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Aktuelles zum Umweltschutz ab Juni 2005
   

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Blick von Tote Mann nach Nordosten zu Hinterwaldkopfhütte und Breitnau rechts sowie St.Märgen links mehr

 

Bachpaten Freiburg: Wieder Besuch aus Amerika

Jahreshauptversammlung des Fördervereins, der seit 20 Jahren besteht / Erfolgreiche Kooperation mit Helfern aus Übersee

Bei der Mitgliederversammlung des “Fördervereins Bachpatenschaften Freiburg” konnten die Mitglieder das 20-jährige Bestehen der Bachpatenschaften feiern: Nachdem im Mai 1986 die erste Vereinbarung zwischen der Waldorfschule in St. Georgen und der Stadt Freiburg getroffen worden war, wurde auf Bestreben des damaligen Oberbürgermeisters Rolf Böhme (SPD) ein flächendeckendes Netz an Bachpatenschaften aufgebaut. Daraus sind bis heute 50 Bachpatenschaften geworden, was bundesweit ziemlich einmalig sei: “Außer in Freiburg gibt es in Deutschland nur noch in ganz wenig anderen Städten solche Bachpatenschaften” , betonte Professor Werner Konold vom Institut für Landespflege der Freiburger Universität. Konold hielt an diesem Abend den Festvortrag zum Thema “Gewässer und Heimatlandschaft” und hob dabei die Vorbildfunktion der Freiburger Bachpaten hervor. Eigentlich sollten sieben neue Bachpaten-Gruppen bei der Jahresversammlung ihre Urkunden von Bürgermeister Matthias Schmelas (CDU) überreicht bekommen. Da dieser jedoch kurzfristig erkrankt war, musste dieser Punkt entfallen. “Wir werden die Übergabe der Urkunden in einem würdigen Rahmen zu einem späteren Zeitpunkt nachholen” , versicherte die langjährige Vereinsvorsitzende Hella Heuer. Als kleines Dankeschön für die geleistete Arbeit bekam jede anwesende Bachpaten-Gruppe eine Becherlupe überreicht. Das Jahr 2005 war, so Heuer, ein Jahr vieler Anerkennungen und Auszeichnungen: Unter anderem konnten die Bachpatenschaften der Tuniberg-Schule in Opfingen und die der Mooswald-Grundschule einen Umweltpreis der Stadt Freiburg entgegennehmen.

Der Förderverein erhielt dabei, gemeinsam mit der Storcheninitiative von Hagen Späth, den ersten Preis. Das von den Freiburger Bachpaten entwickelte Konzept zur Eindämmung mancher Neophyten (wuchernde Pflanzen) an Gewässerufern hat im vergangenen Jahr zunehmend internationales Interesse geweckt: “Wir sind hier Partner in einem Forschungsprojekt mit einem Schweizer Institut für biologische Schädlingsbekämpfung” , betonte Heuer. Auch für 2006 haben die Bachpaten zahlreiche Aktionen geplant, unter anderem die Mitwirkung beim Freiburger Tag der Artenvielfalt und die Arbeit mit den amerikanischen Jugendgruppen in den Sommermonaten. Dieses Jahr kämen 1800 Amerikaner, mit deren Hilfe ließen sich “tonnenweise” Neophyten und anderer Unrat entfernen.
Termine: Aktionen bei “Freiburg packt an” (April bis Oktober), Mitwirkung beim Freiburger Tag der Artenvielfalt (10. Juni), internationales Work-Camp mit Caritas International (28. August bis 8. September), Präsentation auf der Umwelt-Messe Eco-Trend (9. bis 17. September)

Badische Zeitung Freiburg
Andreas Braun, 15.4.2006 auf www.badische-zeitung.de


 

Die grüne Volkshochschule: Ökostation 20 Jahre

Als ökologisches Alternativ-Projekt gestartet ist die Ökostation im Freiburger Seepark inzwischen zu einem professionellen Zentrum für Umweltbildung geworden, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist. In diesem Monat feiert sie ihr 20-jähriges Bestehen und kann dabei auf eine erfolgreiche, aber wechselhafte Geschichte zurückblicken.

Wenn in diesen Tagen von einem 20. Jahrestag gesprochen wird, geht es meist um die Nuklear-Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986: Nach der Explosion in dem Kernreaktor trieb eine radioaktive Wolke über Europa, die Menschen sollten kein frisches Obst essen, Kinder durften nicht im Sandkasten spielen, und vielen wurde erst durch dieses Ereignis bewusst, wie wichtig Umweltschutz ist - der steckte damals noch in den Anfängen. Bereits rund eine Woche vor der Katastrophe, am 18. April 1986, hatte im Freiburger Seepark die Landesgartenschau eröffnet, und in ihrer Mitte ein ebenso alternatives wie innovatives Modell-Projekt, das an eben diesem Aufklärungsbedarf in Sachen Umwelt- und Naturschutz ansetzt: Seit 20 Jahren betreibt die Ökostation Freiburg nun Umweltbildung und lehrt dabei unter anderem, wie man auch im Alltag natürliche Ressourcen erkennen und nutzen kann. Der Geburtstag wird in den kommenden Monaten mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert (siehe Infobox).
Die Ökostation sollte “Ökologie mit allen Sinnen erfahrbar machen” , so Heide Bergmann, die die Station heute gemeinsam mit Ralf Hufnagel leitet. Das Rundhaus war zu einem großen Teil aus naturbelassenen Hölzern erbaut, mit Gründach, Solaranlage, Biogarten und Laube. Über eine Million Besucher konnten bereits während der Landesgartenschau ganz praktisch erfahren, wie ökologisches Leben im Alltag funktioniert — angeboten wurden unter anderem Energiespar-, Gartenbau- und Brotback-Kurse. Infolge des verstärkten Umweltbewusstseins entwickelte sich die vom Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) getragene Station zur publikumswirksamen Attraktion.
Auch nach Ende der Landesgartenschau sollte sie weiter betrieben werden, schien jedoch ein Jahr später schon ein jähes Ende zu nehmen: Ein Brand, seine Ursache blieb ungeklärt, zerstörte das Gebäude. Dank der Versicherung und aus Projektmitteln der Stiftung Naturschutzfonds konnte 1990 mit dem 1,1 Millionen Mark teuren Wiederaufbau begonnen werden. Neuer Träger wurde der Regionalverband Südlicher Oberrhein des Bund. Die Kurse und Projekte der als “Grüne Volkshochschule” bezeichneten Station fanden bis zur Wiedereröffnung des Pavillons am 27. September 1991 im Biogarten statt. 1987 entstand dort auch das “Grüne Klassenzimmer” , heute der Klassiker unter den Angeboten der Ökostation: mehr als 220 Kinder- und Jugendgruppen pro Jahr lernen hier den Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.
Das wohl traurigste Kapitel ihrer Geschichte schrieb die Ökostation am 29. November 1995: Bei einem nie aufgeklärten Mordanschlag wurde vor dem Haus eine Praktikantin erschossen. Heute erinnert eine extra gepflanzte Linde an das Verbrechen. Die Laube, von der aus geschossen worden war, wurde abgerissen. Von diesen Rückschlägen abgesehen hat sich die Ökostation aber als Erfolg erwiesen. Über die Jahre hat sie sich professionalisiert und auch international Schule gemacht: So wurde etwa in der japanischen Partnerstadt Matsuyama eine Ökostation nach Freiburger Vorbild aufgebaut. “Es freut uns, wenn so noch mehr Leute erreicht werden” , betont Ralf Hufnagel. Internationale Partnerschaften unterstreichen den globalen Charakter der Ökostation. 2005 wurde ihr Projekt “Die blaue Schatzkiste” von der deutschen Unesco als offizielles Projekt der Weltdekade “Bildung für nachhaltige Entwicklung” ausgezeichnet.

Ralf Hufnagel blickt optimistisch in die Zukunft: “Wir sind überzeugt, dass es die Station auch in 20 Jahren noch gibt.” Für Unterstützung aus der Bevölkerung wurde jüngst ein Stiftungsfond eingerichtet. Spaziergänger im Seepark sollten in nächster Zeit übrigens die Augen offen halten: Bald wird der Schriftzug “20 Jahre Ökostation” dort auf einem Hügel blühen — aus weiß-lila Krokussen gesetzt.

Veranstaltungsreihe “20 Jahre Ökostation” in der Falkenbergerstraße 21 B:
Mittwoch, 5. April, 15:30 Uhr: “Natur erleben - Kompetenzen erwerben” ;
Montag, 15. Mai bis Mittwoch, 17. Mai: “Papier Papa und Trallala” .
Sonntag, 21. Mai: “Zukunft gestalten — 20 Jahre Ökostation” .
Kontakt: Heide Bergmann,
0761/892333 oder info@oekostation.de

Badische Zeitung Freiburg
Carola Braun, 4.4.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

BUND Südlicher Oberrhein bestätigt Vorstand

Der alte Vorstand ist auch der neue: Bei ihrer Mitgliederversammlung im Freiburger Stadtteil Vauban haben rund 40 Mitglieder des Regionalverbandes Südlicher Oberrhein des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) erneut Ellen Kopitsch, Frank Baum und Lise Weghaupt als Vorsitzende gewählt.

Schatzmeisterin ist weiter Silvia Wagner, Beisitzer sind Roland Burkhart und Gerhard Völker. Zur Arbeit des Bund zog Geschäftsführer Axel Mayer eine überwiegend positive Bilanz, in nächster Zeit geht´ s verstärkt gegen die Atomkraft. Der rote Fliegenpilz mit seinen weißen Punkten sieht fast aus wie im Märchenbuch. Doch spätestens auf der Rückseite der Postkarte wird klar, dass dieser Pilz kein bisschen idyllisch ist: Waldpilze sind immer noch radioaktiv belastet, steht da — auch 20 Jahre nach dem Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl, an den die Bund-Gruppe vom nördlichen Kaiserstuhl mit diesen Postkartenaktion erinnert.
Zum 20. Jahrestag der AKW-Katastrophe sind mehrere Aktionen geplant: Unter anderem eine Kundgebung am Samstag, 29. April, ab 11 Uhr auf dem Rathausplatz in Freiburg, zu der gemeinsam mit dem Bund 35 Gruppen und Initiativen einladen. Außerdem haben die Bund-Mitglieder aus Freiburg und den Landkreisen Emmendingen, Ortenau und Breisgau- Hochschwarzwald 7000 Unterschriften gegen die Nutzung der Atomenergie gesammelt und 615 Briefe an Bundestagsabgeordnete geschrieben, die sich gegen eine Rücknahme der Atomausstiegsbeschlüsse der ehemals rot-grünen Regierung richten.
Und die Bund-Gruppe Staufen vermittelt eine Fotoausstellung der ukrainischen Journalistin Elena Filatova mit Fotos aus der evakuierten Zone um Tschernobyl, die vom 1. bis 9. April im Stubenhaus Staufen zu sehen ist.
Dass sich das Engagement des Bund lohnt, zeigt sich für Geschäftsführer Axel Mayer an einer Reihe kleinerer und größerer Erfolge: Ein “dicker Pressespiegel” , so der Geschäftsführer, und 350 000 Nutzer der Bund-Homepage im Jahr beweisen seiner Meinung nach, “dass unsere Arbeit effektiv ist” . Es gelinge zum Beispiel auch immer wieder, drängende Diskussionen anzustoßen und damit “vorne dran und unbequem” zu sein — wie mit einem Bund-Papier zu den Mythen von einem unbegrenzten Wachstum, das in Wahrheit zur Selbstzerstörung führe. Eine praktische Folge des Kampfes um saubere Gewässer sei, dass der Lachs zurückkomme und (seit 100 Jahren) erstmals wieder in der Kinzig und (seit 50 Jahren) in der Murg laiche. Nicht zu vergessen die 15 000 Euro Spenden, die im vergangenen Jahr zusammenkamen: “Das zeigt, dass viele gut finden, was wir tun” , meint Mayer. Allerdings werde der Berg an Arbeit immer größer und es gelinge zu wenig, Jugendliche und jüngere Menschen langfristig in die Arbeit einzubeziehen. Und die Themen würden komplizierter: “Vor 20 Jahren war noch klar, was gut und was schlecht ist — das ist heute nicht mehr immer so einfach.” Zum Beispiel der Abschuss der Kormorane: “Darüber diskutieren wir sehr kontrovers.”
Wie sehr sich die Zeiten gewandelt haben, machte auch Ralf Hufnagel mit einem kurzen Rückblick auf “seine” Ökostation in Freiburg deutlich, die am 21. Mai ihr 20-jähriges Bestehen feiern wird. Während 1986 noch “Tanzabende für Nichtraucher” oder “Wünschelruten-Nachmittage” angeboten wurden, stünden heute andere Herausforderungen an: Von der zunehmenden Arbeit in Netzwerken wie der lokalen Agenda bis zur Kooperation mit Schulen, die auf den Ganztagsbetrieb umstellen.

Badische Zeitung Freiburg
Anja Bochtler am 30.3.2006 auf www.badische-zeitung.de

 

Krebsalarm im Rieselfeld - Sind die Kepler-Sender die Ursache?

Vortrag und Diskussion am Donnerstag, den 23.3.2006 um 20:15 im Glashaus, Maria-von-Rudloff-Pl. 2, Freiburg-Rieselfeld - Eintritt frei

Es sprechen:
- Ulrich Weiner, Funktechniker u. Unternehmensberater f. Telekommunikation
- Dr. med. Wolf Bergmann, Mitinitiator des Freiburger Appells
- Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam, Ärzteinitiative Bamberger Appell
  www.aerzte-warnen-vor-mobilfunk.de
Veranstalter und Moderation: Initiative zum Schutz vor Elektrosmog Südbaden
(ISES) e. V
.

Vor vier Jahren wurden auf dem Kepler-Gymnasium Mobilfunksender installiert. Kurz darauf beschloß der Freiburger Gemeinderat, so etwas nicht mehr zuzulassen, da die elektromagnetische Strahlung im Verdacht steht, schwere Krankheiten auszulösen. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz sprach
diesbezüglich eine Warnung aus. Nachdem vermehrt Kinder im Umfeld der Schule erkrankt sind (Gehirntumor, Leukämie, Kopfschmerzen, Tinnitus u. a.), fragen die Eltern: Kommt das von den Sendern? Und wie sind andere Funksysteme (W-Lan, DECT-Telefone) zu bewerten? Der FR-W-Lan wurde im Rieselfeld ohne vorherige Befragung der Anwohner aufgestellt. Die Brisanz des Themas ergibt sich auch aus den Ausbauplänen der Mobilfunkbetreiber, die im kommenden Jahr noch 50-60 neue Sender in Freiburger Wohngebieten, darunter das Rieselfeld, vorsehen. Der Freiburger Gemeinderat hat sich noch nicht auf die Verabschiedung eines Standortkonzeptes verständigen können. Das sogenannte
"Münchener-Mobilfunk-Vorsorgemodell" wurde diskutiert. Gerade das sieht aber vor, dass städtische Immobilien als Mobilfunkstandort bevorzugt werden sollen. Argumentiert wird mit einem "breiterem Planungsspielraum" der Stadt zur Vermeidung höherer Strahlenbelastung. Auf die Frage, wie lange die
Kepler-Sender noch funken, haben die Eltern bislang keine Antwort erhalten. Ihre Forderungen nach sofortiger Abschaltung stützen sich auf einen Präzedenzfall aus dem Jahr 2001 in Spanien.

Wir halten für Sie vor Ort eine Pressemappe bereit.
Initiative zum Schutz vor Elektrosmog Südbaden (ISES) e. V.
www.ises-suedbaden.de
Für Rückfragen stehen Ihnen die Erste Vorsitzende des Vereins zur Verfügung:
Angelika Gremlich-Doblies, Tel. 07661/99590 oder Tanja Gaudian, Tel. 0761/4702980,
tanja@gaudian.de, tanja@gaudian.de


Tanja Gaudian, 13.3.2006


 

Nabu und Bund bauen Krötenzäune im Freiburger Osten

Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen am Samstagmittag haben 20 Mitglieder der Naturschutzjugend (der Jugendorganisation des Naturschutzbundes, Nabu) im Möslepark mit der Errichtung von Krötenschutzzäunen begonnen. Unter Anleitung von Gisela Friederichs werden die kleinen Naturschützer in den kommenden Wochen weitere Zäune bauen. Damit steuern die jungen Naturschützer ihren Beitrag zum Amphibienschutz von Fröschen, Kröten und Molchen bei. Während der Krötenwanderung werden wieder Straßen im Bereich des Mösleparkes für den Autoverkehr gesperrt.

Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (Bund) engagiert sich bei entsprechenden Aktivitäten: In den kommenden Wochen würden im Kappler Kleintal ebenfalls Krötzenzäune aufgestellt, heißt es in einer Pressemitteilung. Für das Einsammeln und Über-die-Straße-Tragen der Amphibien würden auch in diesem Jahr wieder dringend Helfer gesucht. Der Arbeitskreis Naturschutz des Bund, der die Aktion organisiert, trifft sich am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Büro des Bund-Regionalverbandes, Wilhelmstraße 24 a. Zudem findet am Samstag, 25. Februar, ab 14 Uhr eine Ortsbegehung in Kappel zu dem Straßenstück statt, bei dem es gilt, den Kröten bei der Überquerung zu helfen. Treffpunkt dafür ist am Kappler Rathaus, Großtalstraße 45.

Badische Zeitung Freiburg vom 22.2.2006


 

 

In FR 1,1 t Hundekot täglich - Zoo Burkart sponsort Spender

Für Vierbeiner ist vor allem das Rascheln interessant, das die unscheinbaren Metallkästen von sich geben, wenn man an ihnen zieht. Ihre Besitzer dagegen können dank der 116 Hundekot-Beutelspender in Freiburg das Häufchen ihres Tieres bequem und kostenlos entsorgen. Dank eines Sponsors, der Zoohauses Burkart ist der Bestand der Behälter nun für die nächsten Jahre gesichert. Bereits vor fünf Jahren hat die Stadt damit begonnen, die “Hundeklos” an öffentlichen Grünanlagen aufzustellen. “Seitdem hat die Akzeptanz unter den Hundebesitzern deutlich zugenommen” , stellt Martin Leser, Leiter der Stadtgrün Freiburg, fest. “Momentan benötigen wir etwa 250 000 Plastiktüten im Jahr.” Zusammen mit der Entsorgung der dafür bereitgestellten Abfalleimer entstehen durch die Tütenspender jährlich Kosten von 6000 Euro, die dem städtischen Etat an anderer Stelle fehlen. “Deshalb” , so Leser, “haben wir seit einiger Zeit einen Sponsor gesucht, der die Kästen für die nächsten Jahre finanziert.”
Bei “Zoo Burkhart” ist die Stadt fündig geworden: Das Zoofachgeschäft übernimmt die Kosten für die nächsten zehn Jahre. “Schließlich bin ich durch den Verkauf von Hundefutter auch indirekt für die Haufen verantwortlich” , sagt Geschäftsführer Dieter Burkhart, der zusammen mit Vertretern von Stadtgrün Freiburg gestern Morgen einen neuen Beutelspender neben dem Zentrum Oberwiehre einweihte. Angenehmer Nebeneffekt für Burkart: Auf allen Beuteln und den dazugehörigen Metallkästen prangt der Name des Sponsors.
...
Dass die Tütenstationen durchaus sinnvoll sind, zeigt das tägliche Hundekot-Aufkommen: Allein an einem Tag produzieren die 3700 in Freiburg angemeldeten Tiere rund 1,1 Tonnen. Auf ein Jahr hochgerechnet bedeutet das mehr als 400 Tonnen Hundekot. “Das sind zehn Lastwagen voll” , veranschaulicht Leser die Situation. Damit auch in Zukunft die Differenzen zwischen Anwohnern und Besitzern von Vierbeinern ausgeglichen werden, denkt die Stadt über die Aufstellung weiterer Beutelspender nach - vorerst allerdings nur in Parkanlagen, da die Stadtgrün-Mitarbeiter in der Innenstadt nicht zuständig sind. Wenn alles nichts hilft, kann der Gemeindevollzugs-Dienst auch Bußgelder verhängen: Bis zu 30 Euro sind fürs Herrchen fällig, wenn der Hund “auf frischer Tat” ertappt wird.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Steve Przbilla vom 26.1.2006 in www.badische-zeitung.de


 

 

Dioxin aus Müllverbrennungsanlage von Mulhouse-Saussheim

Nach einer erfreulichen ersten "Teilentwarnung" in Sachen Kompostierwerk Sundhouse und der Entgiftung der Straßburger Hausmüllverbrennungsanlage, die jahrzehntelang eine Dioxinschleuder ersten Ranges war, gibt es für den BUND erneut Gründe mit Sorgen über den Rhein zu schauen. Da ist die neue, "vielgelobte" Müllverbrennungsanlage von Mulhouse-Saussheim. Immer mehr elsässische Medien berichten jetzt von massiven, dauerhaften Grenzwertüberschreitungen beim Ultragift Dioxin. Der Grenzwert liegt bei 0,1 Nanogramm pro m³. Die Medien berichten von einer "Freisetzung" von mindestens 0,3 Nanogramm pro m3. Das wäre das Dreifache des zugelassenen  Grenzwertes bei einem sehr problematischen Gift. "Es ist absolut unverständlich, warum eine neue MVA die Grenzwerte nicht einhält" sagt BUND Regionalgeschäftsführer Axel Mayer. Angesichts der vorherrschenden
Windrichtung aus der Burgundischen Pforte und dem geringen Abstand zur Grenze sind  uswirkungen auf Südbaden nicht auszuschließen.
Dies alles kommt zur massiven Grundbelastung u.a. aus der Schwerindustriezone Ottmarsheim Chalampe, wo seit Jahrzehnten die Abluftfahnen von Rhodia, Tredi und Pec Rhin Richtung Schwarzwald und Markgräflerland ziehen. Wenn Proteste von Umweltschützern und der technische Fortschritt dann
tatsächlich Fortschritte in Sachen Luftreinhaltung bringen, werden diese durch neue umweltbelastende Anlagen wieder zunichte gemacht.

BUND-Mitarbeiter Jean Paul Lacôte weist jetzt auf ein neues Problem hin. Aus einem Brief von Michel Sordi (Abgeordneter und Bürgermeister von Cernay im Elsaß) ist zu erfahren, dass die Rhodia Chalampé eine neue Müllverbrennungsanlage auf ihrem Gelände plant. Dieses Projekt war bisher in Aspach-le-Haut geplant und ist dort am massiven Widerstand der örtlichen Bevölkerung  gescheitert. Ähnlich wie der innerschweizer Widerstand gegen Atommülllager (Ollon) zu grenznahen Standorten (Benken) führt, soll jetzt die Anlage, welche in Aspach-le-Haut politisch nicht durchsetzbar ist, an einem grenznahen Standort realisiert werden, wo die in der Hauptwindrichtung liegenden Menschen in Baden nur eingeschränkte Einspruchsmöglichkeiten haben.

Angesichts der neuen deutschen MVA TREA in Bremgarten ist Widerstand auch nur dann legitim, wenn die neuen Anlagen nicht dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Die Dioxinbelastungen aus der neuen MVA Mulhouse-Saussheim erhöhen das Vertrauen in diese neuen Planungen nicht. Bei der Firma Rhodia in Chalampé sind an Weihnachten 2003 ca. 1200 Tonnen Cyclohexan "unbemerkt" ausgetreten und teilweise versickert und stetige Störfälle haben das Vertrauen in diese Firma(am Standort Chalampé) erschüttert. Und die Firma Euroglas in Ottmarsheim hat ihre moderne Entstickungsanlage nur wegen des massiven grenzüberschreitenden Widerstandes in der Bauphase. Luftreinhaltung und technischer Fortschritt fallen nicht vom Himmel. Mit Sorgen sieht der BUND die
 Häufung von belastenden Anlagen in Grenznähe, die anderswo niemand haben will. Tourismus und Landwirtschaft in Baden und umweltbelastende Schwerindustrie im Elsass... Gegensätzlicher und widersprüchlicher kann Raumplanung nicht sein. Neue Anlagen dürfen nur dann gebaut werden, wenn sie dem neuesten Stand der Technik entsprechen und nach der Inbetriebnahme auch funktionieren.
Das Abschieben von Problemanlagen an die nationalen Grenzen entspricht nicht der BUND Vision von Europa.
Axel Mayer, BUND Freiburg, 11.1.2006,
bund.freiburg@bund.net


 

 

Mensch, Natur und Umwelt im Dreyeckland - umweltpolitischer Rückblick 2005

Alle Jahre wieder - unser Rückblick auf das vergangene Jahr. Ein kurzer, zwangsläufig unvollständiger Überblick über einige Umwelt- und Naturschutzthemen nicht nur im Dreyeckland. Und eben auch - wie alle Jahre wieder - Informationen über Erfolge und Misserfolge. Für den BUND und die Umweltbewegung war das Jahr 2005 auch ein Jahr der makaberen "Rechthaberei". Nicht nur in Sachen Klimaänderung, Verknappung und Verteuerung der Energie wurden und werden alte Prognosen der mweltschützerInnen immer mehr zur Realität.

Januar 2005
Nach über 50 Jahren laicht zum ersten Mal wieder ein Lachs in der Kinzig. So wurden auch unsere langjährigen, mühsamen Kämpfe um saubere Bäche und Flüsse (Usine Kaysersberg!) mit einem weiteren Erfolg gekrönt.

8. März 2005
Ein enttäuschendes VGH-Urteil in Sachen Bugginger Grundwasserversalzung bestätigt wieder einmal die Erfahrung, dass in Sachen Umwelt zumeist nur die "kleinen Sünder" bestraft werden. Wer sich als Umweltverschmutzer teure Anwälte leisten kann (wie die Kali und Salz AG) kommt meistens
ungeschoren davon. Die Sanierung der Altlast "Abraumhalde Buggingen" wird durch dieses Urteil der Allgemeinheit aufgebürdet und das Verursacherprinzip ausgehebelt.

29. April 2005
Die Umweltverbände am Oberrhein und auch der BUND fordern in Sachen Neukonzessionierung des Kraftwerks Kembs mehr Wasser in den Restrhein zu leiten. Das älteste, südlichste Wasserkraftwerk am Oberrhein bei Kembs befindet sich im Besitz der EDF und die Konzession läuft im Jahr 2007 aus. Damit die Ziele internationaler Programme wie "Rhein 2020" (aus dem Rhein ein Fluss voller Lachse zu machen), die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie und des Hochwasserschutzprogramms der IKSR erreicht werden können, fordern die Umweltorganisationen, dass der Mindestabfluss im Restrhein 100m^3 /s beträgt und die Abflüsse das ganze Jahr über an die Abflüsse z.B. am Pegel bei Basel oder Rheinfelden
angepasst werden (naturnahe statt konstante Abflüsse). Aus dem "Restrhein" muss wieder ein naturnaher Fluß für Mensch, Lachs, Kormoran und Eisvogel werden.

11. Mai 2005
Der "Ausstiegs"beschluss der rot-grünen Bundesregierung führt zur Abschaltung des Atomkraftwerk Obrigheim. Fast gleichzeitig wird ein schwerer Atomunfall in der britischen Wiederaufarbeitungsanlage
Sellafield bekannt. Das Regierungspräsidium Freiburg und der Regionalverband Südlicher Oberrhein verstärken ihre Verhinderungsplanung gegen Windräder in Südbaden und setzen so die politischen Vorgaben der Stuttgarter Atomparteien um. In den letzten 10 Jahren haben sich die Preise für atomar-fossile Energien mehr als verdoppelt, während sie sich für erneuerbare Energien halbiert haben.

Juni 2005
Der Benzinpreis erreicht auch in Südbaden mit Preisen von bis zu 1,25 Euro/Liter Superbenzin seinen bisherigen Höchststand. Das weltweit knapper werdende Öl löst beim abhängigen Patienten Mensch klassische Suchtsymptome aus. Statt Energie zu sparen und Alternativen zu fördern rufen wachstumsgläubige Politiker nach einer intensiveren Ölförderung und nach der noch härteren Energiedroge Atomenergie.

17. Juni 2005
Der Trinationale Atom-Schutzverband der Bevölkerung um das AKW Fessenheim (TRAS) wird von Vertretern aus Frankreich, Deutschland und aus der Schweiz in Basel gegründet. Das AKW Fessenheim fällt auch im Jahr 2005 wieder mit Pleiten, Pech und Pannen auf. Bei allen französischen AKW der 900 MW-Klasse gibt es Probleme mit den Kühlwasserpumpen.

September 2005
Der Bundestagswahlkampf steuert mit Getöse seinem Höhepunkt entgegen. "Unbegrenztes Wachstum ist dauerhaft möglich und die einzige Lösung aller Probleme" ist die nicht hinterfragte, zentrale Botschaft von FDP und CDU, aber auch fast aller anderen Parteien. Der BUND Regionalverband kritisiert die Mythen vom unbegrenzten Wachstum in einem Thesenpapier. Bei einem anhaltenden Wachstum von 3% verdoppelt sich das Bruttosozialprodukt alle 23 Jahre, bei 5% sogar bereits alle 14 Jahre. Und eine Menge, die exponentiell wächst, vertausendfacht sich jeweils nach der zehnfachen Verdoppelungszeit. Dauerhaftes, exponentielles Wachstum einer Wirtschaft ist nicht möglich und führt zwangsläufig zur Selbstzerstörung. Eine erfreuliche, intensive Debatte im Internet beginnt.

November 2005
In den Vorstädten Frankreichs, in Paris, aber auch im Elsass, in Straßburg und Mulhouse brennen Autos. Zur Umweltverschmutzung kommt immer auch die Innenweltverschmutzung. In trostlosen Vorstädten mit fehlgeplanter Massenmenschhaltung kumuliert eine verfehlte Einwanderungspolitik und eine ungerechte Verteilung von Chancen und Arbeit zu massiven Jugendkrawallen. Die Krawalle sind auch ein Menetekel zukünftiger sozialer Entwicklung.

10. Dezember 2005
Der Friedensnobelpreis wird im Rathaus von Oslo an die IAEO/IAEA verliehen. Eine Initiative des BUND Regionalverband löst eine weltweite Protestkampagne gegen diese Fehlentscheidung des Nobelpreiskomitees aus. An der Kampagne, die den Zusammenhang von Atomkraftwerken und Atomwaffen aufzeigt, beteiligen sich 135 weltweite Umwelt- und Friedensgruppen und 250 Einzelpersonen. Mit dem Friedensnobelpreis für die IAEA wird der atomare Bock zum Gärtner gemacht.

Dezember 2005
Nach der öffentlichen Auflage des Entsorgungsnachweises für ein politisch gewolltes, geologisch schlechtes Atommüllendlager am Rheinfall gehen rund 3800 Stellungnahmen ein. Die vielen Einsprüche sind ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit der Umweltorganisationen im Dreyeckland.

Absolut notwendiger Nachtrag, der manche der oben geschilderten wichtigen Themen und Probleme relativiert: Der Hunger tötet weit mehr Menschen als jeder gegenwärtig geführte Krieg oder Terroranschlag. Jean Ziegler, UNO-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung, schreibt 2005 in einem Bericht für die UNO, dass täglich 100 000 Menschen wegen fehlender Nahrung sterben. Im Jahr 2004 stirbt jede Sekunde ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen des Hungers. Im Jahr 2004 litten gemäß Ziegler 842 Millionen Menschen an chronischer Unterernährung. Die Tendenz ist steigend: Zwei Jahre zuvor waren es noch 826 Millionen Menschen gewesen. Diese gerne verdrängte Katastrophe muss auch die Arbeit der Umweltbewegung am Oberrhein in Zukunft stärker beeinflussen. Ökologie und Gerechtigkeit sind die Schlüssel für Nachhaltigkeit.
Zu fast allen oben aufgeführten Themen finden Sie im Internet unter www.bund-freiburg.de umfangreiche
Hintergrundinformationen und Presseerklärungen.
Axel Mayer, 20.12.2005, bund.suedlicher-oberrhein@bund.net


 

FILZ - Freiburger Initiative gegen Lärm und Zwangsbeschallung

Lärm ist überall. Hupende Autokolonnen von Hochzeitsgesellschaften, brummende Kühlanlagen, wummernde Minidiscos in Privatwagen, Kneipengedröhne und feiernde oder einfach draußen lebende Menschen samt Hunden. Und so weiter. Die Freiburger Initiative gegen Lärm und Zwangsbeschallung, abgekürzt „ Filz“ genannt, legte Ende Oktober einen Aktionsplan „ Freiburg gegen Lärm“ vor. Erfolg und Mitstreiter haben sich bislang nicht eingestellt.

Ein mehrseitiges Konzept für die Lärmbekämpfung in Freiburg hatte die Initiative mit großem Verteiler in Umlauf gebracht. Die Lärmbelastung in Freiburg habe sich in den vergangenen Jahren „ durch die Beschneidung von Ruhezeiten und durch die zunehmende Genehmigung ruhestörender Veranstaltungen verschärft“ , heißt es im Begleitschreiben. „ Wir wollen den von uns ausgearbeiteten Aktionsplan als eine Anregung verstanden wissen“, erklärt Klaus Miehling, Vorsitzender der Initiative - und tagtäglich lärmgeprüfter Freiburger. Klaus Miehling wohnt über einer Kneipe - und ist im Übrigen als Cembalospieler eher im ruhigen Bereich der Alten Musik zu Hause. Bei Filz engagieren sich derzeit etwa 30 Menschen, die mit dem Aktionsplan ebenso konkrete wie zahlreiche Vorschläge vorgelegt haben: Zum Katalog gehören die Sensibilisierung der Freiburger für „ akustische Umweltbelastungen“ , die Überarbeitung und Aktualisierung von Verordnungen, aber auch die Durchsetzung bereits vorhandener gesetzlicher Regelungen. Zum Beispiel die tatkräftige „ Bekämpfung lauter Musik aus Kraftfahrzeugen, begründet durch Paragraf 1 und 3 der Freiburger Polizeiverordnung“ . Ein Vorschlag, den Polizei-Pressesprecher Ulrich Brecht für kaum umsetzbar hält: „ Da haben wir ein Beweisproblem.“ So müssten tatsächlich Beamte mit Messgerät einen vorüberfahrenden Lärmer „ erwischen“ , der allerdings für das Innere seines Autos keine Grenzwerte einhalten müsse. Nur für den Außenbereich gibt es Grenzwerte - und ob die überschritten waren, lässt sich kaum nachweisen. Sehr wohl allerdings lässt sich nachweisen, dass „ hausgemachter“ Lärm immer wieder auch aus Lautsprecherboxen dringt: „ Es hat schon Beschlagnahmungen von Musikanlagen gegeben“ , sagt Ulrich Brecht, „ und das nicht nur in einem Fall.“ ....

Badische Zeitung Freiburg
Alles 13.12.2005 auf www.badische-zeitung.de

  

 

Zitronensäurefabrik Marckolsheim - vergebliche rKampf um Umweltdaten

Für Grünen-Kreisrat Axel Mayer ist die Zitronensäurefabrik in  Marckolsheim ein Lehrstück in Sachen vereintes Europa und wem dieses Europa dient

Vor gut 15 Jahren sorgten die Pläne für eine  Zitronensäurefabrik am Rhein bei Marckolsheim erstmals für Schlagzeilen. Eineinhalb Jahrzehnte danach schließt Axel Mayer, Umweltaktivist und Grünen-Kreisrat aus Endingen,  jetzt vorerst seine Akten zum Thema Zitronensäurefabrik. Seit fast fünf Jahren bemüht er sich vergeblich darum, auf dem Behördenweg Umweltdaten zu der Fabrik zu bekommen. Sein Fazit: "Wenn es um grenzüberschreitenden Informationsaustausch geht, knirscht das vereinte Europa mächtig - trotz aller Gremien."

Begonnen hatte alles Anfang 1990, als bekannt wurde, dass die österreichische Firma Jungbunzlauer im deutsch-französischen Grenzgebiet eine Fabrik zur Herstellung von Zitronensäure aus Getreide plant. Gebaut wurde im Elsass - wegen der geringeren Umweltauflagen. Mit dem Produkt  Zitronensäure selbst hatten die Umweltschützer eigentlich keine Probleme, wohl aber mit dem Standort: 80 Hektar des wertvollsten Stücks Auewald im Elsass sollten der Fabrik geopfert werden. Dass der Industriekomplex schließlich trotz aller Proteste dort gebaut wurde, sieht Axel Mayer, von Beruf Geschäftsführer beim Regionalverband beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund), nur als halbe Niederlage. Zum einen wurde deutlich weniger Auewald gerodet als zunächst geplant, zum anderen erreichten die elsässischen Umweltschützer im Gegenzug einen vertraglichen Schutz für die restlichen Auewälder im Elsass.

Bedenken gegen die Fabrik gab es auch wegen der befürchteten Geruchsbelästigung - eine Befürchtung, die sich schnell bewahrheiten sollte. Kaum war die Fabrik im September 1993 in aller Stille in Betrieb gegangen, hatten viele Menschen in den Rheingemeinden auf deutscher
Seite schon "die Nase voll" von dem Industriekomplex am westlichen Rheinufer. Die anhaltenden Proteste veranlassten das Unternehmen schließlich technisch nachzurüsten. Je nach Wetterlage und Windrichtung gibt es aber bis heute zuweilen zwischen Sasbach und Weisweil, manchmal sogar bis Endingen den Geruch von "Herdepflkuchi".

Sorgen bereitete und bereitet den Umweltschützern der enorme Wasserverbrauch der Fabrik. Schon die erste Genehnigung erlaubte bis zu 30000 Kubikmeter Grundwasserentnahme pro Tag - so viel, wie 1975 im ganzen Landkreis Emmendingen verbraucht wurde. Eine derart große Entnahme an einem Punkt könnte zu einer Sogwirkung im Grundwasserstrom führen, fürchten Umweltschützer. Ein Effekt, der aufgrund der Salzfracht im Grundwasserstrom des Oberrheingrabens langfristig zu einem Problem werden könnte. Warum trotz des nahen Rheins Trinkwasser für Kühlzwecke eingesetzt werden muss, will Mayer bis heute nicht in den Kopf. Beim Protest gegen die Zitronensäurefabrik fanden sich die
Umweltschützer schnell im klassischen Konflikt Umweltschutz kontra Landwirtschaft wieder. Wohl niemand der damaligen Kontrahenten hätte gedacht, dass die Umweltaktivisten den Getreidebauern der Region einmal den Boden bereiten würden. Für die elsässischen Bauern kam das böse Erwachen, als in der Fabrik vor ihrer Haustür plötzlich billigerer Mais aus den USA angeliefert wurde.

Genmais-Widerstand brachte die Wende für heimische Bauern
Ausgerechnet der Widerstand gegen Genmais in Buggingen brachte den Umschwung. Die Lebensmittelhersteller wollten keine Säuerungsmittel aus amerikanischem Genmais in ihren Produkten. Damit war nun doch der gentechnikfreie Mais vom Oberrhein gefragt. Rund 300000 Tonnen Mais und
Weizen werden in Marckolsheim verarbeitet. Mayer: "Damit sind die Gentechnikgegner zu Förderern des konventionellen Maisanbaus am Oberrhein geworden." Heute finden Umweltschützer wie Landwirte die Gentechnikfreiheit der Region gut.

Weniger gute Erfahrungen machten die Menschen diesseits des Rheins damit, wie auf französischer Seite mit ihren Befürchtungen und Einwänden umgegangen wurde. 1997 stand die erste Erweiterung des Industriekomplexes auf dem großzügigen Areal an, doch während man diesseits des Rheins noch die Bedenken formulierte, wurde in Marckolsheim bereits gebaut. Eine Antwort auf ihre Bedenken bekamen die betroffenen deutschen Gemeinden nicht, ihre Bürgermeister dafür aber eine Einladung zur Einweihung der Betriebserweiterung.
Ein BZ-Bericht aus dem Sasbacher Gemeinderat im September 2001 veranlasste Axel Mayer schließlich zu dem, was er heute "Anfrage-Marathon" nennt. Damals wurden die Gemeinden darüber
informiert, dass eine erweiterte Betriebsgenehmigung erteilt worden sei - unter anderem für drei Verbrennungsanlagen mit 127 Megawatt Leistung. Zum Vergleich: Die Müllverbrennungsanlage Trea Breisgau bringt es gerade mal auf 60 Megawatt. Diesseits des Rheins störte man sich vor allem an
den technischen Rahmenbedingungen. Die französischen Behörden genehmigten nämlich einen Stickoxidausstoß von bis zu 350 Milligramm pro Kubikmeter Luft. In Deutschland undenkbar, denn hier orientiert sich die Genehmigung laut Gesetz am aktuellen Stand der Technik und der hätte laut Regierungspräsidium bei maximal 100 Milligramm gelegen.

Axel Mayer wollte wissen, was aus den deutschen Einwänden wurde. Über das Landratsamt reichte der Kreisrat Anfrage um Anfrage ein, tatkräftig unterstützt von der Kreisverwaltung und dennoch ohne Erfolg. Wie hoch der tatsächliche Ausstoß an Stickoxid bei dem Unternehmen liegt, weiß er bis heute nicht.

"Ohne Nachhaken tut sich gar nichts"
Warum rennt da einer beharrlich gegen die Windmühlen der grenzüberschreitenden Bürokratie an? "Um den technischen Fortschritt voran zu treiben", sagt Axel Mayer, denn "ohne Nachhaken tut sich gar
nichts". Tatsächlich habe Frankreich in Sachen Umweltschutz in vielen Bereichen aufgeholt, aber "so etwas fällt nicht vom Himmel". Allerdings habe er im vereinten Europa erwartet, "dass Informationsaustausch schneller und einfacher geht", räumt er ein. Irgendwie diene das vereinte Europa eben doch weniger den Menschen als den Konzernen.

Wer glaubt, in Europa hätten Landesgrenzen ausgedient, der irrt. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass etwa Atommüllendlager gerne grenznah geplant werden. Und um's "G'schmäckle" geht's momentan 15 Kilometer nördlich von Marckolsheim: In Sundhouse soll am Rhein eine große Kompostieranlage entstehen, deren Gerüche dank vorherrschender Westwinde wohl vor allem auf deutscher Seite wahrzunehmen sein dürften. Und weil auch der Europa-Park in der Windrichtung liegt, offenbart sich einmal mehr ein Konflikt, der sich schon in Marckolsheim zeigte: Während man hierzulande  auf Tourismus setzt, entstehen im Elsass Industrieanlagen - ein kaum aufzulösender Widerspruch in der Raumentwicklung.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Martin Wendel vom 18.10.2005 auf www.badische-zeitung.de

  

 

 

 

Deutschland ist nach der Einheit stehen geblieben - Umweltschutz

Umweltschutz spielt in der politischen Debatte keine Rolle mehr oder das Thema ist negativ besetzt. Wer für Umweltschutz eintritt, gilt als Blockierer. Warum das so ist, wollte Jörg Buteweg von Ernst Ulrich von Weizsäcker wissen. Er ist Bundestagsabgeordneter der SPD und Vorsitzender des Umweltausschusses.

BZ: Warum will niemand mehr etwas von Umweltschutz hören?
Weizsäcker: In der politischen Debatte hat sich der Eindruck durchgesetzt, Umweltschutz verhindere Wirtschaftswachstum. So etwa EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso, der zur Erläuterung der Lissabon-Strategie sagte: "Ich habe drei Kinder: die Umwelt, das Soziale und die Wirtschaft und die habe ich alle gleich lieb. Jetzt aber, da es der Wirtschaft schlecht geht, müssen die beiden anderen zurückstehen." Es geht nur noch um Wachstum, in der verzweifelten Hoffnung, endlich das Arbeitslosigkeitsproblem lösen zu können. Die Tragödie ist: Auf diesem Pfad wird die Arbeitslosigkeit offenbar nicht überwunden und andere Ziele werden geopfert.
BZ: Verzicht auf Wachstum löst das Problem Arbeitslosigkeit gewiss nicht.
Weizsäcker: Wir haben nicht so wenig Wachstum wie die Debatte suggeriert. Die EU hat dreimal so viel Wachstum wie China.
BZ: Wie das? Die EU wächst mit zwei Prozent pro Jahr, Deutschland nur mit einem Prozent, China mit acht bis neun Prozent.
Weizsäcker: In Euro gerechnet wiegen zwei Prozent Wachstum in der EU dreimal so viel wie acht oder neun Prozent in China.
BZ: Es geht vor allem darum, mehr Menschen in Arbeit zu bringen.
Weizsäcker: Die EU-Länder, in denen man sich heute die wenigsten Sorgen um Wachstum und Arbeitsplätze macht, sind die skandinavischen Länder. Dort ist man überzeugt, dass die Ökologisierung der Wirtschaft einer der besten Wachstumsimpulse ist.
BZ: Umweltschutz wird dort nicht als Bremse für die Wirtschaft verstanden?
Weizsäcker: Nein, dort ist die Debatte einfach weiter, und die Realität gibt den Skandinaviern Recht.
BZ: Hier zu Lande sind die Umweltfreunde mit ihrem Kampf für Hamster und Molche und gegen Straßenprojekte ziemlich in die Defensive geraten.
Weizsäcker: Stimmt. Ich will auch nicht um jeden Preis und an jedem Ort die Molche verteidigen. Aber die Autobahnplaner, die dies beklagen, wollen die Naturschützer mies machen. Das verstellt den Blick auf den wirklich wichtigen Punkt. Die beste Wachstumsstrategie wäre es, wie in Schweden und neuerdings auch in China, die Ressourcenproduktivität zum großen Thema zu machen. Ressoucenproduktivität heißt, die Wertschöpfung pro Kilowattstunde oder pro Tonne Erz oder Wasser steigern, vielleicht verdoppeln oder vervierfachen.
BZ: Ist die Steigerung der Ressourcenproduktivität für Sie wichtiger als die Erhöhung der Arbeitsproduktivität, der wir unseren Wohlstand verdanken?
Weizsäcker: In der Vergangenheit war die Konzentration auf höhere Arbeitsproduktivität sinnvoll. Heute aber, da die Arbeitslosigkeit weltweit das bedrückendste gesellschaftliche Problem darstellt und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen die Wachstumsbegrenzung darstellen - denken Sie an den Ölpreis -, gewinnt die Steigerung der Ressourcenproduktivität gegenüber der Erhöhung der Arbeitsproduktivität stark an Bedeutung.
BZ: Für den einzelnen Betrieb sieht das anders aus.
Weizsäcker: Richtig. Arbeit ist teuer, Ressourcen ziemlich billig. Also treibt man vor allem die Arbeitsrationalisierung voran. Aber volkswirtschaftlich wäre die Ressourcenrationalisierung günstiger.
BZ: Wie sieht eine Strategie aus, die die Naturnutzung effizienter gestaltet und mehr Arbeit bringt?
Weizsäcker: Politisch kann man den Faktor Arbeit durch Entlastung von Abgaben billiger machen und die Naturnutzung steuerlich verteuern.
BZ: Das ist der Grundgedanke der ökologischen Steuerreform.
Weizsäcker: Stimmt. Die hatte leider das Problem, dass die energieintensiven Betriebe mit Abwanderung drohten und so eine schwer zu vermittelnde Ausnahme durchsetzen konnten. Das ließ die Ökologische Steuerreform sehr ungerecht aussehen.
BZ: Sehen Sie denn andere Wege?
Weizsäcker: Japan hat das so genannte Top-Runner-Programm gestartet. Es sieht das Ausmustern von Autos und Elektrogeräten vor, die allzu weit von den Standards entfernt sind, die die Spitzenprodukte erreichen. Die Folge dürfte sein, dass in 15 Jahren Japan in allen Märkten, auf denen Energieverbrauch eine Rolle spielt, Spitze sein wird - und wir hinken hinterher ....

Badische Zeitung Freiburg
14.6.2005 auf www.badische-zeitung.de

   

 

Umweltbewegungen im Dreyeckland - Bilanz von 30 Jahren

Gemeinsam waren sie stark: Vor 30 Jahren verhinderte das "Nein" der badisch-elsässischen Bürgerinitiativen die geplanten Atomkraftwerke Wyhl und Kaiseraugst. Auch heute noch ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Umweltbewegungen am Oberrhein laut BUND-Regionalgeschäftsführer Axel Mayer "ein Stück gelebtes Europa". Aber die Inhalte und Strategien sind differenzierter geworden, wie bei einer Podiumsdiskussion zum "Tag der Umwelt" am Sonntag im Freiburger SWR-Studio deutlich wurde.

So stelle das geplante Atommüll-Endlager bei Benken unweit des Rheinfalls die Umweltschützer vor neue Herausforderungen. Für Mayer ist der Atommüll "ein klassisches europäisches Problem". Aber wie könne man den Norddeutschen klarmachen, dass bei ihnen die strahlenden Abfälle der Eidgenossen besser aufgehoben wären als in der Schweiz? Für den Schweizer Nationalrat Rudolf Rechsteiner hat der Kampf gegen die Atomkraft wegen ihrer Gefahr für die Menschen denn auch nach wie vor Priorität vor allen anderen Umweltthemen. Der Präsident des Nordwestschweizer Aktionskomitees gegen Atomkraftwerke tritt vehement für die "Vollversorgung durch erneuerbare Energien" ein. Für Axel Mayer gehört auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu den Früchten der Anti-Atomkraft-Bewegung. Heute ist für die trinationalen Umweltbewegten nicht mehr immer klar, wer Feind und wer Freund ist. Beim Integrierten Rheinprogramm etwa befürworten französische und deutsche Umweltschützer, dass die Staaten den Hochwasserschutz mittels ökologischer Flutungen durchsetzen wollen - die Bevölkerung ist davon oft gar nicht begeistert.

Auch die Forderungen der Gemeinden im Markgräflerland nach einem Tunnel für das geplante dritte und vierte Gleis finden bei den Umweltschützern keine Unterstützung, weil sie fürchten, dass Bahnfahren damit unbezahlbar wird. Stattdessen müssten die Menschen auf der gesamten Strecke entlastet werden. Rezepte könnte die Schweiz liefern: Mit ihrem viel leiser rollenden Material gilt sie den deutschen Umweltschützern als vorbildlich.

Das Lernen voneinander, der Austausch bei regelmäßigen Kontakten funktioniert nach Bekunden von Rudolf Rechsteiner und Jean Pluskota, Vorstandsmitglied bei Alsace Nature, ausgezeichnet. Eine grenzüberschreitende S-Bahn, der Kampf gegen die Atomkraft und für erneuerbare Energien gehören zu den gemeinsamen Zielen. Nationale Egoismen können die Eintracht offenbar nicht stören. Im Gegenteil: Im Streit um den Fluglärm am Hochrhein bekundet Rechsteiner "großes Verständnis" für die deutschen Interessen. Er macht sich sogar ein bisschen zum Nestbeschmutzer: Genugtuung habe er empfunden, dass den Zürchern mit ihrem Hang, "ihren Dreck zu exportieren", die Stirn geboten worden sei.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Anita Rüffer vom 7.2.2005 auf www.badische-zeitung.de

  

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