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Aktuelles bis Ende Mai 2003 zu Sozialem
im Freiburger
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... Soziales im Garten Anfang
September 2002:
Zwei Geister bewachen den Kürbis |
Aktuelles zu Soziales bis Ende Mai 2003
VdK-Kreisverbandstag Freiburg -
Lob
fürs ehrenamtliche Engagement
Zum Kreisverbandstag des Sozialverbands VdK, der vor kurzem im Stadthotel
Kolping stattfand, begrüßte der Vorsitzende Dieter Lösch als Gäste den
Bundestagabgeordneten und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Gernot Erler
(SPD), Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach, Fritz Ramsaier vom
Versorgungsamt, Krystian Dittmann vom Integrationsamt des
Landeswohlfahrtsverbandes sowie die CDU-Stadträtin Ursula Kuri.
Der Kampf um die Versorgung der Kriegsopfer, so Gernot Erler, sei bei Gründung
des VdK in der Nachkriegszeit eine schwere Arbeit gewesen. Der VdK im Land Baden
sei aber rasch ein Vorbild für alle Bundesländer geworden. Die heutige Stärke
des Sozialverbands VdK liegt für den Abgeordneten im persönlichen Zusammenhalt
der Basis und einer professionellen und in die Zukunft gerichteten
Verbandsarbeit. Der Faktor Arbeit sei die Sicherung der sozialen Systeme in der
Bundesrepublik. Der Sozialstaatscharakter müsse erhalten und durch Reformen
sicher gemacht werden. Bei der hohen Arbeitslosenzahl, die unbedingt abgebaut
werden müsse, seien aber Einschnitte und Opfer unerlässlich. Die Lasten, so
forderte Erler, müssten jedoch gerecht verteilt werden.
Der Sozialverband VdK, so der Bürgermeister von Kirchbach, sorge mit seinem
Engagement dafür, dass allein
in Baden-Württemberg 725 000 Schwerbehinderten
wieder am öffentlichen Leben teilhätten, wie es das Sozialgesetzbuch bezeichne.
Es gelte hier neue Blickwinkel zu schaffen und Impulse zu setzen.
...
Die Hinterbliebenen- und Frauenreferentin Maria Belstler bekam für ihre
"Aktion Sitzecke" von allen Seiten Anerkennung. Die Idee, in Geschäften,
Behörden und Dienstleisterbetrieben für Gehbehinderte und Menschen, die nicht
lange stehen können, eine Sitzmöglichkeit anzubieten, solle nach dem Erfolg in
Freiburg weiter verbreitet werden. Ihre neue Idee eines "Sammeltaxis für
Senioren" will Marta Belstler versuchen in Gang zu bringen.
Der stellvertretende VdK-Landesvorsitzender Uwe Würthenberger würdigte die
Arbeit der Vorstandsmitglieder. Bei den Neuwahlen gab es nach Ausscheiden
einiger Mitglieder Änderungen. Dieter Lösch wurde als Vorsitzender bestätigt,
ebenso sein Stellvertreter Hansjörg Klumpp. Kassierer wurde Wilfried Mühl,
Schriftführerin Brigitte Kammerer, Hinterbliebenen- und Frauenvertreterin Marta
Belstler.
hm , BZ vom 29.3.2003, ganzen Artikel auf
www.bzol.de lesen
Diakonisches Werk:
Menschen nicht ausgrenzen
Noch ist gar nicht ganz klar, was genau mit den 13 Bausteinen des Hartz-Konzepts
entstehen soll. Doch schon vor der Umsetzung scheint den daran Beteiligten
beziehungsweise den davon Betroffenen eines sicher: Hartz wird in Freiburg nicht
unbedingt mehr Arbeitsplätze schaffen und dennoch die Zahl der Arbeitslosen
verringern. Der Preis, der dafür gezahlt wird, ist zu hoch, sagen Mitarbeiter
des Diakonischen Werks Freiburg: "Es ist die Ausgrenzung von Menschen aus dem
gesellschaftlichen Leben."
Und dazu kann die Kirche nicht schweigen, meint Jochen Pfisterer. "Denn
unser Menschenbild geht davon aus, dass Menschen sich entwickeln können und man
ihnen die Unterstützung geben muss, die sie wollen und brauchen." Als Beispiele
für diese Hilfe nennt der Referatsleiter Beschäftigungsprojekte für jene, die
schon lange Zeit ohne Arbeit sind, und wie sie auch das Diakonische Werk
betreibt (die "Spinnwebe" etwa oder den "Pfiffikus"). Noch. "Wenn
wir keine finanziellen Zuschüsse kriegen, müssen wir nächstes Jahr unsere
Angebote schließen - und bei der Caritas sieht es nicht viel anders aus."
Eine Entwicklung, die Josef Kaiser vom Arbeitslosentreff "Goethe 2"
umso fürchterlicher erscheint, als er überzeugt ist: "Hartz soll weniger den
Arbeitslosen schnell helfen, sondern vielmehr dazu beitragen, sich der
Arbeitslosen schnell zu entledigen." Als Beleg verweist er auf die geplante
Einteilung arbeitsloser Menschen nach ihrer Verwertbarkeit für den Arbeitsmarkt.
"Und wir bekommen dann die Kategorien vier und fünf zugewiesen, die Mühseligen
und Beladenen", sagt Jochen Pfisterer, "aber kein Geld für unsere Projekte."
Diese Arbeitsmöglichkeiten auf dem zweiten Arbeitsmarkt freilich muss es auch
künftig geben, fordert Josef Kaiser, für die, die auf dem kapitalistischen
Arbeitsmarkt nicht unterkommen. Nicht, weil sie nicht wollten, "sondern weil der
Arbeitsmarkt sie nicht will".
...
Gerhard Kirk, BZ vom 28.3.2003, ganzen Artikel lesen auf
www.bzol.de
Vereinigung Freiburger Sozialarbeit - soziale Infrastruktur in FR ausbauen
"Wir werden dafür kämpfen, dass die soziale Infrastruktur in Freiburg
erhalten bleibt und dort, wo's nötig ist, ausgebaut wird." Der sich da in Zeiten
allfälliger Kürzungen im Sozialen so kämpferisch gibt, ist Jack Huttmann, als
neuer Vorsitzender der
Vereinigung Freiburger Sozialarbeit Nachfolger von Birgit Wiloth-Sacherer, die zur Landesgeschäftsführerin des Badischen Roten Kreuzes
aufgestiegen ist. Und Huttmanns Stellvertreter Egon Engler ergänzt wider den
Trend des Jammerns und Wehklagens: "Es wird Einschnitte geben, aber das
Sozialgefüge ist nicht am Zusammenbrechen." Allerdings räumt auch er ein: Mit
weniger Zuschüssen sei nun einmal nicht die gleiche Qualität zu halten. Und es
sei durchaus denkbar, als freier Träger seinen, im Sinne des
Subsidiaritätsprinzips (freie vor öffentlicher Trägerschaft) übernommenen Dienst
an den öffentlichen Träger zurückzugeben. Allerdings gibt es da auch noch diesen
"ethischen Überbau": Weil es um Menschen geht, "kann man nicht einfach
entscheiden, ein Angebot aufzugeben". Deshalb versuchten die Vereinigung und die
Wohlfahrtsverbände aufrecht zu erhalten, was aufrecht zu erhalten ist.
Was gleichwohl ein rechtes Dilemma ist, meint Ulrich Arnold, der dritte Mann im
Vorstand der
Vereinigung Freiburger Sozialarbeit, in der die Wohlfahrtsverbände, die Stadt
Freiburg und das Studentenwerk seit mehr als fünfzig Jahren zusammenarbeiten.
Denn: "Irgendwie kriegen wir's dann doch hin, trotz der Kürzungen ein Angebot zu
erhalten - und schon sagt die Politik: Geht doch!".....
Gerhard Kirk, BZ vom 11.3.2003, ganzen Artikel auf
www.bzol.de lesen
Haus und Garten eG von Arbeitslosen und Behinderten gegründet
KIRCHZARTEN (BZ). Eine "Genossenschaft für Dienstleistungen rund um das Haus"
haben am Montag Arbeitslose und Behinderte zusammen mit Mitgliedern des Netzwerk
Diakonie in Kirchzarten gegründet. Ziel des Projekts sei es,
Langzeitarbeitslosen und behinderten Menschen einen sicheren und sinnvollen
Arbeitsplatz anzubieten, erklärte Diakoniegeschäftsführer Jürgen Dangl.
Die neue "Haus und Garten eG" startet zunächst mit zwei Mitarbeitern und will
vor allem im Dreisamtal und Hochschwarzwald Haus- und Gartenbesitzer,
Hausverwaltungen, Kommunen und Kirchengemeinden ansprechen. Weitere Mitarbeiter
sollen hinzu kommen. Das Unternehmen will von Reinigungsarbeiten im Haus bis zu
Baumschnitt- und Gartenpflegearbeiten eine breite Palette an "kleinen
Dienstleistungen" anbieten. Entwickelt habe sich die Idee aus den
Beschäftigungsprojekten des Diakonischen Werks und des Netzwerks Diakonie im
Kreis .
....
BZ vom 15.1.2003, ganzen Artikel auf www.bzol.de
lesen
BZ-Aktion
"Weihnachtswunsch" - so können Sie helfen
Von Anfang an war die Spendensammlung in der Vorweihnachtszeit das Kind
engagierter Redakteure der Badischen Zeitung. Ursprünglich initiiert von
Günter Klimsch, von 1965 an betreut von Wolfgang Fiek, der bis 2001 im
Auftrag der BZ Weihnachtswünsche gesammelt und erfüllt hat. Inzwischen ist
Wolfgang Fiek im Ruhestand. Aber seine Weihnachtsaktion geht mit
Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes weiter. Damit sich auch in diesem Jahr
wieder Gabentische füllen, die ansonsten leer blieben. 2001 konnte die BZ in
Freiburg 265 984,85 Euro als Einnahmen für die Aktion verbuchen.
Hunderte beteiligten sich mit kleinen und großen Summen und schenkten der BZ und
Wolfgang Fiek das Vertrauen, das ihr Geld auch richtig angelegt wird: bei
Menschen, die es nötig haben. Menschen mit Behinderungen, mit Pech im Leben, mit
schweren Erkrankungen oder magerer Rente. Denn Wolfgang Fiek hat in
Zusammenarbeit mit dem Sozialamt die bedürftigen Empfänger gesucht und gefunden.
Dabei halfen ihm stets die Freiburger Wohlfahrtsverbände Caritas, Diakonie und
Deutsches Rotes Kreuz.
Jahr für Jahr war ein besonderer Höhepunkt der Weihnachtswunsch-Aktion die
Versteigerung von Sachspenden. Ursprünglich war auch das eine recht spontane
Aktion im November 1972 in einem Redaktionsbüro, die sich über Jahre in der
BZ-Tiefgarage hielt, mittlerweile aber bereits seit 1999 ihr Zuhause im
Freiburger Jazzhaus hat. Dort haben zuletzt am 8. Dezember 2001 rund 300 Gäste
mitgesteigert, unter ihnen Dieter Salomon, damals noch nicht ganz Freiburger
Oberbürgermeister. In diesem Jahr ist die Versteigerung am Nikolaustag im
Jazzhaus geplant. Ohne vorab zu viel zu verraten, aber als Gast-Auktionator wird
Wolfgang Fiek auch in diesem Jahr wieder bei der BZ-Aktion dabei sein.
Andrea Drescher, BZ vom 16.11.2002, ganzen Artikel
lesen
So können Sie helfen:
-
Überweisungen gehen an die Sparkasse Freiburg,
Kontonummer 2399506, Bankleitzahl 680 501 01, Stichwort: Badischer Verlag
"BZ-Weihnachtswunsch". Zahlscheine liegen der BZ-Ausgabe vom 30. November bei.
-
Bargeld kann in der Stadtgeschäftsstelle im BZ-Haus,
Bertoldstraße 7 oder im Pressehaus, Basler Straße 88, abgegeben werden.
Spendelisten liegen dort aus.
-
Gebrauchte Möbelstücke oder Hausrat nehmen entgegen:
Die "Spinnwebe" des Diakonievereins, Krozinger Straße 11, [TEL] 0761/476 4094
(außer montags)
"Fairkauf", das Gebrauchtwarenkaufhaus des Caritasverbandes, Waltershofener
Straße 9, [TEL] 0761/476 0942.
-
Kleidung - Gut erhaltene Kleidung nimmt entgegen:
Kleiderlager der Vereinigung Freiburger Sozialarbeit, Schwarzwaldstraße 31,
[TEL] 0761/706539, montags bis donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr, dienstags
von 9 bis 12 Uhr.
Blutspender gesucht an
Uniklinik Freiburg
... Auch außerhalb von Problemzeiten hat das Uniklinikum
nur für maximal drei
Tage Blutkonserven vorrätig. 60 Prozent der benötigten Blutprodukte kauft die
Klinik vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Doch auch dieses stößt gelegentlich auf
Engpässe. Langfristig möchte die Uniklinik ihre Selbstversorgung daher auf 60
Prozent steigern.
Gute Erfahrungen mache die Klinik immer wieder mit akuten Spendenaufrufen,
berichtet Zilow. Nach einem solchen Appell sei die Zahl der Spenden im Juli um
zwei Drittel gestiegen, erläutert sie. Um die langfristige Versorgung zu
verbessern, seien aber immer wieder "Erinnerungen" nötig. Etwa 6000 Menschen
spenden in Freiburg durchschnittlich zweimal pro Jahr.
Die Kampagne mit Motiven von
Peter Gaymann soll nun eine etwas langfristigere
Wirkung zeigen. Die bekannten Hühner des Zeichners wirken als Blick fang auf
Plakaten und schmalen Aushängen für die Straßenbahn. Außerdem gibt es
Postkarten, mit denen die Transfusionsmedizin regelmäßigen Spendern zum
Geburtstag gratulieren will.
Blutspenden können gesunden Menschen zwischen 18 und 68 Jahren. Die Spende, bei
der ein halber Liter Blut abgenommen wird, dauert fünf bis zehn Minuten, die
gesamte Prozedur mit Untersuchung und Ruhezeit eine gute Stunde. Als
Gegenleistung gibt es einen kostenlosen Gesundheitscheck und 25 Euro
Aufwandsentschädigung - und ein gutes Gewissen.
beu BZ vom 9.11.2002, ganzer
Artikel lesen
Kolping-Familie
Freiburg besteht 150 Jahre
Sie nennen sich "Familie" und treffen sich jeden Montag: Vorträge
zu politischen oder religiösen Themen und Dia-Abende stehen in einer bunten
Mischung auf dem Programm. "Die Vielfalt macht's", sagt Manfred
Gruenais, Vorsitzender der Kolpingfamilie Freiburg-Zentral. 230 Mitglieder hat
sie, das jüngste ist neun, das älteste 95 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt
liegt bei 65 Jahren: "Wir sind ein alter Verein", sagt Gruenais. Die
meisten jungen Mitglieder hat die Kolpingfamilie in St. Georgen, mit 260
Engagierten ist sie auch die größte der sieben Freiburger Kolpingfamilien.
191 gibt es in der Diözese, etwa 16 000 Menschen gehören ihnen an. "Der Freiburger Diözesan-Verband ist bundesweit der drittgrößte
nach Paderborn und Münster", erläutert seine Vorsitzende Maria Busath.
Für sie ist die weltweit verbreitete Kolping-Gemeinschaft etwas ganz
besonderes: "Die Neunjährigen haben bei uns genau so viel
Mitspracherecht wie die 80-Jährigen", sagt sie, "das kann man nicht
mehr aufgeben, wenn man es einmal kennen gelernt hat." Eben wie in einer
Familie sei es, die Idee der Partnerschaft stehe ganz vorn. Andere
Kolping-Institutionen wie Kolping-Kolleg oder Kolping-Familienferienwerk übrigens
seien eigenständige Organisationen: "Mit uns haben sie nur den Namen
gemeinsam", weiß Gruenais.
"Kolpingfamilien" nennen sich die Vereine erst seit 1935. Damals,
so steht es in einer Festschrift zum 125-jährigen Bestehen von 1977, wurde
die alte Bezeichnung "Katholischer Gesellenverein" nicht mehr
geduldet. Denn während des Nationalsozialismus waren berufliche
Organisationen nicht erlaubt. Öffentlich in Erscheinung treten konnten die
Kolpingfamilien damals trotz des neuen Namens aber nicht, sagt Gruenais:
"Doch innerkirchlich haben sie immer gelebt." So sei es auch in der
DDR gewesen. Immerhin hätten sie damals schon auf eine längere Geschichte
und eine gemeinsame Tradition zurück blicken können.
In Freiburg fing alles im Jahr 1852 an: Da taten sich drei Männer
zusammen, um etwas gegen die Not junger Handwerksgesellen zu unternehmen. Der
Theologieprofessor Alban Stolz, der Landtagsabgeordnete Franz Josef von Busse
und Benjamin Herder gründeten den "Katholischen Gesellenverein".
Sie hatten ein Vorbild: Adolph Kolping, den Sohn eines Schäfers, der 1813 in
Kerpen geboren worden war. Er war Schuhmacher und Priester sowie Präses des
ersten Gesellenvereins in Elberfeld und schließlich Domvikar in Köln, wo
sich immer mehr Gesellen um ihn sammelten. Die Freiburger hatten ihn 1851 auf
dem Katholikentag in Mainz gehört und waren begeistert. Ihr Verein sollte
sich nach dem Kölner Muster entwickeln. Zwei Mal, in den Jahren 1859 und
1861, sei Kolping sogar persönlich in Freiburg gewesen, steht in der Jubiläumsschrift
von 1977. 1865 wurde das Richtfest für das erste Haus gefeiert, das 1944 im
Krieg zerstört wurde.
1951 entstand das neue Kolpinghaus in der Karlstraße, das heutige
"Stadthotel Kolping". In der Nachkriegszeit hatte es zwar als
Wohnheim nochmals die einstige Aufgabe erfüllt, jungen Menschen mit wenig
Geld Unterkunft zu bieten, seit den siebziger Jahren aber ist es ein Hotel und
Treffpunkt der Kolpingfamilie Freiburg-Zentral. Religiöses Engagement ist den
Kolping-Mitgliedern nach wie vor wichtig: Wallfahrten und Gottesdienste gehören
mit dazu, "ein christlicher Hintergrund ist bei der Aufnahme von
Mitgliedern schon gefragt", sagt Busath. Einsatz zeigen die Kolpingfamilien auch im Sozialen: Sie unterstützen
Projekte in Bethlehem oder Tschechien, etwa mit den Erlösen des Bazars, den
eine Handarbeitsgruppe der Kolpingfamilie Freiburg-Zentral alljährlich
veranstaltet. Dort sind die Frauen unter sich. Insgesamt sind sie aber bei
Kolping nach wie vor im Hintergrund, sagt Busath. Sie ist eine von nur drei
weiblichen Diözesan-Vorsitzenden: "Und die gibt es alle auch erst seit
einem Jahr." Nur ein Drittel der Kolping-Mitglieder seien weiblich. Bis
1966 waren Frauen gar von der Mitgliedschaft ausgeschlossen. Und es gibt immer
noch Kolpingfamilien, die sich weigern, Frauen aufzunehmen, erzählt Busath:
Etwa in Hüfingen - und bislang ohne Protest.
anb, BZ vom 123.9.2002,
www.bzol.de
Steigende
Kosten für abgelehnte, geduldete Asylbewerber
STUTTGART (lsw). Trotz sinkender Asylbewerberzahlen in Baden-Württemberg
klagen viele Städte über steigende Kosten für abgelehnte Asylbewerber,
Flüchtlinge mit Aufenthaltsbefugnis oder mit Duldung. Weil das Land nur bis zum
Ende der Asylverfahren zahlt, müssen die Städte für abgelehnte Asylbewerber und
für geduldete Flüchtlinge zum Beispiel aus dem Kosovo im Jahr Millionenbeträge
im zweistelligen Bereich aufwenden. Nach einer dpa-Umfrage fordern viele Städte
auf Grund der steigenden Kosten ein stärkeres finanzielles Engagement des
Landes. Laut Innenministerium ist die Kostenverteilung "in der Diskussion".
Beispiel Freiburg: Dort leben derzeit 110 Menschen, die sich im
Asylverfahren befinden und denen Hilfen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz
zustehen. Diese Kosten trägt das Land, sie liegen nach Auskunft der Stadt bei
1,1 Millionen Euro im Jahr.
Die Stadt
muss allerdings für all diejenigen aufkommen, deren Asylanträge abgelehnt
wurden, die als Flüchtlinge mit Aufenthaltsgenehmigung gelten und die mit
Duldung in der Stadt leben. Das sind in Freiburg mehr als 800, was die Stadt pro
Jahr 4,6 Millionen Euro kostet.
"Die Anerkennungsquote ist niedrig, aber trotzdem bleiben viele da, weil sie
nicht abgeschoben werden können", berichtet eine Sprecherin der
Landeshauptstadt. 2800 anerkannten Flüchtlinge, die derzeit in Stuttgart leben,
stehen inzwischen fast 6000 gegenüber, die im Status der Duldung leben.
Untergebracht sind die Flüchtlinge, die mehrheitlich aus der Türkei, dem
ehemaligen Jugoslawien, China, Afghanistan und dem Irak kommen, in zehn
staatlichen Gemeinschaftsunterkünften.
Das Land Baden-Württemberg gibt laut Auskunft des Innenministeriums
jährlich
etwa 150 Millionen Euro für die Flüchtlingsaufnahme
aus, weitere 6 Millionen würden den Kommunen für die so genannte
Anschlussunterbringung nach Abschluss der Asylverfahren gewährt, die den Städten
jetzt so zu schaffen macht. Gespräche über eine andere Lastenverteilung gebe es,
teilte ein Sprecher mit - schon allein, weil der Landesrechnungshof dies
mehrmals angemahnt habe.
Eine
offizielle Statistik über abgelehnte, aber geduldete Asylbewerber im ganzen Land
gibt es nicht.
RNZ Heidelberg vom 7.9.2002,
www.rnz.de
AIF
Ausländerinitiative Freiburg ausgezeichnet
Große Ehre für die "AusLÄNDERinitiative Freiburg" (AIF): Sie kam beim
bundesweiten Integrationswettbewerb "Auf Worte folgen Taten", der von
Bundespräsident Johannes Rau in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung
ausgeschrieben wurde, unter die ersten zehn dotierten Plätze, die ohne Rangfolge
vergeben wurden. Am Donnerstagnachmittag, 22.8.2002, nahmen neun Mitarbeiter der
AIF von Bundespräsident Rau im Rahmen einer Gala im Berliner Schloss Bellevue
7500 Euro als Preisgeld entgegen.
...
1976 wurde die "AusLÄNDERinitiative Freiburg" gegründet, 1977 das erste
"Internationale Ausländerzentrum" eröffnet. Seit über 25 Jahren ist es der
interkulturelle Ansatz der AIF, Zuwanderung nicht als gesellschaftliches Problem
zu beklagen und abzuwehren, sondern als Chance zu nutzen, die Ressourcen und
Fähigkeiten aller Menschen in Freiburg zu sehen und zu entfalten. ...
Die finanzielle Situation der Initiative, bei der neun hauptamtliche und sehr
viele ehrenamtliche Mitarbeiter tätig sind, ist nicht gerade rosig.
Größter Unterstützer ist die Stadt Freiburg, die mehr als die Hälfte des 250
000-Euro-Etats finanziert. Der Rest kommt aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
Martin Höxtermann, BZ vom 23.8.2002, ganzer
Artikel
Auch die BZ wurde ausgezeichnet
Ausländerinitiative Freiburg e.V.
Lorettostr. 42
79100 Freiburg
Tel.: 0761/405555
Fax: 0761/406314
KoKo -
Konfliktberatung im Vauban-Ladenbüro
VAUBAN. "Fehlen Ihnen manchmal auch die lösenden Worte?" fragt das Plakat mit
dem dicken Knoten im Schaufenster. Im Ladenbüro der Vauban-Allee 20 hat seit
Mitte Juli
"KoKo - Konstruktive Konfliktbearbeitung in Stadtteil und Nachbarschaft"
neue Räume bezogen. Parallel zur zentralen Anlaufstelle in der Wilhelmstrasse 20
bietet der im Jahre 2000 gegründete Verein kostenlos, strengvertraulich und
allparteilich Mediationsbegleitung bei Konflikten an.
Mediation, das bedeutet Vermittlung in Streitfällen durch unparteiliche
Dritte. "Das läuft so, dass Menschen bei uns anrufen können, die Streit in der
Nachbarschaft haben, bei dem sie nicht mehr weiterwissen. Wir vermitteln dann
aus unserem Pool einen passenden Mediator, der versucht mit den Parteien
klärende Gespräche zu führen und zu einer Lösung zu kommen, mit der alle gut
leben können", erzählt Christoph Besemer, Politologe und Mitbegründer von KoKo.
"Konflikte gehören zum Leben, sie sind kein Defizit, sondern ein Zeichen von
Lebendigkeit und eine Chance. Wir von KoKo wollen ermutigen, aktiver und offener
mit Konflikten um zugehen", führt Diplompädagogin Mechtild Eisfeld fort. ...
Rund 15 Ehrenamtliche unterschiedlichster Berufsfelder, Alter und Herkunft
stehen dem Verein derzeit als Mediatoren zur Verfügung. Alle haben sich in einer
einjährigen Ausbildung mit 14 Seminartagen weiterqualifiziert. ...
Kontakt: KoKo Büro: Vauban-Allee 20, 79100 Freiburg, Tel. : 0761/45367480,
Mo.-Fr. 9-13 Uhr, Di. 15-17 Uhr.
Marion Klötzer BZ vom 21.8.2002, ganzer Artikel
Flüchtlingsheim Hammerschmiedstraße
feiert zehnjähriges Bestehen
Zum Fest im Flüchtlingsheim Hammerschmiedstraße kamen kaum Besucher von
"draußen".
Eigentlich wären die Nachbarn ganz besonders willkommen, wenn die Flüchtlinge in
der Hammerschmiedstraße zu ihrem alljährlichen Sommerfest einladen. Doch die
blieben der Asylbewerberunterkunft auch bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen
am Freitag weitgehend fern. So wurde es in erster Linie ein Fest für die 230
Bewohnerinnen und Bewohner, die in ihrem Alltag alle mit ähnlichen Problemen
kämpfen.
Manche der Flüchtlinge leben bereits so lange in der Hammerschmiedstraße, wie es
das Wohnheim gibt: "Wir waren eine der ersten Familien, die vor zehn Jahren
eingezogen sind", erinnert sich Bekim Vrakaj. Sechs Jahre war der heute
16-Jährige damals alt. Seitdem teilen sich seine Eltern und die acht Kinder vier
Zimmer - in Asylunterkünften hat jeder Bewohner nur Anspruch auf 4,5
Quadratmeter. "Das ist natürlich eng", sagt Bekim Vrakaj, "aber wir bekommen
keine Wohnung, weil unsere Familie so groß ist." Kein Einzelfall: Auch die
achtköpfige Familie Nashaj sucht vergeblich eine Wohnung. Und auch die Nashajs
leben seit zehn Jahren in der Hammerschmiedstraße - obwohl die Unterkunft nur
zur vorläufigen Unterbringung gedacht ist. Beide Familien kommen aus dem Kosovo,
so wie fast alle Bewohner. Viele von ihnen gehören zu den ethnischen
Minderheiten dort, sind Roma oder Ashkali. Für das Fest haben sie Tänze
einstudiert, gekocht und gebacken.
......
"Für
die Kinder und Jugendlichen ist die Perspektivlosigkeit besonders schlimm",
sagt Gabriele Lindinger. Sie ist eines der drei Mitglieder des einst 15-köpfigen
Flüchtlingshelferkreises. "Seit Mitte der 90er-Jahre engagieren sich immer
weniger Menschen für Flüchtlinge", sagt Sozialarbeiterin Ingrid Braun. Sie sieht
das auch im Zusammenhang mit der politischen Situation: "Man kann den Leuten
weder eine Wohnung bieten noch ihnen Hoffnung machen, dass sich bald etwas für
sie ändert."
anb, BZ vom 24.6.2002, ganzer Artikel auf
www.bzol.de
Bild vom
Flüchtlingsheim
Wendepunkt bietet Beratung für Männer mit sexueller Missbrauchserfahrung
Wann die sexuellen Übergriffe begonnen haben, die er von seinem Vater viele
Jahre lang erleiden musste, darin kann sich Matthias Keil (Name geändert) nicht
mehr erinnern. "Ich ging bereits in die Grundschule. Mein Vater holte mich mit
dem Auto ab und fuhr mit mir in den Wald. Oder ging mit mir in die Waschküche.
Dort geschah es. Immer wieder", berichtet der heute 24-jährige Student. Gewohnt,
über den Missbrauch zu sprechen, ist er nicht. Das Gespräch ist stockend. Immer
wieder nestelt der Freiburger an seinen Schnürsenkeln und schaut verlegen auf
den Boden. Erst spät hat er sich einer Freundin anvertraut. Und versucht, die
entsetzlichen Bilder, die in ihm hochstiegen zu verarbeiten. Vergeblich. "Ich
bin damit einfach nicht fertig geworden, die Fantasien haben mich bedrängt und
wurden übermächtig. Darum habe ich mir professionelle Hilfe bei Wendepunkt
geholt."
Dort nimmt Matthias Keil seit Herbst vergangenen Jahres an einer
Selbsthilfegruppe für Männer mit sexuellen Missbrauchserfahrungen teil. Eine
noch immer tabuisierte Form von Gewalt mit vielen Gesichtern: Von unerwünschten
sexuellen Berührungen bis hin zur Vergewaltigung.
"Das Klima, in dem sexuell missbrauchte Jungen und Mädchen leben, wird von
Angst, Verwirrung, Ohnmacht und Hilflosigkeit geprägt. Sie zweifeln an ihrer
eigenen Wahrnehmung, suchen häufig die Schuld bei sich selbst oder schämen sich
für das, was ihnen angetan wurde",
erfährt Christoph Bösch, Heilpraktiker für Psychotherapie und Leiter der Gruppe,
immer wieder.
Seit Anfang 2001 hat Bösch eine Halbtagsstelle für Jungen- und Männerarbeit bei
"Wendepunkt". Mit 56 Anfragen betrifft ein Viertel aller Fälle, die im
vergangenen Jahr von der Beratungsstelle betreut wurden, Jungen oder Männer.
Tendenz steigend.
.....
Eine neue Selbsthilfegruppe für Männer mit sexuellen Missbrauchserfahrungen
beginnt im Juni 2002. Kontakt: Christoph Bösch, Hornusstraße 16, 79108 Freiburg,
[TEL] 0761/707 1191. Mehr zu Wendepunkt
BZ vom 25.5.2002,
Martin Höxtermann, ganzer Artikel: www.bzol.de
Weisser Ring Freiburg seit
1986
Es war Deutschlands prominentester Ganovenschreck: Eduard Zimmermann, der
1976 den Weißen Ring ins Leben gerufen hatte. In Freiburg gibt es diese
Organisation, die sich um die Opfer krimineller Straftaten kümmert, seit 1986.
Steigende Ausgaben, zuweilen Ärger mit dem Versorgungsamt und das Glück eines
eigenen Büros prägen neben der eigentlichen Arbeit das Leben im Verein.
Einer der ersten, die im Gründungsjahr ihre Mitarbeit anboten, war der
Freiburger Rechtsanwalt Werner Schurig: „Im Strafrecht dreht sich alles nur um
den Täter. In den meisten Fällen werden die Opfer mit ihren Sorgen nur
gestreift. Deswegen helfe ich mit, berate die Opfer und vertrete sie auch vor
Gericht.“ Was Schurig bedenklich stimmt: „Seit drei Jahren kommt es immer mehr
zu völlig grundlosen Schlägereien in der Stadt. Und da ist bei den Tätern,
selbst wenn man sie erwischt, meistens nichts zu holen.“ Werner Wagner,
ehemaliger Polizeihauptkommissar und seit 1994 Leiter der Freiburger
Außenstelle, erinnert an eine 72-jährige Frau, der die Handtasche mit solcher
Gewalt von der Schulter gerissen wurde, dass das Gelenk brach, künstlich ersetzt
werden musste, und die Dame nun lebenslänglich mit dieser Behinderung zu kämpfen
habe: „Und das für 350 Mark.“ Das Versorgungsamt hat erst vor ein paar Tagen,
ein Jahr nach der Tat, untersucht, ob die Alleinstehende Ansprüche aus dem
Opferentschädigungsgesetz geltend machen kann. „Es ist völlig unbefriedigend,
dass das so lange dauert“, kritisiert Wagner. ....
Der Weiße Ring lässt die Opfer und ihre Angehörigen nicht allein, geht mit ihnen
auf Ämter und ins Gericht, hilft bei Umzügen, öffnet Wege aus der vielfach zu
beobachtenden Vereinsamung – er leistet das, was nicht bezahlbar ist:
menschlichen Beistand. Wagner: „Es gibt keine andere Organisation, die sich so
nachhaltig um die Opfer kümmert.“ ...
Rund 150 Menschen hat der Verein im vergangenen Jahr mit 90'000 Mark geholfen.
Er finanziert sich durch Bußgelder, die bei Staatsanwaltschaft und Gerichten
eingezogen werden, durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Zwei Jahre zuvor waren
es 100 Opfer, für die knapp 45'000 Mark ausgegeben worden waren. Freiburg ist
landesweit übrigens die einzige Außenstelle mit eigenem mietfreiem Büro. „Das
ist eine hervorragende Leistung der Stadt“, sagt Wagner. Zu den politischen
Erfolgen des Weißen Rings gehöre, dass seit 1998 auch Opfer Anspruch auf einen
Anwalt haben, und die Einrichtung der Landesstiftung Opferhilfe im vergangenen
Jahr.
barg , BZ vom 6.2.2002, Gesamter
Artikel
Verein
Brotzeit hilft den Obdachlosen-Initiativen in Freiburg
Fahrdienste, Möbeltransporte oder Essen für
Hungernde – Brotzeit e. V. bietet den verschiedenen Obdachlosen-Initiativen in
Freiburg seine Hilfe an. Das konradsblatt stellt diesen noch jungen Verein
vor. Mit Freiwilligen-Initiativen wie Brotzeit beschäftigen sich die
Teilnehmer des vierten Treffens der Europäischen Freiwilligenuniversität, das
vom 27. bis 30. Juni in Freiburg stattfindet.
Ist es in Ordnung, wenn wir uns duzen.“
Eigentlich keine Frage von Roland an den Reporter. Also Du! Auf der Straße
gibt’s keinen förmlichen Umgang. Und auf der Straße sind Roland Steyer und
Christian Bamert unterwegs. Sie haben in Freiburg vor einem Dreivierteljahr den
Verein Brotzeit gegründet, der Obdachlosen hilft. Genauer gesagt: den
verschiedenen Initiativen, die es in Freiburg gibt, und denen die freiwilligen
Helfer von Brotzeit zuarbeiten.
Christian parkt den dunkelblauen Neunsitzer auf dem Münsterplatz vor der
Kooperatur. Hier treffen sich Roland und Christian mit Lydia Hospach von der
Initiativgruppe „Freunde der Straße“. Die organisiert regelmäßig Sonntagscafés
für Arme und Obdachlose in Pfarreien. Die Mitarbeiter von Brotzeit sind eine
echte Hilfe. Sie bringen mit ihrem Wagen Utensilien zum Grillfest in den Wald,
Behinderte zu den Sonntagscafés oder helfen dabei in der Küche, damit die
Wohnsitzlosen ein warmes Essen bekommen. „Eine tolle Sache“, lobt Lydia Hospach
die Zusammenarbeit mit Brotzeit.
Danach schauen Roland und Christian bei der Pflasterstub der Caritas vorbei. Vor
dem Eingang sitzen Menschen mit schmutzigen, abgewetzten Klamotten, roten
Gesichtern, junge und ältere. Die beiden sind bekannt, werden mit Handschlag
begrüßt. Sie steigen über auf dem Boden liegende Hunde und Bierdosen hinweg. Im
Büro der Pflasterstub empfängt sie Herbert Pirkl mit einem Auftrag: Eine Familie
verschenkt alte Möbel, die der Verein Brotzeit mit seinem Kleinbus
transportieren kann. „Bisher standen wir in solchen Fällen auf dem Schlauch“,
erzählt Pirkl. Einmal hat die Bundeswehr Feldbetten und Schlafsäcke spendiert.
Damit konnte die Pflasterstub im Winter Übernachtungsplätze für Obdachlose in
Pfarrheimen einrichten. Der Haken an der Sache: Die Feldbetten standen in
Müllheim, die Schlafsäcke lagen in Stuttgart. Brotzeit hat den Transport
übernommen. „Wir telefonieren miteinander und gucken, was sich machen lässt“,
sagt Roland. Die Pflasterstub schätzt die unkomplizierte Zusammenarbeit, will
aber verhindern, dass der Verein etwa das Sozialamt aus der Pflicht nimmt.
„Sonst besteht die Gefahr, dass Brotzeit finanziell ausblutet“, so Herbert Pirkl.
Trockener Kommentar von Roland: „Wir warten auf Weihnachten, dann schreiben wir
einen Wunschzettel.“
Bis Mitternacht Spargel schälen
Es ist noch gar nicht so lange her, da haben Christian und Roland selbst auf der
Straße gelebt. In Freiburg sind sie hängen geblieben, weil Roland hier am Herz
operiert wurde. Eine Zeit lang wohnten sie im Franziskanerkloster. 1998 gründete
Christian ein Transportunternehmen, Roland hilft ihm bei der Arbeit. In ihrer
Freizeit engagieren sie sich für den Verein. „Wir machen nichts, was nicht jeder
kann“, sagt Roland. „Wir machen aber, was nicht jeder macht.“ Gestern haben sie
bis Mitternacht Spargel geschält – eine Marktfrau hatte ihnen am Abend zwei
Kisten geschenkt. Das Gemüse verteilen sie heute an Bedürftige. „Die Mitglieder
von Brotzeit sind sehr zuverlässig, kreativ und haben ein Talent zu
improvisieren“, lobt Dieter Purschke vom Sozialamt der Stadt Freiburg.
Nächste Station auf der Fahrt von Christian und Roland: die Freiburger Tafel.
Ein kleiner unscheinbarer Laden an der viel befahrenen Schwarzwaldstraße. Die
Regale sehen ziemlich leer geräumt aus: Zwei Dutzend Bücher stehen neben
Toilettenpapier, Tee und Müsli, in der kleinen Kühltheke Joghurt und Käse.
Fünfzig Pfennig oder eine Mark kosten die Produkte, auf einem Schild steht:
„Drei Teile pro Karte.“ Das bundesweite Konzept des Tafel-Vereins heißt
„Lebensmittel verwenden statt vernichten“. Brot und Gemüse sind von gestern, die
Joghurts haben ihr Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht, bei anderen Produkten
stimmt das Gewicht nicht exakt. Alles Spenden von Lebensmittelhändlern und
Privatleuten, die die Tafel zum symbolischen Preis an Bedürftige verkauft. Vor
ein paar Tagen rief ein Spediteur an: „500 belegte Baguettes, die können sofort
abgeholt werden.“ Früher hätte Ladenleiterin Margret Stein bei der Heilsarmee
angerufen, aber die kann oft nicht spontan einen Fahrer schicken. Inzwischen
gibt es Brotzeit. Der Verein holte die Baguettes ab und verteilten sie in der
Stadt an Punks, die Pflasterstub und die Heilsarmee. Abends schauen sie häufiger
im Tafel-Laden vorbei, nehmen die nicht verkauften Produkte mit und bringen sie
zu Menschen, die sich nicht hertrauen oder sonst eben versuchen, von Dosenbier
satt zu werden.
„Wir müssen nicht denen helfen, die clever genug sind, an Essen ranzukommen“,
erklärt Roland, „sondern denen, die die Tür zumachen und am trockenen Brötchen
kauen.“ Wer wie die meisten der neun Mitglieder von Brotzeit selbst einmal auf
der Straße gelebt hat, entwickelt ein besonderes Gespür, um versteckte Armut zu
entdecken. „Das Dümmste wäre es, mit dem Suppentopf durch die Stadt zu laufen
und die Bedürftigen nicht zu finden.“
„Ich bin heilfroh, wenn ich mal rauskomme“
Wie Rudolf, mit dem Roland gemeinsam im Obdachlosenheim gewohnt hat, und der im
Rollstuhl sitzt. Rudolf lebt in einer städtischen Einrichtung in der Wonnhalde,
ein ganzes Stück weg von der Innenstadt. Das heruntergekommene Haus mit den
nackten, kahlen Wänden liegt mitten in einer Villengegend. Die Reichen können
mit dem Auto fahren oder mit der Straßenbahn. Rudolf mit seinem Rollstuhl nicht,
er sitzt entweder vor dem Haus oder in seinem kleinen Zimmer. „Ich bin heilfroh,
wenn ich mal rauskomme und andere Leute sehe“, sagt er. Etwa beim Sonntagscafé
von den „Freunden der Straße“. Da kommen er und die anderen Behinderten aber nur
hin, weil sie ein Fahrer vom Verein Brotzeit abholt. „Wir bieten keinen Luxus“,
sagt Roland. Sein alter Kumpel widerspricht: „Es ist sehr gut, ich bin sehr
zufrieden.“
Wieder im Auto, klingelt das Handy, das Roland fast die ganze Zeit über in der
Hand hält. Er vereinbart einen Termin für den Abend – ein Möbeltransport. In
einige Wohnungen sind die Helfer von Brotzeit schon gekommen, und haben erst
einmal beim Entrümpeln geholfen. Viele Leute, die das nicht mehr selbst können
und für die eine Transportfirma zu teuer ist, schämen sich, berichtet Roland:
„Wir helfen diskret und unbürokratisch.“ Das bedeutet etwa: Ausrangierte
Waschmaschinen, Schränke oder Sofas bei Spendern abholen und sie zu denen
bringen, die die Möbel dringend gebrauchen können.
Mittagspause machen die beiden heute im Haus von Sissi Walther. Die Vorsitzende
des Vereins „Bürger helfen Bürgern“ engagiert sich in Freiburg seit Jahrzehnten
für Menschen in Not. „Bemerkenswert ist die Freude, mit der die freiwilligen
Helfer bei Brotzeit von Montag bis Sonntag rund um die Uhr ihre Arbeit machen.“
Soweit alles prima. Bloß das Geld fehlt hinten und vorn. Ben-zin, Telefon und
Papierkram kosten etwas. Beiträge bezahlen die Mitglieder des Vereins nicht,
weil sie fast alle aus dem Milieu kommen. Hilfe zur Selbsthilfe eben. Und obwohl
es finanziell alles andere als rosig aussieht, lobt Sissi Walther die
Brotzeit-Gründer: „In einem halben Jahr hat sich der Verein als so
selbstverständlich durchgesetzt – das ist keiner anderen Initiative in Freiburg
gelungen.“
Burkhard Schäfers
Kontakt: Brotzeit Freiburg e.V., Schwarzwaldstraße 121, 79117 Freiburg, Telefon
(07 61) 2 90 92 99. Konto 10 036 545, BLZ 680 501 01, Sparkasse Freiburg.
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Update 25.12.07
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