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Suchtprobleme, Drogen:
Initiativen, Selbsthilfegruppen, Substitutionspass, Links, ...
Zwerisberg bei
St.Märgen am 20.5.2011: Blick nach Norden übers
Oberibental - Wiesenschaumkraut und Löwenzahn.
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Suchtkranke
Frauen sind von außen oft als solche nicht erkennbar
/ 863 Frauen
zwischen 14 und 80 Jahren kamen im vergangenen Jahr in die Suchtberatungsstelle
Die junge Frau spricht leise und
abgehackt, mit gesenktem Blick. Nervös verhakeln sich ihre Finger ineinander.
Dabei klingt, was Anne Maier (Name geändert) zu erzählen hat, eigentlich ganz
unspektakulär und hat so gar nichts zu tun mit dem, was sich als Vorstellung von
einer Suchtkarriere in den Köpfen festgesetzt hat: Verwahrlosung, Leben auf der
Parkbank, die Flasche immer in Reichweite. Die 32-Jährige wurde stutzig, dass
sie jedes Mal, wenn sie am Wochenende mit Freunden loszog, betrunken nach Hause
kam. "Ich wusste, ich schlage über die Stränge, und bekam Angst vor mir selbst."
Schon während der Schule habe das angefangen. Sehr schüchtern sei sie gewesen.
"Das Trinken machte mich lockerer." Dass sie das Abitur schaffte, wertete sie
mehr als "Wunder" denn als eigenes Verdienst. Später fiel ihr auf, dass sie auch
ihr Essverhalten nicht mehr im Griff hatte. "Es wurde immer wieder gefährlich."
Mehr als zehn Jahre dauerte es, bis sie, als Erzieherin inzwischen arbeitslos
geworden, Hilfe suchte.
Damit ist sie eine typische Vertreterin jener 863 Frauen zwischen 14 und 80
Jahren, die im vergangenen Jahr auf die Angebote der
Suchtberatungsstelle
"Frauenzimmer" zurückgriffen, die am vergangenen Freitag in der Aula der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule in Anwesenheit der Drogenbeauftragten der
Bundesregierung, Sabine Bätzing ihren zehnten Geburtstag feierte. "Frauenzimmer"
-Leiterin Bärbel Köhler weiß: "Es ist der Fluch und die Stärke von suchtkranken
Frauen, dass sie nach außen nicht erkennbar sind." Die Sucht dient ihnen nach
den Erfahrungen der Diplom-Psychologin häufig jahrzehntelang als
Überlebensmittel: "Sie wollen durchhalten, um sozial integriert zu bleiben."
Auch wenn ihnen das Leben schon längst über den Kopf gewachsen ist und sie von
Depressionen und einem geschrumpften Selbstwertgefühl geplagt werden.
Gestandene Landfrauen aus den umliegenden Weingegenden gehören ebenso zur
Klientel von "Frauenzimmer" wie Studentinnen oder vernachlässigte Ehefrauen. 80g
Prozent haben sexuelle oder psychische Gewalterfahrungen, auch wenn diese eher
beiläufig zur Sprache kommen. Anne Maier etwa hält sich für wohl behütet
aufgewachsen — mit einem "strengen Vater, der auch mal zugeschlagen" hat. 50
Prozent der Klientinnen kommen wegen Essstörungen, 35 Prozent wegen Alkohol, nur
wenige sind von illegalen Drogen abhängig. Rasant zugenommen habe die Zahl der
AlgII-Empfängerinnen.
"Es gibt Besonderheiten weiblichen Suchtverhaltens in der Art der Sucht, dem
Suchtverlauf und den Ursachen, die mit den Lebensumständen und den
Erfahrungshintergründen von Frauen in Zusammenhang stehen" , sagt Sabine Bätzing,
Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Frauenzimmer-Vorstandsfrau Christa
Armbruster betrieb deshalb vor zehn Jahren zusammen mit Gleichgesinnten die
Gründung einer Suchtberatungsstelle nur für Frauen. Sie bietet Einzelberatung,
vermittelt in ambulante und stationäre Therapie, kümmert sich um die Nachsorge
nach einem Klinikaufenthalt und begleitet schwerst abhängige Frauen im Alltag.
Ein differenziertes Gruppenangebot ergänzt die Einzelbehandlungen. Nach sieben
Wochen Klinikaufenthalt fühlt Anne Maier sich von ihrer Sucht geheilt. In einer
tanztherapeutischen Gruppe bei "Frauenzimmer" hat sie Geschlechtsgenossinnen mit
einer ähnlichen Geschichte getroffen, mit denen sie sich auch privat trifft. Und
in einem Gruppentraining hilft sie ihrem Selbstwertgefühl auf die Sprünge. Denn
"das ist erlernbar wie Fahrradfahren" , sagt die Gruppenleiterin. "Man muss es
einfach üben."
Anita Rüffer, 17.10.2006,
www.badische-zeitung.de
Trockene Trinker arbeiten als ehrenamtliche
Suchthelfer
Menschen mit Alkoholproblemen
suchen die Hilfe der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle in Müllheim
Die Zahl der Klienten der Psychosozialen Beratungs- und
Behandlungsstelle AGJ, dem Fachverband für Präventation und Rehabilitation in
der Erzdiözese Freiburg, steigt jedes Jahr um zehn Prozent. Nicht weil mehr
Alkohol getrunken wird, sondern weil das Thema wegen zunehmender Probleme im
Umfeld früher erkannt und weniger tabuisiert wird. Dies ist zurückzuführen auf
die Aufklärungsarbeit der Beratungsstelle.
Die
Fachstelle hat ihren Sitz in Müllheim — eine Außenstelle befindet sich in
Breisach — und wird von Horst-Dieter Bolanz geleitet. Sie ist zuständig für
Menschen mit Suchtproblemen, vor allem für Alkoholkranke, im Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald, der an die 250 000 Einwohner zählt. Im Vorjahr gab es
2205 Kontaktgespräche.
Intensiver betreut wurden 518 dieser Menschen mit Alkoholproblemen. Neben
Medikamentenmissbrauch und Ess-Störungen ist das Hauptproblem der Alkohol. Die
Krankheit wird oft erst erkannt, wenn der Arbeitsplatz in Gefahr ist. 46 Prozent
der Klienten waren berufstätig, 29 Prozent erwerbslos und 22 Prozent Hausfrauen,
Schüler und Rentner.
Alkoholprobleme gibt es vorrangig unter den 40- bis 60-Jährigen. Betroffen sind
aber zunehmend auch Schüler, weshalb Suchtprävention in Schulen Schwerpunkt der
präventiven Arbeit ist. Immer mehr Betroffene — im Vorjahr 15 Prozent — nehmen
aus eigener Motivation Kontakt mit der Fachstelle auf. Andere werden von Ärzten
und Krankenkassen vermittelt. 2005 haben 13 Prozent des Klientels nach Abschluss
der stationären Rehabilitation auch Nachsorgeangebote angenommen, freut sich
Bolanz.
Er ist froh, dass der Kreistag seine Zuschüsse für das laufende Jahr — nach der
Kürzung im vergangenen Jahr — wieder erhöht hat. Dies sei notwendig, weil der
Mitarbeiterstab angesichts der zunehmenden Arbeit unbedingt gehalten werden
müsse.
Neu sind Schulungen für Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft
Landratsamt/Arbeitsverwaltung für Hartz IV nach dem Konzept der Psychosozialen
Beratungsstelle. Die Vermittler und Fallmanager werden für den Umgang mit
abhängigen Menschen geschult, denn sie müssen kontrollieren, ob die Betroffenen
(oft Hartz-IV-Empfänger) Therapien wahrnehmen. Falls nicht, droht eine Kürzung
der Unterstützung um 30 Prozent. Da sich der Einsatz von ehrenamtlichen
Suchthelfern bewährt hat, wird auch für diese eine fundierte Ausbildung in der
Fachstelle angeboten. Geschult werden ehemals Abhängige, die stabil sind. 2005
wurden 16 Leute verschiedener Träger zwischen Heidelberg und Konstanz in
Müllheim ausgebildet. Als "Ehemalige" haben sie den besten Zugang zu Abhängigen
und leiten deshalb Selbsthilfegruppen.
Seit Beginn des Jahres 2006 läuft ein weiteres Projekt in Kooperation mit dem
Landesverband BLV, nämlich der Konziliardienst in der Klinik Dr. Lay in
Vogtsburg-Bischoffingen. Dort werden viele Alkoholkranke entgiftet. Die
Fachstelle sucht Patienten in der Klinik auf: "Frühintervention, bevor das Kind
ganz in den Brunnen gefallen ist" , sagt dazu Horst-Dieter Bolanz.
Eine gute Erfolgsquote für den Führerscheinwiedererwerb hätten die Seminare der
AGJ für die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), sagt Horst Dieter
Bolanz. Wer generell Probleme mit Alkohol hat, wiederholt oder erstmals mit über
1,6 Promille am Steuer erwischt wurde, kann sich an die Beratungsstelle, Telefon
07631/5015 wenden oder ein E-Mail senden an:
psb-muellheim@agj-freiburg.de
Sigrid Umiger,
13.9.2006, www.badische-zeitung.de
Nachsorgeverbund für Abhängige: Betreutes Wohnen hilft zurück ins Leben
Dasein und zuhören und respektiert zu werden. Das baut Menschen wieder auf, wenn
sie am Boden sind — "richtig in der Scheiße" , sagt Winfried Dargel, und der
54-Jährige weiß, wovon er spricht: 35 Jahre alkoholabhängig, 15 Jahre obdachlos.
18 Monate ist er nun schon "trocken" , kein Tropfen Alkohol, und seit acht
Monaten lebt er in einer Wohngemeinschaft des "Nachsorgeverbunds für Abhängige"
, eine Einrichtung der
Arbeiterwohlfahrt (AWO), im Günterstaler Torbogen. Seit 25 Jahren hilft der
Verbund alkoholabhängigen Menschen zurück ins "normale Leben" zu finden.
Mehr von Marcus
Surges vom 16.8.2006,
www.badische-zeitung.de
Nachsorgeverbund für Abhängige Träger: AWO
Freiburg-Günterstal, Torplatz 2, Tel 0761/29877
Hilfe per PC im Kampf gegen
Cannabis
Drogenhilfe Freiburg beteiligt sich als
einzige Einrichtung ihrer Art im Land an einem Pilotprojekt
Karin konsumiert Cannabis, bei einer Party ist
sie zum ersten Mal an das Zeug geraten. Zu Hause hat bisher noch keiner was
davon bemerkt. Doch die 15-Jährige will wieder weg von dem Stoff. Vor allem, ehe
ihre Eltern von der Sucht ihrer Tochter erfahren. In dieser Situation kann ihr
ein neues Angebot der Jugend- und Drogenberatungsstelle "Drobs" der
Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Freiburg helfen. Kernstück der Hilfe ist von Montag,
10. Juli, an per Internet ein Beratungsprogramm. Es begleitet Ausstiegswillige
50 Tage lang individuell und unterstützt sie gerade dann, wenn sie es schwer
haben mit ihrer Sucht. Wer loskommen will vor allem von Cannabis, wählt deshalb
Drugcom.de und gelangt so zum speziellen Programm "Quit the shit" . Jack
Huttmann, Geschäftsführer der AWO, die die Freiburger Drogenhilfe trägt,
übersetzt das drastisch und so, wie viele Süchtige ihre Lage empfinden: "Raus
aus der Scheiße" .
Drobs-Chefin Jeanette Piram macht den Ausstiegswilligen Mut. Sie sollen jeden
Tag, aber völlig anonym, weil unter einem Nickname, den Betreuern übers Internet
anvertrauen, was sie konsumiert haben und wie viel. Und vor allem: In welcher
Stimmung, aus welchem Anlass. Das gibt den Betreuern — Jeanette Piram selbst,
einer Kollegin und ehrenamtlich tätigen Experten, die sich für die
Ausstiegsberatung per Internet speziell schulen ließen — die Möglichkeit,
ebenfalls chattend vor allem den jungen Menschen zu raten, wie sie von Cannabis
leichter loskommen können. Gerade ihrer langjährigen Erfahrung an der
Drogenfront verdankt die Freiburger Drogenberatungsstelle, die jährlich weit
mehr als 1000 Süchtige betreut, den Auftrag der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung in Köln, als einzige Einrichtung dieser Art in
Baden-Württemberg an diesem Pilotprojekt mitzuwirken.
Nach den 50 Tagen, die das kostenlose Ausstiegsprogramm "Quit the shit" für
jeden Teilnehmer läuft, sollte Karin clean geworden sein — im Idealfall. Wer es
nicht schafft, in der Anonymität des interaktiven Beratungsprogrammes aus dem
Cannabiskonsum auszusteigen, muss nichts aufgeben: "Er oder sie kann" , sagt
Jeanette Piram, "gerne bei uns auch vorbeikommen." Ihre Helfer finden die
Cannabis-Süchtigen im
Haus
Faulerstraße 8 (Hinterhof) in Freiburg,
(0761)/33511
8.7.2006
auf
www.badische-zeitung.de
Wichtig, stark und stolz: Arbeitsgruppe gegen Kriminalität und Drogen
“Wir wollen die Alphatiere” , erklärt Jeanette Piram, Leiterin der
Drogenhilfe Freiburg. “Unser Ansatzpunkt ist die direkte Einflussnahme innerhalb
der Jugendcliquen.” Seit sieben Jahren widmet sich die Arbeitsgruppe “Wichtig,
stark und stolz” im Stadtteil Stühlinger erfolgreich der präventiven Sucht- und
Kriminalitätsbekämpfung. Zu einer Infoveranstaltung mit Sozialbürgermeister
Ulrich von Kirchbach wurde nun ins Jugendzentrum “Letz-Fetz” geladen.
Begonnen hat alles mit einem Anruf bei der
Jugend-
und Drogenberatung DROBS: “Ihr müsst hier was machen” , so der eindringliche
Rat der Polizei. Im Stadtteil Stühlinger hatten sich immer mehr Jugendcliquen
gebildet, die durch unsoziales Verhalten und Drogenkonsum auffielen. Die für den
Stadtteil zuständigen Sozialarbeiter versuchten vergeblich, die Jugendlichen zu
einer Änderung ihres Verhaltens zu bewegen.
Wenn sich hier wirklich etwas ändern sollte, musste man sich um die Jugendlichen
kümmern, noch bevor “das Kind in den Brunnen gefallen ist” , so Piram. So
entstand 1999 die Arbeitsgruppe “Wichtig, stark und stolz. Heute verantworten
Norman Glaesner und Susanne Kissing (Jugendzentrum “Letz-Fetz” ), Jeanette Piram
(DROBS), Heike Palmer (Hebelschule), Reiner Müller (Jugendgerichtshilfe der
Stadt Freiburg) und Manuela Buttenmüller (Jugendsachbearbeiterin der Polizei)
das Projekt. Zielgruppe des Projekts sind die Siebtklässler der Hebelschule.
Neben der Aufklärung über die Gefahren des Rauschgiftkonsums gehören auch
gemeinsame Ausflüge zum Präventionsprogramm: Beim Besuch auf einem Pferdehof
lernen die Kinder, mit Vertrauen auf ein anderes Lebewesen zuzugehen. Sport und
Entspannung sind bessere Möglichkeiten, Stress abzubauen, als seine Aggressionen
an anderen auszulassen. Da nicht alle Schüler eines Jahrgangs so intensiv
betreut werden können, nehmen nur je acht Kinder am Projekt teil. “Ausgewählt” ,
so Jeanette Piram, “werden diejenigen unter den Bewerbern, die in ihrem sozialen
Umfeld eine Vorbildfunktion ausüben. ” Das Konzept setzt darauf, dass ein
positives Verhalten der sogenannten Alphatiere von den Gleichaltrigen wie
selbstverständlich übernommen wird und somit das Erlernte auf spielerische Weise
an die anderen weitergegeben wird. Den praktischen Erfolg dieses Ansatzes sehen
die Mitarbeiter des Freiburger Projekts durch ihre Erfahrungen bestätigt. Das
Konzept lebt von der Einsatzfreudigkeit der Mitarbeiter und von seiner
Langfristigkeit. Die Finanzierung haben mittlerweile der “Bürgerverein Freiburg
und der Verein “Sicheres Freiburg” übernommen. Auch der Landesjugendplan
(zentraler Förderfonds des Landes Baden-Württemberg für Jugendarbeit) und
private Spender steuern Gelder bei.
In anderen Freiburger Stadtteilen konnten sich vergleichbare Konzepte bisher
nicht halten. Zwar ist auch Heike Palmer, Lehrerin an der Hebelschule, bisweilen
“enttäuscht und resigniert” angesichts des mangelnden Interesses ihrer Kollegen
an dem Projekt. “Drogenprävention ist bei uns an der Schule ein Stiefkind” ,
stellt sie bedauernd fest. Doch wird dies im Stühlinger durch das Engagement der
Sozialarbeiter im Jugendzentrum ausgeglichen. Dessen Leiter Norman Glaesner
sieht in dem Präventionsprojekt den “Schwerpunkt bei uns im Haus.”
Juliane Schroeter , 20.5.2006
Drogenberatungsstelle Kobra hat 2005 knapp 900 Abhängige beraten
Freiburg/Müllheim/Breisach/Titisee-Neustadt. Wer Drogen
konsumiert, schadet nicht nur seiner Gesundheit, sondern auch der Familie, hat
Probleme mit Arbeitgeber und Vermieter und oft auch mit der Polizei. Wege aus
dem Drogen-Teufelskreis zeigt die Beratungsstelle “Kobra” (Kontakt- und
Beratungstelle für Drogenprobleme) auf, eine Einrichtung der
AGJ, des Fachverbandes für
Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg.
Leiterin der “Kobra” Müllheim mit Außenstellen in
Breisach, Titisee-Neustadt und Freiburg, ist seit Juli 2005 die
Sozialpädagogin Katharina Braun, die jetzt ihren Jahresbericht vorlegte. Sie
berichtet über deutlich erhöhte Klientenzahlen. Im zurückliegenden Jahr fanden
2586 Einzel- und 240 Gruppengespräche statt, sowie 140 Partner- und
Familienkontakte. 59 Klienten wurden in Fachkliniken zur stationären
Rehabilitation vermittelt, was mit zunehmendem bürokratischen Aufwand verbunden
sei, so Braun. Dies liege an der restriktiven Genehmigungspraxis der
Kostenträger und den Veränderungen hinsichtlich der sozialrechtlichen
Zuständigkeit.
Kontaktiert wurde Kobra im Jahr 2005 von 884 Klienten. Regelmäßig beraten wurden
insgesamt 407 Personen, von denen 297 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
leben, die anderen in der Justiz-Vollzugsanstalt (JVA) Freiburg. Bei 61 Prozent
der Patienten konnte durch die Therapie nach eigener Aussage die Lebenssituation
deutlich verbessert werden. Durch Substitutionsmaßnahmen (Methadon-Programm)
entfällt die Beschaffungskriminalität und Beziehungen zum Partner, Arbeitgeber
und Vermieter stabilisieren sich.
Auch andere Zahlen lassen den Erfolg der Therapie erkennen: 23 Drogenkonsumenten
konnten wieder eine Vollzeitbeschäftigung nachgehen, von 93 Arbeitslosen und
Arbeitssuchenden blieben zum Jahresende nur noch 63 übrig. Von 120 Personen, die
auf staatliche Unterstützung angewiesen waren, konnten sich 26 nach der Therapie
auch finanziell selbst helfen. Dies zeige, so Katharina Braun, dass Kobra auch
eine wichtige volkswirtschaftliche Funktion erfülle.
Das hat auch der Kreistag erkannt und die im Mai 2005 drastisch gekürzten Mittel
Ende des Jahres wieder aufgestockt. Der Stand von 2004 wurde damit zwar nicht
erreicht, aber die Kobra-Hauptstelle in Müllheim war wieder in der Lage,
deutlich flexibler zu agieren. Im März 2005 konnte eine Außenstelle in Freiburg
eröffnet werden. Dies war dringend notwendig, weil die frühere Außenstelle
Gundelfingen vor zwei Jahren geschlossen werden musste und deshalb Abhängige aus
dem Raum Freiburg keine nahe liegende Anlaufstelle hatte.
Hauptsuchtmittel der Kobra-Patienten sind Opiate (Heroin und Ersatzstoffe).
Danach folgen Cannabis (Haschisch), vor allem bei Jugendlichen, und Kokain. Der
Altersschwerpunkt liegt zwischen 25 und 40 Jahren und es sind überwiegend
Männer, die von illegalen Drogen abhängig sind. Für andere Probleme wie
Alkoholmissbrauch, Essstörungen und Medikamentenmissbrauch ist — ebenfalls in
der AGJ — die Psychosoziale Beratungsstelle zuständig. Allerdings spielt der
Alkohol auch bei Mehrfachabhängigen eine große Rolle und ist deshalb auch bei
Kobra ein Thema.
Maßgeblich unterstützt wird die Arbeit der Beratungsstelle durch die neue
Selbsthilfegruppe “Open Panthers” , die von Marco von Manowski geleitet wird.
Die offene Gesprächsgruppe trifft sich jeden Donnerstag von 19 bis 20.30 Uhr in
den Räumen der Kobra Müllheim, Moltkestraße 1. Die Gruppe gehört zur
“Ex-User-Support-Group” (EUSG), einem Selbsthilfeverein mit mehreren
Selbsthilfegruppen in Freiburg. Schwerpunkte der Arbeit sind Gespräche und
Erfahrungsaustausch sowie Freizeitaktivitäten. Infos erteilt Kobra, Telefon
07631/5017 oder Marco von Manowski, Handy 0173/6647217.
Gut genutzt werden die neu eingerichteten offenen Sprechzeiten in Müllheim,
montags 14 bis 18 Uhr, sowie donnerstags und freitags 10 bis 12 Uhr. Wer Kobra
unterstützen will, kann dies mit Spenden an den Förderverein tun (Volksbank
Müllheim, BLZ 68091900, Konto 10707, Spendenbescheinigungen werden ausgestellt).
Sigrid Umiger,
21.4.2006
auf
www.badische-zeitung.de
Schwerpunktpraxis
für Drogenabhängige seit 10 Jahren
Herbe Verluste für die Drogenmafia /
Während der vergangenen zehn Jahre
haben gut 2500 suchtkranke Menschen in der Schwerpunktpraxis Hilfe gesucht
Diese Praxis ist sieben Tage in der Woche geöffnet. 365 (manchmal auch 366) Tage
im Jahr. Und das seit zehn Jahren. In dieser Zeit hat diese Praxis nach eigenen
Angaben der internationalen Drogenmafia einen Schaden in Höhe von etwa 15
Millionen Euro zugefügt. Hier, in der Rheinstraße 34, nämlich werden Tag für Tag
ungefähr 125 Männer und Frauen mit Heroinersatzstoffen wie Methadon versorgt.
Als Rüdiger Gellert die Freiburger
Schwerpunktpraxis für
Drogenabhängige Anfang April 1996 eröffnete, gab es in der Stadt keineswegs
nur Freudentänze. Heute kann der Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie Zahlen
für sich und sein Team (Arzthelferinnen, Suchtberaterinnen, Aushilfs- und
Reinigungskräfte, Vertretungsärzte) sprechen lassen. Mehr als 2500 suchtkranke
Menschen zwischen 16 und 57 Jahren haben bisher in der Praxis Hilfe gesucht. Sie
bekamen hier insgesamt fast 3000 Liter Methadon und einiges an Subutex, einem
anderen Ersatzstoff — diese Menge in Heroin umgerechnet, hätte einen
Schwarzmarktwert von 22 Millionen Euro. Und weil, sagt Rüdiger Gellert,
“mindestens 70 Prozent unserer Patienten weitgehend drogenab stinent leben” ,
gehen der Drogenmafia eben jene Millionen durch die Lappen.
Wichtiger ist ihm allerdings, dass während der vergangenen fünf Jahre kein
Patient der Schwerpunktpraxis gestorben ist. Ein Erfolg für den Arzt und sein
Team, dessen erklärtes Ziel es ist, gesundheitliche und soziale Schäden zu
verringern und ein drogenfreies Leben aufzubauen. Mit Hilfe des Ersatzstoffs
Methadon. “Es gibt Menschen, die brauchen das zum Leben” , sagt Rüdiger Gellert,
“ich vergleiche es inzwischen mit Insulin.” Uta ist eine von ihnen. 27
Jahre war sie alt, als sie im Oktober 1996 zum ersten Mal in die
Schwerpunktpraxis kam. Da waren ihre beiden Kinder acht und zehn. Sie selbst
hatte — angefixt durch die Geschichte von Christiane F. “Wir Kinder vom Bahnhof
Zoo” — mit 13 Jahren zum ersten Mal gekifft, zwei Jahre später angefangen,
Heroin zu spritzen. “Vor zehn Jahren hab´ ich dann gemerkt, jetzt passt nichts
mehr.” Dazu die Angst, Sohn und Tochter könnten ihr weggenommen werden. Heute,
sagt sie, “habe ich keine Angst, solange ich Methadon habe” . Mittlerweile hat
sie einen festen Arbeitsplatz. “Natürlich bin ich froh, dass ich es geschafft
hab - aber es dauert seine Zeit.” Genau die hatte Uta während ihrer Fixer-Zeit
nicht. “Da ist man den ganzen Tag beschäftigt, Geld zu besorgen.” Gut 100 Euro
braucht ein Fixer täglich, um seine Suchtkrankheit auszuhalten. Und dieses Geld
beschafft er sich mit Straftaten, weiß Peter Egetemaier. Wird Heroin jedoch mit
Methadon ersetzt, brauchen die Drogenkranken nicht noch zusätzlich kriminell zu
werden. Wobei der Leiter der Freiburger Kriminalpolizei beobachtet, dass die
tolerierte “offene Szene” keine Sogwirkung hat, die Zahl der schwer
Drogenabhängigen in der Stadt mit 1000 bis 1500 über all die Jahre vielmehr etwa
gleich geblieben ist. Was Christoph von Ascheraden kaum verwundert. “Diese
Gesellschaft funktioniert nur mit extremer Anspannung der seelischen Kräfte” ,
erklärt der Vizepräsident der Bezirksärztekammer Südbaden und Suchtbeauftragte
der Kassenärztlichen Vereinigung, “den Wechsel von Leistung, Belohnung und
Bestrafung können viele nicht ohne stoffliche Hilfe bewältigen - und Suchtmittel
sind allgegenwärtig.” Für Rüdiger Gellert ist es daher auch keine Frage:
“Wir arbeiten vorbeugend mit dem, was wir hier tun - denn wenn einer aufhört,
wirkt das auf andere.” Uta hat es geschafft. “Ich bin wirklich gern hier.” Das
tut dem Mediziner sichtlich gut, der auch manche Anfeindung erlebt und dennoch
als sein wichtigstes Ziel nennt: “Ich bin als Arzt zufrieden, wenn einer sagt,
ich komme mit meinem Leben wieder klar.” Dafür lohnt es sich schon, beratend und
begleitend da zu sein, die Schwerpunktpraxis eben 365 (manchmal auch 366) Tage
im Jahr zu öffnen.
Gerhard M. Kirk, 7.4.2006
auf
www.badische-zeitung.de
blv-Suchtberatung jetzt
über eMail sowie Forum
Das Angebot des
blv
sucht neue Personengruppen zu erreichen: kostenlos, anonym, unverbindlich und
schnell
“Hallo Beratungsteam, zuerst möchte ich mich
recht herzlich für Ihre Antwort bedanken. Ich denke, dass ich den ersten Schritt
getan habe. Ich habe jetzt auch meinem Mann von meinem Problem erzählt. Er
wusste zwar, dass ich regelmäßig trinke, hat es aber immer seltener
angesprochen, da ich dann aggressiv reagierte.” So oder so ähnlich antworten
Personen, wenn sie sich über die E-Mail-Suchtberatung des Badischen
Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation e.V. (blv) Rat und Tipps
geholt haben, wie sie ihre persönliche Situation als Betroffener oder
Angehöriger angehen können.
Der E-Mail-Postkasten unter der Adresse
suchtberatung@blv-suchthilfe.de
wird von den Suchtberatungsstellen des blv betreut. Die Beratungsteams bemühen
sich, innerhalb von 48 Stunden zu antworten. Auf Anfrage erhalten die
Ratsuchenden auch Anschriften von Beratungseinrichtungen. In den vergangenen
Wochen beantwortete das blv-Team aus Freiburg die Fragen der Ratsuchenden.
Parallel zur E-Mail-Beratung gibt es auch ein Diskussionsforum unter
www.blv-suchthilfe.de. Hier können sich die Nutzer frei zum Thema Sucht oder
Suchtvorbeugung äußern oder sich bei anderen “Gleichgesinnten” informieren. Die
Vorteile der E-Mail-Suchtberatung und des Diskussionsforums liegen auf der Hand:
Die Beratung und Information ist kostenlos, anonym, unverbindlich und schnell.
Es werden auch Personengruppen erreicht, die unter normalen Umständen keinen
Kontakt zur Beratungsstelle aufgenommen hätten. Allerdings kann eine
E-Mail-Beratung kein persönliches Gespräch in einer Beratungsstelle ersetzen und
auch keinen Ersatz für eine Psychotherapie darstellen. Dennoch bietet dieser
neue Weg in der Suchtkrankenhilfe für den einen oder anderen eine Möglichkeit,
um sich den ersten Schritt aus der Sucht zu erleichtern.
BZ vom 31.1.2006
www.blv-suchthilfe.de oder
suchtberatung@blv-suchthilfe.de
Der
Staat bekämpft die Sucht und profitiert von ihr - Widerspruch?
Bei vielen Süchten, beim Glücksspiel,
bei Alkohol und Nikotin, ist der Staat Dealer, Polizist und Therapeut in einem -
eine schizophrene Mischung, die nicht gut gehen kann. Sie geht auch nicht gut.
Aber die Alternative, eine Liberalisierung des Marktes, wie sie zum Beispiel die
Glücksspielbranche gerne hätte, wäre noch schlimmer.
Jeder darf, darüber herrscht in einer modernen Gesellschaft Übereinstimmung,
seine Gesundheit nach Gusto aufs Spiel setzen und Lebensrisiken eingehen, wie er
will. Theoretisch. Aber nur, so weit er andere damit nicht schädigt. Dies ist,
wenn jemand süchtig ist, stets der Fall. Also muss der Staat, der über
Grundrechte wie das der körperlichen Unversehrtheit zu wachen hat, die Süchtigen
vor sich selbst schützen und die Allgemeinheit vor den Süchtigen und den Folgen
ihrer Sucht. Das geht nicht ohne Zwang. Denn während sich Konflikte unter
vernünftigen Menschen pragmatisch mittels Kompromiss lösen lassen, ist Vernunft
das Letzte, was erwartet werden kann, wenn ein Konfliktpartner süchtig ist.
Darum ist es völlig in Ordnung, dass ein Gericht eine Spielbank dazu verdonnert
hat, die Verluste zweier spielsüchtiger Männer herauszurücken. Zwar hängen sich
staatliche wie private Casinos bei solchen Gelegenheiten gerne das Mäntelchen
des Verantwortungsbewusstseins um, tatsächlich aber werden die Spieler heftig
umworben: “ Hier, in den Automaten-Spielsälen der West-Spiel-Casinos, können Sie
Ihr blinkendes Wunder erleben!” , werben die Casinos, die jetzt verurteilt
wurden, und locken: “ Lust auf ein Spielchen?”
Jede Gesellschaft muss - schwierig genug - das Spannungsverhältnis zwischen
individuellen Rechten und den Schutzinteressen anderer austarieren. Beim
Glücksspiel, aber auch bei Alkohol und Tabak, kommt hinzu: Der Staat hat an der
Sucht ein finanzielles Interesse. Das widerspricht seiner Aufgabe als Beschützer
von Leib und Leben der Bürger. Er ist nun mal abhängig von Einnahmen und
insofern selbst süchtig. Beim Thema Glücksspiel rechtfertigt er seine
Oberaufsicht mit dem Argument: “ Wenn wir’ s nicht tun, tun’ s andere; dann wird
alles nur noch schlimmer.” Das Internet, das auf Staatsgrenzen und Regeln
pfeift, macht das Ganze nur noch komplizierter. Tatsache ist: Der Staat
versucht, die private Glücksspielbranche zu gängeln und zockt selber ab. Und er
ist stets in Versuchung, die eigenen Regeln zu übertreten.
Das ist fragwürdig, heuchlerisch bis unmoralisch. Nur: So lange gequalmt,
gesoffen und gezockt wird, ist dies auch ein Geschäft. Es ist völlig in Ordnung,
wenn der Staat dies zu regulieren versucht und davon profitiert, und sei es nur
aus einem Grund: Die Folgekosten der Sucht bleiben an der Allgemeinheit hängen -
so oder so. Schwer vorstellbar, dass ein Wettbüro auf den Bahamas der Familie
eines deutschen Spielsüchtigen aus der finanziellen und psychischen Not
heraushilft.
Alles vom 16.12.2005 auf www.bzol.de
Was ist
Spielsucht?
Süchtig sein bedeutet, sich nicht mehr frei für
oder gegen eine Sache entscheiden zu können. Süchtige sind von etwas abhängig.
Abhängigkeit ist das Gegenteil von Freiheit und Selbstständigkeit. Es gibt viele
Arten von Sucht. Manche Menschen sind abhängig von Alkohol oder Zigaretten. Es
gibt Drogensucht, Kaufsucht oder auch Spielsucht. Mit Spielsucht meint man die
Sucht nach Glücksspielen. Dazu gehören Spiele an den Automaten, die in vielen
Kneipen aufgestellt sind oder auch die Spiele in der Spielbank. Nicht jeder
Mensch, der gerne und oft spielt, ist spielsüchtig. Süchtig sind nur diejenigen,
die nicht mehr aufhören können, bevor sie kein Geld mehr haben. Wenn sie
gewinnen, spielen sie weiter, um mehr zu gewinnen. Wenn sie verlieren, spielen
sie weiter, weil sie sich einbilden, sie könnten das verlorene Geld
zurückgewinnen. Wie bei jeder Sucht leidet auch bei der Spielsucht die Familie
mit. Spielsüchtige brauchen viel Geld und haben oft sehr hohe Schulden, die sie
nicht mehr zurückzahlen können.
Südkurier vom 15.12.2005
Nichtraucherschutz in
Freiburg wird besser
„Der Nichtraucherschutz in Freiburgs
Gaststätten verbessert sich zunehmend.“ Zu diesem Ergebnis kommt Klaus Althoff,
Geschäftsführer des deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Bezirk
Schwarzwald-Bodensee. Kein Wunder: So hatte sich die Dehoga dazu verpflichtet,
dass bis März 2006 mindestens 30 Prozent aller Speisebetriebe 30 Prozent ihrer
Plätze für Nichtraucher zur Verfügung stellen. Ein Jahr später sollen es dann
sogar mehr als doppelt so viele sein.
Betroffen von der Regelung werden etwa 150 bis 200 Restaurants in Freiburg sein,
schätzt Klaus Althoff. Ausgenommen von der so genannten „ Zielvereinbarung
Nichtraucherschutz“ sind jedoch kleinere Cafés und Imbisse. Für den Vorsitzenden
des
Nichtraucher-Verein-Freiburgs, Viktor Frick, ist das unverständlich. Er hält
es schon jetzt nur für eine Willenssache der Wirte, generell das Rauchen auch in
kleineren Lokalen zu verbieten. „ Im Ausland ist es ja auch möglich.“ Frick
wundert sich darüber, dass es in Freiburg nur ganz wenige solcher Lokale gibt,
die komplett rauchfreie Räume anbieten.
Dazu gehören zum Beispiel
Busses
Waldschänke und das
Altstadtcafé in der Gerberau. Hier darf schon seit mehr als zehn Jahren gar
nicht mehr geraucht werden. Für Eberhard Schwippert, Betreiber des
Altstadtcafés, eine Entscheidung aus Überzeugung: „ Im Interesse unserer Gäste
und Mitarbeiter hatten wir uns zu diesem Schritt entschlossen.“ Am Anfang sei es
schwer gewesen, doch mittlerweile ist Schwippert sehr zufrieden: „ Bestimmte
Sachen kann man mit Geld einfach nicht kaufen.“ Da gehört für ihn auch
unverqualmte Luft dazu. Und die Gäste danken es ihm. Bettina Ossendorf hat durch
Zufall das Café entdeckt. Ihr gefällt das Konzept gut. „ Wo hat man denn sonst
noch die Möglichkeit, in der Innenstadt auch mal ganz rauchfrei sitzen zu
können?“ , fragt die 27-jährige Studentin. Der Schritt weg vom Rauch damals war
für Schwippert nicht einfach. Zunächst verlor er viele Gäste. „ Die Umstellung
hat uns viel Geld gekostet, aber am Ende hat sie sich doch ausgezahlt,“
berichtet er.
In gemischten Restaurants ist die Situation nicht ganz einfach. Zwar zeigen die
(rauchenden) Stammgäste wohl meist Verständnis, aber trotzdem kommt es immer
wieder zu Problemen, den Nichtraucherschutz durchzusetzen. So ist das Verbot auf
Bankettveranstaltungen wie an Silvester nur schwer einzuhalten. Hansjörg
Dattler, Gastronom und Vorsitzender
des Freiburger Hotel- und Gaststättenverbandes, setzt an solchen Abenden dann auf
die Vernunft und das Verständnis seiner Gäste: „ Oft ist einem Gast gar nicht
bewusst, dass er sich gerade in einem Nichtraucherbereich aufhält. Wenn er es
dann bemerkt, raucht der Gast seine Zigarette einfach vor der Tür fertig.“
Nach Dattlers Meinung lässt sich mit der freiwilligen Regelung der Dehoga mehr
erreichen als mit einem Gesetz aus Berlin. In den größeren Freiburger
Studentenkneipen ist eine Umsetzung allerdings schwer möglich. Hilmar Schäuble,
Geschäftsführer des „ Schlappen“ ist von Idee wenig begeistert: „ In so einer
großen Kneipe eine rauchfreie Zone zu schaffen, ist schwierig.“ Auch der
Onkologe Jens Leifert sieht nur Sinn in Nichtraucherzonen, wenn sie sich
komplett räumlich abtrennen lassen. „ Der Passivrauch wird auch in größeren
offenen Räumen ungemindert aufgenommen und bleibt damit weiterhin gefährlich.“
Kontrolliert werden die Gaststätten mittels Umfragen. Klaus Althoff,
Geschäftsführer der Dehoga, ist sich sicher, dass sich die Probleme von selbst
erledigen werden. „ Unserer Erfahrung nach wird der Nichtraucherbereich in den
Gaststätten automatisch immer größer.
Zielvereinbarung Nichtraucherschutz
Die „ Zielvereinbarung Nichtraucherschutz“ gilt für alle Betriebe, die
regelmäßig Speisen anbieten, größer als 40 Quadratmeter sind oder mehr als 40
Sitzplätze haben. Danach sollen 30 Prozent aller Speiselokale bis zum 1. März
2006 mindestens 30 Prozent der Plätze für Nichtraucher bereithalten, ein Jahr
später sollen bereits mindestens 60 Prozent aller Speisebetriebe mindestens 40
Prozent ihrer Sitzplätze für Nichtraucher reservieren und bis 1. März 2008
sollen mindestens 90 Prozent der Speisebetriebe mindestens 50 Prozent ihres
Platzangebotes für Nichtraucher ausweisen.
Alles von Martin Wohlrabe vom 15.12.2005 auf
www.bzol.de lesen
Nichtraucher Freiburg >Gasthaus1
Drogenabhängigkeit des Sohnes
- Elternkreis hilft
Mit 16 Jahren fängt alles an. Silke Kaufmann (Name von der Redaktion
geändert) erinnert sich noch gut an die Zeit, in der ihr Sohn ihr zunehmend
fremder wird. Aggressivität, Aufmüpfigkeit, schlechte Laune - alles ganz normale
Verhaltensweisen bei pubertierenden Jugendlichen. Was die besorgte Mutter nicht
weiß: Zu diesem Zeitpunkt sind es längst nicht mehr nur die Hormone, die ihren
Sohn beeinflussen.
„ Ich habe immer gehofft, diese Phase wird schon vorbeigehen“ , blickt Silke
Kaufmann zurück. „ Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass da mehr im Spiel war.
Bis wir schließlich dahinter kamen, dass er regelmäßig Haschisch konsumiert.“
Für die Eltern ein Schock, aber auch ein Absturz ins Ungewisse. Wie damit
umgehen? Ist Haschisch wirklich gefährlich, oder doch nur - wie der Sohn es
immer wieder betont - etwas ganz Normales, weil doch „ sowieso alle kiffen“ ?
Die 60-Jährige ist sich unschlüssig, sucht Rat. Bei Bekannten und Freunden stößt
sie allerdings auf wenig Verständnis: „ Am Anfang habe ich selbst geglaubt, dass
Marihuana heutzutage vielleicht ganz normal ist. Wir waren eben eine andere
Generation.“ Von Normalität aber kann bald keine Rede mehr sein. „ Als mir zum
ersten Mal Geld fehlte, habe ich gemerkt, dass mein Sohn hochgradig gefährdet
ist.“ Gesprächsversuche scheitern allesamt kläglich. Gute Worte prallen ab oder
münden in Aggressionen. Ein Termin bei der Drogenberatung - kommt nicht in
Frage. „ Plötzlich waren wir alle Spießer“ , erinnert sich Silke Kaufmann. „
Reden konnte ich mit meinem Sohn überhaupt nicht mehr. Dafür wurde unser Leben
von Tag zu Tag unerträglicher.“ Hilfe suchend wenden sich die Eltern nun an eine
Drogenberatungsstelle, wo ihnen zum ersten Mal die Augen geöffnet werden: „ Sie
sagten uns, dass da wohl noch mehr im Spiel sein müsse als Haschisch. Ecstasy,
Pilze, Marihuana - in seinem Rausch hat er wahrscheinlich alles genommen.“
Wieder und wieder Versuche, das Problem in den Griff zu bekommen: „ Um ihm mehr
Freiheit zu gewähren, überließen wir unserem Sohn schließlich sogar eine
Einliegerwohnung. Wir dachten, vielleicht wird dann alles besser.“ Ein fataler
Irrtum, wie sich bald herausstellt: Plötzlich gehen Dealer in den eigenen vier
Wänden ein und aus; demolierte Möbel gehören zur Tagesordnung. Wobei
ausgehebelte Fenster noch das geringere Problem darstellen: Im Vollrausch
entwendet der Drogenabhängige mehrmals die Autoschlüssel seiner Eltern, fährt
mit 100 „ Sachen“ durchs Wohngebiet. „ Es lief alles aus dem Ruder“ , resümiert
Silke Kaufmann, die das alles heute noch nicht fassen kann.
„ Psychotische Schübe kamen durch die Drogen noch hinzu. Einmal drohte er, seine
eigene Schwester aus dem Fenster zu werfen, sollte sie ihr Sparschwein nicht
rausrücken.“ Für Silke Kaufmann und ihren Mann eine peinliche Situation: Wenn in
einem ruhigen Wohnviertel nachts die Polizei vor der Tür steht, bleibt das
niemandem verborgen. „ Wir haben uns immer mehr isoliert. Das Drogenproblem
stand plötzlich im Mittelpunkt unseres ganzen Lebens.“ Voller Verzweiflung
wendet sich die Mutter schließlich an eine von der Stadt geförderte
Selbsthilfegruppe. Im „Elternkreis
drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher“ beraten Menschen, die
sich mit dem Problem auskennen - weil sie es selbst schon durchgemacht haben. „
Dort habe ich auch gelernt, wie wichtig es ist, in kleinen Schritten Grenzen zu
setzen“ , erzählt Silke Kaufmann. „ Man ist ja immer hin- und hergerissen, ob
man seinem Kind nun finanziell helfen soll oder damit nur noch mehr Drogen
finanziert.“ Schulden bei der Bank, Halluzinationen und schließlich sogar der
Abbruch der Lehre: Der Weg bergab setzt sich ungebremst fort. „ Als er die Lehre
schmiss, handelten wir. Er musste wissen, dass es so nicht weitergehen konnte.“
Zwischen Mitleid und Konsequenz setzen die Eltern ihren Sohn schließlich vor die
Tür. Vier Monate lang schlägt er sich irgendwie durch. „ Zunächst hat er bei
seiner Freundin gewohnt, was aber auch nicht lange gut ging. Danach kam er immer
wieder bei seinen so genannten Freunden unter, allerdings auch nur so lange, wie
er Drogen mitbringen konnte. Danach hatte er niemanden mehr.“
Für den mittlerweile 20 Jahre alten Sohn offenbar der entscheidende Wendepunkt:
„ Als er gemerkt hat, wie dreckig es ihm ging, kam er nach Hause und hat selbst
nach einer Therapie gefragt.“ Es folgt eine neunmonatige Intensiv-Therapie in
der Pfalz, fernab vom alten Umfeld. „ Ich habe jeden Tag damit gerechnet, dass
er wieder vor der Tür steht“ , beschreibt die 60-Jährige ihr Bangen. Doch: Der
Sohn hält durch, schließt die Therapie ab, bekommt eine neue Lehrstelle und dann
sogar einen Job. Ein Erfolg, den Silke Kaufmann auch der Beratung des
Elternkreises verdankt. Dennoch ist sie sich bewusst: „ Es ist wie bei
Alkoholikern. Ein kontrollierter Umgang mit Drogen wird für meinen Sohn niemals
möglich sein.
Alles von
Steve Przybilla
vom 8.12.2005 auf www.bzol.de
Experten schlagen Alarm – Suchthilfe muß
Stellen abbauen
Seit Sommer wissen sie nicht mehr weiter:
Nachdem der Kreistag Breisgau-Hochschwarzwald rückwirkend für 2005
Einsparungen in der Suchthilfe beschloss, mussten die Beratungsstellen des
Badischen Landesverbands für Prävention und Rehabilitation (blv) und der AGJ,
dem Fachverband für Prävention und Rehabilitation, Stellen abbauen. ....
Zum Vergleich: In Freiburg ist eine
Suchthilfe-Fachkraft für 11300 Einwohner da, in Lörrach für 15800 Menschen
– und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald liegt das Verhältnis zwischen
Einwohnern und Fachkraft bei 35000:1 .....
Kompletten Beitrag von Anja Bochtler vom 10.11.2005 auf www.bzol.de
lesen
Katharina Braun leitet Drogenberatungsstelle Kobra im Kreis
Breisgau-Hochschwarzwald
Leitungswechsel bei der
Drogenberatungsstelle Kobra im Kreis
Breisgau-Hochschwarzwald: Nach über zehnjähriger Tätigkeit in dieser Funktion
wird Hans Joachim Abstein kommissarischer Leiter des
Trägerverbandes AGJ. Seine
Stelle übernimmt Katharina Braun. Die Diplom-Sozialpädagogin ist seit Ende 1997
Mitarbeiterin bei Kobra und mit allen Aufgabenbereichen, Strukturen und
Kooperationspartnern vertraut.
Für die Beratungsstelle Kobra ist der
Leiterwechsel eine glückliche Fügung in schwieriger Zeit. Denn ohne diesen
hätten Kündigungen ausgesprochen werden müssen. Aufgrund der Kürzungen des
Kreises sieht sich die AGJ gezwungen, in ihren Suchtberatungsstellen Personal
abzubauen und infolgedessen auch ihr Angebot zurückzufahren. Bei Kobra fällt
eine halbe (von vier Stellen) und bei der
Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle (PSBB) eine viertel Stelle
weg. Das Kindergruppe von Maks in Müllheim wurde eingestellt.
Der Fachverband für Prävention und Rehabilitation
in der Erzdiözese Freiburg AGJ versucht trotz der finanziellen Einschnitte, alle
Kobra-Außenstellen (Breisach, Titisee-Neustadt und Freiburger Umland) im
gewohnten Umfang aufrechtzuerhalten. In der Schwerpunktpraxis wird deshalb
weiterhin an 1,5 Tagen eine Mitarbeiterin anwesend sein. Das bedeutet aber eine
erhebliche Einschränkung der Sprechzeiten, die sich darauf konzentrieren, dass
für die Kontaktaufnahme und Indikationsabklärung keine Wartezeiten entstehen.
Das erste Gespräch soll weiterhin zügig stattfinden können. Telefonisch ist die
Beratungsstelle außer montags und dienstagnachmittags immer zu erreichen.
Auch bei der PSBB in Müllheim werden die
Sprechzeiten knapper. Darüber hinaus werden die Beratungsstellen ihre Mitarbeit
in Arbeitskreisen einschränken, um ihre Präsenz an den Standorten zu sichern.
Sollte sich 2006 bei der Finanzierung keine Verbesserung abzeichnen, so
Kobra-Leiterin Braun und PSBB-Leiter Bolanz, müssten im Folgejahr weitere 80
Prozent der Beratungsleistung abgebaut werden.
BZ vom 21.7.2005
Schon 16 - gegen
Alkoholmißbrauch bei Jugendlichen
„Schon 16?“, ist ein Projekt der
Suchtberatungsstellen und Jugendpflegern im Landkreis, die sich als Arbeitskreis
Suchtprophylaxe zusammengeschlossen haben. Sie bieten Unterstützung für
Ehrenamtliche bei Vereins- und Gassenfesten oder Verkaufspersonal im
Einzelhandel.
Eine neue Projektpartnerschaft mit dem
Einzelhandelsverband wird derzeit vorbereitet. Ebenso wird das Projekt in diesem
Jahr gemeinsam mit der Aktion Jugendschutz landesweit verbreitet. Sieben
Nachahmer gibt es bereits.
„Schon 16?“ ist sehr einfach: Mit kleinen
Aufklebern werden die Erwachsenen wie durch einen Knoten im Taschentuch an die
Regel erinnert. Eine Kurzinformationen im Postkartenformat, die an die
Jugendlichen ausgegeben wird, funktioniert dann als Streitschlichter.
Mitarbeiter des Arbeitskreises stellen diese Materialien im Rahmen von kurzen
Informationsveranstaltungen dem Verkaufspersonalpersonal oder den
Vereinsmitgliedern vor und erläutern deren Handhabung. Selbstverständlich sind
die Materialien auch ohne diese Veranstaltungen zu haben.
BZ vom 21.5.2005
Infos: Kreisjugendarbeit,
07641/451333,
kreisjugendarbeit@landkreis-emmendingen.de
Psychosozialen Beratungsstelle,
07641/7315,
psb-emmendingen@blv-suchthilfe.de .
07641/7315 oder
psb-emmendingen@blv-suchthilfe.de .
Suchthilfeverbände und Beratungsstellen immer weniger unterstützt
Breisgau-Hochschwarzwald. Harte Zeiten kommen
auf die Suchthilfeverbände und Beratungsstellen im Kreis zu: Starke Einschnitte
in die finanzielle Unterstützung oder deren kompletter Wegfall machen die Arbeit
schwieriger. Und es herrscht Unverständnis über die Entscheidung des Kreistags,
den Rotstift gerade im sozialen Bereich so massiv anzusetzen.
Mit nur 77 000 Euro im Jahr, knapp einem Viertel der bisherigen kommunalen
Mittel, sollen sie sich in Zukunft um die immer größer werdende Zahl von
Süchtigen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald kümmern. Nach Auflösung des
Landeswohlfahrtsverbandes zum 31. Dezember vergangenen Jahres und der
Übertragung seiner Aufgaben an Kommunen und Landkreise, hatten diese für die
Suchthilfe einen Betrag von 325 000 Euro vorgesehen, acht Prozent weniger als
zuvor. Schon das war ein herber Schlag für die Verbände. Doch mit einem Viertel
weniger lasse sich die Versorgung der Betroffenen nicht aufrechterhalten, so
Klaus Limberger vom Badischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation (blv).
Er kann es bis heute nicht fassen: "In Gesprächen mit den Fraktionsvorsitzenden
und den sozialpolitischen Sprechern wurde immer wieder betont, wie wichtig die
Arbeit der Suchthilfe ist".
Hans-Joachim Abstein vom
AGJ, dem Fachverband für Prävention
und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg ist sich sicher, dass die
Qualität der Betreuung stark abnehmen wird. Man werde wohl Außenstellen
schließen, die Betroffenen längere Anfahrten und längere Wartezeiten auf sich
nehmen müssen. Viele werden das nicht lange mitmachen und schließlich
wegbleiben, so seine Prognose. Manche Kreisräte wüssten gar nicht, was sie da
entschieden hätten, meint Limberger. Sowohl er als auch Abstein sind sich
sicher, dass der Entschluss aus einer Sparhysterie heraus getroffen wurde, denn
schließlich würde eine schlechtere Betreuung über kurz oder lang teuer werden.
"Jeder Suchtkranke hat ein Familie" so Abstein. Allein der Heimplatz für ein
Kind, dessen Eltern nicht geholfen werden kann, koste im Jahr rund 40 000 Euro.
Ganz zu schweigen von den steuerlichen Verlusten für den Keis, wenn ein
Suchtkranker aus dem Arbeitslosengeld (ALG) II nicht in die Erwerbstätigkeit
übergehe. Gefährdete Personen, die ALG II erhalten, sind zudem dazu
verpflichtet, Suchthilfe in Anspruch zu nehmen, die Kosten hierfür sind von den
Kommunen zu tragen. In den vergangenen zehn Jahren hatte die Suchthilfe bei
gleich bleibender Personalzahl einen Zuwachs von 40 Prozent zu verzeichnen. Wie
es in zehn Jahren aussehen wird wagt keiner zu sagen.
Ganz leer geht nach dem Kreistagsbeschluss die
Psychosoziale Beratungsstelle (PSB)
FrauenZimmer aus. Die 1996 eröffnete Einrichtung in Freiburg bietet Mädchen
und Frauen ein spezielles Angebot: Es werden sowohl Süchtige als auch Angehörige
Süchtiger beraten und unterstützt - egal ob es um Alkohol, Tabletten, illegale
Drogen, Beziehungsabhängigkeit oder Essstörungen geht. Eine vergleichbare
Einrichtung ist erst wieder in Stuttgart zu finden. Bis ins Jahr 2002 wurde
FrauenZimmer mit etwa 3500 Euro jährlich vom Landkreis unterstützt, mit der
Anerkennung zur Psychosozialer Beratungsstelle wurde dieses Geld komplett
gestrichen. Der Landeswohlfahrtsverband unterstützte die Arbeit der zwei
80-Prozent-Kräfte weiter - bis zu seiner Auflösung. "Wir dachten, da der Kreis
ja die Aufgaben des Verbands teilweise übernimmt, bekommen wir jetzt die
Unterstützung aus dem Kreissäckel", so Christrun Oelke, Leiterin der
Einrichtung. Doch weit gefehlt: Die erhofften 5000 Euro wurden vom Rat aus dem
Etat gestrichen. Unterstützt wird FrauenZimmer jetzt nur noch vom
Sozialministerium, privaten Spendern und der Stadt Freiburg. Zwar stammen 65
Prozent der jährlich rund 200 Klientinnen aus Freiburg selbst, doch sind auch 23
Prozent der Frauen, die Hilfe suche, aus dem Kreis. ......
Alles von Heike
Westermann de Ruiz und Tanja Bury vom 14.5.2005 auf
www.bzol.de lesen
Essstörungen - Was ist
Magersucht, was Bulimie?
Massive Essstörungen beginnen fast alle in
jungen Jahren und betreffen zu über 90 Prozent Frauen
Das Risiko für Essstörungen ist in der
Allgemeinbevölkerung nicht gleich verteilt, wie die Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung in einer Broschüre mitteilt. Danach sind 95 Prozent
der Magersüchtigen Frauen der höheren Mittelschicht zwischen 25 und 23 Jahren.
Ess-Brech-Süchtige sind zu 90 Prozent Frauen aus der Mittelschicht zwischen 20
und 30 Jahren, Übergewichtige sind zu 52 Prozent Frauen, sechsmal häufiger in
der Unterschicht als in der Oberschicht anzutreffen und zwischen 40 und 65 Jahre
alt. Magersucht
oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht) entstehen in jungen Jahren. Sehr selten gibt es
Frauen (oder Männer) über 30, bei denen zum ersten Mal eine solche Essstörung
auftritt. Übergewicht dagegen kann in jedem Lebensalter beginnen.
Kriterien für eine Magersucht:
Gewichtsverlust von 20 Prozent vom Ausgangsgewicht innerhalb kurzer Zeit (rund
drei bis vier Monate), herbeigeführt durch streng kontrollierte, eingeschränkte
Nahrungsaufnahme und Vermeidung hochkalorischer Speisen, übertriebene
körperliche Aktivität, herbeigeführtes Erbrechen oder Abführen, übertriebenes
Kreisen um Nahrung und Figur, Perfektionismus, Hyperaktivität,
Körperschemastörungen (obwohl zu dünn, sieht man sich als zu "fett"), fehlende
Krankheitseinsicht.
Folgeschäden: Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der
Körpertemperatur (Müdigkeit, Frieren, Erschöpfung).
Hormonelle Veränderungen: Trockene Haut, brüchige Haare, Ausbleiben der
Menstruation, später auch Osteoporose.
Kriterien für Ess-Brech-Sucht (Bulimie):
Mindestens zwei Essattacken pro Woche über zwei Monate, das Gefühl, die Anfälle
nicht kontrollieren zu können, danach Erbrechen, Einnahme von Abführ- und/oder
Entwässerungstabletten und/oder Diät-/Fastenphasen und/oder übermäßige
körperliche Betätigung, übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht,
krankhafte Furcht, dick zu werden.
Folgeschäden: Schwellung der Speicheldrüsen, Zahnschmelzschäden,
Speiseröhreneinrisse, Magenwandperforationen, Nierenschäden,
Herzrhythmusstörungen. Hinzu kommen oft finanzielle Schwierigkeiten durch hohe
Ausgaben für Nahrung und Medikamente.
Mechthild Blum in der BZ vom
21.3.2005
Suchtberatung im Thomasheim in Neustadt
Das Wichtigste im Teufelskreis der Sucht ist es, erst einmal die Einsicht
zu gewinnen, dass man süchtig ist und in einem zweiten Schritt die Motivation
aufzubauen, dass man gegen die Sucht etwas tun muss. Helfen kann dabei Thomas
Gremminger. Der Diplomsozialpädagoge ist Suchberater. Jeden Mittwoch wartet er
in seinem Büro im Thomasheim in Neustadt auf Menschen, die von der Flasche, von
Medikamenten, dem Spielautomaten oder anderen "legalen" Drogen wegkommen wollen.
Den Spruch "Ich kann jederzeit aufhören", hört Gremminger immer wieder. Das
Suchtproblem wird von den Betroffenen heruntergespielt oder nicht in der ganzen
Tragweite wahrgenommen, selbst wenn die Ehefrau dem dauernd betrunkenen Ehemann
die Pistole auf die Brust setzt, oder der Arbeitgeber mit der Kündigung droht.
So ist es die erste Aufgabe des Beraters, das Problem zu klären, Bewusstsein zu
schaffen, dem Abhängigen zu verdeutlichen, dass er sich einer Therapie
unterziehen muss. Eine Hilfe dabei sind Informations- und Motivationsgruppen,
die der badische Landesverband für Prävention und Rehabilitation, der Träger der
Neustädter Beratungsstelle, in Freiburg eingerichtet hat, der nächste Schritt
ist eine ambulante oder sogar stationäre Therapie. Gremminger: "Nach zwei bis
drei Gesprächen klärt es sich, ob der Betroffene überhaupt an seinem Problem
arbeiten will." Zu der Beratungsarbeit gehört aber auch, die Angehörigen - meist
die Ehefrauen -, zu unterstützen, ihnen zu sagen, wie sie sich verhalten und wie
sie dem Abhängigen zu Hause auf dem Weg aus der Sucht helfen können.
.....
Seit vier Jahren kommt der Diplom-Sozialpädagoge Thomas Gremminger jeden
Mittwoch in die Beratungsstelle nach Neustadt. Der Bedarf für weitere
Sprechstunden wäre da, bestätigt der Berater im Blick auf die zahlreichen
Anfragen. Die Ausweitung der Beratungszeiten sei allerdings eine "politische und
finanzielle Frage", die noch geklärt werden muss, hält sich Gremminger bedeckt.
Speziell in Neustadt überschneiden sich teilweise die Beratungsangebote. Auch
die Arbeitsgemeinschaft Gefährdetenhilfe (AGJ) bietet Suchtberatung an, die
"Kobra" ist spezialisiert auf die Beratung beim Missbrauch von illegalen Drogen.
Mit der Auflösung des Landeswohlfahrtsverbandes bezahlt jetzt der Landkreis die
Suchtberatung, weitere Finanzierungsquellen sind unter anderem die ambulanten
Therapien und Gruppenangebote der Beratungsstelle. Ungeachtet dessen hat die
Psychosoziale Beratungsstelle ihr Angebot bereits ausgebaut. Sie bietet jetzt
spezielle Suchtberatung in russischer Sprache an. Als Mittler zwischen Berater
und Betroffenen fungieren ehrenamtliche Kräfte, die vom BLV in zwei Jahren
ausgebildet wurden. Eine von ihnen ist Elena Kurz, die in dieser Woche zusammen
mit Thomas Gremminger das erste Gespräch mit einem russischen Ehepaar führte.
Warum ein russisches Spezialangebot? Zum einen sind es die Sprachbarrieren, die
eine Beratung oft nicht zulassen, zum anderen ist es eine Frage der Mentalität,
die eine Russin noch besser nachvollziehen kann. "Die Mentalität ist anders",
erklärt Elena Kurz, "für die Männer war in Russland das Trinken normal und hier
verstehen sie nicht, warum sie nicht mehr trinken dürfen."
Ganzen Text vom 28.1.2005 bitte auf
www.bzol.de lesen
Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Alkohol- und Drogenprobleme
>Psyche
Regiotreff -
Netzwerk zur Drogenhilfe in Südbaden mit Substitionspass
Die Drogenhilfe in Südbaden wird
vernetzt Arzte, Therapieeinrichtungen und Suchthilfeberatungsstellen gründen
Netzwerk "Regiotreff" / Neu ist der Substitutionspass
FREIBURG. Vertreter der Ärzte, der stationären und ambulanten
Therapieeinrichtungen im Bereich illegaler Drogen sowie der Beratungsstellen aus
Südbaden haben sich zum "Regiotreff" zusammengefunden. Der Kreis soll als
Netzwerk die Arbeit der verschiedenen Einrichtungen der Suchthilfe besser
koordinieren und zu mehr Qualität beitragen.
Der "Zusammenschluss der Praktiker", wie Jeanette
Piram von der Drogenhilfe Freiburg den Gesprächskreis mit Vertretern von 25
Institutionen nennt, hat als erstes konkretes Ergebnis einen "Substitutionspass"
entwickelt. In diesem Dokument werden alle Termine beim Arzt sowie den Betreuern
notiert. Damit ist ein besserer Informationsfluss zwischen den an der
Methadonbehandlung beteiligten gewährleistet. Denn die Abgabe der Ersatzdroge
ist gekoppelt an eine psychosoziale Betreuung, die aber von verschiedenen
Einrichtungen und Trägern übernommen wurde. Gleichzeitig soll dadurch ein
Missbrauch verhindert werden. Und schließlich dient der Pass dem Schutz des
Patienten.
Darüber hinaus hat der "Regiotreff" auch Regeln für die Behandlung und deren
Abbruch definiert, an denen sich nun alle Ärztinnen und Ärzte orientieren, die
in ihren Praxen Methadon abgeben. "Das Ziel ist immer, die Qualität zu
definieren und dann auch zu kontrollieren", so Piram. Auch die Kooperation
zwischen stationären und ambulanten Einrichtungen soll durch den Gesprächskreis
weiter ausgebaut werden. "Denn eine Drogentherapie verläuft nie linear", wie
Christoph von Ascheraden, Vizepräsident der Bezirksärztekammer, betont. Im Laufe
eines solchen Prozesses haben immer wieder verschiedene Einrichtungen Kontakt zu
dem Klienten.
Der alte Konflikt zwischen den Lehrmeinungen sei
überholt, Praktiker der Drogenhilfe hätten gelernt, dass Phasen intensiver
Betreuung in einer Klinik und Zeiten einer therapeutischen Hilfe außerhalb
solcher Einrichtungen sich bisweilen abwechseln, Rückfälle eingeschlossen. Das
macht aber einen regen Informationsaustausch notwendig. Ebenfalls der
Qualitätssicherung dienen die Fortbildungen, die der "Regiotreff" organisiert
und die die Ganzheitlichkeit einer Drogentherapie betonen.
Die Themen für die nächsten Monate wurden dem
Kreis mehr oder weniger diktiert. Da ist zum einen die Finanzierung der
Substitutionsbehandlung. Nach Überzeugung von Hans Joachim Abstein von der
Drogenhilfestelle Kobra in Müllheim seien hier auch die Krankenkassen gefordert.
Denn die psychosoziale Betreuung sei ein "komplementäre Behandlung", und dass
sie "nicht bezahlt wird, ist ein Webfehler im Sozialgesetzbuch", wie auch von
Ascheraden findet. Zweites Thema sind die Schwerpunktpraxen, die zwar politisch
gewollt, aber finanziell in Frage gestellt würden.
Und schließlich werde man sich über die
Integration von Drogenabhängigen nach der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und
Sozialhilfe Gedanken machen müssen. "Wir müssen aufpassen", sagt Jeanette Piram,
"dass die Einrichtungen, die eine Klientel mit einem Vermittlungshemmnissen
betreut, nicht weiter geschwächt werden.
Franz Schmider am
19.10.2004 in der BZ
© by freiburg-schwarzwald.de,
Update
11.04.12
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