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  Herbst 2002                                                   

 

 

Eine Nonne integriert junge Türken in Hüfingen

Die Franziskanerin lernte Türkisch, um in Hüfingen muslimischen Kindern die deutsche Sprache besser vermitteln zu können.
Die "Parallelgesellschaft" wurde zu einem der meistgebrauchten Begriffe des Jahres. Er meint, dass Deutsche und Ausländer in Deutschland miteinander und doch nur nebeneinanderher leben - unfähig oder unwillig, aufeinander zuzugehen. Aber es gibt durchaus Beispiele, die Mut machen und die zeigen, dass es auch anders geht.

20 türkische Kinder, durchweg im muslimischen Glauben erzogen, warten in der Lucian-Reich-Schule in Hüfingen auf Schwester Wilfriede. Bei ihr lernen sie Deutsch - und sie sind von ihrer Nonne begeistert. Sie trägt die Tracht der Schulschwestern des Heiligen Franziskus des mittelbadischen Klosters Erlenbad: Den Schleier, ein großes silbernes Kreuz und die ärmellose schwarze Weste ihrer Ordenstracht. Darin nimmt niemand Anstoß. Sie wird sogar von den muslimischen Familien privat eingeladen. Die 66-jährige Ordensfrau begann 2003, ihre Idee der "Integrationshilfe für junge Türken" in die Tat umzusetzen. Im Selbststudium brachte sie sich erste Brocken Türkisch bei, dann vertiefte sie ihre Kenntnisse eingehend mit Hilfe einer türkischen Lehrerin. Bis Frühsommer 2003 war sie im Hüfinger Heim "Mariahof" tätig, das sich um Kinder und Jugendliche aus zerrütteten Familien kümmert. Aus der Erfahrung von 40 Jahren engagierter Arbeit entwickelte sie die Idee, an der Hüfinger Schule Integrationshilfe zu leisten.

"Ich war von der Idee angetan, aber ratlos", räumt Franz Dury ein, der Rektor der Grund-, Haupt- und Werkrealschule. Denn das Ziel der Schwester, junge Türken im Fach Deutsch "richtig fit" zu machen, kostet natürlich Geld. Das Schulamt Villingen-Schwenningen finanziert einen Teil des Unterrichts. Einen weiteren Teil der Kosten trug das türkische Konsulat in Karlsruhe. "Doch dieses ist wieder ausgestiegen", bedauert Dury. Dafür sollen türkische Elternvereine in die Verantwortung genommen werden, um das Projekt auf regionale Beine zu stellen. 15 Prozent der 500 Schülerinnen und Schüler sind Ausländer, überwiegend Türken. So gibt es, sagt der Rektor, eine große Warteliste von Kindern, die ebenfalls auf bessere Förderung hoffen. Und natürlich gibt es kritische Stimmen von Eltern, "warum nur die Türken und nicht auch die Deutschen gefördert werden", räumt die Schwester ein.

"Da ich die türkische Sprache kann, habe ich eine große Nähe und Einblick, es ist eine Vertrauensbasis entstanden", sagt Schwester Wilfriede. Sie weckt bei den kleinen Türken sogar Interesse an der deutschen Literatur, zeigt ihnen, wie man Konflikte löst, und fördert so auch ihre Selbstsicherheit. "Wir führen über Religion unbefangene und offene Gespräche": Das belegt die Nonne mit dem Vergleich zwischen Ramadan und Fastenzeit: "Die Kinder erfahren gegenseitig eine Wertschätzung, aber nicht das Gefühl des Missionierens." Sie bestärke die Kinder, in ihrer Kultur verwurzelt zu bleiben, aber sich zu öffnen für andere Kulturen: "Man darf die Unterschiede nicht einebnen, dann ergibt sich ein Austausch, der bereichert."
Ganzen Text vom 31.12.2004 auf www.bzol.de lesen

Kongregation der Franziskanerinnen Kloster Erlenbad
Erlenbadstr. 75, 77880 Sasbach, Tel  (0 78 41) 60 07-0
info@erlenbad.de
internet http://www.kloster-erlenbad.de, http://www.erlenbad.de

  

 

 

Netz innovativer Bürgerinnen und Bürger (NiBB) zeichnet Lehrer Sturm aus Staufen aus

Seit dem Jahr 2000 verleiht das "Netz innovativer Bürgerinnen und Bürger" (NiBB) an besonders engagierte, kompetente, und innovative Personen mit außergewöhnlicher Biografie einen Innovationspreis. Zu den drei Preisträgern des Jahres 2004 gehört der Diplom-Physiker Winfried Sturm, seines Zeichens Lehrer am Faust-Gymnasium Staufen, wo er die legendäre Hardware AG (HAG) gründete und seit 22 Jahren mit herausragenden Ergebnissen vorantreibt.

Zunächst war Sturm der Meinung, die unverhoffte Auszeichnung treffe ihn im Nachklapp zu der im Mai durch den Stern erfolgten Ernennung zum "Lehrer des Jahres 2004". Doch dann erfuhr er in der Laudatio bei der Preisverleihung in Essen, dass man ihn als einen der erfolgreichsten Lehrer wegen seiner Aktivitäten im Bildungsbereich ausgesucht habe. Schon seit längerem stand er wegen der zahlreichen bundesweiten Erfolge mit seiner "Hightech-Tüftlerschmiede" HAG unter Beobachtungsstatus. Dieses Lebenswerk mit seinem zukunftsorientierten Ausbildungskonzept, den innovativen Zielen und eindrucksvollen Wettbewerbsprämierungen überzeugte die Jury. Immerhin schloss das HAG-Team dreimal in Folge den VDE-Wettbewerb "Invent a Chip" als Bundessieger ab. Als "Best-Projekt"-Beispiel für "Engagement macht Schule" hatten bereits Bundeskanzler Schröder und Bundesministerin Bulmahn die HAG nach Berlin eingeladen.
Er habe über Jahrzehnte mit großem persönlichem Engagement Jugendliche für Mathematik, Physik, Naturwissenschaft und moderne Technologien begeistert, wurde Sturm bescheinigt. Er sei dabei neue Wege gegangen, setzte innovative Impulse. Im Fokus stehe dabei nicht elitäre Bildung, sondern Ausdauer und Zielstrebigkeit. Sein motivierender Unterricht habe Kreativität und Wissbegierde angestoßen. Auf diese Weise entstand ein Netzwerk interessierter Schüler. Wichtig für den Preis waren ebenso die Kooperationen zwischen Schule, Unternehmen und Öffentlichkeit sowie bewiesenes soziales Engagement. Der Preis anerkennt die Förderung von Kreativität, Innovation und Technologie (KIT) bei Kindern und Jugendlichen, die sich die "KIT-Club-Initiative" auf die Fahne geschrieben hat, deren erfolgreicher Botschafter Sturm ist.

Neben Lob hat er persönlich dafür auch schon öffentliche Beschimpfungen, Schmähbriefe, Streitschriften und sogar Morddrohungen in Kauf nehmen müssen. Damit geht er um. "Denn unterm Strich sind die dankbaren Rückmeldungen deutlich in der Überzahl", weiß er. Und letztlich sind Neid und Missgunst, wie man weiß, die wohl höchste Anerkennung guter Arbeit.
Ganzen Text vom 21.120.2004 bitte auf www.bzol.de lesen

  

Staatliche Fachschule für Landwirtschaft verläßt Hochburg ob Emmendingen

Die Verlegung der "Hochburg" in die Stadt ist längst beschlossene Sache. Entschieden wird in den nächsten Wochen über den Standort für das "grüne Zentrum", in dem der Kreis nach der Verwaltungsreform die Agrar- und Forstbehörden zusammenfassen möchte. Die Pächter und Bewirtschafter der Flächen und Betriebsgebäude auf der einstigen Staatsdomäne haben Angst um ihre Existenz und beklagen den Verlust eines vorbildlichen Bildungs- und Demonstrationsbetriebs mit langer Tradition.

Seit 1846 werden auf der Hochburg Landwirte ausgebildet. Die von Leopold von Baden gegründete "praktische Ackerbauschule" ist damit die älteste landwirtschaftliche Ausbildungsstätte Badens. Die Wurzeln des Hofguts sind noch viel älter. Der noch erhaltene historische Meyerhof wurde unter Markgraf Karl II von Baden-Hachberg 1571 am Fuß der Festung errichtet. "Immer wurde und wird auf der Hochburg zukunftsorientierte Theorie in enger Verbindung zur Praxis zum Nutzen der bäuerlichen Jugend vermittelt", lobte der damalige Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser 1996 beim 150-jährigen Jubiläum.

Diese mustergültige Einheit von Theorie und Praxis könnte bald schon ein Ende haben, wenn die Staatliche Fachschule für Landwirtschaft wie vom Kreis geplant dem Berufsschulzentrum angegliedert wird. "Hier können die Schüler im Umkreis von 200 Metern die Auswirkungen amtlicher Vorgaben ganz konkret erleben", sagt Florian Dreher, der seit 2001 auf der Hochburg sein Weingut betreibt. Sein Kollege Ulrich Meyer, Pächter der Domäne, pflichtet ihm bei. Immer wieder schnuppern die Schüler Praxisluft in dem in Größe und Vielfalt wohl einzigartigen Biolandbetrieb mit eigenem Hofladen. Prüfungen und Berufswettkämpfe werden hier abgehalten, Führungen durch die Stallungen finden nicht nur bei Besuchern aus der Region, sondern auch beim Fachpublikum aus dem In- und Ausland reges Interesse. Und das "Erlebnis Bauernhof"  ist auch für die vielen Besucher der Burgruine greifbar, wenn sie nach dem Ausflug über den Hof schlendern.

Dreher und Meyer verschweigen nicht, dass sie auch um ihre eigene berufliche Existenz fürchten, sollten Behörde und Schule wie vorgesehen in die Stadt verlagert werden. Denn was danach mit dem Landeseigentum passiert, ob es weiter von Behörden genutzt, verpachtet oder gar komplett verkauft wird, darüber ist noch nicht entschieden. In einem Brief an Landrat, Abgeordnete und Kreisräte haben sie ihre Bedenken zu Papier gebracht. Im Vertrauen auf ein langfristiges Pachtverhältnis haben Meyer und Dreher erheblich in die Modernisierung und den Ausbau ihrer Betriebe investiert. "Bei einer erzwungenen Aufgabe unserer Betriebe werden wir diese Investitionen nicht mehr ersetzt bekommen", fürchten die Pächter, die auf ein mit dem Land abgestimmtes Konzept für die Zukunft der Hochburg drängen. .....
Ganzen Text vom 4.12.2004 auf www.bzol.de lesen

  

 

Nachhilfeschule Staufen führt Überschüsse der Sabine-Rohr-Stiftung zu

Diese Frau wirkt so richtig fröhlich. Aus gutem Grund: Vor fünf Jahren hat Sabine Rohr zusammen mit dem Pädagogen Herbert Fischer die Nachhilfeschule Schülerzirkel gegründet. 250 Jungen und Mädchen aus allen Schularten lernen derzeit in diesen Zirkeln, wie man lernt. Die Sabine-Rohr-Stiftung hilft wenig zahlungskräftigen Eltern, deren Kinder Nachhilfe oder Therapie brauchen.

Über den Lernstoff hinaus bietet Sabine Rohr kostenlose lerntherapeutische Beratung an. "Wir haben gemerkt, dass die Kinder über die Wissensvermittlung hinaus Hilfe brauchen", erzählt Sabine Rohr. Schlechte Noten in der Schule seien in vielen Fällen nicht das Ergebnis mangelnder Intelligenz, sondern Folge psychischer Schäden und Verletzungen oder körperlicher Beeinträchtigungen.

Ein in seiner Wahrnehmung schwer beeinträchtigtes Mädchen etwa sollte von der regulären Grundschule in die Förderschule geschickt werden. Bevor der Nachhilfeunterricht überhaupt greifen konnte, empfahl Sabine Rohr den Eltern therapeutisches Reiten und weitere Therapiemaßnahmen. Nach einem halben Jahr konnte das Kind den Unterrichtsstoff wieder aufnehmen und hat in der Grundschule jetzt gute Noten.

Etwa ein Viertel der Kinder und Jugendlichen, die Nachhilfe in den Schülerzirkeln haben, werden auch therapeutisch behandelt. Viele Kinder kommen befrachtet mit einer langen Geschichte von registrierten Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen, erzählt sie.

Vergangenes Jahr hat Sabine Rohr eine Stiftung gegründet, die ihren Namen trägt. Dieser fließen die Einnahmeüberschüsse aus der Nachhilfeschule zur Finanzierung der Beratung zu. Die Stiftung hilft einkommensschwachen Familien auch, wenn die Krankenkasse eine Therapie nicht oder nur teilweise bezahlt oder wenn der Nachhilfeunterricht zu teuer ist.

Die Idee für die Nachhilfeschule hatte Sabine Rohr unmittelbar nach ihrem Bauingenieurstudium in Trier, wo sie Nachhilfe in Mathematik gab. Den Breisgau wählte sie als Standort, weil ihr die Gegend gefiel. Staufen wurde Sitz ihrer Einrichtung , weil sich im jüngst erweiterten Gewerbegebiet ein guter Standort dafür fand und sie sich dort wohl fühlt

Silvia Faller in der BZ vom 7.5.2004

  

 

"Erinnern und Lernen" - Verein zur Aufarbeitung des Dritten Reichs

Die Aufarbeitung des "Dritten Reichs" bleibt aktuell: Freiburger Hochschulen haben den Verein "Erinnern und Lernen" gegründet

FREIBURG. Auch bald 60 Jahre danach hat die Aufarbeitung des Nationalsozialismus nichts an ihrer Dringlichkeit eingebüßt. Im Gegenteil: Immer häufiger werden Lehrer, wenn sie die Geschichte des "Dritten Reichs" im Unterricht behandeln, mit Aussagen ihrer Schüler konfrontiert, die ebenso gut von deren Großeltern stammen könnten. Dies haben Untersuchungen von Unterrichtsverläufen an Schulen im Freiburger Raum gezeigt. Offenbar gibt es eine eigenständige Familienüberlieferung, was und wie die Herrschaft des Nationalsozialismus war - eine Überlieferung, die etwa von den heftigen Auseinandersetzungen der Studenten von 1968 mit der Vergangenheit der damaligen Vätergeneration nichts mehr weiß.

An dieser Stelle will die Arbeit des neuen Vereins "Erinnern und Lernen" ansetzen, dessen Gründung von vier Freiburger Hochschulen - Universität, Pädagogische Hochschule (PH) sowie Katholische (KFH) und Evangelische Fachhochschule (EFH) - initiiert wurde und dem unter anderem auch die Stadt Freiburg und der Deutsche Caritasverband angehören. Der Verein greift inhaltlich Forschungsprojekte auf, die sei 1998 an der PH, der KFH und der EFH laufen und in diesem Jahr zum Abschluss kommen. In diesen Projekten ging es etwa darum, aus Interviews mit alten Menschen über ihre Jugend im "Dritten Reich" zu erfahren, was sie an dessen Ideologie, Politik und Organisation so fasziniert hat. Stephan Marks, der dieses Projekt "Geschichte und Erinnerung" leitet, berichtet etwa von einer Frau, die die Jahre zwischen 1933 und 1945 "die schönste Zeit meines Lebens" nannte - obwohl Familienmitglieder im Krieg getötet worden waren und ihr Elternhaus 1945 zerstört war. Nach wie vor seien die Motive dieser Begeisterung, die letztlich den Massenmord an den Juden ermöglichte, ein Rätsel, so Marks.

Weil aber die "Ideologeme" der NS-Generation bei heutigen Jugendlichen wieder auftauchten, weil Schülerinnen und Schüler im Unterricht reden wie ihre Großeltern, bleibt das Thema "Drittes Reich" eine aktuelle pädagogische Herausforderung. Deshalb hat sich der Verein auch die präventive Erziehung gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus auf die Fahnen geschrieben. "Wir müssen gegen die Tendenz vorgehen, Erinnerung an den Nationalsozialismus zur Routine werden zu lassen", sagt Professor Wolfgang Jäger, Rektor der Freiburger Universität.
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Ganzen Beitrag von Wulf Rüskamp vom 10.1.2004 auf www.bzol.de lesen

Zum Verein "Erinnern und Lernen"

  

 

Landvolkshochschule St.Ulrich unterstützt "Lebensqualität durch Nähe"

"Lebensqualität durch Nähe" lautet das Motto eines Projektes, das dessen Leiterin Ingrid Engelhart dem Gemeinderat vorstellte. Ziel ist die Steigerung der Lebensqualität von Kommunen im ländlichen Raum durch die Schaffung oder Stärkung der gemeindeeigenen Infrastruktur und des Zusammenlebens in der Gemeinde. Getragen wird das Projekt unter anderem vom Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg und der Landvolkshochschule St. Ulrich.
"Das Projekt "Lebensqualität durch Nähe" wurde 1995 in vier Pilotgemeinden in Oberösterreich gestartet", erläuterte Ingrid Engelhart. Mittlerweile hätten sich 150 Gemeinden in Bayern angeschlossen. Die Initiatoren in Baden-Württemberg möchten nun auch im Raum Freiburg Gemeinden für die Teilnahme gewinnen. Als Vorteile zählte die Projektleiterin die stärkere Identifikation der Bürger mit ihrem Ort, die Entdeckung von Stärken und Potenzialen und die Steigerung der Attraktivität des Ortes für Einheimische und Gäste, das geschärfte Bewusstsein für das Produkt-und Dienstleistungsangebot in der Nähe, die Sicherung von Arbeitsplätzen, geringere Umweltbelastung und ein besseres soziales Miteinander. Zur Veranschaulichung der Inhalte bietet das Projekt spezielle Materialien für einzelne soziale Gruppen und die Begleitung durch einen speziell ausgebildeten Projektbegleiter.
An Kosten für die Moderation des Prozesses, Materialien und Lizenzgebühren entstünden der Gemeinde Kosten in Höhe von rund 11 900 Euro. "Während die einen ihren Niedergang verwalten, gestalten die anderen ihre Zukunft", lautete das Fazit von Ingrid Engelhart. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass das Projekt für Bollschweil einen wertvolle Bereicherung bieten könne.

BZ vom 17.11.2003, mehr auf www.bzol.de 

  

 

 

Abenteuer Schule - Schule als Abenteuer?

... Immer schneller rubbelt Lisa mit der dicken Schnur über das Holzstück. "Es wird heiß! Es qualmt! Es stinkt verbrannt!", ruft Florian aufgeregt und drängt sich im "Drachennest" des Freiburger Abenteuerspielplatzes mit den anderen Kindern um die steinzeitliche Feuersäge. Durch Reibung entsteht Wärme, lernen die Viertklässler der Grund- und Hauptschule Münchweier - und sind damit am Ziel ihrer Traumreise in die Steinzeit, auf die sie PH-Studentin Nina Rüffer mitgenommen hat.
"Abenteuer Schule - Schule als Abenteuer? Lebensbezogener Unterricht auf Abenteuerspielplätzen" hat Nina Rüffer ihre Zulassungsarbeit genannt. Mit ihr will sie die 1992 von dem Freiburger PH-Pädagogikprofessor Norbert Huppertz entwickelte "Lebensbezogenen Pädagogik" vom Vor- auf den Grundschulunterricht übertragen. "Die Grundidee ist, Bildung über natürliches Erleben, statt über Medien zu vermitteln", so Rüffer. Vom kommenden Jahr an will sie ihr Konzept allen Freiburger Grund- und Förderschulen zur Verfügung stellen.
"Die Erlebnispädagogik boomt", sagt Kuno Feierabend, Dekanatsjugendreferent in Müllheim, der 1996 das Projekt "Abenteuerpädagogik an der Schule" auf Grundlage des aus den USA stammenden "Project Adventure" (PA) entwickelt hat: "Hauptziel ist, das Selbstwertgefühl des Einzelnen zu stärken - was sich dann positiv auf das Verhalten in der Gruppe auswirkt", erklärt Feierabend. Jedes Projekt setzt sich aus sieben bis zehn aufeinander aufbauenden "Abenteuerwellen" zusammen, die jeweils aus Vorbereitung, Aktion und Reflexion bestehen. Den Abschluss bilden drei Outdoor-Tage, fern der Zivilisation. ...

Sigrun Rehm , BZ vom 23.11.2002, ganzer Artikel auf www.bzol.de

  

 

Erlebnispädagogik - Forum Jugend-Beruf an der Hans-Thoma-Schule

Durch einen Säureteich schwimmen, gemeinsam gegen Piraten kämpfen, sich sechs Meter in die Tiefe stürzen, Bomben entschärfen oder den Weg von Punkt A nach B über ein Hochseil zurückzulegen. Das sind Aktivitäten, die für Menschen "wie du und ich" zu Recht unter der Marke "total verrückt" firmieren. Für manch Pädagogen sind sie jedoch ein probates Hilfsmittel. Sozialarbeiter Axel Butz von Forum Jugend-Beruf arbeitet an der Hans-Thoma-Schule (HTS). Gemeinsam mit seiner Kollegin Sabine Carillo wirkte er im Unterrichtsfach Projektarbeit ganz im Sinne der Erlebnispädagogik.

50 Schüler - sie durchlaufen zurzeit ihr Ausbildungsvorbereitungsjahr (ABV) an der HTS - hatten das Vergnügen, sich auf vier Klassen verteilt, per Kennenlernspiel näher zu kommen oder "Ich-vertraue-dir-blind"- und "Wir-kooperieren"-Übungen zu machen. Putz berichtet, dass es den Schülern nicht immer einfach gefallen sei, sich auf die Spiele einzulassen. Auch wenn der Berliner Kurt Hahn (1886-1974) schon 1920 mit der Gründung der Internatsschule Salem den Startschuss in Sachen Erlebnispädagogik gab, gilt wohl immer wieder: "Das ist halt Neuland. Für die meisten Jungs zum Beispiel war es schon eine echte Überwindung, sich bei einer Vertrauensübung an den Händen halten." Putz ist zwar kein ausgebildeter Erlebnispädagoge, weiß dennoch die Ziele gut zu benennen: "Wir wollen Schlüsselqualifikationen vermitteln und fördern", erklärt er und spricht von Selbständigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Fairness, Kreativität, von logischem und strukturiertem Denken, aber auch von der Fähigkeit, Probleme gemeinsam oder alleine zu lösen. Übungseinheiten wie "Klopft eurem Nachbarn eine Info auf den Rücken, gebt sie weiter, bis sie beim Ersten wieder angekommen ist" lockern hin zum Ziel: Junge Menschen auf eine aktive und verantwortungsbewusste Lebensführung vorbereiten.

Abschluss des erlebnispädagogisch angehauchten Abschnitts am Projektunterricht war der Besuch im Hochseilgarten-Teamparcours Oberrimsingen bei Breisach. Dort hieß es für all diejenigen, die sich nicht als Fußkranke, Höhenängstliche oder Sportbefreite aus der Affäre ziehen konnten, zum Beispiel einen Baumstamm hochklettern und - natürlich fachmännisch gesichert - aus sechs Metern Höhe wieder hinab zu springen.

Die eigenen Grenzen und somit sich selbst kennen lernen, vielleicht auch ganz offen zugeben, dass man sich nicht traut, den natürlichen Überlebenssinn auszutricksen, waren angesagt. Auch Aufgaben, die an all die vielen Schlüsselqualifikationen appellieren, gab es zu lösen. "Ausgebildete Teamer aus Oberrimsingen haben uns geführt", berichtet Putz, der sich mehr Erklärungen und Reflektionsmöglichkeiten gewünscht hätte. Auch erzählt er von einigen Schülern, die sich auf dem Weg nach Oberrimsingen aus dem Staub gemacht hatten. Die Zeit sei ein wenig knapp, die Übungen seien teils zu schwer gewesen. "Selbst 50 Professoren wären nicht auf die Lösung mancher Aufgaben gekommen", beteuert Putz. Er mag sich mit seinen eigenen Worten trösten: "Ein wichtiges Ziel der Erlebnispädagogik ist es, zu lernen mit Misserfolgen richtig umzugehen und aus ihnen zu lernen."

Gabi Thiele , BZ vom 16.11.2002

  

Erlebnispädagogik: Wandervogel - Naturerleben - Project Adventure

Die Wandervogel- und der Landschulheimbewegung entstand im 19. Jahrhundert mit dem Ziel, Jugendliche aus Schule und Industrie hinaus in die Natur und zum eigenen Erleben zu führen.
Der deutsch-jüdische Pädagoge Kurt Hahn entwickelte diese Ideen in den 20er-Jahren weiter zur Erlebnispädagogik (EP).
Die Nazis nutzten EP-Elemente zur Indoktrinierung der Hitlerjugend.
Nach dem Krieg etablierte "Salem"-Gründer Hahn die "Outward Bound"-Schulen (Klettern, Wildwasserfahren).
Die Waldorf-Pädagogik (Steiner) nimmt Ideen der EP auf.
Internate wie der Birklehof Hinterzarten und das Kolleg St.Blasien fühlen sich der EP verpflichtet.
Die US-Variante "Project Adventure" entstand in den 70ern, um Jugendlichen ein stabiles Selbstwertgefühl zum Schutz vor Gewalt und Drogen zu vermitteln.
Seit den 80ern boomt EP auch in Deutschland.

  

 

© by freiburg-schwarzwald.de, www.frsw.de, Update 22.02.08