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Stefan Pflaum
Neues

 

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Blick vom Hornweg/St. Peter zum Kandel

Neues von Stefan Pflaum

 

Stefan Pflaum’s neues Buch „Im Weiher kei Fisch – Alemannische Haikus“

Zunächst läßt sich Stefan Pflaum in Kirchzarten immer mehr in den Bann von Haikus ziehen, jenen Kurzgedichten, die in Japan seit dem 9. Jahrhundert zum Themenkreis „Natur und Mensch im Wechsel der Jahreszeiten“ entstehen. Dann verfasst er selbst über 100 Haikus – wohl wissend, dass „echte“ Haikus nur Japaner schreiben können. Aber Stefan Pflaum verwendet diese Dreizeiler-Gedichtform mit exakt 17 Silben nur, um das Alemannische in seiner besonderen Melodik zur Geltung zu bringen. Und das gelingt ihm – man liest amüsiert:

De Winter
De erscht Schnee im Dorf.
„S het gschneit!“, riefe d Kindala.
De Schnee kümmert s nit.

Das Haiku ist ein „Modell verbaler Konzentration“, in nur 17 Silben ein Erlebnis aus dem Bereich Mensch-Natur auszudrücken. Wie etwa hier:
S Läbe
Mr sott si wie d Nüss
vun de Baim bengle könne -
d Altersmaleschte

Das Buch liest man nicht Seite für Seite, nein, man blättert zwischen Wörterbuch Alemannisch-Hochdeutsch, Haiku-Historie, Hochdeutschen Haikus und Alemannischi  Haikus, um immer wieder bei einem vermeintlich noch interessanteren Haiku hängen zu bleiben, das durchaus sogar aktuelle Bezüge erkennen läßt:
De Gsellschaft
Gschwätz un Jomerei
über selli, wo nix hen
un nit jomere.

Ein etwas anderes Weihnachtsgeschenk, auch wegen der dem Buch beiliegenden schönen CD mit Stefan Pflaum’s Stimme und Piano, Toru Tenda’s japanischer Flöte und Raimund Sesterhenn’s Saxophon.

Stefan Pflaum: Im Weiher kei Fisch
Alemannische und hochdeutsche Haikus
78 Seiten, ISBN 3-7806-8466-7
Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 12/2004
Mit einer CD (Texte und Musik)

Dr. Ekkehard Kaier in www.dreisamtaeler.de vom 9.12.2004

  

 

Die Ankanne aus Porzell - Stefan Pflaum sammelt Zwischengrammatik

Stefan Pflaum: "Kuckuck...."

Über 30 Jahre lang hat Stefan Pflaum seine ausländischen Schüler beobachtet und weiß, was beim Gebrauch der deutschen Sprache alles schief gehen kann. Dass mit einem Augenzwinkern alles leichter geht, zeigt sein Büchlein "Ich hab mein Herz kompliziert oder Zahnwürste und Bratbürste".
"Wenn einem Deutschen ein Adjektiv in die Finger fällt, dekliniert und dekliniert und dekliniert er es, bis aller gesunde Menschenverstand ganz herausdekliniert ist", schrieb Mark Twain in seinem Aufsatz "Die
schreckliche deutsche Sprache", zu dem ihn ein Aufenthalt in Heidelberg inspiriert hat. "Ich bin überzeugt, dass ein begabter Mensch Englisch in dreißig Stunden, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren lernen kann", heißt es darin.

Die Schüler, die aus aller Welt nach Freiburg kommen, um hier am Sprachenkolleg Deutsch zu lernen, haben gerade mal ein Jahr Zeit, sich auf die anspruchsvolle DSH-Prüfung vorzubereiten, die Voraussetzung für ein Hochschulstudium in Deutschland ist. Stefan Pflaum unterrichtet seit 30 Jahren am Sprachenkolleg und hatte in dieser Zeit reichlich Gelegenheit, den Fallen des Deutschen nachzuspüren, über die Ausländer (am Kolleg sind es derzeit überwiegend Asiaten) stolpern können.

Die Wortbildung ist dabei ein Problem: Neben der Deklination stiftet besonders die deutsche Eigenart Verwirrung, unendlich lange Komposita bilden zu können. Da kann es schon vorkommen, dass eine Schülerin vermutet: "Eine Porzellankanne ist eine Ankanne aus Porzell." Ein anderes Schlachtfeld ist die Wortstellung: Erst muss entschieden werden, ob es sich um einen Haupt- oder Nebensatz handelt, bevor dem Verb in "der tollen Raserei der zehn Wortarten", wie Mark Twain es nennt, die korrekte Position zugewiesen werden kann. Aber auch die Verwendung bestimmter Ausdrücke führt zu
Missverständnissen: "Ein Gletscher ist eine sehr große Portion Eis", meint ein Kanadier und hat damit ja auch irgendwie Recht.

"Die Lernenden bedienen sich einer 'Zwischensprache'", erzählt Stefan Pflaum, "sie bilden eine 'Zwischengrammatik', die sich je nach Lernphase verändert und sich immer mehr dem korrekten Deutsch annähert". 194 Sätze mit kuriosen und lustigen, aber auch mit schlauen und hintergründigen Fehlern aus der Zwischengrammatik hat Pflaum gesammelt und in seinem Buch "Ich hab mein Herz kompliziert" veröffentlicht.

Anfangs wollte er die Fehler der angehenden Studenten einer wissenschaftlichen Analyse unterziehen: Welche Hypothesen über das Deutsche haben die Schüler zu einer inadäquaten Grammatik verleitet? Welchen Einfluss hat die jeweilige Muttersprache? Doch bald musste Pflaum erkennen, dass ein
Forscherleben für dieses Vorhaben kaum ausreichen würde und wollte die Sammlung schon zu den Akten legen. Doch dann fiel ihm auf, dass nicht das Fehlermuster das eigentlich Interessante an den Äußerungen ist, sondern die Lust an der Sprache, die in ihnen zum Ausdruck kommt. "Man spürt, dass die Leute mit Freude dabei sind und keine Scheu haben, mit der fremden Sprache zu experimentieren." Noch wichtiger: die Sätze berichten vom Leben eines Fremden im Süden Deutschlands und spiegeln so auch immer die ökonomische und politische Situation in der Welt.

Pflaum sichtete seine Sammlung nun neu mit der Frage: "Erzählen diese Sätze nicht etwas über die Perspektive von Ausländern in Deutschland?" So offenbaren die Äußerungen der Sprachschüler einen verwunderten, oft auch amüsierten Blick auf Deutschland und seine Bewohner. Die jungen Leute aus
Asien, Südamerika oder Russland staunen: über das Essen, den deutschen Geschlechterkampf und über einige Freiburger Eigentümlichkeiten: "In Freiburg macht B 31 viel Leidenschaft. Junge Leute mit Bart und Freundin steigen auf die Bäume und festbinden", schreibt ein Schüler aus Hongkong. Nie aber ist ein Ton der Verachtung oder Bitterkeit zu spüren. Deswegen betont Stefan Pflaum auch, dass es ihm nicht darum ging, "Stilblüten" zu sammeln. Mit Vorurteilen habe er schließlich jeden Tag zu kämpfen, "auf beiden Seiten, sowohl mit negativen als auch mit positiven".

Tatsächlich lacht man bei der Lektüre des Büchleins weniger über das sprachliche Unvermögen der Schüler, sondern oft genug über sich selbst: "Deutsche muss über alles diskutieren: Wetter, Kartoffeln, Wirtschaft, Umwelt. Für mich ist egal, ob morgen regnet oder Kartoffeln Bio oder nicht Bio sind. Deutsche diskutieren mit Ernst über Kartoffeln wie Japaner über Krankheit und Tod. Für mein Zimmervermieterin Hundefutter ist Lieblingsthema."

Von Sprachen und fremden Kulturen ließ sich Stefan Pflaum seit jeher begeistern: Mit elf Sprachen hat er sich näher beschäftigt und sich in der Region zudem einen Namen als Mundartdichter gemacht (und schließlich mag auch das Alemannische manch einem Nordlicht als Fremdsprache erscheinen). So ließ er sich gern von der Sprachbegeisterung seiner Schüler anstecken und verfasste 68 Gedichte in dem Duktus der Zwischengrammatik, die den zweiten Teil von "Ich hab mein Herz kompliziert" bilden.

Einmal nimmt er dabei die Perspektive eines Russen ein, ein anderes Mal die einer Koreanerin: "Faszinierend für mich ist bei Fremdsprachen wie auch beim Alemannischen, dass jede Sprache ihre eigene Intonation, ihre eigene Musik hat."
Diese Musik einzufangen, ist ihm gut gelungen. Doch schwer an Weisheit zu übertreffen ist dieser Satz eines Schülers: "Je desto die Männer, desto je die Frauen." 

Nicole Büche in Der Sonntag vom 29.6.2003, nicolebueche@gmx.de.
www.der-sonntag.de

Stefan Pflaum
"Ich hab mein Herz kompliziert oder Zahnwürste und Bratbürste"
194 kuriose Sätze und 68 Gedichte

  

 

In d' Seel vun de Sprooch niikrabble

Alemannischer Abend mit Pflaum und Sesterhenn
Kirchzarten. Viel Platz ist zwischen den längs gereihten Bücherregalen in der "Bücherstube" nicht, zumal dicht bestuhlt ist zum "Alemannischen Abend" mit Stefan Pflaum und Raimund Sesterhenn: Autor und Musiker bilden mit den Gästen eine kompakte Einheit, fast so, als sollte in der Bücherstube heimelige Stubenatmosphäre geschaffen werden. Mundart in der Stube!

Doch zwischen Philosophie und Belletristik, Lexika und Reiseliteratur, blickt Stefan Pflaum mit seinen Mundarttexten weit über den heimischen Horizont hinaus. "In d' Seel vun de Sprooch niikrabble" tut der in Lahr aufgewachsene Autor - und mit unbeschreiblichem Gefühl für die Mundart seiner Heimat lässt er die Gedanken schweifen. Alltägliches wie das "Duschen" nutzt er ebenso zum filigranen Wortspiel, wie menschlich bewegende, Lebensinhalt und Sinnfragen aufwerfende Situationen. Spritzig, humorig, sind die Texte Pflaums, der noch auf den Schwarzwaldhöhen wohnt, jedoch demnächst wieder die "lebendigere" Stadtnähe sucht.

Enge liegt dem Autor nicht, einschränken lässt er sich auch in den Texten nicht. Nachdenklich, berührend, aber auch ganz direkt, teils schon sarkastisch, präsentiert Pflaum seinen Blick auf die Realität der Welt. Den Schattenseiten des Lebens, Endlichkeit und Tod widmet er sich in vielen Texten und nimmt kein Blatt vor den Mund. Stefan Pflaum formuliert in einer klaren, auf Schnörkel verzichtenden Sprache. Eine Klarheit, die das Alemannisch neu entdecken lässt.

Entdeckt und gesammelt hat der Fachleiter am "Sprachkolleg für studierende Ausländer" selbst. Viele Stilblüten seiner Schüler aus aller Welt bilden den Grundstock für Pflaums neuestes Buch, aus dem er im zweiten Teil des Abends liest. Was dem Lehrer durch die Art der Fehler oder Originalität aufgefallen war, präsentiert er Zuhörern und Lesern auf zweierlei Art. Einerseits zitiert Pflaum die von ihm gesammelten Texte. Andererseits dienen diese dem Formulierungskünstler als Anregung für eigene Gedichte, bei denen er sich eben der bei den Schülern entdeckten Sprachstrukturen und Formulierungen bedient, um ihren Zugang zur deutschen Sprache auf den Punkt zu bringen. Herzhaft erfrischend sind diese geworden, ohne sich dabei über die Schüler lustig zu machen.

Die Weltoffenheit der Texte Pflaums klingt von den ersten Takten auch in der Musik an, die der Autor und sein musikalischer Begleiter, Raimund Sesterhenn, arrondierend spielen. Stimmungsbilder zaubert das Duo, ab und an ergänzt Raimund Sesterhenn die Texte mit Tonmalerei.
Markus Zimmermann-Dürkop, BZ vom 14.5.2003

  

 

 

Wo isch d Sproch?

117 Alemannische Gedichte für Zwischendurch

Es ist schmal und mit 112 Seiten auch dünn, passt also in jede Hand- und Jackentasche. Im Autostau, in der Strassenbahn oder sonst wo zwischendurch kann ich es durchblättern, um ganz zufällig immer wieder beim gerade richtigen Gedicht zu landen. Zum Beispiel jetzt auf Seite 58 bei "Perspektivi":

"D Zit rennt",
sage d Lit,
"D Lit renne",
dääd d Zit sage,
wenn sie schwätze könnt.

Und Stefan Pflaum kann schwätze, schließlich ist er der Textelieferant des schwarzwaldbekannten Duos "Pflaum&Sesterhenn". Er liebt seinen Dialekt und weiß genau, dass man über die Mundart Gefühle, Pointen und sicher auch Banalitäten herüberbringen kann wie sonst kaum.
Was heißt Zit bzw. Lit oder auch Litt? Stefan Pflaum hat als Pädagoge am Buchende Worterklärungen "Alemannisch – Hochdeutsch" angefügt. So bleiben diese so direkten Verse auch Westfalen und Niedersachsen nicht verschlossen , und die gibt’s im Dreisamtal ja zuhauf.
Die Gedichte – Entschuldigung: Stefan Pflaum spricht von "Kabinettstückchen" – sind thematisch geordnet: Lebenszitte, Sage d Lit, D Sproch, Sie triebe S, De Igel un de Spiegel, Heimet und D Sunn. Ich finde zu jedem Thema immer was.
Ich kann den Autor nur beneiden um seine Gabe, solche – zudem noch recht kurze - Zeilen niederschreiben zu können. Und ich ertappe mich sehr oft dabei, dass ich froh bin um seine Gabe, weil ich darin so schön ziellos etwas aussuchen kann. Wobei ich zuweilen auch auf beklemmend-aktuelle Texte stoße. Gestern auf "Krieg" mit den beiden letzten von sechs Versen:

Hieser brenne.
Mensche renne.
Sogar d Nachtigall
brennt.

Am End
isch de
Krieg eifach
z End.

Gönnen Sie sich dieses Büchlein von Stefan Pflaum aus St.Peter, auch Sie haben es verdient. Oder schenken Sie es weiter, wenn Sie keine Zeit zum Lesen finden, wenn "D Zit rennt".

Ekkehard Kaier, Februar 2003


Stefan Pflaum, Wo isch d Sproch? - Alemannische Kabinettstückchen
112 Seiten, Februar 2003, Verlag Ernst Kaufmann Lahr,
ISBN 3-7806-8456-X, www.kaufmann-verlag.de

  

 

Über Stefan Pflaum

1943 in München geboren. Einschulung in Lahr/Schwarzwald, dort bis zum Abitur.
Nach Studium in Freiburg, Wien und Straßburg arbeitet er heute als Fachleiter am "Sprachenkolleg für studierende Ausländer" in Freiburg, wo ausländische Studienbewerber auf die Deutschprüfung an deutschen Universitäten und Hochschulen vorbereitet werden. Menschen aus allen Kontinenten, deren Kulturen und Sprache, genauer gesagt, Sprachen in all ihren Erscheinungsformen, sind seit drei Jahrzehnten beruflich und außerberuflich seine "faszinierende Tätigkeitswelt".

Aber auch die engere Heimat bestimmt zunehmend sein Interesse. Das "Alemannische" ist eine alte, still gehegte "Jugendliebe" aus Lahr, die sich erst vor wenigen Jahren zurückgemeldet hat. Mit "Alemannischen Kabinettstückchen" hat er sich im ganzen Ländle zwischen Singen, Stuttgart und Colmar mit Musik und Vortrag (zusammen mit Raimund Sesterhenn) in die Herzen und Köpfe gespielt und gesprochen. Bisher liegen vier CD's vor.

Stefan Pflaum ist Leiter der Gruppe Dreisamtal in der Muettersproch – Gsellschaft und im Vorstand des Vereins zur Pflege der Landeskunde an den Schulen. Er ist auch bekannt sein durch das Mundart–Duo Pflaum & Sesterhenn.


  

 

Links

Muttersproch Gsellschaft, Gruppe Dreisamtal
http://www.alemannisch.de/gruppen/Dreisamtal/dreisamtal.html

  

 © by  freiburg-schwarzwald.de, www.frsw.deKontakt, Update 11.12.09