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Alkohol, Alkoholismus, Suchtprobleme: Initiativen, Selbsthilfegruppen,  ...

Blick oben am Kessler Hang nach Süden zum Altenvogtshof am 23.10.2004

www.bleibdudu.de Freiburg

 

Alkoholkonsum beschränken - auch den der Erwachsenen

Die Spaßgesellschaft schlägt über die Stränge. Ihrem Konsum sind scheinbar keine Grenzen gesetzt: 24 Stunden am Tag ist alles überall zu kaufen. Und lahmt der Absatz, wird er mit Flatrate-Angeboten angeheizt. Das gilt zunehmend auch für alkoholische Getränke. Also für jenes Rauschgift, das im Unterschied zu "harten" Drogen wie Heroin oder Ecstasy immer noch als gesellschaftlich integriert gilt. Was freilich, schaut man ins Alkoholikermilieu, zum Teil eine soziale Lebenslüge ist. Dennoch wurden bisher alkoholische Getränke nicht generell verboten, ausgenommen zum Schutz der Jugend: Alkoholismus ist ein privates Problem. Doch inzwischen scheint eine Grenze überschritten. Weil der Zusammenhang von Trunkenheit und Gewalt offensichtlich ist, soll der Alkoholkonsum auch der Erwachsenen beschränkt werden – durch nächtliche Verkaufsverbote, durch zeitweilige Sperrzonen fürs Alkoholtrinken.
Alles von Wulf Rüskamp vom 6.8.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/leitartikel-recht-statt-moral--18019880.html

 

Verwaltungsgericht stoppt Alkoholverbot im Freiburg-Bermudadreieck

Wer Alkohol trinkt, werde nicht automatisch gewalttätig, so die Richter. Und doch war die Sache nicht von vornherein klar. So hätte man die Hürden niedriger ansetzen können, wenn es um hochrangige Rechtsgüter wie die körperliche Unversehrtheit geht. Man hätte darauf abstellen können, dass die meisten Körperverletzungen auf der Amüsiermeile nun mal unter Alkoholeinfluss erfolgen und das Alkoholverbot wohl einen mäßigenden Einfluss hatte. All das brachte die Stadt vor Gericht auch vor, aber ohne Erfolg. Zuletzt betonte sie sogar, dass jeder, der sich im sogenannten Bermudadreieck betrinke, das Potenzial in sich trage, aus nichtigem Anlass mit anderen in Streit zu geraten. Das Gericht blieb aber bei der klassischen Regel des Polizeirechts: Ein Verbot erfordert eine reale Gefahr, eine potenzielle Gefahr genügt nicht. ...
Gesamten Kommentar von Christian Rath vom 28.7.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/kommentare-1/kommentar-das-nein-zum-alkoholverbot

Das Verbot des Freiburger Alkoholverbotes - ein Sieg der Freiheit? Nicht - wenn man als wesentlichen Freiheitspunkt die körperliche Unversehrtheit ansieht. Betrachten wir die Fakten - ganz nüchtern:
Die Gewaltdelikte sind innerhalb des betroffenen Gebietes in diesem Verbotsjahr deutlich zurückgegangen.
Die vielerorts betonte angebliche Verlagerung der Gewalt an andere Orte ist nicht eingetreten.
Wer das Gegenteil behauptet, müsste der Polizei vorwerfen, ihre Statistiken zu fälschen . ...
Stefan Ummenhofer, 31.7.2009, www.stadtkurier.de

 

Präventionswoche in Sachen Alkohol im Dreisamtal – erst der Anfang

Kirchzarten / Stegen (de.) „Es war eine insgesamt bunte und gelungene Woche!“ ist das Fazit von Natalia Rozpiorska, Jugendreferentin der Gemeinde Kirchzarten, in Bezug auf die Präventionswoche in Sachen Alkohol, die vergangene Woche im Dreisamtal stattfand. Eine Vielzahl verschiedenster Veranstaltungen sprach ganz unterschiedliche Jugendliche auf erlebnisorientierte und spielerische Art und Weise an. So waren beispielsweise „Rauschbrillen“ der Renner. Die Jugendlichen testeten sie bei Kettcar-Fahrten auf der Buswendeschleife beim Schulzentrum, bei Balance-Übungen, beim Klettern und stellten fest, dass es sehr schwierig war, Abstände einzuschätzen, das Gleichgewicht zu halten oder den Verkehrs-Parcour ohne Karambolagen zu bewältigen. Eine eindrückliche Erfahrung, die vermittelte, dass Alkoholkonsum die Verkehrstüchtigkeit tatsächlich einschränkt und die Gefahr von Unfällen erhöht. Mit der Telefonaktion der Badischen Zeitung, die in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule stattfand, gab es auch ein sehr niederschwelliges Angebot, das anonyme Beratung Betroffener ermöglichte und in hohem Maße beansprucht wurde. Bedauerlich war, dass die Podiumsdiskussion „Alkohol in Maßen oder in Massen?“ nur von wenigen Eltern besucht wurde, obwohl über die Schulen alle Eltern eingeladen wurden. Diese Präventionswoche war das erste gemeindeübergreifende Projekt der beiden Diplomsozialpädagogen Stefan Pohl in Stegen und Natalia Rozpiorska, in Kirchzarten. „Wir haben uns nicht an Gemeindegrenzen orientiert, sondern an der Lebenswelt der Jugendlichen und die leben im Dreisamtal,  nutzen alle Jugendhäuser und besuchen auch die Feste, die hier im Tal stattfinden, egal ob sie Stegener oder Kirchzartener sind“, betont Rozpiorska. Die beiden Jugendreferenten wurden von einem breiten Kreis an engagierten Bürgern und Institutionen unterstützt. So beteiligten sich neben Arztpraxen und Apotheken auch viele Vereine, die Schulen und Kirchengemeinden, Verkehrswacht und Polizei, die Jugendzentren, das Schülerhaus, die Volkshochschule in einem ganz breiten Bündnis an der Organisation und Durchführung der Alkoholpräventionswoche. Ein letztes Highlight der Kampagne ist das Theaterstück „Alkohölle“, das am 28. Juni 2009 in der Kageneckhalle aufgeführt wird und zu dem Eltern und Jugendliche eingeladen sind.

Für Rozpiorska und Pohl ist jedoch klar, dass die Präventionsarbeit weitergehen muss. Isolierte Maßnahmen wie das Verbot des Verkaufs von Alkohol an Tankstellen nach 20 Uhr bringen ihrer Meinung nach nichts. Alkohol gehöre zum Leben dazu und könne in Maßen konsumiert ein Genussmittel sein. Ziel der Präventionsarbeit sei es deshalb, Jugendliche hin zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol zu führen. Und das geschieht in der Jugendarbeit im Dreisamtal das ganze Jahr über - und zukünftig auch vernetzt!  Denn diese gemeindeübergreifende Organisation der Alkoholpräventionswoche ist im Zusammenhang mit der stärkeren Vernetzung der Jugendzentren Stegen und Kirchzarten zu sehen und  „diese Aktionen bilden den Anfang einer intensiven Zusammenarbeit der zuständigen Jugendreferate in den beiden Bürgermeisterämtern. Sie sind als Startschuss für weitere gemeindeübergreifende Initiativen zu sehen“, führt Pohl aus.
26.6.2009, Dagmar Engesser, www.dreisamtaeler.de

Theaterstück „Alkohölle“
Kageneckhalle Stegen, 28. Juni 2009, Beginn: 17 Uhr, Einlass: 16.30 Uhr
Eintritt: 1,- Euro für Jugendliche / 2,- Euro Erwachsene

 

In Frankreich kein Alkohol für Jugendliche unter 18

Nächtliche Saufgelage unter Minderjährigen - drinnen oder draußen - sind kein Freiburger Problem, und Komatrinker gibt es längst nicht nur unter Deutschlands Jugendlichen. In Frankreich weiß man das - und hat nun eine Konsequenz daraus gezogen: Wer unter 18 ist, soll dort demnächst in der Öffentlichkeit zumindest auf legalem Weg keinen Alkohol mehr verkauft oder ausgeschenkt bekommen. Schon hört man hierzulande die mahnenden Besserwisser: "Einsicht ist aber besser als Druck" und "Verbote können Aufklärung nicht ersetzen." Geschenkt!
Natürlich werden Gesetze allein das Problem nicht lösen. Aber es gibt keinen einzigen guten Grund, warum Minderjährige mit Alkohol versorgt werden müssen. Den "vernünftigen Umgang" damit muß niemand mit 16 erlernen, dafür ist später genug Zeit. Wir sollten dem französischen Beispiel so schnell wie möglich folgen.
Tassilo Schneider, 12.3.2009, www.stadtkurier.de

 

Jugendliche Komatrinker: Sie setzen ihr Leben aufs Spiel

Chronische Konflikte und Verhaltensstörungen sollen mit großer Wahrscheinlichkeit die Ursache sein, warum junge Mädchen und Jungen sturzbetrunken in der Öffentlichkeit auffallen und zu guter Letzt mit Alkoholvergiftung und anderen Drogen in der Kinderklinik landen. Trotz aller Bemühungen in der Suchtprävention und andere Beratungsangebote haben sich die Zahlen der sturzbesoffenen Mädchen und Jungen verdoppelt. Das klingt zwar nicht gut und spricht auch nicht für Erfolge der sogenannten Suchtexperten. Ja, sie geben sich große Mühe und stehen doch am Schluss oftmals mit leeren Händen da. Das ist frustrierend. Der Jugend etwas zu verbieten, ist so, als wenn jemand einem Ochsen ins Horn pfetzen will. Die Schulrektorin, Martina Höhmann ist mit Ihren Antworten auf die Fragen der BZ auf dem richtigen Weg. Der Schlüssel allen Tuns junger Menschen liegt in der intakten Familie oder es gibt diese Familie für diese jungen Menschen nicht. Die befragten Mädchen sind doch mit Sicherheit nicht von gestern. Und doch fällt denen nichts besseres ein, als ihr junges Leben aufs Spiel zu setzen.
Diese Geschichte zeigt aber auch , dass für die Stadt Freiburg im Sozialbereich keine Kürzungen mehr möglich sind. Im Gegenteil: Alle betreffenden Beratungsstellen und Jugendeinrichtungen müssen vorrangig großzügig bezuschusst werden. Es müssen mehr geeignete Mitarbeiter eingestellt werden, die sich auch um Jugendliche in den Einrichtungen kümmern können, wenn es im Elternhaus schon keine Familie gibt in der sich die Jugendliche und der Jugendliche wohl fühlt.
Im übrigen: Über 90 Prozent der Jugendlichen an allen Schulen sind total in Ordnung und es ist eine Freude mit diesen jungen Menschen zusammen zu sein.
BZ-Leserbrief vom 19.2.2009 von Manfred Kluth, Blaues Kreuz Freiburg

Komasaufen für Anfänger - Suchtpräventionstage am BBZ Stegen

„Komasaufen für Anfänger“, „Ist der Joint heiß?“, „Zu dick - zu dünn?“, „Mädchen Sucht Junge“ „Sucht hat viele Gesichter“ - ist nur eine Auswahl von Workshops anlässlich der Suchtpräventionstage am BBZ Stegen, welche die Suchtpräventionsbeauftragten Cornelia Männel, Studienrat Franz Göpfrich und Sonderschullehrer Armin Rombach organisiert haben. Gerade die Tage vor den "tollen Tagen" bieten den Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 - 10 der Haupt- und Realschule sowie des Gymnasiums Gelegenheit, sich intensiv mit den verschiedenen Suchtmitteln und der Entstehung von Sucht auseinanderzusetzen. Zahlreiche Experten von der Polizei, des Landrats- und Gesundheitsamtes sowie der Verkehrswacht, des Frauen & Mädchen-GesundheitsZentrums e.V., Al-Anon sowie der Anonymen Alkoholiker konnten für die Workshops gewonnen werden. In diesen schulartübergreifenden Projekten soll gezeigt werden, dass Alkohol, Komasaufen und Sucht-Verhaltensweisen überhaupt keine Alternative zum wirklichen Leben und Erleben sind, was in Workshops zu verschiedenen Themen verdeutlicht wird.
Die Schülerinnen und Schüler können aus einem vielfältigen Angebot auswählen: Erlebnispädagogik, Kung-Fu Schnuppertraining, Tanzen, Theater, Groovy Grooves and Funky Rhythms, Drumming, Partydrogen, Fit and Fun, Kunstprojekte, Vitaminbomben sowie ein Besuch in der Universitätsklinik und viele weitere Angebote stehen auf dem Programm. Genuss mit Verstand - vorbeugen ist besser als heilen - Prävention besser als Therapie. Die Suchtpräventionstage werden unterstützt vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald und dem Sozialwerk für Hörgeschädigte.
19.2.2009, Cornelia Männel, www.dreisamtaeler.de

 

Festkultur-Projekt: Gegen Saufgelage, Schlägereien und Vandalismus

Je später der Abend, desto voller die Gäste

  von links nach rechts: Die Gäste aus Sigmaringen, Martin Klawitter von der
Polizeidirektion Sigmaringen, Dietmar Unterricker vom Landratsamt
Sigmaringen, Horst-Dieter Bolanz von der Suchtberatung Müllheim (agj) und
Klaus Limberger von der Fachstelle Sucht des blwv in Freiburg, Gabriele
Ruck, Suchtbeauftragte, und Claudia Brotzer, Jugendreferentin, beide vom
Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald sowie Joachim Metzger,
stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Freiburg mit den Leitern der
fünf örtlichen Polizeireviere

Foto: Landratsamt

Im Landkreis sollen künftig einheitliche Regeln für alle Veranstaltungen gelten / Abläufe und Inhalte von Festen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Ursprüngliche Traditionen treten immer mehr in den Hintergrund, konsumorientierte Inhalte in den Vordergrund. In die interessante Phase kommen viele Feste erst weit nach Mitternacht. Veranstalter berichteten von Saufgelagen, Schlägereien und Vandalismus. Diese negative Entwicklung ist Anlass für ein neues Projekt, welches das Bewußtsein für eine neue Festkultur wecken soll. Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hat zusammen mit der Polizeidirektion Freiburg und den örtlichen Polizeirevieren sowie den Suchtberatungsstellen des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation (bwlv) und dem Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg (agj) ein Eckpunktepapier erstellt, das den Ablauf von Festen strukturieren und möglichst im ganzen Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald umgesetzt werden soll. Die Idee stammt aus dem Landkreis Sigmaringen, wo seit 2007 in allen Gemeinden die gleichen Regelungen bei der Vergabe von Hallen gelten. Das Konzept des Projektes "FESTKULTUR" wurde kürzlich im Rahmen einer Auftaktveranstaltung im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald allen interessierten Gemeinden vorgestellt.

Landrätin Dorothea Störr-Ritter begrüßte die Anwesenden mit den Worten "Ein Fest feiern wir heute noch nicht" und machte damit deutlich, dass alle Beteiligten erst am Anfang eines langen und schwierigen Weges stehen. Man müsse dieses heiße Thema aber angehen und den Beitrag dort leisten, wo Feste gefeiert werden. Deshalb habe man zur heutigen Veranstaltung auch
alle Landkreisgemeinden eingeladen. Es sei wichtig, dass die Kommunen die
bei Vereinsvorständen und Veranstaltern von Festen zu leistende Überzeugungsarbeit mittragen. Dabei betonte Störr-Ritter, das Feste einen wichtigen, kulturellen Bestandteil in unserer Region darstellen, die auch weiterhin stattfinden müssen. Aber man habe die Zeichen der Zeit erkannt und wolle die Probleme in den Griff bekommen. Mit der Umsetzung des Eckpunktepapiers könnten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Ablauf von Festen sowohl für Veranstalter als auch für Festbesucher
positiv beeinflussen.
"Je später der Abend, desto voller die Gäste", wußte Joachim Metzger, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Freiburg, aus seiner täglichen Arbeit zu berichten. Die meisten Ausschreitungen fänden zwischen 22.00 und 6.00 Uhr morgens statt, wobei die Alkoholbeeinflussung nach 3.00 Uhr stark zunehme. Der Zusammenhang zwischen Alkohol und Gewalt sei erwiesen. Selbst im Vorstand eines Vereins tätig, kenne er auch "die andere Seite" und wisse, wie wichtig die Einnahmen aus Festen für Vereine sind. Er zeigte sich erfreut über den gewählten Zeitpunkt für die Veranstaltung, denn bereits im Dezember werden in den Gemeinden die Veranstaltungskalender für das kommende Jahr besprochen.

Horst-Dieter Bolanz, Leiter der Suchtberatungsstelle Müllheim, stellte erschreckende Zahlen vor. So wurden im Jahr 2006 im Landkreis 85 Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren wegen einer Alkoholvergiftung stationär behandelt. Damit hat sich die Anzahl der Fälle im Zeitraum von 2001 bis 2006 nahezu verdoppelt. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Die meisten Jugendlichen beginnen mit dem Alkoholkonsum im Alter zwischen 14 und 16 Jahren. Der Mißbrauch folgt dann meist zwei bis drei Jahre später. Die Kommunale Suchtbeauftrage des Landkreises, Gabriele Ruck, wies auf den
gestiegenen Unterstützungsbedarf Jugendlicher im richtigen und verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol hin. Das belegten die zahlreichen Anfragen von Eltern und Schulen. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Suchtberatungsstellen und Landkreis bezeichnete sie als Tridem, das nur gemeinsam mit den Gemeinden das angestrebte Ziel erreichen könne. Deren Aufgabe sei es, mit Unterstützung des Tridems Vereine und Veranstalter für das Projekt zu gewinnen.
"Alle wollen ein schönes Fest - Festbesucher, Jugendliche, Veranstalter, und Eltern", betonte Claudia Brotzer, Jugendreferentin beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Es gehe bei dem Eckpunktepapier nicht darum, das Feiern zu verbieten, sondern einen festen Rahmen für den Ablauf von
Veranstaltungen zu entwickeln. Optimal wäre es, wenn sich alle 50 Gemeinden im Landkreis auf eine einheitliche Genehmigungspraxis verpflichteten. So gäbe es keine Konkurrenz mehr zwischen den Gemeinden, wenn in einem Ort verboten wird, was im nächsten womöglich (noch) erlaubt ist.
Brotzer erläuterte den Entwurf des Eckpunktepapiers, der Regelungen zum zeitlichen Rahmen von Veranstaltungen, zu Kontrollen und zum Alkohol beinhaltet. So soll das Programm spätestens um 21.00 Uhr beginnen und um 1.30 Uhr enden. Ausschank und Musik enden eine halbe Stunde vor
Veranstaltungsende, Sperrzeiten werden generell nicht mehr verkürzt und bis kurz vor Ende des Festes der volle Eintrittspreis kassiert. Alle Ausweise werden am Einlass kontrolliert und damit die Einhaltung von Jugendschutz- und Gaststättengesetz erleichtert. Betrunkene erhalten keinen Zutritt, mitgebrachter Alkohol wird abgenommen, Waffen aller Art sind verboten und bei illegalen Drogen erfolgt Anzeige. Geeignetes und geschultes Ordnungspersonal, das für die Festbesucher erkennbar sein muss,
ist in und auch vor der Halle sowie auf dem Parkplatz präsent. Die Verantwortlichen sind bei Polizei und Bürgermeisteramt als Ortspolizeibehörde bekannt und stets erreichbar sein. Außerdem soll es
keine Lockangebote für preiswerten Alkohol mehr geben, Betrunkene erhalten keine weitere Alkoholika. Der Veranstalter hat Vorbildfunktion und bleibt nüchtern. In der anschließenden Podiumsdiskussion stellten sich die Ideengeber aus Sigmaringen in einer Podiumsdiskussion den Fragen der 17 vertretenen Gemeinden. Sie berichteten von ihren guten Erfahrungen, seit das Konzept in allen 25 Landkreisgemeinden einheitlich umgesetzt wird, aber auch, wie viel Überzeugungsarbeit in den Kommunen vor Ort geleistet werden musste. Es wurde deutlich, dass für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald nicht zwingend das gleiche Konzept gelten muss. Ziel sei ein tragfähiger Konsens für alle Beteiligten. Als nächster Schritt ist die Vorstellung des Projektes in der  Bürgermeisterversammlung geplant. Interessierte Gemeinden können sich aber schon jetzt beim Landratsamt melden.
Ansprechpersonen sind Claudia Brotzer und Gabriele Ruck, Tel. 0761/2187-2511 und -2513 oder jugendamt@lkbh.de. Das Tridem aus Landratsamt, Suchtberatungsstellen und Polizei kommt gerne zu Informationsveranstaltungen mit Vereinen, Vorständen und Gemeindevertretern vor Ort, um das Projekt sowie das Eckpunktepapier vorzustellen.
7.11.2008, Landkreis

 

Bermudadreieck: Reglementierungen helfen da nicht weiter

Man kann unterschiedlicher Meinung sein über die Angemessenheit des Alkoholverbotes in der Innenstadt. Die Gerichte werden sich damit beschäftigen. Einer Entspannung der Problematik im "Bermudadreieck" oder gar der Eindämmung des Problems kommt man dadurch keinen Schritt näher.  Um was geht es denn? Im besagten Bermudadreieck ist nachts zwischen 1 und 5 Uhr die Gewaltbereitschaft hoch und dies steht auch im Zusammenhang mit dem übermäßigen Alkoholkonsum. Jeder der sich über mehrere Stunden dort aufgehalten hat oder direkt davon betroffen ist, wie Wirte, Discobetreiber oder als Gast wird das bestätigen. Die Kläger behaupten, es gäbe keinen Zusammenhang zwischen übermäßigen Alkoholkonsum und Gewaltbereitschaft. Nicht nur meine langjährige Erfahrung in der Suchthilfe und die Wahrnehmung, die ich mir schon mehrmals vor Ort machen konnte, bestätigen einen Zusammenhang; auch alle mir bekannten Studien (aus dem englischsprachigen Raum und der Schweiz) belegen diesen. Im Bermudadreieck gibt es eine Häufung von Kneipen und Discos auf engem Raum. Zu bestimmten Zeiten halten sich in diesem begrenzten Raum so viele Menschen auf, dass ein Durchkommen schwer möglich ist. Allein dadurch entsteht eine angespannte Atmosphäre. Das Zusammenwirken all dieser Faktoren in Verbindung mit der Sogwirkung für alle "Eventsuchenden" macht die Brisanz des Bermudadreiecks aus. Reglementierungen alleine helfen da genauso wenig weiter wie aufwendige und teuere Gerichtverfahren. Was ist zu tun? Es ist neben dem Kontakt und Gespräch mit den Menschen, die sich dort aufhalten, notwendig, die Situation genau zu analysieren und ein Gesamtkonzept zur Umsetzung einer nachhaltigen kommunalen Alkoholpolitik zu entwickeln. Dieses soll auch als Grundlage für das Handeln in die Ortschaften und Stadtteilen dienen. Die Träger der Suchthilfeeinrichtungen in Freiburg, die im Arbeitskreis Suchthilfe kooperieren, haben auf der Grundlage einer Befragung ein Konzept erarbeitet, welches genau diesen Ansatz verfolgt. Diese Vorarbeiten, die auf der Grundlage von bewährten und erfolgreichen Schweizer Konzepten beruhen sollten von den Verantwortlichen der Stadt Freiburg unterstützt werden.
BZ-Leserbrief vom 21.8.2008 von Klaus Limberger, Freiburg

 

Alkohol-Studie des AK Suchthilfe: Eher zu wenig als zu viel angegeben 

Fragen und Antworten zum Alkoholverbot und zur Alkohol-Studie des Arbeitskreises Suchthilfe

Freiburg - keine Hochburg für den Suff Freiburg - keine Hochburg für den Suff. Bild: Ingo Schneider

Heute entscheidet der Gemeinderat, ob das bestehende Alkoholverbot im Bermuda-Dreieck verlängert wird. Ein Thema, das viele Fragen aufwirft. Für Aufsehen hat eine kürzlich veröffentlichte Studie des Arbeitskreises Sucht in Zusammenarbeit mit der Uniklinik gesorgt, die von einem hohen Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen berichtet. Wir liefern heute noch einmal Fragen und Antworten zu dem Thema. Die Umfrage für die AK-Sucht-Studie unter 308 Besuchern des Ausgehviertels am Martinstor erfolgte in der Nacht zum 1. Mai - einer Nacht, in der ohnehin viel getrunken wird. Hat dies das Ergebnis beeinflusst? "Wir glauben nicht", sagt Jeanette Piram von der Drogenberatungsstelle Drobs der AWO. Wer Mai-Veranstaltungen der Vereine besuche, gehe nicht in die Innenstadt. Und: Die Befragten gaben an, regelmäßige Bermuda-Dreieck-Besucher zu sein. Vielleicht seien etwas mehr jüngere Stadtbesucher unterwegs gewesen als an normalen Tagen, so Jeanette Piram.

Die Jungen trinken (umgerechnet) acht halbe Bier pro Abend, die Mädchen immer noch vier halbe. Können diese hohen Zahlen stimmen?
"Ja, leider" , meint Jeanette Piram. Das Ergebnis decke sich auch mit den Erfahrungen aus Gesprächen, wenn Jugendliche nach einer Krankenhauseinlieferung wegen einer Alkoholvergiftung zur Beratung kommen. Jeanette Piram glaubt auch nicht, dass bei den Interviews für die Studie — es waren "Einzelgespräche" — die Befragten zu hohe Zahlen zu ihrem persönlichen Konsum angegeben haben. Eher sei es umgekehrt. Piram: "Viele sagten: ,Wenn ich euch erzähle, wie viel ich trinke, dann stuft ihr mich gleich als abhängig ein’" . Ermittelt wurde der Durchschnittswert über den so genannten Median, der sogar noch aussagekräftiger ist, weil die Ausreißer nach unten und oben herausgerechnet werden.
"Vorglühen" heißt das Warmtrinken vor dem Weggehen. Kann es wirklich sein, dass so viele Jugendlichen und junge Erwachsene schon betrunken in die Stadt kommen?
Laut AK-Sucht-Studie trinken zwei Drittel der befragten 15- bis 17-Jährigen, bevor sie weggehen. Die Jungs konsumieren vor dem Ausgehen im Schnitt 126,5 Gramm Alkohol (140 Gramm entsprechen einer halben Flasche Schnaps), Mädchen dieser Altersgruppe kommen beim Vorglühen auf 72,5 Gramm Alkohol im Durchschnitt. Der Gesamtkonsum der 15- bis 17-Jährigen liegt bei 179 Gramm bei den Jungs und 85 Gramm bei den Mädchen. Den höchsten Wert in der Rubrik "Alkohol pro Abend" erreichen mit 183,5 Gramm die 18 bis 20 Jahre alten Jungs.

Wird dieses Ergebnis auch von anderen Statistiken unterstützt?
In den Jahren 2003 bis 2007 ist tatsächlich eine kontinuierliche Zunahme der von der Vergiftungs-Informationszentrale (VIZ) der Uniklinik beratenen Vergiftungsfälle nach dem Trinken von Alkohol zu verzeichnen. So waren es 2003 noch 52 Fälle, im Jahr 2007 bereits deren 98, also fast doppelt so viele. Die Mädchen machen einen Anteil von 45 Prozent aus. Bei der VIZ wird nur ein kleiner Teil der anfallenden Alkoholvergiftungen registriert. "Doch ein Trend lässt sich aus den Zahlen ablesen" , sagt Maren Hermanns-Clausen, die Leiterin der VIZ. Am häufigsten waren 14- bis 17-Jährige betroffen (82 Prozent). Der Altersmedian lag bei 15 Jahren. Die Daten des Jahres 2007 wurden auch darauf analysiert, welche alkoholi-schen Getränke konsumiert worden waren: In 50 Prozent der Fälle waren hochprozentige Alkoholika, hier vor allem Wodka, getrunken worden.

Hat das Alkoholverbot zu weniger Einsätzen der Rettungsdienste geführt?
Darüber gibt es keine statistischen Zahlen. Aber es gibt eine Einschätzung der Mitarbeiter der Rettungsleitstelle des Roten Kreuzes. "Unsere Leute haben subjektiv den Eindruck, dass die Einsätze seit Einführung des Verbots weniger geworden sind" , sagt DRK-Geschäftsführer Wolfgang Schäfer-Mai. Nicht alle Fälle, zu denen der Rettungsdienst gerufen wird, sind auch in der Polizeistatistik erfasst.
rö, 22.7.2008, BZ

 

 

Studie fürs Freiburger Ausgehviertel: Suff in the City - Hoher Alkoholkonsum

A
cht halbe Liter Bier bei den Männern, vier halbe bei den Frauen — das ist umgerechnet die durchschnittliche Alkoholmenge, welche die Besucher der Innenstadt abends vor und während der Kneipentour in sich hineinkippen. Dies ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, die gestern vorgestellt wurde. Bei 50 Prozent der Befragten ergaben sich Hinweise auf einen "problematischen Alkoholkonsum", heißt es. Und: Am meisten Alkohol trinken die 15- bis 17-Jährigen.

Die Ergebnisse haben selbst Suchtexperten überrascht: "Das ist erschreckend", urteilte der Arzt Michael Berner von der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg. Die Uniklinik hat die Studie des Arbeitskreises Suchthilfe Freiburg wissenschaftlich geleitet. Am 30. April diesen Jahres wurden zwischen Martinstor und Siegesdenkmal, Augustinerplatz und Rotteckring insgesamt 307 Innenstadtbesucher im Alter von 15 bis 65 Jahren befragt — außerhalb von Kneipen und
Diskotheken. Es ist die erste Alkoholstudie, die in Deutschland in einem Ausgehviertel erhoben worden ist. 93 Prozent der befragten Besucher trinken danach regelmäßig Alkohol — und viele deutlich mehr als sie vertragen. Ein Viertel aller Befragten hat angegeben, innerhalb der vergangenen zwölf Monate wenigstens einmal so betrunken gewesen zu sein, dass sie nicht mehr laufen konnten. Die Jüngeren führen die Alk-Statistik an — auch das hatten die Suchtexperten so nicht erwartet. Das "Vorglühen" — also das Warmtrinken zu Hause — ist bei zwei Drittel der 15- bis 17-Jährigen ein festes Ritual und zwar für beide Geschlechter. Nur die Jungs trinken (noch) mehr. "Vorgeglüht" wird mit harten Getränken. Deren Konsum entspricht bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen etwa der Alkoholmenge von einer Flasche Wein. Bei ihren männlichen Altersgenossen liegt diese Menge fast doppelt so hoch — und das ist nur der Einstieg in den Ausgehabend. Bei 68,3 Prozent der Befragten in der jungen Altersgruppe wurde drum auch ein "problematischer Alkoholkonsum" festgestellt. Mit der Einordnung in diese Kategorie sind sie eigentlich bereits Kandidaten für die Suchtberatung. Mit zunehmenden Alter nimmt die konsumierte Alkoholmenge leicht ab, bleibt aber bedenklich. Das Vorglühen spielt auch bei den 18- bis 20-Jährigen noch eine große Rolle. Unterm Strich bleibt bei allen Gruppen, auch bei den etwas älteren, das Ergebnis: Es wird mehr vorab zu Hause getrunken, als später in der Stadt. Die Studie sieht auch einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gewalt. 30 Prozent der befragten Männern gaben an, im vergangenen Jahr in eine Schlägerei verwickelt gewesen zu sein. Über 90 Prozent räumten ein, vor der Schlägerei etwas getrunken zu haben. Interessant ist auch: Bei der Umfrage befürworteten zwei Drittel der Befragten das von der Stadt verhängte Alkoholverbot im Bermuda-Dreieck. Auswärtige sind in dieser Befürworter-Gruppe häufiger vertreten als Freiburger. Beim Alkolkonsum übrigens liegen die Auswärtigen im Durchschnitt mit 102 Gramm Alkohol (entspricht fünf halbe Bier) vor den Einheimischen (84,5 Gramm). Der Arbeitskreis Sucht, dem alle großen Suchtberatungsstellen in der Stadt plus Unilklinik-Psychiatrie und Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen angehören, fordert auf Basis der Studie eine Alkoholpolitik für Freiburg, so wie es auch eine Baupolitik und eine Müllpolitik gebe. "Aber dazu brauchen wir Ressourcen" , meinte Klaus Limberger von der Fachstelle Sucht des baden-württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation. Ansätze eines Konzeptes sind bereits in der Schweiz erprobt worden. Alle Beteiligten werden einbezogen — von Schulen und Eltern bis zu Festveranstaltern, Wirten und Vereinen. Der Arbeitskreis Sucht kann sich auch vorstellen eine Anlaufstelle in der Innenstadt zu bieten — etwa mit einem Bauwagen. Bei der Umfrage für die Studie wurden die Interviewer mit ihren auffälligen Suchthilfe-Taschen von den Stadtbesuchern freundlich begrüßt: "Endlich" , hätten viele gesagt, "tut sich mal etwas" .

Alkohol In Rauen Mengen
- 93 Prozent der 307 befragten Stadtbesucher trinken regelmäßig Alkohol beim Ausgehen.
- Ein Drittel der Befragten trinkt Alkohol, weil es Spaß macht, je ein weiteres Drittel wegen des Geschmacks und wegen der Wirkung.
- Bei mehr als 90 Prozent der Schlägereien war Alkohol im Spiel.
- 5,6 Prozent konsumierten Alkohol an allen Tagen der vergangenen Woche.
- Junge Männer im Alter von 15 bis 20 Jahren trinken mehr Alkohol als alle anderen Untergruppen.
- Wer privat Alkohol getrunken hat, bevor er in die Stadt geht, trinkt hochsignifikant mehr als die übrigen Befragten.

Joachim Röderer, 10.7.2008, BZ

 

Arbeitskreis Prävention "Jugend und Alkohol" Kirchzarten

Die Zahl der Jugendlichen, die wegen Alkoholmissbrauchs in Kliniken eingeliefert werden müssen, hat sich in Deutschland seit 1990 verdoppelt. Jugendliche mit problematischem Alkoholkonsum neigen nachweisbar signifikant häufiger zu Gewalttaten, bei Jungen ist ein Drittel der verübten körperlichen Gewalt alkoholbedingt, bei Mädchen sogar zwei Drittel! Hinzu kommt, dass Alkoholmissbrauch zu Abhängigkeit führt, das zentrale Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen wird und dadurch sogar Depressionen und Wahnvorstellungen ausgelöst werden können.  

Da auch in Kirchzarten diese Tendenzen zu beobachten sind, hat sich schon im Jahr 2000 der Arbeitskreis Prävention aus persönlicher Betroffenheit heraus unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Georg von Oppen gebildet. In ihm treffen sich seither engagierte Eltern, Lehrer aller Schulen, Präventionslehrer und Erzieherinnen der Kindergärten. Mit Walter Arndt ist auch die Gemeindeverwaltung, mit Deborah Kunz das Kinder- und Jugendbüro und mit Thomas Karpf als Jugendsachbearbeiter die Polizei vertreten. In erster Linie geht es den Betroffenen um eine Vernetzung aller mit Jugendarbeit befassten Institutionen und Personen. „Der Nutzen des Arbeitskreises ist, dass wir uns gegenseitig unterstützen und ergänzen können. Jeder hat unterschiedliche Zugänge zu den Jugendlichen. Die sollen genutzt werden, so dass auf Jugendliche über viele Kanäle eingewirkt werden kann“, beschreibt die Sozialarbeiterin Deborah Kunz das Ziel des Arbeitskreises. „Dabei geht es nicht um kurzfristige, spektakuläre Aktionen, sondern um kontinuierliche Arbeit.“

In der Vergangenheit organisierte der Arbeitskreis beispielsweise als erstes großes Projekt das Theaterstück „Alkohölle“, das mehrere Schulen im Dreisamtal sehen konnten. Im vergangenen Jahr wurde das vom Landkreis initiierte Projekt „Mädchen SUCHT Junge“, ein geschlechtsspezifisches Präventionsprogramm mit den Modulen Alkohol, Nikotin, Cannabis, Chemische Drogen Essstörungen, auch in Kirchzarten auf den Weg gebracht. Bisher wurden Erwachsene ausgebildet, um mit diesem Programm dann in Schulklassen zu gehen. Für die Zukunft sollen möglichst Jugendliche ab 19 Jahren geschult werden, da dieser Personenkreis einen besseren Zugang zu den Schülern hat. Ziel ist auf jeden Fall, für das Dreisamtal einen eigenen Trainerpool für die Präventionsarbeit zu schaffen, der den Schulen dann konstant zur Verfügung steht.

Im Moment sind laufende Projekte abgeschlossen und der Arbeitskreis befindet sich in einer der Phase der Neuorientierung. Das ist die Chance für alle, die sich für das Thema Suchtprävention interessieren, in den Arbeitskreis mit einzusteigen. Der Arbeitskreis tagt alle sechs bis acht Wochen, der nächste Termin ist Donnerstag der 10. Juli 2008, um 18 Uhr im Sitzungszimmer der Talvogtei. Nähere Informationen:
Arbeitskreis Prävention Kirchzarten von Eltern für
Jugendliche mit problematischem Alkoholkonsum
c/o Deborah Kunz, Tel 07661- 393 62
Dagmar Engesser, 5.7.2008, www.dreisamtaeler.de

 

Immer mehr jüngere Menschen trinken zu viel Alkohol

Die "Pyschosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle" heißt jetzt "Suchtberatung" der AGJ / Die Probleme sind gleichgeblieben

Es stimmt: Einige Jugendlichen trinken viel. Sogar viel zu viel. Und es gibt eine große Dunkelziffer. Hauptklientel der alkoholkranken Klienten in der Suchtberatung AGJ in Müllheim sind aber die 30- bis 60-Jährigen. Vorrangig Männer aus allen Gesellschaftsschichten und die meisten sind berufstätig. Das Alkoholproblem sieht der Leiter der Suchtberatung, Horst-Dieter Bolanz, als "Spiegel der Gesellschaft" . Im Vorjahr wurden 728 Menschen beraten, von denen 246 die Betreuungsangebote genutzt haben. Die Probleme sind gleichbleibend. Nur der Name der Einrichtung hat sich geändert: Die "Pyschosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle" nennt sich jetzt "Suchtberatung" der AGJ. Dieser Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg wurde vor 49 Jahren gegründet. Die Suchtberatungsstelle gibt es seit 1980. Sie ist heute vorwiegend für Alkoholkranke zuständig, weil 1993 daneben die Beratungsstelle "Kobra" für Abhängige illegaler Drogen eingerichtet wurde. Die meisten alkoholkranken Klienten werden vermittelt, beispielsweise über Krankenhäuser und Hausärzte. Rund 22 Prozent kommen aus eigenem Antrieb in die Beratungsstelle. Das ist für die Sozialarbeiter und Psychologen der beste Ansatz für eine Therapie, denn eine Eigenmotivation beinhaltet, dass sich der Patient seiner Krankheit bewusst ist. Der Schwerpunkt liegt bei den 40- bis 50-Jährigen. Auffällig sei jedoch, so Bolanz, ein Anstieg in der Altersgruppe der 20- bis 25-jährigen Männer. Das lasse darauf schließen, dass Alkoholmissbrauch zunehmend in der Jugend beginnt, denn auffällig werden Alkoholiker erst nach mehreren Suchtjahren. Weil Frauen eher medikamentenabhängig werden, oder privat trinken, macht das weibliche Klientel nur ein Drittel aus. Doch auch hier sieht Horst-Dieter Bolanz eine neue Entwicklung: Gerade beruflich erfolgreiche Frauen trinken — wie die männlichen Kollegen — oft zu viel.
Bewährt hat sich der "Liaisondienst" im Krankenhaus Bischoffingen. Dort spricht die Suchtberatung Menschen direkt an im Rahmen der stationären Entgiftung und bietet eine Anschlussbetreuung. Ferner gibt es offene Sprechstunden für alkoholkranke Patienten in der Helios-Klinik Müllheim in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst des Krankenhauses. Schwierig sei das leider bei Jugendlichen, die mit einer Alkoholvergiftung in die Klinik eingeliefert und nach zwei Tagen entlassen werden. Die könne man nur dann erreichen, wenn die Eltern einverstanden sind, was aus Scham und Desinformation oft nicht der Fall sei, bedauert Bolanz. Aber Eltern sollten wissen, warnt er, dass gerade bei Menschen unter 21 Jahren das Gehirn beeinträchtigt wird. Alkohol könne in der Entwicklungsphase organische und psychosomatische Schäden hervorrufen, mit dem Verlust der Identität und dem Unvermögen der Weichenstellung. Speziell für die Jugend hat die Suchtberatung ein Präventionsprojekt ins Leben gerufen und ein Internet-Portal mit Online-Beratung eingerichtet. Die Nutzer bleiben anonym. Rund 2000 Kontaktgespräche führte das Team der Suchtberatung im Vorjahr, auch mit betroffenen Familienangehörigen. Hilfe suchen Patienten oft nur auf Druck ihrer Familien, aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, oder nach richterlichen Anordnungen. Druck haben auch Hartz-IV-Empfänger, denen eine Kürzung der monatlichen Unterstützung droht.

Sitz der AGJ-Suchtberatung ist Müllheim, eine Außenstelle gibt es in Breisach. Der Einzugsbereich umfasst das Markgräflerland und den westlichen Kaiserstuhl. Die rund 130 000 Einwohner leben in den größten Weinanbaugebieten Südbadens. Das weiß auch die Polizei, die verstärkt Alkoholkontrollen vornimmt und dabei zunehmend fündig wird. Wer wiederholt erwischt wird, oder schon beim ersten Mal über 1,6 Promille Alkohol im Blut hat, muss sich vor dem Wiedererhalt der Fahrerlaubnis der "Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU)" unterziehen. Dazu bietet die Suchtberatung ganz spezielle Vorbereitungsseminare an.
Sigrid Umiger , 11.4.2008, www.badische-zeitung.de

 

 

Stefan Wirbser aus Feldberg: Ein Bürgermeister hat Beispielfunktion 

Generell geht es mir so wie Herrn Hoffmann: Ich finde es unerträglich, wenn die Medien über das Privatleben mehr oder weniger prominenter Mitbürger berichten.
Aber im Falle dreimaligen Führerscheinentzugs wegen Trunkenheit am Steuer handelt es sich nicht um einen bloßen Fehler, über den man hinwegsehen kann! Ganz abgesehen von der Beispielfunktion, die ein Bürgermeister, sei die Gemeinde auch noch so klein, nun einmal hat. Eine Trunkenheitsfahrt (ohne konkrete Gefährdung) wird zunächst einmal als Ordnungswidrigkeit behandelt und erst im Wiederholungsfall mit Geldstrafe in doppelter Höhe und Führerscheinentzug belegt. Hier musste jemand zum dritten Mal seinen Führerschein abgeben.
Bedauerlich für die Familie ist sicherlich, dass die vorherigen Strafen nicht zur Einsicht geführt haben!
BZ-Leserbrief vom 2.4.2008 von Beatrix Schwanenberg, Müllheim

Bürgermeister Wirbser will zahlen
Für Feldbergs Bürgermeister, Stefan Wirbser, wird es teuer. Die Staatsanwaltschaft Freiburg hat Strafbefehl wegen vorsätzlicher Trunkenheitsfahrt und Unfallflucht erlassen. Wirbser drohen nach Angaben von Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier eine Geldstrafe von gut drei Monatsgehältern und 17 Monate Führerscheinentzug. Wirbser kann Einspruch einlegen, sagte aber gestern gegenüber der BZ, dass er darauf verzichtet. Ihm war im Februar zum dritten Mal wegen Alkohol am Steuer der Führerschein abgenommen worden. Ob das disziplinarrechtliche Folgen hat, ist noch unklar.
sh, 3.4.2008, BZ

 

Alkoholverbot und Einschränkung der Freiheit

Um das Thema Alkoholverbot und eine Einschränkung der Freiheit dadurch ging es bei einer Diskussion der Grünen Ende Januar ("Gewaltursache oder Merkmal persönlicher Freiheit" , BZ vom 1. Februar).

Freiheit? Sind das die Grundfreiheiten, die einzufordern auch heute noch in vielen Ländern mit dem Leben bezahlt werden muss? Ist es Egoismus, Suchtverhalten, die Abwesenheit von Erziehung oder schlichte Rücksichtslosigkeit? Man muss sich schon sehr wundern, für was bei manchen Mitbürgern der Begriff "Freiheit" herhalten muss. Da saufen Jugendliche, werfen mit Flaschen um sich und prügeln mit bisher nicht gekannter Brutalität aufeinander ein und auf unbeteiligte Passanten. Dann geschieht das Unfassbare, ein Juraprofessor und Ordinarius unserer Eliteuniversität erklärt uns, die Stadt sei nun mal ein Ort der Konflikte, und Alkohol und Gewalt hätten miteinander nichts zu tun (ich hatte bisher nur gelernt, dass Wegwerfen von Müll in der Stadt ein Zeichen von Urbanität ist). Wenn der Herr Professor sich abends bei einem Glas Rotwein entspannt, mag das wohl so sein. Die Realität sieht anders aus. Wissen solche Leute eigentlich, was für ein unendliches Leid Kopfverletzungen durch Schläge oder Tritte für die Opfer und ihre Angehörigen bedeuten können? Muss man die Freiheit von Hohlköpfen zum Saufen und Randalieren schützen? Besonders unanständig von Herrn Hefendehl ist es, den Befürwortern des Alkoholverbots Heuchelei vorzuwerfen. Das ist schlicht eine Unverschämtheit. Hier sind einige im Gemeinderat über ihre ideologischen Schatten gesprungen, das verdient Respekt. Dass ein 20-jähriger Schüler dann noch die üblichen Satzbausteine ohne eigentliche Aussage, aber politisch überaus korrekt in die Debatte wirft, regt keinen mehr auf, der vorher die Äußerungen des Herrn Professors gelesen hat.
BZ-Leserbrief vom 18.2.2008 von Christian Hoene, Freiburg

 

Annähernd jeder dritte Student hat ein Alkoholproblem

Fast jeder dritte Student hat einer Studie zufolge ein Alkoholproblem. Für die Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim und der Universität Münster waren 1130 Studenten befragt worden. Die Häufigkeit des Alkoholsyndroms sei mit 30,2 Prozent alarmierend. 44 Prozent der Männer seien betroffen, bei den Frauen seien es 19 Prozent. Der Alkoholkonsum sei unabhängig vom Studienfach.
24.1.2008, www.zi-mannheim.de


 

Alkoholverbot auf dem Campus der Universität

Irgendwo in einem Hinterhof in Washington D.C.: Ich sitze mit zehn Anonymen Alkoholikern und einigen Studenten in der Gruppentherapie. "Hallo, mein Name ist Alice und ich bin Alkoholikerin" , sagt Alice. "Hallo Alice" , antworten wir. Alice erzählt von ihren Erfahrungen mit Alkohol — von Einsamkeit und Scham. Ich schäme mich, weil ich keine Geschichte zu erzählen habe. Ich bin hier, um meine Strafe abzubüßen. Ein Bier in meinem Wohnheim hat mich hierher gebracht. Wer dachte, "Flatratesaufen" in Deutschland sei eine große Debatte, der irrt sich. Hier in den USA ist das "Bingedrinking" unter den Studenten beliebt, Alkoholvergiftungen sind keine Seltenheit. Seit sich ein Student vor einigen Jahren zu Tode getrunken hat, ist Alkohol auf dem Campus streng verboten. Wer trotzdem trinkt wird vorgeladen — ins "Büro für rechtliche Angelegenheiten" . Dort schildere ich der 26-Jährigen Juristin den Tathergang, fülle dann einen langen Fragebogen aus: Ob meine Eltern Alkoholiker seien? Ob meine Noten unter meinem Alkoholkonsum leiden? Ob ich auch nüchtern Sex haben könne? — Wie bitte? Prozesskosten: 60 Dollar. Zehn Aufsätze über Alkohol, Marihuana und Ecstasy warteten nach langen Unitagen. Mein Lieblingsthema: "Wie ich mich fühlen würde, wenn ein guter Freund an einer Überdosis Drogen sterben würde?" Na, wie wohl? Eines haben die Juristen zumindest erreicht: Auf dem Campus trinke ich kein Bier mehr.
Charlotte Potts, 15.11.2007, www.badische-zeitung.de
Die Autorin studiert Geschichte, Wirtschaftspolitik und Psychologie und ist derzeit für ein Jahr an der American University in Washington

 

Die Jugendlichen imitieren nur das Verhalten Erwachsener

Manche Jugendliche experimentieren hemmungslos und ziemlich unvorsichtig mit Alkohol — andere aber nicht. Die machen oberflächlich mit, um nicht aufzufallen, haben aber erkennbar Angst vor dem Kontrollverlust und sammeln so Erfahrungen über Wirkung und Folgen, die sie und andere nicht schädigen. Und es gibt auch gar nicht wenige Jugendliche, die jeden Versuch erstmal ablehnen, die auch nicht mit den Experimentierern und den Testfesten zu tun haben wollen.

"Supermärkte und Tankstellen sind Dealer, bei denen Jugendliche meist ohne Probleme die Drogen bekommen" : Eine sehr gewagte BZ-Behauptung, die ich gern bewiesen sehen möchte. Unsere Recherchen ergeben ganz anderes: Die Kaufleute verlangen Ausweise, schicken Jugendliche fort. Vor manchen Supermärkten und Tankstellen hat sich aber folgendes Verfahren eingebürgert: Nachmittags und abends halten sich hier Erwachsene auf, die regelmäßig gegen Bezahlung Alkoholika im Laden kaufen und an ihre jugendlichen Auftraggeber weitergeben. Wie soll sich der Ladenbesitzer dagegen wehren? Andere Kids nehmen einfach zum Hock das von zu Hause mit, was an reichhaltigen Vorräten dort lagert.
Wer macht wirklich Probleme? Wenn Jugendliche sich zum Alkoholgenuss treffen, gibt es Lärm, Müll, manchmal Sachbeschädigungen. Von Aggressionen, gar gegen Unbeteiligte, ist bei uns nichts zu bemerken. Wenn Erwachsene dasselbe tun, fliegen Bierflaschen, werden Autos demoliert (BZ vom 23. Oktober). Die Aggressionen bei Stadtteilhocks — fragen Sie die Polizei — kamen von Erwachsenen, auch wenn die vielleicht erst 18 oder 20 sind — aber es sind Erwachsene. "Die Eltern müssen sich Gedanken über ihr Verhältnis zum Nachwuchs machen" , rät der BZ-Kommentar. Nein, sie müssen ihren eigenen Konsum und ihre Vorbildqualität selbstkritisch prüfen. Wer seine eigenen Eltern betrunken bei Familienfesten erlebt, braucht deren erhobenen Zeigefinger nicht mehr. Übrigens erziehen doch viele andere mit, das Fernsehen (kein Sport ohne Alkoholwerbung) und auch die Tageszeitung: Tabakwarenwerbung ist nun endlich verboten, aber die für Alkoholika nicht und wird allenthalben profitabel transportiert. Dass der Suff immensen Schaden anrichtet, weiß jeder — aber als Wirtschaftsfaktor wird die Alkoholproduktion sogar gefördert. Ich will das Problem nicht banalisieren, aber bitte nicht so draufhauen auf "die Jugendlichen" , die nur erwachsenes Verhalten imitieren. Sie sind nur ein Teil des Problems: Millionen deutscher Erwachsener kämpfen ihr Leben lang um einen genussorientierten, sozialverträglichen Umgang mit dem eigenen Alkoholkonsum, sehr viele ohne Erfolg. Als nahe bei unserem Jugendtreff in Zähringen einmal leere "Smart Price" -Weinquaderpacks lagen, war das nicht ein Zeichen drohender Katastrophe, sondern eher schrittweiser Besserung. Vorher lagen dort Wodkaflaschen. Weit erfolgreicher als das Anprangern ("Die Jugend lässt sich volllaufen" ) wäre die Unterstützung (statt städtischer Einsparungen) der niederschwelligen Jugendarbeit bei der Prävention und der Polizei zur Durchsetzung der Jugendschutzgesetze: Jeder Sozialpädagoge, der Jugendliche gezielt anspricht, und jeder Polizist, der gefundene Schnapsflaschen ausleert, nützen mehr als die Empörung der Massen über die ach so unmoralische Jugend von heute.
BZ-Leserbrief vom 2.11.2007 von Bernhard Seiterich, Freiburg

 

Blau, grölend und erwachsen: Schlechte Vorbilder

Das Seenachtsfest 2007, ja! Das war schön! Noch schöner wäre es natürlich gewesen, wenn da nicht die vielen trinkenden und schließlich betrunkenen Jugendlichen gewesen wären. Nun machen sich - von den Vorkommnissen auf dem Seenachtsfest berührt - sogar die Organisatoren des Festivals am Münster alkoholgeschreckte Gedanken um den allzu sorglosen Umgang Jugendlicher mit alkoholischen Getränken. So weit nachvollziehbar? Mitnichten! Warum nur, fragt man sich, wird denn lediglich über ein gesellschaftliches Produkt - in diesem Falle die alkoholisierten Jugendlichen - geschimpft? Warum wird so wenig bis nichts dafür getan, dass solche "Negativprodukte" gar nicht erst entstehen? Warum eigentlich meckert keiner mehr darüber, dass Herr Z. (60) und Herr K. (56) blau und grölend die Seestraße hinauf- und hinabgeschwankt sind. Dicht gefolgt von Herrn G. (39), Herrn P. (42) sowie den Insassen des Reisebusses aus Rheine und, und, und all diese "Vorbilder" unserer Kinder und Jugendlichen? Betrunkene Erwachsene fallen dank der Masse Gleichgesinnter eben nicht so sehr auf. Auch wenn sie mindestens so unangenehm sind wie ihre jugendlichen Nachahmer. Und sowieso geht klar, dass in Sachen "Erziehung", nein, Bildung muss man sagen, also "Bildung hin zu einem vernünftigen Umgang mit alkoholischen Getränken" bei den Vorbildern sowieso Hopfen und Malz verloren ist.
So lange die Erwachsenenwelt keinen vernünftigen Umgang mit Alkohol wünscht. So lange es als angenehm und "völlig okay" durchgeht, dass man sich ab und zu "mal kräftig einen hinter die Binde kippt". So lange solch absurde Binsenweisheiten gepflegt werden wie "Rotwein schützt vor Herzinfarkt" , "Bier spült die Nieren durch", "Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren". So lange wir es nötig haben, dass Brauereien den Jugendsport sponsern müssen und schon den Jüngsten ihre Bierfahnen ins Bewusstsein wehen dürfen. Ja, genauso lange werden Polizei und andere Engagierte alleine und oft vergeblich versuchen müssen, Jugend iche vom Alkohol fern zu halten. Wenn die Ferngehaltenen dann groß genug sind, endlich "unseren" gesellschaftlichen Normen zu entsprechen, können sie in der Masse versinken, sich mit Herrn Z. (der inzwischen 74 ist) und Herrn K. (auch älter, aber nicht klüger geworden) im Festzelt am Biertisch treffen und beim zehnten Pils über die "trinkende Jugend von heute" schimpfen.
Gabi Thiele, 13.7.2007, www.badische-zeitung.de


Na denn Prost!
Endlich einmal deutet der Kommentar von Gabi Thiele einen Zusammenhang an, wie er verhängnisvoller nicht sein kann: Bierwerbung - Jugendsport - Medien - Alkoholexzesse. Ein Kartell von Sportredakteuren, Vereinsvorständen und Brauereigeschäftsführern treibt schon seit Langem ein übles Spiel zu Lasten der Kinder, denen ernsthaft glaubhaft gemacht werden soll, Sport, Jugendlichkeit und Bier gehörten irgendwie zusammen. Man schaue sich in der Hochschwarzwald-Ausgabe der Badischen Zeitung vom 13. Juli doch nur die Seiten 28 und 34 an. Dort werden mental genau diese Zusammenhänge hergestellt, die der Kommentar beklagt. Bier kann manchmal ein Genuss sein, wer wollte das bestreiten? Im Kopf und in der Leber eines Kindes aber kann auch Bier tödlich sein, manchmal langfristig, manchmal in wenigen Augenblicken. Na dann Prost, Herr Redakteur, Herr Vorstand, Herr Rothaus-Geschäftsführer!
Leserbrief vom 19.7.2007 von Rudolf Winker, Schulgasse 5, 78050 VS-Villingen


 

Seenachtsfest in Titisee: Betrunkene Jugendliche verüben Straftaten

Das Wetter beim Seenachtsfest in Titisee war trocken, eine beträchtliche Anzahl von Jugendlichen war es nicht. Die Bilanz der Polizei für das Wochenende sieht wenig erfreulich aus, denn es wurden mehrere junge Festbesucher festgestellt, die nicht nur Bier und Sekt, sondern Cognac, Wodka und andere hochprozentige Getränke mit sich führten und teils erhebliche Mengen davon getrunken hatten.

Es sei immer das gleiche, sagt Dieter Klipfel, der stellvertretende Leiter des Polizeireviers Neustadt. Er bezieht sich nicht nur auf die Erfahrungen dieses Wochenendes in Titisee, sondern auch auf die Beobachtungen der Vorwoche beim Trachtenjubiläum in St. Märgen, wo vor allem der Samstag promilleträchtig war. "Man trinkt sich warm" — soll heißen: Man bedient sich an den Flaschen im Rucksack, der als Transport- und Tarnmittel dient, oder man versammelt sich am Kofferraum eines Autos. Ganze Trauben bildeten sich da manchmal, weiß Klipfel. Da, um wieder zum Seenachtsfest nach Titisee zu kommen, einige Jugendliche allerdings jünger waren, als es das Jugendschutzgesetz erlaubt, stellten die Beamten mehrfach "Stoff" sicher. 14 Fälle sind erfasst, die Dunkelziffer dürfte darüber liegen. Ein 16-Jähriger war so stark betrunken, "hackedicht" , wie es Klipfel ausdrückt, dass er zunächst in Gewahrsam genommen und dann den Eltern übergeben wurde. Auf die kommt eine Abrechnung der Kosten der Polizei zu. Zudem wird einem Verkäufer von Alkohol eine Anzeige ins Haus flattern: Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz; es handelt sich nicht um einen Standbetreiber. Welche Folgen der maßlose Genuss von Alkohol haben kann, zeigt sich an Randerscheinungen des Seenachtsfests. Es war schon gegen 1.30 Uhr, als ein Festbesucher offenbar hoch hinaus wollte. Jedenfalls kletterte der 18-Jährige auf einen Baum am Festgelände — ohne zu bedenken, dass er in seinem betrunkenen Zustand gar nicht in der Lage dazu war. Der Klettermaxe verlor also den Halt und stürzte ab. Er wurde in die Helios-Klinik gebracht, wo sich herausstellte, dass er Glück im Unglück gehabt und nur leichte Verletzungen erlitten hatte. Alkoholisierung war auch im Spiel, als mehrere Jugendliche in Schiffe einbrachen, die am Steg vertäut lagen. Der Geschädigte folgte ihnen in den Ort, die Polizei nahm sie in der Nähe des Bahnhofs fest. Die Täter zu überführen war nicht schwer, denn sie hatten Fotos gemacht von sich und der Beute, unter anderem einer Kapitänsmütze. Bei der Festnahme leistete die Gruppe Widerstand, so dass eine Beamtin und zwei Beamte leicht verletzt wurden. Daraufhin nahmen die Einsatzkräfte einen 17-Jährigen fest und mit aufs Revier, wo er die Nacht im Notarrest verbringen musste. Auf ihn kommen Anzeigen wegen Widerstands und Körperverletzung sowie Schadensersatzforderungen der geschädigten Polizisten zu. Nicht mehr nüchtern war der 26-jährige Mann, der bei einem Einbruch in eine Gaststätte am Bahnhof ertappt wurde. Ein Zeugenhinweis hatte die Polizei gelotst. Das Diebsgut fand sich im Rucksack. Und auch eine Schlägerei auf dem Roten Platz mit 14 Beteiligten stand im Zusammenhang mit übermäßigem Trinken. Die Polizei sprach mehrere Platzverweise aus, fünf Jugendliche werden wegen Körperverletzung angezeigt. Zeugen berichteten zudem, dass ein Jugendlicher geschlagen und am Boden liegend getreten worden sei. Dieser war beim Eintreffen der Polizei nicht mehr vor Ort. Er soll sich beim Posten Hinterzarten, 07652-91770 oder beim Polizeirevier Neustadt, 07651/9336-0, melden. Die Kontrollen der Polizei waren weder Routine noch Zufall, sondern erfolgten gezielt mit Streifenpolizisten und zivilen Kräften. Als Begründung für den massiven Auftritt führt Klipfel die langjährige Erfahrung mit dem Seenachtsfest an. Dass Jugendliche viel und harte Sachen trinken, sei ein immer größer werdendes Problem. Wie man dem entgegnen könne? Appelle an die Eltern, ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen, "sind uns inzwischen zu wenig" , sagt Klipfel. Zusätzlich geht die Polizei verstärkt an die Schulen und betreibt in Vorträgen und Workshops Aufklärung. Weiter bietet die neue Gesetzeslage die Handhabe, Veranstaltungen zu untersagen, wenn sie gegen das Verbot von Flatrate- und Ampel-Saufen sowie Billigst-Preisen für Alkohol verstoßen. Schließlich kann die Polizei Besucher kontrollieren und mitgebrachten Alkohol beschlagnahmen — zumindest bei den Jüngeren, schwierig wird es bei den über 18-Jährigen, so lange diese unter sich sind und trinken und nicht auch noch Jugendliche bedienen.

Dass nach den Beobachtungen der BZ beim Seenachtsfest die angetrunkenen Jugendlichen von den Erwachsenen kaum beachtet wurden, überrascht Klipfel nicht: "Wegschauen" sei auch ein gesellschaftliches Problem, das Verhalten sei aber nachvollziehbar angesichts des Risikos, als Quittung für ein Einschreiten Opfer von Gewalt zu werden. Die Polizei kündigt weitere Kontrollen auf kommenden Festen an.
10.7.2007, www.badische-zeitung.de

Fratrate-Trinken: Moderne Rattenfänger

Zu "Stadt Freiburg will Flatrate-Trinken stoppen": Endlich ein Schritt in die richtige Richtung! Man kann die Verantwortlichen der Stadt Freiburg nur ermutigen auf diesem Weg entschlossen voranzugehen. Allerdings empfinde ich es als Hohn, wenn der Vertreter eines Interessenverbandes (A. Grabow/Dehoga) auf Nachteile für die Freiburger Gastronomie hinweist. Dürfen wir unsere Kinder dem Kommerz opfern? Es ist an der Zeit eine gesellschaftliche Wende einzuleiten. Es reicht nicht die Verantwortung wieder den Eltern, Lehrern und der Prävention, die viel zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung hat, zuzuschieben. Als Mutter dreier Kinder, Sozialpädagogin, in vielen Bereichen der
Kinder- und Jugendarbeit seit Jahren ehrenamtlich tätig, betrachte ich unsere gesellschaftliche Entwicklung mit Sorge. Der hier thematisierte Bereich des Alkoholmissbrauchs ist nur ein Gefährdungsbereich neben vielen anderen — Gewalt/Pornographie über Internet, Computerspiele, Fernsehen, Handys. Fachleute schlagen schon lange Alarm und weisen auf die verheerenden Folgen hin. Der Jugendschutz im herkömmlichen Sinn greift nicht mehr. Als "liberale und tolerante" Gesellschaft liefern wir unsere Jugendlichen täglich schädlichen Einflüssen aus.

Unsere Jugend ist nicht extremer als Jugendliche Generationen zuvor, aber sie ist mutloser, perspektivloser und gefährdeter. Die Verantwortung dafür tragen wir Erwachsenen.

Seit Jahren sind wir nicht in der Lage ein stabiles und sicheres gesellschaftliches Umfeld zu schaffen, in welchem junge Menschen ihre Gaben entfalten können und den Weg ins Leben mutig wagen. Stattdessen wird in ewigen Bildungs-, Arbeitsmarkt- und sonstigen Diskussionen jede Hoffnung auf eine aussichtsreiche Zukunft in Grund und Boden geredet. Die Jugendlichen flüchten sich in Scheinwelten, die ihnen zigfach zur Verfügung stehen. Und wir stehen hilflos daneben, schauen zu, wie moderne Rattenfänger unsere Kinder in ihren Bann ziehen. Deshalb freue ich mich über die Initiative der Stadt Freiburg, wir alle sollten uns fragen, wie wir für die Rechte des Kinder- und Jugendschutzes neu eintreten können und uns auch vor drastischen Maßnahmen nicht scheuen.
BZ-Leserbief vom 29.5.2007 von Sibylle Burkart, Lörrach


 

Al-Anon stärkt Angehörige von Trinkern, ihr eigenes Ich zu finden

Frauen von Trinkern bekommen ein Aha-Erlebnis, wenn sie zum ersten Treffen kommen. Sie erwarten nämlich in der Selbsthilfegruppe "Al-Anon" einen Geheimtipp, wie sie ihren alkoholkranken Partner von der Sucht befreien können. Und dann erfahren sie, dass bei ihnen auch etwas nicht stimmen kann - weil sie dieses Leben schon so lange mitmachen, ihre eigenen Wünsche hinten anstellen und eigentlich gar kein eigenes Ich besitzen. Die Frage nach dem Warum macht in diesem Gesprächskreis die Runde und eines kann auf jeden Fall garantiert werden: Nichts von dem, was da ehrlich und offen besprochen wird, dringt nach außen. Und etwas anderes auch. Es wird auf eine Trennung hinauslaufen. Nein - nicht unbedingt von Ehemann oder Partner. Aber in jedem Fall auf eine innerliche.

Überrascht reagieren deshalb Neulinge, wenn sie in den Kreis der Angehörigen und Freunde von Alkoholikern eintreten. Sie erwarten eigentlich, dass sich die Gespräche um Probleme von Trinkern drehen. Und plötzlich dürfen sie von ihren eigenen Sorgen erzählen. Ja, manchmal die aus dem Leben mit dem betrunkenen Partner. Zum Beispiel, dass sie in der Familie die volle Verantwortung für andere übernehmen, oft genug die des "Chefs". Und von der heimlichen Sucht, gebraucht zu werden. Das sei "nasses" Verhalten, sagen die bei "Al-Anon". Am Tisch duzen sich alle oder wenn das "Sie" gewünscht wird, bleibt auch dieses. "Namen sind bei Al-Anon nicht wichtig, auch nicht was ich bin", erzählt Elvira (alle Namen wegen des obersten Gebots Anonymität geändert). "Ich bin da, weil ich das Problem habe", beschreibt sie die "Eintrittskarte" für die Selbsthilfegruppe. Sie suchte dort eines Tages einfach Hilfe, war am Ende. Das war vor 17 Jahren. Den Tipp bekam sie von ihrer Schwester, einer Trinkerin, die über die Anonymen Alkoholiker trocken wurde und erkannte, dass es in der Nähe eines Suchtkranken auch meistens einen "Co-Piloten" gibt, der dieses Verhalten unbewusst unterstützt. Wenn dieser "Helfer" sein Verhalten erkennt und es ändert, kann dies dem Suchtkranken den Ausstieg erleichtern. Auf jeden Fall aber nimmt es dem "Co-Piloten" eine enorme Last von den Schultern, weil er lernt, sich nur noch für sich selbst, aber nicht mehr für andere Erwachsene verantwortlich zu fühlen. Elvira geriet mit ihrem starken Helfen-Wollen irgendwann an ihre körperlichen und seelischen Grenzen. Aber ihr wurde dies erst im Gespräch mit ebenso Betroffenen bei Al-Anon klar. "Ich hatte einen absoluten Verdränger in mir", beschreibt sie ihren langen und mühevollen Weg dahin. Den Weg zu sich selbst und zu ihren eigenen Wünschen. Ihr Mann ging den Weg nicht mit. Er trinkt heute nicht mehr, aber änderte nicht sein Verhalten. Bei Al-Anon gibt es dafür einen Ausdruck: Diese Menschen leben wie im Trockenrausch. Sie benehmen sich weiter, als seien sie betrunken. Elvira trennte sich von ihm. Alkoholismus, das ist ein Grundprinzip bei Al-Anon, ist eine Familienkrankheit. Kinder haben das Verhalten ihrer (suchtkranken) Eltern mitbekommen. Tendenzen zu einer Sucht sind deshalb "vorprogrammiert" - aber müssen natürlich nicht zwingend später gelebt werden. Schließlich ist jeder Mensch auch erhaben über seine Kindheitserlebnisse - wenn er sie erkennt und seine eigenen Schlüsse daraus zieht. Elvira, eine auffallend attraktive Frau reiferen Jahrgangs, sagt heute mit sichtlichem Stolz: "Ich habe den Ausstieg geschafft!" Ohne die Gruppe wäre ihr das allerdings nicht gelungen, meint sie weiter. Bei den Gesprächsabenden wird nicht herumgejammert, es gibt vorgegebene Schritte, um sich selbst besser zu erkennen. Elvira kam mit null Selbstvertrauen zum ersten Treffen. Denn sonst hätte sie sich das Suchtverhalten ihres Mannes nicht so lange gefallen lassen. Die Gespräche sind aber nicht nur hilfreich bei Suchtproblemen, sondern auch ein richtiges Lebensprogramm. Loszulassen, das Wichtigste zuerst zu machen, nicht in der Vergangenheit, sondern im Jetzt zu leben und Schuldgefühle abzubauen. "Mein Leben war unglücklich und chaotisch", beschreibt Lina ihre Gründe, weshalb sie Kontakt zu Al-Anon suchte. Mit dem Sucht-Vorbild aus ihrer Familie suchte sie sich dazu "passend" einen Mann und bekam mit ihm Kinder, schließlich gar nichts mehr auf die Reihe. Vor 15 Jahren stieg sie bei Al-Anon ein in den Austausch von Erfahrungen, was ihr Hoffnung und Kraft bis heute gibt. Anfangs brauchte sie die Gruppe sogar jeden Tag. Sie fuhr deshalb nach Schwenningen, Rottweil, jeden Abend woanders hin, denn Al-Anon gibt es in der Region überall - an jedem Wochentag. Nach den Treffen ging sie heiter und leicht nach Hause. Heute lebt sie ein Leben ohne betrunkenen Mann und entwickelte ihre eigenen Fähigkeiten. Auch sie reagierte zuerst sauer auf Al-Anon. Sie glaubte, dass ihr Leben in Ordnung wäre, wenn ihr Mann nicht trinken würde. Das stimmt nicht. Diese Erkenntnisse vermitteln die Gespräche bei Al-Anon. Denn die Ursache fürs Unglücklichsein liegt in einem selbst. Lina selbstkritisch: "Mein Mann war meine Droge." Und: "Wir sind auch süchtig, wenn wir von einem Menschen abhängig sind." Irgendwann wollte sie diesen Mann nicht mehrständig im Kopf haben und hatte keine Lust mehr auf Leiden. Sie wollte leben. Und damit änderte sich ihre ganze Gedankenstruktur. Die Treffen bei Al-Anon verlaufen so, dass es keine Diskussion gibt. Jeder spricht der Reihenfolge nach, aber es werden keine Ratschläge dazu gegeben. "Al-Anon ist wie ein Selbstbedienungsladen", meinen Elvira und Nina. Jeder kann sich herausnehmen aus den Treffen, was er gerade braucht und das andere eben vergessen. Die beiden Frauen schauen so in ihr Umfeld, wo in fast jeder Familie ein Suchtproblem vorhanden ist, und wundern sich: "Eigentlich müssten unsere Treffen brechend voll sein"
Sabina Pzewolka, 15.5.2007


 

Alkoholkonsum Jugendlicher: Billiger Wodka überall

In was für einer gespaltenen Gesellschaft leben wir — Rauchen out, Trinken in? Bis jetzt hat den übermäßigen Alkoholkonsum keinen wirklich gekümmert, er gilt weiterhin als akzeptierte Gesellschaftsdroge. Plötzlich aber ist man in der allgemeinen Verbotsmanie (siehe Rauchen) doch erwacht und will nun ein Alkoholverbot für Jugendliche anregen. Ich denke, das mag in Ordnung sein, wenn man die Schattenseiten wie Komatrinken, Abhängigkeit und Unfälle mit Personenschaden berücksichtigt.

Es kann doch nicht sein, dass praktisch jeder in Billigketten für fünf Euro oder weniger eine Flasche Wodka ohne jegliche Kontrollen erwerben kann, und gleichzeitig von politischer Seite von Gesundheitsbewusstsein, -erziehung und Vorbildfunktion gefaselt wird. Da stimmt doch etwas nicht. Softdrinks sind oftmals teurer als Alkohol, es geht also auch hier nur um die breite Abzocke und darum, die Droge Alkohol möglichst billig an den Mann zu bringen. Ich denke nur an die skandinavischen Länder, wo ein Bier fünf Euro oder mehr kostet. Vielleicht ist es dann doch etwas schwieriger für einen Jugendlichen, sich einen Vollrausch anzutrinken. Was letztendlich aus meiner Sicht als Mediziner für die Gesundheit und Volksökonomie schlimmer ist, die Folgen des Rauchens oder des Alkohols, sei dahingestellt. Ich denke, ein Weg aus dem Dilemma ist nicht nur eine vernünftige Aufklärung, Toleranz wo nötig und ein weiteres Hochschrauben der Preise beider Drogen. Dies würde den Konsum sicherlich nicht verhindern, aber vielleicht doch um einiges einschränken. Plakative Verbote nach dem Motto "Du darfst nicht" , "Du sollst nicht" usw. sind sicherlich nicht die ideale Lösung. Abgesehen davon sollte es einem erwachsenen, rechtschaffenen Menschen durchaus ermöglicht sein, ein Gläschen oder eine Zigarette zu genießen, solange sich keiner durch ihn belästigt fühlt. Spezielle Zigaretten- oder Bottle-Shops wie in den USA mit strikter Ausweiskontrolle wären übrigens auch noch ein Aspekt. Ich bin Chefarzt an einer hiesigen Klinik und mit den entsprechenden Problemen sowie der gesundheitspolitischen Debatte bestens vertraut.
BZ-Leserbrief vom 30.3.2007 von PD Dr. med. Heinz Kerger, Freiburg

 

An Fasnacht sind Jugendliche oft betrunken

Besonders an Fasnacht sind viele Jugendliche betrunken. Darauf weist das Breisacher Polizeirevier in einer Mitteilung hin. Oft würden die alkoholischen Getränke im Vorfeld erworben und zu Fasnachtsveranstaltungen mitgebracht. Deshalb erinnert die Polizei insbesondere die Betreiber von Gaststätten, Verkaufsständen, Kiosks, aber auch die Verantwortlichen der Fasnachtsveranstaltungen an die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes.

So dürfen nach Paragraph 9 des Jugendschutzgesetzes so genannte "harte Alkoholika" wie Schnäpse, Liköre, Rum oder Whiskey generell nicht an Jugendliche abgegeben werden. Unter dieses Verbot fallen auch die sehr beliebten Alkopops, da sie einen Anteil an harten Alkoholika enthalten. Andere alkoholische Getränke wie zum Beispiel Bier und Wein dürfen nicht an Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren verkauft werden. Die Organisatoren der Fasnachtsveranstaltungen müssen auch dafür Sorge tragen, dass Jugendliche keine alkoholischen Getränke konsumieren, die sie mitgebracht haben, laut Jugendschutzgesetz aber gar nicht besitzen dürfen. Klar ist, dass nach einer durchzechten Nacht auch am nächsten Morgen auf die Fahrt mit einem Kraftfahrzeug verzichtet werden sollte. Die Polizei wird nach eigenen Angaben auch in diesem Jahr zur Fasnachtszeit wieder verstärkt kontrollieren. Sie weist darauf hin, dass der Restalkohol im Blut erheblich sein kann, zumal der Körper durchschnittlich nur etwa 0,1 Promille pro Stunde abbaut.
Weitere Informationen zu diesem Thema sind beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald, Kinder- und Jugendhilfe, Telefon 0761/21872280, oder bei den Jugendsachbearbeitern des Polizeireviers Breisach, Telefon 07667/91170, sowie den Polizeiposten Bötzingen, Telefon 07663/60530, und March, Telefon 07665/934293, zu erhalten.
7.2.2007

 

Aktion gegen Gewalt -Freiburgs Diskotheken

Prügeln unter den Augen der Polizei / Serie von Schlägereien in der Disco Funpark markiert neuen Höhepunkt der Gewalt an Wochenenden / Hausverbote ausgesprochen

In der Nacht zum Freitag hat es in der Diskothek Funpark im Industriegebiet Nord Schlägereien in Serie gegeben — die meisten der raufenden Discogäste waren laut Polizei betrunken. "Um die Lage unter Kontrolle zu halten" , blieben die Beamten deswegen vor Ort, wie es im Polizeibericht heißt. Der Funpark will nun Hausverbote gegen die Krawallos aussprechen, die dann — so sieht es die Gemeinschafts-Aktion gegen Gewalt vor — in 30 Freiburger Clubs und Kneipen gelten werden. In den Nächten auf Samstag und Sonntag gab es neun weitere Schlägereien in der gesamten Stadt. 
Die Polizei hatte im Funpark richtig Arbeit. Von 3 Uhr an gab es hintereinander drei deftige Schlägereien. "Es wurde in enthemmtem Zustand brutal und rigoros draufgeschlagen" , meinte Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid. Zunächst waren sechs Männer im Alter von 19 bis 34 Jahren aneinander geraten. Die Bilanz: Platzwunden und Schwellungen. Viele der Beteiligten seien so stark alkoholisiert gewesen, dass sie nicht zur Klärung des Sachverhaltes beitragen konnten, so die Polizei, die — so berichten Augenzeugen — mit zehn Beamten im Einsatz war.
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Münstereck
Immer feste druff, das scheint so etwas wie das Festtagsmotto einiger junger Kneipen- und Discogänger gewesen zu sein. Sie haben dem Nachtleben in Freiburg rund um Weihnachten und Neujahr einen Höhepunkt an Gewalt- und Alkoholexzessen "beschert" . Wenn es noch im wahrsten Sinne des Wortes schlagende Argumente für eine "Aktion gegen Gewalt" gebraucht hätte, jetzt liegen sie überdeutlich auf dem Tisch. Vielleicht bewirken die Schlagzeilen, dass sich noch mehr Gastronomen der Aktion anschließen. Denn die Reihe der Schlägereien hat eine neue Qualität erreicht. Nicht einmal von anwesenden Polizisten haben sich die Rowdys stören lassen. Dass hier nun ein Satz an roten Karten fällig wird, ist keine Frage. Bis zum vergangenen Wochenende sind aber lediglich vier Gesamt-Hausverbote ausgesprochen worden. Eher zu wenige als zu viele. Denn nur wenn dieses Instrument der Abschreckung auch eingesetzt wird, kann es wirken. Und die neuen Fälle zeigen, dass — die Fasnet steht vor der Tür — der wachsende Alkoholmissbrauch vor allem bei jungen Leuten thematisiert werden muss. Wenn harte Drinks billiger sind als Sprudel, braucht man sich über nichts mehr zu wundern. Doch mit den Discobetreibern gehören auch Tankstellen-Pächter und andere Alkoholverkäufer mit an den Runden Tisch. Es besteht weiter dringender Handlungsbedarf.
Joachim Röderer,  am 8.1.2007

Beteiligte an der Aktion "Gegen Gewalt":
Beteiligt sind: Agar, Art-Café, Café Wiener, Cohibar, Club Knight Fellows, Cult-Club, Cräsh, Dreisam-Ufercafé, Drifter's Club, F-Club, Funpark, Glamour, Hemingway-Bar, Kamikaze, Karma, Keller 264, Liquid-Club, Margaux, Maria, Oscar’s, Othello, R&B, Tacheles, Tiffany, UC-Café, Waldsee, Warsteiner-Keller, Woody's, Z sowie die Veranstaltungen Extravaganca, Sea of Love, Mensa-Party

 

Betrunkene Kinder in der Schule: Polizeiexperte Gebhart warnt vor Verharmlosung

... Die Polizei ist regelmäßig im Rahmen eines aufklärenden Unterrichts zum Thema Alkohol in den Schulen der Umgebung aktiv. Auch zu anderen Themen wie Gewalt oder Drogenprävention ist Rolf Gebhart vom Revier Neustadt in seinem Auftrag als Jugendschutzbeauftragter in Aktion. "Wir versuchen seit sechs Jahren, die Kinder über die Gefährlichkeit des Alkohols aufzuklären. Anfangs machten wir die Schulen auf unser Angebot aufmerksam, inzwischen rufen uns die betreffenden Lehrer direkt an, wenn der Bildungsplan das Thema Alkohol vorsieht."

Kann Gebhart die Kinder mit seinen Vorträgen erreichen? "Das ist sehr schwierig. Wenn im Elternhaus ein eher lockerer Umgang mit dem Alkohol gepflegt wird, und die Kinder schon positive Erfahrungen mit Alkohol gemacht haben, kommen wir an die Kinder fast nicht mehr heran."  Trotzdem ist Gebhart immer wieder unterwegs an Schulen und auf der Straße, um die Jugendlichen und Kinder dort vor dem zu frühen Griff zur Flasche zu schützen. Vor und nach Schülerbällen und Festen fährt die Polizei jedes Mal zu den umliegenden Einzelhändlern und Tankstellen, um diese an das bestehende Jugendschutzgesetz zu erinnern, und die Angestellten zu ermahnen, den Alkohol nicht an Kinder unter 16 Jahre abzugeben. Dass Kinder schon mit 13 Jahren Hochprozentiges trinken, erlebt auch er nicht oft. "Doch immer mal wieder, wenn auch selten, wird ein Kind mit Alkoholvergiftung in die Helios-Klinik eingewiesen, vor Kurzem ein erst 13-jähriges Mädchen."
Die Ursache des Übels sieht Gebhart im Elternhaus begründet. Die Suchtgefahr werde unterschätzt. Suchtprävention fängt für den Kommissar zu Hause an, mit klaren Grenzsetzungen. "Viele Eltern erlauben schon ihren 15-jährigen Kindern, daheim ein Bier zu trinken. Sie glauben, dass die Kinder dann kein Bedürfnis mehr haben, woanders zu trinken. Doch das ist ein Trugschluss." Das Bier werde zum erlaubten Begleiter, die Jugendlichen suchen auf ihrem "pubertären Protestweg" zur Abgrenzung von der Elterngeneration einfach die nächste Grenze.
Dass die Kinder nach einem ersten "heilenden" Vollrausch angewidert die Finger vom Alkohol lassen, kann Gebhart nicht bestätigen. "Ganz im Gegenteil. Die positive Erfahrung der Bewunderung der Mitschüler überwiegt die körperlichen Beschwerden. Das gefährdete Kind wird auf seiner Suche nach Anerkennung weitertrinken." Oft seien es gerade die Eltern, die ihre Kinder an den Alkohol heranführten und zum ersten Glas Sekt oder Bier ermunterten. Das könne bei Familienfeiern sein oder zu Silverster. Die Kinder werden auf den Geschmack gebracht, die Grenze des Verbotenen fällt. Alkohol gehört im gesellschaftlichen Leben dazu.
Ein Lehrer einer Waldshuter Hauptschule berichtet von der Allgegenwärtigkeit des Kameraden Alkohol im Lehrerzimmer. "Es ist absolut üblich, auf den Geburtstag eines Kollegen oder einer Kollegin in der großen Pause mit einem Glas Sekt anzustoßen. Dagegen hat niemand etwas. Bei Betriebsfesten ist der Alkoholvorrat stets wohl gefüllt." Den Kindern glaubhaft verbieten, was selbst nicht gelebt wird? In der Grundschule Grafenhausen wird bei der Einschulung der Erstklässler neben Kaffee und Saft auch schon zur Frühstückspause reichlich Bier ausgeschenkt. Die benachbarte Brauerei ist wichtiger Sponsor verschiedener örtlicher Veranstaltungen. Eine Mutter, die sich daran störte, bekam von der Klassenlehrerin des Kindes die Antwort: "Wenn wir das nicht machen würden, kämen gar keine Väter."
Kompletten Beitrag von Marion Pfordt vom 30.12.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

© by freiburg-schwarzwald.de, Update 17.08.09