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Forschung
 - innovativ m südlichen Hochschwarzwald und Breisgau
 

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Jugend forscht, Fraunhofer Gesellschaft,  MPG, ...

Blick von der Immi ob Kirchzarten nach Osten zum Hinterwaldkopf (Schnee) und Zastlertal (rechts) am 9.2.2007
Blick von der Immi ob Kirchzarten nach Osten zum Hinterwaldkopf (Schnee) und Zastlertal (rechts) am 9.2.2007

 

Land der Tüftler und Denker: In Forschung und Bildung investieren

Das Land der Tüftler und Denker braucht noch mehr Bildung, wenn es an der Spitze bleiben will. Nur mit Investitionen in Forschung und Bildung gibt es neue Zukunft für das Land. Deswegen investiert die
neu grün-rote Regierung es Landes Baden-Württemberg nun in die Universitäten. Kretschmanns's „grüne Bildungs-Invasion“ finanziert sein sozialdemokratischer „Finanz-Schmid“. Bevor allerdings noch mehr Geld fließt, wäre ein kritischer „Effektivitäts-Test“ bei den Hochschulen empfehlenswert. Denn
viele dieser staatlichen „Forschungs & Bildungs-Fabriken“ sind „altehrwürdige Tanten“ geworden. Die deutschen Universitäten verschlingen jährlich viele Milliarden EURO an Steuermitteln, doch was bringen sie, außer massenhaften Titeln, Veröffentlichungen und Erklärungen, tatsächlich heraus? Ein, von den Universitäten ausgehender, deutscher Erfinder-Boom bliebt bisher aus. Viele extrem erfolgreichen Baden-Württemberger haben keine universitäre Ausbildung. Staaten mit hohen Verwaltungskosten fahren die die Pleite; Wert-Zuwächse werden dort erzielt wo produziert wird. Wer's nicht glaubt, schaue auf China, und seine Währungs-Reserven. Baden-Württembergs legendäre Erfinder Artur Fischer (Fischer-Dübel) war Sohn eines Schneider und erlernte den Beruf des Bauschlossers, doch seine Effektivität für das Land war einsame Spitzen-Klasse. Bei genauer Betrachtung dürften Baden-Württembergs tüchtigen Unternehmen, und ihre fleissigen Facharbeiter und Angestellten, diejenigen sein, die dem Land am meisten Steuern einbringen. Sie haben Anspruch auf sparsame und zielführende Verwendung ihrer erarbeiteten Steuermittel. Denn die gigantische Staats-Verschuldung in Europa
braucht nicht etwa noch mehr Opfer der Steuer-Zahler, sondern viel mehr Einsparungen bei den Kosten des Staats-Verwaltung. Wer das nicht glaubt, werfe ein Blick auf die Personal-Kosten, die Schuld-Zinsen und die Renten-Last des Staates! Spätestens wenn die deutsche Staats-Verschuldung auf über 2.000 Milliarden Euro angewachsen ist, und die unproduktiven Verwaltungskosten des Staates noch immer nicht um bis zu 50 % gesenkt sind, wird auch die Bonität Deutschlands von den Rating-Agenturen in Zweifel gezogen werden. Denn bisher gab Deutschlands Politik-Klasse doch Jahr für Jahr (auf Pump) mehr aus als sie einnahm! Deutschland nimmt nicht zu wenig Steuern ein, es verschlingt zu viele unproduktiven Verwaltungskosten. Bei Betrachtung der Alters-Strukturen unserer Bevölkerung ist offenkundig, dass auch Deutschland nur mit einschneidenden Reformen gesund werden kann. Unausweichlich ist eine Umsetzung von öffentlichem Verwaltungs-Personal auf unternehmerisches Produktions-Personal (Senkung der Steuer-Verbraucher und Vermehrung der Steuer-Bringer). Forschung und Bildung müssen gefördert werden; notwendig ist aber auch eine scharfe Kontrolle der Verwendung der Steuergelder. Steuer-Verschwendung ist das übelste Delikt unserer Zeit!
18.7.2011, www.regionalia.de

 

Micro Energy Harvesting: Kuckucksuhr per Handauflegen

Kuckucksuhr über Körperwärme betrieben - Bild: IMTEK Kuckucksuhr über Körperwärme betrieben - Bild: IMTEK

Was Sie auf dem Foto sehen, ist keine postmoderne Kuckucksuhr, sondern ein "Energy-Harvesting-Exponat", mit dem man Energie ernten kann. Gebaut haben es Peter Woias vom Institut für Mikrosystemtechnik an der Uni, Student Benjamin Fuchs sowie Lehrstuhltechniker Franz Richardt. Wer sich das genau ansehen möchte, muss leider zur Expo nach Schanghai reisen: Dort hängt die etwas andere Kuckucksuhr im Kubus der Universität auf dem Stand der Green City Freiburg. Und das mit dem Energie ernten funktioniert so: Hand auflegen, körpereigene Wärme geht an einen Thermogenerator, der wandelt sie in elektrische Energie um und die setzt dann den Kuckucksmechanismus in Bewegung – Kuckuck. Am Konzept "Micro Energy Harvesting" forschen am Freiburger Institut für Mikrosystemtechnik 20 Stipendiatinnen und Stipendiaten. Die Universität wird das Thema für chinesische Alumni während eines Seminars auf der Expo präsentieren – auch Rektor Hans-Jochen Schiewer wird dazu nach Schanghai reisen.
31.3.2010, www.badische-zeitung.de

 

Forschungs-Netz Microtec Südwest holt 40 Mio

40 Millionen Euro sollen nun in den nächsten fünf Jahren aus Berlin an die Universität Freiburg und ihre Kooperationspartner fließen. Weitere 40 Millionen müssen von den Mitgliedern im Spitzencluster beigesteuert werden.
Im Microtec Südwest arbeiten mehr als 300 Forschungsinstitute und Firmen zusammen, die im Bereich Mikrosystemtechnik tätig sind. Zu Unternehmen wie Bosch, Roche, Endress und Hauser oder Festo gesellen sich im Forschungsnetzwerk, dem sogenannten Cluster, unter anderem die Universitäten Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe und Stuttgart sowie die Hochschule Furtwangen. Die Intention: Den Austausch zwischen Forschern und Anwendern vor allem auch in der mittelständischen Industrie zu verbessern und Innovationen und Erfindungen schneller nutzbar zu machen.
Alles vom 27.1.2010 lesen auf
 http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/forschungs-netzwerk-aus-freiburg-gewinnt-wettbewerb

 

Preise für Hardware-AG von Winfried Sturm in Soeul

Die HAG hat auch in Korea, der wohl momentan größten Erfindermesse in fast allen Bereichen, für "Good old Germany" in der Abteilung Gesundheitswesen, Gesundheitsmedizin die GOLD- und SILBERMEDAILLE errungen.

Wer kennt ihn nicht, den berühmtesten Lehrer, den zumindest das Faust-Gymnasium verzeichnen kann? Seit 1974 unterrichtete Oberstudienrat Winfried Sturm Mathematik und Physik. Seine prägende berufliche Entscheidung war die Gründung der "Hardware-AG” (HAG) vor 26 Jahren, die er als sein "Lebenswerk” bezeichnet. In dieser AG konnte er sein berufliches Ethos, seine Tüftlerneigung und seine naturwissenschaftliche Begabung zusammenführen. Unzählige Projekte und Erfindungen sind im Lauf der Jahre in diesem Rahmen gediehen und haben dann Staufen verlassen und internationale Beachtung gefunden. Als legendärer Zauberer gelang ihm die Verbindung von Pädagogik und Magie. Er wirkte mit im Rockcafé als Gitarrist und Bandmanager, beim Ausbau des Tonstudios, beim Lehrertheater, als Begleiter zahlreicher Schüleraustausche und als Aktiver beim Lehrerfußball. Winfried Sturm ist immer bereit, eine Lanze für die Bildung zu brechen. Er scheut keine öffentlichen Debatten. So kann der medienerfahrene Lehrer auf zahlreiche Fernsehauftritte zurückblicken, und er erhielt für seine erfolgreiche Bildungsarbeit etliche Preise und Auszeichnungen, wie beispielsweise die Staufer-Verdienstmedaille und die Auszeichnung zum "Lehrer des Jahres” 2004. Pensionierung kann in seinem Fall niemals "Ruhestand” bedeuten, deshalb bleibt er der Schule auch weiterhin mit wenigen Unterrichtsstunden erhalten! Dass er all dies leisten konnte und leistet, ist seinem unerschöpflichen Tatendrang und der Fähigkeit, all seine Interessen zu verknüpfen, zu verdanken – und der Unterstützung durch seine Familie.

Sie sind dabei, Schätze zu heben
Lieber Herr Sturm, ich freute mich sehr über Ihre letzte Mail. Diese bestätigt erneut in beeindruckender Weise Ihr außerordentliches Engagement für Ihre Schüler-High-Tech-Tüftler-Schmiede. Sie sind beileibe nicht nur regional, also „zuhause“ bekannt, sondern haben sich mittlerweile auch internationales Renommee erworben. Soviel ehrenamtliche Tätigkeit neben dem Beruf ist heutzutage leider äußerst selten geworden. Mit Ihrer HAG leisten Sie viel für unsere Gesellschaft. Sie führen Schüler an naturwissenschaftliche und insbesondere technische Fragestellungen heran. Sie wecken entsprechendes Interesse und beeinflussen so auch Weichenstellungen für die spätere Berufswahl. Sie tragen damit maßgeblich dazu bei, unsere „Schätze zu heben“, denn Deutschlands größtes Ass im internationalen Wettbewerb ist nach wie vor das technische und naturwissenschaftliche KnowHow seiner Menschen. Für Ihren Einsatz als Lehrer wie auch als Erfinderclubleiter sage ich Ihnen ganz herzlich Dank und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie
14.10.2009, Invent a Chip, http://www.masterstyle.de/hag_vde/?id=gbook

Innovations-Erfahrungen mit Jugendlichen leider immer noch nicht verallgemeinert
Deutschland hat viele Probleme, auch dieses: Menschen, die durch ihr Tun ein beispielgebendes Niveau erreicht haben, werden - wenn sie denn überhaupt zur Kenntnis genommen werden - eher mit Kopfschütteln denn mit Anerkennung bedacht. Will heißen: Trotz der Tatsache, dass Ihr Erfinderclub seit nunmehr 25 Jahren Breschen im Denken schlägt und wie mir Herr Sturm im persönlichen Gespräch versichert hat "vielen jungen Leuten einen Drall fürs Leben gegeben hat", sind Ihre Innovations-Erfahrungen mit Jugendlichen leider immer noch nicht bundesweit verallgemeinert. Der das schreibt, ist Technologiejournalist, sitzt selbst als "Pate" am Berliner Erfinderstammtisch, beschäftigt sich seit fünfzehn Jahren im Netzwerk mit Kollegen mit der Vermarktung von Innovationen über sogenanntes Kommunikationsmarketing und war im Alter von zwölf Jahren selbst Schülererfinder (ohne Club). Ich wollte immer wissen, wie das Loch in die Makkaroni kommt - und hatte mir seinerzeit darauf eine - wie ich meinte - plausible Antwort gefunden: Das müssen die Spaghetti sein, die da das Loch in der "Mutter"nudel hinterlassen haben...
Wann soll man Menschen mit dem Faust´schen Vermächtnis "... und wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält" konfrontieren und daraus womöglich eine Lebenseinstellung machen? Ihre und meine Antwort: so früh wie möglich. In diesem Sinne freue ich mich, dass Physiklehrer Sturm - nomen est omen - mit seinem Lebenswerk zwar keinen Orkan, aber doch wenigstens ein frisches Windchen ausgelöst hat, auch wenn das Unverständnis darüber ggf. im Klassenzimmer nebenan schon zuhause ist.
Hans-Werner Oertel, 1.5.2008, Blog des VDI

 

Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik: 60 neue Arbeitsplätze

Freiburgs Wissenschaftslandschaft wird um ein Zentrum und 60 neue Arbeitsplätze reicher. Sieben Millionen Euro investieren die Landesstiftung Baden-Württemberg und das Bundesministerium für Bildung und Forschung in ein Beschichtungs- und Simulationszentrum des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik an der Wöhlerstraße im Industriegebiet Nord. 60 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Bis 2013 sollen weitere fünf Millionen investiert werden, 50 zusätzliche Arbeitsplätze und ein modernes Technikum sollen entstehen.
Seit seiner Gründung 1971 wächst das Institut und gilt mittlerweile als Katalysator für Innovationen in der Region. Inzwischen hat das Institut einen Betriebshaushalt von 20,4 Millionen Euro, davon 12,6 Millionen in Freiburg und 7,8 Millionen in Halle an der Saale. Finanziert wird die Arbeit zu 41 Prozent aus Industrieerträgen. Beschäftigt werden rund 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den beiden Standorten.
Im neuen Beschichtungs- und Simulationszentrum entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum einen spezielle Beschichtungen für den Maschinen- und Automobilbau sowie für die Medizintechnik. Spezielle Verschleißschutzschichten tragen beispielsweise in Motoren durch geringere Reibung dazu bei, den CO-Ausstoß zu reduzieren. Zum anderen simulieren die Forscherinnen und Forscher im Computer die Eigenschaften von Werkstoffen und das Verhalten von Bauteilen. In Testlabors werden Bauteile wie Abgaskrümmer, die sich noch in der Entwicklung befinden, im Zeitraffer getestet, um deren Lebensdauer vorherzusagen. Simuliert werden können Eigenschaften und Machbarkeit zukünftiger Materialien, zum Beispiel für durchsichtige Solarzellen.
10.6.2009, IWM -
Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik

 

 

Micro Energy Harvesting: Energieernte-Technik aus Freiburg

Die Kraftzwerge / Winzige Generatoren machen Batterien überflüssig - die Technik kommt aus Freiburg

Elektrische Fieberthermometer ohne Batterie, Herzschrittmacher mit Blutzucker als Energielieferant, Kraftwerke in Schuhen: In Freiburg kommen einige auf verrückte Ideen. Zum Beispiel Peter Woias. Er ist Professor am Institut für Mikrosystemtechnik und Sprecher eines ungewöhnlichen Freiburger Graduiertenkollegs. Von dort stammen die Ideen. "Micro Energy Harvesting" heißt das Kolleg, Energieernte im Kleinsten. Die Wissenschaftler dort forschen an Zwergen-Kraftwerken. Sie können Energie nutzen, die bisher ungenutzt verpufft. Schon bald könnten uns überall solche Kraftwerke begegnen. "Die ersten Generatoren gibt es bereits als Prototypen und einige wenige sogar schon als Produkte", sagt Woias. Zum Beispiel in einem Lichtschalter, der bereits käuflich erhältlich ist: Bisher muss das Stromkabel zur Lampe einen Umweg über den Schalter nehmen. Dieser unterbricht oder schließt den Stromkreis und entscheidet, ob die Lampe leuchtet oder nicht. Der "drahtlose" Schalter kann einfach irgendwo an die Wand geklebt werden, er schaltet die Deckenlampe ganz ohne Kabel an — per Funk. Hier kommen die Minikraftwerke ins Spiel: "Bisher brauchte man Kabel oder Batterie zur Stromversorgung von drahtlosen Schaltern", sagt Woias. Durch ein eingebautes Mini-Kraftwerk erntet dieser Schalter jedoch die Energie, die beim Druck auf den Knopf entsteht. Der Fingerdruck erzeugt genügend elektrischen Strom, um ein kurzes Funktelegramm für das Ein- und Ausschalten der Lampe abzusenden. So ein Schalter funktioniert immer, ganz ohne Batteriewechsel. Nach Woias Ansicht schwimmen viele Anwendungen in ungenutzter Energie. Deshalb kann man die Mini-Kraftwerke fast überall einsetzen. Sie nutzen "Abfallenergie" , die wir bisher kaum beachten: Ob aus Vibrationen, Sonnenstrahlung oder über chemische Effekte; oder eben aus Wärme oder Druck, wie im Lichtschalter. Dementsprechend arbeiten Wissenschaftler aus sehr unterschiedlichen Forschungsrichtungen in Freiburg an der Verwirklichung dieser Ideen. "Die enge Zusammenarbeit von Mikrosystemingenieuren, Physikern, Biologen und Chemikern ist ein unverzichtbarer und sehr spannender Aspekt unseres Graduiertenkollegs" , sagt Woias, nach dessen Ansicht gerade die Sicht aus vielen verschiedenen Perspektiven zu neuen Ideen beim Micro Energy Harvesting führt. Sein Mitarbeiter Martin Wischke forscht beispielsweise an einem nur drei Millimeter hohen Kraftwerk. Es muss so flach sein, weil es in einem Schuh Platz finden soll — unter der Ferse. Dort soll es bei jedem Schritt genug Energie erzeugen, um Informationen über die Schritte anzuzeigen. Der Mechanismus ist einfach: Bei jedem Schritt verformt der Träger durch seine Gewichtskraft Scheiben aus piezoelektrischem Material, das daraufhin elektrischen Strom liefert. Mit ihm kann man zwar keinen Raum beleuchten, aber für kleine Sensoren reicht die Energie aus. Einige Sportschuhe senden bereits Informationen über Schrittzahl und Geschwindigkeit des Läufers an Armbanduhren — benötigen dafür aber noch immer Batterien.
Noch trägt Wischke kein Kraftwerk in seinen Sandalen, genau so wenig wie Woias. Doch auf dem La-bortisch liegt schon ein Prototyp. Wischke hat außerdem einen Plan, wo sein Schuhkraftwerk noch zum Einsatz kommen könnte. Verraten will er ihn allerdings nicht. Noch sei es zu gefährlich, dass jemand von seiner Idee erfahren und sie nachbauen könnte.

"In den letzten zwei Jahren boomt das Energy Harvesting", sagt Woias. "Wir waren mit unserem Projekt ideal platziert." Aus der Idee einiger Freiburger Professoren, aus der Mikrosystemtechnik auch Kraftwerke zu entwickeln, ist ein Trumpf im Wettbewerb geworden: Mit dem vor zwei Jahren gestarteten Graduiertenkolleg, das durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und mehrere Industriefirmen finanziert wird, sehen sich die Freiburger als größtes deutsches Forschungszentrum für die Energieernte im Kleinen. Während bei Großkraftwerken der Strombedarf ermittelt wird und anschließend ein entsprechender Generator gebaut wird, ist es beim Micro Energy Harvesting häufig umgekehrt. Dort werden Größe und Leistungsfähigkeit des Generators vom verfügbaren Platz beschränkt. Zwar gleicht das Prinzip der Zwergen-Kraftwerke Windkraft- oder Solaranlagen, eine bloße Verkleinerung großer Kraftwerke kommt jedoch nicht in Frage. Nach Woias’ Ansicht dreht sich die Effizienzbetrachtung um: "Im menschlichen Körper zum Beispiel hat ein Generator nur wenig Platz, er darf auch den Träger nicht behindern oder beeinträchtigen." Doch auch dort könnten Minikraftwerke Energie gewinnen. Aus Wasser, Sauerstoff und Nahrung erzeugt der menschliche Körper Energie für Bewegungen, und das sehr effektiv. Strom kann der Körper aber nicht erzeugen, weshalb medizinische Hilfen wie der Herzschrittmacher eine Batterie brauchen. Ein Minikraftwerk könnte ihn jedoch unterstützen und zum Beispiel Energie für Zusatzinformationen bereitstellen. Auch wenn der Schrittmacher nicht ganz ohne Batterie auskommen wird, da er immer laufen muss. In Freiburg wird an einer solchen Biobrennstoffzelle geforscht. Sie könnte sich aus der Energiequelle speisen, aus der sich der Körper selbst bedient: Dem Blutzucker. Eine neue Beschichtung auf dem Schrittmacher wandelt Zucker in Energie um. Zwei Nachwuchswissenschaftler arbeiten derzeit an diesen Biobrennstoffzellen. Der nächste Schritt sind ganze Netzwerke aus energieautarken Sensoren. "Wenn sie sich selbst versorgen, können wir sie überall verteilen", sagt Woias. Minikraftwerke könnten Sensoren auf Flugzeugtragflächen und großen Maschinen speisen. Sie laufen ohne Unterbrechung, sparen Geld, brauchen weder ein teures Kabel noch den Strom aus der Leitung. Denn "allein die Herstellung eines Kabels zum Sensor verbraucht oft mehr Energie als der Sensor in zwanzig Jahren benötigt", sagt Woias. "Das ist völlig unwirtschaftlich." Ganz einfach ist die Forschung an den Zwergen-Kraftwerken jedoch nicht. "Schwierigkeiten sind was Normales", sagt Woias. Er lacht dabei. "Wenn es einfach wäre, würden wir es nicht tun." Die Vision vom selbstversorgenden iPod ist noch ein ganzes Stück entfernt, daraus macht auch Woias kein Hehl. Doch wenn er erfunden wird, dann ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass die Technologie dazu aus Freiburg kommt.
16.8.2008, Jakob Vicari, www.jjev.de

 

 

Technologietransfer schafft Wohlstand und sichert Jobs in der Region

Wissen gilt heute als der wichtigste wirtschaftliche Wachstumstreiber. Doch wie wird neues Wissen überhaupt ökonomisch nutzbar gemacht? Wie entsteht aus Forschungsergebnissen Technik, mit der sich Unternehmen aus der Region am Weltmarkt behaupten können? Darüber sprachen Wulf Rüskamp und Bernd Kramer mit Jürgen Rühe, Rolf Schofer, Dieter Schaudel und Winfried Lieber - Technologietransfer-Experten aus Südbaden.

BZ: Kein Politiker vergisst derzeit, die Bedeutung der Hochschulen und Universitäten für die wirtschaftliche Entwicklung zu unterstreichen. Welchen Stellenwert hat der Technologietransfer?
Lieber: Die Fachhochschulen haben sich schon immer als Träger von Innovationsprozessen verstanden, mit einem Fokus auf der Region, in der sie ansässig sind. Von daher ist die Zusammenarbeit mit Unternehmen heute eine Selbstverständlichkeit auch im Hinblick auf die eigene Zukunftssicherung. Eine innovative Region und Hochschulstandorte profitieren in wechselseitiger Abhängigkeit voneinander. Letztlich ist dies unser gesellschaftlicher Auftrag. Technologietransfer findet dabei auf unterschiedlichen Ebenen statt: zum Beispiel im Bereich der Auftragsforschung, der Beratung, bei Bachelor- oder Masterarbeiten, letztlich über die Ausbildung der Studierenden. Wenn hier über Köpfe Wissenstransfer für die Unternehmen geleistet wird, dann kommt dies der Stärkung des Wirtschaftsstandorts zugute.
Rühe: Technologietransfer ist keine Einbahnstraße. Auch die Wissenschaft profitiert von den Unternehmen. Vor allem hilft sie uns, wichtige Probleme überhaupt erst zu identifizieren. Anders gesagt: Das Auffinden der richtigen Fragen ist eine der wichtigsten Aufgaben in der Wissenschaft. Zudem hilft uns die Wirtschaft bessere Kenntnisse über Randbedingungen zu finden, sprich Wissen aus der Praxis fließt ein.
BZ: Ein Beispiel?
Rühe: Erlauben Sie mir ein Beispiel aus meinen eigenen Forschungsarbeiten. Wir forschen unter anderem an Oberflächen für Drucksensoren. Die Probleme schienen gelöst, bis eine Anfrage aus der Industrie kam. Dabei zeigte sich, dass wir mit der uns vertrauten Standardmethode eigentlich gar nicht weit kommen. Wir mussten neu nachdenken.
Schaudel: Dieser Austausch von Vertretern der Industrie und der Wissenschaft ist beim Institut für Mikrosystemtechnik der Uni Freiburg eine feste Einrichtung. Es gibt regelmäßige Gesprächsrunden zwischen Professoren und Industrieleuten. Da wird heftig darüber diskutiert, was notwendig ist, was getan werden kann und muss.
BZ: Manche Wirtschaftsvertreter finden sich im Dschungel der Institute gar nicht zurecht. Der Industriemeister klopft nicht einfach an die Tür des Professors.
Rühe: Die Universitäten und Hochschulen haben umfangreiche Informationsmöglichkeiten geschaffen. Die zentrale Technologietransferstelle hat hier ein umfangreiches Angebot erstellt. Unsere Erfahrung ist jedoch im Allgemeinen, dass Firmen sehr genau wissen, was sie wollen. Die suchen schon gezielt.
Schofer: Man sieht sich bei Veranstaltungen und Messen, die wir gezielt besuchen. Wir gehen auch auf Firmen zu.
Schaudel:
Ob solche Kontakte dann aber Erfolg haben, hängt entscheidend von den beteiligten Menschen ab. Da muss zuerst einmal die Bereitschaft zum Zuhören da sein — das ist bei Universitäten und Hochschulen nicht immer garantiert.
BZ: Der kleine südbadische Mittelständler wird an die Hochschulen (früher Fachhochschulen) in Furtwangen und Offenburg verwiesen, dem Großindustriellen öffnet dagegen die Uni Freiburg die Türe und rollt den roten Teppich aus.
Rühe: 50 Prozent der Forschungsverträge der Universität Freiburg werden mit Partnern abgeschlossen, die aus dem Postleitzahlbezirk 79 stammen. Und in diesem Gebiet ist vorwiegend mittelständische Industrie angesiedelt. Das durchschnittliche Projektvolumen liegt bei unter 50 000 Euro — da sind die Zehn-Millionen-Projekte schon mit einberechnet. Auch das ein Indiz dafür, dass wir stark mit kleinen und mittleren Betrieben aus der Region zusammenarbeiten.
Schofer: Die Zuordnung ist nicht: Kleine Betriebe müssen zu den Hochschulen, große dürfen zu den Universitäten. Viele Hochschulen sind im ländlichen Raum und da ist die Masse der Betriebe mittelständisch. Wir arbeiten auch eng mit großen Betrieben zusammen.
BZ:
Bringt die Kooperation überhaupt etwas? Bahnbrechende Erfindungen, die sich später auch verkaufen lassen, scheinen vor allem andere zu machen.
Rühe: Seit Bestehen der Technologietransferstelle der Universität wurden über diese mehr als 5000 Kooperationsverträge abgeschlossen. Die Universität Freiburg kommt mittlerweile auf 860 Patentanmeldungen. Pro Jahr sind das derzeit etwa 60 Patentanmeldungen. Davon wird mehr als die Hälfte lizenziert, sprich Unternehmen nutzen sie. 84 Firmen wurden aus der Uni heraus gegründet. Ich denke, diese Zahlen sprechen für sich.
BZ: Das ist allein das Verdienst der Fakultät für angewandte Wissenschaften der Uni Freiburg , die sehr industrienah ist.
Rühe: Es gibt sehr gute Beispiele auch aus anderen Bereichen wie der Biologie und Medizin. Allerdings ist Wissenstransfer nicht überall gleich gut möglich. Nehmen sie das Beispiel Physik: Wo sehr materialorientiert geforscht wird, läuft der Transfer natürlich leichter als bei der Beschäftigung mit der grundlegenden Quantentheorie.
BZ: Ist denn die Industrie mit den Ergebnissen zufrieden?
Schaudel: Es könnte besser sein. Für Wissenschaftler ist es bei ihrer Karriere immer noch wichtiger, in einem Fachjournal zu publizieren, als ein Patent anzumelden. Das mag für die Wissenschaft in Ordnung sein, der Industrie hilft das
relativ wenig weiter.

Lieber:
Die Anreize stimmen nicht. Der Wegfall des Hochschullehrerprivilegs hat die Zahl der Patentanmeldungen sicherlich nicht begünstigt. Dadurch steht Professoren nicht mehr das Recht auf freie Nutzung der eigenen Erfindung zu. Andererseits beklagen sich die Unternehmen darüber, dass sie auf Erfindungen der Hochschulen nun nicht mehr uneingeschränkt zugreifen können.
BZ: Den Hochschulen eilt der Ruf voraus, praxisorientierter als die Unis zu sein. Wie sieht Ihre Erfolgsbilanz aus?
Lieber: Wir haben 2007 neun Erfindungsmeldungen abgegeben. Davon hat die Hälfte gute Aussichten auf Erteilen eines Patents. Zwei wurden bereits erteilt. Mit einigen älteren verdienen wir gutes Geld. Als Beispiel nenne ich den "24 h-EKG-Rekorder" , der eine Überwachung von Herz-Risikopatienten über einen längeren Zeitraum im privaten Umfeld ermöglicht und so stationäre Aufenthalte im Krankenhaus vermeiden hilft. Nimmt man alle Erfindungsmeldungen der Fachhochschulen in Baden-Württemberg zusammen, kommen wir etwa auf die Zahl einer großen Universität.
BZ: Herr Rühe, können Sie von Ihren Kollegen von den Hochschulen noch lernen? Es waren Hochschulvertreter, die das Thema Technologietransfer bekannt gemacht haben. Die Unis sprangen auf einen fahrenden Zug auf.
Rühe: Es ist keineswegs so, dass wir uns erst seit gestern mit Technologietransfer beschäftigen. Die Technologietransferstelle der Uni Freiburg gibt es seit mehr als 20 Jahren — und sie ist äußerst erfolgreich, wie die eben genannten Zahlen belegen. Allerdings hat der Technologietransfer in der Außendarstellung der Universität in der Vergangenheit eine geringere Rolle gespielt als heute.
Schaudel: Wir legen in der Elektroindustrie großen Wert darauf, dass Forschung und Lehre Sache der Universitäten sind. Technologietransfer ist eine Sekundärtätigkeit an der Universität, nicht deren Hauptaufgabe. Universitäten sollten sich nicht durch den schnöden Mammon in Ecken treiben lassen, wo sie nicht hingehören. Sie sollen Grundlagenforschung betreiben und ordentliche Lehre bieten. Das sollte man in der Diskussion nie vergessen. Bei den Hochschulen ist das anders.
Lieber:
Ich halte es für falsch, Hochschulen und Universitäten beim Technologietransfer auseinanderzudividieren. Im Gegenteil, wir müssen uns entsprechend unserer Profile und Stärken ergänzen. Bereits heute arbeiten wir beispielsweise mit der Uni Freiburg und der Uni Karlsruhe eng zusammen. Das funktioniert auch gut.
BZ:
Das Gros des Managements in den regionalen Betrieben rekrutiert sich aus den Hochschulen. Nicht die Unis, sondern die Hochschulen haben die Region nach vorne gebracht.
Lieber: 70 Prozent der Ingenieure kommen in Baden-Württemberg aus unserer Hochschulart. Insofern ist es kein Wunder, dass auch hier in der Region viele Entscheidungsträger eigene Absolventen sind.
Rühe: Uni-Abgänger sind eben nicht so stark regional fixiert.
Schaudel: Das Verhältnis zwischen regionaler Wirtschaft und der Universität Freiburg hat sich deutlich verbessert. Als die Fakultät für Angewandte Wissenschaften der Uni Freiburg 1995 gegründet wurde, hat Endress + Hauser-Gründer Georg H. Endress mit einiger Berechtigung sagen dürfen: "Die Universität Freiburg ist eine Institution ohne wirtschaftliche Relevanz für das Umfeld." Heute ist das anders — vor allem dank des Instituts für Mikrosystemtechnik und des Instituts für Informatik der Fakultät für Angewandte Wissenschaften, ohne dass die Hochschulen dabei an Bedeutung verloren haben. Außerdem spielen die Fraunhofer-Institute, die Berufsakademien und die Universität Basel eine entscheidende Rolle für die positive wirtschaftliche Entwicklung der Region.
BZ: Können Unis und Hochschulen mit dem Technologietransfer ihre finanzielle Situation verbessern?
Lieber: Das kommt darauf an: Betrachtet man nur die monetäre Bilanz bei Kooperationsprojekten mit Unternehmen, so kommt man zu dem Ergebnis: Je mehr Projekte, desto ärmer wird die Hochschule. Gleichwohl profitieren wir von einem starken Wirtschaftsstandort auf vielfältige Weise. Erfolgreiche Unternehmen unterstützen die Hochschulen bereitwillig durch Stiftungsprofessuren oder wie in Offenburg auch durch die Mitfinanzierung eines Erweiterungsbaus. Schließlich nutzt ein guter Technologietransfer auch einer guten Lehre. Alles in allem ist das eine Art Umwegrendite.
BZ:
Leiden die Hochschulen und die Uni Freiburg unter der Schwäche Südbadens, verglichen mit der ökonomischen Leistungskraft der Großräume Karlsruhe und Stuttgart?
Schofer:
Ländliche Räume, wie hier in der Region, und Ballungsräume in einen Topf zu werfen, ist schwierig. Die Gegend hier hinkt ökonomisch nicht hinterher. Der Schwarzwald-Baar-Kreis gehört zu den industriestarken Landkreisen in Baden-Württemberg. Wir hatten in Furtwangen über viele Jahre die niedrigste Arbeitslosenrate im ganzen Bundesgebiet. Wir brauchen uns vor den Ballungsräumen nicht zu verstecken.
14.8.2008, www.badische-zeitung.de

 

Badische-Zeitung-Preis fördert den wissenschaftliche Nachwuchs

Der Name des Preises ändert sich und auch die Zielgruppe. Aus dem "Gerhard-Ritter-Preis" , den die BZ für hervorragende historische Arbeiten stiftete, wird nun der "Badische-Zeitung-Preis" , der den wissenschaftliche Nachwuchs der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg fördert. Dotiert ist er mit 2500 Euro. Eine entsprechende Vereinbarung haben Uni-Rektor Wolfgang Jäger und BZ-Herausgeber Christian Hodeige gestern unterzeichnet. Der Preis war einst benannt nach dem bekannten Historiker Gerhard Ritter (1888 bis 1967), der während des Nationalsozialismus zu den wenigen oppositionellen Freiburger Professoren gehörte. Allerdings befürwortete der Nationalkonservative eine aristokratische Staatsform und sah die Schwäche der Weimarer Republik in einer überbordenden Demokratie. Das, meint Herausgeber Christian Hodeige, passe nun nicht zur Grundhaltung der BZ, was Rektor Jäger schweren Herzens akzeptierte. Er sei "sehr, sehr dankbar" , dass die BZ auch weiterhin als Stifter eines Nachwuchspreises zur Verfügung stehe.
mac, 28.3.2008, BZ

Gerhard-Ritter-Preis: Was für ein kläglicher Abgang
Mit Verwunderung liest man in Ihrer Ausgabe vom 28. März, dass am Tag zuvor zwischen dem ausscheidenden Uni-Rektor Wolfgang Jäger und BZ-Herausgeber Christian Hodeige schriftlich vereinbart worden sei, den Förderpreis der BZ für herausragende historische Arbeiten nicht mehr unter dem Namen Gerhard Ritters (1888 bis 1967) zu verleihen. Jäger überging damit den Einspruch des gegenwärtigen Vorsitzenden der Auswahlkommission der Historiker, Professor Jochen Martins. Das dazugehörige Foto gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass Herr Jäger die Entscheidung der BZ "schweren Herzens" akzeptiert hat. Was für ein kläglicher Abgang.
BZ-Leserbrief vom 7.4.2008 von Wilhelm Hennis, Freiburg

Urteil aus heutiger Sicht scheint mir unhistorisch
Mit Verwunderung habe ich gelesen, dass der Gerhard-Ritter-Preis, den die BZ dankenswerterweise für hervorragende historische Arbeiten von Nachwuchsforschern jährlich stiftet, umbenannt werden soll. Überrascht hat mich vor allem die Begründung: Gerhard Ritter habe zwar während des Nationalsozialismus zu den wenigen oppositionellen Freiburger Professoren gehört, habe aber eine aristokratische Staatsform befürwortet und "die Schwäche der Weimarer Republik in einer überbordenden Demokratie" gesehen. Dies "passe nicht zur Grundhaltung der BZ" . Dass Gerhard Ritter Nationalkonservativer war und seine Vorstellungen zu Staat und Gesellschaft nach Hitler mit heutigen Überzeugungen nicht einfach übereinstimmen, ist ja nicht zu bestreiten. Das Urteil darüber aus heutiger Sicht scheint mir aber allzu unhistorisch. Der Namenswechsel berücksichtigt vor allem nicht die Bedeutung von Gerhard Ritter als Historiker, als Hochschullehrer in schlimmer Zeit, als Mitglied des "Freiburger Kreises" und der Bekennenden Kirche und als engagierter evangelischer Christ an der Freiburger Christuskirche. Es ist bedauerlich, dass die Evangelische Kirchengemeinde das Gerhard-Ritter-Haus aufgeben musste. Dass sein Name nun auch noch für den Forschungspreis verloren gehen soll und der scheidende Rektor dem, wenn auch "schweren Herzens" , zugestimmt hat, ist schmerzlich.
BZ-Leserbrief vom 7.4.2008 von Gerd Schmoll, Prälat im Ruhestand

 

 

Solarkocher bauen: Simon Moser und Milan Waltz bei Jugend forscht

Wie baut man mit ganz einfachen Mitteln einen Solarkocher? Damit haben sich Simon Moser aus Stegen-Eschbach und Milan Waltz aus Kirchzarten beim Regionalwettbewerb "Jugend forscht — Schüler experimentieren" befasst. Die beiden Schüler des Kollegs St. Sebastian haben eine clevere Antwort gefunden.


"Unser Ziel war es, aus billigen Materialien einen Solarkocher zu bauen" , sagen die beiden 13-Jährigen. Das Vorhaben gelang: Simon und Milan erhielten einen Sonderpreis in Form eines Gutscheins von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Wie die beiden Jungen ihr Vorhaben umsetzten? "Wir haben eine Alufolie benutzt und so angebracht, dass wir die Sonnenstrahlen auf eine Heizplatte lenken" , berichten sie über ihr Experiment. An ihrem Ausstellungsstand bei "Jugend forscht" konnten alle Besucher der Neuen Messe den Solarkocher im Februar begutachten. Auf die Kochplatte hatten die beiden Jungen einen Topf mit Wasser platziert, der durch die Strahlen erhitzt wird. Als Ersatz für die Sonne nutzten die Schüler dabei eine Infrarotlampe. Ihr Lehrer Stephan Remmlinger unterstützte sie bei dem Experiment tatkräftig. Simon und Milan haben bei "Jugend forscht - Schüler experimentieren" , dieses Jahr unter dem Motto "Viva la Neugier" ausgetragen, mit über 50 anderen Kindern und jungen Erwachsenen im Alter von acht bis 21 Jahren ihr Experiment auf einer Ausstellung in der Neuen Messe Freiburg zwei Tage lang präsentiert. Es gab vieles zu bestaunen, das Publikum konnte sich in den Bereichen Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik und Informatik, Physik, Technik, Biologie, Arbeitswelt sowie Chemie Untersuchungen und Experimente von Jungforschern ansehen. Simon und Milan traten mit ihrem Solarkocher im Fachbereich Technik an.
Eine Jury aus Lehrern und Fachleuten prämierte die einzelnen Schüler-Projekte. Einige kamen in die zweite Runde und dürfen nun mit ihrem Forschungsobjekt weiterreisen zum Landeswettbewerb, der Mitte März in zwei Wettbewerben, "Jugend forscht" und "Schüler experimentieren" jeweils in zwei Tagen in Stuttgart ausgetragen wird. Die Krönung der Veranstaltung, der mittlerweile 43. Bundeswettbewerb der Jugend forscht wird im Mai in Bremerhaven veranstaltet. Simon und Milan sind nicht für den Landeswettbewerb prämiert worden, dafür haben sie aber einen schönen Preis erhalten und dürfen sich jetzt erst mal von der ganzen Arbeit mit dem Solarkocher ausruhen und vorerst wieder auf dem "normalen" Herd zuhause ihr Wasser kochen.
Irina Strohecker , 7.3.2008, BZ

 

 

Microtec Südwest: Großes Netzwerk für kleinste Geräte

Netzwerk Mikrosystemtechnik: Die mit Logo genannten Firmen stehen für mehr als 150 am Netzwerk beteiligten Firmen

Vier Bereiche der "Microtec Südwest"
1. Automobilbau  mit Schwerpunkt im Stuttgarter Raum
2.
Maschinenbau mit Schwerpunkt im Stuttgarter Raum
3. Medizintechnik (Life Sciences) sin Südbaden
4. Sensorik in Südbaden.

Quelle: MWST BW

Verbund von Firmen und Forschern in der Mikrosystemtechnik tritt im Wettbewerb der High-Tech-Regionen an / In Freiburg ansässig

Nach dem Elitewettbewerb der Universitäten nun der Spitzenwettbewerb der High-Tech-Regionen: Rund 40 Millionen Euro für fünf Jahre verspricht das Bundesforschungsministerium den regionalen Netzwerken aus Wissenschaft und Wirtschaft, sogenannten Clustern, die mit ihrem Konzept für Wachstum und Innovation eine internationale Jury überzeugen können. Eine der bundesweit 38 Bewerbungen wurde in Freiburg geschrieben. Im Zentrum dieses Zukunftskonzepts steht die Mikrosystemtechnik.

Mikrosystemtechnik: Das sind Maschinen, deren Bauteile mitunter nur einen tausendstel Millimeter groß sind. Der Übergang zur Nanotechnologie, die bis zur Atomstruktur reicht, ist fließend. Entsprechend gehen Erkenntnisse und Techniken aus den Ingenieurwissenschaften mit denen aus Chemie oder Biologie in diesem relativ neuen Fachgebiet zusammen. Die wirtschaftlichen Potenziale sind enorm, die Mikrosystemtechnik gilt als einer der großen Zukunftstechnologien. Das hat man vor allem in Baden-Württemberg
erkannt. Das Institut für Mikrosystemtechnik an der Universität Freiburg ist das größte seiner Art in Europa und damit gleichsam das Herzstück des Netzwerks "Mikrosystemtechnik Baden-Württemberg" , das vor drei Jahren von Firmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Freiburg als Verein gegründet worden ist und mit finanzieller Hilfe des Landeswirtschaftsministeriums seit Mai 2006 eine Geschäftsstelle hat: Gerade rechtzeitig für den Spitzenclusterwettbewerb, den das Bundesforschungsministerium Mitte des vergangenen Jahres ausgeschrieben hat, um die High-Tech-Branchen zu fördern — mit Blick auf die Forschung, aber selbstverständlich auch in der Hoffnung auf neue zukunftsträchtige Arbeitsplätze. In diesem Wettbewerb treten 38 Regionen mit ihren Konzepten für innovative und wirtschaftlichen Erfolg versprechende Technologien an. Allein acht stammen aus Baden-Württemberg. Von ihnen werden nach einer ersten Auswahlrunde am 10. März 15 übrig bleiben, die dann wie in der Exzellenzinitiative mit einem detailliert ausgearbeiteten Antrag die Endrunde bestreiten. Bis zu fünf können das Rennen machen, über das im September entschieden wird — und dann mit Bundeszuschüssen von 40 Millionen Euro und mehr rechnen. Voraussetzung ist allerdings, dass die beteiligten Unternehmen dieselbe Summe aufbringen für Forschung und Entwicklung, aber auch für die Kooperation untereinander, für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, für Fortbildungsangebote oder für die Werbung um mehr Technikakzeptanz unter jungen Menschen. Die Konkurrenz ist hart. Aber Peter Josef Jeuk, Geschäftsführer des Vereins und potenzieller Clustermanager, sieht gute Chancen. "Wir sind das einzige Technologienetzwerk in der Mikrosystemtechnik" , sagt er. Und der Antrag, an dem bisher mehr als 150 Clusterpartner miwirken, darunter vor allem mittlere und kleinere Firmen, ist bestens verankert in der Region von "Microtec Südwest" (so der Titel des Wettbewerbsbeitrags), die vom Rheinknie bis nach Stuttgart und von Tuttlingen bis Karlsruhe reicht. Die vorhandenen 40 Lehrstühle und mehr als 1200 wissenschaftliche Mitarbeiter in der Mikrosystemtechnik sind Spitze in Europa; ein Drittel aller auf diesem Feld tätigen deutschen Unternehmen ist hier zu Hause; und 14 Prozent aller Patente weltweit zur Mikrosystemtechnik stammen aus der Region. Mikrosystemtechnik ist zwar eine sogenannte Querschnittstechnologie, weil Miniaturisierung überall hilft, Material und Energie zu sparen. "Microtec Südwest" konzentriert sich aber auf vier Hauptbereiche:

Automobil- und Maschinenbau mit Schwerpunkt im Stuttgarter Raum
Medizintechnik (Life Sciences) und
Sensorik in Südbaden.

Ziel aller Bereiche ist es, wie Jeuk erklärt, "geschlossene Innovationsketten" zu schaffen, also von der Idee im Hochschullabor bis zur Fertigung Produkte zu begleiten. Wobei der Weg auch von der einzelnen Firma zurück in die Labore der Hochschulen führen kann. Gerade in solchen neuen Kommunikationsprozessen in der mikrotechnischen Industrie sieht Jeuk die eigentliche Herausforderung — die sich auch dann stellt, wenn "Microtec Südwest" nicht in den Genuss der Bundesmillionen kommen sollte.
Wulf Rüskamp , 8.2.2008, www.badische-zeitung.de

 

 

IAF: Oliver Ambacher neuer Leiter - Roboter mit Infrarotsensoren

Oliver Ambacher, Chef des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik

Raus aus dem Schattendasein: Der neue Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik (IAF) in Freiburg, der 44 Jahre alte Physiker Oliver Ambacher, will die Arbeit seines Instituts mehr ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Aber auch die Universität hat erkannt, was sie an den fünf Fraunhofer-Instituten hat, und strebt eine enge Kooperation an. Ambacher ist deshalb auch Professor am Institut für Mikrosystemtechnik (Imtek). Mit ihm sprach Wulf Rüskamp.

BZ: Aus Ihrem Hause kommen Leuchtdioden, Kameras, die mehrfarbige Wärmebilder liefern, und Halbleiterelektronik. Was hat das mit Festkörperphysik zu tun?
Ambacher: Wenn Sie bei modernen Technologien dreimal die Frage Warum stellen, kommen sie nahezu immer in den Grundlagen der Naturwissenschaften an, bei den Eigenschaften der Materialien — und das ist Festkörperphysik.
BZ: Außenstehenden fällt es schwer, Ihr Institut einzuordnen
Ambacher: Unser Problem ist, dass die Leistungs- und Hochfrequenzelek tronik, mit der wir arbeiten, ähnlich wie die Nanotechnologie, von der Bevölkerung als etwas Zukünftiges betrachtet wird, aber in unserem Alltag längst angekommen ist.
BZ: Aber man kennt Ihr Institut auch nicht, weil es sich hinter einem hohen Zaun verbirgt.
Ambacher: Der Zaun ist entstanden als Vorsorge gegen terroristische Angriffe. Aber Sie haben recht: Von außen sieht das IAF aus wie eine Trutzburg. Deshalb soll der Zaun weg. Ich habe die Fraunhofer-Gesellschaft um finanzielle Hilfe zur Umgestaltung unseres Erscheinungsbildes gebeten. Wir wollen ein kleines Hörsaalgebäude an der Straßenfront errichten, wo wir die Industrie, aber auch Besucher informieren können, was hier passiert. Es gibt im Institut keinen Bereich, der geheim ist. Trotzdem müssen wir bei den wertvollen Geräten hier im Hause Sicherheitsvorkehrungen treffen. Natürlich haben wir auch Arbeiten, die vertraulich sind. Aber die sind nicht deshalb vertraulich, weil wir zu rund 50 Prozent Forschung für das Bundesverteidigungsministerium betreiben. Auch viele Unternehmen, die uns mit Forschung beauftragen, wollen nicht, dass die Konkurrenz davon erfährt. Grundsätzlich aber müssen wir mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten, um zu erklären, was wir machen.
BZ: Sie sind der erste Leiter des IAF, der auch Professor an der Universität Freiburg ist. Welche Folgen hat das?
Ambacher: Die Fraunhofer-Gesellschaft will mit der Universität Freiburg enger zusammenarbeiten. Die Institute können die Universität unterstützen in ihren Anstrengungen, sich als Elite-Universität zu behaupten. Das ist auch ein Tauschgeschäft: Beim neuen Wettbewerb des Bundes für die Spitzencluster im High-Tech-Bereich hilft uns die Universität mit ihrer Grundlagenforschung und ihren Instituten für angewandte Wissenschaften.
BZ: Profitieren auch die Studenten von der Zusammenarbeit?
Ambacher: Für die Lehre sind wir noch nicht so gut aufgestellt. Ich habe ein Lehrdeputat von nur zwei Stunden, das reicht für eine Vorlesung im Semester. Zum Ausgleich werden zwei weitere Professoren berufen, die ebenfalls von der Fraunhofer-Gesellschaft bezahlt werden, aber die Lehre an der Universität stärken werden.
BZ: Sind Sie auch einbezogen in die Überlegungen der Universität zur nächsten Exzellenzinitiative?
Ambacher: In dem Imtek-Kreis, in dem ich mitarbeite, ist man derzeit dabei, den positiven Schock der Förderung durch die erste Exzellenzinitiative zu verdauen. Da müssen zusätzliche Professoren berufen, neue Räume gefunden werden. Jetzt geht es erst einmal darum, die nächsten fünf Jahre erfolgreich zu bestehen.
Wulf Rüskamp, 11.1.2008, BZ
 

Die Bombe zeigt sich im Laserlicht / Das IAF arbeitet an Messgeräten, die mit Hilfe von Infrarotlicht Sprengladungen entdecken können

Einsam steht ein Koffer in einer Ecke der Flughafenhalle. Hat ihn jemand dort vergessen oder mit Absicht platziert? Ist er harmlos oder explosiv? Heute müssen Sprengstoffexperten noch unter Einsatz ihres Lebens diese Fragen beantworten. Doch in wenigen Jahren werden Roboter mit Infrarotstrahlern und -sensoren feststellen, ob der Koffer Sprengstoffspuren aufweist — ohne ihn überhaupt zu berühren. Die Systeme, die das leisten, entwickelt seit kurzem das Freiburger Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik (IAF). Sprengstoffe und andere Substanzen besitzen einen chemischen Fingerabdruck. "Sie absorbieren ganz charakteristisch bestimmte Wellenlängen vom Infrarotlicht" , sagt IAF-Physiker Joachim Wagner. Wenn ein Infrarotstrahl etwa in eine Wolke aus Sprengstoffdampf schießt, kommt auf der anderen Seite nur ein Teil von ihm an: Einzelne Substanzen filtern bestimmte Wellenlängen im Infrarotbereich heraus, die für sie kennzeichnend sind. Daran lässt sich dann ablesen, um welchen Sprengstoff es sich handelt. Beim einsamen Koffer ist das schwieriger, weil ihn die Infrarotstrahlen nicht durchdringen. Hier messen die IAF-Forscher, was an Strahlung zurückkommt, wenn sie ihre Infrarotlaser auf das Gepäckstück richten. Denn die Strahlen werden von dessen Oberfläche reflektiert. "Wenn auf ihr Spuren von Sprengstoff kleben, muss der Strahl ja quasi zweimal durch sie durch" , vereinfacht Wagner das Funktionsprinzip. Dabei absorbieren die Explosivstoffkrümel wieder bestimmte Wellenlängen des Infrarotspektrums — wie bei der Wolke. Deshalb sollen spezielle Analyseroboter bald Messköpfe mit Infrarotlasern und entsprechenden Sensoren tragen. "Wichtig ist, dass sie Gepäckstücke berührungslos untersuchen können" , betont Wagner: Manche Kofferbomben haben Zünder, die auf zarteste Berührungen reagieren. Außerdem werden die Infrarotlaser, die mit Halbleitern aus dem IAF strahlen, nicht nur ruhendes Gepäck überprüfen, sondern auch Taschen, Koffer und Rucksäcke, die Menschen durch die Bahnhöfe tragen. "Dazu kombinieren wir sie mit Videosystemen" , sagt Wagner. Ein geschulter Mensch oder ein Computerprogramm wird dann nach verdächtigen Gepäckstücken spähen und den Laser auf sie ausrichten. Das System, das das IAF seit Jahresanfang zusammen mit den Fraunhofer-Instituten für Chemische Technologie in Karlsruhe, dem Freiburger Institut für Physikalische Messtechnik , dem Bundeskriminalamt und zwei Partnern aus der Industrie entwickelt, hat seine Grenzen. "Wir haben noch keine endgültige Lösung, sondern nur einen Ansatz" , bremst Wagner die Erwartungen: "Im Labor — unter idealen Bedingungen — funktioniert es." In drei Jahren, hofft er, wird der erste Prototyp seine Fähigkeiten in Feldversuchen unter Beweis stellen. Weitere fünf Jahre später könnte das System zum Einsatz kommen. Denn leider ist nicht damit zu rechnen, dass sich bis dahin der Bedarf an solchen Geräten erledigt hat.
Jürgen Schickinger , 11.1.2008, BZ

 

 

Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft

Seit fünf Jahren ist Peter Gruss Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Vergangene Woche weihte der 58-jährige Biologe den Neubau des Freiburger Instituts für Immunbiologie ein, eins von zwei außeruniversitären Forschungsinstituten, die die MPG in Freiburg besitzt. Wulf Rüskamp und Michael Brendler sprachen mit ihm über die Exzellenzinitiative und die Zukunft des Forschungsstandorts Freiburg.

BZ: Herr Professor Gruss, was hat die Exzellenzinitiative Ihrer Meinung nach bisher gebracht?
Gruss: Den größten Gewinn sehe ich darin, dass sie mit einem Mythos aufräumt hat. Dem Mythos, dass alle Universitäten das Gleiche sollen, dürfen und können. Die Universitäten haben gelernt, dass sie ein eigenes Profil entwickeln müssen. Dass es gilt, Stärken deutlich zu machen und Schwächen zu beseitigen.

BZ:
Eigentlich dürften Sie sich selbst zu den Hauptgewinnern zählen. Es gibt kaum ein Exzellenz cluster, geschweige denn ein Zukunftskonzept, das sich ohne die Unterstützung eines ihrer Institute durchgesetzt hat.
Gruss: Es stimmt, dass diejenigen Anträge, die gemeinschaftlich mit unseren Instituten vorgelegt wurden, statistisch betrachtet eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit hatten. Ein Grund dafür ist, dass die Präsenz eines Max-Planck-Instituts vor Ort eine stimulierende Wirkung für die Bildung von Forschungszentren und Lehrkooperationen hat. Nehmen wir zum Beispiel das neue Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns, das wir in Köln gegründet haben. Allein der Umstand, dass sich die Max-Planck-Gesellschaft diesem Schwerpunkt widmet, hat die Kölner Universität dazu gebracht, mit zusätzlichen Lehrstühlen in dieses Thema einzusteigen.

BZ: Also rollen Ihnen die Unis jetzt den roten Teppich aus, weil sie gesehen haben, dass sie ohne die Hilfe der Max-Planck-Gesellschaft in der Exzellenzinitiative nicht weiterkommen?
Gruss: Früher versuchten manche Universitäten, sich eher von den Max-Planck-Instituten abzugrenzen, empfanden sie als Konkurrenz. Die Exzellenzinitiative und die Entwicklungen in der Wissenschaft, bei denen Einzelkämpfer kaum noch etwas erreichen können, haben hier sicherlich einen Bewusstseinswandel herbeigeführt.

BZ: Trotzdem bleibt der Eindruck, dass in dem bisherigen Wettbewerb eher Forschungslandschaften belohnt worden sind und nicht herausragende Universitäten.
Gruss: Diese Behauptung ist sicher übertrieben. Für die Gutachter in der Exzellenzinitiative war wichtiger, was ein Wissenschaftler geleistet hat und nicht wo er gearbeitet hat. Sicherlich ist die Breite in der Spitzenforschung bei uns stärker ausgeprägt als in den Universitäten. Dies ist schließlich unser Auftrag! Was aber nicht heißt, dass Spitzenforschung nicht auch an den Universitäten zu finden ist. Nur haben es viele in den vergangenen Jahren versäumt, die entsprechenden internen Strukturen für nachhaltigen Forschungserfolg zu schaffen. Man muss daher auch den Mut haben zu sagen: Dieses Fach mit dieser Person ist im internationalen Vergleich höchstens Mittelklasse und bekommt folglich weniger Geld. Dieses Fach dagegen ist Spitzenklasse, erhält also mehr Mittel. Solche Maßnahmen setzten adäquate interne Strukturen voraus. So etwas erreichen Sie nicht mit basisdemokratischen Modellen.

BZ: Nur was machen dann diejenigen Universitäten, die keines Ihrer Institute in der Nachbarschaft haben? Hat nicht eine Uni wie Heidelberg automatisch einen Startvorteil gegenüber Freiburg, nur weil ihr außeruniversitäres Umfeld etwas üppiger ausgestattet ist?
Gruss: Das muss nicht unbedingt ein Nachteil für Freiburg sein. Bei der dritten Säule der Exzellenzinitiative kommt es eben vor allem auch auf das Zukunftskonzept der Universitäten an.

BZ: Stellen sich vor diesem Hintergrund für Sie auch Standortfragen für zukünftige Institute neu?
Gruss: Bei der Wahl eines neuen Institutstandorts muss man vor allem das Gesamtgefüge betrachten. Wie sieht in diesem Bereich das wissenschaftliche Umfeld vor Ort aus? Wie wird sich die Universität einbringen? Wird uns das entsprechende Land bei Bau und Investitionen unterstützen? Allerdings ist mir auch bewusst, dass es gewisse politische Rahmenbedingungen gibt. Wenn ich also die Chance habe, dass zwei gleich gute Standorte miteinander konkurrieren, dann muss man auch das politische Gefüge beachten. Aber unsere primäre Aufgabe ist es, exzellente Forschung zu betreiben. Und diesem Primat muss sich alles unterordnen.

BZ: Wie stehen die Chancen von Freiburg, ein drittes Institut zu erhalten?
Gruss: Das kann ich so nicht beantworten. Es kommt immer auf die Finanzierung an. Hessen macht das sehr geschickt. Das Land fördert im Wettbewerbsverfahren den Aufbau von Forschngszentren und sichert für acht bis zehn Jahre deren Finanzierung. So ein Anstoß ist sicherlich hilfreich als Initialzündung.

BZ: Stehen noch andere Dinge auf Ihrer politischen Wunschliste?
Gruss: Ich denke, dass der Wissenschaftsstandort Deutschland alles in allem sehr gut dasteht. Aber wir haben natürlich strukturelle Probleme. Wenn man von uns verlangt, international zu konkurrieren, dann müssen auch die Rahmenbedingungen so sein, dass wir wettbewerbsfähig sind. Wieso zum Beispiel sollte ein US-Forscher nach Deutschland kommen, wenn er hier nur halb soviel verdienen kann.
 
BZ:
Unsere Wissenschaft bremsen also vor allem Gehaltsgrenzen?
Gruss: Der zweite Punkt ist, dass ich mir mehr Autonomie für die Universitäten, mehr Vertrauen in die Wissenschaft und weniger Bürokratie wünsche. Nur so werden wir die Freiräume bekommen, die wir brauchen. Vom Potenzial her können wir alles, aber gewisse Strukturen legen uns ein Korsett an. Man muss uns halt auch lassen!

Badische Zeitung Freiburg
28.9.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Bergsträsser-Institut Freiburg: Feldforschungen - Praktikum

Studenten erinnern sich an ihr Praktikum im Bergstraesser-Institut, wo sich ihre Arbeit keineswegs aufs Kopieren beschränkte

Einmal um die halbe Welt reisen - und das schon zur Kaffeepause: Wer im Arnold-Bergstraesser-Institut ein Praktikum macht, kommt ganz schön rum, sobald er das Gebäude in der Windausstraße 16 betreten hat. Wenn Mitarbeiter gerade von einer Bildungsstudie im Jemen zurückkehren, Anekdoten von der Wahlbeobachtung in Afrika zum Besten geben oder zur Evaluation von Entwicklungshilfeprojekten nach Ecuador aufbrechen, wird vielen Studenten schnell klar, dass angewandte Wissenschaft nicht nur im stillen Kämmerlein stattfindet. Ein oft prägendes Erlebnis, wie sich frühere Praktikanten erinnern.

10.30 Uhr, Kaffeepause: Das ist ein seit langem gepflegtes Ritual in dem 1959 vom Freiburger Politik- und Soziologieprofessor Arnold Bergstraesser gegründeten Institut. Anstatt etwa klischeegerecht den Kaffee zu kochen, bietet der fixe Termin den Praktikanten vielmehr gute Gelegenheit zum Austausch mit den Mitarbeitern des Institutes. "Ich fand es total spannend, mitzubekommen, wie Forschung eigentlich funktioniert" , sagt die Politikstudentin Katja Giersemehl — "an der Uni bekommt man ja eher die Ergebnisse mit, aber wenig von Forschungsanträgen, woher die Gelder kommen oder was im Bereich Entwicklungspolitik gerade brandheiß diskutiert wird."  Auch im Anschluss beschränkt sich die Arbeit keineswegs aufs Kopieren, "es kommt immer darauf an, was aktuell ansteht und der jeweilige Praktikant daraus macht" , ist die Erfahrung von Praktikanten
betreuerin Désirée Kleiner. So kann ein Praktikant einem konkreten Projekt zugeordnet werden und etwa bei der Datenauswertung einer Umfrage unter philippinischen Arbeitsmigranten helfen oder ein ganz breites Spektrum abdecken — von der Recherche zu einem Migrationsbericht für die Enquetekommission des Deutschen Bundestages bis hin zur Mitarbeit bei den zahlreichen Konferenzen und Symposien, die oft genug in einem geselligen Teil enden." Da zeigt sich dann das Zusammengehörigkeitsgefühl des Institutes und man sieht, dass in der Wissenschaft auch mit flachen Hierarchien gearbeitet werden kann" , hat die Ethnologin Sarah Weber beeindruckt. Eine Folge des Ansatzes des Instituts-Namensgebers, der in seinem "Bergstraesser’schen Pflanzgarten" auf große Vielfalt Wert gelegt hat. Ihrer Studienkollegin Anke Wiedemann ist vom Praktikum positiv in Erinnerung geblieben, "dass man zuvor vor großen Namen wie (dem Vorstandsvorsitzenden) Professor Oberndörfer immer viel Respekt gehabt hat, und dann spricht er einen mal eben auf der Treppe an, woran man denn gerade so arbeite."
Wie viele ehemalige Praktikanten ist die Ethnologie-und Politikstudentin dem Institut auch nach Abschluss eng verbunden geblieben und leitet derzeit mit einen Mitarbeiter die wöchentliche "Donnerstagsrunde" . Gemeinsam mit den beiden studentischen Mitarbeitern Matthias Seifert und Dennis Mutschler organisierte sie zudem im Vorjahr eine Fachtagung zum Thema "Good Governance" . Ohne das ABI-Praktikum wäre es ihm wohl auch nicht in den Sinn gekommen, für seine Magisterarbeit "ins Feld zu gehen" , ist Dennis Mutschler überzeugt, im Frühjahr forschte er zur "Rolle der Kirchen als politische Akteure" in Simbabwe und nutzte dort seine ABI-Kontakte.

Bergstraesser-Institut
Arnold Bergstraesser (1896-1964) gilt als einer der Gründerväter der deutschen Politikwissenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Während seiner Professur in Freiburg wählte er als Schwerpunkte die angewandte Forschung und, als einer der ersten deutschen Politikwissenschaftler, die Beschäftigung mit den Ländern der Dritten Welt. Beide haben bis heute für das Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI) Bestand, das aus einer von ihm gegründeten Forschungsgruppe hervorging. Die 15 wissenschaftlichen Mitarbeiter beschäftigen sich vor allem mit der Analyse gesellschaftlicher, kultureller und politischer Entwicklungen in Entwicklungsländern. Ergänzend evaluiert das ABI Entwicklungsprojekte und ist in der Politikberatung tätig.

Stefan Rother
, 12.7.2007, www.badische-zeitung.de

Für ein Praktikum im ABI kann man sich zweimal im Jahr bewerben, zum 15. Juli und zum 15. Januar. Näheres und ein Praktikumsbericht auf www.arnold-bergstraesser.de/ unter der Rubrik "Über uns/Praktikum". Das ABI stellt sich bis 14. Juli 2007 auf der Wissenschaftsmeile, Stand 6, vor.

Jugend forscht: Zehn Sieger

Mit Geld- und Sachpreisen im Gesamtwert von rund 250 000 Euro wurden am Donnerstag die Gewinner des Regionalwettbewerbs "Jugend forscht" in Freiburg ausgezeichnet. Hauptsponsor und Ausrichter der Veranstaltung mit 112 Teilnehmern war zum sechsten Mal das Waldkircher Unternehmen Sick.

Aus dem Raum Freiburg belegten zehn Kinder und Jugendliche einen ersten Platz. Im Fachbereich Geo- und Raumwissenschaften siegte Ursula Sojc aus Lörrach mit ihrer Arbeit "20 Jahre nach Tschernobyl - Spurensuche in unserem Ökosystem" . Sie erhielt auch den Sonderpreis Umwelttechnik und Naturschutz. Daniel Schmieder (Sexau), Andreas Nübling (Denzlingen) und Andreas Moser (Gutach) wurden für ihr Martinshorn-Warnsystem ausgezeichnet.

Ein Sieg auch für Dominik Ebner (Höchenschwand) und Philipp Jacoby (Waldshut-Tiengen) mit universellen Nordic-Walking-Stöcken. Mit der Entwicklung eines Helm- und Fahrradschlosses siegte Johannes Vetter (Offenburg). Volker Morath (Freiburg) untersuchte enzymatische Aktivitäten in Verdauungssäften von Karnivoren, fleischfressenden Pflanzen. Mit ihrer Arbeit über den Einfluss veränderter Schwerefeldbedingungen auf das Wachstum von Kressekeimlingen siegten Samuel Fink (St. Peter) und Andrés Kroker (Kirchzarten).
15.2.2007, www.suedkurier.de

© by  freiburg-schwarzwald.de, Update 19.07.11