Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


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Halb und Halb am 25.4.2004 - Raps und Blüten - gelb und weiss

 

Pflanzenöl-Blockheizkraftwerk in landwirtshaftlichem Betrieb

Detaillierte Informationen über Blockheizkraftwerke für Biodiesel holten sich Mitglieder des UAK Bonndorf, des Maschinenrings, Heizungsbauer und Landwirte der Region auf einer Besichtigungsfahrt am vergangenen Montag auf Einladung des Maschinenrings Schwarzwald-Baar/Waldshut.

Insgesamt 32 Personen aus den Landkreisen Waldshut, Schwarzwald-Baar und Rottweil hatten sich aufgemacht nach Besigheim, wo Landwirtschaftsmeister Albert Krauter über seine rund zweijährigen Erfahrungen mit dem Einsatz eines Pflanzenöl-Blockheizkraftwerkes in seinem landwirtschaftlichen Betrieb berichtete. Der Einsatz von Pflanzenöl als Energielieferant hat sich laut Krauter bestens bewährt. Für Heizung und Warmwasserbedarf im Wohngebäude wurden vorher rund 4000 Liter Heizöl verbraucht. Für Haus, Hof und Stall benötigte die Familie Krauter rund 25 000 kWh Strom im Jahr. Außerdem musste Kraftfutter zugekauft werden.
Dann hat sich Albert Krauter dazu entschlossen, ein Pflanzenöl-BHKW anzuschaffen, wobei er auch noch auf einen Investitionszuschuss des Landes zurückgreifen konnte. Auf den nach der Agrarreform 1992 geforderten Stilllegungsflächen baut Krauter nun Körnerraps an. Mit dem Rapsöl betreibt er das Blockheizkraftwerk, der anfallende eiweißreiche Rapskuchen eignet sich als Kraftfutter für die Viehhaltung.
Seine Bilanz: Betriebswirtschaftlich bringt das Pflanzenöl-BHKW einen enormen Nutzen, der Einsatz von erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft eröffnet den Bauern neue Chancen, um das Überleben zu sichern, Märkte stabil zu halten und die Unabhängigkeit auszubauen

BZ vom 7.1.2005

Birkenhof zwischen Ingersheim und Besigheim. Der Landwirt Albert Krauter betreibt auf seinem Hof ein eigenes, mit Raps betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW).
http://www.bietigheimer-zeitung.de/html/news/artikel_stadt.php4?artikel=7933

Vom Landwirt zum Energiewirt
INGERSHEIM (wi). "Wenn's unter dem Scheunendach nicht so gut läuft,
müssen wir halt schauen, dass wenigstens auf dem Dach etwas
hereinkommt", sagt Albert Krauter. Der Landwirt vom Birkenhof zwischen
Ingersheim und dem Husarenhof wird jetzt zum Energiewirt: Auf seinem
Dach produzieren 84 Solarmodule rund 12000 Kilowattstunden Strom im
Jahr.  Die Photovoltaik-Anlage ist eine von vier, die jetzt bei Landwirten im
Landkreis Ludwigsburg installiert worden sind. Die Initiative dazu
ging vom Kreisbauernverband aus. Vorsitzender Karl Schmid aus Korntal-
Münchingen war vor einiger Zeit zu Besuch bei den Krauters und hat die
Idee vorgestellt. "Ich war gleich dafür", sagt Albert Krauter. "Jeden
Tag sehe ich die Dampfwolke von Neckarwestheim. Da muss man doch mal
mehr machen, als nur zu demonstrieren."
Die Idee des Kreisbauernverbands soll Schule machen: Die Landwirte
haben auf ihren Scheunen viel Platz für große Solaranlagen. Die jetzt
installierten Anlagen im Landkreis sollen andere dazu anregen, sich
ebenfalls an dem Projekt zu beteiligen.
Preis günstiger Was bisher abschreckte, ist der hohe Preis. Albert
Krauter hat für seine Anlage rund 150 000 Mark (77 500 Euro) ohne
Mehrwertsteuer investiert. "Das liegt fünf bis zehn Prozent unter dem
normalen Preis", sagt Heinrich Blasenbrei-Wurtz, der zusammen mit
Krauter und zwei Praktikanten die Anlage aus dem Scheunendach
installiert.  Der Kreisbauernverband sammelt die Bestellungen. So kommen die
Landwirte günstiger an die Solarmodule. Und es lohnt sich für die
Bauern, wenn auch erst nach einiger Zeit. Nach knapp 13 Jahren hat
Krauter die Investition wieder hereingeholt. Danach kann er mit der
Anlage sogar Geld verdienen.
Man könne in unseren Breiten von einem durchschnittlichen Jahresertrag
von 850 Kilowattstunden pro Kilowatt Gesamtleistung ausgehen, rechnet
der Besigheimer Ingenieur Blasenbrei-Wurtz vor. Für Albert Krauter
heißt dies: Seine Anlage hat 14 Kilowatt Leistung, ergibt 11 900
Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Diese Energie wird ins Stromnetz
eingespeist. Albert Krauter tat gut daran, seine Anlage noch dieses
Jahr in Betrieb zu nehmen. Er hat 99 Pfennige je kWh für die nächsten
20 Jahre sicher. Wer ab 2002 baut, bekommt laut Gesetz fünf Prozent
weniger vergütet.

 www.i-st.net/~buendnis/Presse00/msg00384.html        

  

 

 

Kornspeicher neben dem Bauernhof - die hölzernen Tresore

Nirgends in Europa gibt es so viele Kornspeicher wie im mittleren und hohen Schwarzwald. Niemand kennt sie so gut wie Stefan Blum. Er hat sie in seiner bemerkenswerten Doktorarbeit erforscht. Vor allem das Raumklima in diesen handwerklich meisterlich ausgeführten Hofnebengebäuden hat ihn begeistert.

Blick nach Norden zur Kapelle beim Knöpfleshof in Schildwende, April 2003

 

Der schmucke Kapellenspeicher beim Knöpflehof in Jostal-Schildwende wurde vermutlich um 1720 erbaut und vor einigen Jahren renoviert
 (Foto: Kaier)

 

Der Jockelshofspeicher ist ganz aus Bruchsteinen gebaut und damit typisch für das Dreisamtal. Untypisch hingegen die steile gotische Dachform, die zur Entstehungszeit 1760 eigentlich schon wieder veraltet war  (Foto: Wehrle)

Wer aufmerksam durch den Schwarzwald streift, entdeckt neben manchen Höfen kleine Häuschen aus Holz oder auch mal aus Stein. Es sind Kornspeicher, die früher als Getreide- und Vorratslager genutzt wurden. Heute stehen sie meist leer oder werden als Abstellraum benutzt. Von ihrer Konstruktion kann die moderne Architektur viel lernen, sagt Architekt Stefan Blum, 33, aus St. Peter. Er hat in seiner Doktorarbeit viele Speicherhäuser exemplarisch erfasst und ihre ungewöhnliche Bauweise analysiert.
Lagerung

Die Lebensbedingungen im Schwarzwald waren aufgrund des rauen Klimas und der kurzen Vegetationszeit früher sehr hart, erklärt Stefan Blum. Deshalb sei es "bare Notwendigkeit" gewesen, jedes einzelne Getreidekorn und viele andere Lebensmittel sorgsam zu lagern. Welchen Stellenwert die richtige Lagerung hatte, berichtet Hermann Fautz in einem Aufsatz von 1939: "Nie lebte der Waldbauer von der Hand in den Mund. Als sichtbarster Ausdruck dafür stand der wohlgefüllte Speicher. Ihm galt die größte Aufmerksamkeit, barg er doch die Vorräte vielfach auf ein ganzes Jahr oder darüber." Neben verschiedenen Getreidearten, die sie in integrierten Kornschütten aufbewahrten, vertrauten die Bauern ihrem Speicher viele weitere Dinge an. Etwa getrocknete Bohnen oder Erbsen, Schinken, Schmalz, Schnaps, Brot, aber auch Stoffballen, Festtagskleider oder das gute Sonntagsgeschirr. In Bauten mit Keller lagerten unten Lebensmittel, die feuchtes Klima brauchen, wie Kartoffeln, Feld- und Gartenfrüchte oder Obst. Manche Bauern brachten zudem ihre Mostfässer und auch landwirtschaftliche Geräte hier unter. Einige hatten einen Backraum oder eine Mühle angebaut, andere nutzten den Speicher zusätzlich als Andachtskapelle.
"Auf Höfen, wo Brände erlebt wurden" sei noch heute in den Speichern eine "Minimalvorsorge für den Brandfall zu beobachten", erklärt Blum und denkt dabei an "Omas Schachtel" mit einigen Tellern, Tassen und einem Emailletopf. Oft jedoch stehen die Speicher inzwischen leer. 

Wie wichtig es früher vor allem in den Höhenlagen war, Getreide und andere Vorräte sorgfältig zu lagern, zeigt ein Blick auf die damaligen Lebensbedingungen der Bauern. Das Klima war bei einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 5,5 Grad auf 1000 Metern Höhe sowie aufgrund der Tatsache, dass ab 800 Metern Höhe bis zu sieben Monate im Jahr Schnee liegen konnte, für Ackerbau denkbar ungünstig. Die starken Niederschläge wuschen zudem hohe Nährstoffmengen aus, die Böden waren sauer, das Bodenleben geschwächt. Dennoch bauten die Bauern Getreide an, zum einen als Nahrungsmittel, zum anderen als Viehfutter. Sie bevorzugten Sorten wie Roggen, der früh reif wird, Hafer, der viel Wasser braucht und Boden verbessernd wirkt, sowie Gerste. Eine besondere Schwierigkeit des Getreideanbaus in den Höhenlagen bereitete die Trocknung des Korns, zumal es oft unreif geerntet werden musste. Erst band man die Halme in Garben und stellte sie im Dach des Hofes auf, bei Bedarf wurden sie sogar über die Rauchküche gestellt. Meist ab Weihnachten wurden sie von Hand gedroschen und gereinigt. Erst, wenn es richtig trocken war, kam es in den Speicher. Es war sehr wichtig, vollkommen trockenes Getreide zu haben, denn ist es feucht, dann erhitzt es sich und keimt, der Mehlkörper zersetzt sich zu Stärke und kann nur noch schnell als Viehfutter verwendet werden.

Die Speicher standen abseits vom Hof: Dass die Speicher abseits vom Hof gebaut wurden, hat seinen guten Grund, erklärt Blum. In jedem Hof gab es eine oder mehrere offene Feuerstellen, aber keine Kamine. Die Brandgefahr war immens. Im abseits stehenden Speicher waren die Vorräte geschützt, zumal, wenn sie von Bäumen umgeben waren, die die Funken abhielten. Im Hochschwarzwald waren dies oft Eschen. Die Speicher, die noch heute in mehr oder weniger gutem Zustand neben vielen Höfen stehen, seien auch für den Schwarzwälder Holzbau etwas Besonderes, so Blum. Sie seien oft aufwändiger gebaut worden als die Höfe selbst. Äußerlich sehen sie zwar sehr verschieden aus, tatsächlich bestehen sie aber aus immer denselben Grundelementen: aus hölzernen, rundum dichten  Kästen, die im Querschnitt viereckig oder -- wenn sie das Dachgeschoss beinhalten -- fünfeckig sind. "Im Grunde genommen wie eine große Schatulle", sagt Blum. Diese Elemente sind höchst unterschiedlich kombiniert, mit einer oder zwei Etagen etwa, mit oder ohne Kellergeschoss, mit Schlafkammern oder als bloßes Vorratslager. Formal waren dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. Bemerkenswert sei die handwerkliche Ausführung, sagt Blum, denn die Bauten hatten Wind und Wetter, Dieben und Nagetieren zu trotzen. Zudem mussten sie höchste Anforderungen ans Raumklima erfüllen, damit das eingelagerte Getreide und die anderen Schätze nicht verdarben.
So sind die Speicher meist als Ständerbohlenbauten oder als blockähnliche Konstruktionen mit Eckschalen ausgeführt, mit sehr breiten Bohlen, um die Anzahl der Fugen möglichst gering zu halten. Die Wandbohlen wurden liegend verarbeitet, um dem Schwund des Holzes vorzubeugen, im Bodenbereich wurden die Bohlen weit überschnitten verfalzt oder mit Nut- und Federverbindungen verdichtet. Um das Holz vor Feuchtigkeit zu schützen, brachten die Zimmerer außen Wandverkleidungen aus Schindeln oder Brettschalungen an oder zogen das Dach weit über die niedrigen Seiten des Baus nach unten. Fehlt das Kellergeschoss, steht der Speicher auf Einzelfundamenten, so dass zwischen Bau und Erdreich ein Abstand ist und Luft strömen kann. Ein ausgeglichenes, trockenes Innenklima wurde zum einen durch das Material Holz erreicht, das eine gewisse Menge an Feuchtigkeit aufnehmen kann. Dazu kamen Lüftungsöffnungen, Schatten spendende Dächer und Bäume, Dachdeckungen aus Stroh oder Schindeln und der luftige Standort des alleinstehenden Speichers.
Blum ist sichtlich beeindruckt von der Bauweise der Speicher, die hohe Fertigkeit von den Handwerkern verlangt habe. "Planung gab's keine. Das war wirkliches Handwerkerwissen." Im Hochschwarzwald sind solche Holzspeicher etwa beim Zipfelhof in Lenzkirch-Kappel zu sehen oder beim Knöpflehof in Jostal-Schildwende, in dessen Erdgeschoss sich eine Kapelle befindet. Im Dreisamtal z.B. beim Jockelshof sind auch Speicherbauten aus massiven Mauern zu finden. Diese sind aber aufgrund ihres Innenklimas nicht wirklich für die Lagerung von Getreide geeignet. Sie sind wohl im Zusammenhang mit der Entwicklung des Hausbaus hin zum Massivbau und dem zeitweiligen Verbot unter Vorderösterreichischer Herrschaft, Bäume zu schlagen, entstanden. 

Rund 600 Kornspeicher sind in einem Teil des BBZ-Verbreitungsgebiets, dem Hohen und Mittleren Schwarzwald sowie am Südrand des Nordschwarzwaldes, vorhanden, so schätzt Blum, wobei einige mittlerweile abgerissen worden sind. Im Südschwarzwald, vornehmlich dem Hotzenwald, finden sich keine Speicher. Den Grund sieht Blum darin, dass die Höfe im Herrschaftsgebiet des Klosters St. Blasien ein anderes Erbrecht hatten. Es zersplitterte die Höfe in sehr kleine Parzellen. "Dort reichte den Bauern oft ein Korntrog", so Blum. Außerdem hatten die Höfe dort wegen des unwirtlichen Klimas keine Nebengebäude, sondern nur ein Hauptgebäude.

Für 440 Kornspeicher kann sich Blum verbürgen, den Rest hat er aufgrund von Erfahrungswerten hochgerechnet. Faszinierend findet er, dass es auch in anderen Regionen derartige Speicher gibt. So in Oberschwaben, in der Schweiz und sogar in Anatolien, wo Blum vier Sommer lang eine Zusatzausbildung in archäologischer Bauforschung absolviert hat. Aber in keiner anderen Landschaft Europas habe sich ein derart dichter Bestand solcher Bauten erhalten wie im Schwarzwald. Offenbar sind Speicher ein europaweites oder gar über Europa hinausreichendes Element bäuerlichen Bauens, meint Blum. Ob sie durch kulturelle Verbindungen oder einfach aufgrund vergleichbarer Bedingungen so ähnlich sind, ist nicht eindeutig nachweisbar. Vielleicht kommt beides zusammen. Die ersten datierbaren Speicher im Schwarzwald stammen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, der letzte aus den 1930er Jahren. Meist sind sie zeitlich nicht genau einzuordnen, nur selten sind Inschriften mit Datum und Monogrammen der Besitzer oder einem längeren Text des Handwerkers vorhanden.

120 Speicher hat sich Blum vor Ort angesehen. Anfangs fuhr er einfach aufs Geratewohl los, musste aber erkennen, dass es ohne Voranmeldung nicht geht. "Die erste Frage war immer: Kommen Sie vom Denkmalamt?" Für die Bauern seien die Speicher immer Zweckbauten gewesen, erklärt Blum diese Reaktion. Für reine Erhaltung ohne Nutzen hätten die Landwirte wenig Verständnis. Es gebe aber keinen Grund, überängstlich zu sein, da durch das Eigentumsschutzrecht in Deutschland niemand zur Sanierung eines Gebäudes gezwungen werden kann. Habe er sein Vorhaben erklärt, seien sie offen, freundlich und oft sehr interessiert gewesen. "Ich hab nur ein einziges Mal eine Zugangsverweigerung gekriegt." Da es wenig schriftliche Quellen zu den Speichern gibt, befragte Blum die älteren Hofgenerationen, die sich noch gut an die Nutzung des Speichers erinnern können. In diesen Gesprächen "habe ich ,Heimat` total neu kennen gelernt", sagt er. Kurios fand er, dass viele Bauern über ihre Speicher gar nicht mehr richtig Bescheid wissen.
So sind etwa die mannigfaltigen Sicherheitsvorkehrungen und Versteckfächer oft in Vergessenheit geraten. Angetan erzählt Blum davon, wie trickreich die Türen gesichert waren. Da gab es bis zu fünf verschiedene Mechanismen, die nur durch die korrekte Reihenfolge der Handgriffe funktionierten, mit kurbelartigen Hebeln, Fallriegeln, hölzernen Federn oder Stangenschlössern. Die Bohlenwände um die Türe herum waren mit Nägeln gespickt, obwohl diese früher sehr teuer waren. "Man verdirbt sich jede Säge damit", meint Blum mit Blick auf einfallsreiche Diebe. Nur gegen das Anbohren von außen, einer Praxis, der sich oft Landstreicher bedienten, war wohl nichts zu machen -- außer aufpassen.

Besonders wertvolle Dinge bewahrten die Bauern in Versteckfächern auf, die sie "Kalt" nannten. "Verkalten" bedeutet "verstecken" und ist im Wortschatz der Älteren noch vorhanden, hat Blum festgestellt. Im alemannischen Wörterbuch hingegen hat er es nicht gefunden. Ebenso das Wort "Doat", Plural "Doaten" (vielleicht von "doalen", teilen), das die "Kornschütten" bezeichnet. Die "Kalt" lag hinter einer aufgedoppelten Wand und war durch kleine Deckel oder Klappen verdeckt, die so angebracht waren, dass sie im Korn der gefüllten Schütten verschwanden. Von diesen Fächern wussten viele Bauern gar nichts mehr, wundert sich Blum. In seiner Doktorarbeit hat er nicht nur die Speicher exemplarisch erfasst und anhand von ausführlichen Einzelbesprechungen analysiert, sondern sich auch um ihre Zukunft Gedanken gemacht. "Es gibt wenige Umnutzungen, die man als geglückt bezeichnen kann", bedauert er. Bei manchen Bauten seien aber durchaus sinnvolle Nutzungsänderungen möglich, etwa zu einer schlichten Übernachtungsmöglichkeit für Kinder, die nicht viel Investition erfordere. Eine waagrechte Bohle könne man durch Fensterglas ersetzen, um etwas Licht zu erhalten. "Da spielt die Denkmalpflege mit." Über kurz oder lang werden wohl dennoch viele der Speicher verschwinden, da ist sich Blum sicher. In seiner Doktorarbeit sind sie nun exemplarisch erfasst und analysiert.

Alexandra Wehrle in der Bad. Bauernzeitung vom 25.12.2004
www.badische-bauern-zeitung.de

  

Düngung im Ökolandbau

Zu einer Mitgliederversammlung traf sich die Erzeugergemeinschaft "Junges Weiderind" im Hans-Thoma-Kurhaus. Klaus Kreß vom ALLB Neustadt referierte über die "Bedeutung des Grundfutters auf Wiesen und Weiden für eine erfolgreiche Mutterkuhhaltung"

Anhand eines zehnjährigen Düngeversuchs auf dem Betrieb Schwabenhof in Schwärzenbach erläuterte er seine Erfahrungen mit fünf Düngevarianten: ohne Düngung oder organische Düngung mit verschiedenen Anreicherungen von Phosphor, Kalium und Natrium. Zusätzlich wurde mit Kalk gedüngt bei Zugabe von Schwefel, wodurch sich der pH-Wert erhöhte. Ein optimaler pH-Wert von 5 bis 5,5 begünstigt ein gutes Bodengefüge, wofür Regenwürmer ein Indikator sind. Der Referent riet zu Bodenuntersuchungen. Die genannten Düngevarianten verändern die Pflanzenzusammensetzung von Gräsern, Kräutern und Hülsenfrüchtlern und auch die Erträge sind unterschiedlich. Auf allen Versuchsflächen konnte der Moosbefall zurückgedrängt werden, der für schlechte Nährstoffverhältnisse sorgt.
Kreß nannte zugelassene Düngemittel für den Ökolandbau und riet, bei Mischdüngungen darauf zu achten, dass die Einzelkomponenten zugelassen sind. Er wies auch auf Giftpflanzen im Grünland hin, so die Herbstzeitlose, Jakobsgreiskraut, Wasserkreuzkraut und der Sumpfschachtelhalm, die ihre Giftigkeit bei Konservierung zu Heu verlieren. Für die Weidenutzung der Grasnarbe gilt: kurze Fresszeiten - lange Ruhezeiten. Übrigens sind Gänseblümchen Anzeichen für eine Übernutzung der Weide. Zunehmend verbreitet sich die Kursrasenweide, wobei das Gras durch ständigen Verbiss jung bleibt. Im Schwarzwald betreiben hauptsächlich Biobetriebe die Kurzrasenweide. Abschließend wurde darauf hingewiesen, dass artenreiches Grünland durch MEKA gefördert wird, was sowohl für Weidenutzung als auch für Schnittnutzung gilt.
BZ vom 11.12.2004

  

 

Löffinger Erklärung - Landwirte gegen gentechnisch verändertes Saatgut

LÖFFINGEN. Eine klare Absage erteilten die Löffinger Landwirte hinsichtlich der Verwendung gentechnisch veränderten Pflanzen- und Saatguts.

Die BLHV-Vertreter der Ortsgruppen Löffingen, Dittishausen, Bachheim, Reiselfingen und Unadingen sowie 15 weitere Landwirte hatten keine Probleme, spontan die von Bürgermeister Frank Schmitt vorgelegte "Löffinger Erklärung" mit zu unterzeichnen. Danach verzichten sie auf eigenen und gepachteten Grundstücksflächen jetzt und in absehbarer Zukunft auf die Aussaat gentechnisch veränderter Pflanzen. Auf die guten Erfahrungen der Vergangenheit mit zertifiziertem Saatgut wies Ekkehard Marx hin, der keine Notwendigkeit für Änderungen sieht. "Wenn sich andere Gesichtspunkte in Zukunft ergeben sollten, ist neu zu diskutieren", hielt sich Karlheinz Agostini eine kleine Hintertür offen. Der Schöpfungsplan und die Gesetzmäßigkeit der Natur sind für Herbert Wiggert Argumente, sich gegen genmanipuliertes Pflanzgut auszusprechen. Den Verbrauchern riet er, die Verpackungen gut zu lesen. Es mache ihn schon stolz, dass Löffingen es als erste Gemeinde im Landkreis geschafft habe, den Verzicht auf gentechnisch veränderte Pflanzen schriftlich zu fixieren, kommentierte Schmitt, der sich eine gute Außenwirkung der "Löffinger Erklärung" und weit reichende Folgen verspricht.

Als historische Sache bezeichnete der Vorsitzende der NABU Südbaden, Wilfried Dieckmann, die Verzichtserklärung. "Wenn die Bauern vorausgehen, werden auch die Verbraucher mitziehen", ist er sich sicher. Eine Aufklärungskampagne startet der NABU beim Löffinger Nikolausmarkt.

Ganzen Text vom 4.12.2004 auf www.bzol.de

  

 

BLHV und AfH - Ausgleichsgeld beibehalten

Der BLHV und die Arbeitsgemeinschaft für Höhenlandwirtschaft (AfH) setzen sich für die Beibehaltung der Ausgleichszulage für heimische Landwirte ein. Bürgermeister Josef Waldvogel von St.Märgen stellte die gemeinsame Entschließung der beiden Verbände in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates vor und sicherte seine Unterstützung zu. Im Rahmen der EU-Agrarreformen sollen Prämien von der landwirtschaftlichen Produktion entkoppelt werden, um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern, wie Gemeinderat Peter Schwär erklärte. Auch der Ausgleichszulage droht, in der bisherigen Form jedenfalls, das Aus. Sie solle in der Flächenprämie aufgehen.

Der BLHV und die AfH möchten die Entkoppelung der Ausgleichszulage verhindern, da sie die hiesige Rinderhaltung trotz geringen Ertrags zu erhalten hilft. Rinderhaltung ist ihrer Meinung nach im Hochschwarzwald die effektivste und kostengünstigste Form, die Landschaft offen zu halten und zu pflegen. Schwär bestätigte, dass gerade in nicht zu mähenden Steillagen, Rinder die einzige Möglichkeit sind, diese Flächen offen zu halten. Wenn die Ausgleichszulage abgeschafft werde, "wächst das stillschweigend zu", befürchtet er. Es gelte, einen Weg zu finden, der die Ausgleichszulage gemäß den EU-Gesetze weiter erlaubt. Waldvogel sagte zu, dieses Anliegen in der Politik zu vertreten, denn St. Märgen treffe das besonders. "Die Offenheit muss auch dem Steuerzahler etwas wert sein", meinte er. Schwär regte an, auch Kurgästen den Sinn der hiesigen Landwirtschaft und der Prämienzahlungen zu erklären. Zu Weltmarktpreisen zu produzieren, lohne sich hier oben für keinen, stellte er klar: "Vom Defizit kann niemand leben."
BZ vom 29.9.2004

  

 

Till-Hof in Schluchsee-Äule - Demeter-Landwirtschaft mit Vision

SCHLUCHSEE. Vertreter der Welthandelsorganisation (WTO) und von Organisationen aus Entwicklungsländern ließen sich in Schluchsee-Äule, auf dem Hof von Landwirt Heinrich Till, davon überzeugen, dass ein Betrieb, in dem nachhaltige Landwirtschaft nach ökologischen Kriterien betrieben wird, nicht auf EU-Subventionen verzichten könnte.

Entwicklungsländer machen innerhalb der Genfer Welthandelsorganisation WTO zunehmend Druck auf die jährlich in zweistelliger Milliardenhöhe gezahlten Agrarsubventionen durch die Europäische Union. Das produktgebundene Geldpumpen wird als wettbewerbsverzerrend angesehen, subventionsgesteuerte Dumpingpreise und Überschussproduktion, wie bei Milch und Getreide, bedrohen nach Expertenansicht die Existenz von Kleinbauern in Drittländern.

Anders ist es bei Heinrich Till, der in 1000 Meter Höhe 30 Hinterwälderkühe, 15 Milchziegen, sowie eine Schweinezucht und -mast unterhält und nach biodynamischem Konzept vorgeht. Produziert wird nach den Richtlinien des Ökoverbandes und des noch älteren Bioverbandes "Demeter". Das heißt, ausreichendes Platzangebot für die Tiere, Einhaltung eines geschlossenen Betriebskreislaufes, bei dem kein Vieh zugekauft wird und ebenso auch kein Dünger und kein konventionell produziertes Futter. Lediglich Biogetreide für die Winterzufütterung an die Milchkühe wird von außerhalb bezogen, die Schweine verwerten die anfallende Molke. Der gesamte Milchertrag, das ist pro Jahr eine Menge von 35000 Kilogramm, wird in der hofeigenen Käserei von Ehefrau Christin zu Hart- und Frischkäse verarbeitet und in der Direktvermarktung ab Hof und an zwei Marktstandorten der Erzeugerverbrauchergemeinschaft in Freiburg verkauft. Außerdem vermarktet die Familie Till eigenerzeugtes Kalb- und Rindfleisch sowie Wurstwaren, wobei die Schlachtung ein Demeter-Metzger erledigt.

Heinrich Till, seine Frau Christin und die drei Kinder zogen 1988 in den damals gepachteten Hof in Äule, einem Grenzstandort für landwirtschaftliche Produkte, wo Ackerbau unmöglich ist. Der gelernte Landwirtschaftsmeister lernt drei Auszubildende in seinem Betrieb an, zu dem 60 Hektar Weide gehören. Er ist bei seiner Art der landwirtschaftlichen Betriebsführung davon überzeugt, gesunde Nahrungsmittel zu produzieren und durch die Landschaftspflege auf den steilen Hängen in Äule und auf Flächen in Menzenschwand, einen Beitrag zur Landschaftsoffenhaltung, nicht zuletzt für den Tourismus zu leisten. Vor einem Jahr hat er den zweiten Preis eines Bundeswettbewerbs des "Pro Tier-Förderprogramms für artgerechte Tierhaltung" gewonnen.

Bei der Führung durch Stall und Käserei schien es ihm gelungen zu sein, die Teilnehmer der Exkursion davon zu überzeugen, dass bei ihm nicht Massenproduktion, sondern Qualität der Produkte im Vordergrund stehen. Mit der EU-Förderung aus der so genannten "Grünen Subventionsbox" finanziert er den vor einigen Jahren für damals 650 000 Mark neu gebauten Stall, und durch das Halten von 30 Hinterwälderkühen und deren Nachzucht trägt er zur Erhaltung der vom Aussterben bedrohten Rinderrasse bei.
Sein Hof wurde für die Exkursion speziell als Vorzeigebetrieb einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft ausgewählt, die allein durch Direktvermarktung existenzfähig ist und den Weltmarkt nicht belastet. Die 25-köpfige Gruppe, die aus hochrangigen Diplomaten, WTO-Vertretern, Umweltschützern und Vertretern von Organisationen aus Entwicklungsländern, Osteuropa und Deutschland bestand, war offensichtlich begeistert vom biologisch-dynamisch funktionierenden Produktionskonzept, das Bauer Till umsetzt. Schriftlich wurde diesem inzwischen mitgeteilt, dass die Unterhändler der WTO durch Beispiele wie seines am besten davon überzeugt werden konnten, wo EU-Zahlungen gerechtfertigt seien.

"Der Mann hat eine Vision und dies macht den Unterschied aus", lautete die Erkenntnis, mit der ein Vertreter aus Nicaragua beim späteren Work-Shop in Genf die Eindrücke zusammenfasste. Beim Abschluss in Äule konnten die Exkursionsteilnehmer sich bei Kuchen und Käse auch von der Schmackhaftigkeit der Hofprodukte überzeugen
Ganzen Text von Roswitha Klaiber vom 18.9.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

Wiesen und Weiden keine Hundeklos   

BLHV schafft Bewusstsein dafür, dass Kot im Futter von Nutztieren Krankheiten auslösen kann

Als die Rinderseuche BSE ihren Gipfel erreicht hatte und die Landwirte am Pranger standen, protestierte eine Bäuerin: Warum denn niemand etwas dagegen sage, dass Hundehalter ihre Vierbeiner auf den Weiden ihr Geschäft verrichten lassen und dadurch auch die Gesundheit der Nutztiere gefährden. BSE ist kein Thema mehr, aber der Hundekot stellt nach wie vor ein Ärgernis dar. Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) hat nun eine Offensive gestartet, die helfen soll, das Übel einzudämmen. Ein Schild im DIN-A 3-Format erklärt unter der Überschrift "Auf diesen Wiesen und Feldern werden Nahrungsmittel produziert" und mit einem seine Notdurft verrichtenden Hund im roten, durchgestrichenen Kreis allen "lieben Hundebesitzern", um was es geht: Wird das von Hundekot beschmutzte Gras als Grünfutter geerntet oder die Fläche beweidet, gelangt der Kot ins Futter der Tiere und kann bei Rindern und anderen Nutztieren schwerwiegende Krankheiten und Frühgeburten auslösen, teils können Totgeburten die Folge sein. Die Hundehalter werden aufgefordert, "bitte sorgen Sie deshalb dafür, dass Ihr Hund unsere Flächen nicht als Hundeklo benutzt und unterstützen Sie uns durch Ihr Verhalten in der Produktion gesunder und hochwertiger Lebensmittel".
BZ vom 11.8.2004

Landwirte können das Schild beim BLHV-Agrardienst Baden anfordern

  

 

Offenhaltung der Landschaft - Harte Arbeit der Höhenlandwirte

Staatssekretär Berninger zu Besuch auf dem Altenvogtshof

OBERRIED. Ein Blick auf die steilen Matten und Wiesen, die den Altenvogtshof in 600 Metern Höhe oberhalb von Oberried umgeben, macht schnell klar, welche Arbeit in dieser Höhenlage hinter den Begriffen Landschaftspflege und "Offenhaltung der Landschaft" steckt.

Rund 23 Hektar Gründland gehören zu dem rund 500 Jahre alten Schwarzwaldhof, den Gerhard und Ulrike Tröscher bewirtschaften, hinzu kommt noch einmal die gleiche Fläche Wald. Die Tröschers schauen mit gemischten Gefühlen der Agrarreform entgegen, deren Zielsetzungen Matthias Berninger, Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, bei seinem Besuch im Betrieb der Tröschers skizziert. In Gesprächen mit den Landwirten will sich Berninger ein differenziertes Bild von den Problemen der Landwirte in verschiedenen Regionen machen.

Sorgen bereitet Gerhard Tröscher und seiner Frau vor allem die Umstellung auf Flächenprämien, unabhängig von der Zahl der Tiere, die er hält. Auch Werner Räpple, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), befürchtet, dass im Zusammenhang mit dieser neuen Regelung, die die regionalen Unterschiede der Agrarförderung etwas nivellieren soll, eine Benachteiligung der Höhenlandwirtschaft. Und die spiele schließlich eine anerkannt wichtige Rolle bei der Landschaftspflege. "Wir können den Schwarzwald und sein landschaftstypisches Bild nur erhalten, wenn wir die Menschen auf den Höfen halten. Und das muss eine gewisse Attraktivität haben", argumentierte Räpple gegenüber Staatssekretär Matthias Berninger. Seit Jahren gehe im Schwarzwald die Viehhaltung zurück, da sie sich für die Landwirte kaum noch lohne. Wie vor dem Hintergrund dieser Entwicklung langfristig die Offenhaltung der Landschaft garantiert werden könne, sei unklar.

Wobei der Altenvogtshof nicht unbedingt ideal-typisch für die Schwarzwälder Höhenlandwirtschaft ist. Neben der Mutterkuh-Haltung und der Forstwirtschaft sind die Streuobstverwertung in der eigenen Brennerei, die Direktvermarktung von Fleisch, Wurst, Brot und Nudeln und die seit dem vergangenen Jahr angebotene Ferienwohnung weitere Standbeine des Betriebes, auf die nicht jeder Schwarzwaldbauer abstellen kann

BZ vom 4.6.2004

  

 

Zukunftskonferenz zur Stärkung des ländlichen Raums in Ihringen

Wege zur Stärkung des ländlichen Raums gibt es viele. Und Menschen, die daran mitarbeiten, auch. Das zeigte eine so genannte Zukunftskonferenz des SPD-Landtagsabgeordneten Christoph Bayer in Wasenweiler. Kommunen, Kirchen, Verbände, Vereine und Initiativgruppen miteinander ins Gespräch bringen, ihr Interesse an der Arbeit des anderen wecken, das waren Ziele der Veranstaltung. Sie bildete den Abschluss einer Reihe von Aktionen, die Impulse für den Erhalt und die Weiterentwicklung ländlicher Gebiete geben sollte.
"Selten hat man Gelegenheit, in so einer Komplexität über diese Themenfelder zu reden", lobte Konferenzteilnehmer Frank Baum vom Umweltverband Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund).
Neben Wirtschaft und Tourismus standen die Bereiche Energie, Naturschutz, Infrastruktur, Sozialstruktur und Bildung auf der Tagesordnung. Dazu präsentierten sich Einrichtungen wie der "Maschinenring", der landwirtschaftliche Geräte und Arbeitskräfte vermittelt. Bettina Schnurr vom Bund Badischer Landjugend schlug Speisepläne vor, die ganz auf einheimische Produkte ausgerichtet sind. Gegen die regelmäßigen Flutungen des Rheinwalds bei Breisach und Burkheim sprachen sich Vertreter der örtlichen Bürgerinitiative aus. Und Bärbel Mühlhölzer vom Merdinger Kunstforum erläuterte Projekte mit regionalen Künstlern, in denen sich die ganze "Vielfältigkeit des ländlichen Raums" zeige.

Naturschutz und Tourismus können Hand in Hand gehen
Über alte und neue Energien aus der Natur informierten sich die Konferenzteilnehmer in einer "Erlebnis-Energieausstellung" des Naturparks Naturenergie Wutachschlucht. Oft lägen die Anfänge von Brennstoffzelle und Co. lange zurück, so Klaus Kress vom Naturpark, denn "früher gab's eben nichts anderes". Deshalb seien Mühlen und andere Energieerzeuger ein Bestandteil der Landschaft im Südschwarzwald, was "extreme Naturschützer" aber nicht immer sähen. Eine Verbindung von Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft zeigte Christian Hiss von der Eichstetter Stiftung Kaiserstühler Garten: In Samengarten und Obstmuseum werden alte Kulturpflanzen gezüchtet. Außerdem sei eine Ländliche Akademie geplant, an der "alles rund ums Saatgut" gelehrt werden solle. Dabei sei die Saatgutvermehrung besonders interessant, da es sie in Deutschland fast nicht mehr gäbe.
Die Landwirtschaft spielte eine zentrale Rolle, denn, so Werner Räpple, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), "jeder siebte Arbeitsplatz hängt indirekt oder direkt" mit ihr zusammen. Räpple will aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit die landwirtschaftliche Produktion stärken.
Die Intensivierung dürfe aber nicht übertrieben werden, mahnte Naturschützer Baum. Bauern bestimmten das Bild der Landschaft und in den Ebenen gäbe es schon jetzt "ausgeräumte Agrarsteppen ohne Biotop-Qualitäten". Anders im Schwarzwald, wo "die Landwirtschaft weiter funktionieren und intakt sein" müsse. Baum bot Räpple an, "weiter im Gespräch bleiben" zu wollen.
An die Verbraucher appellierte Gerd Teßmer, agrarpolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im Landtag, das Angebot der südbadischen Landwirte wahrzunehmen: "Gesunde Nahrung hat genauso ihren Preis wie ein Daimler oder Audi". Werde auf gentechnisch verändertes Saatgut verzichtet, solle das vom Käufer auch honoriert werden. Derzeit böten Gen-Pflanzen keine wirtschaftlichen Vorteile für die Bauern, so Räpple. "Entscheidend ist aber, wie der Verbraucher sich verhält."

Das Miteinander in dörflichen Strukturenerhalten
Einig waren sich Räpple, Teßmer und der Vorsitzende des Gewerbevereins Breisgau Stefan Marcial, dass die Rahmenbedingungen für Betriebe durch einen Abbau von Vorschriften verbessert werden müssten. Dabei seien die Entwicklungen im ländlichen Raum zu beachten, der laut Teßmer "eben nicht die kleine Großstadt" sei.
So fanden sich trotz aller Unterschiede Gemeinsamkeiten, wie auch beim Eichstetter Modell "Bürgerschaftliches Engagement" und dem Projekt "Lebensqualität durch Nähe" des katholischen Referats Kirche und ländlicher Raum. Für beide ist ein bewusstes Miteinander der Menschen wichtig, wie es vielleicht nur in dörflichen Strukturen möglich sei. Eben dies sei der Grund für seine Konferenz "von Multiplikatoren für Multiplikatoren", erläuterte Bayer. Häufig hätten Gruppen ähnliche Interessen, doch konzentrierten sich alle "zu sehr auf ihr Ding".
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Ganzen Text vom 25.5.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

 

 

 

Erzählt man den Bauern Lug und Schmäh, sind Wahlen in der Näh

In 2 Wochen sind wir aufgerufen die Kommunalparlamente und das Europäische Parlament neu zu wählen. Eine demokratische Pflicht, wozu der farb- und leidenschaftslose Wahlkampf allerdings nicht gerade auffordert.  Woran das liegt, erklärt der beigefügte Bericht von Franz Alt zum 60. Geburtstag von Dr. Dr. Hermann Scheer.
Franz Alt zum 60. Geburtstag von Dr. Dr. Hermann Scheer >fr-ost.de/solar1 (30.5.2004)

Deshalb Kandidaten über ihre Werthaltung mit Sachfragen herausfordern!
Von Zukunft wird viel gesprochen, gemeint ist aber oft nur die Fortschreibung der Gegenwart und die bietet Schwarzwaldbauern bekanntlich wenig Perspektiven. Entwicklung der Regionen oder der globalen Konzerne, heißt die Streitfrage, über die in kommunalen und im Europaparlament entschieden wird.

Dazu einige Kernfragen an die KandidatenInnen:  
Für die Kommunen sind Supermärkte und Einkaufszentren auf der Grünen Wiese zum Statussymbol geworden. Sind die Folgen dieser Aldiisierung auf ländliche Strukturen, die bäuerliche Landwirtschaft und die Kulturlandschaft bewusst?  

Zugleich stellt die Freizeitgesellschaft  wachsende Ansprüche an Landschaft und ihre Infastruktur.  Welche Rolle haben die Bauern in der Landschaft, Kulisse oder Gestalter? 

Die Parteien verfolgen auf Landes- und Bundesebene verschiedene Ziele bei der Einführung der Gentechnik und der Umsetzung der Agrarreform. Sind den KandidatenInnen diese Auswirkungen auf die Schwarzwaldbauern bewusst?

Regionalmanagement wird mit der Agrarreform als Maßnahme der ländlichen Entwicklung förderfähig.
Gibt es dazu Vorstellungen?
 

Wer pflegt die Landschaft?
Dazu wurde in einer Schwarzwaldgemeinde folgendes analysiert: 
Nur 24 % des Grünlandes wird von Höfen mit Milchquoten > 150 000 kg bewirtschaftet,
40 % des Grünlandes von Höfen mit Milchquoten von 50 bis 150 000 kg,
und 36 % des Grünlandes von Höfen ohne bzw. mit Milchquoten < 50 000 kg. 
 

Auf Geiz folgt Reiz
Nach einer Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforscher. Da Lidl im April sogar Umsatzeinbussen und den Verlust von Marktanteilen hinnehmen musste, vermuten die Konsumforscher, dass die Kunden wieder mehr zu Markenprodukten greifen. Solange die Landwirtschaft aber nur Rohstoffe produziert, kann sie davon nicht profitieren!

BAULA
ist der Name eines INTERREG-Projektes. In diesem grenzüberschreitenden und von der EU geförderten Projekt entsteht hoffentlich, was bisher verhindert wurde, nämlich Beurteilungskriterien und Empfehlungen für das Bauen in der Landschaft. 

Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V., 30.5.2004,  spittelhof@freenet.de    

  

 

 

Gesucht - Innovationen im ländlichen Raum für LUI Landwirtschaftspreis

Die Landjugendverbände fördern gemeinsam in Baden-Württemberg Innovationen im ländlichen Raum. Mit Unterstützung der ZG Raiffeisen eG Karlsruhe wird landesweit ein Förderpreis für herausragende Ideen ausgelobt. Der LUI Landwirtschaftspreis für unternehmerische Innovation ist mit 5.000 € dotiert. Bewerben können sich neben landwirtschaftlichen Betrieben auch Unternehmen, die in beispielhafter Weise mit der Landwirtschaft zusammenarbeiten. Das können Betriebe der Gastronomie, des Handwerks oder des Handels sein oder aber Einzelpersonen, Gruppen oder Gemeinden mit herausragenden Ideen.

Bewerbungsschluss ist der 30. Juni 2004. Die Preisverleihung wird im Herbst 2004 in festlichem Rahmen stattfinden. Fordern Sie noch heute die Ausschreibungsunterlagen an bei:
LUI, Postfach 329, 79003 Freiburg.
Weitere Informationen beim Bund Badischer Landjugend, LUI-Koordinationsstelle Stefan Vogel,
Tel. 0761/27133-33, Fax 27133-99.
22.5.2004

Zum Bund Badischer Landjugend >Vereine

  

 

 

 

 

Beruf des Landwirts muss für die Jugend attraktiver werden 

Sonst leidet diese Berufssparte bald unter starkem Nachwuchsmangel / Strukturwandel muss von der Politik begleitet werden / Podiumsdiskussion der JU

... Wolfram Wiggert, ebenfalls von der JU, begann die Diskussion mit einer einleitenden Präsentation. So sprach er von "dramatischen Entwicklungen", von immer weiter steigenden Betriebskosten und gleichzeitig sinkenden Einnahmen der Bauern. In einem Vergleich stellte er die heutige landwirtschaftliche Situation im Hochschwarzwald der von 1979 gegenüber. So sei die Zahl der Betriebe von 190 auf 149 zurückgegangen, die Zahl der Vollerwerbsbetriebe gar von 116 auf 72. Um diesen Entwicklungen in der Zukunft begegnen zu können, nannte er als Möglichkeiten der Zukunftssicherung die Erhaltung der typischen Schwarzwaldhöfe sowie die Hoffnung, weitere Einkommensquellen zu erschließen - "Urlaub auf dem Bauernhof" sei hierfür ein Beispiel.

Joachim Hauck, Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium, schlug einige etwas weitere Bögen und gelangte in seinem Vortrag über die Grundlagen der Agrarpolitik teilweise bis nach Brasilien. Sein Hauptaugenmerk legte er jedoch auf die "Gemeinsame Agrarpolitik" (GAP) der Europäischen Union sowie deren Chancen und Risiken. So sei die EU-Osterweiterung für die Bauern hier zu Lande kein großes Problem. Gefahren sah Hauck eher bei der Welthandelsorganisation WTO und deren Bemühungen, auch den Markt für landwirtschaftliche Produkte zu liberalisieren. "Schaffen wir es, sie rauszuhalten; oder sind wir stark genug, dass wir konkurrieren können?", laute vor allem in Bezug auf südamerikanischen Länder in Zukunft die Frage.
...
Das Ziel müsse deshalb also sein, den Beruf des Landwirts für die Jugend in der Zukunft wieder attraktiver zu machen, "sonst haben wir ein Riesenproblem." Gebe es keine Bewirtschaftung der Flächen mehr, sinke auch die Lebensqualität. Das Landschaftsbild würde verkommen, was wiederum den Tourismus beeinträchtige. Hinterseh: "Wenn die Landwirtschaft nicht mehr funktioniert, dann funktioniert vieles bei uns nicht mehr." In Zukunft müsse also umgedacht werden: Der Fremdenverkehr werde die Landwirtschaft mitziehen, und nicht mehr umgekehrt wie die Jahre zuvor.
Ganzen Text vom 18.5.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

Landwirte, Naturschützer und Touristen - Interessenkonflikte?

Landwirte sind keine "Parkwächter"  - Die Landwirtschaft im Hochschwarzwald war Diskussionsthema bei der Bürgerinitiative Staufen

STAUFEN-GRUNERN. In einer sehr gut besuchten Veranstaltung im "Bärenbad" in Grunern wurden die Aspekte von Gruppen zusammengebracht, die sonst wenig Kontakt untereinander haben: Landwirte, Naturschützer und aller, die unsere schöne Landschaft "nutzen" als Wanderer, Mountainbiker oder Skifahrer. Zur Einstimmung zeigte Dieter Kohlhepp, Münstertal, Lichtbilder der typischen offenen Landschaft im Südschwarzwald; eindrucksvoll zum Beispiel die Entwicklung der Weidbuchen: die jungen Sprösslinge aus den Bucheckern werden von den Kühen immer wieder verbissen, so dass sie als kleine Büsche in die Breite gehen. Aus vielen zusammengewachsenen Einzelstämmen werden so nach vielen Jahren schöne große Bäume mit eindrucksvollen Stammumfängen. Dazu Porträts von Hinterwälderrindern und Blumen, die auf extensiv genutzten Wiesen besonders vielfältig wachsen.

Danach ging Frank Baum, von der Bürgerinitiative Umweltschutz Staufen auf den "Naturpark Südschwarzwald" ein, in dem die unterschiedlichen Interessen - der Landwirte, Naturschützer und Touristen - auf einen Nenner gebracht werden sollen.

Über die Schwierigkeiten der Höhenlandwirtschaft berichteten Klaus Muckenhirn und Adolf Dietsche aus dem Münstertal: viel Idealismus, dazu der Rückhalt und die Mitarbeit der ganzen Familie seien nötig, um unter diesen Bedingungen heute noch einen landwirtschaftlichen Betrieb zu erhalten. Es gebe daher auch nur noch wenige Vollerwerbslandwirte. Die Belastungen eines Nebenerwerbslandwirts, der ja die ganze anfallende Arbeit nach einem normalen Arbeitstag erledigen müsse, seien enorm - Wochenende und Ferien müssten da weitestgehend zum Arbeiten in der Landwirtschaft genutzt werden.

In der abschließenden Diskussion wurde überlegt, wie man vor allem die Direktvermarktung fördern könne, zum Beispiel durch Einkaufsführer, die im weiteren Umkreis ausgelegt werden, oder Einkaufsgemeinschaften für das besonders gute Fleisch der Hinterwälderrinder.

Schließlich berichtete Walter Martin (Weideinspektion Schönau) darüber, wie die typische Südschwarzwald-Landschaft entstanden ist: erst spät besiedelt, gab es zunächst Holznutzung für Bergbau und Glashütte; erst nachdem der Wald weitgehend abgeholzt war, entstanden kleine Höfe. Es gab wenig Privatbesitz, statt dessen "Allmendflächen", die extensiv bewirtschaftet wurden. Dünger kann man noch nicht lange kaufen, und so entstanden die typischen Magerwiesen mit ihrer erstaunlich vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt, freigehalten meist von Ziegen (der "Kuh des kleinen Mannes"). Nach einigen Versuchen, die Matten mit Hilfe von Chemie freizuhalten, sind Ziegen in den letzten Jahren wieder viel häufiger geworden.

Auch Martin sprach in seinem Vortrag die Probleme der Höhenlandwirtschaft an: Die Preise würden durch die Einkaufschefs von Aldi, Lidl und Edeka festgelegt, durch die Globalisierung seien Produktionsstätten weltweit austauschbar; das Image der Bauern sei in Deutschland schlechter als in anderen Ländern. Trotzdem bescheinigte er dem Landwirt eine Zukunft, dessen Aufgabe jedoch nicht darin bestünde, "Parkwächter" der Spaß- und Freizeitgesellschaft zu sein.
BZ vom 11.5.2004

Dieter Kohlhepp.
Herausgeber: BBS Arbeitsgemeinschaft am Markgräfler Gymnasium, Müllheim, unter der Leitung von
48 Seiten, Pappband, 21 x 20,5 cm mit 45 meist farbigen Abbildungen
Waldkircher Verlag ISBN 3-87885-323-8 - DM 26,80 / 13,70
http://www.belchen.de/geo/igb_tt_buch.html 

Frank Baum - Bürgerinitiative Umweltschutz Staufen
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands B.U.N.D.
Ortsgruppe Staufen, c/o Dr. Frank Baum
Weiherweg 13, 79219 Staufen, eMail: fr.baum@gmx.de
Kontakt:  Christiane  Lebugle, Mühlenstr. 14, 79282 Ballr.-Dottingen, 07634-8584
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Doppelter Wohlstand bei halbem Energieverbrauch - von Weizsäcker >Zukunft1 (29.6.2004)

  

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