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Orgel - Orgelbau
im südlichen Schwarzwald
 

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Orgel, Drehorgel, ...


Blick von Lindenberg nach Süden ins Ibental und Dreisamtal (rechts) am 6.1.2008um 12.05 Uhr

 

Neue Orgel der Evangelischen Christus-Kirche in Qingdao/China


Am 23.Oktober 2010 durften die MitarbeiterInnen der Waldkircher Orgelbaufirma
Heinz Jäger & Wolfgang Brommer einen wunderbaren Festtag erleben. Genau vor 100 Jahren wurde diese Kirche, genannt die "Perle Asiens", eingeweiht. Der Prospekt und die Disposition sind der damals von der Fa. Geb.Link erbauten Orgel nachempfunden. 4 zusätzliche Register (3 Zungen und Choralbass 4') haben wir dazu gegeben.
Frau Prof So aus Korea gab ein wunderbare Orgelkonzert.
Nun erklingen feinste Orgelklänge wieder in den Gottesdiensten bei den Christen in Qingdao in China.
Mehr auf
http://www.waldkircher-orgelbau.de/orgelgalerie/qingdao-christus-kirche.html
oder in China direkt unter: www.orgel.cn 


31.10.2010

 

Orgel von Waldkirch nach Japan und Taiwan

Dieses Jahr - unser 20 Jahre Werkstatt-Jahr - sind wir sehr viel unterwegs und unsere Orgeln ziehen uns regelrecht rund um die Welt. Seit Mitte  dieser Woche sind wir nun aus Japan zurück, bevor es am 2.12 weiter nach Taiwan geht. http://www.orgel-nagoya.de

Zu unseren Orgelwerken in 2008: Besuchen Sie unsere homepage und die dortige  Galerie. Wenn Sie "japanisch" lesen können - auch da sind wir  erreichbar unter: http://www.organ-waldkirch.com

Diesen Sonntag sind wir nun zur Orgelweihe in der
Evangelischen Kirchengemeinde Wartberg, Frankenplatz 29, 97877 Wertheim-Wartberg.
Um 10.30 Uhr beginnt der Festgottesdienst. OSV Dr.Martin Kares wird unsere ÖK-Orgel einspielen. Wir freuen uns auf diesen Gottesdienst. Vielleicht kommen Sie dazu?

Beachten Sie auch den Hinweis zur Orgelwoche ab dem 17.11.08 in Kieselbronn
7.11.2008, http://www.waldkircher-orgelbau.de/Index_Kieselbronn.html

 


Egel-Saal im Schlosspark Freiburg-Ebnet hat eine Orgel

Am Anfang war ein Traum. Schlossherr Nikolaus von Gayling träumte des Nachts davon, dass dem unter anderem vom Freiburger Bachchor genutzten Theodor-Egel-Saal im Ebneter Schlosspark eine Orgel gut zu Gesicht stünde. Und wie das Leben so spielt: Bald darauf kam dann realiter ein Anruf von Manfred Klimanski, dem Kanzler der Freiburger Musikhochschule, der eine Orgel anbot, die in seiner Hochschule in einem inakzeptabel kleinen Raum untergebracht war. Jetzt hat sie in Ebnet ihr Domizil gefunden. Die Orgel - das ist eine 1996 von Riegner & Friedrich gebaute zweimanualige 13-Register-Preziose. Geschaffen von einer Firma, die ja durch ein 1991 in die Martinskirche in Riegel am Kaiserstuhl geliefertes größeres Instrument einen hervorragenden Klang in der hiesigen Orgellandschaft hat. Da die einst in Bayern ansässige Erbauerwerkstatt heute nicht mehr existiert, hat der Waldkircher Orgelbauer Wolfram Stützle den Transfer der kleineren Schwester von der Hochschule in den Egel-Saal betreut und das Instrument fein der neuen Umgebung angepasst. Dass Stützle, der unlängst durch einen bemerkenswerten Neubau in Grunern auf sich aufmerksam gemacht hat, beste Arbeit geleistet hat, war bei der Präsentation in Ebnet zu hören. Die Orgel klingt in dem akustisch vorzüglichen (Holz-)Bau so, als habe sie immer schon dort gestanden. Das zeigte sich, als sie von den drei Orgelprofessoren der Hochschule am jetzigen Platz vorgeführt wurde. Helmut Deutsch gestaltete expressiv eine Muffat-Toccata, Klemens Schnorr bot sehr schön ein Händel-Konzert, und der Szathmáry-Nachfolger Martin Schmeding unterstrich mit einem Ikarus-Stück Tilo Medeks von 1975 ("Gebrochene Flügel" ) die Eignung für Neue Musik. Und interpretierte Bach. Schmeding war es auch, der das klingende Kleinod "ein wirklich fantastisches Instrument" nannte. Nun erst kann diese Orgel ihren wahren Reiz entfalten. Für jeweils, so die Vereinbarung, 25 Wochenstunden steht sie den Studierenden der Hochschule während des Semesters zur Verfügung: als Übemöglichkeit, für Unterrichtszwecke und Vortragsabende. Ein barock konzipiertes mechanisches Instrument in einer historisierenden, ungleichschwebenden Stimmung in einem Raum, in dem es seiner Qualität entsprechend zur Geltung kommen kann. Und der Witz an der Sache: In puncto Ambiente und Perspektive brauchen die hier spielenden Organisten kaum umzulernen, thront die Orgel doch auch im Egel-Saal wie in einer Kirche auf einer Empore überm Eingang. Der erfolgreich abgeschlossene Umzug von der Hochschule nach Ebnet hat die Orgelstadt Freiburg weiter aufgewertet, ihre Attraktivität gesteigert. Überdies ist es eine kulturpolitisch relevante und strategisch kluge Investition in die Zukunft: Dadurch, wie Hochschulrektor Rüdiger Nolte betonte, könne im Wettbewerb der Musikhochschulen "der Standort der Organistenausbildung in Freiburg gestärkt" werden.
Johannes Adam, 1.7.2008, BZ




Deutscher Außenwirtschaftspreis für Jäger & Brommer

 

v.l.n.r.: Wolfgang Brommer und Heinz Jäger, geschäftsführenden Inhabern der Fa. Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer; ZDH-Präsident Otto Kentzler
Foto: Jan Rathke

v.l.: Anton F.Börner Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V.; Heinz Jäger, Orgelbaumeister; Wolfgang Brommer, Orgelbaumeister; Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie; Johannes Burger, Geschäftsführer HWK Freiburg
Foto: Focke Strangmann

Mit dem Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer wurde erstmals ein Handwerksunternehmen mit dem deutschen Außenwirtschaftspreis geehrt. Der Preis richtet sich an Unternehmen aus dem Mittelstand, die sich durch ein besonders erfolgreiches grenzüberschreitendes Engagement auszeichnen. In diesem Jahr wurde der Preis auch für das Handwerk und die Ingenieurdienstleistungen geöffnet. Damit konnten sich erstmals mittelständische Unternehmen aller Branchen aus Handel, Dienstleistungen,
Handwerk und Industrie bewerben.
Das ausgezeichnete Traditionsunternehmen Jäger & Brommer fertigt seit 1988 Drehorgeln, Kirchen- und Konzertorgeln. Mit 18 Mitarbeitern übernehmen sie auch die Restauration und Wartung von Instrumenten. Sie planen ihre Instrumente eigenständig und produzieren sie gemäß den Vorstellungen und Wünschen ihrer Kunden. Durch die Verbindung von traditioneller Handwerkskunst und modernen Fertigungstechniken gelingt es ihnen "Klang-Kunst-Objekte", wie etwa eine Orgel aus Glas zu schaffen.

1996 begann das Unternehmen mit Japan auch einen ausländischen Markt in den Blick zu nehmen. Inzwischen haben sie eigene Vertretungen in Japan, Korea und China. Der Exportanteil ihres Jahresumsatzes ist auf über 50 Prozent angestiegen. Mit den USA und Südamerika haben sich die Unternehmer weitere Expansionspläne gesetzt. Die Preisträger zeichnen sich durch vorbildliche und sensible Orientierung an Markt- und Kundenbindung und professionelle Vertriebsstrategien aus. 1996
gingen Jäger & Brommer als erste Orgelbauer mit einem eigenen Internetauftritt online. Sie organisieren Konzertreisen mit ihren Instrumenten und pflegen Netzwerke und Kontakte zu Künstlern und
Musikschulen. 

6.1.2008

 

Orgelbaufirma Fischer & Krämer: Deutschlands bester Orgelbaulehrling

Vor knapp vier Jahren stand der Insolvenzverwalter auf der Matte. Heute laufen die Geschäfte wieder bei der Endinger Orgelbaufirma Fischer und Krämer. "Wenn die Auftragslage sich weiter so entwickelt" , sagt Geschäftsführer Georg Fischer, "muss ich sagen: Ich bin sehr zufrieden. So soll es weitergehen." Jetzt erhielt sein Unternehmen noch eine Bestätigung ganz anderer Art: Fischers ehemaliger Azubi Christian Schleinitz wurde zu Deutschlands bestem Lehrling in Sachen Orgel- und Harmoniumbau gekürt.

Mittlerweile hat der Schiltacher sich schon von Endingen verabschiedet — er will nach einer Weltreise das Orgelbau-Unternehmen seines Vaters übernehmen. Das ist oft so bei diesem traditionellen Handwerksberuf, bei Georg Fischer war es nicht anders: Anfang 1970 hatte sein Vater Friedrich Wilhelm gemeinsam mit Johannes Krämer bei Bad Krozingen eine Orgelbauwerkstätte ins Leben gerufen. Die Geschäfte liefen gut, bis Krämer im Jahr 2003 starb. Völlig unerwartet. Für das Unternehmen auch ein finanzielles Problem: Orgelbauer müssen für jedes Projekt in Vorleistung treten. Bei Vertragsabschluss erhalten sie zwar 30 Prozent des vereinbarten Honorars als Vorschuss, aber das deckt gerade die Materialkosten. Der Rest des Geldes wird überwiesen, sobald die Orgel über die Schwelle der Kirche getragen und akustisch auf ihre neue Heimat eingestimmt wird. Bei einem Gesamtvolumen, der auch mal bei 300 000 Euro liegen kann, eine gewaltige Belastung. Die konnte das Unternehmen irgendwann nicht mehr stemmen — und ging zum Insolvenzverwalter: Dem Freiburger Anwalt Heinz Pantaleon genannt Stemberg. Auf den ist Georg Fischer noch heute extrem gut zu sprechen. "Er hat versucht, die Arbeitsplätze zu retten, das verlangt mir sehr viel Respekt ab. Es wäre nämlich sehr viel einfacher gewesen, alles zu zerschlagen." Das Unternehmen wurde schließlich neu gegründet, aus einer offenen Handelsgesellschaft wurde eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Heute beschäftigt Fischer und Krämer 12 Mitarbeiter, in zwei Wochen wird einer davon in Rente gehen, zum Teil jedenfalls — er will noch ein bisschen weiterarbeiten. So wie Firmengründer Friedrich Wilhelm Fischer übrigens. Auch er ist immer noch regelmäßig in der Werkstatt unterwegs. Sohn Georg wollte eigentlich gar kein Orgelbauer werden sondern Energieanlagenelektroniker bei der Bahn. Die Zusage hatte er schon. Doch dann jobbte er für einige Monate im heimischen Unternehmen — und stellte fest, dass er sich das schon irgendwie vorstellen könne, so ein Leben als Orgelbauer. "Das hat mir Spaß gemacht" , erzählt der 38-Jährige heute, "der Umgang mit Holz, mit Metallen, mit den Zink-Blei-Legierungen, aus denen die Pfeifen bestehen." Und: "Ich habe mich dann auch gefragt, ob das wirklich was für mich ist — ganz oben auf Starkstromleitungen rumklettern." Heute klettert Fischer nicht auf Strommasten herum. Nur auf Kirchenorgeln — und die stehen oft genug genau am Rand der Empore. "Ab 10 Metern muss ich langsam machen" , erzählt er. "Schlimm ist es auch, wenn die Empore sehr hoch ist, dann wird die gefühlte Höhe um einiges größer — und man schaut einfach in ein schwarzes Loch. Ich merke dann immer, wo meine Grenzen sind." Die Werkstatt in Endingen ist aufgeräumt und hell, es riecht nach Lack, der Geruch erinnert an einen Modellbausatz. An den Fenstern stehen Werkbänke, auf dem Boden liegt feiner Holzstaub. Die Arbeit in der Kirche ist ein fester Bestandteil seines Jobs. Hier erhält die Orgel bei der "Intonation" ihren eigentlichen Klang — die ist nicht nur bei Neubauten nötig, sondern auch bei restaurierten Orgeln. Was es auch regelmäßig gibt, sind so genannte "Stimmtouren" — die fallen vor allem vor Weihnachten und Ostern an, wenn die Gemeinden wieder einen sauberen Klang haben wollen. Hier spürt die Firma die schlechte Finanzsituation der Kirchen. Früher waren die Intervalle, in denen eine Orgel gestimmt wurde, viel kürzer. Fischer und Krämer hat ungefähr 200 Konkurrenten in Deutschland — in der Region die Firma Hess in Malterdingen, ein Unternahmen in March-Hugstetten und gleich drei Orgelbauer in Waldkirch. Fischer ist religiös. "Man muss eine gewisse Ehrfurcht und einen gewissen Respekt haben, und man muss das Orgelbauen auch wirklich machen wollen" , sagt er und fügt hinzu, "denn wenn Sie sich für diesen Beruf entscheiden, werden Sie nicht im Geld ersticken."
Patrik Müller, 27.11.2007, www.badische-zeitung.de

 

Jürgen Braun mit Drehorgel-Konzert im Breisacher Radbrunnen

Bei dem Begriff "Drehorgel" ist man geneigt, an nostalgische Jahrmarktszenen oder belebte Fußgängerzonen zu denken. Dass sich dieses Instrument auch für abendfüllende Konzerte und ein anspruchsvolles Repertoire von klassischer bis zeitgenössischer Musik eignet, bewies Jürgen Braun kürzlich mit seinem Auftritt im Radbrunnen.

Vielen Breisachern dürfte der studierte Musikwissenschaftler und Germanist Braun durch seine 25-jährige Tätigkeit als Lehrer am Martin-Schongauer-Gymnasium bekannt sein. Angeregt durch einen französischen Drehorgelspieler fasste er schon vor etlichen Jahren den Entschluss, sich eines Tages ebenfalls mit dieser "ärmlichen Tochter der Flötenuhren" zu beschäftigen. Anfang 2007 war es soweit. Die Waldkircher Orgelbaufirma "Jäger & Brommer" stellte das nach Brauns Vorstellungen gebaute, rein mechanische Unikat fertig. Seine 56 Pfeifen ermöglichen ein erstaunlich breites Klangspektrum und lassen sich äußerst präzise ansteuern.

Im Radbrunnen zeigte sich Braun unbeeindruckt von der geringen Zahl der Besucher und führte die interessierten Zuhörer mit ansteckender Begeisterung und großer Sachkenntnis durch mehr als 200 Jahre Musikgeschichte. Vor allem bei Eric Saties Kompositionen, bei denen er die Töne der Drehorgel mit einer pointierten Rezitation der zugehörigen Kurzprosa kombinierte, entfaltete sich der ganze Zauber einer gelungenen Symbiose. Die dabei entstehenden Bilder eines bald heiratenden Wildschweins und eines Oktopus, den ein Glas Salzwasser auf andere Gedanken bringt, nachdem er über seine eigenen Füße gestolpert ist, erheiterten das beeindruckte Publikum. Dass diese Drehorgel besonders weich intoniert ist und einen respektablen kammermusikalischen Klang erzeugt, kam bei fünf Stücken von Joseph Haydn wunderbar zur Geltung. Von dem meisterlichen Komponisten sind 32 Werke für Flötenuhren überliefert, deren harmonische Klangfülle die eingeschränkten Möglichkeiten des ursprünglichen Instrumentes vollständig vergessen lassen. In zwei von Wolfgang Amadeus Mozart komponierten Deutschen Tänzen ließen sich die für eine Schlittenfahrt charakteristischen Glöckchen und ein zwitschernder Kanarienvogel hell und klar vernehmen. Werke von Jean Philippe Rameau, Paul Hindemith und Antonio Soler rundeten ein breitgefächertes, niveauvolles Konzerterlebnis ab. Alle gespielten Musikstücke hat Braun selbst für seine Drehorgel bearbeitet. Bei einem Spezialisten wurden diese Arrangements anschließend auf Papierrollen gestanzt.
bp, 12.11.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Kein alter Kasten in Tutschfelden, sondern ein historisches Kleinod

Vor 200 Jahren wurde die Orgel in der Kirche von Tutschfelden bei Orgelbaumeister Blasius Schaxel in Auftrag gegeben

Die Orgel in der evangelischen Kirche ist 200 Jahre alt. Blasius Schaxel, Orgelbaumeister aus Lothringen, ließ sich in Herbolzheim nieder und baute die kleine Orgel. Sie wurde 1807 in Auftrag gegeben und ist heute als einziges originales Schaxel-Werk noch komplett erhalten. Die Orgel, im Kirchenalltag ein Instrument, das begleitet, wurde am Sonntag zum Mittelpunkt, stellte Pfarrer Gerhard Eberle fest. Organist Dieter Uehlin hatte zum Jubiläum der Orgel ein umfangreiches Programm vorbereitet. Er stellte erst einmal den Werdegang von Blasius Schaxel vor und beantwortete die Frage, warum der Orgelbaumeister gerade in Tutschfelden eine Orgel baute. Blasius Schaxel stammte aus Lothringen. Er selbst zeichnete mit Blaise Chaxel, wie es an der Orgel in Tutschfelden noch zu lesen ist. Nach seiner Ausbildung ließ er sich 1792 in Herbolzheim nieder. Er war in die Region gekommen, um in der Kirche von Grafenhausen eine Orgel zu bauen. Nach und nach entstanden in der Region weitere Arbeiten von ihm, zum Beispiel in Nordweil und in Bleichheim. 1806 erhielt er den Auftrag für die kleine Orgel in der gerade eingeweihten und nach Plänen des Karlsruher Architekten Weinbrenner gebauten neuen Kirche in Tutschfelden. Später baute Schaxel auch Orgeln für Herbolzheim und für die Kirche in Ringsheim.
"Es ist kein alter Kasten, sondern ein historisches Kleinod" , sagte Uehlin. Tutschfeldens Orgel ist nämlich die einzige, die fast komplett die lange Zeit überlebte. Sie wurde zwar repariert, aber dank des Geldmangels der evangelischen Gemeinde Tutschfelden waren es immer nur kleine Arbeiten, die kaum etwas am Originalzustand änderten. 1991 wurde die Orgel das letzte Mal komplett überholt, und zwar von Orgelbaumeister Peter Vier. Er war zum Jubiläum nach Tutschfelden gekommen und erläuterte die verschiedenen Stimmen der kleinen Orgel, die Dieter Uehlin dann auch jeweils erklingen ließ. Die Blasius Schaxel Orgel besitzt 597 Pfeifen, von denen noch 547 Originale aus der Werkstatt von Schaxel sind. Mit neun Stimmen ist die Orgel zwar recht klein, aber sie hat dennoch einige Möglichkeiten. Gebaut wurde sie nach französischem Klangbild, hell und heiter, mit Stimmen von Flöte und Cornett. 51 Tasten hat das Manual, 15 das Pedal, letzteres für Octav- und Trompetbass.

Die rund 60 Gäste, die zur Feier der Orgel in die Kirche gekommen waren, durften das Instrument auch ausführlich besichtigen. Am frühen Abend gab es zum Abschluss noch ein kleines Konzert. Uehlin hatte sich dazu Musik ausgesucht, die von Zeitgenossen Schaxels komponiert wurde, und Jürgen Scheerer stellte die Komponisten vor, darunter so bekannte Musiker wie Beethoven, Haydn, Schubert und Carl Maria von Weber.
24.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Waldkirch ehrte den Orgelbau-Pionier Iganz Blasius Bruder

Auf den Tag genau 100 Jahre nach der ersten Rückschau Waldkircher Bürger auf die erfolgreiche Tradition des Drehorgelbaus hatten die Stadt und das Elztal-Museum jetzt zu einer Zeitreise eingeladen, die nunmehr 200 ereignisreiche Jahre umspannte.

Denn nun sind es eben zwei Jahrhunderte her, seit Ignaz Blasius Bruder seine erste Drehorgel baute und so zum Begründer dieses Handwerks in Waldkirch wurde (siehe BZ vom Donnerstag, 31. August).
In bester Feierlaune traf sich am vergangenen Freitagabend alles, was hier im Orgelbau Rang und Namen hat, dazu aber auch viele Freunde der Drehorgelmusik, vor der stimmungsvollen Kulisse des Elztal-Museums. Die Landtagsabgeordnete Marianne Wonnay war gekommen, ebenso Oberbürgermeister Marcel Bauer aus der elsässischen Partnerstadt Sélestat, Gemeinde- und Kreisräte, Ehrenbürger und Pfarrer, aber auch Nachkommen des Orgelbau-Pioniers: Lore, Marianne und Ursula Bruder. Alle wurden sie willkommen geheißen von Bürgermeister Richard Leibinger, der darauf hinwies, dass Waldkirch durch seine "Orgelwelt" in diesem Jahr zu den 365 ausgezeichneten Orten im "Land der Ideen" zählt und deswegen nochmals im Fokus des Interesses stehen wird. Wie schon anno 1906, so wurde nun zum "200-Jährigen" wieder ein Gedenkblatt geschaffen; Helmut Hummel hatte dies angeregt und Orgelbaumeister Wolfram Stützle war die Aufgabe zugefallen, das neue Gedenkblatt zu überreichen — an den Bürgermeister, an Museumsleiterin Dr. Evelyn Flögel, an seine Orgelbauerkollegen und an alle Vereine und Einrichtungen in Waldkirch, die sich um den Orgelbau und seine Traditionen kümmern. Auch alle Mitarbeiter der hiesigen Orgelbaufirmen erhalten ein solches Erínnerungsblatt. Mit "Yellow Submarine" von der "Altobella Furiosa" hatte das Programm begonnen, nun wurde es fortgesetzt mit Mozartklängel auf Piano und Drehorgel, vorgetragen von Walter und Heinz Jäger. Dabei wurde eine nagelneue Figurenorgel mit drei Schwarzwaldpärchen vorgestellt, die aus der Werkstatt Jäger & Brommer stammt. Dann lud Evelyn Flögel zu einer vergnüglichen Zeitreise mit acht Stationen mit kostbaren Kostümen aus der jeweiligen Zeit ein. Zunächst die Biedermeierzeit: Selbstbewusster waren die Menschen geworden, die Französische Revolution hatte den Gedanken der Volkssouveränität gebracht — und neue Kleiderregeln, orientiert an der höfischen Empire-Mode, vorgestellt von Katja Wintermantel und Albert Bayer. In jener Zeit schuf Ignaz Bruder die Flötenuhren und ersten (Biedermeier-) Figurenorgeln. Dann 1848: Bruder hatte nicht nur seine Kenntnisse im Orgelbau, sondern auch seine revolutionäre Gesinnung an seine Söhne Andreas und Xaver, beides "aktenkundige" Revolutionäre, weitergegeben. "Lebt der Hecker noch" ? sangen Berthold Mäntele und Jürgen Rösch. Die Großstädte wuchsen, viele Menschen verdienten mehr, Vergnügungs- und Tanzparks nahmen zu, man suchte nach "immer verfügbarer" Musik — Waldkirch hatte sie. Heinz Jäger stellte die Karussellorgel der Gebrüder Bruder von 1860 vor. Es ist die Zeit des Aufbruchs, der arrivierten Bürger: Bernadette Thol und Stefan Fleck führten sie vor. Der Prater in Wien, der Tivoli in Kopenhagen, der Lunapark in Berlin: Das gehört zur Jugendstil-Epoche, präsentiert von Ute Knoll und Michael Hiss. Schließlich das Ende der blühenden Waldkircher Musikwerke-Industrie mit der Weltwirtschaftskrise und dem Aufkommen neuer Tontechniken. Bis in den 1980er Jahren dann junge Orgelbauer an die Tradition anknüpften. Die "Altobella Furiosa" der vier Orgelbaufirmen wurde zusammen mit Otmar Alt gebaut und Tina Keller Durgo und Raphael Lüthy symbolisierten zu Musik eines von Stefan Fleck arrangierten "Abba" -Medleys die Flower-Power-Hippie-Zeit. Dann erklang noch "der Waldkircher" , Jäger & Brommers "Mitmachorgel" , die in Japan für Furore sorgte: Schlusspunkt eines ebenso schönen wie erlebnisreichen Sommerabends, bewirtet von den Orgelfreunden.
Weitere Gedenkfeiern für Ignaz Blasius Bruder fanden am selben Tag in Zell am Harmersbach und Simonswald statt, wo an Bruders ehemaligem Wohnhaus eine Gedenktafel angebracht wurde.

Eberhard Weiß , 2.9.2006, www.badische-zeitung.de

 

Orgelbaupionier Bruder tüftelte 30 Jahre lang in Simonswald

Schon lange hat man sich im Simonwäldertal die Frage gestellt, ob sich nicht auch hier noch irgendwo eine alte Drehorgel befindet, die noch von Ignaz Blasius Bruder oder dessen Nachkommen angefertigt worden ist. Ausgerechnet im Waldkircher "Bruder-Jubiläumsjahr" ist man fündig geworden.


Durch Zufall entdeckte Heimatforscher Hans-Jürgen Wehrle in alten Akten, dass "Ochsen" -Wirt Emil Messmer 1867 eine Drehorgel bei Bruder gekauft hatte und nach langem Suchen fand sich die besagte Orgel bei dessen Nachkommen Emil Schultis. Sie ist noch im Originalzustand und wurde anno 1860 gefertigt. Leider wurde sie immer an Fasnacht gespielt und hat darunter sehr gelitten. Sie soll in nächster Zeit restauriert werden. Wenn dieses Jahr "200 Jahre Drehorgelbau Ignaz Blasius Bruder" gefeiert wird, ist dies auch Anlass, das Leben und Wirken dieses Mannes in Simonswald zu durchleuchten, denn dort verbrachte er einen großen Teil seines Lebens.
1780 in Zell am Harmersbach als Sohn armer Eltern geboren, begann Ignaz Blasius Bruder seine Lehre als Maurer und wurde 1798 als Maurer-Junggeselle freigesprochen. Danach ging´ s auf Wanderschaft nach Frankreich. Dort entdeckte er die Liebe zur Drehorgel; die Kunst, solche Orgeln zu bauen, wollte er lernen. Da damals schon bekannt war, dass im Schwarzwald Spieluhren angefertigt werden, wählte er Simonswald als neue Arbeitsstelle. Mit ihm ließen sich im Ort nieder der aus dem Elsass stammende Michael Urich, "Liremichel" genannt ("Lire" = alemannisches Wort für Leierkasten) sowie der Maurergeselle Josef Scheer, ein Vagabund. Weiterhin kamen Weber aus Zell ins Tal, denn Simonswald hatte damals nicht weniger als 49 Webstühle, die meist von fremden Webergesellen bedient wurden. Ignaz Bruder bezog 1804 eine Wohnung bei Maurer Michael Scherzinger, wo er im Sommer als Geselle arbeitete. Seine Kenntnisse als Drehorgel- und Spieluhrenbauer erweiterte er bei den Patres Eberhard und Kammerer in St. Märgen. Was für die damaligen Verhältnisse im Tal fast unvorstellbar war: Bruder war als "Fremder" gleich anerkannt und angesehen. Er galt in der Gemeinde als Taglöhner und Uhrenmacher und entrichtete ein Monatsgeld von drei Gulden Steuern. Ab 1816 weisen ihn die Steuerbücher als "Spieluhrenmacher" aus.
Sicher war es verlockend, zuzusehen, wenn Ignaz in seiner Werkstatt in Gegenwart einiger Vögel an seinen "Serinetten" arbeitete. Dies bewegte die junge Anne-Marie Siffert, immer an den Winterabenden zu ihm in seine Wohnung zu kommen. Sie war begeistert über seine Künste als Flötenuhrenmacher. Meist schickte er das Mädchen nach einer Stunde mit der Begründung wieder heim, sie störe ihn nur. Trotzdem war er begeistert vom ihr und heiratete 1807 die 19-jährige Schuhmacherstochter. Sie schenkte ihm 15 Kinder. Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit erreichten nur sieben davon das Erwachsenenalter. Seine Frau starb 44-jährig im Jahre 1832. Sie wurde besonders von den Ortsarmen sehr beweint, da sie eine große Wohltäterin war.

Bruder hat sich durch seinen Fleiß Reichtum erworben. 1816 erbaute er an der Landstraße ein Zweifamilienhaus (heute Blechnerei Kaltenbach) und kaufte Feld vom Pfaffbauern dazu. Wenn man bedenkt, dass 1816 im ganzen Schwarzwald Armut und Hungersnot herrschte — eine wahre Leistung für Bruder. Seine Orgeln verkaufte er meist ins Elsass, aber auch nach "Innerfrankreich" . Es waren Vogel- und Flötenuhren und Drehorgeln. Besonders waren die "Serinetten" begehrt, sie waren 30 Zentimeter hoch. Die Vögel dazu wurden im Tal eingefangen, es waren "Krametsvögel" (Spatzen). Warenzulieferer waren Uhrenmacher aus Gütenbach und Neukirch sowie Uhrenhändler, die Böhmen und Ungarn bereist hatten. Bruders Geschäft blühte von Jahr zu Jahr mehr, er kaufte noch zwei Häuser und die Spieluhrenfabrik des Johann Fischer (heute Gerberei Fehrenbach). Die Fabrik übergab er 1826 an seinen Sohn Andreas. 1834 verließ die Familie Bruder Simonswald und zog nach Waldkirch, weil sich dort bessere Möglichkeiten boten. Somit verbrachte Ignaz Blasius Bruder die meiste Zeit seines Lebens in Simonswald, was Orgelfreunde und Gemeine zum Anlass nehmen, diesen Künstler und Orgelbauer mit der Enthüllung einer Gedenktafel zu ehren (morgen, Freitag, 1. September 2006, 17 Uhr, mit kleinem Festakt in der Ölmühle). Wie sehr Ignaz Blasius Bruder mit Simonswald verbunden war, das zeigt auch seine Kleidung. Er trug die Simonswälder Tracht, ebenso seine Frau, wie ein Porträt von Lukas Kirner aus dem Jahre 1827 zeigt. Ignaz Bruder zeichnete sich auch verantwortlich für die Reparaturen an der Kirchenorgel sowie für die Wartung der Turmuhr in Untersimonswald.

Alles von Hans-Jürgen Wehrle vom 30.8.2006 bitte auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

Ein Stadtrundgang durch Waldkirch auf Orgelbauerspuren

Ignaz Blasius Bruder baute vor 200 Jahren seine erste Drehorgel / Viele Häuser in Waldkirch haben Orgelgeschichte, auch wenn man es ihnen nicht immer ansieht

Waldkirch ist einer der “365 Orte im Land der Ideen” . Der Stadt mit ihrer Orgelwelt wurde mit Blick auf ihre 200-jährige Orgelbautradition ein Zuschlag im Rahmen der bundesweiten Kampagne “Deutschland — Land der Ideen” erteilt. Auf dem Höhepunkt des Orgelbaus verschickten Waldkircher Firmen ihre Produkte in alle Welt. “Made in Waldkirch” wurde zu einem international anerkannten Gütesiegel. Dies ist nicht zuletzt auf die hervorragende Arbeit des Ignaz Blasius Bruder zurückzuführen, der 1834 das Orgelhandwerk, das sich in Waldkirch bereits 1799 mit dem Kirchenorgelbauer Mathias Martin angesiedelt hatte, weiter entwickelte und verfeinerte. Seine erste Orgel baute Bruder schon im Jahre 1806 in Simonswald, wo er als Spieluhrenbauer tätig war. Genau zwei Jahrhunderte später feiert die Stadt Waldkirch nun dieses besondere Jubiläum mit verschiedenen Sonderveranstaltungen. Auf dem Programm stehen Konzerte, Themenabende, Vorträge sowie Ausstellungen zum Thema “Drehorgelbau Ignaz Blasius Bruder”. Besonders sehenswert ist dabei die Sonderausstellung “Ignaz Blasius Bruder — Ein Herz für mechanische Musikautomaten” (bis 9. Juli), die das Elztalmuseum in Kooperation mit der Waldkircher Orgelstiftung organisiert hat. Die Ausstellung versucht, den Besuchern Ignaz Blasius Bruder besonders auch als Menschen und faszinierende Persönlichkeit näher zu bringen.

Noch heute kann man in Waldkirch auf Spuren der Familie Bruder stoßen. Viele der ehemaligen Orgelmanufakturen, in denen Ignaz Bruder oder einer seiner zahlreichen Nachkommen arbeiteten, stehen heute noch, auch wenn sich die Nutzung inzwischen geändert hat. Andere Werkstätten dagegen existieren gar nicht mehr und wurden durch Neubauten ersetzt. Wer aber mit offenen Augen durch die Stadt zieht, kann manche Entdeckung machen. Die Grafik kann hier eine Orientierungshilfe bei der Wanderung auf den Spuren der Bruder-Dynastie sein. Sie zeigt die Orte, wo die Orgelbauer Waldkirchs in den letzten zwei Jahrhunderten — angefangen bei Ignaz Bruders erster Wohn- und Werkstätte in der Kandelstraße — ihrem Handwerk nachgingen und von dort aus ihre Kunstwerke in die ganz Welt verkauften. Bereits vor dem Umzug Ignaz Blasius Bruders von Simonswald nach Waldkirch gab es in der Kandelstadt eine Orgelbauwerkstatt: die des Kirchenorgelbauers Mathias Martin u. Söhne (1799-1837 in der Lange Straße 88, gegenüber des Gasthofes “Zum Kreuz” ). Das Gebäude in der Kandelstraße 10 (ehemaliges Forstamtshaus/Kanonikatshaus) wurde 1834 von Ignaz Bruder erworben, als sich dieser als Waldkircher Bürger einkaufte. Nur wenig später errichtete Bruder neben seinem Wohnhaus eine Werkstatt. Diese Gebäude wurden bis 1843 von Ignaz Blasius Bruder genutzt, danach nahm er seinen Alterssitz in der Kirchstraße 9 (heutiges Gasthaus “Zum Schwarzenberg” ). Bei dem Versuch, auch noch in die Fertigung von Leinenspinnereimaschinen einzusteigen, verschuldete sich Ignaz Bruder aber plötzlich so sehr, dass die Fabrik in Konkurs ging. Sein Wohnhaus in der Kirchstraße ging zwar noch an seinen Sohn Ignaz über, fiel aber 1847 an den Erbauer zurück. Fünf Söhne von Ignaz Bruder steigen ebenfalls in den Orgelbau ein:  Xaver Bruder heiratete zunächst in Simonswald und kam 1834, im selben Jahr wie sein Vater nach Waldkirch, wo er das Wohnhaus in der Dettenbachstraße 10 erwarb (“Kyffelburg” ) und später ein weiteres Haus in der Propsteistraße. Andreas Bruder, der erst 1841 nach Waldkirch kam, war in der Orgelbauwerkstatt seines Vaters in der Kandelstraße (1843-1859) tätig. 1859 übernahm sein Sohn Franz Josef die Orgelwerkstatt, später dessen Sohn Franz Richard und schließlich Alfred Viktor (bis 1937 in der Kandelstraße 10). Zwischendurch wurde die Werkstatt von 1912 bis 1917 von “Limonaire Frères” genutzt (siehe auch im Text weiter hinten).

Ignaz Bruders Sohn Wilhelm kaufte 1841 ein Haus in der heutigen Adenauerstraße (Nummer 11): Auch er hatte sich dem Orgelbau verschrieben und leitete bis 1864 eine eigene Werkstatt, die er seinem Sohn Franz Sales vererbte. Karl Bruder versuchte sich ebenfalls im Orgelbau und kaufte 1846 ein neuerbautes Wohnhaus in der heutigen Friedhofstraße 9. 1847 zog er aber mit seiner Frau nach St. Petersburg und wurde am Hof des Zaren “Hofuhrenaufzieher”. Ignaz Bruder junior siedelte sich in der Propsteistraße 1 an (was er 1861 von seinem Bruder Xaver kaufte). Wohl schon 1860 taten sich Wilhelm Bruder, Ignaz Bruder jun. und Franz Joseph Bruder (Sohn von Andreas) in der Firma “Gebrüder Bruder” zusammen, die 1864 offiziell gegründet wurde und dann bis 1937 in der Goethestraße 1 bestand. Die hier gebauten Orgeln wurden von Jahr zu Jahr größer und interessanter und wurden in großer Zahl exportiert. Zum aktivsten Zeitpunkt hatten die “Gebrüder Bruder” 35 Mitarbeiter (1913).

Die Orgelbaufirma “Wilhelm Bruder Söhne” — gegründet von Wilhelm Bruders Söhnen Karl Wilhelm und Friedrich Arnold — siedelte sich 1872 in der Lange Straße 19 an, wo bis 1890 Orgeln gefertigt wurden, bis die Brüder in der Freiburger Straße 6 ein neues Anwesen erwarben. Hier bestand die Firma bis 1941. Die Söhne von Ignaz Bruder jun. — Ignaz August und Max — machten sich mit der Firma “Ignaz Bruder Söhne” in der Propsteistraße 1 selbstständig.
Aber auch weitere Orgelbaufirmen zog es nach Waldkirch. Bereits 1841 gründete Andreas Ruth die Firma “A. Ruth & Sohn” , die zunächst Dreh- und Rückenklaviere in Waldkirch herstellte. 1875 übernahm sein Sohn Adolf in der Turmstraße den Betrieb, den er hier bis 1885 fortführte. Danach bestand der Betrieb unter seiner und später seines Sohnes Adolf Leitung bis 1938 am Kastelberg 3 fortführte.

Das Orgelbauunternehmen “Gavioli & Co.” ließ sich von 1896 bis 1908 in der Lange Straße 46 nieder: Eine unschöne Geschichte für die Familie Bruder, mietete doch Richard Bruder für den größten Konkurrenten des Waldkircher Orgelbaus einen Raum im Gasthaus “Rebstock” an und wurde dafür Direktor bei Gavioli. Nach etwas mehr als einem Jahrzehnt, 1908, war der wirtschaftliche Niedergang besiegelt und das Unternehmen ging an “Limonaire Frères” über.

Das eigentlich aus Paris stammende Orgelbauunternehmen “Limonaire Frères” baute dann noch bis 1912 in den Werkstätten in der Lange Straße 46 Orgeln, ehe sie in größere Räume in der Kandelstraße 10, also in das Haus, in dem schon Ignaz Bruder senior gewirkt hatte, wechselte. Anfang des 20. Jahrhunderts stand es aber auch hier nicht zum Besten. Der Schließung aufgrund schlechter wirtschaftlicher Situation kam 1917 die Beschlagnahme durch den Staat (Erster Weltkrieg: “Feindesbesitz” ) zuvor. Das Haus fiel zwar später wieder an Limonaire Frères, aber diese verkauften das Gebäude 1926 an Alfred Bruder. Die Orchestrionfabrik Gebrüder Weber hatte eine bedeutend längere Tradition in Waldkirch: Sie bestand 1883 bis 1971 in der Lange Straße 104 und danach bis 1931 in der Bismarckstraße 3. Dann musste leider auch diese Firma Konkurs anmelden. Der Kirchenorgelbauer Anton Kiene ließ sich 1887 in der Lange Straße 77 nieder und kaufte bald darauf das Grundstück Freiburger Straße 7 (“Kreuzgarten” ). 1908 starb Anton Kiene; sein Sohn Rudolph übernahm die Firma. 1967 schloss dieses Unternehmen seine Tore.
Ebenfalls nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte die Orgelbauwerkstätte Carl Frei senior in der Lange Straße 46 (bis 1951). Frei hatte zunächst bei “Wilhelm Bruder Söhne” und “Gavioli” sein Handwerk gelernt und führte sein Geschäft vor dem ersten Weltkrieg unter anderem in Belgien und den Niederlanden — wo ihm sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg die Firma beschlagnahmt wurde. Zusammen mit seinem Sohn Carl Frei junior baute er schließlich in Waldkirch eine Orgelwerkstatt auf, welche ab 1958/59 in der Kandelstraße 40 zu finden war (bis circa 1990).
Heute befinden sich in Waldkirch wieder mehrere Werkstätten, in denen Orgelbauer tätig sind: “Paul Fleck Söhne” (Spezialwerkstätte für Restaurierungen) am Bahnhofsplatz 5 A, der Orgelbaubetrieb “Jäger & Brommer” am Gewerbekanal 5, die Orgelwerkstätte Reiner Pitt (ebenfalls Gewerbekanal 5), die Werkstätte für Orgelbau Wolfram Stützle in der Schillerstraße 2 sowie das Werkhaus von Achim Schneider im Runzweg 2.

Lesetipp: Valesca Heizmann, “Die Orgelbauerfamilie Bruder” , herausgegeben von der Waldkircher Orgelstiftung, sowie weitere Waldkircher Orgelbauliteratur.


Exkursion: Ende Januar zog er als Mozart durch die Straßen Waldkirchs und erinnerte an den 250. Geburtstag des großen Komponisten: Dabei erinnerte Michael Hiss gleichzeitig an den Drehorgelbauer Ignaz Blasius Bruder, schließlich komponierte Mozart auch für Drehorgeln. Am Samstag, 10. Juni, 14 Uhr, wandelt der Orgelbauer Michael Hiss “Auf den Spuren Ignaz Blasius Bruders” . Vielfältig hat Bruder und seine Nachfahren Spuren der großen Schaffenskraft hinterlassen, die heute noch in Waldkirch zu sehen sind. So erinnert eine Tafel oder eine schmiedeeiserne Türfassung in der Kandelstraße an das frühere Forstamtshaus, das Bruder 1834 erworben hat. Solche und andere Gebäude und Orte wird Michael Hiss, ausgehend vom Elztalmuseum, in der etwa eineinhalbstündigen Exkursion aufsuchen.
“Musikfest Open Air” heißt es am 18. Juni um 15 Uhr. Dabei wird Orgelbauer Stefan Fleck vor dem Elztalmuseum in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Orgelkenner Jan van Dinteren beispielsweise mit der größten spielbereiten und neu restaurierten Konzertorgel von Waldkirch spielen.
Die Sonderausstellung “Ein Herz für mechanische Musikautomaten” ist im Elztalmuseum Waldkirch noch bis zum 9. Juli zu sehen (Dienstag bis Samstag von 15 bis 17 Uhr, Sonntag von 11 bis 17 Uhr).
Infos zum Festjahr “200 Jahre Drehorgelbau” stehen auch im Internet unter
www.stadt-waldkirch.de

Badische Zeitung Freiburg
Kompletten Beitrag von Simon Staib, Thomas Winkelmann und Sylvia Timm vom 8.6.2006
bitte
auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Ausstellung “Ignaz Blasius Bruder - 200 Jahre Drehorgelbau” in Waldkirch

Unter den Bildern des Ehepaars Ignaz Blasius und Anna Bruder (geborene Sieffert), gemalt 1827 von Lukas Kirner aus Furtwangen, liegt im Elztal-Museum in Waldkirch ein großer Folienband: “Handbuch der Orgelbaukunst” ist seine erste Seite überschrieben. Ein wirkliches “Handbuch” , ist es doch mit Tinte und Feder geschrieben von “Ignatz Bruder Spieluhrenmacher in Simonswald am 1. Nofember 1829”.

Zu dieser Zeit war Ignaz Blasius Bruder schon ein erfolgreicher “Spieluhrenmacher” , der neben Flötenuhren und Figurenautomaten auch Drehorgeln fertigte. 1806 hatte er, der Autodidakt aus Zell am Harmersbach, seine erste “spielbare” Drehorgel gebaut. Durch seine Kreativität, verbunden mit großem handwerklichen Geschick, avancierte Ignaz Blasius Bruder in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Drehorgelbauer. 1834 kaufte er sich in das Bürgerrecht von Waldkirch ein und erwarb das “Kanonikatshaus” , der, wie eine Tafel an dem Haus in der Kandelstraße ausweist, “ehemalige Wohnsitz der zum Chorherrenstift St. Margarethen gehörenden Mitglieder (Kanoniker) des Stiftskapitels” .
Von der Erfolgsgeschichte von Ignatz Blasius Bruder, seiner Nachkommenschaft, aber auch von “200 Jahren mechanische Musikautomaten” berichtet eine Sonderausstellung im Elztalmuseum vom 29. April bis 9. Juli. Dabei werden, wie Dr. Evelyn Flögel, die Leiterin des Museums dieser Tage in einem Pressegespräch mitteilte, “die interessantesten Ignaz-Bruder-Instrumente in einer einmaligen Zusammenschau gezeigt werden, um ihm über sein Handwerk, die Musik und seinen schriftlichen Nachlass näher zu kommen. Fakten unter neuen Blickwinkeln zu beleuchten. Mit Fachleuten das eine oder andere Mosaiksteinchen zu diskutieren, um das Profil dieses Mannes prägnant zu zeichnen” .

Auch Objekte und Dokumente aus Privathand, die bisher nicht zu sehen waren, werden gezeigt. Aus der Frühzeit des Waldkircher Orgelbaus sind in der Sonderausstellung wertvolle Instrumente zu sehen, die dem Museums für diese Sonderausstellung überlassen wurden. So sind beispielsweise Exponate dabei aus dem schweizerischen Museum für Musikautomaten in Seewen, dem Deutschen Musikautomaten Museum im Schloss Bruchsal, aber auch aus dem Elztalmuseum selbst, aus Beständen der Waldkircher Orgelstiftung oder klangvolle und schöne Drehorgeln aus Waldkircher Privatbesitz, wie die Ignaz Blasius Bruder-Orgel von 1838, die Josef E. Reich gehört. Präsent sein werden aber auch frühe Instrumente seiner vom Vater gut ausgebildeten und motivierten Söhne, die dessen Erbe weiterentwickelten.

Info: Die Sonderausstellung “Ignaz Blasius Bruder - 200 Jahre Orgelbau” im Elztalmuseum Waldkirch ist vom 29. April bis 9. Juli. Die offizielle Eröffnung ist am Samstag, 29. April, 17 Uhr. Für Informationen zur Ausstellung und dem Bruder-Festjahr steht die Tourist-Information Waldkirch, 07681/ 19433, zur Verfügung. E-Mail: info@zweitaelerland.de  und im Internet unter http://www.stadt-waldkirch.de oder ganz speziell unter
www.orgelwelt-waldkirch.de

Badische Zeitung Freiburg
Eberhard Weiß, 25.4.2006 auf www.badische-zeitung.de


 

Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer

Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer
Gewerbekanal 3, 79183 Waldkirch, Tel. 07681/3927
Inhaber: OBM Heinz Jäger & OBM Wolfgang Brommer
www.waldkircher-orgelbau.de
www.jaegerbrommer.de

www.orgel-freiburg.de
www.orgel.cn

Orgel von Waldkirch nach Japan und Taiwan >Orgel (7.11.2008)
Deutscher Außenwirtschaftspreis für Jäger & Brommer >Orgel (6.1.2008)

 

 

Links

www.elztalmuseum.de
Elztalmuseum: Regionalgeschichte und Orgelbau

www.fleck-orgelbau.de
Fleck Orgelbau: Neuer Glanz für alte Instrumente

www.jaegerBrommer.der
Jäger & Brommer - die ganze Welt des Orgelbaus

www.stuetzle.de
Stützle - Handwerklicher Orgelbau seit 1781

www.waldkircher-Orgelstiftung.de
Über 200 Jahre Waldkircher Orgelbau

http://www.orgel-merdingen.de/
neue Jäger & Brommer Orgel in St. Remigius in Merdingen.

http://www.waldkircher-orgelbau.de


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