Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Infos 5 ab Mai 2007
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Blick vom Hochebenehof beim Russenkreuz nach Süden zum Feldberg am 11.2.2008
Blick vom Hochebenehof beim Russenkreuz nach Süden zum Feldberg am 11.2.2008

 

Freiwillig Knecht auf Zeit auf Alm in Südtirol

Geht es den Tieren gut, kann auch die Familie leben. Mit Milch verdienen die Breitenbergers ihr Geld. Bis in den Oktober hinein mähen sie nach und nach das Gras auf ihren 13 Hektar umfassenden Wiesen, lassen es trocknen und fahren es ein. Dabei hilft die ganze Familie. Weil das aber nicht reicht, sind die Bauersleute froh über Helfer, die im Stall mitarbeiten, im Haushalt und auf den Wiesen. Manchmal betreuen die Freiwilligen auch die Kinder oder sie kochen, bügeln, putzen. Sie helfen beim Holzholen und bei der Obsternte, machen Marmeladen und Säfte. Vor allem aber werden viele kräftige Hände bei der Heuernte gebraucht, denn an den extremen Hanglagen können die Bauern kaum Maschinen einsetzen. Rüdiger Löwegrün packt einen Monat lang mit an. Der Frührentner aus Braunschweig hat Schneid, strotzt vor Energie. "Ein zäher Bursche", freut sich Bäuerin Ilse. Er hilft freiwillig und ohne Lohn bei allen Arbeiten, die anfallen. "Ein kommoder Knecht", lobt auch Altbauer Rudolf. So, wie es der 78-Jährige sagt, klingt es nicht abschätzig. Vielmehr spürt er, dass Rüdiger eine echte Stütze ist.
Der Deutsche ist einer von etwa 1600 Menschen, die jedes Jahr nach Südtirol reisen, wenn Bergbauern unverschuldet in Not geraten sind. Sei es durch einen Unfall, Krankheit oder einen Todesfall. Seit 1996 schickt ein Verein aus Bozen Helfer auf inzwischen 270 Höfe. Im vergangenen Jahr brachten es die Freiwilligen auf 12 112 Einsatztage.....
Alles vom 28.8.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/panorama/knecht-auf-zeit--34793504.html


 

 

Bernhard Dorer: Geschichte der Höhenlandwirtschaft Furtwangen
 
Auf großes Interesse stieß ein von der Kolpingsfamilie angestoßener Vortrag über die Geschichte der Höhenlandwirtschaft in Furtwangen und Umgebung. Mit Bernhardenbauer Bernhard Dorer konnte ein profunder Kenner des Themas gewonnen werden. Klaus Straub, Vorsitzender der Kolpingsfamilie, freute sich über die Resonanz: „Es ist erfreulich, wenn man zehn Besucher erwartet und es kommen 100 Leute“. Bernhard Dorer schlug beim Thema des Abends einen weiten Bogen. Von den klösterlichen „Urbaren“, den Lehensverzeichnissen des Klosters St. Georgen, wo die ersten urkundlichen Erwähnungen von Furtwangen zu finden sind, ging er über zu den klimatischen Aspekten, wie sie der Furtwanger Bernward Janzing erläutert hat, bis hin zu der engen Verzahnung der Klöster und der bäuerlichen Gesellschaft in Mittelalter und Neuzeit. Durchaus fortschrittliche Elemente macht er im Umgang der Mönche mit ihren Bauern aus: So waren schon im Mittelalter Frauen als Lehensträger möglich, ja den männlichen Inhabern der landwirtschaftlichen Rechte und Pflichten ebenbürtig. Und die Auswirkung mancher Regelung der Klöster ist bis heute spürbar, wie das sogenannte „Minorat“. Die Vererbung der Höfe an den jeweils jüngsten Sohn verhinderte die Zersplitterung der Güter und sorgte für eine relativ konstante Zahl und Größe der Furtwanger Lehenshöfe. Der größte Wandel war im 20. Jahrhundert zu verzeichnen. War es zunächst die Mechanisierung, die Einführung von Maschinen auf den Höfen, so sorgte die Spezialisierung auf die Grünland- und Milchwirtschaft für eine radikale Veränderung bäuerlichen Lebens. Viele der heutigen Probleme der Schwarzwälder Bauern rühren von diesbezüglichen Regeln des gemeinsamen europäischen Marktes her. Mit vielen, teils seltenen Bildern illustrierte Dorer seinen mit großem Applaus aufgenommenen Vortrag.
31.3.2010, dil, www.suedkurier.de



Leistung statt Hektar fördern

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen, wir müssen nach vorne schauen, fordert unsere Führungselite, allen voran die Bundeskanzlerin uns immer wieder auf. Ist das aber nicht auch eine
Aufforderung, nicht nach links und rechts zu schauen? Die Risiken und Nebenwirkungen von Entscheidungen für unser Zusammenleben und unsere Umwelt genannten Lebensgrundlagen zu ignorieren? Und wo ist vorne? Ist das in der Landwirtschaft ihre weitere Industrialisierung, die immer weniger Landwirten Platz lässt oder ist das wirklich das europäische Agrarmodell einer bäuerlichen multifunktionalen Landwirtschaft? Die Direktbeihilfen sind nicht dazu gedacht, wettbewerbsunfähige Betriebe am Leben zu erhalten, hat EU-Agrarkommissar Dacian Ciolo in seiner Rede beim
Bauerntag in Berlin gesagt. Aber welche Betriebe hat er damit gemeint? Die Riesen- Agrarurarunter-nehmen im Osten, die die Masse der Direktzahlungen schlucken, aber eigentlich ohne Direktzahlungen wettbewerbsfähig sein müssten, oder die Schwarzwaldbauern, die für einen Bruchteil der Direktzahlungen öffentliche Güter in Form einer vielfältigen und lebenswerten Landschaft bereit stellen?

Leistung statt Hektar fördern - aber wie?
Auf diese zentrale Frage um die europäische Agrarpolitik (GAP) nach 2013 hat uns Gerhard Hovorka von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen in Wien diese Woche klare Argumente vorgestellt. Das Ergebnis einer Studie mehrerer Institute ist, dass die Fläche kein gerechter Maßstab für Direktzahlungen ist, aber mit dem vorhandenen Datenpool der gemeinsamen Anträge in Verbindung mit Standartarbeitsbe-darfswerten eine gerechtere Verteilung der Direktzahlungen leicht realisierbar wäre. Noch wolle die Politik diesen Vorschlag nicht aufnehmen aus Angst vor den mächtigen Marktfruchtbetrieben. Aber für die Vieh haltenden Futterbau- und Bergbauernbetriebe wäre das eindeutig die gerechtere Behandlung. Interessenten können die Vortragsfolien bei mir anfordern. Die Studien können heruntergeladen oder bestellt werden unter www.berggebiete.eu  Berglandwirtschaft hat Zukunft, hat uns Hovorka mit seinen jüngsten Untersuchungen in Vorarlberg überzeugt, wenn
* ihre multifunktionalen Leistungen anerkannt und adäquat abgegolten werden
* international das Recht auf Ernährungssouveränität statt Dumping verfolgt wird
* sie sich auf Qualitätserzeugung konzentriert (z.B. GVO-frei, Bioregion o.ä.)
* der Bauernhof als Arbeitsplatz mit vielen Möglichkeiten zur Diversifikation gesehen wird
* sie sich soziokulturell öffnet
* sie in der regionalen Entwicklung integriert und nicht nur als Kulisse benutzt wird
* sie nationale und internationale Netzwerkstrukturen mit anderen Bergregionen ausbaut

Die gemeinsame Agrarpolitik nach 2013 muss gerechter werden
war das klare Fazit unserer Versammlung mit Hovorka. Die Würde der Arbeit der bäuerlichen Familien ins Blickfeld zu rücken, statt sie mit immer mehr Vorschriften und Auflagen zu demütigen. Da die Öffentlichkeit für soziale Ungerechtigkeiten das bessere Gespür hat, können politische Mehrheiten für eine gerechtere GAP nur durch öffentlichen Druck entstehen.

Termine für Schwarzwaldbauern zum Vormerken
Ende August Exkursion in die Schweiz: Wendy Peter bereitet uns ein Programm vor,  das u.a. die Entwicklung nach dem Ausstieg aus der Milchkontingentierung zeigen wird.
Montag 27. September: Mit Benny Härlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft wollen wir Erntedank zwischen Weltagrarbericht und GAP 2013 diskutieren.
Herzliche Grüße  Siegfried Jäckle
21.7.2010,
ProSchwarzwaldbauern

Lesenswertes Buch: Lebensperspektiven in den Alpen

Eigentlich, so könnte man als Naturliebhaber meinen, ist es gut, wenn sich der Mensch weit in die Alpentäler zurückzieht und die Berge der Wildnis überlassen werden. Die Zukunft der Alpen liegt jedoch ganz entscheidend in den Händen der Menschen vor Ort, so mahnt Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie und einer der anerkanntesten Alpenexperten.
Bätzings 30 Jahre umspannenden Arbeit und seinem Engagement ist es zu verdanken, dass den Problemen von Bergbewohnern größere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Verlassen immer mehr Menschen entlegene Bergdörfer, so kommt die Landwirtschaft zum erliegen. Almweiden verbuschen und der Wald breitet sich unkontrolliert aus, die Biodiversität nimmt wahrscheinlich ab. Wirtschaftsgebäude, Siedlungen und Dörfer verfallen und der Erhalt von Saumpfaden und Wanderwegen wird immer aufwendiger, teurer oder sogar unmöglich. Mit den Bergdörfern stirbt die Kulturlandschaft und wenn überhaupt vorhanden, kommt danach der Tourismus zum erliegen. Auch die Gipfelregionen sind betroffen, weil die Wandererströme ausbleiben müssen Berghütten aufgegeben werden. Es sind jene „Orte guten Lebens“, die es Werner Bätzing in seinem gleichnamigen Buch ganz besonders angetan haben, die weder von Massentourismus noch von der „Heidi-Idylle“ existieren. So engagiert er sich verstärkt in den Cottischen Alpen. Dass er nicht vom Schreibtisch aus schreibt, sondern die Probleme und Sorgen dortiger Älplerinnen und Älpler genau kennt und berücksichtigt, das zeichnet alle seine Beiträge aus. Der jetzt erschienene Sammelband mit Bätzings bedeutendsten Artikel aus Fachzeitschriften und Büchern zeigt, dass auch seine Beiträge älteren Datums nichts an Aktualität verloren haben. In der Diskussion um Lösungswege für eine soziale, ökologisch und ökonomisch gesunde Entwicklung sind sie wichtiger denn je. Die Probleme sind eben nicht neu, aber die Geschwindigkeit der meist ungünstigen Veränderungen scheint zuzunehmen. Die Schnelligkeit der Wiedereroberung durch die Natur ist beeindruckend und die negativen Folgen der Klimaveränderungen im hochsensiblen Ökosystem Alpen sind vielerorts deutlich nachweisbar. Weltuntergangsgejammer hilft aber keinem, wenn Existenzen und ganze Landschaften bedroht sind. Deshalb werden zukunftsweisende Projekte geschildert, die den Menschen, die sich auf ein beschwerliches und hartes Leben in den Bergen eingelassen haben, Perspektiven, Mut und Kraft geben können.
3.11.2009, Komplette Buchrezension auf
Dr. Thomas Wardenbach

Werner Bätzing: Lebensperspektiven in den Alpen
ISBN-10: 3858693928

http://www.geographie.uni-erlangen.de/pers/wbaetzing/

 

Milchviehhalter unterstützen: 50-Kuh-Betriebe, Offenhaltung, Fewo

Um Milchquote und Milchpreis ging es beim Besuch von SPD-Landtagsabgeordneten auf dem Tännlebuckhof im Münstertal. Von der Milchwirtschaft, das wurde bei diesem Gespräch deutlich, können die Bauern nicht leben.

Auf Einladung des SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Bayer war der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Claus Schmiedel zu einem Vor-Ort-Termin ins Tal gekommen, zum größten Viehbetrieb im Münstertal, dem "Tännlebuckof" oberhalb der Klosteranlage St. Trudpert. Hier bewirtschaftet das Landwirtsehepaar Gabi und Max Ortlieb mit 50 Milchkühen und nochmals so vielen Jungtieren eine Fläche von gut 80 Hektar. Als ausgewiesener Bioland-Betrieb erlösen die Ortliebs derzeit 37 Cent pro Liter Milch (14 Cent mehr als konventionelle Milchbetriebe), doch kostendeckend ist das dennoch nicht, sagt Haupterwerbslandwirt Max Ortlieb. Nur mit dem zweiten wirtschaftlichen Standbein – vier Ferienwohnungen – erziele der Betrieb die finanziellen Mittel, die zur Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs in die Milchwirtschaft investiert werden müssen. "So kann es nicht weitergehen", findet auch Bäuerin Gabi Ortlieb, welche die enorme Arbeitsbelastung für Landwirtschaft und Gästewesen absolut ausgereizt sieht, wenn sie sagt: "Eine 35-Stunden-Woche habe ich bereits am Dienstagabend erfüllt!" Landwirt Max Ortlieb fordert mit Nachdruck ein Gesamtkonzept für die Höhenlandwirtschaft, nicht nur für seinen eigenen Hof, sondern für das gesamte Münstertal und darüber hinaus für alle Steillagen im Südschwarzwald. "Hier sind maximal 50-Kuh-Betriebe, aber keine 200-Kuh-Betriebe möglich", weiß Max Ortlieb aus jahrelanger eigener Erfahrung.
Franz Schweizer – Kreisvorsitzender im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und selbst aktiver Nebenerwerbslandwirt und Milcherzeuger in Oberried – sieht die Milcherzeuger vom Deutschen Bauernverband keineswegs angemessen vertreten. Er appelliert an seine Kollegen im BDM: "Wir müssen unsere Interessen bündeln und in einer Sprache sprechen". Karl Rombach, BDM-Ortsvorstand aus Stegen und seit vielen Jahren Lieferant von Jungvieh auf die Münstertäler Weiden, kreidet den Milchgroßproduzenten eine vielfach nicht angemessene Entlohnung ihrer Arbeitskräfte an. Den gegenwärtigen Milchpreis um die 20 Cent bezeichnet Rombach als "sträflich", auf jeden Fall "dramatisch". Claus Schmiedel, SPD-Fraktionssprecher im Landtag, sieht in der gesamten deutschen Agrarpolitik ein Nord-Süd-Gefälle. Angesichts großer Milcherzeugerbetriebe im norddeutschen Flachland mit 200 und mehr Tieren gegenüber bäuerlichen Kleinbetrieben im bergigen Süden dürfe die Agrarpolitik nicht dem Spiel der freien Kräfte überlassen werden. Schmiedel fordert deshalb die finanzielle Unterstützung der Milchviehhalter in landschaftlich benachteiligten Gebieten durch die Politik. Das System der bisher geltenden Milchquoten (je Betrieb) habe jedenfalls den Preisverfall nicht aufhalten können. Ungeklärt sei bis heute die Frage: Wie gelingt eine Milchreduktion? Das in Deutschland praktizierte liberale Saldierungsmodell (Über- und Untermengen können miteinander verrechnet werden) führt zu hohen Mengenüberschüssen auf dem Milchmarkt und letztlich zu einem Preisverfall. Axel Gutmann als Vertreter des kommunalen Landwirtschaftsamtes bestätigte den klaren Willen der Verwaltung und des Gemeinderates Münstertal, die einheimische Landwirtschaft für deren Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft auch finanziell zu fördern. Inzwischen seien schon mehrere Betriebe von der Milchablieferung auf die Mutterkuhhaltung oder auf die Käseproduktion inklusive Selbstvermarktung umgestiegen. Neben der Milchproblematik brachten der Landtagsabgeordnete Christoph Bayer auch die gentechnikfreien Zonen in unserer Raumschaft und Bundestagskandidatin Jana Zirra die Problematik der zunehmenden Landentsiedelung auch im südbadischen Raum zur Sprache.
Manfred Lange, 20.8.2009, BZ

 

 

Freiwilliger Bergeinsatz über Caritas Schweiz

Allgemein: Einer Bergbauernfamilie unter die Arme greifen, dem Stadtalltag entfliehen und einen Beitrag zum Erhalt der ländlichen Kulturlandschaft leisten: Die Freiwilligeneinsätze von Caritas Schweiz machen es möglich. "Als Helfer gekommen, als Freunde gegangen", haben viele Ehrenamtliche ihre Erfahrungen umschrieben.
Einsatzzeit: Caritas Schweiz vermittelt Helfer von 18 bis 70 Jahren das ganze Jahr über. Besonders häufig werden Hilfskräfte im Sommerhalbjahr gebraucht.
Einsatzort: Im gesamten Schweizer Alpenraum und dem Jura. Präferenzen für einzelne Regionen werden berücksichtigt. Wer will, kann so etwa in der Westschweiz sein Französisch oder im Tessin sein Italienisch aufpolieren.
Einsatzzeit: Hilfseinsätze sind ab fünf Arbeitstagen möglich.
Einsatzart: Gefragt sind Arbeiten bei Bauprojekten, in der Landwirtschaft, im Forst, in Haushalt und Garten oder bei der Kinderbetreuung. Präferenzen werden nach Möglichkeit berücksichtigt.
Unterkunft: Unterbringung und Verpflegung erfolgen kostenfrei am jeweiligen Einsatzort. Zuweilen wird den Helfern auch ein Taschengeld ausgezahlt.
Weitere Informationen und Anmeldungen: Caritas Schweiz, Bergeinsätze, Löwenstr. 3, CH-6002 Luzern, Tel. 0041/ 41/4192277, E-Mail: bergeinsatz@caritas.ch, Internet: http://www.bergeinsatz.ch Bericht von Claudia Diemar vom 7.8.2009 lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freizeit/reise/beim-sensen-des-enzians--18011737.html

 

Zukunft der Berggebiete - Kein Vieh gegen das Wasser kaufen

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen, man soll kein Vieh gegen das Wasser kaufen, besagt eine alte Schwarzwälder Bauernerfahrung. Bei der Internationalen Konferenz über die Zukunft der Berglandwirtschaft in Krün bei Garmisch-Partenkirchen in der letzen Woche wurde diese Einsicht wieder entdeckt: mit globalen Rezepten und globaler Politik ist die Berglandwirtschaft nicht zu erhalten! Die Inhalte und Vorträge der Konferenz gibt es unter: www.konferenz-zukunft-berggebiete.de

Wettbewerbsfähigkeit durch Produktionserhöhung sei für die Berglandwirtschaft selten eine Lösung. Mit dieser Feststellung leitete Landrat Harald Kühn aus Garmisch-Partenkirchen die Tagung mit 200 Personen ein. Mit dem Rückzug der Milcherzeugung aus der Fläche seit den 70er Jahren und der Zunahme der Bewaldung seien nicht nur Lebensräume für Flora und Fauna bedroht, sondern auch für Menschen und Gäste. Für die Erhaltung dieser Lebensräume sind alle Hände gefragt, weshalb auch alle Betriebe zu fördern seien: Die Förderung müsse sich am öffentlichen Interesse orientieren.

Multifunktion spielt sich speziell im Berggebiet ab, ergänzte Landesrat und Bergbauer Hans Berger aus Südtirol. Je steiler die Hänge - je größer die Zuversicht, weil Leben am Berg die Identifikation mit dem Standort fördert. Die Versorgungs- und Schutzfunktion der Berglandwirtschaft spreche für eine Sonderrolle in der Agrarpolitik, der nach 2013 eine eigene Achse gewidmet werden soll. 7 Bergprovinzen von Aosta über Südtirol bis nach Bayern übereichten dazu der EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel eine Resolution, die unsere sein könnte:
http://www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/aktuell/36213/resolution.pdf

Die Berglandwirtschaft erzeugt hochqualifizierte Lebensmittel, stellte Bundesministerin Ilse Aigner heraus und Fischer Boel kündigte gar ein Label für Bergprodukte an. Anhand von 20 Jahre Erfahrung der Molkerei Berchtesgadener Land sowie von zwei 2 Oberallgäuer Käserein mit Bergbauernmilch wurde aufgezeigt, dass sie als Premium zu vermarkten ist. Herkunft und Wertigkeit müssen dabei aber ehrlich und nicht nur Werbung sein, um die Wertschöpfung dauerhaft zu verbessern. 

Auch Schwarzwaldbauern sind Bergbauern
Wenn auch der Stuttgarter Minister Peter Hauk in seinem Statement das Wort Berglandwirtschaft (noch) nicht über die Lippen brachte, so gab er doch frei zu, dass wir dieselben Probleme wie die Alpenländer hätten. Fischer Boel forderte dazu auf, diese Diskussion in den nächsten 5 Monaten
fortzusetzen.

Termine zum Vormerken:
3.-6. September 2009: Int. Wiesenfest in Önsingen/Schweiz, mehr: http://www.gras09.ch/
9.-10. Oktober 2009: Zukunftsfähige Landwirtschaft - Praxis, Wissenschaft u. Verbände im Dialog; Agrarbündnis mit der Ev. Akademie Hofgeismar, Programm unter:
 www.ekkw.de/akademie.hofgeismar/Programm/09172%20Zukunftsf%3fhige%20Landwirtschaft.pdf   

Siegfried Jäckle , 21.7.2009,
ProSchwarzwaldbauern

 

Grünland vom Auslauf- zum Zukunftsmodell

Liebe Mitglieder, FreundInnen und GönnerInnen,
unsere Vorfahren nannten die Weiden, auf die sie ihre Tiere trieben "wildes Feld". Unzählige Generationen erschöpften sich damit, dieses wilde Feld zu zähmen. Doch was sie für die eigene und regionale Versorgung kultiviert haben, hat im sog. freien Weltmarkt keinen Wert mehr. Zuerst wurde der
Getreide- und Kartoffelbau unrentabel, jetzt ist es die Milcherzeugung und bald auch die Mutterkuhhaltung. In immer mehr Gemeinden geht deshalb die Sorge um die Offenhaltung der Landschaft um. Dem Grünland mit einer neuen Kultur wieder Sinn geben war deshalb gemeinsames Ziel einer breiten Allianz beim Grünlandgipfel am 15. Juni in Schiltach und Kirnbach im Schwarzwald. Die Ursachen dieser fatalen Situation wurden ebenso aufgezeigt, wie politische Widersprüche und Auswege. Die Resolution und das Resümee gibt's unter
www.bund-bawue.de/themen-projekte/landwirtschaft/gruenlandgipfel-2009

Grünland vom Auslauf- zum Zukunftsmodell
Die weltmarkorientierte Agrarpolitik der modernen "Ackermänner" hat das Grünland  zu Grenzertragstandorten und benachteiligten Gebieten gemacht. Dabei hätte das Grünland unbestrittene Vorteile für die Schwachstellen unserer Zukunft: den Klima- Boden- und Wasserschutz, die Biodiversität und den Energiebedarf. Warum aber kürzt die Politik Ausgleichszulagen für Grünland in den
Berggebieten sowie Honorare für Umweltleistungen im MEKA zugunsten unbegrenzter Betriebsprämien für große Agrarunternehmen und verstärkt damit den Preisdruck durch Mehrproduktion?

Grünland ist Lebensqualität
betonte Staatsekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch beim Grünlandgipfel. Recht hat sie, denn wer geht schon gerne in den Cashcrops (= wettbewerbsfähige Monokulturen) der Ackermänner spazieren? Trotzdem sind sie der Maßstab des agrarpolitischen Denken und Handelns. Höfe in Schwarzwaldtälern fallen durch
dieses Raster. Doch dieses Spiel der Ackermänner mit der Idylle wird jetzt transparent. Nicht um unter Nachbarn Neid zu schüren, sondern damit Jedermann/frau als Steuerzahler sich Gedanken über Zahlungen und Leistungen machen kann. Leider (noch) nicht aufgeteilt nach Grünland und Acker sowie
nach Investitionsförderung und Honoraren für Leistungen. Trotzdem zeigt ein Blick einiges: http://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/Suche

Jetzt ist deshalb Einmischung für die Agrarpolitik nach 2013 notwenig, damit sie grünlandfreundlicher wird. Erste Informationen dazu gibt's unter: http://www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/aktuell/34003/ 
und bei folgenden Terminen:
9./10. Juli 2009 Int. Konferenz über Zukunft der Berggebiete in Krün bei Garmisch. Mehr unter: www.konferenz-zukunft-berggebiete.de
3.-6. September 2009 Int. Wiesenfest in Önsingen/Schweiz Mehr zum Grünland in unser Teleakademie.
Siegfried Jäckle , ProSchwarzwaldbauern, 1.7.2009


 

Wir brauchen eine feste Perspektive für unsere Schwarzwaldhöfe
  In regelmäßigen Abständen beschwören unsere Politiker die niederen Inflationsraten und der dadurch doch mögliche hohen Lebensstandard unserer Bevölkerung. Sie übersehen dabei allzu gern, dass dies zu einem großen Teil auf dem Rücken der heimischen Landwirtschaft ausgetragen wird. So werden die Landwirte gezwungen, sich einem von EU- und an deren Politikern sowie Lobbyisten konstruierten Weltmarkt zu unterwerfen. Zur Zeit ist man dabei, Strukturen, die über Jahrhunderte gewachsen sind und sich bewährt haben, mit dem großen Vorschlaghammer "abzuwracken".
In den Mittelgebirgsregionen ist es einfach nicht möglich, Milch zu einem Preis zu erzeugen, der selbst die Kollegen in der Ebene in die Knie zwingt. Unser neunmalkluger Agrarminister von Baden-Württemberg, Peter Hauk, möchte uns zwar weis machen, dass nur die kleinstrukturierten Betriebe des Hochschwarzwaldes nicht wettbewerbsfähig sind.
In der derzeitigen Situation werden allerdings die wenigsten dieser Betriebe bereit sein, ein finanzielles Risiko einzugehen und zu investieren. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigte doch, dass gerade die Höfe, die sich bis über beide Ohren verschuldet haben, die ersten waren, die finanziell ins Trudeln kamen. Unsere Hofnachfolger sind jedenfalls nicht mehr bereit, sich von irgendwelchen Politikern für dumm verkaufen zu lassen und für vage Versprechungen ihre sichere Berufsperspektive aufzugeben. Sie sind auch nicht mehr bereit, wegen ein paar Euro Zuschuss eine 40-Stunden-Woche mit geregelter Freizeit und sozialer Absicherung gegen eine 60-Stunden-Woche oder noch mehr einzutauschen, um am Monatsende festzustellen, dass das Ergebnis allenfalls noch mit dem Hartz-IV-Niveau mithalten kann.
Um das noch attraktive Bild des Schwarzwaldes beziehungsweise anderer Mittelgebirgslandschaften zu erhalten, braucht es weder Politikerversprechungen, noch einen Naturpark mit hochbezahlten Nichtstuern, und auch keine Milchfeste, mit denen uns alle zwei Jahre die heile Landwirtschaftswelt vorgegaukelt wird. Wir brauchen eine feste Perspektive für unsere Schwarzwaldhöfe, nur dann ist weiterhin garantiert, dass auch der Rest der Infrastruktur wie Fremdenverkehr, Gewerbe samt Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Alfred Rombach Rotenhof, Waldau, 23.5.2009

 

Neues Landschaftspflegegeld: Hilfen für Höhenlandwirtschaft

Die Pflege und Erhaltung der einzigartigen Erholungs- und Kulturlandschaft durch die Landwirtschaft ist in bestimmten Gebieten des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald besonders schwierig. Zu diesen sogenannten benachteiligten Gebieten zählen die Berggebiete des Hochschwarzwaldes und die Vorbergzonen. Für die in diesen Gebieten erbrachten landwirtschaftlichen Pflege- und Bewirtschaftungsleistungen erhalten landwirtschaftliche Betriebe und Weidegemeinschaften bereits seit vielen Jahren eine jährliche Förderung über das Landschaftspflegegeld. Diese Förderung gewährt der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald zusammen mit den betroffenen Städten und Gemeinden.

Für die Förderung im Jahr 2008 und in den Folgejahren stehen jetzt allerdings einige Verfahrensänderungen an. Das Land Baden-Württemberg hat in diesem Jahr eine Rechtsgrundlage für die kommunale Landwirtschaftsförderung auf der Basis einer Verordnung der Europäischen Union (EU) geschaffen. Nach dieser EU-Verordnung können landwirtschaftliche Betriebe innerhalb eines Dreijahreszeitraums Finanzhilfen bis zu 7.500 Euro neben den EU-Direktzahlungen und den bekannten Landesprogrammen erhalten. Bei Beihilfen in dieser Größenordnung sieht die EU keine Wettbewerbsbeeinträchtigung und erlaubt ein vereinfachtes Verfahren ohne Anmeldung der Förderung bei der EU-Kommission. Am 15. Dezember wird der Kreistag über die Verwaltungsvorschläge beschließen, die im Vorfeld mit den landwirtschaftlichen Fraktionssprechern, dem Berufsverband und den Landwirtschaftsbehörden abgestimmt worden sind. Für die Landwirte im Berggebiet stellt sich die Frage, was bleiben und was sich ändern wird. Wie bisher wird das Landschaftspflegegeld vom Kreis und
von den Gemeinden innerhalb des Fördergebiets gemeinsam finanziert. Zu dem im Kreishaushalt für 2008 vorgesehenen Betrag von 280.000 Euro zahlen die Gemeinden insgesamt den gleichen Betrag hinzu. Auch der Kreis der Betriebe, die einen Zuschuss erhalten können, bleibt im wesentlichen
gleich, dies sind die kreisweit rund 1.200 Betriebe ab einem Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche innerhalb der Förderkulisse der Ausgleichszulage des Landes Baden-Württemberg.

Bei einigen inhaltlichen Regelungen und Fördertatbeständen wird es Änderungen geben, um mit der Novellierung unzulässige Doppelförderungen auszuschließen. So muss künftig die Steillagenförderung wegen ihrer Überschneidungen zum MEKA-Programm des Landes entfallen. Das dafür eingesetzte Zuschussvolumen wird in das Landschaftspflegegeld umgeschichtet und für einen zusätzlichen Fördertatbestand der Beweidung mit Tieren eingesetzt, für den es einen Zuschlag zum Landschaftspflegegeld gibt. Flurstücke, auf denen nicht Dauergrünland oder Ackerfutterpflanzen
bewirtschaftet werden, oder die in der Flächenkategorie „Handarbeitsstufe“ der Ausgleichzulage einen erhöhten Zuschuss erhalten, können beim Landschaftspflegegeld nicht berücksichtigt werden. Auch für den Beweidungszuschlag zum Landschaftspflegegeld wird es eine Einschränkung geben. Falls der Betrieb im Rahmen des Vertragsnaturschutzes für die Beweidung einer Fläche schon Zuschüsse erhält, kann er keinen Beweidungszuschlag im Rahmen des Landschaftspflegegelds bekommen. Ändern wird sich aber auch das Verfahren: So erfordert die neue Regelung der EU, dass künftig alle Betriebe einen Einzelantrag an das Landratsamt stellen, bisher mussten das nur die Betriebe ab einem bis unter drei
Hektar Fläche tun. Das Landratsamt beabsichtigt, hierzu einen Informations- und Antragsbogen herauszugeben. Dieser Bogen wird allen Betrieben, die 2007 Landschaftspflegegeld und/oder Steillagenförderung des Landkreises erhielten, ab Mitte Januar 2009 zugeschickt. Zusätzlich wird er im Landratsamt und in seinen Außenstellen in Müllheim und Neustadt, bei den Fachbereichen Landwirtschaft in Breisach und Neustadt, in den Bürgermeisterämtern im Fördergebiet sowie beim BLHV zu erhalten sein. Das Auszahlungsverfahren für das Jahr 2008 wird auf der Grundlage der neuen Förderrichtlinie in den ersten Monaten des Jahres 2009 durchgeführt, das Auszahlungsverfahren für das Jahr 2009 folgt dann im Sommer 2009.
20.11.2008, Landkreis BH


Schwarzwaldberge lassen sich nicht wegrationalisieren

Liebe Mitglieder, Freunde und Gönner, immer häufiger werde ich gefragt, was soll denn aus den Schwarzwaldbauern werden. Vor allem fragen das Leute, die den Abbau der Ausgleichszulage für Berggebiete und des bisher so gelobten MEKA als Trend der Weltmarktideologen erkennen. Beim Ø Schwarzwaldbauer machten diese Kürzungen 2007 umgerechnet pro Liter erzeugter Milch 3 bis 5 Cent aus. Sind denn die Berge durch die Globalisierung ebener oder gar ertragreicher geworden? Oder schwindet mit der Globalisierung nur das Gespür für Standortunterschiede?  

Die Bilder von den Schwarzwaldbauern:
Idyllische Bauernbilder haben jetzt in der Ferienzeit wieder Hochkonjunktur. Auf der anderen Seite ist unüberhörbar, wie neoliberale Agrarpolitiker und die meisten Institutionen rechte Bauern nur nach ha, Kuhzahlen und der Milchleistung messen, die dann auch noch biologisch wirtschaften sollen. Der Spagat zwischen diesen widersprüchlichen Bildern hat die ganze Landwirtschaft innerlich vergrätsch, was auf Dauer niemand aushält. In Bergregionen sind die Folgen besonderes fatal, weil beide Bilder die Wirklichkeit ausblenden. Deshalb müsste man die o.g. Frage umdrehen und fragen: warum gibt es noch Schwarzwaldbauern? Dann käme man zwar zu weniger populären, aber folgenden ehrlichen Einsichten: 

1. Berge lassen sich nicht wegrationalisieren
Der Abbau der Ausgleichszulage und der MEKA-Steillagenförderung sind Zeichen, wie sich Politik und Administration aus der Verantwortung für die wettbewerbschwache Berglandwirtschaft ziehen. Gerade deshalb darf nicht weiter verdrängt werden, dass Land bewirtschaften am Berg mehr Kraft und Zeit braucht wie dieselbe Fläche auf der Ebene. Und dass Berge einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft Grenzen setzen. Erst wenn diese Einsicht wieder im allgemeinen Bewusstsein ist, kann für Schwarzwaldbauern überhaupt wieder Hoffnung entstehen.

2. Berg-Erzeugnisse sind mehr Wert
Seit Jahren ist bekannt und wissenschaftlich belegt, dass Milch und Fleisch aus Gras (sowie auch andere Erzeugnisse) aus den Bergen einen höheren Gesundheitswert haben. Im Massenmarkt der Einheitsprodukte,  wo sich schlussendlich immer nur das billigste Produkt behaupten kann, ist für solche Werte kein Platz. Konkreter: im von Discountern diktierten Massenmarkt sind kostendeckende Preise für Bergbauern eine Illusion. Da aber mit dem billigen Massenmarkt auch die Nachfrage nach Spezialitäten mit besonderem Gesundheitswert (Wellnestrend) wächst,  gibt es für Erzeugnisse vom Berg auch neue Chancen. Aber nur, wenn sich die Bauern selbst darum kümmern und sich mit ihren regionalen Marktpartnern engagieren!

3. Berglandwirtschaft ist mehr als Produktion 
Die jahrelangen Reden von der Multifunktion der Landwirtschaft sind verstummt. Die Weltmarktideologen hoffen mit ihrem Produktionsfetischismus, dass sich die Landschaft (kostenlos) von selbst erhält. Da es bisher nicht gelungen ist, die Multifunktionalität der Landwirtschaft in den Köpfen, auch der Bauern, zu verankern, ist seine Honorierung (über MEKA) natürlich einsparbarer Luxus. Deshalb kann nur die Einsicht über die multifunktionalen Zusammenhänge Schwarzwaldbauern nachhaltige Perspektiven bieten. Das Int. Feuer in den Bergen gilt dieses Jahr dem Klimawandel und seinen Folgen für die Berglandwirtschaft - am Samstag  9. August 2008 nach 21 Uhr auf dem Spittelhof in Oberkirnach

Siegfried Jäckle, 24.7.2008, Forum Pro Schwarzwaldbauern


 

Schwarzwald wächst schleichend zu - Landschaftspflege wichtig

Landschaftspflege wird die Zukunft im Südschwarzwald entscheidend prägen / Weideverband tagte in Oberried

Martha Riesterer, stellvertretende Bürgermeisterin von Oberried, brachte es auf den Punkt, als sie bei ihrer Begrüßung berichtete, dass es 2001 noch 13 landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe in Oberried gegeben habe und heute nur noch sieben. Bei den Nebenerwerbsbetrieben zeichne sich eine ähnliche Entwicklung ab.
Landwirtschaft und Landschaftspflege standen im Mittelpunkt der Verbandsversammlung des Weide- und Landschaftspflegezweckverbandes Südschwarzwald im Kloster in Oberried. Das kulturelle Angebot in der Gemeinde sei gut, sagte Martha Riesterer, mit mehr als 100 000 Übernachtungen jährlich floriere auch der Tourismus, es gebe aber Schwächen in der Landwirtschaft. Bei der Versammlung in Oberried waren sowohl das Regierungspräsidium als auch die Landratsämter Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut vertreten. Der Zweckverband deckt das Gebiet dieser drei Landkreise ab. Aus diesem Raum waren auch zahlreiche Bürgermeister vertreten, die sich engagiert in die Diskussion einbrachten und damit deutlich machten, welche Bedeutung die Landschaftspflege in ihren Gemeinden hat. "Perspektiven haben wir genügend, aber es fehlt das Geld" , berichtete der Verbandsvorsitzende und Bürgermeister von Häg-Ehrsberg, Bruno Schmidt. Es sei erfreulich, dass sich die Personalsituation in der Weideinspektion verbessert habe. Schmidt forderte mehr Solidarität von den Landwirten, wenn der Verband auch in Zukunft seine Aufgaben erfüllen solle. Nachteilig wirke sich der Abzug der ABM-Maßnahmen und der Zivildienstleistenden aus, die bisher für die Landschaftspflege zu Verfügung standen.Nur mit viel Mühe habe der Haushalt 2007 ausgeglichen werden können. Das könne kein Dauerzustand sein, sagte Schmidt. Um aus dieser höchst unbefriedigenden Lage herauszukommen, machte der Vorstand zwei Lösungsvorschläge: Die Erhebung einer Verbandsumlage unter Beteiligung der drei Landkreise oder die Auflösung des Verbandes. Das Letztere wollte niemand, weil dafür die Verbandsarbeit zu gut und keine Alternative in Sicht sei. Die Zukunftsfrage stand auch im Vordergrund bei der Diskussion über die vorgelegten Berichte. "Wir brauchen eine klare Auftragsverteilung und müssen wissen, wer die Rechnung bezahlt" , hieß es zum Beispiel. Das Personal reiche für die Aufgaben, die keineswegs weniger würden, nicht aus. Der Schwarzwald wachse schleichend zu, war zu hören. Die Mittel des Landes gingen nur zögernd ein, die Bürokratie arbeite zu langsam. Die Politiker wüssten zu wenig über die Landschaftspflege. Verbandsvorsitzender Schmidt regte an, die Abgeordneten aller Parteien im Verbandsgebiet an einen Tisch zu bringen. Auch die Landwirte müssten stärker aktiviert werden. Das Land müsse zu seinen Zusagen stehen, es könne nicht sein, dass alle Schuld immer auf die EG abgewälzt werde. Es sei schließlich auch zu erwägen, ob die Erledigung von einem Teil der Aufgaben an Private übertragen werden könne, so Schmidt. Dann war über die Verbandsumlage abzustimmen. Der Vorschlag, sie nur für ein Jahr einzuführen, fand keine Mehrheit. Die Versammlung stimmte für den Antrag des Vorstandes, die Verbandsumlage für drei Jahre einzuführen. Es kam eine absolute Mehrheit zustande, aber die Zahl der Enthaltungen war groß. Dieser Beschluss bedarf noch der Zustimmung in den Gemeinderäten. Der Vorstand sicherte zu, dass die Verbandsumlage so gering wie möglich und so gerecht wie möglich erhoben werde. Die Entscheidung über die weitere Existenz des Verbandes wurde vertagt. Bürgermeister Rüdiger Ahlers aus Münstertal wurde zum neuen stellvertretenden Verbandsvorsitzenden gewählt. Die Wahl war durch den Wechsel im Bürgermeisteramt in Münstertal notwendig geworden. Nach drei Stunden zog Vorsitzender Bruno Schmidt ein positives Fazit der Versammlung. Man habe auch schwierige Fragen sachgerecht besprochen und nach Lösungen gesucht. Nicht zu übersehen sei der Wille, an der Existenz des Verbandes festzuhalten, der auch künftig seinen Beitrag für die Landschaftspflege leisten könne.

Badische Zeitung Freiburg
Wolfgang Grosholz , 10.7.2008, BZ

 

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