Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Branchenbuch  
Genossenschaften im Hochschwarzwald und Breisgau
 

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Dorfladengenossenschaft, Selbsthilfegenossenschaft, Wohngenossenschaft, ...

Blick nach Norden über den Melcherhof beim Mühlentag am 5.6.2006 mehr

 



Austauschtreffen Sozialgenossenschaften in Freiburg 14.-16.12.2010

Vom 14. bis 16. Dezember 2010 findet in Freiburg erstmals ein Austauschtreffen von Sozial- und Selbsthilfegenossenschaften statt. Die teilnehmenden Genossenschaften sind ein ausgezeichnetes Prisma des breiten Spektrums der Genossenschaften, die in diesem Bereich aktiv sind. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Arbeitsplätze schaffen und Serviceleistungen für Senioren. Für Deutschland können diese Genossenschaften als Pioniere und Vorreiter neuer genossenschaftlicher Ansätze gesehen werden. Während es in Italien mehrere Tausend solcher Genossenschaften gibt, liegt ihre Zahl in Deutschland unter fünfzig. Auch wenn sie bisher in der Bundesrepublik noch ein Schattendasein führen, geben sie bereits heute wichtige Impulse dafür, wie Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose, verstärktes bürgerschaftliches Engagement und Unterstützungsleistungen für Senioren auf den Weg gebracht werden können.
Eingeladen haben die SAGES eG Serviceagentur für Senioren und Familien (www.sages-eg.de) mit Sitz in Freiburg und die innova eG, Entwicklungspartnerschaft für Sozialgenossenschaften (www.innova-eg.de). Ziel des Treffen ist es, die sehr unterschiedlichen Erfahrungen bei der Gewinnung von Eigenkapital und Finanzierungsmitteln, der Mitglieder- und Kundengewinnung und der innerbetrieblichen Organisation vom ehrenamtlichen Engagement bis hin zur Arbeitsdisziplin zusammenzutragen und für- und miteinander gute Lösungen zu entwickeln. Dies soll dazu beitragen, aus diesen Genossenschaftsansätzen, die oft in schwierigen Geschäftsfeldern tätig sind, stabile Unternehmen zu entwickeln.
Teilnehmende Genossenschaften sind u.a. Stadtteilgenossenschaft Gaarden. Sie betreibt ein Mehrgenerationenhaus in Kiel. Die Genossenschaft Haus & Garten eG ist anerkannter Integrationsbetrieb mit Sitz in Kirchzarten und vor allem für Gartenarbeiten und Baumfällaktionen ein guter Ansprechpartner. Die ARBEITZUERST eG aus Stuttgart versucht sich in dem schwierigen Bereich der Arbeitnehmerüberlassung, indem die Arbeitslosen ihr eigenes Zeitarbeitsunternehmen aufbauen. Beim GenerationenCenter eG, Dortmund, geht es um einen Zusammenschluss von vielen kleinen Unternehmen, die ihre Leistungen auf die Zielgruppe Senioren konzentrieren.  Die GEOS eG (Genos Elberfeld-Osterbaum) bietet in ihrem Stadtteil einfache Handwerks- und Dienstleistungen an, die von der Handwerkerrolle ausgenommen sind. Die Fundus Genossenschaft im Stadtbezirk Chorweiler eG, Köln, betreibt einen Gebrauchtwarenladen und die Weitblick eG ist ein Gründungszentrum für Frauen, das für diese verschiedene Serviceleistungen einschließlich Kinderbetreuung zur Verfügung stellt. Bei der SAGES eG, Serviceagentur für Senioren und Familien, stehen vor allem einfache Dienstleistungen im
Vordergrund, durch die Senioren länger in ihren eigenen vier Wänden leben können.

Der Start des Austauschtreffens ist am 14. Dezember 2010 um 18.00 Uhr, Schluss der Veranstaltung wird am 16. Dezember spätnachmittags sein. Für die teilnehmenden Genossenschaften ist die Veranstaltung aufgrund einer Förderung des Zukunftsfonds Generali nicht mit Kosten verbunden. Als
Ergebnis wird den Genossenschaften nicht nur eine ausführliche Dokumentation zur Verfügung gestellt. Vorgesehen ist eine ausführliche Broschüre mit Best-Practice-Beispielen, aus dem bestehende und zukünftige Genossenschaften zahlreiche Hilfen zur Verbesserung ihrer genossenschaftlichen Ansätze
entnehmen können. Weitere Informationen entweder über die SAGES eG
10.12.2010

 

25 Jahre Zimmereigenossenschaft Grünspecht

„Inseln der Zukunft“, „Arbeiten ohne Chef“, „Gemeinsam mehr erreichen“ - zahlreiche Schlagworte kennzeichnen die Gründung der alternativen Betriebe. Heute ist es eher ruhig um sie geworden. Sind sie vom Markt verschwunden oder haben sie sich zu “normalen“ Unternehmung rückentwickelt oder aufgelöst? Immerhin sind dies die einzigen Alternativen die Genossenschaftstheoretiker wie Franz Oppenheimer bei Alternativbetrieben für möglich halten. Zumindest die Zimmereigenossenschaft Grünspecht eG feiert dieses Jahr ihr 25jähriges Jubiläum. Ihre Entwicklung straft Skeptiker innovativer Betriebsformen Lügen. Die Grünspechte mit Firmensitz in Freiburg Hochdorf sind heute mehr als in den Anfangsjahren eine sozial und wirtschaftlich erfolgreiche Produktivgenossenschaft. Misstrauen gegenüber selbstherrlichen Chefs hat bei der Zimmerei Grünspecht Tradition. Vor 25 Jahren wurde die Zimmerei als selbstverwalteter Betrieb gegründet. "Wir wollten nicht, dass bei uns jemand den strammen Max spielt", betonen die Gründungsväter Hermann Hallenberger und Wilfried Pauer. Sie waren wichtige Ideengeber, als in der Freiburger Kneipe "Specht" (heute "Babeuf") im Dunst selbst gedrehter Zigaretten über ein Gründungskonzept diskutiert wurde. Zuvor hatte Hallenberger eine Anzeige geschaltet, um Gleichgesinnte zu finden. Die Idee passte zur Zeit: Die Umweltbewegung hatte begonnen, konkrete Projekte umzusetzen. Alternativbetriebe wollten zeigen, dass Leben und Arbeiten auch jenseits von Privateigentum, autoritären Entscheidungsstrukturen und Gewinnmaximierung möglich sind.

Anfängliche Basisdemokratie
Zu Beginn prägte bei Grünspecht die Vollversammlung als zentrales Entscheidungsgremium den Arbeitsalltag. Alle Mitarbeiter nahmen in vierzehntägigem Rhythmus gleichberechtigt daran teil. Der Individualismus der Handwerker und gemeinsame Entscheidungsfindung passten nicht zusammen. Chaos, wirtschaftliche Instabilität und Demotivation vieler Gründungsmitglieder führten dazu, von dieser Struktur Abstand zu nehmen. Einen zusätzlichen Einschnitt brachte die Wahl der genossenschaftlichen Rechtsform. Durch sie gewannen formale Strukturen an Bedeutung. Nachdem auch hier die Anfangseuphorie vorbei war, trafen sich regelmäßig nur noch fünf Mitglieder, mit den Funktionen Vorstand und Aufsichtsrat. Sie fällten alle wichtigen Entscheidungen. Als einzige der Belegschaft waren sie auch Genossenschaftsmitglieder. Krisen und Motivationsschwund gehören heute der Vergangenheit an. Die Zimmereigenossenschaft hat sich zu einer angesehenen Holzbaufirma im Raum Freiburg gemausert. Sie steht für energiesparendes und gesünderes Bauen im Alt- und Neubausektor. Reparaturen von Balkonen und Dachstuhl gehören genauso wie die schlüsselfertige Erstellung mehrgeschossiger Holzhäuser zum Leistungsspektrum. Zusammen mit Partnerfirmen werden interessierten Kunden zudem komplette energetische Modernisierungen älterer Gebäuden „aus einer Hand“ angeboten. Aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrung und der Anerkennung durch Fachwelt können die Grünspechte ihr Gefieder mittlerweile gehörig aufplustern. Die 25 Mitarbeiter sind ein quirliger Schwarm bunter Vögel, die mit viel Eigenständigkeit, Einsatz, Verantwortungsbewusstsein und Phantasie ihre Kunden begeistern. Fünf Zimmerermeister sorgen für Qualität und drei Auszubildende stehen für den Blick in die Zukunft.

Genossenschaftliche Strukturen
Hallenberger, im Vorstand verantwortlich für Werbung und Vertrieb, sieht die Firma nicht zuletzt aufgrund ihrer Genossenschaftsstruktur als gefestigt an. „Heute sind alle Generationen und Altersgruppen im Betrieb vertreten“, betont er. „Das basisdemokratische Patriarchat, abgelöst von der Oligarchie der Fünf, wurde weiterentwickelt zu einer lebendigen genossenschaftlichen Unternehmenskultur.“ Viele auch junge Genossenschaftsmitglieder, haben darin verantwortungsbewusst Aufgaben übernommen. Von den 16 Genossenschaftsmitgliedern arbeiten sieben direkt im Unternehmen mit, zwei sind als Architekten eng mit der Alltagsarbeit des Betriebes verbunden. „Die flache Hierarchie bei gleichzeitig klaren Strukturen führt“, so Hallenberger, „zu einer hochgradigen Identifikation der Mitarbeiter.“ Jeder Beschäftigte, der als Mitglied in der Genossenschaft Verantwortung und Einfluss auf die Unternehmensentwicklung nehmen will, wird gerne aufgenommen. Einzelne Mitarbeiter spricht der Vorstand auch aktiv auf eine Mitgliedschaft an. 2.500 EURO Pflichtanteile, die langfristige Bindung an die Genossenschaft und eine intensivere Beteiligung an den Unternehmensentscheidungen führen aber dazu, dass jeder Beitritt genau abgewogen wird. Trotzdem treten immer wieder jüngere Mitarbeiter der Genossenschaft bei und sichern so, die langfristige Unternehmensnachfolge.

Betriebliche Sozialpolitik
Manches, was früher als Utopie verfolgt wurde, lässt sich heute bei Grünspecht durch die gute wirtschaftliche Situation tatsächlich verwirklichen. Die dafür notwendigen Spielräume bieten die an Verantwortung und Zuverlässigkeit orientierten Strukturen. Beispielsweise Familienorientierung wird von der Genossenschaft konsequent unterstützt. Matthias Wörner, seit fünf Jahren im Vorstand verantwortlich für die Produktion, nahm ein Jahr Elternauszeit. Anschließend konnte er sein Arbeitsbudget auf drei Tage die Woche verringern, um sich mehr seiner fünfköpfigen Familie zu widmen. Kein Einzelfall. Für solche Chancen und Möglichkeiten existiert bei Grünspecht kein Regelwerk. Der Förderauftrag der Produktivgenossenschaft, die neben Arbeitsplatzsicherheit, angemessenem Einkommen auch gute Arbeitsbedingungen anbieten will, lässt dies zur angestrebten Selbstverständlichkeit werden.
7.10.2009, Dr. Burghard Flieger, innova eG, Projektbüro Freiburg

 

Jetzt geht es richtig los - EiB sieht wachsende Chance

Mit dem bundesweiten Kampagnenstart am 11. Juli kommt die Genossenschaft "Energie in Bürgerhand" eG i.G. jetzt auch überregional richtig in Schwung. Sprunghaft steigen seither die Zusagen und Einzahlungen auf das Treuhandkonto an. Allein innerhalb der letzten Woche sind weitere drei Millionen dazugekommen. Mittlerweile gibt es von 2.000 Menschen Einlagen und Zusagen in Höhe von rund 14 Millionen Euro.

Es zeichnet sich ab, dass "Energie in Bürgerhand" in einem zweiten Schritt an den Verhandlungstisch zum Kauf der Thüga dazu kommen wird. Das gibt "Energie in Bürgerhand" zusätzlich Zeit um Eigenkapital für eine Beteiligung an der Thüga einzusammeln (10% würden gegenwärtig z.B. rund 350 Mio. Euro entsprechen und Eigenkapital von 120 Mio. voraussetzen). Die Möglichkeit, später zum Kreis der Käufer dazu zu stoßen war mit einem Vertreter der kommunalen Bewerber bereits Anfang Juli besprochen worden. Entsprechend der geführten Vorgespräche erarbeiten derzeit Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft eine von beiden Seiten zu unterschreibende Absichtserklärung (Letter of Intent) in der die Vorstellungen der Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Bewerbern und der Genossenschaft detailiert dargestellt werden. Die sich um die Thüga bewerbenden Kommunen werden das benötigte Kapital voraussichtlich über zusätzliche Bankdarlehen aufbringen müssen. Aufsichtsrat und Vorstand von "Energie in Bürgerhand" gehen daher fest davon aus, dass die Kommunen eine eigenkapitalstarke Genossenschaft gerne aufnehmen werden. Mit ihrem Einfluss möchte "Energie in Bürgerhand" die Bestrebungen innerhalb der kommunalen Unternehmen unterstützen, die sich für Energieeffizienz (Blockheizkraftwerke), Energiesparen und erneuerbare Energien (Wind, Biomasse und Sonnenenergie) einsetzen.

Hintergrund: Aus kartellrechtlichen Gründen muss der Energieriese E.ON seine Tochter Thüga verkaufen. Die Thüga ihrerseits bündelt Beteiligungen an über 100 kommunalen Unternehmen - wie zum Beispiel in Frankfurt an der Mainova (24,4%), oder in Freiburg an der Badenova (47%). Zwei Zusammenschlüsse von Stadtwerken, die "KOM9" (unter der Federführung der Badenova) und die INTEGRA (Hannover, Frankfurt, Nürnberg) wollen die Thüga AG gemeinsam erwerben.  Die Energie in Bürgerhand sieht sich selbst als idealen Partner der Stadtwerke. Durch sie wird es möglich die vorgesehene Rekommunalisierung mit einem wirtschaftlich fundierten Ansatz bürgerschaftlichen Engagements zu verbinden.
22.7.2009, EiB

 

1. Genossenschaftstag in Freiburg 4.7.2009 am Kartoffelmarkt

Auf dem Kartoffelmarkt in Freiburgs Altstadt von 10 bis 18 Uhr präsentierten sich die folgenden Genossenschaften mit diversen Aktionen und Gewinnspielen für die großen und kleinen Besucher:

Haus & Garten eG: Information

Breisgaumilch GmbH: Verkostung und Verkauf von Frischprodukten

Erzeugergroßmarkt Südbaden eG:
Verkostung von Obst und Gemüse

Familienheim Freiburg Baugenossenschaft eG,
Heimbau Freiburg eG und Bauverein Breisgau eG: Glücksrad mit Gewinnvergabe, Maschine zum Selbermachen von Ansteckbuttons

Volksbank Freiburg eG, Volksbank Breisgau-Süd eG, Volksbank Breisgau-Nord eG, Raiffeisenbank eG, Volksbank Staufen eG:
Aktionen für Kinder mit dem "Spielmobil Freiburg", wie Masken basteln, Hutwerkstatt, Müslifahrrad und Tresorspiel

Badischer Winzerkeller eG:
Ausschank von Wein und Sekt, Aktion "Mal dein Flaschenetikett"
Winzergenossenschaften im Markgräflerland: Ausschank von Wein und Sekt
Winzergenossenschaften im Kaiserstuhl: Ausschank von Wein und Sekt

Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband e. V. BWGV: Information zur Neugründung von Genossenschaften

ZG Raiffeisen – Baucenter/EnoCom: Kinder bauen ihr Traumhaus mit Ytong-Steinen, Raiffeisenmarktgutscheine im Wert von 10 Euro

Genossenschaft Bad. Friedhofsgärtner eG:

Blumenstraußverlosung, Kinder bepflanzen Blumentöpfe
 

Blick nach Süden über den Kartoffelmarkt am 4.7.2009 ZG Raiffeisen am 4.7.2009 am Kartoffelmarkt Freiburg; Schindler, Dr. Ralf Wiebe und Roland Klink (von links) Kinder bauen ihre Häuser am 4.7.2009 beim Genossenschaftstag, rechts Saskia Lickert von Raiffeisen Kirchzarten
(1) Blick nach Süden über den Kartoffelmarkt am 4.7.2009 (2) ZG Raiffeisen am 4.7.2009 am Kartoffelmarkt Freiburg; Herbert Schindler, Dr. Ralf Wiebe und Roland Klink (von links) (3) Kinder bauen ihre Häuser am 4.7.2009 beim Genossenschaftstag, rechts Saskia Lickert von Raiffeisen Kirchzarten
Haus und Garten am 4.7.2009: Stefan Beinke, Hans-Peter Ritzau,  Albrecht Scherer und Klaus Havenstein (von links) Hubert Schneider, Anbauberater der OGS aus Vogtsburg  
(4) Haus und Garten am 4.7.2009: Stefan Beinke, Hans-Peter Ritzau,  Albrecht Schwerer und Klaus Havenstein (von links) (5) Hubert Schneider, Anbauberater der OGS aus Vogtsburg  

(1) Rund um den Brunnen am Kartoffelmarkt präsentierten sich Genossenschaften unterschiedlicher Branchen.
(2) Herbert Schindler, Vorsitzender bad.-württembergischer Genossenschaftsverband
Dr. Ralf Wiebe, Vorstand ZG Raiffeisen Karlsruhe, ralf.wiebe@zg-raiffeisen.de
Roland Klink, Leiter Geschäftsfeld Ausbau, roland.klink@raiffeisen-baucenter.de
(3) Reger Betrieb herrschte beim "Häuser bauen" der ZG Raiffeisen unter Anleitung von Saskia Lickert vom Baucenter in Kirchzarten
Saskia Lickert, saskia Lickert@raiffeisen-baucenter.de
(4) Haus und Garten e.G., ökologischer Gartenbau.
(5) Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden GmbH . Hubert Schneider berät ca 5000 Erzeuger.

Tag der Genossen
Abseits vom Mainstream, aber dennoch zentral: Der Kartoffelmarkt ist Freiburgs Platz für ganz spezielle Veranstaltungen. Am Samstag hatte die Genossenschaftsfamilie rund um den Brunnen ihre Zelte und Stände aufgebaut. Um sich zu zeigen und zu erklären, was Genossenschaften überhaupt sind. Als "Zusammenschluss von Gleichgesinnten" genieße diese Unternehmensform gerade jetzt wieder mehr Sympathien, sagte Oberbürgermeister Dieter Salomon zu Beginn. Nachdem der spekulative Finanzkapitalismus zusammengebrochen sei, seien Eigenverantwortung und Selbstverwaltung Werte, auf die man sich wieder besinne. ...
Alles von Heinz Siebold vom 6.7.2009 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/freiburg/der-tag-der-genossen

 

Jede Woche eine Gründung

Tausend Mitglieder zählt die neu gegründete südbadische Genossenschaft "Energie in Bürgerhand" bereits. Sie ist ein Beispiel für den neuen Trend: Wer etwas bewegen will, gründet eine Genossenschaft. "Ich registriere fast jede Woche eine Neugründung", freut sich Burghard Flieger. Der Freiburger Genossenschaftsexperte ist ein Urgestein der Genossenschaftsbewegung. Er berät mit seiner Beratungsgesellschaft Innova Genossenschaftsgründer und hat eine Solar-Bürger-Genossenschaft mit Sitz in Bürstadt nördlich von Mannheim selbst mitgegründet. Sie wird demnächst auch auf Freiburger Dächern Strom erzeugen.

Denn zur Zeit werden ganz überwiegend Energiegenossenschaften gegründet. Klima- und Umweltschutz sind ein Dauerthema und die Dominanz der Energiekonzerne ist vielen Bürgern ein Dorn im Auge. Da bieten Genossenschaften einen Ansatzpunkt für Eigeninitiative. Ganze Gemeinden wollen nicht mehr vom Diktat eines Versorgers abhängig sein und suchen nach Ausweichmöglichkeiten. "Energie in Bürgerhand" beispielsweise sammelt Geld, um eine Beteiligung an der Thüga zu erwerben. Das ist eine Tochtergesellschaft des Energiekonzerns Eon, die zum Verkauf steht. Daran eine Beteiligung zu erwerben biete "die einmalige Chance, von unten her einen ökologischen Energiekonzern aufzubauen", erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft, Michael Sladek, aus Schönau. Weil nicht alle Genossenschaften in den traditionellen Dachverbänden Mitglied werden, ist die Statistik lückenhaft. Genossenschaftsexperte Flieger geht davon aus, dass es derzeit etwa 100 Energiegenossenschaften in ganz Deutschland gibt, davon sind 60 erst in den vergangenen beiden Jahren gegründet worden, in Baden-Württemberg sind in diesem Jahr acht neue entstanden. "Die Novellierung des Genossenschaftsgesetzes von 2006 hat die Gründung erleichtert. Außerdem gibt es ein Konzept für Solargenossenschaften, das der Genossenschaftsverband Weser-Ems entwickelt hat. Das wird bundesweit genutzt", sagt Flieger.

Der Mangel an Alternativen: "Genossenschaften entstanden traditionell auf Grund eines Mangels", erinnert der Fachmann an die Gründungsidee, "das kann auch ein Mangel an Alternativen sein." Für ein bürgerschaftliches Engagement ist die Genossenschaft durch ihre Grundprinzipien attraktiv. Es gilt: Eine Person – eine Stimme. Der Geschäftszweck ist nach Paragraph eins des Genossenschaftsgesetzes die "Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes". So betreibt die Neue Energiegenossenschaft in Potsdam die eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der dortigen Montessori-Schule, die Mittelbadische Energiegenossenschaft in Baden-Baden betreibt zusammen mit dem Südwestrundfunk ein Blockheizkraftwerk, die Bremer Energiegenossenschaft will ihre Mitglieder billiger mit Gas versorgen – sie alle treten für Umwelt- und Klimaschutz und Lebensqualität ein, nicht ausschließlich für wirtschaftliche Ziele. "Das sind Überzeugungstäter", weiß Flieger aus seiner Beratungsarbeit. Etablierte Genossenschaften wie etwa die Volks- und Raiffeisenbanken, Winzer- und Wohnbaugenossenschaften sind zwar keine Non-Profit-Organisationen, aber auch sie reklamieren für sich, nicht den Maximalprofit anzustreben, sondern das Wohl ihrer Mitglieder im Einklang mit dem Allgemeinwohl. Dennoch sind Dividenden von fünf Prozent, wie sie die Volksbank Freiburg vergangene Woche beschlossen hat, in der aktuellen Lage sehr ansehnlich.
29.6.2009, Heinz Siebold

 

Energie in Bürgerhand: Einstieg bei der Thüga AG

Die Freiburger Bürgerinitiative, die um die Thüga AG mitbieten will, hat eine Genossenschaft gegründet. Sie soll mindestens so viele Anteile kaufen, dass sie Stimmrecht in der Aktionärsversammlung hätte. "Früher konnte sich niemand vorstellen, dass Bürger einen Energieversorger kaufen", sagt Michael Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau, der bei der Initiative mitmacht. Für die Umsetzung dieser Idee bedarf es der Beteiligung vieler, genauer gesagt: der finanziellen Beteiligung. Für mindestens 500 Euro kann jeder einen Anteil an der genossenschaftlichen Initiative "Energie in Bürgerhand" erwerben. Das Ziel: 100 Millionen Euro.
Die Thüga AG ist eine Holding, die an 110 Stadtwerken beteiligt ist, darunter am Freiburger Energieversorger Badenova. Sie gehört dem Düsseldorfer Eon-Konzern, der im Juli über den Verkauf entscheidet. Wenig Zeit also, um viel Geld zu sammeln. Wie viel bereits auf dem Treuhandkonto liegt, wollte die Initiative gestern in der Pressekonferenz nicht mitteilen. Es gebe aber Zusagen über rund eine Million Euro. Zum Start vor sechs Wochen waren es 600 000 Euro.
Mitbieten um die Thüga will auch Badenova. Das Unternehmen will maximal 100 Millionen Euro aufnehmen, um rund 2,5 Prozent der Anteile zu erwerben. Im Verbund mit anderen Stadtwerken sollen insgesamt 70 Prozent der Anteile gekauft werden. Für 30 Prozent interessiert sich die dänische Dong Energy. Falls der Thüga-Einstieg scheitert, werde das Geld verzinst an die Bürger zurück überwiesen, sagt Eckhard Tröger, Vorstandsmitglied der Genossenschaft.
4.5.2009,

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Die Renaissance der Genossenschaft

Warum in Südbaden immer mehr Einzelunternehmer miteinander kooperieren - Drei innovative Beispiele

Genossenschaften wurden lange als linke Traumtänzerei für eine bessere Welt belächelt, jetzt erleben sie  eine Renaissance. Seit der Reform des   Genossenschaftsgesetzes 2006 entstehen immer mehr dieser Kooperationen, die  Transparenz und Mitbestimmung versprechen - sowie Effizienz, Stabilität und Kostenersparnis. Unter den jungen Genossenschaften der Region  sind  so unterschiedliche Betriebe wie  das  Kreativnetzwerk The Seed in Weil am Rhein, die Kirchzartener Haus und Garten eG  und   zwei neue Waldgenossenschaften im Kreis Emmendingen.
"2008  wird das Jahr des Genossenschafts-Booms", prophezeit  Ansgar Horsthemke vom Badischen Genossenschaftsverband (BGV) in Karlsruhe. Wurden bis 2006 im Verbandsgebiet meist zwei  Genossenschaften pro Jahr gegründet, so waren es 2007 bereits vier, im laufenden Jahr sollen es deutlich mehr werden. Die Globalisierung der Märkte, Fusionen von Firmen zu immer mächtigeren Konzernen und steigende Betriebskosten brächten viele Einzelunternehmer unter Druck - und auf die Idee, mit anderen zu kooperieren und  etwa Energierechnungen, Röntgengeräte  oder Versicherungskosten zu teilen, erklärt Horsthemke. Seit die Gründung einer eingetragenen Genossenschaft  (eG) vor zwei Jahren deutlich vereinfacht wurde, hätten entsprechende Anfragen   zugenommen, die eG könne für Langzeitarbeitslose  ebenso ein empfehlenswerter Weg sein wie für Ärzte oder Architekten.
The Seed mit Sitz im Weiler Kesselhaus ist eine dieser jungen, dynamischen Genossenschaften. Zunächst kritisch beäugt, ist das im Januar 2007 gegründete Kreativnetzwerk für den BGV heute einer der  Vorzeigebetriebe. "Ich wollte ein Unternehmen aufbauen, das demokratisch ist,  transparent und sich ständig selbst hinterfragt - und das ging nur in Form einer Genossenschaft", sagt der Designer  Thomas Hann,  Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer von The Seed. 15 Genossenschaftler sind  mit je 1500 Euro am Unternehmen beteiligt, hinzu kommt ein Pool von rund 200 freien Kreativen. Für die Designer, Programmierer, Musiker und Filmemacher habe die eG den Vorteil, dass sie sich ganz auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können, erklärt Hann: "Um Akquise, Qualitätssicherung, Abrechnung und Marketing kümmert sich die Genossenschaft." Die Kunden  -  Campari, Nintendo, Hugo Boss, Helvetia - profitierten davon, dass sie über einen Ansprechpartner  ein ganzes Netzwerk an  Gestaltern bekommen.
"Die Genossenschaften werden kommen", sagt Johannes Burger, Geschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg. Er rechne damit, dass die Zahl von derzeit  zwei Genossenschaften im Kammerbezirk  künftig steigt. Vor allem bei Betriebsübernahmen sei die eG eine gute Alternative zur GmbH oder der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR): "Die Gründungskosten sind gering, das Haftungsrisiko ist beschränkt, Insolvenzen sind wegen der strengen Prüfung seltener, und  eine Gruppe bekommt leichter einen Kredit als einer allein."
Die Haus und Garten eG in Kirchzarten hat 2003 mit einem Flüchtling aus Marokko, einem Mann mit geistiger Behinderung und einem lange arbeitslosen Gartenbauingenieur als Mitarbeiter ihre Arbeit aufgenommen. "Gemeinnützige Integrationsprojekte gibt es viele, wir wollten beweisen, dass es möglich ist, Benachteiligten in einer  ganz normalen Firma für Dienstleistungen rund um Haus und Garten eine Chance zu geben", erklärt Albrecht Schwerer, Vorstand  der Genossenschaft und Chef des  Diakonischen Werks Breisgau-Hochschwarzwald. Das ist gelungen: 25 Genossenschaftler - darunter die heute vier Mitarbeiter, Kirchengemeinden und die Volksbank Freiburg - tragen das Unternehmen, auch immer mehr Kunden zeichnen einen der 200-Euro-Anteile. Für Schwerer ist die Genossenschaft genau wie für The-Seed-Chef Thomas Hann ein Gegenmodell zur AG: "Der Aktionär schaut nur auf die Rendite, der Genosse  schaut auch auf das  Betriebsklima", sagt Schwerer. Im durchaus harten Wettbewerb bestehe die Haus und Garten eG dank ihrer Klettertechnik, mit der die Mitarbeiter  morsche und geknickte Bäume fällen. Und weil  viele  Kunden lieber sie beauftragen als irgendeine Firma aus den Gelben Seiten: "Ich glaube, dass immer mehr Menschen  sinnvoll leben und konsumieren und gute Ideen unterstützen wollen", so Schwerer. 2009 soll im Markgräflerland eine Filiale entstehen.
Die beiden Waldgenossenschaften, die diese Woche im Kreis Emmendingen gegründet wurden, verstehen sich als Antwort auf die Flaute auf dem Holzmarkt, die durch  die Immobilienkrise in den USA verursacht wurde und deren Folgen nun auch der Freiämter Waldbauer spürt. Ziel der Kooperationen von Landratsamt und Forstbetriebsgemeinschaften  ist die gemeinsame Vermarktung des Holzes, der Abschluss von Kreditausfallversicherungen und  die Einrichtung eines  Sozialfonds für in Not geratene Waldbauern.


Senioren-Selbsthilfeagentur SAGES sucht Kunden und Unterstützer

Liebe für neue soziale Projekte aufgeschlossene Freiburger,
manchmal wird Ihnen vielleicht doch auch die Arbeit im Haushalt über den Kopf wachsen. Unter diesem Blickwinkel will ich Sie auf ein spannendes Projekt aufmerksam machen. Die SAGES eG ist eine Serviceagentur für Senioren, die ihre Dienstleistungen aber auch für andere Haushalte zur Verfügung stellt. Bei der Hausarbeit entlasten, Besorgungen machen, Kommunikation und Betreuung sowie
pflegeergänzende Tätigkeiten gehören zu dem breiten Angebotsspektrum von SAGES. SAGES wurde von Arbeitslosen gegründet, die sich durch ihr Engagement selbst eine dauerhafte Beschäftigung schaffen. Bisher ist es gelungen für drei Personen Minijobs einzurichten. Diese sollen zu unbefristeten
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen weiterentwickelt werden, ergänzt durch zusätzliche Arbeitsplätze. Dafür benötigt SAGES weitere Kunden, indem im Idealfall Sie Aufträge an
SAGES vergeben. Zwei bis vier Stunden regelmäßige Inanspruchnahme der Leistungen von SAGES wären ideal. Damit verbessern Sie ihre persönliche Arbeitsüberlastung, unterstützen engagierte Menschen bei der Entwicklung ihrer Unabhängigkeit von staatlichen Leistungen und helfen, das
zukunftsträchtige Modell einer Selbsthilfegenossenschaft auf tragfähige Füße zu stellen.

Eine andere Form der Unterstützung ist die Zeichnung von Genossenschaftsanteilen. Mit 250 Euro können Sie Mitglied von SAGES werden und so dazu beitragen, dass die die erforderliche Aufbauarbeit für die Genossenschaft finanziert werden kann. Ebenso hilfreich ist, wenn Sie in Ihrem Bekanntenkreis für Aufträge für SAGES oder für die die Mitgliedschaft werben. 

Selbstverständlich steht der Verfasser dieses Schreibens Ihnen auch gerne persönlich zur Verfügung, der sich seit 25 Jahren bundesweit für Genossenschaftsgründungen und für die Verbreitung des
Genossenschaftsgedankens engagiert. Ich hoffe auf eine positive Reaktion.
Mit herzlichen Grüßen
Burghard Flieger, 11.9.2007

Dr. Burghard Flieger
Erwinstrasse 29, 79102 Freiburg, Tel.: 0761/709023, Email:
genossenschaft@t-online.de

 

Idee der solidarischen Selbsthilfe als Unternehmensform

Arbeitslose gründen eine Beschäftigungsgesellschaft und schaffen mit gemeinnützigen Trägern sinnvolle Jobs. Die Gesellschaft hat die Rechtsform einer Genossenschaft. Ärzte gründen eine Gemeinschaftspraxis. In Form einer Genossenschaft. Handwerker schließen sich zusammen, um ihren Einkauf gemeinsam zu organisieren. Sie bilden eine Genossenschaft, so wie es Bauern mit Saatgut und Erntemaschinen schon lange machen. Vierzig bis fünfzig Genossenschaften werden pro Jahr neu gegründet, etwa 5200 von ihnen sind unter dem Dach des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) vereint, daneben gibt es kleinere Verbände und die Wohnungsbaugenossenschaften. Die Genossenschaft, vor rund 160 Jahren entstanden, hat sich als Unternehmensform nicht nur erhalten, sondern erlebt derzeit eine kleine Renaissance. Warum?

Genossenschaft klingt nach Arbeiterbewegung, Sozialismus und Rotfront. Falsch, aber nicht ganz daneben. Tatsächlich hatte auch die Arbeiterbewegung ihre Genossenschaften, aber erfunden hat sie ein aufgeklärter, sozialreformerisch denkender Teil des Bürgertums, das sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts als führende, weil wirtschaftlich dynamische Klasse aus den Fesseln des Feudalismus befreite. Auf dem Weg in die Industriegesellschaft gerieten traditionelles Handwerk und kleines Gewerbe ins Hintertreffen. Das von Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen von 1847 an entwickelte Genossenschaftsmodell der solidarischen Selbsthilfe erwies sich für den ländlichen und städtischen Mittelstand als pragmatisches und zugleich ethisch unterfüttertes Instrument, an Wachstum und Wohlstand teilzuhaben: Keine Almosen, sondern Starthilfen für wirtschaftliche Eigeninitiative.

Nicht die Förderung der Mitglieder an sich, sondern die Förderung des Erwerbs der Mitglieder ist der Zweck der Genossenschaft. Die Genossenschaft selbst ist so alt wie die Menschheit, seitdem sie gemeinschaftlich wirtschaftet. Der altertümliche "ginoz" hatte Anteil am gemeinsamen Vieh oder der Viehweide. Der neuzeitliche Genosse ist Nutznießer und Eigentümer eines Wirtschaftsunternehmens zugleich. Und zwar mit gleichem Recht wie alle: In der Mitgliederversammlung hat jeder und jede eine Stimme, eine Anhäufung der Gesellschaftsanteile ist nicht möglich, eine feindliche und klammheimliche Übernahme des Unternehmens dadurch ausgeschlossen. Das Mitglied einer Wohnbaugenossenschaft wacht als Eigner über sein eigenes Mietverhältnis, der Genossenschaftsbauer über den Absatz seiner Milch. Das Inhaberinteresse ist freilich nicht gefeit davor, im Außenverhältnis egoistisch gegenüber anderen Interessen aufzutreten. Aber das ist der Wettbewerb, der in der Marktwirtschaft normal ist.

Die Genossenschaftsidee hat sich in eineinhalb Jahrhunderten an unterschiedliche Regierungsformen und Wirtschaftssysteme angepasst und über die ganze Welt ausgebreitet. Die meisten Neugründungen finden aus rein pragmatischen Gründen statt. Die Rechtsform der Genossenschaft hat gegenüber der Gesellschaft mit beschränkter Haftung und der Aktiengesellschaft einige Vorteile. Schon drei Personen können eine Genossenschaft bilden. Der eigene Kapitaleinsatz ist gering und damit auch das Verlustrisiko begrenzt. Ein- und Austritt in die Gesellschaft sind ohne kostspielige notarielle Beglaubigungen möglich. Die Genossenschaft ist für wirtschaftliche Kooperation von selbstständigen Akteuren prädestiniert, denen es um günstigere Konditionen bei Ein- und Verkauf von Waren und Dienstleistungen geht, nicht um einen Maximalprofit an sich.
Anderen ist nicht Pragmatismus, sondern der ethisch begründete Solidargedanke wichtig. Selbstbestimmt arbeiten und leben, gemeinsam und in Würde altern — solche Projekte greifen automatisch auf das Genossenschaftsmodell zurück. Aber auch Kommunen versuchen in Zeiten rückläufiger Steuereinnahmen mit Genossenschaften öffentliche Aufgaben zu bewältigen. Nicht nur städtische Wohnungen, sondern auch andere wirtschaftliche und kulturelle Aufgaben können statt von GmbHs von Genossenschaften getragen werden. Schwimm- und Hallenbäder dieser Art gibt es bereits, Projekte für alternative Energieversorgung auch. Doch auch die alten Genossenschaften haben ihre Vitalität unter Beweis gestellt — abgesehen von denen, die von unfähigen Funktionären der Arbeiterbewegung zerschlagen wurden. Schade um den "Konsum" ! Die Genossenschaftsbanken, meist Volks- und Raiffeisenbanken, hingegen glänzen mit guten Ergebnissen, ohne dass sie massenhaft Arbeitsplätze abbauen. Neben den Sparkassen sind sie es, die das engmaschige Netz von Filialen noch bis in kleine Dörfer pflegen. Doch auch sie sind ständig neu gefordert, ihren Förderauftrag unter Beweis zu stellen.
Heinz Siebold , 30.12.2006, www.badische-zeitung.de

 

Verbrauchergenossenschaft s'Lädele in Öhningen-Schienen

Erst verschwand die Poststelle, dann machte die Sparkasse zu, eines Tages schloss auch der kleine Tante-Emma-Laden. Ein südbadisches Dorf hat begonnen, sich damit nicht abzufinden

Wenn der Ortsvorsteher einer 700-Seelen-Gemeinde im tiefsten Südbaden seine Mitbürger an einem helllichten Samstagmorgen mit "liebe Genossen" anredet, dann muss etwas Ungewöhnliches passiert sein. Nein, keine Revolution. Aber doch ein Ereignis außerhalb der von Gemeinderatswahlen, Bauanträgen und Feuerwehrübungen geprägten Routine. Was ist passiert? Die Bürger von Schienen haben sich zusammengetan, um ihr Leben zu ändern. Sie beschlossen, sich ein Stück Lebensqualität zurückzuholen, das sie verloren hatten — ihren Dorfladen mitten im Ort. Denn überall in diesem flächendeckend mit Discountern und Baumärkten gepflasterten Land gehen die letzten kleinen Dorfläden ein wie unbegossene Stiefmütterchen. Das Lebensmittelangebot leidet an Artenschwund, der Einkauf ist zwar noch billig, doch die Ware nicht zu vergleichen mit jener vom Wochenmarkt oder vom Bauern. Und ohne Auto kann man sich auf dem Land kaum noch versorgen. "´ s Lädele" in Schienen ist also ein Dorfladen gegen den Trend der Zeit. Gegen die Verödung ganzer Siedlungen, die Ödnis normierter Supermärkte. Schienen liegt rund 700 Meter hoch zwischen Wald und Wiesen, als Teilort der Gemeinde Öhningen am westlichen Bodensee. Der Laden wird betrieben von einer neuartigen Verbrauchergenossenschaft — gegründet im Vorjahr von Schienener Bürgern. Rund 125 Jahre nachdem ein gewisser Heinrich Hansjakob den Hagnauer Winzerverein ins Leben rief, die Mutter aller badischen Genossenschaften. Heute wie damals geht es um die Wahrung gemeinsamer Interessen, die man erst als gemeinsame Interessen erkennen muss.

Der 1. Juli 2006 war ein so wunderschön wolkenloser Sommertag, wie es auch auf der lieblichen Halbinsel Höri am Bodensee nicht viele gibt. Alles, was Beine hatte, war auf dem Platz vor dem Spritzenhaus versammelt, jeder spielte seine Rolle beim Eröffnungstag. Die Frauen hatten die Gläser mit ihrem noch in letzter Minute eingekochten "Igmax" (Erdbeeren und Rhabarber) in die Regale gestellt, einige der Bauern, die fortan den Laden direkt beliefern werden, hatten ihre Infostände unter den Sonnenschirmen aufgebaut, der Polizist regelte den Verkehr und gab dem Rettichschneider (aus einer umgebauten Singer-Nähmaschine) sicheres Geleit über die Straße. Das Orchester des Musikvereins saß in Sonntagstracht auf den Plätzen. Mikrofon, Bratwurstgrill und Zapfanlage waren einsatzbereit. In einer schattigen Ecke blökten die drei Demo-Schafe und ihre Lämmer vom Salenhof. Und die Teilnehmer am 1. Schienener Volkslauf, das Event zum Event sozusagen, warteten auf das Kommando zum Start. Vorher jedoch mussten noch ein paar Reden gehalten werden, Worte des Dankes und des Lobes. Wolfgang Menzer, Schienens Ortsvorsteher mit stattlichem Schnauzer und wie die meisten hier bei der CDU, freut sich: "Unser Wunschkind, ´ s Lädele, isch uf d´ r Welt!" Der Genossenschaftsladen ist für ihn der Beweis, "dass es sich doch lohnt, für eine gute Sachfgh fghfge einzustehen und zu kämpfen!" Dann spricht der Erste Vereinsvorsitzende Stefan Singer, der nicht wenig Ähnlichkeit mit einem gewissen Christoph Schlingensief hat und der wie viele andere im Verein seit November fast seine gesamte Freizeit geopfert hat. "Ich wünsche uns allen" , so sein Appell, "dass wir durch unser Kaufverhalten und unser tägliches Engagement den Laden zum Blühen bringen und erhalten". Und dass es so ein Schmuckstück geworden ist, ist auch kein Zufall. Darum haben sich Medienunternehmer Otto Kasper und sein junges Team von der "Circus Ideas Company" in Rielasingen professionell gekümmert. Denn für ihn war von Anfang an klar, dass das Lädele so etwas wie ein Musterhaus, ein Markenzeichen werden sollte, ungefähr so, als ob Walt Disney einen deutschen Dorfladen aus den Fünfzigern wieder auferstehen ließe: Also unbedingt große grüne Markisen über den mit Kirschen, Johannisbeeren, Gurken und Salatköpfen gefüllten Kisten vor der Tür, drinnen stabile Regale aus massivem Holz und eine ordentlich ratternde Kasse. .....
Kompletten Beitrag von Stephan Clauss von 16.9.206 auf www.suedkurier.de lesen

Verbrauchergenossenschaft s'Lädele, 78337 Öhningen-Schienen,
www.laedele-schienen.de , laedele@laedele-schienen.de

 

Heimbau Freiburg-Teningen drittgrößte Freiburger Baugenossenschaft

"Positiv in die Zukunft blicken" , das könne die Heimbau Freiburg-Teningen, so Martin Weiner, der Geschäftsführer der (nach Bauverein und Familienheim) drittgrößten Freiburger Baugenossenschaft bei der Mitgliederversammlung vergangene Woche. Er verwies auf "erhebliche Verbesserungen bei allen wirtschaftlichen Kennzahlen und eine Verdopplung des Eigenkapitals seit dem Jahr 2000" . Das Geschäft laufe "mehr als erfreulich" .

Ein Jahr nach der Fusion der Heimbau Freiburg mit der Baugenossenschaft Teningen steht die Heimbau gut da. Als "weitblickend und zukunftsweisend" , bezeichnete Weiner die Fusion. Und auch mit Blick auf die positive Bevölkerungsentwicklung Freiburgs sieht sich die Heimbau für die kommenden Jahrzehnte gut gerüstet.

Der geplante Verkauf der städtischen Wohnungen und die diesbezügliche kommunalpolitische Diskussion würden von der Heimbau "intensiv verfolgt" , so Weiner. Selbst könne sie sich jedoch nicht an dem vorgeschlagenen genossenschaftlichen Modell beteiligen, da der Auftrag der Heimbau allein darin bestehe, durch wohlüberlegte Investitionen ihren Mitgliedern Wohnraum zu fairen Mietpreisen anzubieten. Ansonsten wollte sich Greiner nicht weiter zum Verkauf äußern. Allein im vergangenen Jahr war über eine Million Euro allein in die Modernisierung der Wohnungen an der Stefan-Meier-Straße und der Sonnenstraße investiert worden.

 

Familienheim - Freiburgs zweitgrößte Baugenossenschaft

Auch Freiburgs zweitgrößte Baugenossenschaft, die 1930 gegründete Familienheim (Gaußstraße 5, 20 Mitarbeiter, 2800 Mietwohnungen), blickt auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2005 zurück. Wenige Tage nachdem der Bauverein Breisgau, das größere Pendant (4900 Mietwohnungen), eine positive Bilanz fürs Vorjahr vorgelegt hat, präsentiert auch die Familienheim “sehr gute” Zahlen, so der Geschäftsführer Werner Eickhoff. Die Bilanzsumme erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Millionen (4,2 Prozent) auf 91 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss wuchs von 0,9 auf 1,9 Millionen Euro und damit auf mehr als das Doppelte an. Der Umsatz stieg um 1,2 Millionen (8,0 Prozent) auf 16,1 Millionen Euro.
Wie beim Bauverein verzeichnete auch bei der Familienheim insbesondere die genossenschaftseigene Spareinrichtung, quasi eine Bank für die Mitglieder, ein immenses Wachstum. Die Einlagen dort erhöhten sich binnen Jahresfrist zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2005 von 7,4 auf 9,5 Millionen Euro, ein Plus von 28,4 Prozent. Die Genossenschaft investierte im Jahr 2005 insgesamt 13,5 Millionen Euro in Neubau (2,9 Millionen Euro) und Modernisierung (10,6 Millionen Euro). 2004 waren es nur 9,1 Millionen Euro gewesen.

4.7.2006, www.badische-zeitung.de

 

Wohnungsverkauf FR: Der genossenschaftliche Ansatz

Wohnungsbaugenossenschaften als Alternative
/ Die Wohnungen der Stadtbau werden an eine neu zu gründende Genossenschaft verkauft

Für den Verkauf kommunalen Wohnungseigentums an renditeorientierte Investoren gibt es zahlreiche Alternativen, vor allem die Veräußerung kommunaler Wohnungsbestände an Genossenschaften. Mieter benötigen ein dauerhaftes Nutzungsrecht an ihrer Wohnung, verlässliche Mietpreisentwicklung, intakte Nachbarschaften und Einflussmöglichkeiten auf Entwicklungen in ihrem Wohnumfeld. Die meisten Wohnungsbaugenossenschaften, als dritte Säule der Wohnungswirtschaft, bieten dies. Wie solche Modelle im Einzelnen aussehen könnte, lässt sich immer nur bei genauen Zahlen über Verkehrswert, Höhe der Mieten und Zustand der Wohnungen rechnen. Grob kalkuliert ist eine wichtige Voraussetzung, dass die Mieter mindestens zehn Prozent des Kaufpreises in Form von Eigenkapital durch Zeichnung von Anteilen aufbringen.
Die Kommune selbst bleibt in der Verantwortung, indem sie nur 85 Prozent des Verkehrswerts erlöst. Das bedeutet, sie zeichnet Genossenschaftsanteile oder gewährt ein nachrangig gestelltes Darlehen in Höhe von 15 Prozent des Kaufpreises.
Damit sichert sie sich Belegungsrechte und soziale Bindungen. Die Mieteinnahmen müssen dann ergeben, dass abzüglich der Bewirtschaftungskosten einschließlich des Mietausfallwagnisses ein Überschuss bleibt, der den Kapitaldienst für das Fremdkapital und für das Kommunaldarlehen ermöglicht. Beides ist derzeit mit rund sechs Prozent anzusetzen. Damit dies funktioniert, sind einsatzfreudige Personen erforderlich, die den Prozess vorantreiben sowie Experten, die sich in Fragen der Mieterbetreuung, der Finanzierung, des Genossenschaftsrechts etc. auskennen. Der Übernahmeprozess in die Bewohnerschaft benötigt eine gute Moderation, einschließlich Beteiligung der Öffentlichkeit. Um einen solchen Prozess zu gestalten, braucht es zudem Zeit, mindestens neun bis zwölf Monate.

Ein Beispiel: Im Kreis Pinneberg wurden 2223 Wohnungen von der “Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft” an die neu gegründete Genossenschaft “Neue GeWoGe” veräußert. Der Kreistag stimmte zu, die Gesellschaft wurde in eine Genossenschaft umgewandelt. Erlös: Insgesamt 47 Millionen Euro, wenn der Kreis seine Geschäftsanteile (81,49 Prozent) und die weiteren sieben kommunalen Gesellschafter an die neue Genossenschaft verkaufen.

Badische Zeitung Freiburg
Burkhard Flieger, 28.6.2006 auf www.badische-zeitung.de

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