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Energiepolitik
im Breisgau und Hochschwarzwald
  

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Infos zur Energiepolitik-Seite ab März 2008

Blick nach Westen auf Rudenberg zwischen Neustadt und Eisenbach im Februar 2008
Blick nach Westen auf Rudenberg zwischen Neustadt und Eisenbach im Februar 2008

 

Die Energiewende erfordert eine Wende in den Köpfen

Nach dem Atomunfall in Fukushima scheint die Energiewende plötzlich greifbar: Erneuerbare Techniken fördern, neue Stromtrassen bauen, Speichermöglichkeiten für saubere Energien schaffen. Dies ist nicht einfach, nicht billig, aber nicht unmöglich. Andererseits darf die Suche nach technischen Lösungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei der Energiewende um weit mehr geht als um den Umstieg auf neue Techniken: Es geht auch um eine geistige Neuorientierung. Mit dem Ende der billigen Energie geht ein Zeitalter zur Neige, in dem scheinbar preiswerte und unerschöpfliche Ressourcen ständig steigenden Wohlstand verheißen. Seit Jahrzehnten beherrscht das Streben nach "Immer mehr" die Köpfe. Unternehmen wollen jedes Jahr mehr verkaufen. Viele Privatleute leben und arbeiten vor allem, um mehr zu haben. Und sie hoffen, dass ihre Kinder es noch besser haben. Fragen nach dem Sinn des Lebens werden häufig mit dem Bekenntnis zu einem reinen Materialismus beantwortet. Abgestützt wird dieser Materialismus durch die Wirtschaftswissenschaft. Sie erklärt – in ihrer Mehrheit – die unsichtbare Hand der Marktgesetze zum Dogma. Wer viel leistet und sich am Markt durchsetzt, wird belohnt, wer nicht, hat keine Belohnung verdient. Und wenn sich alle anstrengen, wächst auch der Wohlstand aller. Wachstum wird zum Inbegriff von Rationalität. Wer nach endlichen Ressourcen fragt, nach den Folgen des Wachstums für die Umwelt oder nach sozialer Verantwortung, erscheint als irrational. Das Ende der billigen Energie bedeutet keineswegs das Ende des Wirtschaftens. Der grüne Umbau verspricht sogar selbst noch Wachstum. Doch mittelfristig fordert diese Entwicklung den reinen Materialismus heraus – in Unternehmen und bei Privatleuten. Ständig Neues zu produzieren, Altes schnell wegzuwerfen, immer mehr Material verbrauchen, irgendwo auf der Welt spottbillig arbeiten zu lassen und die Erzeugnisse zu uns zu transportieren – all das wird künftig mehr kosten. Ebenso wie Reisen, Heizen, Waschen oder Kochen. Der materielle Wohlstand kann nicht mehr so wachsen wie in den vergangenen Jahrzehnten, wenn überhaupt. Dies bedeutet nicht den Untergang des Abendlandes. Aber es bedeutet grundlegende Veränderungen, die nur bewältigt werden können, wenn über jene Werte diskutiert wird, auf denen das Zusammenleben beruhen soll. Wenn das "Immer mehr" als Ziel des Lebens ausfällt, was tritt dann an dessen Stelle? Sind Unternehmer bereit, für weniger Rendite anders zu produzieren? Können sich die Menschen auf einen Lebensstil umstellen, in dem Teilen so viel zählt wie Wachsen, in dem auch Arbeit und Kreativität geschätzt werden, die sich nicht betriebswirtschaftlich rechnen? Können sich die Menschen auch an langlebigen Anschaffungen freuen, wenn Wegwerfwaren immer teurer werden? Wie viel Mühe die Deutschen mit diesen Fragen haben, zeigt sich daran, dass sie in Umfragen zwar immaterielle Werte beschwören, aber in der Realität anders leben. Über 60 Prozent der Deutschen sind angeblich bereit, für Lebensmittel mehr zu bezahlen, wenn sie ökologisch produziert werden. Der Marktanteil der Ökowaren liegt jedoch unter zehn Prozent. Die Mehrheit der Deutschen ist gegen Atomstrom, aber gerade mal acht Prozent beziehen Ökostrom. Und so mancher Unternehmer beschwört zwar den technischen Fortschritt, fürchtet bei teurer Energie aber um die Zukunft der Industriegesellschaft. Eine Debatte über Alternativen zum Materialismus braucht deshalb vor allem die Veränderung derer, die die Gesellschaft gestalten und Werte vermitteln. Die Politik ist nur zukunftsfähig, wenn sie nicht ständig illusionäre Wachstumsziele aus dem vergangenen Jahrhundert propagiert, sondern den Menschen durch soziale Rahmenbedingungen die Angst vor dem Marsch in eine andere Zeit nimmt. Die Universitäten, vor allem die Wirtschaftswissenschaften, werden der Zukunft nur gerecht, wenn soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit den gleichen Rang einnehmen wie die Gewinnerwartung. In den Schulen werden ethische Debatten ebenso wichtig wie das Abfragen von Fachkenntnissen. Da die seelischen Nöte der Menschen zunehmen werden, haben die Kirchen größere Chancen. Aber nur, wenn sie spirituelle Perspektiven entwickeln, die den Suchenden gerecht werden – und wenn Kirchen und Religionsgemeinschaften auch glaubwürdig neue Werte vorleben. Erneuerbare Energien sind unverzichtbar. Doch eine wirkliche Energiewende erfordert mehr, viel mehr.
Wolfgang Kessler , 7.5.2011, www.badische-zeitung.de
Der Autor ist Wirtschaftspublizist und Chefredakteur der christlichen Zeitschrift Publik-Forum  
 
Der Sozialstaat ist auf Wachstum angewiesen
In seinem Beitrag fordert Wolfgang Kessler eine "geistige Neuorientierung". Ziel des Wirtschaftens dürfe nicht länger immer größeres Wachstum sein. Aber nur an die Unternehmer, die jedes Jahr mehr verkaufen, und an die Konsumenten, die immer mehr haben wollen, richtet er konkret seine Mahnungen. Vergessen hat Kessler, dass unser – längst überfrachteter – Sozialstaat auf ständiges Wachstum der Wirtschaft angewiesen ist. Geht das auf Null zurück oder wird durch Schrumpfung ersetzt, bricht unser Sozialsystem zusammen. Es wird dann weniger, womöglich viel weniger umzuverteilen geben zugunsten derer, die wenig oder nichts durch ihre Leistung zum Blühen der Wirtschaft beitragen (können). Wie will Kessler das Wahlvolk dafür gewinnen?
21.5.011, Dr. Gerhard Granier, Gundelfingen

 

Atomstromimport aus F: Erpreßt der volkseigene Betrieb EnBW das Volk?

Der Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK), CDU/CSU-Mitglieder für die Überwindung der Kernenergie hat dem Chef des Energiekonzerns EnBW, Hans-Peter Villis, die dreiste Erpressung von Verbrauchern vorgeworfen. Villis hatte verlautbart, daß der (Volkseigene Betrieb) VEB EnBW, jetzt Atomstrom aus extrem unterversicherten, weil erwiesen unsicheren Atommeilern in Frankreich und Tschechien importieren müsse. Für die Atomkraftgegner in der Union ist der Import von Atomstrom überflüssig und provokant.
CDAK-Pressesprecherin Petra Pauly: "Die Elektrizitätswerke Schönau, die uns Atomkraftgegner in der Union mit Strom beliefern, haben als Energieversorgungsunternehmen noch nie Atommüll produziert. Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten des VEB EnBW extrem verantwortungslos. Denn für den über eine Million Jahre sicher einzuschließenden und auch von EnBW produzierten Atommüll gibt es in Deutschland gar kein Endlager - nicht einmal weltweit. Die Drohung von Hans-Peter Villis, nach dem Desaster in Japan noch mehr Atommüll zu produzieren und die gigantischen Entsorgungskosten auf die Steuerzahler überzuwälzen, verdient eine klare Antwort der Verbraucher: Nämlich nur noch Strom aus Schönau zu kaufen."
19.4.2011, Ulla Veith, CDAK

 

"Grüner Nobelpreis" für Ursula Sladek, die Mutter der Stromrebellen

Die Schönauer Stromrebellin Ursula Sladek bekommt in San Francisco den mit 150. 000 Dollar dotierten Goldman Environmental Prize überreicht. Er gilt als einer der international bedeutendsten Umweltpreise und wird manchmal schlicht der "Grüne Nobelpreis" genannt. In der Begründung heißt es, das Modell Schönau sei bundesweit ein Vorbild für dezentrale Stromversorgung geworden. Die Geschäftsführerin der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) habe mit ihrem Unternehmen einen bedeutenden Beitrag zur Demokratisierung der Stromversorgung geleistet. Dass es dazu kam, hat auch viel mit Zufällen zu tun. Denn Ursula Sladek ist in das Thema einfach reingerutscht, die Stromwirtschaft war ihr ursprünglich doch ziemlich fremd. Die Schönauerin, Jahrgang 1946 wie ihr Ehemann, der Arzt Michael Sladek, war Grund- und Hauptschullehrerin, später Mutter von fünf Kindern. In dieser Situation strebte sie nicht unbedingt nach einem Geschäftsführerposten in einem mittelständischen Versorgungsunternehmen. Aber sie wurde gebraucht und sie fand Spaß daran – so ist sie hineingewachsen in eine Rolle, die ihre Lebensplanung nicht vorgesehen hatte. Es ist eine ungewöhnliche Biografie. Auslöser war der Atomunfall von Tschernobyl. Als im Mai 1986 die Strahlenwolke den Schwarzwald erreichte, herrschte auch in Schönau im Wiesental Sorge und Ratlosigkeit. Was kann man den Kindern noch zu essen geben? Darf man Babys noch stillen? Oder nimmt man besser die H-Milch, die noch vor Ende April abgefüllt wurde und damit noch frei ist von Radioaktivität?
Elterninitiativen dieser Art gab es viele damals. Doch in Schönau – und das war einmalig – fanden die Eltern bald den Weg in die Politik. Sie gründeten die Initiative "Eltern für atomfreie Zukunft". "Wir waren ursprünglich weder politisch noch ökologisch engagiert", sagte Ursula Sladek später, "meine Motivation war die Zukunft meiner Kinder." Der Zufall spielte natürlich mit, etwa, als in den frühen neunziger Jahren in Schönau ein neuer Konzessionsvertrag für die Stromversorgung fällig wurde und der bisherige Versorger, die KWR Rheinfelden, von atomstromfreier Energie nichts wissen wollte.

Daraufhin trieben die Bürger der Kleinstadt den Kauf des Netzes und die Gründung eines eigenen Elektrizitätswerks voran. Sie siegten in zwei Bürgerentscheiden knapp und konnten schließlich Mitte 1997 mit dem Unternehmen starten, das sie EWS nannten – es wurde zum Anti-Atomstrom-Versorger schlechthin. Ohne Ursula Sladek wäre es niemals auf die Beine gekommen, so viel ist sicher. Ihr Charme, ihr kommunikatives Wesen auf der einen Seite, ihr badischer Pragmatismus und die Bereitschaft, für ihre Ziele hart zu arbeiten, waren Voraussetzungen für den Erfolg. "Wir sind alle schaffig", sagte sie mal über ihre Familie.
Wer sich heute mit Ursula Sladek über ihren Lebensweg unterhält, lernt eine Frau kennen, die ihre Popularität nie gewollt hat – und diese auch nur im Dienste der sauberen Energie zu erdulden bereit ist. Bei Maybrit Illner hat sie in der Talkshow gesessen, auch bei Anne Will, neben ihr amtierende und ehemalige Minister wie Michael Glos und Jürgen Trittin, aber auch Leute wie Walter Hohlefelder, der oberste Atomlobbyist vom Deutschen Atomforum, und Wulf Bernotat als er noch Eon-Chef war. Eigentlich seien Auftritte dieser Art gar nicht ihr Ding, gesteht sie offen ein. Aber was tut man nicht alles, wenn es der guten Sache dient, dem Werben für die Energiewende. Ursula Sladek hat zwar Karriere gemacht, sie führt heute ein Unternehmen mit gut 40 Mitarbeitern. Aber schon das Wort Karriere scheint nicht so recht zu ihr zu passen, nicht zu ihrem natürlichen und so erfrischend bescheidenen Auftreten. Sie ist das Gegenmodell all jener Karrieristen, die ihr Leben gerne als eine akribisch geplante Erfolgsgeschichte verkaufen. Eigentlich, erfährt man von ihr, habe das mit den EWS ja nur geklappt, weil die ganze Gruppe "so naiv und unbekümmert dran gegangen" sei. Hätte man sich am Anfang wirklich überlegt, was da alles auf einen zukommt, hätte man vermutlich die Finger davon gelassen. Und dann sagt sie noch: "Andere Initiativen, die nicht so weit gekommen sind, waren vielleicht einfach zu realistisch."
11.4.2011, Bernward Janzing


 

BDEW für schnellen und vollständigen Ausstieg aus der Kernenergienutzung

Berlin, 8. April 2011 - Heute kam der Bundesvorstand des BDEW zu einer außerordentlichen Vorstandssitzung zusammen, um die aktuellen energiepolitischen Veränderungen in Deutschland zu beraten. Wichtigstes Ergebnis: Die im BDEW organisierte deutsche Energiewirtschaft wertet die Entwicklungen nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima als Zäsur und spricht sich daher für den schnellen und vollständigen Ausstieg aus der Kernenergienutzung - bei Sicherstellung von Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Bezahlbarkeit - bis 2020, spätestens aber entsprechend den Vorgaben des Ausstiegsbeschlusses von 2002 (2022/2023) aus. Darüber hinaus wurden konkrete Forderungen benannt, die die Politik angesichts eines beschleunigten Ausstiegs nun zügig umsetzen muss. Dazu gehört unter anderem, dass Erdgas und Kohle für lange Zeit unverzichtbar für die Energieversorgung bleiben. "Die Reaktorkatastrophe in Fukushima hat die energiepolitische Debatte in Deutschland schlagartig verändert. Nahezu alle gesellschaftlichen Gruppen und politischen Parteien haben in kürzester Zeit eine Neubewertung der Kernenergie-Risiken vorgenommen. Dies erfordert eine neue Positionierung der Energiepolitik und der Energiewirtschaft. Daher hat sich der Vorstand des BDEW heute auf einer außerordentlichen Sitzung mit der aktuellen energiepolitischen Debatte befasst und erste, bereits sehr umfangreiche Vorschläge zu einem beschleunigten Umbau der Energieversorgung erarbeitet", erklärte Ewald Woste, Präsident des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), im Anschluss an die Sitzung.
....
Auch wenn das Energiekonzept der Bundesregierung viele richtige Punkte enthält, hat der Vorstand des BDEW in seinem mit überwältigender Mehrheit gefassten Beschluss einen zentralen Kritikpunkt wiederholt: "Das Energiekonzept wurde bislang der notwendigen dynamischen Betrachtung des Umbaus der Energieversorgung nicht gerecht und berücksichtigt nur unzureichend die Tatsache, dass hier ein über viele Jahre laufender Prozess sachgerecht auszugestalten ist." Dabei bestehe eine zentrale Herausforderung in der Integration der verschiedenen Erzeugungsarten in die Netze und einer Betrachtung des komplexen Zusammenspiels zur Sicherung der Stabilität des Systems im Verlaufe des Übergangs hin zu einer CO2-neutralen Energieversorgung bis 2050. Neben dem Klimaschutz müsse diese im Sinne des energiepolitischen Zieldreiecks zudem eine ausreichende Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit gewährleisten. Dies auf Grundlage des energie- und ordnungspolitischen Rahmens sicherzustellen, sei eine der zentralen Aufgaben der im BDEW organisierten Unternehmen der Energiewirtschaft.
Alles vom 8.4.2011 bitte lesen auf
http://www.bdew.de/internet.nsf/id/DE_20110408-PM-BDEW-fordert-einen-energiepolitischen-Konsens

 

Wuppertal Institut Thesenpapier nach dem Reaktorunfall in Japan

Umbau des Energiesystems: risikoarm und richtungssicher
Der Reaktorunfall in Fukushima am 11. März 2011 hat das mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie verbundene Risikopotenzial drastisch deutlich gemacht. Hierzulande wird die Diskussion um die  Energieversorgung der Zukunft die Frage bestimmt, ob, wie und bis wann die 17 deutschen Kernkraftwerke oder zumindest ein Teil von ihnen dauerhaft vom Netz genommen werden können, ohne dass die Versorgungssicherheit gefährdet ist. Das Thesenpapier von Manfred Fischedick, Stefan Lechtenböhmer und Stefan Thomas stellt die Notwendigkeit eines Ausstiegs aus der Kernenergie in den Kontext der darüber hinausgehenden Transformationsanforderungen an das Energiesystem der Zukunft. Das Papier steht zum Download unter:
http://www.wupperinst.org/info/entwd/index.html?beitrag_id=1605
24.3.2011


 

Plusenergie-Petition des Freiburger Architekten Rolf Disch

Auf der Website www.plusenergie.de  ist die Petition des Sonnenschiff-Architekten Rolf Disch an die Bundeskanzlerin eingestellt. Nehmen Sie sich nur 30 Sekunden Zeit, und wenn Sie einverstanden sind mit dieser Form der Zukunftsgestaltung, dann unterzeichnen Sie doch bitte online diesen Aufruf an die Politik. Bitte beachten Sie, dass pro Email-Adresse nur EIN Eintrag möglich ist.
16.12.2010


 

Erdgas als Energieträger: Brücke ins regenerative Zeitalter

Kernergebnisse der Studie "Erdgas: Die Brücke ins regenerative Zeitalter", die vom Wuppertal Institut im Auftrag von Greenpeace Deutschland zur Bewertung des Energieträgers Erdgas und seiner Importabhängigkeit erstellt wurde

Während der Übergangszeit bis zu einer Vollversorgung durch regenerative Energien zur Mitte des Jahrhunderts ist Erdgas derjenige fossile Energieträger, der in idealer Weise eine Brückenfunktion
einnehmen kann. Im Stromsektor kommt ihm eine Schlüsselstellung zu - sowohl in der treibhausgasarmen und hocheffizienten Stromerzeugung in Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken (GuD) und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) als auch in der Bereitstellung von Systemdienstleistungen zur Integration erneuerbarer Stromquellen. Im Wärmemarkt können zukünftig erhebliche Mengen an Erdgas durch konsequente energetische Gebäudesanierung auf der einen Seite und den Einsatz erneuerbarer Energien und hocheffizienter Gasanwendungen andererseits eingespart werden. Trotz seiner Endlichkeit ist unter geeigneten politischen Rahmenbedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erdgasversorgung Deutschlands für die nächsten Jahrzehnte gesichert. Die hohen Einsparpotenziale im Wärmemarkt, alternative Versorgungsrouten (z. B. Ostseepipeline) bzw. Versorgungsoptionen wie Flüssigerdgas (liquefied natural gas, LNG), Biogas und perspektivisch Wasserstoffbeimischungen sowie synthetisches Methan aus erneuerbarem Stromüberschuss gewährleisten auch zukünftig den Einsatz von Erdgas ohne die Gefahr erhöhter Abhängigkeit.
26.8.2010
Studie unter: http://www.wupperinst.org/projekte/proj?projekt_id=345 



Thüga: Stadtwerkevorstände haben Angst vor den eigenen BürgerInnen

Thüga AG verpasst Chance eines Richtungswechsels im Energiemarkt

"Wir sind enttäuscht über die Unbeweglichkeit der angeblich "neuen" Thüga AG und einen entscheidenden Teil der Stadtwerkevorstände in der KOM9". So die erste Reaktion aus dem Aktivenkreis der Bürgergenossenschaft Energie in Bürgerhand eG. Die übereilte Presseerklärung der Badenova - unmittelbar nach der Absage der KOM9 an die Genossenschaft - lässt wenig Zeit die Absagegründe genauer zu analysieren. "Wir beobachten eine zunehmende Diszanzierung von Kom9/Thüga und der dort zusammengeschlossenen Stadtwerke vor ihren eigenen BürgerInnen und Kunden", so der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Sladek. Energie in Bürgerhand steht für einen konsequenten Ausstieg aus der Atomkraft, effizienten Klimaschutz, Bürgerbeteiligung, Dezentralisierung und Demokratisierung der Energiewirtschaft. Hierzu sind gemeinsame Anstrengungen der Stadtwerke notwendig, die nur mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort gelingen können. Energie in Bürgerhand ist bereit, sich mit ganzer Kraft, dem Fachwissen seiner aktiven Mitglieder und großem Engagement als Partner der Stadtwerke dafür einzusetzen, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, damit eine ökologische und nachhaltige Energieversorgung schnellstmöglich umgesetzt werden kann. Hierfür stehen erhebliche finanzielle Mittel aus der Bürgerschaft zur Verfügung.
Kom9 will zwar das Geld, aber keinerlei direkte Beteiligung bei ihren Stadtwerken. Sie möchte Energie in Bürgerhand mit Genussscheinkapital ohne irgendeinen Einfluss abspeisen. "Das entspricht nicht der Zielsetzung von Energie in Bürgerhand, dafür haben uns die Menschen das Geld nicht zur Verfügung gestellt" betont Beya Stickel aus dem Vorstand der Genossenschaft. Diese folgerichtige Haltung, dass sich das eingebrachte Kapital der Bürgerinnen und Bürger auch in den Gremien als Möglichkeit der Mitsprache und Einflussnahme wiederfinden muss, war offensichtlich das entscheidende Kriterium der Ablehnung. Eine Haltung, die weit entfernt von Bürgernähe ist. Die jetzt erkennbaren Entwicklungen zeigen, dass bei Thüga - trotz anders lautender Bekenntnisse - kein wirkliches Interesse an einer Umstrukturierung des Energiemarktes besteht, um eine dezentrale Versorgungsstruktur mit ökologischer Ausrichtung konsequent anzugehen. Damit verpasst die Thüga AG die Chance, sich nach der Befreiung aus dem E-ON Konzern deutlich von den bestehenden Energie-Kolossen abzuheben und eine echte Alternative anzubieten. Energie in Bürgerhand ist überzeugt, dass eine moderne, innovative,
dezentrale und nachhaltige Energieversorgung nur umgesetzt werden kann, wenn die Bürger mitgenommen werden. Bürger-Partizipation, verbunden mit einer finanziellen Beteiligung, die auch Verantwortung übernimmt, ist die zukunftsweisende Form, ökonomische und gleichzeitig ökologische
Unternehmenspolitik nachhaltig umzusetzen. Das lässt sich offensichtlich mit der Thüga AG derzeit nicht realisieren. Energie in Bürgerhand prüft deshalb zeitnah zahlreiche, sehr spannende Angebote, die sich voraussichtlich als geeigneter erweisen werden.
23.7.2010, EiB

 

Erneuerbare Energie - wie weiter?

Beim Samstags-Forum Regio Freiburg am 12. Juni 2010 um 10:30 im Hörsaal 1015 des KG 1 der Universität spricht mit Dr.-Ing. Joachim Nitsch (DLR) ein führender Energie- und Klimaschutz-Wissenschaftler und langjähriger Gutachter der Energie-Leitstudien für das Bundesumweltministerium (BMU) allgemeinverständlich zu brandaktuellen Fragen unserer Energiezukunft mit erneuerbaren Energien und ohne Fossil- und Atomenergie. Hier ein kurzer Hintergrund dazu:

Innerhalb weniger Jahre ist die Energiebereitstellung aus erneuerbaren Quellen eine bedeu­ten­de Säule der Energiebereitstellung in Deutschland geworden. Ihr Anteil betrug 2009 bereits rund 16 % des Bruttostromverbrauchs und 10 % des gesamten Endenergieverbrauchs für Wärme, Strom und Kraftstoffe. Letzterer ist damit schon doppelt so hoch wie der des Atomstroms. Ende Juli 2010 will die deutsche Bundesregierung auf Basis ihres bis dahin erwarteten neuen Energiekonzept über die Verlängerung der Atomenergienutzung entscheiden, hat dabei aber gegenüber dem von ihr beabsichtigten <Durchmarsch> pro Verlängerung erhebliche, wenn nicht unüberwindliche Hemm­nisse vor sich.
Am 26.5.2010 hat die EU-Kommission ihre Analyse zu Kosten und Nutzen einer Weiterent­wicklung des EU-Klimaschutzzieles vorgelegt. Danach sei eine 30-prozentige Emissionsmin­derung bis 2020 gegenüber 1990 machbar, finanzierbar und insgesamt vorteilhaft für die EU. Die Kosten für das Klima- und Energiepaket würden sich durch die Wirtschaftskrise um rund ein Drittel (22 Milliarden Euro) verringern. Die zusätzlichen Kosten für ein 30-Prozent-Emis­sions­minderungsziel sind mit 33 Milliarden Euro oder 0,2 Prozent des Bruttoinlandproduktes damit wesentlich geringer.. …als noch 2007 berechnet, soweit die EU laut Pressemitteilung des in Deutsch­land für erneuerbare Energien zuständigen Bundesumweltministeriums vom 26.5.2010. Eine we­sentliche Säule für den Klimaschutz sind die erneuerbaren Energien. In Deutschland, so wieder­holte Untersuchungen für das Bundesumweltministerium, besitzt der Ausbau der erneuerbaren Energien durch eingesparte Energieimporte, vermiedene Umwelt- und Sozialkosten sowie mehr Arbeitsplätze volkswirtschaft­lich eindeutige Vorteile und stellt demnach keine Last, sondern Netto-Nutzen dar.

Wie sich die erneuerbaren Energien (EE) in der Zukunft entwickeln können, steht im Mittelpunkt der mehrjährigen Untersuchung "Langfristszenarien und Strategien für den Aus­bau erneuerbarer Energien in Deutschland unter Berücksichtigung der europäischen und globalen Entwicklung". Sie wird im Auftrag des Bundesumweltministeriums vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (Dr. Joachim Nitsch, DLR), dem Institut für Solare Energiever­sorgungstechnik (ISET) sowie dem Ingenieurbüro für neue Energien (Dr. Bernd Wenzel, IfnE) durchgeführt.

Das "Leitszenario 2009“ für das BMU von Mitte 2009 befindet sich damit in Fortschreibung, und es liegen eine Reihe weiterer Untersuchungen für das Bundesumweltministerium vor zum Ausbau der erneuerbaren Energien, u.a. vom Solarinstitut Jülich und Partnern zur Stromversor­gung 2030 mit Integration hohe Anteile erneuerbarer Energien und vom IfnE zu deren volkswirt­schaftlichem Nutzen. Auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung hat 2009 für das Bundesumweltministerium eingehend die Zukunft mit erneuerbaren Energien und ohne Atomener­gie als gut machbar analysiert.
Es liegt rasch fortschreitendes Know How zur Integration erneuerbarer Energien in die Energie­versorgung und zuletzt ein schneller Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und vielen anderen Staaten vor. Jedoch ist nach der Bundestagswahl von 2009 durch das aktuelle Regierungs­handeln ein in einigen Bereichen klar hemmender Faktor entstanden, zu mal die neue Bundesregie­rung das Auslaufen der Atomenergie mehr oder weniger stark verlangsamen will und das Markan­reizprogramm für erneuerbare Energien und dezentrale hocheffiziente Kraftwärme­kopplung aus völlig unverständlichen Gründen stoppte. Dieses Programm trägt sich u.a. durch Steuerrückfluß mehr als selbst. Damit würden wie vom Sachverständigenrat und anderen unab­hängigen Gutachtern belegt, zwei unvereinbare Energiestrategien aufeinander treffen: Status quo für Atomstrom und Ausbau der erneuerbaren Energien.
Schon in den letzten Jahren hatte sich gezeigt, dass Windkraft in Deutschland bei Starkwind den Strom­absatz aus Atomkraft zeitweise erheblich stören kann und dann zur Umkehrung der Strompreises an der Strombörse führt, indem der Stromkäufer Geld erhält statt zu zahlen. Dieser Effekt kann bei Beibehaltung der Atomkraft in naher Zukunft bei Schönwetter auch durch starken Ausbau der Photovoltaik eintreten, die seit Anfang 2010 in Deutschland die 10.000-Megawatt-Schwelle weit überschreitet.
Das Leitszenario 2009 zeigte, dass das ambitionierte Ziel, die Treibhausgasemissionen in Deutsch­land bis 2050 auf etwa 20 % der Emissionen von 1990 zu senken, erreichbar ist. 2020 würde dem­nach der Beitrag der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch bereits bei 35,2 % liegen, ihr Anteil an der Endenergie etwa 20 %. Die im Erneuerbare-Energien Gesetz (EEG) sowie in der aktuellen Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU festgelegten Ausbauziele würden damit erreicht. Bis 2050 könnte der Anteil der Erneuerbaren Energien auf rund 54 % (Endenergie) bzw. 84 % (Bruttostrom­verbrauch) steigen, dies bei erheblichem Wirtschaftswachstum. Säulen dieser Entwicklung sind dabei der weiterhin breit diversifizierte Ausbau der erneuerbaren Energien und deutliche Fortschritte bei der Kraft-Wärme-Kopplung, verbunden mit einer wesentlichen Steigerung der Energieproduktivität auf allen Gebieten. Unter diesen Voraussetzungen würde die Stromerzeu­gung durch Erneuerbare zu jeder Zeit die schrittweise Reduzierung atomar erzeugten Stroms kom­pensieren, z. T. sogar deutlich überkompensieren. Gleichzeitig sind allein zwischen 2009 und 2020 Investitionen von etwa 175 Mrd. Euro in Anlagen zur erneuerbaren Wärme- und Stromproduktion zu erwarten, so das BMU dazu weiter. Ausgehend vom Leitszenario 2009 werden auch veränderte Annahmen zu wesentlichen Rahmenbedingungen der Studie genauer analysiert werden, etwa bzgl. Effizienzerfolgen oder im Bereich der (Elektro-)Mobilität.  (Quellen: BMU und eigene Recherchen)
8.6.2010, ecotrinova

 

Kreuzzug für das Klima: TV-Dokumentation am 18.11. um 24 Uhr

Fernsehsendung in der ARD am 18.11.2009 um 24.00 Uhr: Im Vorfeld zu der Weltklimakonferenz in Kopenhagen im Dezember hat der WDR eine Fernsehdokumentation produziert: Kreuzzug für das Klima. Darin wird über den Widerstand vieler Kirchengemeinden zwischen Köln und Aachen gegen den Braunkohleabbau berichtet. Aber auch die EWS in Schönau im Wiesental sind vertreten. Am Beispiel der Elektrizitätswerke Schönau wird gezeigt, wie bügerschaftliches Engagement die Macht der Monopole brechen kann. Die Sendezeit um 24.00 Uhr ist für viele leider viel zu spät. Aber vielleicht können Sie den Film ja aufnehmen und dann später ansehen - es lohnt. WDR drei und Phönix wollen diesen Beitrag auch noch ausstrahlen, der Termin steht leider noch nicht fest.
16.11.2009



 

Schwarz-Gelb muss die Photovoltaik weiter fördern

In der Solarstadt Freiburg wird man die Solarenergiepolitik der neuen schwarz-gelben Koalition besonders aufmerksam beobachten. Die ersten Einspeisevergütungen für Solarenergie in Deutschland wurden zwar 1991 von der schwarz-gelben Regierung unter Bundeskanzler Kohl eingeführt, in der Angela Merkel von 1994 bis 1998 Umweltministerin war. Allerdings führten erst die sehr viel attraktiveren Angebote durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) von 2003/2004 zu der von aller Welt bewunderten Entwicklung des Photovoltaikmarkts in Deutschland. Seitdem ist Deutschland weltweit führend in der Menge der installierten Solarmodule, und das EEG wird in aller Welt sorgfältig studiert und vielfach kopiert. Um die weltweit akzeptierten 20:20:20-Klimaziele zu erreichen (20 Prozent Erhöhung der Energieeffizienz, 20 Prozent erneuerbare Energien im Energiemix bis zum Jahr 2020), ist eine möglichst rasche Einführung erneuerbarer Energien unerlässlich. Unter den erneuerbaren Energien ist die Photovoltaik zur Zeit noch die teuerste Technologie zur Herstellung von grünem Strom. Aber die Kosten dieser Technologie sinken kontinuierlich, basierend auf Fortschritten der Forschung sowie den Einsparungen der automatisierten Massenfertigung dieser Halbleitertechnologie. So erwarten wir bereits 2013 oder 2014 eine erste Netzparität erreichen zu können, wenn der Einspeisepreis des EEG unter den Haushaltsstrompreis sinken wird. Von diesem Moment an wird es für Privathaushalte finanziell günstiger, zunächst den eigenen Bedarf durch Solarstrom zu ersetzen, und nur den darüber hinaus gehenden Teil nach dem EEG abzurechnen. Es wird sicher noch weitere 10 bis 20 Jahre dauern, bis die Herstellungskosten von Solarstrom mit den Herstellungskosten konventioneller Energiearten vergleichbar werden. Diesen Punkt werden wir nur in diesem Zeitraum erreichen können, wenn wir den bisher so erfolgreich eingeschlagenen Weg engagiert fortsetzen. Dann wird Deutschland einen wirtschaftlichen Vorteil davon haben, einen spürbaren Teil des Strombedarfs aus eigenen Quellen und fast ohne Betriebskosten decken zu können. Die genauen Regelungen des deutschen EEG führten zu einem stetigen Wachstum des Photovoltaik-Markts in Deutschland und damit zur Schaffung wertvoller Arbeitsplätze. Dies beginnt mit der Ausrüstungsindustrie für Photovoltaik, die weltweit führend ist. Selbst in chinesischen Solarfabriken findet man Maschinen Made in Germany. Diese Industrie hat ihren Schwerpunkt in Baden-Württemberg, was von unserer Landesregierung noch deutlicher geschätzt werden könnte. Die Photovoltaik-Industrie an sich hat ihren Schwerpunkt in den neuen Bundesländern, was zur Bildung des Exzellenzclusters Solarvalley Mitteldeutschland führte. Im Herzen dieser Region ist das neue Fraunhofer Center for Silicon Photovoltaics CSP in Halle, das von den zwei Freiburger Fraunhoferinstituten ISE und IWM, das bereits ein Teilinstitut in Halle hatte, gemeinsam gegründet wurde. Schließlich gehören zu diesem Markt Zehntausende von lokalen Handwerksfirmen, die den Aufbau von Solarsystemen bewerkstelligen können, wodurch viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Basis dieses eindrucksvollen wirtschaftlichen Erfolges der Solarbranche in Deutschland sind die langfristig planbaren Regelungen des EEG. Daher sollte die neue Bundesregierung nur mit großer Sorgfalt vorgehen, wenn sie Details des EEG in Zukunft der unerwartet stürmischen Entwicklung anpassen will. Die Einspeiseraten des EEG für Solarstrom werden jährlich abgesenkt, in den letzten fünf Jahren bis 2010 insgesamt um über 30 Prozent. Durch die hohe Nachfrage gestützt, blieben die Preise für Solarsysteme dagegen in den letzten Jahren stabil, erst die Krise führte in den vergangenen neun Monaten zu einem Rückgang um 30 bis 40 Prozent. Eine drastische Reduzierung von Einspeisetarifen birgt die Gefahr, dass diese so erfreulich wachsende Pflanze wieder zertreten wird. Sie hätte die Wirkung eines Anti-Konjunkturprogramms, weil zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet würden. Der Verzicht auf die bisher so wichtige langfristige Planbarkeit für Investitionen im Photovoltaik-Bereich kann zu weiteren, langfristig negativen Auswirkungen auch in anderen Sektoren führen, die noch gar nicht abschätzbar sind.
Eicke R. Weber, 6.10.2009, BZ
Der Autor ist Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg

 

Solar-Einspeisevergütungen kosten in 20 Jahre hinweg über 70 Mrd Euro

Eine Kosten-Nutzen-Rechnung für Solarstrom
Nach dem EEG wird für die Installation kleiner Solar-Dachanlagen in 2009 genau 43,01 Cent/kWh an Einspeisevergütung bezahlt, und zwar 20 Jahre lang, also bis 2029.
Kosten: Die Installation neuer Solarmodule in 2009 wird den Verbraucher in den nächsten 20 Jahren 10 Mrd Euro kosten. Dazu kommen 30 Mrd Euro für die früheren Förderungskosten bis Ende 2008. Bis 2013 werden soviele Solarmodule installiert sein (laut Bundesverband Solarwirtschaft e.V. - BSW-Solar), dass die Kosten auf 77 Mrd Euro steigen werden.
Nutzen: 1,8 Mrd kWh/Jahr, das sind nur 0,3% des deutschen Stromverbrauchs bzw. nur 6% des grünen Stroms.
Die 77 Mrd Euro sind nur die Zusatzkosten, also Garantiepreis für Solarstrom minus Kosten für konventionellen Strom (die die Stromverbraucher ja sowieso zahlen müssten).

Wüstenstromprojekt Desertec günstiger als heimischer Solarstrom
Solaranlagen kosteten seit 1995 ca 23 Mrd Euro für 4,5 Mrd kWh.
Destertec kostet 60 Mrd Euro und liefert 100 Mrd kWh Wüstenstrom.

Laut BSW Anfang 2009 rentiert sich die Fotovoltaik-Investition bei Anschaffungskosten einer schlüsselfertigen Solaranlage von 4000 Euro/Kilowatt und einer Einspeisevergütung von 43,01 Cent/Kilowattstunde.
Bereits im August 2009 ist eine Solaranlage für 3000 Euro/Kilowatt zu haben. Auf der Intersolar North America wurden Solarmodule für unter 2000 Euro pro Kilowatt gehandelt. Nach Photon Consulting lassen sich Module für unter 1000 Euro/kW herstellen. Nimmt man realistischerweise einen Preis von 2000 Euro/kW (incl. Wechselrichter, Kabel, Anschluß und Montage) an, dann würde sich die Fotovoltaik-Investition schon bei einer halbierten Einspeisevergütung von 21,5 Cent/kWh rentieren. Bei 20 Cent/kWh aber wäre die Förderunge der Solarzellen überflüssig, denn so teuer ist Normalstrom. Die Häuslebesitzer könnten auch ohne EEG-Förderung preiswerte Solarzellen kaufen und Steckdosenstrom durch selbst produzierten Strom ersetzen.
Fazit: Die EEG-Einspeisevergütung war bis Ende 2008 angebracht: Solarmodule wurden zu Massenprodukten, Häuslebauer haben gelernt. Ab 2009 jedoch führen die hohen Einspeisevergütungen mehr und mehr dazu, die Anlagenpreise hoch zu halten - Modul-Hersteller verdienen super gut.
Ekkehard Kaier, 16.8.2009

Die Zahlen entstammen Projekten des RWI in Essen sowie des BSW
RWI: www.rwi-essen.de
BSW-Solar: www.solarwirtschaft.de bzw. www.solarfoerderung.de .

Die Studie "Auswirkungen einer verschärften Degression der Einspeisevergütungen für Solarstrom" ermittelt die Kosten der Solarstromförderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Zudem wird ein Vorschlag unterbreitet, der sowohl dämpfend auf die Höhe der Subventionen und die Preise von Photovoltaikanlagen wirkt, ohne dabei die Nachfrage substantiell zu senken und somit Arbeitsplätze im Bereich Erneuerbarer Energien zu gefährden.
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Photovoltaik: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten

Die Solarenergiebranche boomt, besonders in Deutschland. Dies ist vor allem auf die Subventionierung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zurückzuführen, das die heimische Nachfrage nach Solarenergie jenseits von Effizienzüberlegungen künstlich anheizt. Im Zuge der möglicherweise folgenschweren Konsequenzen des voranschreitenden Klimawandels könnte, so die Hoffnung der Branche, die zukünftige Nachfrage weiter steigen, wovon insbesondere deutsche Hersteller profitieren dürften. Neben zusätzlichen Gewinnen würde dies weitere Arbeitsplätze schaffen und wäre somit als Erfolg anzusehen. Diese Einschätzung trügt: Der vermeintliche ökologische wie auch ökonomische Erfolg ist wegen der derzeitigen Unwirtschaftlichkeit von Solarstrom teuer erkauft, löst keinerlei Klimaschutzeffekte aus und subventioniert vor allem Arbeitsplätze im Ausland. Dies ist umso bedauerlicher, als die deutschen Stromverbraucher dadurch noch über Jahrzehnte belastet werden, selbst dann, wenn die Einspeisevergütungen für den Absatz von Solarstrom sofort gestoppt würden. Bei einem Auslaufen der Photovoltaikförderdung Ende 2007 würden die Einspeisevergütungen, so zeigen unsere Abschätzungen, insgesamt rund 31,2 Mrd. ¤ ausmachen, die von den Verbrauchern über die ohnehin notwendigen Energieausgaben hinaus zu tragen wären. Bei einer Fortsetzung der Förderung in der bestehenden Weise bis 2010 wären gar Einspeisevergütungen von insgesamt rund 73,5 Mrd. ¤ erforderlich – dies wäre zweifellos ein sehr gravierender Subventionstatbestand. Die einzig richtige wirtschaftspolitische Schlussfolgerung daraus ist die umgehende und deutliche Reduzierung der Einspeisevergütungen für Solarstrom sowie die signifikante Erhöhung der jährlichen Degression über das bislang geltende Maß von 5% hinaus.

Subventionierung der Photovoltaik
Der Ausgangspunkt des Booms der deutschen Solarbranche ist zweifellos das EEG, das am 1. April 2000 eingeführt und im August 2004 novelliert wurde. Das EEG dient dem politisch gesetzten Ziel, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland bis 2010 auf 12,5% zu erhöhen. Ein derartiger Anstieg wäre wegen der hohen Kosten der Stromproduktion mittels Erneuerbarer Energien ohne finanzielle Unterstützung nicht möglich. Im EEG ist daher die Förderung regenerativ erzeugten Stroms durch Einspeisevergütungen festgelegt. Entgegen einer jeglichen Orientierung am Kriterium der ökonomischen Effizienz wird dabei die Photovoltaik mit Abstand am stärksten unterstützt: Für 2007 sah das EEG eine Einspeisevergütung je Kilowattstunde (kWh) Solarstrom von 49,2 Cent vor. Damit sind die Vergütungen für Solarstrom nahezu zehnmal höher als die Erzeugungskosten konventionellen Stroms. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Einspeisevergütung für Strom aus Erneuerbaren Energien wird 2007 etwa bei 11 ct/kWh liegen (Schaubild 1). Wie dieses Schaubild zeigt, wird das für 2010 gesetzte Ziel,12,5% der Energie aus regenerativen Quellen zu beziehen, bereits deutlich übererfüllt. Mit der Novellierung des EEG im Jahr 2004 wurde die Einspeisevergütung sogar noch erhöht. Als Folge der aufgebesserten Vergütung erhöhte sich die neu installierte Leistung ganz erheblich. So hat sich mit 84 870 Neuanlagen allein im Jahr 2005 die Gesamtanzahl der Photovoltaikanlagen auf 172 810 nahezu verdoppelt (Kiesel 2006: 23–24). 2006 erzeugten Photovoltaikanlagen etwa 2 Mrd.kWh an Strom (Tabelle 1).Dies entsprach rund 0,3% des Bruttoinlandstromverbrauchs von 615,8 Mrd.kWh (Schiffer 2007:37). Die dafür zu entrichtenden Einspeisevergütungen machten rund 1,04 Mrd. Euro aus (Tabelle 1). Alles in allem waren für Erneuerbare Energien 2005 rund 4,4 Mrd. Euro an Einspeisevergütungen zu entrichten, 2006 waren es 5,6 Mrd. Euro (VDN 2007). Seit Inkrafttreten des EEG im Jahr 2000 hat sich dieser Betrag mehr als versechsfacht. Die jährlichen Fördergelder für Erneuerbare Energien haben mittlerweile Größenordnungen erreicht, die andere große Subventionstatbestände in den Schatten stellen. So wird die Förderung heimischer Steinkohle, das Paradebeispiel für eine verfehlte staatliche Subventionspolitik, bereits bei weitem übertroffen. Entscheidend dafür, dass der Kostenbelastung durch Erneuerbare Energien keine massiven Widerstände entgegengesetzt werden, ist sicherlich deren Unmerklichkeit durch die Verteilung auf die Millionen von Stromverbrauchern: Legt man die 5,6 Mrd. Euro vereinfachend auf den Bruttoinlandsstromverbrauch des Jahres 2006 in Höhe von 615,8 Mrd. kWh um, ergeben sich rund 0,9 ct/kWh. Auf Basis dieses Wertes hatte ein Durchschnittshaushalt mit einem Stromverbrauch von 3 500 kWh im Jahr 2006 für die Förderung der Erneuerbaren Energien rein kalkulatorisch gerade einmal 31,50 Euro mehr zu bezahlen. Die effektive Belastung wäre tatsächlich geringer, da diese Berechnung die Kosten der ansonsten nötigen konventionellen Stromerzeugung ignoriert. Bei konventionellen Stromgestehungskosten von rund 5 ct/kWh wären bei herkömmlicher Erzeugung von rund 44 Mrd. kWh an EEG-Strom (VDN 2007) etwa 2,2 Mrd. an Kosten entstanden. ...

Aus Tabelle 1:
Kumulierte Vergütung bei Auslaufen des EEG 2010 - über 20 Jahre hinweg: 73,54 Mrd Euro
Bei Aufrechterhaltung der derzeitigen Förderbedingungen für Photovoltaik bis 2010 wären bis einschließlich 2030 allein für diese Technologie insgesamt knapp 73,5 Mrd. Euro an Einspeisevergütungen zu zahlen, was inflationsbereinigt 60,6 Mrd. Euro in Preisen von 2007 bedeutet.
....

Die Wirkung von Förderung von Photovoltaik
Zur Rechtfertigung dieser immensen finanziellen Belastungen sollte man positive Wirkungen auf Klima und Beschäftigung in substanzieller Höhe erwarten dürfen. Dem ist jedoch nicht so. Rein rechnerisch wurden 2006 zwar rund 1,1 Mill. t CO2 durch die Erzeugung von 2 Mrd. kWh Solarstrom eingespart, wenn man wie Nitsch et al. (2005) eine spezifische CO2-Ersparnis von 0,548 kg/kWh zugrunde legt und davon ausgeht, dass dadurch entsprechend weniger Strom aus mit Erdgas bzw. Steinkohle betriebenen Kraftwerken hergestellt wurde. Bei einer Einspeisevergütung von 51,80 ct/kWh lagen die zugehörigen CO2-Vermeidungskosten – ebenso rein rechnerisch – bei rund 945 /t und somit um ein Vielfaches über dem Preis für CO2-Emissionszertifikate, welcher bislang nie nachhaltig über 30 Euro/t hinauskam. Es wäre somit weitaus kostengünstiger, wenn die Vermeidung von CO2 dem Emissionshandel überlassen bliebe, mithin jenem Instrument, das eigens zum Zwecke des Klimaschutzes eingeführt wurde und laut umweltökonomischer Literatur als ökologisch treffsicher und ökonomisch effizient gilt (Bonus 1998: 7). Darüber hinaus können bei einer Koexistenz von EEG und Emissionshandel mit Hilfe des EEG keine CO2-Emissionseinsparungen erzielt werden, die über das bereits durch den Emissionshandel allein bewirkte Maß hinausgehen (Frondel, Schmidt 2007). Der Grund ist: Die via EEG geförderte Stromerzeugung sorgt für geringere Emissionen in der Stromwirtschaft und somit niedrigere Zertifikatpreise als ohne EEG. Dadurch werden Vermeidungsoptionen außerhalb des deutschen Stromerzeugungssektors verdrängt, die in einem funktionierenden Emissionshandelsregime ohne EEG von anderen am Emissionshandel beteiligten Sektoren ergriffen worden wären und mit denen CO2-Emissionen kostengünstiger hätten vermieden werden können. Im Ergebnis ergibt sich lediglich eine Emissionsverlagerung, der durch das EEG bewirkte CO2-Einspareffekt ist aber de facto Null (BMWA 2004:8).  ...

RWI Essen: Photovoltaik: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten
# 18/2, Dez 2007,
Auftraggeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
Projektteam:
Dr. Manuel Frondel (Leiter), Nolan Ritter, Prof. Dr. Christoph M. Schmidt
www.rwi-essen.de/positionen


 



Lizenz zum Abzocken - Teure Trickserei beim Schluchseewerk-Stromnetz

Eine Netzregelung sorgt dafür, dass die großen Energiekonzerne in Deutschland Stromkunden jährlich 500 Millionen Euro zusätzlich abluchsen.

An den Pumpspeicherkraftwerken der Schluchseewerk AG im Südschwarzwald geschieht mitunter Merkwürdiges: Dann befördert auf der einen Seite der Maschinenhalle eine elektrisch betriebene Pumpe Wasser in einen höher gelegenen Stausee, weil es im Netz gerade einen Überschuss an Strom gibt, den es zu nutzen gilt. Zeitgleich erzeugt in derselben Halle ein anderer Maschinensatz weiteren Strom, indem das Wasser wieder zurückfließt und eine Turbine antreibt. Energetisch betrachtet ist das reichlich absurd, denn man kriegt nur rund 70 Prozent des Stroms wieder zurück, den man beim Pumpen verbraucht hat. Und doch hat das Ganze einen handfesten Grund: Die Schluchseewerk AG gehört zur Hälfte RWE und zur anderen Hälfte dem EnBW-Konzern. Und die machen mit dieser Praxis richtig Geld.

So funktioniert es: Jeder Konzern steuert seine Maschinen autark. Und dabei passiert es nicht selten, dass einer der beiden Konzerne die Pumpen anwirft, weil er einen Überschuss an Strom in seinem Netz hat, während zeitgleich der andere Konzern wegen Strommangels die Turbinen laufen lässt. Sehr viel sinnvoller wäre es nun, die Konzerne würden sich stattdessen gegenseitig überschüssigen Strom verkaufen. Aber das tun sie ungern, weil sie mit dem Ausgleichsstrom gutes Geld verdienen. Sie können die Kosten dieser Pumpspielereien nämlich über die Netzgebühren einfach den Stromkunden in Rechnung stellen - inklusive eines Aufschlags für die eigene Rendite.

Möglich ist das, weil das deutsche Stromnetz historisch in vier Regelzonen aufgeteilt ist, in denen RWE, Eon, Vattenfall und EnBW jeweils eigenständig agieren. Was im Nachbarnetz gerade passiert, interessiert sie nicht. Und so regeln sie ihre Netze munter gegeneinander. Und immer bezahlt dafür der Stromkunde. Der Bundesverband Neuer Energieanbieter (bne) hat die Zahlen exemplarisch für das Jahr 2007 ermittelt: Danach wäre der Bedarf an sogenannter Ausgleichsenergie im Schnitt um 30 Prozent niedriger, wenn es in Deutschland eine einheitliche Regelzone geben würde. Die Verbraucher hätten dann 494 Millionen Euro weniger bezahlt. Der bne und der Ökostromanbieter Lichtblick haben deshalb schon vor gut einem Jahr bei der Bundesnetzagentur einen Missbrauchsantrag gegen die Stromkonzerne eingereicht. Seitdem ist ein wenig Bewegung in die Sache gekommen: "Wir rechnen mit einem Ergebnis im Herbst", sagt Robert Busch, Geschäftsführer des bne.

Die Bundesnetzagentur selbst hält sich mit Terminaussagen zurück, verweist aber darauf, dass bereits ein Festlegungsverfahren eingeleitet wurde mit dem Ziel, den Bedarf an Regelenergie zu senken. Auch die Aufsichtsbehörde spricht von vermeidbaren "Kosten in dreistelliger Millionenhöhe". Sie sieht sich in der Pflicht, "alle Anstrengungen zu unternehmen", diese Kosten zu eliminieren.
Aktuell arbeiten die TU Dortmund und das Beratungsunternehmen E-Bridge Consulting in Bonn im Auftrag der Netzagentur an einem entsprechenden Gutachten. Nach dessen Fertigstellung soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. Immerhin haben unter dem Druck der freien Stromanbieter inzwischen drei der vier Konzerne zugesagt, bei der Netzregelung stärker zu kooperieren. Man habe eine "Optimierungslogik" in Betrieb genommen, die das Gegeneinander-Regeln bei den Pumpspeicherkraftwerken vermeiden soll, teilen Eon, EnBW und Vattenfall gleichlautend mit - nur die Essener RWE ist noch außen vor. Doch bislang gilt die Erklärung in der Branche nur als eine wachsweiche und wenig transparente Zusage, deren Einsparung für die Stromkunden nicht abschätzbar ist. Dass sich klare Verhältnisse bei der Netzregelung auch ganz kurzfristig schaffen ließen, davon ist Gero Lücking, Sprecher des Ökostromanbieters Lichtblick, überzeugt. Er erklärt, die Einführung einer einheitlichen Regelzone in Deutschland sei bereits zum 1. Januar 2010 möglich.

Bernward Janzing, 29.6.2009, www.taz.de

 

Kommunen sollten die Thüga zurückgewinnen

Eine hohe Gewinnrate gefällt nicht nur den kommunalen Eignern der Badenova AG. Der südbadische Energie- und Wasserversorger gehört zu 47,3 Prozent über die Thüga AG dem Eon-Konzern. Man kann also annehmen, dass von jedem Euro Gewinn fast 50 Cent an den Düsseldorfer Energiegiganten abgeführt werden. Mit dem Badenova-Gewinn baut Eon im Inland Kohlekraftwerke und im Ausland Atomkraftwerke. Eon denkt seit letztem Jahr laut darüber nach, die Thüga zu verkaufen. In diesem Fall sollten auch die südbadischen Kommunen alles daran setzen, dass es zu einer Rekommunalisierung der Thüga kommt. Dann bliebe der Badenovagewinn größtenteils in Südbaden – und könnte für die Energiewende in Südbaden eingesetzt werden. Wenn man den Ankündigungen des Vorstandes glauben darf, will sich Badenova vom Energieversorger zum Energieeinsparunternehmen wandeln. Wenn Badenova mit beträchtlichem Finanzaufwand seine Kunden berät, wie man mit möglichst wenig der teuren Energie auskommt, dann sind etwas höhere Energiepreise akzeptabel. Und wenn Badenova demnächst mit Hilfe von fünf großen Biogasanlagen die ökologische Alternative zum Erdgas anbietet, dann sollte ebenfalls nicht nur einzig der Preis zählen.
BZ-Leserbrief vom 4.3.2009 von Dipl.-Biol. Nikolaus Geiler, Bötzingen

www.thuega-in-buergerhand.de

 

Über 90 % der Bundesbürger wollen mehr Erneuerbare Energien

Nach einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts unter 3000 Deutschen, die von der Agentur für Erneuerbaren Energien in Auftrag gegeben wurde, halten dies 81% für sehr wichtig und 16% einen "verstärkten Ausbau" Erneuerbaren Energie für wichtig. Eine Mehrheit ist auch dafür, den Strom künftig ganz aus Erneuerbaren Energien zu erzeugen.
15.12.2008, www.unendlich-viel-energie.de

 

World Energy Outlook 2008 der IAE in Paris

Mitte November 2008 hat die Internationalen Energieagentur (IEA) den Welt-Energiebericht veröffentlicht. Darin gibt die Agentur einen aufrüttelnden und auch pessimistischen Ausblick auf die Energiezukunft. Recht erstaunlich, da sich die IEA bislang ganz im Sinne ihrer Finanziers - der OECD, also dem Club der reichen Industriestaaten - , in ihren Analysen meist recht konservativ gegeben. Sie hat die Atomkraft in den Himmel gelobt, die erneuerbaren Energieträger klein geredet und die Diskussion über Peak Oil, den Punkt der Förderhöchstmenge, totgeschwiegen. Gleich am Anfang der Zusammenfassung des Energieberichts 2008 geht die IAE richtig zur Sache:
"Das Weltenergiesystem steht an einem Scheideweg. Die derzeitigen weltweiten Trends von Energieerzeugung und -verbrauch sind eindeutig nicht zukunftsfähig, in ökologischer ebenso wie in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Das kann jedoch – und muss auch – geändert werden. Noch ist Zeit für einen Kurswechsel. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass das zukünftige Wohlergehen der Menschheit davon abhängt, wie gut es uns gelingt, die zwei die zwei Energieherausforderungen zu bewältigen, vor den wir heute stehen: Sicherung einer verlässlichen und erschwinglichen Energieversorgung und rasche Umstellung auf ein CO2-armes, leistungsfähiges und umweltschonendes Energieversorgungssystem. Dazu Bedarf es nichts geringerem als einer Energierevolution." (fett im Original), mehr auf
www.oecd.org/dataoecd/63/32/41657317.pdf
24.11.2008, www.oecd.org

 


European Energy Award: Stadt Singen startet Teilnahme

Am 21.11. findet im Singener Rathaus die Auftaktveranstaltung für die Teilnahme am "European Energy Award" statt. Singen will damit Zeichen für einen lokalen Klimaschutz und eine nachhaltige Entwicklung setzen. Die Energieagentur Regio Freiburg übernimmt die fachliche Betreuung des Projekts.

In Singen hat sich bereits ein Energieteam mit acht Mitgliedern gebildet. Frau Kaluza-Däschle, Leiterin des Energieteams freut sich auf die neue Aufgabe: "Jetzt können wir systematisch unsere Stärken und Schwächen im Klimaschutz aufarbeiten und gezielt wichtige Maßnahmen zur Umsetzungvorschlagen." "Erste Schritte in Richtung erneuerbare Energien hat die Stadt Singen bereits umgesetzt" erläutert Oberbürgermeister Oliver Ehret: "Die Schulheizungen werden nach und nach auf Pellets und Hackschnitzel umgestellt, die Stadthalle wird mit Abwärme aus der Aach beheizt und unser Freibad wurde unter Einbindung regenerativer Energien saniert. Die Klimaveränderung ist kein unabwendbares Schicksal, sondern Klimaschutz kann von uns unmittelbar vor Ort praktiziert werden."

Der European Energy Award (kurz eea®) ist ein Steuerungs- und Controllinginstrument kommunaler Energiepolitik. Systematisch werden im ersten Schritt alle energierelevanten Aktivitäten und Bereiche wie die Energieeffizien aller städtischen Gebäude, die kommunale Entwicklungsplanung, die Bereiche Ver- und Entsorgung, Mobilität und Verkehr erfasst und überprüft. Die Kommunen definieren dann Verbesserungspotenziale und planen die Umsetzung energieeffizienter Maßnahmen. Grundlage für das eea-Verfahren ist ein Katalog von fast 100 Einzelmaßnahmen, mit dem die Arbeit der Kommunen in energierelevanten Bereichen bewertet werden. Erreicht die Kommune 50 Prozent der möglichen Punkte, wird das eea-Zertifikat verliehen. Erreicht eine Kommune zwei Drittel der möglichen Punkte, darf sie sich "eea-gold-Kommune" nennen.
Der Projektbetreuer der Energieagentur Regio Freiburg, Udo Schoofs verspricht sich viel vom eea-Prozess. "Wir werden zusammen mit dem Energieteam die komplette Energie- und Verkehrspolitik beleuchten damit die Stadt Singen in ihren Klimaschutzzielen weitere Schritte unternehmen kann. Die Energieagentur Regio Freiburg betreut neben Singen zur Zeit vier weitere Gemeinden für den European Energy Award: Emmendingen, Konstanz, Neuenburg und Rheinfelden-Baden. Insgesamt beteiligen sich in Baden-Württemberg bereits 33 Kommunen. Europaweit nehmen 350 Kommunen am eea-Verfahren teil.
17.11.2008,
eea-Bundesgeschäftsstelle: www.european-energy-award.de
eea-Landesgeschäftsstelle:
www.keabw.de/index.php?id=81

 

Interaktive Deutschlandkarte mit 250 Erneuerbare-Energien-Unternehmen

Eine interaktive Deutschlandkarte listet 250 Unternehmen die im Bereich Erneuerbare Energien (EE) tätig sind. Per Mausklick können die Standorte ausgewählt werden und zeigen dann jeweils das Firmenprofil, Tätigkeitsscherpunkte und weitere Wirtschaftsdaten an. Die Berliner Agentur für Erneuerbare Energien www.bva-solar.de hat die Karte entwickeln lassen. Jörg Mayer, Geschäftsführer der Agentur: "Wir haben die Karte entwickelt, um einen lebendigen Eindruck von der Vielfalt und Schlagkraft der Erneuerbaren zu vermitteln." Obwohl sich regionale Spezialisierungen herausgebildet haben, wie z.B. das "Solar Valley" im Dreiländereck Sachsen-Anhalt/Sachsen/Thüringen, sind EE-Produzenten bundesweit vertreten und tragen gerade deshalb zu Wertschöpfung und neuen Arbeitsplätzen in den Regionen bei. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Regenerativbranche habe sich in den letzten zehn Jahren vervierfacht und liege heute bei 250000 Beschäftigten. Nach derzeitigen Prognosen wird mit einem weiteren Anstieg auf 500000 Arbeitsplätze im Bereich regenerativer Energiegewinnung bis zum Jahr 2020 gerechnet.
18.8.2008, www.unendlich-viel-energie.de/branchenatlas

 

125 kWh Energie pro Tag als Durchschnittsverbrauch-Richtgröße

Wir brauchen Zahlen, keine Adjektive / Ein Physikprofessor mischt die Energiedebatte auf

David J.C. MacKay, Doktor der Informatik und Professor für Naturphilosophie im Fachbereich Physik an der Universität Cambridge, mischt sich derzeit mit dem unvollendeten Buchmanuskript Sustainable Energy - Without the Hot Air in die Klimadebatte ein. Unvollendet deshalb weil der Autor hofft, dass die Beta-Leser im Internet seine Resultate ergänzen und nötigenfalls korrigieren werden. Einzige Bedingung: Die Rechnung muss aufgehen. Zunächst zieht MacKay Bilanz: Unter detaillierter Angabe seiner Quellen listet er den Energiekonsum für Heizung und Kühlung, Transport und Verkehr, Beleuchtung, Betrieb von Informationssystemen und anderen Elektrogeräten sowie die Herstellung von Gütern und Lebensmitteln auf. Sein Kernschluss: Der durchschnittliche Europäer verbraucht rund 125 Kilowattstunden Energie pro Tag. Bei den Reichen, so schätzt er, sind es wohl eher 200, beim Durchschnitts-Amerikaner eher 300 - aber 125 kWh täglich hält MacKay für eine brauchbare Richtgröße. Die sollen, die müssen verlässlich erzeugt werden, und zwar in Zukunft - und das ist die Crux - ohne die Verwendung von herkömmlichen fossilen Brennstoffen wie Öl, Erdgas und Kohle.

"Saubere" Kohleverstromung und Spar-Strategien: Wobei der Autor den Kohleverzicht aus pragmatischen Gründen einschränkt: Erlaubt ist in MacKays Berechnungen die so genannte "saubere" Kohleverstromung, bei der das bei der Verbrennung anfallende Kohlendioxid vom Rest der Kraftwerksabgase abgetrennt und in unterirdischen Hohlräumen, etwa alten Erdgasfeldern, eingelagert wird, damit es nicht in die Atmosphäre gelangt. Verschiedene Verfahren dazu werden zwar momentan technisch erprobt, aber der großflächige Einsatz wird wohl noch zehn Jahre auf sich warten lassen - wenn bis dahin die notwendigen ökonomischen, politischen und rechtlichen Bedingungen geschaffen sind. Daneben steht alles auf der Liste, was als Energielieferant bekannt ist: Wellen, Wind, Gezeiten, Sonne (thermal, photovoltaisch und als Biomasse) und Atomkraft, dazu aus dem Ausland - etwa aus der Sahara-Region - importierter Solarstrom. Selbst für spekulative Formen der Energiegewinnung wie Thoriumreaktoren und Kernfusion liefert MacKay zumindest Zahlenmaterial, zieht sie aber für konkrete Szenarien denn doch nicht in Betracht, weil, anders als bei der CO2-Abscheidung, bisher noch nicht einmal ihre technische Machbarkeit erwiesen ist. Machbar sind natürlich auch Spar-Strategien, doch es stellt sich heraus, dass die Aufforderung zum Stecker-Rausziehen wenig folgenreich sein wird: Ein modernes Handy-Ladegerät beispielsweise zieht etwa 0,01 Kilowattstunden pro Tag, verschwenderische alte Modelle brauchen 0,05 kWh - eine Winzigkeit im Vergleich zu 125 kWh täglichem Gesamtverbrauch. Mit 5 kWh schon eher zu Buche schlägt der Verzicht auf ein Vollbad. Wer im Winter die Heizung auf 15 bis 17 Grad herunterdreht und stattdessen Wollpullover trägt, kommt nach seinen Schätzungen, aufs Jahr gerechnet, auf immerhin 20 kWh pro Tag. Wer weniger als die angesetzten 50 Autokilometer täglich zurücklegt, spart entsprechend bei den damit korrespondierenden 40 kWh. Und der Verzicht auf eine Fernreise in einer vollbesetzten Boing 747-400 - hin und zurück 14.200 Kilometer - schlägt sich in der persönlichen Energiebilanz mit einem Minus von 12.000 kWh nieder. Den Ladegerät-Stecker, so MacKay, kann man ja trotzdem rausziehen. MacKay gibt freimütig zu, dass er seine Zahlen recht großzügig auf- und abrundet, um sich und dem Leser die Rechnung zu erleichtern, und dass etwa die von ihm veranschlagten Kosten zu grob geschätzt sind, um im Wirtschaftsplan eines Energieunternehmens Verwendung zu finden. Ein paar Prozentpunkte mehr hier und weniger da spielen für ihn keine Rolle; er will Proportionen veranschaulichen: "Dies ist ein Buch über Vergrößerungen um das Doppelte und Vergrößerungen um das Zehnfache. Es geht um fundamentale Grenzen in der nachhaltigen Energiewirtschaft, nicht um ökonomische Realisierbarkeit. Die Ökonomie verändert sich ständig, aber die fundamentalen Grenzen bleiben. Diese Grenzen gilt es zu verstehen." Politisch ist der Mann zweifellos ein pazifistischer Grüner - von seiner Website linkt er zur Peace Tax Campaign, die die Rückzahlung von Steuergeldern verlangt, die in den britischen Militärhaushalt fließen, und zur Fenhurst Society, die kostengünstige Vorschläge zur Reduktion des persönlichen Kohlendioxidausstoßes macht. Aber als Naturwissenschaftler steht für ihn außer Frage, dass erneuerbare Energiequellen auf gewaltigen Flächen zum Einsatz gebracht werden müssen, um einen wirkungsvollen Betrag zur Gesamtbilanz zu leisten. Wie gewaltig, rechnet er vor: Um beispielsweise ein Viertel des gegenwärtigen britischen Energiebedarfs durch Biosprit zu decken, müssten 75 Prozent der Landfläche mit entsprechenden Pflanzen bebaut werden. Würde man 10 Prozent der britischen Inseln mit Fotozellen bedecken, könnten dadurch etwa 50 kWh pro Tag pro Person erzeugt werden. Man könnte auch die windigsten 10 Prozent des Landes mit Windfarmen bepflanzen und käme auf 40 kWh pro Tag und Nase: Dazu bräuchte man etwa 50mal soviel Windturbinen, wie Dänemark zur Zeit hat, siebenmal so viele, wie in Deutschland stehen, und immerhin noch doppelt so viele, wie heute weltweit im Einsatz sind. Auf dem Meer ist die Sache rentabler; angenommen, vor der britischen Küste würde eine Fläche in der doppelten Größe von Wales mit Windfarmen bebaut, käme man auf etwa 50 kWh pro Tag pro Person. Wellenkraftwerke, dicht an dicht entlang der 1000 Kilometer langen britischen Küstenlinie Richtung Atlantik, brächten hingegen nur 4 kWh pro Tag pro Einwohner des Vereinigten Königreichs. "Kern- oder Windenergie", so sein Fazit, "ist nicht die Frage. Wir brauchen alles, was uns in die Finger kommt - allen Wind und alle Kernenergie - und selbst dann sind wir noch in Schwierigkeiten."

Fünf Szenarien von Hardcore-Grün bis Hardcore-Marktwirtschaft
Der Kern des Buches besteht aus fünf Szenarien, mit denen MacKay unterschiedliche Strategien zur Energiebedarfs-Deckung illustriert. Berechnungsgrundlage ist Großbritannien mit seinen rund 60 Millionen Einwohnern, aber die wesentlichen Schlussfolgerungen sind auf die anderen mitteleuropäischen Länder übertragbar, auch wenn nicht überall alle einzelnen Technologien zur Verfügung stehen, beispielsweise weil Österreich keine Küstenlinie hat. Allen Vorschlägen gemeinsam ist der Verzicht auf fossile Brennstoffe und, damit einhergehend, tiefgreifende Veränderungen bei Infrastruktur und Lebensstil. Transport und Verkehr sind weitgehend elektrifiziert; die Autobatterien werden als Speicherreserven genutzt, um etwa durch Windstille oder starke Bewölkung verursachte Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Flugverkehr, der weiterhin nicht mit Elektromotoren funktionieren wird, ist mit Einschränkungen möglich; MacKay reserviert dafür ausgedehnte Landstriche für die Biosprit-Produktion. Des Weiteren setzt der Wissenschaftler entscheidende Fortschritte bei diversen Technologien voraus: Kühlschränke, die sich selber drosseln, wenn die Menschen abends fernsehen, und dafür der Butter später in der Nacht mehr Wärme entziehen. Energiesparhäuser, die serienmäßig mit sonnengewärmter Wasserversorgung und Wärmepumpen gebaut werden. "Sexy Personalities" machen Werbung für das Tragen von Strickpullis. Diese Faktoren, sowie eine relativ geringfügige Energiegewinnung durch Müll-, Holz- und Biomasseverbrennung, sind für alle Szenarien gleich. Man würde in allen Fällen etwa dreimal mehr Elektrizität produzieren müssen als heute, und zwar etwa 120 Gigawatt. Wie diese 120 Gigawatt erzeugt werden, das ist die wesentliche politische Entscheidung, und hier breitet MacKay seine Alternativen aus:

1 Kein Kohlendioxidausstoß; hohe Nutzung eigener erneuerbarer Energie: 30fache Erhöhung der Zahl der Windkraftanlagen gegenüber dem Jahr 2007
7.500 Wellenenergiegeneratoren, aufgebaut über 500 Kilometer Küstenlinie
10 Gigawatt Gezeitenenergie, bezogen aus einer erheblichen Zahl künstlicher Strömungs-, Damm- und Lagunenkonstruktionen, die auch als Pumpspeichersysteme fungieren
40 Gigawatt aus Kernreaktoren, etwa viermal so viel wie 2007
40 Gigawatt aus "sauberen" Kohlekraftwerken (Nachteil hier: die Menge an verbrannter Kohle würde um das Dreifache steigen, womit die Lösung nicht wirklich nachhaltig zu nennen wäre)
2 Weniger Umweltbelastung durch Großbauwerke zur Nutzung von Wind- und Wellenkraft, dafür mehr Energieimporte:
7,5fache Vergrößerung der Windturbinenzahl
25 Gigawatt Atomstrom
40 Gigawatt Kohlestrom (wie oben)
Solarkraftwerke von der fünffachen Grundfläche von London (fünf Zirkel von je 44 Kilometer Durchmesser) in der nordafrikanischen Wüste; dazu Leitungen von dort bis auf die britischen Inseln, und Pumpspeichersysteme für die Zeit nach Sonnenuntergang
Nach diesem Plan würde Großbritannien etwa 72 Prozent seiner Elektrizitätsenergie aus sonnigeren Ländern importieren
3 Der atomstromfreie Plan:
Die Plan 1, aber mit importierter Solarenergie wie in Plan 2 statt der Kernkraftwerke. Damit würden die Briten noch 64 Prozent ihres elektrischen Stromes importieren
4 Der Hardcore-Grünen-Plan (weder Atom- noch Kohlestrom):
G
ezeitenkraftwerke wie in Plan 1
Wellenenergie auf etwa 11.000 Generatoren und 750 Kilometer Küstenlinie erhöht
Viermal so viele Windturbinen, wie im Jahr 2007 weltweit in Betrieb waren, platziert auf den oder um die britischen Inseln herum
Nutzung von etwa 100 der größten Seen und Lochs als Pumpspeicher zum Ausgleich der Schwankungen in der Windstärke; alternativ könnte Wasser aus dem Meer zu gigantischen Betonreserviors auf den Bergen hochgepumpt werden (der Plan ist sehr windabhängig, man muss jedoch mit einigen Tagen annähernder Windstille rechnen)
Immer noch 14 Prozent Importstrom
5 Der Hardcore-Marktwirtschaftler-Plan (kein Öl, kein Gas, Kohleverstromung muss CO2-frei sein, den Rest soll der Markt regeln):
1
0 Gigawatt aus Windenergie (lohnend nur an den allergünstigsten, windigsten Orten)
110 Gigawatt aus Kernkraftwerken, etwa das Zehnfache der gegenwärtigen britischen und das Doppelte der französischen Kapazität (keine andere Energieform könnte unter Bedingungen eines freien Marktes mit hohem CO2-Preis mit der Kernkraft mithalten)

Dirk Scheuring 21.07.2008. www.telepolis.de
Kompletten Beitrag vom 14.7. bitte auf
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28292/1.html lesen

 

Ölpreise bleiben hoch, Solarenergie wird billiger

Der Ölpreis erreichte am 22. Mai einen neuen Rekordstand von 135 Dollar pro Fass. Gleichzeitig wurde in Berliner Koalitionsverhandlungen um die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) darum gerungen, wie stark die Vergütungen des Einspeisetarifs für Photovoltaik zu vermindern seien.

Laurenz Meyer von der CDU und einige Kollegen forderten, diese Vergütungen sofort um 30 Prozent zu senken, was zur Folge gehabt hätte, dass der florierende Markt für Solarenergie in Deutschland ähnlich plötzlich zum Stillstand gekommen wäre, wie dies in Japan vor fünf Jahren geschah, als dort die öffentliche Unterstützung der Solarenergie zu schnell reduziert wurde. Wie ist dies zu verstehen? Der Höhenflug des Ölpreises wird von vielen Kommentatoren als Spekulationsblase gesehen. Immerhin hatten wir in den letzten 30 Jahren mehrere solcher Perioden, die durch Perioden niedriger Preise beendet wurden. Diese Kommentatoren verweisen darauf, dass wir "peak oil" — die höchstmögliche Ölproduktion pro Tag — noch nicht erreicht haben. Die hohen Ölpreise können in der Tat auch teure Fördertechniken profitabel machen, so dass es möglich sein wird, die Tagesproduktion von Rohöl, heute bei etwa 86 Millionen Fässern pro Tag, noch um einige Millionen Fass zu steigern. Allerdings scheint mir die früher oft genannte Zahl von 100 bis 115 Millionen Fässern bereits als nicht mehr erreichbar. Wenn wir peak oil aber noch gar nicht erreicht haben, können wir dann nicht einen durch die erhöhte Förderung deutlich zurückgehenden Ölpreis erwarten? Ich erwarte, wir werden einen drastischen Rückgang unter 100 Dollar pro Fass nicht mehr erleben, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Bereits heute liegt die Menge des weltweit nachgefragten Öls bereits bei 87 bis 89 Millionen Fässern pro Tag, also um eins bis drei Millionen Fass über der Fördermenge. Diese Nachfrage wächst schnell. Sie wird durch die anwachsende Motorisierung in China und Indien sowie die allgemeine Erhöhung des Lebensstandards in diesen Ländern angeheizt. Auf der anderen Seite gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass der hohe Ölpreis in den USA und Europa zu einem messbaren Rückgang des Verbrauchs führen wird. Daher ist die Hauptantriebskraft des steigenden Ölpreises diese sich immer weiter öffnende Schere zwischen Nachfrage und Angebot. Selbst wenn die Ölförderung auf 90 Millionen Fässer getrieben würde, wird bis dahin die Nachfrage bereits wieder deutlich darüberliegen.  Was bleibt, ist bei bestmöglichen Anstrengungen zur Energieeinsparung bei Transport, Gebäuden und industrieller Produktion die schnellstmögliche Umstellung auf erneuerbare Energien, die alle optimal genutzt werden müssen. Aber nur die Solarenergie bietet eine praktisch unbegrenzte Energiequelle. Daher ist der schnellstmögliche Ausbau der Solarenergie das Gebot der Stunde. Diese können wir durch Solarthermie nutzen; zumindest alle neuen Gebäude sollten solarthermische Module zur Wassererwärmung auf dem Dach haben. In sonnenreichen Gegenden kann Solarthermie auch durch Konzentration mit großen Spiegeln kostengünstig zur Stromerzeugung eingesetzt werden.
Dazu kommt die Photovoltaik, heute noch die teuerste der erneuerbaren Energien. Als Halbleitertechnologie folgen aber die Kosten der Photovoltaik einer rasch sinkenden Lernkurve: Mit jeder Verdopplung der installierten Kapazität kommt eine Kostensenkung von circa 20 Prozent. In wenigen Jahren werden die Erzeugungskosten von Strom aus Photovoltaik in Deutschland unter den Kosten für Haushaltsstrom liegen. Dann werden sich Eigentümer von neuen Photovoltaik-Anlagen entscheiden können, ob Sie den Strom zum dann niedrigeren Einspeisetarif verkaufen oder zum Ausgleich von teurerem, eigenen Verbrauch benutzen. Wir sollten uns dann daran erinnern, welche Politiker heute — zum Glück erfolglos — versucht haben, dem schnellen Ausbau der Photovoltaik durch plötzliche Senkung des Einspeisetarifs das Genick zu brechen. Der in Berlin in dieser Woche erreichte Kompromiss wird der Photovoltaikindustrie zwar große Schwierigkeiten bereiten, den Käufern weiter finanziell interessante Angebote zu machen, aber er wird zu stemmen sein. Glücklich, wer sich noch in diesem Jahr ein Photovoltaiksystem für den hohen Einspeisetarif von 46 Cent pro Kilowattstunde für die nächsten 20 Jahre sichern kann.
Eicke R. Weber , 7.6.2008, www.badische-zeitung.de
Der Autor leitet das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.

 

EEG: Deutsche Forscher sind der Sonne näher als andere

Eicke R. Weber warnt davor, die öffentliche Förderung der erneuerbaren Energien einzuschränken

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird demnächst novelliert. In den vergangenen 25 Jahren ließen sich vier wesentliche Wellen innovativer Technologien beobachten: Mikroelektronik, die uns den Computer ins Haus brachte, Nanotechnologie, Biotechnologien, und seit etwa fünf Jahren erneuerbare Energien. Wesentliche Beiträge der Grundlagenforschung in den ersten drei dieser Wellen haben in Deutschland wirtschaftlich nur wenig Erfolg gebracht. Ganz anders sieht es dagegen bei den erneuerbaren Energien aus: Hier hat erfolgreiche Forschung zusammen mit effektiver Förderung der Technologieeinführung durch attraktive Einspeisetarife dazu geführt, dass wir in Deutschland zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder in einem wesentlichen Gebiet der wissenschaftlich-technischen Innovation eine weltweite Spitzenstellung errungen haben. So wurde zum Beispiel die erst vor etwa sieben Jahren als kleine Start-up Firma gegründete Firma Q-Cells in Thalheim/Sachsen-Anhalt weltweiter Marktführer in der Produktion von Solarzellen. Deutsche Ausrüster errichten Produktionslinien weltweit. Der schnell wachsende Markt der Solarzellen allein hat inzwischen ein Volumen von rund 15 Milliarden Euro mit globalen Wachstumsraten von 20 bis 40 Prozent pro Jahr. Hunderttausende von wertvollen, produktiven Arbeitsplätzen wurden bereits bei uns neu geschaffen, besonders auch in den neuen Bundesländern.
Diese außerordentliche Erfolgsgeschichte in einer für die Zukunft des Planeten so wichtigen Technologie — Stichworte CO-Vermeidung, Gefahr der Klimakatastrophe und Ersatz der begrenzten fossilen Brennstoffe — war nur möglich durch die Gelegenheit, auf dem heimischen Markt große und schnell wachsende Marktchancen zu realisieren. Sogar der schnelle Aufbau dieser Branche in anderen Ländern, vor allem in China, der sicher durch den attraktiven Markt in Deutschland angeregt wurde, kommt uns durch unsere weltweite Marktführerschaft im Bereich der Ausrüstungsindustrie zu Gute. Daher ist eigentlich nicht zu diskutieren, wie wir diese erfolgreiche Technologie in ihrem außerordentlichen Wachstum beschränken können, sondern wie wir diese Entwicklung weiter fördern können. Wichtig wäre es, unserem so überzeugenden Modell in Europa und weltweit zum Durchbruch zu verhelfen. Ängstliche Diskussionen von Bedenkenträgern, wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu begrenzen und zu verschlechtern sei, mit dem Ziel, das Wachstum erneuerbarer Energien zu verringern, haben den gegenteiligen Effekt und stärken Zweifel an unserem Erfolgsmodell. Alle Arten der erneuerbaren Energien sollten weiter gefördert werden. Besonders teuer ist die Photovoltaik (PV). Solarstrom ist andererseits eine Energie, die gerade zu Zeiten des Spitzenbedarfs erzeugt wird und daher wertvoller ist als andere Energien. Zum anderen hat die Erfahrung gezeigt, dass die Lernkurve der PV, das heißt die Kostensenkung basierend auf größeren Produktionsvolumina, für jede Verdoppelung der installierten Kapazität eine 20-prozentige Kostensenkung bringt.
PV-Technologie ist ihrer Natur nach eine Halbleitertechnologie und kann von deren immensen Erfahrungen profitieren. Das Ziel kostengünstiger, unbegrenzter und CO -freier Energie erfordert aggressives Wachstum, besonders der PV-Technologie. Die hohe Nachfrage hat Engpässe in der Versorgung mit PV-Modulen ausgelöst. Kostensenkungen in der Massenproduktion zeigen sich heute noch wenig in den Preisen — eine normale Reaktion des Marktes. Der beschleunigte Ausbau der Kapazitäten wird dies in den kommenden Jahren rasch regulieren. Kostengleichheit beim Verbraucher kann in Deutschland in weniger als zehn Jahren erreicht werden.
Diese Branche wird in den nächsten zehn bis 15 Jahren noch Förderung benötigen. Für die Unterstützung des deutschen Steinkohlebergbaus, einer absterbenden Branche, haben wir mehr als 120 Milliarden Euro ausgegeben, inflationskorrigiert nahezu 180 Milliarden Euro. Die Förderung der Nukleartechnologie war ähnlich kostspielig. Im Gegensatz dazu wird die Solarenergie in den nächsten Jahrzehnten eine zunehmende und schließlich dominierende Stellung einnehmen. Ein Land, das in diesen Technologien einen Spitzenplatz hat, sollte ihn nicht gefährden.
Eicke R. Weber , 5.4.2008, BZ

Der Autor leitet das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg.

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