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Tele-Blick von Tote Mann nach Norden über den Hinterwaldkopf bis St.Märgen am 31.8.2008
Tele-Blick von Tote Mann nach Norden über den Hinterwaldkopf bis St.Märgen am 31.8.2008

 

EWS-Geschäftsführerin Ursula Sladek zum Einstieg ins Gasgeschäft

Mit der Bewerbung um die Konzession für die Gasnetze in Schönau, Wembach und Utzenfeld wollten die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) auch ihren Kurs einer ökologischen und bürgernahen Energieversorgung weiterverfolgen, betonen Geschäftsführerin Ursula Sladek und Martin Halm gegenüber der Badischen Zeitung. Die Bürgermeister im Oberen Wiesental sehen einem möglichen Wechsel des Gasnetzbetreibers unaufgeregt entgegen. Und der bisherige Konzessionär EOW will dafür kämpfen, das Gasnetz weiterhin zu betreiben.

Das neue Geschäftsfeld, für das sich die einstigen Stromrebellen zu interessieren beginnen (siehe BZ-Wirtschaftsteil vom Samstag) weist gegenüber dem Strommarkt einige Unterschiede auf. So gibt es auf dem bundesdeutschen, erst im Herbst 2007 geöffneten Gasmarkt noch um einiges weniger Wettbewerb. Auch lässt sich das Produkt viel schwerer mit den Kriterien "ökologisch" oder "nicht-ökologisch" klassifizieren: Erdgas, das in der Regel aus osteuropäischen Quellen, Norwegen und den Niederlanden stammt, bringt — egal, woher es kommt — eine annähernd immer gleich bleibende Belastung der Umwelt bei der Produktion und Verbrennung mit sich. Das so genannte Biogas hingegen spielt mengenmäßig aktuell noch keine große Rolle bei der Energieversorgung und ist, zumindest wenn es aus speziell dafür angebauten Pflanzen oder über große Landwirtschaftsbetriebe gewonnen wird, unter Umweltgesichtspunkten keinesfalls unumstritten. Dennoch glaubt EWS-Geschäftsführerin Ursula Sladek, dass man die Philosophie des Schönauer Alternativ-Unternehmens in den für später einmal anvisierten bundesweiten Handel mit Gas wird einbringen können: "Aus den Gewinnen wollen wir den Bau von Blockheizkraftwerken verstärkt fördern." Bei diesen auf der Kraft-Wärmekoppelung basierenden Kleinkraftwerken wird über den Einsatz von Gas zugleich Strom und Wärme produziert. Blockheizkraftwerke stellen deshalb eine äußerst effiziente Form der Energieausnutzung dar. Außerdem geht es den Schönauern um die Bürgernähe. Der Wunsch, EWS möge sich doch auch im Gasbereich engagieren, sei schließlich zuerst von den Kunden formuliert worden. "Da wünschen sich viele nur einen Versorger, der beide Bereiche abdeckt" . Man wolle außerdem den Wettbewerb am Gasmarkt beleben, getreu dem Motto "möglichst wenig Geld soll zu den Großen fließen" , so Ursula Sladek.
Mit aktuell 75 000 Strombeziehern, Tendenz stark steigend, und einem Jahresumsatz von 33 Millionen Euro (2007) sieht man sich finanziell für die Herausforderung gewappnet, das Gasnetz in Schönau, Wembach und Utzenfeld zu übernehmen. "Ich habe da keine schlaflosen Nächte", erklärt EWS-Betriebsleiter Martin Halm. Ein neuer Konzessionär müsste der Todtnauer EOW das von ihr aufgebaute Gasnetz und die dafür erstellten Anlagen bezahlen. Der Wert würde über ein unabhängiges Gutachten ermittelt werden, Zahlen dazu liegen bislang nicht vor. Auch werden, abhängig vom Gasverbrauch, Konzessionsabgaben in niedriger fünfstelliger Höhe für die einzelnen Gemeinden fällig. "Für uns ist die neue Konzession wichtig, deshalb bewerben wir uns wieder", erklärte EOW-Geschäftsführer Lothar Glaisner auf Anfrage der BZ. Die EOW habe in den Ausbau des Netzes in den vergangenen Jahren einiges Geld investiert. Dass sich das Unternehmen bei der Neuvergabe der Konzession mit Konkurrenz auseinanderzusetzen habe, sei nach den gesetzlichen Änderungen der letzten Jahre zu erwarten gewesen. Todtnaus Bürgermeister Andreas Wießner sieht den EWS-Vorstoß in Richtung Gas-Konzession sachlich: "Das ist im Prinzip eine ganz normale Bewerbung." Die EOW habe in den vergangenen Jahren "bewiesen, dass man mit hoher Kompetenz das Gasnetz zu betreiben weiß" , lobte Wießner das Unternehmen, an dem die Stadt Todtnau einen 52-Prozent-Anteil hält und dessen Aufsichtsratsvorsitzender er ist. Wießner verweist auch auf die Schwierigkeiten, die das Erdgas-Geschäft inzwischen mit sich bringt. Den seit Monaten rasant steigenden Gaspreis habe man zuletzt nur noch teilweise an die Endkunden weitergeben können. "Wir finden es positiv, dass es noch einen zweiten Bewerber gibt", so eine Mitarbeiterin der Wembacher Verwaltung in Vertretung für Bürgermeister Robert Goldmann. Wembachs Gemeinderat werde am 29. September erstmals darüber beraten, wem man die Gas-Konzession künftig überlassen will. In Utzenfeld werde der Gemeinderat "frühestens im Oktober" über die Konzessionsvergabe entscheiden, erklärt Bürgermeister Harald Lais. Lais betont, "dass wir mit den Todtnauern in den vergangenen Jahren nicht schlecht gefahren sind" . Schönaus Bürgermeister Seger war wegen Urlaub für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Robert Bergmann , 1.9.2008, BZ

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