Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest

   
Pumpspeicherwerk Atdorf
im Hotzenwald zwischen Herrischried und Rickenbach

         

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Atdorf, Pumpspeicherwerk, Schluchseewerk AG,

 

 Pumpspeicherkraftwerk Atdorf:
  8 km Wasserstollen
  zwischen den beiden neuen Stauseen
  Hornbergbecken II und Haselbecken

 

  Grafik: Schluchseewerk AG

Geplantes Haselbachbecken bei Wehr - Fotomontage Schluchseewerke

Blick nach Norden (Flieger über Altenschwand) über das neue Atdorfer Becken zum alten Hornberger Becken: Atdorf links unten, Hornberg Mitte links, Herrischried Mitte rechts, Obergebisbach unten rechts. Ganz oben links Gersbach

 Blick nach Süden: Geplantes Haselbachbecken bei Wehr - Fotomontagen Schluchseewerke

Blick nach Norden über das Unterbecken bei Bad Säckingen hoch zum Oberbecken bei Atdorf im Hotzenwald -
Montage: Schluchseewerk
 

Blick nach Norden (Flieger über Altenschwand) über das neue Atdorfer Becken zum alten Hornberger Becken: Atdorf links unten, Hornberg Mitte links, Herrischried Mitte rechts, Obergebisbach unten rechts. Ganz oben links Gersbach
 
 

Der Streit um Atdorf – Gut, dass wir geredet haben

Genau hier liegt ja die Legitimität des Protests gegen das Großkraftwerk – darin, dass zur Energieversorgung einer großen Mehrheit von Nutznießern einer kleinen Minderheit von Einheimischen abverlangt wird, einen Teil ihrer heimatlichen Landschaft zu opfern.
Kompletten Kommentar von Stefan Hupka vom 10.11.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/meinung/kommentare/leitartikel-gut-dass-wir-geredet-haben

Der Runde Tisch hat sich nicht gelohnt
Herr Hupka begründet seine Meinung, dass der Runde Tisch in Atdorf keine Zeit- und Geldverschwendung sei, mit dem Argument, man habe über einen Lastenausgleich verhandelt. Allerdings stellt er zuvor richtig fest, dass nach "fünf Monaten und Hunderttausenden von Euros" kein Ergebnis oder eine Einigung erzielt wurde. Das meiner Meinung nach sehr sinnvolle Projekt wurde nur verzögert. Die Kritiker haben nichts erreicht, bloß den Ausbau der erneuerbaren Energien, die ja unsere Zukunft darstellen, ausgebremst. Deshalb kann ich Herrn Hupka keinesfalls zustimmen, ich finde nicht, dass der Runde Tisch in Atdorf sich gelohnt hat und auch nicht, dass es "gut war, dass wir geredet haben.
23.11.2011, Mario Eckert, Emmendingen, Schüler des Technischen Gymnasiums, Profilfach Umweltechnik

Wir müssen bereit sein, einen Preis dafür zu bezahlen
Eine Tatsache ist, dass elektrischer Strom nicht speicherbar ist , er muss im Zeitpunkt des Bedarfs erzeugt werden. Der Verbraucher bestimmt also ohne Vorankündigung die zu erzeugende Energiemenge. Die Stromversorgungsunternehmen müssen sicherstellen, dass keine Unterbrechung der Stromversorgung eintritt. Dies gilt insbesondere bei schwankenden Erzeugungsmöglichkeiten und für die völlig unterschiedlichen Verbrauchsanforderungen. Wenn der Anteil der regenerativen Energien, wie vorgesehen, erheblich gesteigert werden soll, wird der regulierende Einsatz der Pumpspeicherwerke notwendiger denn je. Die Region Südschwarzwald eignet sich wegen der günstigen Standortgegebenheiten für den Bau solcher Anlagen besonders gut. Infolge der unterirdisch liegenden Schwerpunkte solcher Kavernenkraftwerke bleiben die Auswirkungen nach der Bauzeit in der Natur gering. Die allenfalls ästhetischen Beeinträchtigungen für die Bevölkerung durch die Wasserspiegelschwankungen stehen in keinem Verhältnis zur Bedeutung einer gesicherten Stromversorgung. Dass eine harmonische Einfügung der Becken (mit bewachsenen Böschungen) in das Landschaftsbild möglich ist, zeigen die bestehenden Anlagen. Diese in unserem Land sehr günstigen Bedingungen zu nutzen, um die Veredelung nicht gesicherter in gesicherte Energie zu ermöglichen, gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Wir müssen bereit sein, diesen Preis zu bezahlen. Eine weitere Tatsache ist, dass wir von unserem Land leben müssen. Auch über den Umweg der industriellen Nutzung ändert sich nichts an dieser Tatsache. Wir leben von der Grundlage Natur, können aber nur über die Kultur von der Natur leben.
23.11.2011, Jörg Turtur, Freiburg


 

Offener Brief der Hotzenwald-Grünen an MP Kretschmann

Lieber Winfried, liebe Abgeordnete im Landtag,
zu Recht fordert unsere neue grün-rote Landesregierung für Baden-Württemberg einen neuen Politikstil: Regieren auf Augenhöhe, Politik des Gehörtwerdens sollen Grundlagen des Handelns werden. Unsere Geschichte zeigt, der Erfolg der Grünen kommt aus ihrer Basisarbeit vor Ort. Unsere Erfahrung von Stuttgart 21 lehrt, die Zeiten sind vorbei, an denen am Volk vorbei regiert werden kann. Winfried Kretschmann nahm sich im Juni 2010 mit vier weiteren Landtagskollegen immerhin einen Tag Zeit, um sich unsere Sicht der Dinge anzuhören. Im Gegensatz zu unserem neuen Umweltminister, der bei dem Treffen ein demonstratives Desinteresse zeigte. Wenn nun Staatsrätin Erler und Minister Untersteller unserer Sicht zum Pumpspeicher Atdorf von vornherein widersprechen und Urteile fällen, ohne den Kontakt vor Ort gesucht zu haben, ist das nicht nur schlechter Stil. Sie bieten uns auch ein Lehrstück in Herrschaftsverhalten: Obwohl beim letzten Runden Tisch am 20.9.2011 die geladenen Experten den Standpunkt der Atdorfgegner bestätigten, erklärte Minister Untersteller der Presse in bester "Basta"-Manier, dass dem Bau des PSW nichts mehr im Wege steht. Nicht nur entsetzt uns, dass er wohl nicht zugehört hat, sondern auch die Anmaßung dem gerade begonnenen Runden Tisch ein Ergebnis diktieren zu wollen. Wenn Minister Untersteller formuliert, dass nun nicht mehr über das Ob, sondern über das Wie diskutiert werden muss, wird der Tisch zur Alibiveranstaltung. Der Bau ist noch lange nicht genehmigt! Und wir sehen bisher keinen Grund, unsere Meinung zu ändern. WIR setzen auf die Kraft der Argumente. Ausdrücklich loben wir die Arbeit der BI, des BUND und unserer Kreisvorsitzenden Ruth Cremer-Ricken. Wir stehen weiterhin voll hinter ihnen!!! Die Grünen auf dem Hotzenwald gibt es seit 30 Jahren. Ihre Entstehung basiert neben Basisdemokratie und Gewaltfreiheit auf dem Kampf gegen den Ausverkauf unserer natürlichen Lebensgrundlagen und unserer schönen Landschaft. Diese war bedroht durch Pläne der Schluchseewerke (Schluwe) mit 3 Speicherbecken (Eggberg sowie Hornberg I und II) und einem großen Pumpspeicherstausee (Lindau) als Ausgleich für AKWs (Leibstadt/CH, Gösgen/CH, Kaiseraugst/CH, Wyhl, Schwörstadt). Die meisten dieser Projekte wurden dank des Widerstandes der Bevölkerung nicht realisiert. Trotz gegenteiliger Aussagen von Betreibern und Politikern war die Energieversorgung auch ohne die verhinderten Projekte immer sichergestellt. Der Einsatz für die „Bewahrung der Schöpfung“ brachte den Grünen dauerhaft Sitze im Gemeinderat von Herrischried und Rickenbach.
Im Oktober 2008 zogen die Schluwe ihre alten Pläne wieder aus der Schublade. Wir Grüne im Hotzenwald setzten uns darauf hin mit der neuen Argumentation bezüglich Speicherbedarf für erneuerbare Energien intensiv auseinander. Ergebnis: Nett zu haben aber nicht zwingend notwendig; bei gleichzeitiger, endgültiger, großflächiger Zerstörung eines Berges und eines Tales. Ein Rückbau der Betonbecken ist nicht möglich !!!! Die Beiträge der Experten beim letzten Runden Tisch am 20.9.2011 haben uns bestätigt: Es gibt keine Notwendigkeit des geplanten Pumpspeichers Atdorf. Zudem konnten wir im Laufe der Jahrzehnte immer wieder die Erfahrung machen, wie innovativ sich technische Entwicklung steigert, wenn Mangel vorhanden ist. Not macht erfinderisch. Die Experten mahnten außerdem ein umfassendes Energiekonzept an, BEVOR solche großen Bauten genehmigt werden. Ohne Konzept ist nicht zu sehen was in Zukunft Sinn macht. Das ignoriert unser Minister ebenfalls. Angesichts der unumkehrbaren Landschaftszerstörung am Abhau und im Haselbachtal kämpfen wir wieder für den Erhalt der Landschaft, der Quellen und der Trinkwasserversorgung. Viele Grüne vor Ort sind darum aktive Mitglieder der BI für den Erhalt des Abhaus und des Haselbachtales.
Mit grünen Grüßen, aus noch grüner Landschaft
29.9.2011,
Die Grünen - Ortsverband Hotzenwald
Iris  Wallaschek, Giersbach 1, Tel  07764-6259,
79737 Herrischried
www.gruene-wt.de   ,  kv.waldshut@gruene.de

Umweltminister Untersteller: Ja zum Pumpspeicher am Hochrhein

Das Pumpspeicherwerk mit seinen beiden Becken im Hotzenwald und am Hochrhein soll kommen – die Frage ist nur, in welcher Form. Diese Linie vertritt der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller
Alles vom 21.9.2011 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/umweltminister-untersteller-ja-zum-pumpspeicher-am-hochrhein


Projekt Atdorf: Ab wann sind zusätzliche Speicher erforderlich?

Eine Stellungnahme des Schwarzwaldvereins zum Projekt Pumpspeicherwerk Atdorf

Zwei Seen in idyllischer Landschaft. Von Wäldern umsäumt. Dazu die Nutzung der Wasserkraft. Sauber und kraftvoll. So präsentierte die Schluchseewerk AG 2008 die Pläne für den Bau eines weiteren Pumpspeicherwerks im Südschwarzwald. Mit Pumpspeichern kennt sich die Schluchseewerk AG aus. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts stieg die Zahl großer Kohlekraftwerke. Die trägen Kraftwerke konnten sich nur schwer an den Stromverbrauch anpassen. Gerade nachts gab es Strom im Überfluss. Als Ausgleich wurde Ende der 1920er Jahre der Schluchsee – Namensgeber der Schluchseewerk AG – zu einem Pumpspeicher umgebaut. Damit konnte Nachtstrom zu so genanntem Spitzenstrom veredelt werden. Ein gutes Geschäft. Das Anbrechen des Atomzeitalters erhöhte den Bedarf ausgleichender Pumpspeicher zusätzlich und führte in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zum Bau weiterer Pumpspeicher im Südschwarzwald. Auch die Pläne für das Projekt Atdorf stammen aus der Zeit.

Damals wurde der Bau nach erheblichen Widerständen aus der Bevölkerung auf Eis gelegt. Das AKW Wyhl wurde nicht gebaut. Flexible Gaskraftwerke machten weitere Speicher überflüssig. Ende der 1990er Jahre wurden Pumpspeicher wieder interessant. Durch die Liberalisierung des Strommarkts kann der Strom heute an einer Strom-Börse gehandelt werden. Zur Mittagszeit kann der Strompreis um ein Vielfaches über dem der vorhergehenden Nacht liegen. Der Strommarkt hat eine neue Dynamik. Was den Betreibern flexibler Kraftwerke neue Märkte erschloss, machte den Grundlastkraftwerken das Leben schwer. Die Möglichkeit, den Grundlaststrom via Pumpspeicher flexibel „zu machen", ist für die Betreiber der Kohle- und Atomkraftwerke eine feine Sache.
Schwieriger ist dagegen der Umgang mit den erneuerbaren Energien. Schon heute kann unser Strombedarf zeitweise durch die Erneuerbaren gedeckt werden. Tendenz steigend. Da Ökostrom im Stromnetz Vorfahrt hat, können Stromüberschüsse entstehen, weil Grundlastkraftwerke nicht einfach aus und wieder eingeschaltet werden können. Zudem haben die Stromkonzerne kein Interesse daran, weniger Strom aus den lukrativen Kraftwerken ins Netz abzugeben. Einfach weiter laufen lassen geht aber nicht. Es darf nur so viel Strom produziert werden, wie auch verbraucht wird. Es sei denn, man kann den Strom speichern. Die Stromkonzerne benötigen Speicherkapazitäten für den wirtschaftlichen Betrieb der Grundlastkraftwerke. Die Aussage, man brauche Stromspeicher „aufgrund" der erneuerbaren Energien, stimmt. Die Aussage, man brauche Speicher „für" die erneuerbaren Energien, stimmt nicht. Noch nicht. Eine eigens für den geplanten Pumpspeicher Atdorf erstellte Studie hat ergeben, dass der Speicher ab 2030 mit einem Prozent seiner Arbeit zur Speicherung erneuerbarer Energie beitragen könnte, die sonst verloren ginge. Wer würde die anderen 99 Prozent nutzen?

Es entsteht ein Interessenkonflikt. Ohne Zweifel können Speicher den erneuerbaren Energien dienen, indem sie das schwankende Angebot unserem Bedarf anpassen. Sie können auf der anderen Seite auch den Kohle- und Atomkraftwerken für einen wirtschaftlicheren und leider auch längeren Betrieb nützlich sein. Wer würde nun über den Einsatz eines weiteren Pumpspeichers im Südschwarzwald entscheiden? Kritiker werfen dabei einen sorgenvollen Blick auf die Aktionäre der Schluchseewerk AG: EnBW und RWE. Und sie sind nicht allein. Auch seitens der Politik stellt sich die Frage, wie die bestehenden deutschen Pumpspeicher in Zukunft genutzt werden sollen. So ergab eine kleine Anfrage der Grünen an die Bundesregierung im letzten Jahr folgendes Ergebnis.

Frage: Beabsichtigt die Bundesregierung bei der Erschließung der verfügbaren deutschen Potenziale für Pumpspeicherkraftwerke, die jetzt von Atomstrom belegten Speicherkapazitäten, welche den überschüssigen Grundlaststrom in Spitzenlast veredeln, zukünftig umzuwidmen, so dass diese Pumpspeicherkapazitäten frei werden für die Zwischenspeicherung von überschüssigen Strom aus Wind und Sonne? Wenn ja, wie hoch sind die freiwerdenden Kapazitäten? Wenn nein, warum nicht?
Antwort: Nein. Damit würde der marktgetriebene und betriebswirtschaftlich motivierte Einsatz von Pumpspeicherkraftwerken außer Kraft gesetzt.

Wie ein marktgetriebener Einsatz aussehen würde, zeigt eine neue Studie der deutschen Energie Agentur (dena). In der „Netzstudie II" werden Stromspeicher als Möglichkeit gesehen, den Umfang des Netzausbaus zu reduzieren. Ergebnis: der marktgetriebene Einsatz von Speichern könnte bei inländischen Stromüberschüssen, zum Beispiel bei starkem Windaufkommen, zu weiteren Stromimporten aus dem Ausland führen. Dieses unlogische Handeln ergibt sich aus der Tatsache, dass es den Betreibern der Speicher egal ist, ob es im Inland Stromüberschüsse gibt oder nicht. Sie kaufen den billigsten Strom, egal woher. Ein heikles Thema. Bei der Diskussion über das Abschalten der deutschen Atomkraftwerke wird oft befürchtet, dass dann schmutziger Strom aus dem Ausland importiert und am Ende in deutschen Pumpspeichern gebunkert wird. Die oben genannte Anfrage scheint das zu bestätigen.

Frage: Beabsichtigt die Bundesregierung die Nutzung von deutschen Pumpspeicherkraftwerken für Überschussstrom aus ausländischen Kraftwerken, z. B. französischer oder tschechischer Atomstrom zu unterbinden, damit ihre Kapazitäten für die Zwischenspeicherung von Überschuss aus Wind und Solarstrom frei werden?
Antwort: Nein. Ein solches Vorgehen wäre unvereinbar mit den Vorschriften zum europäischen Binnenmarkt, die auf eine Integration der Strommärkte abzielen.


In der Diskussion um den Bedarf weiterer Speicher ist es wichtig, genau zu prüfen, ab wann zusätzliche Speicher überhaupt benötigt werden und wie groß diese sein müssten. Schließlich ist es ja nicht so, als ob wir heute keine Speicherkapazitäten hätten. Und ausgehend von der intensiven Diskussion um dass Projekt Atdorf wird diese Frage auch zunehmend in Wissenschaftskreisen diskutiert. Es zeichnet sich aktuell eine Übereinstimmung dahingehend ab, dass zusätzliche Grosspeicher, die mehrtägige Flauten- und Wolkenphasen überbrücken können, erst ab dem Jahr 2030 benötigt werden. Eine Tatsache, die auch zuletzt Ende Februar an einer Fachtagung in Berlin von Öko-Institut, Sachverständigenrat und anderen gehandelt wurde. Der geplante Pumpspeicher Atdorf soll schon 2019 in Betrieb gehen. Die Frage ist, warum so früh, wenn vielleicht Alternativen in wenigen Jahren zur Verfügung stehen, die wesentlich geringere Eingriffe in die Landschaft erzwingen. Dezentrale Speicher sind bereits heute auf dem Markt. Seit letztem Jahr sind die Stromanbieter dazu verpflichtet, lastvariable Stromtarife und intelligente Stromzähler anzubieten. Intelligente Stromnetze und das so genannte Lastmanagement können den Stromverbrauch während eines Tages in Einklang mit den erneuerbaren Energien bringen. Die Stromversorgung aus erneuerbaren Energien über wenige Stunden oder einen ganzen Tag ist eine lösbare Aufgabe. Die eigentliche Herausforderung stellt die Speicherung über Wochen und Monate dar. Doch auch hier gibt es Lösungen. Die Methanisierung, bei der mit Strom Methan erzeugt wird, das im Ergasnetz gespeichert werden kann, ist in Kürze marktverfügbar. Das Methan kann Gaskraftwerke speisen, die dann Strom liefern, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht. Das bestehende Erdgasnetz verfügt über Speicher, die 220 Terrawattstunden (TWh) Energie speichern können. Mit einem heute gängigen Kraftwerk könnten daraus über 80 TWh Strom hergestellt werden. Genug, um Deutschland 2 Monate lang mit Strom zu versorgen. Der geplante Pumpspeicher Atdorf hätte eine Größe von 0,013 TWh.
Bereits heute beginnt also eine Entwicklung, die eine angebliche Notwendigkeit von weiteren Pumpspeichern verneint. Diese Notwendigkeit ist aber eine Grundvoraussetzung für den Bau des geplanten Pumpspeichers Atdorf. Ohne sie steht er im Widerspruch zu mehreren Gesetzen und Entwicklungsplänen Baden- Württembergs und der Region Hochrhein-Bodensee. Und ohne sie lassen sich nicht einfach Wasserschutzgebiete aufheben oder Eingriffe in FFH-Gebiete rechtfertigen. Die Schluchseewerk AG macht es sich in dieser Frage einfach. Obwohl das Projekt mit der überregionalen Bedeutung begründet wird, sieht sie sich nicht in der Pflicht, den geplanten Pumpspeicher mit überregionalen Speicheralternativen zu vergleichen. Selbst die Möglichkeit, Pumpspeicher unter Tage zu bauen, spielt für sie keine Rolle. Schließlich möchte sie nur regional tätig werden. So steht es in ihrer Satzung. Bleibt zu hoffen, dass die Satzung der NAGRA, die in der Schweiz ein Endlager atomarer Abfälle sucht, nicht vorsieht, nur an der Grenze zu Deutschland ein Endlager bauen zu wollen. Dem nicht genug wurde beim Bau eines Sondierstollens arsenhaltiges Gestein gefunden. Das müsste in der Region deponiert werden. Die Deponierung von 1,2 Millionen Tonnen belastetem Gestein würde die Einwohner der angrenzenden Stadt Wehr zu Versuchskaninchen der Industrie machen. Ohnehin bringt der geplante Standort das Fass zum Überlaufen. In der Region befinden sich bereits 11 Laufwasserkraftwerke und 5 Pumpspeicherwerke mit 14 Speicherbecken. Die Heilbäderstadt Bad Säckingen wird durch die Grenze zur Schweiz und dem steil ansteigenden Flanken des Schwarzwalds, der geplanten Autobahn und dem Fluglärm des Flughafens Zürich in die Zange genommen. Gleichzeitig fürchtet Bad Säckingen den Verlust der letzten Heilquelle. Hunderte Arbeitsplätze sind in Gefahr. Bad Säckingen hat bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Bei Sprengungen für den Bau eines Kraftwerks der Schluchseewerk AG ging bereits eine Quelle verloren. Darüber hinaus würde das geplante Unterbecken der Stadt das letzte Naherholungsgebiet nehmen. Die idyllischen Seen wären hässliche Industriebecken. Aufgrund der Gesamtbelastung hat auch der Schwarzwaldverein das Projekt mit "ungewöhnlicher Deutlichkeit" abgelehnt. Herzlichen Dank.

18.8.2011, Martin Rescheleit, Jürgen Pritzel und Hans-Joachim Müller.
Der Schwarzwald 3/2011, S. 8-9, www.schwarzwaldverein.de

 

Atdorf ist keine Atomstrombatterie?

Der Atomunfall in Fukushima hat auch die Atompolitik in der Schweiz durcheinander gewirbelt. Die Pläne drei neue Schweizer AKW zu bauen sind jetzt (erst mal) endgültig vom Tisch. Atdorf wird jetzt nicht, wie ursprünglich geplant, zur Atomstrombatterie für neue Schweizer Atomkraftwerke und darum muss das Projekt neu diskutiert werden. Mein persönliches, temporäres Nein zum Projekt hat jetzt keine Grundlage mehr.
Dennoch gibt es bei dieser Planung noch eine Vielzahl von Details, Ungereimtheiten, Alternativen und Planungsfehlern, die jetzt am runden Tisch geklärt werden müssen. Doch die ursprünglichen Pläne aus Atdorf eine "Atomstrombatterie" für neue AKW zu machen sind endgültig vom Tisch.
Axel Mayer, BUND Freiburg, 14.4.2011

Unterflur-Pumpspeicherwerke UPW: Regionale Speicher

Die zunehmende Gewinnung von Strom aus Solarzellen und Windrädern macht eine zwischenzeitliche Speicherung von Energie erforderlich, die bei erhöhtem Energiebedarf wieder abgegeben werden kann.
In der Nordsee werden die Anrainerstaaten zu diesem Zweck in den nächsten Jahren einen großen Stromverbund errichten, durch den es möglich sein wird, mit temporär überschüssigem, alternativ erzeugtem Strom Pumpen zu betreiben, die hochgelegene Pumpspeicherseen in Norwegen füllen. Der Strom aus diesen Pumpspeicherkraftwerken soll dann die auftretenden Spitzenlasten bedienen. Der Wirkungsgrad für das Gesamtsystem beträgt immerhin mehr als 70%. Derartige Speicher nutzen die potenzielle Energie des Wassers infolge der Gravitation aus. Der Bau derartiger Pumpspeicherwerke ist dort sinnvoll, wo ausreichende Höhenunterschiede bei kurzen horizontalen Entfernungen auftreten. Verwirklicht werden daher entsprechende Energiespeicher dort, wo gebirgige Landschaften ein steiles Relief vorgeben. Probleme bereiten hier jedoch oftmals der große Flächenverbrauch der hoch liegenden Becken und die Entfernung zu den möglichen Stromabnehmern.
.....
Konzepte für regionale Speicher regenerativer Energien: Die Alternative sind Pumpspeicherwerke, die sowohl nahe am Verbraucher als auch dem Ort der Erzeugung von Energie aus Wind- und Fotovoltaik-Anlagen liegen. In derartigen Regionen - wie zum Beispiel im Rheinland oder im Ruhrgebiet - fehlen aufgrund der nicht vorhandenen Reliefs Übertage die erforderlichen Höhenunterschiede. Hier werden ausreichende Volumina Untertage benötigt, die aufgrund natürlicher Begebenheiten oder durch Bergbau vorliegen. Bei derartigen Anlagen handelt es sich um „Unterflur-Pumpspeicherwerke" (UPW) bzw. „gravitative Untertage-Energiespeicher". Hier sind grundsätzlich unterschiedliche Varianten denkbar:

Variante UPW 1: Steinkohlegruben sowie -halden
In Frage kommen die Strecken und Schächte der Steinkohlegruben, die mit einem entsprechenden Rohrsystem ausgekleidet werden müssten. Ruhrgebiet.

Variante UPW 2: Braunkohletagebau-Löcher
Eine bautechnisch vermutlich einfachere Variante ist die Vorbereitung offener Tagebaulöcher für ein UPW, wie sie vornehmlich bei der Förderung von Braunkohle anfallen.

Variante UPW 3: Aquatischer Pumpspeicher an Meeresküste
Das gleiche Prinzip wie unter der Variante UPW 2 lässt sich in Küstenregionen realisieren, in denen ein steiles Relief zum Meeresbecken ausgebildet ist. Halbinsel Rügen.

26.11.2010, Alles lesen von
Prof. Dr. rer. nat. U. Schreiber, Fachgebiet Geologie
Prof. Dr.-Ing. E. Perau, Fachgebiet Geotechnik
Prof. Dr.-Ing. A. Niemann, Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft
Universität Duisburg-Essen, Campus Essen
Prof. Dr.-Ing. H.-J. Wagner, Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft
Ruhr-Universität Bochum
www.uni-due.de/geotechnik/forschung/upw

 

Schlacht um ein gigantisches Speicherwerk im Schwarzwald

Für die Energiebranche ist der Schluchsee dagegen vor allem ein gigantischer Stromspeicher: Das künstliche Gewässer ist Teil einer Kette von Stauseen, die über riesige Rohre miteinander verbunden sind. Da sie auf unterschiedlichen Höhen liegen, können die Betreiber der Anlage nach Belieben Wasser durch die Turbinen schießen lassen und so Strom erzeugen. Das machen die Unternehmen immer dann, wenn der Stromverbrauch gerade sehr hoch ist, und sie zusätzliche Kapazitäten brauchen. Ist der Energiebedarf gerade gering, pumpen sie das Wasser in die höher gelegenen Seen zurück. Ein lohnendes Geschäft: Überschüssiger Strom lässt sich beliebig lange für den Eigenbedarf speichern oder teuer verkaufen. Zugleich stabilisiert der Speicher die Stromnetze, da Schwankungen zwischen Energieangebot und -nachfrage ausgeglichen werden. 20 Pumpspeicher-Kraftwerke wie im Schwarzwald gibt es in Deutschland. Fast alle sind im Besitz der vier großen privaten Energieversorger: RWE, EON, Vattenfall und EnBW. Die Konzerne verdienen viel Geld mit den Anlagen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten abgeschrieben sind. Doch nun soll der Klimaschutz Vorrang vor dem Profitgedanken bekommen. Denn je mehr Wind- und Solarenergie erzeugt wird, desto schwieriger ist es, die Erzeugung und den Verbrauch in Balance zu bringen. "Wind- und Solaranlagen richten sich nicht danach, wann Strom genutzt wird, sondern wann der Wind weht oder die Sonne scheint", sagt Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur. Seine Schlussfolgerung: "Deutschland braucht Energiespeicher." Dabei seien Pumpspeicherwerke auf absehbare Zeit die flexibelste, effizienteste und wirtschaftlichste Lösung. Allerdings haben die Anlagen einen großen Nachteil: Sie benötigen viel Platz, einen Wasserzulauf und ein Gefälle zwischen den Becken. In der dicht besiedelten Bundesrepublik ist es deshalb nahezu unmöglich, Standorte für neue Kraftwerke dieser Art zu finden. Der Hotzenwald im Südschwarzwald, eine dicht bewachsene Berglandschaft mit steilen Flanken Richtung Rhein, ist ein solcher Standort. Zumindest in den Augen der Schluchseewerk AG, die hier bis 2018 Deutschlands größtes Pumpspeicherwerk bauen will. Die Pläne sind gigantisch: Das Wasser soll aus einem 40 Hektar großen Becken senkrecht durch einen 600-Meter-Schacht im Hang stürzen, an dessen Grund mehrere Turbinen tief im Berg Strom erzeugen. Über einen acht Kilometer langen Stollen würde das Wasser dann in den unteren, 60 Hektar großen See ablaufen. Insgesamt eine Milliarde Euro will das Unternehmen in die 1400-Megawatt-Anlage investieren. Sind die Wasserspeicher gefüllt, reicht die erzeugbare Leistung aus, um 1,5 Millionen Haushalte 13 Stunden mit Strom zu versorgen. Doch zwischen Basel und Waldshut gibt es Protest gegen das Großprojekt. Den lokalen Widerstand bündelt eine Bürgerinitiative, die bereits 450 Mitglieder zählt. Die Gegner, darunter der mächtige Schwarzwaldverein, fürchten um das Landschaftsbild und die Trinkwasserqualität. Auch die Heilquellen im nahen Bad Säckingen sehen sie bedroht. Touristen könnten ausbleiben, wenn das Pumpspeicherwerk kommt, so die Befürchtung. "Das ist ein massiver Eingriff in die Natur. Wir haben hier 44 Arten, die auf der Roten Liste bedrohter Tiere und Pflanzen stehen, und die durch den Bau gefährdet sind", sagt Jürgen Pritzel von der Bürgerinitiative. Andreas Schmidt, Projektleiter bei der Schluchseewerk AG sieht darin jedoch ein notwendiges Übel für mehr Klimaschutz: "Der Boom bei erneuerbaren Energien verlangt neben dem Netzausbau einen raschen Ausbau von Stromspeichern. Pumpspeicherwerke sind mittelfristig die einzige großtechnische Speichermöglichkeit für Strom." Die Gegner des Projektes glauben diesem Argument nicht: "Das Pumpspeicherwerk läge tausend Kilometer von der Küste entfernt, wo die großen Windenergieanlagen entstehen. Da ist es mehr als logisch, dass es hier nicht um die Speicherung von Windenergie geht, sondern um Kernenergie. Wir haben in Baden-Württemberg ja einige Atomkraftwerke", sagt Pritzel. In seinen Augen wollen die Eigentümer des Schluchseewerks, das zu 50 Prozent RWE und zu 37,5 Prozent EnBW gehört, die Anlage vor allem bauen, um ihre Kern- und Kohlekraftwerke profitabler zu machen: "Wenn die Nachfrage nach Strom niedrig ist, und zugleich viel Windstrom erzeugt wird, muss der Grundlaststrom aus dem Netz, weil der Windstrom per Gesetz Vorrang hat. Für die Konzerne ist es aber aufwendig, ihre Kraftwerke so zu regeln, dass sie kurzzeitig weniger Strom erzeugen. Deshalb verramschen sie den überflüssigen Strom lieber an der Börse oder bezahlen sogar dafür, dass ihn jemand abnimmt", meint Pritzel von der Bürgerinitiative. Mit dem neuen Pumpspeicherwerk könnten RWE und EnBW den Atom- oder Kohlestrom so lange zwischenspeichern, bis die Nachfrage wieder angezogen habe.
Kompletten Beitrag vom 5.8.2010 bitte auf www.spiegel.de lesen

 

Fast 1000 Einsprüche gegen Kraftwerk Atdorf

887 Privatpersonen haben gegen die Pläne für den Bau eines neuen Pumpspeicherkraftwerkes im Hotzenwald Einwände vorgebracht. Zum Abschluss des Raumordnungsverfahrens lagen dem Regierungspräsidium 234 Stellungnahmen vor, die zum Teil von mehreren Bürgern unterschrieben waren. Hinzu kamen Stellungnahmen der Gemeinden, Kreise, Fachbehörden und Verbände. Auch eine 74 Seiten starke Stellungnahme der Bürgerinitiative Atdorf liegt vor, sie wurde nach Angaben der Initiative von mehr als 3000 Personen unterzeichnet, allerdings wurden die Unterschriftenlisten nicht eingereicht.
Alles von Franz Schmider vom 1.6.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/hotzenwald/fast-1000-einsprueche-gegen-kraftwerk-atdolf

 

Klares Nein des Schwarzwaldvereins zum Milliardenprojekt

Neuer Gegenwind für das geplante Pumpspeicherkraftwerk des Schluchseewerks. Der Schwarzwaldverein in Freiburg lehnt das Milliardenprojekt mit ungewöhnlicher Deutlichkeit ab. Die Gesamtbelastung für die Region sei zu hoch, begründete die Geschäftsführung des Schwarzwaldvereins am Donnerstagvormittag seine Ablehnung. Ausschlaggebend für die ungewöhnlich klare Ablehnung des Hauptvereins sei die Stimmung in den Ortsvereinen am Hochrhein gewesen. Nach einem Treffen des Vorstands des Gesamtvereins mit den betroffenen Ortsverbänden aus Rickenbach, Herrischried, Bad Säckingen und Wehr am vergangenen Freitag sprach sich der Verein nun offiziell gegen das Projekt aus. Schon einzelne Ortsverbände hatten sich im Vorfeld gegen das Pumpspeicherkraftwerk ausgesprochen. Diese deutliche Ablehnung der Basis hat sich nun der Hauptverein mit Sitz in Freiburg zu Eigen gemacht.
29.4.2010, www.suedkurier.de 

 

 

Abhaue?

Un wider wird e Rise-Induschtriiprojekt plant: s Pumpspeicherkraftwerk Atdorf uf em Hotzewald dobe. Un natürli chunnt wie allimools glii d Froog: Wem git s un wem nimmt s? Expertiise git s gnueg. Si sage gnau des, was sich ihre Uftragsgeber dävo verschpricht. Un s Witzigi: Si widerschpreche sich nit emool, jedi luegt anderscht un uf Andris.
Die däfür sage: Mer brüüchte die zwei Seeli für unsi energisch-energetischi Zuekumft, suscht giengte irgendwenn d Liechter us oder mer brüüchte wider meh Chohle- un Atomkraftwerk. Pumpschpeichere für d Wind un Sunnenenergii, des wär s. Un usserdem: E Huffe Geld chönnti mer dämit verdiene un e bizzeli tät au am Hotzewald chlebe bliibe dävo.
Die dägege meine: Die zwee Wahnsinnswanne, driibetonirt in d Landschaft un iizäunt, täte s Erholigsgebiet verhunze, e Ferieland un vor allem e Heimet für Mensche, wo siter bal zweitausig Johr do lebe. Solle die abhaue, un wohi? Vertröchneti Quelle, vernebletis Klima, Staumuure, wo uf e Johrtausig-Bebe warte. Längt s nit, dass uf em Hornberg dänebe scho d Kuppen abghauen isch, e Krater driibetonirt? Mueß de Abhau au no dra glaube?
Qui bono, wem nutzt s? Sin d Wälder uf em Abhau erscht abghaue un die im Haselbachtal au un d Betonglaschter rolle, däno isch s zschpoot zum Frooge. De Abhau abhaue? Hauet ab!
M;arkus Manfred Jung, 2.3.2010

 

Kraftwerk soll 2019 in Betrieb gehen - Diskussionen

das neue Hornbergbecken II - Bild: Schluchseewerke

Derzeit laufen noch geologische Untersuchungen, noch in diesem Jahr soll das Raumordnungsverfahren abgeschlossen und das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden. Im Jahr 2019 wollen die Schluchseewerke das neue Kraftwerk in Betrieb nehmen. Das Datum ist für das Unternehmen wichtig, denn im Sommer vorigen Jahres hat die Bundesregierung noch einen starken Anreiz beschlossen für den Bau von Pumpspeicherkraftwerken: Gehen sie bis 2019 in Betrieb, sind sie für zehn Jahre vom Netznutzungsentgeld befreit. Das sind pro Jahr immerhin 20 Millionen Euro.
Alles von Franz Schmider vom 4.2.2010 bitte lesen auf
http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/suedwest/ernte-des-sturms--26522015.html





Am Schluchsee zeigt sich, warum Wind- nicht zu Atomkraft passt

Der Ausbau der Windkraft erfordere den Ausbau von Pumpspeicherkraftwerken, um für ausgleichend Strom zu sorgen, so heißt es. Bei starkem Wind pumpen die Anlagen Wasser den Berg hinauf und verbraten dabei überzähligen Strom. Bei Flaute jagen sie das Wasser wieder über die Turbinen hinunter. Klingt plausibel. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Fakt ist: Windkraft in großem Stil und Atomkraft passen technologisch nicht zusammen. Wo beides aufeinander trifft, braucht man einen Ausgleich - zum Beispiel Pumpspeicherwerke. Folglich kann man mit der gleichen Berechtigung, wie derzeit die Windkraft als Grund für die Baupläne im Hotzenwald herhalten muss, auch die Atomkraft als Grund nennen: Hätte man nämlich flexible Gaskraftwerke statt unflexibler Atomkraftwerke am Netz, bräuchte man die neuen Staubecken nicht.

Vor zwei Wochen etwa blies der Wind in Deutschland so stark, dass der Strom morgens im Großhandel der Strombörse zu negativen Preisen "verkauft" wurde. Denn die Atomkraftwerke speisten ungerührt mehr als 13.000 Megawatt ein und schufen damit einen Überschuss. Weil es nicht möglich ist, die Meiler kurzfristig deutlich runterzufahren, legten die Erzeuger den Abnehmern des überflüssigen Stroms sogar noch einen Zehntel Cent pro Kilowattstunde drauf.  Unabhängig von atomaren Risiken und der ungeklärten Entsorgung des Atommülls: Auch aus technischer Sicht ist Atomkraft mit einem modernen - also regenerativ geprägten - System der Stromerzeugung nicht kompatibel. Und da die Windkraft nicht mehr aufzuhalten ist, brauchen wir flexible Kraftwerke, die gegenläufig zu den erneuerbaren Energien gefahren werden können. Vor diesem Hintergrund muss die Debatte um die Pläne der Schluchseewerke geführt werden. Der schwerwiegende Eingriff in die Natur des Südschwarzwalds ist nicht der Tribut an eine ökologische Stromwirtschaft. Sondern der verzweifelte Versuch der Atomwirtschaft, ihren Strom jederzeit ins Netz drücken zu können - und sei es, um Wasser zu pumpen.
21.10.2008, Kommentar von Bernward Janzing, www.taz.de

Bernward Janzing ist studierter Geowissenschaftler und arbeitet als freier Journalist in Freiburg. Der Klimawandel und die effiziente - und kostensparende - Nutzung von Energie zählen seit Jahren zu den Schwerpunkten seiner Arbeit. taz

 

Hornbergbecken II-Infos für Herrischried und Rickenbach

So viel Publikum gab es bei einer Herrischrieder Gemeinderatssitzung noch nie: Knapp 200 Bürger verfolgten die ersten drei Tagesordnungspunkte in der Rotmooshalle. Es ging um den Bau des Hornbergbeckens II. Vertreter der Schluchseewerk AG waren gekommen, um ihr Projekt vorzustellen und — die durchweg sachlich gestellten — Fragen von Gemeinderäten und Bürgern zu beantworten.

Neben den Gemeinderäten aus Herrischried waren auch die Kollegen aus Rickenbach eingeladen. Das neue Becken wird zu nahezu gleichen Teilen auf den Gemarkungen beider Gemeinden liegen. Die Themen, die die Anwesenden am meisten beschäftigten, waren die Auswirkungen des neuen Beckens auf die Wasserversorgung, die Veränderung der Landschaft und die Belastungen der Bevölkerung durch die Bauarbeiten. Auf die Frage von Herrischrieds Bürgermeister Christof Berger erklärte Projektleiter Andreas Schmidt, dass für das obere Becken rund sechs Millionen Kubikmeter Erde ausgehoben würden,
die allerdings zu ganz großen Teilen nicht abtransportiert werden müssten, da sie später den Damm des Staubeckens bilden werden. Nur das Dichtungs- und Filtermaterial müsse in den Hotzenwald gebracht werden. Auf welcher Strecke das passiere, könne er heute noch nicht sagen. Auch durch Sprengungen und Tunnelbohrungen seien keine großen Beeinträchtigungen zu erwarten. Die Sprengungen für das Becken seien nur "leichte Lockerungssprengungen" , die unter Tage seien für Menschen kaum spürbar. Wohl für Tiere, wie er auf Nachfrage einer Pferdebesitzerin aus dem Publikum einräumte. "Aber erfahrungsgemäß gewöhnen sich die Tiere schnell daran", so Schmidt. Immer wieder wurden Sorgen laut, dass die Quellen, die wesentlich für die Trinkwasserversorgung Herrischrieds sind, durch die Sprengungen oder die großflächige Versiegelung der Oberfläche (die Rede ist von 40 Hektar) versiegen könnten. "Viel mehr, als Ihnen zuzusagen, dass wir eng mit den Gemeinden zusammenarbeiten werden und auf Wunsch auch gerne externe oder gemeindeeigene Gutachter hinzuziehen, können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht tun" , sagte Manfred Rost, technischer Vorstand beim Schluchseewerk. "Sicher ist aber, dass wir schon Lösungen parat haben werden, bevor auch nur eine Quelle beginnt zu versiegen." Nicht zu diesen Lösungen gehören wird die Anlieferung von Rheinwasser aus Bad Säckingen. "Wir wissen, dass dieses Thema im Hotzenwald sehr emotional besetzt ist. Und ich versichere Ihnen, es ist nicht vorgesehen", so Andreas Schmidt auf eine Frage vom Herrischrieder Gemeinderat Helmut Eckert. Auch klar sei, dass die Schluchseewerk AG für alle Kosten aufkomme, die sich aus ihrem Projekt ergeben. Das gelte sowohl für Pumpen, die eingesetzt werden müssten, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen, als auch für eventuelle Straßenschäden. Ob mit vermehrter Nebelbildung durch das große Becken zu rechnen sei, werde intensiv geprüft, sagte Stefan Vogt, kaufmännischer Vorstand zu. Dagegen spreche aber, dass aktuell auch viel Nebel am Hornbergbecken I herrsche, obwohl das gerade leer sei. Daraus, dass sich die Landschaft durch das zweite Becken deutlich verändern werde, machten die Vertreter des Schluchseewerks keinen Hehl. "Da wird man sich sicher erst dran gewöhnen müssen", sagte Andreas Schmidt. "Aber das Hornbergbecken I hat gezeigt, dass das gelingen kann. Nach meinem Eindruck fügt es sich optimal in die Landschaft ein." Ein flammendes Plädoyer für das neue Becken hielt Winfried Zumkeller. Er sehe gerade für den Tourismus große Chancen. Sein Beitrag wurde mit kräftigem Applaus aus dem Publikum belohnt.
Katja Mielcarek, 15.10.2008, BZ

 

 

Regenerativ wie auch atomar erzeugter Strom wird gespeichert

Ähnlich wie der Regionalverband Südlicher Oberrhein des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (Bund) haben auch die Grünen im Kreis Waldshut noch keine abschließende Meinung zum geplanten Bau eines Pumpspeicherkraftwerks im Hotzenwald. Zwar, so heißt es in einer Erklärung, die von der Kreisvorsitzenden Ruth Cremer-Ricken, der Vorsitzenden der Grünen-Kreistagsfraktion, Iris Wallaschek, und von Bernhard Biendl, dem Vorsitzenden der Fraktion der Grünen im Bad Säckinger Gemeinderat, unterschrieben ist, können Pumpspeicherkraftwerke eine wertvolle Ergänzung zu Wind- und Solaranlagen darstellen, da Energie aus Wind und Sonne nicht gleichmäßig zur Verfügung stehe, gleichwohl könne solch ein Pumpspeicherkraftwerk aber auch der Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken dienen oder gar den Neubau von Atomkraftwerken beflügeln. Und beides lehnen die Grünen ab.
Pumpspeicherkraftwerke, so heißt es in der Erklärung, erzeugen entgegen anders lautender Annahmen keine neue Energie. Sie dienen als Speicher. Sei die Einspeisung von Energie ins Netz höher als die Abnahme, werde die überschüssige niedrigpreisige Energie als Pumpenstrom für Wassertransport vom unteren ins obere Speicherbecken aus dem Netz genommen, um sie zum Zeitpunkt des Strommangels als teuren Spitzenstrom wieder ins Netz zu geben. Je nach Herkunft speichern sie also Strom aus regenerativer Energieerzeugung oder Strom aus etwa Atom- oder Kohlekraftwerken. "Es handelt sich hierbei also weder um Großwasserkraft noch um regenerative Energieerzeugung" , betont Bernhard Biendl und wundert sich über anders lautende Aussagen von Politik und Verwaltung. Wie Iris Wallaschek ergänzt, werden die Grünen genau darauf achten, welches Energiekonzept hinter der Planung des Pumpspeicherkraftwerks steht. Von der Ankündigung des Schluchseewerks, dass der Ausbau regenerativer Energien abgesichert werden soll, sind sie noch nicht überzeugt. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der Regionalverband Hochrhein-Bodensee eine Politik verfolge, die hocheffektive Windanlagen diskriminiere und somit dafür auch keine Puffer benötige. Und der Hinweis auf große Windanlagen in Norddeutschland verschweige, dass für die Pufferung der dort erzeugten überschüssigen Energie riesige Infrastrukturmaßnahmen erforderlich seien, wenn die Überschüsse aus Norddeutschland in Süddeutschland gepuffert werden sollen. Dazu benötige man längs durch Deutschland leistungsstarke Gleichstrom-Erdkabel und im Norden wie Süden des Landes große Fabriken, die Wechselstrom in Gleichstrom und Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln können. Kreisvorsitzende Ruth Cremer-Ricken verspricht: "Wir Grünen werden die anstehenden Untersuchungen im Vorfeld der Genehmigung mit der gebotenen Sorgfalt und Tiefe begleiten."
akr, 8.10.2008, BZ


Strom auf Pump

Die RWE-Tochter Schluchseewerk plant ein riesiges Pumpspeicherkraftwerk. Das soll Strom speichern, wenn mehr produziert als gebraucht wird.

Im Südschwarzwald will die RWE-Tochter Schluchseewerk AG für mehr als 700 Millionen Euro das größte Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands errichten. Das Unternehmen, das zwischen Schluchsee und Hochrhein bereits ein landesweit einmaliges Netz von Pumpspeicherkraftwerken unterhält, will nördlich von Bad Säckingen zwei weitere Staubecken und ein Kavernenkraftwerk bauen - ein Kraftwerk im Innern einer künstlich angelegten Höhle im Grundgebirge. Die Anlage soll über 1.000 Megawatt Leistung verfügen; das ist fast die Leistung eines Atomkraftwerks. In Zeiten von Stromüberschuss soll das Werk diese Energie 13 Stunden lang aus dem Netz ziehen können, um bis zu 10 Millionen Kubikmeter Wasser vom Unterbecken ins 600 Meter höher gelegene Oberbecken zu pumpen. Bei Strommangel ist es umgekehrt. Diese seit den Zwanzigerjahren vor allem in Süddeutschland eingesetzte Technik gilt noch heute als die effizienteste Art, Strom in großen Mengen zu speichern. Anlagen im Südschwarzwald aus den 1970er-Jahren erreichen einen Wirkungsgrad von 77 Prozent. Sie gewinnen also von 4 Kilowattstunden, die zum Pumpen gebraucht werden, später 3 zurück. Das 2003 im thüringischen Goldisthal in Betrieb genommene Pumpspeicherwerk kommt sogar auf 80 Prozent. Die beiden nun geplanten Becken werden die Landschaft des Hotzenwaldes erheblich verändern, denn sie sollen mehr als doppelt so groß werden wie die bereits bestehenden Staubecken in der Nähe. So ist das in über 1.000 Meter Höhe gelegene Hornbergbecken II auf fast einen Kilometer Länge und knapp 400 Meter Breite geplant. Beide Becken zusammen werden eine Fläche von 1,2 Millionen Quadratmetern bedecken. Ende 2010 soll die Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen sein, genauso lange sollen die Untersuchungen zu Geotechnik und Raumordnung andauern. Das Planfeststellungsverfahren soll in den Jahren 2011 bis 2013 laufen, damit der Bau im letzten Quartal 2014 beginnen kann. Die Bauzeit wird auf viereinhalb Jahre veranschlagt.

Die Schluchseewerk AG, die zu 50 Prozent dem RWE-Konzern und zu 37,5 Prozent dem EnBW-Konzern gehört, begründet die Pläne mit dem Ausbau der Windkraft: Wegen der zunehmenden Stromerzeugung aus fluktuierender Windkraft brauche man entsprechende Ausgleichskapazitäten. Die Überlegungen sind indes schon alt. Bereits in den 70er-Jahren hatten die Schluchseewerke exakt die gleichen Pläne schon einmal präsentiert, waren aber auf erheblichen Widerstand der Bevölkerung gestoßen. Im August 1976 hatte sich eine Gruppe "Gegner einer Energielandschaft Hotzenwald" gegründet. Der Schwarzwaldverein hatte betont, die Region dürfe "nicht bloß das Objekt für energiewirtschaftliche Ausbeutung" sein. Der Hauptaktionär RWE jedoch signalisierte auch später noch, dass er an der Idee nach wie vor großes Interesse habe. Nun präsentierten die Schluchseewerke das Projekt so plötzlich, dass die Umweltverbände überrascht wurden. Man habe sich "noch keine fertige Meinung" gebildet, heißt es beim Bund für Umwelt und Naturschutz Südlicher Oberrhein. Denn mit den Pumpspeicherkraftwerken werde nicht nur Ausgleich für die schwankenden erneuerbaren Energien geschaffen, sondern es könne "auch Grundlast-Atomstrom in teuren Spitzenlaststrom veredelt werden". "Das ist ein wichtiges und schwieriges Thema für die Umweltbewegung am Oberrhein und am Hochrhein" , sagt der BUND-Geschäftsführer in Freiburg, Axel Mayer, doch der Diskussionsprozess habe jetzt begonnen.
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.10.08 , Bernward Janzing, www.taz.de

 

 

Wie eine Batterie fürs Stromnetz: Energie speichern zum Ausgleich

Ein Pumpspeicherkraftwerk bietet laut Schluchseewerk die einzige Möglichkeit, elektrische Energie für Spitzenzeiten zu speichern

Mit dem Bau ihres sechsten Pumpspeicherkraftwerks will die Schluchseewerk AG den künftigen Herausforderungen des Energiemarkts gerecht werden und ein neues Kapitel ihrer 80-jährigen Firmengeschichte aufschlagen. Gestern haben die Vorstände des Unternehmens, Manfred Rost und Stefan Vogt, die BZ-Meldung vom Samstag bestätigt, dass das Unternehmen bis zum Jahr 2018 für mindestens 700 Millionen Euro ein neues Pumpspeicherkraftwerk mit Staubecken bei Atdorf und nahe des Bergsees bauen will. Aus der Schublade geholt werden damit Pläne aus den 1970er-Jahren. War es das damalige Ziel, mit dem Pumpspeicherkraftwerk Atdorf Produktionsspitzen weiterer Atomkraftwerke abzufangen, so geht es jetzt darum, der politisch gewollten verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien Rechnung zu tragen. Weil’s Windenergie nur gibt, wenn der Wind bläst, und Sonnenenergie nur, wenn die Sonne scheint und sich sowohl Sonne als auch Wind dabei nicht danach richten, wann gerade Strom benötigt wird, soll das neue Pumpspeicherkraftwerk für Ausgleich sorgen. Pumpspeicherkraftwerke, so Manfred Rost, seien die einzige Möglichkeit, elektrische Energie in großen Mengen effizient zu speichern. Im Stromnetz würden sie wirken wie eine überdimensional große Batterie. Das eigentliche Kraftwerk wird tief im Innern der Erde unterhalb des bei Atdorf geplanten Hornbergbeckens II in Kavernenbauweise entstehen. Das Wasser schießt in einem 600 Meter langen Schacht in freiem Fall auf die Turbinen und fließt dann von dort in einem etwa acht Kilometer langen Kanal hinunter zum neuen Haselbecken. Beide Becken können - wie berichtet - je zehn Millionen Kubikmeter Wasser fassen. Das Hornbeckbecken II soll rund 960 Meter lang und 380 Meter breit werden, das 600 Meter darunter liegende Kavernenkraftwerk wird über einen drei Kilometer langen Zufahrtsstollen vom Kavernenkraftwerk Wehr erreicht.
Das nahe des Bergsees geplante Haselbecken wird keine gleichmäßige Form erhalten. Es wird sich in der längsten Ausdehnung auf 1100 Meter erstrecken und bis zu 600 Meter breit werden. Im Westen wird ein 520 Meter langer und 76 Meter hoher, naturnah bepflanzter Staudamm den in 500 bis 700 Metern Entfernung unterhalb liegenden Wehrer Ortsteil Brennet schützen. Daneben, so Vogt und Rost, seien zwei weitere kleinere Staudämme geplant. Erstmals gefüllt werden die neuen Stauseen über das Hornbergbecken I aus der Wehra und über das Eggbergbecken aus dessen natürlichen Zuläufen. Eine neue Stromleitung muss übrigens nicht gebaut werden. Die Energie kann bei der Schaltanlage Kühmoos ins Netz eingespeist werden.
Bei der Planung, die bis 2013 abgeschlossen sein soll, will das Schluchseewerk großen Wert auf Zusammenarbeit mit ökologischen sowie touristischen Gruppierungen und Verbänden legen und den Erfordernissen des Umwelt- und Landschaftsschutzes Rechnung tragen. Und während der Bauphase sollen die Belastungen für die Anwohner so gering wie möglich gehalten werden. Ausdrücklich spricht sich das Schluchseewerk dafür aus, die beiden neuen Wasserbecken auch touristisch zu nutzen. Eine konkrete Idee dazu gibt es aber noch nicht. "Da sei die Kreativität aller gefragt" , sagt Stefan Vogt, der bestrebt ist, gemeinsam mit den vom Kraftwerkprojekt berührten Gemeinden Bad Säckingen, Wehr, Rickenbach und Herrischried entsprechende Konzepte zu entwickeln.
Axel Kremp , 30.9.2008, BZ

Badische Zeitung Freiburg

 

Neues Wasserkraftwerk im Hotzenwald

In zehn Jahren soll die Hotzenwald-Landschaft eine andere sein. Das Schluchseewerk plant die Errichtung eines weiteren Pumpspeicherkraftwerks mit zwei riesigen Wasserbecken bei Atdorf (Gemeinde Herrischried) und am Bergsee (Bad Säckingen). Über 700 Millionen Euro will das Unternehmen investieren. 2014 soll mit dem Bau begonnen werden. Das Projekt hätte auch Auswirkungen auf die Trassenführung der geplanten A 98. Es ist im Hotzenwald das größte Bauvorhaben aller Zeiten und für das Schluchseewerk die größte Investition seiner Geschichte: das Neubauprojekt Pumpspeicherkraftwerk Atdorf. Wie das Schluchseewerk am Samstag offiziell mitteilte, will das Laufenburger Unternehmen im kommenden Jahrzehnt 700 Millionen Euro investieren, um eine von Deutschlands größten Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energie zu errichten. Im Prinzip soll ein weiteres Kraftwerk wie das in Wehr errichtet werden - inklusive Hornbergbecken und Wehrabecken. Nur alles noch größer. Das neue Speicherbecken Hornberg II soll laut Schluchseewerk etwa 1,5 Kilometer südöstlich des bestehenden Hornbergbeckens errichtet werden. 700 Meter tiefer im Erdinneren und mit einem senkrechten Druckschacht (Durchmesser 5,5 Meter) mit dem Becken verbunden, ist die Kaverne geplant. Acht Kilometer südwestlich, unmittelbar nördlich des Bergsees, soll das Haselbecken entstehen. Zwischen ihm und der Kaverne verläuft ein über acht Kilometer langer Unterwasserstollen mit 7,5 Meter Durchmesser. Vor allem der Bau der beiden Becken würde die Landschaft verändern. Das über 1000 Meter hoch gelegene Hornbergbecken II soll fast einen Kilometer lang und fast 400 Meter breit werden. Zehn Millionen Kubikmeter Wasser soll es fassen (gerade einmal 4,4 Millionen sind es beim Hornbergbecken I). Die selbe Menge - also nochmals zehn Millionen Kubikmeter - müsste das zwischen Bergsee und dem Weiler Günnenbach gelegene Haselbecken aufnehmen können. Der Hauptdamm hier wäre 520 Meter lang und vom Talgrund gemessen 76 Meter hoch. Zusätzlich wären zwei kleinere Abschlussdämme erforderlich. "Bei der Planung werden selbstverständlich die Belange des Umwelt- und Naturschutzes intensiv berücksichtigt, so dass die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich bleiben werden", versichert das Schluchseewerk in einer bereits vorliegenden Informationsschrift zu dem Projekt. Bis Ende 2010 soll die Umweltverträglichkeitsprüfung andauern, eben so lange wie die Untersuchungen zu Geotechnik und Raumordnung. Von 2011 bis 2013 soll das Planfeststellungsverfahren laufen. Im letzten Quartal 2014 soll nach den bisherigen Planungen des Unternehmens mit dem Bau begonnen werden. Bis vor wenigen Tagen war nur ein relativ kleiner Kreis in die Pläne des Schluchseewerks eingeweiht. So waren vor etwas über einer Woche die zuständigen Landesministerien informiert worden. Diesen Mittwoch wollte das Unternehmen zuerst die eigenen Mitarbeiter und dann bei einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit ins Bild setzen über sein Vorhaben, am 9. Oktober dann regionale Interessenvertreter und Verbände. Doch nachdem vergangene Woche die Bürgermeister der Standortgemeinden informiert worden waren, gelangten die Pläne durch Indiskretion bereits früher an die Öffentlichkeit. Das Schluchseewerk will mit seinem Projekt auf Veränderungen des Energiemarkts antworten. Bis 2020 möchte die Bundesregierung den aus regenerativen Quellen gewonnenen Anteil an der Stromerzeugung auf 20 bis 25 Prozent erhöhen. Atomkraftwerke sollen stillgelegt werden. Während vor der Küste große Windkraftanlagen errichtet werden können, sieht das Schluchseewerk im Süden ein Gefälle bei Energieproduktion und -verbrauch. Um dieses Ungleichgewicht aufheben zu können, sei der Ausbau weiterer Pumpspeicherkraftwerke erforderlich.
29.9.2008, www.suedkurier.de

 

Schluchseewerk baut für 700 Mio Euro neues Kraftwerk mit zwei Stauseen

Das Projekt ist gigantisch groß und wird die Hotzenwaldlandschaft oberhalb Bad Säckingens nachhaltig verändern. Nach Informationen der Badischen Zeitung plant das Schluchseewerk den Bau eines neuen großen Pumpspeicherkraftwerks und will dafür in den kommenden Jahren mindestens 700 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Noch ist es streng geheime Kommandosache, was das in Laufenburg-Rhina ansässige Schluchseewerk in der kommenden Woche verkünden will und was laut BZ-Informationen bereits der baden-württembergischen Umweltministerin Tanja Gönner, dem Freiburger Regierungspräsidium und einem kleinen Kreis von Kommunalpolitikern vorgestellt wurde — das neue Pumpspeicherkraftwerk Atdorf. Es besteht aus zwei neuen großen Wasserbecken, die über einen etwa sechs bis sieben Kilometer langen Kanal miteinander verbunden sind. Demnach soll in vierjähriger Bauzeit nahe Atdorfs unterhalb des Hornbergbeckens auf 63 Hektar Fläche das neue Hornbergbecken II entstehen, rund 600 Meter tiefer nördlich des Bergsees und westlich des Eggbergbeckens auf 58 Hektar das neue Haselbecken. Die beiden Becken haben nach Informationen der BZ ein Fassungsvermögen von bis zu zehn Millionen Kubikmetern Wasser — das entspricht zehn Milliarden Litern.
In die konkrete Planung will das Schluchseewerk im kommenden Jahr einsteigen, im Jahr 2013 sollen die diversen Genehmigungsverfahren abgeschlossen sein, die ersten Bagger sollen 2014 anrollen und von 2018 an soll das Pumpspeicherkraftwerk Atdorf Strom erzeugen. Die Aufgabe von Pumpspeicherkraftwerken ist es, Schwankungen im Stromnetz binnen Sekunden auszugleichen. Einfach formuliert: Wird plötzlich viel Strom benötigt, etwa weil ein großes Unternehmen seine Maschinen anwirft oder die halbe Republik mitten in der Nacht einen Boxkampf im Fernsehen anschauen will, werden die Schleusen des oberen Beckens geöffnet und riesige Wassermassen schießen zu Tal, wo sie Turbinen antreiben, ehe sie im unteren Becken wieder aufgefangen werden. So wird Strom erzeugt, der sofort ins Netz eingespeist werden kann. Ein Pumpspeicherkraftwerk aber kann es auch umgekehrt. In besagtem Beispiel etwa muss schlagartig viel Strom aus dem Netz genommen werden, wenn die Fernsehzuschauer nach Ende des nächtlichen Boxkampfs ihre Geräte wieder ausschalten und sich schlafen legen. Dann wirft ein Pumpspeicherkraftwerk seine Pumpen an und befördert das Wasser Energie verbrauchend wieder den Berg hinauf ins obere Becken. Die fünf bestehenden Pumpspeicherkraftwerke des Schluchseewerks erbringen laut Homepage des Unternehmens zusammen eine Leistung von 1836 Megawatt; das neue Pumpspeicherkraftwerk Atdorf soll es alleine auf 1000 MW bringen. Das entspricht der Leistung eines mittelgroßen Kernkraftwerks.

Wenn die Windräder stillstehen, schlägt die Stunde des Pumpspeicherkraftwerks
Nach Überzeugung von Energiefachleuten wird die Bedeutung von Pumpspeicherkraftwerken in Zukunft noch zunehmen. Weil der Anteil der erneuerbaren Energie an der Stromerzeugung zunimmt, müssen fortan nicht nur Schwankungen beim Stromverbrauch ausgeglichen werden, sondern auch solche bei der Stromerzeugung. Beispielsweise müssen Pumpspeicherkraftwerke einspringen, wenn die Windräder bei Flaute still stehen. Dies der Hintergrund, vor dem davon ausgegangen werden kann, dass die Landes- und die Bundespolitik dem neuen Kraftwerk eine hohe Bedeutung beimessen werden. Das Projekt Pumpspeicherkraftwerk Atdorf ist gigantisch, die Kosten sind unvorstellbar hoch. Nach BZ-Informationen geht das Schluchseewerk von einer Investitionssumme in Höhe von 700 Millionen Euro aus; wobei Experten eher 800 Millionen Euro für wahrscheinlich halten und andere gar von bis zu einer Milliarde Euro ausgehen, die es kosten wird, bis der letzte Knopf dran ist an diesem Jahrhundertprojekt. Derzeit wird an Umweltverträglichkeitsgutachten und geologischen Untersuchungen gearbeitet. Nach der Pressekonferenz in der kommenden Woche gehen die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern los
Katja Mielcarek und Axel Kremp , 27.9.2008, BZ

 

Links

www.hornberg2.de
www.suedkurier.de/atdorf

Pro:
http://www.schluchseewerk.de
http://www.dena.de

Contra:
http://www.hornbergbecken-2.de
http://www.unruheforscher.de
http://www.bi-atdorf.de/

Forum:
http://www.forum-pumpwerke.de

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© www.freiburg-schwarzwald.de, Update 17.03.12