Dreisamtal für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende. Regio-Portal for Volunteering, Business and Holidays


Evangelische Auferstehungsgemeinde Littenweiler
Abschied von Pfarrer Atsma
 

Home >Kirchen >Auferstehung >Auferstehung1                                  Ihre/Deine Info? Idee? Nachricht?

Auferstehungsgemeinde - seit 2007 Predigtbezirk in der Ev. Pfarrgemeinde Freiburg Ost

 

Die Kantorei im Paulihäusle

Blick nach Nordosten zum Paulihäusle am 21.7.2008
Blick nach Nordosten zum Paulihäusle am 21.7.2008 Ab 18 Uhr wurde draußen gegrillt
  und gegessen
 
Ab 20 Uhr wurde drinnen gesungen - am wärmenden Kachelofen    
   
Paulihäusle am 24.9.2011    

21.Juli 2008: Almut Schelenz hat die Sängerinnen und Sänger der Kantorei der Auferstehungsgemeinde eingeladen zu einem Grillabend ins Paulihäusle im oberen Steurental zwischen Wittental und Eschbachtal.

 

Aus der Tiefe rufe ich - Bachkantate unter Clemens Flämig

     
Auferstehungskirche am 22.6.2008
    Auferstehungskirche am 22.6.2008
Chor und Orchester

Kantatengottesdienst am 5. Sonntag nach Trinitatis 2008
Auferstehungskirche Littenweiler
Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir (BWV 131) - Johann Sebastian Bach
Kantate mit 5 Teilen:
1. Coro: Aus der Tiefe rufe ich
2. Duetto (Soprano, Basso): So du willst, Herr
3. Coro: Ich harre des Herrn
4. Aria (Tenore, Alto): Meine Seele wartet auf den Herrn
5. Coro: Israel, hoffe auf den Herrn

Leitung: Clemens Flämig
Solisten: ...

 

Kantorei auf der Insel Reichenau 1.-4. Mai 2008

Probenarbeit der Kantorei zu Johann Sebastian Bachs Kantate "Aus der Tiefe rufe ich Herr zu Dir" BWV 131 für Sonntag 22.Juni sowie für den Ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag 12.Mai mit dem Chor von St.Barbara. Vier Tage mit strahlendem Sonnenschein auf der Insel Reichenau.

Blick vom Hochwart nach Westen am 5.5.2008 zu Niederzell und Mittelzell Familienferienstätte Reichenau am 4.5.2008: Kantorei mit Chorleiter Clemens Flämig (links) Blick nach Südwesten über den Untersee zur Schweiz und Stein am Rhein am 4.5.2008
Blick vom Hochwart nach Westen am 5.5.2008 zu Niederzell und Mittelzell
 
Familienferienstätte Reichenau am 4.5.2008: Kantorei mit Chorleiter Clemens Flämig (links) Blick nach Südwesten über den Untersee zur Schweiz und Stein am Rhein am 4.5.2008

Nur einen Seufzer lang Predigt von Pfarrer Atsma am 4. 5. 2008 / Insel Reichenau
Gottesdienst mit Kantorei Auferstehungsgemeinde

Predigttext: Röm 8. 26 + 27
Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.

Liebe Schwestern und Brüder!
Nicht umsonst, denke ich, gehört zu den Stimm-Übungen am Beginn einer Chorprobe außer mancherlei Tonleitern, die uns in ungeahnte Höhen und Tiefen führen, auch das bewusste Ein- und Ausatmen - mit einem vernehmlichen Seufzen. Dabei lösen sich viele der inneren Spannungen, die uns täglich - und so auch beim Singen beeinträchtigen. Der morgendliche Blick auf die Schlagzeilen unserer Zeitung genügt schon, um das erste „unaussprechliche Seufzen“ hervorzurufen: Diese schreckliche Familientragödie in der letzten Woche in Amstetten in Österreich. Unfasslich. Und keiner, nicht einmal die Ehefrau und Mutter will etwas von diesem Folter-Verlies im eigenen Keller gewusst haben…
Und bleibend wohl bis zum Beginn der olympischen Spiele dieser brutale Konflikt um die Menschen in Tibet und ihr Kampf für kulturelle und religiöse Unabhängigkeit…
Und verborgen zwischen all den öffentlichen „Schlag-Zeilen“ soviele persönliche Sorgen, Kummer, die ganz privaten Ängste und Nöte. „Gott, bereite meinen Qualen ein Ende. - Ich bin voll Liebe, doch ich wandle im Schatten. - Lass mich in Frieden leben,“ hat vor einigen Jahren ein Besucher der Auferstehungskirche in unser Gäste- und Fürbittenbuch geschrieben. Viele, ganz verschiedenartige Gründe zum Seufzen - Wir nehmen teil, wie Paulus sagt, am Seufzen der Kreatur, der gesamten Schöpfung.
Wer heute unsere Welt im Großen und in ihren kleinen Verhältnissen mit offenen Augen betrachtet, wird leicht dieses lähmende Gefühl der Ohnmacht und Schwachheit spüren. Da kann man wohl sprachlos werden und „nicht mehr wissen, was wir beten sollen, wie sich’s gebühret“; und statt der Worte bleibt oft nur dieses „unaussprechliche Seufzen“ - Woher soll ich bloß die Kraft nehmen, mich all dem zu stellen? Zwei Hilfen bietet Paulus an. Er sagt: Gott überlässt uns nicht unserer Schwachheit. Seine Liebe, seine Vergebung bleiben unter und in unserem Leben ausgebreitet wie ein großes tragfähiges Netz. Gott nimmt sich unserer Schwachheit an. Sein Geist hilft unserer Schwachheit auf. Sein Geist - das meint: die Bewegung, die von Gott ausgeht seit den Tagen der Schöpfung, die Bewegung, die Leben heißt, die uns leben lässt. Und das meint auch die Begeisterung, an der wir teilnehmen können, wenn wir den Weg des Glaubens mitgehen. Was uns erstarren lässt und lähmt, das Gefühl unserer Ohnmacht und Schwachheit wird gelöst: „der Geist hilft unserer Schwachheit auf...“  - und da öffnet sich der rettende Weg, den Christus mit uns geht durch das Kreuz zum Leben.

Keiner hat das wohl so bewegend zum Ausdruck gebracht wie J.S. Bach in seiner doppelchörigen Motette zu diesem Vers aus dem Römerbrief. Wir hören den ersten Chor.

Und wenn ich diesen Weg doch nicht mitgehen kann? Wenn ich daran zweifle, weil ich so wenig sehe von geschehener Rettung und Veränderung in unserer Welt, in meinem Leben? - Da weist Paulus auf ein Zweites hin: Gott nimmt dich in aller Schwachheit an und sein Geist hilft dir auf, aber mehr noch: Er selbst tritt für dich ein, ver-tritt dich in all deiner Sprachlosigkeit. Dein hilfloses, ‘unaussprechliches Seufzen’ ist durchatmet von Gottes heiligem Geist. Und - auch ohne Worte hört und versteht Gott, was du in deinem Herzen spürst. Unter der Überschrift „Mein Lieblingstext“ schreibt Fulbert Steffensky: „Seit ich alt bin flirte ich mit Texten, die etwas von Gnade verstehen. Mein Hauptzeuge ist das schwierige 8. Kapitel des Römerbriefes (…) Wir sind die, denen der Geist bezeugt, dass sie Gottes Kinder sind. Dieses Zeugnis kann man sich nicht selber ausstellen. Nicht einmal unsere Gebete müssen uns aus eigener Kraft gelingen. (…) Mit dem »unaussprechlichen Seufzen« des Geistes haben wir immer mehr Sprache, als wir von uns aus haben können. Welche Lebensheiterkeit stammt aus diesen Sätzen. Ich bin befreit davon, unaufhörlich hinter meiner eigenen Ganzheit und Souveränität herzujagen. Ich muss mich nicht selbst erobern und mich selber fabrizieren. (…) Es ist mir erlaubt, ein bedürftiges Wesen zu sein. (…) Wir leben von der Gnade, der Gnade Gottes und der Gnade der Menschen.“  Fulbert Steffensky, Schöne Aussichten, S.86f

Hören wir dazu den zweiten Chor aus Bachs Motette: „Der aber die Herzen erforschet, weiß, was die Absicht des Geistes ist. Er tritt, so wie Gott es will, für die Heiligen ein.“ - Ein schwer durchschaubarer und letztlich doch sehr tröstlicher Satz. Der Geist Gottes tritt für uns ein. Stellvertretend bringt er zum Ausdruck, wofür uns die Worte fehlen.
Ich denke, jeder, jede von uns kennt und erinnert sich an eigene Situationen, Erfahrungen großer Sprachlosigkeit. Aus einem dumpfen Schweigen heraus, verursacht durch einen großen Schmerz, eine bittere Enttäuschung, eine Niederlage zunächst unfähig irgendetwas zu sagen. Dann - nach und nach - ein wieder beginnendes Gespräch zunächst mit mir selbst, dann mit Anderen, mit Gott. Wachsendes Vertrauen und innere Heilung.
Seit 1951 war Anne Philipe mit dem Schauspieler Gérard Philipe verheiratet. Begeisternd und lebendig hatte er viele verschiedene Rollen auf der Bühne und in zahlreichen Filmen gespielt. Unvergesslich ist mir sein frech-fröhlicher und doch so zärtlicher „Fanfan, der Husar“. 1959 mit erst 37 Jahren stirbt Gérard Phillipe an Krebs. Zwei Kinder - zu dem Zeitpunkt fünf und zwei Jahre alt - bleiben mit Anne Phillipe zurück.
In einem kleinen Buch hat sie 1963 ihre kurze gemeinsame Zeit und diesen unbegreiflichen Abschied bewegend beschrieben. In Deutschland erschien ihr Buch mit dem Titel: „Nur einen Seufzer lang…“
Am Ende verharrt Anne Philippe aber nicht bei dem trauernden Rückblick. Da ist vor allem große Dankbarkeit zu spüren für das geschenkte Leben trotz und mit allem, was dabei so sprachlos machen kann. Dankbarkeit, die Paulus „Gnade“ nennt, ist wohl auch der Schlüssel, der bei allen großen Vokalwerken J. S. Bachs insbesondere seine tröstlichen Choralkompositionen geprägt hat.
So auch am Ende seiner Motette zu unserem heutigen Abschnitt aus dem Römerbrief. Bach hat sie komponiert und uraufgeführt zur Beerdigung des langjährigen Rektors der Thomasschule in Leipzig Johann Heinrich Ernesti am 20. Oktober 1729. Hören wir den Schlusschoral: Schlusschoral der Motette

Ein Gebet von Freré Roger Schutz:
„Christus, so oft vergessen wir, dass wir bewohnt sind von deinem Heiligen Geist, dass du in uns betest. Aus deinem Verzeihen und deiner Gegenwart entspringt die Klarheit des Vertrauens und du schenkst innere Heilung.“ Amen

Rudolf Atsma, 4.5.2008, Insel Reichenau

 

Anke Ruth-Klumbies neue Pfarrerin im Predigtbezirk

Die evangelische Auferstehungsgemeinde bekommt eine neue Pfarrerin: Auf Vorschlag des Karlsruher Oberkirchenrats wird Anke Ruth-Klumbies die seit Sommer 2007 verwaiste Pfarrstelle des dortigen Predigtbezirks übernehmen. Sie folgt damit auf Rudolf Atsma, der aus Protest gegen strukturelle Neuerungen im evangelischen Kirchenbezirk Freiburg vorzeitig in den Ruhestand ging. Derzeit arbeitet die 44-jährige Theologin als Religionslehrerin an zwei beruflichen Schulen und als ehrenamtliche Freiburger Diakoniepfarrerin.

"Es ist gut, dass die Zeit des Übergangs zu Ende geht" , sagt die Vorsitzende des Ortsältestenkreises, Edda Buschbeck. Zwar habe die Gemeinde die Zeit seit dem Weggang von Pfarrer Rudolf Atsma im Juli 2007 gut gemeistert, doch seien die ehrenamtlichen Mitarbeiter zwischenzeitlich an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt. Die Stelle tritt Ruth-Klumbies zum 1. September an, morgen ist aber bereits ein Vorstellungsgottesdienst. Die Nachfolge für Pfarrer Atsma war zunächst nicht leicht zu regeln: Obwohl die Stelle zweimal ausgeschrieben war, gab es zunächst nur eine Interessentin, die aber beim Bewerbungsgespräch durchfiel. "Es hat einfach nicht gepasst" , meint Buschbeck dazu. Die innerkirchlichen Regelungen sehen vor, dass die Karlsruher Kirchenleitung nach zweimaligem erfolglosem Ausschreiben einer Pfarrstelle eine geeignete Person beruft. Und dort entschied man sich — wohl nicht ganz überraschend — für Anke Ruth-Klumbies: "Mich reizt die Aufgabe schon länger, da den Menschen vor Ort die Zukunft der Kirche am Herzen liegt", erklärt die Theologin. Da ihr Mann aber seit 2004 Professor für Biblische Wissenschaften in Kassel sei, habe sie sich unter anderem mit ihrer Familie abstimmen müssen. Unter anderem wegen dieser besonderen Situation hat sie sich vergangenes Jahr nicht selbst beworben. "Letztlich haben mich mein Mann und unsere Kinder sehr dazu ermutigt, diese Herausforderung anzunehmen" , gibt sich die zweifache Mutter nun optimistisch, Wochenendehe und Pfarrstelle unter einen Hut bringen zu können. Den Gemeindemitgliedern ist sie nicht unbekannt: Seit zwei Jahren wohnt sie mit ihrer Familie in Littenweiler und hat in dieser Zeit schon öfter Gottesdienste in der Auferstehungskirche übernommen. Anders als zu Zeiten ihres Vorgängers Atsma ist die Auferstehungsgemeinde mit ihren rund 3800 Mitgliedern inzwischen zu einem Predigtbezirk in einem Gruppenpfarramt (siehe Infobox) geworden, das sich von Littenweiler bis Günterstal erstreckt. Den damit verbundenen Neuerungen — die Kompetenzen der Ältestenkreise vor Ort sind beschnitten, die Pfarrer müssen sich abstimmen — steht Ruth-Klumbies aufgeschlossen gegenüber: "Es zwingt uns, über unseren eigenen Tellerrand zu blicken." Dies könne durchaus Vorteile haben, bedürfe jedoch auch einer stetigen Überprüfung. Die genauen Schwerpunkte ihrer zukünftigen Arbeit wolle sie zunächst einmal gemeinsam mit der Gemeinde und ihren Kollegen im Pfarramt abstimmen. "Persönlich liegt mir die Diakonie sehr am Herzen", sagt Ruth-Klumbies, die aus der Braunschweigischen Landeskirche stammt und 1994 nach Freiburg kam, als ihr Mann Professor an der hiesigen Evangelischen Fachhochschule wurde. Außerdem sei ihr die Weiterentwicklung der Ökumene im Stadtteil ein großes Anliegen. Der Vorstellungsgottesdienst von Pfarrerin Anke Ruth-Klumbies findet am morgigen Sonntag ab 10 Uhr in der Auferstehungskirche, Kappler Straße 21, statt. Bei der anschließenden Gemeindeversammlung besteht Gelegenheit, mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Andreas Braun, 19.4.2008, BZ

Gruppenpfarramt
In der evangelischen Kirche ist der Zusammenschluss von zwei oder mehreren Gemeinden zu einem Gruppenpfarramt möglich. Die einstmals eigenständigen Pfarrgemeinden werden dabei zu "Predigtbezirken" innerhalb der neuen Gesamtgemeinde, für die es fortan auch einen gemeinsamen Ältestenkreis gibt, der alle wichtigen Entscheidungen trifft. Zur Schaffung eines solchen Gruppenpfarramts bedarf es bestimmter Voraussetzungen: Im Evangelischen Kirchenbezirk Freiburg trat Anfang 2007 eine Umstrukturierung in Kraft, bei der die bisher 20 selbstständigen Gemeinden per Beschluss zu sechs Gruppenpfarrämtern zusammengefasst worden sind. Von dieser nicht unumstrittenen und zunächst auf Probe angelegten Zusammenlegung erhofft man sich unter anderem eine effizientere Verwaltung und Einsparmöglichkeiten.

 

 

 

Das Schiff, das sich Gemeinde nennt

Eine engagierte Mannschaft steuert die Auferstehungsgemeinde durch unruhige Gewässer

Tief betroffen war die Auferstehungsgemeinde, als Pfarrer Rudolf Atsma im vergangenen Jahr entschied, den "Freiburger Weg", die Strukturreform zur Pfarrgemeinde Ost, nicht mitgehen zu wollen und ankündigte, seine Amtszeit  vorzeitig zu beenden (wir berichteten). Seither ist ein sehr engagiertes Team, bestehend aus Gemeindemitgliedern, dem Ortsältestenkreis, Prädikanten und pensionierten Pfarrern bemüht, das Gemeindeleben zu gestalten und die Vakanzzeit, bis ein neuer Pfarrer oder eine Pfarrerin gefunden ist, so gut es geht auszufüllen. Seit Ende Juli 2007 ist die Auferstehungsgemeinde nun ohne Pfarrer. Das Gemeindeleben funktioniert, die Gottesdienste sind gut besucht, der Seniorenkreis, der Chor und die vielen anderen Gruppierungen sind gut organisiert. Auch die Konfirmanden werden von Gemeindediakonin Vera Alotey und der Prädikantin Cäcilie Flamm bestens betreut. "Doch die Persönlichkeit eines Pfarrers können und wollen wir nicht ersetzen", so Edda Buschbeck, Mitglied des Ältestenkreises Freiburg Ost. "Vieles kann von uns aufgefangen werden, das Team leistet sehr gute Arbeit, aber es ist an der Zeit, dass wieder ein Pfarrer, eine Pfarrerin die Gemeinde leitet".
Eine Ausschreibung zur Besetzung der Pfarrstelle war bereits im Juni vergangenen Jahres im kirchlichen Amtsblatt veröffentlicht worden. Besondere Schwerpunkte waren darin u.a. die Gottesdienstgestaltung, der Gedanke der Ökumene, Offenheit und Diskussionsbereitschaft in theologischen Fragen sowie der “konzilliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung”. Eine Bewerbung ging ein, und der evangelische Oberkirchenrat in Karlsruhe schlug die Bewerberin daraufhin der Gemeinde vor. Diese Bewerberin hielt im November letzten Jahres einen Gottesdienst, stellte sich den Gemeindemitgliedern und dem Ortsältestenkreis und dem Ältestenkreis Ost vor. Beim Wahlgottesdienst wurde sie vom Wahlgremium (Älteste sowie Pfarrerinnen und Pfarrer) jedoch nicht gewählt. Nun wird der ev. Oberkirchenrat der Gemeinde eine Pfarrerin, einen Pfarrer zuweisen. "Der Gemeinde fällt es schwer, auf ihren Pfarrer zu verzichten” so Bernd Ebbmeyer, Mitglied des Ortsältesenkreises "dies wird deutlich, wenn in Gesprächen mit Gemeindemitgliedern der persönliche Bezug zum Pfarrer vermisst wird. Viele sind verunsichert, fühlen sich in ihrer Gemeinde derzeit nicht zuhause. Und obwohl Prädikanten zur Verfügung stehen, die Gottesdienste halten, Beerdigungen und Taufen gestalten dürfen, gab es seit dem Weggang von Pfarrer Atsma keine Taufe mehr. Auch dass die Gottesdienste durch die verschiedenen Liturgen eine jeweils eigene Ausprägung erfahren, erleben viele als Bereicherung, aber manche auch als Belastung.” Man hofft, dass bis September eine Lösung gefunden wird, doch durch die großen Umstrukturierungen scheuen viele Pfarrer/innen einen Wechsel, viele sind in Ruhestand gegangen. Geeignete Kandidaten sind schwer zu finden.
"Das Gemeindeschiff schlingert zwar" sagte Dr. Klaus Poser, Vorsitzender der Gemeindeversammlung, anlässlich der letzten Gemeindeversammlung im vergangen Jahr, "doch eine engagierte Mannschaft steuert es mit Umsicht, Kreativität und Gottvertrauen durch das Meer der Zeit und manche Untiefe. Ein herzliches Dankeschön an alle, die gemeinsam das Schiff, das sich Gemeinde nennt, auf Kurs halten".
Gisela Heizler-Ries, 4.2.2008, Littenweiler Dorfblatt     

 

Brot in seinen Händen - Gottesdienst mit Verabschiedung am 22.7.2007 um 10 Uhr

Gottesdienst "Brot in seinen Händen" am 22.7.2007 Auferstehungskirche
(1) Gottesdienst "Brot in seinen Händen" am 22.7.2007 Auferstehungskirche
  
(2) Pfarrer Atsma am selbst gezimmerten Predigtpult
 
(3)
 
 
(4)
 
(5) Schuldekan Manfred Jeub
 
(6)
 
(7) Der Reisealtar - klein, aber handlich
 
(8) Pfarrer Atsma's aufklappbarer Reisealtar  (9) Rosenkranz im Reisealtar
 
(10) Gemeindediakonin Vera Alotey
 
(11) Kinder vom Kindergottesdienst: singen ein Abschiedslied (12) Pfarrer Atsma bedankt sich und: "So, nun kürze ich etwas ab"

Der Gottesdienst anläßlich der Verabschiedung des Pfarrerehepaars Lisa und Rudolf Atsma sollte über zwei Stunden dauern - doch bei so vielen guten Worten, Liedern und Klängen von Gitarre, Flöte, Bläsern, Trommel und Orgel verging die Zeit wie im Flug.

Schuldekan Manfred Jeub (5) ging auf Brückenschläge ein - zwischen Konfessionen wie zwischen Menschen. Er erinnerte an den 1. Ökumenischen Kirchentag in Freiburg im Jahr 2003 und bedankte sich für die ökonomischen Brückenschläge: "Was wir im Kirchenbezirk Freiburg am Ökumeniker Atsma hatten, das wissen wir". Und an Lisa Atsma gerichtet hob er besonders deren Einsatz an der Freien Christlichen Schule und auch hier "diesen Brückenschlag" hervor. Jeub schloß mit den Worten "Geht frohgemut".

Herr Ebbmeyer vom Ortsältestenkreis ging bei seinem Dank an Lisa und Rudolf Atsma auf die Symbolik ein: Der Altartisch - früher aus Beton, heute aus Holz - ist eine Gabe der kath. Kirchengemeinde St. Barbara. Den Predigtpult hat Pfarrer Atsma selbst gebaut: "Mit Kopf, Herz und Hand hat er die Verkündigung mitten in die Gemeinde geholt".  Er dankte den Beiden für deren Einsatz für das Leben den Gemeinden - evangelischen wie katholischen.

Frau Daniel-Schnitzler als Vorsitzende der Pfarrgemeinde Freiburg Ost bedankte sich bei Pfarrer Atsma für die gute Zusammenarbeit beim Kirchenasyl und auch bei der Kirchenreform. Als Abschiedsgeschenk übergab sie einen kleinen mexikanischen Reisealtar (7), denn: Sollten sie sich eines Tages auf einer griechischen Insel treffen - sie als Touristin und Atsma natürlich als Seelsorger (7), dann sei er ja wohlgerüstet: Zwar "ein bißchen katholisch" mit Rosenkranz (9) und Schutzengel, aber mobil. Rudolf Atsma nahm es mit Schmunzeln, vielleicht hatte er noch das BZ-Interview vom Samstag im Gedächtnis, als Wolfgang Huber auf die Frage, ob ihn Ritus und Inszenierung der katholischen Kirche beeindrucken, antwortete: "Das ist richtig. Und man wäre mit Blindheit geschlagen, wenn man dieser Kraft des Ritus nicht hohen Respekt zollte. Wir wollen zwar nicht die katholische Kirche imitieren oder kopieren; aber wir merken, dass die gestaltete Liturgie und der Vollzug des Ritus auch in der evangelischen Kirche zunehmend an Bedeutung gewinnt; wir haben dieses Thema lange Zeit vernachlässigt und sind dankbar für neue ökumenische Impulse."
Auch Vera Alotey bedankte sich für die - wenn auch nur kurze - gute Zusammenarbeit (10) und der Schulgottesdienstchor sang mit der Gemeinde (11): "Amen, Amen, es ist nun geschehn, Pfarrer Atsma muß aus Freiburg gehn".
Es war schon nach 12 Uhr, als Pfarrer Atsma zum letzten Mal an den von gezimmerten Predigtpult (wird er ihn in Freiburg lassen?) schritt, sich bedankte und das abschließende Orgelspiel zur Hintergrundmusik erklärte.

 

Empfang zur Verabschiedung von Lisa und Rudolf Atsma im Gemeindesaal um 12 Uhr

 
  (2) Pfarrer Atsma verabschiedet sich an der Kirchentüre von jedem Besucher
 
(3) Schulchor der Reinhold-Schneider-Schule (RSS) "Amen, es ist nun geschehn, ..."
 
Frau Liebner übergibt Kinderbriefe zum Bleiberecht von Familie Denaj an Pfarrer Atsma
(4) Frau Liebner, Schulleiterin der RSS: "Beide vor 7 Jahren nach FR gekommen"
 
(7) Frau Liebner übergibt Kinderbriefe zum Bleiberecht von Familie Denaj an Pfarrer Atsma am 21.7.2007
 
(6) Bischof Wolfgang Huber: "7 Jahre,
und 7 ist eine heilige Zahl" 
 
  Denaj an Pfarrer Atsma: "Du warst für mich alles fast"
(7) Die Ehepaare Huber und Atsma lauschen dem Jugendchor
   
(8)  Lied des A-Teams, Jugend der Auferstehungsgemeinde beim Ständchen für die Atsma's
  
(9) Fatmir Denaj an Pfarrer Atsma: "Du warst für mich alles fast" (oben Frau Liebner)
(10) Pfarrer Johannes Kienzler als letzter Redner:  "Die Ökumene kommt zum Schluß"
 
(11) Kollekte der kath. Kirchengemeinde St.Barbara fürs Projekt der ev. Auferstehungsgemeinde  
 
(12) Pfarrerehepaar Atsma und Pfarrer Kienzler
 
 
Blumen an Lisa Atsma: "Jetzt das Du einen Mann, der immer zuhause ist" .... das vorletzte Bild um 13.45 Uhr von Lisa und Rudolf Atsma
(13) Reinhard Jung vom Ortsältestenkreis mit Blumen für Lisa Atsma: "Jetzt hast Du einen Mann, der immer zuhause ist"
  
(14) ... das vorletzte Bild -
Lisa und Rudolf Atsma
 
(15) .... das letzte Bild um 13.45 Uhr
 
 

Es war schon nach 12 Uhr, als Pfarrer Atsma allen beim Verlassen der Kirche die Hände geschüttelt hatte und dann runter kam in den Gemeindesaal, wo ihn 20 Kinder des Chors der Reinhold-Schneider-Schule RSS (2) unter Raymund Koslik mit dem Lied "Amen, es ist nun geschehn, Pfarrer Atsma muß aus Freiburg gehn" empfingen. Dann sprach die Schulleiterin der RSS, Frau Liebner, einfühlsame und auch offene Worte. Und es war schon beklemmend, als sie Rudolf Atsma beschrieb als
"Den Nein-Sager, der Widerstand leistet, wenn er es für geboten hält. .... "
und innehält für eine Weile, in der die meisten wohl an die Umstrukturierung in Kirchenbezirke gedacht haben mögen, um dann aber fast erlösend und überraschend fortzufahren mit
 " ...Womit wir beim Kirchenasyl sind, ..."
Ganz besonders erfreut war Herr Atsma, als Frau Liebner ihm die vielen Briefe der Kinder der RSS zum Bleiberecht von Familie
Denaj übergab.

An der Verabschiedung von Lisa und Rudolf Atsma nahmen auch Bischof Wolfgang Huber und seine Frau teil. Beide Ehepaare verbindet eine jahrzehntelange Freundschaft aus Heidelberger Tagen. Entsprechend persönlich war das Grußwort von Bischof Huber gehalten. Bischof Huber ging auf die gemeinsame Zeit in Heidelberg ein, dann auch auf die Ökumene und die diesbezüglichen Verdienste von Rudolf Atsma. Am Samstag sagte Wolfgang Huber im BZ-Interview Eine ökumenische Chance vertan: "Es wird klar, dass Rom unter ökumenischem Fortschritt offenbar versteht, nichtkatholische Schwestern und Brüder stärker an der "katholischen Fülle" teilhaben zu lassen. Das ist nicht unser Bild von Ökumene, das muss man ganz klar sagen." Auch Rudolf Atsma beschäftigte sich in seiner vorletzten Predigt mit dem Vatikan-Papier.
Abschließend streifte Bischof Huber dann aber auch den 'Freiburger Weg' mit der Neuorganisation der Kirchengemeinden: "Auch wenn es geknirscht hat in Freiburg, es hat keine Verbitterung gegeben."

Als nach dem Jugendchor (8 ) die Pfarramtssekretärin Kovacs-Kläsle vom "vertrauten Verhältnis - Frau Atsma weiß es" sprach, wurde gelacht. "Der Rudolf hat sich als wundervoller Chef bewährt."

Maria Müller vom Ortschaftsrat Ebnet übergab ein Bild von Ebnet - da hatte sich Rudolf Atsma gesetzt, nach nun annähernd drei Stunden Gratulation.

Fatmir Denaj kam mit Tochter und bedankte sich bei: "Du warst für mich alles fast!" - da stand Pfarrer Atsma wieder auf. Und sogar Frau Denaj tauchte - obwohl krank - ganz kurz auf.

Als dann mit Frau Irmgard Winckler der letzte Beitrag in der Rednerliste angekündigt wurde, fragte ich nach, ob nicht auch Pfarrer Johannes Kienzler von der kath. Pfarrgemeinde St. Barbara spricht. "Nein, ein Herr Kienzler ist nicht auf der Rednerliste angemeldet". Da sprang Herr Ebbmeyer in die Bresche, Pfarrer Kienzler durfte endlich ans Mikrofon (10). Und der Lapsus bekam plötzlich denn auch sein Gutes, als Pfarrer Kienzler seine kurze Ansprache mit den Worten beginnt:
"Die Ökumene kommt eben zum Schluß".
Pfarrer Atsma nickt. Pfarrer Kienzler sinngemäß: Was ziehe ich an? Symbolisch keine Krawatte und kein Sakko, denn: Eine gewisse Form braucht man, aber bisweilen ist sie sehr einengend und voller Zwänge. Er erinnert an die vielen gegenseitigen Besuche, an gemeinsame Taufen, an die alljährliche Station der Fronleichnamsprozession bei der Auferstehungskirche, an das Entzünden des Osterlichts, ... "Schade, dass Ihr geht, aber es ist ein konsequenter Schritt."

Frau Atsma erhält vom ihrer Gemeinde einen Blumenstrauß (13) mit den Worten: "Nun hast Du einen Mann, der immer zuhause ist". Herr Atsma lacht und bedankt sich für die vielen guten Worte und Wünsche. "Besonderer Dank an Dich, lieber Johannes. Wir gehören zusammen". Und dann richtet der ältere evangelische Pfarrer an den um einiges jüngeren katholischen Pfarrer den Satz von Karl Bart: "Wenn Du katholisch bist, bin ich es auch". Die Freundschaft der beiden Pfarrer und das gemeinsame Tun in den vergangenen Jahren hat in den Gemeinden Auferstehung und St. Barbara in Littenweiler eine Besinnung auf Einigendes gefördert, die auch nach dem Weggang von Pfarrer Atsma weiter wachsen wird.

Letztendlich liest uns Lisa Atsma ein kleines von ihr verfasstes Heiku mit 17 Silben vor (14):
Sieben Jahre Sein,
spannend, gesegnet und reich.
Dank sei Euch allen!

Ekkehard Kaier, 23.7.2007

 

 

Rudolf Atsma: Brot in seinen Händen

Predigt am 22.7. 2007/ 7. n. Trinitatis. Predigttext: Lukas 9, 10 - 17

Liebe Gemeinde!
In einem kleinen Buch des orthodoxen Theologen Olivier Clément über die ökumenische Gemeinschaft in Taizé habe ich diesen Satz entdeckt. Er ist einer meiner Wegweiser geworden. Hilfreich beim Entdecken des Evangeliums in den biblischen Texten und Geschichten, aber ebenso auch - immer wieder erstaunlich - in zahlreichen eigenen Erfahrungen und Begegnungen in meiner Arbeit als Pfarrer.

„Das Wesentliche des christlichen Glaubens lässt sich tatsächlich in wenigen Worten sagen.“
In einer kleinen und doch so wundersamen Begebenheit im Norden des Sees Genezareth wird dies bestätigt. So hören wir unseren heutigen Predigttext zum 7. Sonntag nach dem Trinitatisfest im 10. Kapitel des Lukasevangeliums: Von Jesus ausgesandt, „das Reich Gottes zu predigen und die Kranken zu heilen (V. 9)...- ...kamen die Apostel kamen zurück und erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida. - Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften. Aber der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Lass das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste. Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen. Denn es waren etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasst sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig. Und sie taten das und ließen alle sich setzen. Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten. Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrigließen, zwölf Körbe voll.“
Mit einigen Varianten, aber immerhin in allen vier Evangelien wird an diese Geschichte erinnert. Lebendig erzählt, als wäre es gestern gewesen, nimmt sie uns mit „wenigen Worten“ hinein in jene Szene in Bethsaida oder - wie eine alte Handschrift überliefert - an einen einsamen Ort in der Nähe. Jesus hatte „die Zwölf“ in die Dörfer und Städte geschickt, und beauftragt selber „zu predigen das Reich Gottes, böse Geister auszutreiben und Kranke zu heilen“. (Kap. 10,2) Bewegt von ihren ersten Erfahrungen und Erfolgen kehren sie zurück und erzählen „wie große Dinge sie getan hatten.“ - Schon hier erstaunlich, wie wenig es braucht, um das Evangelium unter die Leute zu bringen, hatte er sie doch ausgeschickt „ohne Stab noch Tasche noch Brot noch Geld“. Nicht einmal zwei Hemden waren erlaubt fürs missionarische Reisegepäck! Welch ein Gegensatz zu heutigen Bemühungen, uns als Kirche „gut aufgestellt“ im bunten weiten Feld des Freizeitmarktes zu präsentieren. Von landeskirchlichen Leitbildern, großflächigen Postern, handlichen Flyern, peppigen Logos, strahlenden „Leuchttürmen“, kostbaren Marketingstrategien, synergetischen IT-Konzepten bis hin zu den süßen badischen ‚eki-Bärchen’ erscheint kirchliche Arbeit heute in vielen Bereichen als ein sehr aufwändiges ‚Geschäft’... Ebenso anregend, wie auch kritisch heilsam begegnet uns da diese kleine wundersame Geschichte von den ersten Missionserfolgen des Fischers Petrus, seines Bruders Andreas, des Zöllners Matthäus und wie die andere kleinen Leute um den Rabbi aus Nazareth auch immer hießen.

„Das Wesentliche des christlichen Glaubens lässt sich tatsächlich in wenigen Worten sagen.“
Und so geht es weiter: Müde von einem langen Tag, vielen Menschen, die ihre Aufmerksamkeit brauchten, Kranken, Verzweifelten, Hoffnungslosen, aber gewiss auch genug kritischen Hörerinnen, zieht sich Jesus mit seinen Jüngern zurück an einen „einsamen Ort“, nahe Bethsaida. Aber auch dort ist keine Ruhe möglich. Sie laufen ihnen hinterher, hunderte, tausende. Feierabend? - Fehlanzeige. Erstaunlich die dann folgende kleine Bemerkung: „Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.“ Ohne Kommentar. Der Theologe Ludwig Köhler schreibt einmal: „Wenn du Trost oder Hilfe geben kannst, dann räume alles auf die Seite, was dich hemmen will, und sei mit deiner Zeit ein Verschwender. ‚Er hat für mich Zeit gehabt.’ Vor Gottes Thron wird kaum ein größeres Zeugnis von dir gegeben werden können. Dennoch spüren auch die Jünger damals die Grenzen solch eines ständigen Engagements.
„...der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Lass das Volk gehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste.
Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, dass wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen.“
Das ist nur vernünftig gedacht, auch wenn die Jünger mit einem solchen Groß-Einkauf im Bazar von Bethsaida ihr lächerlich kleines Budget wohl hoffnungslos überzogen hätten. Aber sie sind ja Jünger, Schüler und Schülerinnen, die von ihrem Meister noch zu lernen haben. Was er ihnen aber zu sagen hat, ist ebenso schlicht und einfach, wie hilfreich und erstaunlich. Immerhin geht es ja wohl um die Versorgung von ca. 5000 Menschen. Ganz ohne ‚Consulting’, Catering, Controlling’... - nicht einmal mit solch einer Kompasskarte ausgerüstet, wie sie zukünftig das kirchliche Handeln zielorientiert und effektiv gestalten soll, gibt Jesus ihnen nur diesen messianisch wundersamen Auftrag: „Gebt ihr ihnen zu essen!“

„Das Wesentliche des christlichen Glaubens lässt sich tatsächlich in wenigen Worten sagen.“

Jesus will, dass die Hungrigen satt werden, daran ist kein Zweifel. Und ebenso daran, dass er dafür die Jünger in Anspruch nimmt. Und zwar alle, nicht nur Petrus - und seine späteren Nachfolger... - Das muss wohl - biblisch fundiert - in diesen Tagen angesichts der jüngsten Erklärung der römischen Glaubenskongregation erneut unterstrichen werden...- Alle sind begabt, gefragt und beauftragt. Wer zu Jesus gehört, hat teil an der Verantwortung für Menschen, die Hunger haben, Hunger nach Brot weltweit, Hunger nach Gerechtigkeit und Frieden, Hunger nach einem sinnvollem, glücklichen Leben. Und je mehr die materiellen Werte unser Leben bestimmen und definieren, desto größer wird der Hunger nach Lebensinhalten, die nicht planbar und nicht käuflich sind und sich ganz gewiss auch nicht ‚rechnen’ lassen: Glaube, Liebe, Hoffnung, Treue und Vergebung; Barmherzigkeit und Trost. 

„Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasst sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig.“ - Keine zufällige Zahl! So wie die 8 nach dem abgeschlossenen Sieben-Tage-Schöpfungswerk den ersten Tag in der neuen Welt Gottes bedeutet, so auch die 50 nach 7x7 das Kommen des Messias. Und tatsächlich geschieht da vielmehr, als die Augen sehen und die Hände begreifen können. Jesus lässt sich geben, was da ist. Im Johannesevangelium ist es ein Kind, das den Korb mit fünf Broten und zwei Fischen hält. Ein Kind, eines von denen, die Jesus die „größten“ im Reich Gottes nannte. Er nimmt den Korb, dankt Gott für die Gaben; bricht die Brote, teilt die Fische - ein übliches jüdisches Abendessen: „Gefilte Fisch“ gehören - in kultivierter Form versteht sich - bis heute auf jede jüdische Festtafel zum Beginn des Erew Schabbat, Beginn des Ruhetages. Dann wird ausgeteilt. Sie geben und werden nicht ärmer dabei. Sie teilen und entdecken, wie reich sie sind. Am Ende sammeln sie zwölf Körbe voll Brocken ein. Natürlich 12: Zahl der Vollkommenheit göttlichen Handelns, wie so oft in der Bibel. So ‚schmecken und sehen’ sie an diesem einsamen Ort nahe Bethsaida, - aber auch wir bis heute, was Jesus eigentlich mit seiner Botschaft vom „Reich Gottes“ schon jetzt mitten unter uns gemeint hat.
In einem kleinen provisorischen Gemeindehaus war ich vor vielen Jahren mit Eltern und KonfirmandInnen an einem Samstagnachmittag zusammen, um das erste Abendmahl vorzubereiten. Irgendwie klappte alles möglich nicht. Es gab nicht genug Materialien, zu wenig Pappen Scheren, Klebstoff; der Hefeteig wollte nicht richtig gehen und in meiner Gesprächsgruppe mit Eltern gab es sehr kritische Rückfragen zur Bedeutung des Abendmahls. Am Ende, als wir gegen 19.00 Uhr im großen Saal zusammenkommen, haben wir noch nicht einmal genau abgesprochen, wer welchen Teil bei der Abendmahlsfeier übernimmt. Ich habe ein ziemlich ungutes Gefühl. Aber irgendwie fügen sich dann doch die Bausteine zusammen. Die Unruhe des Nachmittags legt sich, manche unserer Fragen werden in Gebeten aufgenommen und es wird ein überraschend schönes Fest. - Beim Aufräumen komme ich an der offenen Küchentür vorbei und höre, wie Kathrin zu ihrer Mutter beim Geschirr Abtrocknen sagt: „Du, Mammi, vorhin beim Abendmahl hab ich Gott richtig gespürt.“

„Das Wesentliche des christlichen Glaubens lässt sich tatsächlich in wenigen Worten sagen.“
So haben wir auch hier in unserer Auferstehungsgemeinde intensive ‚Brot-Zeiten’ erlebt:
Unsere vielfältigen Gottesdienste und Gebete, besonders auch die ökumenisch verbindenden; - einmal monatlich mit den meditativen Gesängen aus Taizé; - und die seit dem 11. September 2001 ununterbrochenen Friedensgebete am Freitagabend. „Ein guter Gottesdienst ist Schwarzbrot für die Seele...“, schrieb ein norddeutscher Pastor.
‚Brot-zeit’: die Begegnung mit Kindern und Jugendlichen in unseren Gruppen, im Religions- und KonfirmandInnen-Unterricht. - Solidarische Gemeinschaft im Ältestenkreis und der hauptamtlichen MitarbeiterInnen, - Gemeinde-Feste und besondere Anlässe, wie den ersten von der ACK verantworteten ökumenischen Kirchentag in Freiburg.
‚Brot-zeit’: Unser Projekt ‚Zukunft schenken’ für Straßenkinder in Montevideo, - Mitarbeit im Tafelladen, - Gründung unseres Salzladens für fairen Handel, - einmal im Jahr die Freunde von der Straße zu Gast. ‚Brot-zeit’: Der immer noch wache, kritische Blick auf die weltweiten Globalisierungsprozesse im Bemühen um mehr Gerechtigkeit, Fürsorge für Gottes Schöpfung, die uns hier im Dreisamtal so herrlich umgibt, - aktuell die Themen beim Abend des Monats und immer wieder - Gespräche über „Gott und die Welt“.
‚Brot-Zeit’ - So vieles, was Leib und Seele gestärkt hat im Teilen miteinander. Dafür bin ich sehr dankbar.

Und ich wünsche unserer Gemeinde und der einen Kirche, die sich auf Jesus Christus gründet, dass sie so einladend und ermutigend, freundlich und glaubwürdig, stärkend und solidarisch weiterhin den Menschen heute und zukünftig begegnen kann.  

„Wir sind noch nicht im Festsaal angelangt,
aber wir sind eingeladen.
Wir sehen schon die Lichter
und hören die Musik.“

(Ernesto Cardenal)

Rudolf Atsma, 22.7.2007 

 


Schuldekan Manfred Jeub: Ansprache zur Verabschiedung von Pfr. Rudolf Atsma

Lieber Rudolf,
nun mache ich also zu Deiner Verabschiedung von einem nagelneuen, vorgestern erworbenen „Du“ erstmals in der Öffentlichkeit Gebrauch und es kommt mir so gar nicht fremd vor. Dir mag das jetzt ein Zeichen sein, wie im Abschied Anfang liegt, ein Zeichen gegen die Wehmut, ohne die dieser Augenblick nicht sein kann. Mir ist es eine zusätzliche Hilfe, so persönlich zu reden, wie ich es mir vorgenommen habe und wie Du es erwartest.

„Lieber  Bruder Atsma“ – „Lieber Bruder Jeub“ – ich weiß nicht mehr genau, wann wir in unseren Korrespondenzen diese Anredeform einführten, es könnte 2004 gewesen sein, als Du zum Jubiläum des Barmer Bekenntnisses hier in der Auferstehungskirche eine Predigtreihe veranstaltet hast, zu der ich herzlich gerne die meine über Barmen 3 beigesteuert habe: Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern... Denn was ich genau weiß, ist, dass wir diese Anrede „Bruder“ nicht altertümelnd, nostalgisch oder gar ironisch aufnahmen, sondern in klarem Bewusstsein ihrer Bedeutung und Herkunft aus der Bekennenden Kirche. Als ein Signal untereinander, dass wir uns beide diesem Erbe verpflichtet wissen und infolgedessen in unserer Zeitwahrnehmung ganz ähnliche Besorgnisse teilen. 2004 etwa, um im Jahr und bei diesem Beispiel zu bleiben, war es das gemeinsame Befremden,  wie in unserer Landeskirche das Jubiläum von Barmen völlig in den Schatten eines „Wunders von Bern“ geriet. Gleichmaßen unverdaulich sind uns Ekibärchen und Luther-Bonbons, verdächtig Joint Ventures von Erlebnispark und Kirche, wie überhaupt ein ganzer Trend, sich mit den kirchlichen Angeboten marktförmig zu machen.
Wir fanden uns beide wieder einmal vor die Frage nach dem Auftrag der Kirche gestellt. Von deiner Beantwortung dieser Frage in Wort und Tat soll jetzt die Rede sein. Einiges davon war in diesem Gottesdienst und dieser Kirche schon zu sehen und zu hören. In deinen Predigten spiegelt sich zum einen der Seelsorger – immer wieder kleine Geschichten von Einzelschicksalen – zum anderen der engagierte, der politisch wache Zeitgenosse. Sie sind nachlesbar. „Verkündigungsbeiträge“ nennst du diese Sammlungen, also Rudolf Atsmas kleiner Beitrag zum großen, weltumfassenden, vielgestaltigen Unternehmen Verkündigung, zu dem, was nicht ohne Menschen, aber doch nicht Menschenwerk, sondern Gottes Werk ist. Jawohl, das ist Auftrag der Kirche.
Nicht erdrückend feierlich, aber doch festlich müssen Gottesdienste sein, sorgfältige Formgebung, Ästhetik – denn Gott ist schön und prächtig geschmückt, Licht ist dein Kleid, das du anhast...(Ps 104). Gott will, dass es schön, dass es hell werde.
Es ist wieder konfirmiert worden, man sieht es: Jakobs Stern ist aufgegangen dieses Jahr. Merke: Die Fußstapfen, die der Mitte näherkommen, kommen in eins einander näher. Und: Träume sind keine Schäume. Die vier Himmelsleitern sind doch sehr hand- und standfest; Physik statt Metaphysik. So geht das nun Jahr für Jahr mit Installationen, zu denen die einzelnen Konfirmanden ihren Teil beitragen, um dann zu erleben, wie daraus ein Ganzes wird, das andere anspricht.

Ich halte hier inne, Grundlinien sind gezeigt. Die Früchte deiner Gemeindearbeit im einzelnen mögen die Stimmen aus der Gemeinde würdigen. Aber Dank zu sagen ist auch vom Kirchenbezirk her, den die Auferstehungsgemeinde um die klare Profilierung christlicher Weltverantwortung -  Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung -  bereichert hat.  Die bestand schon, ehe du vor knapp sieben Jahren herkamst, aber durch deine Person, durch deine Charismen ist sie noch einmal spezifisch geprägt worden und dafür sind wir dir dankbar, lieber Rudolf.
Man reibt sich die Augen und fragt sich, worum denn, um Himmels willen, ein so erbitterter Streit geführt werden konnte. Struktureller Reformbedarf, eben auch ökonomisch bedingt -  wer hätte das je bestritten. Ich erinnere bestens, wie die ersten konkreteren Vorschläge dazu, der Begriff „Union“,  von dir vorgelegt wurden, in deiner typischen Art als Modell skizziert. Umso fassungsloser habe ich dann, zwei Jahre später, wahrgenommen, wie die Auferstehungsgemeinde auf der Landessynode herausgedeutet wurde als vernünftige Reformen blockierend und innovationsfeindlich.  

Lieber Rudolf, in dieser Sache stehe ich nicht hinter dir – soviel  habe ich aus Bastian Sicks Sprachbüchlein gelernt: Ich wäre dann ja in Deckung gegangen und die Pfeile träfen wieder dich. Nein, in dieser Sache stelle ich mich vor dich. Ich kenne keinen Bremser, keinen Ewiggestrigen, keinen Veränderungs-Verhinderer Atsma; ich kenne das ganze Gegenteil. Diese Karikatur, das bin ich schuldig festzustellen, entbehrt jeder realen Grundlage. Die Sachauseinandersetzung ging vielmehr um einen behutsameren Weg, der von positiven parochialen Erfahrungen in der Stadt her denkt, und einer strukturellen Radikalkur, von der wir alle nicht wissen, wie sie anschlägt, die wir jetzt aber meistern müssen. Dass du dabei nicht mehr mittun willst, bedaure ich zutiefst und beklage ich als Verlust, kann ich aber ebenso gut verstehen und ist in seiner Konsequenz, die dich selbst am schmerzlichsten trifft, aller Ehren wert. Ich bin sehr froh zu wissen, dass keine Verbitterung dabei ist.  

Im Februar 2003, als der Irakkrieg vom Zaun gebrochen wurde, war ich unter den mehrtausend Menschen, die deine Rede als ACK-Vorsitzender hörten, die Rede, die den anhaltendsten  Beifall bekam, weil sie am präzisesten aussprach, was alle in diesem breiten Spektrum auf dem Herzen hatten und weil sie ermutigte. Da wurde man stolz auf seine Kirche und den Brückenschlag, den sie zu Menschen guten Willens, aber anderer Herkunft fertig bringt. Heute ist aufdeckt, mit welch dreisten Lügen die ganze Welt getäuscht wurde, aber wer hätte das damals für möglich gehalten. Ich entsinne die Bedrohungsangst, die sorgenvolle Miene eines Außenministers Fischer. Die klare Stellungnahme war reines Wagnis des Glaubens. Einen Menschen, der so viel vom prophetischen Wächteramt versteht und das auch noch mit dem Seelsorglich-Priesterlichen vereinbaren kann, verliere ich, verlieren viele hier in Freiburg sehr ungern.  Du hast, lieber Rudolf, Zeiten erlebt, wo deine gewachsene Glaubensüberzeugung ihren Kairos hatte, und solche, die einer Wüstenwanderung glichen, wo viel Hoffen gegen den Augenschein nötig war. Dann nicht nur innerlich fest, sondern ungebrochen aktiv bleiben, das geht ja nur, wenn die Treue Gottes ihre Spuren hinterlassen hat. Ihr geben wir heute die Ehre.
Ein Kairos ist im Jahr 2003 auch der erste ökumenische Kirchentag in Freiburg gewesen, unvergessen und ein ganz wichtiger Meilenstein gerade heute. Du hast Gewaltiges geleistet damals – dafür und für all deine wertvollen ökumenischen Brückenschläge hier in Freiburg meine hohe Anerkennung und ganz herzlichen Dank! Ich kenne in der Tat niemanden, der in der ökumenischen Arbeit auf einem so langen Weg durch Berg und Tal in Geduld und Verständnis gereift und weise geworden ist, wie du. Es müssen ungeheuer tiefe Erfahrungen gewesen sein, die du in den siebziger Jahren in der Arche in Neckargemünd gemacht hast. Das hast du uns als Geschenk in den Kirchenbezirk Freiburg mitgebracht, da hinterlässt du eine Lücke, von der wir noch nicht wissen, wie wir sie schließen sollen; aber was wir am Ökumeniker Rudolf Atsma hatten, das wissen wir.

Ich möchte mich an diesem Punkt einmal Ihnen zuwenden, liebe Frau Atsma. Ich erahne, was Sie beim Einsatz Ihres Mannes hier mitgetragen haben, gerade in der letzten Zeit, seit ihm die Geschäftsführung der Vakanzen in der neuen Riesengemeinde aufgelastet war. Aber nicht die Pfarrfrau möchte ich ansprechen, das mögen Kompetentere aus der Gemeinde tun, sondern die Kollegin im Religionsunterricht. Sie haben hier an der freien christlichen Schule gearbeitet, einer evangelikal geprägten Privatschule. Auch da ist wieder der Brückenschlag zu sehen in andere Milieus, den wir so nötig haben, damit diese Welt und diese Christenheit nicht noch zerrissener werden, als sie sind, sondern etwas heilen kann. Für diesen Einsatz danke ich Ihnen herzlich, auch für die Hinweise und die Fürsorge in unserem letzten Gespräch. Beide werdet ihr nun zurückkehren nach Neckargemünd, den Ort der Anfänge. Von Blumhardt, glaube ich, stammt der Ausdruck: Ich wünsch dir, ich wünsch euch einen Engel! Der möge euch erst einmal herumführen im Reich der neugewonnenen Freiheit von Amtspflichten. Dass Kompetenz und Engagement für andere Menschen verloren gehen könnten, das fürchte ich wahrlich nicht. Geht frohgemut!
Eine Bitte habe ich jetzt noch an dich, Rudolf. Du scheidest aus dem Amt und von Freiburg. Um Gottes Segen für euch beide ist in der Fürbitte gebeten. Ich bleibe hier in Freiburg im Amt. Darum bitte ich dich, dass wir uns jetzt nicht nur mit Händedruck verabschieden, sondern dass du mir die Hände auflegen und ein Segenswort sprechen möchtest, einen  kräftigenden Zuspruch für die Aufgaben, die in Freiburg alle noch bevorstehen.
Manfred Jeub, 22.7.2007

 

Bernd Ebbmeyer: Abschiedsworte

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Gäste von Atsmas und unserer Gemeinden,
liebe Gemeinde, liebe Lisa, lieber Rudolf !

In fast allen Aktivitäten der Gemeinde, in Gesprächen untereinander und in den Gedanken Vieler fließt seit Anfang dieses Jahres das Wissen um den Weggang unseres Pfarrer Rudolf Atsma mit ein. Am Ende letzten Jahres, so weiß ich, haben er und seine Frau – auch im Gespräch mit vertrauten Gemeindemitgliedern – um diesen Schritt gerungen. An diesem Wochenende verabschieden wir uns von­einander, wir, die Gemeinde, und ihr, Rudolf und Lisa. Im Beisein von vielen Freunden und Gästen von Euch und der Gemeinde erleben wir mit dem heutigen Got­tesdienst noch einmal in welch festlicher, selbstver­ständlicher und einladender Art Du, Rudolf, Gottes­dienste gestaltest und Jesu Botschaft in die Mitte unseres Seins rückst: befreiend, beglückend, Nahrung für Leib und Seele. Dein Verständnis von den Aufgaben und der Präsenz eines Pfarrer in der Gemeinde, Dein Einsatz für das Miteinander der Gemeinden in Freiburg in ihrer evangelischen und konfessionellen Vielfalt, Rudolf, und Euer, Lisa und Rudolfs, Einsatz zum Wohle der Gemeinde und der einzelnen Gemeindemitglieder lässt uns in großer Dankbarkeit zurückblicken auf die sieben Jahre mit Euch und lässt den Abschied schwer werden. Den Freunden und Gästen, die zum ersten Mal oder nur selten bei uns sind, möchte ich an einigen Teilen dieses Kirchenraums, symbolisch und sehr exemplarisch konkret aufzeigen worauf sich unsere Dankbarkeit bezieht.

Der Altartisch war ursprünglich, geprägt von der Architektur der Kirche, ein festgefügter, schwerer Betontisch, er steht nun an der Rückwand unter dem Kreuz. Heute ist der Altartisch aus Holz und damit leicht beweglich: Pfarrer Rudolf Atsma lebte und gestaltete mit uns Gottesdienst und Kirche in Bewegung, in der liturgischen Form und in der theologischen Diskussion. In Bewegung aber auch in den vielfältigen Beziehungen mit unseren katholischen Nachbargemeinden. Ein Symbol dafür ist der Holzaltar: Er stammt aus unserer katholischen Nachbargemeinde St. Barbara.
Die Installationen an den Wänden, der Stern unter der Decke sind Arbeiten der Konfirmanden: Farbige Beispiele der außerordentlichen Gabe mit der Pfarrer Rudolf Atsma Gemeindearbeit und Konfirmandenarbeit entfaltete.
Der Pult, an dem Pfarrer Atsma gepredigt hat und an dem ich jetzt stehe, wurde von ihm selber gezimmert: Mit Kopf, Herz und Hand hat er die Verkündigung von Gottes Wort und Jesu Botschaft in die Mitte der Gemeinde geholt.

Ab heute werden wir neue Wege gehen: wir als Gemeinde, zunächst während der Vakanzzeit ohne hauptamtlichen Pfarrer und hoffentlich bald wieder mit einem Pfarrer oder einer Pfarrerin;          
ihr, Lisa und Rudolf, in einer neuen und doch auch vertrauten Umgebung in Neckargemünd und ohne berufliches Aufgabenfeld. Als Proviant für unseren neuen Weg nehmen wir mit: die Erfahrungen mit Glaubens- und Lebensfragen, wie ihr, Rudolf und Lisa, sie gelebt und vermittelt habt: Uns ermutigend und in vielen Bereichen nachhaltig prägend. Als Proviant für euren neuen Weg, Lisa und Rudolf, wünschen wir euch: gute und erfüllende Erinnerungen an eure Zeit in der Auferstehungsgemeinde;         
erwartungsvolle und freudige Spannung auf das, was sich in der nun geöffneten Tür des Ruhstandes zeigen wird.
Wir, die Auferstehungsgemeinde, und ich, auch im Namen des Ortsältestenkreises der Gemeinde, wünschen euch, Lisa und Rudolf, auf eurem neuen Weg Gottes Segen und ein fröhliches Herz.
Bernd Ebbmeyer, 22.7.2007

 

Gabriele Daniel-Schnitzler: Verabschiedung Ehepaar Atsma

Liebes Ehepaar Atsma!
Das Chaos des Umzugs lässt sich wahrscheinlich schon absehen - von vielem müssen Sie sich trennen - nicht nur alten Zeitungen, Papieren auch von Freunden, der Gemeinde hier rund um den Auferstehungskirchenturm. Und wir liebe Gemeinde, wir werden sehr bald sehen, wie sich die Autotüren schließen, ein kurzes Hupen zum Abschied, das Anfahren und dann viele winkende Hände, die ganz schnell kleiner werden. Die Freunde sind abgereist - ein Abschied für wer weiß wie lange, eine ungewisse Fahrt. Es ist für uns nicht leicht sich zu trennen - diese Loslassen - irgendwie sind wir überall fest eingewurzelt tief und breit und nun schmerzt die kleinste Bewegung!

Das Ende ist aber auch immer ein Anfang hier und heute... Auch wenn Aufbruch Abbruch voraussetzt.  Anselm Grün schreibt in seinem Buch 50 Engel für das Jahr: “Solange wir auf dem Weg sind, müssen wir immer wieder unsere Zelte abbrechen um in ein neues Land aufzubrechen. Gott lässt sich nirgends festhalten. Er sagt den  Israeliten sie sollen aufbrechen.“
An dieser Stelle des Aufbruchs ist es an mir Ihnen, lieber Rudolf Atsma, “ Danke“ zu sagen. Wir sind ein Wegstück gemeinsam gegangen, zunächst zufällig durch das Kirchenasyl, dann in unseren Rollen, Sie als geschäftsführender Pfarrer und ich als Vorsitzende der Pfarrgemeinde Ost - keine leichte Zeit, aber eine Zeit in denen wir viele gemeinsam Gespräche hatten, die für mich immer wegweisend und vor allem zusammenführend waren!

Ich weiß sie haben noch viele Pläne und sind unternehmungslustig. Vielleicht begegnen wir uns eines Tages auf einer griechischen Insel, ich als Touristin und Sie als Seelsorger, denn wir beide wissen: Er stellt unsere Füße auf weiten Raum  (Übergabe Reisealtar und Geldbrief) -.... und uns, der Gemeinde bleibt nichts anderes, als Ihnen beiden den Engel des Aufbruchs immer mit auf den Weg zu wünschen, leichtes Gepäck und wo immer sie sein werden, Glück und Segen!
Ihre Gabi Daniel-Schnitzler,
22.7.2007

 

Frau Liebner: Abschied von Herrn Atsma

Lieber Herr Atsma,
der Abschied von Ihnen fällt schwer - denn - Sie sind uns ein Mensch gewesen - in diesem, von Ihnen gelebten Sinne. Sie, lieber Herr Atsma und ich, wir sind beide vor 7 Jahren nach Freiburg gekommen. Wir waren sehr beschäftigt mit unserer neuen Berufung und haben uns eher gelegentlich wahrgenommen. Bei späteren Begegnungen entdeckte ich dann viele Facetten Ihrer Persönlichkeit, den Rebbe in Ihnen, den Maler, den Geschichtenerzähler, ... ich beschränke mich angesichts der Grußwortliste auf zwei:
- Den engagierten Moderator unseres Runden Tisches „Sozialer Brennpunkt Littenweiler“, der unseren
  Aktivtäten Gewicht verlieh, weil dieser Pfarrer Atsma in dieser Stadt weit über seinen Kirchturm
  hinaus etwas zu sagen hatte.
- Den Nein-Sager, der Widerstand leistet, wenn er es für geboten hält. .... Womit wir beim Kirchenasyl
  sind, das - da bin ich sicher - ohne Sie nicht stattfinden hätte können.

... ja, lieber Herr Atsma - dieses Stück Weges, den Sie und ich teils gemeinsam gegangen sind -  mit  unserem Runden Tisch Littenweiler,  teils parallel  - Sie in der Kirche, ich in der Schule. Diese gemeinsame Erfahrung war uns außerordentlich wertvoll. Wir seien sehr mutig, hörten wir. Ich habe mich oft gefragt, wie das bei Ihnen war, als Sie an jenem Dienstag im April 2006 im historischen Ratssaal des Rathauses jenen folgenschweren Satz in diesen historischen Raum stellten:
Jetzt bleibt nur noch ziviler Ungehorsam!

Ich denke, es hatte weniger mit Mut zu tun. Wir haben gehandelt, weil wir sonst mit uns selbst nicht gut weiter leben hätten können. Sie haben das ganze Gewicht Ihrer Persönlichkeit, Ihrer christlichen und Ihrer politischen Ethik, Ihrer Liebe zu den Menschen, Ihrer Vision vom Mensch-Sein, von einer transethnischen Solidarität in einer Welt der Globalisierung, auf diese Waagschale gelegt. Nicht Sieger wollten wir sein - wir wollten Gewicht haben in diesem Abwägen von nationalen globalen Egoismen. Im Rückblick finde ich uns auch sehr mutig - es hätte durchaus ein Mene tekel u-pharsin im Raum stehen können. Für diese gemeinsame Erfahrung danke ich Ihnen sehr. Es gäbe noch so viel zu sagen. Und zu fragen .... z.B. frei nach Ingeborg Bachmann:

Wohin aber werden Sie gehen
Und was werden Sie tun und denken
Und wohin tragen Sie Ihre Fragen
und Antworten all dieser und der vielen Jahre überhaupt und
Wo wird ein Mensch wie Sie  wieder Platz nehmen, wo doch allerorten die Papiertiger auf dem Vormarsch sind, mit ihren Managementkonzepten, mit denen sie die Welt so trefflich strukturieren!

Eine neue Begrifflichkeit ist entstanden, leicht erlernbar und in ihrer Uniformität schon wieder erheiternd: Das Haus der Lernens in der Bildung - das Haus der Steine in der Kirche. Der Freiburger Weg hier mit den Predigtbezirken - der Freiburger Weg dort, mit dem Regionenprojekt und der Evaluation unserer Schulen mit Bertelsmann. Wir haben Steuergruppen, Zielvereinbarungsgespräche, Zielvereinbarungskontrollbeurteilungsgespräche, Umsetzungspläne, Evaluationsteams und andere beeindruckende Steuerungsinstrumentarien. Wollt ihr das totale Management? Ja, rufen manche, denn hier kann eine Handlungssicherheit erlernt werden auch von Menschen, deren Wertefundament nicht so ganz orientierungstauglich ist.

Für Menschen wie Sie, lieber Herr Atsma, gilt, was Khalil Gibran über die Arbeit sagt: "Aber alle Arbeit ist leer, wenn die Liebe fehlt". Mit Liebe arbeiten heißt, das Tuch mit Fäden zu weben, die aus euren Herzen gezogen sind, es heißt, den Samen mit Zärtlichkeit säen, es heißt, allen Dingen, die ihr macht, einen Hauch eures Geistes einzuflößen. Diese Liebe zum Menschen, die Achtsamkeit und die Zärtlichkeit in den Beziehungen zwischen den Menschen,  könnte an Bedeutsamkeit verlieren mit der Verabschiedung von Menschen, wie Ihnen, die arbeiten, um mit der Seele dieser Erde Schritt zu halten. Ich möchte schließen mit einem Auszug aus einem Gedichtband  von Jannis Ritsos:

Als er an diesem Tor ankam,
schaute er zurück mit geradem Blick.
„Ich habe Widerstand geleistet, „ sagte er,
„ich tat, was ich konnte und vielleicht noch mehr.“

Lieber Herr Atsma, dafür danken wir Ihnen! Zum Abschied als ein Andenken diese von Ihnen so sehr geliebten Kinderbriefe aus unserer Schule für das Bleiberecht von Familie Denaj. Die Kinder verabschieden sich von Ihnen mit einem Abschiedskanon nach der Melodie von: Hejo, spann den Wagen an. Wir bitten Sie alle, mitzusingen. Der Text:

Amen - es ist nun geschehn
Padre Atsma wird aus Freiburg geh’n
Doch in unsern Herzen soll er weiter wohnen ...

Kinder übergeben Abschiedsbriefe.

Gerda Liebner, Schulleiterin Reinhold-Schneider-Schule in Litenweiler, 22.7.2007

 

Abschied für Pfarrer Atsma

Mit einem Gemeindefest werden am Wochenende Pfarrer Rudolf Atsma und seine Frau nach siebenjähriger Tätigkeit aus der evangelischen Auferstehungsgemeinde in Littenweiler verabschiedet. An die Eröffnung am Samstag, 21. Juli, 17 Uhr, mit einem Abendgebet mit Gesängen aus Taizé in der Auferstehungskirche, Kappler Straße 25, schließt sich ein gemeinsames Abendbrot im Gemeindesaal und ein buntes Programm an, das von den Gruppen der Gemeinde gestaltet wird. Am Sonntagmorgen findet ab 10 Uhr der Gottesdienst zur Verabschiedung des Pfarrerehepaars durch Schuldekan Manfred Jeub statt. Danach lädt der Ortsältestenkreis zu einem Empfang im Gemeindesaal ein.
20.7.2007, www.badische-zeitung.de

 

Links

Rudolf Atsma
ratsma at web.de   (Spamschutz: Bitte anstelle des "at" den "@" eintippen)

Gemeindediakonin Vera Alotey
alotey1 at web.de

Gabriele Daniel-Schnitzler
gabriele at schnitzler-freiburg.de

Schuldekan Manfred Jeub
schuldekan at kirchenbezirk-freiburg.de, m.jeub at gmx.de

Frau Brandl
brandl-freiburg at gmx.de 

Maria Kovacs-Kläsle, Sekretariat Auferstehung
ev.au.ge at web.de


 
Kleine Bitte: Seid fair und "klaut" nicht einfach diese Seite, diesen Text bzw. dieses Bild. Wir haben lange gebraucht, um alles zusammenzutragen - und nichts gestohlen. Und Google-sei-dank kommt jeder Diebstahl mal ans Licht - und dann wird es teuer.
Nachfragen und Verlinken ist ja auch eine Möglichkeit ;-)) Danke

© by Freiburg-Dreisamtal.de, Kontakt,  Update 27.09.11