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Blick nach Norden zur Kirche von Alt-Vogtsburg und dem Hochberg (438 m) am 16.4.2004

Generation Angst - Diesen Begriff prägte Wolfgang Schmidbauer in seiner Studie "Lebensgefühl Angst":
" ... noch nie so viele Menschen so viel zu verlieren hatten wie heute. Sicherheit, Wohlstand, ein hohes Niveau von Konsum und universeller Kommunikation prägen diese Generation. Jeder ist jederzeit potenziell via Handy zu erreichen – wer also muss noch Trennungsangst ertragen? Wir sind gegen Einbruch, Diebstahl, Krankheit, Unfall, Prozesse, Hagelschlag, Glasbruch, gegen die Explosion unseres Heizkessels und den Verlust unserer Zahnprothese versichert. Aber merkwürdigerweise laufen wir missmutiger durch die Straßen als die Armen in Jemen oder in Brasilien."

Kaiserstuhl im Frühling 2004

 

 

Sind moderne Antidepressiva tatsächlich wirkungslos?

Nein, aber auch keineswegs so harmlos, wie behauptet

Der Tag, an dem Monika starb, war Tag zwei nachdem sie ihr Antidepressivum Zoloft abgesetzt hatte. Der 21. April 2005 war der Tag, an dem EU-Fachleute zum ersten Mal empfahlen, zumindest Kinder und Jugendliche vor einem solchen Selbstmordrisiko durch Anti-Depressions-Pillen zu warnen. Und: "Es war ein sonniger Tag, als sich meine Frau 200 Meter von unserem Haus entfernt auf die Gleise legte und von einem Güterzug überrollt wurde." Wenn man Lothar Schröder heute diese Dinge referieren hört, dann lassen vor allem die ungewöhnlich genaue Erinnerung an die Details und das kurze Stolpern in den Sätzen den unvergessenen Schrecken dieses Maitages erahnen. Details, die noch einmal eine große Rolle spielen könnten, wenn der 45-Jährige sein Ziel erreicht: Die Leute vor Gericht zu bringen, die in seinen Augen für Monikas Tod verantwortlich sind. Zweimal hat der Mathematiker die Firma Pfizer bereits auf fahrlässige Tötung verklagt — vergeblich. "Dem Konzern waren die Risiken des Medikaments seit Jahren bekannt. Trotzdem hat er sie heruntergespielt und vertuscht" , schimpft er. "Es gab keine Fachinformation, keinen Beipackzettel, der uns vor der Suizidgefahr gewarnt hätte. Und jetzt heißt es sogar, dass dieses Mittel wirkungslos war." Denn erst vor kurzem ist in dem Fachmagazin Plos Medicine eine Studie erschienen, in der der Brite Irving Kirsch eben dies behauptet: Zumindest bei leichteren Depression, so der Psychologe, mache es im Prinzip keinen Unterschied, ob man eine Pille wie Prozac oder ähnliche sogenannte SSRI-Medikamente nimmt oder ob man eine wirkungslose Zucker-Pille schluckt. Nur bei schwereren Depressionen, so Kirschs Fazit nach der Sichtung von 35 Untersuchungen, scheint ein sogenannter Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer tatsächlich besser zu helfen. Spricht man den klinischen Pharmakologen und ehemaligen Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Bruno Müller-Oerlinghausen, auf die SSRI an, weiß er eine lange Geschichte zu erzählen. Sie handelt von Konzernen, die Ende der 80er Jahre mit Psycho-Medikamenten wie Prozac und Zyprexa neue Standbeine im Weltmarkt suchten. Und mit sagenhaftem Werbeaufwand probierten, auch Ärzte und Patienten für die neuen Mittel zu begeistern.

"Fragwürdige Konsensus-Konferenzen wurden gegründet, Selbsthilfegruppen initiiert" , erzählt der Mediziner. Mit der Serotonin-Hypothese wurde sogar einem Erklärungsmechanismus für die Depression zum Durchbruch verholfen, der ideal zur Wirkungsweise der neuen Mittel passte. Ein Mangel an dem Botenstoff Serotonin im Hirn sollte nun vornehmlich für die niedergeschlagene Stimmung verantwortlich sein. Und die SSRI diesen Mangel abstellen. Die Kampagne war ein Erfolg. In den USA wurde Prozac zur Party- und Szenedroge. Auch der Weltgesundheitsorganisation fiel plötzlich auf, dass Depressionen noch viel stärker die Lebensqualität beeinträchtigen als Diabetes, Herzkrankheiten und Krebs. Besonders verführerisch machte die neuen Pillen, dass sie laut den Firmen kaum noch unangenehme Nebenwirkungen besitzen sollten. "Die Werbung war so massiv, dass die Ärzte oft dachten, sie würden unverantwortlich handeln, wenn sie nicht die angeblich besseren SSRI verschreiben würden" , erzählt Mathias Berger, ärztlicher Direktor der Abteilung für Psychotherapie und Psychiatrie der Freiburger Uniklinik. Ein Irrtum: "Wenn man sich einmal alle wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Thema vornimmt" , sagt der Psychiater Berger, "dann schneiden die älteren trizyklischen Antidepressiva in Sachen Wirksamkeit mindestens genauso gut, teilweise sogar besser ab." Ein Unterschied existiere eigentlich nur bei den Nebenwirkungen. Diese seien bei den bewährten Mitteln aber keineswegs schwerer, wie von den SSRI-Herstellern behauptet, — "nur anders" . Klagen Patienten, die trizyklische Antidepressiva nehmen, manchmal über Verstopfungen, einen trockenen Mund oder zusätzliche Kilos, müssen bei den Konkurrenzprodukten viele mit Nebenwirkungen wie Schlafproblemen, Unruhegefühlen, sexuellen Funktionsstörungen oder Zittern rechnen. "Für mich bleiben die bewährten Antidepressiva Mittel der ersten Wahl. Wenn der Patient sie nicht verträgt, kommt auch ein SSRI in Frage." Aber schon die älteren Medikamente hatten mit dem aktuellen Problem, der schlechten Wirksamkeit zu kämpfen. "Setzt man Antidepressiva gegen leichtere Depressionen ein, schneiden sie in der Regel in Studien nur wenig besser ab als Scheinmedikamente" sagt Berger. "Das Gleiche gilt auch für die Psychotherapie." Sind also alle Heilversuche wirkungslos? "Nein. Die Nagelprobe sind die schweren Depressionen — und hier sind sowohl Medikamente als auch Psychotherapie in der Behandlung erfolgreich, vor allem in der Kombination." Vorzeigbar sind auch die Erfolge bei der Rückfallprophylaxe. Denn ein Patient, der aus dem Schwersten raus ist, ist noch lange nicht darüber hinweg. Bis zu 40 Prozent der Kranken fallen nach der Genesung in den ersten drei bis vier Monaten bei Belastungen wieder zurück in ihr schwarzes Loch. Unterstützt man sie mit Medikamenten, Psychotherapie oder auch SSRI sind es nur etwa 15 Prozent.

Wie aber erklärt sich der Widerspruch, dass ein Mittel gegen eine leichte Erkrankung kaum, gegen die schwere Form aber gut hilft? Fachleute wie Müller-Oerlinghausen verweisen darauf, dass sich die Mehrzahl der Betroffenen in den ersten drei, vier Monaten von selbst erholt — mit oder ohne Therapie. "Bei leichteren Depressionen lässt sich so ein schwacher Effekt nur mit sehr großen Studien aufspüren. Nur daran mangelt es" , meint Berger. "Watchful waiting" nennt sich deshalb das Therapie-Konzept der Arzneimittelkommission, das Berger bei Patienten mit leichteren Depressionen empfiehlt — vorausgesetzt sie sind nicht suizidgefährdet. Nimmt man dem Kranken Stress und Belastung, verschreibt ihm vielleicht hier und da ein Beruhigungsmittel, kann man mit gutem Gewissen auf die Selbstheilungskräfte vertrauen. Wenn man ihn regelmäßig sieht. "Hilft das innerhalb der nächsten Wochen nicht, bleibt immer noch die Option, ihm eine Arznei oder Psychotherapie anzubieten" , so Berger. Bei Monika Schröder war der Hausarzt leider weniger vorsichtig. Als die arbeitslose Frau nach der Entfernung ihrer Gebärmutter über ihre Sorge klagte, depressiv zu werden, verschrieb er ihr zunächst ein Beruhigungsmittel. Später wegen der Müdigkeit einen Stimmungsaufheller. Beim ersten Mal vertrug die Hobbymusikerin das SSRI-Präparat nicht, der Arzt setzte es ab. Zwei Monate später gab ihr eine Neurologin erneut Zoloft. Weil sie wieder unter Unruhe, Schlaflosigkeit und Schweißausbrüchen litt, empfahl ihr die Ärztin zwei Wochen später, die Einnahme zu stoppen — auf einen Schlag. Zwei Tage danach war Monika Schröder tot. Die Ursache könnte gewesen sein, was der Psychiater Berger ein Reboundphänomen nennt. "Wenn man die Mittel plötzlich nicht mehr nimmt, ohne langsam die Dosis zu senken, kann das bei dem Patienten massivste Unruhegefühle oder Panikattacken auslösen." Hatte die Ärztin das nicht gewusst? Schröder gibt hieran auch dem Zoloft-Hersteller Pfizer die Schuld. "Lange hieß es, man könne das Medikament ohne Probleme absetzen. Abhängigkeiten, Nebenwirkungen — all das gäbe es nicht." Auf diese Weise habe man Ärzte und Patienten jahrelang in einer falschen Sicherheit gewogen. Tatsächlich wissen Müller-Oerlinghausen und Berger ganze Kataloge von Studien zu zitieren, die inzwischen den Nimbus der "unkomplizierten Stimmungsaufheller" zerstört haben und über ernste Nebenwirkungen wie bedrohliche Probleme beim plötzlichen Absetzen und sogar Suizidgedanken berichten. Studien, die oft jahrzehntelang verschwunden waren — weil Konzerne wie Elly-Lilly, GlaxoSmithKline und Pfizer unerwünschte Ergebnisse unter Verschluss hielten. Die Medizinerzeitung New England Journal hat vor kurzem errechnet, dass fast ein Drittel der SSRI-Studien nie in Fachjournalen auftauchten und damit für die Ärzte nicht einsehbar waren. 22 von 36 Studien mit negativem Ergebnis wurden nicht veröffentlicht. Viele Resultate geschönt. Kurz zuvor hatte die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA festgestellt, dass Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen, die jünger als 25 Jahre sind, die Gefahr von Selbstmordversuchen verdoppeln. Zwei bis drei Prozent der jungen Patienten bringen die Medikamente laut FDA dazu, zumindest mit dem Gedanken an Suizid zu spielen. Bei Erwachsenen ist diese Risikozunahme nicht festzustellen. Im Rentenalter scheint die Gefahr sogar abzunehmen. Für die Schröders kommt diese Erkenntnis zu spät. Sorglos war Lothar zur Arbeit gegangen, um dann nach Feierabend seine Frau tot aufzufinden. "Nur weil ich Angst habe depressiv zu werden, bringe ich mich doch nicht um" , sagt er heute noch ungläubig. Er hätte vielleicht gewarnt sein können — und das ist es, was er Pfizer nie verzeihen wird.
Michael Brendler, 10.3.2008, www.badische-zeitung.de

 

 

ALS: Kommunikationscomputer besser als Gedankenlesegerät

Der Artikel über das Gedankenlesegerät ist interessant, aber auch geeignet, jüngere Patienten mit der neurologischen Erkrankung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) zu verunsichern. Es gibt seit einigen Jahren einen Kommunikationscomputer, der mit den Augen gesteuert wird. Dieser Leserbrief wurde mit dem Eyegaze-Gerät geschrieben mit einer Geschwindigkeit von 0,6 Sekunden/Buchstaben, nachzulesen unter www.eyegaze.de. Ich bin mit einer ähnlichen Krankheit geplagt und verwende das Gerät seit drei Jahren. Warum verschweigen Sie diese Möglichkeit?
BZ-Lesrebrief vom 7.11.2007 von Dr. Alexis Irtel von Brenndorff, Arzt, Göttingen


 

Psychische Gesundheit - Fragen und Antworten

Frage: Unser 28-jähriger Sohn ist seit Jahren psychisch krank. Warum werden wir als Eltern nicht in die Therapie einbezogen?
Weil er volljährig ist. Und sollte er das nicht wollen — für ihn könnte das im Übrigen auch therapeutisch sinnvoll sein — , sind wir an unsere Schweigepflicht gebunden.

Frage: Was haben wir falsch gemacht, dass unser Kind krank geworden ist?
Es gibt in der Regel kein spezifisches Fehlverhalten von Eltern, nicht den einen Grund, aus dem jemand psychisch krank wird. Manchmal entzieht sich eine psychische Krankheit auch jeder Logik.

Frage: Verändern Medikamente die Persönlichkeit?
Nein. Die Nebenwirkungen können einen Patienten verändert erscheinen lassen. Dann müssen sie optimiert werden. Aber eine lange chronische psychische Erkrankung kann die Persönlichkeit eines Menschen verändern.

Frage: Ich bin 48 Jahre alt, beziehe wegen einer psychischen Erkrankung eine befristete Erwerbsminderungsrente und arbeite stundenweise als Lagerarbeiter auf 400-Euro-Basis. Habe ich Chancen auf eine berufliche Weiterbildung?
Ihr Rentenversicherungsträger kann prüfen, ob eine Wiedereingliederungsmaßnahme Erfolg verspricht.

Frage: Ich leide unter einer chronisch schizophrenen Psychose, kann nicht arbeiten und selbst für mich sorgen. Kann ich eine Eingliederungshilfe bekommen?
Ja, wenn eine vom Arzt bestätigte dauerhafte Leistungsminderung vorliegt. Die Abteilung Eingliederungshilfe beim Sozialamt prüft die Voraussetzungen und welche Hilfen Sie brauchen: betreutes Wohnen, Hilfe zur Wohnungssicherung, bei der Hygiene oder damit zur regelmäßigen Einnahme der Medikamente. Sie wird nur gewährt, solange das eigene Vermögen 2600 Euro nicht übersteigt.

Frage: Mein psychisch kranker Sohn soll einen gesetzlichen Betreuer bekommen. Wird er bei der Auswahl einbezogen?
Ja. Nur wenn er selbst keine geeignete Person vorschlägt, wird eine amtliche Betreuungsperson bestellt.
Frage: Was kann man tun, wenn man mit seinem Betreuer nicht zufrieden ist?
Jeder Betreute kann jederzeit beim Amtsgericht einen Antrag auf Betreuerwechsel stellen. Das Gericht muss dem nachgehen.

Frage: Ich habe meine Wohnung seit zehn Jahren an einen psychisch Kranken vermietet, der berufstätig ist. In letzter Zeit stelle ich fest, dass er Alkoholprobleme hat und er wie die Wohnung verwahrlosen. Ich mag ihm nicht kündigen, aber es kann so nicht weitergehen.
Für ihn bietet sich das betreute Einzelwohnen an, das in Ihrer Region der sozialpsychiatrische Dienst übernimmt. Er könnte in der Wohnung bleiben, seine Arbeit behalten. Sein Ansprechpartner hilft ihm bei der Alltagsbewältigung wie Körperpflege, Wohnungsreinigung oder regelmäßiger Medikamenteneinnahme. Vielleicht machen Sie ihm das mal schmackhaft.

Frage: Eine Freundin von uns ist jetzt zum dritten Mal in einer psychiatrischen Klinik. Was soll werden, wenn sie wieder rauskommt?
In den Kliniken arbeiten qualifizierte Sozialdienste, die Patienten ein therapeutisches Wohnheim oder betreutes Wohnen vermitteln können.

Frage: Ich bin 50 Jahre alt und leide seit neun Jahren an Depressionen. Ich bin medikamentös gut eingestellt. Aber ich fühle mich total einsam. Wie kann ich Kontakt zu anderen Menschen finden?
Bei "Selbsthilfe mit Köpfchen" in Freiburg. Jeden Freitag von 14 bis 18 Uhr veranstalten wir ein "Treffen für Jedermann" in der Wilhelmstraße 20, wo Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können.

Frage: Unser psychisch kranker Sohn ist Mitte 20 und vergräbt sich zu Hause. Jetzt will er selbst etwas daran ändern. Was können Sie uns empfehlen?
Es gibt Tages- und Begegnungsstätten wie den "Club 55" bei der Freiburger Hilfsgemeinschaft. Dort werden dabei keine Anforderungen an ihn gestellt und er kann sich über weitere Aktivitäten beraten lassen.

Tag der offenen Tür: Freiburger Hilfsgemeinschaft/Club 55, Schwarzwaldstr.9, heute 13.10.2007 von 13 bis 17 Uhr
Buchtipp: Dorothee Klecha, Dietrich Borchardt: Psychiatrische Versorgung und Rehabilitation. Ein Praxisleitfaden. Lambertus-Verlag Freiburg 2006, 150 Seiten, 15,50 Euro .
13.10.2007, www.badische-zeitung.de


 

Die Brücke in Lahr: Hilfsgemeinschaft für Menschen in psychischer Not

Eine Brücke ist ein Bauwerk, das Abgründe überwindet, Verbindungen schafft zwischen zwei Ufern, die ansonsten keinen Kontakt hätten. Genau dies möchte auch der Lahrer Verein "Die Brücke" leisten und hat sich seinen Namen deshalb sicher nicht schlecht gewählt und hinzugefügt: "Hilfsgemeinschaft für Menschen in psychischer Not" .

Der Lahrer Arzt Rudolf Krueger-Schirmer, Vorsitzender des Vereins, mag den Begriff "psychisch krank" nicht besonders. Der Vorsitzende des Vereins weiß zwar, dass etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung unter schwereren psychischen Erkrankungen leiden — und in Lahr während das damit rund 400 bis 800 Menschen — , aber er bevorzugt ein anderes Denkmodell:

"Wir alle haben so genannte gesunde und kranke Anteile in uns. Es kommt darauf an, die gesunden zu stärken, um ein ausgeglichenes Befinden zu erreichen." Diese Stärkung der gesunden Anteile - das ist ein Hauptanliegen der "Brücke" .

Gegründet wurde die Initiative 1994 als Selbsthilfegruppe von Betroffenen, Angehörigen und so genannten "Profis" , also Menschen aus dem psychischen Gesundheits- und Sozialwesen. Ursprünglich war sie Träger einer Rehawerkstatt, heute gehört die Führung und Organisation einer Tagesstätte zu ihren wichtigsten Aufgaben. Seit 1997 ist die Sozialarbeiterin Annemarie Thompson fest vom Verein angestellt, um ein unerlässliches organisatorisches und institutionelles Zentrum bilden zu können. Dennoch funktionieren wesentliche Teile der Vereinsarbeit über ehrenamtliche Mit- und Zuarbeit der rund 160 Mitglieder. "Natürlich sind es letztlich nur etwa 20 Menschen, die regelmäßig und intensiv mitarbeiten" , meint Annemarie Thompson, die sich aber auf diese auch verlassen kann. Zur Tätigkeit dieser "Brückenbauer" gehört nicht nur die unerlässliche Vorstands- und Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch die Begleitung von Projekten, bei denen sich die Menschen begegnen: Kunstprojekte etwa oder der regelmäßige "Markt der bunten Früchte" . Auch das "Brücken-Journal" gehört dazu. Die "Brücke" schafft aber über ihre Tagesstätte nicht nur einen Raum, der für Menschen in psychischer Not einen täglichen Anlaufpunkt und "Schonraum" bietet — und in dem zum Beispiel auch täglich zusammen gekocht wird — , sondern versteht sich auch als Sprachrohr für diese Menschen. Sie kooperiert mit andern Initiativen auf diesem Gebiet und versteht sich als professionelle Stimme in vielen öffentlichen Gremien. Der Verein ist inzwischen schon über zehn Jahre alt und hat schon vielfältige Anerkennung gefunden. Einen ihrer größten Förderer hat der Verein im vergangenen Jahr verloren: Amtsgerichtsdirektor Peter Löffler. Der Richter hatte dem Verein in seiner Amtszeit häufig die Bußgelder aus den Verhandlungen zukommen lassen und so ein wesentliches finanzielles Standbein des Vereins geschaffen. Sein Nachfolger im Amt setzt andere Prioritäten, rund 10 000 Euro fehlen nun. "Wir brauchen" , sagt Krueger-Schirmer, "auch deshalb unbedingt mehr Mitglieder, aber auch weil das Feld der Betroffenen wächst: Junge Menschen, die von Drogen abhängig sind oder zunehmend auch ältere Menschen mit psychischen Problemen. Ohne freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeit könnte dies nicht geleistet werden. Der Verein hat sich deshalb um den Bürgerpreis 2007 der Stiftung Bürger für Lahr beworben, der am 13. Oktober verliehen wird.
Thorsten Mietzner, 29.9.2007

 

Fünfzig Jahre Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in der Uniklinik

Fast hätte sie ihren 50. Geburtstag jetzt gar nicht feiern können. Vor genau zwanzig Jahren nämlich gab es heftige Bestrebungen, die Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie aus dem Universitätsklinikum herauszuoperieren. Davon ist heute keine Rede mehr, freut sich ihr Ärztlicher Direktor Professor Michael Wirsching: "Die Psychosomatik ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken — und wird auch nicht mehr weggedacht."


Stattdessen scheint die Abteilung fünf Jahrzehnte, nachdem sie 1957 ins Freiburger Universitätsklinikum implantiert worden war, notwendiger denn je. Denn mittlerweile ist die häufigste Ursache dafür, dass ein Mensch krank geschrieben wird, eine psychosomatische Erkrankung: körperliche Beschwerden ohne organischen Befund, Schmerzerkrankungen, Essstörungen, Belastungen am Arbeitsplatz, Auswirkungen von Trennung und Scheidung. Da hat sich auch einiges am Verständnis von Psychosomatik verändert, sagt Professor Kurt Fritzsche: "An psychosomatischen Erkrankungen sind seelische und soziale Faktoren beteiligt."

Früher ging die Psychosomatik davon aus: Der Körper zeigt, woran die Seele leidet. "Heute sehen wir Menschen mit körperlichen Krankheiten und zusätzlich psychischen Störungen" , erklärt Professor Joachim Bauer. Und weil das eine das andere bei der Gesundung stört, "nehmen wir beide für sich, so, wie sie sind" . Besonders an den zunehmenden chronischen Schmerzleiden lässt sich für den Oberarzt der Ambulanz gut ablesen, wie sich das Bild der Psychosomatik gewandelt hat. Da kommen nun auch die Erkenntnisse der Neurobiologie mit ins Spiel, die herausgefunden hat: Körperliche Schmerzerfahrung hinterlässt Spuren im Nervensystem, und dieses "Körpergedächtnis" bringt sich in akuten Stresssituationen schmerzlich in Erinnerung. So bestätigt nach Ansicht Kurt Fritzsches, der als Oberarzt zuständig ist für den Konsil- und Liaisondienst (der Kranke und sie Betreuende in anderen Abteilungen der Uniklinik mit Rat und Tat begleitet), die Neurobiologie heute psychosomatische Heilungsansätze — etwa, dass Bindungen und Zuwendung ein Antistress-Gen aktivieren. Für Professor Carl Eduard Scheidt ist es obendrein interessant zu beobachten, "wie da Neurobiologie und Psychoanalyse miteinander ins Gespräch kommen" . Der Chefarzt der Thure von Uexküll-Klinik ist jedenfalls überzeugt: "Die Psychosomatik entwickelt sich immer mehr von einem Spezial- zu einem Querschnittsfach." Diese Weitung wird auch erkennbar, wo es um die Behandlung geht. Längst gibt es neben der tiefenpsychologischen auch körper-, erfahrungs- und erlebnisorientierte Therapien. Gegenüber Naturheilkunde, Chinesischer Medizin, Homöopathie gibt es ebenfalls keine Berührungsängste (mehr). "Natürlich haben wir nach wie vor unsere tiefenpsychologisch-psychoanalytische Identität" , sagt Michael Wirsching, "aber wir arbeiten eben auch mit Verhaltenstherapie." Die Psychosomatische Abteilung, erklärtermaßen auf kranke Menschen und ihre Familien ausgerichtet, bildet zudem in Familientherapie aus, fort und weiter. Und nicht nur mit Blick auf niedergelassene Ärzte legt der Ärztliche Direktor großen Wert auf partnerschaftliche Zusammenarbeit "auf Augenhöhe" . Er hat ebenso mitgestrickt am Südbadischen Psychosomatik-Verbund, zu dem sich die Freiburger Abteilung mit Kliniken in Offenburg, Lahr und der Thure von Uexküll-Klinik zusammengetan hat. "Die Entscheidung, uns nicht bundesweit zu orientieren, sondern uns regional auszurichten, hat sich bewährt" , ist Michael Wirsching überzeugt. Seit gut 17 Jahren leitet er die Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Sie ist inzwischen so anerkannt, dass innerhalb eines EU-Projekts Freiburger gerade Kolleginnen und Kollegen in China, Vietnam und Laos mit der Psychosomatik vertraut machen. "Wo aufgrund des schnellen kulturellen Wandels immer mehr unerklärliche Erkrankungen auftreten" , sagt der Direktor, "und die psychosomatischen Ansätze passen gut in das Denken asiatischer Medizin." Auch in Freiburg "passen" sie offensichtlich. Denn die vor zwanzig Jahren fast schon "tote" Abteilung erwirtschaftet bisweilen gar Überschüsse. 2005 waren es laut Michael Wirsching 200 000 Euro — die umgehend für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verwendet wurden: in der Forschung, in der Lehre und in der Versorgung psychosomatisch erkrankter Menschen. "Und eigentlich kann jetzt die Arbeit erst richtig losgehen."
kmk, 30.6.2007, www.badische-zeitung.de

Die Bezeichnung Psychosomatik verbindet in sich die griechischen Wörter Psyche (Seele) und Soma (Körper). Die psychosomatische Abteilung gibt es als Teil des Uniklinikums seit 1957, damals noch von Ludwig Heilmeyer im Schloss Umkirch geleitet. 1972 zog sie, nun geführt von Johannes Cremerius, nach Herdern um, wo sie seit 1989 unter Leitung von Michael Wirsching im ehemaligen Diakonie-Krankenhaus zu Hause ist. Hier gibt es heute 18 voll- und zwölf teilstationäre Plätze, eine Ambulanz und etwa 50 Beschäftigte unterschiedlicher Professionen

 

Friedrich-Husemann-Klinik Buchenbach: Antroposophie seit 77 Jahren

Barfuß über wackelige Korken oder wohlig-warmes Moos gehen, Kuhglocken läuten oder zusammen mit Freunden und Geschwistern Teamfähigkeit an der Partnersäge testen: Neben dem Sinnesparcours bot am Sonntag die Friedrich-Husemann-Klinik an ihrem Tag der offenen Tür noch zahlreiche andere Eindrücke, nämlich Einblicke in ihre Arbeit als anthroposophische Psychiatrie.

Im Zweijahresturnus veranstaltet die Klinik bei Buchenbach einen Tag der offenen Tür. Für Bürger der näheren Umgebung, Familienangehörige von Patienten, ehemalige Patienten und solche, die sich informieren wollen, sei dieser Einblick gedacht, sagt Geschäftsführerin Silvia Renkewitz. Dass der diesjährige Termin ausgerechnet mit dem 77. Geburtstag der Klinik zusammen fällt, sei Zufall.
Rund 800 Interessierte nahmen am Sonntag, trotz des wechselhaften Wetters, dieses Angebot wahr. Dass diesmal viele Neugierige gekommen waren, glaubt Renkewitz bei einer der Eurythmieaufführungen entdeckt zu haben: In wallenden bunten Kleidern tanzten Mitarbeiter und Freunde der Klinik zu Goethes Zauberlehrling oder zu Klängen Bachs oder Beethovens. Nach der Aufführung dieser anthroposophischen Bewegungsform, die in der Klinik als ergänzende Therapieform einen wichtigen Stellenwert hat, klatschten sehr viele Besucher, was bei Eurythmievorführungen ungewöhnlich sei, sagt Renkewitz. Auch ehemalige Patienten zog es zurück nach Buchenbach: "Meine Mutter war hier vor langer Zeit Patientin und trifft sich mit anderen von damals" , sagt Brigitte Müller, die zusammen mit ihren Neffen währenddessen dem Sinnesparcours gewidmet hat. An elf Stationen waren alle Sinne gefragt und gaben den Besuchern spielerisch einen Einblick in die Arbeit der Friedrich-Husemann-Klinik. Wie Kunsttherapeutin Silke Abel erklärt, sei beispielsweise der Duftgarten nicht bloß Teil des Parcours und als reine Attraktion für den Tag der offenen Tür gedacht, sondern werde auch in der Therapie eingesetzt. Der Geruchssinn lasse beispielsweise bei Traumapatienten tief liegende Erinnerungen aufgreifen und orten, sagt Abel. Ein Teil des Parcours, wie ein Barfußpfad oder das Labyrinth, bleiben auch nach dem Tag der offenen Tür bestehen und sind für sämtliche Interessierte offen zugänglich, wie Silvia Renkewitz erklärt. Mit dem Sinnesparcours konnten die Besucher zwar vieles selbst erfahren, doch wurden ihnen auch Blicke in die realen Arbeitsräume, Ateliers und zu bestimmten Zeiten auch in die geschlossene Station gewährt. Einen Einblick in das Grundkonzept der Klinik, die anthroposophische Psychiatrie, gab Wolfgang Rissmann, der leitende Arzt. In der Klinik würden hauptsächlich depressive Störungen, aber auch unter anderem schizophrene Psychosen oder Demenz behandelt werden. Grundsätzlich stütze sich das Konzept auf heutige wissenschaftliche Erkenntnisse der Medizin und Psychiatrie, das in der Friedrich-Husemann-Klinik jedoch von der Anthroposophie ergänzt wird. "Die Anthroposophie will eine Vermenschlichung der Kultur und vieler Lebensfelder" , sagt Rissmann. Das von der Naturwissenschaft und Psychologie vermittelte Wissen werde durch eine spirituelle Anschauung von Körper, Seele und Geist erweitert. "Ich möchte aber betonen, dass wir nicht auf dem Stand von vor 77 Jahren stehen geblieben sind, sondern unsere Arbeit ständig fortentwickeln.
Isabella Denk, 2.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Psychosoziale Beratungsstelle für Alkoholprobleme kämpft um Fortbestand

Aus fünf wird drei gemacht: Die schlechte finanzielle Situation der Stadt Freiburg bekommt auch die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Alkoholprobleme zu spüren. Deren Mitarbeiter  fürchten wegen angekündigter Kürzungen und Streichungen der kommunalen Zuschüsse das Aus für die 56 Jahre alte Einrichtung. Diese Woche sammelten sie in der Innenstadt Unterschriften für den Fortbestand der Beratungsstelle.

Rund 700 Klienten nutzen jährlich das Angebot der Einrichtung in der Freiburger Kronenmattenstraße 2a. 90 Prozent davon sind Männer, die meisten von ihnen sind alkoholabhängig. "Bei 50 Prozent gelingt es uns, sie wieder vom Alkohol wegzubringen", behauptet Sozialtherapeut und Suchtberater Thomas Gremminger, der seit elf Jahren in der Beratungsstelle arbeitet. Die Tätigkeitsschwerpunkte der Einrichtung, besetzt mit Psychologen, Sozialarbeitern und  Sozialpädagogen, reicht von Diagnostik über Therapie sowie die Vermittlung an Spezialkliniken bis zu einer umfassenden Nachsorgebehandlung der Klienten. Knapp mehr als 400000 Euro benötigt die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle jährlich, um ihr Angebot aufrecht erhalten zu können. Die Einrichtung, die seit ihrer Eröffnung im Jahr 1950 unter dem Dach des Badischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation arbeitet, finanziert sich  aus Eigenleistungen, Zuschüssen von Rententrägern und zu einem nicht zu vernachlässigenden Teil aus kommunalen Mitteln. Doch die rund 150000 Euro von der Stadt Freiburg soll es für die Beratungsstelle künftig nicht mehr geben.

Das im Rathaus von Bürgermeister Ulrich von Kirchbach geleitete Sozialdezernat hat angekündigt, für die Jahre 2007 und 2008 nur noch 70 Prozent des bisherigen Zuschusses zur Verfügung zu stellen und diesen ab 2009 ganz zu streichen. "Schon bei einer Kürzung des Zuschusses können wir unsere Arbeit nicht mehr wie bisher leisten", sagt Sozialtherapeut Gremminger. Sein Haus verfügt bisher über viereinhalb hauptamtliche Personalstellen, als Vorsichtsmaßnahme wurde in der Einrichtung bereits beschlossen, die befristeten Verträge mit zwei Mitarbeiterinnen für das nächste Jahr nicht mehr zu verlängern.
Im Haus in der Kronenmattenstraße 2a herrscht Unverständnis ob der Art und Weise, wie das Sozialdezernat angesichts Geldknappheit zu Sparen gedenkt: Die von der katholischen Kirche getragene Arbeitsgemeinschaft Gefährdetenhilfe und Jugendschutz, die Jugend- und Drogenberatungsstelle, "Drobs", sowie  die Beratungsstelle für Frauen, "Frauenzimmer", sollen von Kürzungen verschont bleiben, während die Psychosoziale Beratungsstelle und die evangelische "Stadtmission" wohl preisgegeben werden. Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach argumentiert, dass ein Kürzen nach dem Rasenmäherprinzip dem Angebot in der Stadt kaum einen Nutzen bringen würde: "So aber bleiben trotz des Sparzwanges eine kirchlich getragene Beratungsstelle, eine für illegale Drogen, Drobs, und eine spezielle für Frauen. Ich behaupte aber nicht, dass die bisherige Qualität an Beratung  und Therapie so verteidigt werden kann."

Über die Sparvorschläge des Sozialdezernates wird der Gemeinderat voraussichtlich am 19. Dezember entscheiden. Bis dahin übt sich die Beratungsstelle in der Kronenmattenstraße im Lobbyismus bei den Fraktionen des Stadtparlamentes. "Wir sind die einzige nichtkirchliche Beratungsstelle, die im Bereich der legalen Suchtmittel arbeitet. Auch geht es um langjährige Vertrauensverhältnisse zu vielen Klienten", argumentiert Gremminger.
Seine Einrichtung hat zudem ambitionierte Zukunftspläne: Zusammen mit der Uniklinik und zwei Fachkliniken wollte es demnächst in der Habsburgerstraße  ein Suchtkompetenzzentrum eröffnen.
Toni Nachbar, 3.12.2006, www.der-sonntag.de

 

Bündnis gegen Depressionen - fehlt in Freiburg

Noch fehlt ein "Bündnis gegen Depressionen"  / Veranstaltungsauftakt zum "Welttag der seelischen Gesundheit"

Die Erschütterung ist bei der Frau im Publikum noch zu spüren. Drei Menschen in ihrem näheren Umfeld haben sich das Leben genommen. "Was hätte ich tun können? Ich hatte eine Riesenscheu, den Betreffenden zu nahe zu treten." Stellvertretend für den Großteil der Bevölkerung drückt sie die Hilflosigkeit im Umgang mit Menschen aus, die krank geworden sind an ihrer Seele. Wenn möglich, geht man ihnen aus dem Weg. Dass die Eröffnung einer Veranstaltungsreihe zum "Welttag der seelischen Gesundheit" in der Katholischen Akademie nicht gerade die Massen anzog, spiegelt offenbar genau diesen Verdrängungsmechanismus. Dabei hatte der Arbeitskreis Sozialpsychiatrische Hilfen, koordiniert vom städtischen Sozial- und Jugendamt, sich zum Ziel gesetzt, mit Information und Aufklärung Berührungsängste überwinden zu helfen. Zumal davon auszugehen ist, dass allein in Freiburg an die 20000 Menschen seelisch krank sind und Depression als Volkskrankheit gilt. Jeden kann sie treffen, wie Moderator Matthias Berger, Leiter der Psychiatrie und Psychotherapie an der Freiburger Uniklinik, darlegte.

Es bedarf offenbar schwererer Geschütze, um den Kampf gegen die lebensgefährliche, aber meist heilbare Krankheit aufzunehmen, die verantwortlich ist für einen Großteil der jährlich 12 000 Suizidtoten in Deutschland. Das sind mehr als alle Unfall-, Drogen- und Aidstoten zusammengenommen. "Wir müssen alles tun, um diese Zahlen zu senken", beschwört Berger das Publikum. In Nürnberg ist genau das dank eines "sensationell erfolgreichen" (Berger) Projekts gelungen. Zwischen den Jahren 2000 und 2003 sanken Suizide und Suizidversuche um mehr als 30 Prozent von 620 auf 420. Zu verdanken ist diese Entwicklung dem von Diplom-Psychologe Tim Pfeiffer-Gerschel von der Ludwig-Maximilians-Universität München vorgestellten "Nürnberger Bündnis gegen Depressionen" . Das zweijährige Pilotprojekt entsprang dem vom Bundesforschungsministerium ins Leben gerufenen "Kompetenznetz Depression und Suizidalität" , einem bundesweiten Forschungsverbund. Die Effektivität des Nürnberger Bündnisses rührt offenbar daher, dass es auf vielen Ebenen gleichzeitig ansetzte: Weil nur ein kleiner Teil der Depressionen richtig diagnostiziert und noch weniger adäquat behandelt werden, bekamen Haus- und Frauenärzte diagnostisches Handwerkszeug an die Hand. Als "Herzstück" des Bündnisses gilt die Zusammenarbeit mit Multiplikatoren wie Lehrern, Polizisten und Altenpflegekräften sowie eine Zusammenstellung aller Anlaufstellen. Bundesweit hat das Nürnberger Beispiel Nachahmer gefunden. Auch in Freiburg gibt es Netzwerke und Aktionen, von einem "Bündnis gegen Depression" kann indes noch keine Rede sein. "Wir werden überlegen, ob wir die Idee auch in Freiburg aufgreifen" , so Matthias Berger.

Arbeitskreis Leben, Hilfen in Lebenskrisen, bei Selbsttötungsgefahr, Tel. 0761/33388, www.ak-leben.de
Projekt U25 für junge Menschen bis 25 Jahre: www.u25-freiburg.de
Freiburger Hilfsgemeinschaft (mit Club 55), Tel. 0761/70481-0, www.fhgev.de

www.buendnis-depression.de 

Anita Rüffer, 14.10.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

 

Projekt Club 55 der Freiburger Hilfsgemeinschaft

Es dauerte eine Zeit lang, bis es sich herumgesprochen hatte. Inzwischen aber ist das "Projekt Club 55" zu einem Treffpunkt geworden für Menschen unter oder um die 30, die sich seelisch belastet oder krank fühlen. "Da sind Leute, mit denen man gute Gespräche führen kann" , sagt Uwe Schmeling, der sich wünscht: "Eigentlich könnte das Jugendprojekt noch öfter sein."

Denn die Treffen gibt´ s bislang nur an jedem ersten und dritten Freitag im Monat. Dass die Freiburger Hilfsgemeinschaft (FHG) sie überhaupt anbietet, hat Gründe: Immer öfter haben immer mehr junge Menschen seelische Schwierigkeiten mit sich selbst oder mit anderen. Und besuchen auch die Tagesstätte der Freiburger Hilfsgemeinschaft. Allerdings: Diese Jüngeren spricht der "Club 55" , der in mehr als drei Jahrzehnten mit seinen Besucherinnen, Besuchern und Ehrenamtlichen in die Jahre gekommen ist, nicht an. "Das schreckt die Jungen ab, hier ältere chronisch Kranke zu erleben" , erklärt FHG-Geschäftsführerin Friedhilde Rißmann-Schleip. Also entwickelte die Sozialarbeiterin Margret Kreuzberg das Jugendprojekt als eine Art offene Freizeitgruppe, begleitet von zwei Zivildienstleistenden und zwei ehrenamtlichen Studentinnen. Eine von ihnen ist Anne Messer, die gerade ihre Magisterarbeit zum Thema "Zivilgesellschaft" schreibt. "Da dachte ich mir, es wäre gut, das auch zu machen, worüber ich schreibe." Und so spielt sie jetzt mit Besucherinnen und Besuchern des Projekts Minigolf oder Gesellschaftsspiele, geht mit ihnen Eis essen oder ins Kino oder spazieren, kocht und redet mit ihnen. Anders gesagt: Sie begleitet sie bei Aktivitäten, die sie sich allein nicht trauen würden. Auch Arnd Frank weiß das zu schätzen. "Es ist aufgelockerter als der übliche Betrieb hier, weil wir im Schnitt mehr Leute sind, die — sag´ ich mal — normal sind." Für den geringfügig Beschäftigten ist es jedenfalls gut zu wissen, dass es dieses Angebot zweimal im Monat gibt. Das gilt ähnlich für Uwe Schmeling, der nach einer seelischen Krise arbeitslos war, jetzt aber wieder als Elektroinstallateur auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeitet. Dabei haben dem 33-Jährigen die regelmäßigen Treffen geholfen. "Der Club ist eine gute Möglichkeit, Kontakte zu bekommen und zu üben." Das erscheint ihm um so wichtiger angesichts der vielen Jüngeren mit psychischen Schwierigkeiten. "Die seelischen Belastungen nehmen zu" , beobachtet Uwe Schmeling, "weil immer mehr Ehen geschieden werden und eine Berufsausbildung immer schwieriger wird." Oder wie es Friedhilde Rißmann-Schleiß ausdrückt: "Es gibt heute keine vorgezeichneten Wege mehr — das verunsichert." Da ist der Club 55 für Junge nun so etwas wie Sicherheit mit seiner Regelmäßigkeit. Und mit der Aussicht, sagt Anne Messer, "dass ich hier die treffe, die ich treffen will" .

Demnächst wird sie womöglich auch neue Gesichter entdecken, wenn noch mehr Besucherinnen und Besucher das Jugendprojekt für sich entdecken. Oder auch junge Ehrenamtliche, die ihnen ganz normal begegnen. Sie brauchen übrigens keine Sorge zu haben, sich auf unabsehbare Zeit an den Treff zu binden, versichert Friedhilde Rißmann-Schleip: "Bei diesem Projekt ist es durchaus möglich, sich nur mal ein Jahr lang zu engagieren." Und hofft, dass sich auch das möglichst schnell herumspricht. Das Jugendprojekt beginnt an jedem ersten und dritten Freitag im Monat jeweils um 17 Uhr in der Schwarzwaldstraße 9 (das nächste Mal am 20. Oktober 2006). Mehr über dieses und andere Angebote der FHG ist hier am Samstag, 14. Oktober, zwischen 13 und 19 Uhr beim Tag der offenen Tür zu erfahren, an dem auch der Film "Das weiße Rauschen" (13.30 und 15.30 Uhr) gezeigt wird.
11.10.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

 

Sozialpsychiatrische Dienste suchen Ehrenamtliche

Das bürgerschaftliche Engagement ist derzeit en vogue - aber die Sozialpsychiatrischen Dienste im Landkreis merken nichts davon

"Größe zeigen" fordert das Motto der Woche des Bürgerschaftlichen Engagements vom 15. bis 24. September. "Engagement macht stark" lautet die Devise der Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, das gesellschaftliche und mediale Augenmerk auf die 23 Millionen freiwillig Engagierten in Deutschland zu lenken. Dahinter steht das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE), das 2002 gegründet wurde. Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler soll der Startschuss für die Aktionswoche am 15. September im Tipi-Zelt am Kanzleramt in Berlin fallen. Keine der großen Herausforderungen in Politik und Gesellschaft werde ohne aktive und engagierte Bürgerinnen und Bürger erfolgreich zu bewältigten sein, glaubt der Vorsitzende der BBE, Professor Thomas Olk.

Das kann Diplom-Sozialarbeiter Roland Weißenberger als Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Caritas Breisgau-Hochschwarzwald in Bad Krozingen unterschreiben. Die drei Beratungsstellen in Bad Krozingen, Müllheim und Titisee-Neustadt könnten ihr Angebot vor allem im Bereich der Clubarbeit ohne Ehrenamtliche nicht leisten. Die Statistik aber, nach der sich immer mehr Menschen bürgerschaftlich einbringen, kann er für seinen Bereich nicht unbedingt bestätigen. Die Arbeit mit Menschen, die unter seelischen Belastungen leiden oder sich mit psychischen Problemen einsam fühlen, ist nicht so populär wie Tätigkeiten in Schulen, Sportvereinen und Kindergärten. Menschen wie beispielsweise Gretel Freischläger sind Glücksfälle. Die vitale ältere Dame hilft seit 16 Jahren im "Club Brücke" in Kirchzarten. Immer wieder mittwochs steht sie in den Räumen des Diakonischen Werkes bereit. Sie selbst hat schwere Zeiten durchgemacht. Sie wurde sehr früh Witwe und zog von Bonn in den Schwarzwald. Als es ihr wieder besser ging und die beiden Kinder aus dem Haus waren, wollte sie anderen Gutes tun und begann im mobilen Dienst des Roten Kreuzes. "Ich bin kein Mensch für Kaffeekränzchen" , lässt sie wissen. Neben dem Club hat sie sich noch in Übergangswohnheimen um Flüchtlinge gekümmert. Sie kennt die mitleidige Frage: "Machst du das immer noch?" Und sie hat darauf immer dieselbe Antwort: "Ja, denn ich tue dabei auch was für mich." Natürlich ist die Arbeit nicht immer von Anerkennung durch die Klienten gekrönt. Manchmal ist es mühsam. Einige Erlebnisse gehen ihr nach. Fünf Menschen, die sie mit begleitet hat, nahmen sich das Leben. Bei vielen habe man diese Entwicklung vorausgeahnt.

"Aber andere kommen schon acht bis neun Jahre in den Club und brauchen seither keinen Klinikaufenthalt mehr", berichtet Gretel Freischläger stolz. Eine junge Frau konnte anfangs nicht alleine Zug fahren. Sie hat es gelernt, mit viel Unterstützung. Jetzt fährt sie täglich in die Tagesstätte, wo gekocht, miteinander gesprochen und Hilfestellung für die Alltagsbewältigung gegeben wird. "Man lernt Geduld" , bestätigt die Ehrenamtliche. "Toleranz. Und Bescheidenheit, mit kleinen Erfolgen zufrieden zu sein." Silvia Kaltenbach kam durch die Sozialarbeiterin Ulrike Kohler zum Engagement im "Club Sonnenbaum" in Müllheim. Die Hausfrau und dreifache Mutter hat Heilpädagogik studiert. Der Abschluss fehlt zwar, aber das Interesse an der sozialen Arbeit blieb. Anfangs kam sie jeden Montag. Inzwischen hat sie kleine bezahlte Jobs bei der Caritas auf Honorarbasis wie sprachliche Frühförderung und Hausaufgabenhilfe übernommen. Da muss der Club schon mal zurückstehen. Aber eine Nachfolgerin ist eben noch nicht in Sicht. "Mir geht es gut und meinen Kindern auch" , betont Silvia Kaltenbach. Die Clubarbeit gibt ihr Einblick in andere Lebenswelten. "Das relativiert die Kleinigkeiten zu Hause" , gesteht sie. Außerdem habe es ihre Kontakte erweitert, in einer ganz anderen Weise. Alle drei Monate wird besprochen, wie das Programm aussehen soll. Kegeln, Spazierengehen, Kochen, Spielabende. Allerdings besteht der Club "Sonnenbaum" seit fast 20 Jahren, erklärt Ulrike Kohler. Da hat sich ein harter Kern formiert, der in dem Club gemeinsam älter geworden ist. Junge Menschen stoßen selten dazu. Meist nur bei einzelnen Programmpunkten. Dann bleiben sie wieder weg. Eigentlich müsste man zweigleisig fahren. Etwas für die Jüngeren anbieten und für die älteren. Aber das ist personell nicht hinzukriegen. Schade. Denn der positive Nebeneffekt dieser Treffen ist, dass man sich kennen lernt und oft private Freundschaften entstehen, die für die oft sehr isoliert lebenden Menschen wichtig wären. Oft ist das ihr einziges soziales Netzwerk.

Altersmäßig etwas besser durchmischt ist der 1988 gegründete "Club Albatros" in Bad Krozingen schon, weiß Roland Weißenberger. Dafür stößt man langsam an die Kapazitätsgrenzen, bräuchte einen Ausbau. "Aber es wird immer mehr abgebaut" , bedauert er. Es ist nicht ganz einfach, immer wieder neue Programmpunkte zu finden, gibt er zu. Das Redebedürfnis der Menschen ist groß, die Konzentrationsfähigkeit begrenzt, die Befindlichkeit nicht immer gleich und schwer abschätzbar. Das macht verlässliche Absprachen und Angebote schwierig. Für die Idee kürzerer Projekte im sportlichen, kulturellen oder kreativen Bereich wären "Ehrenamtliche auf Zeit" eine Alternative. Aber man muss sie gewinnen. Die Walkinggruppe sei leider wieder eingeschlafen, bedauert Weißenberger. Zum Lesekreis kommt eine Hand voll. Entspannungsmusik und Gymnastik mögen nicht alle. Kochen ist da schon beliebter. Oder Tanzmusik. Kino, Konzert und Theater scheitern meist am Geld. Und die Zuschüsse für die Clubarbeit hat das Landratsamt gestrichen. Freiwillige Referenten für Diaabende wären da genauso willkommen wie Freikarten von Vereinen, Kommunen oder Kulturämtern. Ulrike Kohler beklagt bei den großen ländlichen Einzugsbereichen die fehlende Mobilität. Seit sie keine Fahrdienste mehr abrechnen können, holt niemand die Menschen aus den Dörfern in die Clubs. Freiwillige Fahrdienste wären eine große Hilfe. "Ehrenamtliche werden bei uns nicht allein gelassen", betont Roland Weißenberger. "Sie werden begleitet, können fragen, haben Austausch und bekommen Fortbildungsangebote. Einmal im Jahr sogar in Straßburg." Kleine Beiträge in Form von Hilfe oder Sponsoring würden die Arbeit erleichtern. Auf Spenden ist man auch beim jährlichen Clubausflug in die Umgebung angewiesen. Die Beiträge der Teilnehmer sind sehr begrenzt. "Denn psychische Krankheit und Armut gehen oft Hand in Hand" , ist zu hören. Aber was noch schlimmer ist: Wenn es die Treffs mal nicht mehr gäbe, da ist sich die Runde einig, wäre wieder mehr Bedarf an stationären Aufenthalten.
Alles von
unserer Mitarbeiterin Sabine Model vom 12.9.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Eltern Pub: Kurs der Psychologischen Beratungsstelle

Die Psychologische Beratungsstelle bietet für Eltern, Jugendliche und Kinder einen neuen Kurs an. Im "Eltern Pub" , so der Name des neuen Angebots, soll auf die Fragen der Eltern und auf die Entwicklungsphasen der Jugendlichen eingegangen werden. Geleitet wird der Kurs von Maria Holtmann und Eberhard Leicher. Der Kurs, der im Gruppenraum der Beratungsstelle stattfindet, umfasst fünf Einheiten und dauert von 19.30 bis 21.30 Uhr.
Die Termine sind 26. April, 3., 10., 17. und 24. Mai. Anmeldungen nimmt die Beratungsstelle unter der Telefonnummer 07651/ 911880 oder unter der E-Mailadresse erziehungsberatung.hochschwarzwald@caritas-dicv-fr.de  entgegen.

Südkurier vom 12.4.2006

 

 

Psychotherapie-Breisgau.de - Internetportalfür Laien und Experten

Vor kurzem ist in Freiburg der Verein “Psychotherapieportal Freiburg” ins Leben gerufen worden. Gründer sind die Webdesignerin Cornelia Kappler, die auch Vorsitzende und Sprecherin ist, und der Mediziner Martin Dornberg, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Koordinator des “ Qualitätsnetz Psychotherapie/Psychosomatik” .

Den Vorstand des Vereins bilden außerdem der Facharzt für HNO-Heilkunde und Psychotherapie sowie Tinnitusexperte Uwe Ross, der Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie, Franz Kohl, die Diplom Psychologin Brigitte Endres-Steinfeld sowie der promovierte Bioinformatiker Bernd Kappler. Ziel des Vereins ist der Aufbau eines Netzwerks von qualifizierten Psychotherapeuten und der fachliche Informationsaustausch. Dazu wurde eine Internetplattform konzipiert. Sie soll Ratsuchenden und Entscheidern aus mittelständischen Unternehmen der Region Informationen liefern und Unterstützung bei der Suche nach dem passenden Therapeuten oder Coach bieten. Ärzte und Beratungsstellen, die nicht im engeren Sinne psychotherapeutisch arbeiten, können hier auch freie Therapieplätze abrufen. Außerdem dient es Therapeuten als Plattform für die Darstellung der eigenen Arbeit und dem fachlichen Austausch mit Kollegen.
BZ vom 3.1.2005
www.psychotherapie-breisgau.de

 

Burn-out - Wer keinen Stress hat, gilt als faul

Wir klagen über Stress, er gehört aber zum Leben und wir suchen ihn geradezu. Viele kennen den Vorsatz „ wenn dieses oder jenes Ereignis vorbei ist, wird alles anders“ . Mit dieser Art von Selbstbetrug und den teils verheerenden Folgen von zuviel Stress sowohl in beruflicher als auch in privater Hinsicht beschäftigte sich die Diplompsychologin Dagmar Fritz in ihrem Vortrag zum Thema „ Burn-out“ . Andreas Hass, Leiter des AOK Kundencenters in Bonndorf, begrüßte die in eigener Praxis tätige Stühlingerin, die vor ihrer Niederlassung mehrere Jahre in verschiedenen Fachkliniken für Sucht und Psychosomatik gearbeitet hat. Schwerpunkte ihrer täglichen Arbeit sind die Themen Coaching, Supervision und psychologische Beratung, und zwar in beruflicher aber auch in privater Hinsicht.

Die Auseinandersetzung mit der Problematik des chronischen Erschöpfungssyndroms oder des „ Burn-outs“ gehört daher zum Praxisalltag der zweifachen Mutter. Die Ausgewogenheit zwischen Frauen und Männern im Publikum zeigte, dass diese, von Ärzten immer häufiger festgestellte Diagnose, beide Geschlechter gleichermaßen interessiert oder auch betrifft. „ Der Begriff Burn-out (burn out = ausbrennen), in den 80er-Jahren in den USA geprägt, trifft gut und anschaulich, wovon wir reden“ , so Dagmar Fritz. Geschäftigkeit gehört heutzutage zum guten Stil. Wer keinen Stress hat, gilt mitunter als faul. Diese Einstellung zieht sich durch breite Bevölkerungsschichten und Arbeitsbereiche. Dem endgültigen Burnout gehen verschiedene Etappen voraus. So setzen sich die Betroffenen zunächst mit Enthusiasmus und Idealismus mit ihren Aufgaben auseinander. Spürbar wird dann eine Überforderung. Erfolglosigkeit, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit stellen sich ein, was unweigerlich zur Erschöpfung und dem endgültigen Zusammenbruch, dem Burn-out, führt. Die Zeichen dafür können sehr unterschiedlich sein. Unter anderen treten Zustände wie ein tägliches Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung, der Rückzug in starre Denk- und Verhaltensmuster, körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden oder häufige Erkältungen bis hin zu Alkoholmissbrauch oder Eheproblemen auf. Ein typischer Begleiter des Burn-out ist das Krankheitsbild der Depression.
Menschen mit übersteigertem Helferideal, Perfektionsdrang oder hohem Ehrgeiz riskieren am ehesten die Erschöpfung. Aber auch das Umfeld trägt dazu bei. So könne das Übertragen maximaler Verantwortung, fehlende Unterstützung, eine hohe öffentliche Erwartung oder Terminstress ebenfalls das Burn-out-Syndrom auslösen. Mit einem „ Tagesablaufplan“ gab die Referentin dem Zuhörer die Gelegenheit, herauszufinden, wo „ Steine“ im Weg liegen.
Damit es gar nicht erst zum Äußersten kommen kann, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Vorbeugung. So können eine gesunde Selbstbelohnung, die Besinnung auf das wirklich Wichtige, das Achten auf die Ausgewogenheit zwischen Entspannung, Aktivierung und Harmonie, den Stress in Schach halten. Eine vernünftige Gesprächskultur schaffen, die klare Definition seiner eigenen „ Rolle“ oder auch das Einfordern von Verlässlichkeit können weitere Möglichkeiten sein. Spürt man jedoch, dass man sich nicht selbst aus dem Tief befreien kann, sollte man sich nicht scheuen, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
BZ vom 7.12.2005

 

 

Hilfen für psychisch Kranke - Hilfeplankonferenz Freiburg

Dass es an Hilfe fehlt für Menschen, die gemeinhin als „ psychisch krank“ bezeichnet werden, scheint weitgehend unbestritten. 1500 sollen es in Freiburg sein, manche gehen sogar von gut 2000 aus. Denn etwa zehn Prozent der Bevölkerung haben vorübergehend oder dauernd Schwierigkeiten mit sich selbst oder mit anderen. Deshalb, so Christine Kubbutat: „ Wenn wir eine Hilfeplankonferenz hätten, würden wir rasch herausfinden, welche Hilfen die Menschen brauchen und welche Hilfsangebote fehlen.“

Diesen Satz sagte die Fachfrau im städtischen Sozial- und Jugendamt vor genau einem Jahr im Sozialausschuss des Gemeinderats. Der sich nun zwölf Monate später erneut mit der Situation der sozialpsychiatrischen Hilfen in der Stadt beschäftigt hat. Jetzt allerdings sagt Christine Kubbutat: „ Es wird keine große Hilfeplankonferenz in Freiburg geben.“ Stattdessen soll 2006 ein „ Case-Manage- ment“ in der Eingliederungshilfe für alle geistig, körperlich und seelisch behinderten Menschen eingeführt werden. Die Ziele dieser „ Einzelfall-Handhabung“ und ihrer recht kompliziert erscheinenden Struktur, wie sie dem Sozialausschuss vorgestellt wurde, sind: wirksame Gestaltung der Hilfeplanung und Fallsteuerung im Einzelfall; Verbesserung der Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Hilfen; Erfassen des Bedarfs zur Verbesserung der Angebote. Dafür soll nicht nur ein „ Gremium für sehr komplexe Hilfebedarfe“ entwickelt werden. Vielmehr soll auch der Gemeindepsychiatrische Verbund der Leistungserbringer (wie die Sozialpsychiatrische Institutsambulanz, der Sozialpsychiatrische Dienst und die Tagesstätten) wieder mehr in den Blick kommen. Das baden-württembergische Sozialministerium hat nämlich schon deutlich gemacht: Sollte es in Freiburg bis 2007 keine vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit aller Anbieter geben, wird der Sozialpsychiatrische Dienst hier vom Land kein Geld mehr bekommen.

Der Druck zu mehr Miteinander ist also da. Doch mit der geforderten Zusammenarbeit scheint es nicht so einfach zu sein. „ Wir haben in Freiburg ein relativ gut ausgebautes Netz an Gemeindenaher Psychiatrie“ , erklärt Christine Kubbutat, „ aber auch viele Träger - und das macht’ s schwierig.“ Zwar gebe es schon eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit der Stadt Freiburg mit Anbietern von Tages- und Werkstätten - aber es gibt eben noch keine verbindlichen Regelungen für die gesamte Gemeindepsychiatrie.

Umso enttäuschter ist Wolfgang Meyer von der Freiburger Gruppe der Angehörigen psychisch Kranker, dass es jetzt auch keine Hilfeplankonferenz mehr geben soll. Die Konzentration auf die Eingliederungshilfe, die etwa 320 Menschen beantragt haben, scheint ihm jedenfalls viel zu wenig. Und er fragt: „ Wer ist für jene verantwortlich, die nicht auf diese Weise amtskundig werden?“.
Alles von
Gerhard M. Kirk vom 7.12.2005 auf www.bzol.de

 

Hilfe der psychologischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern

Eltern werden, weiß der Volksmund, ist nicht schwer. Eltern sein dagegen sehr. Erziehungsberatungsstellen versuchen die Eltern bei ihrer schwierigen Aufgabe zu unterstützen. Und zwar nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. „Seit etwa drei Jahren“, zieht Diplom-Pädagoge Stephan Vögele Bilanz, „nehmen Prävention und Elternbildung bei uns einen immer größeren Raum ein.“

Die seit September 2004 von ihm geleitete Psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald in Freiburg bot im vergangenen Jahr flächendeckend acht Trainingskurse für Eltern an. Unter dem Motto „kess erziehen“ übten 16 Väter und 69 Mütter eine von Wertschätzung und Vertrauen geprägte Grundhaltung ein. „Entmutigungskreisläufe durchbrechen“ war das Ziel der Kursleiterin und Diplom-Pädagogin Maria Holtmann. Die Nachfrage sei so groß gewesen, dass Wartelisten geführt wurden. Nach Kursende gab es jeweils Anschlussangebote, damit das Gelernte vertieft werden konnte. Weil mit „kess erziehen“ eher Eltern von jüngeren Kindern angesprochen sind, viele aber Schwierigkeiten mit pubertierendem Nachwuchs haben, entwickelte die Beratungsstelle mit „Pub“ ein auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Kursangebot. Es startet in der kommenden Woche, ist aber schon völlig ausgebucht. Es geht um die Balance zwischen Loslassen und Haltgeben, cool bleiben und Nerven behalten. Vorbeugend arbeitet auch das Sucht- und Gewaltpräventionsprojekt „Ein Netz für Kinder“, das flächendeckend Eltern im Vorschulbereich erreichen will. Neben den Erzieherinnen der Kindergärten sind Mitarbeiter des Landratsamtes und der Erziehungsberatungsstellen eingebunden.

Kurse und Präventionsprojekte sind eng verwoben mit der eigentlichen Kernaufgabe der Beratungsstelle und erwachsen aus ihr. Mit 600 Fällen im vergangenen Jahr bewegt sich die Zahl der Beratungen seit Jahren auf unverändert hohem Niveau. Anfang der 1990er-Jahre waren es gerade mal halb so viele. Besonders viel Unterstützung brauchen offensichtlich alleinerziehende Elternteile: Sie machten 30 Prozent aller Beratungsfälle aus. Zum Vergleich: Im Landesdurchschnitt liegt der Anteil der Alleinerziehenden bei zwölf Prozent. Immer sind die Kinder der Anlass, dass Eltern die Beratungsstelle aufsuchen. Auffallend häufig sind die „Sorgenkinder“ Einzelkinder (22 Prozent). Jungen bieten mehr Grund zur Sorge als Mädchen. Kommunikationsprobleme, körperliche oder psychische Auffälligkeiten, emotionale Blockaden, mangelnde Schulleistungen sind der Anlass für eine Beratung. Manchmal führt sie zu der Erkenntnis, dass die Schwierigkeiten der Kinder ein Symptom für die gestörte Paarbeziehung der Eltern sind. Bemerkenswert findet Stephan Vögele, dass 43 Prozent aller Kinder in der Beratung nicht mehr bei beiden leiblichen Elternteilen leben. „Für Patchwork- oder Stieffamilien ist oft ihre familiäre Lebenssituation der Anlass für eine Beratung.“ Therapeutische Gruppenangebote wie eine Psychodrama-Kindergruppe oder – ganz neu – eine Biografiegruppe für Pflegekinder bieten den Kindern Räume für neue Erfahrungen.
Mit sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (einschließlich Sekretärin) mit unterschiedlichen Ausbildungen und Deputaten ist das Team laut Vögele seit Jahren nicht gewachsen – trotz der wachsenden Anforderungen. ...
Alles von Anita Rüffer vom 23.6.2005 finden Sie auf www.bzol.de

  

 

 

PSB Freiburg zu Selbstbeteiligung an Drogenberatung bereit

Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald streicht der Beratungsstelle für Drogenprobleme vom Badischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation (blv) in Freiburg 50 Prozent der bisher gewährten Finanzmittel aus dem Budget der Suchthilfe. Rotstift statt Finanzspritze. Immer früher greifen Kinder und Jugendliche zu Alkohol und Nikotin. Suchtrisiken und Anfälligkeit für Rauschgifte wachsen. Suchthilfe und Suchtprävention, "keine Macht den Drogen", Gesundheitsförderung sind Schlagworte in unserer Gesellschaft.

Aufgrund dieser Mittelkürzung ist eine intensive und langfristige therapeutische Betreuung durch qualifiziertes Personal (Arzt/Psychotherapeuten, Sozialarbeiter) nicht mehr gewährleistet. Unsere eigenen Erfahrungen zeigen, dass ein professionelles Versorgungsangebot durch die Mitarbeiter der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle für Alkohol und Drogenprobleme (PSB) für die Betroffenen und die Angehörigen notwendig und sinnvoll ist. Durch den langfristigen Kontakt mit der Beratungsstelle, welchen wir seit über zwei Jahren in Anspruch nehmen, wird die dauerhafte Abstinenz von Suchtmitteln in großem Maße unterstützt.

Die Arbeit der PSB fördert die Lebensqualität, Leistungsfähigkeit im Alltag und die berufliche Zukunft der Betroffenen und deren Angehörigen und Familien enorm. Somit wird der volkswirtschaftliche Schaden durch die Folgekosten der Sucht minimiert. Bei steigender Zahl der Hilfesuchenden und derer, die den Weg und den Mut zur Beratungsstelle noch nicht gefunden haben, sind Investitionen in die Suchthilfe immer sinnvoll und kostengünstig.
Wir als Betroffene wären bereit, eine finanzielle Selbstbeteiligung an die Psychosoziale Beratungsstelle zu zahlen, da wir bei einer Streichung der Mittel für die Suchthilfe eine Qualitätsminderung der Betreuung befürchten. Aus den dargelegten Gründen bitten wir die Politiker des Landkreises höflichst, die Kürzung des Betrages nochmals zu überdenken.Wir unterstützen ehrenamtlich die Psychosoziale Beratungsstelle in der Frauen-Angehörigen-Gruppe (derzeit zwölf Frauen), die sich 14-tägig trifft zum Erfahrungsaustausch mit dem Ziel der Ermutigung, Stärkung des Selbstwertgefühls und Entwicklung von realistischen Zukunftsperspektiven.

Die Ziele bei der Männer-Nachsorge-Gruppe (wöchentlicher Turnus, derzeit 21 Männer) sind, Behandlungserfolge langfristig zu stabilisieren, die suchtmittelfreie Lebensweise zu bewahren und die soziale Integration zu fördern. Der Weg ist das Ziel - wir brauchen aber alle die Unterstützung der Psychosozialen Beratungsstelle mit ihren qualifizierten Fachkräften. Unser Anliegen wird von allen Beteiligten der Frauen-Angehörigen-Gruppe sowie der Männer-Nachsorge-Gruppe unterstützt beziehungsweise jedem Einzelnen ist sehr daran gelegen, dass sich die finanzielle Situation der Psychosozialen Beratungsstelle zum Positiven entwickelt.
Sucht ist kein gesellschaftlicher Zeitvertreib, sondern ein Spiel mit dem Tod.

Selbsthilfegruppe PSB Freiburg, Leserbrief am 18.5.2005

  

 

Über Folgekosten der Kürzung der blv-Suchtberatung nachdenken

Als ehemaliger Mitarbeiter der Suchtberatungsstelle und als jetziger gesetzlicher Betreuer kann ich über den Sparbeschluss des Kreistages, der blv-Suchtberatungsstelle 50 Prozent der bisher bewährten Finanzmittel zu kürzen, nur ungläubig den Kopf schütteln. Nicht nur, dass durch diesen Beschluss deutlich wird, welchen Stellenwert die PolitikerInnen der immens wichtigen Arbeit der Suchtberatung (und das bei stetig steigenden Klientenzahlen) einräumen, so kann ich für meine Betreuten im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald gerade die Notwendigkeit eines "flächendeckenden" Angebotes mit Außenstellen bestätigen. Die hohe Hemmschwelle, überhaupt eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen, wird mit Sicherheit dann überhaupt nicht mehr überwunden, wenn beispielsweise ein Alkoholiker aus Löffingen anstatt nach Neustadt nach Freiburg zu seinem Gesprächstermin fahren muss. Vielleicht sollte sich der Kreistag auch einmal Gedanken über die Folgekosten machen, die durch die Nichtbehandlung der Suchtkranken unter anderem für Arbeitgeber oder Krankenkassen entstehen werden und diese dann in Relation setzen zu der eingesparten Summe durch die geplanten Stellenkürzungen.
Leserbrief von Stefan Bölli, Stegen vom 18.5.2005
stefan.boelli at breisnet-online.de

  


Die fatalen Kürzungspläne der BLV-Beratung umgehend zurückziehen

Die geplanten Kürzungen für die Suchtberatungsstelle in Freiburg ist kurzsichtig und in jeder Hinsicht unsinnig. Unbestreitbar sind die Folgekosten der Suchtkrankheit - neben den menschlichen Tragödien - immens hoch. Wer heute die dringend notwendige Beratungs- und Präventionsarbeit reduziert, "erntet" morgen ein Vielfaches der "eingesparten" Kosten an Behandlungskosten im medizinischen Bereich.

Für uns Ärzte ist die psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle in Freiburg von unschätzbarem Wert. In der hausärztlichen Praxis ist die notwendige Arbeit für die Suchtpatienten nicht zu leisten. Täglich können wir an eigenen Patienten erfahren, wie wertvoll und effektiv das Team um Herrn Limberger arbeitet. Der Landkreis sollte diese gesundheitspolitisch und ökonomisch fatalen Pläne umgehend zurückziehen. Die Beratungsstelle ist bereits jetzt arbeitsmäßig völlig überlastet. Eine Stellenstreichung würde die objektiv bestehende Not vieler Rat- und Behandlungssuchenden massiv vergrößern. Es kann nicht im Sinne des Landkreises und seiner Bürger sein, die Drogen- und Suchtproblematik durch die Streichung so wichtiger und unverzichtbarer Therapiestellen zu einem noch größeren Problem werden zu lassen. Finger weg von den Beratungsstellen!
Markus Roggatz, Sölden

  

 

Parapsychologie - (Un)erklärliche Phänomene - Okkultismus

Nichts Reißerisches, sondern wissenschaftliche Erkenntnisse zeichneten den Vortrag "Geister sind auch nur Menschen - Gefahren durch okkulte Praktiken" aus, den das Ökumenische Bildungswerk veranstaltete. Referent war Walter von Lucadou, Doktor der Philosophie und Naturwissenschaften und Leiter der Parapsychologischen Beratungsstelle Freiburg.

In Waldkirch ist Lucadou kein Unbekannter, beschäftigte er sich hier doch vor Jahren mit dem "Spukhaus" in der Emmendinger Straße. In der Freiburger Beratungsstelle hat Lucadou in jahrelanger Berufspraxis viele Erfahrungen mit Menschen gewonnen, denen "merkwürdige Dinge" zugestoßen sind. "In der Parapsychologie beschäftigen wir uns mit Menschen, die übernatürliche oder rational unerklärbare Erlebnisse hatten und darunter leiden", so Lucadou. Die verstärkte Auseinandersetzung von Jugendlichen mit dem "Okkultismus, der Lehre vom Übersinnlichen" oder esoterischen Praktiken in den 80er-Jahren sowie später das wachsende Sektenaufkommen führte laut Lucadou 1989 zur Gründung der Beratungsstelle. Von Baden-Württemberg teilfinanziert organisiert das Team seitdem die Beratung Betroffener, Fortbildungen und Fachveranstaltungen, Aufklärungsarbeit und Ursachenforschung zum Aufkommen von Ideologien und Sekten. Die Anfragen "zu ungewöhnlichen Geschehnissen" kann der Wissenschaftler in drei Kategorien einteilen:

  • In der ersten geht es um Phänomene, wie wahrgenommene Stimmen oder beängstigende Geräusche, "deren Ursache schnell erkennbar ist". Zum Beispiel habe ein junger Mann Hilfe gesucht, weil er regelmäßig eine Stimme aus seinem Wasserkessel hörte. Hier zeigte sich dass dieses Phänomen eine physikalische Ursache hatte: "Ein Mittelwellensender konnte zwischen Herdplatte und Kaffeekessel vom nahe gelegenen Strommast empfangen werden, sobald der Ofen angestellt wurde." 
  • Zur zweiten Kategorie werden "verjährte" Anfragen gezählt: "Wenn Leute sich erst Jahre nach Auftreten eines Phänomens an uns wenden, dann scheitert die Ursachenaufdeckung am Informationsmangel."
  • In der dritten Gruppe, den "paranormalen, parapsychologischen Fällen", untersuchte die Beratungsstelle bislang rund 2500 Anfragen. Manche Berichte in den Massenmedien, sei es über die "alltägliche Bedrohung durch bestimmte Sekten" oder esoterische Praktiken, die als Allheilmittel angepriesen werden, produzieren ernstzunehmende Ängste, Hysterie oder realitätsferne Euphorie. Da sei eine fundierte Beratung unerlässlich. Daneben melden sich bei der Stelle viele Menschen, die "Wahrträume" oder "Erscheinungen" haben und mit diesen beunruhigenden Erlebnissen erst durch eine qualifizierte psychologische Beratung zurecht kommen.

Schließlich gibt es noch zahlreiche Anfragen, die dem Arbeitsfeld Okkultismus zuzuordnen sind. Als Beispiel hierfür zog Walter von Lucadou das Gläserrücken in einem spirituellen Zirkel heran. So berichteten zwei 15-Jährige, dass sich ihnen ein Geist zu erkennen gegeben habe: Das Glas habe sich unter ihren leicht aufgelegten Fingern in einem Buchstabenkreis zu bestimmten Buchstaben bewegt und so seinen Namen "Uxu" buchstabiert. Auf die selbe Art habe "Uxu" dann Fragen beantwortet: viele richtig und schließlich sogar eine, auf die keiner der Fragesteller die Antwort wusste. Dies machte allen Angst. "Jugendliche, die sich so intensiv und ehrlich mit einer Sache beschäftigen, haben ernsthafte Antworten verdient", so Lucadou. Physikalisch und physiologisch handle es sich beim Gläserrücken in einem spirituellen Zirkel um ein sich selbst verstärkendes System, das nach den Regeln der Selbstorganisation funktioniert. Die psychologische Ebene verleihe diesem System sogar die Fähigkeit, "Sätze zu formulieren und sinnvolle Antworten zu geben."

Das Phänomen Selbstorganisation sei zwar naturwissenschaftlich schon seit langem bekannt (wie bei Formationen von Fischschwärmen), die Erkenntnisse über die steuernden Prinzipien aber relativ neu. Ein wesentlicher Punkt sei die Erwartungshaltung als "treibende Kraft". Zudem funktioniert diese Gruppe wie ein "Chaotisches System" mit einem "quasi-intelligenten Verhalten", welches sich von außen nicht steuern lässt, aber die Fähigkeit besitzt, sich auf Umweltbedingungen einzustellen.

Solche "okkulten Praktiken" bergen laut Lucadou sowohl Nutzen als auch Gefahr: Einerseits können so "verdrängte Wünsche, Hoffnungen und Ängste heraus gefunden und verarbeitet werden, andererseits kann "solch ein gerufener Geist als selbstverstärkendes System Oberhand über den Menschen gewinnen". Doch für Jugendliche, "die sich für esoterische Methoden interessieren, um dadurch spirituelle Erfahrungen zu gewinnen", sieht der Leiter der Beratungsstelle in dieser Hinsicht kaum Gefahr.
Karin Heiß am 23.10.2004 auf www.bzol.de 

  

 

Psychologische Caritasberatungsstellen Neustadt und Freiburg-Lehen fusionieren

Stephan Vögele übernimmt die Leitung der Einrichtungen in Neustadt und Freiburg / Eva Maria Maier-Becker geht in den Ruhestand / Landkreis kündigt Verträge

TITISEE-NEUSTADT. Strukturelle und personelle Veränderungen gibt es im September bei den beiden Psychologischen Beratungsstellen des Caritasverbandes für Eltern, Kinder und Jugendliche im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Stephan Vögele (46) übernimmt die Leitung der Beratungseinrichtungen in Titisee-Neustadt und Freiburg-Lehen. Er tritt die Nachfolge von Margrit Breitenstein und Eva Maria Maier-Becker an, die in den Ruhestand gingen.

"Vor allen aus Gründen der Effizienz haben wir jetzt die Verantwortlichkeit von bisher zwei Stellen auf eine Person verlagert", begründet Caritas-Kreisgeschäftsführer Bernhard Scherer die personelle Konzentration der Leitungsfunktion. Stephan Vögele ist seit 1986 Mitarbeiter der beiden psychologischen Beratungsstellen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Der ausgebildete Diplompädagoge und Theologe mit Approbation als Kinder- und Jugendtherapeut war maßgeblich am Aufbau des Männerbüros in Freiburg beteiligt. Freiberuflich leitete er bisher therapeutische Gruppen in der katholischen Beratungsstelle für Ehe- und Familienfragen. Der zweifache Familienvater, der in seiner Freizeit ab und zu den Kontrabass in Freiburger Jazzbands zupft, wird vom 1. September an Vorgesetzter von 13 Vollzeit- und Teilzeitangestellten sein.
Im Jahr 2003 wurden von den beiden Caritasberatungsstellen in Titisee-Neustadt und Freiburg-Lehen insgesamt 1273 Familien betreut. Das sind 74 Familien mehr als im Vorjahr. Damit setzt sich ein Trend fort, der in den vergangenen zehn Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Fallzahlen um insgesamt 87 Prozent bedeutete. Der größte Teil der Ratsuchenden kam aus eigener Initiative oder auf Empfehlung von Bekannten zu den Mitarbeitern der Eltern-, Kinder-und Jugendberatungsstelle. Allein erziehende "Einelternfamilien" sowie Familien mit drei und mehr Kindern sind aufgrund einer aktuellen Statistik Hauptnutzer des kostenlosen Beratungsangebotes.
Häufigster Anlass für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe durch ausgebildete Psychologen, Heilpädagogen und Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie sind Trennung und Scheidung der Eltern mit ihren oftmals negativen Auswirkungen auf die Kinder und Jugendlichen. ...
Alles von Andreas Peikert vom 30.8.2004 auf www.bzol.de lesen.

Psychologischen Beratungsstellen des Caritasverbandes für Eltern, Kinder und Jugendliche
Freiburg
Leitung Stephan Vögele (46)
 

  

 

Depressionen - BZ-Telefonaktion am 5. Mai in Freiburg

Depressionen sind auf dem besten Weg, eine Volkskrankheit zu werden. Individuell verursachen sie großes Leid, das aber mit einer guten Behandlung beendet werden kann. Am kommenden Mittwoch, den 5. Mai 2004, haben fünf Fachfrauen an den BZ-Telefonen ein offenes Ohr für die Fragen der Leserinnen (und Leser).

Nicht jede, die über ein Problem klagt, hat gleich eine Depression. Manche haben die Fähigkeit, Krisen und schwere Verlusterlebnisse in ihre Lebensgeschichte einzubauen. Andere reagieren mit depressiven Störungen auf eine Scheidung, den Tod eines Angehörigen, auf Arbeitslosigkeit oder eine schwere Erkrankung. Sie schlafen schlecht, können sich über nichts mehr freuen, werden antriebslos und ziehen sich vollkommen zurück aus ihren sozialen Bezügen. Sie werden von Ängsten, Selbstzweifeln und Schuldgefühlen geplagt. Ein Ausweg scheint nur noch im Suizid zu liegen. Oder in körperlichen Symptomen wie Schwindel, Magen- und Kopfschmerzen. Jedes Symptom für sich ist noch keine Depression, erst das Zusammenspiel deutet darauf hin. Für die Angehörigen ist das Verhalten der Kranken unverständlich. "Reiß dich doch zusammen", kriegen sie oft zu hören. Aber ein an einer Depression erkrankter Mensch kann eben nicht wollen. Das ist genau sein Problem.

Neurobiologische Zusammenhänge sorgen für die konstitutionelle Voraussetzung, auf äußeren Stress depressiv zu reagieren. Auch eine hormonelle Umstellung kann einer von vielen möglichen Stressfaktoren sein. Sicher ist für die Fachleute: Gute Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit sind eine Ressource, die stark macht und vor Depressionen schützt. Überwiegen die psychosozialen Ursachen, ist eine psychotherapeutische Behandlung angezeigt. Stehen neurobiologische Auslöser im Vordergrund, empfiehlt sich eine medikamentöse Therapie. Häufig ist eine Kombination von beidem das Mittel der Wahl. Die Angst vor Nebenwirkungen jedenfalls halten die Fachfrauen bei den heutigen Medikamenten für unbegründet. Auch wenn es die Kranken in ihrer krankheitsbedingten Selbstwahrnehmung nicht für möglich halten: "Eine Depression ist gut behandelbar." ....

  • Professorin Dr. Hildburg Kindt, Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik Freiburg: Diagnostik, medikamentöse Behandlung
  • Dr. Sibylle Schäffer, niedergelassene Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie: ambulante Diagnostik, medikamentöse Behandlung
  • Meike Meyer, Diplom-Sozialarbeiterin beim Sozialdienst der Psychiatrischen Uniklinik: Soziotherapie, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Rehabilitation
  • Dr. Elisabeth Schramm, Diplom-Psychologin, psychologische Psychotherapeutin, Uniklinik Freiburg: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie
  • Dr. Regine Simon, niedergelassene Fachärztin für psychotherapeutische Medizin und Psychoanalyse: Psychoanalyse, tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie, Verhaltenstherapie, einzeln oder in Gruppen.

Anita Rüffer am 3.5.2004 in der BZ

  

 

 

500000 Kinder haben Eltern mit psychischen Problemen

"Für mich ist das Irre normal" 
Eine halbe Million Kinder in Deutschland haben Eltern mit schweren psychischen Problemen - und das hohe Risiko, selbst zu erkranken

... Eine halbe Million Kinder in Deutschland haben eine Mutter oder einen Vater mit schweren psychischen Problemen. Jedes 30. Kind ist betroffen - rein rechnerisch eines pro Schulklasse. Für Experten zählen diese Kinder zur Hochrisikogruppe, selbst psychisch zu erkranken, - nicht weil es sich einfach vererbt, sondern weil ihre Lebensbedingungen so hart sind, dass sie in psychischer Erkrankung münden können. Mindestens jeder vierte junge Mensch, der wegen psychischer Probleme in der Klinik ist, hat einen psychisch kranken Vater oder eine psychisch kranke Mutter.

"Eine solche Kindheit kann kaum jemand schadlos überstehen", sagt Katja Beeck aus Berlin. Die 29-Jährige gründete 1999 die Initiative "Netz und Boden" für Kinder psychisch kranker Eltern und erhielt nun dafür den mit 5000 Euro dotierten Janssen-Cilag Zukunftspreis. Sie ärgert sich, wie allein gelassen Kinder psychisch Kranker häufig sind. Da lebe ein Kind im Wahnsystem seiner Erziehungsbeauftragten mit oder müsse die eigene Mutter in die Psychiatrie einweisen, bekomme keine regelmäßigen Mahlzeiten und häufig nicht den notwendigen Schlaf, "weil die Familien immer kleiner werden und keine Tanten, Onkel oder Großeltern mehr da sind, die helfen". "Warum wird zugelassen, dass sich in Familien mit psychisch kranken Eltern Tragödien abspielen müssen?", fragt sie. Oftmals setze Hilfe von außen erst dann ein, wenn die Situation völlig eskaliert und Kinder bereits nachhaltig geschädigt seien. ...
"In der Erwachsenenpsychiatrie wird zu wenig nach den Kindern gefragt", bestätigt Christian Fleischhaker, Oberarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Uniklinikum in Freiburg. Er wünscht sich mehr Unterstützungsangebote, damit Kinder nicht unter der Last ihrer Lebenslage zusammenbrechen. "Unsere stationär untergebrachten jungen Patienten haben häufiger, als in der Bevölkerung zu erwarten ist, einen psychisch kranken Elternteil", erzählt der Mediziner. Dabei könnte viel abgefangen werden, wenn Kinder rechtzeitig Hilfe fänden. Ohne Begleitung, so Christian Fleischhaker, rutschten Kinder psychisch Kranker in eine Spirale aus Unterstützungszwang, Versagensangst und Schuldgefühlen. "Ein großes Problem sind die Tabus", sagt Sabine Wagenblass, Forscherin am Institut für soziale Arbeit in Münster. Dass Kindern nicht erklärt wird, was mit Mutter oder Vater los ist, sei falsch verstandene Rücksichtnahme. "Sie glauben dann häufig, an den psychischen Problemen ihrer Eltern schuld zu sein", berichtet die Diplom-Pädagogin. Besonders dann, wenn sie das wirre Tun des Vaters oder Mutter nicht nur erleben, sondern selbst in das Wahnsystem integriert werden. So wie Kerstin Mohn, deren Mutter ihr vorschrieb, nicht mehr zu lüften und zu telefonieren. Die dicken Vorhänge der Wohnung blieben zugezogen, die Fenster waren mit Folien beklebt, Heizkörper abmontiert und der Strom abgestellt. Irgendwann baute die Mutter auch noch das Bett ihres Kindes ab.

Erst 1995 entstand in Freiburg das bundesweit erste Hilfsprojekt, die Gruppe "Auryn", in der sich betroffene Kinder untereinander austauschen konnten und über die Krankheit ihrer Eltern informiert wurden. Die Freiburger Initiative wurde zwar bundesweit nachgeahmt, aber hier aus Geldmangel eingestellt. Heute gibt es in Deutschland rund zwei Dutzend spezialisierter Hilfsangebote für Kinder, darunter viele in der Modellphase. "Doch für erwachsene Kinder psychisch kranker Eltern fühlt sich gar keiner zuständig", sagt Katja Beeck. Dabei bräuchten auch sie Hilfe. Auf den Internetseiten von Netz und Boden kämen viele "volljährig gewordene Kinder" erstmals mit anderen Betroffenen in den Austausch - so auch Kerstin und Susanne. "Wir brauchen allerdings ebenso Gruppen jenseits der Selbsthilfe", sagt Katja Beeck. Denn sonst seien sie auch als junge Erwachsene allein. Susanne Schröter stimmt ihr zu: "Psychisch Kranke lernen andere psychisch Kranke kennen. Wir Kinder bleiben meist allein."

Eine Erfahrung, die sich tief in sie eingegraben hat. Sie sitze nicht gerne mit anderen Menschen am Tisch, erzählt die junge Frau. Noch immer beherrsche sie das Gefühl, dass sich plötzlich alles ändern könne. "Was ich erlebt habe, ist surreal, das glaubt einem doch kein Mensch." Bis heute hat Susanne Schröter das Gefühl, nicht dazuzugehören, in einer anderen Welt gelebt zu haben.
(Namen der Betroffenen geändert).
Ganzen Text von Kirsten Wörnle vom 26.4.2004 lesen Sie auf www.bzol.de

  

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