Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Liedermacher
aus Schwarzwald, Breisgau, Elsass und ringsum
 

Home >Kultur >Dichter >Liedermacher >Liedermacher1                                          Kontakt - Ihre Idee?

Liedermacher, Gesangsgruppen, Kabarettist, ...

Blick vom Kamelberg nach Nordosten über Zarten und Stegen zu den Höhen um St.Peter am 22.12.2006
Blick vom Kamelberg nach Nordosten über Zarten und Stegen zu den Höhen um St.Peter am 22.12.2006.

 

Ikarus - CD von Uli Führe erhält Schallplattenkritik-Preis

Uli Führe aus dem Ibental hat für seine neue Produktion „Ikarus“ einen Jahrespreis 2007 der Deutschen Schallplattenkritik bekommen. Der Dreisamtäler gratuliert und veröffentlicht aus gegebenem Anlass eine CD-Besprechung von Stefan Pflaum.

Da hat sich einer eingelassen aufs Hören. Aufs Zuhören. Reinhören, Raushören. Uli Führe hat in alemannische Gedichte von Manfred Markus Jung hineingehorcht, hat sich durch sie zu einer Unzahl von Klangwelten inspirieren lassen. Am Schluss haben Text und Musik ein Kind gezeugt, das zugleich Text und Musik geblieben und doch wieder etwas ganz Neues, anderes, ist. Welche Rhythmen, Melodien, Klänge, Tonalitäten offenbart der Text, fragt der Musiker Uli Führe, und wie kann ich das hörbar machen als Musik? Die Musik aus dem Text filtern und sozusagen auf einer parallelen Tonspur laufen lassen, aber nicht nur als Filtrat, sondern als interpretierende Folie. Zugleich tritt der Text selbst in Zwiesprache mit der ihm  innewohnenden Musik. Dazu muss Uli Führe den Text auseinanderpflücken, übereinander- schichten, verschieben und wieder zusammenbauen. Um so die lautlichen Eigenschaften von Sätzen, Wörtern, Konsonanten und Vokalen voll auszuschöpfen. Am Schluss sind Sprachebene und Musikebene zu einer neuen Einheit verschmolzen. Uli Führe versucht, die verschiedenen Ebenen der Jungschen Texte herauszufiltern, durchsichtig, „durchhörig“ zu machen und so ein neues eigenständiges Werk zu schaffen. Dies gelingt ihm durch Tempoverschiebungen und Kontrastierungen, durch parallele Stimmführung und variierende Sprechhaltung. Akkordgebilde, Tonreibungen, Steigerungen. Collagen. Verfremdung, Verzerrung, Ironie und Sarkasmus.

Neben Führe sprechen M. M. Jung und Martin Schley. Produziert hat Führe alles in seinem kleinen Heimstudio! Mit Laptop, Logic-Programm, Keybord, Gambe und Gesang. Mit seiner ganzen Erfahrung und seinem vielfältigen musikalischen und technischen Können. Mit Neugierde, Spieltrieb und Experimentierfreude. Kurz: In dieser CD steckt der ganze Uli Führe. Für diese Produktion sind nur Schlagzeug und Oboe von außen dazugeholt.  „Ein auditiver Kosmos“, sagte der Preisträger zu seiner Produktion vor der Preisverleihung: „Ä Welt zum Loose, Sprache als sinnstiftende und sinnliche Hörlandschaft. Wenn i des schaff, haw i gwunne“. Er hat gewonnen!

Stefan Pflaum, 6.12.2007, www.dreisamtaeler.de

Uli Führe, Ikarus CD für 16 Euro plus Versand. Zu beziehen über Uli Führe

 

Hin un Her - Neue CD von Isabelle aus dem Elsass

La chanson alsacienne ne se rend pas ! Derrière la vieille garde des Egles, Siffer, Reff, Jacobi et consorts se profile la jeune génération. Ils sont moins nombreux, mais ont autant de talent. Isabelle en est certainement l’élément le plus doué ; après s’être fait remarquer en 2003 avec son album « Morjerot », la jeune institutrice vient de remettre les couverts avec un CD qui a pour titre « Hin un Her ». Voici un album extrêmement soigné sous tous points de vue. Tout d’abord, la voix, la plus belle de la chanson alsacienne, à notre sens ; de plus, Isabelle est de ces artistes qui tiennent à ce que ses textes soient parfaitement audibles et ne se noient pas dans la musique. Les arrangements musicaux, à la fois modernes et légers, ont donc été réalisés pour permettre de comprendre parfaitement la poésie des textes. Car il s’agit beaucoup de poésie dans « Hin un Her », puisque cet album est consacré à Emma Muller, la poète strasbourgeoise du début du 20ème siècle. Cette femme émancipée était un phénomène dans le paysage alsacien, puisque rares étaient à l’époque les femmes journalistes et écrivains. Nous voilà transportés cent ans en arrière, à suivre les préoccupations de la bourgeoisie strasbourgeoise (Wo gehn m’r hin, Korrespondenz vom e nasse Summer) ou de l’ouvrière (Strossburjer Midinettle), à partager les joies et peines de la journaliste (Redaktions-Papierkorb, Im Summer) ou encore à observer les choses simples de la vie (Herbscht-Morje, Schwälmel am Dach, Zimmer-Blueme) ; sans oublier la merveilleuse chanson d’amour du canotier (Schifferliedel). Voila un CD qui démontre –si besoin était-  la grande beauté de la langue alsacienne lorsqu’elle est maniée avec talent.

  • Concerts et événements de lancement
  • mercredi 31/10/2007 à 20h00au collège Félix Eboué à FESSENHEIM (68)
  • présentation du CD et dédicace au nouvel espace alsatique ‘s Büachele au 24, rue Thomann à Strasbourg le mercredi 4 novembre à partir de 17 heures
  • samedi 24/11/2007 à 20h au Ku-Stall à Freistett (Baden) 
  • pour les concerts suivants, consultez http://www.nomajors.com/isabelle

Hin un Her est un CD de 16 titres ; 53 minutes ; accompagné d’un livret avec les textes ; CD en vente par internet sur Liederbrunne au prix de 17 € ; pour plus de renseignements : 03 88 90 46 95 ou contact@liederbrunne.com

Hin un Her - Neue CD von Isabelle

Die elsässischen Liedermacher geben nicht auf ! Die Nachfolge der Roger Siffer, René Egles, Robert Jacobi, usw… ist zwar dünn gesät, doch ihr Talent ist nicht geringer. Isabelle ist die meist begabte Vertreterin dieser neuen Generation. Die junge Lehrerin aus dem Nordelsass hatte in 2003 mit der CD „Morjerot“ ihr Talent schon unter Beweis gestellt. Mit ihrem neuen Werk „Hin un Her“ zeigt sie eine erneute Steigerung. Diese CD ist in jeder Hinsicht entzückend: Isabelles schöne und deutliche Stimme, die Arrangements, das Musiker-Quartett, das sie begleitet, alles verleiht der CD einen edlen Ton. Die Texte stammen von Emma Müller, einer Strassburger Journalistin und Dichterin des Anfangs des letzen Jahrhunderts. In „Hin un her“ wird der Zuhörer also um 100 Jahre zurück versetzt in das Strassburg der deutschen Zeit; er erlebt mit Emma Müller die Sorgen der strassburger Bourgeoisie (Wo gehn m’r hin, Korrespondenz vom e nasse Summer) und der Arbeiter-Welt (Strossburjer Midinettle), er teilt die Freuden und Ärgernisse der Journalistin (Redaktions-Papierkorb, Im Summer) und beobachtet mit ihr die einfachen und schönen Dinge des Lebens (Herbscht-Morje, Schwälmel am Dach, Zimmer-Blueme) ; da gibt es auch noch das wunderschöne Liebeslied (Schiefferliedel) und der Heiratsantrag (Zukunftsbild) in welchem die Feministin Emma Müller die Rollen tauscht ! Mit „Hin und her“ werden nicht nur die Liebhaber des elsässischen Mundarts beglückt sein!

  • Auftrittskonzerte: 24/11/2007 im Ku-Stall in Freistett (Baden) 
  • mehr Information unter http://www.nomajors.com/isabelle
  • CD mit 16 Liedern ; 53 Minuten ; beinhaltet ein Büchlein mit den Texten

Die CD « Hin un Her » ist erhältlich im Versand bei Liederbrunne zum Preis von 17 € + Porto; Weitere Infos unter der Rufnummer +33 3 88 90 46 95 oder bei contact@liederbrunne.com

 

Gero Herr: Alemannische Mundart mit schlagfertigem Witz

Ein Wiedersehen mit dem Mundart-Liedermacher Gero Herr gab es bei der Veranstaltung des Fördervereins "Runder Tisch für Mitmenschlichkeit" im Gemeindesaal von Niederrimsingen. Nach seinem erfolgreichen Gastspiel beim Runden Tisch im vergangenen Jahr präsentierte der Freiburger jetzt sein Programm "Liedriges Mund- und Unartiges" .

Es bestand aus drei Teilen, in denen der aus der Ortenau stammende und in niederalemannischer Mundart singende und rezitierende Künstler eigene Texte und Lieder und auch Stücke anderer Liedermacher und Mundartgruppen aus der Regio darbot. Oldies der 70er Jahre von Creedence Clearwater Revival, Eric Burdon oder Georges Moustaki sowie alte Blues-Titel wie den "St. James Infirmary" , versah Herr, der im Hauptberuf Schulleiter in Freiburg ist, mit eigenen Texten. Sie zeigten alemannisches Lebens- und Heimatgefühl mit schlagfertigem Witz, hintergründiger Nachdenklichkeit und ihrer zuweilen derben Direktheit. Noch stärker kam dieses Talent zur Geltung, als der sich selbst auf der Gitarre begleitende Solist das Material anderer alemannischer Mundart-Liedermacher und Gruppen interpretierte: in den Heimatliedern der "Gälfiaßler" mit ihren ironischen Zwischentönen, in Stücken von Robert Hofmair oder von Frank Dietsche. Auch Lyrisches wie ein altes Chanson von Jacques Brel, das Herr in einer elsässischen Übersetzung von Robert Frank-Jacobi sang, gelang hervorragend.
Im letzten Teil seines Konzerts, dem der Sänger das Motto "Beziehungskisten" gegeben hatte, deutete Herr in spitzfindigen Wortkombinationen das uralte, jedoch immer wieder von neuem aktuelle Gefühls- und Verbindungsknäuel zwischen Mann und Frau und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Das Publikum in Niederrimsingen, durchaus nicht durchgängig der alemannischen Mundart mächtig, verstand genug, um die in den Texten geschickt gesetzten Pointen nicht zu verpassen. Zwischen seinen Liedern streute Herr Gedichte, Aphorismen, kleine Geschichten und Sprüche ein. Mit dem Spruch "Fünf Länder, eine Sprach’" , wer macht uns das nach?" , lehrte der Sänger den staunenden Zuhörern, dass alemannische Mundart in ihrer multinationalen Verbreitung eine Weltsprache wie Portugiesisch glatt aussticht. Denn schließlich wird sie im österreichischen Vorarlberg, dem Fürstentum Liechtenstein und der deutschsprachigen Schweiz ebenso "g’schwätzt" , wie im französischen Elsass und im deutschen Südbaden. Fast obligatorisch bekamen auch die Schwaben augenzwinkernd an diesem Abend ihr Fett weg. In seiner Zugabe machte der Liedermacher aus der "Black Magic Woman" von der Rockband Santana ein "Schwarzwälder Maidli" . Mit viel Beifall belohnte das Publikum die musikalisch sensible und sprachlich ausgefeilte, höchst unterhaltsame Botschaft des Liedermachers alemannischer Mundart.
kff, 31.10.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Grüß Dich mein Land - neue CD von Roswitha Dold

Liebe LiederfreundInnen!
37 Jahre Liedermacherinnengeschichte/n sind es wert, gewürdigt zu werden. Aus diesem Gedanken heraus entstand der Wunsch nach einer "Best of" aller meiner noch nicht auf zeitgemäßen Tonträgern festgehaltenen Lieder in schriftdeutscher Sprache. Mit "Grüß Dich mein Land" ist der Anfang getan. Bei den 18 Titeln auf dieser Cd handelt es sich um Lieder, die für mich immer zeitlos und von Bedeutung geblieben sind. Ich nenne sie daher meine "Ewigkeitslieder". Sie entstanden zwischen 1970 und 1980. In Planung sind zwei weitere CDs mit Liedern, die zwischen 1980 und 1990 und von 1990 bis 2000 entstanden sind. Ob ich diese beiden CDs veröffentlichen werde, hängt von der Resonanz ab, die "Grüß Dich mein Land" erfahren wird. Es wäre schön, wenn meine "Ewigkeitslieder" auf offene Ohren und Herzen träfen und somit Anklang, Echo und Bestätigung fänden! Auf http://schwarzwaelder-ballade.de/ besteht ab sofort die Möglichkeit, 11 der 18 Titel als Hörproben anzuspielen. Ergänzend zur CD gibt es ein Begleit-Textbuch, verbunden mit einem musikalisch-biografischen Streifzug durch die Welt meiner Lieder zwischen 1970 und 1980. CD und Textbuch können ab sofort per Email oder telefonisch bestellt werden. Nähere Infos finden Sie ebenfalls auf oben genannter Website.
Herzlichst,
Ihre Schwarzwälder Balladensängerin Roswitha Dold, 18.9.2007

Laufenburger Barde Roland Kroell - Mittelalter und Kelten

Belchensystem und mittelhochdeutsche Epen, Hotzenwald-Rebellen und Menhire: Seit 30 Jahren befasst sich Roland Kroell mit diesen Themen. Den in Laufenburg lebenden Schriftsteller, Musiker, Hörspielautor, und Komponisten interessieren aber auch die Alamannen und Kelten, die Salpeterer und die Glasbläser. In den USA wurde der 53-Jährige unlängst als "A modern Minnesänger" tituliert. Diesen Monat erscheint im US-Magazin TYR — Myth, Culture, Tradition ein 16 Seiten starkes Porträt über den badischen Barden.

Der Anlass: Die nordamerikanische "Tristan Society" plant die Aufführung von Kroells Vertonung der Liebesgeschichte "Tristan und Isolde" . Das im 13. Jahrhundert von Gottfried von Straßburg verfasste Epos feierte als Singspiel "Tantris und Isôt" im Mai in Laufenburg Premiere. Mit drei Stunden Länge verlangt das in mittelhochdeutscher Sprache gehaltene Werk den Zuhörern eine Menge Ausdauer ab. Doch: "Kürzer geht’s nicht" , stellt Kroell eigenwillig fest. In seiner Wohnung am Rande von Lau-fenburgs historischer Altstadt fühlt man sich in die Vergangenheit zurück versetzt, die den stilvoll in grünen Samt gekleideten Barden fasziniert. Insbesondere die vor 2000 Jahren in Schwarzwald und Vogesen ansässigen Kelten haben es ihm angetan. Auslöser war ein Aufenthalt des damals 16-Jährigen auf den britischen Inseln. Hier fand er den ersten Zugang zur keltischen Kultur: "Das hat eingeschlagen wie eine Bombe." Vier Jahre später begann Kroells Laufbahn als Musiker und Hobbyhistoriker. Der Gründer der Folk-Gruppe "Salpeterer" vertonte die Lieder der Rebellen aus dem Hotzenwald, die Gruppe spielte bei der Widerstandsbewegung gegen das Atomkraftwerk Wyhl. Peu à peu, meint Kroell, habe er die Wandlung vom Liedermacher zum Klangmenschen vollzogen. Heute tourt der gelernte Bibliothekar mit Obertongesängen und keltischen Klangwelten durch die Region und begleitet sich dabei auf altertümlichen Instrumenten wie Dudelsack, Dulcimer, Glasharfe, keltischer Harfe, Flöte, Mandoline oder Rahmentrommel. Da die Kelten keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen, basieren seine Kompositionen auf mittelalterlicher und irischer Musik plus einer Prise Kurt Weill. Für die Texte kombiniert er fantasievoll Kymrisch, Alemannisch und Mittelhochdeutsch zu einem archaisch klingenden Gesamtergebnis. Kroell meint dazu souverän: "Wer weiß schon, wie die Kelten vor 2000 Jahren gesprochen haben?"
Auch als Autor widmet er sich auf sinnlich-übersinnliche Weise den historischen Wurzeln der Region. Sieben mythologische Reiseführer sind von 1997 bis 2007 erschienen. Zwischen Schwarzwald und Vogesen beschreibt er Wanderwege zu Steinkreisen und Menhiren, zum Odilienberg und zum Staufener Baumkreis sowie zu stimmungsvoll-malerischen Naturschauplätzen, deren mythologische Vergangenheit denkbar, doch weitgehend unbewiesen ist. Sagen und Legenden, Schilderungen alter Volksbräuche, Historisches und Histörchen runden die Bücher ab. Die Informationen sammelte Kroell in 25 Jahren als Hörspielautor und als Kulturjournalist, bei Begegnungen mit Heimatkundlern, Dichtern, Malern und Forschern. Mit Johann Peter Hebel teilt Kroell die Begeisterung für den Belchen. 1980 war er bei der Geburt des Belchensystems dabei. Diesem zufolge wurden die fünf Belchengipfel im Dreiländereck einst zur Bestimmung zeitlicher Fixpunkte im Jahreslauf genutzt — eine faszinierende, wiewohl wissenschaftlich umstrittene Theorie. Schließlich gründete Kroell 2005 den "Cadair Taliesin" in Laufenburg mit regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen und Vorträgen zum keltischen Themenkreis Silke Hartenstein, 25.8.2007, BZ


 

 

Jess Jochimsen - Kabarettist und Musiker aus Kappel

Jess Jochimsen – Kabarettist, Autor und Musiker – erblickte 1970 in München das Licht der Welt, war in jungen Jahren Bayern München Fan, bevor er dann in Freiburg anfing zu studieren, sein Fußballherz an den Sportclub verlor und sich auch familiär in Freiburg niederließ. Jess Jochimsen ist ein Allrounder der Unterhaltung. Seit 1992 tritt er allein oder im Duo mit Sascha Bendiks auf. Er begeistert sein Publikum durch Live-Auftritte auf Deutschlands bekanntesten Bühnen, unterhält Fernsehzuschauer der Sendungen „Quatsch Comedy Club“und „Scheibenwischer“, moderiert Literatursendungen im Rundfunk und schreibt Kolumnen und Bücher. Bei einem Kaffee mit Zigarette, für ihn Ausdruck von Lebensqualität, haben wir ihn in seinem Freiburger Atelier getroffen, um mit ihm über den Untergang der deutschen Kaffeehauskultur, schreiende Fußballväter, Volker Finke und über die Welten des ZMF (Zelt-Musik-Festival) zu philosophieren.

Dreisamtäler:  Herr Jochimsen, als Erstes mal die naheliegenste Frage einer Freiburger Regionalzeitung: Warum haben  Sie ausgerechnet Freiburg als Ihre Wahlheimat auserkoren?

Jess J. Ich denke, das war bei mir wohl der klassische Weg. Als junger Student kam ich nach Freiburg, habe später  Familie gegründet und Kinder gezeugt  und heute muss ich sagen: Ich lebe wirklich sehr gerne in Freiburg!

Dreisamtäler: Freiburg wird ja auch oft als die Stadt der Cafes bezeichnet. In einem Ihrer Kabarettprogramme „geiseln“ Sie nach eigenen Angaben die Entwicklung deutscher Cafehäuser. Wie sieht der selbsternannte Chefkritiker denn die Freiburger Café-Szene?

Jess J. Als Raucher würde ich sagen, jetzt warten wir als erstes mal das Rauchverbot ab und schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Raucherzone hin oder her, ich persönlich gehe sehr gerne ins „Jos Fritz Café“ in Freiburg und würde prinzipiell mal behaupten, alle Cafés mit angeschlossener Buchhandlung sind gute Cafés.

Dreisamtäler: Jetzt reden wir ziemlich genau eine Zigarette lang. Jess Jochimsen - Gegner der rauchfreien Gastronomie und Kämpfer für Kaffee und Nikotin?

Jess J. Nein, eigentlich verfolge ich diese ganze Debatte rund um das Rauchverbot relativ emotionslos. Ich finde es nur spannend, den gesamten Werdegang der Rauchergeschichte zu beobachten. Da kämpfen 1848 Demokraten revolutionär gegen das Rauchverbot und erwirken mühsam die Legali­sierung für öffentliches Rauchen.   2007, rund 160 Jahre später, sind es wieder Demokraten ,die genau diese Errungenschaften von 1848 vergeigen.

Dreisamtäler: Können wir davon ausgehen, dass Sie eines Tages selbst ein Café in Freiburg eröffnen?

Jess J. Das glaube ich eher nicht. Man muss auch dazu sagen, dass es schon immer mein Ziel war, das Leben auf der richtigen Seite des Tresens zu verbringen!Aber es ist schon so, dass ich ganz klar sage, Caféhauskultur ist ein essentieller

Bestandteil meines Lebens als begeisterter Caféhaus-Sitzer, -Gucker, -Schreiber und -Leser.

Dreisamtäler: Gehen wir mal weg von Cafás und Zigaretten und betrachten das  Künstlerleben des Jess Jochimsen genauer.  Wie kamen Sie zur Comedy? Der klassische Klas­senkasper?

Jess J. Das kann man so gar nicht richtig sagen. Ich weiß auch nicht, ob man hier wirklich von Comedy, Kabarett oder Ähnlichem sprechen kann. Es ging mit Musikauftritten los, in einer Band oder auch als Solist. Irgendwann stellt man dann fest, dass das Publikum von deinen Ansprachen weitaus mehr angetan ist, als von den musikalischen Darbietungen. Die Konsequenz daraus

war dann, Liederabende mit weniger Liedern und längeren Ansagen zu veranstalten. Und das ist bis heute so geblieben.

Dreisamtäler: Eingangs haben wir Sie ja als  Kabarettist und Autor vorgestellt. Was liegt Jess Jochim­sen denn am meisten – Bühnenauftritte, Fernsehkabarett oder die Tätigkeit als Autor?

Jess J.  Sicherlich liebe ich Auftritte vor Livepublikum am meisten.  Bei einem Fernsehauftritt sitzt du halt viel rum, um dann deine fünf Minuten auf der Bühne zu stehen und der Tag ist fast vorüber. Das Schreiben habe ich schon vor langer Zeit für mich entdeckt und, ja, ich denke einfach, Liveauftritte, Fernsehauftritte und Schreiben sind drei grundlegend verschiedene und doch gleich faszinierende Ausdrucksweisen.

Dreisamtäler: Gab es in jungen Jahren ein Vorbild für Sie, eine Art Wegweiser zu Ihrem heutigen Tätigkeitsfeld?

Jess J. Nein, ein Vorbild im eigentlichen Sinne, dass man sagt, so soll es mal bei mir laufen, gab es nicht. Aber es gibt schon Persönlichkeiten, die einen besonders beeindrucken. Dieter Hildebrand saß beispielsweise mal bei einem meiner Auftritte im Publikum. Da ist man dann doch etwas mehr aufgeregt als üblich.

Dreisamtäler: Sie sind Vater eines Sohnes, den Sie auch gerne zu seinen Fußballspielen begleiten. Man kennt das übliche Bild, des am Spielfeldrand mitfiebernden Vaters ja nur zu gut. Wie enthusiastisch sieht man Sie während der Spielzeit am Rande des großen Grüns?

Jess J. Leicht irritiert beobachte ich oft andere Väter bei den Spielen meines Sohnes. Ich gehöre wohl eher zu der ruhigen Fraktion, die Ihre Kinder bei einem Tor bejubeln, nicht jedoch die ganze Zeit schreien, schon gleich gar nicht „Hau ihn um!“ oder ähnliches.

Dreisamtäler: Sieht man Familie Jochimsen demnach auch im Bade­novastadion eifrig mitleidend?

Jess J.  Ja, sehr gerne sogar! Ich gehe oft  mit meinem Sohn ins Stadion. An dieser Stelle muss ich auch noch sagen, dass ich immer ein Anhänger von Volker  Finke und dessen Philosophie war und es wirklich toll finde, was man hier in Freiburg aufgebaut hat. Die vielen verschiedenen kulturellen Hintergründe der Spieler, die im Gesamten ein durchweg harmonisches Mitein­ander demonstrieren und immer wieder den Bundesliga-Fussball aufs Neue überraschen, machen den SC Freiburg zu etwas Besonderem.

Dreisamtäler: Zum Abschluss wollen wir Ihnen die Möglichkeit geben, ein wenig Werbung in eigener Sache zu betreiben und über  das vor Kurzem angelaufene ZMF sprechen. Wann treten Sie auf, zum wievielten Male und wie gerne im Vergleich zum Auftritt in der Ferne?

Jess J. Sehr gerne. Am 9.Juli beginnen wir um 21Uhr zum fünften Mal mit der ZMF-LESE-NACHT und freuen uns schon sehr auf zahlreiche Besucher im Spiegelzelt. Zu hören gibt es groteske Stadtgeschichten, irrwitzige Glossen und seltsame Lieder – dazu viele melancholische Getränke - und fertig. Wie schon gesagt, ist es nun das fünfte Mal, dass wir dort auftreten und wir freuen uns von Jahr zu Jahr mehr darauf. Das Ganze hat inzwischen irgendwie was heimeliges und schon fast familiäres, die Stimmung ist auch jedesmal wirklich grandios.

Dreisamtäler: Herr Jochimsen, wir danken für das Gespräch.
Simon Rettenmaier, 5.7.2007, www.dreisamtaeler.de

 

 

Lyrik und Lied - Freiburger Anthologie

Nach gut zweieinhalbjähriger Arbeitsphase werden nun die Ergebnisse des Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) "Freiburger Anthologie — Lyrik und Lied" auf der Internetseite www.lyrik-und-lied.de präsentiert. Das Projekt ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem "Projekt Klassikwortschatz" der Freiburger Universität (Lyrik) einerseits und dem Deutschen Volksliedarchiv, dem Institut für Internationale Popularliedforschung in Freiburg sowie derJohannes-Gutenberg-Universität in Mainz andererseits. Das Projekt wurde bereits im Jahr 2004 mit dem zweiten Platz beim Medienpreis der Universität Freiburg ausgezeichnet, der mit 10 000 Euro dotiert ist. Ziel des Forschungsvorhabens war die Erstellung und Erprobung einer Datenbank zur "Digitalen Dokumentation von lyrischen Kurztexten". Jedes erfasste Gedicht wurde in allen wichtigen Belegen in die Datenbank aufgenommen und kann im Volltext sowie den entsprechenden Scans der Referenzausgaben ausgegeben werden. Zu jedem Gedicht wurde eine umfassende Bibliographie erstellt.
28.2.2007

 

Vor mim Fenschter - Herzbluet

„Vor mim Fenschter“ heißt s erschte Lied uf de Roswitha Dold ihre neue CD. Un des Lied isch ä Meischterwerk. Musik un Texscht. Do stimmt eifach alles. Längi, Versmaß, Reim. S Tempo un de Rhythmus. Wortwahl un Stimmung. S Verhältnis vun de einzelne Vers zum Refrain. D Spannung zwische Idyll un Lebenswirklichkeit. Un d Roswitha kann alemannisch für zum Niidig were. Jedi Zeil isch sprochlich d bescht Lösung für sell, wo sie sage will. D einzig richtig Lösung, wott i sage. Alles in d eifachscht Form gosse. Un so sin Inhalt un Form eins. Wie mr s glehrt hen in de Schuel, dass es soll sii bi me guete Dichter. Immer de rächt Ton troffe. D Musik kummt doher wie Vögili. Un Vögili sin au s Thema vum Lied.

  Vor mim Fenschter wird baut / un ä Vögeli bschaut, / ob sell Plätzli vun letscht Johr / zum Neschte no taugt.“ Wenn d Roswitha singt: „Vor mim Fenschter wird s hell / un schu fliiegli si schnell“, isch s Liecht in Beziehung gsetzt zu de liichte Bewegung vun de Vögeli. Un si sait nit „fliege“, sie sait „fliiegle“. Un sell macht de Unterschied. Au dass si nit bim romantische Bild numme verwiilt, sundern mit de Erfahrung un de gnaue Beobachtung vun ere schaffige Biieri dehinterluegt un weiß, wie si d Bilder z ditte het. Wie d Wolke, s Wetter un d Geräusche us em Wald, wo an s Hilzehiisli bi Eschbach im Schwarzwald dringe. Bschtimmt d schönscht Dichterklause im ganze Ländli:

„Vor mim Fenschter wird s still / aber s trügt sell Idyll / s isch erscht d Ruehi vorm Sturm / s isch erscht d Halbzit vum Spiel“ un:   „Vor mim Fenschter dert dus / zeigt sich s Läbe frei Huus.“ S ganz Läbe isch in des Gleichnis mit de endlos rüehrige Vögeli packt. Un so nimmt s nit Wunder, dass si sich un ihri Famili in s Spiel bringt: „Vor mim Fenschter siehn ii / mi Famili un mii / in selli Vögili wieder / un lach in mi nii.“

  Mit Geburt, Ufwachse, Krankheit un Dood setzt sich d Roswitha ohni „Schönmolerei“ au in de zehn andere Lieder uf dere CD usenander. Ob des Tierballade sin (Kuckuck, S Hundli, Florfliegli), de Verluscht vun de Spielkameradi us de Kindheit (S Schimmili)oder s Kämpfe mim eigene Schicksal (Herzbluet): Si weicht em Läbe nit us, si bringts ins Wort un s Wort in d Musik. Un ä richtig freche Humor het si obedrii. So in „Wem ghersch du?“ un in „Ja bisch du vu Berlin?“, zwei andere  Mundartpraline.

„I fang no eimol nej aa / mach so guet wien i s kaa / un no weng besser hoff i / als devor“, singt d Roswitha am End vum 11. Lied. Do hab i nit de geringschte Zwiifel un freu mi schu uf d nächscht CD.

Stefan Pflaum, 12. Juli 2003


 

© by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 11.04.12