewöhnlich strapaziert. Doch die Konfrontation mit Naturgewalten wird von Jahr zu Jahr stärker überlagert von der Angst der Bauernfamilien vor Kontrollen. Nicht weil sie Angst haben müssten, sondern weil sie sich der Willkür ausgesetzt fühlen. Die seit der Landtagswahl wegen Flächendifferenzen an Schwarzwaldbauern verschickten Rückforderungen und Sanktionen (Strafen) verstärken diesen Eindruck. So zerstört das agrarische Fördersystem, was es eigentlich erhalten sollte, nämlich die Kulturlandschaft.

Zeit für eine Interessengemeinschaft
Kontrollprobleme, denn es geht nicht mehr um Probleme Einzelner, sondern um Repressalien gegen
alle Schwarzwaldbauern. Obwohl die besonderen Probleme der Abgrenzung von Feld - Wald - Unland -
Hofflächen im Schwarzwälder Höfegebiet aufgrund der nicht aktualisierten Kataster seit über 10 Jahren in Behörden und Politik bekannt sind, werden Schwarzwaldbauern nun für eine wilde Vermesseritis gleich doppelt bestraft. Einmal durch Rückforderungen und Sanktionen ohne verbindliche Vermessungsgrundlage und dauerhaft durch Entzug der Honorierung für die Erhaltung der arbeitsaufwendigsten Landschaftsteile. Da sich bisher alle hinter EU-Verordnungen verstecken, ist ein  gemeinsames Vorgehen nötig. Nicht gegen die Prüfer und Sachbearbeiter, sondern gegen diese neue
Feudalherrschaft. Wir bitten deshalb alle, die Probleme mit Kontrollen oder Sanktionen haben, sich bei der Kontaktadresse zu melden um ein gemeinsames Vorgehen zu planen.

Unfaire Agrarsubventionen im öffentlichen Blickpunkt  
Die unfaire Verteilung der Agrarsubventionen gerät immer stärker ins öffentliche Blickfeld. Deshalb hat jetzt  Professor Onno Poppinga von der Uni Kassel mit einer Mitarbeiterin den wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik der Bundesregierung analisiert. Das Fazit: der Beirat ist Sachwalter der Interessen landwirtschaftlicher Großbetriebe und die deutsche Agrarökonomie rechnet zwar Wohlfahrt vor, bevorteilt real aber spezifische Unternehmen. Bedenkt man, dass dieselben Wissenschaftler auch Wortführer bei der Ausbildung der Führungskräfte der Agrarverwaltung sind, erklärt sich auch deren Haltung.  

Der Schwarzwald als Atommüll-Endlager
Wie der Schwarzwälder Bote am letzen Donnerstag auf Seite 5 berichtet hat, trägt sich Umweltminister Gabriel mit dem Gedanken, den Granit des Schwarzwaldes für die Atommüll-Endlagerung zu prüfen als Alternative zu den Salzstöcken in seiner Heimat in Salzgitter und Gorleben. Wir fragen uns, wo der Aufschrei derer bleibt, die den Schwarzwald zu schützen vorgeben? Unseren Mitgliedern empfehlen wir deshalb die Jubiläumsveranstaltung 30 Jahre "Bauernstimme" am 30.06./01.07.2006 im Wendtland mit Exkursion nach Gorleben zu besuchen, um sich  Impulse für den Umgang mit derartigen politischen Plänen zu holen. Mehr Infos bei der Kontaktadresse. 

Die 2000-Watt-Gesellschaft
Japan braucht für die Produktion von einem Dollar Bruttoinlandsprodukt nur 0,11 Tonnen Erdöl, ca. 60% weniger Energie als Deutschland. Ein Amerikaner braucht für seine Bedürfnisse bisher einen 10 KW-Anschluss, ein Schweizer 6 KW, ein Äthiopier aber nur 600 Watt. Wie Bauten einer 2000-Watt-Gesellschaft nachhaltig erstellt, betrieben und unterhalten werden können, soll jetzt in der Region Basel aufgezeigt werden. Auch die Bundesregierung hat ein umfangreiches Programm zur Senkung des Energieverbrauchs gestartet und prüft die Umsetzung der Idee der 2000-Watt-Gesellschaft. Auch in der
Landwirtschaft sollten und könnten wir uns solche Gedanken machen! Ein Link zur Rückenstärkung: www.themeatrix.com/german/action/

Mit herzlichen Grüßen von den Schwarzwaldbergen
V.i.S.d.P. Siegfried Jäckle, 5.6.2006 ,
spittelhof at freenet.de

 

Agrardumping, Regionalvermarktung

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
nach einem langen Winter zieht auch in den Bergen der Frühling ein. Mit Grünen und Blühen demonstriert die Natur neues Wachstum. Überall wo dieses natürliche Wachstum durch bäuerliche Landwirtschaft gefördert wurde, entstand ein gewisser Wohlstand. Denn die Sonne als Antriebskraft des natürlichen Wachstums schickt keine Rechnung und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit durch bäuerliche Bewirtschaftung ist durch industrielle Methoden oder gar Gentechnik nicht zu ersetzen. Seit aber Politiker   Wachstum zum Problem für Beschäftigung und die Offenhaltung der Landschaft gemacht haben, ist die Entkoppelung von natürlichen Abläufen offenbar. Bei der Mitgliederversammlung des Agrarbündnis gab es dazu Denkanstöße und Impulse für den Umbau unserer Politik: 

Agrardumping gegen Kleinbauern – das weltweite Problem Nr.1
Die EU-Agrarpolitik gefährdet die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Entwicklungsländern gleichermaßen wie in Europa. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Agrarbündnis-Verbänden, die vorschlägt die 2. Säule zum agrarpolitischen Prinzip zu machen. Der Schwarzwald ist Beleg für diesen Vorschlag, denn ohne 2. Säule (= hier  Ausgleichszulage und MEKA) wäre die einzigartige Schwarzwaldlandschaft wahrscheinlich nicht mehr zu erkennen. Doch genau an diesen Programmen sägt hierzulande die Politik heimlich, beispielsweise mit dem pauschalen Sockelabzug bei der Ausgleichszulage für Berggebiete von 250 €, was einer Anhebung der Mindestfördergrenze von 3 ha auf 4,5 ha entspricht. Auch beim MEKA sind dieselben Pläne bekannt. Komisch und tragisch, dass Entwicklungs- und Umweltverbände dieses Kleinbauerndumping begriffen haben, aber die Bauernverbände im blinden Glauben an weltmarkfähige Strukturen nicht. Die Studie kann bei der Kontaktadresse angefordert werden!

Regional ist Anti-Global 
In dem Masse wie der Bioboom von den Discountern vereinnahmt und damit global austauschbar geworden ist, entsteht ein neuer Trend regionaler Echtheit (Authentizität). Obwohl Regionalvermarktung mit LEADER, Regionen Aktiv, Naturparken usw. seit Jahren gefördert wird, ist der Durchbruch damit eigentlich nirgends gelungen. Eigenständige neue Regionalvermarkter entwickeln sich dagegen positiv. Markt funktioniert eben nicht wie Projektverwaltung, ist die Erklärung der Akteure. Regionalvermarktung muss die Klammer der regionalen Wertschöpfungskette sein und dazu fehlt den alten regionalen Ver-marktern (z.B. Metzger, Wochenmärkte) das Bewusstsein ebenso wie Direktvermarktern oder Mengen-erzeugern. Regionalvermarktung ist eine neue Unternehmenskultur und braucht ehrliche öffentliche Anerkennung statt Profilierung. Neue Ideen für finanzielle Anreize und Finanzierungsmodelle sind gefragt.

Kinotipp: WE FEED THE WORLD
Seit 27. April läuft dieser erfolgreiche Dokumentarfilm aus Österreich auch in deutschen Kinos. Der Regisseur Erwin Wagenhofer hat sich auf die Spur unserer Nahrungsmittel gemacht und die Menschen an den Orten ihrer Arbeit aufgesucht: in den Gewächshauslandschaften von Andalusien, auf den Fischkuttern der Bretagne oder auf dem Chefsessel von Nestlé. Roter Faden ist ein Interview mit Jean Ziegler, dem UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Der Film stellt die zentralen Fragen zum Konsumverhalten und zur Verantwortung des Einzelnen. Mehr unter www.we-feed-the-world.at

Mit herzlichen Grüßen von den Schwarzwaldbergen
V.i.S.d.P. Siegfried Jäckle, 6.5.2006,
spittelhof at freenet.de

 

Tschernobyl, Energiewirt, Gentechnik, Weidegras

"Fürchte dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen,
fürchte dich nur vor dem Stehen bleiben"  Chinesische. Weisheit           

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
vor 20 Jahren, am 26. April 1986, geschah was im Glauben des Fortschritts nicht vorkommt. Im 1800 km entfernten Atomkraftwerk Tschernobyl kam es zum SUPERGAU und sein radioaktiver Niederschlag hat einen Landstrich von der Ukraine über Skandinavien bis nach Süddeutschland verseucht. Über die Zahl der Opfer und Siechenden gibt es nur Schätzungen.

Tschernobyl ist Symbol für Veränderungen (gewesen)
Wer im Vorfeld des 20. Jahrestages dieser Reaktorkatastrophe über eine über eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen AKWs diskutiert, muss an die Hilflosigkeit ihrer Vorgänger in den Tagen nach Tschernobyl erinnert werden. Neben den direkten schwer fassbaren Gefahren für ganze Völker, waren die Bauern die Leidtragenden des politischen Aktionismus, vom Salatunterpflügen bis zum Weideverbot. Unweigerlich erinnert der politische Umgang mit der Vogelgrippe wieder an Tschernobyl, wenn auch die Vogelgrippe für die Bevölkerung weitaus weniger gefährlich ist, aber der weltweite Zynismus gegen bäuerliche Selbstversorgung umso größer. Tschernobyl hatte zur Einsicht in Gefahren gezwungen, die zuvor verdrängt worden sind. Dadurch hat nicht nur die Anti-Atomkraftbewegung Auftrieb erhalten, Tschernobyl hat das Umweltbewusstsein politisch gemacht. Aber erst wenige mutige Gruppierungen, wie in der Schwarzwaldgemeinde Schönau, haben es geschafft, die Energieversorgung in die eigene Hand zu nehmen. 

Vom Landwirt zum Energiewirt!? 
Unter dem Druck steigender Energiepreise jetzt die Rolle rückwärts zur Atomkraft zu proben, untergräbt  auch die Chancen der Land- und Forstwirtschaft in der Energieerzeugung. Wackelt doch die  Euphorie um nachwachsende Rohstoffe ohnehin, weil sie auf Abliefermentalität und auf Pflanzen und Methoden aufbaut, die noch teurer werdende Energie verbrauchen. Eigentlich wäre die nachhaltige Forstwirtschaft und damit auch unser Bauernwald diesem Ziel näher. Was fehlt ist die regionale Logistik. Doch daran haben die alten, von globaler Energie gesteuerten Strukturen beim Holz ebenso wenig Interesse, wie bei Milch und Fleisch. Nur Initiative von unten kann diese Chancen für Schwarzwaldbauern nutzbar machen.   

Papst Benedikt geißelt Gentechnik als Sünde 
Bei seinem ersten Kreuzweg am Karfreitag hat Joseph Ratzinger als Papst neben Armut und Elend in der Welt die Fortschritte in der Biotechnologie angeprangert. Humangenetikern wirft das Oberhaupt der katholischen Kirche gar vor, sie versuchten, "sich an Gottes Stelle zu setzen". Hoffentlich dringt diese Botschaft auch zu unseren Regierenden mit C im Namen durch. Sie ist nachzulesen in Deutsch unter
http://www.vatican.va/news_services/liturgy/2006/documents/ns_lit_doc_20060414_via-crucis_ge.html

Lesetipp: 
MINIMUM - vom Vergehen und Neuentstehen unserer Gemeinschaft, ISBN 3-89667-291-6 
Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schildert in diesem Bestseller anschaulich was passiert, wenn jeder nur an sich denkt und erinnert an die Mikroökonomie der Familien. 

Termine für Schwarzwaldbauern:
Donnerstag 27. 04. 2006 LWA 19:45 Treffpunkt Unterbauernhof Brigach:   
"Mehr Milch aus Gras - Wie können wir das billige Weidegras optimal nutzen?"

Mit herzlichen Grüßen von den Schwarzwaldbergen
V.i.S.d.P. Siegfried Jäckle, 23.4.2006,
spittelhof at freenet.de

 


Aktuelles, Fakten und Trends 08.04.2006

"Zuviel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zuviel Misstrauen immer ein Unglück". Paul Jean

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
bei den Landtagswahlen vor 2 Wochen ist jede/jeder Zweite nicht zur Wahl gegangen, auch auf dem Land. Mit der Verweigerung des Wahlrechtes demonstriert eine neue Mehrheit ihr Gefühl, dass an die Stelle der Demokratie (Herrschaft des Volkes) eine Oligarchie (Herrschaft der in den Parteien versammelten Machtelite) getreten ist. Das Feiern von Wahlpartys mit Siegerlaune wirkt auf diese  Nichtwähler wie Hohn. Mehr Beachtung und Anerkennung verdienen deshalb diejenigen Kandidaten, die sich wohl wissend, dass sie kaum eine Chance auf ein Mandat haben, zur Wahl stellen und mit demokratischem Herzblut und auch bäuerlichen Argumenten Stimmen gewinnen.

Was haben Vogelgrippe, Gentechnik und Gesundheitsreform gemeinsam?
Oberflächlich betrachtet natürlich nichts. Wer hinter die Kulissen blickt, stößt aber nicht nur auf gleiche Strategien dieser politischen Highlights, sondern auch auf dieselben Kräfte. So wird die Politik unter dem Druck weniger globaler Konzerne nicht müde Wildvögel zur Vogelgrippegefahr für Verbraucher zu erklären und mit Gentechnik und steigenden Kosten moderner Medizin eine heile Zukunft mit neuen Arbeitsplätzen zu malen. Gott sei Dank gibt es auch noch ein paar mutige Menschen in der Politik, wie
EU-Umweltkommissar Stavros Dimas beim EU-Kongress für Gentechnik in Wien in dieser Woche bewiesen hat. Er ging öffentlich in Konfrontationskurs zur Agrarkommissarin mit der Feststellung, dass das EU-weite Zulassungsprocedere für GVO die Konsumenten nicht schütze und unsere Landwirtschaft einer nicht ausreichend geprüften Risikotechnologie aussetze, weil die Langzeitrisiken von Gentech-Pflanzen und Genfood zu wenig untersucht wären!

Führt die Verwaltungsreform zur Kleinstaaterei?
Je mehr oben über Bürokratieabbau geredet wird, umso mehr blüht sie unten. Die ohnehin nicht mehr überschaubaren Merkblätter zum gemeinsamen Antrag von Bund und Land werden in jedem Kreis durch zusätzliche Merkblätter und Formulare ergänzt. Erkundigt man sich über den notwendigen Güllelagerraum nach der novellierten Düngeverordnung, erhält man in jedem Landkreis mindestens eine andere Auskunft. Noch bunter wird es, wenn man sich über das Hygieneverordnungspaket erkundigt oder wenn kleinere Landwirte etwas bauen wollen. Einzige Gemeinsamkeit ist der Verweis auf EU-Vorordnungen. Wir fragen, ob die Streichung von Landschafts- und Bodenkultur im Namen der
Landwirtschaftsämter auch ein Zeichen der Entkoppelung von der regionalen Landwirtschaft ist?

Die Weidekuh ist die Effizientere!
Höchste Milchleistungen bestimmen Milchkontrollberichte, Züchtversammlungen und Zuchtvieh-schauen. Und das obwohl die Rinderreporte verschiedener Länder seit Jahren nachweisen, dass nicht die absolute, sondern die Leistung aus Grundfutter über die Rentabilität entscheidet, denn zwei Drittel unserer Milch stammen heute aus Kraftfutter. Mehr Milch aus Grundfutter und vor allem vom unbestritten billigsten Futter auf der Weide würde die Probleme um die Offenhaltung des Schwarzwaldes mildern, zumal Weidemilch durch den höheren Gehalt an Omega 3 Fettsäuren gesünder ist. Zwar sind derartige Denkansätze (noch) nicht opportun, weil sie den Absatz von Kraftfutter usw. nicht fördern, aber wir sehen darin die Chance für die Schwarzwaldbauern.

Unsere Teleakademie für Schwarzwaldbauern bietet das Wissen um die effiziente Kuh
In der Telakademie für Schwarzwaldbauern bündeln wir all das Wissen für nachhaltiges Leben und Arbeiten auf dem Schwarzwaldhof, unabhängig und unkonventionell. Einfach reinschauen über unsere Homepage www.forumproschwarzwaldbauern.de und ein Probeabo anfordern oder unseren nächsten Erfahrungsaustausch besuchen am Mittwoch 12. April um 20 Uhr im Engel in Brigach.

Mit herzlichen Ostergrüßen
V.i.S.d.P. Siegfried Jäckle, 8.4.2006,
spittelhof at freenet.de

 

Aschermittwoch mit Martin Ott - Die Kuh lässt sich nicht globalisieren (12.3.2006)

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner,
Martin Ott von Genau/Rheinau hat uns beim Aschermittwochsgespräch mit seiner Zukunftsreise den Weg aufgezeigt, wie die bäuerliche Landwirtschaft die Führungsrolle in eine nachhaltige Zukunft übernehmen kann. Vergleicht man seinen spannenden Vortrag mit unserem Landtagswahlkampf, kommen Zweifel an der Zukunftsorientierung unserer Politik auf. Baut doch die amtierende Politik in Berlin und Stuttgart die Leitplanken für die bäuerliche Landwirtschaft (2. Säule = Bergbauernzulage und MEKA; Gentechnikgesetz usw.) gerade ab. Um Enttäuschungen über diese sog. Sonnleitner'sche
Bauernbefreiung nach der Landtagswahl zu ersparen, sollte man jetzt genau hinhören und hinterfragen,  wer tatsächlich auf der bäuerlichen Seite und für faire Preise für die Bauern steht!

Am Anfang steht die Einsicht
Der von Martin Ott aufgezeigte Weg in die Zukunft der bäuerlichen Landwirtschaft basiert auf der Einsicht für nachhaltiges Wirtschaften. Nur gebetsmühlenartig die Verbraucher zu ermahnen, heimische Produkte zu kaufen, reicht dazu nicht. Vielmehr ist Mut gefordert, zu begreifen und sich und anderen bewusst zu machen, was nachhaltige Landwirtschaft ist:  

Einsicht 1: Die Landwirtschaft ist keine Industrie!
Nachhaltige Landwirtschaft ist boden- und naturgebunden, dezentral und saisonal. Sie nutzt ihre Ressourcen effizient, d.h. sie erzeugt mehr Kalorien als sie an Energie hineinsteckt. Bei der heute in der Regel von Politik, Lehre und Beratung noch forcierten industriellen Landwirtschaft ist das umgekehrt, sie verbraucht wie die Industrie mehr Energie als sie produziert.    

Einsicht 2: Die Kuh lässt sich nicht globalisieren!
Mit der Kuh sind die Bauern sesshaft geworden, weil sie es mit ihrem Mist ermöglicht hat, dort zu bleiben wo sie frisst. Seit wir den Kühen (und anderen Tieren) aber Futter von der ganzen Welt zu fressen geben, ist aus dem Kreislauf ein Teufelskreis für Bauern, Umwelt und Gesundheit (Seuchen)
geworden. Die Mailanlage aus der SZ offenbart am Beispiel Vogelgrippe heutige Zusammenhänge.   

Einsicht 3: Regionen sind Versorgungsgemeinschaften!
Nachhaltigkeit hat ihre Wurzeln immer in den Regionen. Hier hat die bäuerliche Landwirtschaft die Menschen geboren, ernährt und ihnen Heimat und Identität gegeben. Heimatlose Touristiker und Politiker versuchen heute diese Landschaften als Idylle zu vermarkten und wundern sich, dass die
erhofften Effekte für die Region ausbleiben. Was fehlt, ist das Bewusstsein um die natürlichen und wirtschaftlichen Zusammenhänge in der Region, eben um die bäuerliche Kultur. 

Nicht Subventionen, sondern Köpfe retten die bäuerliche Landwirtschaft
Damit das Wissen um die natürlichen Zusammenhänge und die bäuerliche Kultur nicht verloren geht und für eine nachhaltige bäuerliche Entwicklung überhaupt Wissen zugänglich wird, haben wir die Teleakademie für Schwarzwaldbauern gegründet. Sie bringt mit modernen Medien Impulse von
Vordenkern für eine nachhaltige Landwirtschaft auch auf die abgelegen Schwarzwaldhöfe.

Einfach reinschauen und Schnupperabonnement anfordern unter www.forumproschwarzwaldbauern.de

Einen unserer Dozenten können Sie life erleben: Alois Burgstaller aus Wien
spricht und diskutiert 
am Freitag 17. März 2006 um 20 Uhr im Ev. Gemeindehaus in Tennenbronn
zum Thema: Mit weniger Aufwand mehr erreichen.

Herzliche Grüße
V.i.S.d.P. Siegfried Jäckle , 12.3.2006,
spittelhof at freenet.de
 

 

© by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 12.03.12