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Kapellen und Grotten
im Freiburger Osten und Dreisamtal
 

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 Giersberg-Kapelle bei Kirchzarten im Dreisamtal  Kapelle auf dem Giersberg bei Kirchzarten in der April-Abendsonne

 

Kapellenweg durchs Dreisamtal - besinnliche Pilgerreise

Das weite Netz der baden-württembergischen Wege für Ausflüge zu Fuß ist mit dem "Kapellenweg durch das Dreisamtal" um einen so genannten "permanenten Wanderweg" reicher. Der kulturhistorische Lehr- und Wanderpfad wurde von der Wandergruppe Stegen nach fast einjähriger Vorbereitungs- und Erschließungszeit am vergangenen Wochenende eröffnet. Der Weg, der für alle Altersgruppen und auch für Nordic Walking geeignet ist, führt auf seiner 11 Kilometer langen "kleinen" Runde an fünf Kapellen vorbei, auf seiner 19 Kilometer langen "großen" Runde kommen noch drei Kapellen hinzu; die bedeutendste von ihnen — Maria Lindenberg — liegt auf 720 Metern über dem Meeresspiegel. Der Wanderer begibt sich vom Stegener Dorfplatz der Beschilderung mit der Aufschrift "Kapellenweg DVV-Wanderweg" folgend in Richtung des Kollegs St. Sebastian auf die Reise. Er trifft dort auf die im 12. Jahrhundert erbaute Schlosskapelle. Auf einer kurzen Route durch den Park geht es weiter in Richtung Zarten zur Johanneskapelle, die mit ihrer beeindruckenden Deckenmalerei aus der Barockzeit inmitten eines schönen Kräutergartens liegt. Die nächste Station ist Burg am Wald mit den großartigen Obstplantagen. Hier liegt die Markenhofkapelle, die ein Bauer aus Dankbarkeit für die wundersame Rettung seiner Tochter vor über 400 Jahren errichten ließ. Auf einem kleinen Wanderweg gelangt man auf der Mühlenstraße zur zweistöckigen Laubiskapelle, deren Glocke täglich zur Abendstunde läutet. Der "Schwedenkopf" über der Kapellentür erinnert an die Wirren des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jahrhundert. Heute bietet ein kleiner Bauernladen gegenüber nahrhafte Wegzehrung in verschiedener Form.

Der Kapellenweg führt dann weiter in Richtung Stegen-Oberbirken und mündet in den Wanderweg zum Lindenberg. Der Anstieg wird mit dem freien Blick auf den umgebenden Mischwald, auf das Dreisamtal, die Freiburger Bucht und die Vogesen belohnt. Die fünfte Kapelle, die Schneiderhofkapelle, liegt auf der Rechtenbacher Höhe, auf der Grenze zu Unteribental. Sie ist mit ihren 100 Jahren die zweitjüngste der Kapellen auf dem Weg und entstand aus Dankbarkeit eines Bauern, dass sein Vieh von der damals wütenden Seuche verschont blieb. Wer sich für die "kleine" Runde entscheidet, der verlässt den Kapellenweg am Weidberg hinunter ins Rechtenbach und gelangt vorbei an stattlichen Bauernhöfen über Oberbirken wieder an den Ausgangspunkt, den Stegener Dorfplatz. Die "große" Runde führt hinauf zur sechsten Sehenswürdigkeit, der Schwärzlehofkapelle. Sie entstand auch aus Dankbarkeit von Menschen, die vor mehr als 300 Jahren vom Unglück verschont geblieben sind. Auch hier versetzte der Glauben nicht Berge, sondern errichtete Kapellen. Landschaftlicher und kultureller Höhepunkt ist die nächste Station: die legendenumwobene Wallfahrtskirche Maria Lindenberg, von wo aus der freie Blick hinüber ins Rheintal, den Kaiserstuhl und zu den Vogesen reicht. Die Pilgergaststätte bietet von Dienstag bis Sonntag Platz zum Ausruhen und ein reichhaltiges Angebot von Speisen und Getränken zur Stärkung. Für kulturhistorisch interessierte Wanderer bietet die Kirche eine Fülle von Anknüpfungspunkten, sich über die Entwicklung dieses viel besuchten Platzes seit fast 600 Jahren zu informieren. Die letzte Station ist die Vetterhansenkapelle, die am gleichnamigen Weg liegt; sie entstand am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 aus Dankbarkeit über den glücklichen Ausgang der schweren Zeit für die Familie des Erbauers. Der Reiz des Kapellenweges liegt in seinem Doppelcharakter: als Möglichkeit zur Bewegung und als Gelegenheit zur Besichtigung volkskultureller Hinterlassenschaft der Menschen im Dreisamtal. Nicht alle Kapellen stehen tagsüber offen; aber Besitzer und Verwalter sind bereit, den interessierten Wanderern die Tür zu öffnen. Es bleibt dem einzelnen Wanderer selbst überlassen, mit welchem Interesse er sich auf den Kapellenweg begibt. Dem einen ist er eine sportliche Strecke, insbesondere mit dem Anstieg zum Lindenberg als körperliche Herausforderung, dem anderen ist der Kapellenweg eine Strecke, die ihn in die schöne Landschaft des Dreisamtals führt. Schließlich lässt sich auf dem
Kapellenweg auch pilgern nach dem Motto "Ich bin dann mal weg" — mit den Gedanken an die Menschen, die in den Kapellen ihre Überzeugung und ihre Gefühle zu einem Ausdruck gebracht haben, der uns heute noch erstaunen lässt.
Ulrich Kluge, 20.10.2008, BZ

Diese Pilgerreise ist nicht zu toppen
Glückwunsch zu diesem Artikel! Wir — eine Gruppe von Naturschutzfreunden — sind am Tag der Deutschen Einheit dem BZ-Ausflugtipp gefolgt. Unser Motto: Sieh das Gute liegt so nah! Den Ausklang der Tour haben wir in einem Gasthaus im Ibental mit Brägele, Rösti, Zwiebelkuchen gemacht. Es gibt sie wirklich noch, die urigen Gasthöfe im Dreisamtal. Für uns ist diese kostengünstige Pilgerreise vor den Toren Freiburgs nicht zu toppen. Die Wiederholung ist deshalb längst geplant — mit Kamera, um die wunderschönen Ausblicke festzuhalten. Nur eine kleine Ergänzung: Wir haben uns bei www.freiburg-schwarzwald.de über die Entstehungsgeschichte des Lindenbergs erkundigt. Also war es ein Muß, den Gallishof im Ibental mit seiner kleinen Kapelle in die Tour mit einzubauen und über das Ibental — eines der schönsten Täler des Schwarzwalds — zurückzuwandern.
BZ-Leserbrief vom 9.10.2008 von
Hubert Löffler, Freiburg

Ökumenischer Kreuzweg vom Unteribental zum Lindenberg >Lindenberg-Kreuzweg (16.3.2008)

 

Eröffnung eines permanenten Wanderweges durch das Dreisamtal            

Die Wandergruppe Stegen e.V. eröffnet am 27. September 2008 um 10 Uhr einen neuen permanenten IVV-Wanderweg, den „Kapellenweg durch das Dreisamtal“. Start und Ziel ist der Dorfplatz in Stegen. Genießen Sie einmalige Aussichten von den Höhen, unberührte Natur, Wiesen, und tiefe Wälder. Bewundern Sie die zahlreichen Kapellen und ihre Geschichten. Die Wanderstrecke ist für Nordic Walking geeignet und ganzjährig begehbar. Allerdings wird die Strecke im Winter nicht gestreut oder geräumt. Die Wanderstrecke hat eine Länge von 11 bzw. 19 km. Vom Dorfplatz (381 m) aus gelangen wir über das Gelände des Kollegs St. Sebastian zur ersten Kapelle dieses anspruchsvollen Wanderweges – der Schlosskapelle, auch Sebastianskapelle genannt, die im 12. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut wurde Wir verlassen den Park, und kommen über Feldwege zur zweiten Kapelle, der Johanneskapelle in Zarten. Diese reicht in ihren ältesten Teilen bis ins 11. Jahrhundert. Den Eintretenden erwarten eine kostbare barocke Ausstattung und wunderschöne Deckenmalereien. Draußen kann man sich an unzähligen Pflanzen im Kräutergarten erquicken. Nachdem wir den „Zartener Dom“ wieder verlassen haben, gehen wir nach Burg am Wald mit den großen Obstplantagen des Markenhofes. Im Markenhofweg erwartet uns die Markenhofkapelle. Sie wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg vom damaligen Bauer Matthias Mark errichtet, aus Dankbarkeit für die Rettung seiner Tochter. Anschließend gehen wir auf der Mühlenstraße zur Laubishofkapelle. Sie ist eine Kapelle der eigenen Art mit zwei Stockwerken. Täglich zur Betzeit in den Abendstunden ertönt deren Glocke. Die Kapelle entstand durch ein Gelübde des damaligen Bauern, der sich während des 30-jährigen Krieges vor den Schweden auf dem Heustock versteckte. Deswegen auch der Schwedenkopf über dem Türbogen. Weiter gehen wir auf dem Wanderweg bergauf zum Lindenberg mit schönen Ausblicken auf Schwarzwaldberge, Höllental,  Dreisamtal, Freiburger Bucht und Vogesen. Ein dichter Mischwald mit zum Teil üppiger Flora wird Sie begeistern. Auf der Rechtenbacher Höhe (526 m) erreichen wir die Schneiderhofkapelle. Sie steht genau auf der Gemarkungsgrenze zwischen Rechtenbach und Unteribental. Auch diese Feldkapelle geht auf ein Gelöbnis zurück. Im Rechtenbach war eine Viehkrankheit ausgebrochen. Als Dank, dass der Schneiderhof verschont wurde, erbaute der Bauer mit einem einzigen Handwerker 1907 bis 1908 diese kleine Kapelle. Sie wird noch heute von den Besitzern gepflegt. An dieser Kapelle müssen sie sich entscheiden, entweder 11 oder 19 km zu wandern. Die kürzere Strecke geht hinunter durch das Rechtenbach über Oberbirken zurück auf den Dorfplatz. Für alle, die sich für die 19 km Strecke entscheiden, geht es weiter bergan zur Schwärzlehofkapelle (651), einer kleinen Weg- und Weidbergkapelle. Sie entstand 1797 nachweislich aus Anlass eines Gelöbnisses in großer Not im Zusammenhang mit einer schrecklichen Viehseuche und der französischen Revolutionskriege. Die Kapelle wurde jüngst renoviert und mit einer neuen Holztüre mit schmiedeisernem Gitter versehen. Nach einer Verschnaufpause machen wir uns auf den Weg zum Lindenberg. Uns erwartet eine schlichte Wallfahrtskirche auf dem Höhenrücken (720 m). Von hier hat man einen unbeschreiblichen Ausblick ins Rheintal bis zum Kaiserstuhl und den Vogesen. Geschichtlich nahm die Wallfahrt auf den Lindenberg um das Jahr 1497 mit einer Gebetsanhörung in schwerer Not ihren Anfang. Der Gallihofbauer Pantalon Mayer ließ als Dank für die Erhörung ein Bildstöckchen errichten, das noch heute in der Kerzenkapelle zu sehen ist.  Während die erste Kapelle aus Holz errichtete wurde, ereignete sich eine zweite Gebetsanhörung. Altbauer Hans Zähringer aus dem Ibental nahm seine Zuflucht zu Maria auf dem Lindenberg. Zum Trost in seiner Bedrängnis übergab ihm Maria ein kleines Holzkreuz, das sie aus herumliegenden Holzspänen zusammengebunden hatte. Dieses kostbare Zeichen ist in einer Kapsel gefasst, am Gnadenbild über dem Hochaltar zu sehen. Mit diesen Ereignissen hat die Wallfahrt auf den Lindenberg ihren wundersamen Ursprung für viele Gläubige und hilfesuchenden Menschen. Maria Lindenberg ist ein Ort des Gebetes. Die Erfahrung  sorgenbeladener Beter seit über 500 Jahren gipfelten in dem Spruch: „Was man auf den Lindenberg trägt, muss man nicht mehr mit nach Hause nehmen. Die Pilgergaststätte hat montags geschlossen, ansonsten kann man sich dort für den weiteren Weg stärken. Nach einem letzten Blick auf die umliegenden Berge und Täler gehen wir den Weg wieder zurück zur Schwärzlehofkapelle und erreichen über den Vetterhansenweg unsere letzte Kapelle, die Vetterhansenkapelle. Die einstigen Bewohner des „Dumilishof-Berghäusle“, Josef und Maria Tritschler, gelobten eine Kapelle zu bauen, wenn am Ende des Krieges noch alle am Leben sind. Die Kapelle wurde 1945 fertig gestellt. Nun haben Sie alle Kapellen auf unserem Weg gesehen, und wir begeben uns auf den 3,5 km langen Rückweg nach Stegen. Für den Besuch unserer Wanderstrecke bedankt sich die Wandergruppe Stegen e.V. recht herzlich und hofft, dass Ihnen die ausgewählte Strecke gefallen hat. Die Wanderstrecke ist markiert als DVV/Wanderweg/Kapellenweg. Weitere Informationen unter  www.dvv.wandern.de.
2.9.2008, Wandergruppe Stegen, www.dreisdamtaeler.de

 

Sebastianskapelle im Schlosspark Stegen: Älteste Kirche im Dreisamtal

Die Einheimischen kennen die Schlosskapelle Weiler als Teil des Schlossareals, des heutigen Schulgeländes des Kollegs St. Sebastian. Und der Passant fährt eher achtlos an der kleinen Kirche vorbei. Am Tag des offenen Denkmals konnte man erfahren, welche Herrschaften hier einst lebten und dass dies wahrscheinlich die älteste Kirche im Dreisamtal ist.

Herrschaftsnamen für den Ort Weiler (Wilen, Weyler, Wyler) sind ab 1093 nach den Herren von Weiler, Vorfahren der Falkensteiner, bekannt. Ihren Namen führt die "Sebastianskapelle" wohl nach dem Pestpatron heiliger Sebastian aufgrund der großen Pestepedemie 1349/50 im Breisgau. Die erste schriftliche Erwähnung eines vermuteten Vorgängerbaus der Kapelle entstammt dem Jahre 1365: Konrad von Wittenheim verkaufte an Tegenhart von Wilen "eine Juchert Acker, die lit zu wilen (Weiler) hinder der kilchen (Kirche)" . Dazu stellt Pfarrer Gustenhofer in seiner Chronik die Mutmaßung auf, dass die Kapelle von Weyler die älteste Pfarrkirche des Dreisamtales sei unter möglicher politisch fränkischen Herrschaft im 8. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert verzeichnet man Dienstleute der Herzöge von Zähringen, im 13. bis 15. Jahrhundert eine Familie Meier von Weiler (auch Meier-Niessen genannt). 1486 erhält Junker Hans von Reischach die Herrschaft Weiler aus dem Nachlass Hans Ulrich Meyers von Wyler als Lehen. Doktor Justinian Moser wird Schlossherr, sein Sohn Matthias Ulpian baut das Schloss Weiler nach 1589 wieder auf und stattet die Kapelle barock aus. 1702 folgen als prägende Ära für das Gesamtbild Stegens die Herren/Grafen von Kageneck unter dem österreichischen Statthalter Johann Friedrich von Kageneck. Sein Sohn Friedrich baute die Residenz Munzingen und beherbergte dort Marie Antoinette. Die Stegener Linie restaurierte und bezog das Schloss Weiler 1841 bis 1843 unter Philipp Josef v. Kageneck. Sein Sohn Max und dessen Söhne Franz Xaver und Philipp Ernst richteten die Kapelle zur Primiz des Letztgenannten 1894 her. 1928 bis 1997 verpachteten die von Kagenecks Schloss und Kapelle an die Herz-Jesu-Priester. Sie begründeten und begleiteten hier die Schulära von der "Spätberufenenschule" (1930) an zum Vollgymnasium 1966 bis dessen Aufnahme in die Schulstiftung der Erzdiözese 1998. Ihrer seelsorgerischen Arbeit verdanken Pfarr- und politische Gemeinde großen Aufschwung. Bereits 1463 informiert das Pfarrbuch von Kirchzarten über zwei Messen pro Woche in der Sebastianskapelle, jährlich ein Patrozinium am 20. Januar (hl. Sebastian, bis heute) und eines am 26. Dezember (hl. Stephan, im Stiftungsbrief von 1517 mit erster schriftlicher Erwähnung des Schlosses Weiler). Informationen über die Sebastians-Kapelle fasste in einem hochinteressanten Büchlein der langjährige Studiendirektor des Kollegs St. Sebastian, Manfred Müller, zusammen. Er und Claudius Heitz, einstiger Kollegsschüler und heutiger Kollegslehrer, erläuterten am Tag des offenen Denkmals die sakrale Kunstvielfalt der Kapelle. Anschaffung und Erhalt der heutigen wertvollen Ausstattung verdankt die Schlosskapelle St. Sebastian dem Grafengeschlecht von Kageneck. Aufschluss über das Dreisamtal zu Zeiten der Herrschaft Reischenbach bietet darin eine hölzerne Altartafel aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der Schlosskapelle: Sie zeigt das Sebastian-Martyrium vor der Landschaft des Dreisamtales mit den markanten benannten Punkten Dorf Kirchzarten, Burg Wiesneck und Schloss Weyler, eine erste Bildquelle für das Dreisamtal. Schützend hält in der Deckenmalerei der heilige Sebastian seinen Mantel über Schloss Weiler und Kapelle. Nicht immer ging man sorgsam mit der Kunst um, bemängelte bereits Professor Hübner, ehemals im Augustinermuseum in Freiburg tätig. Er befand die Altäre in verwahrlostem Zustand, mit Ölfarben und Goldbronze überstrichen. Der Restaurierung 1971 folgte 1997 bis 2000 die jüngste durch Detlef Reimann. Er stellte sie am Denkmaltag selbst vor.
Monika Rombach , 20.9.2008, BZ

 

 

Berggottesdienst in der Zahnwehkapelle am Rappeneck

 Frau Martha Riesterer vom Steiertbartlehof streicht "ihre" Kapelle am 7.6.2006 wieder neu

Wenn am Sonntag Wanderer und fromme Christen aufs Rappeneck ziehen, werden sie es kaum ihrer Zahnschmerzen wegen tun. Sie werden die Hochalm ansteuern, weil sie dort eine Pause bei einer schönen Wanderung einlegen wollen, oder aber sie versammeln sich zum Berggottesdienst an der kleinen Kapelle unweit des Hofes. Gedacht wird dabei an den Abschluss der Renovierung der Kapelle vor genau 20 Jahren.


Wenn indes früher die Menschen aus Oberried und Kappel oder weiter entfernten Dörfern Rosenkranz betend aufs Rappeneck zogen, waren sie häufig von Zahnweh geplagt. Da man in früheren Zeiten nicht einfach zum Zahnarzt gehen konnte, gab es häufig den Rat “Gang nuff zu de Zahnwehkapelle!” . Und wenn sie ins Tal zurückkehrten, so hielt ein Chronist fest, hörte man sie sagen: “Eigentlich isch's immer weg gsi, des Zahnweh, wenn mer obe bi de Abollone akumme gsi sin.”
Um die “Zahnwehkapelle” ranken sich viele Geschichten. Dass sie noch heute gegenwärtig sind und dass vor allem die Kapelle als schmuckes Kleinod erhalten ist, verdanken sie vor allem Martha Riester, die liebevoll über die alte Sandsteinplatte an der Giebelseite streicht, auf der die Jahreszahl 1750 zu lesen ist. Mühsam hat sie die Schrift freigekratzt, als die Kapelle vor 20 Jahren von Grund auf renoviert wurde. Die Rappenecker Hütte auf dem Schauinsland, an der die Jahreszahl 1664 gefunden wurde, war einst der höchst gelegene Hof von Oberried. Seit vier Generationen gehört sie samt Kapelle und Weiden zum Steiertbartlehof der Familie Riesterer in Oberried. Als vor 30 Jahren die letzte Herderin gestorben war, begann die Familie Riesterer zunächst mit dem Umbau des Hofes und schließlich auch mit der Kapelle, deren Dach durch Hagelschlag zerstört worden war. Die beiden Heilige, die Schutzheiligen der Zahnärzte, St. Apollonia, und der Patron der Hirten, St. Wendelin, waren Jahre zuvor gestohlen worden. Die Familie Riesterer ließ im Grödnertal zwei neue Figuren schnitzen, die jetzt den kleinen Altar schmücken. Im neu gebauten Glockenturm erklingt eine Glocke, welche die Inschrift trägt: “An Gottes Segen ist alles gelegen” .

Zur Rappenecker Hütte kann man wandern. Damit nicht zu viele Autos auf den Berg fahren, wird am kommenden Sonntag ein Bus eingesetzt. Abfahrt ist um 9 Uhr in Kirchzarten Bahnhof und Kirchzarten Grundschule, 9.15 Uhr in Oberried Schule und Oberried “Adler” . Ankunft Rappeneck 9.45 Uhr. Rücktransfer ab Rappeneck: 12.30 und 14 Uhr. Preis pro Person: Hin- und Rückfahrt 6 Euro, einfache Fahrt 4 Euro.

Karlheinz Scherfling am 1.7.2006 auf www.badische-zeitung.de

Nikolauskapelle in Falkensteig ist 400 Jahre alt

  Blick nach Osten zur Nikolauskapelle in Falkensteig am 27.5.2008

Am Eingang zum Höllental beteten einst die Reisenden zum Schutzheiligen der Kaufleute / Am Sonntag wird ein Fest gefeiert

Am Eingang zum Höllental, wenige Meter neben der B 31, steht die St. Nikolauskapelle. Sie wurde vor 400 Jahren erbaut. Aus diesem Anlass finden am morgigen Sonntag ein Gottesdienst und ein Fest statt. Um 13.30 Uhr beginnt in der St. Nikolauskapelle ein Gottesdienst unter Mitwirkung des Kirchenchors. Die Predigt hält Erzbischof em. Oskar Saier. Anschließend findet im benachbarten Hof der Familie Schmälzle an der B 31, Höllentalstraße 22, im dafür aufgestellten Festzelt ein gemütlicher Hock statt, zu dem die Falkensteiger Vereine einladen. Für Bewirtung ist bestens gesorgt, der Akkordeonclub Höllental wird zur Unterhaltung aufspielen.

Erstmals erwähnt ist die Kapelle im Jahre 1460 auf der ehemaligen Burg Falkenstein, heute eine Ruine. Diese Burg Falkenstein wurde im zwölften Jahrhundert von den “Falkensteinern” errichtet, die wohl vorher im Wittental ansässig waren. Der Name “Höllental” entstand erst später, zu diesem Zeitpunkt hieß es “Falkensteiner Tal” . Die Lage der Burg verstand sich dadurch, dass schon damals ein nicht unbedeutender Verkehrsweg durch dieses Tal führte. Die Straße, die ihren Verlauf durch das Höllental nahm, verband den Breisgau mit der Baar, dem Bodensee und den südlich davon liegenden Gebieten der heutigen Schweiz. Urkundlich erwähnt wird die Höllentalstrecke das erste Mal im Jahre 1301. Zum zweiten Mal wird die Straße 1306 erwähnt in einer Urkunde, in der die Familie Falkenstein dem Kloster Friedenweiler Zollfreiheit für den Transport jeglicher für den Eigenbedarf vorgesehener Güter durch das Höllental zubilligt. Da der Ausbau der Straße durch das Wagensteigtal, der im Jahre 1310 begonnen wurde, 1379 beendet war, stand diese Straße nun in Konkurrenz mit der älteren Straße durch das Höllental. Infolge der entgangenen Zolleinnahmen der Falkensteiner fingen diese an, sich das entgangene und rechtmäßig zustehende Zollgut mit Waffengewalt zu holen. So kam es zum Raubrittertum am Eingang des Höllentals. Die “Falkensteinerstraße” war bei Reisenden und Kaufleuten, die teilweise von weit her kamen, bestens bekannt.
Das raubritterliche Verhalten der Falkensteiner führte dazu, dass Freiburg die Burg im Jahre 1388 angreifen und zerstören ließ. Die Falkensteiner verschwanden aber nicht aus dem Dreisamtal, sie hatten noch immer erhebliche Besitztümer entlang der Straße. Ob die Kapelle damals schon auf dem Gelände der Burg stand, lässt sich nicht nachvollziehen. Im Jahre 1460 wird sie zum ersten Mal mit diesem Bezug erwähnt. Im Jahre 1606 wurde die Kapelle ins Tal neben den Höllenbach (heute Rotbach) gelegt. Auf dem damals noch beschwerlichen und gefährlichen Weg durch das Höllental vertrauten sich die Kaufleute und Reisenden dem Schutz des heiligen St. Nikolaus, dem Patron der Kaufleute, an. Gestiftet wurde die Kapelle von den Freiherren von Bollschweil und den Herren von Sickingen. Eigentümer ist heute der St. Nikolaus-Kapellenfonds.

In den 80er-Jahren wurde das Dach und ein Teil des Gebäudes renoviert, wobei auch die örtlichen Vereine ehrenamtlich halfen. In den ersten Monaten dieses Jahres wurde dieses Bauwerk liebevoll zur 400- Jahr-Feier restauriert. Die Kapelle erstrahlt jetzt in neuem Glanz. Zahlreiche Helfer, der Pfarrgemeinderat sowie die Gemeinde Buchenbach haben mit dazu beigetragen, dieses Kulturgut zu erhalten. Noch mehr über die Geschichte des Höllentals und des Ortsteils Falkensteig wird beim Fest zu hören sein.

Badische Zeitung Freiburg
Matthias Riesterer, 26.6.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

 


Der Kreuzweg in St. Ottilien bekommt eine achte Station

Am Pilgerweg nach St. Ottilien gibt es nun eine neue Kapelle, die die Auferstehung Jesu in Szene setzt

Eigentlich ist der Kreuzweg nach St.Ottilien seit drei Jahren komplett. Damals befestigte der Bildhauer Wolfgang Kleiser die von ihm aus Eichenholz geschnitzten Szenen der Leidensgeschichte Jesu in den sieben Stationskapellen auf dem Weg zur legendären Quelle der heiligen Ottilie. Nun jedoch macht eine achte Station das Ganze vollkommen: Gestern brachte der Künstler aus Hammereisenbach in der von Auszubildenden des Bauunternehmens Bernhard Sänger als Gesellenstück errichteten neuen Kapelle seine neue Holzplastik an. Ihr Thema: Verkündigung der Osterbotschaft am offenen Grab.

Diese achte Station geht auf eine Anregung von Dompfarrer Erich Wittner zurück. Für den der nach etlichen Zerstörungen vor drei Jahren wieder restaurierte Kapellenweg eben noch nicht komplett war. “Schließlich endet der Kreuzweg nicht mit der Abnahme Jesu vom Kreuz, sondern mit der Auferstehung.” Und auf die weist nun, von Wolfgang Kleiser geschnitzt, eine Engelsgestalt zwei Frauen am leeren Grab hin. Ohne Kosten für die Dompfarrei, weil einige Freiburgerinnen und Freiburger sowohl das Material für die kleine Kapelle als auch die Holzplastik spendeten.

Vierzig Tage nach Ostern wird es morgen am Fest Christi Himmelfahrt in der Kirche von St. Ottilien um 17 Uhr eine von Erich Wittner gefeierte Festmesse geben. Anschließend wird er die neue Kreuzwegstation segnen, die etwa 150 Meter unterhalb der Kirche am Pilgerweg zur Quelle der heiligen Ottilie liegt, deren Wasser Linderung bei Augenleiden zugesprochen wird
24.5.2006, www.badische-zeitung.de

 

Drei Kapellen unter einem Dach - Die Loretto-Kapelle und der 30-jährige Krieg

Im August 1644 wurde an den Hängen des heutigen Loretto- und Schlierbergs eine der blutigsten Schlachten, die je um Freiburg geführt wurden, ausgetragen. Damals standen sich das bayrische Heer, verstärkt durch Weimarer Truppen unter Feldmarschall Franz von Mercy, und die Franzosen unter den Marschällen Turenne und Herzog von Enghien gegenüber. Dabei soll der Obristzunftmeister der Freiburger Kaufleute, Christoph Mang, das Gelübde getan haben, im Falle eines Sieges der deutschen Seite auf dem “Josephsbergle” eine Kapelle zu stiften.

Tatsächlich gelang es unter schweren Verlusten, die Franzosen zum Abzug zu zwingen. Die Erfüllung seines Versprechens löste Mang allerdings erst 13 Jahre später ein. Dank zahlreicher zusätzlicher Geldspenden konnte 1657 die kleine Kirche eingeweiht werden. Vermutlich wurde sie an Stelle einer kleineren Vorgängerkapelle errichtet, die dem Nährvater Jesu (daher auch der Namen “Josephsbergle” ) geweiht war. Dem
Wunsche des damals in Freiburg sehr bekannten Kapuzinerpaters Raphael Schächtelin folgend, entschied man sich für eine Nachbildung des heiligen Hauses von Loreto bei Ancona in Italien. Dort soll der Legende nach im Jahre 1294 auf wunderbare Weise das Wohnhaus der Heiligen Familie aus Nazareth erschienen sein (wahrscheinlich wurden Bauteile durch die Kreuzritter dorthin gebracht). Man erbaute deshalb drei kleine zusammen hängende Kapellen, die dem Heiligen Joseph, der Gottesmutter Maria und der Heiligen Anna geweiht wurden. Die Innenwände bemalte man teilweise mit Freskenkopien aus der Ursprungskirche in Loreto, die Anfang des letzten Jahrhunderts (1902) durch Joseph Schultis renoviert wurden. Die Altarbilder in der Marien- und Josephskapelle wurden 1659 durch den Konstanzer Maler Johann Christoph Storer geschaffen. Die Statue der Immaculata stammt aus den Händen des Freiburger Bildhauers Franz Anton Xaver Hauser (1784).

Schnell entwickelte sich eine rege Wallfahrt zu den drei kleinen Heiligtümern, die nur durch erneutes Schlachtengetümmel im Jahre 1744 unterbrochen wurde. Wieder einmal belagerten französische Truppen, diesmal unter der Führung des französischen Königs Ludwig XV., die Stadt Freiburg, die damals noch zu Vorderösterreich gehörte. Es wird berichtet, dass just als der französische König unter der Tür der Marienkapelle stand, eine eiserne Kanonenkugel über ihm in die Kirchenwand einschlug (sie ist dort heute noch zu besichtigen). Auf die Drohung hin, dass die Franzosen das Münster beschießen würden, wurde daraufhin der Beschuss von den Höhen des Schlossberges eingestellt.
Als 1788 durch ein Dekret des österreichischen Kaisers Joseph II. alle Nebenkapellen aufgehoben werden sollten, gelang es durch den starken Protest der Freiburger Gläubigen, hiervon sowohl St. Ottilien wie auch die Lorettoberg-Kapellen auszunehmen.

Heute führen die drei kleinen Kirchenräume unter einem Dach, die sich im Eigentum der Freiburger Dompfarrei befinden, ein beschauliches Dasein. Viel von der Romantik, die der Stich aus dem vorletzten Jahrhundert ahnen lässt, ist durch den zunehmenden Autoverkehr und die Bebauung auf den Höhen des Lorettoberges und an den Hängen des Schlierberges verloren gegangen. Nur ein paar gewaltige Lindenbäume künden noch von dem einstigen schattigen Wallfahrtsplatz vor der Kapelle. Das neben der Kapelle im 19. Jahrhundert errichtete “Bruderhaus” wurde 1902 abgerissen und durch einen mit einer Sandsteinfassade umkleideten schlossähnlichen Bau ersetzt, in dem sich seither mit wechselnden Pächtern ein im Sommer stark frequentiertes Restaurant und Café befindet, das Schloss-Café.
Alles von
Hans Sigmund  vom 13.2.2006 auf www.bzol.de

 

Kapelle auf dem Hauptfriedhof - Jürgen Siegel restauriert in Eigenregie 

Der 60-jährige Ruheständler Jürgen Siegel hat kostenlos eine Kapelle auf dem Freiburger Hauptfriedhof restauriert – bereits zum zweiten Mal. „Er macht das sehr, sehr toll“, lobt Christal Brand, stellvertretende Betriebsleiterin vom Eigenbetrieb Friedhöfe, das Engagement. Firmen aus der Region haben Siegel unterstützt, jetzt fehlen nur noch neue Bodenplatten.

„Das Schlimmste für mich ist, wenn ich nichts zu tun habe“, sagt Jürgen Siegel. Der gelernte Dekorationsmalermeister kann seine Firma wegen eines Augenleidens seit zehn Jahren nicht mehr weiterführen. Objekt seines Tatendrangs ist nun die kleine namenlose Kapelle auf dem Hauptfriedhof, zu der er eine besondere Beziehung hat. „In der Nähe liegt das Grab meiner Eltern, und immer wenn ich hier vorbeigekommen bin, habe ich die Kapelle gesehen. Ich hab’ immer gedacht, diese wunderschöne Substanz muss man doch erhalten“, erzählt er.
Mit den Arbeiten begonnen hatte Siegel schon im Jahr 2001, nachdem Unbekannte die Holzfiguren beschädigt hatten – sie hatten einen Brand in der Kapelle gelegt. Damals hatte er die Figuren restauriert und die Innenwand der Kapelle neu gestrichen. Weil aber bald danach der Putz an der Innenseite durch Feuchtigkeit abgebröckelt ist, hat Siegel sich im Juni dieses Jahres entschlossen, noch einmal Hand anzulegen. Diesmal hat er den Putz auf der Innen- und Außenseite ausgebessert und alles neu gestrichen – mit Silicatfarbe, die die Feuchtigkeit abweisen soll.

Die Reaktionen auf Siegels Arbeit sind positiv – auch wenn manch einer gar nicht glauben mag, dass der Ruheständler das alles kostenlos macht. Siegel erzählt von einem Herrn, der ihn angesprochen hat: „Der hat eine Zeitlang zugesehen, dann hat er gesagt: ,Aha, für sowas hat man Geld’. Als ich dem erzählt hab’, dass ich das von mir aus mache, war er erstmal sprachlos. Dann war er richtig begeistert, dass es sowas noch gibt.“ Auch Firmen aus Freiburg und Umgebung sind angetan und haben Siegel unterstützt: Mit Farben, Putz und Bodenplatten. Peter Guy von der Firma Pegu-Farben erklärt, warum er Siegel gern geholfen hat: „Wir kennen uns schon lange, und es gibt so viele Dinge hier in der Stadt, die nicht in Ordnung sind. Da finde ich es toll, wenn das einer von sich aus macht.“

Bernhard Pfisterer, Fliesenleger aus Schallstadt, hilft Jürgen Siegel beim Verlegen der Platten – der letzte Arbeitsschritt, den Siegel als einzigen nicht selbst erledigen kann. Siegel muss sich auch in den nächsten Jahren keine Sorgen machen, dass er nichts zu tun hat: Er will sich weiterhin um die Kapelle kümmern. Und wenn das nicht reicht, hat der umtriebige Ruheständler Alternativen: Ihm gehört ein alter Berghof in Oberbiederbach. „Dort gibt’s auch immer was zu tun“, sagt er.
BZ vom 13.8.2005

 

St. Ottilien 500 Jahre alt: 1503 - 2003

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Eine gemütliche Gehstunde vom Stadtzentrum entfernt, findet man sich in einer ganz anderen Welt: Sankt Ottilien. In der stillen Idylle auf einer Lichtung mitten im Stadtwald befinden sich eine Wallfahrtskirche und Ausflugslokal. Diese Mischung von geistlicher und profaner Seelsorge suchen seit Generationen zahllose Besucher auf.

Im Türstock der Kirche steht die Zahl 1503 - so kann die barocke Wallfahrtskirche in diesem Jahr ihr 500jähriges Bestehen feiern. Schon früh gab es an dem heiligen Ort auch das Haus des Eremiten, der die Wallfahrer verpflegte. "In dieser besonderen Atmosphäre Sankt Ottiliens werden die Leute ganz ruhig", erzählt Alexander Nowacki über den Ort, der ihm 50 Jahre "eine richtige Heimat" war. 25 Jahre lang war er dort Messner, genau so lange wie sein Vater Franz vor ihm. "Nach Sankt Ottilien kommen Alte und Junge, um im gedämpften Licht der Grotte zu beten und sich die Augen zu benetzen", sagt der 61-Jährige. Denn dem Quellwasser, das in der Grotte des Waldheiligtums entspringt, wird nachgesagt, dass es bei Augenleiden wahre Wunder wirken kann: Der ehemalige Messner, der seit kurzem bei seinen Kindern auf der Schwäbischen Alb lebt, erinnert sich an ein Mädchen aus Österreich, dem die Ärzte der Freiburger Augenklinik nicht helfen konnten. Aber durch das Wasser der Ottilienquelle habe sie wieder sehen können. Auch Dompfarrer Erich Wittner nutzte schon in seiner Studienzeit Ende der 50er Jahre "die Oase, die Ruhe und Sammlung vermittelt - dahinten ist man etwas entrückt und kommt zu sich". Er habe sich "natürlich auch die Augen benetzt", erzählt der 67-Jährige, der heute eine Lesebrille braucht. "Und ich habe mich immer auch in der Wirtschaft gestärkt - meistens mit einem Bierchen".

Denn wer in St. Ottilien nicht nur die geistlichen, sondern auch die körperlichen Bedürfnisse befriedigen möchte, ist hier direkt an der Quelle: Direkt neben der Kirche lockt das Waldrestaurant St. Ottilien mit irdischen Genüssen. Mehr als tausend Ausflügler am Tag pilgern vor allem wochenends auf dem Panoramaweg vom Schlossberg zu der Mischung aus klerikalem und rustikalem Naherholungsort. Vor allem junge Familien, deren Kinder auf dem Spielplatz unter den alten Bäumen einen Heidenspaß haben können.
Auch wenn "die Heilige Ottilie nicht die Mutter Gottes ist", habe St. Ottilien als einer der ältesten deutschen Wallfahrtsorte noch nicht ganz ausgedient, erklärt Dompfarrer Wittner. Er weihte Sonntag mit rund 160 Interessierten den wieder aufgebauten Kreuzweg ein. Und auch sonst gewinne die Kirche an Attraktivität: "Wir haben etwa 30 Trauungen und Taufen im Jahr." Das sei auch der Grund, warum die Messnerstelle wieder neu besetzt werde.
Momentan werde dafür das Haus neben der Kapelle, in dem die Nowackis wohnten, für etwa 150 000 Euro saniert. Ende Juli ziehe der Nachfolger ein, dessen "Großvater früher die Wirtschaft gehabt hat", weiß Dompfarrer Wittner. Vielleicht wird es auch ihm bald so gehen, wie seinem Vorgänger, der sagt: "Ich bin verliebt in Sankt Ottilien".

Simone Höhl in der BZ vom 21.6.2003, ganzen Text auf www.bzol.de lesen

Wandern von Freiburg-Altstadt nach St.Ottilien >Wandern
Gasthaus St.Ottilien >Ottilien

  
 

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