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Kelten
 im Schwarzwald und Breisgau
 

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Blick vom Wittnauer Rebhüsli nach Süden über den Bettlerpfad zum Staufener Burgberg im Nebel sowie Ölberg (rechts)
Blick vom Wittnauer Rebhüsli nach Süden über den Bettlerpfad zum Staufener Burgberg im Nebel sowie Ölberg (rechts)

Ausgrabungen in Munzingen-Kurzacker - auch steinzeitlichen Spuren

Auf dem Kurzacker in Munzingen, zwischen Windhäuslegasse und Tennisanlage, soll bald ein neues Wohngebiet entstehen — auf ausgesprochen geschichtsträchtigem Boden. Bevor hier die ersten Baugruben ausgehoben werden können, haben sich deshalb im Auftrag des Stuttgarter Landesamtes für Denkmalpflege erst einmal die Archäologen an die Arbeit gemacht.

Nicht nur Alamannen, Römer und Kelten haben im Tuniberg-Löss ihre Spuren hinterlassen, die Funde, die im Verlauf der vergangenen 150 Jahre auf Munzinger Gemarkung gemacht wurden, reichen zurück bis in die Altsteinzeit. Aufgrund dieser Funde, die Munzingen in der europäischen Archäologie berühmt gemacht haben, weiß man, dass das Gelände beim Weiher und auf dem Kurzacker schon in der Altsteinzeit Rentierjägern als Lagerplatz gedient hatte, lang bevor hier dann später jungsteinzeitliche und keltische Siedlungen entstanden. Bei ihren Suchgrabungen sind die Archäologen auch jetzt wieder fündig geworden: Sie stießen auf Bruchstücke eines Topfes aus der Jungsteinzeit, der nach Form und Verzierung der Rössener Kultur zuzuordnen und somit rund 5300 Jahre alt ist. Benannt ist die in der mittleren Jungsteinzeit in Mittel- und Süddeutschland verbreitete Rössener Kultur nach dem 1879 entdeckten großen Gräberfeld von Leuna-Rössen in Sachsen-Anhalt.

Solche Funde aus der Jungsteinzeit seien nichts Ungewöhnliches, man könne sie fast überall machen, erklärt Christian Hoyer vom archäologischen Institut der Uni Tübingen: Eigentlich spannend seien die Grabungen in Munzingen wegen der Spuren aus der Altsteinzeit, der als "Magdalénien" bezeichneten Epoche von 15 000 bis 10 000 vor Christus. Benannt wurde dieser Zeitabschnitt nach der Höhle La Madeleine in der französischen Dordogne. Aus dem Magdalénien stammen auch die berühmten Höhlenmalereien, zum Beispiel in Lascaux (Frankreich) und Altamira (Spanien).

Millimeter um Millimeter tragen die drei Tübinger Archäologen an ihrer Grabungsstelle den Löss ab, jeder ist zuständig für einen Quadratmeter. Der Löss ist angewehter Feinstaub — alle in dieses Sediment eingebetteten Fremdkörper sind Hinterlassenschaften der altsteinzeitlichen Jäger. Spektakuläre Funde wie Schmuckstücke, Werkzeuge, Speer- oder Pfeilspitzen habe es bisher zwar noch nicht gegeben, sagt Hoyer: Zum Vorschein gekommen sei bislang vor allem eine Vielzahl von Gesteinspartikeln, zumeist Silikatgesteine. Das sind bei der Herstellung der Feuersteinklingen angefallene Bruchstücke. Die Lage jedes noch so kleinen Fundstückes wird mit einem so genannten Lasertheodoliten präzise vermessen, um am Computer eine dreidimensionale Rekonstruktion der gesamten Fundstätte möglich zu machen. Diese Vermessungsarbeit sei letztlich bedeutsamer als der Fund etwa einer einzelnen Pfeilspitze, weil sie Aufschlüsse über den ganzen Lagerplatz ermögliche, so der Tübinger Archäologe. Bei früheren Grabungen seien solche wichtigen Informationsgrundlagen oft zerstört worden. Auf die Spuren der Steinzeit stößt man am Kurzacker schon in ein bis zwei Meter Tiefe. Dies liege zum einen daran, dass mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12 000 Jahren und dem Entstehen einer üppigeren Vegetation die Löss-Anwehungen am Tuniberg schnell abgenommen hätten, zudem sei ein Teil des Lösses später wieder abgeschwemmt worden. Über das Leben der Steinzeitmenschen am Tuniberg können die hier im Verlauf der vergangenen hundert Jahre gemachten Funde einiges erzählen. Das Klima war damals noch wesentlich rauer, der Hochschwarzwald noch vergletschert, Bäume und Sträucher gab es in dieser arktischen Tundra kaum. Die Menschen lebten als Sammler und Jäger und folgten als Nomaden den wandernden Tierherden, die ihnen als Hauptnahrungsquelle dienten. Sie lebten in Zelten, gejagt wurden vor allem Rentiere und Wildpferde, aber auch Wollnashörner. Und am Kurzacker fanden die Jäger einen guten Lagerplatz: Unterhalb des Kapellenberges sprudelt eine ergiebige Quelle, der Berg selbst diente als Windschutz und als Ausguck. Und im Winter folgten auch sie schon dem Motto: Ab in den Süden .
Gunther Kleefeld , 26.10.2007, BZ

 

 

Breisach vor zweieinhalbtausend Jahren eine bedeutende Ansiedlung

Vor fast zweieinhalbtausend Jahren war das heutige Breisach eine bedeutende Ansiedlung der Kelten. Erst in Hochstetten, später auf dem Münsterberg, bauten sie ihre Häuser, trieben Handel und stellten Tongeschirre, Metallwerkzeuge und sogar Münzen her. Archäologische Forschungsergebnisse, die auf Grabungen aus den 70er- und 80er-Jahren beruhen, sind jetzt in der Ausstellung "Die Kelten an Hoch- und Oberrhein" im Breisacher Museum für Stadtgeschichte zu sehen.

Damit liefert die Wanderausstellung des Regierungspräsidiums Freiburg die wissenschaftliche Bestätigung für das, was Archäologen und Heimatkundler schon lange annehmen: dass für die Kelten die Siedlung in Breisach militärisch und wirtschaftlich nach Basel der wichtigste Standort in der Oberrheinebene war. Die Archäologin Andrea Bräuninger von der Denkmalpflege beim Regierungspräsidium gab zur Ausstellungseröffnung einen kurzen Abriss über die Geschichte der Kelten. Zwischen 500 und 300 vor Christus verbreiteten sie sich bis in den Vorderen Orient und bildeten einen riesigen Kulturraum, der zeitweise von den Britischen Inseln über die Iberische Halbinsel, Südfrankreich, Oberitalien und den Balkan bis nach Griechenland und Vorderasien reichte. Der Tübinger Archäologe Holger Wendling hat in seiner Promotionsarbeit die Ergebnisse der Grabungen auf dem Breisacher Münsterberg während der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts ausgewertet. An Hand von Scherben weist er nach, dass einerseits Keramikreste gefunden wurden, die an Ort und Stelle geformt und gebrannt wurden. Andererseits entdeckte er Scherben, die eindeutig auf eine Herstellung in Norditalien verweisen. Wendling leitet daraus ab, dass Breisach in der Keltenzeit nicht nur ein bedeutender Standort für das Handwerk war, sondern auch ein wichtiger Handels- und Warenumschlagsplatz. Als weiteren Nachweis führt er dafür Scherben von Amphoren an, in denen Wein aufbewahrt wurde. "Dieser Wein ist nicht nur hier getrunken worden, sondern wurde in der Breisacher Siedlung umgeschlagen und zu weit entfernten Orten transportiert" , so der Archäologe. Was bei den Grabungen auf dem Münsterberg gefunden wurde und in der Ausstellung zu sehen ist, gibt ein gutes Bild über das Leben der Kelten hierzulande. Es unterscheidet sich in vielem von dem Leben, das sie wenige Jahrzehnte zuvor in Hochstetten geführt haben müssen. Die Details der Funde, so der Altertumskundler, seien sehr unterschiedlich. Nach wie vor gebe es nur Vermutungen darüber, weshalb die Kelten ihre Siedlung im heutigen Hochstetten aufgaben und sich kurz darauf auf dem Münsterberg niederließen. Möglicherweise wurden sie von den sich am Oberrhein ausbreitenden germanischen Stämmen der Zimbern und Teutonen bedrängt und hofften, sich auf dem Berg verteidigen zu können. Wertvolle Aufschlüsse über die handwerklichen Fähigkeiten der Kelten gewannen die Archäologen auch aus der zum Breisacher Stadtmuseum gehörenden Sammlung Kilchling. Der Freiburger Mediziner Kilchling, ein Amateurarchäologe, hatte schon vor über 40 Jahren bei Hochstetten nach Überbleibseln keltischer Kultur gesucht und anhand seiner Funde Gefäße und Werkzeuge aus dieser Epoche rekonstruiert. Nach dem Tod Kilchings ging seine Sammlung als Schenkung an das Museum für Stadtgeschichte. In der Keltenausstellung werden einige Exponate gezeigt. Zu der Ausstellung, die bis 29. April im Stadtmuseum zu sehen ist, erschien die Broschüre "Kelten an Hoch- und Oberrhein" , die kompakt und verständlich über Geschichte, Grabungen und neueste Forschungsergebnisse informiert. Begleitend veranstaltet das Museum eine Lesung und drei Fachvorträge. Am 28. März liest Gunter Haug aus seinem historischen Roman "Die letzte Keltenfürstin" . Über archäologische Funde in Basel informiert der Vortrag von Sophie Stelzle-Hügin am 25. April. Günter Wieland, Archäologe in der Abteilung Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Karlsruhe, hält am 9. Mai einen Vortrag über Keltische Viereckschanzen und "Das keltische Hochstetten" ist das Thema des Vortrags von Ingo Stork, Archäologe beim Regierungspräsidium Stuttgart. Der Termin für diesen Vortrag wird noch bekannt gegeben. Veranstaltungsbeginn ist jeweils 20 Uhr.
Kai Kricheldorff, 21.3.2007, www.badische-zeitung.de


Öffnungszeiten für Museum und Ausstellung: Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, Samstag und an Sonn- und Feiertagen von 11.30 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
 

 

 

Kegelriss von Ehrenstetten: Spätkeltische Siedlung

“Frühling, ja, du bist” s” - endlich. Und wo ist der Frühling beglückender zu erleben als in einem Buchenwald mit seinem zarten Grün! Wir haben uns da einen ganz besonderen ausgesucht: den Höhenzug zwischen Ehrenstetter und Norsinger Grund, und das nicht von ungefähr. Denn hier lässt sich das Naturerlebnis mit der Suche nach den Spuren eines geheimnisvollen Volkes, der Kelten, verbinden.

Angeregt von der Ausstellung “Kelten an Hoch- und Oberrhein” im Regierungspräsidium Freiburg, die kürzlich zu Ende ging und sich auch mit einer spätkeltischen Siedlung oberhalb von Ehrenkirchen beschäftigt, bekannt unter dem Namen “Kegelriss von Ehrenstetten” , machten wir uns auf den Weg. Um es gleich zu sagen: mit einem “Riss” im üblichen Sinne hat die 16 Hektar große, von einem noch heute an einigen Stellen sichtbaren Wall umgebene Fläche nichts zu tun. Vielmehr heißt es korrekt “Kegelries” und bezieht sich auf teils reale Gold- und Münzenfunde, teils auf die Legende, dass hier ein komplettes wertvolles Kegelspiel, also ein “Kegelries” , vergraben sei. So steht es auf dem Schild beim Parkplatz am Ehrenkirchener Schützenhaus, und daran wollen wir uns halten.

Drei Rundwege gehen von hier aus, schön beschrieben auf einem soliden Holzschild, das die Wanderdauer zwischen zwei und drei Stunden angibt. Wir entscheiden uns für den Weg, der der Beschreibung nach direkt zum “Kegelries” führt, und wenden uns nach rechts. Vorbei geht es am Lehenhof, den ebenfalls Legenden, wenn auch aus jüngerer Zeit, umgeben: hierher kutschierten einst Karl May und sein Verleger Fehsenfeld von Freiburg her, um zusammen mit Ehrenstettener Honoratioren fröhliche Herrenabende zu verbringen. Leicht ansteigend führt uns der Weg in den Wald, und nach etwa einem Kilometer sieht, wer es weiß und darauf vorbereitet ist, den Wall: zu beiden Seiten des breiten Wanderwegs, der ihn durchschneidet, erhebt er sich links berg-, rechts talwärts. Ein paar hundert Meter weiter oben zeigt uns das Schild “Schänzleweg” , dass wir hier nicht nur richtig, sondern mitten im ehemaligen keltischen Siedlungsgebiet sind. Ein wenig Fantasie, und wir sehen sie vor uns, die Menschen der Latène-Zeit. Dass es sie gegeben hat, beweisen Funde von Schmuck und Münzen, vor allem aber die archäologischen Ausgrabungen in den frühen achtziger Jahren durch den damaligen Konservator beim Landesdenkmalamt, Rolf Dehn. Auf ihn beruft sich ein anderer profunder Kenner der Materie, Norbert Legelli, Leiter der Jenger Haupt- und Werkrealschule, wenn er zu dem Ergebnis kommt: “1982 wurde die Anlage im Rahmen des Programms “Atlas der obertägig sichtbaren Bodendenkmäler” neu vermessen und die Innenfläche systematisch abgesucht. Die Vermutung, dass die Anlage aus spätkeltischer Zeit stammt, wurde durch 60 Münzenfunde aus dieser Zeit bestätigt, die über weite Teile des Innenraums verstreut waren. Neben den Münzen wurden zahlreiche Bronzegussreste und zwei Bruchstücke importierter italischer Bronzegefäße gefunden” .

Das sind die Tatsachen. Legende, wenn auch eine schöne, ist die Vermutung, dass hier ein imposanter Keltenschatz gefunden, verkauft und bis nach Frankreich hinein verstreut wurde, wo er in Einzelteilen und unter anderen Namen wieder auftauchte. Haben hier mächtige Herren gelebt, die ihren Reichtum schon damals aus dem Erzabbau gewannen? Wohin sind sie verschwunden, wer oder was hat sie vertrieben? Der Fantasie im Frühlingswald sind keine Grenzen gesetzt - Graben nach weiteren Schätzen wäre allerdings vergebens, das Gebiet ist gründlich erforscht.

Anfahrt mit dem Auto, von der B33/Bad Krozingen/Staufen kommend: von West nach Ost durch Ehrenkirchen auf der L 122 bis zum Ortsausgang, auf Höhe der “Renault” -Werkstätte rechts ab über die Brücke, links in die Schwarzwaldstraße, nach zirka 1,5 km : Parkplatz vor dem Schützenhaus (Infotafeln). Vom Hexental her auf der L 122 bis zum Ortseingang, links ab, dann siehe oben. Mit dem SBG-Bus: Linie 7208, Haltestelle Ehrenstetten, Oberdorf. Mit dem Rad (Mountainbike) sind auch landwirtschaftliche und Wanderwege möglich (ausgeschildert).

Alles von Anne Freyer vom 12.5.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

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