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Philosophie - Philosophieren
 

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Blick nach Westen vom Knöpflesbrunnen zum Belchen am 9.9.2006 Meditation an der Dreisam nahe dem Ottiliensteg am 4.11.2010  
 ... beim Blick vom Knöpflesbrunnen zum Belchen philosophieren? Belchismus Meditation an der Dreisam nahe dem Ottiliensteg am 4.11.2010  

 

Emmanuel Faye: Heideggers Bücher nicht "in Giftschränke sperren"

Im Nachwort zur deutschen Ausgabe meines Buches wollte ich die Diskussion auf ein philosophisches Niveau heben. Der Artikel von Herrn von Reijen befindet sich nicht auf diesem Niveau. Heideggers Bücher "in Giftschränke zu sperren", ist nicht meine Forderung und karikiert meine Intention zur Zensur. Meine Forderung ist das genaue Gegenteil, nämlich Freiheit der Forschung und Zugang zu denjenigen Manuskripten aus Heideggers Nachlass, die noch gesperrt sind.

Was meine Forschungen gezeigt haben und was sich in den Texten nachweisen lässt, ist, dass die rassistischen und exterminatorischen Prinzipien des Nationalsozialismus in die Grundlage von Heideggers Konzeption des Daseins Eingang gefunden haben. Man kann dies in den vor kurzem erschienenen Vorlesungen der Gesamtausgabe nachlesen: Damit "das Dasein nicht stumpf werde", plädiert Heidegger dafür, "die Grundmöglichkeiten des urgermanischen Stammeswesens auszuschöpfen und zur Herrschaft zu bringen", und er ruft zur "völligen Vernichtung" des inneren Feindes auf, der sich "in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes" eingenistet habe, womit er die assimilierten deutschen Juden meint. Anstatt sich jedoch mit den Texten Martin Heideggers, die ich analysiere, auseinanderzusetzen, zögert van Reijen nicht, sich auf ein polemisches Buch von François Fédier zu berufen, das eine Verteidigung der Thesen Jean Beaufrets enthält. Beaufret, der Heidegger in Frankreich bekannt gemacht hat, tat gegen Ende des Jahres 1978 seine volle Zustimmung zu den Positionen Faurissons kund, genau zu der Zeit, als dieser Hitlers Programm zur Vernichtung der europäischen Juden öffentlich leugnete.
Lange vor mir zog Professor Hugo Ott die heftigen Angriffe von Fédier auf sich, weil er sich wegen dieser Ausfälle irritiert zeigte. Fédier milderte seine Äußerungen schließlich ab, um eine Publikation zu ermöglichen, veröffentlichte den Originaltext, in dem er die Ansicht vertritt, es sei möglich, "die Existenz der Gaskammern anzuzweifeln", jedoch im Internet. Van Reijens Bemerkungen über Heideggers Bremer Vorträge berücksichtigen nicht, was dieser über die Vernichtungslager geschrieben, aber vorsichtshalber nicht zu seinen Lebzeiten veröffentlicht hat. Heidegger deutet nämlich an, dass die Opfer der Vernichtungslager nicht im eigentlichen Sinne des Wortes gestorben sind. "Sterben können" würde nämlich voraussetzen, dass "unser Wesen das Wesen des Todes mag". Sieht van Reijen nicht, wie ungeheuerlich es ist, zu behaupten, die von den Nationalsozialisten liquidierten Kinder und Frauen seien nicht im eigentlichen Sinne gestorben, weil sie nicht im Sein geborgen waren?
Was den Tod im eigentlichen Sinne des Wortes betrifft, so ist dieser im "Sein und Zeit" als "Selbstaufgabe" zugunsten "der Gemeinschaft, des Volkes" konzipiert. Diese Konzeption kündigt die Heideggersche Apologie des "Opfers" für die "Volksgemeinschaft" an, die dieselben Formulierungen verwendet wie "Mein Kampf" und als Beispiel Schlageter hervorhebt, diesen "Helden" der Nationalsozialisten, dessen Todestag vom Heidegger emphatisch zelebriert werden wird. Der Schluss des Artikels von van Reijen enthält eine letzte Ungenauigkeit: Der Hakenkreuz-Stempel des Philosophischen Seminars I der Freiburger Universität, der auf dem Rand des Buchumschlags von Matthes & Seitz Berlin abgedruckt ist, stammt nicht aus den 1930er Jahren. Denn diesen Stempel hat Heidegger selbst in einem Brief vom Oktober 1944 benutzt. Wenn es einen Skandal gibt, dann liegt dieser in der Tatsache, dass Heidegger nicht gezögert hat, ihn für seine handschriftliche Korrespondenz zu verwenden, und nicht darin, dass ein Verlag diesen Stempel, der heute ein historisches Dokument ist, abgedruckt hat.
BZ-Leserbrief vom 4.4.2009 von Emmanuel Faye, Paris

Raus aus den Bibliotheken - ab in den Giftschrank
Zur Leipziger Buchmesse ist die deutsche Übersetzung eines 2005 in Frankreich erschienenen Buches auf den Markt gekommen: "Heidegger – Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie" von Emmanuel Faye. Das Original entfachte, nicht zum ersten Mal, in Frankreich einen heftigen Streit um die Frage, ob Heidegger Nationalsozialist gewesen sei oder nicht. Schon 1987 hatte Farias mit seinem Buch "Heidegger und der Nationalsozialismus" die Intellektuellen polarisiert.
20.3.2009, Mehr von Willem van Reijen auf
http://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/raus-aus-den-bibliotheken-ab-in-den-giftschrank

 

Edmund Husserl starb vor 70 Jahren - Grab in Freiburg-Günterstal

Martin Heidegger blieb der Beerdigung fern: Vor 70 Jahren starb in Freiburg der unter den Nazis verfemte Philosoph Edmund Husserl

Bis heute verbindet man die Freiburger Philosophie weltweit mit den Namen und Werken Edmund Husserls und Martin Heideggers, und nach wie vor zählt die von Husserl Anfang des 20. Jahrhunderts begründete Phänomenologie zu den einflussreichsten Strömungen der Gegenwartsphilosophie. 1916 folgte Husserl dem Ruf der Freiburger Universität als Nachfolger des Neukantianers Heinrich Rickert auf den philosophischen Lehrstuhl, verhalf diesem in den 20er Jahren zu internationaler Anerkennung, und noch am 23. Januar 1933, fünf Jahre nach seiner Emeritierung, gratulierte ihm die Universität in Form der "Großen Deputation" mit dem Rektor Joseph Sauer an der Spitze zum Goldenen Doktorjubiläum. Am 27. April 1938, dem Todestag des jüdischen Gelehrten Edmund Husserl, war von der hohen Anerkennung nicht viel geblieben; die seit 1933 dem "ewigen Deutschtum" verpflichtete Freiburger Universität sah keinen Anlass, eines Verfemten zu gedenken. Auch Husserls Schüler waren den rassistischen und politischen Säuberungen der Universität durch die Nationalsozialisten zum Opfer gefallen und zumeist emigriert wie etwa Fritz Kaufmann, Ludwig Landgrebe und Emanuel Levinas. Nur wenige getreue Honoratioren kamen zur Trauerfeier für den konvertierten Juden am 29. April auf den Hauptfriedhof. Unter ihnen der Historiker Gerhard Ritter, der Nationalökonom Walter Eucken und der Mediziner Hans Spemann, der 1936 den Nobelpreis erhalten hatte und nach der Trauerfeier in einem Brief an seinen Sohn schrieb: "Seine alte Fakultät war fast vollzählig da; nur der eine fehlte, der nicht hätte fehlen dürfen". Martin Heidegger fehlte — sonst waren aus der Philosophischen Fakultät fast alle gekommen, um einem großen Philosophen die letzte Ehre zu erweisen.

Edmund Husserl wurde am 8. April 1859 in Proßnitz (Mähren) als Sohn einer jüdischen Tuchhändlerfamilie geboren. Nach dem Studium der Astronomie, Mathematik, Physik und Philosophie in Leipzig, Berlin und Wien promovierte er 1882 in Wien und habilitierte sich 1887 in Halle, wo er vierzehn Jahre als Privatdozent tätig blieb. Sein Hauptwerk, die "Logischen Untersuchungen" , brachte dem 42-Jährigen 1901 einen Ruf an die Universität in Göttingen ein, der er ab 1906 als ordentlicher Professor angehörte. Seine "Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischer Philosophie" bewirkten, dass in den Jahren 1915/1916 die Philosophische Fakultät in Freiburg alles daran setzte, den Philosophen für die Universität zu gewinnen. 1918 gründete Husserl die "Freiburger phänomenologische Gesellschaft" , seine erste Assistentin wurde die Jüdin Edith Stein. Ihr Nachfolger als Assistent und engster Vertrauter Husserls wurde 1919 Martin Heidegger, der gleichzeitig als Privatdozent an der Universität lehrte. Husserl erlangte ein hohes Maß an internationalem Ansehen und wurde Ende 1921 als erster Deutscher nach dem Ende des Ersten Weltkriegs von der Londoner Universität zu einem Vortrag eingeladen. In Martin Heidegger sah Husserl seinen geistigen Nachfolger und ebnete diesem den Weg zur Übernahme des Lehrstuhls nach seiner Emeritierung im Jahr 1928.

Die neuen Machtverhältnisse nach der "Machtergreifung" der Nazis am 30. Januar 1933 spiegelten sich an der Universität in der Ersetzung des eben erst gewählten Universitätsrektors Wilhelm von Moellendorff durch den inzwischen international bekannten Philosophen Martin Heidegger am 21. April 1933 wider. Bis zum 1. Mai 1933 sollte "die Gleichschaltung an den Universitäten überall vollzogen sein" , so die Parole der NSDAP. Am 1. Mai 1933 trat Martin Heidegger der NSDAP bei und feierte begeistert die nationalsozialistische Umwälzung — auch in zahlreichen Reden bis 1934. Husserl gehörte zu den 57 Lehrenden an der Universität Freiburg, die als Juden durch das antisemitische Gesetz zur "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 vom Lehrbetrieb ausgeschlossen werden sollten, was einem Berufsverbot gleichkam. Im Juli erwirkte die Universität für dreizehn Personen, darunter auch Husserl, die Nichtanwendung des Gesetzes, von dem sie als Kriegsteilnehmer oder wegen ihrer Verbeamtung aus der Zeit vor Kriegsausbruch nicht direkt betroffen waren. "Gegen eine etwaige Vorlesungstätigkeit des Genannten habe ich nichts einzuwenden" , heißt es im Schreiben des Badischen Ministeriums für Kultus und Unterricht. Husserls Sohn Gerhart, der Rechtsphilosoph in Kiel war, musste seine Lehrtätigkeit einstellen und auch Edmund Husserl blieb nicht lange verschont.
Die zunehmende Behinderung seiner Arbeit seit 1933 — nach dem "Nürnberger Reichsbürgergesetz" von 1935 war er als Jude nicht mehr Angehöriger des Deutschen Volkes — gipfelte im Entzug der Lehrbefugnis, für den 77-Jährigen am 15. Januar 1936. Edmund Husserl wurde aus dem Vorlesungsverzeichnis der Universität gestrichen. Im Juli 1937 musste die Familie Husserl ihre Wohnung in der Lorettostraße 40 verlassen und zog in die Schöneckstraße 6. Als Privatassistent stand Husserl bis zuletzt sein Schüler Eugen Fink, dem 1933 aus politischen Gründen die Habilitation verweigert worden war, zur Seite. Mit ihm pflegte Husserl einen regen geistigen Austausch auf gemeinsamen langen Spaziergängen. Fink war nach Husserls Tod dem belgischen Franziskanerpater Hermann Leo Van Breda dabei behilflich, den Nachlass nach Leuwen zu retten, wo dieser das Husserl-Archiv begründete. Husserls Urne wurde erst Jahre später im Grab seiner 1950 verstorbenen Frau Malvine auf dem Günterstäler Friedhof beigesetzt; hierbei, im Jahr 1951, ließ die Freiburger Universität durch den Rektor Ohlkers einen Kranz niederlegen.
Ulrike Rödling , 25.4.2008, www.badische-zeitung.de

 

CuraVitae - Philosophische Beratungspraxis in Freiburg

"Die Philosophische Beratung hilft Menschen, Wege aus ausweglos erscheinenden Situationen zu bahnen, festgefahrene, verkrustete Sehgewohnheiten zu brechen und Horizonte der Lebensinterpretation zu weiten. Weltbilder werden analysiert und Lebenskonzepte entworfen. Die Beratung dauert eine Zeitstunde und findet nach terminlicher Vereinbarung statt. Ein erstmaliges Kontaktgespräch bzw. eine telefonische sowie elektronische Kontaktaufnahme sind kostenfrei."

Dr. Andreas Schreiber, Blauenstr. 20 , 79115 Freiburg, Tel 0761/453 85 50
mail@curavitae.de

www.curavitae.de

"Ganz neu ist die Idee nicht, trotzdem kennt sie kaum einer: Aus persönlichen Krisen können nicht nur Psychotherapeuten helfen, sondern auch Philosophen. ..."
Der Sonntag, 22.10.2006

 

Philosophische Cafés in Freiburg

Philosophisches Café mit Nils Adolph und Reiner Smolla
"Autonomie und Macht" am 23.2, 18.30 Uhr
Gemeinschaftsraum der Genova, Vaubanallee 18-20

Rosa Philosophen
c/o Meinhard Glitsch, Sonntags 19 Uhr,
bei der "Rosa Hilfe", Grethergelände, Adlerstraße 12.

Theologisches Café im "Mocca Cabana"
sonntags, 11.30 Uhr, Kirchstraße 35

Philosophisches Café für Studierende der Pflegewissenschaften
Fachbereich Pflege der Katholischen Fachhochschule, Karlstraße 63 (Raum 3502),
6. Mai, 18 Uhr, Eintritt 5 Euro.


 

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© www.freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 27.12.11