Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Selbsthilfegruppen
 Infos zur Krise-Seite
 

Home >Selbsthilfe >Krise >Krise1

Aktuelles zu Krisen - Besondere Lebenslagen: Initiativen, Selbsthilfegruppen, Links, ...

Tele-Blick nach Osten über den Batzenberg zum Schönberg am 19.10.2008 - Mitte Ruine Schneeburg
Tele-Blick nach Osten über den Batzenberg zum Schönberg am 19.10.2008 - Mitte Ruine Schneeburg

Suizid - in Freiburg brachten sich 22 Männer und 6 Frauen in 2004 um

Wenn sich Menschen umbringen, sehnen sie sich weniger nach dem Tod als einem besseren Leben / Mittlerweile weiß sie, was sie tun muss, wenn es wieder anfängt. Wenn sich Caroline Schneider (Name geändert) schlecht fühlt, geht sie joggen. Oder sie singt oder malt oder redet mit Freunden. Hauptsache, eines gelingt ihr: Ihre Gefühle herauszulassen. Früher hat sie das nicht gemacht. Früher hat die heute 22-jährige Studentin mehrmals versucht, sich umzubringen.

Wie es Caroline Schneider ging, geht es vielen. Alle 47 Minuten nimmt sich bundesweit ein Mensch das Leben, die Zahl der Suizidversuche wird zehnmal so hoch geschätzt. „Suizid ist kein Randthema, sondern ein alltägliches Problem“, betont Wolfgang Stich vom Arbeitskreis Leben, der Beratungsstelle für suizidgefährdete Menschen und ihre Angehörigen beim AGJ, dem Fachverband für Prävention und Rehabilitation. Zu 640 Rat-Suchenden hatten Wolfgang Stich und seine Kollegin Heike Tisch im Jahr 2004 Kontakt. 2003, im Jahr davor, haben sich in Freiburg 22 Männer und sechs Frauen umgebracht.

Einige Tendenzen sind immer gleich, machen Wolfgang Stich und Heike Tisch deutlich: Es bringen sich zwei- bis drei Mal so viele Männer wie Frauen um, was auch damit zusammenhängt, dass sie „harte“, „endgültige“ Methoden bevorzugen. Und: Gefährdet sind besonders junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren sowie die Älteren ab 60. Während Ältere vor allem an ihren Perspektiven verzweifeln, Angst vor Einsamkeit und dem Verlust ihrer Selbstständigkeit haben, setzt den Jüngeren ihre aktuelle Situation zu. Mit all den Krisen, die sie zum ersten Mal durchstehen müssen: Der erste Liebeskummer, die Frage, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Entscheidend, betont Wolfgang Stich, seien aber bei Suizid in jedem Alter nicht so sehr die äußeren Umstände – sondern das Gefühl, der Situation hilflos ausgeliefert und selbst wertlos zu sein. Das Selbstwertgefühl wiederum hängt mit der eigenen Geschichte zusammen, meist mit Kindheitserfahrungen.

So wie bei Caroline Schneider, die schon mit 13 Jahren magersüchtig wurde und heute weiß: „Ich wollte eine Reaktion von meiner Mutter, einfach hören, dass sie mich liebt und dass ich nicht sterben darf.“ Zwei Mal mischte sie sich als 14-, 15-Jährige „Drinks“ aus allen Medikamenten, die sie zu Hause finden konnte. Hoffte zwar, dass sie rechtzeitig jemand finden würde. Nahm aber in Kauf, dass es zu spät sein könnte: Dass sie sterben würde. In der Klinik wurde ihr Magen ausgepumpt. In der Reha-Klinik geriet sie an eine Psychologin, mit der sie nichts anfangen konnte. Die Mutter, psychisch labil, war nur „schockiert und hilflos“. Auch dann wieder, als einige Jahre vergangen waren und Caroline Schneider spürte, dass die Depressionen wieder kamen. Da war sie 19. Diesmal brachte sie ihr Vater in die Psychiatrie. Auf der offenen Station hatte sie „gute Gespräche und viel Zeit, nachzudenken.“ Und doch: Auf einer Klassenfahrt schluckte sie wieder gezielt eine Überdosis Antidepressiva, beim nächsten Versuch, allein zu Hause, gleich 100 Tabletten auf einmal. Danach lag sie auf der Intensivstation, war später wieder drei Wochen in der Psychiatrie.

Doch dann ging es allmählich besser. Nicht schlagartig, sondern „von Tag zu Tag und von Monat zu Monat“. Caroline Schneider zog von zu Hause aus und stand zum ersten Mal auf eigenen Füßen. Sie machte ihr Abitur, begann eine Psychotherapie und änderte ihren Lebensstil. Seitdem joggt sie jeden Tag und achtet darauf, immer genug soziale Kontakte zu haben. Sie weiß, was ihr gut tut – und was das Allerwichtigste ist: Sich nicht zurückziehen, die Gefühle herauslassen, Hilfe suchen. Mittlerweile hat sie das Gefühl: „Ich bin aus dem Gröbsten heraus.“ Inzwischen studiert sie Sozialpädagogik und berät über E-Mail im Projekt „U25“ beim „Arbeitskreis Leben“ Jugendliche, die sich fühlen, wie sie sich fühlte. Ist einfach da für sie, wenn sie von ihrer Verzweiflung schreiben. Von ihren Fantasien, tot zu sein. Und solche Fantasien, betont Wolfgang Stich, sind weder ungewöhnlich noch bedeuten sie, dass sich jemand tatsächlich den Tod wünscht. Im Gegenteil: „Dahinter steht die Sehnsucht nach einem besseren Leben.“

Die Info-Broschüre „Suizid“ vom „Arbeitskreis Leben“ gibt es in den Buchhandlungen Jos Fritz und Herder, beim C-Punkt und in der Brunnen- und Hofapotheke . Beratung: Arbeitskreis Leben, Oberau 23, 0761/33388, akl@agj-freiburg . de. Bis 25 Jahre: Projekt „U25", www.u25-freiburg.de

Den gesamten Text von Anja Bochtler vom 2.9.2005 lesen Sie auf www.bzol.de 

  

 

Schlaganfall-Buchautor Gerhard Reinhold macht Selbsthilfegruppen Mut

„Ich lebe und ich lebe gern“, betont Gerhard Reinhold immer wieder. Und das auch mit einer zunächst unerträglich scheinenden Behinderung. Gerhard Reinhold hat einen Schlaganfall erlitten. Verarbeitet hat er diesen Schicksalsschlag in einem Buch, das er jetzt auf Einladung der „Selbsthilfegruppe Schlaganfall“ in der Helios-Klinik in Müllheim vorstellte.

Im Alter von 56 Jahren hat Gerhard Reinhold einen schweren Schlaganfall erlitten. Er führte zu einer rechtsseitigen Lähmung und zu einem totalen Sprachverlust. Nach fünf Jahren dokumentierte der Hamburger seine Erfahrungen in dem Buch mit dem Titel „Zum Schweigen verurteilt – Der Kampf der fünf Jahre“. Gerhard Reinhold schildert darin, wie ihn auf den „Höhenflügen des Lebens“ aus heiterem Himmel der Schlaganfall traf und wie er mit Hilfe der Ärzte, Therapeuten, seiner Familie und viel Mut und Ausdauer zurück ins Leben fand. Vor drei Jahren hat Gerhard Reinhold wieder begonnen, Trompete zu spielen. Nachdem zunächst nur kümmerliche Töne heraus kamen, wurde das Spiel nach und nach wieder professioneller. Die zahlreichen Zuschauer kamen während der Lesung immer wieder in den Genuss schwungvoller Jazz- und Schlagermusik, vorgetragen von Gerhard Reinhold und seinem Partner Hans Krahnke (Gitarre).

Wiederholt hob Reinhold nachdrücklich hervor, dass man sich als vom Schlaganfall Betroffener nicht aufgeben dürfe. Er ermunterte die Mitglieder der Selbsthilfegruppe, das Leben lebenswert zu gestalten. Theaterbesuche, Reisen, Kontakte zu Freunden und der Besuch der Selbsthilfegruppe hätten ihm immer wieder Mut gemacht.
BZ vom 27.8.2005

  
 

Klettern für trauernde Jungs ab zehn Jahren 

Mit dem Deutschen Alpenverein bietet die Initiative „Alles ist anders“ am Samstag, 13. August, 11 bis 14.30 Uhr, ein Klettern für trauernde Jungs ab zehn Jahren an, die ein Elternteil oder Geschwister verloren haben. Anmeldung: 0761/8814988, u.bilger@allesistanders.de . Kosten: 5 Euro.
BZ vom 9.8.2005
www.allesIstAnders.de 

  


Trauernden-Gesprächskreis Titisee-Neustadt von Caritas und Diakonie

Abschied tut weh. Besonders dann, wenn der Tod einen nahe stehenden Menschen aus dem gemeinsamen Leben gerissen hat. Den Weg in den Neubeginn nach dem Verlust zu ebnen, das ist Ziel eines neuen Gesprächskreises für Trauernde. Er ist der Hospizbewegung Hochschwarzwald angegliedert und steht unter der Obhut des Caritasverbandes.

  
Bernadette Schlosser, Sozialpädagogin beim Caritasverband, und Yael Leshem-Nägele, Sozialpädagogin beim Diakonischen Werk, sind die Initiatorinnen der Treffen. Jeden zweiten Mittwoch im Monat finden diese seit November 2004 im Thomasheim in Neustadt von 18.30 bis 20 Uhr statt. Von Juni bis August ist Sommerpause.

Lange haben sie gebraucht, um eine Gruppe Interessierter zusammenzukommen. „Eine Hand voll plus“ sollten es an Gesprächsbereiten schon sein, nicht nur drei bis vier. Lange hat es auch gedauert, um die richtige Struktur und ein tragendes Konzept zu finden. Die letzte Trauergruppe hat sich 1990 aufgelöst. Ein erster Startversuch 2003 scheiterte. Die Resonanz auf Einladungen und Vorstellungen bei den Kirchengemeinden war gering. Die Hemmschwelle mit der eigenen Trauer an die Öffentlichkeit zu gehen, ist für viele schier unüberwindlich. Aber die beiden Frauen ließen nicht locker, denn immer wieder kamen Anfragen aus der Hospizgruppe, die zeigten, dass hier Bedarf ist. Ein Bedarf von Trauernden, die mit ihrem Schmerz nicht alleine fertig werden.

„Der Schmerz der Trauer und die Traurigkeit sind oftmals so groß, dass die Kraft fehlt, rauszugehen“, berichtet Bernadette Schlosser. Auch hierfür gibt es eine Lösung: Wenn es notwendig ist, dann wird zu Beginn der Teilnahme am Gesprächskreis ein Fahrdienst organisiert. Derzeit besteht die Gruppe aus fünf Frauen im Alter von 35 bis 70 Jahren. Selbstverständlich sind auch Männer willkommen, versichert Sozialpädagogin Yael Leshem-Nägele. Kommen kann jeder, der durch Tod den Verlust eines Menschen erlitten hat. Jeder trauert anders, wissen die beiden Frauen. Im Gesprächskreis findet daher keine vorgegebene psychologische Therapie statt. Die Teilnehmer bestimmen ihren eigenen Rhythmus, und das in jedem Treffen aufs Neue. Gewisse Rituale haben sich mittlerweile als helfend herausgestellt. Sie helfen sich zu sammeln und zu öffnen. Alles geht zwanglos vonstatten. Wer reden will, der redet. Wer noch nicht so weit ist, sich zu äußern, der darf einfach dabei sein und sich vom Gesprächskreis getragen fühlen.

So kann jeder Teilnehmer seine Trauer, seinen Verlustschmerz, der oft einhergeht mit einer großen Leere, ja Apathie und Zukunftsangst, auf seine ureigenste Art und Weise im Kreise Gleichgesinnter angehen, annehmen und verarbeiten. Gefühle verbal auszudrücken ist kein einfaches Unterfangen. Oftmals sind es nicht Worte, die weiterhelfen, sondern Gesten und Tränen. Gegenseitig bauen sich die Teilnehmer auf, helfen sich, zeigen sich, dass das Leben trotz des großen Verlustes weiter geht. Immer wieder stehen auch praktische Dinge, wie die Frage „wo erhalte ich Hilfe bei der Reparatur des Wasserhahnes?“, im Mittelpunkt der Treffen. Mit viel Fingerspitzengefühl, Geduld und Einfühlungsvermögen betreuen Schlosser und Leshem-Nägele ihre Trauernden. Sie stehen ihnen auch außerhalb des Treffens für Einzelgespräche zur Verfügung. Beide Sozialpädagoginnen bilden sich fort auf Tagungen, Seminaren und arbeiten bei der Hospizbewegung mit. Wer sich für die kostenlose Teilnahme am Gesprächskreis für Trauernde interessiert, der sollte sich zuerst bei den Sozialpädagoginnen melden. Sie vereinbaren dann ein erstes Treffen zum Kennenlernen.
BZ vom 29.6.2005

Trauernden-Gesprächskreis Titisee-Neustadt
Bernadette Schlosser, 07651- 9 1180 (Caritas)
Yael Leshem-Nägele, 07651-9 3990 (Diakonie Neustadt)

  
 

Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Freiburg berichtet

Jedes Bundesland begeht einmal im Jahr einen Schlaganfalltag - in Baden-Württemberg, wo jährlich 40 000 Menschen einen Schlaganfall erleiden, ist er am Dienstag, 10. Mai. In einer Freiburger Selbsthilfegruppe für Schlaganfallpatienten treffen sich regelmäßig junge Erwachsene. Dabei geht es vor allem um Erfahrungsaustausch, medizinische Aspekte der Erkrankung und um die gegenseitige Unterstützung in der oftmals schwierigen Alltagsbewältigung.

... Da trotz intensiver Rehabilitationsanstrengungen in den meisten Fällen auch bei jüngeren Schlaganfallpatienten feinmechanische Störungen als irreparable Dauerschädigung zurückbleiben, sind die Patienten auf Rücksichtnahme in Beruf und Familie angewiesen. "Auch wenn sich Jüngere scheinbar besser erholen, bleibt fast immer etwas zurück", meint Ursula Immenschuh, die sich als Leiterin der Freiburger Selbsthilfegruppe vor allem um den regelmäßigen Erfahrungsaustausch von Frauen und Männern im Alter zwischen 30 und 60 Jahren kümmert. Das gegenseitige Mut-Machen, Geselligkeit und auch medizinische Themen sind Inhalt der Gruppentreffs, an denen derzeit 15 Betroffene aus Freiburg und der Region teilnehmen. ....
Ganzen Text vom 6.5.2005 auf www.bzol.de lesen

  

 

Mobbing-Telefon - jährlich 150 Anrufe

Wer hier anruft, gesteht sich und anderen ein, nicht mehr zurechtzukommen, es nicht mehr auszuhalten - im Betrieb gedemütigt, schikaniert, gequält, ausgegrenzt, kurzum: gemobbt zu werden. Und weil sie sich meist erst dann melden, wenn es wirklich nicht mehr anders geht, "bleibt uns oft nur die Empfehlung zu kündigen". Werner Jahn vom Freiburger Mobbing-Telefon weiß, wie bitter dieser Rat ist. Denn genau darum "schlucken" ja etwa zehn Prozent aller Beschäftigten so vieles - weil sie Angst haben, nach einer Kündigung keinen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Diese Angst angesichts der hohen Zahlen arbeitsloser Menschen ist das eine, was die sechs ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Mobbing-Telefons immer wieder zu hören bekommen. Etwa wenn eine 47-Jährige sagt: "Entweder ich muss es hier aushalten, oder ich gehe in ein existenzielles Nichts." Das andere, was mit den jährlich etwa 150 Anrufen ankommt, ist die Erfahrung, dass Vorgesetzte unfähig sind, Konflikte zu klären. "Da überlässt man es gern den Mitarbeitern, sich gegenseitig mürbe zu machen", gibt eine Mitarbeiterin des Mobbing-Telefons oft Gehörtes wieder: "Mit Mobbing wird regelrecht Personalpolitik gemacht."

Deshalb hören die speziell Ausgebildeten am Telefon nicht nur zu und vermitteln weiter an Ärzte, Therapeutinnen oder Rechtsanwälte. Vielmehr versucht das Mobbing-Telefon Freiburg (vor fünf Jahren gegründet vom Deutschen Gewerkschaftsbund, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft) mit eigenen Seminaren Vorgesetzte und Mitarbeitervertreter zu lehren, wie Konflikte zu bewältigen sind, der "Psychoterror" am Arbeitsplatz zu beenden ist. Allerdings erfährt Rita Schlicht, die eine Selbsthilfegruppe für Mobbing-Opfer gegründet hat, oft: "Vorgesetzte werden immer kaltschnäuziger, immer ekliger - es geht ihnen gar nicht darum, etwas zu klären, sondern etwas festzulegen und so Untergebene ins Unrecht zu setzen."

Entsprechend groß sind die Selbstzweifel, mit denen Frauen (75 Prozent der Anrufe) und Männer sich ans Mobbing-Telefon wenden. Umso mehr lobt einer von dessen Mitarbeitern den Mut derer, die hier anrufen. "Es braucht Mut, sich mit seiner Situation auseinander zu setzen, etwas an ihr ändern zu wollen und aus der Opferrolle zu eigenem Handeln zu kommen." Oder wie es eine andere Ehrenamtliche ausdrückt: "In einer Situation des Starrseins jemanden zu haben, mit dem ich Handlungsmöglichkeiten besprechen kann, das ist schon krampflösend und bringt etwas in Bewegung." Und sei es, trotz schlechtester Aussichten auf eine neue Arbeit zu kündigen, um nicht kaputt zu gehen - an der fehlenden Solidarität der Kolleginnen und Kollegen, an deren mangelnder Zivilcourage oder nicht zuletzt auch (wie es eine Beraterin formuliert) an dem vom Kopf her stinkenden Fisch einer rücksichtslos-kapitalistischen Arbeitswelt.
Gerhard M. Kirk, BZ vom 24.3.2005

  

 

 

 

 

Trauern über ein totes Kind - Begegnungsgruppe Waldkirch

Um Frauen, die ihr Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder im ersten Lebensjahr verloren haben, eine Möglichkeit zu geben, miteinander ins Gespräch zu kommen, ist in Waldkirch ein neues Kontakt- und Begegnungsangebot unter Leitung von Stefanie Sosa y Fink und Susanne Lindinger geplant.

Wenn eine Familie vor, während oder nach der Geburt ihr Kind, auf das es sich gefreut hat, verliert, so ist der Schmerz für alle groß. Für Frauen ist er jedoch gleichzeitig seelisch und körperlich; manche müssen ihr Kind, das im Mutterleib verstorben ist, sogar entbinden. Der Körper gaukelt der Frau dann vor, Mutter geworden zu sein - die Milch fließt jedoch umsonst. Susanne Lindinger (Seelsorgerin) und Stefanie Sosa y Fink (Diplompsychologin) glauben, dass solche Frauen sich gegenseitig helfen könnten, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, über ihre Trauer zu reden und wieder Mut für die Zukunft zu fassen. Bislang gibt es im Elztal kein entsprechendes Angebot. Viele Frauen sind mit ihrer Trauer allein. ...
BZ vom 1.3.2005 

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:
Susane Lindinger, Tel 07681/ 23147
Srefanie Sosa y Fink,  Begegnungsgruppe-Waldkirch@web.de .

  

 

Trauernetzwerk Freiburg - Flyer und mehr

FREIBURG. Die Stadt Freiburg und mit ihr die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen haben etwas, was bundesweit in dieser Form einmalig zu sein scheint: ein Trauernetzwerk. Seine äußere Form findet es in einem Flyer, in dem diverse Möglichkeiten aufgelistet sind, sich in jedweder Trauer- oder Verlustsituation begleiten zu lassen.

Der Impuls dazu kam von drei Privatpersonen, die unterschiedliche Erfahrungen mit Trauer haben. Gesponsert wurde der Druck der ersten 10 000 Flyer durch die Firma System-Druck in March-Hugstetten.  Der Bankkaufmann und Verkaufsleiter Horst Rausch ist seit Jahren durch zahlreiche Lehrgänge in Sterbe- und Trauerbegleitung qualifizierter ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Hospizgruppe Freiburg und im Verein für individuelle Trauerarbeit "In Vita". Er kam vor zehn Jahren durch die Trennung von seiner ersten Frau in eine tiefe Trauerphase und hatte vor ein paar Jahren ein Nahtoderlebnis durch Herzinfarkt. Heute engagiert er sich im Bundesvorstand der Internationalen Gesellschaft für Sterben und Leben (IGSL) mit Sitz in Bingen am Rhein.
Seine Mitstreiterin Renate Rappenecker verlor auf tragische Weise ihren dreizehnjährigen Sohn, der von einem Lastwagen überfahren wurde. Ebenso musste sie den Verlust von zwei Männern durch Tod verkraften.
Als Dritte im Bunde betreibt die Theologin Hanne Oesterle in Freiburg eine Praxis für Beratung und Begleitung in Verlust- und Umbruchsituationen. Sie hat als Basis ein zusätzliches Ethikstudium, Erfahrung als Studentenseelsorgerin, beherrscht die systemische Familientherapie und durchlief bei einem sechsjährigen Aufenthalt in den USA eine Fortbildung in Trauer- und Verlustberatung, lernte aber auch die dortige Hospizarbeit kennen.

Als Fachteam in Sachen Trauer ergriff das Trio vor zwei Jahren die Initiative, um die ihnen offenkundig gewordene Informationslücke in Trauersituationen zu schließen. Denn wer in eine Trauerphase gerät, sollte wissen, wo er Hilfe finden kann. "Man geht zum Pfarrer oder zum Arzt. Und irgendeiner erzählt einem irgendwas", skizziert Horst Rausch den üblichen Ablauf. "Viele Trauernde landen auch in der Psychotherapie", weiß Hanne Oesterle. "Aber die wenigsten Psychologen haben sich intensiv mit Trauerprozessen auseinander gesetzt." Also lag es nahe, komplementäre Angebote zu sondieren, um höher- und niederschwellige Angebote zur Auswahl zu stellen. Da gibt es das Trauercafé "In Vita" als zwanglosen Treff, die Trauergruppe für "verwaiste Eltern" oder das "Hans-Heinrich-Jakob-Haus" mit Trauerberatung und Gesprächskreisen vor allem für ältere Trauernde. Der "Arbeitskreis Leben" offeriert Hilfsangebote mit dem Schwerpunkt für Hinterbliebene nach Suizid.

Die "Hospizgruppe Freiburg" wendet sich mit einem Beratungstelefon an Kinder, Jugendliche und Eltern, bietet Gruppenarbeit mit Kindern an und einen Chatroom für Jugendliche unter AllesIstAnders.de. Die "Hospizgruppe Hexental" hat Trauergruppen und Einzelberatung eingerichtet. Das Programm der Volkshochschule Freiburg beinhaltet Gesprächsabende zum Thema Trauern. Speziell um die Trauer junger Menschen kümmert sich die Evangelische Studierendengemeinde (ESG). Und schließlich leistet Hanne Oesterle professionelle Hilfe in Einzel-, Familien- und Gruppenberatung sowie mit Wochenend-Trauerseminaren.
...
Seit einem Jahr wurde für den Flyer "Trauernetzwerk Freiburg" ein dichtes Verteilernetz aufgebaut. Pfarreien, Hospizgruppen, kommunale Infocenter, Pflegestationen, Kliniken und Bestattungsunternehmen legen sie aus. Bei Vorträgen und Seminaren zum Thema werden sie verteilt. Die Liste der Anlaufstellen soll unterstützen, auf individuelle Weise Trauergefühle zu durchleben, neue Kraftquellen zu suchen und sich Zukunftsperspektiven zeigen zu lassen. "Man kann lernen, abschiedlich zu leben", fasst Horst Rausch zusammen, "und trotzdem noch das Apfelbäumchen pflanzen." Deshalb fordert der Leitspruch auf: "Fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen."
Ganzen Text von Sabine Model vom 23.11.2004 auf www.bzol.de nachlesen

Trauernetzwerk Freiburg
Horst Rausch, Neustraße 19, 79312 Emmendingen, Telefon 07641/ 47605,
genuss-hausgemacht@gmx.de
Hanne Oesterle, Bürgerwehrstraße 30, 79102 Freiburg, Telefon 0761/ 73901
oesterle@gmx.net

Fa. System-Druck in March-Hugstetten; www.systemdruck.de

  

 

 

Trauernde brauchen Rituale - Hilfe im Internet

Gabriele Gérard fand wenig Verständnis für ihre Trauer. Jetzt erinnert sie im Internet an ihren Sohn Florian. Gabriele Gérard tippt, bis die Buchstaben verschwinden. Das E und das N fehlen schon. Ohne die abgewetzte Tastatur ihres Laptops könnte sie nicht sein. Die 57-Jährige braucht die Tastatur, um zu sich selbst zu finden. Sie tippt fast jeden Tag in einem Zimmer in ihrem Haus in Berlin-Köpenick darauf. Sie nennt es Florians Zimmer, obwohl Florian nie darin gewohnt hat. Gabriele Gérard sammelt dort seine Jeans, T-Shirts, seine Bücher. Eine Kerze brennt vor einem Foto von ihm. Florian, ihr einziges Kind, ist tot. Doch für seine Mutter lebt er weiter - im Herzen und im Internet. Zur Beerdigung in Schöneberg kamen sie alle. Angehörige und Freunde von Florian. Mehr als 100 Menschen bildeten den Trauerzug. Sie liefen die Kastanienallee entlang, hinter den Trägern des meerblauen Sarges. Sie warfen rote Rosen ins Grab. Sie weinten, waren wie gelähmt. Am nächsten Tag waren sie weg. Gabriele Gérard stand allein vor dem Grab ihres Sohnes. Sie brach zusammen. Sie wusste, dass dies erst der Anfang ist. "Ich fühlte mich völlig allein gelassen." ....
Ein Webdesigner hat in ihrem Auftrag eine Seite für Florian zusammengestellt. www.trauer-um-florian.de  heißt sie. Gabriele Gérard hat Briefe gesammelt, die sie von ihrem Sohn aus Irland bekommen hat. Und sie schreibt ihre Gedanken auf, wie sich ihre Trauer in den Jahren nach dem Tod verändert. So schafft sie sich einen Weg aus dem inneren Chaos, in das sie der Tod ihres Sohnes gestürzt hat. Sie speichert die Texte als Word-Dokumente in einem Ordner auf dem Desktop ab. "Ich wollte ihm ein Denkmal setzen", sagt sie.
......
Trauernde brauchen Rituale. Das Problem ist, dass es kaum mehr Rituale gibt. Gabriele Gérard schafft sich ihre eigenen. Sie verhindern das Vergessen. Die Bank, die vor Florians Grab steht, hat sie selbst aufgestellt. .... Im Internet lernt Gabriele Gérard immer wieder Trauernde kennen. Vier Mütter, die auch ein Kind verloren haben, hat sie vor kurzem besucht. Aus den virtuellem Kontakt entstanden Freundschaften.
Ganzen Text vom 10.11.2004 auf www.bzol.de lesen

Hilfe für Trauernde - Links im Internet
Gabriele Gérard: Florian, geb. 1976, Transit-Verlag, 227 Seiten, www.trauer-um-florian.de
www.trauernetz.de  - Angebot der evangelischen Kirche
www.trauer.org  - Angebot der katholischen Erwachsenenbildung
www.veid.de  - Angebot des Bundesverbands verwaister Eltern
www.allesistanders.de  - Angebot speziell für Jugendliche

  

 

 

Vandalismus-Arbeitsgruppe bemüht sich weiter um Aufklärung unter Jugendlichen

Immer wieder werden im Elztal S-Bahn-Wagen beschmiert, wird in Einrichtungen eingebrochen und schwerer Schaden hinterlassen, sehen Menschen fassungslos die Folgen blinder Zerstörungswut. Nicht nur zusehen wollten einige Waldkircher und gründeten daher die Arbeitsgruppe Vandalismus. "Wir sind einen guten Schritt vorangekommen", sagt Christian Morgenstern.

Weiterhin werden im Sozialamt Waldkirch als Koordinierungs- und Schnittstelle alle Ideen zusammengetragen, Initiativen erörtert und Informationen weitergeleitet. Intensiv diskutiert wurde das Thema Gewaltprävention - auch mit Vertretern der Breisgau S-Bahn, des Polizeireviers, vom Bundesgrenzschutz, aus Schulen und vom Arbeitskreis "Kastelburg in Not". Als Verursacher der Zerstörungen sieht der Arbeitskreis vor allem Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren in Gruppen. Oft gehe es um den Reiz des Verbotenen, um Ruhm und Trophäen. Besonders Jugendliche sollten über dieses Thema informiert und sensibilisiert werden, ist daher der Arbeitskreis überzeugt. Aber das Thema gehe alle Mitbürger an. Der stellvertretende Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Richard Fix, verwies auf die Problematik einer oft als nur unzulänglich angesehenen Strafverfolgung. Er sieht aber Möglichkeiten zur Stärkung von Zivilcourage. Eine Abhilfe aus dem Vandalismus-Problem erreiche man nur durch den Weg der kleinen Schritte. Einiges haben die Mitglieder schon in die Wege geleitet. So fanden in einer Klasse im Berufsvorbereitungsjahr Diskussionsrunden über Gewalt gemeinsam mit dem Sozialamt statt. An der Realschule Kollnau arbeiten Schüler als Streitschlichter. Martin Müller erwähnte das Jugendforum "Neuer Jugendschutz und die Problematik um die Alcopops". Als sehr erfreulich wurden die Aktionen im Zusammenhang mit der Erneuerung der Ritterfiguren bewertet.
Als Nächstes sollen Karikaturen und Plakate zum Thema Vandalismus organisiert, die Pressearbeit verstärkt, die Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Schulzeitungen verbessert und ein nichtöffentliches Gespräch mit Staatsanwälten und Jugendstrafrichtern geführt werden. Die Breisgau-S-Bahn bietet Schulen an, über ihre Arbeit zu berichten und gleichzeitig das Thema Vandalismus zu erörtern. Geplant ist auch der Einsatz von Materialien des Bundesgrenzschutzes und eine Exkursion nach Lörrach. Die Teilnehmer der Vandalismus-Gruppe würden sich sehr über einen weiteren Zulauf an Bürgern freuen, welche Zivilcourage mitbringen und unsere Arbeit unterstützen.
BZ vom 30.6.2004

  

 

Scheidungskinder-Gruppen durch Spende ermöglicht

Etwa die Hälfte der Scheidungen in Freiburg berühren auch Kinder. Knapp 400 waren es im Jahre 2000 laut Statistischem Bundesamt. Und nicht ohne Grund boten ihnen die städtischen Psychologischen Beratungsstellen Hilfe in Gruppen an, wo sie ihre Not zur Sprache bringen konnten. Dann aber mussten sie plötzlich für die städtischen Kürzungen herhalten. Vorbei war's mit der vorbeugenden Hilfe. Beinahe wenigstens. Denn mit einer Spende in Höhe von 3115 Euro ermöglicht nun die "Freiburger Vereinigung zur Hilfe für psychisch kranke Kinder und Jugendliche", dass die Gruppen für Trennungs- und Scheidungskinder wenigstens bis zum nächsten Sommer weitermachen.

Entsprechend dankbar zeigte sich gestern Bürgermeister Ulrich von Kirchbach gegenüber Martin Sieber von der Vereinigung. "Wir sind eben in die Bresche gesprungen", erklärt der Kinderpsychiater, wie man es seit 1976 immer wieder tut, wenn er es für nötig hält. Und diese seit zehn Jahren angebotenen Gruppen gehören für ihn dazu. Einzigartig seien sie, sagt die Heilpädagogin Beate Hugenschmidt, "weil die Kinder und Jugendlichen nirgendwo sonst über ihre Probleme reden können".

Auch Wolfgang Jaede lässt als Leiter der städtischen Psychologischen Beratungsstellen keinen Zweifel aufkommen: 480 von gut 1100 Anfragen wünschen eine Scheidungsberatung. So froh er ist, dass der Verzicht auf diese Gruppen dank der Spende zunächst überflüssig wurde, so wenig weiß er aber, wie's weitergeht. Martin Sieber hofft deshalb nicht nur auf weitere Spenden, sondern auch darauf, dass die Hilfe der Vereinigung von der Stadtverwaltung als Signal verstanden wird, "noch einmal darüber nachzudenken, ob sie solch ein gut gewachsenes Angebot wirklich aufgeben will". Zumal es jetzt schon wieder eine lange Warteliste gibt. gmk, BZ vom 6.12.2003

Spenden nimmt die Vereinigung zur Hilfe für psychisch kranke Kinder und Jugendliche entgegen auf dem Konto 250 59 43 bei der Sparkasse Freiburg, BLZ 680 501 01, Stichwort "Scheidungskindergruppen".  mehr

  

 

 

AKL-Beratungsstelle: Dreimal mehr Männer als Frauen nehmen sich das Leben

Lieber handeln, als der Krise ausgeliefert sein
Dreimal mehr Männer als Frauen nehmen sich das Leben; viele sind unfähig, die Hilfe von Beratungsstellen anzunehmen

Dreimal mehr Frauen als Männer versuchen, sich das Leben zu nehmen. Allerdings "gelingt" es dreimal mehr Männern als Frauen. In Zahlen ausgedrückt: 2001 töteten sich in Baden-Württemberg 1496 Menschen - 1111 Männer, 385 Frauen. Gleichzeitig waren von denen, die beim Arbeitskreis Leben (AKL) Freiburg Hilfe suchten, 73 Prozent weiblich. "Männer erleben es schon als Scheitern, wenn sie die Hilfe einer Beratungsstelle in Anspruch nehmen", beobachtet Wolfgang Stich, "und sagen: Da bring' ich mich lieber um."

18 Männer taten das 2001 in der Stadt (und elf Frauen), im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald waren es sogar 25 Männer (und elf Frauen). Dennoch scheint dem Leiter der AKL-Beratungsstelle dieser auffällige Unterschied in der Fähigkeit, Hilfe anzunehmen, keineswegs genetisch bedingt. Wolfgang Stich sieht die Ursachen anderswo: "Frauen dürfen schwach, Männer müssen stark sein." Oder: "In jeder Selbsttötung steckt ein aggressives Verhalten, und das ist bei Männern stärker ausgeprägt als bei Frauen." Vor allem aber: "Männer sind eher lösungsorientiert und deshalb weniger in der Lage, Lebenskrisen auszuhalten." Denn Männer sind überzeugt, mit ihrem Suizid das Handeln wieder in die eigene Hand zu bekommen, nicht länger ohnmächtig einer Krise ausgeliefert zu sein (während Frauen mit einem Suizidversuch meist nach Hilfe zum Leben rufen). Wobei Männer oft auch das Gegenteil lockt: eine paradiesische Ruhe, das Gefühl von Harmonie und Geborgenheit, ein Zustand ohne Konflikte und (Überlebens-)Kampf.

Von Hinterbliebenen nach einer Selbsttötung weiß Wolfgang Stich zum Beispiel: Männer, die sich umbringen, sind sehr leistungsorientiert. Ihr Selbstbild ist eindeutig: Ich muss etwas leisten, aber ich schaffe es nicht. Die Folge ist ein Selbstunwertgefühl, das nach den Erfahrungen des Fachmanns nicht selten aus Verlusterfahrungen in früher Kindheit herrührt. Die daraus entstehenden Ängste führen zu einem Gefühl eigener Schuld. Die wiederum mit einer besonderen Leistung ausgeglichen werden "muss". Und wenn das nicht gelingt, wird erneut das Selbstunwertgefühl bestätigt. Oder auf den Punkt gebracht: "Macher wollen ihren eigenen verletzlichen Kern nicht spüren."
Nun ist heute die gesellschaftliche Situation so, dass es meist trotz großer Anstrengungen nicht möglich ist, seine Ziele zu erreichen. Dennoch will Wolfgang Stich nicht die gesellschaftlichen Verhältnisse für die seit 1995 erstmals wieder gestiegene Zahl von Selbsttötungen verantwortlich machen. "Das Selbstunwertgefühl ist etwas Individuelles, geht auf eine eigene Geschichte zurück." Deshalb versucht die Freiburger AKL-Beratungsstelle (die nächste ist in Karlsruhe) Männer zu ermutigen, sich mit sich selbst zu beschäftigen und sich dabei helfen zu lassen. Nicht in einer Männergruppe - "weil keiner nach außen zeigen will, dass er gescheitert ist" -, sondern in Einzelgesprächen und sogar per E-Mail-Beratung.
Indes spricht die Statistik der Freiburger Beratungsstelle eine deutliche Sprache:
Zu drei Vierteln waren es Frauen, die 2002 telefonisch (227) oder persönlich (134) den Kontakt zu ihr suchten. Weil sie eben über ihre Schwächen und Gefühle sprechen können und eher soziale Beziehungen gewohnt sind. Allerdings vermutet Wolfgang Stich: In Großstädten neigen auch Frauen verstärkt zu männlicher Idealbildung (weshalb sich hier deutlich mehr das Leben nehmen als auf dem Lande).

Und dieses männliche Idealbild ist nun mal auch von alten patriarchalischen Normen geprägt: Ein Mann hat keine Probleme. Oder er löst sie selbst und allein. Vor allem aber: Er will kein Problem für andere werden. Und schon wird die Selbsttötung zu einem verführerischen Angebot - und von Männern leistungsorientiert umgesetzt.

Gerhard M. Kirk am 22.8.2003, mehr auf www.bzol.de 

Zum Arbeitskreis Leben (AKL) FR der Arbeitsgemeinschaft Gefährdetenhilfe und Jugendschutz

  

 

Online-Sucht - Internet-Abhängige

Auf der Computermesse CeBIT in Hannover werden die neusten Errungenschaften der Technik euphorisch gefeiert. Experten weisen aber auch auf deren Kehrseite hin: In Deutschland soll es bis zu einer Million online-süchtige Internetnutzer geben. Sophie Weber sprach mit Oliver Seemann, dem Leiter des Münchner Therapiezentrums für Internet-Abhängige, über die Faszination von Internet-Chats

BZ: Wie wirkt sich die Online-Sucht auf den Alltag der Betroffenen aus?
Seemann: Eine meiner Patientinnen sitzt von acht Uhr früh bis zwei Uhr nachts am Computer. Sie ist zu mir in die Therapie gekommen, nachdem sie ihren Arbeitsplatz verloren hatte. Für die meisten Online-Süchtigen ergeben sich aus der Sucht massive Probleme: Sie haben keine sozialen Kontakte mehr, häufig zerbrechen Ehen. Kinder haben keine Lust mehr, mit Freunden zu spielen. Hinzu kommt die finanzielle Belastung.
BZ: Wonach sind die Online-Süchtigen süchtig?
Seemann: Manche befassen sich mit Pornographie. Einer meiner Patienten war süchtig nach Information und hat ständig die Börsenkurse überprüft. Aber das ist eher die Ausnahme. Die meisten Internetsüchtigen sind süchtig nach Chats, also der Online-Kommunikation mit anderen Internetnutzern. Gerade für Jugendliche ist das Internet eine Kontaktbörse. Früher sind sie noch in die Disko gegangen, jetzt bahnen sich Beziehungen in den Chatrooms an.
BZ: Was ist so faszinierend an diesen Chatrooms?
Seemann: In unserer Gesellschaft fühlen sich viele Menschen heimatlos. Das Internet kann ihnen das Gefühl geben, zu Hause zu sein. Nicht umsonst gibt es ja auch diese Begriffe wie "Homepage", "Home Setting" und "Global Home". In den Chatrooms herrscht eine Mischung von Nähe und Distanz, die es gerade Kontaktschwachen leichter macht, auf andere zuzugehen. Man ist dort wie in einer geschützten Höhle. Auch gesunde Menschen lernen sich über das Internet kennen, zum Beispiel in Flirt-Foren. Da ist nichts dabei. Schädlich wird es dann, wenn narzisstische Probleme hinzukommen: Man stellt sich im Gegenüber den Partner vor, den man gerne hätte und wird enttäuscht. Dann werden immer wieder Kontakte aufgenommen und abgebrochen.
BZ: Ist eine Heilung möglich?
Seemann: Das Problematische an der Situation der Süchtigen ist, dass sie sich schwer tun, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Auch eine Beziehung zu einem Therapeuten aufzubauen, ist deshalb für sie nicht einfach. Wenn sich der Süchtige aber auf die Therapie einlässt, kann sein Zustand durchaus verbessert werden. Wichtig ist vor allem, die Kontaktschwäche zu überwinden. Denn wenn die Süchtigen außerhalb der virtuellen Welt Freunde finden können, ist das Internet keine so große Gefahr mehr für sie.
BZ: Was können Angehörige für die Süchtigen tun?
Seemann: Viele Online-Süchtige sind noch sehr jung. Ihre Eltern sollten sehr konsequent sein. Die Internetnutzung sollte auf eine Stunde täglich beschränkt werden. Und es sollte, falls sich das nicht durchsetzen lässt, professionelle Hilfe gesucht werden.
BZ vom 15.2.2003, ganzen Artikel auf www.bzol.de lesen

  

 

Mobbing Selbsthilfe Freiburg - man ist gezeichnet fürs Leben

FREIBURG. In einer Zeit, da Betriebe und Verwaltungen Arbeitsplätze streichen, wächst nicht nur die Angst von Beschäftigten, von der Gehaltsliste gestrichen zu werden. Aus dieser Angst erwächst auch die Bereitschaft, Kolleginnen und Kollegen so lange zu schikanieren und auszugrenzen, bis sie von sich aus kündigen, krank werden oder sich umbringen. Mobbing heißt diese "Methode", Beschäftigte loszuwerden. Welche Folgen sie für Menschen hat, zeigt sich in der Freiburger Mobbing-Selbsthilfegruppe.

"Das Gemeine ist, dass der Einzelne die Folgekosten trägt", hat Frau A. selbst an Leib und Seele erfahren. Zunächst hatte die Sekretärin es gar nicht so recht mitbekommen, dass sie gemobbt wurde. Erst nach und nach wurde ihr klar: Die wollen mich weghaben. Sie begann sich selbst in Frage zu stellen. Ihr Misstrauen gegenüber den Kolleginnen und Kollegen belastete ihr Verhältnis zu ihnen. Sie wurde krank, litt an Depressionen. Angst wurde ihre ständige Begleiterin. Heute weiß die 57-Jährige: "Da wurden immer wieder Situationen geschaffen, in denen ich Fehler machen musste, um sie mir anschließend vorzuwerfen." Irgendwann hat sie es nicht mehr ausgehalten. Hatte keine Kraft mehr sich zu wehren. "Lange dachte ich, es gehe um einen Konflikt, der zu lösen sein müsste. Als ich endlich erkannte, dass es Mobbing war, hatte ich schon zu viel Kraft verbraucht." Jetzt ist sie Frührentnerin und spricht von ihrer "Einsamkeit in Selbstzweifeln": Ob sie nicht doch selbst Schuld hatte. "Es wird alles wirr, was vorher an Beziehungen normal war", schildert ein Mann seine Erfahrungen. Er hat seinen Arbeitsplatz noch, aber kennt auch all diese Gefühle von Scham und Angst über Ärger und Wut bis zu Hilflosigkeit und Verwundung. Aufgrund einer Umstrukturierung wurde er in eine andere Abteilung versetzt. Dort aber wollte man nicht ihn, sondern jemand anderen. "Und wenn man einmal als schwarzes Schaf ausgeguckt ist, ist die Solidarität schnell am Ende", erinnert er sich, "da treten die Kollegen kräftig auf einen ein, um dem Chef zu gefallen und ihren eigenen Arbeitsplatz zu erhalten." Denn Mobbing, hat Frau A. beobachtet, ist auch die Folge einer Angst um Arbeitsplätze, die zu einer aggressiven Konkurrenz im Verteilungskampf wird. "Und es gibt keine Instanz, die das sieht. Die Betriebs- oder Personalräte verschließen die Augen, weil sie sich nicht mit der Geschäftsführung anlegen wollen."
....
Doch das Wirtschaftliche ist nur die eine Seite. Die andere zeigt das Gespräch in der Selbsthilfegruppe: Es sind einzelne Menschen - auch in Freiburg sind es bei geschätzten 1,5 Millionen Gemobbten in Deutschland mehrere tausend -, die die Kosten mit ihrem Leben bezahlen. Nicht nur wegen des Verlusts der Arbeitswelt, "die so viele Jahre lang mein Leben war", erklärt Frau A., sondern mehr noch wegen dieser nicht abzuschüttelnden Erfahrung: "Man ist echt gezeichnet fürs Leben."

Gerhard M. Kirk, BZ vom 28.2.2003, ganzer Artikel hier: www.bzol.de

  

 

Ehe- und Partnerberatung in Neustadt

TITISEE-NEUSTADT. Die Psychologischen Beratungsstelle Neustadt wird sich nun auch Menschen mit Partner- oder Eheproblemen widmen können. Eheprobleme sind, erklärt Bernhard Scherer, Caritas-Geschäftsführer in Freiburg, ganze Bündel von Schwierigkeiten, deren Ursache es in Gesprächen und Therapien zu suchen gilt. "Es kann durchaus nur Stunden dauern, bis eine Lösung oder eine neue Sichtweise gefunden ist, aber meistens bedarf es wesentlich mehr Zeit."

Grundsätzlich gilt: Schwierigkeiten entstehen nicht von heute auf morgen, sind deshalb auch meist nicht von heute auf morgen zu lösen. Was der Psychologischen Beratungsstelle Neustadt bisher aus rein personaltechnischen und finanziellen Gründen versagt blieb, wird Dank der Zusammenarbeit von Erzbischöflichem Ordinariat, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Caritasverband und den Kirchengemeinden sowie der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle Freiburg (EFL) nun möglich. Immer wieder hätten Menschen gefragt, ob man nicht auch in Neustadt Hilfe und Rat in Sachen Paarprobleme bekommen könne, erklären Scherer und Eberhard Leicher von der Psychologischen Beratungsstelle in Neustadt. Die Beratungsstelle konnte bisher nur für Eltern mit Kindern und somit im Rahmen einer Familientherapie tätig werden. Der Bedarf an Beratung und Therapie für Paare ohne Kinder sei jedoch "relativ hoch".

"Ein großes Hindernis, eine Beratung wahrzunehmen oder eine Therapie zu beginnen, ist bisher für viele Paare aus dem Hochschwarzwald der lange Weg nach Freiburg", weiß Scherer. "Die Fahrt alleine ist ja schon ein Halbtagesausflug." Die EFL Freiburg wird nun zunächst für einen Termin pro Woche Fachpersonal stellen. Das Angebot ist religionsübergreifend. Scherer schließt nicht aus, dass die Nachfrage steigen wird, "wir sind noch in der Phase, den genauen Bedarf zu bestimmen."

Scherer erklärt, dass die Ratsuchenden aus dem Hochschwarzwald mit der schlecht ausgebauten therapeutischen Infrastruktur zu kämpfen haben. Die so genannte flächendeckende und wohnortnahe Versorgung mit professionellen Helfern und niedergelassenen Therapeuten sei schließlich nicht gegeben. Die Kassenärztlichen Vereinigung (KV) verantworte diesen Mangel-Zustand: "Die KV sagt, es gebe genug niedergelassene Therapeuten. Bezogen auf den ganzen Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Die KV übersieht aber, dass die weitaus meisten Therapeuten in Freiburg arbeiten." Dass die fehlende Möglichkeit, sich nach einem Therapeuten der eigenen Wahl umzuschauen, nicht wirklich gemildert werden könne, stellt Scherer nicht in Frage: "Man muss jedoch überlegen, warum Rat- und Hilfesuchende manchmal nicht mit einem Therapeuten zurecht kommen." Es sei nicht selten, dass eine Ablehnung resultiere aus Scheu und Angst davor, sich den eigenen Problemen wirklich zu öffnen. Die Kosten des Unternehmens Ehe- und Paarberatung tragen - das war eine Bedingung die das Erzbischöfliche Ordinariat gestellt hatte - auch die Kirchen und der Landkreis. Aber auch Ehepaare, die die Leistung in Anspruch nehmen, sollen einen Teil der Arbeit finanzieren. Freiwillig und dem jeweiligen finanziellen Backgrund angemessen. "Das ist ein System", erklärt Scherer, "das erfahrungsgemäß auch in anderen Beratungsstellen sehr gut funktioniert."
"Gesprächstermine können mit dem Sekretariat der Beratungsstelle vereinbart werden", erklärt Leicher, "wir haben besondere Zeiten eingerichtet."

Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle Neustadt,
Adolf-Kolping-Strasse 19,07651/939960,Terminvereinbarung Montags bis Donnerstag von 8.30 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr. Freitags von 8.30 bis 12 Uhr
erziehungsberatung.hochschw@caritas-dicv-fr.de

Gabi Thiele in BZ vom 28.1.2003


 

© by freiburg-schwarzwald.de, www.frsw.de, Kontakt, Update 31.10.08