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Wegekreuze im Freiburger Osten 
und im Dreisamtal
 

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Die Artikel sind in der Reihe "Wegekreuze in der Region" in DER DREISAMTÄLER erschienen.
Autor ist Hermann Althaus, Historiker und Studiendirektor i.R. in Kirchzarten, der sich seit längerer Zeit mit der Erfassung von Kleindenkmälern und insbesondere „Kreuzen und Marterln im Dreisamtal" beschäftigt.
Vielen Dank an Herrn Althaus für die Erlaubnis, die so interessanten Beiträge hier zu veröffentlichen.
 

 

31  Zwei Bildstöcke bei St. Peter: die Natur spielt verrückt!

Auf dem wegen seiner wunderbaren Ausblicke ins Feldbergmassiv sehr beliebten und bekannten Wanderweg von St. Peter nach St. Märgen zweigt zwischen Vogesenkapelle und Kapfenkapelle am sogenannten "Roten Kreuz" rechts der alte Kirchweg von St. Märgen/Turner zum Gschwanderdobel und ins Simonswäldertal bzw. nach Waldkirch und ins Kinzigtal ab. Auch heute ist der Wanderweg nur so breit, daß gerade ein Bauernfahrzeug den kleinen Hohlweg durchfahren kann.

Es war die Zeit der Napoleonischen Kriege und Gebietsveränderungen in Europa, die Zeit der Klosterschließungen und der Verstaatlichung von ehemaligem Kirchengut, die sogenannte Säkularisation, das Jahr 1806: Täglich berichtet der Abt von St. Peter, Ignaz Speckle, in seinem Tagebuch aus seiner Sicht über die "weltpolitischen" Veränderungen, aber auch von der Angst der Klosterbrüder vor der Zukunft, weil sie ja aus Vorderösterreich vom katholischen Hause Habsburg und Wien an das evangelische Haus Baden "veräußert" wurden, -weil das bedeutende alte Benediktinerkloster mit seiner großen Bibliothek aufgelöst werden sollte.

Dennoch berichtet der profilierte Abt Ignaz Speckle zwischen all den bedrängenden Ereignissen auch von dem alltäglichen Geschehen der kleinen Sanktpetrinischen Welt "auf dem Wald". Und da liest man unter dem Datum vom 22. Oktober 18o6:

Heute nachmittags um ½ 5 Uhr entstand ein gewaltiger Sturm mit Regen und dauerte fast die ganze Nacht. Der Sturm richtete in Wäldern große Verwüstungen an. Mehrere Häuser wurden sehr beschädigt, z.B. der vordere Schönhof verlor das halbe Dach und so viele andere. Ein Mann aus Ränke namens Heitz, Salzhändler, fuhr in diesem Sturm durch den Hochwald, wo er umwarf, vom Wagen fiel und des andern Tages tot unter einem Sack voll Salz gefunden wurde. Der Wagen war umgeworfen, das Pferd verstrickt, konnte nicht weiter und mußte die Nacht am Wagen im Wald bleiben, weswegen auch das Unglück des Mannes so lange nicht bekannt worden.

Eine ähnlich lautende Notiz aus dem Sterbebuch von St.Peter vom 24. Oktober 18o6 nennt ebenfalls den Namen des Salzhändler, des 51 jährigen Joseph Heitz vom "Rohr am Kandel", der 5 Sester Salz auf seinem Pferdefuhrwerk geladen hatte und verunglückte.

Man muß einmal im Oktober bei feuchtem Wetter den oben beschriebenen Weg bergab gehen, dann kann man sich vielleicht vorstellen, wie bei einem Unwetter- dem "Lothar" vom Weihnachtstag 1999 vergleichbar- ein Pferdefuhrwerk ins Rutschen kommen konnte, -wie während des Gewitters das Pferd scheute, -wie die mit einem starken, quergestellten Ast oder auch die nur handbediente Bremse den Wagen nicht mehr halten konnte, -wie der Wagen schließlich umschlug und den Salzhändler Heitz unter sich begrub, aber auch das zwischen der Deichsel eingeklemmte Pferd ebenfalls umwarf. Ein schlimmer Tod: begraben unter seiner eigenen Salz-Last!

Man setzte dem Händler damals ein Denkmal, einen Bildstock, der vom heimatgeschichtlichen Arbeitskreis St. Peter (vor allem Adelbert und Bert Schwär) unlängst (2oo1) wieder aufgerichtet und von Steinbildhauer Daniel Rösch gesäubert und neu beschriftet worden ist. Darauf kann man jetzt wieder lesen: Dato den 22 ten Weinmonat 18o6 ist durch ein unglückliche fal um das leben gekomen joseph heitz. MIT EIEM (!) VATERUNSER BITE FIR MICH

.

Klaus Weber, langjähriger Ratschreiber aus St. Peter, hat in seinem Buch über das Brauchtum in St. Peter auch diesen Bildstock erfaßt und die früheren Restaurierungen festgehalten. Leider ist die ursprüngliche Nische im Bildstock, die entweder ausgemalt war oder einer Heiligenfigur Platz bot, leer.

Ein "Salzhändler" Joseph Heitz ? Wo hat der eigentlich das Salz geholt? Warum gibt es in Freiburg eine "Salzstraße", warum im Dreisamtal einen "Salzhof" und zwischen Föhrental und Eschbach ein "Salzbubenkreuz"? Warum nannte man Salz lange Zeit "das weiße Gold"?

Die Jüngeren können es sich kaum noch vorstellen: Vor der Erfindung des Kühlschranks und der Kühltruhe hatte man das Problem, wie man ein eßbares Produkt über längere Zeit für den Winter wie den Sommer haltbar, wie man auch eine Speise genießbar machen und würzen konnte und wie man dem Körper notwendige Salze zuführen konnte. Nicht nur Heringe konservierte man mit Salz für einen langen Zeitraum, unsere Großmütter verbrauchten noch viel Salz für das Einpökeln von Fleisch oder zur Herstellung von Sauerkraut oder Bohnengemüse. Die am Mittelmeer wohnenden Völker des Altertums versorgten sich natürlich durch Austrocknen des Meerwassers mit den Mineralien, in Norddeutschland aber wurde es im Raum Lüneburg unterirdisch gewonnen, bei uns wurde es in allen Orten, die etwas mit dem griechischen Wort "Hall" oder dem lateinischen "Sal" gemeinsam haben (Reichenhall, Friedrichshall, Hallein, Schwäbisch Hall, Salzburg, Salzkammergut usw) meist durch Ausschwemmen oder Ausbrechen im Untertage-Bergbau geschaffen und gehandelt. Für die fürstlichen Besitzer solcher Bergwerke und Salinen war das auch durch Verdampfen gewonnene weiße Salz in der Tat eine "Goldgrube". So entstanden tatsächlich ganze "Salzstraßen", auf denen man das wertvolle Gut an die Händler und Zwischenhändler in ganz Europa lieferte. Im Bereich Waldshut z.B. hatte die Familie Tröndlin den Salzhandel in ihrer Hand und belieferte mit dem aus Hallein (oder Bad Dürrheims Salinen ?) besorgten Salz den Schwarzwald. Der oben genannte Joseph Heitz, der auf der Salzstraße (von Hallein (?) oder nur von Waldshut über den Schwarzwald hinüber ins Kinzigtal) 18o6 bei St.Peter verunglückte, war vermutlich ein ganz kleines Glied in dieser Kette der Händler und Verteiler und dürfte gehofft haben, seine "5 Sester" (= eine Maßeinheit) ein wenig gewinnbringend und vor allem trocken an den Zielort im Schwarzwald zu bringen.

Und was verbirgt sich hinter dem Salzbubenkreuz das auf dem alten Weg zwischen Föhrenbach/Glottertal und Eschbach steht, neuerdings wieder auf dieser Gemarkung? – Von den 3 Fassungen ist die folgende die bekannteste: Da soll ein Sohn vom Salzhof (wohl auch ein ehemaliger Salzhändlerhof) schlachtreife Kühe zum Metzger nach Glottertal getrieben haben. Die Schlachtergesellen hätten gesehen, daß er dafür ein Goldstück erhalten habe, sie überfielen ihn auf dem Rückweg wegen des Geldes und brachten ihn um. Ein Kreuz erinnert an diese Tat, die im Berichtsbuch der Pfarrei Glottertal aufgezeichnet wurde.

Auf dem gleichen Weg nach St.Märgen muß man schon besonders motiviert sein, um den kleinen roten Bildstock zu beachten, der ebenfalls auf ein Unglück durch ein Naturereignis aufmerksam macht. Noch kurz vor der Vogesenkapelle und wenig vor der nahen Pension beim Hohritti haben trauernde Angehörige ihrem verunglückten Familienangehörigen folgendes Denkmal gesetzt: HIER STARB ANSELM RUF DEN 2.FEB..185o DURCH STURM UND UNGEWITTER OHNE HILFE DAHIN. JEDER BETE EIN VATERUNSER , DER DIESES LIEST. R.. I. P.

Vermutlich ist dieser Anselm Ruf vor 15o Jahren durch Blitzschlag unter einem Baum erschlagen worden. Er bleibt trotz des nahen Hohrittihofs "ohne Hilfe"- das bedeutet in damaliger Zeit sicher auch "ohne geistlichen Beistand" oder "ohne Empfang der Sterbesakramente", weil er "unvorbereitet" starb. Deswegen empfehlen ihn die Angehörigen besonders dem Gebet der Vorbeigehenden und hoffen, daß er – Requiescat In Pace - (trotzdem ?) "in Frieden ruhen möge". -Gottlob sieht der heutige Christ Tod, Gericht, Erlösung und Auferstehung und vor allem Gott in einem helleren Licht.

.....

Foto: Bildstöcke, Marterln, berichten oft von einem plötzlichen Unglück. Auf dem alten Kirchweg oben bei St.Peter zwischen "rotem Kreuz" und Gschwanderdobel starb ein Salzhändler vom Kandel 1806 unter seinem umgestürzten Wagen.

Der Dreisamtäler, vom 29. August 2002

   

 

32  Das Engländerdenkmal

Unsere Winter sind leider (?) , scheints, lange nicht mehr, was sie einst waren. Dennoch sei daran erinnert, daß noch 1964 der alte Weg von der "Halde" zur Schauinslandstation so zugeschneit war, daß am 1. April zwei Schneeräumer wie in einem Tunnel von verschiedenen Seiten her den Durchbruch zur Öffnung der Straße versuchten. Und Anfang der 5oger Jahre waren die Gäste des Haldenhotels für 14 Tage so total eingeschneit, daß sie nicht mehr aus dem Haus konnten. Mehr als 70 Menschen mußten damals das völlig eingeschneite Hotel wieder frei schaufeln. Schneestürme und Verwehungen gab es – und gibt es - zusammen mit Eisregen und riesigen Verwehungen, wohl auch heute noch. Aber doch nicht mehr im April? Da ist doch der Frühling im Tal längst eingezogen! Richtig ! Aber Pfarrer Lehrmann von Hofsgrund schreibt es in seinen Pfarrmitteilungen unter dem 17. April 1936 ganz anders:

Nach warmen schönen Frühlingstagen war der Winter mit heftigem Schneefall und Frost zurückgekehrt. Auf den Höhen schneite es den ganzen Tag ununterbrochen, der Schauinsland war in Nebel gehüllt und selbst bei St.Valentin (43om) lagen durch Schneetreiben 3o cm Neuschnee.

Das wurde den 27 englischen Schülern aus London und ihrem Lehrer, Mr.Keast, zum Verhängnis. Man muß wissen, daß der Schwarzwald für Engländer damals einen besonderen landschaftlichen Reiz hatte. Es gab ja in Freiburg längst eine englische "Kolonie", eine englische Kirche und Schule, und auch die an der heutigen Schwarzwaldstraße erbauten Sportstätten gehen auf Betreiben der sportbegeisterten Engländer zurück. Und so brachen an diesem 17. April 1936 27 Jungen zwischen 12 und 18 Jahren von der damaligen Jugendherberge Peterhof in Freiburg gegen 9 Uhr auf zu einer Wanderung, die von Günterstal aus über den Schauinsland nach Todtnauberg in die dortige DJH auf dem Radschert führen sollte. Trotz verschiedentlicher Warnungen durch Einheimische wegen des Wetters und vor allem wegen ihrer mangelhaften Ausrüstung und Kleidung wagten sie oder ihr Lehrer diese Wanderung. Sie fand oben am Schauinsland in den metertiefen Verwehungen des Schnees ein schreckliches Ende. An der Kapplerwand, also entgegengesetzt zu ihrer eigentlichen Richtung, hin zum heutigen Sonnenobservatorium, stapften die Jungen, völlig durchnäßt, orientierungslos und total erschöpft durch den Tiefschnee. Einige legten sich am Spätnachmittag in den Schnee und mußten vom Lehrer getragen werden. Erst abends gegen 2o Uhr kamen zwei junge Engländer aus der Gruppe, die für einen Augenblick das Abendglockengeläut in Hofsgrund gehört und deswegen den Weg talwärts gefunden hatten, völlig erschöpft im Dorf an und lösten mit ihrer Darstellung eine beispielhafte Rettungsaktion aus. 12 andere Jungen hatten inzwischen den Weg zum Dobelbauernhof gefunden, wo es bereits ein Telefon gab, mit dem man einen im Haldenhotel anwesenden Frankfurter Arzt herbeirufen konnte. Viele Dörfler beteiligten sich sofort mit Laternen, Stecken, Tee und warmen Decken daran, die jungen, z.T. bewußtlosen Menschen in den mannshohen Verwehungen zu finden. Aber für 5 junge englische Wanderer kam die Hilfe zu spät, sie starben an Unterkühlung und Schwäche nach mehr als 15 Stunden einer todbringenden Wanderung. In Hofsgrund trauerte die ganze Bevölkerung um die jungen Engländer. Sogar die Feier des "Weißen Sonntags" wurde verschoben. Engländerdenkmal.

1936- Zeit des Nationalsozialismus.- Dennoch (?) wurde 1938 den englischen Bergkameraden ein Denkmal gesetzt – von den Hofsgrundern und den Eltern der umgekommenen Schüler. Es heißt dort in schlichten Worten:

"27 englische Bergkameraden kamen am 17. April 1936 auf der östlichen nach Hofsgrund abfallenden Halde durch nächtlichen Schneesturm und Nebel in Bergnot".

Nach mehr als 6o Jahren (2oo1) und mitten im herrlichen Spätsommer betritt eine ältere englische Dame, Frau Margaret Udale, den Platz, an dem 1936 ihr Bruder Francis Bourdillon, Mitglied dieser englischen Wandergruppe, verunglückt ist. Kaum kann sie sich vorstellen, daß inmitten dieser herrlichen, warmen Herbstlandschaft -nahe bei den Höfen von Hofsgrund- durch Naturgewalt ein solches Unglück möglich war. -Der Lehrer und Führer der Gruppe, Mr. Keast, überlebte damals. Wie mag er mit diesem Geschehen vor seinem Gewissen zurecht gekommen sein? Hermann Althaus

Foto: Das "Engländerdenkmal" unterhalb des Schauinsland erinnert an die Katastrophe vom 17. April 1936, als 27 englische Schüler durch einen schrecklichen Schneesturm in Bergnot gerieten und 5 von ihnen dabei starben.

Dreisamtäler, 26. September 2002, S. 10, www.dreisamtaeler.de

   

 

33 Gipfelkreuze

Eine Wanderung auf den Belchen und ein Besuch auf dem Radschert
Seit es Menschen gibt, die daran glaubten, daß sie ihr Dasein höheren Wesen oder Göttern verdanken, finden wir Opferstätten und Altäre auf Bergen und Anhöhen. Moses empfing unsere 1o Gebote auf dem Berg Horeb, die Griechen glaubten, daß die Götter auf dem hohen Olymp wohnten, die Römer erbauten ihre Tempel auf einem der 7 Hügel Roms, eine Fülle von christlichen Wallfahrtsstätten liegt auf Anhöhen– alle Kulturen umgaben die höheren Berge mit geheimnisvollen Mythen. Es blieb dem italienischen Dichter und Humanisten Petrarca Mitte des 14. Jahrhundert vorbehalten, vom Papstpalast in Avignon aus den "mons ventuosus" (Mont Ventoux) zu besteigen und als einer der Ersten von der Schönheit der Landschaft aus der Höhe zu berichten. Seitdem sind die Gipfel Ziel und Orientierungspunkt zahlloser Wanderer und Naturfreunde. Je höher man steht, desto erhebender bemerkt der empfindsame Mensch im Wind den Atem des Schöpfers, fühlt sich näher am Himmel und bei Gott, wird still im Herzen und gewinnt Abstand von den kleinen Dingen des Alltags.

Ein solcher Berg bei uns ist sicher der Belchen mit seinem weiten Blick hinüber zu den Vogesen oder zur Kette der schneebedeckten Alpen. Auch hier steht ein Kreuz, mit Eisen befestigt, damit der Wind es nicht breche. Ein christliches Zeichen weit über das Land! Symbol auch für die Menschen dieser Landschaft, Dank an den Schöpfer!

Der Belchen - ein besonderer Berg!
Die Kelten, die von England über Frankreich bis Kleinasien siedelten, die schon einige Jahrhunderte vor Christi Geburt unsere Gegend bewohnten und auch die Fluchtburg Tarodunum/Zarten anlegten, hatten vermutlich bereits dort oben ihren Altar, auf dem sie ihren Sonnengott Belenus (und Belena, eine Quellgöttin?) verehrten. Sie gaben dem Berg wohl den Namen. Aber "Belchen" gibt es mehrere (5) in unserem Dreiecksland zwischen Schwarzwald , Schweizer Jura und den französischen Vogesen. Diese Eigentümlichkeit regte 198o den Lörracher Lehrer Walter Eichin zu einer Theorie an, die man heute das "System der Belchenberge" nennt und die eine verblüffende Erkenntnis bedeutet. Die keltischen Priester, die Druiden, waren nämlich ausgezeichnete Astronomen, berechneten den Sonnenkalender und konnten genaue Vermessungen anstellen, wie man von Stonehenge in England oder Carnac in Frankreich weiß. Der Lehrer Eichin also vollzog deren (komplizierte) Berechnungen nach und stellte folgendes (
hier in vereinfachter Form) fest:

Vom Elsässer Belchen (Ballon d` Alsace) aus erfolgt der Sonnenaufgang zum Mittsommer (ca.22.6.) über dem kleinen Belchen (Petit Ballon), -zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche (21. 3. und 23.9. =Äquinoktien) aber geht die Sonne über dem Schwarzwald-Belchen auf, -und zur Mittwintergleiche ( ca.22.12.) erscheint "der Sonnengott Belenus" über dem Jura-Belchen (Bölchenfluh).

Wenn diese "Belchentheorie" stimmt, wäre damit einerseits das Rätsel des so häufig vorkommenden Namens "Belchen" gelöst, andrerseits ist damit aber ziemlich sicher geworden, daß die Kelten auf den genannten (heiligen) Bergen ihrem Sonnengott Belenus ihre Opfer dargebracht haben, so daß es nicht verwundert, daß auch die Christen diesen besonderen Ort mit dem Kreuzeszeichen schmückten. Ob allerdings auf diesem Berg auch geheime Energieströme fließen, wie mancherorts behauptet wird, mag dahingestellt bleiben. Erhebend ist der Berg allemal.

Jakobus-Statue auf dem Radschert bei Todtnauberg

Blick von der Jakobus-Statueauf dem Radschert nach Süden zu den Alpen am 10.1.2006
 
Ein Gipfelkreuz ganz anderer Art findet der Wanderer bei Todtnauberg oben am Radschert auf der Anhöhe wenig hinter der Jugendherberge. Es ist erst 1988 auf Betreiben des Pfarrers Körner von der katholischen Todtnauberger Jakobus-Gemeinde errichtet worden und trägt an der schlanken Granitsäule eine kleine Statue des Hl. Jakobus, der die Menschen des Mittelalters so sehr in seinen Bann zog, daß sie, wie auch heute wieder, bis nach Santiago de Compostella wanderten. Der Heilige ist an seinem Krempenhut mit der Jakobsmuschel, dem Stab und der Kürbisflasche leicht identifizierbar, sein Blick ist nach Süden gewandt auf den Weg, der vor jedem pilgernden Menschen liegt. Rund um den schlanken Kreuzesstamm sind die 4 Evangelistensymbole zu erkennen, der Stier (Lukas), der Löwe (Markus), der Adler (Johannes) und der Engel (Matthäus). 12 goldene Sterne sollen an ein geeintes Europa und das christliche Abendland erinnern, deuten aber auch auf die 12 Stämme Israels im Alten Bund hin oder auf die 12 Apostel den Neuen Bundes. Im Schnittpunkt der Kreuzbalken erkennt man statt eines Gekreuzigten den thronenden Auferstandenen in der Mandorla, der weit über das Land schaut. Eine Tafel gibt weitere Erklärungen über den Künstler (Michael W. Huber, Oberkirch) und seine Intention. Am Fuß der Kreuzessäule liest man in goldenen Lettern weitere erklärende Hinweise.

Hermann Althaus, Dreisamtler vom 17.10.2002, S. 11

Bildtext Nr 58. Das Gipfelkreuz auf dem Belchen trotzt Wind und Wetter: ein Symbol für ein christliches Land. Mit dem Hintergrund der Schwarzwaldberge bis weit hin zur Alpenkette ist es ein beliebtes Fotomotiv.

Foto: Hermann Althaus

Und/Oder Nr. 59

Das Kreuz hoch oben auf dem Radschert oberhalb von Todtnauberg ist ein Hinweis für den pilgernden Menschen: der Weg ist schon das Ziel. Es wurde 1988 zum Gedenken an die Jakobuspilger nach Santiago de Compostella errichtet. Foto: Hermann Althaus

   


34  Ein Gedenkstein auf dem Notschrei
: 13. November 1848

Das Wiesental erhofft den Anschluß

Beim Waldhotel "Notschrei" auf dem Weg hinunter ins Wiesental und nach Todtnau kann man eine Gedenkpyramide, ein Kleindenkmal, finden, das an die Zeit bitterer Armut Mitte des 19. Jahrhunderts, an ein echtes "Notstandsgebiet" erinnert. Kaum einer der vielen Skiläufer, die heutzutage im Winter von der gegenüberliegenden Langlaufloipe aus ihre Runden drehen, nimmt sich Zeit, einen Blick auf das kleine Denkmal aus dem Jahre 1848 zu tun, auf dem die Dankbarkeit der Bevölkerung für den Bau der neuen Straße zum Ausdruck kommt. Hier kann man lesen:

Nach dreißigjährigen erfolglosen Bitten bei der Hohen Regierung und allen Landtagen um diese Straße wurde endlich auf den im Hungerjahre 1844 erfolgten Notschrei der Gemeinden dem tief gefühlten Bedürfnisse dadurch abgeholfen, daß S.K.H. der Großherzog die Sache an die Direktoren der Forstdomänen und Bergwerke überwies, deren Direktor, das Bedürfnis in seiner ganzen Größe erkennend, die Ausführung dieser Straße dem Bezirksförster Gerwig übertrug, welcher die Einleitung dazu traf und sie nachher zweckmäßig ausführte. Daher den beiden Männern dieser Dank.

Das Wiesental: ein Notstandsgebiet

Daß es hier oben im Gebiet des alten "Erzkasten" und unten im Todtnauergebiet in frühester Zeit (13.Jh.) einmal einen "Silberweg" (Todtnau-Schauinsland-Oberried-Freiburg) gegeben hat, auf dem die Erztransporte zu Tal und in die Freiburger Münze geschafft wurden, kann die Bergbaugeschichte nachweisen. Nicht umsonst weisen zwei Fenster im Freiburger Münster auf den alten Bergbau hin. Aber über den genauen Ausbau und Verlauf dieser Straße rätselt man weiterhin. Der Bergbau war im Wiesental bereits länger unrentabel geworden, die Landschaft verarmt. Im 19. Jahrhundert hatten die Dörfer, die der ehemaligen Talvogtei Todtnau unterstanden, über 30 Jahre lang um eine bessere Anbindung an das Dreisamtal und nach Freiburg gekämpft, bis endlich der "Notschrei" der Wiesentäler bei Seiner Königlichen Hoheit, dem Großherzog Leopold von Baden, in Karlsruhe Gehör fand. Am 13. November 1848 wurde die "Notschreistraße" eröffnet. Sie erfüllte endlich die Wünsche der im Wiesental lebenden Bevölkerung mit ihrer Kleinindustrie von Holz- und Bürstenwaren, Strohschuhen, Hüten und Spinnwaren, Gebrauchsgegenstände, die bis dahin in mühsamer Anstrengung in der "Kiepe" auf dem Rücken nach Freiburg und in die während der Industriealisierungsphase schnell wachsenden Städte wie Mannheim oder Karlsruhe getragen werden mußten. Nur dort aber gab es Absatzmärkte und Verdienstmöglichkeiten für die Not leidenden Heimarbeiter mit ihren Produkten. Und 1844 war, witterungsbedingt, ein furchtbares "Hungerjahr", das andernorts ( und auch bei uns) die Menschen zur Auswanderung zwang.

Schließlich war man durch die Enge der Täler abgeschnitten von den Entwicklungsmöglichkeiten, die sich ab 184o langsam und dann (ab 187o) in rasantem Tempo durch die sog. Industriealisierung auch in Baden vollzogen. In einer einzigen Lebensphase von gut 3o Jahren vollzog sich ein Umbruch von der Agrar- in eine Industriegesellchaft, die sich in den Ballungsräumen von Mannheim, Pforzheim und Karlsruhe sammelte. Mannheims Bevölkerung vervierfachte sich beispielsweise, die von Freiburg wuchs um ein Drittel zwischen 1871 und 1914. Die durchschnittliche Lebenserwartung stieg von 28 Jahren (1871) auf 45 Jahre (1914), dadurch stieg auch die Anzahl der badischen Bevölkerung von 1,3 Mio (1855) auf 2,14 Mio (1914) (*).Verbesserte Hygiene und medizinische Erkenntnisse, Fruchtwechselwirtschaft, Kunstdünger und mechanische Geräte konnten diese Bevölkerung ernähren, in den entstehenden Fabriken gab es genügend Arbeit, in den Städten war Bedarf an Gebrauchsgütern, wenn- ja wenn man die Möglichkeit hatte, an der boomenden Wirtschaft teilzuhaben. Deswegen wollten viele Kleinbauern und Wanderverkäufer, die in den Städten Erwerbsmöglichkeiten gefunden hatten, wenigstens als Wochenend-Pendler wieder heimkommen zu ihren Familien. Auch dazu war die Notschreistraße notwendig. Deswegen also dieser "Notschrei"!

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Person des Großherzoglich- Badischen Forstinspektors Friedrich Julius Gerwig (1812-1875), des eigentlichen Planers und Erbauers der Notschreistraße. Er ist ein Vetter des Erbauers der Schwarzwaldbahn, Robert Gerwig, damals auch Direktor des heutigen Uhrenmuseums in Furtwangen. Als Bezirksförster war F.J.Gerwig 1838 von Sulzburg nach Oberried versetzt worden in den "beschwerlichsten Forstbezirk", dessen Verwaltung in den Ökonomiegebäuden des 18o7 in das Eigentum des badischen Staates übergegangenen Wilhelmiten-Klosters untergebracht war und heute das Gasthaus "Hirschen" darstellt. Er war der Urgroßvater der in Kirchzarten bekannten Heimatdichterin Erika Ganter-Ebert (Giersbergspiel mit dem Ritter "Kuno von Falkensteig"), deren Nachfahr mit Dr. Hans Ganter, ebenfalls Forstdirektor im Ruhestand, bis zu seinem Tod im Mai 2oo2 in Kirchzarten lebte. In den im Familienbesitz befindlichen Tagebuchaufzeichnungen liest man: "Der Bau der Straße ist Lebensfrage des hinteren Wiesentales. Sie dient nicht nur der Industrie, sondern ganz besonders den Taglöhnern und Holzhauern, die ihr Brotmehl von Freiburg beziehen auf der schlechten Straße. Als wir mit dem "Nivellement" an der fraglichen Straße beschäftigt waren, war gleiche Freude und Jubel bei den reichen Fabrikherren wie in der ärmsten, bescheidenen Hütte, und wir waren mehrfach Zeuge, wie alten Greisen Tränen der Freude über die Wangen liefen".

Für Gerwig, der körperlich nicht besonders widerstandsfähig war, bedeutete es die größte Schwierigkeit, in kürzester Zeit die auf geringer Entfernung um 7oom ansteigende Straße so zu planen, daß auch Pferdefuhrwerke mit entsprechenden Lasten die Steigung überwinden konnten, bzw. bei der Talfahrt den Schub der Langhölzer zu halten imstande waren. Deswegen waren viele Kurven notwendig und die Talenden auszufahren, wie man heute noch feststellen kann.

Es finden sich bei Gerwigs Notizen aber auch andere Einträge, die sich auf die Zeit der 1848ger Revolution und die Freischärler um Hecker und Struve beziehen. Dort heißt es: Die Straße ..konnte nicht fertiggestellt werden. Die üble Witterung, ferner der bekannte räuberische Freischärlerzug brachte Störung in das Geschäft, zumal da die verjagten Freischärler einige Zeit bewaffnet in jener Gegend herumstreiften". Auch Oberrieder Bürger müssen sich an den Unruhen in diesem Gebiet beteiligt haben, denn die Gemeinde wurde später mit 9oo Gulden zu den Kosten der "Unterdrückung" des Aufstandes herangezogen.

Gerwig hatte sogar persönlich unter den Auswirkungen der Revolution zu leiden: Als die preußischen Truppen die 48ger Revolution bereits niedergeschlagen hatten und auf Freiburg vorrückten, sollte er wegen seiner eher liberalen Anschauungen verhaftet werden und mußte am 23. Juni in die Schweiz fliehen, da er durch einen Bauern (oder den Forstgehilfen Johann Lang ?) noch gerade rechtzeitig gewarnt worden war. So fanden ihn die 7 Männer der Freiburger radikalen Bürgermiliz bei der Hausdurchsuchung nicht und zogen nach 2 Tagen erfolglos wieder ab.(**)

Jedenfalls stellte Gerwig – obwohl er wegen seiner instabilen Gesundheit eine Versetzung nach Ottenhöfen bereits in der Tasche hatte- die Straße zwischen der Hohen Brücke und dem "Steppweg" bei Muggenbrunn jetzt noch fertig. Zur Einweihung wurde der Gedenkstein errichtet und ein großes Programm mit vielen Punkten zusammengestellt, zumal der Großherzog Leopold sein Erscheinen zugesagt hatte: Reden, Festessen, Umtrunke, Musikdarbietungen, Böllerschüsse waren geplant. Aber alles war umsonst: -wegen hohen Schnees fiel die Einweihung der Notschreistraße aus: - am 13. November 1848!

Bereits 1862 wurde die "Wiesentalbahn" von Basel nach Schopfheim gebaut. Badische und Schweizer Privatleute schlossen sich damals zusammen, um diese Bahn aus privaten Mitteln zu finanzieren. Der Bau dieser Bahnstrecke hatte ebenfalls allergrößten Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region im Wiesental.

Nachdem sich die wirtschaftliche Situation im südlichen Schwarzwald durch den Bau der Notschreistraße beträchtlich gebessert hatte, errichtete auf der Passhöhe von 1121 Metern der Todtnauer Metzgermeister Adolf Asal im Jahre 19oo recht wagemutig sein " Kurhaus Waldheim", das er und seine Familie für lange Zeit zu einem anspruchsvollen Hotel ausbauen konnte, das bis in die Gegenwart floriert und schon seit der Gründungszeit im Gästebuch auch die Namen von internationalen Persönlichkeiten festhält. Hier oben befand sich ja anfangs die Pferdepost-Haltestelle von Freiburg nach Todtnau, später brachten die Postbusse Sommer- und Wintersportgäste in den Ausflugs- und Wanderbereich um Schauinsland und Feldberg. 1945 nistete sich die französische Besatzungsmacht auf dem Notschrei ein, das Hotel brannte 1995 ab, konnte aber ein Jahr später mit verbessertem Angebot wieder in Betrieb genommen werden.

Vielleicht erinnert man sich nächstens bei der Fahrt in den Winterschnee oder zur Wanderung in die Blumenflora des Frühlings daran, welche imponierenden straßenbautechnischen Leistungen: Erdbewegungen, Anlagen von Serpentinen, Ausgleich von Höhenunterschieden, Felsabtragungen usw. durch den Kirchzartener Forstmeister Gerwig nötig waren, bis am 13. November 1848 der Großherzog Leopold diese Notschreistraße – wegen des Schnees eben nicht- der Öffentlichkeit übergeben konnte.

(Zahlen aus: Wolfgang Hug:Geschichte Badens, Theiss, 1992, S.273 ff)

(** Claudius Haitz hat zu diesem Thema im Rahmen seiner Forschungen über die "Revolution im Dreisamtal" (ebenfalls an dieser Stelle) einen interessanten Beitrag geschrieben, aus dem einige Hinweise übernommen wurden.)

Bildtext 6o a und b: Ein Gedenkstein auf dem "Notschrei" erinnert an den Bau dieser Straße (1848) , die für das Wiesental den Anschluß an Freiburg bis Mannheim und die beginnende Industriealisierung brachte. Der Forstmeister Gerwig (Bild b) von Kirchzarten hatte entscheidenden Anteil daran.

   

 

35  Kreuze in der Gemeinde Buchenbach und im Wagensteigtal

Die Gemarkung der Gemeinde Buchenbach reicht über das untere Wagensteigtal hinüber in das Höllental, ehemals Ortsteil Falkensteig, und stößt mit Nesssellachen bis an das Breitnauer Gebiet. Im Jahre 1769 hat sich der Ort vom Kirchspiel Kirchzarten losgelöst und bildet jetzt zusammen mit Wagensteig und Unteribental eine eigenständige Gemeinde, in der sich sowohl die Burgruine Wiesneck (endgültig von Franzosen zerstört 1644) als auch ein ehemaliges Wasserschloß von 1669 befindet, in dem zeitweilig die Herren von Wittenbach wohnten. Hoch über dem Dorf steht die kleine Kreuzbergkapelle von 1892, von der aus man das ganze Dreisamtal überschauen kann. Drei Täler wurden in Buchental durch die Gemeindereform von 1976 vereint: Ibental, Höllental und Wagensteigtal. In jedem der Täler finden sich schöne Hof- und Wegekreuze, die alle aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würden.

Fährt man mit dem Fahrrad von Burg-Birkenhof oder vom Bahnhof Himmelreich unter der Höllental-Bahn hindurch nach Buchenbach und ins Wagensteigtal, sieht man direkt am Radweg das zum alten Jockeleshof (von 1693) gehörende gepflegte Steinkreuz, das von Josef Zipfel und seiner Ehefrau Maria Steinhart ca. 1898 gestiftet wurde. Die Inschrift auf dem Sockel findet sich im Dreisamtal des öfteren: Was will das/ Kreuz, das hier am/ Wege steht, es will dem Wan/ derer der vorübergeht/ das große Wort/ des Trostes sagen der/ Herr hat unser Schuld/ getragen. Eine gebrochene Rose auf dem Sockel erinnert vielleicht an einen vorausgegangenen Todesfall. Auch seitwärts kann man einen weiteren Text ahnen, der aber nicht mehr zu entziffern ist.

Auch vor dem auf der anderen Straße gelegenen Eingang zum schönen Jockeleshof (Abzweig Wiesneck) befindet sich ein kleines Holzkreuz, vor allem aber bietet der Hof heute noch die 5 wichtigsten Teile eines typischen alten Schwarzwaldhofes: Wohnhaus, Stallung, Remise für die Gerätschaften, Backhaus, "Libding" (Altenteil) und Kapelle. Bemerkenswert an diesem Hof ist die Bauinschrift, die besonders schön geschrieben ist: Jerg Zerner, Vogt zu Wiesneck / Maria Gedtri Anno 1693/ Das Haus stett in gottes Handt/ Zu Jesus Maria Josef ist es gena (nn)dt. Nachdem die Bäume um die Ruine Wiesneck im Auftrag des Besitzers Herrn v. Gayling 2oo1 frei geschlagen wurden, kann vom Jockeleshof aus einen ersten Blick auf die alte Burg werfen, deren Mauerreste durch einen Freundeskreis neuerlich gerettet werden sollen.

Kaum 3oo Meter weiter links gelangt man zum typischen "Zartener Haus", dem "Ruhenhof" ( Ruhhansenhof von 1788), der heute ebenfalls zum Besitz Herrn v. Gaylings (Ebnet) gehört. Gegenüber befindet sich ein verfallendes Kreuz aus dem Jahr 1816 mit der kaum noch leserlichen Inschrift: DISES KREITZ HAT ER AUFRICHTEN LASEN JOSEPH PFAF UND MARIA B.... EHEFRAU ZU EHRE GOTES UND SEIN HEILIGES LEITEN UND STERBEN IM JAHR 1816.

Der Ruhhansenhofbauer Joseph Paff (*1785, +1844) war in 1. Ehe mit Magdalena Zähringer (*1776, +181o) verheiratet gewesen, heiratete aber nach nur 3 Monaten die Kirchzartenerin Maria Begelsbacher, damit seine 4 Kinder aus erster Ehe wieder versorgt wären. Die Inschrift ließe sich also entsprechend restaurieren.

Obwohl das Steinkreuz, das zwischen zwei Ahornbäumen Ende der 6oger Jahre vom Sturm zerschlagen wurde und 1969 auf dem Steinsockel mit Holzbalken neu errichtet wurde, bedarf es, wenn man die Tradition pflegen möchte, dringend einer Restauration, zumal der zugehörige Hof mit seiner typischen Bauart eine Besonderheit in der Architektur der Bauernhäuser darstellt. Nicht umsonst findet man z.B. dieses sogenannte "Zartener Haus" im Nationalmuseum von Nürnberg eigens ausgestellt. Freiherr v. Gayling als Besitzer hat eine Restaurierung unlängst nicht abschlägig beschieden... Man darf hoffen!

Wenig weiter links längs der Hauptstraße kann man an der Straßengabelung den seit 1651 bestehenden "Schupphof" der Familie Kienzler bewundern, der bis 1887 auch Schankrecht hatte und "zur Taube" hieß. Es wird einem hier erst so recht bewußt, wie viele steinalte und mächtige Bauernhäuser in unserm Tal gottlob noch vorhanden sind und einen eigenen, der Landschaft angepaßten Baustil hinterlassen haben. Über das renovierte Kreuz vor dem Hof, zum Andenken an drei im 2. Weltkrieg gefallene Söhne errichtet, wurde bereits an anderer Stelle berichtet (Nr. 15 ).

Weiter hinein in den Ort Buchenbach findet man ein schlichtes Holzkreuz beim "Vogtshof" der Familie Eckmann aus dem Jahre 1953. Über dem Hauseingang liest man: R.E. 1895 M. Sch. (Andreas Eckmann und Maria Schwär) und sieht in einem "Känsterle" über der Tür eine "Heilige Familie", umgeben von einem Blütengerank, das eine Trachtennäherin aus St. Peter kunstvoll nähte. Nur 1oo Meter weiter bei der Metzgerei Otto Löffler steht rechter Hand ebenfalls ein schönes Holzkreuz, mit Rückwand, Walmdächle und Schindeln, das jederzeit gepflegt ist.

Im Innerort von Buchenbach an der Kirchhofmauer der zu Ehren der Heiligen Blasius und Agatha errichteten neugotischen Kirche (Umbau um 19oo) findet man auch das Grab des Buchenbacher Pfarrers Eugen Hirt (19o2 – 1973). Die hölzerne Grabstele ist insofern eine Besonderheit, als sie Christus, den Auferstandenen, mit einer Königskrone, nicht mit der Dornenkrone der Gotik, und völlig bekleidet darstellt. Das eigentliche steinerne Friedhofskreuz, "ERRICHTET VON DEN GUTTHÄTERN DIESER PFARREY UNTER DER PFARRVERWESUNG DES JOSEPH FRENDLE DEN 22.April 1826" gibt allen Trauernden Trost mit dem Psalmwort: Aus der Tiefe rufe ich zu Dir, neig dich Gott, herab zu mir (Ps. 29). Im Schaft befindet sich ein Kelch mit einer Hostie darüber, aber am Kreuzbalken-Ende sieht man auch den Kopf und Knochen des "Alten Adam", den der "Neue Adam", Christus, im Tod überwunden und zur Auferstehung geführt hat. – Eine alte Symbolik!

Längs der Hauptstraße fahrend muß man an der Kreuzung Hauptstraße/ Schloßhofstraße schon genauer hinschauen, um das schön renovierte Arma-Christi-Kreuz zu beachten, das ursprünglich zum Kapphof gehörte. Hier wurde früher an Fronleichnam eine der Prozessionsstationen gehalten. Ein ebenso schönes und erst unlängst restauriertes "Arma-Christi-Kreuz" findet man vor dem "Hitzehof", ein wunderschönes Kreuz, das einst an der Hauswand der alten Mühle hing, die sich vor dem Haus befand und deren Wassergraben man heute noch ahnen kann. Dem Abbruch der Mühle wurde vom Landesdenkmalamt nur stattgegeben, wenn dieses Kreuz, das eine ganze Passionsgeschichte enthält, an entsprechender Stelle wieder errichtet würde. Der Besitzer nahm den neuen Kreuzbalken aus dem eigenen Wald, der einheimische Bildschnitzer Scherer vollzog die Restauration. - Ein "Arma-Christi-Kreuz", Zierde für Haus und Gemeinde!

Wiederum 3oo Meter weiter hinein ins Wagensteigtal und auch wieder rechts steht am Diezendobelweg inmitten einer Wiese ein Kreuz, das gerade 1oo Jahre alt geworden ist und damals von der Firma Rösch aus Pfaffenweiler gearbeitet wurde. 1o Meter daneben sieht man auch den Bildstock vom Albrechtenhof der Familie Schuler. Dem Kruzifixus fehlt leider der linke Arm, er soll aber demnächst restauriert werden. Leider, - zugegeben- sind solche Reparaturen sehr teuer, und die Zuschüsse des Landesdenkmalamtes fließen spärlich. Aber der wunderschöne Bildstock aus dem Jahre 1716 mit der Bildnische aus gelblichem Sandstein, die Kreuzigung darstellend mit Maria und Johannes, vor allem darunter die seltene Darstellung des Hl. Michael mit Feuerschwert und Seelenwaage, sind, wie man auf der Rückseite unter dem N.Sch. und IHS 1997 liest, bereits restauriert worden. N. Sch. ? Norbert Schuler ! Er war gefährlich krank nach einem Zeckenbiß! Hängen wiedererlangte Gesundheit und Restaurierung des Bildstocks zusammen? Die Eltern jedenfalls sehen es so!

Würde man weiter ins Wagensteigtal fahren, so fiele dem aufmerksamen Beobachter gewiß das beim ehemaligen "Falkenhof" stehende (ca. 1995 abgetragen und heute im Vogtsbauernmuseum) steinerne Hochkreuz mit den besonders schönen reliefartig dargestellten Arma-Christi von 1787 auf, das im Sommer wegen des starken Laubes kaum sichtbar ist. Vorbei am Holzkreuz (1975) des Vogtsbauernhof, Geburtsstätte des Freiburger Erzbischofs Saier, gelangt man noch weiter hinauf bis zu den nahezu gleichen Steinkreuzen vom Saier- und Metzgerhof weiter hinten im Tal, 1896 und 1897 gestiftet vom ledigen Bernhard Ruh, aber mit verschiedenen Inschriften .

Man kann sein Rad aber bereits, am Albrechtenhof mit seinem großen, auf einer Holztafel gestalteten Hausspruch vorbei, hinauf zum Zipfelhof (mit neuem hölzernen Hofkreuz: H + A Saier, 1995) schieben, um nach dem Wasserreservoir rechts nahezu ohne Steigung auf die Höhe der Kreuzbergkapelle zu gelangen. Die dortige Kapelle sieht man bereits weithin auch aus dem Tal. Aber der Blick von hier oben übertrifft noch die Erwartungen, man hat einen herrlichen Blick über Buchenbach und das ganze Dreisamtal. Das wußte wohl auch Pfarrer Weiss, der seit 1886 Seelsorger in Buchenbach und später (ab 1898) Pfarrer von Kirchzarten war. Aber er hatte offensichtlich große Probleme mit seiner Gesundheit, "so daß ihm der Arzt empfahl, täglich eine anstrengende Wanderung zu unternehmen"(*) und etwas "Handfestes" zu schaffen. Und so ließ er mit der freiwilligen Unterstützung seiner Gemeindeglieder auf dem Gelände des Hitzenhofbauern Josef Ernst den Kreuzweg bauen hinauf auf den Winterberg, mit 14 Stationen, an dessen Ende das Kreuz steht, auf dessen Sockel man liest: Der Kreuzweg ist des Christen Bahn/ und ich der Hirte geh voran/ Wer den Kreuzweg nicht erwählt,/ Wer sich nicht zu mir gesellt/ Wer ohne Leiden hier will sein / Geht nicht mit mir in ` Himmel ein. Und auf der anderen Seite des Sockels liest man: Wenn ich erhöht sein werde von der Erde, will ich alles an mich ziehen. Joh. XII, 32. - In der 1892 errichteten Kapelle finden während des Jahres des öfteren Bittgottesdienste und Andachten statt. Die Fenster im Innern der Kapelle zur Mater dolorosa sind übrigens vom bekannten Freiburger Künstler Fritz Geiges geschaffen, der damals auch im Freiburger Münster arbeitete.

Der Buchenbacher Pfarrer Weiss, der durch diese "handfeste" Arbeit von seiner Depression (?) geheilt wurde, hat die Kreuzwegstationen symbolisch in die vier Himmelsrichtungen setzen lassen. Während die ersten Skulpturen in den Nischen aus einer Terrakottafabrik in Lyon kamen (1888, **), wurden die notwendigen Restauraturen vom Vöhrenbacher Künstler Wolfgang Kleiser 1989 hergestellt, einem Künstler, der sich sowohl in Mailand (Schutzmantelmadonna) als auch in USA (St. Louis: -hier Krippenfiguren) betätigen durfte.

An der freien Rückwand der Kapelle ist unter einem "Dächle" eine fast lebensgroße "Schutzmantelmadonna" (Gips) angebracht. Unter ihrem weiten Mantel bitten ein Bauer und ein Soldat um ihren besonderen Segen. Wer mag sich während des 1. Weltkrieges mit diesem Soldaten identifiziert und die Madonna aus Dank gestiftet haben? Einem "on dit" zufolge waren es die Eltern der eingezogenen Söhne vom Schupphof und vom Zipfelbauernhof.

(* Franz Kern: das Dreisamtal mit seinen Kapellen und Wallfahrten, 1985)
(** vgl. Dieter Sommer: Kreuzwege in Freiburgs Umgebung, 1992 )

 

Bildtext Nr.61a

Eine seltene Darstellung– unter der Kreuzigungsszene noch einen Hl. Michael als Seelengeleiter- findet sich auf einem Bildstock in Buchenbach am Diezendobel.

61 b: Vom Kreuzberg in Buchenbach, auf den 14 Stationen hinaufführen, gibt es eine herrliche Sicht über das Dreisamtal. Der Kreuzweg wurde 1888 vom Pfarrer Weiss errichtet; durch körperliche Arbeit überwand er seine Depressionen.

     

 

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