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Kraft-Wärme-Kopplung
im Breisgau und Hochschwarzwald
  

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"Abwärme zur Stromerzeugung nutzen": KWK, Blockheizkraftwerk, BHK, ...


Blick zum Pelletwerk (oben rechts) bei Dold Holzwerke in Buchenbach im Schwarzwald an 6.4.2006
  

Wärme und Strom gehören zusammen wie der Humus zur Pflanze.

Wenn man Gas verbrennt, um Wasser für eine Heizung zu erwärmen, kann man nach heutigem Stand der Technik, also der Wärme-Kraft-Kopplung, gleichzeitig Strom als Beiprodukt erzeugen.

Dann hat man die eingesetzte Energie - wie hier das Gas - im Vergleich zum reinen Gaskraftwerk mehr als 50 Prozent besser genutzt.

 


Bild: Blick zum Pelletwerk (oben rechts) bei Dold Holzwerke in Buchenbach im Schwarzwald an 6.4.2006 - auch hier wird KWK praktiziert

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) umfasst die gleichzeitige Erzeugung von Strom (Kraft) und Wärme in einem Heizkraft- oder Blockheizkraftwerk (BHKW). Wärme entsteht bei jeder Stromerzeugung. Konventionelle Kraftwerke blasen sie entweder durch Kühltürme in die Luft oder heizen damit Flüsse auf. Hingegen wird bei Heizkraftwerken oder BHKWs das "Abfallprodukt" in Wohngebieten als Heizungswärme oder in Industrieanlagen für wärmeabhängige Produktionsprozesse genutzt. Wie bei Kraftwerken können Öl, Gas, aber auch Holz verbrannt werden. Dadurch wird die Primärenergie zu fast 90 Prozent genutzt, während bei reinen Kraftwerken lediglich 30 Prozent als Strom beim Verbraucher ankommen.

Kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerk)

Kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerk): 12 % Verlust

Im BHKW wird mit nur 12% Verlust (siehe oben) nur relativ wenig Brennstoff vergeudet. Um die gleiche Menge an Strom und Wärme mit konventionellen Kraftwerken und parallel laufenden Heizkraftwerken bereitzustellen, muß deutlich mehr Energie eingesetzt werden: 78% Verlust fallen an (siehe unten).

 

Getrennte Erzeugung von Strom (im Kraftwerk) und Wärme (im Heizkessel): 78 % Verlust
Getrennte Erzeugung von Strom (im Kraftwerk) und Wärme (im Heizkessel): 78 % Verlust

BHKW sind kleinere bis mittelgroße Anlagen bis zu 20 Megawatt und stehen meist in einem Wohngebiet, das sie mit Strom und Wärme versorgen. Hingegen sind Heizkraftwerke größer und beliefern größere Gebiete über ein Fernwärmenetz. Häufigster Energieträger von BHKW ist Erdgas. BHKW springen meist an, wenn Wärme gebraucht wird und speisen Strom dann ins Hausnetz, während überflüssiger Strom ins örtliche Stromnetz fließt.
Mini-BHKW ist eine "stromerzeugende Heizung" mit bis zu 10 Kilowatt elektrische Leistung: Diese waschmaschinengroße Geräte stehen (häufig in Dänemark) in Ein- und Zweifamilienhäusern.

Stadt Freiburg gewinnt 345000 Euro - für Blockheizkraftwerkskampagne

Der Freiburger Umweltschutz- und Energiewendeverein ECOtrinova e.V. beglückwünscht die Stadt Freiburg, namentlich das Umweltschutzamt, zum heutigen Gewinn von 345.000 Euro für zwei Energie- und Verkehrskampagnen in Freiburg beim Landeswettbewerb "Klimaneutrale Kommune". ECOtrinova-Vorsitzender Dr. Georg Löser, Energieökologe, geht nun davon aus,  dass die vom Gemeinderat schon am 2.2.2010 einhellig beschlossene Blockheizkraftwerke-Kampagne für den Ersatz alter Heizungen in Stadtteilen wie der Wiehre ab 2012 tatsächlich durchgeführt wird. Das ginge nun wahlweise mit schon vom Gemeinderat bereitgestellten Mitteln des laufenden Doppelhaushaltes oder mit Mitteln aus dem nun gewonnenen Landeswettbewerb.
ECOtrinova und Mitglieder haben sich, auch zusammen mit dem Klimabündnis Freiburg, in den vergangenen Jahren wiederholt anregend und mit Kurzexpertisen zu Energie-Klimaschutz- und Verkehrsthemen an die Stadt und den Gemeinderat gewandt. Besonders die Stadtteile-Kampagne für Blockheizkraftwerke, Energiesparen und erneuerbare Energien für Wiehre-Altbauten und anderswo, die ECOtrinova seit Juni 2008 ausführlich an Stadt und Gemeinderat vorschlug, steht nun an.  Die Stadtteilleitlinien STELL für die Wiehre, die Stadtmitte und auch z.B. für den Stühlinger können jetzt vor allem mit ihren mehrere tausend denkmalgeschützten schönen Altbauten von den anstehenden Freiburger Kampagnen für stromerzeugende Heizungen und andere klimaschützende und energiesparende, meist wirtschaftliche Maßnahmen profitieren. ECOtrinova und seine zu Energie und Klimaschutz spezialisierten Mitglieder und Mitgliedsinstitutionen, so Löser, würden dabei gern weiter mitwirken.
12.3.2012; ECOTRINOVA

 

Erdgas-Blockheizkraftwerk + Holzhackschnitzel in FR-Vauban

Mit einem Tag der offenen Tür beim Stadtteilfest am Samstag, 9. Juli, stellt die Tochter des Energieversorgers Badenova, Wärmeplus ihr Heizkraftwerk in der Clara-Immerwahr-Straße als Ausdruck der Energiewende und Beispiel für eine nachhaltige, regenerative Energieversorgung vor. Energieexperten bieten von 15 bis 18 Uhr Führungen durch die Heizanlage an. Dass sich in der Energiezentrale in Vauban etwas getan hat, ist schon von außen sichtbar: Ein 28 Meter hoher, schmaler Kamin ragt in den Himmel, ein in Silber verpackter Pufferspeicher steht neu auf dem Vorplatz. Holzhackschnitzel sind eine wichtige Säule der Energieversorgung, daneben sorgt ein neues Erdgas-Blockheizkraftwerk für die Grundlast. Zusammen mit dem Einbau einer Wärmepumpe, der Umrüstung des Hackschnitzelkessels von Dampf- auf Heißwasserbetrieb sowie einem Spitzenlastkessel, ist das Heizkraftwerk für eine zuverlässige und ökologische Wärme- und Stromversorgung des Stadtteils ausgelegt. Der Gesamtwirkungsgrad der Anlage von 96,4 Prozent beeindruckt sogar Energieexperten. "Im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken und der getrennten Energieerzeugung, werden alleine mit dem neuen BHKW und der Wärmepumpe jährlich rund 2800 Tonnen klimaschädliches CO2 vermieden – das entspricht 1140 Kleinwagen mit einer Fahrleistung von 15 000 Kilometern pro Jahr", so Klaus Preiser, der Geschäftsführer von Wärmeplus. Über ein 14 Kilometer langes Nahwärmenetz gelangt die Wärme (Heizwasser) in die Haushalte in Vauban. Das neue BHKW produziert neben der Wärme jetzt soviel Strom, dass alle Haushalte ganzjährig mit Wärme und Strom versorgt werden können. Programm: Samstag, 9. Juli: 15 bis 18 Uhr Führungen durch die Heizzentrale (rund 30 Minuten pro Tour); Spielmöglichkeiten für Kinder, unter anderem mit Hüpfburg und "Strampeln für den Strom"; Musik: ab 15 Uhr "Nikotin" (Punk-/ Rock/ Alternative aus Freiburg); ab 16 Uhr Allez-hop (Junger Tanz Freiburg); ab 17 Uhr Feeling Good (Latin Jazz, Bossa Nova). Der Eintritt ist frei.
6.7.2011, badenova


 

Eine Million Mini-BHKW - Potenzial schlummert in den Kellern

Zu: "Die Lichter im Land" und "Viele kleine Kraftwerke mindern den Speicherbedarf", Beiträge von Bernward Janzing (Wirtschaft, 28. April):
http://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/wie-realistisch-ist-ein-abschied-von-der-kernenergie--44677864.html

Obigen Artikel fand ich grundsätzlich gut und passend zur jetzigen Diskussion. Es wird jedoch nur an einer Stelle ganz kurz über den Bau von Gas-Blockheizkraftwerke geschrieben. Im nachfolgenden Artikel "Viele kleine Kraftwerke mindern den Speicherbedarf" wird genauso kurz auf das Projekt von Lichtblick eingegangen. Das ist alles über BHKW. Dabei kann sich jeder ausrechnen, welches Potential in den Heizkellern der Bestandsbauten schläft und aus Interesse bestimmter Monopolisten möglichst weiter schlafen soll. Eine Million Mini-BHKW mit einer Leistung bis 30 Kilowattstunden könnten stündlich 30 Millionen Kilowattstunden Strom bereitstellen, wenn Bedarf ist. Sie könnten in Minutenschnelle an- und abgeschaltet werden. Es braucht dafür keine neuen Stromnetze, keine Autobatterien oder Speicherkraftwerke, höchstens ergänzende Warmwasserspeicher, da diese ja schon in jedem Haus stehen. Sie würden sofort 30 Prozent CO2 reduzieren, da die zur Verfügung gestellte Energie zu 90 Prozent genutzt wird, statt 60 Prozent wie ein Heizkraftwerk ohne KWK. Die zusätzliche Ausbeute wird in Strom umgewandelt.  
7.5.2011, Anhold Löffler, Freiburg

Studie zum Ausbau der Blockheizkraftwerke in Freiburg vorgestellt

Wenn Freiburg wie geplant den Ausstoß von Kohlendioxid bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent reduzieren will, geht das nur mit viel Anstrengung an gleich drei Fronten: Energie sparen, Energie effizient nutzen und erneuerbare Energien ausbauen. Dabei spielt die Kraftwärmekopplung (KWK) – wenn also die Abwärme der Stromerzeugung genutzt wird, um Gebäude zu heizen – eine wichtige Rolle. Deshalb hat das Umweltamt eine Studie dazu beim Planungsbüro Solares Bauen in Zusammenarbeit mit dem Klimabündnis Freiburg in Auftrag gegeben. Für die Experten sind die Schlussfolgerungen klar. "Abwärme muss in Zukunft zum Heizen eingesetzt werden", sind sich Martin Ufheil von Solares Bauen und Jörg Lange vom Klimabündnis Freiburg einig. Ihrer Analyse nach rentiert sich der Einsatz von – eher mittelgroßen als kleinen – Blockheizkraftwerken in öffentlichen oder Büro-Gebäuden und Mehrfamilienhäusern. Die Stadt Freiburg solle dabei mit gutem Beispiel vorangehen und innerhalb der nächsten sechs Jahre 60 städtischen Gebäude mit einem jährlichen Energieverbrauch von mehr als 100 000 Kilowattstunden auf Kraftwärmekopplung umstellen. Dazu, so Ufheil, müsse die Stadt vier Millionen Euro in einen Topf einzahlen. Im nächsten Doppelhaushalt sollten mindestens 20 Gebäude für KWK vorgesehen werden. Parallel dazu sollen eine jährlich tagende Expertenrunde und eine Informationsplattform im Internet aufgebaut werden. Wichtig wäre nach Ansicht der Experten vor allem eine angemessene Einspeisevergütung – das allerdings ist Bundessache. "Es reichen Vergütungen, die etwa 80 Prozent des Strombezugspreises entsprechen. Dies sind je nach Größe des Blockheizkraftwerks 10 bis 14 Cent pro Kilowattstunde", so die Studie.
23.3.2011, Klimabündnis FR

 

EWK Kirchzarten nahm erstes Blockheizkraftwerk in Betrieb

Campingplatz, Schwimmbad und Kurhaus nun in einem Nahwärmeverbund vereint – BHKW mit Erdgas betrieben

Kirchzarten (glü.) Was macht die Gemeinde Kirchzarten, die zwei über zwanzig Jahre alte Heizzentralen mit überdimensionierten Kesselanlagen für drei Institutionen betreibt, deren Austausch dringend erforderlich ist? Sie beauftragt im April 2010 durch ihren Gemeinderat, die gemeindeeigene „Energie- und Wasserversorgung Kirchzarten GmbH“ – kurz EWK – mit der Errichtung und dem Betrieb einer neuen zentralen Wärmeerzeugungsanlage auf der Basis eines Erdgas-Blockheizkraftwerkes mit dem Anschluss der Objekte Dreisambad, Kurhaus und Campingplatz. Vergangene Woche nun konnte die im Keller eines Sanitärgebäudes auf dem Campingplatz von der EWK unter Beratung der „Badenova-Wärmeplus“ entstandene „Strom- und Wärmeerzeugung im Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Brennwertkesselanlage“ von Bürgermeister Andreas Hall im Beisein von rund 60 Gästen feierlich eingeweiht werden.
Für EWK-Geschäftsführer Arnd Frieling ist die EWK mit der Schaffung des neuen Nahwärmeverbundes in ein neues Zeitalter der Energiegewinnung und -versorgung gestartet: „Mit diesem Leuchtturmprojekt haben wir die Wärmeversorgung der drei Objekte langfristig auf ein sicheres Fundament gestellt.“ Er erläuterte den Festgästen die neue Technik. Die neue Wärmeerzeugungsanlage bestehe aus einem erdgasbefeuerten Brennwertkessel und einer modernen, ökonomisch und ökologisch effizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlage mit erdgasbetriebenem BHKW. Die erzeugte Wärme werde sowohl im Campingbereich genutzt als auch über das Wärmeleitungsnetz ins Dreisambad und Kurhaus geliefert. Bisher wurden Dreisambad und Campingbereich aus einer gemeinsamen Heizzentrale mit zwei Erdgaskesseln mit Wärme für Trinkwasser und Heizung versorgt. Das Kurhaus hatte zur Wärmeversorgung ebenfalls eine erdgasbetriebene Doppelkesselanlage. Durch die jetzt gekoppelte Erzeugung von Wärme und Strom wird mit der neuen Anlage eine optimale Nutzung – circa 87 Prozent – der zugeführten Brennstoffenergie (Erdgas) erreicht. Die moderne Anlage arbeitet äußerst klimaschonend und schafft eine Primärenergieeinsparung von etwa 37 Prozent sowie eine Einsparung von jährlich rund 102 Tonnen CO2 gegenüber konventionellen Kraftwerken mit getrennter Energieerzeugung. Mit einer neuen 180 Meter langen Wärmeleitung erfolgte die Anbindung des Kurhauses an die dort bestehende Wärmeleitung. Der vom BHKW erzeugte elektrische Strom wird in die Hauptverteilung im Campingbereich eingespeist. Hier nicht genutzter Strom fließt in das Niederspanungsnetz der EWK. Sämtliche Investitionen zur Errichtung des BHKW, nur fünf Monate Bauzeit waren notwendig, sowie zur Konzeption, Planung und Management des rund 350.000 Euro teuren Projektes liegen in der Verantwortung der EWK. Andreas Kaufmann vom EWK-Partner Badenova-Wärmeplus bezeichnete die neue Anlage als „wirtschaftliche und zugleich ökologisch äußerst sinnvolle Energieversorgung“. Die Gemeinde habe durch den Leasingvertrag eine hohe Versorgungssicherheit mit keinerlei Wartungs- und Instandsetzungskosten. Bürgermeister Andreas Hall hatte zuvor den Entwicklungsprozess der neuen Anlage beschrieben. Er zeigte sich stolz, dass die EWK nun auch als Komplettanbieter von Wärme auftrete. Wichtig war für ihn, dass der Vertrag bei gegebenen technischen Voraussetzungen auch den Umstieg vom Erdgas auf erneuerbare Energien ermögliche.
11.2.2011, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

Grüne Initiative: Freiburger KWK-Offensive

Stadtverwaltung legt Gemeinderat „Masterplan Energieeffizienz“ vor

Auf dem Weg zur CO2-neutralen Stadt Freiburg spielt der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) eine wesentliche Rolle: Die hocheffiziente gleichzeitige Erzeugung von Wärme und Strom, z.B. durch Blockheizkraftwerke (BHKW), bringt eine Einsparung von Energie und CO2 von 30-50% (und mehr) im Vergleich zur getrennten Stromerzeugung in fossil befeuerten Großkraftwerken bzw. zur dezentralen Wärmeerzeugung mittels konventioneller Heizkessel. Ende 2008 waren in Freiburg rund 140 KWK-Anlagen in Betrieb - vom gasbefeuerten Wärmeverbundkraftwerk Rhodia/Badenova, das fast die Hälfte des Freiburger Strombedarfs produziert, über Stadtteil-BHKWs in Weingarten/Rieselfeld oder Landwasser und Hallenbad-BHKWs, bis hin zu Kleinanlagen im Gewerbe oder in Mehrfamilienhäusern. Die Zahlen für 2009 stehen noch aus, doch von einer deutlichen Steigerung kann ausgegangen werden. Dies nicht zuletzt auch dank der Einführung und Förderung von Micro-BHKWs für Ein- bis Dreifamilienhaushalte durch Badenova. Doch das Ausbaupotenzial, das es zu aktivieren gilt, ist damit noch längst nicht ausgeschöpft.
Auf Initiative von JF/GRÜNEN beauftragte der Gemeinderat letztes Jahr die Verwaltung, ein Konzept zum systematischen KWK-Ausbau in Freiburg vorzulegen. Neben der Optimierung und dem Ausbau vorhandener Nah- und Fernwärmenetze sollte vor allem der Versorgung des Gebäudebestandes mit BHKWs das Hauptaugenmerk gelten.

Dem lag die Erkenntnis zu Grunde, dass bei der Wärmeversorgung von Altbauten immense Einsparpotenziale für Energie und CO2 bestehen, die durch den Einsatz von BHKWs - idealerweise auf Basis regenerativer Energieträger wie Pellets oder Bioerdgas - realisiert werden könnten. Während der gleichzeitig umweltfreundlich erzeugte Strom sukzessive „dreckigen“ Kohle- und Atomstrom ersetzen könnte. Die Verwaltung hat daraufhin einen Masterplan „Energieeffiziente Stadt Freiburg“ entwickelt, der kommenden Dienstag vom Gemeinderat verabschiedet werden soll und aus drei Bausteinen besteht:

  • Ein Wärmekataster liefert Datengrundlagen wie den Energie-verbrauch auf Baublockebene, die Bezugsquellen, die Energie erzeugungsanlagen und die Energietransportmöglichkeiten.
  • Darauf aufbauend werden Szenarien für eine KWK-Ausbau-Strategie samt konkreten Lösungsvorschlägen auf Quartiersebene in Zusammenarbeit mit den Hauptakteuren erarbeitet.
  • Zur Umsetzung wird ein Öffentlichkeitsarbeitskonzept mit dem Klimabündnis Freiburg entwickelt, das u.a. auf einer Analyse bisheriger Hemmnisse, vor allem im Klein-BHKW-Bereich, basiert.

Den verschiedenen Zielgruppen (vom Hausbesitzer über Eigentümer-gemeinschaften und Wohnbaugesellschaften bis zum Gewerbebetrieb) sollen die wichtigsten Informationen zur KWK-Thematik verständlich und leicht zugänglich bereitgestellt werden. Vorgesehen sind eine Internet-Informationsplattform mit konkreten Projekten, ein BHKW-Rechner, Beratungstage mit dem Handwerk oder Anlagen-Besichtigungstermine. Nach Einschätzung von JF/GRÜNEN werden dadurch in Kürze weitere wesentliche Voraussetzungen für einen Durchbruch der KWK-Technologie in Freiburg zur Verfügung stehen. Damit bestünde die berechtigte Hoffnung, dass die schon seit Jahren geforderte breite Anwendung der effizienten und umweltfreundlichen Erzeugung von Strom und Wärme in dezentralen BHKWs endlich umgesetzt werden könne. Doch während sich Freiburg pro Klimaschutz engagiert, passiert in Berlin das Gegenteil: Atomkraftwerke sollen länger laufen dürfen, was den Ausbau der regenerativen Energien massiv behindern würde. Gleichzeitig soll die ohnehin schon degressiv gestaltete Solarstromvergütung durch eine zusätzliche Sonderabsenkung nochmals unverhältnismäßig stark gekürzt werden. Und dem bislang erfolgreichen Bundesförderprogramm für Mini-BHKW droht gar die Abschaffung. So wird Klimaschutz ad absurdum geführt. …. Wie war das nochmals mit der Klimakanzlerin?
28.1.2010, fraktion@gruene-freiburg.de

 

Aus Hackschnitzel Holzgas erzeugen und dann Strom plus Wärme

Trotz aller Rückschläge: Den nachwachsenden Rohstoffen wird wohl die Zukunft gehören. Am effektivsten lassen sie sich nutzen, wenn gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt werden. Und das funktioniert nicht nur mit Biogas, sondern auch mit Holz, genauer mit Holzgas.

Still ist es in Elsenberg in der Fränkischen Schweiz, und ganz besonders still in der Ölmühle Werner. Kaum jemand kommt noch zur Pflanzenöl-Tankstelle. Landwirt Bernhard Werner hatte fünf Millionen Euro investiert und auf Biotreibstoff von heimischen Äckern gesetzt. Ein Flop! Seine Rapssilos sind leer und seine Ölmühle steht die meiste Zeit still. Anfangs lief es noch prima, erzählt er. Die Speditionen stellten ihre LKWs auf den Betrieb mit Rapsöl um. Doch sobald die Besteuerung von Bio-Sprit angekündigt war, ging es mit dem Geschäft bergab. Nun versucht es der Energiewirt mit einem anderen nachwachsenden Rohstoff: mit Holz. Um Strom und Wärme zu erzeugen, sollte ein Holzvergaser her. Und weil es zuverlässig funktionierende Holzvergaser nicht von der Stange zu kaufen gibt, entwickelte und baute Bernhard Werner sein eigenes Modell. Im Holzvergaser verbrennt das Holz nicht vollständig mit offener Flamme, sondern unvollständig unter Luftmangel. Dabei entsteht brennbares Holzgas. In den Vorratsbehälter seines Holzvergasers schüttet der Energiewirt trockene Holzhackschnitzel. Das Holz fällt automatisch in kleinen Portionen durch mehrere Schleusen in den Holzvergaserkessel. Die Schleusen werden nur kurz geöffnet, damit nicht unkontrolliert Luft in den Kessel kommt. Schließlich soll im Holzvergaser das Holz nur glühen, damit Holzgas entsteht, aber nicht gleich verbrennt. Nach wenigen Minuten ist die Qualität des Holzgases so gut, dass es nicht mehr abgefackelt werden muss, sondern einen riesigen Schiffsmotor antreiben kann, den Bernhard Werner in Ostdeutschland gekauft hatte. Der Schiffsmotor treibt einen Generator an und erzeugt gleichzeitig Strom und Abwärme. Das Ungetüm ist ein effizientes und ökologisch sinnvolles Blockheizkraftwerk. Der Schiffsmotor wird mit Pflanzenöl gestartet, Bernhard Werner lässt ihn kurz warm laufen und schaltet dann um auf Holzgas-Betrieb. Der extrem langsam laufende Schiffsmotor tuckert zuverlässig rund um die Uhr. Das geht nur, weil  Bernhard Werner besonders sauberes Gas erzeugt. Motorschädlicher Kohlestaub wird herausgewaschen. Die Leistung des Holzgas-Kraftwerks ist beachtlich: 200 Kilowatt Strom plus die gleiche Menge Wärme. Eine Gewinnrechnung.

Bernhard Werner, Energiewirt: "Aus 0,7 Kilo Holz können wir ein Kilowatt Strom machen. Die 0,7 Kilo Holz kosten - bei 100 Euro die Tonne - sieben Cent. Und der Strom wird zwischen 21 und 23 Cent vergütet."

Der Tüftler erzeugt mit Holz so viel Strom und Wärme wie andere Bauern mit einer großen Biogas-Anlage. Auch ohne Gülle und Mais lässt sich also Strom ins öffentliche Netz verkaufen  - plus Wärme zum Heizen oder Trocknen.
Die Holzgas-Produktion funktioniert nur mit Hackschnitzeln im XXL-Format. Die hackt der Energiewirt und trocknet sie auf einem selbst konstruierten Trocknungs-Wagen. Billige Abwärme fällt ja bei der Stromerzeugung reichlich an. Also wird sie auch genutzt. Bernhard Werner hat nur wenig eigenen Wald. Das Holz kauft er von den umliegenden Waldbauern in der Fränkischen Schweiz. Die freuen sich über den neuartigen Holzvergaser von Bernhard Werner. Er verbraucht täglich etwa drei Tonnen Schwachholz - ein guter Kunde also. Nebenbei spaltet der Energiewirt für die Waldbesitzer Buchenholz und macht daraus Brennholz für Kaminöfen. Mit der Abwärme seines Holzvergasers trocknet er die Scheite auf weniger als 20 Prozent Restfeuchte. So profitieren die Waldbesitzer zusätzlich. Sie bekommen für ihr gut getrocknetes Holz 70 bis 75 Euro je Schüttraummeter, je nach Gewicht. Dem Privatverbraucher sind die höhere Energieausbeute, die höhere Qualität und das einfachere Handling den höheren Preis wert, sagt Reinhold Wunder von der Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz. Strom und Wärme aus Holz statt aus Pflanzenöl oder Biogas. Energiewirt Bernhard Werner beweist, dass es funktioniert – mit Holzgas. Jetzt will er seine Anlage, seine Erfindung, auch für andere Leute bauen, die den nachwachsenden Rohstoff Holz nicht mehr bloß verbrennen, sondern effektiver nutzen wollen. 

Energiewirt Bernhard Werner
Elsenberg Nr. 10, 91361 Pinzberg, Tel 09191 / 13145

 

Stromerzeugende Heizung über BHKW für Mieter und Vermieter

Über <Stromerzeugende Heizung für alle? Blockheizkraftwerke für Vermieter und Mieter in Wohngebäuden und im Gewerbe> berichtet anhand aktueller Beispiele Diplomingenieur Christian Meyer von Energy-Consulting-Meyer, March,
am Samstag, 28. November 2009, 10.30 Uhr,
im Hörsaal 1015 im Kollegiengebäude 1 der Universität Freiburg (Stadtmitte).
Für die anschließende Besichtigung des Blockheizkraftwerks der Jugendherberge Freiburg ist eine Anmeldung erforderlich bis 27. November an ecotrinova@web.de oder T. 0761-2168730 beim Treffpunkt Freiburg. Der Eintritt ist frei. Es lädt ein das Samstags-Forum Regio Freiburg von ECOtrinova e.V., u-asta der Universität, Klimabündnis und Energieagentur Regio Freiburg sowie weiteren Partnern. Schirmherrin ist die Freiburger Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik.

Blockheizkraftwerks-(BHKW)-Strategie für Freiburg
Seit dem Klimaschutzkonzept von 1995 ist eine Blockheizkraftwerks-(BHKW)-Strategie für Freiburg fällig. Sie wurde von der Stadt für den Herbst 2009 vorangekündigt. Gründe für einen starken (weiteren) BHKW-Ausbau sind Klimaschutz und der Atomenergie-Ausstieg. Bisher kamen Kraftwärmekopplung und BHKWs in Freiburg hauptsächlich durch das Wärmeverbundkraftwerk bei der Rhodia (ca. 40% des Stroms in Freiburg) und eine Reihe großer und mittlerer BHKW (ca. 10% der Freiburger Stroms) zum Tragen. Das kann aus aktuellen Gründen auch durch zahlreiche kleine BHKWs noch wesentlich erhöht werden. Dazu will diese Veranstaltung unabhängig informieren.
Ingenieur Christian Meyer, ein führender BHKW-Experte, hat zusammen mit weiteren Fachleuten ein praktisches Verfahren für von Vermietern und Mietern betriebene BHKWs in Mehrfamilienhäusern entwickelt, rechtlich auch beim Bundeskartellamt durchgesetzt und bereits mehrfach verwirklicht.
Dieses Modell wurde vom Bundesumweltministerium in einer praktischen Broschüre erläutert. Den Klimaschutzverein March e.V. hat Meyer mitgründet.
20.11.2009

 

Stirlingmotoren als Kleinstkraftwerke laufen allem den Rang ab

Der Stirlingmotor wurde 1816 von dem 26-jährigen schottischen Geistlichen Robert Stirling erfunden. Es ist nach der Dampfmaschine die zweitälteste Wärmekraftmaschine der Welt. Also älter als Otto- oder Dieselmotoren. Das Stirlingmotorprinzip läuft seit einigen Jahren in Großanlagen. Nur den Energieversorgern war er als Kleinkraftwärmeanlage ein konkurrierendes Produkt ein Dorn im Auge. Die sehr große Nachfrage von 2000 Haushalten im Versorgungsgebiet der Badenova lässt nur ansatzweise erahnen, welche Resonanz am Markt vorhanden ist. Die Frage stellt sich, warum Energieversorger in der BRD solche Maschinen links liegen lassen. In den Niederlanden ist hier bereits deutlich mehr geschehen.
Die Frage ist natürlich auch, warum die Industrie, auch Whispergen und etwa vier weitere Firmen, die die größeren Maschinen mit um +/- zehn Kilowatt Stromleistung bauen, nicht schon vor Jahrzehnten die kleinen Maschinen für Ein- und Zweifamilienhaushalte entwickelt haben. Natürlich laufen diese munteren Maschinchen der Solarkollektorindustrie, wie auch den Holzpelletsheizungen den Rang ab, wenngleich sie mit beiden Systemen kombinierbar sind. Ganz abgesehen davon, dass mit diesen – auch bezahlbaren – Maschinen die Diskussion über Kohlekraftwerke einfach vom Tisch wäre. So gesehen sind Stirlingmotoren ein hochpolitisches Objekt. Mit entsprechenden Förderungen hätten wir eine deutlich sauberere Umwelt, weniger Kosten im Energiebereich, eigenständige und effiziente Kraftwerke im eigenen Keller bzw. auf dem Dachboden. Unter Umständen könnte gar die anfallende Abwärme an weitere Nachbarhäuser abgegeben werden, kleine genossenschaftliche Modelle ließen sich hieraus entwickeln und die Stromrebellen in Schönau sähen dabei auch noch sehr alt aus. Sie haben diese Entwicklung einfach nicht beachtet und mit ihren Mitteln nicht in der Breite besprochen und unter die Leute gebracht.
Alf Bartusel, Freiburg; 9.4.2009

 

Umstellung auf Blockheizkraftwerke deutlicher subventionieren

Die von Radensleben zitierten sieben Kriterien für einen "echten" Ökostromanbieter sind voll und ganz zu unterstreichen. Einer der wichtigsten Ansatzpunkte zur Erzeugung umweltfreundlicher Energie ist die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung. Bei der Erzeugung von Wärme für den Heizungsbedarf wird gleichzeitig Strom erzeugt — sozusagen als Abfallprodukt. Leider aber ist die Umstellung einer konventionellen Heizung auf Kraft-Wärme-Koppelung (KWK) nicht ganz billig. Herr Radensleben führt aus, dass die Badenova die Nutzung der KWK-Technik fördert. Dies ist meiner Erfahrung nach nur bedingt richtig. Mein Blockheizkraftwerk (BHKW) hat einschließlich neuer Anschlüsse zirka 30 000 Euro gekostet, die Förderung der Badenova betrug 1200 Euro (aktuell laut Homepage der Badenova sogar nur 800 Euro), das sind vier Prozent der Investition. Nicht gerade ein wesentlicher Beitrag. Es kommt hinzu, dass die Badenova für den mit Hilfe des BHKW in das öffentliche Netz eingespeisten Strom 2006 nur 10,44 Cent/kWh (ohne Steuern) vergütet, das ist die gesetzlich vorgeschriebene (Mindest-)Vergütung. Zum Vergleich: Die Badenova verkauft den regiostrom basis für 20,46 Cent/kWh (einschließlich. Steuern), den umweltfreundlichen regiostrom aktiv für 22,26 Cent/kWh. Diese erhebliche Differenz bedeutet einen satten Gewinn für die Badenova. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der durch ein BHKW erzeugte Strom für den Stromversorger nur geringe Netzaufwendungen und so gut wie keine Netzverluste verursacht. Wenn es der Badenova daher wirklich ernst mit der Förderung umweltfreundlicher Energie wäre, und es sich nicht nur um einen Werbespruch handelte, müsste die Umstellung auf private Blockheizkraftwerke deutlicher als bisher subventioniert und die Vergütung für den eingespeisten Strom erheblich heraufgesetzt werden, um einen wirklichen Impuls zu geben und den Anteil an Ökostrom maßgeblich zu erhöhen. Der durch diese Investitionen zusätzlich erzeugte Strom ist nach den beschriebenen Kriterien dann echter Ökostrom im Sinne der Badenova-Werbung.
BZ-Leserbrief vom 26.1.2008 von Dipl.-Ing. Hannes Bark, Freiburg
 

 

Gegenwind für den Ökostrom durch KWK

Die Bundesregierung spricht viel über Klimaschutz — aber nun schwächt sie ausgerechnet eine umweltfreundliche Energieform / Die Bundesregierung ist auf dem besten Weg, ihre eigenen Klimaschutzziele zu torpedieren. Noch im August hatte sie erklärt, sie wolle die umweltfreundliche Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) hierzulande bis 2020 auf 25 Prozent der Stromerzeugung ausbauen. Doch nun kursiert ein Entwurf des Wirtschaftsministeriums zur Novelle des KWK-Gesetzes, der einen nennenswerten Ausbau der klimaschonenden Stromerzeugung verhindern dürfte.

Vordergründig klingt das Papier nach Klimaschutz. Der Ausbau der parallelen Erzeugung von Strom und Wärme soll mit bis zu 750 Millionen Euro jährlich gefördert werden. Das soll wie bisher geschehen, indem Strom aus KWK-Anlagen höhere als die marktüblichen Vergütungen erhält. Zudem soll aber auch der Ausbau von Wärmenetzen bezuschusst werden.
In der Kritik steht nun gar nicht so sehr die auf 750 Millionen Euro gedeckelte Fördersumme. "Mehr ist in der derzeitigen politischen Konstellation einfach nicht drin" , sagt der Präsident des Bundesverbandes KWK, Dieter Attig. Auf Kritik stoßen vielmehr drei andere Klauseln im Gesetzentwurf, die den Ausbau hemmen dürften. Zum einen sollen nur jene Kraftwerke die Förderung erhalten, die ins öffentliche Netz einspeisen. Damit würden industrielle Erzeuger ausgebootet — was den KWK-Ausbau erheblich bremsen dürfte. Darüber hinaus soll jedes Kraftwerk nur für maximal 20 000 Stunden Laufzeit gefördert werden, die in der Regel nach vier Jahren erreicht sind. Für viele Investoren ist das zu kurz. Schließlich sollen die Anlagen auch nicht vollumfänglich von Steigerungen des Strompreises im Großhandel profitieren. Steigt der Preis am Spotmarkt der Leipziger Strombörse EEX über den Wert von sechs Cent je Kilowattstunde im Quartalsmittel, sollen die Anlagenbetreiber trotzdem nur höchstens sechs Cent gutgeschrieben bekommen. Den KWK-Betreibern würde damit der Ausgleich für steigende Brennstoffpreise genommen.
"Das Ziel, künftig 25 Prozent des Stroms in KWK zu erzeugen, ist mit dem vorliegenden Entwurf nicht erreichbar" , prophezeit daher Branchenkenner Attig. Derzeit liegt der Anteil dieser Effizienztechnologie an der gesamten deutschen Stromerzeugung bei elf bis zwölf Prozent. "Allenfalls um wenige Prozentpunkte" werde man mit dem neuen Gesetz voran kommen, aber "der große Durchbruch ist das nicht." Attigs Verbandskollege Adi Golbach spricht von einer alten Blockadehaltung des Wirtschaftsministeriums. Die KWK-Förderung habe seit jeher mit dem Widerstand der konventionellen Stromwirtschaft zu kämpfen. Die Pläne einer Förderung sind nämlich schon alt: Bereits 1997 hatte eine Arbeitsgruppe der Bundesregierung den Ausbau der KWK beschlossen. 1998 schrieb die rot-grüne Regierung dann in den Koalitionsvertrag, man werde "die Hemmnisse beseitigen, die heute noch den breiteren Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung behindern" . Aber das KWK-Gesetz trat erst 2002 in Kraft. Mit dürftigen Resultaten, wie man heute weiß: Kaum spürbar hat sich der Anteil des KWK-Stroms erhöht. Die Nachbarländer Dänemark und die Niederlande haben dagegen einen KWK-Anteil von 53 beziehungsweise 38 Prozent erreicht.
Bernward Janzing , 30.10.2007, www.badische-zeitung.de

 
 

Dezentral Wärme und auch Strom erzeugen

Für Karl-Ekkehard Sester, den Chef der bundesweit tätigen Freiburger GWE - Gesellschaft für wirtschaftliche Energieversorgung, läuft die Strategie der öffentlichen Versorger in die falsche Richtung. Jörg Buteweg wollte wissen, wie er sich die optimale Energieversorgung der Zukunft vorstellt.

BZ: Die deutschen Energieversorger wollen viele neue Kohlekraftwerke bauen. Die Angaben schwanken zwischen 27 und 43. Sie halten das für einen riesigen Fehler. Warum?
Sester: Das ist eine große Belastung der Umwelt und mit enormen Mehrkosten verbunden. Bei der Stromerzeugung in konventionellen Kraftwerken kommen nur zirka 40 Prozent der eingesetzten Energie als nutzbarer Strom beim Verbraucher an. Die übrigen 60 Prozent heizen Flüsse auf, laden die Luft mit Wasserdampf auf oder gehen beim Transport verloren.

BZ:
Wegen des Atomausstiegs und weil es viele veraltete Kohlekraftwerke gibt, müssen doch zahlreiche neue Kraftwerke gebaut werden.
Sester: Es geht nicht in erster Linie um den Atomausstieg. Das etablierte System der zentralen Stromerzeugung in Großkraftwerken mit dem Einsatz riesiger Mengen fossiler Brennstoffe, die die Umwelt schädigen und einen geringen Wirkungsgrad haben, ist überholt. Auch das Argument, die neuen Kohlekraftwerke seien effizienter, greift zu kurz. Wir müssen die Energieversorgung konsequent umbauen, hin zur nachhaltigen Ressourcennutzung und Klima schonenden Produktion.

BZ: Wie soll das gelingen?
Sester: Die großen Energieversorger denken vorwiegend vom Strom her. Das ist ihr traditionelles und bis heute erfolgreiches Geschäft. Den Strom erzeugen sie mit großen Verlusten in Kraftwerken und transportieren ihn wiederum mit Verlusten zu den Kunden. Mit Strom allein werden aber Gebäude nicht warm und die industrielle Produktion kann nicht betrieben werden. Industrie und Privatkunden müssen Brennstoff hinzukaufen - oft Erdgas oder Heizöl. Die Verbraucher benötigen nicht Strom und Brennstoffe, sondern eben Antriebsenergie für Maschinen und Klimatisierung, Wärme/Dampf für die Produktion und Raumheizung.

BZ: Was bedeutet dies für die Versorgung?
Sester: Man muss einfach den Gesetzen der Naturwissenschaft folgen und von der Wärme ausgehen. Auch ein Großkraftwerk muss über hohe Prozesstemperaturen in der Hochdruckkesselanlage zunächst Dampf erzeugen, um damit die Turbine anzutreiben. Die wiederum treibt einen Generator, der Strom erzeugt. Wärme und Strom gehören eben zusammen wie der Humus zur Pflanze. Wenn man beispielsweise Gas verbrennt, um Wasser für eine Heizung zu erwärmen, kann man nach heutigem Stand der Technik, also der Wärme-Kraft-Kopplung, gleichzeitig Strom als Beiprodukt erzeugen. Dann hat man die eingesetzte Energie, zum Beispiel Gas, im Vergleich zum Gaskraftwerk, mehr als 50 Prozent besser genutzt. Dies schont die Umwelt und die produzierten Nutzenergien Wärme und Strom werden logischerweise preiswerter für den Verbraucher.

BZ: Sie wollen überall kleine Heizkraftwerke aufstellen und betreiben?
Sester: Einstweilen nicht überall. Man kann von einem System mit rund 80 großen Kraftwerken nicht sofort den Schalter umlegen auf eine dezentrale Versorgung mit 80 000 kleinen Heizkraftwerken. Aber das Geschäftsmodell der GWE beruht genau darauf: Wir bieten unseren Kunden via dezentraler Wärme-Kraft-Kopplung Wärme an und Strom — zu Preisen, die zwischen 15 und 30 Prozent, in Einzelfällen sogar auch deutlich mehr, unter den Preisen liegen, die die Energieversorgung nach alter Art und Weise kostet.

BZ: Dann werde ich sofort Kunde.
Sester: Privathaushalte sind noch nicht unser Geschäft. Wir arbeiten für mittelständische Wirtschaftsbetriebe und große Konzerne. Kliniken beispielsweise benötigen viel Wärme. Der erzeugte Strom, den die Klinik nicht selbst verbrauchen kann, wird zu marktgerechten Preisen ins Stromnetz eingespeist. Damit werden zusätzliche Einkünfte erzielt. Wir gehen noch einen Schritt weiter. Wir versorgen in Deutschland einen Pool von Industriebetrieben und Kliniken. Diese Vernetzung macht unser Modell wirtschaftlich attraktiv und ökologisch sinnvoll.

BZ: Im Sommer muss man doch nicht heizen. Strom braucht man trotzdem. Funktioniert die Kopplung von Wärme und Strom dann noch?
Sester: Natürlich. Bleiben wir beim einfachen Beispiel einer Klinik. Die muss im Sommer viele Räume und Anlagen klimatisieren und benötigen dafür Kälte. Diese kann man über moderne Absorptionstechnik erzeugen. Dazu benötigt man Wärme anstatt Strom als Antriebsenergie.

BZ: Ein normaler Haushalt klimatisiert in unseren Breiten im Sommer nicht.
Sester: Es ist immer so, dass eine innovative Lösungen nicht sofort und überall auch in kleiner Dimension einsetzbar ist. Bei unseren Großkunden funktioniert die Kombination aus Wärmeproduktion und Stromerzeugung schon sehr gut. Die Entwicklung hat längst begonnen und wird ihren Weg gehen. Die Zeit ist reif zum Umdenken. Ich bin mir sicher, dass die konsequente Umgestaltung der Energieversorgung über einen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren den Energiekunden in diesem Land Fehlinvestitionen im hohen zweistelligen Milliardenbereich für neue Kraftwerke ersparen würden. Darüber hinaus käme dieser Umbau dem Klima zugute, das sich schon heute, wie erkennbar, in bedrohlicher Weise ändert.

BZ: Wie groß ist die wirtschaftliche Perspektive der Wärme-Kraft-Kopplung?
Sester: Wir haben in Deutschland einen Wärmebedarf von etwa 1000 Terawattstunden. Das sind 1000 Billionen Kilowattstunden. Am Ende einer systematischen Dezentralisierung der Stromerzeugung — wann immer sie vollbracht ist — können schon mit dem heutigen Stand der Technik rund 350 Billionen Kilowattstunden Strom umweltfreundlich erzeugt werden. Dies entspricht mehr als 50 Prozent des gegenwärtigen Strombedarfes. Umgesetzt sind nur zwölf Prozent. Es schlummert demnach noch ein riesiges Wachstums- und Arbeitsplatzpotenzial in dieser Branche.

BZ: Wo entstehen Jobs?
Sester: Pro erzeugter Kilowattstunde ist etwa zehn Mal so viel Arbeit nötig für den Bau der Anlagen, ihre Wartung und den Betrieb. Trotzdem wird es billiger — durch die bessere Ausnutzung der eingesetzten Rohstoffe. Es geht jetzt also um den rechtzeitigen Einstieg in die neue Strategie und die Vermeidung einer riesigen Kapitalvernichtung. Die Zeche zahlen müssten die Verbraucher.

BZ: Sie glauben also, dass man sich den Neubau der ganzen geplanten Kohlekraftwerke sparen könnte?
Sester: Von den geplanten Großkraftwerken wird vermutlich die Hälfte im nächsten Jahrzehnt gebaut. Von der zweiten Hälfte der geplanten Kraftwerksinvestitionen wird sich wohl nur noch ein Bruchteil wirtschaftlich rechnen. Ich setze da ganz stark auf die die Kreativität des Mittelstandes und der Industrie. Die dort eingetretene Entwicklung läuft ganz eindeutig auf die Dezentralisierung der Versorgungslandschaft hinaus. Nicht aus ideologischen Gründen, sondern ganz einfach aus wirtschaftlicher Vernunft heraus. Die GWE-Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren — 500 Prozent langfristige Umsatzsteigerung — zeigt, wohin die Reise gehen wird.
30.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

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www.bkwk.de

Die "Neuenhagener BHKW GbR" von Michael Jungclaus hat ein Blockheizkraftwerk in den Kellerräumen seines 7-Fam-Mietshauses in der Rudolf-Breitscheid-Allee einbauen lassen. Dort erzeugt ein Motor mittels Generator Strom und erwärmt mit der dabei entstehenden Abwärme einen Pufferspeicher der wiederum an die vorhandene Heizanlage angebunden ist. Der Strom wird zum Teil direkt vor Ort von den GbR-Mitgliedern verbraucht, der Rest wird in das öffentliche Netz eingespeist und zum durchschnittlichen Marktpreis vom Netzbetreiber vergütet. "Durch diese wesentlich effizienter Form der Energieversorgung leisten die Gesellschafter einen direkten Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Wir setzen 90 Prozent der im Erdgas gespeicherten Energie in Strom bzw. Wärme um", beschreibt Jungclaus das Projekt. Von der in Braunkohlekraftwerken verfeuerten Kohle landen dahingegen nur ca. 35 Prozent am Ende als Strom beim Verbraucher. Der Rest geht als Abwärme durch Kühltürme sowie durch Transportverluste verloren.
30.12.2008,
www.bhkw.neuenhagen.info

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