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Öffentliches Saufen in Freiburg

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Saufen, Alkohol, Gewalt, Gruppentrinken,

Schäfer Andreas aus Eschbach am 22.2.2007 an der Dreisam zwischen Littenweiler und Ebnet

 

Teufelskreis von Saufen und Gewalt - Kriminalstatistik 2007

Die Zunahme der Fälle von Jugendgewalt um mehr als zehn Prozent macht Politik und Polizei Sorgen. Innenminister Heribert Rech (CDU) setzt deshalb unter anderem auch auf Alkoholverkaufsverbote, wie sie die CDU-Landtagsfraktion anstrebt. Die Opposition im Landtag fordert dagegen mehr Personal.

Stuttgart, S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße: Aus nichtigem Grund geraten ein 16- und ein 21-Jähriger in Streit. Der Jüngere schlägt dem Älteren mit der Faust ins Gesicht, stößt ihn dann auf die Gleise. Ein aufmerksamer Beamter kann die Signalanlage noch rechtzeitig auf Rot stellen und die nahende S-Bahn stoppen. So erleidet das Opfer "nur" schwere Verletzungen. Der Täter wird kurz darauf gefasst. Er ist deutlich angetrunken. Der Vorfall, der sich in der Nacht zum Sonntag ereignete, steht für eine Entwicklung: Die Zahl der Gewaltstraftaten bei den unter 21-Jährigen ist 2007 gegenüber dem Vorjahr um 10,5 Prozent auf 10 076 gestiegen. Der Anteil nichtdeutscher Jungtäter
an den Gewalttaten liege bei 30 Prozent und sei damit zu groß, sagte Rech am Montag bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik 2007. Im Jahr zuvor schien der langjährige Aufwärtstrend in der Gewaltkriminalität gestoppt, doch nun steigen die Fallzahlen wieder — um 5,3 Prozent auf 20 229 Fälle. Dabei ist die Zahl der erwachsenen Gewalttäter laut polizeilicher Statistik sogar gesunken, nämlich um 2,2 Prozent auf 11 779.
Alkoholmissbrauch hat Rech als "Katalysator für Gewalt und gegenseitiges Hochschaukeln in der Gruppe" ausgemacht: Jeder dritte Jungtäter handle unter Alkoholeinfluss, jeder zweite in der Gruppe. Das nächtliche Verkaufsverbot für Alkohol, auf das sich CDU und FDP im Grundsatz geeinigt haben, sei daher "notwendig" . Landespolizeipräsident Erwin Hetger lobte in diesem Zusammenhang als vorbildlich, dass Kommunen wie Freiburg in bestimmten Innenstadtbereichen auch den Konsum von Alkohol verbieten. "Die Sauferei kann die Polizei mit Hilfe des Alkoholkonsumverbots besser einschränken" , sagte Hetger. Denn dann könne bereits der Missbrauch von Alkohol als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Die Polizei alleine könne das Problem nicht lösen, sagte Rech. Dazu bedürfe es einer Anstrengung der gesamten Gesellschaft, voran Elternhaus und Schule. Die Opposition forderte dagegen mehr Einsatz vom Land. Die Polizei brauche mehr Personal für Prävention, sagte SPD-Innenexperte Reinhold Gall. Pro Polizeiabteilung müsse eine Abteilung Jugendkriminalität entstehen, so Uli Sckerl (Grüne).
Insgesamt ist die Anzahl der Straftaten im Land nur um 0,3 Prozent auf gut 611 000 Fälle gestiegen. Die Aufklärungsquote lag unverändert bei knapp 60 Prozent. Damit gehöre Baden-Württemberg neben Bayern weiterhin zu den sichersten Ländern, sagte Rech. Besonders stark zugenommen hat allerdings die Kinderpornografie im Netz: 2007 hatte die Polizei mit 932 und damit doppelt so vielen Fällen wie im Vorjahr zu tun.
26.2.2008, www.rnz.de

 

 

Rechtsfreier Raum: Gewalt und Alkohol im Bereich Funpark

Zu: "Erneut Schlägerei in Freiburgs größter Disko" , BZ vom 12. November und weitere Artikel:
Die vermehrt auftauchenden Artikel in den Freiburger Medien über die Zunahme von Gewalt im Bereich der Diskothek "Funpark" mag viele überraschen, die Anwohner der zur Diskothek führenden Straßen sicher nicht. Seit Monaten, fast Jahren, ist eine Eskalation der Situation offensichtlich. In kleinen und größeren Gruppen ziehen junge Menschen, teils deutlich jünger als 16 Jahre, mit mitgebrachten alkoholischen Getränken durch die Zubringerstraßen - überwiegend in stark alkoholisierten und aggressiven Zustand. Je nach Situation lässt man sich grölend und provozierend in Eingangsbereichen, auf Aufgangstreppen, in Vorgärten oder auf fremden Grundstücken nieder, verwüstet Außenanlagen, zerstört Bepflanzungen und hinterlässt eine Spur von Leergut, Urin oder Kot. Fremde Menschen auf Privatgrundstücken, vom Grundstück gestohlene Fahrräder sowie an der Hauswand und in der Einfahrt zerschellte Wodkaflaschen sind hier zu den Wochenenden Alltag und interessieren bis zum heutigen Tag keinen Ordnungsdienst. Bei Anrufen unter der Notrufnummer, wenn sich wieder einmal fremde Menschen auf dem Privatgrundstück herumtreiben, wird man mit dem Hinweis auf "schnellstmögliche Hilfe" ruhig gestellt, um dann feststellen zu müssen, dass kein einziges Einsatzfahrzeug, kein einziger Beamter auftaucht. Versucht man die Diskothekenbesucher selbst vom Grundstück zu vertreiben, sind übelste Beschimpfungen noch die geringste Gefahr, der man sich aussetzt.
Das Industriegebiet Nord verkommt an den Wochenenden zunehmend zu einem rechtsfreien Raum. Die Belästigungen beginnen um etwa 20 Uhr und enden erst in den Morgenstunden gegen 7 Uhr. Danach müssen dann oftmals erst Flaschen, Mülltonnen, Scherben, Holzpaletten oder quer gestellte Pkw-Anhänger von der Straße geräumt werden. Bei der Häufung solcher Vorfälle ohne Gegenmaßnahmen muss der Eindruck entstehen, dass diese Eskalationen geduldet oder sogar gewollt sind. Vielleicht wünscht man auch eine Verlagerung der Probleme aus der Innenstadt. Es wäre ein Leichtes, durch verstärkte Streifenfahrten zu den Öffnungszeiten der Diskothek, dem Treiben Einhalt zu gebieten, Entwicklungen wie Massenschlägereien entgegen zu treten. Offensichtlich muss es aber erst Tote oder Schwerstverletzte geben, damit von verantwortlicher Stelle reagiert wird. Vielleicht ist es auch die Randlage dieser Diskothek mit entsprechend wenigen Anwohnern, dass das öffentliche Interesse an der Situation bisher nur sehr schwach ausgeprägt war. In anderen Wohnlagen wie am Lorettoberg wäre ein solches Treiben sicher nicht möglich.

BZ-Leserbrief vom 20.11.2007 von
Peter Ginter, Freiburg




Zuerst auf Kirmes Bierfass anstechen, dann Alkoholverbot fordern?

Zu der Debatte um ein temporäres Alkoholverbot in Teilen der Freiburger Innenstadt: Der stetig wachsende Konsum und Missbrauch von Alkohol unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist kein neues Problem und lässt sich durch absurde Verbote wohl kaum in den Griff bekommen. Ein auf bestimmte Bereiche beschränktes Alkoholverbot würde meiner Ansicht nur eines zur Folge haben: Problemverschiebung. Wenn ein Alkoholverbot beispielsweise für den Bereich rund ums Martinstor und Bertoldsbrunnen festgelegt werden würde, dann würde man eben zum Beispiel an den Platz der Universität ausweichen, sich dort exzessiv besaufen und dann erst ins "Bermuda-Dreieck" gehen. Ein Alkoholverbot macht eben, wenn überhaupt, nur dann einen Sinn, wenn es Menschen gibt, die eine Einhaltung dieses Verbotes überwachen können. Polizei, Ordnungsamt oder sogar Sozialarbeiter? Egal um welche es hier geht, ohne genügende personelle Ausstattung wird es keine dieser Berufsgruppen schaffen. Außerdem sind solche Verbote reine Symptombehandlungen: Es reicht nicht, erst zu regieren, wenn Probleme schon auftreten und die Lage eskaliert. Unsere Gesellschaft muss sich klarmachen, dass im Umgang mit Alkohol ein Umdenken stattfinden muss: Aufklärung und Prävention sollten Stichworte sein. Es muss noch viel mehr Kraft und nicht zuletzt Geld in die Alkoholprävention gesteckt werden. Und noch eines dürfen wir Erwachsenen nicht vergessen, wir sind immer Vorbilder für die Jugend.

Wie passt das zusammen, wenn ein hoher Vertreter der Stadtverwaltung auf einer Kirmes offiziell das Bierfass ansticht und sich danach in die Stadtratssitzung setzt und ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen fordert?


Ich habe auch keine Patentlösung für das Problem parat, aber wie wäre es, mal in die nordeuropäischen Staaten wie Schweden und Norwegen zu schauen, dort wird harter Alkohol nur in bestimmten ausgewiesenen Läden verkauft und das zu Preisen die den Alkoholkonsum zu einer sehr kostspieligen Angelegenheit machen.
BZ-Leserbrief vom 20.11.2007 von Philipp-M. Spitczok von Brisinski, Freiburg

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