Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Agro-Gentechnik und Pharma-Gentechnik
 

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GVO, Gentechnisch veränderter Organismen, GVO-Kontingente, Saatgut

Blick vom Attental ins Dreisamtal nach Süden über Dinkel und Roggen (links) am 21.6.2007
Blick vom Attental ins Dreisamtal nach Süden über Dinkel und Roggen (links) am 21.6.2007

 

 "Ich füge den 10 Geboten ein elftes hinzu:
Du sollst nicht Kerne spalten,
weder Atomkerne noch Zellkerne!"


Franz Alt  am 29.4.2006 auf dem Freiburger Rathausplatz
 

Blick vom Feldberggipfel nach Westen zur Wetterwarte und Kandel (rechts)

"Wir müssen die selbst gemachten Fehler im Anbau korrigieren,
nicht das Schöpfungsprogramm,
um die Pflanzen
unseren Fehlern anzugleichen."

eMail-Zitat vom 28.01.2006
von Prof. Dr. Claus Hipp
  Blick vom Feldberg
ins Nebelmeer des Rheintals
 

 

Auch im Markgräflerland: "Genmais - so ein Scheiß"    
Auch im Markgräflerland: "Genmais - so ein Scheiß"    
Aktionsbündnis gentechnikfreie Region Oberrhein - AGRO

"Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Gentechnik am Oberrhein in den letzten 10 Jahren und der immer deutlicher werdenden Probleme eines Nebeneinanders (Koexistenz) von bewährtem Landbau und GmO-Einsatz (Gentechnisch modifizierte Organismen) ist für uns klar: wir brauchen eine gentechnikfreie Region Oberrhein. Mit großer Sorge verfolgen Bevölkerung und Landwirte das Aufweichen bzw. Aufheben des bisherigen Europäischen Zulassungs- und Anbaumoratoriums. Selbstverständlich muss es zunächst eine verlässliche Gesetzgebung geben, nach der nicht gentechnisch manipuliertes (GMO-freies) Saatgut und GMO-freie Lebensmittel und der soziale und rechtliche Frieden in den Dörfern gewährleistet bleiben (Kennzeichnung, Rückverfolgbarkeit, Haftung, faire Nachbarschaft, usw.)"

Aktionsbündnis gentechnikfreie Region Oberrhein
c/o
Dora Pfeifer-Suger
http://www.aktionsbuendnis.net/oberrhein

c/o Rüdiger Stegemann, AGRO, Tel. 07633/92 98 54; agroco@gmail.com

Gendreck-weg.de - Bauern gegen Gentechnologie

Gendreck-weg wurde von Imkern und Bäuerinnen und Bauern aus Süddeutschland ins Leben gerufen. Sie spüren als Erste die Konsequenzen der Gentechnologie. Wer will noch Honig kaufen, wenn er mit Gentech-Pollen verunreinigt ist? Wer traut den Erzeugnissen eines Bauern noch, wenn der Nachbar Gentech-Mais anbaut? Die gesundheitlichen Konsequenzen des Genfood sind nicht ausreichend erforscht, besorgniserregende Hinweise werden ignoriert. Was die Risikotechnologie mit Natur und Landschaft machen wird, ist noch völlig ungewiss. Bereits jetzt sind zahlreiche Existenzen durch die Agro-Gentechnik bedroht - in Deutschland. International ist diese Entwicklung noch dramatischer. Hoffnungslos verschuldete Gen-Soja-Anbauer in Indien wissen keinen Ausweg mehr - Tausende haben sich schon das Leben genommen. In vielen Ländern protestieren Kleinbauern gegen die ungeheure Macht der Agrarkonzerne. Mit der Gentechnik nehmen die Abhängigkeiten noch zu und bedrohen die Zukunft von Millionen von Familien und die Biologische Vielfalt.
www.gendreck-weg.de

Freiwillige Feldbefreiung: Tauschaktion Bantam gegen Genmais >Gentechnik2 (3.12.2008)

 

Vita-Activa-Tour.de: Protest gegen Gentechnik
 

Die Schlegels sind mit ihrer Pferdekutsche durch ganz Europa gefahren und sie hatten eine Mission: Protest gegen Gen-Landwirtschaft. Überall wurden sie freundlich aufgenommen. Über ihre Erfahrungen berichten die Schlegels in der Landesschau. Aufgerüttelt von den Auswirkungen industrieller Landwirtschaft fuhren Maria und Markus Schlegel 8300 Kilometer in einer Pferdekutsche durch Europa, um über die Risiken der Gentechnik aufzuklären. Mit 20 bis 25 Kilometer pro Tag bereisten sie Deutschland Spanien, Frankreich, Portugal, Tschechien, die Niederlande, Belgien und die Schweiz. Am 1.12.2009 trafen die beiden Heiligenberger nach 16 Monaten wieder in Überlingen am Bodensee ein.

Maria und Markus Schlegel
www.vita-activa-tour.eu

 

Grüne Gentechnik

Grüne Gentechnik oder Agro-Gentechnik ist die Anwendung der Gentechnik in der Pflanzenzüchtung. Einzelne Gene fremder Organismen werden im Labor gezielt in Kulturpflanzen eingesetzt. Konnte bei der klassischen Züchtung nur die Eigenschaften von nah miteinander verwandten Pflanzen durch Kreuzung kombiniert werden, ermöglicht die Gentechnik auch die Erbanlagen artfremder Organismen zu nutzen. Die Befürworter versprechen sich davon, die landwirtschaftliche Produktion auch bei einer wachsenden Weltbevölkerung zu sichern. Außerdem könnte die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge gestärkt werden. Gegen die Larve des Maiszünslers werden, auch im ökologischen Landbau, Bakterien gespritzt, die ein Eiweiß produzieren, das nur für bestimmte Insekten schädlich ist. Dieses eiweißproduzierende Gen wurde direkt in die Maispflanze eingebaut. Die Kraut-und Knollenfäule bei Kartoffeln wird durch einen Pilz ausgelöst. Ein aus einem Bakterium eingesetztes Gen sorgt dafür, dass die Kartoffel die befallenen Zellen absterben lässt. Damit stirbt auch der Pilz. Es besteht auch die Hoffnung mittels der Gentechnik Viruserkrankungen zu verhindern, was bislang nicht möglich ist.

Gentechnikgesetz
Das Gentechnikgesetz ist am 26. 11.2004 im Bundestag mit der Mehrheit der rot-grünen Regierungskoalition beschlossen worden. Ziel: Alle Anbauformen, also mit oder ohne Gen-Pflanzen, sollen möglich sein und gentechnikfreie Pflanzen vor Auskreuzungen gentechnisch veränderter Organismen - zum Beispiel durch Pollenflug - geschützt werden. Voraussichtlich im Januar tritt das Gesetz in Kraft. Der von CDU/CSU und FDP dominierte Bundesrat hatte die Novelle am 5. November abgelehnt und Erleichterungen für den Anbau von GVO-Pflanzen gefordert. Zustimmen muss der Bundesrat allerdings, wenn in einem nächsten Schritt die konkreten Verordnungen verabschiedet werden, da die Umsetzung Ländersache ist.

 

Karte mit Gentechnik-Anbauflächen von Mais

Die Mehrheit der Landwirte in Deutschland lehnt den Anbau von Gen-Pflanzen nach wie vor ab. Die jetzt angemeldeten 3581 Hektar Gen-Mais machen lediglich einen Anteil von 0,21 Prozent der gesamten Mais-Anbaufläche in Deutschland aus. Wie in den vergangenen Jahren, ist im Laufe der nächsten Monate mit erheblichen Flächenabmeldungen zu rechnen.

www.greenpeace.de/gen-mais-karte

 

Die Produkte müssen gekennzeichnet werden

Die Agro-Gentechnik ist eine Risiko-Technologie. Das derzeit gültige Haftungsrecht sorgt dafür, dass der Landwirt, der gentechnisch veränderte Pflanzen anbaut, verschuldungsunabhängig haftet. Das ist auch richtig so. Wie soll ein konventionell oder biologisch anbauender Landwirt nachweisen, woher eine Verunreinigung seines Feldes genau kommt, wenn noch nicht einmal genau definiert werden kann, wie weit Pollen fliegen können?

Keine Versicherung ist bereit dieses Risiko zu versichern. Weder Saatgutkonzerne, die gentechnisch veränderte Organismen (GvO) produzieren, noch Landwirte sind bereit die Haftung zu übernehmen. Es kann nicht sein, dass ein Haftungsfonds aus Steuergeldern für dieses Risiko aufkommen soll, da über 70 Prozent der Bevölkerung die Gentechnik in Lebensmitteln ablehnen. Es wird immer darauf hingewiesen, dass EU-Recht umgesetzt werden müsse. EU-Recht wird von den Mitgliedsstaaten verabschiedet, also auch von unseren Politikern. In ganz Europa haben Bürger gentechnikfreie Regionen gegründet, um auch zukünftig gentechnikfreie Lebensmittel erzeugen zu können. Da die Politiker vom Volk gewählt wurden, sollten sie sich überlegen, wie sie dazu beitragen könnten, diese Regionen zu unterstützen und zu fördern und nicht den “schwarzen Peter” den Landwirten zuzuschieben, indem diese Selbstverpflichtungserklärungen abgeben sollen und so weiter, damit eine tatsächliche Koexistenz gewährleistet werden kann. Die Aussage, der Markt solle entscheiden, ob sich GvO-haltige Produkte etablieren können, setzt eine absolute Kennzeichnung voraus, also auch tierischer Produkte, die von Tieren stammen, die mit GvO gefüttert wurden, sollten gekennzeichnet werden. Ebenso ist es nicht richtig, dass Produkte, die “zufällig oder technisch nicht vermeidbar” bis 0,9 Prozent GvO enthalten, nicht gekennzeichnet werden müssen. So kann ich mich doch gar nicht wirklich entscheiden, Produkte ohne GvO zu bevorzugen.
BZ-Leserbrief von Alma Fischer, Buggingen vom 3.3.2006


 

 

Seehofer: Haftungsfonds soll Genbauern entlasten

Weil bislang jeder Genbauer für Schäden auf den Feldern der Nachbarn haftbar ist, baut fast niemand genveränderte Pflanzen an / Das soll sich nun ändern / >Der Bundestag hat am Donnerstag das Gentechnikgesetz geändert und eine EU-Richtlinie umgesetzt. Das strenge Haftungsrecht, das von Rot-Grün eingeführt wurde, bleibt aber vorläufig erhalten. Die große Koalition will es abmildern, weiß aber noch nicht wie.

Was wurde im Gentechnikgesetz konkret geändert? Wichtigster Punkt sind Regeln zur Information der Verbraucher über ungenehmigt in Verkehr gebrachte Gentech-Pflanzen und über Gefahren, die von genehmigten Pflanzen ausgehen. Im ursprünglichen Gesetzentwurf hieß es, die Öffentlichkeit “kann” darüber informiert werden. Jetzt wurde beschlossen, dass die Behörden in diesen Fällen die Bürger informieren “sollen” .
Was besagt das strenge Haftungsrecht? Konventionelle Landwirte und Öko-Bauern erhalten einen Schadenersatzanspruch, wenn auf ihren gentechnikfreien Feldern plötzlich Gentech-Pflanzen wachsen und sie ihre Ernte deshalb nicht mehr als “gentechnikfrei” verkaufen können. Der Preisunterschied muss ihnen dann ersetzt werden.
Warum ist die Regelung so umstritten? Kritiker halten sie für innovationsfeindlich, weil sie für Gentech-Bauern unabsehbare Haftungsrisiken mit sich bringe. Diese müssten nämlich auch dann für die Auskreuzung von Gentech-Pflanzen in gentechfreie Nachbarfelder haften, wenn gar nicht klar ist, ob sie selbst den Schaden verursacht haben. Laut Gesetz haften nämlich alle Gentech-Bauern der Gegend als Gesamtschuldner.
Was hat die Koalition nun vor? Geplant ist zweierlei. Zum einen soll in einer Verordnung die “gute fachliche Praxis” für Gentech-Bauern definiert werden. Dort werden für alle relevanten Pflanzenarten Mindestabstände zu konventionellen Feldern festgelegt. Wer diese Regeln einhält, haftet nicht individuell. Für die dennoch durch Auskreuzung auftretenden Schäden soll ein neu einzurichtender Haftungsfonds geradestehen.
Wer soll in den Haftungsfonds einzahlen? Bauern und Saatgutindustrie wäre es am liebsten, wenn der Staat den Fonds finanziert und so die offenen Haftungsrisiken übernimmt. Bund, Länder und Gemeinden haben aber kein Geld für solche Subventionen. Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD heißt es, dass die “beteiligten Wirtschaftszweige” den Ausgleichsfonds einrichten sollen. .....
Alles von
Christian Rath vom 18.2.2006 auf www.bzol.de


 

Gentechnik bedroht die Biobranche auch in Südbaden

Auch südbadische Hersteller von Bio-Lebensmitteln wollen im Ausland produzieren, wenn es in Deutschland Gen-Äcker gibt

In der Biolebensmittel-Industrie und bei den Ökobauern herrscht erhebliche Unruhe. Denn mit dem neuen Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) dreht sich der Wind deutlich in Richtung grüner Gentechnik. Eine der ersten Amtshandlungen des Ministers war, die Maissorte MON 810 auf deutschen Feldern zuzulassen. Ein verheerendes Signal für die Agrarwirtschaft, warnen die Hersteller von Biolebensmitteln und setzen ein deutliches Zeichen: Sie drohen mit Abwanderung.

Nicht etwa, dass Norbert Michel bereits mit seinem Unternehmen auf gepackten Koffern säße. Dennoch möchte der Chef des Schliengener Unternehmens Mayka den Gang ins Ausland nicht ausschließen. Noch kann das Unternehmen, das Knabbergebäck produziert, mit einem aufgedruckten Versprechen werben: “Alle Produkte sind frei von gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen.” Doch wie lange noch, wenn sich die deutsche Landwirtschaft der grünen Gentechnik öffnet? “Im Augenblick sind wir nicht direkt betroffen” , sagt der Geschäftsführer, “weil die Gentechnik unseren Hauptrohstoff, den Dinkel, nicht im Visier hat.” Etwa 400 Tonnen verarbeitet Mayka davon jährlich zu Knabbereien aus Brezeln und Salzstangen. 15 Mitarbeiter setzen an die sieben Millionen Euro um. "Wir wollen gerne der heimischen Landwirtschaft den Rücken stärken” , bekräftigt Michel, “gleichwohl schauen wir uns nach anderen Bezugsquellen um” . Die sieht er in der Schweiz, in Österreich und Rumänien.

Damit steht der Unternehmer nicht allein. Auch sein Kollege aus dem bayerischen Pfaffenhofen, Claus Hipp, drohte unlängst auf der Grünen Woche in Berlin, künftig die Gläschen für Babynahrung nicht mehr mit Bioprodukten aus deutschen Landen zu füllen, sondern die Rohstoffe vollständig aus anderen Ländern zu holen. Zudem könnten auch Teile der Produktion ganz ins Ausland abwandern. Mit Hipp spricht ein Schwergewicht in der Branche. Er beschäftigt 1000 Menschen in Deutschland, und zählt 3000 Biobetriebe in Bayern und im Ausland zu seinen Zulieferern. Hipp ist sich sicher: “Die Mütter wollen keine gentechnisch veränderte Nahrung.”  Und nicht nur die. 70 Prozent der Deutschen lehnen Umfragen zufolge die grüne Gentechnik ab. Warum also brach Seehofer scheinbar ohne Not eine Lanze für die Gentechnik auf deutschen Feldern? Der Markt gibt offensichtlich dazu keinen Anlass.

Verwundert darüber zeigt sich auch die Arbeitsgemeinschaft des ökologischen Landbaus in Baden-Württemberg. Dort sieht man Seehofer nicht als den großen “Antreiber” der neuen Technologie, sondern vielmehr als einen “Getriebenen” . Denn die schwarz-rote Bundesregierung hat sich laut Koalitionspapier vorgenommen, “die Forschung und Anwendung der Gentechnik zu befördern” . Ein klarer Auftrag an Seehofer. Vorgängerin Renate Künast (Grüne) hatte zwar Haftungs- und Anbaufragen in einem ersten Teil gesetzlich durch den Bundestag absegnen lassen. Mit dem anderen Teil, der das Ausbringen gentechnisch veränderter Pflanzen regeln sollte, war sie im vergangenen Sommer am Widerstand der Länder im Bundesrat gescheitert.

Im südbadischen Bauernverband (BLHV) bleibt man skeptisch. Erst wenn sich die Haftungslage tatsächlich geändert habe, könne man den Landwirten empfehlen, grüne Gentechnik einzusetzen. “Wir raten unseren Bauern auch in diesem Frühjahr, davon die Finger zu lassen” erklärt Martin Armbruster, Marktreferent im BLHV. Zudem gebe es auch von der Marktseite keine zwingenden Gründe, den Einsatz zu forcieren. Dass dies so bleibt, hofft Wolfgang Heck. Er ist Geschäftsführer der Freiburger Life-Food GmbH und bei diesem Thema sensibel. Schließlich stellt sein Unternehmen Tofu-Produkte her. Deren Grundstoff: Soja, eigentlich die klassische Pflanze grüner Gentechnik. 2005 wurde bereits auf einer Fläche von mehr als 50 Millionen Hektar Gen-Soja angebaut. 1000 Tonnen werden jährlich bei Life-Food verarbeitet. Die Soja allerdings stammt aus zertifizierten Öko-Betrieben in Baden-Württemberg und dem Elsass sowie aus Brasilien. Eine ständige Kontrolle garantiert gentechnisch unveränderte Erzeugnisse. Darauf ist Heck nicht nur stolz, sondern dafür möchte er auch künftig kämpfen. Deshalb hat er Horst Seehofer in seinen Betrieb eingeladen. Ein Besuch in Freiburg? Der Minister könnte davon bestimmt profitieren. Denn in Sachen grüner Gentechnik scheint der CSU-Mann noch keinen eigenen Standpunkt entwickelt zu haben und Nachhilfe zu brauchen. Oder warum sonst sind auf der Homepage des Verbraucherministeriums immer noch die Standpunkte von Renate Künast zu finden?
Alles von Rainer Fritz vom 18.2.2006 auf www.bzol.de lesen

  

 

WTO verbietet den Europäern vorerst, den Import von Gennahrung zu verhindern

Vielen Verbrauchern mag es absurd erscheinen: Die Europäer lehnen mit großer Mehrheit genveränderte Nahrungsmittel ab, die EU darf die Einfuhr dennoch nicht verbieten. Zu diesem Schluss kam das Schiedsgericht der Welthandelsorganisation (WTO) in einem Zwischenbericht.

Geklagt hatten Kanada, die USA und Argentinien, die im so genannten De-Facto-Moratorium der Europäischen Union einen Verstoß gegen die Regeln des Welthandels sehen. Von 1998 bis 2003 hatte die EU die Einfuhr von genveränderten Produkten mit dem Argument verboten, die gesundheitlichen Folgen seien nicht geklärt und die Kennzeichnung noch nicht in allen Mitgliedsstaaten vorgeschrieben. Derartige Zwischenberichte des Schiedsgerichts sind eigentlich vertraulich und dienen dazu, dass die Parteien ihre Vorwürfe oder Rechtfertigungen noch einmal präzisieren können. Das US-Außenhandelsministerium fand den Zwischenbericht aber so ermutigend, dass es einige Details veröffentlichte. Seit 1998 habe die EU die Entwicklung und Anwendung von Biotechnologie in der Landwirtschaft hintertrieben. Das sei nicht auf Grund wissenschaftlicher Erkenntnisse über Gesundheitsrisiken, sondern ausschließlich aus politischem Kalkül geschehen. Die WTO habe bestätigt, dass dieses Vorgehen gegen die Welthandelsregeln verstoße und Importgenehmigungen unverhältnismäßig lange blockiere. Vertreter der EU-Kommission hingegen interpretierten das mehr als 1000 Seiten umfassende Zwischengutachten in ihrem Sinne. Da es ein Import-Moratorium kritisiere, das längst aufgehoben sei, laufe die Kritik ins Leere. Tatsächlich hat die Kommission in den vergangenen zweieinhalb Jahren mehr als 30 genveränderte Nahrungs- und Futtermittel auf dem europäischen Markt zugelassen. Im Rat stimmt regelmäßig eine große Zahl von Mitgliedsstaaten dagegen. Da die Entscheidung der Kommission aber nur mit einstimmigem Votum revidiert werden kann, gelangen immer neue Varianten von genverändertem Mais oder Sojaprodukten in die Regale. Dass die Genehmigungsverfahren — aus US-Perspektive — so lang und beschwerlich sind, liege daran, dass die Anforderungen an Lebensmittelsicherheit hier eben strenger seien, bemerkte gestern spitz ein Kommissionsmitarbeiter. Der Anteil US-amerikanischer Produkte gehe zurück, weil andere Lieferanten wie Brasilien oder Argentinien inzwischen billiger seien.
Ende des Jahres wird mit einem endgültigen Urteil gerechnet. Es wird wohl bestätigen, dass nach WTO-Regeln nur gerichtsverwertbare Erkenntnisse über Gesundheitsschäden einen Einfuhrstopp rechtfertigen. Derartige wissenschaftliche Studien gibt es bislang nicht. Dem Verbraucher bleibt bis auf Weiteres nur, das Kleingedruckte auf der Maisdose sorgfältig zu studieren.
Alles von
Daniela Weingärtner vom 9.2.2006 auf www.bz-online.de

Die EU-Kommission schafft Fakten - Genfood reinlassen
“Im Rat stimmt regelmäßig eine große Zahl von Mitgliedsstaaten dagegen. Da die Entscheidung der Kommission aber nur mit einstimmigem Votum revidiert werden kann. . .” Ein unauffälliger Halbsatz zeigt die bizarre Entscheidungsfindung in der EU. Die edle Kommission schafft selbstbewusst Fakten für ihre Bürgerinnen und Bürger, die — seien sie noch so haarsträubend — kaum rückgängig gemacht werden kann. Wer da naiv geglaubt hat, bei einer solch grundlegenden Maßnahme sei ja sicher zunächst eine Einstimmigkeit im Rat für den Import von Gennahrung nötig, hat von den unglaublich demokratischen EU-Spielregeln immer noch nichts begriffen. Guten Appetit!
BZ-Leserbrief vom Martin Mayer, Freiburg, vom 21.2.2006

  



Erneut Anbau von Gen-Mais in Brandenburg geplant

Sehr geehrte Damen und Herren aus der Politik,
70 - 90% in Deutschland wollen es nicht. (je nach Umfrage) Mehr als 70% in Europa wollen es nicht.
Die Schweiz will/hat es nicht. Belgien will/hat es nicht. Österreich wehrt sich (trotz drohender EU-Klage)
Sie wissen jetzt schon um was es geht? Warum lassen Sie es zu, dass in Brandenburg ein paar Wahnwitzige den Wahnsinn heraus fordern? Wer von dem Irrsinn und den Risiken noch immer nichts weiß, möge u.a. den Greenpeace-Bericht "10 Jahre Anbau von Gen-Pflanzen - eine Bilanz" lesen.
"Wir müssen die selbst gemachten Fehler im Anbau korrigieren, nicht das Schöpfungsprogramm, um die Pflanzen unseren Fehlern anzugleichen." e-mail-Zitat 28.01.06 von Prof. Dr. Claus Hipp . Werden Sie nicht zum alles schluckenden Mitläufer. Mobilisiert die Kraft der Vernunft  zum Wohle von Natur, Tier und Mensch. Natürliches Essen bewahren.
Nächster Aktionstag gegen geächtete Agro-Gentechnik : 03.03.06 .

Bisher 25 Felder mit insgesamt 560 Hektar gemeldet
Auch im Jahr 2006 planen Bauern in Brandenburg den Anbau von gentechnisch veränderten Maispflanzen. Im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) waren bis zum 22. Januar etwa 560 Hektar an 25 verschiedenen Standorten angemeldet. Brandenburg nähme somit, wie im vergangenen Jahr, die traurige Spitzenreiterrolle im bundesweiten Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ein.
Thomas Janoschka, Sprecher des Aktionsbündnisses für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Berlin und Brandenburg, erklärt dazu: "Der Anbau von Gen-Mais ist mit vermeidbaren Risiken für Umwelt und Gesundheit verbunden. Der gentechnikfreien Landwirtschaft und dem Tourismus in Brandenburg wird
unnötiger Schaden zugefügt. Wir fordern alle Landwirtschaftsbetriebe in Brandenburg auf, auf den Anbau genmanipulierter Pflanzen zu verzichten."  Die bisher angemeldeten Felder liegen vor allem im Landkreis Märkisch-Oderland: Strausberg, Prötzel, Wölsickendorf, Neutrebbin, Neureetz, Gusow, Seelow und Lebus. Hinzu kommen Felder in Liebenwalde, Herzberg und Dahnsdorf. Eine Übersicht findet sich im Internet unter: www.standortregister.de

Bei dem Gen-Mais handelt es sich mit einer Ausnahme um den Bt-Mais 810 der Gentechnikkonzerne Monsanto und Pioneer. Als Händler tritt vor allem die Märkische Kraftfutter (Märka) auf, die ihren Hauptsitz in Eberswalde hat. Im Bt-Mais ist das Gen eines Bakteriums eingebaut, so dass der Mais ein eigenes Insektenvernichtungsmittel gegen den Fraßschädling Maiszünsler produziert.
In einer Untersuchung mit diesem Mais konnte gezeigt werden, dass die gentechnisch veränderte Erbsubstanz (DNA) bei Ferkeln nicht vollständig im Magen und Darm abgebaut wird. Fragmente davon fanden sich im Blut und in verschiedenen Organen. Außerdem konnte in Forschungen mit diesen Sorten
gezeigt werden, dass es bei Trauermückenlarven (wichtiger Nützling für die Landwirtschaft) zu deutlichen Wachstumsverzögerungen kommt. Die Larven hatten den Pollen von MON 810-Mais mit ihrer Nahrung aufgenommen.
Eine zweite Sorte mit einer Toleranz gegen die Herbizide Basta und Liberty (Wirkstoff: Glufosinat-Ammonium) soll aus Forschungszwecken in Dahnsdorf bei der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) zum Einsatz kommen. Diese stammt von der deutschen Firma Bayer CropScience und wird auch unter Bezeichnung T 25 geführt.

Die so genannte Koexistenz von gentechnisch veränderten und herkömmlichen Sorten ist in der Praxis der deutschen Agrarstruktur nicht möglich. Werden die Pflanzen erst einmal angebaut, so ist eine unkontrollierte Verbreitung kaum noch zu verhindern: Bei Mais haben sich in der Vergangenheit
verschiedene Fälle von Kontaminationen konventioneller und ökologischer Waren ereignet. Erst im vergangenen Jahr war mit gentechnisch verändertem Material verunreinigtes Mais-Saatgut auf Feldern in Süddeutschland ausgebracht worden, die Felder mussten untergepflügt werden. Der weltweit
größte Fall einer Kontamination, als Starlink-Fall bekannt, führte in den USA zum Rückruf von mehr als 300 verschiedenen Lebensmittel-Produkten. Die nur als Tierfutter zugelassene Sorte wird noch heute als Verunreinigung gefunden, obwohl sich der eigentliche Fall in den Jahren 2000/2001 ereignet hatte. Ein besonderes Problem stellt der Gen-Mais für die ImkerInnen da. Da die Bienen den Mais anfliegen, kommt es zu Verunreinigungen von Honig und Pollen. Der Anbau von Gen-Mais gefährdet die Existenz vieler Landwirtschafts- und Imkereibetriebe.
"Fast alle Landwirte in Brandenburg, die vom Maiszünsler betroffen sind, bekämpfen ihn mit biologischen und konventionellen Methoden, wie Fruchtwechsel, Unterpflügen der Maisstoppeln oder dem Einsatz von Schlupfwespen", sagt Thomas Janoschka. "Daran sollten sich auch die Landwirte ein Beispiel nehmen, die mit dem Einsatz von Gen-Mais liebäugeln." In Brandenburg werden 9,3% der landwirtschaftlichen Flächen von Biobauern bewirtschaftet, so viel wie nirgendwo sonst in Deutschland.
Interessenkonflikte sind vorprogrammiert. Öl ins Feuer schüttet der brandenburgische Präsident des Deutschen Bauernverbandes Udo Folgart, der sich für die Gentechnik stark macht und die neue Politik von Landwirtschaftsminister Seehofer ausdrücklich begrüsst. Die Interessen von Monsanto stehen für Folgart offenbar über denen der Biobauern und der konventionellen Landwirte!

"Auf keinen Fall werden wir dem Anbau der genmanipulierten Pflanzen tatenlos zusehen", sagt Thomas Janoschka. "In den nächsten Wochen werden wir mit den betreffenden Landwirten sprechen. Aber wir werden uns auch an die Nachbarschaftsbetriebe, die GemeindevertreterInnen und die VerpächterInnen
der Felder wenden. Und natürlich werden wir uns mit phantasievollen Aktionen an die Öffentlichkeit wenden. Noch ist der Gen-Mais-Anbau zu verhindern." Die Erfahrungen des letzten Jahres zeigen, dass nicht alle angemeldeten Flächen später auch mit dem Gen-Mais bestellt werden. 2005 waren von ursprünglich fast 500 Hektar nur etwa 120 Hektar übrig geblieben.
Am 28. Januar findet von 11 bis 17:30 Uhr im Potsdamer Kulturhaus Babelsberg die Jahrestagung des Aktionsbündnisses für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Berlin und Brandenburg statt. Themen sind der Gen-Mais-Anbau, die Änderungen des Gentechnikgesetzes und die geplanten Aktionen im Jahr 2006. Das Aktionsbündnis für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Berlin und Brandenburg setzt sich für den Erhalt der gentechnikfreien Landwirtschaft ein. Im Aktionsbündnis haben sich über 40 Organisationen und Unternehmen zusammengeschlossen. Es unterstützt Bäuerinnen und Bauern bei der Gründung gentechnikfreier Regionen.

PRESSEMITTEILUNG vom 23.01.2006
Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft Berlin-Brandenburg 
Thomas Janoschka, Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft Berlin-Brandenburg 
kontakt@gentechnikfreies-brandenburg.de,
www.gentechnikfreies-brandenburg.de
Tel.: 0162 / 398 798 2
Christof Potthof, Gen-ethisches Netzwerk e.V.
christof.potthof@gen-ethisches-netzwerk.de
Tel.: 030 / 685 80 30

Coordination gegen BAYER-Gefahren
Postfach 150418, D-40081 Düsseldorf
CBGnetwork@aol.com, URL www.CBGnetwork.de
Tel: 0211 - 333 911 , Fax 0211 - 333 940
Beirat
Dr. Sigrid Müller, Pharmakologin, Bremen
Dr. Erika Abczynski, Kinderärztin, Dormagen
Eva Bulling-Schröter, MdB, Berlin
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, Chemiker, ehem. MdB, Burgwald
Dr. Janis Schmelzer, Historiker, Berlin
Wolfram Esche, Rechtsanwalt, Köln
Dorothee Sölle,Theologin, Hamburg (gest. 2003)
Prof. Dr. Anton Schneider, Baubiologe, Neubeuern
Prof. Jürgen Junginger, Designer, Krefeld
 
  
 

 

 

Fernziel: Die gesetzlich ausgewiesene gentechnikfreie Zone

Aktionsbündnis zieht Bilanz über das erste Jahr und formuliert die von ihm weiter verfolgten Absichten / Spannende Frage: Was macht die Breisgau-Milch?

Das Aktionsbündnis Gentechnik-freie Region Oberrhein möchte nach seinem Auftaktjahr 2004 die Aktivitäten ausweiten. Aufgrund des freiwilligen Verzichts der Landwirte blieb das Oberrheingebiet bisher frei vom Anbau gentechnisch veränderten Saatguts. Das Bündnis mit mehr als 1000 Einzelpersonen, Bioanbauern, Verbänden, Gemeinden, Parteien, Kirchen und Berufsgruppenvertretern will aber mehr. Fernziel ist die gesetzlich ausgewiesene gentechnikfreie Region.

Diese soll sich neben dem Verzicht oder Verbot des Anbaus von GVO-Pflanzen (GVO: gentechnisch veränderte Organismen) auch durch GVO-freie Produkte in den Regalen der Lebensmittelmärkte auszeichnen. Politiker halten diesem Bestreben gerne entgegen, dass GVO-freie Regionen nicht mit dem Europagesetz konform seien. "Da müssen wir hart bleiben", betonte Rüdiger Stegemann vom Verein zum Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt. Er gehört auch im landesweiten Aktionsbündnis zu den Wortführern. Dort wird im Moment ein Forderungskatalog ausgearbeitet, der sich auf die Auswirkungen des vom Bund verabschiedeten Gentechnikgesetzes auf Landesebene bezieht. Gemeinsam mit dem BLHV-Kreisvorsitzenden Hermann Ritter war Stegemann in Magdeburg, um bei einem bundesweiten Treffen die Interessen der Region am Oberrhein zu vertreten.

Unnachgiebig fordern will das Bündnis die Prozesskennzeichnungspflicht. Dann müssten auch Produkte als GVO-verändert gekennzeichnet sein, wenn bei ihrem Herstellungsprozess GVO-veränderte Mittel zum Tragen kamen. Ein gerne genanntes Beispiel ist Milch von Kühen, die mit GVO-veränderten Futtermitteln gefüttert wurden. Hier kommt die Breisgau-Milch ins Spiel. Sie wurde, wie alle Molkereien Deutschlands, vom Deutschen Raiffeisenverband aufgefordert, in Solidarität mit dem Marktführer Müller-Milch die Verwendung von GVO-veränderten Futtermitteln beim Milchvieh anzugeben. Wenn nämlich alle Molkereien mit einem roten Punkt im Greenpeace-Verbrauchführer erscheinen, so Ritter, dann könne der Verbraucher nicht mehr aussuchen. Wie die Breisgaumilch-Molkerei entscheidet, ist noch unklar. Gespräche mit ihr laufen.
Alles von
mwi am 14.1.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) - Landwirte lehnen ab

Landwirte der Region lehnen gentechnisch veränderte Organismen ab / Kreis-CDU sucht Position / EU versus nationale Regelung
Versuche, in der Region gentechnisch verändertes Saatgut anzupflanzen, waren bisher erfolglos. Landwirte der Region haben sich darauf verständigt, freiwillig auf gentechnisch verändertes Saatgut zu verzichten. Nun läuft das Moratorium aus.

Trotz Novellierung des Gentechnikgesetzes (Infobox) ist unklar, wie die EU-Position mit deutschem Recht konform geht. Gegner des Anbaus gentechnisch veränderter Organismen (GVO) fürchten, dass die Befürworter die Grauzone nutzen, um Landwirte zum Anbau von GVO-Pflanzen zu bewegen. Laut Dora Pfeifer-Suger vom "Aktionsbündnis gentechnikfreie Region Oberrhein", bieten Saatgutkonzerne den Landwirten Jahr für Jahr GVO-Kontingente an. Diese werden vom Bundessortenamt mit Berufung auf EU-Richtlinien oft direkt an die Saatgutriesen abgegeben. Mit dem Argument, einen durch EU-Recht gesicherten Koexistenzversuch zu betreiben, kursiert das kostenfreie Saatgut dann durch die Szene. Außerdem lockt die neue Anbautechnik mit ungeahnten  Möglichkeiten. Möglich erscheint unter anderem der Verzicht auf teure Insektenschutzmittel, weil die Nutzpflanze genetisch darauf getrimmt wurde, Schädlinge durch toxische Inhaltsstoffe gleich selbst zu killen. Der vertraglich fixierte Selbstverzicht der Landwirte auf GVO-Saatgut war bisher der einzige Schutzschild gegenüber den Verlockungen der Saatgutkonzerne.

Lörrachs BLHV-Kreisverbandsvorsitzender Hermann Maier würde "die Hand dafür ins Feuer legen", dass keiner seiner Landwirte einknickt und gegen die im Kollektiv akzeptierte Selbsteinschränkung verstößt. Nach einigen peinlichen Vorfällen und deren Enthüllung durch Bauern- und Umweltverbände seien die Saatgutkonzerne vorsichtiger geworden, so Maier. "Im Moment orientieren wir uns am Verbraucherwunsch und lehnen GVO-Pflanzen ab", so Maier, der allerdings gute Chancen sieht, auf den Zug der neuen Technologie aufzuspringen, falls sich dies ändern sollte.

Das Szenario gefällt den Kreis-Grünen gar nicht. Ihnen ist der Basler Saatgutriese Syngenta als ein Global Player im Gentechnikmarkt ein Dorn im Auge. Syngenta, so die Grünen, sei scharf auf Versuchsfelder vor der Haustüre. Verschärft wird das Problem durch einen Aspekt, den der Landwirt und CDU-Kreisrat Karl Fischer thematisiert: Immer mehr Schweizer kaufen sich in Südbaden Land, um hier zu produzieren. Doch von wem und unter welchen Umständen die Eidgenossen Bauern ihr Saatgut beziehen, ist eine weitere unbekannte Karte im Schattenspiel grüner Gentechnik.

Der Kreisverband der Grünen und Attac Lörrach sind als einzige Institutionen dem Aktionsbündnis bisher beigetreten. Wissenschaftlich scheint erwiesen, dass eine schadlose Koexistenz zwischen GVO-Pflanzen und deren Kulturformen nicht möglich ist. Immer häufiger finden Wissenschaftler in der Nähe von GVO-Versuchsfeldern "Frankenstein-Unkräuter", die durch Auskreuzungen oder Vermischungen zwischen GVO-Pflanzen und Wild- oder anderen Kulturformen entstanden sind. Der Übergang geschieht über Pollenflug oder tierische Bestäubung. Man reagierte mit "Regeln guter fachlicher Praxis", in denen etwa Abstandsflächen oder Pollenbarrieren vorgeschrieben werden oder die Reinigung von Transportbehältern und Maschinen Pflicht war. Dass es aber noch heimlichere Wege des Gentransfers gab, wurde bewiesen, als plötzlich manipulierte Rapsgene im Erbgut der Darmbakterien von Honigbienen auftauchten. Damit war klar, dass die transgenen Pflanzen ihrem Namen auch über die Artengrenze hinweg gerecht werden.

Auch die Kreis-CDU blickt mit Sorgen auf diese Tendenzen. Der stellvertretende Kreisvorsitzende Ulrich Lusche bereitet als Umweltjurist die Behandlung des Themas vor. Lusche bezeichnet die Gesetzeslage als "Quadratur des Kreises". EU-Recht besagt, dass nationale Gesetze den Einsatz von GVO-Material nicht behindern dürfen. Das Trittin-Ministerium konterte mit einem Gesetz, das dem Anbau von GVO-Pflanzen "riesige Haftungsrisiken" zuweise, so Lusche. Wie stark diese nationale Position gegenüber dem europäischen Behinderungsverbot ist, entscheidet sich aber wohl erst vorm europäischen Gerichtshof.
Markus Winzer am 8.1.2005 in der BZ

  
 

235 neue Gen-Projekte in 2004 - insgesamt 1000 Anlagen im Land

TÜBINGEN (lsw). Mit 235 neuen gentechnischen Anlagen sind im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg so viele wie nie zuvor zugelassen worden. Weil etwa gleich viele alte Anlagen zur Analyse oder Multiplikation von Erbgut stillgelegt oder zusammengeschlossen wurden, sei die Gesamtzahl bei etwa 1000 stabil geblieben, sagte Regierungspräsident Hubert Wicker, dessen Tübinger Präsidium die Anlagen für ganz Baden-Württemberg zu genehmigen hat.

Rund ein Fünftel aller Gentechnik-Anlagen in Deutschland stehen in baden-württembergischen Labors. Das Land ist damit bundesweit mit deutlichem Abstand spitze. Rund 90 Prozent der Gentechnik-Projekte in Baden-Württemberg dienen den Angaben zufolge der medizinischen Forschung. In weniger als zehn Prozent stehen Erbgutveränderungen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen im Zentrum des Interesses.
BZ vom 7.1.2005


 

 

Pro Grüne Gentechnik - von Minister Willi Stächele

Pro: Die Chancen der grünen Gentechnik liegen in einer umweltschonenden, wirtschaftlicheren Nahrungsmittelproduktion

Der Einsatz der grünen Gentechnik ist weltweit Realität. Die Anbaufläche nahm allein letztes Jahr um 15 Prozent auf 70 Millionen Hektar zu, das ist 80 Mal so groß wie die gesamte Ackerbaufläche Baden-Württembergs. Es geht also nicht mehr um die Frage Gentechnik ja oder nein?, sondern um die Umsetzung. Wo und unter welchen Bedingungen?

Bei der Lebensmittelproduktion wird die Grüne Gentechnik in größerem Umfang genutzt, als bekannt ist. Laut Angaben von Wissenschaftlern sind bereits etwa 70 Prozent der Lebensmittel mit Gentechnik in Berührung gekommen. Zur Stärkung der Verbraucherinformation wurden deshalb 2004 sehr strenge Kennzeichnungsregeln  eingeführt, bei denen schon geringe Spuren gentechnisch veränderter Substanzen zum Hinweis auf der Produktinformation führen.

Der rechtliche Rahmen, den uns die EU im Bezug auf die Grüne Gentechnik vorgibt, ist eine klare Ansage an die Mitgliedstaaten: Koexistenz ist zuzulassen. Diesen Rahmen muss Baden-Württemberg daher allein aufgrund EU-rechtlicher Vorgaben umsetzen. Deshalb ist das Nebeneinander von GVO und konventioneller Landwirtschaft für alle Beteiligten zufrieden stellend zu lösen. In dieser Diskussion GVO von vornherein als "schwarze Magie" zu verteufeln, wäre nicht sachgerecht. Freiwillige gentechnikfreie Zonen können in kleinstrukturierten Gebieten ein sinnvoller Ansatz sein, um die Koexistenz zu erleichtern. Landwirte, die in einer gentechnikfreien Zone nicht bereit sind, auf GVO zu verzichten, können aber nicht zu einem Verzicht gezwungen werden.

Grüne Gentechnik ist eine anerkannte Wissenschaft auf höchstem Niveau, womit der Vergleich mit der Magie nicht nachvollziehbar scheint. Man sollte über Chancen und Risiken diskutieren. Bei gentechnisch veränderten Organismen werden bei einem Bruchteil der Zellen neue Gene eingebaut womit Kreuzungen geschaffen werden, die in der Natur so bisher nicht vorkommen. Diese Gene stammen aus anderen Lebewesen und sind nicht künstlich hergestellt. Die Aufnahme von DNA-Fragmenten aus der Nahrung hat keine Auswirkung auf die genetisch Information der menschlichen Zelle. Die Chancen dieses Verfahrens liegen in einer umweltschonenden, wirtschaftlicheren Nahrungsmittelproduktion, da bei widerstandsfähigeren Pflanzen der Einsatz von Behandlungsmitteln reduziert werden kann.

Auch in Ernährungsphysiologisch können gentechnisch veränderte Lebensmittel Krankheiten vorbeugen oder heilen. Beispiele wie der mit Vitamin A gentechnisch angereicherte so genannte "Golden Rice" zeigen, welchen Nutzen die Technik gerade für die Entwicklungsländer haben kann. Wie stark gentechnisch veränderte Lebensmittel auf den Markt kommen, entscheidet in erster Linie der Verbraucher mit der Kaufentscheidung. Daher kommt der Kennzeichnung der Lebensmittel eine große Bedeutung zu. Die Zulassungsbedingungen für GVO-Lebensmittel sind weitaus schärfer, als für klassische Lebensmittelprodukte.

Die Änderung in der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe einer Pflanze bietet auch verstärkt Chancen in der Nutzung als Rohstofflieferant. Das Thema nachwachsende Rohstoffe ist in Zeiten immer knapper werdender Ressourcen eine feste Größe. Der Ansatz der EU ist daher, dass Landwirte selbst wählen sollen, ob sie gentechnisch veränderte Organismen anbauen und so eine eigene betriebswirtschaftliche Entscheidung treffen. Nur so ist eine Wettbewerbsverzerrung auszuschließen.

Willi Stächele, Minister für Ernährung und ländlichen Raum in Baden-Württemberg,
22.12.2004, Stuttgarter Nachrichten

  

 

Contra Grüne Gentechnik - von Grünen-Vorstand Dietmar Ferger

Contra: Gentechnik ist der Versuch, die Vielfalt  der Natur zugunsten des Gewinns einiger Großkonzerne zu zerstören

Als Magie bezeichnet das Lexikon "menschliche Handlungen, die auf gleichnishafte Weise ein gewünschtes Ziel zu erreichen suchen ...". Da das Ziel der Gentechnikkonzerne die Gewinnmaximierung durch Kontrolle und Beherrschung der gesamten "Produktionskette" von der Aussaat bis zur Ernte ist, kann hier getrost von "schwarzer" - also eigennütziger - Magie gesprochen werden. Vor allem da in der Bevölkerung eindeutig kein Bedarf für genveränderte Produkte besteht.

Dass keine Versicherung einen Landwirt gegen Schäden durch den Einsatz von Gentechnik versichert, ist ein Anzeichen dafür, dass sie mit unkalkulierbaren Risiken behaftet ist und dass Mindestabstände keinen Schutz vor unkontrollierter Verseuchung anderer Pflanzen gewährleisten. Das neue Gentechnikgesetz mit der unbeschränkten und gemeinschuldnerischen Verursacherhaftung berücksichtigt diese Gefahren und ist zum Schutz der Bevölkerung notwendig. Denn es kann nicht von unschädlichen Genmanipulationen gesprochen werden, wenn zum Beispiel mit Genmais gefütterte Mäuse an Leberverfettung sterben! Natürlich brauchen wir Fortschritt in der Pflanzenzucht, der kann aber nicht mit Gentechnik erreicht werden.

Es gibt eine andere, sanfte und evolutionäre Art der Züchtung, die Landwirte seit Jahrtausenden betreiben: Gezielte Selektion. Dies erfordert statt hohem Kapitaleinsatz Können und Wissen über die Natur und das Wesen der Pflanzen. So gibt es aus biologischer Züchtung (Demeter) neue Möhrensorten, die im Anbau und im Geschmack herausragende Eigenschaften haben und von Verbrauchern begeistert angenommen werden.

In Mexiko wachsen 3000 unterschiedliche Maissorten - mit bis jetzt ungenutztem Potenzial zur bäuerlichen, natürlichen Züchtung. Mexiko schützt diesen "Schatz" vor Genverseuchung durch rigorose Maßnahmen und lässt zum Beispiel Mais aus den USA nur gemahlen ins Land. Warum bauen alle Landwirte hier nur eine Maissorte an? Fortschritt in der Pflanzenzucht muss ein Fortschritt in Qualität und Vielfalt sein und nicht in Masse und Uniformität. Wenn sich in den USA auf großflächigen Feldern mit genverändertem, herbizidresistentem Mais immer mehr ebenfalls herbizidresistente Unkräuter entwickeln und so eine immer höhere Dosierung der Herbizide notwendig ist, kann hier nicht von Fortschritt gesprochen werden - außer für die Kassen der Gentechnikkonzerne, die ja auch Hersteller der benötigten Herbizide sind.

Gentechnik ist eine Revolution gegen die Natur, die im Labor zusammenfügt, was nicht zusammen gehört. Versuche, die Natur zu vergewaltigen - sei es durch die Spaltung von Atomen, die Fütterung von Kühen mit Tiermehl oder das unnatürliche Zusammenfügen von Genen - führen immer zu Katastrophen. Gentechnik ist ein Versuch, die natürliche Vielfalt der Natur zugunsten des Gewinns einiger Großkonzerne zu zerstören. Grüne Gentechnik bringt uns langfristig eine weltweit uniformierte, genveränderte industrielle "Einheitsnahrung"

Gezielte Selektion dagegen führt zu natürlich vielfältigen, an Standort, Kultur und Klima angepassten, sortenreichen und gesunden Lebensmitteln. Deshalb müssen wir die Landwirtschaft mit ihrem Können und Wissen fördern und alle Versuche verhindern, die die Landwirtschaft uniformieren und monopolisieren wollen.

Dietmar Ferger, Dipl.-Ing. und Vorstand der Grünen im Kreis Lörrach,
22.12.2004

  

 

Links

Faire Nachbarschaft
"Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen wird zu heftigem Streit in den Dörfern führen. Im Falle einer gentechnischen Verunreinigung müssen Landwirte nicht nur mit wirtschaftlichen Einbußen rechnen, sondern können sich außerdem noch mit ihren Nachbarn, die Gentech-Pflanzen angebaut haben, vor Gericht auseinandersetzen. Der BUND setzt dagegen auf „Faire Nachbarschaft“. Das bedeutet: Bäuerinnen und Bauern schließen sich mit ihren Nachbarn zu gentechnikfreien Regionen zusammen. Denn die einfachste und wirksamste Methode, Probleme mit der Gentechnik zu vermeiden ist – die Gentechnik zu vermeiden."

http://vorort.bund.net/faire-nachbarschaft/

Aktionsbündnis: GmO-freie Region Oberrhein
www.aktionsbuendnis.net/oberrhein/

Alle gentechnischen Versuchs- und Anbaustandorte in Deutschland:
www.bvl.bund.de/standortregister

Untersuchungsberichte der baden-württembergischen Lebensmittelkontrolle zur Gentechik:
www.cvua-freiburg.de

Online-Aktionen
www.campact.de

Gegen Aufweichen der Haftungsregeln beim Anbau von genmanipulierten Pflanzen:
www.stoppt-seehofer.de
 

  

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