Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Mythische Plätze und Mythen im Hochschwarzwald
- geheimnisvoll und unerklärbar
 

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Mythischer Ort, Grotte, Bergsee, Heilquelle, Fels, Wasserfall, ....

Blick nach Osten übers Dreisamtal im Juni
Blick nach Osten übers Dreisamtal im Juni

 

Sagenumwobener Blindensee

Direkt an der Grenze zwischen Schönwald und Schonach im Schwarzwald liegt der sagenumwobene Blindensee. Der Blindensee, über dessen Benennung gar manche Sage umgeht. "Blinder See" wegen seiner tintenschwarzen, unergründlichen Tiefe? In Wahrheit hat er seinen Namen vom Hofgut, auf dessen Boden er liegt, vom alten Blindenhof, dessen Besitzer völlig blind war. Schon in meiner Kindheit zog es mich oft zu dem sagenumwobenen Blindensee hin. Wir Kinder hörten die Sagen aus alter Zeit, natürlich wollten wir die Geheimnisse ergründen. Ein Hochmoorsee ohne Zu- und Abfluss, tintenschwarz und unergründlich. Umgeben von verwachsenen Baumgestalten, Gräsern, Moos und Binsen. Heute bin ich Wanderführer in Schönwald - mit meinen Gruppen zieht es mich oft magisch zum Blindensee hin. Zur Rast setzen wir uns auf eine Bank, schauen über den idyllischen See und lassen das Bild auf uns wirken. Nur die Schritte anderer Besucher auf dem knarrenden Holzsteg stören die Ruhe. Man muss ihn unter tiefblauem Sommerhimmel erlebt haben, wenn kein Windhauch Schilf und Binsen bewegt und die starke Duftmischung aus Hochwald und Moor tief die Lungen füllt. Hier gibt es die charakteristischen Torfmoose, dicke Polster, die wie Schwämme mit Wasser vollgesogen sind. Weich ist sein Moorwasser, unergründlich seine dunkle Tiefe. Tagsüber ist er einer der schönsten Flecken Erde in der Gegend. Der See ist wie ein Spiegel, im roten Abendlicht reflektiert er geheimnisvoll die Bäume und seine Umgebung. Doch wenn es Nacht wird, wandelt der See sein Gesicht. Düster liegt er im Mondlicht, und die Geräusche werden unheimlich. Viele Sagen ranken sich um den See. Nächtliche Besucher wollen schon eine weiße Hand aus dem See herausgreifen gesehen haben - die Hand eines Menschen, der ertrank und dessen Seele keine Ruhe findet.

Blick nach Südwesten über den Blindensee am 8.9.2009  Blick nach Südwesten über den Blindensee am 8.9.2009

Eine andere Sage berichtet, dass der See einst eine Kuhle zwischen zwei Höfen war. Diese seien abgebrannt, und die Kuhle habe sich mit Wasser gefüllt, welches Triberg zu überschwemmen drohte. Maria, die Gottesmutter, habe jedoch ein Netz aus seidenen Fäden über den See gespannt. Jedes Jahr verfaule ein Faden, und wenn die letzte Faser gerissen ist, wird das Wasser nach Triberg strömen. In einer weiteren Sage fuhr ein Bauer mit seinem Ochsengespann am See vorbei. Da der Mann zu viel Schnaps getrunken hatte, schlief er ein, die Ochsen liefen schnurgerade in den See: Das Gespann samt Ochsen und Bauer verschwand im See. Tage später wurde der Bauer mit seinem Gespann in Hornberg gesehen. Die unheimliche Atmosphäre im Moor sorgt dazu für den passenden Rahmen solcher Geschichten.

Günther Kopfmann wohnt in Schönwald, ist Dialektdichter und Autor des Buchs "Schönwald in alten Zeiten". Kopfmann (geb. 1944) ist im Ruhestand und arbeitet als Wanderführer; er ist Vorstand der Muettersproch Gsellschaft "Gruppe Uff em Wald".

 

Heimatkunde Schwarzwald: Buch-Lesung von Ingeborg Gleichauf

Denn Ingeborg Gleichaufs wie im Vorbeigehen unangestrengt zusammengetragene "Heimatkunde Schwarzwald" ist eine Liebeserklärung an das mythenumwobene, von Bollenhut- wie Schwarzwaldmädelkitsch überzuckerte und von der erfolgreichsten TV-Arztserie aller Zeiten heimgesuchte Mittelgebirge im Südwesten der Republik. Es ist immer noch der Deutschen liebster Wald – vom Mummel- über den Titi- bis zum Schluchsee, auch wenn der Tourismus in den letzten Jahren mit der Billigflieger-Konkurrenz und dem Klimawandel zu kämpfen hatte.....
Mit einem möglichst vorurteilslosen Blick hat die Wanderin ein Jahr lang den Schwarzwald durchforstet; hat bei Wind und Wetter Gipfel wie den Mooskopf und den Blößling bestiegen, ist in Städten wie Pforzheim, Calw und Gengenbach herumgestreift, hat Kirchen wie die imposante Kuppelkirche von St. Blasien besichtigt, Glasbläser und (mit einem sich in Faszination wandelnden Schauder) Bergwerke besucht, ist Menschen begegnet, die sich mit dem Schwarzwald verbunden fühlen, Künstlern wie dem in Bernau geborenen Reinhard Klessinger – und meint, dabei etwas für den Schwarzwälder Typisches entdeckt zu haben: "eine ganz eigene Art von Konzentration. Eine starke und zugleich sanfte Zugangsweise zu den Dingen". Auch Ingeborg Gleichauf ist in diesem Sinn Schwarzwälderin. ....
Die Autorin liest in der Reihe "Freiburger Andruck" am 14. Oktober um 20 Uhr im SWR-Studio Freiburg, Schlossbergsaal. Es moderiert Wibke Gerking.  

Alles von Bennina Schulte vom 13.10.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freizeit/literatur/unterwegs-im-wilden-wald
Ingeborg Gleichauf: Heimatkunde Schwarzwald. Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg 2009.
187 Seiten, 19,90 Euro.

Dem Himmel nahe - Mythische Orte am Oberrhein

Rotgolden geht die Sonne über dem Belchen auf — magische Momente. Am Fuß des Belchen erhebt sich majestätisch die ehemalige Benediktinerabtei St. Trudpert. Diese mythischen Orte findet man vereinzelt in der Region am Oberrhein. Seit Jahrhunderten suchen Menschen diese kultischen Plätze auf, stets begleitet von dem Bedürfnis nach innerer Einkehr. Der Lörracher Fotograf Martin Schulte-Kellinghaus und die Basler Volkskundlerin Edith Schweizer-Völker haben diese Orte in einem Buch dokumentiert, aus dem ein Interreg-Projekt hervorgegangen ist. Im Herbst 2007 hat sich nun ein Kamerateam unter der Regie des Schopfheimer Jochen Loebbert aufgemacht, um für die SWR-Fernsehreihe "Fahr mal hin" einige dieser besonderen Orte zu erkunden. Die Sendung mit dem Titel "Dem Himmel nahe - Mythische Orte am Oberrhein" wird am Dienstag, 8. Januar, 22 Uhr im SWR-Fernsehen ausgestrahlt.
3.1.2008

 

Wünschelruten - Rutengänger Jochen Groothoff aus Badenweiler

Wünschelruten - gehen ist ganz einfach: Hände auf, Rute packen, Arme anwinkeln, locker lassen, loslaufen. Berufs-Rutengänger Jochen Groothoff aus Badenweiler geht ein paar Meter durch sein Büro. Prompt schlägt seine Jedermann-Winkelrute aus - so heißen die zwei L-förmig gebogenen Metallstäbe offiziell. Besser gesagt: Sie schlägt ein, die Stäbe schwingen nach innen und überkreuzen sich vor Groothoffs Brust. Die Wasserader im Untergrund scheint gefunden. Oder deutet der Rutenausschlag auf eine Verwerfung hin? Womöglich kreuzen sich hier Global- und Curry-Gitter, die nach Ansicht von Wünschelrutengängern die Weltkugel umspannen und krank machende Störfelder hervorrufen?

"Die Kunst des Rutengehens liegt in der Interpretation des Ausschlags", erklärt Groothoff. In diesem Fall deute die Botschaft der Rute wirklich auf eine unterirdische Ader, in der sich "das Grundwasser konzentriert und wie ein Bach fließt". Schlafen würde er hier nicht, denn schlafend sei man dem Einfluss der Ader über lange Zeit ausgesetzt. "Das Wasser strahlt negative Energie aus, die dem Körper Kraft entzieht", sagt Groothoff. Die Folgen seien Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, im schlimmsten Fall sogar Krebs. Seit zehn Jahren sucht der gelernte Industriekaufmann in den Häusern und Gärten seiner Kunden nach Wasseradern, Hohlräumen, Bruchzonen und magnetisch ausgerichteten Gittern. Für ihn sind das alles Unregelmäßigkeiten, die Erdstrahlen absenden und sich so auf die Wünschelrute als Antenne übertragen. Traditionell wird eine Rute aus Weiden- oder Haselnussholz geschnitzt und sieht wie ein Y aus. Groo t hoff bevorzugt jedoch die L-Version. Um Erdstrahlung zu finden, braucht der 51-Jährige gar keine Rute mehr. Nach eigener Aussage spürt er die Energieströme am Körper: "Da fangen Sie an zu frieren, kriegen kalte Hände oder Herzrasen".

Erdstrahlung. Das ist das Schlüsselwort für Wünschelrutengänger. Sie bezeichnen sich selbst als Radiästheten - "Strahlenfühlige" . Zwischen 10 000 und 20 000 von ihnen sind in deutschen Rutengängervereinen organisiert. Was Erdstrahlung genau ist, konnte bisher aber noch keiner erklären. "Negativ geladene Ionen" , sagt Groo t hoff. Von welchem Stoff? "Keine Ahnung." Die Strahlung werde durch die Reibung des Wassers am Gestein verursacht, heißt es auf der Internetseite eines Rutengängervereins. "Unlogisch" , erwidert Hans-Dieter Betz, "mit der Wünschelrute werden ja auch Hohlräume geortet, in denen es gar kein Wasser gibt." Von diesen müsste also eine andere Strahlung ausgehen als von Wasseradern. Betz, Physiker an der Uni München, hat sich über 20 Jahre lang mit dem Phänomen Wünschelrute beschäftigt. Ihn interessierte die traditionelle Nutzung der Rute zur Wassersuche, die Theorie von den krank machenden Strahlen hält er für "dubios" . In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) führte Betz Experimente mit Rutengängern in Sri Lanka und Trockengebieten Afrikas durch. Das Ergebnis war spektakulär: In Sri Lanka erwiesen sich nur 27 von 691 per Rute detektierten Bohrungen als Fehlversuche. Das entspricht einer Trefferquote von 96 Prozent, ein für das schwierige Gelände — festes Gestein mit wenigen Klüften, in denen Wasser fließen könnte — schier unglaubliches Ergebnis. Ähnlich überraschend verlief ein Experiment in der Wüste Sinai. Hier sprudelte das Wasser in zehn von zwölf Fällen reichlich aus dem Wüstenboden, nachdem ein Rutengänger die Bohrpunkte "aus dem fahrenden Jeep heraus" festgelegt hatte. Bei herkömmlichen Brunnenprojekten war nur etwa jede achte Bohrung ein Treffer.

"Mit einem geschulten Spitzen-Rutengänger kann kein Luftbild, kein Seismometer, keine Erdwärme-
messung mithalten" , sagt Betz. Besonders in großer Tiefe, jenseits von 1000 Metern unter der Oberfläche, versagten viele geophysikalische Messmethoden. Rutengänger nicht. Doch nur etwa fünf Prozent aller selbsternannten Wünschelrutenprofis verstehen nach Betz’ Erfahrung das Handwerk so gut, dass ihre Erfolge kein Zufall sein können. Wie diese wenigen ihre hohe Treffsicherheit erreichen, kann Betz nicht erklären. Die Signale, die Rutengänger empfangen, sind physikalisch nicht nachweisbar: "Der Effekt ist da, aber ich weiß nicht, warum und wie — noch nicht." Zu wissen glaubt es Alfons Baier, Geologe an der Uni Erlangen. In Afrika kenne er sich zwar nicht aus, aber zumindest in Deutschland liege "Grundwasser fast überall flächig vor, das können Sie gar nicht verfehlen, wenn Sie ausreichend tief bohren." Baier vermutet, dass sich erfolgreiche Wünschelrutengänger hierzulande am Pflanzenwuchs orientieren, der Aufschluss über das Grundwasser gibt. Dass die Rute dann an der richtigen Stelle ausschlägt, liege am psychologischen Carpenter-Effekt: Manchmal reicht schon die Vorstellung einer Bewegung, um diese auszulösen. "Die Wünschelrute steht unter Spannung" , erklärt Stefan Schmidt, Psychologe am Freiburger Institut für Umweltmedizin, "jeder Nervenimpuls, jede unbewusste Regung wird auf die Rute übertragen und verstärkt." Bleibt noch die Sache mit den krank machenden Strahlen. Physiker Betz will die schädliche Wirkung von Wasseradern nicht prinzipiell ausschließen. Die Signale, die Rutengänger erhalten, könnten natürlich auch für Krankheiten mit verantwortlich sein — bewiesen ist das aber nicht. Alfons Baier dazu: "Wieso sollte Wasser krank machen? Unser Körper besteht doch selbst zu zwei Dritteln aus Wasser!" An schädliche Strahlung und heilende Rutengänger glaubt er nicht. Für Jochen Groot hoff reichen allein seine Erfolge, um die Theo-
rie vom krank machenden Wasser zu legitimieren. Bisher sei jeder schlaflose Kunde nach der "Entstörung" seiner Wohnung beschwerdefrei gewesen. Zeigt die Rute eine Wasserader, so fragt Groothoff sein Instrument zunächst laut, wie stark der Reiz ist. Dann zählt er los, eins — drei — sieben, wartet, bis die Metallstäbe reagieren. Zehn Reizeinheiten und mehr sind nach Groo t hoff’scher Skala schon "aggressiv krank machend" . Dann müsse Bett oder Schreibtisch umgestellt oder eine strahlendämmende Korkmatte untergelegt werden, damit die Krankheitssymptome verschwinden. Er selbst habe anfangs ja auch gedacht, das sei alles Blödsinn. An einer Stelle neben dem Kamin sei ihm ständig schlecht geworden — bis seine Mutter einen Rutengänger ins Haus holte. Kurz darauf hängte Groothoff den Beruf an den Nagel, belegte einen Wünschelruten-Kurs und brachte sich den Rest im Selbststudium bei. Inzwischen gibt er selbst Kurse für angehende Rutengänger: mit Prüfung und Zertifikat rund 700 Euro. Die "Ausmessung" einer Wohnung kostet 180 Euro. Noch kann Groothoff von seinen Diensten nicht leben, nebenbei fährt er Taxi. Doch die Nachfrage nehme zu. Groothoff hat sich eine "Praxis" eingerichtet. Das Wünschelrutengehen bezeichnet er als "alternative Heilmethode" : "Zu mir kommen Menschen, die schon alle möglichen Therapien durchprobiert haben." Wenn der Arzt keine Ursache findet und die Krankheit bedrohlich wirkt, steigt die Hoffnung auf Heilung per Wünschelrute. Gelingt diese, so liege das am Placebo-Effekt, sagen viele Wissenschaftler. Für den Psychologen Stefan Schmidt steckt noch mehr dahinter. Er spricht vom Effekt einer Pseudo-Maschine: "Die Signale aus dem Erdboden wirken, aber vielleicht ganz anders, als Erdstrahlen-Verfechter glauben." Vermeidet ein Kranker angebliche Störzonen und wird gesund, so bestehe zwar ein zeitlicher, jedoch kein echter kausaler, kein ursächlicher Zusammenhang. "Ausschlaggebend ist, dass sich die Menschen anders verhalten, nachdem ein Rutengänger in der Wohnung war und das Bett umgestellt wurde" , so Schmidt. Sie schöpfen wieder Hoffnung, gehen mit einem neuen Bewusstsein durchs Leben, ernähren sich gesünder. Das ist nach Ansicht Schmidts die eigentliche Heilungsursache.
Friederike Slansky, 11.8.2007, www.badische-zeitung.de

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