Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Alemannisch 3 - Infos zu Alemannischem
 

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November 2003: Blick vom Kandel nach Süden ins neblige Rheintal zu den Vogesen

Infos zur Alemannisch-Seite ab 15.11.2003

 

 

Lesig mit Wiltrud Pfunder - Muettersproch Gruppe Rebland Auggen

Deheim si heißt bi de Mensche si 

D Muettersproch Gruppe Rebland hän in dem Johr ihre Früehligshock z Augge gha. D Wiltrud Pfunder, wo z Pfaffewiler wohnt, aber wie sie sait z Augge ihri Wurzle het, het us ihre Büechli glese. Sie duet mit ein Herze luege, ihri Gedanke gumpe un mer cha ihre fascht nit folge, so viel het sie z sage. Ihre Großvater het sie glehrt, uf was es im Lebe achunnt: Achtig vor em andere ha un Vertraue entwickle. Dozue chunnt, dass ihri alemannischi Sproch ihre Bode isch un s Markgräflerland sie in de Arm nimmt un ihri Heimet isch. Sie isch bsinnlich, kritisch un lustig un voll Lebensweisheite. In ihre "Homage uf Augge" sait sie: Deheim si heißt bi de Mensche si. Sie weiß au, dass wenn e Hagel über d Rebe goht, sie s nächst Johr wieder usschlage. Do dezue passt au de Satz: "Duet eim s Lebe mengmol schliffe - mer cha au im Dunkle pfiffe". Vo ihrer Wärmi, ihrem Humor un ihrer Lebenserfahrig het jeder öbis für de Alltag mitgnoh. De Gsangverein Augge het mit alemannische Lieder de Obend umrahmt. De Kurt Lammert het sich bi de Frau Pfunder un bim Gsangverein für de schöne Obend bedankt un no uf d Gsamtmitgliederversammlig am 16. April im Bürgerhus z Mülle higwiese.
BZ vom 6.4.2005

  

 

Muettersproch-Gsellschaft - Gruppe Elz- und Simonswäldertal

"D' Heimet schätze - alemannisch schwätze" - unter diesem Slogan wirbt die "Muettersproch-G'sellschaft". Zu ihrer Jahreshauptversammlung trafen sich die Mitglieder der Gruppe Elz- und Simonswäldertal im "Felsenkeller". Elisabeth Müller ließ nochmals die vergangenen Jahre Revue passieren. Sie war "Mädchen für alles" und hat sich um den Verein verdient gemacht.

1986 wurde die Gruppe Elztal gegründet und sie hat derzeit 45 Mitglieder. Nun sei es aber an der Zeit für sie, den Vorsitz in jüngere Hände abzugeben. Nach langem Suchen hat sich ein Gremium bereitgestellt, um die "Muettersproch-G'sellschaft" weiter zu führen. Versammlungsleiter Augustin Gutmann hatte eine leichte Aufgabe, den Vorstand zusammenzustellen: Hans-Jürgen Wehrle, Horst Jockers, Elisabeth Müller und Dieter Weismann werden die "Muettersproch-G'sellschaft" für die nächsten drei Jahre führen. Aktive Beisitzer sind Susanne Schwarz, Marion Fitterer und Augustin Gutmann. Man ist mit der neuen Mannschaft bestrebt, wieder mehr Leben in die "Muettersproch-G'sellschaft" zu bringen, um das alte Kulturgut Heimatsprache weiterzuführen. Besonders erfreut ist man, dass die Schulen im Elz- und Simonswäldertal sowie die Badische Zeitung sich für die Heimatsprache einsetzen. Hans-Jürgen Wehrle dankte Elisabeth Müller für ihre Arbeit und freute sich, dass sie auch in Zukunft für den Verein tätig sein wird. In diesem Jahr sind drei Veranstaltungen ins Auge gefasst, um einen Einblick zu verschaffen, welches Ziel die "Muettersproch-G'sellschaft" hat. Abschließend unterhielt Werner Miesmer (Seelbach) auf seinem Akkordeon mit Heimatliedern und eigenen Gedichten.
BZ vom 6.4.2005

  

 

Alemannische Mundart in die Schulen

In den Klassenzimmern soll Schriftdeutsch gesprochen werden. Dort müsse aber auch die Mundart gepflegt werden, fordert der Arbeitskreis "Mundart in der Schule". Er ist das gemeinsame Kind der badischen Muettersproch-Gsellschaft und des Vereins "schwäbische mund.art". Mundart in der Schule pflegen will auch das "Forum Volkskultur", ein Gesprächskreis der Heimatverbände Baden-Württembergs, um dadurch die regionale Identität zu stärken. Deshalb sollen möglichst viele Schulen Mundart-Autoren, Liedermacher, Kabarettisten und Interpreten einladen, ihre Texte in Mundart in Doppelstunden vorzutragen.

Aus den Erfahrungen eines Pilotprojekts, das in diesem Jahr beginnt, werden Veranstaltungs- und Unterrichtsmodelle erarbeitet, wie sich Mundart an den Schulen platzieren lässt. Später könnte es an den Schulen regelmäßig Mundartveranstaltungen mit Künstlerinnen und Künstlern geben. Zum Honorar will der Arbeitskreis "Mundart in der Schule" pro Veranstaltung 200 Euro beisteuern. 43 Künstler lassen sich bereits für Mundart-Auftritte an den Schulen des Landes engagieren; das Info-Heft des Arbeitskreises listet sie nach "schwäbisch" und "alemannisch" auf - es sind deutlich mehr Alemannen als Schwaben. Den Schulen steht allerdings frei, welche Mundart sie jeweils hören wollen - die je eigene oder Schwäbisch in Baden und Alemannisch in Württemberg. Unter den Alemannen finden sich auch drei Autoren der Mundart-Reihe "Lueginsland" jeweils samstags auf dieser BZ-Seite: Markus Manfred Jung (Wehr), Martin Schley (Freiburg) und Wendelinus Wurth (Gutach/Schwarzwaldbahn).
BZ vom 4.3.2005

  

 

hanmer zu hämmer eingekaiserstühlt - 30 Jahre Wyhl

Von wegen "hämmer": "hanmer" heißt's / Dreißig Jahre nach der Besetzung des AKW-Bauplatzes in Wyhl ist Zeit für eine Richtigstellung

Die von sich selbst überzeugten alten Kämpfer sind entsetzt: Da bringt das Freiburger Archiv Soziale Bewegungen pünktlich zum 30. Jahrestag der Platzbesetzung in Wyhl (da wollte die Landesregierung damals ein Atomkraftwerk, kurz AKW, bauen lassen) eine Anti-AKW-CD heraus und gibt ihr als Überschrift "Nai hanmer g'sait" - wo doch jeder weiß, dass die Parole 1975 hieß "Nai hämmer g'sait". Haben denn diese nachgeborenen und undialektischen Ahnungslosen überhaupt keine Ehrfurcht vor der Geschichte, die sich mit dem Namen dieses kleinen Kaiserstuhldorfs verbindet?!

Tja, "so kann Erinnerung täuschen", lacht Volkmar Vogt. "Dieses Plakat mit ,Nai hämmer g'sait' taucht tatsächlich erst nach der Besetzung des AKW-Bauplatzes bei Wyhl auf", sagt der Volkskundler im Archiv (und hörbar kein Eingeborener). Und sei deshalb eher die Kopie des Originals "Nai hanmer g'sait", das schon 1974 bei der Besetzung des (vom französischen Elektrizitätskonzern EDF) ebenfalls für ein Atomkraftwerk auserkorenen Platzes im elsässischen Marckolsheim auf einem Transparent zu sehen war.
Richtig, bestätigt Walter Mossmann. Der Freiburger hat den Vorteil einer überzeugenden Glaubwürdigkeit auf seiner Seite - weil er erstens Einheimischer ist und zweitens als Liedermacher und Widerständler vor dreißig Jahren dabei war. In Marckolsheim und in Wyhl. Was er heute "eine Platzbesetzung mit zwei Außenstellen" nennt.
Vor allem aber kann Walter Mossmann glaubhaft bezeugen: Es waren in der Tat Elsässer und Elsässerinnen, die in ihrem Dialekt plakativ kundtaten "Jetzt awer langts - Nai hanmer g'sait!". Die dann berühmt gewordenen Plakate mit dem "hämmer" tauchten erst nach der Platzbesetzung in Wyhl auf - nachdem die elsässische Parole, wie der Sprachkünstler Walter Mossmann sagt, "eingekaiserstühlt" worden war.
Damit dürfte der Streit um die korrekte Erinnerungsromantik wohl endgültig beigelegt sein. Denn g'sait ist g'sait
Gerhard M. Kirk am 18.2.2005 in der BZ

  

 

 

Alemannisch-Forum - moderiert von Bernhard Mößner (18.1.2005)

Der durchaus tiefsinnige Humor von Bernhard Mößner aus Herbolzheim-Tutschfelden ist spätestens seit Erscheinen seines  (hochdeutsch geschriebenen) Gedichtbandes "Der Rabe scheint oft wunderlich" nicht mehr so ganz unbekannt. Nun hat sich der 66jährige freundlicherweise bereiterklärt, das auf Freiburg-Schwarzwald.de eingerichtete Alemannisch-Forum zu moderieren.

Liebe Autorinnen und Autoren des alemannischen Sprachraumes!

In dieses Forum für „Alemannisches“ geriet ich erst vor einigen Tagen, mehr durch Zufall oder von Google geleitet und wunderte mich, denn das Forum schien kein Forum, sondern ein toter Briefkasten zu sein. Wie ich jetzt zu dessen „Moderator“ wurde, das ist, wenn auch etwas verschlüsselt, in meinem Beitrag: „Mir nämme emol a“ nachlesbar.

Erst einmal geht es darum, dieses Forum mit Leben zu füllen, euch zur Mitarbeit daran zu gewinnen. Auf jeden Fall werde ich eure Beiträge aufmerksam lesen und wenn es möglich ist, kommentieren.
Ich werde mich dabei des Schriftdeutschen bedienen, das bewahrt mir eine gewisse sprachliche Unabhängigkeit.
Auf keinen Fall werde ich Beiträge etwa mit Punkten oder ähnlichen Verfahren benoten.
Auf keinen Fall werde ich eingestellte Texte mit Hilfe eines alemannischen Wörterbuches zensieren. Allerdings habe ich persönlich eine Vorliebe für ein lesbares „Alemannisch“, das beim Schreiben oft zu Kompromissen zwingt, denn für viele uralemannischen Laute gibt es in unserem schriftdeutschen ABC keine Buchstaben.
Auf keinen Fall werde ich alemannische Gedichte verfassen, denn es gibt Kolleginnen und Kollegen, die das viel besser können, als ich.

Bernhard, 16.1.2005

Wir freuen uns auf eure Mitarbeit, auf Artikel, Gedichte, Lob oder Kritik. Hier gehts zum Forum: www.frsw.de/forum/viewforum.php?f=26

  


 

Mundartwettbewerb 2005 von BZ, SWR und Muettersproch-Gsellschaft

Die alemannische Mundart lebt. Dies beweist die große Resonanz, die der Mundartwettbewerb "Mir sueche die Beschde" gefunden hat, und die Qualität der meisten Texte. Unter Prosa und Lyrik von 288 Einsendern hat eine Jury die sechs besten Texte ausgesucht

Fünf Frauen und ein Mann haben in dem zuvor anonym gehaltenen Wettbewerb die vorderen drei Plätze in den Kategorien Prosa und Lyrik belegt. Die beiden ersten Preise gingen an Carola Horstmann (Denzlingen), eine studierte Musiktherapeutin, und die Theologin und freie Journalistin Ulrike Derndinger (Freiburg). Beide haben für ihre Mundarttexte im vergangenen Jahr schon Preise bekommen: Horstmann den "Oberrheinischen Rollwagen", Derndinger den zweiten Preis im Gerhard-Jung-Wettbewerb. Herkunftsort und Wohnort sind bei beiden nicht identisch: Horstmann stammt aus dem Wiesental, Derndinger aus der Ortenau - Sprachkundige werden es den ihren Texten ablauschen.

Die Rentnerin Brigitte Neidig (Offenburg) hat frisch mit dem Schreiben begonnen und nun für einen ihrer ersten Texte den zweiten Preis gewonnen. Auch von Emil J. Mundhaas (Konstanz), der den zweiten Lyrikpreis erhielt und seit langem in der Muettersproch-Gesellschaft aktiv ist, waren bisher keine Gedichte bekannt. Elisabeth Jungermann (Müllheim) hatte bislang nur private Gelegenheitsgedichte geschrieben, "Illadig" ist ihr erstes Mundartgedicht und wurde mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Der dritte Preis für Prosa ging an Carolyn Oesterle (Herbolzheim), Doktorandin in Amerikanistik, die eine Geschichte über die Probleme beim Krimi-Schreiben verfasst hat.
BZ vom 14.1.2005

Eine Übersicht mit weiterem Interview finden Sie auf www.bzol.de/mundart.

  

 



 

Alemannisch - Johann Peter Hebel prägte diese Bezeichnung

Aber Alemannisch, was ist das eigentlich und warum nennt man unseren Dialekt so? Jeder Dialektsprecher weiß, in Lörrach spricht man anders als am Bodensee und im Hochschwarzwald will man kaum etwas mit der Sprache aus der Ortenau gemeinsam haben. Das stimmt natürlich in gewissem Maße, geringfügige Unterschiede sind ja schon im Vergleich mit Nachbarorten auszumachen. Bis wohingeht der Nebel?", ist eine beliebte Frage, um diese Unterschiede zu demonstrieren. Die Antwort ist bekannt, sie muss zum Beispiel für einen Schwarzwälder aus dem Elztal lauten: Bis uf Denzlinge, ab dert isch de Nabel.
Dennoch gibt es markante lautliche Phänomene, die es erlauben von einer gemeinsamen Sprache, dem Alemannischen, zu sprechen. So ist das Alemannische einer früheren Sprachstufe, dem Mittelhochdeutschen, ähnlicher als das Hochdeutsche. Denn im ausgehenden Mittelalter setzte von Kärnten aus ein Sprachwandel ein, der einen Keil mitten in das deutsche Sprachgebiet trieb und die Sprache in diesem Gebiet veränderte. Auch dort, wo später die Wiege des Hochdeutschen stand, nämlich im Sächsischen (vgl. nebenstehende Karte für den Fall Huus/Haus). Wo man vorher Iis, Lüte und Huus sagte, fing man an, von Eis, Leute und Haus zu sprechen. Gleichzeitig änderte sich Krueg, trüeb und li-eb in Krug, trüb und lieb. Im einen Fall wurden nun also lange Vokale (Selbstlaute) in Zwielaute geändert, während auf der anderen Seite Zwielaute in lange Vokale verwandelt wurden. Das Alemannische dagegen hat den alten Lautstand bewahrt und das gilt als sein Erkennungsmerkmal. Dazu kommen noch weitere lautliche Besonderheiten, aber auch Eigenheiten im Wortschatz. Hier wäre zum Beispiel das Wort Zischtig zu nennen, das als Kennwort des Alemannischen angesehen wird, denn drumherum gelten andere Wörter, wie "Dienstag", "Ertag" oder "Aftermontag".

Die Bezeichnung Alemannisch für diesen Dialekt ist allerdings noch nicht sehr alt. Sie wurde von der Sprachwissenschaft eingeführt in Bezug auf den germanischen Volksstamm der Alemannen, der sich zu Völkerwanderungszeiten aus dem Elbe-Saale-Gebiet kommend in unserer Region angesiedelt hatte. Dass sich die Bezeichnung mehr und mehr durchsetzte, ist in erster Linie Johann Peter Hebel, dem Pfarrer und Dichter aus Hausen im Wiesental, zu verdanken. Er veröffentlichte im Jahre 1803 seine "Allemannischen Gedichte". Auf diese Bezeichnung war er wohl aufmerksam geworden, weil er Gemeinsamkeiten seines Dialektes mit einem altdeutschen Volkslied entdeckte, das ihm unter dem Namen "Alemannischer Gesang zum Lobe der heiligen Jungfrau" begegnete. Sicher nicht ganz unbeteiligt daran, dass der Begriff immer populärer wurde, ist in jüngerer Zeit die Muettersproch-Gsellschaft, die sich seit über dreißig Jahren für den heimischen Dialekt engagiert und mit ihrem Aufkleber Bi uns kammer au alemannisch schwätze viele Menschen erreichte. Die Bildung eines solchen Vereins für die Erhaltung der Mundart zeigt, dass in dieser Frage Handlungsbedarf bestand und heute auch noch besteht.

Ganzen Text von Friedel Scheer-Nahor vom 25.12.2004 auf www.badische-bauern-zeitung.de

  

 

Sprachwissenschaftler Rudolf Post zum Alemannischen

Aber Moment mal. Freiburg, Schwarzwald, Glottertal – das ist doch ganz klar Baden. Und in Baden spricht man doch wohl Badisch, oder ? Was soll also das Gerede vom Alemannischen? Da muss der Experte weiterhelfen. Nicht weit von den Ständen am Freiburger Münster, an der Universität, arbeitet der Sprachwissenschaftler Rudolf Post. Wie ist es also mit dem Alemannischen, Herr Post?
"Ja, das Alemannische wird im Elsass gesprochen, dann in der Region südlich von Karlsruhe, rüber bis zum Lech, dann in der Schweiz, in Liechtenstein, das Elsass das ist dann Frankreich, also es wird in vier Ländern gesprochen. Wenn man dann noch kleine Sprachinseln in Italien dazu nimmt, kommen fünf oder sechs Länder zusammen."

Also: Von Karlsruhe bis runter zur Schweizer Grenze, im Schwarzwald und östlich davon bis Villingen-Schwenningen und runter zum Bodensee sprechen die Menschen Alemannisch. Auch das Schwyzerdytsch ist eigentlich Alemannisch und auch in Frankreich, im Elsass, nicht Elsässisch, sondern – klar – Alemannisch. Wo kommen sie aber her, die Alemannen? Sie waren – das ist heute klar – keine homogene Volksgruppe, sondern eine Art Viel-Völker-Gemeinschaft, die sich in den ersten Jahrhunderten nach Christus im heutigen alemannischen Sprachraum ansiedelte.

"Das Alemannische ist ein relativ alter Dialekt, der auch in seiner Form in manchem sehr alt ist. Zum Beispiel hat er noch die alten mittelhochdeutschen Formen lang ´u´, also Huus, während die anderen deutschen Mundarten wie das Neuhochdeutsche Haus haben. Oder man sagt im Alemannischen `Bruader´, wie auch im Mittelhochdeutschen `Bruader´, während die anderen Mundarten `Bruder´ haben. Also, man kann an diesen Merkmalen ganz schnell erkennen, ob jemand Alemannisch spricht, zumindest im Süden."
Wie ist es aber nun mit den Badenern, den Elsässern, den Schweizern und Liechtensteinern – sprechen sie denn nun wirklich alle eine gemeinsame Sprache?

"Sie können schon drauf los reden. Es kann schon in dem einen oder anderen Fall mal zu Verständigungsschwierigkeiten kommen. Aber das ist auch innerhalb der deutschen Dialekte, die nicht durch Staatsgrenzen getrennt sind, der Fall. Weil die Mundarten bekanntermaßen sich von Ort zu Ort immer verändern. Da kann es sein, dass man plötzlich ein anderes Wort hat. Die einen sagen Fegen zum Kehren, die anderen sagen Schweifen. Aber man merkt dann doch schon, was gemeint ist."

http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1383904,00.html

  

 

 

Jetz do!

Muddle mer un bruddle, dass nix meh isch wie früher. Stimmt s nit? Gut, de Kaiserstuhl git s no. Aber s Riegeler isch nimmi s Riegeler. Nit emol s Fürschdeberg isch s Fürschdeberg. Un de Kaiserstuhl isch immer no seller Vulkan mi m e Dodekopf obe druf. Was wär, wenn s morge de Stöpsel obe nus haut un s däd Lava spucke? Bhüt uns, morge muss des nit sei!
D Muddler un Bruddler meine, früher hätt s für Jeds e Arbeitsplatz gha. Jo, sell Bitzli Früher het s au mol gä. Un e Anders. De Keller Franz het vo verflucht arme Zeite verzehlt - vo wege Rotwii, Gourmet un Schwarze Adler. . . Pionier bruchts heut au no, sunschd geht gar nix, usser Muddle un Bruddle.

Draue müsst i mi, obwohl sie alli jomere um mi rum. Mer verbringe scho viel Zeit mit Schwätze. Schwätze mer doch emol drüber, wer mer sin un was uns usmacht. Dass de mer sagsch wie i der vorkomm. Un i sag der wie i dich sieh. Wer simmer un was könne mer. Was däde mer no gern Lerne, dass mer Könne, was mer sin. In uns selber het s au Lava. Do muss s doch au nit erschd de Stöpsel obe nus!

Un wemmer uns jetz könnde au no gern ha. Lieb sei. Zu uns selber. Un zu de andere. Dass i däd mit ene so umgeh, wie i s selber gern hätt. Jeh, stell der vor, mer schaffe do bei uns e Erlebnislandschaft wo mer s eso glücklich hen mitenander, dass sich s rumspricht. Un alli könnde gar nit anderschd, wie zu uns komme, zum des selber Seh, wie mir glücklich sin. Hä, des wär s. Jetz do!

Martin Schley am 23.10.2004

  

 

 

 

Alemannische Woche - Scheunenfest in der Halde Hofsgrund

Erlesenes für Gaumen und Ohr bildeten eine niveaureiche Einheit zum schwäbisch-alemannischen Mundartgipfel, dem Scheunenfest zur Alemannischen Woche Oberried im Hofsgrunder Hotels Halde.

Haldenwirt Hegar (Mitte) dankte den Akteuren Stefan Pflaum, Alfred Heizmann, Raimund Sesterhenn und Martin Schley. Stefan Pflaum, Martin Schley und Raimund Sesterhenn (von links) beim Scheunenfest in der Halde 10/2004 Alfred Heizmann vom Bodensee
Haldenwirt Hegar (Mitte) dankte den Akteuren Stefan Pflaum, Alfred Heizmann, Raimund Sesterhenn und Martin Schley. Stefan Pflaum, Martin Schley und Raimund Sesterhenn (von links) beim Scheunenfest in der Halde 10/2004
  
 
Alfred Heizmann vom Bodensee
 
alle Fotos: Monika Rombach
    

Martin Schley, Alfred Heizmann und das Duo Pflaum & Sesterhenn sorgten für die mundartlichen Delikatessen des in jeder Hinsicht superben Abends. Im Kontrast zur schlicht-rustikalen Raumatmosphäre stand üppiger Essgenuss an einladend dekorierten Tischen. Gut gelaunt ließen sich die Gäste daran nieder und ließen sich von Familie Hegar und ihrem Team nach den guten Regeln gastronomischer Gastlichkeit der Halde erwöhnen. Zum Hingucker des Abends avancierte eine kleine provisorische Holzbühne mit ihren Akteuren, die diesmal zum genauen Hinhören einluden. Denn Beobachtungsgabe besaßen alle dort Auftretenden reichlich. Kein Geringerer als "Hausmeischder Hämmerle" in Gestalt Martin Schleys begrüßte zum ersten mundartlichen Gang, einem hintergründigen Hackstück von Badenern und Schwaben. Dank der Originalität des Kabarettisten geistert der allen SWR-4-Hörern bekannte "Hämmerle" seit 1992 durch das gleichnamige Programm. Sehr eindringlich setzt Schley sich seit Erfindung dieser Gestalt 1992 anlässlich des Umzuges des Rundfunks vom Studio in Günterstal in die Kartäuserstraße mit ihr und zu ihr passenden Themen auseinander. Wird "Hämmerle" gar zu aufdringlich, servieren ihn die Kolleginnen und Kollegen Moderatoren mit Bestellung eines "Milchkaffees in der Kantine" hinterlistig ab.

Schleys hintergründiges Geplänkel bat schließlich einen auf die Bühne, der "au nix gege Schwobe hät. Zumindescht nix, was hilft", fügte jener Alfred Heizmann augenzwinkernd an. Und schon war der bekannte Mundartbarde und Identitätsfigur der Konstanzer Fasnet in seinem Element. In bester "Boddesee-Mundart" nahm er Kreatur und Natur auf die humorvolle Schippe und würzte treffsicher mit einem kräftigen Schuss feiner Ironie, kauziger Verschrobenheit und gekonntem Spiel nach. Beispielsweise gegen die Schnecke (die, "eh sie's bedacht, so manchen Gärtner zur Schnecke gemacht"), gab seine "Sempfe" für die Summerfeschdle mit den drei B (Bier, Blasmusik und Bratwurscht) dazu und schreckte auch nicht vor dem "Grab der Oma" zurück.

Prächtig Gesottenes stillte Gästehunger, bevor "Pflaum & Sesterhenn" ihr sprachliches Feuerwerk als nicht ganz leichte Kost zündeten. Angesichts der Magenfülle gar nicht so einfach, mit ihnen "in die Seel' vun de Sproch nizkrabble" und "vum Ding her gsene" zu verfolgen, "wann's pressiert".

Ohren spitzen und Gehirn einschalten galt bei City-Alemannisch, Lohrer Ditsch, Haiku und Co, gesprochen und von Musik untermalt. Denn die Sprachkünstler Stefan Pflaum und Raimund Sesterhenn begleiteten sich mit Akkordeon und Saxophon; zwei Instrumente, die "mitenand schwätze" konnten wie ihre Spieler. Alltägliches gebührend und Nebensächlichkeit verschwenderisch darstellen, beides mit oft verblüffendem Ende. Ganz abgesehen vom Gebrauch der Sprache. Da gereichte das üppige Dessert zur reinen Erholungsreise und der reiche Beifall der Zuhörer zum Dank an die Mundartkünstler

Monika Rombach am 12.10.2004

  

 

 

Mundartgruppe "Goschehobel" beim Sängerhock am Hitzenhof in Buchenbach

BUCHENBACH (ro). Heimelige Atmosphäre, beste Stimmung und guter Besuch zeichneten den Sängerhock des Männergesangvereins "Edelweiß" Buchenbach aus. Und ein ganz besonderes Kulturerlebnis, der Auftritt der "Goschehobel".
Wo hochdeutsche Sprache sich zu winden beginnt, da sangen diese Liedermacher, wie ihnen der mundartliche Schnabel gewachsen ist. Witziges, ein bisschen Nachdenkliches, vor allem aber jede Menge Spaß erlebten ihre Zuhörer. "Die handgemachte Musik hat mich am meisten begeistert", lobte ein Gast. Im Hintergrund rauschte unablässig der Regen, was das Besucheraufkommen leider etwas minderte.
"Z'friede" dürfen sie trotzdem sein mit dem Hockergebnis, sagt MGV-Vorsitzender Albert Müller. Denn am sommerlich-sonnigen Sonntag genossen viele Gäste die gute Vereinsküche und die Darbietungen des Musikvereins Buchenbach und des MGV Bollschweil in der schattigen Laube im Hitzenhof vor der beeindruckenden Kulisse des stillgelegten Steinbruchs.
Monika Rombach am 19.8.2004

  

 

Muettersprochler - 25 Jahre Zwischen Belchen un Rhii

Die Gruppe "Zwischen Belchen un Rhii" wird 25 Jahre alt / Werner Richter unterhält mit scharfsinnigen Geschichten

HEITERSHEIM (ig). Ihren 25. Geburtstag feierte die Gruppe "Zwischen Belche un Rhii" der Muettersproch-Gsellschaft im "Löwen" in Heitersheim, dort wo seinerzeit diese Gruppe auch gegründet wurde. Die Gäste erlebten eine kurzweilige und heitere Geburtstagsfeier, die vom "Castellberg-Trio" und dem Heimatdichter Werner Richter mitgestaltet wurde.

Anita Edelmann, Schatzmeisterin der Muettersproch-Gsellschaft (links) überreicht an Renate Harmel, Vorsitzende der Gruppe "Zwischen Belche un Rhii", eine Lithografie von Johann Peter Hebel. FOTO: INGEBORG GRZIWA

Renate Harmel, Vorsitzende der Gruppe, begrüßte die Gäste, darunter der langjährige Vorsitzende der Gruppe Josef Rück und "Alt-Präsi" Klaus Poppen. Anita Edelmann, Schatzmeisterin vom Gesamtverein der Muettersproch-Gsellschaft, überbrachte die Glückwünsche und überreichte der Vorsitzenden eine Lithografie von Johann Peter Hebel. Das Engagement und die Begeisterungsfähigkeit von Renate Harmel gäben Anlass zu Hoffnung, dass es "von nun an läuft wie verruckt", meinte Edelmann. Der Kunstdruck, den es heute nicht mehr gibt, wie "Alt-Präsi" Klaus Poppen erklärte, wurde 1900 in der Druckerei seines Großvaters hergestellt, wo noch einige Exemplare gefunden wurden, die nun für besondere Verdienste innerhalb der Muettersproch-Gsellschaft, statt einem Orden, verliehen werden.

Umrahmt wurde die Ehrung vom "Castellberg-Trio", das mit Marianne Ries und Edith Seywald eigentlich nur ein Duo war. "Es hat gute und schlechte Zeiten für die Gruppe gegeben, aber jetzt ist sie wieder auf dem Weg", sagte Poppen. Zusammen mit dem Südwestrundfunk und der Badischen Zeitung sei ein Mundartwettbewerb geplant, was für ihn ein Zeichen dafür sei, dass die Muettersproch-Gsellschaft für die Öffentlichkeit ein attraktiver Gesprächspartner sei.

Ziel sei es aber auch, die Jüngeren anzusprechen. Ein von Renate Harmel geplanter Familiennachmittag könne dazu beitragen, so Poppen.

Oskar Mangold bedankte sich in Versform bei Josef Rück für die langjährige Leitung der Mundartgruppe. "Er ist für uns ein Glück, ein vorbildlicher Alemanne, echt, eifach un wohr", sagte Mangold in seiner Laudatio und überreichte die gerahmten Verse. "Es ist mir fast zu viel", bedankte sich Josef Rück bescheiden, "ich bin halt immer gern unter de Lit gsi". "E Pfännli voll Brägele, e Krügli voll Wii", sang das "Castellberg-Duo" anschließend, der Text stammt von Marianne Ries und Klaus Poppen.

Ein Höhepunkt aber war der Vortrag des Heimatdichters Werner Richter aus Grenzach-Whylen, allemal nachdem Paul Nunnemacher, der fest zugesagt hatte, kurzfristig absagte. In alemannischer Mundart erzählte er pointenreiche launische Geschichten aus dem Alltagsleben, scharfsinnig beobachtet und so verschmitzt vorgetragen, dass die Gäste aus dem Lachen nicht mehr heraus kamen. Die Ideen zu seinen Geschichten habe er immer dann, wenn seine Familie aus dem Haus sei, nicht fehlen dürfe dabei aber das Krügli Wii, erklärte Werner Richter. So erfuhr das Publikum in dem Gedicht "ich han e Hündli un e Katz un no ne Frau", dass er damit so seine liebe Not hat, denn alle wollen gestreichelt werden.

In "Sunntigsessen", dass es Hündli das Fleisch bekommt und er "Härdäpfelstock mit Soße". Begeistert waren die Gäste von den Sketchen, die er zusammen mit seiner Frau vortrug, deren Fazit lautete: "Hauptsache er isch nit do". Lange noch hätte man Werner Richter zuhören könne, war die einhellige Meinung der Gäste. Den vergnüglichen Abend beendete das Castellberg-Duo mit dem bekannten Bettellied "In Muetters Stübele" und natürlich dem "Badnerlied", das alle mitsangen

BZ vom 3.6.2004

  

 

Ein gutes Podium für Mundartkunst - Kleinkunstabend in Breitnau

Gelungener Kleinkunstabend im Kurhaus in Breitnau / 200 Gäste sind begeistert von den Darbietungen in alemannischer Mundart

BREITNAU. Großartige Darbietungen erlebten die über 200 Besucher beim zweiten Kleinkunstabend in Breitnau. Die bunte Mischung aus Musik und Theater, Liedern und Texten in alemannischer Mundart begeisterte das Publikum im vollbesetzten Kurhaussaal. Neben zahlreichen Liebeserklärungen an die Schwarzwaldheimat gab es auch zeitkritische und ironische Töne von der Bühne herab. "Unser Ziel, Künstlern aus der Region ein gutes Podium zu bieten, ist voll aufgegangen", freute sich der Chef der Breitnauer Bauernbühne, Detlef Higgelke. Dies soll in den nächsten Jahren so bleiben.

Roswitha Dold, wohnhaft im abgeschiedene "Hilzihäusle" auf dem Scherlenzendobel in Stegen-Eschbach, hat bereits im Alter von 16 Jahren begonnen, Lieder zu texten und zu komponieren. Inzwischen umfasst ihr Repertoire einige hundert Stücke. Stets begleitet sie sich selbst auf der Gitarre. Die 49-jährige Künstlerin widmet ihre Lieder dem Alltäglichen, für manchen Nebensächlichen. So erinnerte sie an frühere gemütliche Sonntagnachmittage auf dem Hof, die ganz im Gegensatz zur modernen Hektik standen. Der "Frühling" lasse ihr Herz stets himmelhoch schlagen. Einen Text widmete sie ihrer Mutter, wie diese einst im Garten "gmuddlet hät", ein anderes einem zarten "Florfliegli", welches den harten Winter überstand: "Mutter Natur sorgt für ihre Kinder." Ihr Vater habe seinen vier Töchtern einst die Schwarzwaldgipfel Feldberg, Belchen, Kandel und Blauen zugeordnet. Roswitha, die jüngste im Quartett, textete daraus "Wenn der Wind vom Feldberg blost".

Mit ihren Liedern setzt sich die Naturliebhaberin und Landschaftsschützerin für mehr Respekt gegenüber Fauna und Flora ein. Dies wird besonders deutlich in ihrem neuesten Werk "Lindenhöhe", wo sie gegen den bei St. Peter neu geplanten Golfplatz agitiert. Was sei ein solch "gschleckter Rasen gegen den natürlichen Zauber der Landschaft". Sie warnte davor, alles nur nach ökonomischen Grundsätzen zu betrachten, wo die "einheimische Bure, nur noch Schachfigure" reicher Bonzen seien.

Mit einem lauten Knall begann das Lustspiel "'s Rupfigers Husgeischt" von Werner Harsch. Der Opa (Willi Wangler) hatte die "Schnauze voll von der Familien-Bande" und sich offensichtlich umgebracht. Das von seiner Tochter (Rita Hog) seit Jahren verhängte totale Alkoholverbot hatte ihm das Leben verleidet. Sein Tod brachte die gesamte Familie Hopfinger durcheinander. Tochter und Schwiegersohn (Meinrad Waldvogel) wollen den toten Opa von der Stube zunächst mal in seine Kammer schleifen, doch schon läutet es: "In dem Hus isch so en Betrieb, do kannsch no nitt emol än Tote in Ruhe veschwinde losse." Mal störte Nachbarin Schmelzle (Rosi Higgelke), mal die Tochter (Martin Hug), mal deren Ehegatte und Dorfpolizist Helmut Zierlinger (Gotthard Wangler). Noch größer wurde das Durcheinander, als der Opa als "Geischt" erschien. Letztlich erreichte er sein Ziel: "Ich han mich nur emol gopferet um zu bewiese, dass es noch Männer mit Muet gibt." Die teilweise deftigen Wortwechsel (Ehemann Hopfinger: "Du bisch do der blödeschte Mensch uf dere Welt." Sie: "Nai, es gitt noch än Blödere - seller wo mich g'hirote hät.") reizten die Lachmuskeln. Für die Darsteller und Regisseurin Christiane Wangler gab es reichlich Applaus.

Martin Wangler, Sohn von Willi Wangler, brillierte mit seinem witzigen und ideenreichen Solo-Akt "Auf der Suche nach der Heimat". Der 34-jährige gelernte Zimmermann, der in Freiburg das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachmachte und dabei Kontakte zum Stadttheater knüpfte, hatte sich für eine vierjährige Ausbildung als Schauspieler am "Mozarteum" in Salzburg entschieden und danach Engagements am Staatstheater in Oldenburg und am Stadttheater in Ingolstadt angenommen, dabei einige Hauptrollen gespielt: "Entferne Dich von der Heimat, wenn Du ihr nahe kommen willst," freute sich der "Heimweh-Schwarzwälder", den "Care-Pakete" aus der Heimat und ein Stück "echte Schpeck" über die Runden geholfen hatten. Als Sänger, Jodler, Kabarettist, Akkordeonspieler, Gitarrist, Pianist, Schlagzeuger und Schauspieler begeisterte das Multitalent sein Publikum. Seine satirischen Texte wandten sich gegen einen Ausverkauf der Heimat, "nur dem schnöden Mammon zu liebe". Im Herbst wird Martin Wangler wieder im Hochschwarzwald zu sehen sein, dann mit seinem Solo-Programm "Über Engel und andere arme Teufel." Mit Akkordeonist Ernst Lickert klang der Abend aus

Dieter Maurer in der BZ vom 2.6.2004

  

 

Markus Manfred Jung - Alemanne mit Hang zur Selbstreflexion 

"Sprachtest" mit dem Mundartdichter und alemannischen Poeten Markus Manfred Jung

LÖFFINGEN. Eine alemannische Woche verlangt auch nach einem Mundartabend. Schließlich ist es gerade die Sprache, die die Alemannen noch merkbar verbindet. Zu einem solchen Abend hatte man im Rahmen der Alemannischen Woche Markus Manfred Jung aus Wehr eingeladen, Sohn des Mundartdichters Gerhard Jung, aber selbst auch als alemannischer Poet bekannt. "I fühl mi mit Löffinge ganz verbunde", erklärte der Autor zu Beginn seiner Lesung, Löffingen sei die erste Gemeinde gewesen, die eine Straße nach seinem Vater benannt habe. "Nit zschletscht deswege bin i gern uf Löffinge kumme". Wie sich zeigte, ist den Alemannen wohl ein Hang zur Selbstreflexion eigen. Schließlich gab es nicht nur Gedichte zu hören, Markus Manfred Jung ging auch der Frage nach, was das Alemannische denn für seine Sprecher bedeute. Hier floss viel Autobiografisches ein. Jung erzählte, wie sein Dialekt in Schulzeiten nicht nur Vorteile für ihn brachte. Gab es doch die eine oder andere Lehrkraft, die ihm das Alemannische auszubläuen versuchte.

Viele Themen schienen für einen Heimat- und Mundartdichter typisch. Dazu gehört wohl auch die Erfahrung des Heimwehs. Jung selber war im Alter von drei Jahren von seinem Heimatort Lörrach in "d'Erholig" nach Altglashütten gebracht worden. "Min Brueder und i hän müeße dert ane, weil mer viil z wenig gwooge hän". Seine Glosse erzählt davon, wie ihm das "Haferschliimsüpple" nicht schmecken wollte und nicht einmal der Schockipudding Trost gab. Viele Glossen widmen sich den Kleinigkeiten des Alltags. Wie dem Botschamber, dem Abtritt und dem Blocher. Viel Liebe zum Detail aber auch lockerer Humor kamen hier zum Vorschein. Zugleich zeigte der Abend auch, dass Jung sich keineswegs in die Ecke des Unkritischen und damit ungefährlichen Heimatpoeten drängen lassen möchte. Er gab einige seiner Glossen zum Besten, die er regelmäßig für die Badische Zeitung und Basler Zeitung schreibt. Jung zeigt sich darin als kritischer Geist, der keineswegs der neuesten Protestform anhängt, sondern dem es tatsächlich um eine unterscheidende Betrachtung der Problemfelder geht. Auch wenn sein Ton hier zuweilen bissig ist, verliert er doch nie den unterscheidenden Blick. Verschiedenste Themenfelder wurden an diesem Abend gestreift - von der Integration Behinderter bis hin zur Überalterung der Lehrkörper. Längst nicht jedem Autor ist gut zuzuhören, wenn er die eigenen Werke vorträgt. Markus Jung wirkt sehr präsent, nicht zuletzt wegen seiner angenehmen Stimmlage. So fiel das Zuhören leicht. Er bemühte sich deutlich, das Publikum unmittelbar einzubeziehen: las das eine oder andere Gedicht auf Verlangen auch zweimal. Darüber hinaus wurde der Abend zu einem Sprachtest. Nicht immer zeigte sich das Publikum sattelfest. Dass Langiziit nicht Langeweile bedeutet, sondern dem Begriff Sehnsucht entspricht, wussten nicht viele. Eine alemannische Woche tut schon unter diesem Aspekt Löffingen gut. Für die meisten Besucher ließ der Abend aber auch eigene Erinnerungen an Begebenheiten und Gewohnheiten aus Kinder- und Jugendzeit wach werden.

Karla Scherer am 18.5.2004 in der BZ

  

 

 

Dialekt im Elsass - Immer weniger sprechen Elsässisch

Das Elsässisch stirbt. Diese Aussage findet sich seit vielen Jahren immer wieder im Elsass, und das mit Recht. Zuletzt belegte dies das französische Statistikinstitut Insee (Institut national de la statistique et des études économiques) Anfang 2003. Nach deren Studie sprechen heute noch rund 39 Prozent der Elsässerinnen und Elsässer Dialekt, 1962 waren es noch 82 Prozent. Zwar bleibt Elsässisch mit 545 000 Sprechenden hinter Korsisch die zweitwichtigste Regionalsprache Frankreichs - fragt sich nur, wie lange noch?

Das Problem ist vor allem bei den Eltern im Elsass zu suchen. Heute lernt nur noch jedes vierte Kind von ihnen den Dialekt. Gleichzeitig stellt das Institut allerdings fest, dass die Zahl der Eltern, die ihrem Kind Elsässisch beibringen, seit einigen Jahren stabil ist. Das könnte auch daran liegen, dass die heutigen 35- bis 50-Jährigen sachlicher mit dem Thema Zweisprachigkeit und Dialekt umgehen, als dies früher der Fall war. Überhaupt häufen sich mit dem drohenden Tod des Elsässisch die Initiativen für seine Rettung. Im Rahmen der Veranstaltung "e Friehjohr fer unsri Sproch", die erstmals 2002 stattfand, werben hunderte von Anlässen für den Dialekt - die meisten allerdings im Nordelsass, wo er stärker ist als im Süden; ein Gefälle, das sich auch zwischen starker Präsenz in ländlichen Regionen und schwacher in den Städten zeigt.

Seit Sommer gibt es auch ein Elsässisch-Lehrbuch für Kinder und seit dem neuen Schuljahr lernen erstmals im Elsass zwei Schulklassen im Collège (Sekundarstufe) von Sierentz, 15 Kilometer nordwestlich von Basel, im Unterricht den Dialekt. Auch das Dialekttheater bleibt eine überaus starke Stütze des Elsässisch. Immerhin 250 Theatertruppen gibt es noch im Elsass und ihre jährlich 1000 Vorstellungen werden von 228 000 Zuschauern besucht.

Peter Schenk,  Basler Zeitung 11.2003, www.baz.ch , eMail peter.schenk@baz.ch 

In der Basler Zeitung finden Sie regelmäßig Beiträge zum Alemannischen - Dialekt im Dreieck Schweiz, Elsaß, Breisgau.

  

 

 

 

Dialekt im Badischen - Mini Wünsch

In 50 Ziilete mini Wünsch für d Mundart formuliere isch nit eifach.Vo de Alemanne wünsch i mir, dass si ihri Heimetsprooch selbstbewusst schwätze nooch em Motto:
  Alemannisch isch guet
  Alemannisch het Reiz
  Nit jede, wo schnell schwätzt
  Sait ebbis Gscheits.

Vum Staat un de Gmeindene wünsch i mir, dass si sich positiv zuer Mundart iistelle. Nit numme bim Werbespruch "Wir können alles außer Hochdeutsch", sondern au bi de Lehrplän un wenn s um d Finanze goht. S Regierungspräsidium het mit sine alemannische Parkplatzname uf de B 31 zeigt, wie me au ohni grosse Ufwand ka helfe. Vo de Gmeindene wünsch i mir witer Unterstützig, wie bi de Organisation vo Feschter oder Dichterlesige.

Mi gröschte Wunsch aber goht an d Medie. E jede, wo sini Idee an d Öffentlichkeit bringe wott, brucht d Medie, dieselle Lit also, wo - ob uns des jetzt passt oder nit - stark mit entscheide, ob e Sach, e Verastaltig, e Fescht as e Erfolg gwertet wird oder nit. Un ob d Medie jetz ebbis positiv sähne oder nit, wirkt sich natierlig scho au uf d Freud am Engagement us. Mir hen do gueti un schlechti Erfahrige gmacht, wo halt sehr personebezoge sin. Wenn ebber kei Antenne für d Mundart het, hen mir Pech. Drum e ganz spezielle Wunsch: Len dieselle Lit über d Mundart brichte, wo Mundart möge.

Klaus Poppen is Alt-Präsi vo de Muettersproch-Gsellschaft, 12.11.2003
eMail klausPoppen@t-online.de

  

 

 

Dialekt in Schweizer Sicht - E Dail vo d Ydentiteet

Het s Baseldytsch non e Zuekumft? D Antwoort isch glaar: S Baseldytsch git s no lang. Es isch doch e Dail vo unserer Ydentiteet; und die git me nid lyycht uff. Fryylig het s scho im voorletschte Jorhundert eso Joomergrääze gää, wo der Untergang vom Dialäggt voruusgsait hänn. Ainewääg isch s Baseldytsch bis hitte resischtänt bliibe. Gwiis, es schlyfft sich als wie mee ab und nimmt Aigehaite vo andere Dialäggt oder Weerter us fremde Sproochen uff. Das isch allewyyl esoo gsii, numme goot s hitzedaag vyl gschwinder. Zem Byschpiil isch die soginannti Entrundig (also "scheeni Baim", "Keenig", "Schlissel") noochzue verschwunde; au e Huffe glungeni Weerter sinn abhande koo, eppe "Spaarse" (Spargel), "Ammedyysli" (Pulswärmer), "Niesse" (Nichte). Numme ganz weenig Lyt reede no wie der Baerwart oder der Blasius; aber fir d Faasnacht brobiere d Zeedel- und Schnitzelbanggdichter e meegligscht "glassisch" Baseldytsch aanezbringe. So lang s also non e Faasnacht git, blybt unsere Dialäggt gwiis nid uff der Streggi. Glaar isch numme: Wemmer nit biwusst Soorg gänn zuen em, no goot er am Änd vilicht doch emool kabutt. -Jetz wisse mer, was mer z due hänn!

Rudolf Suter, Spezialist für Baseldeutsch, www.baz.ch vom 12.11.2003

  

 

 

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