Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Infos zu Narren, Fasnacht und Fasnet
in Breisgau und Hochschwarzwald
  

Home >Vereine >Narren >Narren2                                                             Narren-Eintrag jetzt mitteilen

Fastnacht, Fasnacht, Fasnet, Narren - Infos ab März 2004

Blick von Freiburgs Rathausplatz zum Münster am 5.2.208 Schmutzige Dienschdig Blick von Freiburgs Rathausplatz zum Münster am 5.2.208 Schmutzige Dienschdig

 

Familie Martorana als Littenweilermer Wühlmäuse

Während man als durchschnittlich fasnachtbegeisterter Littenweilermer vielleicht die Fasnachtsausgrabung am Dorfplatz, die Straßenfasnet am Sonntag oder den Rosenmontagsumzug besucht, herrscht bei Familie Martorana vom Schmutzigen Dunschdig bis zur Fasnetbeerdigung am Fasnetzischdig der totale Ausnahmezustand, denn Mutter Petra, Vater Enzo und die Söhne Timo (9) und Fabio (8) sind Wühlmäuse durch und durch. Fabio hat seinen ersten Rosenmontagsumzug im zarten Alter von drei Monaten erlebt, tapfer im Kinderwagen über Frei­burgs Kopfsteinpflaster geschoben vom stolzen Papa. Und auch Timo ist bereits seit seinem ersten Lebensjahr im Häs unterwegs. Und dabei hatten die beiden Buben lange mächtig Re­spekt vor den Hexen, Teufeln und den anderen fürchter­lich­en Gestalten. Einzig die Wühlmausmaske war ihnen von Ge­burt an vertraut, und bald schon konnten sie an den Schuhen der Mäuse erkennen, wer sich hinter der jeweiligen Maske verbirgt.

Auch Mutter Petra ist schon seit frühester Jugend eine Wühlmaus und wie es sich für richtige Fasnachter gehört, hat sie na­türlich auch ihren Enzo an einem Zunftabend kennen ge­lernt. Anfangs wollte er noch nicht so richtig was wissen von der Narretei, war seiner Petra zuliebe zwar passives Mitglied in der Zunft, doch bald schon wurde ihm klar, dass er nur als Wühl­maus ein aufmerksames Auge auf sein „Mäuschen“ haben kann und seither ist auch er im Häs bei den Zunft­abenden und Umzügen an ihrer Seite. Und seit sie zu einer richtigen Wühlmausfamilie angewachsen sind, liegen halt vom Schmutzigen Dunschdig bis Fasnetzischdig rote Pullo­ver, Handschuhe, Häs, Masken und dazwischen jede Menge Konfetti in der Wohnung verstreut, wenn eine Veranstaltung die Nächste jagt und so manche Wühlmaus nach langen Zunft­abenden Asyl auf Martoranas Wohnzimmercouch fin­det. Wo soll da Zeit zum Aufräumen sein? Aber das kennen sie alle, die Zunftfamilien - und irgendwie gehört das auch da­zu zum alljährlichen Spektakel.

Stolz sind sie mittlerweile, die beiden Söhne, wenn sie in ihr Wühl­maushäs schlüpfen. Und freuen sich auf die Umzüge und Kinderfeste und besonders auf den Schmutzigen Dunschdig, wenn ihre Zunft zur Schülerbefreiung die Reinhold-Schneider-Schule stürmt. Fleißig üben sie schon zuhause die Schere zu führen um später bei den Umzügen Hüte zu sti­bitz­en oder die Mädchen zu ärgern und können es kaum er­war­ten, endlich 16 Jahre alt zu werden um auch eine Maske tra­gen zu dürfen.

Bereits vier bis sechs Wochen vor der eigentlichen Fasnet sind die Martoranas von Freitag bis Samstag im Häs unterwegs. Freitag- und Samstagabend ist man bei befreundeten Zünften bei Brauchtums- oder Zunftabenden zu Gast und sonn­tags geht es mit dem Bus oder in Fahrgemeinschaften zu den Umzügen. Anstrengend ist sie schon die Fas­nachts­zeit und wenn am Aschermittwoch alles vorbei ist, freut sich Familie Martorana darauf, endlich wieder sonntags aus­schla­fen zu können. Doch schon nach den Sommerferien beginnen wieder die Vorbereitungen auf die neue Saison. Petra Martorana unterstützt den Narrensome beim Tänze einstudieren, ihr Mann bringt die Masken auf Vordermann und spä­testens bei der Fasneteröffnung am 11.11. ist sie schon wie­der da, die Vorfreude auf die närrische Zeit.  

Auch unterm Jahr treffen sich die Zunftmitglieder häufig zu Grillfesten, Minigolf-Spielen, Ausflügen oder Hüttenwochenenden. Zweimal im Monat stehen Versammlungen an und immer sind auch die Kinder mit dabei, denn die Wühlmauszunft ist ein familienorientierter Verein, bei dem sich schon die Kleinsten wohl und angenommen fühlen.

„Eine Wühlmaus zu sein ist klasse“ sagt Timo Martorana stolz „und bei den Umzügen mitzulaufen macht am meisten Spaß“ - und mittlerweile hat er auch keine Angst mehr vor den Hexen.

Gisela Heizler-Ries, 6.2.2012, Littenweiler Dorfblatt

 

 

 

Närrische Jubiläumsausstellung der Höllenzunft Kirchzarten 
 

Sparkasse Hochschwarzwald unterstützt gerne die Pflege des Brauchtums

Kirchzarten (glü.) „Allen Freud‘ und keinem Leid, das ist die fünfte Jahreszeit.“ Gereimt und in bester Laune eröffnete der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hochschwarzwald, Jochen Brachs, die Jubiläumsausstellung der Höllenzunft in der Kirchzartener Hauptstelle. Hoch solle sie leben, die Narretei, denn es sei gut „Sitte und Brauchtum stets zu pflegen“. Brachs erinnerte daran, dass es bereits vor 442 Jahren Fasnetumtriebe in Kirchzarten gegeben habe. In den jetzt zu feiernden 75 Jahren der Höllenzunft hätten sich besonders Teufel und Hexen als Symbole etabliert. Und auf sein Alltagsgeschäft anspielend meinte Brachs, dass auch bei der Sparkasse manchmal der Teufel los und Vieles verhext sei: „Narri, Narro“. Oberzunftmeister Wolfgang Würmle dankte der Sparkasse für die Ausstellungsfläche und die herzliche Gastfreundschaft. Hans-Georg Maier, Rita Lautenschläger und Rita und Robert Sackmann dankte er für die gelungene Ausstellungsorganisation. Hochinteressant war dann Würmles Vortrag zur Geschichte der Fasnet in Kirchzarten. In dem Buch von Jürgen Küster „Das Narrenfest der Höllenzunft“ (ISBN 3-89118-011-X) finden „närrische Forscher“ dazu wunderbare Hintergründe. Auch Bürgermeister Andreas Hall unterstrich den Dank an die Sparkasse: „Das ist wieder ein Beweis, dass die Sparkasse ein Institut aus der Region für die Region ist.“ Er dankte aber auch der Höllenzunft: „Sie tragen viel zum Miteinander in Kirchzarten bei.“ Als Beispiele erwähnte er den Dorfhock und den „Black Forest ULTRA Bike Marathon“. Schön sei es, dass die fünf Narrennester in der Höllenzunft „eigenständig miteinander“ feierten. Für den Verband der Oberrheinischen Narrenzünfte gratulierte dessen Vorsitzender Paul Teike – und Vogtei-Vorsitzender Armin Reese brachte seinen Stolz auf die Höllenzunft zum Ausdruck: „Ihr seid das Glanzlicht in der Fasnetlandschaft.“ Zwischen den Klängen des Spielmannszuges der Freiwilligen Feuerwehr Kirchzarten unter Leitung von Gallus Mayer ehrte Oberzunftmeister Würmle mit Hans Lehmann ein Gründungsmitglied der Hexen, der später allerdings zu den Matrosen gewechselt war. Er überreichte dem im Jahre 1918 geborenen Lehmann den Jubiläumsorden. Dank der freundlichen Bewirtung durch Mitarbeiterinnen der Sparkasse Hochschwarzwald kam es noch zu vielen netten Gesprächen und großem Staunen über die gelungene Ausstellung – mit der es am Aschermittwoch dann aber auch vorbei ist …

Gerhard Lück, 10.2.2010, www.dreisamtaeler.de

 

 

Wühlmäuse ín FR-Littenweiler haben reichlich Nachwuchs

Was bewegt Kinder und Jugendliche sich einer Zunft anzuschließen?
"Hängt au alles in de Miese, die Fasnet kennt kei' Krise" lautet das Fasnetmotto 2010 und schon sind wir mittendrin in der närrischen Zeit, die zwischen dem Schmutzigen Dunschdig, 11. Februar, und Aschermittwoch, 17. Februar, ihren Höhepunkt haben wird. Das ist auch die Zeit, da die Gattung der "Mausi Littenwuli", bei Alt und Jung besser bekannt als "Wühlmäuse", zum Leben erwacht. Mit grauen Masken, braungrau geflecktem Häs und langen roten Scheren treiben diese munteren Tierchen dann ihr Unwesen im Stadtteil, erfreuen die Kindergarten- und Schulkinder mit dem Hemdglunkerumzug und die Erwachsenen mit ihrem frühmorgendlichen lautstarken Wecken am Rosenmontag. Die Littenweiler Zunft hat derzeit 26 erwachsene aktive Mitglieder und kann stolz auf einen  17-köpfigen "Narrensome" verweisen. Was bewegt Kinder und Jugendliche, sich einer Zunft anzuschließen, was macht besonders Spaß und was treibt eine Wühlmaus außerhalb der Fasnet? Gisela Heizler-Ries hat die 12-jährige Tamara Maaß, Jugendvertreterin bei den Wühlmäusen, und den 16-jährigen Max Häringer, Mitglied des BNZ-Jugendteams, befragt.

Wie lange seid ihr schon als Wühlmaus aktiv?
Tamara: Ich bin sozusagen als Wühlmaus geboren worden. Meine Mutter Susanne  ist Vizezunftvögtin und ebenfalls seit ihrer Geburt dabei  und mein Opa Werner Zimmermann  ist Oberzunftvogt der Wühlmäuse. Ihre Namen sind sogar in den großen Zunfttisch in unserem Zunftraum auf der Empore im Bürgersaal eingefräst.
Max: Für mich ist dies die vierte Fasnachtsaison. Dieses Jahr werde ich am Schmutzigen Dunschdig nach dem Narrenbaumstellen meinen Narrenschwur ablegen und eine närrische "Bewährungsprobe" bestehen müssen. Dann darf ich auch endlich eine Maske tragen.

Und mit der Schere die Mädchen ärgern?
Max: Ja, das gehört natürlich dazu. Haare verstrubbeln. Mützen und Hüte klauen, das macht natürlich mit einer Maske mehr Spaß. Da bleibt man unerkannt. Aber wir haben feste Regeln. Zu toll treiben wir es da nicht.
Tamara: Mädchen und Frauen haben keine Schere. Wir haben einen roten Wedel. Damit kitzeln wir die Leute im Gesicht. Außerdem werfen wir Konfetti und verteilen Süßigkeiten an die Kinder. Wir kleinen Narren unter 16 Jahren tragen auch noch keine Masken. Wir haben eine rote Haube mit Mausohren und Glöckchen dran.

Was gefällt auch am Zunftleben besonders?
Max: Mir gefallen die Umzüge am besten. Und danach trifft man immer viele Freunde aus anderen Zünften. Ich habe über die Zunft  viele Leute kennen gelernt und dabei  neue Freunde gefunden.
Tamara: Mir gefällt besonders das Kinderfest. Wir machen viele Spiele, es gibt eine Tombola und wir führen Tänze auf. Beim Kinderfest geht es immer laut und lustig zu. Ich kann mich noch gut erinnern, als Fredi (Zunftvogt Fredi Eckerle) im BH und mit Spitzenunterwäsche einen Tanz aufgeführt hat. Das war superlustig!!!

Da müsst ihr sicherlich auch fleißig proben?
Tamara: Wir fangen schon nach den Sommerferien mit den Proben für die neuen Tänze an. Wir treffen uns außerdem alle zwei Wochen und unternehmen gemeinsam etwas. Zum Beispiel Minigolf, Schlitten fahren, Kino oder sonstige Ausflüge. Bei den Wühlmäusen ist das ganze Jahr über etwas los.
Und was wird für die Kinder und Jugendlichen sonst noch geboten?
Max: Die BNZ (Breisgauer Narren Zunft) veranstaltet z.B. jedes Jahr im Sommer eine Narrensome-Olympiade, damit sich die Kinder und Jugendlichen der Zünfte kennen lernen und man sich auch außerhalb der Fasnachtssaison treffen kann. Außerdem findet bei den Wühlmäusen regelmäßig eine Kinderversammlung statt. Dabei wird die Häsordnung besprochen oder das richtige Verhalten beim Umzug. Dass man z.B. nicht den Wedel auf dem Boden streifen lässt und anschließend im Gesicht eines Zuschauers rumwedelt. Auch können wir hier Vorschläge für Ausflüge einbringen oder Kritik äußern, wenn uns einmal etwas nicht so gefallen hat.
Oha. Die Fasnet hat also auch ernste Seiten? Was trübt denn so das Wühlmausherz?
Tamara: Was ich nicht so schön finde, ist, wenn die Kinder nach den Süßigkeiten betteln. Oft zerren sie sogar an unserm Häs oder rupfen an der Tasche mit dem Bonbon-Vorrat.  Auch kommt es immer wieder vor, dass jemand uns den Wedel aus der Hand reißt oder uns Wühlmäuse als "dreckige Ratten" bezeichnet.
Max: Manche Zuschauer hauen sogar auf die Maske oder reisen den Mäuseschwanz ab. Wir wollen doch alle Spaß haben und den Leuten Freude bringen. Das ist dann natürlich nicht schön. Aber das kommt zum Glück selten vor.
Tamara: Ja, das kommt eigentlich selten vor, meistens macht es viel Spaß eine Wühlmaus zu sein.

Nehmt ihr denn noch Mitglieder auf und was kostet es, Mitglied der Wühlmäuse zu sein?
Max: Bei uns sind jederzeit neue Mitglieder willkommen. Besonders würden wir uns über weitere Jugendliche und junge Erwachsene freuen. Das Häs kostet für Erwachsene einmalig 150.- Euro und die Jahresmitgliedsgebühr 18.- Euro. Wer Interesse hat, sollte sich am besten an unseren Zunftvogt Fredi Eckerle wenden, Tel.: 6 32 31.

Vielen Dank für eure Auskünfte. Ich wünsche euch und allen Wühlmäusen eine glückselige Fasnet.
Gisela Heizler-Ries
, 1.2.2010, Littenweiler Dorfblatt

 

Seit 75 Jahren närrisches Treiben der Höllenzunft Kirchzarten

Am kommenden Wochenende große Jubiläumsfeier – Umzug mit 90 Zünften und 2.500 Hästrägern

Die Ausstellung der Höllenzunft vervollständigten Wolfgang Würmle, Paul Teike, Andreas Hall und Jochen Brachs (v.l.). Vorne links sitzt das Gründungsmitglied von 1935, Hans Lehmann. Foto: Gerhard Lück Die Hexen von Kirchzarten bestimmen von Anfang an die Fastnet hier am Ort mit. Nach rheinischem Vorbild hatte sich vor 75 Jahren auch der „Elferrat“ in Kirchzarten gegründet.

Kirchzarten (glü.) Während am kommenden Wochenende am Notschrei und in Hinterzarten bei der Nordischen Junioren-Weltmeisterschaft sportliche Höchstleistungen erbracht werden, kommt es in Kirchzarten zu einem besonderen Highlight der närrischen Saison. Die Höllenzunft feiert mit ihren Nestern Hexen und Elferrat ihr 75-jähriges Jubiläum. Höhepunkte der Feierlichkeiten dürften der „Große Jubiläumsabend“ am Samstag um 20 Uhr im Kirchzartener Kurhaus und der Jubiläumsumzug vom Bahnhof zum Kurhaus am Sonntag ab 13:11 Uhr sein. Dazu erwartet Oberzunftmeister Wolfgang Würmle über 90 Zünfte mit bis zu 2.500 Hästrägern und über 5.000 Zuschauer. Als närrisches Zentrum errichten die Zünfte für die zwei Tage ein großes Narrendorf beim Kurhaus.

Die Höllenzunft und ihre Nester der Hexen und des Elferrates können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Gleich nach der Gründung der Breisgauer Narrenzunft 1934, die sich um die Pflege urwüchsigen „schwäbisch-alemannischen Brauchtums“ kümmern wollte, erfolgte 1935 die Gründung der „Gro-Ki-Fag – Große Kirchzartener Fasnachtsgesellschaft“. Es traten die ersten Geißelklöpfer auf und Otto Trescher führte mit seinen Hexen das erste Eierlesen durch. Die „Gro-Ki-Fag“ benannte sich 1937 in „Narrenzunft Kirchzarten“ um. Erstmals traten die drei roten Teufel mit Laternen und Ochsenhörnern in Erscheinung. Nach dem zweiten Weltkrieg kam 1948 die Kirchzartener Fasnet langsam wieder in Schwung. Im September 1949 nahmen die Badischen Narrenzünfte die Kirchzartener als „Höllenzunft Kirchzarten“ feierlich in ihre Reihen auf. Deren närrische Repräsentanten waren die „Höllengeister“ Hexen, die „Geistertreiber“ Teufel und die Geißelklöpfer – als „Hexen von Kirchzarten“ waren sie das zweite Narrennest neben dem Elferrat. Der gründete sich übrigens auch bereits 1935 nach dem rheinischen Elferrats-Vorbild und war viele Jahre für die Organisation der Kirchzartener Fasnet verantwortlich. Der berühmte „Kirchzartener Hexentanz“, der immer am Beginn des Brauchtumsabends am „Schmutzige Dunschdig“ aufgeführt wird, erfuhr 1950 seine Uraufführung.

Nach dem Elferrat und den Hexen kam im Jahre 1952 die Zartener „Schlangenzunft“ als drittes Narrennest zur Höllenzunft. Als Viertes gründeten Mitglieder des Sportvereins die „Brigitte-Matrosen“ und aus einem Skatclub entstanden 1958 die „Contrabrüder“. Diese fünf Nester der Höllenzunft setzen sich alljährlich für viele närrische Veranstaltungen in Kirchzarten ein. Den Höhepunkt bilden die Tage vom „Schmutzige Dunschdig“ bis zum Aschermittwoch. Sie beginnen mit der „Entmachtung“ der Obrigkeit im Rathaus und enden mit der Hexenverbrennung. Brauchtumsabend und Umzug am Fasnetsonntag sind dabei immer besondere Höhepunkte. Und der Narrenbrunnen vorm Hotel Sonne erinnert während des gesamten Jahres an die Narren der „Höllenzunft“. „Jetzt feiern wir das 75-jährige Jubiläum am kommenden Wochenende mit Livemusik, Narrendorf mit Schwedenfeuer und Jubiläumsumzug“, freut sich Oberzunftmeister Wolfgang Würmle auf das närrische Event, „mit den 90 Zünften, bis zu 2.500 Hästrägern und bestimmt über 5.000 Zuschauern wird Kirchzarten einmal mehr zum Zentrum des närrischen Frohsinns.“ Die Festivitäten beginnen am Samstag, dem 30. Januar 2010 um 18 Uhr mit dem Narrenbaumstellen durch die Schlosswache Kirchzarten am Narrenbrunnen. Mit der Unterstützung verschiedener Guggemusiken ziehen die Narren dann zum Narrendorf beim Kurhaus. Dort findet ab 20 Uhr der „Große Jubiläumsabend“ mit anschließender Party und Livemusik der Dreisamtäler Kultband „JoJo“ statt. Parallel steigt die Party in den Zelten der einzelnen Zünfte (Hexen, Elferrat, Schlangen, Matrosen und Contrabrüder) im Narrendorf. Am Sonntag, dem 31. Januar 2010 gibt es in der Talvogtei um 11 Uhr einen Zunftmeisterempfang. Den Höhepunkt des Jubiläumswochenendes bildet dann ab 13:11 Uhr der große Jubiläumsumzug. Er startet am Bahnhof und zieht durch die Fußgängerzone zum Narrendorf beim Kurhaus. „Wir freuen uns riesig“, so Oberzunftmeister Wolfgang Würmle, „wenn viele Bürgerinnen und Bürger das Jubiläumswochenende mit uns gemeinsam beim Kurhaus und im Innerort feiern.“ Und damit ist noch lange nicht Schluss: Am 11. Februar 2010 geht es mit dem närrischen Treiben zum „Schmutzige Dunschdig“ bis zum Aschermittwoch mit den traditionellen Fasnetfeierlichkeiten weiter. Die Fasnetbeerdigung mit Trauerumzug, Hexenverbrennung und Abschlusskundgebung macht dann aber auch dem letzten Narr klar, dass „am Aschermittwoch alles vorbei ist“. Die diesjährige Jubiläumsfasnet wird übrigens durch eine Ausstellung, die vom 28. Januar bis zum 16. Februar in der Sparkasse Hochschwarzwald zu sehen ist, informativ anschaulich.
29.1.2010, Gerhard Lück, www.dreisamtaeler.de

 

 

Kinderfest Wühlmauszunft - Fragen an Fredi Eckerle

  Fredi Eckerle

Die Fasnet im vergangenen Jahr stand für die Littenweiler Wühlmauszunft ganz im Zeichen ihres 60-jährigen Jubiläums. Ihren runden Geburtstag feierten die Wühlmäuse mit Festgästen, befreundeten Zünften und Guggenmusiken und natürlich vielen Littenweiler Narren bei einer großen Jubiläumsparty in der PH-Aula. In diesem Jahr geht es für die Zunft zwar etwas ruhiger, aber sicherlich nicht minder närrisch zu. Was wird dieses Jahr an Fasnet los sein in Littenweiler? Gisela Heizler-Ries hat den Zunftvogt der Wühlmäuse, Fredi Eckerle, befragt.

Herr Eckerle, Sie haben sich sicherlich wieder einiges für die Littenweiler Narren einfallen lassen. Unter welchem Motto steht z.B. die Fasnetsparty, zu der die Wühlmäuse am Samstag, 21. Februar, in die PH-Aula einladen und können Sie uns schon etwas zum Programm verraten?
Es wird diesmal eine größere Party geben, die wir aber nicht unter ein Motto gestellt haben. Im Vordergrund sollen einfach die Freude und die Lust mit geselligen Menschen Fasnet zu feiern stehen. Viele befreundete Zünfte, Guggenmusiken und Schnurrer werden sich bei uns einfinden. Na klar haben wir auch ein kleines, aber feines Programm für diese Party zusammengestellt.

Besonders die kleinen Narren freuen sich auf die Fasnet. Was haben sich die Wühlmäuse dieses Jahr für die Kinder ausgedacht?
Fangen wir mit dem Schulsturm an. Wenn es den Schülern gelingt, die Freiburger Fasnetsmärsche zu spielen, werden wir mit der schuleigenen Guggenmusik durch Littenweiler ziehen. Zudem gibt es nach der Fasnetsausgrabung am Schmutzige Dunschdig traditionell eine Wurst mit Wecken. An der Kinderfasnet am Fasnetssamschtig werden wieder viele tolle Spiele, Darbietungen und eine schöne Kindertombola auf die Kinder warten. Hemdglunkerumzug, Fasnetausgrabung und Narrenbaumstellen - am Schmutzige Dunschdig sind die Wühlmäuse den ganzen Tag im Stadtteil aktiv.

Sind denn die Littenweilermer echte Narren oder wünschen Sie sich mehr Resonanz? Bei unseren Veranstaltungen, wie bei der Fasnets-Party, würden wir gerne mehr Littenweilermer  begrüßen. Zu der Reinhold Schneider Grundschule und den Kindergärten haben wir sehr gute Kontakte. Gerade hier ist die Resonanz sehr gut.

Hat die Wühlmauszunft auch genügend Mitglieder oder könnten Sie noch Unterstützung gebrauchen? Wen kann man ansprechen, wenn man eine Wühlmaus werden will und welche Kosten und Pflichten kommen da auf einen zu?
Wir sind eine kameradschaftlich, familiär gewachsene Zunft. Die jedoch ein paar Jugendliche ab 16 Jahren und 25-30-Jährige, die auch Lust aber auch Engagement und Verantwortungsbewusstsein haben, aufnehmen würden. Wer Interesse hat, kann sich bei jeder aktiven Wühlmaus, aber vor allem beim Vorstand der Wühlmäuse melden. Wir treffen uns jeden ersten und dritten Freitag im Monat zur Versammlung in der alten Kirche. Da wir unser Häs selber nähen und die Maske von der Zunft gestellt wird, halten sich die Kosten mit 150.- € und einem Jahresbeitrag von 18.- € im Rahmen.

Die Wühlmäuse sind ja nicht nur an Fasnacht unterwegs sondern es gibt ja das ganze Jahr über Aktivitäten. Was wird denn außerhalb der närrischen Zeit so alles unternommen? Ja, wir sind ein schön munterer Haufen. Unterm Jahr gibt es Ausflüge, wie z. B. am 1. Mai oder mit den Kindern ein Tag in Rust. Ein Hüttenwochenende, ein Zeltlager und andere gesellige Unternehmungen sind auch schon wieder fest eingeplant.
Herr Eckerle, vielen Dank für die Auskünfte. Wir wünschen Ihnen und allen Narren eine glückselige Fasnet unter dem diesjährigen Fasnetsmotto "Narreteien sind gefährlich, nur der Narr isch närrisch-ehrlich"
Gisela Heizler-Ries, 1.12.2008, Littenweiler Dorfblatt

 

 

Fotograf Axel Hoedt in Endingen - alte Verkleidungen und Masken

Sein tägliches Brot sind Mode-Aufnahmen in London, vor ein paar Wochen hatte er in Berlin Nina Hoss vor der Kamera. Am Mittwoch war Axel Hoedt in Endingen unterwegs — für ein Foto-Shooting mit den Jokili. Der Fotograf arbeitet gerade an einem Fastnacht-Projekt und dokumentiert, was es in Deutschland an historischen Verkleidungen gibt. Seine Fotomodelle? Sechs Endinger. Zunftbrüder.


Hoedt kommt aus Staufen, lebt aber seit elf Jahren in London und ist jetzt zurückgekehrt, für sein Fotoprojekt: Narrenfiguren und Masken vor weißem Hintergrund..... Koch ist eines von sechs Foto-Modellen — gemeinsam mit Tobias Schneider, Georg Koch, Bernhard Burger, Dominik Disch und Daniel Burger. "Wir sind das ja gewöhnt" , sagt Daniel Burger und lacht, "wenn auch nicht so professionell." Der Unterschied? Burger lacht. "Du musst hier länger stehen." .... Was später aus den Fotos wird, ist unklar. Ein Buch? Eine Ausstellung? Abdruck in einem großen Magazin? Alles ist offen. Freie Arbeit eben. Wolfgang Koch, der Zunftarchivar, will auf jeden Fall versuchen, an Abzüge zu kommen. Mindestens. Eine Ausstellung in Endingen, sagt er, wäre auch schön — "wenn es denn eine gibt." www.axelhoedt.com
Alles von Patrik Müller vom 1.2.2008 auf www.badische-zeitung.de lesem

 

Littenweilermer Wühlmäuse feierten 60 Jahre-Jubiläum

Eigentlich ist der Freiburger Osten ja nicht gerade als Hochburg der alemannischen Fasnet bekannt. Dass es aber auch dort äußerst närrisch zugehen kann, demonstrierten am Samstagabend knapp 20 Narrenzünfte anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Littenweiler Wühlmäuse: Schon kurz nach acht platzte die Aula der Pädagogischen Hochschule aus allen Nähten, ebenso bei der Kinderfasnet tags darauf.

"Wühlmäuse wirbeln Staub auf und bringen viel ans Tageslicht" , fasste Zunftvogt Fredi Eckerle das närrische Anliegen der Wühlmäuse schmunzelnd zusammen. Sensationen wurden am Wochenende zwar nicht enthüllt, doch spürten die "Nager" rasch anwesende Prominenz auf: So zum Beispiel den Landtagsabgeordneten Klaus Schüle (CDU), der im Ort wohnt und nach eigenem Bekunden gerne zur Fasnet geht. Schon kurz nach seinem Erscheinen wurde er von mehreren Wühlmäusen beschnuppert — unterstützt durch Freiburger Wetterhexen, die sich an den Schnürsenkeln des Politikers
zu schaffen machten. Insgesamt sah man am Samstagabend aber nur vereinzelte Wühlmaus-Masken: Die meisten "Mäuse" waren vielmehr in T-Shirt und Baseball-Kappe im Einsatz, um die rund 350 Gäste zu bewirten. Für das bunte Programm, das die Georgs-Schalmeien aus St. Georgen musikalisch eröffneten, sorgten daher in erster Linie befreundete Zünfte aus der Nachbarschaft. Natürlich hatten auch die Wühlmäuse einen Programmpunkt geplant, doch war dessen Aufführung kurzerhand gefährdet: "Ein paar Mitwirkende hatten sich am Bein verletzt" , so Wühlmaus-Chef Eckerle. Und so kam es, dass der "Narresome" — also der Zunftnachwuchs — nicht erst bei der Kinderfasnet am Sonntagnachmittag in Erscheinung trat, sondern bereits am Samstag ran musste. Die "Jungmäuse" avancierten damit gleich zu den Stars des Abends: Sie erhielten für ihren Tanz nicht nur viel Beifall, sie mussten sogar eine Zugabe abliefern.
Obwohl die Freiburger Wühlmäuse vor 60 Jahren aus dem Littenweiler Männergesangverein hervorgegangen sind, wohnen viele Zunftmitglieder heutzutage in anderen Stadtteilen oder auch außerhalb Freiburgs: "Ich komme aus Herdern und war früher dort auch bei den Lalli" , meint beispielsweise die 43-jährige Schreinerin Martina Schneider. Da die Lalli jedoch eine reine Männerzunft seien, hätte sie diese im Alter von 16 Jahren verlassen müssen und sei so bei den Wühlmäusen gelandet. Und auch ihre Kinder sind bereits eifrige Jungmäuse: "Wir machen im Sommer viele Ausflüge und Freizeiten, das finde ich super" , meint ihr achtjähriger Sohn Thomas. Derweil freute sich Wühlmäuse-Zunftchef Eckerle über den zahlreichen Nachwuchs und die gelungene Jubiläumsparty: "Den Überschuss verwenden wir für soziale Projekte" , betont der 48-jährige Verwaltungsbeamte: Beispielsweise werde die jährliche Adventsfeier eines Altenheims von den Wühlmäusen ausgerichtet.
Andreas Braun , 29.1.2008, BZ

 

 


 

 

Aufzieren: Wäsche zur Zier aushängen

Schon am Abend des Dreikönigstages, dem 6. Januar, fängt es im Alemannenland an zu rumoren, die Zeit des Fasnachtstreibens hat begonnen. Besonders auf der Baar wird an diesem Tage der Fasnachtsbeginn mit dem traditionellen Häs abstauben begangen. Noch trägt man das Narrenkleid und die dazugehörige Maske nicht auf der Straße. Aber man holt sie schon vom Speicher oder aus der Kleidertruhe und begutachtet ihren Zustand. Überall werden nun auch die Ortschaften und Dorfstraßen mit närrischem Schmuck verziert. Von Straßenseite zu Straßenseite werden an den Giebeln der Häuser Seile gespannt und diese mit bunten Stofffetzen und dreieckigen Wimpeln verziert. Wer es noch ganz urig treibt, hängt zusätzlich buntfarbige Wäsche an die Leinen. Besonders beliebt ist dabei die Unterwäsche der Damen. Büstenhalter und Schlüpfer in allen Größen, aber auch lange Unterhosen und Nachthemden der "Herren der Schöpfung" sind dann zu bewundern, die fröhlich im Wind flattern.

Zurück geht dieser Brauch auf den Begriff "schmutzige Wäsche waschen" . All das, was unter dem Jahr im Geheimen (alemannisch: hälinge) passiert, das darf an Fasnacht öffentlich gemacht werden. So darf jetzt auch die delikate Leibwäsche ans Tageslicht gebracht werden. Die Dessous, die den Rest des Jahres nur in der Waschküche oder hinter dem Hause, wo sie kein Fremder je erblickt, zum Trocknen aufgehängt sind, kann nun jeder öffentlich bewundern oder an ihnen Anstoß nehmen. Dieser Brauch wird in Freiburg vor allem noch in Herdern gepflegt. Zu der närrischen Wäscheausstellung werden zusätzlich am Schmutzigen Dunschdig noch die Zunftfahnen gehisst und lustige Strohhexen an den Gesimsen der Fenster angebracht.
Hans Sigmund, 26.1.2007

 

Hexen, Lalli, Flecklehäs - neues Buch

Neues Buch präsentiert Zünfte und Bräuche der Freiburger Fasnet / Von den karnevalistischen Anfängen bis zur Fasnet von heute: Peter Kalchthaler, Hans Sigmund und der Verlag Herder legen einen bunten närrischen Führer vor

Wer alles über die Freiburger Fasnet wissen will, dem gibt ein neues Narren-Buch Auskunft. Im Herder-Verlag erscheint rechtzeitig zum Start der Fasnetsaison "Hexen, Lalli, Flecklihäs" und damit ein umfassender Führer durch die Freiburger Fasnet. Die beiden Experten und aktiven Narren Peter Kalchthaler und Hans Sigmund erzählen die Geschichte der Freiburger Fasnet, deren Ablauf und stellen alle 36 Zünfte und Gruppen vor, die in der Dachorganisation Breisgauer Narrenzunft (BNZ) zusammen geschlossen sind. Entstanden ist die Idee zu dem Buch — natürlich — an Fasnet. Am Schmutzigen Dunschdig vor zwei Jahren war Verlagschef Manuel Herder mit seinen Kindern als Zuschauer beim Rathaussturm. Dort hat er Peter Kalchthaler darauf angesprochen, dass er gerne einmal ein Buch über die Freiburger Fasnet herausbringen würde. Der Vorschlag stieß auf offene Ohren, zumal die BNZ schon länger daran dachte, einen Nachfolger für das 1974 von Wolfgang Herterich herausgegebene Standardwerk "Freiburger Fasnet einst und jetzt" aufzulegen. Denn die Welt, die Fasnet und die BNZ haben sich seither gewandelt: Waren es damals noch 25 Zünfte und Gruppen, die dem Dachverband angehörten, sind es heute, närrische 33 Jahre später, schon 36. Bei der Suche nach Autoren des neuen Fasnetsführers lagen zwei Namen auf der Hand: Peter Kalchthaler, Kunsthistoriker und Volkskundler, Leiter des Museums für Stadtgeschichte und aktiver Fasnetrufer, befasst sich auch schon von Berufs wegen mit der Fasnet. Hans Sigmund, Sparkassenvorstand i. R., seit 40 Jahren aktiver Lalli, hat alle Zünfte bereits in einer großen BZ-Serie vorgestellt. Und er ist ein begeisterter Fotograf. In seinem Archiv finden sich rund 15 000 Fastnachtsdias. Im Geschichtsteil des Buches wird auf die karnevalistischen Anfänge der Freiburger Fasnet und ihre Verankerung in Vereinen und Stadtteilen eingegangen. In den 20er-Jahren wandelte sich der Karneval dann zur Fastnacht. Nicht ausgespart wurde im Buch die Nazi-Zeit. Damals hatte sich auch innerhalb der Zünfte der Antisemitismus ausgebreitet. Jüdische Mitglieder wie etwa der angesehene Arzt Hans Pollock, damals einer der führenden Aktiven der Karnevalsgesellschaft, sind ausgeschlossen worden. Im Hauptteil werden Zünfte, Corps und Gruppen der BNZ vorgestellt. Allen voran Freiburgs älteste Narrenformation: der Elferrat, der vor 125 Jahren gegründet worden ist. Ihm folgen die "Ranzengarde-Concordia" und die Fasnetrufer, im Volksmund "Flecklehäs" , als Erznarrenzunft Nummer eins. Zu den weiteren Erznarren zählen die Herdermer Lalli (die wie die Fasnetrufer bis heute eine reine Männerzunft geblieben sind) sowie die Blauen Narren und die Oberwiehremer Kindsköpf. Nach der bunten Parade der Freiburger Zünfte und Gruppen blicken die Autoren über den Tellerrand hinaus: auf die Hochburgen Elzach, Endingen und Basel. Peter Kalchthaler findet, dass ein Buch über die Fasnet, die ja eine Nähe zur Theologie habe, gut zum christlichen Herder-Verlag passe. "Und wir sind stolz, dass unser Buch im gleichen Verlag erscheint wie die Bücher von Papst Benedikt XVI."

Hexen, Lalli, Flecklehäs von Peter Kalchthaler und Hans Sigmund,
Verlag Herder Freiburg, 128 Seiten, 12,90 Euro

24.1.2007, Badische Zeitung

 

Traditionelle Fasnachten beginnen am 6. Januar

Leider ist Ihre Erklärung ein bisschen ungenau. Tatsächlich war der 11. November eine eigene Fasnacht, nämlich der Vorabend der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten, und hat somit mit der Fasnacht im Februar eigentlich nichts zu tun. Die katholische Kirche, die im Mittelalter das gesellschaftliche Leben bestimmte und die (im Gegensatz später zur evangelischen Kirche) Fasnacht geduldet oder sogar unterstützt hat, hätte es nie zugelassen, einen fasnachtlichen Bogen über Weihnachten, als dem bedeutendsten Fest der Christenheit, hinweg zu schlagen. Deshalb beginnt bei den traditionellen Fasnachten die so genannte fünfte Jahreszeit am 6. Januar. Der Dreikönigstag ist der letzte Weihnachtsfeiertag, ab da kann man an Fasnacht denken.

Während sich die Fastenzeit vor Ostern mit der Passionszeit Christi begründen lässt, gibt es für die Fastenzeit vor Weihnachten keine so schlüssige Begründung, weshalb diese schon früh nicht mehr praktiziert wurde und in Vergessenheit geriet. Dass die zugehörige Fasnacht trotzdem noch in den Köpfen spukt, liegt in der Tat daran, dass sie zufällig auf den 11. November fiel. Aber wie Fasnacht als Reaktion auf christliches Brauchtum entstand, so liefert die christliche Mythologie auch die Erklärung, warum dieses "herrlich krumme Datum so gut zur Fasnacht passt" . Der Narr ist, biblischer Vorgabe zufolge, derjenige, der nicht an Gott glaubt und somit ein unvollkommener Mensch. Die Elf passt zu ihm, weil sie eine unvollkommene Zahl ist: Sie übersteigt die runde Zahl zehn, aber verfehlt die Zwölfzahl der Apostel. Auch die Martinsgans ist übrigens eine Auswirkung der nach dem 11. November folgenden Fastenzeit: In Zeiten, als es keine Kühlschränke und Gefriertruhen gab und die Menschen sich strikt an die kirchlichen Fastengebote hielten, wurde das schlachtreife Vieh geschlachtet, und es wurde noch einmal üppig gegessen, was man dann sechs Wochen lang nicht mehr durfte. Das ist die eigentliche Keimzelle der Fasnacht, Tanz, Verkleidung und so weiter kamen später hinzu. Am besten kann diese Dinge übrigens der Freiburger Volkskundler Professor Werner Mezger erklären.

BZ-Leserbief vom 29.11.2006 von Thomas Loisl Mink, Lörrach

 

 

Bengelreiten in Elzach: 14 Frauen, ein Mann

14 Frauen kämpfen besessen um einen Mann: Wer meint, der sei der größte Glückspilz, hat das Bengelreiten in Elzach noch nie gesehen. Bei diesem Fasnachtsbrauch, der nur alle sieben Jahre stattfindet, geht´ s heftig zur Sache. Zum Bengelreiter wird derjenige Elzacher auserkoren, der als Letzter vor der Fasnet geheiratet hat. Am Nachmittag des Fasnachts- montag ist es so weit: Der Bengelreiter wird zu Hause abgeholt — von einem bunten Zug: Schuttig, Stadtmusik, Bänderkranz und Ehrenbogen mit österreichischem und badischem Wappen. Vier starke Männer tragen die beiden etwa zwei Meter langen Holzbengel, die durch einen knappen Sitz in der Mitte miteinander verbunden sind, also eine Art Tragbahre, worauf der Bengelreiter Platz nimmt. Sobald der Zunftmeister das Signal dazu gibt, beginnt der Kampf um den Reiter: Sieben unverheiratete Frauen versuchen, ihn mit ihren glatten Holzschwertern vom Sitz herunterzuwerfen, sieben verheiratete Frauen mit gezackten Holzschwertern wollen ebendies verhindern. Eine ganz heiße Schlacht tobt da, bei der sich der gut ausgepolsterte Bengelreiter auf seinem schwankenden Sitz duckt und nur hoffen kann, dass sich die Anzahl der blauen Flecken in Grenzen hält. Vor allem muss er sein Gleichgewicht halten. Denn wenn er auch nur einmal fällt, muss er, so will es der Brauch, ein Vollbad im Nikolausbrunnen nehmen. Was aber seit 1950 erst einmal vorkam.
Bräuche der Handwerkerzünfte sind wohl Ursprung des Bengelreitens. Fast 100 Jahre lang, von 1841 bis 1936, war es aber mal ganz aus der Elzacher Fasnet verschwunden.
Bernd Fackler am 24.2.2006 auf www.bzol.de

Bengelreiten, Elzach, Monatg, 27. Februar 2006, 15 Uhr, Schuttigbrunnen;

 

 

Fasnet-Experte Werner Mezger: Zünfte sollen integrieren helfen

Die Narrenzünfte Südwestdeutschlands müssen sich nach Einschätzung des Freiburger Kulturwissenschaftlers Werner Mezger verstärkt um die Integration ausländischer Kinder und Jugendlicher kümmern. “Eine der größten Herausforderungen für die schwäbisch-alemannische Fastnacht wird die Integration der Kinder von Zuwanderfamilien ins traditionelle Brauchgeschehen sein” , sagte der Volkskundler. Närrische Aufklärungsarbeit sollte vor allem an Schulen, Kindergärten und Jugendeinrichtungen geleistet werden.

“Seit der politischen Wende von 1989/90 leben immer mehr Migrantenfamilien vorwiegend aus osteuropäischen Ländern in unseren Städten und Gemeinden, deren Kinder durchaus auch Freude an der Fasnet hätten” , sagte Mezger. “Sie tun sich aber auf Grund der Exklusivität des Zugangs zu den traditionellen Narrenkleidern der einzelnen Zünfte mit der vollwertigen Teilnahme ausgesprochen schwer.” Der rheinische Karneval mit seinen vergleichsweise offeneren Brauchformen biete hier wesentlich einfachere Möglichkeiten für Fremde, ins Spiel zu kommen, als die schwäbisch-alemannische Fasnet mit ihrem strengen Reglement und ihrem Zunftwesen.

Mezger (54) ist Professor für Europäische Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg und dort Direktor des Johannes Künzig-Instituts für ostdeutsche Volkskunde. Er gilt als einer der bekanntesten Experten für die Kulturgeschichte der Fastnacht. Und er weist darauf hin, “dass Feste, Bräuche und gelebte Traditionen wie kaum etwas anderes Identität stiften, Gemeinschaft bilden und ein Gefühl von Beheimatung geben” . Gerade der Fasnet falle daher im Prozess der Integration von Fremden eine zentrale Aufgabe zu: “Wenn die Einheimischen ihre Traditionen zelebrieren und die Zugewanderten, vor allem deren Kinder, dabei nur Zaungäste sind, können sich leicht Parallelkulturen bilden.” Das Ergebnis seien Aggressionen jugendlicher Migranten, die sich ausgegrenzt fühlen, wenn die anderen feiern. “Mehr und mehr schwäbisch-alemannische Narrenzünfte haben das Problem erkannt und leisten zusammen mit Kindergärten und Grundschulen wichtige Integrationsarbeit” , sagte Mezger. Die Narren führten Kinder aus Einwandererfamilien behutsam an die heimischen Bräuche heran und gäben ihnen, etwa durch die Ausleihe zunfteigener Narrenkleider, Gelegenheit mitzumachen.
“Mit dem verstärkten Bemühen um die Integration von Fremden kehrt die Fasnet eigentlich nur zu ihren Wurzeln zurück”, sagte Mezger. Fasnet habe sich in früheren Jahrhunderten stets bevorzugt davon anregen lassen, was wandernde Handwerksgesellen aus der Fremde mitbrachten. Sie sei bis heute in ihrem Kern nichts anderes als eine bunte Mischung verschiedenster exotischer Einflüsse. “Früher hatten die Narren in der Fasnet mit dem Fremden keine Berührungsängste” , sagte Mezger. So sei in Rottweil 1760 ein aus Italien zugewanderter Gastwirt problemlos Narrenmeister geworden: “Ob das heute noch so ohne weiteres möglich wäre, steht zu bezweifeln.” Nach Ansicht des Volkskundlers gebe es aber auch hier vereinzelt schon Bewegung: Der diesjährige Fastnachtsprinz in Trochtelfingen (Kreis Reutlingen) sei beispielsweise ein von der gesamten Narrenzunft einstimmig gewählter junger Türke.
BZ vom 20.2.2006

  

 

Uli Merkle zur Geschichte von Hürus und Zeller Fasnacht

In der Begegnungsstätte des Bürgerheims Zell hielt Uli Merkle alias Alt-Hürus Uli, Vogt vom Sunneland, vor vollem Haus einen Vortrag über die Geschichte der Zeller Fasnacht. Viele aktive Fasnächtler waren gekommen, obwohl es nicht ums Fasnachtfeiern, sondern, so Merkle, um die “graue Theorie” ging.

Diese jedoch vermittelte er gut illustriert, witzig und informativ. Ab der Gründung der Fasnachtsgesellschaft Zell (FGZ) 1928 regierte in der fünften Jahreszeit “Prinz Carneval” in Pumphosen und weißen Strümpfen. 1968 jedoch trat mit Hans Greiner alias “Hürus Hans I. vo Zell” erstmals die historische Figur des Zeller Hürus an die Stelle des rheinischen Prinzen. Die Zeller waren erst mal nicht begeistert, es hagelte Proteste und Austritte aus der FGZ. Wer aber war der Hürus, der bekanntlich “abe chunnt vo de Burg in Altestei” ? Der Beiname “Hürus” bedeutet “großer, starker, mächtiger Mann”, ihn trugen auch die Herren von Altenstein. Sie wurden von Zells ersten Grundherren, den Damen des Säckinger Damenstiftes, zu Lehensherren oder “Meiern” von Zell und Umgebung ernannt, eine ihrer Aufgaben war das Eintreiben der Steuern. Ihre Burgen gibt´s nicht mehr: Die Ruinen von Altenstein im Hinterhag, Henschenberg bei Zell und Neuenstein bei Raitbach wurden im Lauf der Geschichte von den Bauern zu Baumaterial recycelt. Eine Zeller Archäologengruppe indes fand auf dem Henschenberg noch einen Dachziegel und Scherben eines Rotweinbechers, beides hatte Merkle mit gebracht. Die letzte Nachkommin derer von Altenstein wurde mit Hürus Rudolf von Schönau verheiratet, somit ging das Meieramt über das vorderösterreichische Zell auf die Herren von Schönau über. Diese stammten nicht etwa aus der Nachbarstadt, sondern aus Schönau im Elsass und verwalteten Zell von 1365 bis 1806, ihr Familienwappen zeigt die zwei Schwäne des Zeller Stadtwappens. Allerdings gab´s eine 118 Jahre dauernde Unterbrechung. In dieser Zeit war ganz Zell verpfändet, denn Hürus Walter von Schönau, der eher die zweite Bedeutung des Beinamens Hürus “Wilder, wüster, ungebärdiger Mann” verkörperte, wurde im 14. Jahrhundert von den Grundherrinnen wegen Untreue und Lehensbruch “abgemeiert” .

Zurück zur Fasnacht: Das Scheibenschlagen ist ein heidnischer Brauch, der mit der Fasnacht nichts zu tun hat, sein Ursprung liegt im Dunkel der Geschichte. Die Fasnacht selber, als Ausdrucksform des Protestes gegen Kirche und Obrigkeit, entstand erst im 13.Jahrhundert. Ein Jahrhundert später folgten die ersten Hemdglunki-Umzüge und 1627 wurde die Zeller Fasnacht erstmals urkundlich erwähnt: “In Zell, da wird ungemäß fest Fasnacht gefeiert” . Auch die zweite urkundliche Erwähnung 1759 stand ganz im Zeichen der “Trochehüüler” : “Das unnötige Scheibenschlagen und Feiern der Fasnacht ist abzustellen” . Die Zeller Narren ließen sich von all dem nie beeindrucken. 1870 kam die “wilde Fasnacht” erstmals unter Vereinsregie, 30 Jahre lang kümmerte sich der Zeller Gesangverein um Organisation und Koordination von Umzügen und Maskenbällen, danach übernahmen bis 1928 verschiedene Vereine diese Aufgabe. 1897 entstand als erste Zeller Vogtei die “Talvogtei Grönland” .Die Vogteien parodieren das Gemeindewesen mit seinen Ämtern, die traditionellen Frotzeleien zwischen Hürus und Vogt gehen auf die Zeiten zurück, in denen der Vogt den Steuern eintreibenden Hürus eher ungern empfing. 1934 bis 1936 kamen sechs weitere Vogteien hinzu. Seinerzeit förderten die Nazis die Fasnacht als “altgermanisches Brauchtum” , zum damaligen Zeitgeist passte die “Heugumber-Fasnacht” 1936. Hier wurde unter Mitwirkung der Tageszeitung das Szenario einer gigantischen, näher rückenden Heuschreckenplage entworfen, bis die“Heugumber” am Fasnachtssonntag unschädlich gemacht wurden. Die Vogteien der Teilorte stießen 1970 zur Zeller Fasnacht. Heute gibt es 15 Maskengruppen, abgeleitet von historischen Handwerksberufen oder Sagengestalten wie den “Schrätteli” . Sie traten 1936 in großkarierten Mänteln und Pluderhosen erstmals auf, ihr Häs wurde zum Glück rasch geändert. “Schrätteli” sind Waldgeister in Tiergestalt, die durchs Schlüsselloch ins Schlafzimmer huschen und dort Frauen drücken. Als Gegenmaßnahme muss sich Frau einen Geißbock ins Schlafzimmer holen - gemütlich wird´s so aber auch nicht. Die traditionsbewussten Schrätteli jedenfalls drücken bis heute gern hübsche Frauen an die zottelige Brust.
Alles von Silke Hartenstein vom 6.2.2006 auf www.bzol.de lesen

  

 

Peter Kalchthaler zu den urgermanischen Wurzeln der Fastnacht

Der 48-jährige Peter Kalchthaler steht als Mitglied der Fasnetrufer-Zunft seit seiner Kinderzeit auf der Narrenbühne. Er ist Kunsthistoriker, Volkskundler und Leiter des Museums für Stadtgeschichte, das zurzeit eine Ausstellung zur Kulturgeschichte der Fastnacht präsentiert: "All Straßen, Gassen sind voll Narren." Mit ihm sprach BZ-Redakteur Reinhard Leßner.

BZ: Ihre Erznarrenzunft der Fasnetrufer wurde zusammen mit der Breisgauer Narrenzunft 1934 gegründet. Ist dieses Geburtsdatum ein Indiz dafür, dass die "alemannische Fasnet" in Freiburg vom Geist der Nazizeit gezeugt wurde?
Kalchthaler: Auf der Basis der von brauner Ideologie beeinflussten Forschung waren die Organisatoren der Freiburger Fastnacht 1934 tatsächlich der Meinung, eine Umstellung vom Karneval auf eine alemannische "Volksfasnet" käme der Obrigkeit entgegen, die ja das Narrentreiben mit Argwohn beobachtet hatte. Man schielte fraglos nach der Zustimmung der NS-Mächtigen, zumal da
die Fastnacht in der Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg verboten worden war.

BZ: Man hat der Fastnacht damals urgermanische Wurzeln angedichtet: Sie sei ein Ritual der Winteraustreibung und Symbol der neu auflebenden Fruchtbarkeit. . .
Kalchthaler: Es mag ja sein, dass im fastnächtlichen Brauchtum Elemente aus vorchristlicher Zeit stecken. Inzwischen aber ist allgemein anerkannt, dass die Fastnacht in jahrhundertelang geübter Form christlich geprägt und fest in den kirchlichen Jahresablauf eingebunden ist. Vor der strengen Fastenzeit darf man sich noch einmal austollen und vorführen, wie die Welt aussähe, würde da der Teufel regieren. Wegen dieses Zusammenhangs schreibe ich bewusst nicht Fasnacht, sondern Fastnacht mit t.

BZ: Aber solche christlichen Wurzeln werden im rheinischen Karneval seit dem frühen 19. Jahrhundert nicht mehr erkennbar.
Kalchthaler: Der Karneval ist nur eine Façette der selben Tradition. Diese Spielart wurde auch in den Städten unserer Region gepflegt ....

Ganzen Artikel vom 3.2.2005 auf www.bzol.de

  

 

 

 

Feurige Salamander  - Namensgeber heute noch um Ebnet zu Hause

Freiburg ist eine Narrenstadt - sie lebt von den vielen närrischen Zünften und Gruppen. Eine von ihnen sind die Feurigen Salamander in Ebnet, die in diesem Jahr Jubiläum feiern.

Das im Jahre 1113 erstmals erwähnte selbständige Dorf Ebnet, am Ausgang zum Dreisamtal gelegen, gehört erst seit dem 1. Juli 1974 offiziell zu Freiburg. In Ebnet führen seit dem Jahre 1955 die "Feurigen Salamander" über die Fasnachtszeit das närrische Regiment. Metzgermeister Eugen Jautz lud vor 50 Jahren die interessierten Ebneter Bürger zu einer Gründungsveranstaltung ein, Josef Brüderle schlug als Narrenfigur den Feuersalamander vor.

Der "Regenmolli", wie der schwarz-rot-gelb gefleckte Schwanzlurch liebevoll im alemannischen Sprachgebrauch genannt wird, war früher in der Steinhalde daheim und ist heute noch im Gebiet des Galgenberg zu sichten. Er ist ein typisches Frühjahrssymbol, der in den ersten warmen Frühlingstagen aus seiner Winterstarre erwacht und vor allem des Nachts (wie auch die Narren) unterwegs ist. Da er sich mit einem giftigen Drüsensekret zur Wehr setzen kann und oftmals in der Nähe von Brandherden entdeckt wurde, galt er als dämonisches Teufelstier und war auch eine typische Zugabe im Zaubertopf der Hexen. Das Häs der Ebneter Narren trägt die Farben des Feuersalamanders.

Auch die holzgeschnitzte Maske, die der Elzacher Bildhauer Josef Tränkle entworfen hat, zeigt den typischen Lurchkopf mit der spitzen Schnauze. In der Hand halten die Narren eine rote Lederpatsche, die an die gespaltene Zunge erinnert.
Da die Zunft bei der Eingemeindung Ebnets nach Freiburg bereits Gastzunft beim "Verband Oberrheinischer Narrenzünfte" (VON) war, ist sie bis heute kein Mitglied der Breisgauer Narrenzunft (BNZ), sondern wurde 1982 Vollmitglied im übergeordneten Narrenverband. Dieses Jahr feiern die Salamander ihr 50-jähriges Bestehen mit einem großen Umzug, der sich am Sonntag, 30. Januar, 14.11 Uhr, über die ehemalige B 31 schlängeln wird. Seit dem Narrentreffen 1985 ist es das erste Mal, dass man die große Straße als Umzugsweg nutzen kann.
Hans Sigmund am 19.1.2005 in der BZ, www.badische-zeitung.de

  

 

Basler Fasnacht - nur auf Alemannisch

"Bei uns in der Schwyz ist das Alemannische offizielle Landessprache. Dort heißt es eben Schwyzerdytsch. Dass unsere Sprache eigentlich ein deutscher Dialekt ist, hören wir Schweizer nicht allzu gerne. Unsere Sprache ist nämlich ein wichtiger Bestandteil der eigenen Kultur, genauso wie alte Bräuche und Feste. 
Berühmt ist die Basler Fasnacht. Jedes Jahr zur Fasnacht kommen Zehntausende Gäste in die Stadt im Dreiländer-Eck an der Grenze zu Deutschland und Frankreich. Die älteste Clique, so heißen bei uns die Fasnachtsgesellschaft, die älteste Clique sind die Vereinigten Kleinbasler, gegründet 1884. Ihre Cliquenräume liegen im Keller eine Bürohauses. Hinter der Tür beginnt eine andere Welt. Viel rot, gedämpftes Licht und überall Laternen. Ohne Laternen keine Basler Fasnacht", erklärt Peter Stalder:
"Also, das sind Fastnachts-Laternen von den Vortrablern. Das sind Leute, die vor den Tamburen und vor den Pfiffern laufen, und an einem langen Stecken haben sie eine Laterne, wie man sagt. Das ist ein Holzgestell, wo überspannt ist mit Leintuch, wo nachher schön lackiert wird und angemalt. Und wenn man das von innen beleuchtet – elektrisch oder mit Kerzen – dann gibt das ein wunderbares Licht. Das sieht man natürlich besonders beim Morgenstreich, wenn in der ganzen Stadt das Licht abgelöscht wird, und das sieht natürlich irrsinnig aus." Haben Sie das jetzt verstanden ? Der Peter Stalder erklärt eigentlich nur etwas umständlich, was eine Laterne ist. Eine Laterne, die am Basler Morgenstreich ein wunderbares Licht verbreitet. Wenn Sie den nicht kennen, den müssen Sie sich unbedingt ansehen !

Die Kleinbasler Fasnächtler stellen ihre Larven, also ihre Masken und Kostüme noch selbst her, alles ist Handarbeit. Peter Stalder zeigt stolz die Werkstatt:"Waggis, das ist ein elsässischer Bauer, das ist so eine Standardfigur an der Basler Fasnacht. Es gibt sieben oder acht Standardfiguren. Der Waggis ist zum Beispiel eine. Dann gibt es den Platzlesbajas. Das ist bei Euch der Suppenkasper, heißt der glaube ich. Es gibt den Pierro, das ist eine französische Figur, dann den Harlekin, aus der Comedia del Arte aus Venedig, den Harlecino, dann gibt es Alde Dande, das ist so eine ältere Dame mit ´nem großen Hut...." Platzjlesbajas, all die Danden und Waggis – auf unsere Sprache sind wir Schweizer besonders stolz, wie Peter Stalder. Das Hochdeutsche taugt hier nur als Schriftsprache. Mit der Aussprache des Hochdeutschen stehen wir Schweizer sowieso Zeit unseres Lebens auf Kriegsfuß: "Wir sind gar net g´wohnt, uns im Deutschen zu artikulieren. Das ist halt der Nachteil, dass das manchmal komisch tönt, wenn wir versuchen, Hochdeutsch zu reden. Aber wir denken nicht Hochdeutsch, und das tönt dann nun mal dann lustig."
http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1383904,00.html

   

 

 

Wohl einer Stadt wie Freiburg, die Narren hat

Altersweisheit und Narretei

Altersweisheit und Narretei
sind gar nicht so weit auseinander -

wiewohl mitunter weder das eine
noch das andere
vor Torheit schützt.
 

Die Fastnacht wurzelt ganz tief in einer christlichen Weltanschauung mit ihrer klaren Einteilung des Lebens in verkehrt und richtig

Das närrische Treiben der tollen Tage versetzt einen Neuling in Freiburg in ungläubiges Staunen. Da laufen die Hexen, Teufel und Narren im Häs durch die Freiburger Gassen und formieren sich am Rosenmontag mit allerhand gruseligen Holzmasken geordnet nach Narrenzünften zum Umzug. Man glaubt sich in eine fremde und urtümliche Welt versetzt, sieht man die schaurigen, teils finsteren, teils grinsenden Maskenträger vorüberziehen.

Der Verkehr in Freiburg steht still, und das gesamte Stadtleben ist für eine Weile lahm gelegt, damit seltsame Fabelwesen Bonbons in eine gaffende Menge werfen. Die vom rheinischen Karneval aus dem Fernsehen bekannte Heiterkeit will da nicht so recht aufkommen. Fragt der erstaunte Neuling nach dem Ursprung der fremdartigen Maskerade, hört er etwas von uraltem Brauchtum, Winteraustreibung, Frühlingsfesten und vorzeitlichen Riten und ist angesichts der unchristliche Figurenparade gern bereit, an heidnische Ursprünge zu glauben.


Nichts deutet auf eine vorchristliche Überlieferung

Die Volkskundler aber, Werner Mezger und Dietz Rüdiger Moser, erzählen eine andere Geschichte. Nicht die geringsten Hinweise deuten auf vorchristliche Überlieferungen. Ja, selbst mit dem Alter der meisten Narrenzünfte ist es nicht weit her. Die alemannische Fastnacht ist bis in alle Einzelheiten tief im christlichen Denken und im Kirchenjahr begründet. Sie entstand im Hochmittelalter und erfuhr erst zu Beginn der Neuzeit ihre heutige Ausprägung. Damals verstanden die Menschen noch unmittelbar die Bedeutung der Fastnacht, die sich auf die folgende Fastenzeit bezog.

Bevor man sich mit Entsagungen dem Gottesreich zuwandte, wurde noch einmal die Diesseitigkeit dargestellt, das Reich der Welt, das grundsätzlich schlecht war. Hexen und Teufel führten die Verderbtheit der Welt vor Augen wie auch all die Narren in ihrer Gottesferne und Lasterhaftigkeit. Tierfiguren symbolisierten die Todsünden Gier, Geilheit und Geltungssucht, Neid und Geiz, Zorn und Faulheit. Eindeutig auch die Fastnachtsaustreibung am Fastnachtsdienstag, an dem symbolisch die Inkarnation des Bösen in Flammen aufgeht, und die bedrückend an Hexenverbrennungen im Mittelalter erinnert. Kehrt um, sollte die Narrenparade bedeuten, das Narrenschiff führt ins Verderben, steigt um auf das Schiff Petri, das Kirchenschiff. Unmissverständlich tritt hier das dualistische Denken des Mittelalters zutage, und im Fastnachtstreiben steht eine verkehrte Welt einer richtigen gegenüber, ein Teufelsreich dem Gottesreich, wie es Augustinus in seiner Theorie von den zwei Welten formulierte.

Eine der frühesten neuhochdeutschen Dichtungen, "Das Narrenschiff" von Sebastian Brant (1494), eine Moralsatire in Versen, stellt in geistreicher Weise die Laster der Welt als Narreteien dar und fordert den Leser zur Umkehr auf. Es entsprach so sehr dem Denken seiner Zeit, dass es zum Bestseller und in viele Sprachen übersetzt wurde.

Neben Schaubräuchen und Umzügen waren damals auch Fastnachtsspiele sehr beliebt. Allein Hans Sachs hat 85 solcher Komödien geschrieben, aus denen später das weltliche Theaters hervorgegangen ist. Immer wieder hat es Zeiten gegeben, in denen Fastnachts-Ausschweifungen zu Exzessen führten und die Ratsherren und Kleriker Verbote aussprachen. So wurde das Treiben auf wenige Tage begrenzt und streng organisiert. Die vielen Masken waren eine Reaktion auf solche Eingrenzungen. Während die evangelische Kirche die Fastnachtsfeiern gänzlich untersagte, hat die katholische Kirche immer wieder in weisem Menschenverständnis die Fastnacht ausdrücklich erlaubt, wenn auch im Rahmen strenger Regeln. Der Schmotzige oder fettige Dunschtig, war der Beginn der eigentlichen Fastnacht, an dem man alle Eier und alles Fett zu Fastnachtskrapfen verarbeitete, da man ja in der kommenden Fastenzeit darauf verzichten musste. Überschüssige Hühner wurden als Zins abgeliefert, und die restlichen lieferten die Ostereier.

Aufklärung und Säkularisierung haben zwar die Bindungen an Fastenzeiten vergessen lassen, die Fastnacht aber lebt immer noch, ja, sie entwickelt sich ständig weiter. Und man fragt sich, welche Funktion sie ohne ihre Einbettung in das Kirchenjahr noch hat. Aber dient sie nicht als Ventil und erlaubt den Menschen, wenigstens einmal so zu sein, wie sie wirklich sind? Es fragt sich, ob unser angepasst-bürgerliches Leben nicht seine närrischen Seiten hat, von denen sich für kurze Zeit zu verabschieden durchaus Sinn hat, wie es auch das Freiburger Fastnachts-Motto von 1971 ausdrückt: "Wer nie an Fasnet närrisch war, der spinnt fürwahr das ganze Jahr!"


Die Nazis beriefen sich auf germanisches Brauchtum

Überhaupt, die Freiburger Fasnet! Sie wächst, närrt und gedeiht. Nach dem Zweiten Weltkrieg schossen die Narrennester wie Pilze aus der Erde. Spärliche Belege gehen zwar bis auf 1283 zurück, von Bräuchen und Kostümen jener Zeiten aber ist nichts überliefert. Bis auf die Ranzengarde von 1858 sind alle Masken und Flecklehäs Erfindungen des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Breisgauer Narren-Zunft, BNZ, wurde 1934 mit ganz wenigen Narrengruppen gegründet. Danach folgte eine Gründung der anderen, und 1974 waren es schon 27 Narrenzünfte. Acht weitere sind seither noch dazugekommen, Narrennester, die zum Teil in den neuen Stadtteilen entstanden. Holzschnitzer und Künstler aus der Umgebung haben vieles genial nachempfunden, wenn auch Narrenkappen, wie die vornehm-phantasievolle des Elferrates nur noch entfernt an die klassische Eselsohrenkappe erinnern. Und die Mär vom heidnischen Ursprung der Fastnacht, die man noch heute im Lexikon nachlesen kann? Sie geht vor allem auf nationalsozialistische Ideologie zurück, die sich auf germanisches Brauchtum berief.
Ilse Bungers, 24.2.2004


  

© by www.littenweiler.deKontakt,  Update 05.02.12