Home >Kultur
>Kreuze >Wegekreuze
>Wegekreuze14 Die Artikel sind in der Reihe "Wegekreuze
in der Region" in DER DREISAMTÄLER erschienen.
Das älteste Hochkreuz am Hofgut Himmelreich (1688) Schnell vergeht die Zeit – die wenigsten Dreisamtäler kennen noch den alten Verlauf der Straße ins Wagensteigtal beim Hofgut Himmelreich, als am Eingang der Straße nach Buchenbach dieses älteste Hochkreuz stand. Es wurde zunächst in die Nähe der dann später ebenfalls versetzten Jakobuskapelle verbracht und dann noch einmal auf das Areal des alten Gasthauses Himmelreich, in dem ja bereits Marie Antoinette 1770 abgestiegen war. Der erste Hinweis auf dem schlichten Stein-Kreuz stammt aus dem Jahr 1688, ein weiterer von 1851, der letzte von 1988, als die „Fauler-Erben" den Hof erwarben. Der kleine metallene Kruzifixus könnte in der Werkstatt am „Hohlen Graben", eine Gießerei zwischen St. Märgen und Waldau, gearbeitet worden sein. Die Inschrift greift tief in die Dreisamtäler Ortsgeschichte zurück. Man liest auf dem Sockel: DIS CREITZ HAT Jakob/ RAPENNECKER ZUE MACH/ EN LASEN WIE AUCH/ DURCH SEIN HAUSFR/AUW SUSANNA DENGLER/IN AUF GERICHT WORD/ EN ANO 1688 Darunter: RENOVIERT/ DURCH PETER HAUSER/ UND SEINE EHEFRAU/ MARIA RUH/ 1851 Auf der Rückseite liest man: Restauriert 1988 (durch die Fauler-Erben) . Diese Susanna Dengler, von der auf dem Kreuz die Rede ist, muß eine lebenslustige und lebenstüchtige Frau gewesen sein: sie war dreimal verheiratet, stammt aus dem Gasthaus Fortuna (das damals noch „zum Rindsfuß" hieß) und ist lange Zeit auch die Wirtin im Gasthaus „Himmelreich". Sie hatte 1635 den Sohn des Sonnenwirts von Kirchzarten geehelicht, Matthias Dotter, der aber schon wenige Jahre später (vor 1644) verstarb. So sieht sie sich nach einem neuen Mann um und findet den Witwer Jakob Rappenecker, Bauer und Wirt vom Gasthaus Himmelreich. Zur Beseitigung von Kriegsschäden hatte er beim Kapellenfonds 5o Gulden Schulden gemacht, versorgt dafür aber auch die St.Jakobuskapelle am Hof in Himmelreich. Er hat bereits 4 Kinder aus 1. Ehe, mit ihr zeugt er 6 weitere Kinder. Als ihr Mann Jakob Rappenecker 1672 (2.1.) stirbt, heiratet sie zum 3. Mal nur 8 Monate (7.8.1672) später, inzwischen 57 Jahre alt, den 1o Jahre jüngeren Witwer Christian Winterhalder vom Viertäler-Altenweg bei Neustadt. Wer will ihr das verdenken: alleinstehend mit einer so großen Kinderschar. Der eigentliche Erbe sollte der Sohn Matthias Rappenecker sein, der bei der 3. Heirat seiner Mutter bereits 21 Jahre alt ist und den Hof übernehmen könnte.. Doch seine Mutter Susanna gibt das Heft nicht aus der Hand, und so muß der Sohn für den Stiefvater arbeiten, bis dieser 1684 stirbt. Aber immer noch will sich die Mutter nicht vom Regiment über Hof und Gaststätte trennen, obwohl der Sohn Matthias 1687 die Kirchzartener Gastwirtstochter Ottilia Steinhart geheiratet hat. Erst nach dem Tode der Mutter ( 1688) kommt er mit 37 Jahren in den Besitz seiner Erbschaft und läßt das Kreuz, das sein Vater Jakob Rappenecker selig versprochen hatte, in Erfüllung des Gelübdes unten „an der Wagensteige" errichten. Auf dem Hintergrund der Kenntnisse um die Familiengeschichte, die Oskar Hog aus Wagensteig Punkt für Punkt belegen kann und freundlicherweise zur Verfügung stellte, ist es auch interessant, daß man offenbar innerhalb der Gastwirtsfamilien „unter sich blieb", denn mindestens 4 Mal finden sich Gastwirtskinder zur Ehe zusammen. Und auch die „Trauerzeit" ist relativ kurz: man heiratet noch im gleichen Jahr und gebiert nach 6 Monaten bereits das nächste Kind. Aber es ist auch eine schwere Zeit: der dreißigjährige Krieg (1618-48) hat das Dreisamtal nicht verschont. Schwedische, französische und kaiserliche Truppen ziehen umher und machen das Land unsicher. Der Kampf ums Überleben ist jeden Tag neu zu führen. Die „Hausfrau Susanna Denglerin" hat sich dabei bewährt. Am Gasthaus und Hofgut Himmelreich steht das vielleicht älteste steinerne Hochkreuz im Dreisamtal von 1688. Aus der Inschrift im Sockel läßt sich eine interessante Familiengeschichte entnehmen.
15. Hofkreuze als Danksagung oder zur Erinnerung Beim Laubishof am Engenberg findet man ein sehr schönes hölzernes Hofkreuz, das als Dank für die gesunde Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg von der Familie Dold 1947 errichtet wurde. Um den langen Stamm winden sich die Blätter eines Weinstocks, in dessen Mitte der kleine bunte Korpus hängt. Man fühlt sich an das Schriftwort erinnert: Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Unten am Schaft erkennt man ein Heiligenbild, darüber hat der gesund heimgekehrte Kriegsteilnehmer in Eigenarbeit eine Tafel geformt, auf der es heißt: Zu meiner Heimkehr: Wenn Dich Menschen kränken durch Verrat und Trug sollst Du fromm gedenken, was Dein Herr ertrug. Quält Dich heimlich Sehnen, unverstandnes Weh, sprich zu Ihm mit Tränen: „Herr Dein Will‘ gescheh". Kommen trübe Tage sieh allein auf Ihn, friedlich ohne Klage geh durch Dornen hin. Darunter heißt es :Kostbares Blut Jesu, am Kreuz vergossen, segne dieses Haus. Nimm es unter Deinen Schutz. 1947. Viele mögen im Donnerhagel der Geschütze in Feindesland ein Gelübde getan haben - bekanntlich lehrt ja erst die Not richtig beten. Am Laubishof hat man ein solches Versprechen auch eingelöst und sich dankbar erinnert, daß man gesund nach Hause zurückkehren durfte. Nicht allen ging es ja so. Daran erinnert in erschreckender Weise ein gerade (1999) wieder neu aufgeschlagenes Holzkreuz am Schupphof bei der Bushaltestelle am Eingang nach Buchenbach. Hier liest man, wie man es in der Sprache der Hitlerzeit sagen mußte, vom Heldentod der drei im 2. Weltkrieg „geopferten" Söhne Adolf, Alfons und Josef (Kienzler) aus der gleichen Familie. Welcher Schmerz für eine Mutter! Die gläubigen Eltern setzten gläubig den Spruch unter die Bilder ihrer jungen Söhne: Hoch über allem Erdenleid steht hoffnungsvoll das Erlöserkreuz. Es spricht für die Pietät und das Traditionsbewußtsein der jungen Generation Kienzler, eine Familie, die seit mehreren Hundert Jahren auf dem Schupphof arbeitet, daß sie das alte Kreuz aus ideellen Gründen von Grund auf mit eigener Hand nach der alten Vorlage erneuerte. Auf dem Laubishof unterhalb des Engenwaldes erinnert ein schön geschnitztes Holzkreuz voller Weinranken an die glückliche Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg. Am Eingang von Buchenbach Richtung Wagensteig findet man beim Schupphof ein frisch restauriertes Hofkreuz, das an die Schrecken des 2. Weltkrieges erinnert: 3 Söhne aus der gleichen Familie Kienzler mußten in diesem Krieg „geopfert" werden.
16. Die Nepomuk-Darstellung in Ebnet Jeder kennt sie aus dem Stau auf der Dreisambrücke bei Ebnet: Die Darstellung des Hl. Johannes Nepomuk, des Wasserheiligen, Patrons aller am Wasser oder mit dem Wasser arbeitenden Menschen, schließlich begegnet dieser „Brückenheilige" dem Beobachter überall in Deutschland, in Polen und den alten Habsburger Ländern, sogar in Paraguay. Wer war dieser Johannes „von Pomuk" und warum steht er immer auf Brücken oder in der Nähe eines Flußlaufes? Warum heißt es so oft: „O Heiliger Sankt Nepomuk - beschütz uns und die Bruck" ? Dieser „Johannes ne Pomuk" stammt aus einem tschechischen Dorf, studierte 1350 an der eben gegründeten Karlsuniversität in Prag und promovierte später in Padua im Fach „Theologie", wurde Generalvikar in Prag. Als solcher hatte er die Belange der Kirche gegen den deutschen König Wentzel IV. zu vertreten, dessen Vater Karl damals Prag zu seiner wunderschönen Hauptstadt gemacht hatte. Böhmen gehörte in dieser Zeit zum Deutschen Reich. Es kam –wie überall seit dem Mittelalter- zu Streitigkeiten zwischen Kirche und Staat. Die Deutschen hatten die Führungspositionen in Böhmen inne, die Tschechen litten darunter. Diese politischen Probleme mußte der Vertreter des Bischofs, Johannes von Pomuk, mit dem König austragen. Als Tscheche bezog er eine klare Stellung gegen den deutschen König. Das Dumme allerdings war, daß er gleichzeitig Beichtvater der Königin Johanna war. Jetzt vermischen sich -wie so oft- Historie und Legende: Der überaus eifersüchtige und streitsüchtige König Wenzel IV. verlangte vom Generalvikar Johannes Nepomuk, daß er das Beichtgeheimnis verletze und über Wenzels Frau Aussagen mache. Als der sich weigerte, ließ er den unbequemen Gegenspieler am 2o. März 1393 kurzerhand von der Prager Brücke in die Moldau werfen, eine andere Form der Prager Fensterstürze zur Lösung politischer Fragen. Dort wurde sein Leichnam gefunden, umgeben von 6 glitzernden Sternen, die das Wort „TACUIT=er hat geschwiegen" symbolisieren sollen. Aber erst im Jahre 1693 -rund 3oo Jahre nach dem Geschehen- setzte man ihm auf der Prager Karlsbrücke ein Bronzedenkmal, -es wurde der Prototyp für alle weiteren Darstellungen. Daß der Brückenheilige eine solch weite Verbreitung in allen Habsburger Ländern fand, hat (auch) einen politischen Hintergrund. Einen anderen Tschechen, Johannes Hus, Rektor der Prager Universität, hatte der deutsche Kaiser Sigismund 1415 in Konstanz wegen seiner Kritik an der Kirche- trotz der Zusage freien Geleits- auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen. Daraus hatten sich in Böhmen die langdauernden „Hussitenkriege" entwickelt. Um das Andenken an Johannes Hus aber zu verdrängen, setzten im Zeitalter der Gegenreformation vor allem die Jesuiten „einen anderen Johannes", eben den von Pomuk, an die Stelle und verbreiteten seinen Kult. Im Jahre 1729 wurde er dann sogar heilig gesprochen. Wegen seiner Ermordung durch Ertränken im Wasser ist er seitdem der Patron der Flößer und Gerber, der Schiffer und Müller, vor allem auch der Priester, weil er das Beichtgeheimnis wahrte. Deswegen hält er auf Abbildungen auch manchmal den Zeigefinger vor den Mund als Geste des Schweigens. Der Palmzweig in der Hand weist ihn als Martyrer aus. Im Prager Veitsdom ist er später beigesetzt worden. Bei der Öffnung des Grabes sei seine Zunge unverwest vorgefunden worden. Ein Mitglied der Familie derer „von Sickingen", Mainzer Domkapitular und späterer Bischof von Konstanz (um 175o), Kasimir Anton, läßt eine neue Nepomukstatue an der Dreisam errichten, ehemals stand es auf der anderen Straßenseite, nachdem die schmale Holzbrücke wieder einmal vom Hochwasser weggerissen worden war. Zum Schutze errichtet man auch das Kapellenhäuschen, das wir heute noch haben. Eine Legende von einem Bäuerlein mit einem Fuhrwerk entwickelt sich auch um diese Brücke: es will von Nepomuk gerettet worden sein, als die Brücke hinter ihm vom Wasser weggerissen wurde. Johannes von Pomuk trägt auf der Ebneter Darstellung die für einen katholischen höheren Geistlichen typische Tracht: auf dem Kopf das Birett, die Stola und die mit Hermelin besetzte Mozetta um die Schultern, darunter das weiße Chorhemd (Rochett) und den schwarzen Talar. In der linken Hand hält er das Kruzifix, mit der rechten die Palme des Märtyrers. Unter der Statue auf dem geschwungenen Sockel erkennt man das Wappen der Herren von Sickingen, 5 silberne Kugeln auf schwarzem Grund. Die Familie v. Sickingen war seit den Bauernkriegen im 15. Jh. eine angesehene und erfolgreiche Adelsfamilie. 1567 hatte der protestantische Franz Conrad v. Sickingen die reiche katholische Anna von Snewlin-Landeck geheiratet und durch kluge Heiratspolitik deren reiche Besitzungen in und um Freiburg und im Breisgau erworben. Die jungen Eheleute wohnten wahrscheinlich zunächst in einer Ebneter Wasserburg (Weiherschloß), erst 175o ist das heutige Ebneter Schloß fertiggestellt worden.. In Freiburg besaßen die „Reichsfreiherrn" seit 1769 ihre Stadtwohnung, das „Sickingen-Palais" auf der Salzstraße, das heutige Landgericht. Im Basement der Nepomukstatue findet man deswegen einen lateinischen Spruch, daß Casimir, aus dem Geschlecht der Barone von Sickingen dem seligen (divo!) Johannes von Pomuk diese Statue aufgestellt hat. Aus den Großbuchstaben, einem Chronogramm, ergibt sich in aus der Addition der Großbuchstaben die Jahreszahl 1725 für die Aufstellung der Statue. Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens, daß dieser Casimir Anton von Sickingen als Bischof von Konstanz seinen Leib in Konstanz in seiner Bischofskirche beerdigen ließ, daß er aber sein Herz in einer Kapsel in der Hilariuskirche von Ebnet, seiner Heimat, bestatten ließ. Übrigens haben später in dieser Hilarius-Kirche von Ebnet die Schwiegereltern Mozarts, Fridolin und Maria Weber, anno 1756 geheiratet, wie das Freiburger Münsterregister nachweist. Eine Reihe von Nepomuk-Darstellungen finden wir auch im Dreisamtal. Vielleicht ist die Statue am Hirschsprung, beim Jägerpfad, -vom Zug aus deutlich zu sehen,- anläßlich des Brautzuges der Marie Antoinette 177o aufgestellt worden, um ihr das Gefühl zu geben, auch hier in (Vorder-) Oesterreich zu sein. Am Seitenaltar in Sankt Märgen, am Sandfang in Freiburg bei der Dreisambrücke , und weiterhin längs des Flusses bis Breisach, in Zähringen, in Auggen an der Möhlin und in Burkheim gibt es immer wieder wunderschöne barocke Statuen des wohl meistbekannten Heiligen, eines Mannes, der die Interessen der Kirche und seines tschechischen Volkes gegen den Staat eindeutig vertrat, dafür mit seinem Leben büßte und im Wasser der Moldau ertränkt wurde. Hermann Althaus
Auf der Dreisambrücke bei Ebnet steht der große Bildstock des Heiligen Nepomuk, des in ganz Deutschland und den alten Habsburger Ländern bekannten Brückenheiligen.. Er gilt als Bewahrer des Beichtgeheimnisses und ist der Schutzpatron aller am Wasser Lebenden und Arbeitenden. Die lateinische Inschrift unter der Statue enthält die in einem Chronogramm verschlüsselte Jahreszahl der Aufstellung der Statue: 1725 durch Casimir aus dem Haus der Barone von Sickingen. Foto: Hermann Althaus
17. Die Tradition lebt weiter: Renovationen an alten Kreuzen Vielleicht angeregt auch durch das „Kapellenbuch" des langjährigen Pfarrers Dr. Franz Kern von Kirchzarten lebt die Traditionspflege auf den christlichen Höfen des Dreisamtales weiter und nimmt sichtlich sogar wieder zu. Aber auch viele Neubürger zeigen sich sehr interessiert an der Geschichte des Tales, seiner Höfe und volkstümlichen Kleindenkmäler. So verwundert es nicht, daß die alten Kreuze mit Blumen gepflegt, restauriert oder gar von Grund auf erneuert werden. Drei Beispiele dafür seien hier genannt: das wieder errichtete Kreuz beim Gasthaus „Rößle" von Dietenbach, das erst unlängst wieder aufgestellte Kreuz am Pfisterhof in Burg am Wald und das Hauskreuz am Aussiedlerhof von Oskar Bank in Kirchzarten. Das alte Holzkreuz von 1812 an der Grenze zur ehemals selbständigen Gemeinde Dietenbach lag lange Zeit auf dem Umgang des alten Wohnhaus gegenüber dem heutigen Gasthaus Rößle, in dem sich ursprünglich eine wasserbetriebene Mühle, später das E-Werk der Gemeinde Kirchzarten befanden. Dort drohte es völlig zu verfallen. Der neue Besitzer (Architekt Diehl) wollte das Kreuz am alten Platz wieder errichten. Seit etwa 3 Jahren steht es nun dort, selbst BG. von Oppen interessierte sich für die Arbeit, als eine Bernauer Firma das alte Kreuz wieder aufrichtete. Unter einem geschwungenen Kupferdach erhebt sich ein mächtiger alter ausgeformter Eichenstamm, der Korpus ist auf einer besonderen Tafel angebracht und scheint zu schweben. 3 Engelsköpfe sind über das untere Ende der Tafel verteilt. Im unteren Schaft findet sich unter einer Nische für eine Madonna mit Kind folgende Inschrift: DIS KREVZ HAT/ MACHEN LAS/EN DIE GEMEIN/ TH DIETEN/ BACH. DER VOR/ IBER GET SOLE/ DENCKEN/ IESV DV SOHN/ GOTES ERBAR/ ME DICH MEIN/ ER. VA. V. A.M (Keine Initialen, sondern Aufforderung für Vater unser und Ave Maria). Ein ebenfalls gerade restauriertes Kreuz sieht man am Pfisterhof in Burg am Wald, der bis vor kurzem von der Baumschule Pein und Peine aus Norddeutschland bewirtschaftet wurde. Es entstand aus der Initiative von Berthold Goldschmid und seinem Schwiegersohn Walter Fischer, der es in seiner Zimmermannswerkstatt nach alter Vorlage aus einem abgelagerten Stamm neu bearbeitete. Die Kanten des Stammes wurden gebrochen und eine Nische für eine kleine Madonnenstatue herausgehöhlt. Es ist keine Inschrift am hellen Stamm zu finden außer „ anno 2ooo" und den kleinen Initialen „B.u.W.", die man wohl als Vornamen der oben genannten Restaurateure deuten darf. Auf ein sehr schönes jetzt an der Hauswand angebrachtes Spätbarock-Kreuz, -angebracht auf dem Aussiedlerhof von Oskar Bank rechts an der Kappler Straße-, soll ebenfalls verwiesen werden. Ursprünglich stand es als Hofkreuz an der Bankschen Stöckle-Mühle unterhalb des heutigen katholischen Kindergartens in Friedhofsnähe. Dort pflegte am Prozessionstag „die Musik" anzuhalten, und, während am Prozessionsaltar noch gebetet wurde, stärkten sich die Musikanten unter diesem Kreuz schnell noch mit einem Schluck Most, der hinter der Friedhofsmauer versteckt war. Der heutige Besitzer nahm das wertvolle Banksche Kreuz mit auf seinen Aussiedlerhof und ließ es vorbildlich restaurieren. Es dürfte gut 25o Jahre als sein, stammt wohl aus einer Meisterwerkstatt und schmückt das gesamte Anwesen. Ob es früher einen besonderen Anlaß gab, es aufzurichten, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich hat man auch dieses Kreuz „zur größeren Ehre Gottes" erstellt, um dadurch auf Schutz vor Gewitter- und Hagelschlag, vor Viehseuchen und plötzlichem Tod hoffen zu können. Hermann Althaus Die Wiederaufrichtung des Kreuzes am Gasthaus Rößle in Dietenbach war ein Ereignis, für das sich sogar Bürgermeister v.Oppen interessierte. Zimmermeister Walter Fischer bei der Herrichtung für das Kreuz am Pfisterhof in Burg a. Wald. Ein zum Hauskreuz umgearbeitetes altes Hofkreuz aus der „Stöckle-Mühle" schmückt das Anwesen von Oskar Bank am Aussiedlerhof bei Kirchzarten. Dreisamtäler Nr. 19 vom 12. Juli 2001, S. 14
18. Das Missionskreuz auf der Nordseite der St. Gallus Kirche. Im Friedhofsbereich hinter der St. Galluskirche steht am Hauptweg ein nahezu 5m hohes Kreuz aus rötlichem Buntsandstein. Es wurde nach Ausweis der Inschrift am 11. Oktober 185o von Joseph Spiegelhalter und Theres Zängl (Zängerle?) von Geroldstal gestiftet. In den massiven Sockel wurde aus dem Paulusbrief an die Galater (6,14) eingeschrieben:
Vielleicht waren es ursprünglich die Jesuitenpatres, die nach Aufgabe ihres „Jesuitenstaates"in Paraguay (1786) als neue Aufgabe die „Volksmission" gesucht hatten und auch in unserer Gegend tätig wurden, zumal die Universität in Freiburg wesentlich auch durch sie getragen wurde. Für ihre Professoren stand ja sogar das „Jesuitenschloß" zur Verfügung. Sie beeinflußten in der sogenannten „katholischen Reformbewegung" das einfache Volk, ihren katholischen Glauben auch nach außen hin zu dokumentieren, demonstrativ Kapellen zu errichten oder Kreuze an die Hofeinfahrt zu setzen, ähnlich wie es sogar Kaiser Ferdinand III. nach Ende des 3ojährigen Krieges (1648) für sein Reich als Zeichen des Dankes angeordnet hatte. Die „Missionskreuze" wurden bis in die 5oger Jahre immer wieder errichtet, wenn in einer Kirchengemeinde durch Klosterpatres (meist) der Kapuziner oder Franziskaner eine ganze Woche lang religiöse Predigten und Andachten gehalten worden waren, die zu einer Erneuerung und Intensivierung des katholischen Glaubens dienen sollten, den Zeitgeist unter die Lupe nahmen, Hilfestellung in Lebensfragen bringen konnten. Das war in Kirchzarten offenbar in den genannten Jahren (und auch noch später unter Pfarrer Wenger) der Fall. Man benutzte aber in St.Gallus ein bereits vorhandenes Kreuz, eben das vom Gallihof im Geroldstal. Warum aber war dieses Kreuz
gestiftet worden? Ob das der Hintergrund zur
Aufrichtung des späteren „Missionskreuzes" hinter der St.Gallus -Kirche
gewesen sein könnte? Es wäre immerhin denkbar. ER IST DARUM FÜR/ ALLE GESTORBEN/ AUF DAS DIE WELCHE/ LEBEN NICHT VÜR SICH SELBST LEBEN SONDERN/ FÜR DEN DER FÜR SIE/ GESTORBEN UND AUF/ ERSTANDEN IST. An diesem Kreuz auf dem
Kirchplatz, 1991 von 2 überdeckenden Bäumen befreit, pflegt die jährliche
Fronleichnamsprozession mit der 4. Station zu enden. Hermann Althaus Das „Missionskreuz" auf dem alten Friedhof hinter der Kirche hat einen traurigen Hintergrund. Es stammt aus dem Jahr 185o und wurde zur Sühne nach einer Brandkatastrophe errichtet. Auf dem Vorplatz von St.Gallus steht ein altes Kreuz, dessen Korpus und Schaft aus einem einzigen Buntsandstein geschlagen wurde. Der Text entstammt einer alten Zwingli-Bibel. Ein altes „Vortragekreuz" wurde auf dem Kirchenspeicher wieder entdeckt und um 199o vom Restaurator Bauermeister aufgefrischt. Das wertvolle Barockkreuz dürfte eine Arbeit aus der Werkstatt der Kirchzartner Künstlerfamilie Hauser (Franz Xaver Hauser, um 177o)sein.
19. Bildstöcke am Giersberg, das Kreuz in der Kapelle. Auf dem Weg zum Giersberg fallen nicht nur die 14 Kreuzwegstationen auf, die vor gut 1oo Jahren aus Spenden der katholischen Gemeindeglieder( 4199 Goldmark an Steinhauermeister Lorenz Wüst, Freiburg) und auf Betreiben des jungen Pfarrverwesers Albert Bertsche im Jahre 1897 errichtet wurden, man fragt auch nach dem im sogenannten „Kapellenloch" stehenden hellen Bildstock zu Ehren des Judas Thaddäus, eines der 12 Apostel, der mit der Keule erschlagen wurde und seit dem 18. Jh. bei besonders schweren Anliegen angerufen wird.. Er wurde auf Betreiben von Frau Erika Ganter-Ebert, einer hochbetagt gestorbenen Heimatdichterin (Giersbergspiel !) an diese Stelle gesetzt, auf der der Eremit Lorenz Rost anno 17o9 seine erste Eremitenklause erbaut haben soll, bevor dann die eigentliche Giersbergkapelle (1738) errichtet wurde. Ein weiterer Bildstock auf dem andern Weg zur Giersberg-Kapelle hinauf, in der nach einem Gelöbnis zwischen Ostern und Allerheiligen immer noch „bis zum Untergang der Welt" wöchentlich eine Samstagsmesse gehalten wird, zeigt ein gefärbtes Holzbild einer „Maria mit Kind", das zu einem „Ave Maria" auffordern will.. An dieser Stelle soll früher ein Holzkreuz gestanden haben, das durch einen von Ing. Klaus Meßmer 1951 gestifteten und in Eigenarbeit geschaffenen Bildstock ersetzt wurde. Der 3. Bildstock dort oben, der „Wendelin" vor dem Giersberg-Gasthaus, stammt aus dem Jahr 186o und wurde von Josef Pfaff (vom „Pfaffeneck", später Uhren Pfaff- heute „Mode Fuß") gesetzt, 1965 von Hermann Pfaff als Dank für gesunde Heimkehr aus dem Krieg erneuert und 1988 von Ursula Pfaff (heutige „Jungbäuerin") renoviert und umgesetzt, nachdem ihn ein „Bierwagen" umgefahren hatte. Der Bildstock spricht vor allem die Bauersleute an und ist dem Hl. Wendelin geweiht, dem Schutzpatron der Bauern, der Hirten und Herden. Der iroschottische Königssohn Wendel (um 6oo n.Chr.) war wohl ein totaler „Aussteiger", der im Anschluß an eine Wallfahrt nach Rom sein Leben grundlegend veränderte und sich als Viehhirte in der Gegend von Trier verdingte und als Einsiedler vielen Menschen Rat zu geben wußte. Aus seiner Klause entwickelte sich später die heutige Stadt St. Wendel im Saarland. Auf dem Giersberg sieht man den Bauernpatron St. Wendelin in Biedermeier- Tracht mit Schafen, Hirtenkeule und Evangelienbuch, -Schnitzarbeiten, die von Hermann Pfaff eigenhändig hergestellt wurden. Zum Schluß noch : das Kreuz in der Giersbergkapelle: Ein besonders schönes Kreuz. Es hat eine längere Geschichte und dürfte eines der ältesten Kunstwerke aus der Spätgotik sein. Es wurde 1952 durch Professor Hübner anläßlich einer Restauration von 7 Übermalungen gereinigt. In der Gotik hatte sich die Vorstellung über den Erlöser am Kreuz grundlegend geändert. Während man in der Romanik noch Jesus Christus, den Gekreuzigten als Sieger über den Tod- oft sogar mit einer Königskrone- darstellte, trat in der Gotik das Leiden und das Gefühl mehr in den Vordergrund. Das schmerzvolle Sterben wird am eindrucksvollsten am Isenheimer Altar in Colmar dargestellt:- nicht mehr der Sieger über den Tod durch die Auferstehung,- ( wie es die Romanik sah –nämlich herrschend auch noch vom Kreuz herab,)- sondern ein schmerzvoll verzerrter Kruzifixus, der unmenschliche Qualen erleidet, wird von den Künstlern ( meist im Triumphbogen der Kirchen) dem Gottesvolk dargeboten. Das Giersberg-Kreuz ist dafür ein Beispiel: Ohne entlastende Stütze für die Füße, die nur noch mit einem einzigen Nagel befestigt sind, hängt der leidende Gekreuzigte am hölzernen Stamm. Sein Haupt ist mit langen Haaren geschmückt, statt der Dornenkrone ragt eine dreifache barocke „Gloriole" aus seinem Haupt. Aus der geöffneten Seite fließt Blut, die Adern sind deutlich erkennbar. Das ausdrucksstarke Gesicht mit den leicht geöffneten Augen ist das eines Mannes unbestimmbaren Alters.- Es lädt zur Meditation ein, spendet auch im Sterben noch Trost. Dieses Kreuz hing ursprünglich im Triumphbogen der St. Gallus-Kirche. Als aber die ursprünglich gotische Kirche im Barock umgestaltet wurde (ca 175o), kam dieses Kreuz aus dem Chorbogen der Kirche in die gerade fertig gestellte Giersbergkapelle zugunsten einer anderen Kreuzigungsgruppe ( aus der Werkstatt des Luzerner Schnitzers Hartmann, heute an der Seitenwand der Kirche mit Johannes und Maria). Da dieses Kreuz in der St.Gallus–Kirche aber schadhaft wurde und ausgebessert nach Welschingen (= Heimat von Pfarrer Wenger) ausgeliehen wurde, hing man das Giersberg-Kreuz so lange im Kirchenschiff von St. Gallus auf, bis das Welschinger Originalkreuz durch die Bemühungen von Pfarrer Franz Kern wieder nach Kirchzarten zurückkam. Damals (1988) wurde dann auch das Giersbergkreuz wieder an seinen alten Platz gerückt. Der heutige Bildstock zum „Judas Thaddäus" steht im sogenannten Kapellenloch, wo der Einsiedler Lorenz Rost seine erste Klause errichtet hatte. Am Aufgang zum Giersberg errichtete Klaus Meßmer 1951 einen Bildstock als Aufforderung zum Gebet an Maria. Der Bauernpatron „St,Wendelin" hat einen eigenen Bildstock am Giersberg, der von Familie Pfaff und dem Jungbauernhof betreut wird. Das spätgotische „Giersberg-Kapellenkreuz" diente in der St. Gallus Pfarrkirche lange Zeit im Torbogen über dem Altar als Meditationskreuz im Gottesdienst. Fotos: Hermann Althaus © by www.freiburg-ost, www.littenweiler.de, eMail info@littenweiler.de, Update 03.03.05 |