Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Milch und Milchprodukte
aus Hochschwarzwald und Breisgau
 

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Milch, Milchwirtschaft, Melken, Molkerei, Milchquote, ...

Blick nach Süden in Dietenbach über den Jungbauernhof zur Immi am 8.6.2008
Blick nach Süden in Dietenbach über den Jungbauernhof hoch zur Immi am 8.6.2008

Traktoren auf der B31 im Dreisamtal: Demo des BDM am 23.9.2009 Die "Faire Milch"-Kuh am Breitehof 29.7.2008 Blick nach Norden zur Heitzmannhof-Mühle am 12.1.2009 - die Kuh wartet noch immer auf einen fairen Milchpreis!
Traktoren auf der B31 im Dreisamtal: Zur Demo des BDM am 23.9.2009
  Bild: Monika Rombach
Die "Faire Milch"-Kuh am Breitehof in FR-Stegen 29.7.2008
 
Blick nach Norden zur Heitzmannhof-Mühle am 12.1.2009 - die Kuh wartet noch immer auf einen fairen Milchpreis!

 

Offener Brief der Schwarzwälder Milchbauern an Breisgaumilch
 

Wir Milcherzeuger und Eigentümer der Breisgaumilch, sind ebenso wie unsere treuen Kunden, schockiert von den Meldungen über den Betrug und Etikettenschwindel bei Butter und anderen Produkten der Molkerei. Durch die Verantwortlichen  wurden gravierende Fehlentscheidungen über

unsere Köpfe hinweg getroffen. Wir Milchbauern möchten uns bei den Verbrauchern in aller gebotenen Form für diese Misere entschuldigen, aber auch für die bisherige Treue herzlich bedanken. Nur durch Ihr weiteres Vertrauen wird es gelingen, unsere ortsansässige Molkerei mit ihren dreihundert Mitarbeitern und unsere heimischen Milchbauern und somit unsere gepflegte Kulturlandschaft zu erhalten. Wir bitten Sie daher, liebe Kunden, uns auch in Zukunft die Treue zu halten und mit dem Kauf unserer Produkte uns zu unterstützen. Glaubwürdigkeit in die nach wie vor sehr hochwertigen Milcherzeugnisse erlangt das Unternehmen nur mit einem neuen Auftritt. Wir fordern daher den sofortigen Rücktritt der dafür Verantwortlichen. Die Erzeuger:

Richard Eckmann, Bernhard Rombach, Paul Steinhart, Bernhard Ketterer, Georg Wehrle, Wolfgang Kleiser, Konrad Schuler, Paul Stiegeler, Thomas Bernauer, Oswald Hättich, Manfred Wehrle, Hubert Wehrle, Thomas Ernst, Mathias Maier, Karl Rombach, Manfred Hog, Klaus Zähringer, Hans-Georg Eble, Josef Trescher, Georg Drayer, Norbert Schuler, Anton Rombach, Manfred Zähringer, Walter Rees, Klaus Hug, Ottmar u. Adelheid Kienzler, Luise u. Dieter Schillinger, Inge u. Erich Wirbser, Markus Buttenmüller, Edgar Waldvogel, Peter Spiegelhalter, Manfred Bührer, Karl Wursthorn, Anita Henseler, Dorothea Mayer, Margarete u. Wendel Schwär, Thomas Weber, Hubert Wehrle Glottertal, Hartnut Steinhart, Eugen Lorenz, Franz Schweizer, Gebhart Saier, Hermann Weiß, Andreas Steiert, Klaus Hug, Ralf Schmidt, Gertrud Riesterer, Karl Lebtig, Thomas Wießler, Philipp Faller, Mario Birkenberger, Florian Wursthorn, Joachim Faller,Markus Buttenmüller, Christian Faller, Thomas Ketterer, Hannes Eckert, Philipp Mayer, Jürgen Winterhalter.

26.3.2010, www.dreisamtaeler.de

 

Breisgaumilch verkauft Allgäuer Butter als Hochschwarzwälder Butter

Wir kommen uns verarscht vor
Wir bewirtschaften die St. Wilhelmer Hütte am Feldberg. Mit Jungviehweide vom Frühling bis Herbst. Wir kaufen für unsere Almhütte bewusst Milch und Fettprodukte der Breisgaumilch, um unsere Bauern und unsere Region zu unterstützen und zu stärken. Und nun müssen wir lesen, dass Produkte auf denen Schwarzwald steht, nichts mit Schwarzwald zu tun haben. Irgendwie kommen wir uns verarscht vor.
BZ-Leserbrief vom 22.3.2010 von Gabi und Baldur Hornig,

Feldberg Ich verstehe die ganze Aufregung nicht
Ehrlich gesagt, verstehe ich die Aufregung nicht. Dass die Breisgaumilch-Butter aus den Eutern bayrischer Kühe stammt, ist nichts Neues. Bereits 2005 habe ich die Breisgaumilch kontaktiert, als mir das "BY" für den Freistaat im "Genusstauglichkeitskennzeichen" aufgefallen war. Die Antwort war sinngemäß, dass man sich über kritische Anmerkungen der Verbraucher freue und die Herstellung der Butter dort wirtschaftlicher sei als in Freiburg. Dafür würde aber auch Breisgaumilch-Milch dorthin geliefert. Dann ist doch alles in Butter, oder?
BZ-Leserbrief vom 22.3.2010 von Alexander Kloth, March

Hier wird etwas zum Skandal hochgejubelt
Entsetzlich anzuhören: Da hat die Breisgaumilch also bayrische Butter verkauft. War sie giftig? War vielleicht "Seehofenyl" drin? Täglich essen wir Nahrungsmittel, von denen im Nachhinein festgestellt wird, dass Giffstoffgrenzwerte überschritten werden (selbstredend ohne gesundheitliche Gefährdung), und kaum jemand interessiert sich dafür. Und hier wird ungeschicktes Marketing zum Lebensmittelskandal hochgejubelt, der vielleicht vielen bäuerlichen Betrieben den Todesstoß versetzt, falls der Verbraucher nicht so helle ist und die Stoßrichtung erkennt.  
BZ-Leserbrief vom 22.3.2010 von Dr. Volkmar Gottschall, Lörrach

 

Faire Milch: Nur Breisgaumilch hilft den Schwarzwaldbauern

Mit Verwunderung las ich Ihren Artikel. Johannes Ruf vom Edeka-Aktiv-Markt in Hinterzarten wird darin zitiert und bringt es auf den Punkt: "Wenn die Bauern tatsächlich davon profitieren, ist es eine vernünftige Sache". Doch nach meinem Wissen liefern derzeit gerade zehn Landwirte aus Baden-Württemberg Milch für die "Faire Milch". Sie haben ihre Betriebe allesamt im Allgäu. Die "Faire Milch" wird in Hessen abgefüllt. Auf vielen dieser Milchpackungen findet man sogar die Herkunftsangabe "Heimische Landwirte in Bayern". Ich habe da ein Problem mit den so genannten kurzen Wegen. Momentan verdienen also genau diese zehn Landwirte im Allgäu 40 Cent pro Liter. Niemand sonst. Außerdem gibt es derzeit nur "faire" H-Milch. Unsere Schwarzwaldmilch/Breisgaumilch hat im Mai 2009 die "Schwarzwälder Weidemilch" auf den Markt gebracht. Sie ist gentechnikfrei, wirklich regional und wird von Weidebetrieben produziert; sie ist zudem sowohl als Frischmilch als auch als H-Milch erhältlich. "Bestseller mit Bollenhut" und ähnlich bezeichnete die Presse Anfang dieses Jahres unsere Weidemilch voll des Lobes. Unsere Molkerei ist eine Genossenschaft. Das heißt, dass bei uns alle Lieferanten, auch die kleinen Schwarzwaldbauern, die die steilen Hänge noch bewirtschaften und offen halten, von dem Erfolg dieser Weidemilch profitieren und ein höheres Milchgeld erhalten. Unabhängig von jedweder Verbandszugehörigkeit! Deshalb bitte ich alle Verbraucher, die unsere heimische Landwirtschaft unterstützen wollen, genau hinzuschauen. Wer die Schwarzwaldbauern unterstützen will, muss auch die Schwarzwälder Produkte kaufen!  
Bz-Leserbrief vom 4.2.2010 von Anja Jilg, Oberharmersbach

 

Forum Breitehof übergibt 4000 Unterschriften an Landwirtschaftsministerium

Die Freiburger Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae übergab gemeinsam mit der Initiatorin der Initiative "für einen fairen Milchpreis" Sabine Beck aus Kirchzarten und dem Buchenbacher Bauer Hartmut Steinhart rund 4000 Unterschriften an das Bundesministerium für Landwirtschaft. Sie nutzten das "Fachgespräch Milchmarkt" der Grünen Bundestagsfraktion, um an der Verbesserung der Situation der Milchbäuerinnen und Bauern mitzuwirken. Ziel sei die nachhaltige Verbesserung der Situation der Milchbauern und nicht das ausschließliche Sichern kurzfristiger Subventionen, hieß es. Die Ergebnisse des Fachgespräches münden in einen Beschluss der grünen Bundestagsfraktion. Für Kerstin Andreae ändert das in dieser Woche im Kabinett beschlossene Grünlandprogramm und das Krisenliquiditätsprogramm nichts an der fatalen Situation am Milchmarkt: "Das von schwarz-gelb beschlossene 750 Millionen Euro schwere Hilfsprogramm mit Grünlandprämie und Agrardieselsubventionierung rettet unsere Milchbauernhöfe nicht". Fast alle Höfe im Schwarzwald verbrauchten nicht so viel Agrardiesel, dass sie die nun gekappte Obergrenze erreichen und sie hätten nicht so viel Hektar Land, dass die Weidelandprämie ins Gewicht fällt. Das Programm rette höchstens die großen Milcherzeuger im Norden und Osten für die nächsten zwei Jahre. Auch Zuschüsse zur Unfallversicherung und Zinsentlastungen zur Sicherung der Liquidität setzten nicht bei der Haupteinnahmequelle der Milchbauern an, nämlich den kostendeckenden Verkauf von Milch.
19.12.2009, Forum Breitehof

 

Forum Breitehof: 4000 Unterschriften über Sabine Beck

Kirchzarten / Stegen (de.) Seit Wochen und Monaten sorgen die Milchbauern bundesweit für Schlagzeilen: Bäuerinnen protestieren vor Landtag und Bundestag, Milch wird mit Güllefässern auf Feldern verteilt, Bauern blockieren mit Teckerkonvois die Straßen, die Milchlieferung wird bestreikt.

 Sabine Beck übergibt übergibt Reinhold Pix, MdL, die Unterschriften. Rechts daneben: Walter Krögner, frischgebackener MdL, Roland Schöttle vom Naturpark Südschwarzwald, Heinz Kaiser, Breisgaumilch
Bild: Dagmar Engesser

Aufgrund des viel zu niedrigen Milchpreises hat sich für viele Bauern ihre wirtschaftliche Situation dramatisch und existenzbedrohend zugespitzt. Vor allem mittlere und kleinere Betriebe produzieren unterhalb der Kostendeckung. Viele gaben die Landwirtschaft in den vergangenen Jahren schon auf, ändert sich die Situation nicht, droht zukünftig ein noch stärkeres Höfesterben. Unerwartete Unterstützung erhielten die Bauern im Dreisamtal in diesem Spätsommer von einer Verbraucherin. Sabine Beck liebt diese Region mit ihrer herrlichen Landschaft, die vom Wechsel offener Grünflächen mit Weidevieh und Wald geprägt ist. Ein Schwarzwald ohne Kühe ist für sie unvorstellbar! Deshalb initiierte sie kurzerhand eine Unterschriften-Aktion, in der für die Milchviehhalter ein höherer Milchpreis gefordert wird. Innerhalb kürzester Zeit fanden sich viele Mitstreiter, darunter auch viele Milchbauern, allen voran Hartmut Schweizer aus dem Ibental. Spontane Unterstützung erhielt die Aktion auch aus St. Peter durch Liesel Graf, die dort über 200 Unterschriften sammelte. Übergeben wurden diese Unterschriften am vergangenen Freitag im Rahmen einer Kundgebungsveranstaltung in der Scheune des Breitehof an den Landtagsabgeordneten der Grünen, Reinhold Pix. Als Redner und Unterstützer der Milchbauern traten mit Bürgermeister Andreas Hall, der für alle Bürgermeister des Dreisamtals sprach, auch Vertreter des Naturparks Schwarzwald, der Parteien, der Sparkasse und der Kirchen auf. Überraschende Verbündete fanden sich im Lexware-Team mit dem Mountainbiker Moritz Milan und dem Triathleten Andreas Böcherer und Erhard Eckmann, der für das OK-Team des Black Forest Ultra-Mountain-Bike-Marathons sprach. Gerade der Mountainbike-Sport ist ein Naturerlebnis und eng mit der Landschaft verbunden, in der er betrieben wird. Sie alle eint die Sorge um die Landwirtschaft. Es gehe dabei nicht nur um das Schicksal einzelner Bauern, denn verschwinde die Milchwirtschaft, habe das Auswirkung auf die gesamte Region und gefährde in hohem Maße auch den Tourismus, der hier ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sei. Der Vertreter der Breisgau-Milch, Heinz Kaiser, betonte, dass mit abgeschotteten Märkten die Region hier eine Milch-Unterversorgung hätte. Hier existiere keine Überproduktion. Das Problem sei, dass der regionale Markt mit Billigmilch überschwemmt werde, die zu Bedingungen produziert werde, mit denen die Höhenlandwirtschaft im Schwarzwald nicht konkurrieren könne. Sabine Beck, die betonte, dass ihre Aktion eine reine Verbraucher-Initiative und politisch völlig neutral sei, und Verbraucher mit ihrer Kaufentscheidung mit dazu beitragen können, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen. Die 4000 Unterschriften sehe sie als Appell an Bundes- und Landespolitik, die Probleme der Landwirtschaft hier in der Region endlich ernst zu nehmen und dafür zu sorgen, dass Bauern für ihre Arbeit auch gerecht entlohnt werden. Beck und ihre Mitstreiter schafften es mit ihrer Initiative, viele Verbündete zu gewinnen, die durch ihre Anwesenheit und ihre Solidaritätsbekundungen bei der Unterschriftenübergabe deutlich machten, dass sie die regionale Landwirtschaft, so wie sie im Schwarzwald betrieben wird, wertschätzen und dass sie keine Großbetriebe, die Massenproduktion betreiben, wollen. Reinhold Pix wird dafür sorgen, dass die Unterschriften der Bundesagrarministerin Ilse Aigner übergeben werden. Außerdem kündigte Franz Schweizer, Landwirt in Oberried an, dass die Aktionen der Milchbauern weitergehen: die Milcherzeuger der Region planen in Freiburg im vierzehntägigen Rhythmus Montagsdemos zu veranstalten. Die erste findet am 16. November 2009, um 19.30 Uhr statt. Treffpunkt ist die Hebelstraße 10 in Freiburg.
Dagmar Engesser, 14.11.2009, www.dreisamtaeler.de

 

 

Forum Breitehof: Ultra Bike als Milch-Werbeplattform nutzen

Ein großes Echo fand die Initiative von Sabine Beck und des Landwirts Hartmut Steinhart aus Buchenbach-Unteribental. Zahlreiche Kommunalpolitiker und Akteure aus der Wirtschaft im Dreisamtal, die beiden Landtagsabgeordneten Reinhold Pix (Grüne) und Walter Krögner (SPD) sowie rund 50 Landwirte und ein gutes Dutzend interessierte Bürgerinnen und Bürger waren am Freitag auf den Breitehof von Paul Steinhart in Kirchzarten gekommen, um sich für das gemeinsame Ziel einzusetzen, dass Milch besser bezahlt wird. "Es geht dabei nicht nur um die wirtschaftliche Existenz der einzelnen Betriebe, sondern um den Erhalt der Landschaft und um Strukturen in unseren Kommunen und in der ganzen Region", sagte Kirchzartens Bürgermeister Andreas Hall in einer Ansprache. "Und es muss den Leuten bewusst gemacht werden, was sie damit anrichten, wenn sie im Lebensmittelhandel für weniger als 50 Cent den Liter Milch einkaufen."
Hall zeigte sich tief beeindruckt davon, dass sich neben den Landwirten nun auch so viele Verbraucherinnen und Verbraucher zu Wort meldeten, ihre Solidarität mit den Erzeugern und ein derart lautes Ja zu den heimischen Produkten ausdrücken. Und an die Landes- und Bundespolitiker richtete er den Appell: "Hören Sie nicht auf, sich mit dem Thema auseinander zusetzen." Die beiden Landtagsabgeordneten Reinhold Pix (Grüne) und Walter Krögner (SPD) versprachen, das auch in Zukunft zu tun. Reinhold Pix nutzte das Forum auf dem Breitehof, um mit der nach seiner Einschätzung im Grundsatz verfehlten Agrarpolitik der politischen Gegner seiner Partei abzurechnen. Für die CDU sprach der Kreisvorsitzende Patrick Rapp. Er beschränkte sich darauf, im Namen des Landtagsabgeordneten Klaus Schüle seine Solidarität auszudrücken. Bemerkenswert war der Beitrag Erhard Eckmanns aus dem Vorstand des Trägervereins des Black Forest Ultra Bike Marathon und Inhaber eines Sportgeschäftes; mit ihm waren junge Mountainbikefahrer aus dem Lexware-Racingteam und Triathleten aus dem SV Kirchzarten gekommen. "Wir nutzen die Landschaft und sind uns dessen bewusst, wie wichtig die Landwirtschaft ist, dass sie bestehen bleibt", sagte er und führte aus, dass der unaufhörlich wachsende Erfolg des Ultra Bike Marathons nur in der Schwarzwaldlandschaft möglich sei. Diese Veranstaltung und generell Sportereignisse stärker als Werbeplattform für die regionale Milch zu nutzen ist ein Vorschlag Sabine Becks, der bei Eckmann auf offene Ohren gestoßen ist. Die 4000 Unterschriften aus dem Dreisamtal und weitere 200 aus St. Peter will Beck an die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner übermitteln.
Silvia Faller, 10.11.2009

 

Mythos Milch?

Die Wogen gehen hoch in Sachen Milch. Die aggressive Milchwirtschaft ist jung und der Mensch vergesslich: vor 100 Jahren trank kaum jemand Milch und außer Butter und Käse gab es so gut wie keine Milchprodukte. Niemand bezweifelt heute ernsthaft, dass tierische Eiweiße die Ursache ungezählter Krankheiten sind. In amerikanischen und englischen Untersuchungen wurde gar der signifikante Zusammenhang von tierischem Eiweißverzehr und Gewalttätigkeit festgestellt. Ob hier ein Schlüssel zur wachsenden Jugendgewalt liegt? Die Bauern haben sich über Jahrzehnte von Industrie und Politik blenden lassen. Die (auch hier) verfehlte Politik will nicht aus Fehlern lernen und fährt stattdessen immer wieder und zunehmend heftiger gegen die Wand. Für die Bauern muss es eine zukunftsfähige Lösung geben, von der die Menschen profitieren. Wen emotionslose Hintergründe, Perspektiven und Versachlichung interessieren, googelt einfach unter: Milch kritisch.
14.10.2009, Paul Busse, Freiburg, www.dreisamtaeler.de

Ein Tier ist kein Lebensmittellieferant
Ein Lebewesen außer dem Menschen trinkt Milch über das Säuglingsalter hinaus. Milch ist Säuglingsnahrung und kein Lebensmittel von artfremden Müttern (Kühe) für Milliarden erwachsener Menschen. Ein Tier ist ein Lebewesen mit einem Entwicklungsweg zwischen Geburt und natürlichem Tod – und ist somit ein Lebensgefährte. Eine lebensachtende Agrarpolitik fördert daher sinnvollerweise die nutztierlose, kontrolliert biologische Landwirtschaft.  
BZ-Leserbrief vom 17,.10.2009 von Dieter Müller, Freiburg

 

d Schwarzwald brennt: 1. Mahnfeuer der Milchbauern am Breitehof

Das erste Mahnfeuer der Milchbauern beim Breitehof im Dreisamtal - Foto: Monika Rombach

Die Milchbauern der Region sind jetzt dazu übergegangen, mit Mahnfeuern auf ihre missliche wirtschaftliche Lage hinzuweisen und einen besseren Preis für ihre Milch zu fordern. Unter dem Motto "d’ Schwarzwald brennt" fand am Montagabend ein erstes solches Mahnfeuer beim Breitehof im Dreisamtal statt. Weitere Mahnfeuer, unter anderem in Breitnau, sind geplant. Deutschlandweit gilt ein Aufruf des Bundes Deutscher Milchbauern (BDM) zu Mahnfeuern in jedem seiner Bezirke. Rund 50 Bauern versammelten sich Montagabend um den brennenden Holzhaufen beim Breitehof. Solidarisch unterstützt wurden sie von Ortsvorstehern und Bürgermeistern des Dreisamtals. Gelöscht wurde das Feuer symbolisch mit zwei großen Eimern Milch. "Das kostet uns wenigstens nichts", erklärten die seit 12. September protestierenden Milchbauern verbittert. Bei den gegenwärtigen Erlösen müssten sie draufzahlen, von Verdienst könne keine Rede sein, klagen die Bauern. "Wir teilen die Sorge der Milchbauern, die derzeitige Preisentwicklung ist ein Unding, die Menschen haben sich total entfremdet vom landwirtschaftlichen Produkt", sagte Kirchzartens Bürgermeister Andreas Hall auch namens seiner Dreisamtäler Kollegen.

Tagsüber hatten die protestierenden Milchbauern vor der Breisgaumilch in Freiburg ausgeharrt. Ihr Protest richtete sich gegen die bestehende Marktordnung. "Weil zu viel Milch auf dem Markt ist, muss Überlieferung konsequent bestraft werden, um kostendeckende Milchpreise zu erzielen", erklärte Karl Rombach aus Stegen-Eschbach, der stellvertretende Landesvorsitzende des BDM.
"Die Chance, europaweit zu streiken, war noch nie so gut wie jetzt, das hält die Bauern fest zusammen", so BDM-Funktionär Rombach, "wenn wir jetzt scheitern, gibt es in fünf Jahren nur noch Agrarfabriken, Fütterung mit Genmais und Gensoja und keine einzige "glückliche Kuh" mehr auf der Weide". Mit einem Mahnfeuer auf dem 1134 Meter hohen Fahrenberg in Breitnau machen am Samstag, 26. September, Milchbauern aus Breitnau, St. Märgen, St. Peter und Titisee-Neustadt auf ihre schwierige wirtschaftliche Situation aufmerksam. Willkommen sind alle Landwirte mit ihren Familien aber auch Mitbürger und Verbraucher. Wie schon im Juni zeigen die Milchbauern aus Breitnau im September Flagge. Klaus Ketterer vom Schuhmächerlehof: "Diesmal werden wir aber länger durchhalten." Die Landwirte sind bereit, auf "ein Milchgeld" – sprich einen Monatsverdienst − zu verzichten. Zwei Drittel der 40 Milchviehbetriebe in Breitnau – jeder von ihnen produziert im Durchschnitt täglich 600 Liter Milch – verfüttern das Lebensmittel momentan an Kälber und Schweine oder schütten es gleich in die hofeigene Jauchegrube. BDM-Ortsvorsitzender Klaus Ketterer: "Das tut weh. Aber die Chance auf Besserung ist diesmal größer, weil EU-weit gestreikt wird und es keine nationalen Alleingänge gibt.
23.9.2009, Monika Rombach

Mahnfeuer auf dem Fahrenberg ob Breitnau am 26.9.2009

Die Milchtüte im Supermarktregal ist derzeit zu billig, um den Landwirten ein existenzsicherndes Einkommen zu bieten. Und daran wird sich nach den Erfahrungen der Milchbauern langfristig nichts ändern, wenn nicht gemeinsam gegengesteuert wird. Mit einem Mahnfeuer auf dem 1134 Meter hohen Fahrenberg in Breitnau machen am Samstag, 26. September, Milchbauern aus Breitnau, St. Märgen, St. Peter und Titisee-Neustadt auf ihre schwierige wirtschaftliche Situation aufmerksam. Unter dem Motto: "D’ Schwarzwald brennt" wollen die Landwirte über die ihrer Meinung nach zu niedrigen Milchpreise informieren. Die Landwirte sind bereit, auf einen Monatsverdienst zu verzichten. Markus Saier von der Saier/Riesterer GbR in Breitnau (Vogtsjockelhof/Hohwarthof): "Eigentlich sind wir auf diese Einnahmen dringend angewiesen. Aber es geht nicht anders.

28 der 40 Milchbauern aus Breitnau zeigen öffentlich Flagge im Kampf um auskömmliche Milchpreise. An der B 500 machen sie mit ihren Familien- und Hofnamen auf die Misere aufmerksam und hoffen auf wachsende Solidarität. Bild: Dieter Maurer

Kompletten Beitrag von Dieter Maurer und Peter Stellmach vom 23.9.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/breitnau/mahnfeuer-auf-dem-berg

 

Hagenbacher Hof startet eigenen Milchlieferstopp

Am Donnerstag protestierten Milchbauern in Paris gegen Milchpreise, die weit unter den Erzeugerpreisen liegen. Agrarökonom Jörg Vollmer, der auf dem Hagenbacher Hof mit 130 Kühen Milchwirtschaft betreibt, hat seine Milchlieferungen auch eingestellt. Über Verluste und private Boykottaktionen in Deutschland sprach mit ihm Ralf H. Dorweiler.
BZ: Wie kommt es zu Ihrem Boykott?
Vollmer: Landwirte aus ganz Europa haben in Paris gegen die niedrigen Milchpreise und hohen Quoten protestiert und einen europaweiten Lieferstopp ausgerufen. Ich habe beschlossen, mich mit den französischen Kollegen solidarisch zu zeigen und einen eigenen Milchlieferstopp gestartet.
BZ: Wissen Sie, ob auch andere Landwirte sich solidarisch zeigen?
Vollmer: In Rheinfelden dürften es etwa acht Betriebe sein, also der Großteil, der keine Milch mehr liefert. Viele Landwirte sehen das so wie ich: Wenn wir jetzt nichts erreichen, dann werden die meisten Betriebe dicht machen müssen.
BZ: Wie lange können Sie einen solchen Milchlieferstopp durchhalten?
Vollmer: Breisgaumilch zahlt einen durchschnittlichen Preis von 24,8 Cent je Liter. Ohne selbst für meine Arbeit Geld zu bekommen, bräuchte ich 32 Cent. Bei 40 Cent pro Liter hätte ich einen Stundenlohn von 11 bis 12 Euro. Wenn wir Milch verkaufen, mache ich mit meinen täglich erzeugten 2500 Litern pro Tag ein Minus von 200 Euro. Und das ohne, dass ich einen Lohn bekomme. Wenn ich die Milch wie jetzt innerbetrieblich verwerte, beträgt der Verlust etwa 700 Euro pro Tag. Sie können es sich ausrechnen: Im Monat sind es rund 6000 Euro Verlust, wenn ich Milch liefere, 16 000 Euro, wenn ich es nicht tue. Die Frage ist also nicht, wie lange ich keine Milch liefern kann, sondern wie lange ich es mir leisten kann, Milch auf eigene Kosten zu produzieren, damit andere damit ein Geschäft machen
Alles von rs vom 12.9.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/rheinfelden/eigenen-milchlieferstopp-gestartet

Hagenbacher Hof zwischen Degerfelden und Inzlingen

 

Die Milchquote wird gegen jede Vernunft erhöht
Anfang der 80er Jahre: Jeder Milchbauer konnte so viel Milch produzieren wie er wollte. Es kam zu Milchseen und Butterbergen. Daraufhin wurde die Milchquote notwendigerweise und – durch falsche Anwendung – mit mehr oder weniger Erfolg eingeführt. März 2009: Die Milchquote wird trotz Milchüberschuss um 2,5 Prozent erhöht, weil es Plan der EU ist, die Milchquote gegen jegliche Vernunft bis 2015 abzuschaffen. Alleine diese geringe Mehrmenge führt bei uns erneut zu Milchseen und Butterbergen. Die EU musste allein an Exporterstattungen 14 000 000 000 Euro Steuergelder verschleudern, was dazu führte, dass allein in Uganda täglich 100 000 Liter Milch wegen der Billigimporte vernichtet werden müssen (siehe BZ vom 22. April). Man könnte die Milchproduktion auch ganz einfach dem Verbrauch anpassen. Aber es ist, wie es scheint, Planwirtschaft der EU, die Milchbauern in Europa und weltweit mit vielen Milliarden Euro an Steuergeldern zu vernichten und zu zerstören.
BZ-Leserbrief vom 19.8.2009 von Peter Bühler, Freiamt

Man verpulvert buchstäblich Energie
Oh, es gibt wieder Milchseen und Butterberge! Was macht man damit? Man macht daraus unter hohem Energieeinsatz Magermilchpulver und exportiert es. Wunderbar! Das kostet nur ein paar Millionen Euro. Anders ausgedrückt, man verpulvert buchstäblich Energie und gibt Geld dafür aus, dass man ein Produkt minderwertig macht, verkauft es dann in andere Länder und schädigt die dortige Landwirtschaft. Ein mehrfach unverantwortlicher Unsinn! Warum steckt man die Millionen nicht in ein Grundgehalt wenigstens für die Bauern in ungünstigen Lagen und sichert ihnen so einen Mindestlohn für ihre Arbeit der Landschaftspflege? Dann braucht man den Milchpreis nicht künstlich hochzuhalten. (Das führt ja nur, wie man sieht, zur Überproduktion.) Der Landwirt aber hätte auch mit geringerem Erlös für seine Erzeugnisse sein Auskommen. Er könnte die Natur pflegen statt sie ausbeuten, er könnte die Tiere artgerechter halten. Das wiederum würde die Produktion und das Angebot senken, und am Ende könnte dann der Milchpreis vielleicht sogar steigen.
BZ-Leserbrief vom 19.8.2009 von  Prof. Dr. Herwig Wulf, Kirchzarten

 

BDM-Vorsitzender Franz Schweizer aus Oberried im Interview

 Franz Schweizer - Foto: Bernd Müller

Die Bundestagswahl könnte ein Debakel für die Regierung werden
Wegen fallenden Milchpreisen drohen die Milchbauern erneut mit einem Lieferstopp. Diesmal europaweit. Über staatliche Unterstützung, drohende Hofschließungen und CDU-Verluste in „Milchgemeinden“ bei der jüngsten Wahl zum Europaparlament unterhielt sich der „Dreisamtäler“ mit Franz Schweizer vom Oberrieder Schneebauernhof. Als Vorsitzender des  Bundesverbandes Deutscher Milchviehalter  (BDM) im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald kämpft Schweizer auf politischer Ebene fürs Überleben der regionalen Milchwirtschaft.  

Dreisamtäler: Wie hat sich der Milch­preis seit dem Lieferstopp vor  einem Jahr entwickelt?
Schweizer: Nach dem  BDM-Boykott vor einem Jahr konnten wir kurz­fristig einen Anstieg feststellen. Allerdings wurde aufgrund der Beschlüsse des Bundesrates vom November vergangenen Jahres unsere Minimalforderung von 40 Cent nie erreicht. Seitdem geht es wie von uns prophezeit Monat für Monat wieder bergab. Für den Mai hat uns die Breisgaumilch Freiburg gerade mal noch einen Grundpreis von 21,65 Cent für den Liter überwiesen.
Dreisamtäler: Die Bundesregierung hat jetzt rasche Hilfen angekündigt. Von 25 Millionen Euro zinslose  oder verbilligte Darlehen und gesenkte Dieselsteuern ist die Rede. Genügt das?
Schweizer: Beide Ankündigungen sind nur Tropfen auf den heißen Stein. Richtig profitieren werden davon ausschließlich die großen Betriebe der Agrar-Industrie. Für  die kleinen Höfe in unserer Region bleibt da wenig hängen. Während Großbetriebe beim Diesel mit finanziellen Einsparungen im fünf­stelligen Bereich rechnen können, werden es bei uns je nach Größe des Hofes gerade mal 350.- Euro bis maximal 1.000.- Euro sein. Da die deutsche Milchwirtschaft aktuell wegen des rapiden Preisverfalls Einkommensverluste bis zu 4,5 Milliarden Euro verkraften muss, stehen die angekündigten 25 Millionen Euro in keinem Verhältnis. Um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, setzt der BDM auf eine nachhaltige Politik.
Dreisamtäler: Was heißt das konkret?
Schweizer: Die Rahmenbedingungen für die bäuerliche Milchwirtschaft müssen deutlich verbessert werden. Dazu gehört, dass sich der  Preis in Zukunft an der Kostenge­winngrenze orientieren muss. Die verkaufte Menge muss an Angebot und Nachfrage angepasst werden. Um von der verkauften Milch leben zu können, liegt dieser Preis der­zeit bei einer Größenordnung von etwa 40 Cent. Leider produziert derzeit kein einziger Milcher­zeuger in Europa kostendeckend. Wenn in den kommenden Wochen nichts passiert, werden tausende Be­triebe gezwungen sein, Konkurs anzumelden. Es ist zu befürchten, dass nur noch Höfe, die neben der Milchwirtschaft von zusätzlichen Einnahmequellen wie Tourismus, Waldwirtschaft oder Fotovoltaik profitieren, mehr schlecht als recht überleben können. Konkret fordern wir von der EU eine Quotenaussetzung von fünf Prozent im laufenden Wirtschaftsjahr und die sofortige Einführung der Mengensteuerung. Wenn die Politik nicht darauf eingeht, behalten wir uns als letzte mögliche Option einen europaweiten Lieferstopp vor.
Dreisamtäler: Macht sich die Unzufriedenheit der Milchbauern auf dem Wahlzettel bemerkbar?
Schweizer: Ein Blick auf das CDU-Wahlergebnis bei der Euro­pawahl in „Milchgemeinden“ wie St.Peter, St. Märgen und Glottertal zeigt, dass die Union dort überdurchschnittliche Verluste hinnehmen musste. In St. Peter waren es 13 Prozent weniger, in Glottertal 15 Pro­zent weniger und in St. Märgen büßten die CDU sogar 17 Prozent ein. Während der durchschnittliche Verlust der CDU im Landkreis bei etwas mehr als 8 Prozent lag. Der Frust bei uns sitzt tief. Wenn sich die Politik nicht grundlegend ändert, wird die Bundestagswahl im September ein Debakel für die Regierungsparteien.
18.6.2009, Bernd Müller, www.dreisamtaeler.de

 

Leserbrief von G.Maul: Gegen BDM-Milchpreisforderung

Landwirte, und einige davon überlaut, klagen wegen zu geringer Milchpreise. Wahrscheinlich zu Recht genauso wie seit Jahren Kleinbetriebe, die aus der Textilindustrie vom Markt verschwinden, wegen dem offenen Markt. Da wir in einer sozialen Marktwirtschaft leben, muss es zunächst alleinige Aufgabe der Landwirte sein, untereinander einig zu werden und aufzuhören, auf Teufel komm raus Milch zu produzieren. Früher haben die Landwirte soviel Kühe halten können wie auch Futter erwirtschaftet wurde. Das gilt heute wohl nicht mehr. Da werden Ställe für 500.000 Euro für 80 Stück Vieh gebaut, ohne dass dafür auch Futter erzeugt werden kann auf dem Hof. Aber Grund genug, nicht das unternehmerische Risiko selbst zu tragen, sondern dafür weitere Steuergelder zu fordern. Das ist Lotteriespiel. Aber es darf nicht darum gehen, sondern es ist der Versuch, die Politik wie seit Jahren, zu immer größeren Subventionen, und ganz besonders vor Wahlen, zu pressen. Das sind aber Steuergelder, die auch von den kleinen Arbeitnehmern und dem Kleingewerbe erbracht werden müssen, die keine Gelder aus dem Steuertopf erwarten dürfen. Die Milchbauern müssten halt aufhören, immer mehr Kraftfutter für immer mehr Milch zuzukaufen. Im Fernsehen wird solches immer gezeigt. Es verwundert, dass es den Landwirten gelingt, einen Großteil der Einnahmen einfach unter den Tisch zu kehren. Bekommen nicht die meisten der Landwirte Gelder aus allen möglichen Fördertöpfen der EU und Staat. Jahr für Jahr sollen so in Deutschland 6 Milliarden verteilt werden. Die in der BZ veröffentlichten Förderbeträge zeigen: Wer am lautesten schreit und klagt, dem geht es am Besten. Und eines kommt dazu. Um viel Milch zu geben, muss jede Kuh etwa jährlich kalben. Verschenken die Landwirte das erwirtschaftete Fleisch an Notleidende? Oder gehören solche nicht geringen Einnahmen nicht zur Wirtschaftlichkeitsrechnung eines jeden Hofes dazu? In der Marktwirtschaft kann die Kostengewinngrenze nicht einseitig und so bestimmt werden, dass der eine die Preise festlegt, den die Bürger bezahlen müssen? Die Mengensteuerung haben allein die Milchbauern selbst in der Hand, bevor sie weitere Steuergelder fordern können. Aber nur im Fordern vom Steuerzahler sind sich scheinbar alle einig.
G. Maul, Buchenbach, 25.6.2009, Leserbrief www.dreisamtaeler.de

 

Leserbrief von Anton Rombach - Erwiderung zum Leserbrief von G. Maul

Die Textilindustrie ist nicht vom Markt verschwunden, sondern produziert nur in anderen Ländern, die Eigentümer sind im Wesentlichen die gleichen, wenigen Leute geblieben, die durch diese Auslagerung der Produktion gigantische Gewinne erzielen, welche nicht in Deutschland zu Steuereinnahmen führen. Soll die Milchproduktion auch industrialisiert werden? Soll die Erzeugung von einem der kostbarsten Lebensmittel auch in Billig­lohnländer ausgelagert werden, mit für die gesamte Gesellschaft negativen Konsequenzen?
Der Bundesverband deutscher Milchviehhalter fordert keine neuen Subventionen wie die von der EU, auf Drängen der Milchindustrie und dem von ihr beeinflussten DBV, wieder eingeführten Ex­porterstattungen, welche in diversen Entwicklungsländern zu einem tödlichen Kreislauf von sozialen Spannungen, Hunger und Hungertod führen. Diese unchristlichen Exportsubventionen führen da­rü­ber hinaus zu zusätzlichen Kosten für die Steuerzahler durch dadurch provozierte zusätzliche Entwick­lungshilfegelder und einem ansteigenden Zustrom von Flüchtlingen. Der BDM setzt sich für eine flexible Mengensteuerung ein, welche aber durch den Staat gegenüber allen Erzeugern verbindlich gemacht werden muss (dies ist völlig zweifellos vereinbar mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft). Nur so kann in diesem Sektor Angebot und Nachfrage in Einklang gebracht werden, was unabdingbar ist, um faire Erzeugerpreise zu ermöglichen. Dies kostet die Steuerzahler keinen einzigen Cent.
Ohne dieses Instrument ist eine mul­tifunktionale, bäuerliche Milchproduktion im europäischen Binnenmarkt nicht möglich. Neben anderen Faktoren auch deswegen, weil der Konsum von Milch nahezu konstant ist. Denn durch den permanenten produktionstechnischen Fortschritt in der Milchproduktion herrscht ansonsten ständige Überproduktion. Diese führt zu Preisen, zu denen kein Betrieb kostendeckend Milch erzeugen kann und zwar unabhängig von der Größe des Hofes. Die von Frau oder Herr G. Maul erwähnte Kosten-Gewinn-Grenze wird nicht von den Bauern festgelegt, sondern resultiert aus tatsächlichen Kosten. Erst das Erreichen dieser Grenze bedeutet volle Kos­ten­deckung, d.h. erst nach dem überschreiten dieser Grenze kann von einem fairen Preis gesprochen werden. Abschließend und der guten Ordnung halber sei noch darauf hingewiesen, dass andere Zahlungen der öffentlichen Hand wie z.B. die Aus­gleichszulage oder MEKA, eben keine Subventionen sind, sondern berechtigte Ausgleichszahlungen für bereits erbrachte Leistungen aller Landwirte in diesen Regionen für die Gesellschaft. Die Produktion und der Erhalt von Landschaft ist eine existentielle Voraussetzung für die Fremden­verkehrswirtschaft. Dies auch zum großen Nutzen der in dieser schönen, von Bauern über Generationen gepflegten Landschaft lebenden Menschen. Herzlich einladen möchte ich Frau oder Herrn G. Maul zu einem Dialog darüber, warum wir letztlich alle in einem Boot sitzen. Wäre es nicht erbärmlich und kurzsichtig, wenn eine Gesellschaft nachhaltig nicht in der Lage wäre, das Überleben ihrer eigenen Ernährer zu ermöglichen?

2.7.2009, Anton Rombach, Milchbauer aus Stegen-Eschbach, www.dreisamtaeler.de

 

 

Wir können den Milchpreis verändern – durch unser Kaufverhalten

Papa, wie sieht eine echte Kuh aus? Das werden uns unsere Kinder fragen, wenn wir Aldi und Konsorten freien Lauf lassen. Jetzt wird die Milch verschenkt, bis alle Landwirte kaputt sind. Dann wird die Milch aus dem Ausland importiert und die Transporter stopfen unsere Autobahnen voll. Und wenn endlich alle unsere eigenen regionalen Produkte durch Billigproduktion aus China ersetzt wurden, sind wir gegen die Preiserhöhungen, die wir von den Discountern diktiert bekommen, machtlos, da diese eine Monopolstellung erhalten. Dann kosten Milch und Butter plötzlich das Doppelte! Es geht uns viel verloren, unsere Arbeitsplätze, die Natur und ein Stück Lebensqualität für uns und unsere Kinder. Nur wir können daran etwas ändern, indem wir dort einkaufen, wo Preis und Leistung noch im richtigen Verhältnis stehen und wir die Hersteller unserer regionalen Produkte unterstützen, damit unsere Heimat auch noch viele Jahre lang lebenswert bleibt.
BZ-Leserbrief vom 16.5.209 von Beate Meier, Eichstetten

Wissen wir, was das für unseren geliebten Schwarzwald bedeutet?
Im gnadenlosen Unterbietungskampf der Discounter hat Aldi-Süd den Milchpreis noch einmal drastisch gesenkt. Als Verbraucher, kann ich mich darüber nicht mehr freuen, sondern mich nur noch schämen. Wenn ein so kostbares Produkt dermaßen weit unter Wert als Kampfwaffe in den Markt geworfen wird, dann ist das ein Skandal. Insbesondere unsere Schwarzwälder Milchbauern werden so in den Ruin getrieben. Wissen wir eigentlich, was das außer den familiären Katastrophen der Betroffenen für unseren geliebten Schwarzwald bedeutet? Ohne das Weidevieh auf den – gottlob noch vorhandenen – herrlichen großen Weideflächen längs des Wiesentals auf Hängen und Hochflächen wird der Schwarzwald zunehmend verfarnen und verwalden und damit ganz viel von seinem Charme, seiner Besonderheit und seiner Erholungsqualität verlieren. Unsere Milchbauern leisten mit der Erhaltung ihrer Viehbestände für die Landschaftspflege und die Bewahrung unseres Schwarzwaldes einen unschätzbaren Dienst. Wir dürfen sie nicht allein im Regen stehen lassen. Auch der Verbraucher ist gefragt.
BZ-Leserbrief vom 16.5.209 von Hansjörg Wöhrle Lörrach

Lohnerhöhung, Kündigungsschutz, aber einkaufen möglichst zum Nulltarif?'
Man hört beipflichtende Kommentare und volles Verständnis für die Existenzsorgen unserer Landwirte. Beim Einkaufen von Milch und Milchprodukten aber rennen die Verbraucher zu Aldi, Lidl, Penny usw., um ja den günstigsten Preis zu ergattern! Ganz schlaue Mitbürger äußern sich auch sehr fachkenntnisreich: "So ist halt der Markt er richtet sich nach Angebot und Nachfrage".
Ich lasse mir im Geiste das Wort "Markt" noch mal auf der Zunge zergehen und im Gehirn rotieren. Und erschrecke bei dem Gedankensprung, dass es dieselben sind, die, wenn der "Markt" ihre Betriebe Personalabbau beschließen lässt, am lautesten heulen und wehklagen. Klopfen wir uns also vor die Brust und erkennen, dass die Maxime nicht heißen kann: Jedes Jahr Lohnerhöhung, absoluter Kündigungsschutz, Erhaltung der Arbeitsplätze, aber einkaufen möglichst zum Nulltarif

 

 

Bäuerinnen beim Milchpreis-Hungerstreik in Berlin

Seit Montag campieren die beiden Buchenbacherinnen Verena Maier und Beate Steinhart mitten im Berliner Regierungsviertel. Auf Isomatten und in dicke Schlafsäcke gehüllt haben sie nun die vierte Nacht im Freien verbracht. Morgens weckt sie der Vogelgesang. Mit dem Fuchs, der seit einigen Monaten im Berliner Tiergarten lebt, haben die beiden Milchbäuerinnen schon Bekanntschaft gemacht. So ungemütlich das Protest-Camp auch ist (zum Duschen gehen beide in den Berliner Hauptbahnhof) – an Aufgeben denken Maier und Steinhart nicht. "So kann es nicht weitergehen", meint Steinhart. Der Milchpreis falle und falle. Immer mehr Höfe müssten aufgeben.
Alles von Bernhard Walker vom 15.5.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/wirtschaft/ich-hungere-fuer-den-milchgipfel 

Milchpreis ruiniert uns
Silvia Schmidt: Wer sich nicht wehrt, der hat schon verloren. Ich fühle mich nicht in der Verfassung, um einen Hungerstreik durchzustehen. Doch für drei Tage mache ich trotz der unwirtlichen Umstände bei der Blockade mit. Dann fahre ich wieder nach Hause, denn ich werde in der Familie und auf dem Hof gebraucht. Mein Mann und die Kinder übernehmen jetzt die Melk- und Stallarbeit von 60 Kühen, doch das geht auf Dauer nicht. Ich arbeite morgens und abends zwei Stunden mit und kann nicht länger fehlen. Komplettes Interview mit Agraringenieurin Silvia Schmidt (42) vom Heidenhof in Teningen von
Gerda Oswald, 15.5.2009, bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/kreis-emmendingen/milchpreis-ruiniert-uns--15009342.html


 

Frisch, frischer, am haltbarsten

"Schleichenden Etikettenschwindel" hat denn auch die Bundesverbraucherzentrale der Milchwirtschaft und dem Einzelhandel vorgeworfen. Immer mehr ESL-Milch stehe unerkannt und unerkennbar in den Regalen. Früher wurden bundesweit 60 Prozent H-Milch verkauft und 40 Prozent Frischmilch. Heute sind es 60 Prozent H-Milch, 12 Prozent Frischmilch und bereits 28 Prozent ESL-Milch – Tendenz steigend. Aldi, Lidl und Penny haben schon gar keine Frischmilch mehr im Angebot. Warum? Wenn geschmacklich frische Milch länger haltbar ist, können Molkereien sie auch weit entfernt billig einkaufen – zum Beispiel in Rumänien – und länger transportieren – zum Beispiel nach Freiburg. Lange Transportwege also – und eine miese Ökobilanz.
Alles von  vom 20.3.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/praxistest-gibt-es-in-freiburg-noch-echte-frischmilch--12863427.html

 

Joachim Faller vom Christenmartinshof stellt auf Bio-Milch um

Der Bedarf an Biomilch ist so hoch, dass er aus dem eigenen Land nicht gedeckt werden kann. Das Agrarministerium will Landwirte dazu bewegen, ihre Betriebe umzustellen. Joachim Faller ist mittendrin. Nach Jahren des Überlegens, Informierens und Rechnens hat der Milchviehhalter Joachim Faller vom Christenmartinshof bei St. Märgen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald sich dazu entschlossen, seinen konventionell geführten Hof auf Bio umzustellen.

Momentan steckt er im letzten halben Jahr der zweijährigen Umstellung und damit in der schwierigsten Phase. "Die Milch wird nach den strengen Bioland-Kriterien produziert, abgenommen und bezahlt wird sie mir aber noch bis Ende des Jahres als konventionelle Milch", sagt Faller. Das bedeutet, dass er derzeit in die Produktion mehr hineinsteckt als er herausbekommt. Jeder, der umstellt, weiß, dass das letzte halbe Jahr das schwierigste ist." Er nimmt die Anstrengungen in Kauf. Den Hof konventionell weiterzuführen, hatte für ihn keine Perspektive mehr. Er sieht seine Zukunft in der Produktion von Bio-Milch. "Das ist im Hochschwarzwald der richtige Weg." Bio-Milch ist gefragt wie nie. Die Molkereigenossenschaft Breisgaumilch in Freiburg sucht händeringend nach Landwirten, die Bio-Milch liefern. Nach Auskunft des Agrarministeriums kann derzeit der Bedarf aus dem eigenen Land nicht gedeckt werden. Deshalb möchte Minister Peter Hauk mehr Landwirte, besonders im Schwarzwald, dazu bewegen, ihre Betriebe umzustellen. Auf längere Sicht gesehen haben nach Ansicht von Hauk im schwierigen Gelände des Mittelgebirges ökologisch bewirtschaftete Betriebe bessere Zukunftsaussichten als konventionelle Betriebe. Hauk lockt mit neuen Beratungsangeboten und EU-Förderungen. Auf Geld aus Brüssel hofft auch Joachim Faller. Er hat den Hof Anfang 2002 von seinem Vater übernommen. 43 Milchkühe stehen auf der Weide. Jede gibt im Jahr rund 8500 Liter Milch. "Durch entsprechende Zucht steigt die Milchleistung der Kühe ständig an", sagt Faller. In konventionellen Betrieben leide dadurch aber die Gesundheit der Tiere. Mit Medikamenten werde versucht, gegenzusteuern. Faller wollte das nicht mehr und hat sich in Kursen über Homöopathie bei Tieren kundig gemacht. Auch die intensiv bewirtschafteten und mit Chemie gedüngten Wiesen nehmen Schaden. "Durch das Düngen bleiben die Nährstoffe an der Oberfläche des Bodens, und die Pflanzen wurzeln nicht tief", erklärt Faller. Mit der Folge, dass sie in Trockenperioden schnell dürr werden.
Auch mit Blick auf die Zukunft und Gesundheit seiner drei Kinder stand für den 36-Jährigen und Frau Cornelia bald fest, dass sie so nicht weitermachen möchten. Bei Bioland, einem Verband ökologischer Erzeuger, fand er Unterstützung. "Ich habe das Thema lange gedanklich durchgearbeitet."  
Am 1. Januar 2007 begann die Umstellungsphase: Auf seine 50 Hektar Grünland dürfen seitdem weder synthetischer Dünger noch Spritzmittel zur Unkrautbekämpfung. "Den Ampfer, den die Kühe nicht fressen, müssen wir jetzt halt von Hand ausgraben." Weniger Dünger auf den Wiesen bedeutet weniger Ertrag. Joachim Faller musste Heu zukaufen. Das darf nur aus ökologischer Produktion stammen, ebenso das Kraftfutter. Das alles kostet: Konventionelles Kraftfutter kaufte er früher für 26 EUR pro 100 Kilogramm. Das Bio-Kraftfutter kostet 45 EUR pro 100 Kilo. Damit er nicht zuviel zukaufen muss, wird er die Zahl der Kühe von derzeit 43 auf maximal 38 reduzieren. Außerdem hat er sich in diesem Jahr für 30 000 EUR ein neues System zugelegt, mit dem er die Gülle optimal auf die Weiden ausbringen kann. "Damit kann der Boden die Nährstoffe besser aufnehmen. Das ist gut für die Natur, und es stinkt nicht." Faller hofft, dass dadurch der Ertrag auf den Wiesen steigt. Im Herbst beginnt der Umbau des Stalls. Zwar dürfen die Kühe schon seit 1975 frei im Stall umherlaufen, doch die Bioland-Kriterien sind noch nicht erfüllt. Er investiert 200 000 EUR und hofft auf einen 25-prozentigen Zuschuss von der EU. Vor den schärferen Kontrollen durch Bioland-Mitarbeiter hat er keine Angst. "Dabei kann ich nur lernen." "Wir werden nach der Umstellung nicht mehr Geld haben", sagt Faller ganz offen. Aber mehr Zeit: Da er die Zahl der Kühe reduziert, fällt weniger Arbeit an. "Und ich arbeite mit einem besseren Gewissen und zukunftssicherer." Mit Beginn des neuen Jahres bekommt er für seine Milch den Bio-Preis. Der liegt derzeit 12 Cent über den 35,5 Cent für konventionelle Milch.

26.08.2008, Petra Waldheim, mehr auf www.suedwest-aktiv.de/landundwelt/wirtschaft

 

Einen fairen Milchpreis gibt es nicht 

Für Lüder Gerken werden die Bauern mit ihren Forderungen an den Regeln des Marktes scheitern

Tagelang war sie in allen Nachrichten und Zeitungen zu sehen: eine schwarz-rot-goldene Kuh mit der Aufschrift: "Die faire Milch" . Was mit fairer Milch gemeint war, konnte man auf Plakaten lesen: "Bauern brauchen einen fairen Preis — 40 Cent pro Liter Milch." Molkereien wurden "bestreikt" : Milch wurde nicht ausgeliefert, sondern an Kälber verfüttert oder auf die Straße geschüttet. Die Bauern ärgert, dass der Milchpreis, den sie erzielen — nach kurzzeitig über 40 Cent Ende 2007 — , wieder auf gut 30 Cent pro Liter gesunken ist. Dieser Preis decke nicht einmal ihre Kosten, schon gar nicht könnten sie davon leben. Außerdem würden die Supermarktketten in Deutschland ihre Marktmacht missbrauchen, um den Preis zu drücken. Zwar erklärten sich einige Abnehmer rasch bereit, zehn Cent mehr zu zahlen. Genauso schnell jedoch nahmen sie diese Zusage partiell zurück. Das war voraussehbar. Und der Preis wird weiter sinken. Denn die Forderung der Bauern ignoriert das Einmaleins der Marktwirtschaft: Der Preis ist ein Knappheitsindikator, der Angebot und Nachfrage zum Ausgleich bringt, indem er steigt oder fällt. Was war 2007 passiert? Die weltweite Nachfrage nach Milch war stärker angestiegen, als erwartet. Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, geht der Preis nach oben. Ein höherer Preis wiederum bewirkt, dass weniger nachgefragt wird, und dass das Angebot ausgedehnt wird — bis beides wieder angeglichen ist. Wenn aber die Nachfrage sinkt und mehr angeboten wird, fällt der Preis wieder. In dieser Situation befinden wir uns heute. Ist das unfair? Ein Preis kann weder fair noch unfair sein, sondern allenfalls ehrlich: Er kommt durch Nachfrage und Angebot zustande, also durch die Kaufentscheidungen der Milchabnehmer sowie durch die Produktionsmengen-Entscheidungen der Bauern selbst. Allenfalls könnte man sagen, die Nachfrager verhielten sich unfair. Ist das der Fall, wenn sie — zu einem um zehn Cent höheren Preis — nicht die Mengen kaufen wollen, die produziert werden? Auch die Hersteller von Filtertüten leiden darunter, dass die Deutschen scharenweise vom Filterkaffee zu Espresso und Cappuccino überlaufen, für die Papierfilter nicht benötigt werden. Ist das unfair? Hinzu kommt, dass die EU seit Mitte 2007 keine Exportsubventionen für Milchprodukte mehr bezahlt. Deutsche Milch ist dadurch auf dem Weltmarkt nicht mehr so konkurrenzfähig. Sie kann nicht mehr, vom Staat künstlich verbilligt, Milchbauern in der dritten Welt in den Ruin treiben — und überschwemmt statt dessen den inländischen Markt. Auch das senkt den Preis. Ist das unfair? Die Behauptung, die deutschen Supermarktketten könnten dank ihrer Marktmacht den Preis auf ein nicht kostendeckendes Niveau drücken, greift nicht. Dies zeigt schon der Preisanstieg Ende 2007. Auch müsste dann ja der Milchpreis in Deutschland unter dem Weltmarktpreis liegen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.

Das eigentliche Problem liegt denn auch woanders: Die Milchbauern in Süddeutschland, darunter viele Nebenerwerbslandwirte, haben meist sehr kleine Kuhbestände: In Baden-Württemberg sind es durchschnittlich weniger als 30 Tiere, während es in Brandenburg mehr als 200 sind. Bei so großen Beständen kann man sehr viel effektiver wirtschaften, hat geringere Kosten pro Liter Milch. Die Bauern im Norden verhielten sich beim "Streik" denn auch ziemlich ruhig. Insgeheim geben sie zu, dass sie mit einem Milchpreis von 30 Cent zurechtkommen. Nur sagen sie das nicht laut, weil ein höherer Preis auch ihnen höhere Gewinne brächte. Unbestritten: Der niedrige Preis übt einen Rationalisierungsdruck aus, dem viele kleine Betriebe im Süden nicht gewachsen sind. Gibt es einen Ausweg? Man könnte eine Hochpreismilch schaffen und damit werben, dass sie auf saftigen Schwarzwaldwiesen entstehe. Ob die Verbraucher aber bereit sind, dafür deutlich höhere Preise zu bezahlen? Im übrigen wäre diese Strategie schon deshalb fraglich, weil auch im Schwarzwald aus Kostengründen immer weniger Kühe auf saftigen Wiesen weiden und immer mehr in geschlossenen Ställen leben. Die Bibel verheißt ein gelobtes "Land, darin Milch und Honig fließt." Das wünschen sich viele. Aber: Je mehr Milch fließt, um so größer ist der Preisdruck für die Bauern.
Lüder Gerken , 21.6.2008, BZ

Der Autor Lüder Gerken ist Vorsitzender der Stiftung Ordnungspolitik und der Hayek-Stiftung


 

Vom Kampf um den Milchpreis - Grünen-MdB auf Dreher-Hof

Kandern-Wollbach/Hammerstein (mm). "Es ist ganz einfach wichtig, mal vor Ort zu erleben, dass den Milchbauern einfach nicht die Wertschätzung entgegen gebracht wird, die sie verdienen" : Dieses Fazit zog gestern bei seinem Besuch auf dem Dreher-Hof in Hammerstein der Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg der Grünen im Deutschen Bundestag, Alexander Bonde, zum Abschluss seiner Visite auf Einladung der Kreis-Grünen im Kandertal. Den Hof von Annemarie und Fritz Dreher habe er deshalb ausgesucht, weil Fritz Dreher zu den Aktivisten an vorderster Front gehöre im Kampf des BDM (Bund Deutscher Milchviehhalter) für einen auskömmlichen Milcherzeugerpreis. Fritz Dreher selbst schilderte der Grünen-Delegation insbesondere die Situation seines Betriebes mit derzeit rund einem halben Hundert Milchkühe, einem Kontingent von 300 000 Litern im Jahr und einer Betriebsfläche von etwa 40 Hektar. Dreher legte der Delegation einmal mehr nahe, warum er und seine Kollegen gestreikt hatten im Kampf um einen Erzeugerpreis von mindestens 43 Cent pro Liter Milch. Sein Beispiel: "Gehen Sie mal zu zweit etwa in ein Konzert im Lörracher Burghof. Das kostet sie locker 120 Euro für Karten und vielleicht das ein oder andere Getränk. Wenn Sie jetzt bedenken, dass wir Milchproduzenten uns bislang auch schon mit 30 Cent pro Liter Milch zufrieden geben mussten, dann müssen sie dafür 400 Liter Milch melken" . Seine Kühe geben am Tag zwischen 20 und 40 Liter pro Tier.
17.6.2008

 


Ende der Milchwirtschaft - Ende vieler Molkereien

Nun hat uns ein neunmalkluger Leitartikler der BZ endlich die Wahrheit gesagt: Rentable Milcherzeugung, meint er, sei im Schwarzwald und anderen Gebirgsregionen leider nicht mehr möglich. Aber sein Glaube, ganze Regionen mit Pferdekoppelverschlägen, Käserei, Rot-und Damwildgehegen oder Ammenkuhhaltung offen halten zu können, ist nur naiv. Ein Ende der Milchwirtschaft wäre auch das Ende vieler Molkereien samt Arbeitsplätzen, vom Tourismus ganz zu schweigen. Eine Gesellschaft, die nicht bereit ist, den Landwirten in diesen Regionen ein zum Leben ausreichendes Einkommen zu garantieren, verdient auch nicht den Erhalt der Kulturlandschaften.
BZ-Leserbrief vom 13..2008 von Thomas Weis, Milcherzeuger, Simonswäldertal

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