Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Justiz
im südlichen Hochschwarzwald und Breisgau
  

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Bewährungshelfer, Strafgefangenenhilfe, Gefängnisfürsorge, ...

Tele-Blick vom Bildstöckli nach Norden über die Römerstrasse auf Blansingen am 20.11.2006
Tele-Blick vom Bildstöckli bei Huttingen nach Norden über die Römerstrasse auf Blansingen am 20.11.2006

Landgericht Freiburg in der Kaiser-Joseph-Strasse beim Holzmarkt am 26.12.2009

Martin Schley schreibt mit Häftlingen das Theaterstück Schwarzwald-Oase

Die Freiheit ist für diese fünf Männer ein Raum: vier auf fünf Meter groß, mit kahlen Wänden und Gittern vor den Fenstern. Der Raum befindet sich in der Freiburger Justizvollzugsanstalt, die fünf Männer sitzen dort ihre Haftstrafen ab. Das kleine Stück Freiheit heißt Theater. Martin Schley bringt die Freiheit ins Gefängnis.

Jeden Dienstag um halb sechs reist Schley mit drei Theaterleuten auf diese "einsame Insel"  Es ist eine beschwerliche Reise: Pass abgeben, Taschen leeren, durchsuchen lassen. Durch mehrere Schleusen. Dann der endlos scheinende Korridor, links und rechts die Zellentüren. "Für mich ist das eine andere Welt" , sagt Schley auf dem Weg zum Theaterraum. Seine Worte hallen noch lange nach. Die blanken Mauern, der ohrenbetäubende Widerhall, die vielen Augen, die seinen Weg beobachten — "ich mache diese Arbeit gerne. Aber ich muss sie wohl dosieren. An diesem Ort wirken Kräfte. . ." Er klingt jetzt ein wenig wie Albus Dumbledore, der uralte Zauberer aus den Harry-Potter-Filmen. Schley schlüpft sonst in weniger bombastische Rollen. Im Radio gibt er als Edwin Hämmerle seinen "hausmeisterlichen Senf" zur Tagespolitik dazu. Auf der Kabarettbühne trägt er seine "Gschichtle" vor. Er schreibt für "Lueginsland" , die alemannische Spalte der Badischen Zeitung. Sein aktuelles Soloprogramm hat den Untertitel: "Badisch, kauzig, komisch" . 1950 wurde Schley in Freiburg geboren, er liebt die Stadt, er ist bekannt. Ein Urgestein eben. "Wie geht’s Ihnen?" , ruft er einem grüßenden Passanten auf der Straße zu. "Kann nicht klagen" , sagt der. "Das g’schieht Ihne recht!" , erwidert Schley und grinst.

Als er vor 14 Jahren gebeten wurde, die ehrenamtliche Leitung der Theatergruppe zu übernehmen, habe er erstmal tief durchgeatmet, gesteht Schley. "Ich hatte gemischte Gefühle. Aber vor allem war es mir eine Ehre. Ich liebe das Leben. Ich bin ein Spieler. Ich habe gerne mit der ganzen Gesellschaft zu tun." Ein paar zufällig ausgewählte Requisiten brachte er den Häftlingen zur ersten Probe mit: einen Rucksack, ein altes Lexikon. "Denkt euch was dazu aus." Ein Häftling nahm sich einen Luftballon und umwarb ihn wie eine Geliebte, sang für sie spontan das Ave Maria. Schley schwärmt heute noch davon. "006" steht auf dem Plastikschild neben dem Eingang. Als die Tür ins Schloss fällt, wirkt es wie ein Sich-Aussperren. Die Ohren summen noch eine Weile. Schley holt seinen Notizblock hervor und fragt in die Runde: "Also, Leute, soll der undurchsichtige Araber, bei dem Uran im Urin gefunden wurde, jetzt ein Scheich sein oder ein Geschäftsmann?" Er verzieht keine Miene dabei. Die Gefangenen schauen zur Decke. "Die Zuschauer solle des noch net wisse" , näselt ein schmächtiger Häftling mit oberschwäbischen Akzent. Schley nickt. Die Gruppe schreibt gerade ihr erstes eigenes Theaterstück. Eine "Katastrophen-Komödie" soll es werden, mit improvisierten Dialogen. Es geht um einen brechenden Staudamm, Drogen, Terrorismus. Titel: "Schwarzwald-Oase" .

Die Diskussion wird hitziger. Soll der Araber jetzt Abdullah heißen oder Mustafa? Die Theaterleute verlieren sich im Für und Wider. Bald erinnern nur noch die Gitter daran, wo man sich hier befindet. Wie durch eine Abzugshaube hat sich der bleierne Gefängnismief verflüchtigt. Wie machen Sie das, Herr Schley? "Ich befördere die Kraft der Fantasie. Die Fantasie kann auch heilende Kraft haben."
Das klingt so einfach. Vielleicht ist gerade das sein Erfolgsrezept. Er sieht den Menschen. Zeigt ehrliches Interesse. Und er verschafft sich so, ohne je laut werden zu müssen, den Respekt der Gefangenen. Und jedem Mitglied der Theatergruppe die Möglichkeit, sein ganz persönliches Stückchen Freiheit zu finden. Zum Beispiel Ziad (37). Der Libanese verfolgt die Diskussion fast regungslos. Seine dunklen Augen sind immer weit geöffnet, wirken verstört. Er habe starke Depressionen, sagt er schließlich in gebrochenem Deutsch. Nein, er flüstert, hastig, als hätte er Angst, dass man sich im nächsten Augenblick gleichgültig von ihm abwendet. Bruchstücke einer Lebensgeschichte: Ehe mit einer deutschen Frau. Abschiebung nach Libanon, in den Krieg. Flucht zu Fuß über schneebedeckte Berge. Erfrierungen, chronische Schmerzen. Die Eltern musste er im Krisengebiet zurücklassen. "Das macht mich fertig." Er keucht, als hätte er schwere körperliche Arbeit geleistet. Es ist schwierig, sich diesen Menschen auf einer Theaterbühne vorzustellen. Und dann fängt er an, von Tolstoi zu erzählen. "Ich lese gerne." Sein Gesicht entspannt sich plötzlich. Prosa, Gedichte, Theaterstücke: "Ich bin neugierig." Man kann sogar ein Lächeln erahnen. "Und in der Theaterprobe bin ich für 90 Minuten woanders, dann fühle ich mich ein bisschen frei." Eric sieht das ähnlich. Er habe draußen schon viel Theater gespielt, sagt der Deutsch-Franzose im Plauderton und lehnt sich entspannt zurück. Bevor er diesen "blöden Fehler" gemacht habe. Jetzt sitzt er hier, in einer Welt, in die er nicht passt. Er lacht gerne, ist gebildet, drückt sich gewählt aus. Für ihn ist das Theater der einzige Weg, einer Umgebung zu entkommen, in der ein Mensch reduziert wird auf zwei Eigenschaften: die Länge und der Grund der Haftstrafe. "Die Gespräche hier drehen sich um nichts anderes." Wie lange und warum? Zum Beispiel Ziad, vier Jahre, sexueller Missbrauch. Oder Eric, dreieinhalb Jahre, Beziehung zu einer Minderjährigen. Oder Werner, 26 Jahre, Mord. Der Oberschwabe mit der näselnden Stimme sieht so aus, wie man sich gemeinhin einen Langzeithäftling vorstellt: Tätowierungen bedecken seine blassen Arme, die Augen sind zu argwöhnischen Schlitzen verengt. Der 50-Jährige lässt seinen schmalen Körper in den Stuhl sacken, seine Hände hängen schlaff nach unten. Vor drei Jahrzehnten erdrosselten diese Hände bei einem Einbruch eine ältere Frau. Im Gespräch sagt der gelernte Schreiner ganz unvermittelt Sachen wie: "Manchen Leuten hier könnt ich mit dem Knüppel ins Gesicht hauen!" Seine "schnelle Gosch" nennt er das: Er sagt, was er denkt. Das habe ihm in seinem Leben schon oft geschadet. Doch im Theaterraum kommt ihm diese Eigenart sogar zugute. Oft bringt er mit seinen spontanen Bemerkungen die ganze Gruppe zum Lachen. Das bedeutet ihm viel. "Das Theater ist meine Ersatzfamilie." 
Als er 1984 zum ersten Mal zur Theaterprobe kam, wollte er nur "raus aus der Zelle" . Doch bei seiner ersten Aufführung fing er Feuer. "Das Lampenfieber, der Applaus, das ist einfach affengeil." Und wenn man ihn so schwelgen hört, immer mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen, kommt man irgendwie nicht umhin, den Mann sympathisch zu finden. Im aktuellen Stück soll er einen Koch spielen, der nebenbei mit Drogen handelt. "Passt zu mir", sagt er .

Nächstes Jahr soll die "Schwarzwald-Oase" aufgeführt werden. Die Gefangenen sehnen sich nach Resonanz von draußen, Schley hofft auf ein großes Interesse. Am künstlerischen Niveau soll es nicht scheitern: "Die Häftlinge haben eine viel tiefer wurzelnde Ausdruckskraft als andere Amateur-Theatergruppen. Wenn sie spielen, dann spielen sie ums Leben!" Im letzten Satz wird Martin Schley ausnahmsweise doch einmal laut.
Konstantin Bikos , 14.10.2007, www.badische-zeitung.de


 

Ehrenamtliche Hilfe für straffällig Gewordene - Einführungsseminar

"Hilfe schafft Sicherheit" ist ein Einführungsseminar für ehrenamtliche Tätigkeit in der Straffälligenhilfe überschrieben. Vom 11. Oktober bis zum 30. November richtet es sich sieben Abenden an Menschen, die herausfinden möchten, ob es ein für sie passendes Ehrenamt wäre, straffällig gewordene Menschen und deren Angehörige zu begleiten. Weitere Informationen und Anmeldung beim SKM, Christiane Burgert, Stefan-Meier-Straße 131, Telefon:0761/285 9719.
6.10.2007




Aufsuchende Suchtberatung im Freiburger Gefängnis: Kobra-Büro, Zuschuß

Die Hälfte der 800 Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt  Freiburg hat mit illegalen Drogen, Alkohol oder anderen Suchtmitteln zu tun - einige lindern so  die Langeweile, andere sind schwer abhängig. Katharina Braun von der  Kontakt- und Beratungsstelle für Drogenprobleme (Kobra), die dort seit über zehn Jahren Aufsuchende Suchtberatung anbietet, nennt diese Zahl. Nun hat das Justizministerium seinen Zuschuss für diese Arbeit  auf 90000 Euro verdoppelt.

"Wer im Gefängnis Stoff  haben will, der bekommt ihn auch", sagt Braun.  Schließlich herrsche dort reger Verkehr: Jeden Tag kommen Kunden und Lieferanten der 105  Eigenbetriebe von der  Metallwerkstatt über den Malerbetrieb bis zur Schneiderei ins Haus, außerdem  Küchen- und Reinigungspersonal sowie natürlich Besucher der Gefangenen. "Jeden einzelnen zu filzen wäre unmöglich - da würde kein Geschäftspartner mehr kommen", erklärt die Sozialpädagogin. So gibt es lediglich Stichproben.
Ein beträchtlicher Teil des Drogenmarktes im Knast wird nach Angaben  des stellvertretenden Anstaltsleiters Gerhard Maurer-Hellstern von  Russlanddeutschen  beherrscht. Die Preise sind laut Braun weit höher als draußen, und da die Gefangenen offiziell über kein Bargeld verfügen, müssen sie   oft mit allerlei unangenehmen "Diensten" bezahlen. Zahlreiche Insassen wollen von ihrer Sucht loskommen  und  wenden sich an das Kobra-Büro im 1. Flügel,  Raum 003.
Die Drogenberater sehen  dort im Jahr rund 330 Klienten, die Hälfte davon begibt sich in längere Behandlung. 37 wurden im vergangenen Jahr  in eine stationäre Therapie außerhalb der Gefängnismauern vermittelt, 25 werden derzeit mit einem Ersatzstoff substituiert. Die vor Therapieantritt nötige Entgiftung ist auf der Krankenstation der JVA möglich.
Die Aufstockung des Etats auf zwei volle Stellen, die sich drei Kollegen teilen, sorgt  seit 1. Juli  für weitere Angebote: Jeden Donnerstagmittag findet während des Hofgangs eine Offene Sprechstunde statt. "Da  bildet sich bereits  manchmal  eine kleine Schlange vor unserem Büro", berichtet  Braun. Außerdem können nun auch Gefangene betreut werden, die  keine Chance auf eine stationäre Therapie haben - etwa weil ihre Haftstrafen zu lang sind oder sie  bereits drei erfolglose Ausstiegsversuche hinter sich haben. Für sie gibt es nun Einzelgespräche und ab Ende August  eine 14-tägliche Motivationsgruppe, die allen offen steht und von einem ehemals Drogenabhängigen geleitet wird. Hier geht es darum, Rückfälle zu verhindern, Krisen zu meistern  und sich von anderen Süchtigen abzugrenzen. Im Januar soll außerdem eine Gruppe in der Jugend-Untersuchungshaft dazu kommen.
"Es gibt immer wieder Klienten, die es gerade im Gefängnis  schaffen, clean zu werden", sagt Katharina Braun. Doch genau wie draußen gehörten auch hier Rückfälle  dazu, von 100 Heroinabhängigen   beenden 42 ihre stationäre Therapie mit Erfolg. Diese Quote gilt laut  Braun für Vermittlungen aus der Haft gleichermaßen wie für Nichtinhaftierte.
Für das baden-württembergische Justizministerium lohnt sich die Investition auf jeden Fall: Wer sich auf Therapie befindet und nach erfolgreichem Abschluss auf Bewährung frei gelassen wird, für den muss nicht die JVA aufkommen, sondern seine Kranken- oder Rentenversicherung.
Sigrun Rehm, 12.8.2007, www.der-sonntag.de



 

Besuch im Freiburger Amtsgericht

Das Freiburger Amtsgericht feiert in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag. Aus diesem Grund bot die BZ-Ferienaktion die seltene Möglichkeit, diesen Ort der Rechtssprechung am Holzmarkt 2 zu besuchen. Außerdem konnte man einen Blick in den Gefängnistrakt hinter dem Amtsgericht werfen.

Blick nach Süden übers BZ-Auto zum Amtsgericht am Holzmarkt am 10.8.2007 Überwältigend: Am 10.8.2007 wollen über 200 Personen ins Gefängnis
(1) Blick nach Süden übers BZ-Auto zum Amtsgericht am Holzmarkt am 10.8.2007
 
(2) Überwältigend: Am 10.8.2007 wollen über 200 Personen ins Gefängnis -
oben rechts Gerhard Kirk von der BZ
Präsident Thomas Kummle und Richterin Barbara Prestel am 10.8.2007
 
(4) Blick aus dem Hof des ehemaligen Gefängnisses nach außen am 10.8.2007
 
 
(5) Zelle - Blick nach Norden. Früher waren hier auch noch Bett und Schrank untergebracht
 
(5) Zelle - Blick nach Südosten
 
 
 
Das ehemalige Untersuchungsge-fängnis im Hinterhof des Amtsgerichts am Holzmarkt Schwurgerichtssaal: Ein wunderschöner Raum - zu schön für Verhandlungen?  
(7) Das ehemalige Untersuchungsge-fängnis im Hinterhof des Amtsgerichts am Holzmarkt (8) Schwurgerichtssaal: Ein wunderschöner Raum - zu schön für Verhandlungen?  

Ich hatte den Eindruck, dass die Gastgeber vom Amtsgericht über den großen Besucherandrang überrascht, aber auch sehr erfreut waren -  aus den über 210 Interessierten mussten zwei Gruppen gebildet werden. Die Juristen mussten also alles zweimal erklären. Sie taten dies mit viel Hingabe und gaben den Besuchern über die rein fachliche Information hinaus wertvolle Tips mit auf den Weg.

1.Präsident Thomas Kummle steht den über 200 Beschäftigten und 40 Azubis des Amtsgerichts Freiburg vor. Er bedankte sich über die gewaltige Resonanz der BZ-Ferienaktion mit so vielen Besuchern. Andererseits beklagte er das äußerst geringe Interesse der Freiburger Bürger an den doch überwiegend öffentlichen Gerichtsverhandlungen und lud mehrmals zu häufigerem Besuch im Amtsgericht ein. Schließlich könne man an der Teilnahme eines Prozesses viel lernen und neue Einsichten gewinnen.

2. Die Richterin Barbara Prestel warb eindringlich für das Schöffengericht: Dieses Gericht tagt mit einem Berufsrichter und zwei Schöffen als ehrenamtlichen Richtern, die - da die einfache Mehrheit genügt - den Berufsrichter durchaus überstimmen können. Und dies komme auch vor. Als Schöffe wird man auf 5 Jahre bestellt, einmal im Monat hat der ehrenamtliche Richter eine Fortbildung bzw. Aussprache am Amtsgericht mit den beamteten Kollegen. Bislang sei noch kein Schöffe vorzeitig von seiner ehrenamt-lichen Verpflichtung "abgesprungen". Für die nächste Schöffenwahl im Jahr 2008 kann man sich über das örtliche Rathaus selbst bewerben.

3. Der Richter Thomas Krebs informierte über seine Tätigkeit am Familiengericht, bei der er sich zuweilen mehr als Psychologe und Sozialarbeiter fühle bzw. gefordert sei: Scheidungen bzw. Trennungen, Verbleib der Kinder, Renten- und Versorgungsansprüche, finanzielle Streitereien. Prozesse am Familiengericht ziehen sich schon mal über ein Jahr hin - bis alle Ansprüche und Rechte geklärt sind. Familiäre Auseinandersetzungen gehen "ans Herz", vor alem, wenn es um die Kinder geht.

4. Wolfram Bühler führte zu den 16 Gefängniszellen im Hinterhof (4) des Amtsgerichts, das noch bis 2004 für "normale" Untersuchungsgefangene genutzt wurde. Heute werden die Zellen (5) nur in den Überbrückungszeiten vor und nach der Gerichtsverhandlung belegt. Und, so Bühler, die modernen Zellen seien auch nicht wesentlich geräumiger - also am besten das Gefängnis meiden.

Die Ausführungen und Antworten der Juristen des Amtsgerichts waren geprägt von der Sorge, dass der steten Zunahme der Anzahl von Gerichtsverfahren ein immer größeres Desinteresse der Öffentlichkeit an diesen Verfahren - genauer: an den vielen "kleinen, normalen" Prozessen - gegenübersteht. Hier zeigt sich eine ungute Entwicklung: Das Vor-Gericht-ziehen - ggf. durch die passende Versicherung finanziell risikolos - wird alltäglich, die außergerichtliche Medation bzw. Streitschlichtung greift demgegenüber nur selten. Probleme werden mehr und mehr an die Gerichte überwiesen.
Deutschland ist internationaler Spitzenreiter - was die Rechtsanwaltsdichte (durchschnittlich 622 RA pro Einwohner, in Frankfurt sogar nur 97), die Anzahl der Rechtschutzversicherungen und die Prozess-häufigkeit angeht. Die Wahrscheinlichkeit, sich mal bei Gericht zu treffen, wird für jeden von uns also immer größer.
Eindringlich warben die Gastgeber dafür, Rechtsauseinandersetzungen am Amtsgericht doch zu besuchen und hierfür im Bekanntenkreis zu werben - im eigenen Interesse und dem des Rechtsfriedens.
Ekke, 11.8.2007

 

Amtsrichter als Moderatoren im Streit der Parteien

Keine Frage, ein Richter ist eine Respektsperson. Mal streng, mal gnädig, salomonisch weise, vielleicht ein wenig über den Dingen schwebend. So ist er in der Literatur gezeichnet und (oft genug) karikiert worden. Der moderne Amtsrichter hat mit den ehrwürdigen Bildern seiner Vorgänger im schwarzen Talar aber nur mehr wenig gemeinsam. "Die Amtsrobe habe ich in 14 Jahren ein einziges Mal angezogen" , sagt Wolfgang Rieger, Direktor des Amtsgerichts Kenzingen, schmunzelnd.

Dieses eine Mal war vor sieben Jahren, als es um den Ziegenbock Fritz in Bahlingen am Kaiserstuhl ging. Nachbarn hatten geklagt, weil der Geruch des Geißbocks ihre Geruchsnerven strapaziert hatte. Der Publikumsandrang war enorm. Also musste Amtsrichter Rieger ausnahmsweise im Saal verhandeln und Amtsautorität demonstrieren. Das Amtsgericht ist ein Alltagsgericht. In der untersten Instanz der Gerichtsbarkeit wird der alltägliche Streit zwischen Privatpersonen verhandelt, die sich um nicht bezahlte Rechnungen oder unbillige Forderungen zanken. Oder es werden kleine Verkehrssünden und Ladendiebstähle geahndet. Die meisten Verhandlungen finden im Richterzimmer statt. In der Hälfte der rund 300 zivilrechtlichen Verfahren, die Rieger zu bearbeiten hat, schaffte er es, die streitenden Parteien zu einem Vergleich zu bewegen. "Wir sind zu einem großen Teil Moderatoren" , sagt er deshalb. Das diene im Übrigen auch der Verfahrensbeschleunigung. "Schnelles Recht ist gutes Recht" , meint Rieger. Er ist stolz darauf, mit einer durchschnittlichen Verfahrensdauer von 2,9 Monaten unter dem Durchschnitt des Oberlandesgerichts von 4,2 Monaten zu liegen.

Schnellere und einfachere Verfahrensabwicklung ist in den Amtsgerichten seit Jahren ein wichtiges Thema. Die nunmehr elektronische Datenverarbeitung hat dazu beigetragen, und die Fortbildung der Richter und Rechtspfleger ist auf die neuen Aufgaben ausgerichtet worden. Der moderne Amtsrichter ist in weiten Bereichen, etwa dem Jugendstrafrecht, der Sozialarbeit nahe. Neben dem Straf- und Sühnebedürfnis von Opfer und Gesellschaft muss er auch die Resozialisierung des Gesetzesbrechers im Auge haben. Dem Jugendstrafrichter stehen daher Jugendgerichtshelfer zur Seite, die aus Kenntnis des Angeklagten geeignete Bußen vorschlagen können: Gemeinnützige Arbeit kann da oft mehr zur Sühne beitragen als Haft- oder Geldstrafen.
Amtsrichter sind auch Dienstleister der Gesellschaft, wo diese nicht mehr wie früher auf familiärer Basis funktioniert. Das gilt neuerdings für die Betreuung vor allem alter Menschen, die selbst nicht mehr handlungsfähig sind, weil sie an Demenz oder Alzheimer erkrankt sind. Früher wurden sie entmündigt. Doch diesen Begriff gibt es nicht mehr, an seine Stelle ist das Betreuungsverfahren getreten. Damit befassen sich alleine am Freiburger Amtsgericht drei Richter. Der Vormundschaftsrichter muss sich vor Ort, in Krankenhäusern, zu Hause oder in Heimen ein Bild von den Betroffenen machen und — möglichst mit den Angehörigen — einen Betreuer bestellen. "Hier zeigt sich der demographische Wandel bereits ganz deutlich" , berichtet Thomas Kummle, seit anderthalb Jahren Präsident des Freiburger Amtsgerichts, "der Bestand von Betreuungsfällen ist vergangenes Jahr auf 3700 angewachsen." Knapp 1000 neue Fälle kommen im Jahr dazu, vor zehn Jahren waren es nur 680.

Die Zahlen der Strafverfahren und Zivilverfahren sind an den Amtsgerichten dagegen seit rund zehn Jahren erstaunlich stabil. Ausgenommen auch die strittigen Familienangelegenheiten, zumeist Scheidungen: Diese haben im gleichen Zeitraum um zwei Drittel zugelegt.
Heinz Siebold, 17.7.2007, www.badische-zeitung.de

Justiznacht: Feier des Amtsgerichts Freiburg zum 150. Jahrestag am Freitag, 20. Juli 2007, 18 Uhr im Innenhof des Amtsgerichts am Holzmarktplatz (mit Matthias Deutschmann, Helmut Lörscher, Martin Schley und anderen).
Jubiläumsausstellung: Schülerarbeiten und historische Dokumente in den Fluren des Amtsgerichts Freiburg.


 

 

Praktizierter Verwahrvollzug auch in der JVA Freiburg

130 marodierende Russenmafia-Mitglieder ziehen durch den Freiburger Knast. Mutig stellt sich der Anstaltsleiter, gefolgt von seinem Sicherheitschef, dem Mob entgegen. Dies soll dem geneigten Leser als Live-Bild aus der hiesigen Justizvollzugsanstalt (JVA) vermittelt werden. Als Insasse kenne ich die Anstalt nun schon seit drei Jahren von innen, für mich ist klar: Wovon diese verbreiteten Horrorstorys ablenken wollen, ist der vollständige Zusammenbruch jedweden Resozialsierungsansatzes, den es irgendwann einmal im Strafvollzug gegeben hat. Der Verlust der grundgesetzlich garantierten menschenwürdigen Behandlung und der Übergang in einen reinen Verwahrvollzug. Dadurch werden die Probleme erst geschaffen. Wer ohne Perspektive ist, braucht Drogen, um dieses irre gewordene System zu ertragen. Und unter dem Druck rücken die Gruppen enger zusammen. Die in der JVA Freiburg praktizierten Kollektivstrafen sorgen dann dafür, dass zusätzliches Feuer gemacht wird — bis der Kessel explodiert. Und hier in Freiburg sind wir davon nicht mehr weit entfernt. Bis dahin spuckt dieser praktizierte Verwahrvollzug Menschen aus, die ohne jede Vorbereitung in die Gesellschaft zurückgeworfen werden. So entsteht der Gesellschaft weiterer Schaden. Aber die JVA produziert die Rückfalltäter, die das System JVA erhalten und die Arbeitsplätze sichern. Ein tolles System.
BZ-Leserbrief vom 4.6.2007 von Helmut Reusch, Freiburg

Zu Ihrem Artikel "Gefängnis trotzt der Russen-Mafia" (Badische Zeitung vom 25. Mai) ist ein Leserbrief von Helmut Reusch aus Freiburg mit der Überschrift "Praktizierter Verwahrvollzug" erschienen. Hierzu nehme ich als Anstaltsleiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Freiburg wie folgt Stellung:
In der JVA Freiburg bestehen folgende Behandlungsangebote zur Resozialisierung:
I. Schulische Bildungsmaßnahmen wie Studium, Weiterbildung in der Freizeit.
II. Berufliche Bildungsmaßnahmen wie Betriebspraktika zur Berufsvorbereitung, Berufsausbildungen, Beratungs- und Behandlungsangebote.
III. Freizeitangebote.
Der Leserbriefschreiber hat in der JVA Freiburg während des Strafvollzugs die Möglichkeit erhalten, die Fachhochschulreife zu erlangen. Er studiert während des Strafvollzuges an der Fernuniversität Hagen im Fach Wirtschaftswissenschaften.
23.6.2007


 

Gefängnis trotzt der Russen-Mafia "Bewegung der Diebe"

Die Führung der Freiburger Justizvollzugsanstalt setzt alles daran, den Einfluss der äußerst brutal vorgehenden "Bewegung der Diebe", der gefürchteten Russen-Mafia, zurückzudrängen. 123 der insgesamt 700 Insassen der JVA werden der Vereinigung zugerechnet — der viele allerdings per Zwangsmitgliedschaft angehören. Um die 20 Gefangene gehören zur Befehlsebene, sagt JVA-Leiter Thomas Rösch.

Der Verbrecherring im Knast hat ein System von Repression und Geldzahlungen aufgezogen. Die Höhe der Zahlungen wird bestimmt durch die Art der Straftat, für die der Häftling einsitzt. Wer nicht mitmacht oder zahlt, wird mit brutaler Gewalt auf Linie gebracht. In der JVA Freiburg wurde im April ein Insasse so zusammengeschlagen, dass er mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Klinik eingeliefert werden musste (die BZ berichtete). Die Organisation mit Schwerpunkt Drogenhandel ist über unterschiedlichste Haftanstalten vernetzt. Sie erreicht nicht nur die Spätaussiedler, sondern auch andere Gefangene aus den ehemaligen Sowjetrepubliken. Die "Gemeinschaft der Diebe" ist im Übrigen schon zur Stalinzeit entstanden — in den Gulags, den gefürchteten Straflagern. Sie war anfangs ein soziales Netzwerk, über das sich die Gefangenen gegenseitig geholfen haben. Heute ziehen bei der Bewegung ehemalige KGB-Offiziere die Fäden. Der Deutschland-Chef des Verbrecherrings, der "Dieb im Gesetz" , saß in Freiburg ein, wurde dann aber in ein anderes Gefängnis verlegt. "Wir müssen aufrüsten — sonst ist das wie ein Wettrennen VW Polo gegen Porsche" , sagt der Freiburger Anstaltsleiter Rösch. Über ein Organigramm hat die JVA die Strukturen erfasst. Die Drahtziehern versucht sie mit besonderen Sicherungsmaß-nahmen und Beschränkung der Kontakte zu isolieren. Zudem werden Geldflüsse beobachtet und Post kontrolliert. Ein eigener "Strukturbeobachter" konzentriert sich auf diese besondere Gruppe von Insassen. Zu dieser zählen nicht nur Spätaussiedler, sondern auch Häftlinge aus den unterschiedlichen eheamligen Sowjetrepubliken. Der besondere Einsatz zeigt Erfolg: Die Mafiaorganisation hat die Gefängnisse in zwei Kategorien unterteilt: in rote Anstalten, die als unter ihrer Kontrolle gelten und in schwarze, die noch nicht "übernommen" sind. Freiburg steht — so konnte aus einem abgefangenen Brief herausgelesen werden — auf der schwarzen Liste. Die Anstaltsleitung versucht, Mitglieder zum Aussteigen und zum Aussagen zu bewegen. Ihnen wird besonderer Schutz und mehr Freiheiten geboten. Und natürlich muss der Drogenfluss im Gefängnis unterbunden werden. Dabei helfen könnte ein so genannter "Passivhund" . Das ist ein Drogenspürhund, der so abgerichtet ist , dass er — wenn er Drogen wittert — nicht laut (aktiv) anschlägt, sondern sich ruhig hinsetzt. So wird der Drogenlieferant nicht gewarnt. Die Drogen werden bevorzugt in Körperöffnungen in die Anstalten geschmuggelt. Die JVA-Bediensteten dürfen die Besucher aber nur abtasten und durchsuchen, aber nicht untersuchen. Das darf nur die Polizei, die nach dem diskreten Hinweis des "Passivhundes" gerufen werden kann.
Joachim Röderer , 26.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Der Arm der Russen-Mafia in der JVA Freiburg

Wachpersonal und Gefängnisleitung kämpfen gegen brutale und straff organisierte Kriminelle / Rösch: "Die Situation ist sehr ernst"

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Freiburg kämpft die Leitung gegen ein Netz krimineller Russlanddeutscher, die jeden ankommenden Häftling zu unterdrücken versuchen. Der Arm dieser Mafia reicht dabei weit über die Mauern der JVA hinaus. Zu Beginn schien nichts Besonderes dabei zu sein, als sich viele der rund 120 Russlanddeutschen auf dem Hof von den übrigen Inhaftierten absonderten. Erst nach und nach wurde das Wachpersonal misstrauisch und stieß schließlich auf eine weit verzweigte kriminelle Organisation hinter den Mauern der JVA. "Das beschränkt sich nicht nur auf unsere Anstalt" , sagt Thomas Rösch, Leiter der JVA Freiburg. "Mit dieser Mafia haben alle Vollzugsanstalten Probleme."  Und die beginnen bereits am ersten Tag des Einsitzens. "Viele Russlanddeutsche können kaum deutsch und gesellen sich zu ihresgleichen" , sagt Andreas Ruder von der Anstaltsleitung. Mit fatalen Folgen, denn neue "Fische" können die obersten Bosse, Paschas oder Diebe des Gesetzes genannt, gut gebrauchen. Wer sich weigert, bekommt die Brutalität der Führung zu spüren. Die Bosse selbst machen sich die Hände aber nicht schmutzig, dafür haben sie Unterführer, in Mafiakreisen Torpedos genannt. "In einem unbeaufsichtigten Augenblick werden die, die nicht mitmachen wollen, verdroschen" , sagt Wolfgang Müller vom Beirat der JVA. Aus Angst vor weiteren Angriffen der Mafiaschläger behaupten die Opfer, gestürzt zu sein — und tun fortan alles, was die Köpfe der streng hierarchisch gegliederten Organisation von ihnen verlangen: Vom Putzen der Zellen über Botengänge bis hin zum Schmuggeln von Drogen beim Freigang. "Wir können die bedrohten Häftlinge nur dann schützen, wenn sie uns die Täter nennen" , schildert Gerhard Maurer-Hellstern, stellvertretender Leiter der JVA, das Dilemma. "Sie kommen in Schutzzellen und werden so aus dem Anstaltsalltag ausgegliedert." Auf Dauer sei das jedoch keine Lösung. Vor kurzem verletzten Schläger der Mafia zwei Insassen der JVA Freiburg derart schwer, dass einer sogar in Lebensgefahr schwebte. Erst nach intensiver Überzeugungsarbeit konnte die Anstaltsleitung die Betroffenen zu einer Aussage bewegen. "Die beiden Schläger wurden sofort in andere Haftanstalten verlegt und angeklagt, seither ist bei uns wieder etwas Ruhe eingekehrt" , sagt Gerhard Maurer-Hellstern und Andreas Ruder pflichtet ihm bei: "Wenn kein Befehlsgeber mehr da ist, erlahmt alles." In besonders schlimmen Fällen, werden die Bosse in ostdeutsche Gefängnisse verlegt, wo es kaum Russlanddeutsche gibt.

Der Kampf, den die Anstaltsleitung führt, ist dennoch mühsam. In die verschworenen Zirkel sei "schwer reinzukommen" . Mit Bildungsangeboten wie etwa Deutschkursen und Schulabschlüssen versuchen sie in Freiburg, eine bessere Alternative zu den brutalen Mafiastrukturen anzubieten. Langsam zeichneten sich kleine Erfolge ab. Immer mehr wollen sich nicht mehr dieser mafiösen Struktur unterordnen, fassen Vertrauen in die Anstaltsleitung und nehmen Hilfsangebote an. "Die Situation ist dennoch sehr ernst" , betont Anstaltsleiter Rösch, denn die kriminellen Machenschaften endeten nicht an der Gefängnismauer. "Der Apparat wird von außen gesteuert, es gibt Verbindungen bis nach Russland." Schon wiederholt versuchte die Organisation, Angehörige von Häftlingen zu erpressen. Gerhard Maurer-Hellstern mahnt zu einem langen Atem: "Vor fünf Jahren sind wir beinahe verzweifelt. Die sizilianische Mafia wirkte dagegen wie ein Kindergarten. Jetzt wissen wir zumindest: Wir können das Problem lösen, wenn wir es konsequent verfolgen.
Kai Glinka , 28.4.007, www.badische-zeitung.de

 



SKM hilft Angehörigen von Inhaftierten - Engagierte gesucht

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Freiburger Gefängnis bieten Barbara Welle und Richard Matern vom SKM ihre Hilfen für Angehörige von Inhaftierten an.

 Foto: Gerhard Lück

Freiburg (glü.) Vor der Frage nach seinem Vater hat Kevin große Angst. Schließlich soll niemand erfahren, dass sein Papa eine mehrjährige Haft verbüßt. Der Sechsjährige hat gelernt, darüber zu schweigen und hilft sich mit der Ausrede: „Der arbeitet auf Montage.“ Und bleibt mit seinen Gefühlen, Gedanken und Träumen allein. Seine Kinderseele ist voller Trauer. Anneliese Müller geht es ähnlich. Die 40jährige Mutter von drei kleinen Kindern hat erfahren: „Wenn dein Mann ins Gefängnis kommt, ist das wie ein Schock. Plötzlich stehst du ganz alleine da.“

Beide, Kevin und Anneliese Müller (alle Namen geändert), finden in ihrer Situation Hilfe beim Freiburger SKM. Der „Katholische Verein für soziale Dienste“, ein Fachverband der Caritas, hat vor fast drei Jahren das Projekt „Mitgefangen“ ins Leben gerufen. In einer Spielgruppe kann Kevin endlich einmal offen über seine Gefühle sprechen. Er lernt andere Kinder kennen, denen es ähnlich geht. Spielerisch schaffen die Mitarbeiterinnen des SKM den Raum, dass Kevin und die anderen sich ihrer belastenden Lebenssituation stellen. In der Angehörigengruppe kommen Frauen wie Anneliese Müller zusammen. Sie tauschen sich über ihre Ängste und Sorgen aus. Und bekommen praktische Tipps für den Alltag und die Kindererziehung. Durch die gute Vernetzung des SKM im Caritas- und Sozialbereich können wichtige weiterführende Hilfen vermittelt werden. „Die Inhaftierung bedeutet für die Angehörigen von Strafgefangenen ein extrem belastendes Familienereignis“, weis Diplom-Sozialpädagogin Barbara Welle. „Sie hat auf die ökonomische, soziale und nicht zuletzt psychische Situation der Familien dramatische Auswirkungen.“ Aus Angst, Scham, Hilflosigkeit und Verzweiflung zögen sich die Angehörigen aus ihrem Umfeld zurück. Isolation und Ausgrenzung seien die Konsequenzen.

Um die erfolgreiche Arbeit des Projektes „Mitgefangen“ fortzuführen, ist der SKM Freiburg jetzt dringend auf weitere ehrenamtliche und finanzielle Hilfe angewiesen. Um die soziale Isolierung aufzubrechen, sollen sich ehrenamtliche Mitarbeiter(innen) in der häuslichen Umgebung der Angehörigen von Inhaftierten engagieren. Sie können bei Behördengängen begleiten, bei der Klärung finanzieller Probleme helfen, die Kinder bei den Hausaufgaben unterstützen, mit auf Wohnungssuche gehen oder die Freizeit mitgestalten. Selbstverständlich werden diese Ehrenamtlichen eingeführt und im Alltag von den SKM-Fachleuten begleitet. Neben dieser personalen Unterstützung braucht der SKM aber auch finanzielle Hilfen, um die Angehörigenarbeit fortzuführen. So kann mit einer 40 Euro-Spende beispielsweise ein Teil der Fahrtkosten für Frauen und Kinder zur Teilnahme am Angehörigentreffen finanziert werden. Oder 80 Euro helfen, die Kinderbetreuung bei einem Angehörigentreffen sicherzustellen. Die steuerlich absetzbare Spende kann auf das Konto SKM Freiburg, Nr. 2346800 bei der Volksbank Freiburg (BLZ 680 900 00) überwiesen werden.

Am ehrenamtlichen Einsatz Interessierte können sich mit der Diplom-Sozialarbeiterin Barbara Welle oder dem SKM-Geschäftsführer Richard Matern (Telefon 0761/2859719, Fax 286411, eMail: skm-straffaelligenhilfe at t-online.de ) in Verbindung setzen. Mehr Infos gibt es auch im Internet unter www.mitgefangen.de .

Gerhard Lück, 1.2.2007, www.dreisamtaeler.de

 

 

 

Amtsgerichte in Südbaden

Das Amtsgericht Freiburg ist eines von 52 Amtsgerichten in Baden, es beschäftigt rund 250 Personen. Davon sind 36 Richter, die anderen sind Rechtspfleger, Schreibkräfte, Protokollanten und Wachtmeister. Die frühere Haftanstalt des Amtsgerichts ist 2004 aufgelöst worden, die Zellen werden nur noch bei Vorführung inhaftierter Angeklagter im Prozess genutzt. Weitere Amtsgerichte in Südbaden gibt es in: Ettenheim, Kenzingen, Emmendingen, Waldkirch, Breisach, Freiburg, Staufen, Müllheim, Lörrach, Titisee-Neustadt, Schönau, Schopfheim, St. Blasien, Bad Säckingen, Waldshut-Tiengen; Amtsgerichte im Oberlandesgerichtsbezirk Baden insgesamt: 52.

Die Unabhängigkeit der Amtsgerichte:
Unabhängige Gerichte gehören zum Kern der demokratischen Ordnung, sie mussten daher der feudalen Monarchie erst abgerungen werden. Vor 150 Jahren, am 18. Juli 1857 dekretierte Friedrich II., Großherzog von Baden von Gottes Gnaden: "Die Rechtspflege der Ämter wird mit dem 1. September d. J. von selbständigen Amtsgerichten ausgeübt." Das war ein großer Schritt zur Gewaltenteilung, denn zuvor war die Rechtsprechung unmittelbarer Teil der großherzoglichen Stadt- und Landämter. Rechtsprechung und Regierungsgewalt waren damit eins.Aber die neuen Amtsrichter wurden immer noch vom Großherzog ernannt, ihre Unabhängigkeit war zunächst nur eine organisatorische Selbstständigkeit. 1864 wurden auf der unteren Gerichtsbarkeit juristische Laien als Schöffen zugelassen. Erst die Weimarer Republik und später die Bundesrepublik Deutschland sicherten per Gesetz die personelle Unabhängigkeit der Justiz.
Heinz Siebold, 17.7.2007



 

 

Bezirksverein für soziale Rechtspflege

Die Anlaufstelle für Strafentlassene des Bezirksvereins für soziale Rechtspflege besteht seit gut 30 Jahren. Sie bietet Häftlingen, Entlassenen und Angehörigen Beratung, Hilfe bei der Arbeits- und Wohnungssuche an und stellt 20 Wohnplätze zur Verfügung. Der Haushalt des Vereins: rund 550 000 Euro, davon rund 33 Prozent von der Stadt; der Verein bringt es mit sieben Fachkräften auf einen Eigenanteil von 225 000 Euro. Betreut werden jährlich 220 Ratsuchende.

Bezirksverein für soziale Rechtspflege
Georg Royen, Richter am Landgericht i.R., Vorsitzender
Brombergstrasse 16, 79102 Freiburg, Tel 0761/75587, 73572
bezirksverein-freiburg@onlinehome.de

BZ-Aktion Weihnachtswunsch 2009: 13 Projekte im Raum Freiburg >Spende2 (4.12.2009)


 

Bewährungshilfe über Firma Neustart

Zum 1. Januar 2007 hat die gemeinnützige NEUSTART GmbH als freier Träger die Aufgaben der ehrenamtlichen Bewährungs- und Gerichtshilfe in ganz Baden-Württemberg übernommen.

Neustart gGmbH
Tel 0711/627 69-400,
baden-wuerttemberg@neustart.org
www.neustart.org/DE/de/

Verein Neustart: Neue Ehrenamtliche für Bewährungshilfe >Justiz1 (9.3.2010)
Sechs ehrenamtliche BewährungshelferInnen in Freiburg >Justiz1 (25.8.2009)
Privatunternehmen Neustart verpflichtet 15 ehrenamtliche Bewährungshelfer >Justiz1 (2.10.08)

 

Ehrenmorde in Deutschland

Infoseite von Spiegel Online:
http://www.spiegel.de/thema/ehrenmorde_in_deutschland/
Seite des MPI und das Exzerpt zur Studie verweisen:

Studie "Ehrenmorde in Migrantenfamilien" des Freiburger Max-Planck-Instituts (MPI) für Strafrecht, die im Auftrag des Bundeskriminalamtes erstellt wurde
MPI: http://www.mpicc.de/ww/de/pub/forschung/forschungsarbeit/kriminologie/ehrenmorde.htm
Exzerpt:
http://www.mpicc.de/shared/data/pdf/ehrenmorde_zusammenfassung_deutsch.pdf

Freiburger MPI-Forscher untersuchen Ehrenmorde im Auftrag des BKA >Migration (3.8.2011)
Deutsche Gerichte: Ehrenmord als Motiv kann strafmildernd wirken >Justiz1 (2.8.2011)
Kulturbedingte Ehrenmorde in Deutschland >Zeitgeschehen1 (8.3.2005)

Landgericht in der Salzstrasse
 
Blick nach Westen zum Landgericht (links) in der Salzstrasse am 12.6.2009 Blick nach Westen in die Salzstrasse 1905: Großherzogliche Palais links. Das im Zweiten Weltkrieg ausgebrannte Palais wurde 1962 bis 1965 wieder aufgebaut - heute Landgericht
Blick nach Westen zum Landgericht (links) in der Salzstrasse am 12.6.2009

 

Blick nach Westen in die Salzstrasse 1905: Großherzogliche Palais links. Das im Zweiten Weltkrieg ausgebrannte Palais wurde 1962 bis 1965 wieder aufgebaut - heute Landgericht Blick nach Westen zum Landgericht in der Salzstrasse am 22.9.2011

 

Notariate und Grundbuchamt in Freiburg

Notariat Freiburg, Fahnenbergplatz 4, 79098 Freiburg
Notariat 1 bis Notariat 9
www.notariatfreiburg.de

Michaela Feistel, Direktorin des Notariats Freiburg >Justiz1 (4.8.2011)

poststelle@notfreiburg.justiz.bwl.de

 

Schöffe - Ehrenamtlicher Richter für 5 Jahre

Am 11.8.2007 beim Amtsgericht Freiburg: Die Richterin Barbara Prestel warb eindringlich für das Schöffengericht: Dieses Gericht tagt mit einem Berufsrichter und zwei Schöffen als ehrenamtlichen Richtern, die - da die einfache Mehrheit genügt - den Berufsrichter durchaus überstimmen können. Und dies komme auch vor. Als Schöffe wird man auf 5 Jahre bestellt, einmal im Monat hat der ehrenamtliche Richter eine Fortbildung bzw. Aussprache am Amtsgericht mit den beamteten Kollegen. Bislang sei noch kein Schöffe vorzeitig von seiner ehrenamtlichen Verpflichtung "abgesprungen". Für die nächste Schöffenwahl im Jahr 2008 kann man sich über das örtliche Rathaus selbst bewerben. mehr

Laien als Richter ohne Robe - Freiwillige Schöffen gesucht >Justiz1 (26.2.2008)
www.schoeffen.de


 

SKM - Rechtliche Betreuung - Ehrenamtliche in der Straffälligenhilfe Freiburg

SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste in der Region Breisgau-Hochschwarzwald
früher: Sozialdienst katholischer Männer
Bürgerinnen und Bürger, die Interesse an der Übernahme einer rechtlichen Betreuung haben oder dabei Unterstützung benötigen, können sich an den SKM Breisgau-Hochschwarzwald wenden. Die Unterstützung des SKM ist kostenlos und nicht konfessionsgebunden.
SKM Breisgau, Tel 0761-34621
www.skm-breisgau.de ,
post@skm-breisgau.de

Der SKM bietet für ehrenamtlich in der Straffälligenhilfe tätige Personen vielfältige Angebote, die diese kostenlos nutzen können. Ansprechpartnerin:
Dipl.-Sozialarbeiterin Christiane Burgert, SKM Stefan-Meier-Str. 131, 79104 Freiburg

Sozialdienst Katholischer Männer SKM kümmert sich um Familien Inhaftierter >Justiz1 (4.9.11)
25 Jahre Betreuungsverein SKM Breisgau-Hochschwarzwald  >Justiz1 (5.11.2010)


 

SKM - Projekt Mitgefangen für Angehörige von Inhaftierten

Diplom-Sozialarbeiterin Barbara Welle, SKM-Geschäftsführer Richard Matern
Tel 0761/2859719, Fax 286411, eMail: skm-straffaelligenhilfe at t-online.de
www.mitgefangen.de 

Spendenkonto: SKM Freiburg, Nr. 2346800, Volksbank Freiburg, 680 900 00

Freiwillige Straffälligenhilfe in JVA: Einführungskurs für Ehrenamtliche >Justiz1 (16.10.2007)
Ehrenamtliche Hilfe für straffällig Gewordene - Einführungsseminar >Justiz (6.10.2007)

Vollrath-Hermisson-Haus in Freiburg

Unser Haus ist eine Anlauf- und Beratungsstelle für Haftentlassene.
Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-14 Uhr, Di 9-13 Uhr und Mi 19-23 Uhr

Bezirksverein für soziale Rechtspflege ist Träger.
Vollrath-Hemisson-Haus
Anlaufstelle für Haftentlassene, Brombergstrasse 6, 79102 Freiburg, Tel 0761/75587, 73572
bezirksverein-freiburg ät onlinehome.de

Freiwillige Straffälligenhilfe in JVA: Einführungskurs für Ehrenamtliche >Justiz1 (16.10.2007)

Weisser Ring Freiburg

Der Weiße Ring macht sich für den Opferschutz, die Kriminalitätsvorbeugung und für mehr Zivilcourage. Der Weiße Ring wurde 1976 gegründet und hat 420 Aussenstellen, 60 000 Mitglieder, in Freiburg 200, davon sieben aktive. Auf ihren ehrenamtlichen Dienst wurden ca 3200 Mitglieder in Seminaren gründlich vorbereitet.   
Jährlich wenden sich bis zu 250 Geschädigte (zu 90 % Frauen) an die Freiburger Außenstelle, 30 bis 40 % wegen sexualisierter Gewalt.

WEISSER RING e.V., Bundesgeschäftsstelle, Weberstraße 16, 55130 Mainz
Helmut K. Rüster (Pressesprecher), Tel 06131/83 03 38, 830342, Fax 06131/83 03 45 
eMail: info@weisser-ring.de Internet: www.weisser-ring.de 
Weißer Ring, Opfernotruf (rund um die Uhr), Tel 1803/343434

Der Weiße Ring Freiburg hat rund 200 Mitglieder.
Leitung:
Werner Wagner, Beate Hauser, Werner Wagner
Sprechstunde Idinger Straße 1, mittwochs 14 bis 18 Uhr
Weißer Ring, Hilfe für Kriminalitätsopfer, Tel 0761/131066

Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald Tel 07642 / 9076825
Offenburg Tel 07831 / 9699991
Lörrach Tel 07621 / 705214
Waldshut Tel 07761 / 933009, Herbert Krane
Villingen/Schwenningen Tel 07721 / 878938

Spenden: Deutsche Bank Mainz , Kontonummer 343434, BLZ 55070040

76-jähriger Freiburger Senior stellt Diebe – und wird verprügelt >gewalt1 (27.1.2011)
Freigelassene Sicherungsverwahrte: Steht Täterschutz über Opferschutz >Justiz1 (20.1.2011)
Amoklauf am 19.9.2010: 42.000 Euro für Familie des getöteten Pflegers >Loerrach1 (18.11.)
Weißer Ring Waldshut mit Herbert Krane: Hilfe für Opfer >Hotzenwald2 (3.1.2010)
Geistig Behinderter von jugendlichem Trio verprügelt >Behinderung3 (2.12.2008)
Weißer Ring Freiburg: Beate Hauser löst Werner Wagner ab >Justiz1 (3.6.2008)
Weißer Ring Freiburg zum Tag des Kriminalitätsopfers >Justiz1 (22.3.2008)

 

Blick nach Nordwesten zum Freiburger Gefängnis am 16.1.2007 Blick nach Nordwesten zum Freiburger Gefängnis am 16.1.2007

 

 

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