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>Wegekreuze20 Die Artikel sind in der Reihe "Wegekreuze
in der Region" in DER DREISAMTÄLER erschienen.
20. Das Kreuz an der Brugga Richtung Neuhäuser. An der Brücke über die Brugga, von Kirchzarten in Richtung Neuhäuser, findet man ein Holzkreuz, das ursprünglich zum „Bartelshof" am Engelberg gehörte, aber „schon immer" in der Nähe des alten „Tannenhofes" stand. Es wurde 196o von Gerhart von Ruckteschell im Auftrag der Familie Roedemaier renoviert, eine weitere Reparatur wurde 1995 notwendig und von Frau Ganter veranlaßt. Schließlich übernahm der Schwarzwaldverein Neuhäuser die Wiederaufrichtung. Das Kreuz hat heute eine andere Überdachung und einen anderen als den ursprünglichen Hintergrund. Für manche Betrachter mag auch der Korpus ein wenig befremdend sein, weicht er doch von der gängigen Darstellung unserer Kruzifixe ein wenig ab. Dieser Christus ist zwar tot, aber kein Leidender. Er hängt nicht am Kreuz sondern scheint aufrecht davor zu stehen. Er schaut den Betrachter auffordernd an. Seine Arme sind in Schulterhöhe weit ausgebreitet, seine Hände sind wie Schalen geöffnet, die Füße sind nicht übereinander gelegt, sondern stehen nebeneinander. Er trägt zwar eine Krone, aber es muß nicht eine Dornenkrone sein. Statt des bekannten nach links geknoteten Lendentuchs ist er mit einem kurzen Rock bekleidet. Darstellungen dieser etwas anderen Art von Kruzifixen finden sich abgewandelt auch am Kreuz unterhalb des Giersbergs am Friedhofsparkplatz (Familie Pfaff, Albert Sackmann,1969) oder auch an der Kirchenmauer am alten Friedhof (Pfarrer Zimmermann ). Sie stehen aber in einer alten Tradition aus der Romanik. Die ersten Christen verwendeten nämlich eigentlich noch kein Kreuz mit einem Korpus daran, galt doch die Kreuzesstrafe im römischen Staatsgebiet als entehrende Schande für Hochverräter und Mörder. Wer wollte schon einen solchen gekreuzigten Gott haben und verehren? Erst als der spätere Kaiser Konstantin „in diesem Zeichen" (312 in Rom an der Milvischen Brücke) gesiegt hatte („in hoc signo vinces!"), und nachdem seine Mutter Helena das Kreuz Christi glaubte gefunden zu haben (32o) und schließlich, nachdem das Christentum zur Staatsreligion durch Kaiser Theodosius (379) erhoben worden war, -da erst beginnt man auch den Gekreuzigten darzustellen. Aber er ist ein junger Mann, meist bartlos, aufrecht vor dem Kreuz stehend, die Arme weit ausgebreitet, um die ganze Welt zu umarmen, sein Leiden ist überstanden, fast in Siegerpose als Überwinder des Todes stellt man ihn dar,- vor allem- er trägt keine Dornenkrone, sondern, wenn überhaupt, dann eine Königskrone. Nur so, als Sieger über das Leid und den Tod, konnte er auch den Germanen nahe gebracht werden. Der Heiland ist „Christkönig". Diese Vorstellung aus der Romanik vom Christus als Sieger über den Tod könnte den Künstler der oben genannten drei Bildstöcke inspiriert haben. Das Kreuz an der Brugga in Richtung Neuhäuser weicht ein wenig von der gewohnten Form der Kreuzigungsdarstellungen ab: Vielleicht ließ sich der Künstler (v.Ruckteschell) mehr von der romanischen Vorstellung leiten: Jesus als Sieger über den Tod in der Auferstehung. Das schöne Kreuz am Giersbergparkplatz wurde von der Gemeinde Kirchzarten, Maria Pfaff und Albert Sackmann gestiftet. Der Korpus gibt die religiöse Auffassung der Romanik wieder: Der Gekreuzigte –mit ausgebreiteten Armen die Welt umspannend.
21 Dankeskreuze nach wiedererlangter Gesundheit Der Kirchzartener Steinmetz Rudolf Kleiner schuf ein modernes Kreuz Auf dem Weg von Kirchzarten Richtung Engenberg, Neuhäuser, Fischbach und Kappel findet man wenig entfernt vom Ortskern ein vom viel zu früh verstorbenen Steinmetzmeister Rudolf Kleiner gearbeitetes modernes Kreuz aus rotem Sandstein. Unter der Birke lädt eine Bank zum Verweilen ein, man hat eine sehr schöne Aussicht über das Tal in Richtung Freiburg. Am 5. Februar 1970 schreibt Frau Amalie Meder geb. Dilger an den Gemeinderat von Kirchzarten wegen der Neuerstellung dieses Wegkreuzes an der Neuhäuser Straße:: „Oben genanntes Kreuz ist eine Stiftung anläßlich der Wiedererlangung der Gesundheit nach schwerster Erkrankung im Jahre 1877. Die Betreuung lag immer in Händen der Familie Dilger aus Neuhäuser (Anwesen Osswald). Seit dem Jahre 1923 oblag mir die Verpflichtung , das Kreuz in Ordnung zu halten. Durch Witterungs- und Kriegseinflüsse hat das Wegkreuz so gelitten, daß es nicht mehr renoviert werden konnte." Ein Zuschuß durch die Gemeinde wird genehmigt, das Kreuz wird 197o in Stein neu aufgerichtet. Rudolf Kleiner hat im Schnittpunkt der gedrungenen Balkenarme des 1,8o hohen Steinkreuzes in einem Kreisrund die Köpfe dreier Personen untergebracht. Diese sind einander zugewandt. Ein großer Schleier umfängt den Christuskopf in der Mitte und die beiden unter dem Kreuz stehenden weinenden Personen. Sind es die „weinenden Frauen" oder Maria und Johannes unter dem Kreuz? Eine der beiden Figuren hält die Hand vor die Augen, sei es, daß sie trauert oder daß sie den schmählichen Tod des „Königs der Juden" nicht wahrhaben will? Auf jeden Fall stehen die drei Köpfe in ganz enger, liebender Beziehung zu einander und regen den Betrachter zur Auseinandersetzung an. Auf der Vorderseite des Kreuzes lesen wir: Was will/ das Kreuz/ das am Wege/ steht+ will dem Wande/ rer, der hier/ vorüber geht/ das grosse/ Wort des Tro/ stes sagen + Das Kreuz/ hat deine Schuld/ getragen. Auf der Rückseite: Familie Dilger 1877, Witwe Amalie Familie Meder 197o Aus ähnlichem Anlaß errichtete die Familie Schweizer vom Kohlbach-Hof in Burg-Höfen das immer gepflegte Kreuz an der Ecke Höfener Straße/ Silberbrunnen Straße. Die Stifter im Jahre 19oo waren Karl und Anna Schweizer geb. Hug. 1993 wurde das Kreuz renoviert. Es trägt die Namen Franz und Augusta Schweizer, Erich und Hedwig. Die Tochter Maria der Eheleute Karl und Anna Schweizer war von den Ärzten als unheilbar krank aufgegeben. Die Eltern versprachen in einem Gelübde, dieses Kreuz aufzustellen, wenn die Tochter gesund würde. Gegen alle Hoffnung wurde die Tochter gesund – ein Wunder? Zufall? Jedenfalls Fakt!- wie man heute sagt. Die Eltern hielten in frommer Gläubigkeit ihr Versprechen. Noch heute feiert die katholische Gemeinde am Fronleichnamstag an diesem Kreuz ihre 2. Station. Der Sockel trägt die Inschrift: Schmerzvoll sind seine/ Wunden, Durch die unser/ Heiland Jesus Christus nach / drei vollen Marterstunden/ für uns am Kreuz gestorben/ ist. Dieses Opfer betrachten/ wir o Herr in deinem/ Bilde hier. Ein Vater unser und Ave Maria. -Im Sockel: Zur Ehre Gottes errichtet/ von Karl Schweizer und seiner Ehefrau Maria Ana Hug von Burg. 19oo Auf dem Weg nach Neuhäuser schuf Rudolf Kleiner (197o) ein modernes Kreuz, das die Szene der weinenden Frauen unter dem Kreuz in die Betrachtung mit einbezieht. Ein Gelöbnis von 1877 wurde hier erfüllt. Die Familie Meder (Klara) pflegt das Kreuz auch weiterhin. Auch das Kreuz an der Ecke Höfener Straße/ Silberbrunnen-Straße in Kirchzarten wurde zum Dank für wieder erlangte Gesundheit von Familie Schweizer/ Kohlbachhof ( 19oo) errichtet.
Links an der Abzweigung beim „Schützen" findet man, von Kirchzarten kommend, den Helmlehof der Familie Winterhalter. Kaum 4 Wochen waren die jungen Eheleute Andreas und dessen Ehefrau Stefanie geb. Willmann Anfang der Zwanzigerjahre verheiratet, als ihnen der Hof nachts angesteckt wurde. Ein Knecht, der zur Freiburger Mess‘ wollte, aber seinen Wochenlohn dafür nicht voll ausgezahlt bekam, hat, als er betrunken heimkam, aus Ärger Brandstiftung begangen. Gottseidank gab es keinen Personenschaden und auch alles Vieh wurde gerettet. Nach dem Wiederaufbau wurde 1922 das Steinkreuz (mit einem kleinen Gips-Korpus) am Helmlehof errichtet. Es trägt die Inschrift: Gedenke wohl mein/ lieber Christ, daß du auch/ Schuld an meinem Leiden/ bist, und wen du bist ein/ guter Christ vergiß/ nicht zu sagen:/ Gelobt sei Jesus Christ.- Vater unser. Im Schaft findet sich eine kleine Lourdes-Madonna und ein Kelch, das alte Priestersymbol; es deutet vielleicht darauf hin, daß ein Verwandter als Pfarrer in Mannheim tätig war.- Übrigens lag der Hof ursprünglich einmal auf der Gemarkung Burg. So weit erstreckten sich die verschiedenen Gemeindegrenzen! . Gleich am Eingang zum Weilersbachtal – bis 1936 eine eigenständige Gemeinde mit eigenem Bürgermeister- findet man den Birkenmaierhof der Familie Wiederle. Gegenüber dem alten Schwarzwaldhof mit dem niedergezogenen Dach steht das steinerne Hofkreuz. Es wurde 19o6 errichtet. Seine Inschrift lautet: Gestiftet zur Ehre Gottes von Hermann Wiederle und dessen Ehefrau Rosina Winterhalter, und auf dem Sockel unter einem Sternmotiv liest man: Ich will/ im Leiden nimer/
klagen, will alles tragen/ mit Geduld/ Der Heiland läßt/ ans Kreuz sich/
schlagen zur Sühne/ unserer Sündenschuld. Als der Großvater des jetzigen Besitzers 19o3 den Hof im Alter von 38 Jahren übernahm, soll er sich bei der Arbeit durch einen Nagel am Auge verletzt haben, und, weil man damals nicht sofort einen Arzt aufsuchte, wurde er blind. Mit der Aufrichtung des Kreuzes wollte er wenigstens den Segen des Himmels für ein Kind, das gerade „unterwegs" war, erbitten. Man kann sich leicht vorstellen, was es für einen Bauern mit einer großen Kinderschar bedeutete, als Blinder den Hof führen zu müssen. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch eine sprachliche Seite: in Oberried und im Dreisamtal schreiben sich die Winterhalter mit „t" während die Winterhalder mit „d" mehr im Gebiet von Hinterzarten und Breitnau daheim sind. Und noch etwas: die „Winterhalter" besiedeln bei der Rodung oder Inbesitznahme eines Tales meist die Winterseite, also den Nordhang längs der Straße, während die „Spiegelhalter" den südlichen Sonnenhang bewohnen.
„Aus Dankbarkeit und aus religiösen Gründen" ist das Steinkreuz am Schlemmershof im Weilersbach errichtet worden. Als Hermann Hin und seine Ehefrau Theresia geb. Hug, beide aus Oberbiederbach zugewandert, den Hof 1906 übernahmen, behielt der Hof, wie fast überall, den ursprünglichen Namen der Familie Schlemmer.1922 errichteten die beiden Eheleute das Steinkreuz gegenüber vom Hof an der Straße. Dort wird es weiterhin von der 2. und 3. Generation der Familie „Hin" gepflegt.
Verhältnismäßig jung (1966) ist das hölzerne Hauskreuz unter dem Schindelwalmdächle von Alfons und Erika Winterhalter (Weilersbach 29). Es wurde gestiftet, wie die Initialen am Schaft ausweisen, von Alfons und Rosa Schweizer, die im Zastlertal daheim gewesen waren. Eines ihrer Kinder war verunglückt, der Vater war ohne Arm aus Rußland zurückgekommen, sie selbst, die von vieler körperlicher Arbeit sterbenskrank war, hinterließ 8 Kinder, wovon das jüngste gerade anderthalb Jahr alt war. So mußte die älteste Tochter Erika mit gerade 15 Jahren die Geschwister erziehen und für die große Familie sorgen, eine Aufgabe, die nicht jedes so junge Mädchen hätte bewältigen können. Zum Andenken an die Verstorbene errichtete man das Holzkreuz. Unterhalb des Freslehofes stößt man auf dem Weg zum Hinterwaldkopf noch vor der Hofkapelle auf ein schönes Holzkreuz von 1958 mit den Stifterinitialen F.F- M.H. Darüber sind das A und O (Alpha und Omega) als symbolischer Hinweis auf Anfang und Ende angebracht und man liest auch das kleine christliche Stoßgebet: Gekreuzigter Herr Jesus Christus, Hilf uns beten. Am „Brissenhof" schaut der Wanderer auf ein schlichtes Steinkreuz, das statt des Korpus die symbolträchtigen Abkürzungen IHS (Jesus Heiland Seligmacher) enthält. Auf einer eingelegten Sockelplatte findet man: ICH BIN DER/ WEG DIE/ WAHRHEIT/ UND DAS LEBEN./ GESTIFTET VON DER FAMILIE LAUBY 1952. Gegenüber dem Schweizerhof von Familie Heizmann erinnert ein sehr schönes braun gehaltenes Holzkreuz an den Tod von: Max Heizmann/ gefallen / in Rußland/ 1942. Ein verzierendes Kupferdach überwölbt die weitausladende weiße Rückwand und den Kruzifixus, der eine eigenartige Ausstrahlung besitzt. Dem in fremder Erde Ruhenden wurde hier von den trauernden Eltern wenigstens ein Erinnerungskreuz gesetzt. Beim Oberbauernhof, dem letzten Hof vor der Schranke hinauf zum Sonneck, steht im Garten der Familie Bernhard Maier ein immer noch schönes Steinkreuz, das auf dem Sockel eine bäuerliche Sichel und Weizengarben enthält. Die Hände des leidenden Heilandes sind hier zu Fäusten verkrampft, insgesamt wirkt der steinerne Korpus ein wenig klein für dieses Kreuz, dessen Abdeckplatte über dem Sockel mit Voluten abgerundet ist. Es wurde: gestiftet von Anselm Mayer und/ Josefa geb.Maier im Jubel/jahr des hl. Kreuzes/ 1933.Die Inschrift auf dem Sockel trägt einen modernen Spruch: Wechselnde Pfade/ Schatten und Licht/ Alles ist Gnade/ Fürchte dich nicht. Im „Jubeljahr" 1933 ? – Das hat etwas mit christlicher Tradition zu tun. Jubeljahre wurden seit 13oo gefeiert, als anstelle der Wallfahrt nach Jerusalem die nach Rom trat und später das vermauerte Jubeltor des Petersdomes am Hl.Abend durch den jeweiligen Papst geöffnet wurde. Seit 1475 beging man ein Jubeljahr alle 25 Jahre, 1933 allerdings feierte man das außerordentliche Jubeljahr als Erinnerung an den Tod Christi im Jahre 33 christlicher Zeitrechnung. Auf dem Erlenacker der Familie Sutter auf dem Hügel über dem Weilersbachtal sieht man als eine Art „Gipfelkreuz" ein schlichtes Eichenholzkreuz ohne Korpus mit den Initialen M.G. Erst am Karfreitag 1991 wurde es dort oben von Manfred und Maria Gitschier (geb. Freßle) und Margarethe Giovanni errichtet und am Karsamstag vom damaligen Oberrieder Pfarrer Horn eingeweiht. Es soll der Ehre Gottes dienen und die Blicke der Wanderer „nach oben" ziehen. Hermann Althaus, Der Dreisamtäler, 8.11.2001
23 Das Kreuz am Brunnen bei der Tankstelle Wunderle. Ein Marterl am Pfendlerhof in Zarten.
Brunnenkreuze – Kreuzbrunnen trifft man vielfach im christlichen Land. Das für Mensch und Tier notwendige Quellwasser ist das Symbol für Christus als Leben spendende Nahrung für die Gesundheit der Seele. Das Wasser ist ja seit jeher ein Sinnbild des Lebens, und christlich betrachtet verströmt der Kruzifixus über den Tod hinaus seine Gnade in Fülle für alle, die durstig sind nach der Gerechtigkeit und dem ewigen Leben. Der Kirchzartener Kreuzbrunnen (der Familie Willi Zähringer) gegenüber einer Tankstelle am Ortsausgang Richtung Kappel stammt aus dem Jahr 195o. Schon früher war hier ein Brunnentrog, der dem Vieh zur Tränke diente, aber auch manchem Wanderer aus Freiburg einen erfrischenden Trunk bot. Da hatten der Postschaffner a.D. Karl Hug und sein Sohn Max nach Abriß des alten Bauernhauses die Idee, zusammen mit dem Neubau eine sinnvolle Ausgestaltung der Brunnenanlage vorzunehmen und dieses Kreuz zu errichten. Man weiß, daß Max Hug damals im neu aufgekommenen „Totospiel" einen Hauptgewinn erzielte, denn er stiftete im gleichen Jahr auch „zum Dank für die glückliche Heimkehr aus Krieg und Gefangenschaft" eine neue 24 Zentner schwere „St.Gallus-Glocke" im Kirchturm, nachdem andere Kirchzartener Glocken als sog. „Glockenopfer" im 2.Weltkrieg eingezogen worden waren.-
Der Kreuzbrunnen ist in rötlichem Buntsandstein gehalten, das eichene Kreuz mit Spitzdach und Rückwand ist wie der hölzerne Korpus braun in braun gestrichen. Es ist in der Werkstatt Gerhart v. Ruckteschells entstanden, die Anlage wurde vom Kirchzartener Architekten Eckert entworfen und durch den Gartenbauinspektor Bensel von Freiburg ausgeführt. Sie kostete den damals nicht unerheblichen Betrag von knapp DM 15oo. Nach dem Willen der politischen und kirchlichen Gemeinde sollte sie am Fronleichnamstag 195o eingeweiht werden. Doch kaum war sie unter allgemeiner Anteilnahme der Dorfbevölkerung fertiggestellt, da haben „französische Besatzungsangehörige" am Sonntag,1o. Sept.1951 die dort aufgestellte Blumenschale „mutwillig zerstört", weswegen sich das Bürgermeisteramt in einer „Beschwerde an den Lt.-Colonel Puech" der französischen Dienststelle wandte und um „Fahndung nach den Tätern" bat. Offensichtlich hat die entsprechende Dienststelle den Schaden zu übernehmen zugesichert, denn bereits am 3. Dezember 1951 bittet das Bürgermeisteramt den (jetzt!) „Hochv.Herrn Lt.-Colonel" um Begleichung der Rechnung über DM 6,- für eine neue Tonschale . Ob die schöne Blumenschale, die im Sommer den Brunnen und das Kreuz weiterhin ziert, immer noch die gleiche ist, ließ sich nicht mehr feststellen (!). Mit dem Wasser hat auch die folgende Geschichte zu tun, die auf einem Bildstock am Pfendlerhof auf der Insel in Zarten festgehalten ist. Es ging um das Hochwasser vom 8.zum 9. März 1896, als fast das ganze Dreisamtal bis hin nach Riegel unter Wasser stand und einen riesigen See bildete. In Zarten hatte der reißende Fluß zwei Häuser zur Einsturz gebracht und die Brücke unterspült. Das badische Regiment der Pioniere aus der Freiburger Karlskaserne, die dörflichen Feuerwehren und die angrenzende Bevölkerung waren in vollem Einsatz, in Freiburg ertrank ein hoher städtischer Beamter beim Einsturz der Schwabentorbrücke, im Wagensteig wurde Salomon Linder von den Fluten mitgerissen und getötet. Straßen und Wiesen waren von Schlamm, Geröll, Bäumen und ertrunkenem Vieh übersät, Menschen wurden in tieferliegenden Häusern aus den Fenstern vorm Ertrinken gerettet. Die Freiburger Zeitung vom März 1896 beschreibt die zerstörerische Kraft des sonst so friedlichen Flusses Dreisam aufs Genaueste. Im „Schwarzwälder Kalender" wurde damals festgehalten: „In jenen verhängnisvollen Märztagen war auf gefrorenen Boden ein lockerer Schnee gefallen. Aber plötzlich trat ein warmer Südwind ein, statt weiteren Schnees fiel andauernder Regen: da schmolzen die Schneemassen ganz rasch hinweg und ergossen sich als trübe Bäche in die Tiefe, den größeren Flußläufen zu.. Unheimlich schnell wuchsen die Flüsse an". Und die Buchenbacher „Schulmeisterchronik" berichtet dazu: „Der Wagensteigbach gewann die Stärke eines reißenden Stromes. Brücken, Stege sogar Häuser waren in größter Gefahr und die meisten bei Wagensteig bis Freiburg weggerissen und fortgeschwemmt. Der Bruder des Hauri-Burs im Wagensteig wurde mit der Brücke fortgerissen..." An diese Flutkatastrophe erinnert das kleine Marterl auf dem Pfändlerhof in Zarten. Dort heißt es mit schlichtem Bibelwort: Und das Wasser verlief sich und nahm ab. I Mos.8,5 Und ebenfalls biblisch: Wie schön ist es, dem Herrn zu danken. Ps.92,2. Und auf dem unteren Sockel liest man: Aus Dankbarkeit errichtet zur Erinnerung a.d.8./9. März 1896. Familie Pfändler. Bei diesem Hochwasser wurde auch ein Bild des Wasserheiligen Nepomuk, das an der Dreisambrücke aufgestellt war, fortgerissen und bis nach Neuershausen geschwemmt. Im August 1965 wurde eine neue steinerne Nepomuktafel an der Brücke über die Dreisam in Zarten eingeweiht. Auch sie soll an das schreckliche Hochwasser von 1896 erinnern. Der Kreuzbrunnen- das Brunnenkreuz in Kirchzarten an der Ausfahrt nach Kappel wurde vom Künstler Gerhart v.Ruckteschell geschaffen und von Karl und Max Hug gestiftet. Es möchte religiöse Menschen daran erinnern, daß Wasser der Lebensquell auch für die Seele sein kann. Ein schlichter Bildstock am Pfändlerhof in Zarten erinnert an „die große Wassernoth" vom März 1896, als das Tal über Freiburg hinaus bis nach Riegel einem großen See glich und von der reißenden Dreisam große Verwüstungen angerichtet wurden. Zarten nach dem zerstörerischen Hochwasser von 1896 an der Dreisambrücke. (nach einem Zeitungsbericht in „Zauberisches Dreisamtal". Repro: Hermann Althaus)
24. Känsterle – auch eine Besonderheit bei uns Obwohl die sogenannte „Aufklärung" und auch die kaiserlichen Erlasse Josefs II., des Sohnes der Maria Theresia, die Volksfrömmigkeit auch der Schwarzwaldbauern heftig angriff, Wallfahrten und „unnütze" Orden zu unterbinden und (Giersberg)Kapellen zu schließen versuchten, erhalten sich im häuslichen Bereich weiterhin die Zeichen des Glaubens, ja rufen teilweise sogar eine rechte Protestaktion hervor. Noch kniete auf vielen Höfen allabendlich die gesamte Familie zum Abendgebet vor dem Kruzifixus im geschmückten Herrgottswinkel oder ließ sich beim Rosenkranzgebet von den ausgestellten Heiligenfiguren im sogenannten „Känsterle" erbauen. Ein „Känsterle" ist ein kleines Holzschränkchen, dessen Vorderseite mit Glas gefaßt ist, in die Wandecke eingepaßt zum Aufbewahren mehr oder weniger „wertvoller" religiöser Dinge dient und das darin Ausgestellte sichtbar werden läßt. Vermutlich ist der Name aus „Kasten" und „Fenster" entstanden, was in unserer Gegend in der Verniedlichungsform eben zum „Känsterle" wird. Man könnte sie auch als „Andachtskästen" bezeichnen, in denen Szenen aus dem Leben Jesu oder die Weihnachtsgeschichte dargestellt werden können, aber auch für einen bestimmten Heiligen Platz eingeräumt wird.. Die Schreiner z.B. stellen gern einen hl.Josef hinein, ausgerüstet mit Winkel und Säge, dessen Schutz sie sich besonders anvertrauen, oft ist es Maria mit dem Kind, gern räumt man seinem Namenspatron einen Platz ein wie z.B. der Barbara oder der Ursula, -Sebastian und Christopherus findet man dort, die Bauern unterstellen sich besonders gern dem Viehpatron Wendelin und einer der viel verehrten Heiligen ist Franziskus, der „Playboy" des frühen Mittelalters, der sein Leben mit einem Schlag völlig veränderte und damit leuchtendes Beispiel für die Jugend wurde. Alle diese kleinen Holz- oder Gipsfiguren sollen zum Stoßgebet aneifern und bei Gott Schutz und Hilfe erbitten. An ihren Beigaben oder Attributen sind sie leicht zu identifizieren. Unsere Vorfahren kannten ja die Legenden, die sich um die Heiligen rankten, viel besser als wir Heutigen und zitierten gern: „Barbara mit dem Turm, Magdalena(?) mit dem Wurm, Katharina mit dem Radl – das sind die drei Maderl" Schon beim Hausbau plante man an den Höfen oft außen eine Nische hoch oben unter dem First oder über der Eingangstür, damit sich jeder, der vorübergeht, mit einem schnellen Blick und kurzen Gebet eines dieser „Nothelfer" versichern könne. Ist es so abwegig, -wenn man weiß, daß der abergläubische mittelalterliche Mensch beim Neubau seines Hofes den Kopf des besten Zugtieres hoch oben im Gebälk unter die Scheunendecke hing, um damit die bösen Geister abschrecken zu können (s. Schniederleshof in Hofsgrund)- eine christliche Parallele zu diesem Brauch im positiven Sinne zu ziehen? Wollte nicht auch der „Häuslebauer" mit dem Känsterle am Haus für sich und die Seinen Frieden erbitten und Schaden wenden? In den Gemeinden des Dreisamtales findet man zahlreiche solcher Känsterle an den Häusern, zumeist vom Zimmerman Josef besetzt, von dem man wußte, daß er die Hl.Familie so beschützt hatte, daß man auch für sich selbst kaum einen besseren Beschützer finden konnte. In Kirchzarten und in den Dörfern ringsum muß man nur einmal „nach oben" schauen: Am Weingut „zur Trotte"(Metzger), am Haus der Bäckerei Scherer (Familie Kromer/Bechthold), in der KapplerStraße bei Löffler (Herz Jesu), am Hofgut Birkenreute (Maria mit Kind), in der Schulhausstraße (Familie Eiermann, Herz Jesu), an der früheren Goldschmid-Säge (Josef) und an vielen weiteren Bauernhöfen unter dem Dach oder zwischen den Fenstern: alle sprechen vom (ehemaligen?) Vertrauen der Bewohner auf die Hilfe der Heiligen in den Nöten der Zeit. Auf eine Besonderheit im Ortsteil Dietenbach am Gästehaus der Karmelitinnen beim „Klösterle" sei noch aufmerksam gemacht. Dort findet sich an der Wand des von den Nonnen „Santa Maria" genannten Pfarrhauses eine größere barock gestaltete „Madonna mit Kind". Das Stuckensemble zeigt in Halbformat Maria, mit blauem Umhang bekleidet, sie hat ein Zepter in der einen Hand und eine goldene Krone auf dem Haupt: sie ist die Himmelskönigin, die ihren Sohn auf dem anderen Arm trägt. 7 Sterne umgeben sie und der Mond liegt ihr zu Füßen. Sie ist gewiß der „Patronin Bavariae" nachempfunden, denn die Kirchzartener „unbeschuhten Karmelitinnen" unterstehen dem bayrischen Provinzialat in München. Die Schwestern waren 1926 , -zu dieser Zeit als Deutsche aus Frankreich vertrieben,- nach Dietenbach gekommen und hatten dort den freigewordenen Erlenhof für ihre stille Ordensgemeinschaft, deren Gründung bis in die Kreuzfahrerzeit (12. Jh.) zurückgeht, erworben. Noch heute leben im „Klösterle" entsprechend der Regel nie mehr als 21 Nonnen unter einer Priorin, Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt durch Handstickereien, Paramentennähen und Kerzendekoration und versorgen sich aus ihrem eigenen Garten vollkommen selbständig. Die Marienverehrung ist ihr besonderes Anliegen. Auch die ehemalige jüdische Konvertitin Edith Stein hatte diesem Orden angehört, bevor sie von den Nazis ermordet wurde. Obwohl sie in Freiburg studiert hatte, war sie aber nie Mitglied der Dietenbacher Gemeinschaft. „Känsterle" im Herrgottswinkel, über der Haustür oder unter dem First des Daches findet man zahlreich im ganzen Dreisamtal. Sie sollen wie die Hofkreuze Mensch und Vieh unter den besonderen Schutz von Heiligen stellen. Am der Wand des „Klösterle" der Karmelitinnen im Ortsteil Dietenbach gibt es ein barockes Marienensemble aus Stuck , das die „Patronin Bavariae" darstellt, weil die Ordensgemeinschaft dem Mutterhaus in München untersteht.
25 Flur- , Weg- und Wetterkreuze Natürlich hat man sich seit dem Altertum bereits an steinernen Wegzeichen orientiert, wenn man auf weiten Straßen ohne Kompaß und Karte, ohne Straßenmarkierungen und ohne lesen zu können unterwegs war. Im alten Rom opferte man den Göttern auf kleinen Altären, wenn man –wie Herkules- „am Scheidewege" war. Die Wanderburschen der Handwerkerzünfte im späten Mittelalter wußten gewiß, an welchem Stein oder Wegekreuz sie nach links oder rechts abbiegen mußten, „bis man kommt nach Innsbruck rein, wo man trinkt Tiroler Wein". Wegekreuze haben also einen klare Aufgabe. Die besonderen Kreuze mit den Muscheln am Weg nach Santiago sind dafür ein besonderes Beispiel. Gewiß hat man aber auch an diesen Kreuzen „um den rechten Weg" ein Gebet gesprochen, wie es wohl schon die alten Römer taten, wenn sie den Flurgottheiten opferten. Flur- und Wetterkreuze stehen meist verstreut auf den Feldern. Sie sollen die Saat vor Hagelschlag und Dürre schützen. Deswegen ziehen die Flurprozessionen ja auch in den Tagen der „Eisheiligen" Mamertus, Servatius und Pankratius an ihnen vorbei. Der heutige Stadtmensch, der jeder Zeit jegliches Gemüse und alle Früchte im Supermarkt zu kaufen gewohnt ist, kann sich wohl kaum noch ein Bild machen, wie sehr die bäuerliche Bevölkerung vom guten Gedeihen der Feldfrüchte abhängig war. Hunger und Not waren die Folge der Mißernte, Schulden konnten nicht abbezahlt werden, weil der Ernteertrag ausblieb, wie sollte die große Zahl der Kinder ernährt werden? Eine Hagelversicherung ?- Die gab es doch nicht! Und wo war der Blitzableiter? –Den hatte Benjamin Franklin zwar 1752 in Amerika erfunden, aber davon hatte man noch nichts gehört. Wer wollte es den Menschen verdenken, daß sie ihre einzige Zuflucht dort suchten, wohin sich alle ihre Hoffnung richtete – auf Gott oder die Heiligen, zu denen man am „Erntedankfest" vertrauensvoll aufblickte. Deswegen stehen mitten im Feld diese steinernen Zeugen gläubigen Vertrauens. Vom sogenannten „Dischenkreuz" an der Kreuzung B 31/ Stegener Straße soll kurz berichtet werden. Es hat ursprünglich auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf Zartener Grund gestanden. Es ist 2 Jahre älter als die USA und im Jahre 1774 durch Johannes von Banck, Maria Widerlin und Martin Vetter gestiftet worden. Die Inschrift verrät, daß es 1866 durch Karl Bank und seine Ehefrau Rosa Ruh von Zarten erneuert wurde. Heute gehört es Maria Wöhrle geb. Gremmelsbacher, die es 1986 durch Rudolf Kleiner renovieren ließ. Als Inschrift an diesem steinernen Hochkreuz liest man : Zur/ Grösserer Ehr Gottes/ haben dieses Creutz/ hie heren stelen lasen/ ..(s.o.) Das aus Pfaffenweiler Sandstein geschaffene Kreuz mit Kleeblattenden und einem ausdrucksvollen Kruzifixus ist mit den Balken aus einem Stein gehauen und mit ihm verwachsen. Der Korpus ist leicht hell getönt, der Kopf trägt eine vergoldete Gloriole. Trotz der Restaurierung vor wenigen Jahren zeigt das Kreuz bereits wieder deutliche Spuren des täglich in Fülle vorbei rauschenden Verkehrs. Noch in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging um das auch „Dischen-Kreuz" genannte Kleindenkmal eine Sage, die man sich damals geheimnisvoll erzählte. Bei einem nächtlichen Leichenzug habe der Satan einen der Zartener aufgefordert, den „Grundbollen" (das Gebetbuch) wegzuwerfen und mit ihm zu gehen. Dieser Mann habe sich nur durch einen Sprung auf den geweihten Reesenhofacker vor dem Teufel retten können. Mitternächtlicher Leichenzug? Tatsächlich fanden in den vergangenen Jahrhunderten Beerdigungen häufig nachts statt. Wir wissen, daß der große Musikus Wolfgang Amadeus Mozart in Wien und auch der Dichter Friedrich Schiller in Weimar zu mitternächtlicher Stunde in ihr Armengrab gesenkt wurden. Häufig war der Grund ein weiter Weg für das letzte Geleit, im Sommer wollte man die Hitze meiden oder brauchte den Tag für die Arbeit.Meist wollte man kein Aufheben um den armen Verstorbenen machen Wenn der Friedhof des weiträumigen Kirchspiels weiter entfernt war, rastete man gern unterwegs an solchen Kreuzen und betete für das Seelenheil des Verstorbenen ein Ablaßgebet. Natürlich entstanden dabei im Volksglauben phantasievolle Vorstellungen von Geisterbeschwörungen und Zauberei, vom Reigen der Toten zur Geisterstunde, vom Sensenmann, der mit den Lebenden tanzt (Totentanz) und vom Teufel, der noch in letzter Minute um die Seele des Menschen kämpfen würde. –Und eine solche Spukgeschichte will wissen, daß der Teufel beim Reesenhof in Zarten auf einen Pferdewagen aufgesprungen sei, und sich so schwer machte, daß das Pferd den Wagen nicht mehr ziehen konnte. Den Abdruck seines Hufes habe man noch lange im Boden sehen können. Die Geschichte vom „Dischenkreuz" gibt uns immerhin einen interessanten Einblick in den phantasievollen Glauben /Aberglauben unserer Vorfahren. Ein sehr schönes Holzkreuz an einem Eichenstamm findet man auch auf dem alten Weg nach Neuhäuser, bevor man die neue Umgehungsstraße überqueren muß. Es gehört weiterhin dem „Sonnenwirt" Rombach, der es nach einer guten Restaurierung an einer günstigeren Stelle wieder errichten möchte. Hoffentlich geschieht das bald! Gottlob schützt ein geschwungenes Kupferdächle den ausdrucksvollen Kruzifixus ein wenig, aber nur wenige Spaziergänger finden heute noch den Weg daran vorbei. Warum das Kreuz einst aufgestellt wurde, ist nicht mehr bekannt. Meist ist ja nach 2 oder 3 Generationen die Erinnerung an den Grund verblaßt. Es wurde jedenfalls auf Betreiben von Pfarrer Wenger in den 5oger Jahren. auf Kosten der Freiburger Stadtwerke restauriert, als das Einzugsgebiet der Freiburger Wasserversorgung neu geregelt wurde. Gerade der Kopf des bärtigen Heilandes und seine langen schwarzen Haare, aber auch der realistisch gezeichnete Korpus des Gekreuzigten lassen auf einen vorzüglichen Schnitzer schließen. Es wäre schade, wenn dieses schöne Flurkreuz allmählich verfallen würde.
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