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Oberried im oberen Dreisamtal
Infos ab April 2004

 

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Oberried, Zastler, Infrastruktur, Tourismus, Strukturdebatte, Schwarzwaldtherme, ...

Vom Häusleberg nach Süden zu Tote Mann am 11.12.2004    .... Oberried im Nebel rechts - mehr

 

Theresia Martin vom Maierhof im oberen Vörlinsbach 90 Jahre

Im oberen Vörlinsbach feiert heute Theresia Martin bei guter Gesundheit ihren 90. Geburtstag. Sie wurde am 26. August 1915 in St. Märgen im Ortsteil Gütenbach geboren und dort ist sie auch aufgewachsen. Mit achtzehn wurde sie im Hirschen in St. Märgen im Service und als Zimmermädchen angestellt. Dieser Anstellung folgten drei Jahre als Bedienung im Feldberger Hof. Im Jahre 1932 lernte sie ihren späteren Mann Josef Martin kennen. Gekannt habe sie ihn ja schon als Kind, erzählt sie lächelnd, schließlich sei er auch aus St. Märgen gewesen. 1934 zog er jedoch nach Oberried, um den Maierhof im Vörlinsbach zu übernehmen, den sein Vater kurz zuvor gekauft hatte. Es folgten fünf Jahre, in denen man sich nur selten sah, ehe Josef sie dann 1939 als seine Ehefrau auf den Maierhof führte.

Das junge Glück wurde vom Krieg jäh gestört. Fast zwei Jahre lang musste Theresia Martin den Hof alleine bewirtschaften, bevor ihr Josef wieder zurückkehrte. Sie hat sechs Kinder zur Welt gebracht und bis heute wurde die Familienschar noch um vierzehn Enkel und vierzehn Urenkel erweitert. Die Bauersleute Martin waren die ersten Bauern in Oberried mit einem Auto und die ersten, die einen Fernseher hatten. Die langen Fernsehabende im Vörlinsbach blieben deshalb für viele unvergesslich. Ab 1968, nachdem das Leibgeding gebaut und der Maierhof an Sohn Siegfried abgegeben war, hatte Oma Theresia dann viel Zeit für ihre Enkel. Sie verwöhnte sie mit so köstlichen Sachen wie Zuckerbrot, Striebele oder Scherben. Seither wohnt Theresia Martin mit Sohn Heinz und Enkel Christian in dessen Haus. Jeden Freitag geht sie zum Rosenkranz und genießt vor allem die Stunden danach bei einem Viertel Wein und guten Bekannten im Café Ruf.
BZ vom 26.8.2005

  

 

Jewschan aus Lemberg und MGV Schwarzwald aus Oberried

"Jewschan“ begeisterte mit ukrainischen Volksliedern / Gemeinsamer Auftritt des Chores aus Lemberg und des Männergesangvereins „Schwarzwald“ in der Pfarrkirche Oberried

Die Dirigentin Marijana Scheketa (links) mit Sängerinnen von Jewschan aus Lemberg

Eine eindrucksvolle Vorstellung bot der galizische Kammerchor „Jewschan“ der Universität Lviv/Lemberg bei seinem Konzert in der Pfarrkirche Oberried. Bereits der erste Teil des Abends mit liturgischen Gesängen aus der ukrainischen orthodoxen Kirche, ließ erkennen, dass es sich bei den zehn Frauen und elf Männern aus Freiburgs Partnerstadt um einen außergewöhnlichen Chor handelt. Der Vortrag war von hoher Präzision und Harmonie geprägt und blieb in der Ausführung dennoch gefühlvoll.

Im Mittelteil des Konzertes trat der Männergesangverein „Schwarzwald“ Oberried auf, bevor die Sängerinnen und Sänger von „Jewschan“ das Publikum mit ukrainischen Volksliedern begeisterten. Damit machte der Chor seinem Namen alle Ehre, denn Jewschan ist die Bezeichnung eines Krautes, das der Legende nach beim Verzehr dazu führt, dass man sich auf seine Wurzeln besinnt.

Für die Wurzeln standen bei dem Konzert die Volkslieder, die in den weiten Ebenen der Ukraine besinnlich und verhalten, in den Bergen der Karpaten aber schnell und lebendig ausfallen. Höhepunkt des Abends war schließlich der gelungene gemeinsame Vortrag von „Ich bete an die Macht der Liebe“ durch den Kammerchor und den Männergesangverein.
Das nächste Konzert des Männergesangvereins „Schwarzwald“ Oberried , gemeinsam mit dem Kinderchor „unichorn“ und den „Ohrwürmern“, findet am 24. Juli 2005 unter dem Titel „Konzert mit Kaffee und Kuchen im Kloster“ statt.
BZ vom 11.6.2005

Chor Jewschan aus Lemberg/Luiv in St.Barbara >StBarbara (7.6.2005)

  

 

Adventsnacht im historischen Wilhelmitenkloster (21.12.2004)

Oberried hat seine vorweihnachtliche Veranstaltung gefunden und man darf ziemlich sicher sein, dass die Adventsnacht im historischen Wilhelmitenkloster keine Einmaligkeit bleiben wird. Über sechs Stunden herrschte weihnachtliche Stimmung, frei von jeder Hektik, wind- und wettergeschützt hinter Klostermauern.

Die Besucher kamen schon vor der offiziellen Eröffnung, sie konnten es kaum erwarten und meistens blieben sie lange. Sie kamen aus Oberried, seinen Ortsteilen, aus den Nachbargemeinden und aus dem Freiburger Osten, der sich von Oberried spätestens seit der Alemannischen Woche immer wieder angezogen fühlt. Es war ein lockeres Programm, denn von den Besuchern wurde aktives Mittun erwartet, was sich an diesem Vorabend zum vierten Advent auch erfüllte. Es begann mit einem Weihnachtskonzert mit dem Lions-Club Freiburg in der Wallfahrtskirche Mariä Krönung und Chor- und Orgelmusik zum Advent mit Bernhard Marx an der Orgel. Zur gleichen Zeit "besetzten" die Kindergartenkinder das Bürgermeisterzimmer zur weihnachtlichen Märchenstunde. Kindergartenleiterin Heidi Weber führte die Kleinen in die Welt der auch bei Erwachsenen noch vertrauten Märchen ein. Umrahmt wurde die Märchenstunde von Beiträgen des Kinderchors "Unichorn" unter Leitung von Michael Weh.

Der Adventsgottesdienst in der Wallfahrtskirche vereinte eine große Gemeinde, die beeindruckt war von der herausragenden Leistung des Kirchenchors unter Leitung von Klaus Simon. Dass man in Oberried gerne singt, hat viel mit dem Männergesangverein "Schwarzwald" Oberried zu tun, der an diesem Adventsabend natürlich auch unter den Mitwirkenden war.

Ab 20 Uhr war dann offenes Adventssingen im romantischen Innenhof des Klosters. Alle waren dazu eingeladen, jüngere und ältere Menschen. Äußerlich war es kalt, doch das spielte bei warmen Herzen keine Rolle. Mit dabei waren die Jugendmusikschule Dreisamtal und drei Harfenspielerinnen aus dem Bergdorf Hofsgrund. Die ganze Zeit herrschte in den Klosterräumen ein Kommen und Gehen. Vielfältig war hier das Angebot. Gastronomen aus dem Ort versorgten die Besucher mit kleinen kulinarischen Köstlichkeiten. Gefragt waren besonders die Schnee-Eier, eine feine Süßspeise, und dazu ein wärmendes Glas Glühwein. Bei den Landfrauen konnte man es sich bei Kaffee und Linzertorte gut gehen lassen.

Die Landfrauen boten aber auch eine Ausstellung bewundernswerter Handarbeiten, die mit Liebe und Geduld hergestellt und geeignet waren, einem Beschenkten damit viel Freude zu bereiten. Auch die Freunde schöner Keramik fanden Vasen, Schalen, Springbrunnen und anderes.

Franz und Lydia Denz stellten Weihnachtskrippen aus. Der frühere Oberrieder Zimmermeister hat sich zum Kunsthandwerker entwickelt. Seine Krippen sind schlicht, im Detail ausdrucksstark und man spürt, dass sie das Geschehen der Heiligen Nacht vermitteln wollen.
Wolfgang Grosholz am 21.12.2004

  

 

Kunst für 1500 Jahre  Barbarastollen Oberried einlagern

OBERRIED (BZ). Der ehemalige "Barbarastollen" im Hörnlegrund in Oberried wurde von 1970 bis 1974 zum Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland (ZBO) ausgebaut. Dort lagern rund 36 000 Kilometer Sicherungsfilme von national wertvollem Archiv-und Bibliotheksgut. Es ist das größte Mikrofilmarchiv Europas und das einzige Bauwerk Deutschlands, das unter dem völkerrechtlichen Sonderschutz der Haager Konvention steht.

Zum 50-jährigen Bestehen der Haager Konvention öffnet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe den Barbarastollen, um 50 Kunstwerke deutscher Künstlerinnen und Künstler für 1500 Jahre in Edelstahlbehälter einzulagern. Die Aktion wurde von dem Künstler Adalbert Hoesle im Auftrag des Bundesverwaltungsamtes und unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsministerin Christina Weiss konzipiert. Es trägt den Titel "Subduktive Maßnahmen - 1500 Jahre Sonderschutz für 50 zeitgenössische Kunstwerke". Hoesle will mit seiner Aktion auf die seit vielen Jahrzehnten praktizierte Einlagerung hochrangigen Kulturguts hinweisen und Raum für kulturphilosophische Reflexionen schaffen.

Zu diesem Jubiläumsakt ist die Bevölkerung eingeladen. Von 13.30 Uhr an am Mittwoch, 21. Juli 2004, wird ein Buspendeldienst bereitstehen, um Besucher vom Schulplatz in Oberried zum Stollen zu bringen. Für Privatfahrzeuge ist an diesem Tag der Hörnlegrundweg gesperrt. Die Veranstaltung wird um 14 Uhr eröffnet, die Einlagerung beginnt um 15.30 Uhr.

  

Eine-Welt-Kreis Oberried Preisträger für Mollendo/Peru-Projekt
 

 

Die Delegation des "Eine-Welt-Kreises" Oberried vor einer Informationstafel, auf der das preisgekrönte Projekt beschrieben ist. Foto: Privat

Die Stiftung Entwicklungs-Zusamenarbeit Baden-Württemberg (SEZ) hat in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Stuttgart und dem Förderverein „Hilfe Direkt e.V.“ in diesem Jahr zum zweiten Mal den Eine-Welt-Preis Baden-Württemberg vergeben. Mit diesem Preis soll herausragendes Engagement aus dem Bereich der Entwicklungspolitik in Baden-Württemberg geehrt und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zu den diesjährigen Preisträgern gehört auch der Eine-Welt-Kreis der Pfarrgemeinde Oberried. Die aus renommierten Fach­leuten bestehende Jury hat das Partnerschaftsprojekt mit der peruanischen Pfarrgemeinde Mollendo und die damit verbundene entwicklungspolitische Arbeit des Eine-Welt-Kreises in Oberried als vorbildlich eingestuft und mit einem Preis in Höhe von 500 Euro ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand in der letzten Woche im Rahmen einer Feierstunde in Stuttgart statt. Eine Delegation des Eine-Welt-Kreises Oberried konnte bei dieser Gelegenheit die Auszeich­nung entgegennehmen.

Bei der Würdigung der besonderen Verdienste hob der Vorstand von „Hilfe Direkt e.V.“, Arnold F. Kienzl, besonders die Tatsache hervor, dass es dem Eine-Welt-Kreis  während seines 10-jährigen Bestehens in vorbildlicher Weise gelungen sei, in einer solch kleinen Gemeinde wie Oberried die Partnerschaft  auf eine breite Basis zu stellen und zahlreiche örtliche Grup­pierungen und Einzelpersonen in die Arbeit und die finanzielle Unterstützung einzubeziehen. Bei der Veranstaltung wurden insgesamt elf Preise für besonderes entwicklungspolitisches Engagement in vier unterschiedlichen Aktionsbereichen vergeben. Unter den Preisträgern be­finden sich auch mehrere Projekte aus dem Bereich „Fairer Handel“. Unter anderem wurde das Enga­gement der einzelnen Gruppen auch von Frau Edeltraud Teufel, der Ehefrau des Mi­nisterpräsidenten, sowie vom Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart, Dr. Wolfgang Schuster, gewürdigt.

Der Eine-Welt-Kreis Oberried gibt das Lob und die Auszeichnung gerne an die Oberrieder Bevölkerung weiter und bedankt sich bei dieser Gelegenheit herzlich für die Unterstützung, ohne die das Partnerschaftsprojekt nicht möglich wäre. Das Preisgeld wird für die Erweiterung der bisher monatlich mit 1.000 Euro unterstützten Kindertagesstätte in einem Elends­viertel in der peruanischen Hafenstadt Mollendo verwendet. Die Zahl der Kinder zwischen 2 und 13 Jahren, die dort täglich zwei Mahlzeiten erhalten und pädagogisch betreut werden, ist inzwischen auf fast 100 angewachsen. Aus diesem Grunde muss die bisherige provisorische Küche dringend erneuert und ein größerer Speisesaal eingerichtet werden. Darüber hinaus ist auch die Einrichtung von Werkstätten geplant. 16 Jugendliche, die in der Tagesstätte betreut werden, stehen unmittelbar vor dem Schulabschluss. Um der enorm hohen Arbeitslosigkeit insbesondere unter ungelernten Arbeitskräften zu begegnen, soll künftig in der Tagesstätte eine handwerkliche Ausbildung in den Bereichen Holz, Metall und Textil  angeboten werden. Von besonderer Bedeutung ist darüber hinaus auch die Tätigkeit der Sozialarbeiterin, die u.a. die Eltern der Kinder berät und deren Arbeitseinsatz bei der Bewältigung der Aufgaben der Tages­stätte organisiert. Die Personalkosten für die Sozialarbeiterin werden ebenfalls von der Ge­meinde Oberried getragen.

Weitere Information und Kontakt: 
Dr. Viktor Lüpertz, Tel. 07661– 98 13 55 luepertz@t-online.de
Spendenkonto: Kath. Kirchengemeinde Oberried, Konto 5219993,
Sparkasse Hochschwarzwald (BLZ 68051004), Stichwort: Mollendo.

  

 

Dorf aktuell – Oberried

Bürgermeister Winterhalter, Oberried 1/2004

Der Dreisamtäler im Gespräch mit Josef Winterhalter, Bürgermeister der Gemeinde Oberried und Mitglied des Kreistags des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald 

Das Interview führte Dagmar Engesser, Dorf aktuell

Dreisamtäler: Was gibt es an neuen Entwicklungen in Oberried?
Winterhalter
: Es gibt nicht Vieles, was wir in diesem Jahr leisten können, weil die Finanzlage sehr angespannt ist.  Nichtsdestotrotz planen wir, mit dem Bau des Abwasserkanals in Richtung Zastler zu beginnen. Diese Baumaßnahme liegt in einer Größenordnung von 600.000,- Euro. Voraussetzung ist natürlich, dass wir überhaupt eine Zuschussbewilligung erhalten, anders können wir das ohnehin nicht realisieren. Wir stellten im Herbst 2003 den Antrag, denn es steht zu befürchten, dass die Fördersituation sich zukünftig noch mehr verschlechtert und die Gemeindefinanzen noch mehr einbrechen werden.

Dreisamtäler: Geht es in Zastlertal um eine Kanalsanierung?
Winterhalter
: Es ist keine Sanierung, sondern ein Neubau. Der Ortsteil Zastler verfügt im mittleren Bereich bisher über keine öffentliche Kanalisation. Es handelt sich bei dem geplanten Neuanschluss insgesamt um ca. 25 Gebäude, die zur Zeit alle mit Hauskläranlagen ausgestattet sind. Erste Planungen dafür gab es schon vor dreißig Jahren. Bisher hat man diese Maßnahme in der Dringlichkeit aber immer hintenan gestellt. Mitte der 90er Jahre beispielsweise stand der Anschluss des gesamten Ortsteils Hofsgrund an die Kanalisation an, und Ende der 90er Jahre war es der Anschluss des  gesamten Ortsteiles St. Wilhelm. Was nun noch fehlt, ist der Anschluss des mittleren Zastlertals noch aus. Wenn wir das gemacht haben, dann haben wir im Bereich Kanalbau die Hausaufgaben in der Gesamtgemeinde erledigt.

Dreisamtäler: Dieses Jahr also Investitionen in den Kanalbau –ist sonst noch etwas geplant?
Winterhalter
: Das ist die einzige Infrastrukturmaßnahme in diesem Jahr von größerer Bedeutung. Ein weiterer Ausgabenblock ist bei der Gebäudeunterhaltung vorgesehen. Das gemeindeeigene Mehrfamilienhaus im Ortsteil Zastler soll saniert werden, die Außenhülle wird mit entsprechenden Dämmschichten versehen und es werden neue Fenster eingebaut. Die Maßnahme wird durch Grundstücksveräußerungen im Zastlertal finanziert.  Außerdem werden wir sicher die ein oder andere Unterhaltungsmaßnahme im Straßenbereich tätigen, allerdings auf einem relativ niedrigen Niveau. Wir müssten eigentlich mehr in das Straßennetz investieren, wollten wir die Qualität auf Dauer erhalten. Aber es fehlt das notwendige Kleingeld.

Dreisamtäler: Straßenunterhaltung in Oberried ist keine leichte Aufgabe schon allein aufgrund der Höhenunterschiede.
Winterhalter
: Oberried ist eine der größten Flächengemeinden im Landkreis mit über sechseinhalbtausend Hektar und die Tatsache, dass wir drei Ortsteile haben bedingt natürlich, dass wir ein weit verzweigtes Straßennetz in unterschiedlichster Höhenlage zu betreuen haben. Wir haben etwa 35 km Gemeindeverbindungsstraßen, also Straßen, die der Verbindung einzelner Ortsteile bzw. einzelner Weiler dienen, dazu kommen einige Kilometer Innerortsstraßen. Schätzungsweise sind es 50 km Straße, die geteert sind und regelmäßig betreut werden müssen.

Dreisamtäler: Gibt es spezielle Brennpunkte?
Winterhalter
: Eine besondere Aufgabe besteht darin, die Brückenbauwerke zu unterhalten. Da schob man auch  aus Kostengründen die Maßnahmen viele, viele Jahre immer weiter nach hinten, aber mittlerweile müssen wir aus Gründen der Verkehrssicherheit einige Sanierungsmaßnahmen umgehend durchführen. Wir haben in den beiden vergangenen Jahren zwei Brücken in Weilersbach saniert und in diesem Jahr ist eine dritte im Bereich des Gasthauses Schützen an der Reihe. Da ist der Zustand schon so, dass im Winter die Brückenoberfläche durchbricht und man das Wasser darunter sehen kann. Da besteht also schon dringender Handlungsbedarf.

Dreisamtäler: Was passiert, wenn für solche Sanierungen keine Fördermittel fließen?
Winterhalter
: Dann werden wir allmählich Straßenverhältnisse kriegen, wie sie früher in der DDR üblich waren. Ich hoffe ja immer noch, dass sich der Bundesgesetzgeber, aber auch das Land daran erinnern, dass die Kommunen mit dem notwendigen Geld ausgestattet werden müssen, um die zwingenden Unterhaltungsleistungen leisten zu können. Da gehören ja nicht nur Straßen dazu, es betrifft auch die Schulen, ich erinnere nur an die Debatte um das Kreisgymnasium. All diese Probleme resultierten daraus, dass die Kommunen ihre investiven Mittel in den vergangenen Jahren immer mehr zugunsten von Ausgaben im sozialen Bereich, sprich der Sozialhilfe, umschichten mussten. Mittlerweile hat man da die Schmerzgrenze überschritten mit verheerenden Konsequenzen für den Zustand von öffentlichen Einrichtungen.

 

10 Millionen Euro für ein neues Verwaltungsgebäude in Oberried
– sie fehlen bei der Sanierung des Schulzentrums

Dreisamtäler
: Im vergangenen Jahr haben Schüler dem Landrat einen Besuch abgestattet und Mittel für die Sanierung des Schulzentrums gefordert.
Winterhalter: Das Schulzentrum ist eigentlich kein altes Gebäude, es wurde vor ca. 30 Jahren errichtet. Heute ist der Sanierungsbedarf für den ganzen Komplex in einer Größenordnung, die fast schon Neubaudimensionen erreicht. Das Schlimme ist, dass dieser hohe Sanierungsbedarf gerade in eine Zeit schwacher Finanzen der Kommunen fällt.  Trotz allem müssen die dringendsten Maßnahmen durchgeführt werden Vorrangig ist dabei sicherlich die Asbestsanierung. Es besteht aber auch schon seit Jahren ein klar definierter Fehlbedarf an Räumen, vor allem Fachräumen, und auch hier muss Abhilfe geschaffen werden.

Dreisamtäler: Der Landrat war über die Forderungen der Schüler nicht sehr erfreut. Seiner Meinung gibt es einfach keine Gelder, um die Sanierung grundlegend anzugehen.
Winterhalter
: Die derzeit schlechte Finanzlage kommt für niemanden überraschend. Von der Tendenz her ist sie in der Finanzpolitik der vergangenen Jahrzehnte angelegt und Fachleute haben schon seit langem davor gewarnt. Wir haben die letzten Jahre, wenn man es einfach und salopp formulieren will, über unsere Verhältnisse gelebt, und zwar auf allen politischen Ebenen und immer in der Hoffnung, dass durch noch höheres Wirtschaftswachstum  letztendlich die auflaufenden Schulden sich automatisch in Nichts auflösen.

Der Sanierungsbedarf des Schulzentrums in Kirchzarten hat sich auch nicht über Nacht entwickelt, auch das war absehbar und hier sind meiner Meinung nach falsche Prioritäten gesetzt worden. Der Verwaltungsneubau des Landratsamtes ist ein Beispiel dafür. Dieser hatte für mich nie Priorität, die Unterhaltung und Sanierung von Schulen hat eine höhere Dringlichkeit. Und es ist Fakt, dass durch diesen Neubau zehn Millionen Euro gebunden sind, Gelder, die anderswo fehlen.

Dreisamtäler: Ein  Argument für das neue Verwaltungsgebäude war, dass es kostengünstiger sei neu zu bauen, als teure Mieten zu bezahlen.
Winterhalter
: Da haben wir von den Freien Wählern unsere eignen Berechnungen, die bestätigen das nicht. Die laufenden Ausgaben für Zins, Tilgung und Unterhaltung liegen mit Sicherheit höher als die Mieten. Die Aussage, dass die Mieten teurer wären basiert auf Annahmen, die hinterfragt werden müssen. Nämlich die Annahme, dass ein Verwaltungsgebäude nach dreißig Jahren noch einen hohen Wert habe. Im Regelfall werden solche Gebäude nach dreißig Jahren nicht mehr hoch eingeschätzt, sondern eher als Bauruinen klassifiziert. Eine weitere Annahme geht davon aus, dass die Mieten für Büroräume in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen. Aktuell haben wir jedoch einen Rückgang der Büromieten zu verzeichnen. Also auch schon in diesem kurzen Zeitraum, in der die Debatte geführt wird, sind diese Annahmen zum Teil schon widerlegt.

Verwaltungsreform - Wo bleibt die Strukturdebatte?

Winterhalter
:  In diesem Zusammenhang müsste auch in viel stärkerem Maße die kommende Verwaltungsreform diskutiert werden – und zwar öffentlich!
Die Verwaltungsreform wird ab 2005 umgesetzt. Bisherige Verwaltungsämter des Landes werden den Landkreisen zugeschlagen. Nehmen wir das Beispiel Forstverwaltung. Sie wird ab dem kommenden Jahr Behörde des Landkreises sein, das ist die Vorgabe des Landes. Das Land schreibt aber nicht vor, wie dies zu geschehen hat. Möglich wäre eine zentrale Unterbringung in Freiburg. Genauso könnten aber auch zwei, drei kleinere Einheiten gebildet werden, die im Landkreis verteilt werden.
Hier muss diskutiert werden, was wir wollen: eine zentralisierte Mammut-Großbehörde oder ein in die Fläche gehendes Verwaltungsnetzwerk. Letzteres würde auch eine Aufwertung und Stärkung des ländlichen Raumes nach sich ziehen.
Es ist dringend nötig, eine solche Strukturdebatte unter den Aspekten Finanzen und Bürgernähe zu führen. Bisher fand dies nur hinter verschlossenen Türen statt.

Infrastruktur in Oberried

Winterhalter: Bedauerlich ist, dass der Lebensmittelmarkt im vergangenen Jahr wegen mangelnder Rentabilität geschlossen wurde. Die Leute haben in unmittelbarer Nähe, sprich Kirchzarten, ein gutes Einkaufsangebot, insofern tut sich jedes Geschäft in Oberried schwer. Wir sind froh, dass der Edekabetrieb aus Kirchzarten die Bäckerei in Oberried übernommen hat und ein Grundangebot an Lebensmitteln vor Ort verkauft. So ist zumindest für Gäste und Personen, die nicht sehr mobil sind, ein Grundbedarf abgedeckt.
Ansonsten haben wir eigentlich alles, was man üblicherweise in einer Gemeinde hat: Arzt, Zahnarzt, Apotheke, Frisör, Tankstelle. Gut ausgestattet sind wir vor allem mit gastronomischen Betrieben, die alle ein sehr gutes Renommee haben. Diese Betriebe sind vor allem auch für den Tourismus wichtig.

Tourismus in Oberried – auch hier eine Strukturdebatte

Dreisamtäler: Der Tourismus im Schwarzwald kämpft nach wie vor um höhere Gästezahlen.
Winterhalter: Die Übernachtungszahlen sind in Oberried bisher gegen den Trend positiv, wir haben seit zwei, drei Jahren Zuwächse, während  im gleichen Zeitraum die Übernachtungen im Schwarzwald abnehmen. Wir sind sehr optimistisch, denn das Dreisamtal und insbesondere Oberried ist eine gute Urlaubsregion; eine Urlaubsregion, die den Individualreisenden, der sich der Natur verbunden fühlt, anspricht. Es ist allerdings notwendig, dass wir eine Art Leitbild entwickeln, in dem klar definiert wird, auf was wir im Tourismus setzen und das dann ganz konsequente Handlungsfolgen mit sich bringt. Hier haben wir noch Verbesserungsbedarf.
Ein zweiter Punkt, der verbesserungswürdig ist, das sind die Verwaltungsstrukturen im Tourismus. Wenn im Dreisamtal schon gemeinsam Tourismusarbeit gemacht wird, dann sollten auch die Gremien und Arbeitsstrukturen mehr vereinheitlicht werden. Zum Beispiel in Form eines Tourismusvereins, der dann allerdings eigenverantwortlich die derzeit von den verschiedenen Gemeinden und von privaten Vereinen geleistete Arbeit durchführt.

Dreisamtäler: Können Sie das konkretisieren?
Winterhalter
: Im Augenblick haben wir eine Vielfalt von Gremien, die teilweise mit sich überschneidenden Personenbesetzungen arbeiten. Es gibt
den Arbeitskreis Tourismus,
die Interessensgemeinschaft Dreisamtal,
den Bürgermeistersprengel und
die vier Gemeinderäte des Dreisamtals.
Sie alle fühlen sich berufen, zu touristischen Fragen Stellung zu nehmen oder auch Entscheidungen zu treffen und oftmals werden Fragestellungen hin und her geschoben. Das ist nicht besonders effizient.

Schwarzwaldtherme

Dreisamtäler
: Braucht Oberried eine Schwarzwaldtherme?
Winterhalter
: Wenn jemand privat eine Schwarzwaldtherme bauen will, dann soll er das tun. Eine Therme ist immer eine Bereicherung. Wenn man aber in Zeiten des knappen Geldes Prioritäten zu setzen hat, dann kommt für mich eine Therme nicht an erster Stelle. Wichtiger erscheint mir, vorhandene Strukturen vor Ort auszubauen oder innovative Angebote zum Beispiel im ÖPNV-Sektor - Stichwort KONUS (Kostenlose Nutzung von Bus und Bahn für Urlauber) – zu erarbeiten.
Ich glaube nicht, dass eine Therme ein maßgebliches Entscheidungskriterium dafür ist, im Schwarwald Urlaub zu machen. Die Leute kommen hier her – und das sagen alle Umfragen – weil sie den Schwarzwald als Naturraum erleben wollen. Wer sich unter Palmen räkeln will, fliegt sowieso gleich nach Mallorca.

Öffentlicher Nahverkehr – kann das gute Angebot zukünftig gehalten werden?

Dreisamtäler
: Wie sieht die Situation des öffentlichen Nahverkehrs aus?
Winterhalter
: Derzeit ist Oberried gut an den Kirchzartener Bahnhof und damit an Freiburg angebunden. Die Situation im ÖPNV kann in den nächsten Jahren allerdings kritisch werden, denn das Land will seine Zuschüsse in Millionenhöhe zurückfahren. Das entstehende Finanzierungsdefizit kann nicht über höhere Zuschüsse seitens der Kommunen ausgeglichen werden. Wenn das Angebot aufrecht erhalten werden soll, müssen die Bürger mit höheren Fahrpreisen rechnen. Die Alternative ist die Einschränkung des Angebots. Auch hier geht es um die Frage der Prioritätensetzung. Wofür werden auf Landesebene Gelder ausgegeben - will man es in die Entwicklung zum Beispiel einer Messe bei Stuttgart stecken oder will man wie bisher die ÖPNV-Netze fördern? Meines Erachtens sollte man bei Investitionen in neue Messen eher zurückhaltend sein, denn selbst in Wirtschaftskreisen ist die wirtschaftliche Bedeutung einer derart neuen großen Messe umstritten.

Dreisamtäler: Macht es noch Spaß Bürgermeister zu sein?
Winterhalter
: Der Bürgermeisterposten war und ist mit Sicherheit nie ein Spaßposten, deswegen gibt es hier weder ein Ja noch ein Nein. Aber: Ich mache die Arbeit gerne. Durch die finanziellen Probleme sind die Gestaltungsräume in der Tat sehr eingeengt. In schwierigen Zeiten ist Kreativität gefragt und insoweit bin ich noch mehr gefordert. Wir befinden uns derzeit in einer Umbruchphase. Die Finanzkrise, die wir im Augenblick erleben, ist nicht ein vorübergehendes Phänomen, sondern der Beginn einer neuen Entwicklung. Geld ist zukünftig nicht mehr in Fülle vorhanden. Ich bin der Meinung, dass sich unsere Gesellschaft auf neue Rahmenbedingungen einstellen muss. Die Menschen müssen sich  wieder darauf besinnen, untereinander unterstützende Netzwerke aufzubauen. Der Ruf nach dem Staat, der für alles und jeden zuständig ist, wird künftig mehr und mehr ungehört verhallen. Und das sind Herausforderungen, denen ich mich gerne stellen will.

Dreisamtäler: Herr Winterhalter, ich danke für das Gespräch!

Für den Dreisamtäler unterhielt sich Dagmar Engesser mit Bürgermeister Josef Winterhalter
www.dreisamtaeler.de vom 8.4.2004

  

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