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Saatmais - Anbauspezialität in Breisgau und Ortenau Eine Spezialität des Oberrheingrabens auf der
badischen Seite ist der Anbau von Saatmais. Seit dem Ende der 1950er Jahre wird
er betrieben, nirgendwo sonst in Deutschland ist es warm genug dafür. Rund 300
Betriebe widmen sich auf 3300 Hektar Anbaufläche diesem Geschäft. Die
Schwerpunkte sind zwischen Neuenburg und Breisach, zwischen Weisweil und
Kenzingen und ein Stück weiter nördlich rund um Lichtenau, einem Dorf in der
Nähe von Bühl. Für Hubert Hugger vom Regierungspräsidium Freiburg ist
Saatmaisanbau "die hohe Kunst des Ackerbaus". Spezieller Saatmais wird angebaut,
seit herkömmlicher Mais durch Hybridsorten abgelöst worden ist. Hybrid bedeutet,
dass man die Befruchtung der Maispflanzen nicht mehr sich selbst überlässt,
sondern gezielt dafür sorgt, dass weit entfernte Maissorten einander befruchten.
Dank Hybridmais hätten sich die Erträge in den vergangenen 50 Jahren pro Hektar
von früher 30 bis 40 Doppelzentner mehr als verdoppelt, sagt Fachmann Hugger.
Saatmais habe die herkömmlichen Sorten praktisch vollkommen verdrängt. Die
traditionelle Sorte gelber badischer Landmais gebe es nur noch, weil die
Taubenzüchter ihn an ihre Tiere verfütterten, sagt Hugger. Der Hybridmais kann
sich allerdings nicht mehr selbst vermehren, deswegen muss jedes Jahr neuer
Saatmais gezogen werden. Das ist für die Landwirtschaftsbetriebe aufwändig, aber
auch ertragreich. Pro Hektar Saatmais müsse man mit 80 bis 90 Stunden Arbeit
rechnen, sagt Hugger, bei Körnermais seien es nur vier bis fünf Stunden. Dafür
erlösen die Landwirte für Saatmais mehr als 4000 Euro pro Hektar gegenüber 1500
für Körnermais. "Die hohe Wertschöpfung stabilisiert die Betriebe", sagt Anton
Rösch vom badischen Bauernverband BLHV. Wenn der Saatmais reif ist, werden die
Kolben geerntet und in die beiden südbadischen Maiswerke gebracht, Südgetreide
in Weisweil und das Raiffeisen-Maiswerk in Heitersheim. Dort werden die Kolben
getrocknet, die Körner vom Kolben entfernt und gegen Schädlinge wie den
Maiswurzelbohrer gebeizt. Dann kann der Landwirt den Mais ausbringen – nicht vor
dem 20. April, denn die Pflanze, von der sich die Inkas in Peru ernährten, ist
frostempfindlich. 20 Prozent des Mais’, der in Deutschland angebaut wird, kommt
aus Südbaden, 80 Prozent werden importiert.
Kulturpflanzenarten: Die kostbare Vielfalt stirbt ausWeltweit sorgt die industriegerechte Massenproduktion dafür, dass zahllose Kulturpflanzen unwiederbringlich verloren gehenWer hat noch nicht staunend vor einem
französischen Marktstand gestanden, voll mit Zwiebeln in allen Varianten und
Farben? Oder wer hat in Italien nicht schon ein großes Spektrum an meist
geschmackvollen Tomaten erlebt? Und manch einer erinnert sich noch an die
unglaublich gut schmeckenden tief roten Erdbeeren von früher. Diese Vielfalt hat
stets einen Namen, es sind die Namen der einzelnen Sorten unserer
Kulturpflanzen. Dass jede Sorte ihren eigenen Charakter und ihre spezifischen
Eigenschaften hat, wird eigentlich nur noch beim Wein wahrgenommen — und hier
spielen die einzelnen Sorten eine ganz wesentliche Rolle. Doch die Sorten kommen
und gehen. Viele Sorten von früher sind verschwunden, manche für immer, weil sie
nicht mehr für die modernen landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen geeignet
waren. Außerdem betreiben heute große Agro-Konzerne in der EU Monokulturen für
die Massenproduktion und verdrängen kleine Produzenten mit ihrem regional
angepassten Angebot. Mit der zunehmenden Industrialisierung und Rationalisierung
der Landwirtschaft ist die Kulturpflanzenvielfalt in atemberaubendem Tempo
verschwunden — die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in den
vergangenen hundert Jahren weltweit rund 75 Prozent der Sorten unwiederbringlich
verloren gegangen sind. Es gehen nicht nur die Sorten verloren, sondern auch das
Spektrum der verschiedenartigen Gemüse verändert sich. Nicht wenige Gemüsearten
und -sorten, die unsere Großeltern noch kannten, sind heute fast in
Vergessenheit geraten. Andere hingegen kamen hinzu, wie in den 1970er Jahren,
als vermehrt Brokkoli, Auberginen, Fenchel und Zucchini auf unseren Märkten zu
erhalten waren. Hieran beteiligt waren vor allem die "Gastarbeiter" aus Italien
und Spanien, die dieses Gemüse mit nach Deutschland brachten. Christian Hiss ist Gärtnermeister und leitet
einen vielseitigen, biologisch-dynamisch geführten
Gärtnerhof in Eichstetten
am Kaiserstuhl. Heimisches Saatgut oder Importware aus Asien für unsere Wiesen Gründe sorgen sich ums Grün: Bei Renaturierungen von Wiesen greifen Stadtgärtner und Bauverwaltungen zu billigem Einheitssaatgut Ist die Blumenwiese ein schützenswertes Kulturgut? Ja, sagt das Land — und verstößt dennoch ständig gegen das eigene Naturschutzgesetz. Das schreibt bei Renaturierungen einheimische Kräutersaaten vor, doch Stadtgärtner und Bauverwaltungen greifen lieber zur billigen Ramschware. Mehrere Tausend Hektar Grünfläche werden jedes Jahr neu eingesät. Doch viel zu oft verstoßen die Behörden dabei gegen das eigene Naturschutzgesetz, weil sie es nicht besser wissen oder weil sie keine Alternativen kennen. Das hat Gisela Splett, naturschutzpolitische Sprecherin und Agrarexpertin der grünen Landtagsfraktion festgestellt, und sie kritisiert diese Praxis. Denn sie bringe es mit sich, dass zwar wertvolle Streuobstwiesen geschaffen werden, das Gras darunter aber aus einer Mischung stammt, die von der Nordsee bis zu den Alpen identisch ist. Solche fertigen Mischungen liegen in jedem Baumarkt. Ihr Preis ist niedrig, dafür sind aber oft nur drei, vier verschiedene Grasarten in der Tüte, und die werden mitunter sogar in Asien gewonnen. Heimisches Saatgut hingegen ist schwer zu bekommen, denn es gibt nur einen Lieferanten im Südwesten. Und es ist teurer, weil es viele Arten enthält. Das aber ist wichtig, weil auf der Alb natürlich andere Gräser und Kräuter wachsen als am Oberrhein und im Schwarzwald. Baden-Württemberg ist in fünf Zonen eingeteilt, um den Artenreichtum der Wiesen zu erhalten. Deutschland umfasst neun Zonen. Deshalb liefern Unternehmen, die sich auf gebietstypisches Saatgut spezialisiert haben, auch keinen Einheitsbrei, sondern Mischungen mit mehr als 50 Arten von Kräutern und Gräsern. "Gebietsheimisches Saatgut ist die absolute Ausnahme", moniert auch der parlamentarische Berater Markus Rösler. Er warnt: Auf den eintönigen Standard-Grünflächen haben Killerkräuter wie die allergisch wirkende Ambrosia leichtes Spiel. Ein Fünftel der Landesfläche von 35 000 Quadratkilometern immerhin sind Wiesen. Gisela Splett fordert darum ein Paket an Maßnahmen. Neben Informationskampagnen für die Behörden wünscht sie sich Wettbewerbe und eine gezielte Förderung. Vor allem aber ein so genanntes Spenderflächenkataster. Das gibt es bislang nur in Sachsen-Anhalt. Wer sich eintragen lässt, stellt seine Wiese zum Mähen zur Verfügung. Das Mähgut auf einer anderen Fläche in der Nähe auszubringen, ist die billigste Variante, heimische Gräser zu verbreiten. Und eine legale: Weil die Landwirtschaft nur zertifiziertes Saatgut verwenden darf (was bei regionalen Saatmischungen meist gar nicht geht), zerren die Konzerne kleine Händler gern vor den Kadi. Erst im April hat die EU dem ein Ende gesetzt und Richtlinien geschaffen, die den Handel mit Wildsamen spürbar erleichtern. Andreas Böhme, 3.9.2007, www.suedkurier.de
Wer mit dem Fahrrad oder zu Fuß im Rheintal
unterwegs ist, kann sie nicht übersehen: weite Flächen abgeernteter Maisfelder.
In Südbaden ist Mais die wichtigste Ackerfrucht, auch in Freiburg und im
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Etwa zwei Drittel der Ackerflächen sind
damit bepflanzt, in Stadt und Landkreis sind das 10 000 Hektar. Das entspricht
etwa zwei Dritteln der Freiburger Gemarkungsfläche.
www.raiffeisen.com/pflanzen/ackermanager/mais_html
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