Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Hausen an der Möhlin

im nördlichen Markgräflerland 
      
 

Home >Orte >Markgraeflerland >Hausen-an-der-moehlin                            Ihre Idee hier veröffentlichen?

Hausen an der Möhlin, ...


 

Hausen an der Möhlin

Blick nach Westen in Hausen zum St.Georgshof (links) und Kirche am 1.5.2007 - hier floss früher die Möhlin Blick nach Süden von der Ehrentrudiskapelle auf Hausen an der Möhlin am 4.5.2006  
Blick nach Westen in Hausen zum St.Georgshof (links) und Kirche am 1.5.2007 - hier floss früher die Möhlin Blick nach Süden von der Ehrentrudiskapelle auf Hausen an der Möhlin am 4.5.2006  
     
     

 

Edmund Weeger beim Kultur- und Bürgervereins: Geschichte des Ortes

"Hausen hat auch Geschichte", meinte Reinhard Faller beinahe etwas trotzig. Nur kenne sie niemand so richtig. Um bei diesem Problem nicht nur kurzfristig Abhilfe zu schaffen, sondern einen Stein ins Rollen zu bringen, hat der Kultur- und Bürgerverein Hausen eine Reihe von Vorträgen an verschiedenen historischen Orten geplant, die, so hofft der Vereinsvorsitzenden, in eine Chronik münden könnten.

Den Anfang machte nun Edmund Weeger, Archivar von Ebringen, Pfaffenweiler und Hartheim mit seinem Vortrag zur Geschichte Hausens, der allerdings mehr Fragen aufwarf als beantwortete. Denn bedauerlicherweise habe nicht nur er feststellen müssen, dass es bislang keine historische Aufarbeitung der Dorfgeschichte gab. Auch Kulturamtsleiterin Susanne Berkemer gestand vorab ein, dass die Dokumentenlage mehr als dürftig sei. Nicht mehr als einige wenige Kopien erbrachte der Gang ins Archiv. Dass es dann dennoch ein abendfüllender und überaus interessanter Vortrag wurde, lag an den profunden historischen Kenntnissen von Edmund Weeger, die da, wo in den Archiven Lücken klafften, ein lebendiges Bild zeichneten von den Lebensumständen in den unterschiedlichen Epochen. Der Vergangenheit entsprungen waren auch die Zinkbadewanne und andere Utensilien aus Landwirtschaft und Weinbau, die auf dem improvisierten Podium im historischen Gewölbekeller von Alfred Faller gleichsam das Bühnenbild abgaben und Edmund Weeger zuallererst den erstaunten Ausruf entlockten: "So bin ich bei einem Vortrag ja noch nie gesessen" , bevor es aus dem Keller des auf 1778 datierten Hauses tiefer hineinging in die Geschichte des heutigen Bad Krozinger Stadtteils.

Deren Anfänge liegen Bodenfunden zufolge, die 1929 in Form von Gräbern an der südlichen Gemarkungsgrenze gemacht wurden, in der Merowingerzeit im siebten und achten Jahrhundert. Die urkundliche Überlieferung beginnt dann im Laufe des 12. Jahrhunderts als Herkunftsbezeichnung "de Huse" . Im Jahre 1147 wird in frühmittelalterlichen Verträgen des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen erstmalig der Siedlungsnamen genannt. Politisch fassbar wird die Siedlung Hausen 1444. In einer Urkunde aus diesem Jahr tauchen erstmals die Begriffe Dorf und Gemeinde auf. Auch eine Gemarkungsgrenze und eine eigene Verwaltung mit einem Vogt haben sich zu diesem Zeitpunkt, der den Startschuss für die dörfliche Geschichte darstellt, schon herausgebildet. Mit einem Bürgermeister nach heutigem Verständnis hatte der Vogt indes nicht viel gemein. Er war vielmehr ein Vermittler zwischen Herrschaft und Bürgern. Und Herrschaften gab es in den wechselhaften Zeiten jede Menge. Einfluss und Besitzherrschaft übten lange Jahrhunderte verschiedene Klöster aus. So hat das Kloster Günterstal im 16. Jahrhundert von den Herren von Staufen weitere Besitzrechte erhalten und Hausen zusammen mit dem Nachbardorf Oberrimsingen erworben, bald jedoch an die Herren von Falkenstein weiterverkauft. An sie erinnert heute ein Straßenname. Besitzungen und Rechte in Hausen hatten jedoch auch die Klöster Sankt Trudpert, Sankt Ulrich sowie der Deutsche Orden, der einen Anteil am Kirchenzehnten hielt. Auch weltliche Herren wie die Grafen von Freiburg und Munzingen hatten in Hausen was zu sagen. Doch "wirklich schlimme Herren" waren Weeger zufolge weder die weltlichen noch die klerikalen Herrschaften. Denn die Hausener hatten vergleichsweise wenig Fron zu leisten.

Von Frondiensten konnte auch der Hausherr, der 70-jährige Alfred Faller, noch berichten. Zwei bis drei Tage im Jahr mussten die Landwirte früher allgemeine Dienste leisten, wie das Säubern der Bewässerungskanäle für die Wiesen und Instandsetzen der Feldwege. Direkten Bezug zu seinem Hof in der Falkensteiner Straße hat auch eine andere Episode der Geschichte. Von den Litschgis und auch später noch wurde die Möhlin als Flößerkanal benutzt. Und auf dem Weg nach Breisach kehrten die Flößer eben in der Flößerwirtschaft "Zum Hirschen" ein. Aus der Wirtschaft wurde später, nachdem sein Urgroßvater den Hof vom Kloster abgekauft hatte, ein landwirtschaftlicher Betrieb, der aber bis heute eigenen Wein und Schnaps produziert. Die entsprechenden Fässer und Flaschen mussten jedoch weichen, um den zahlreichen Zuhörern des Vortrags im Keller Platz zu machen. Einige der Flaschen landeten allerdings in einem Präsentkorb, den Reinhard Faller im Anschluss an den Vortrag dem Referenten überreichte. Denn dieser wollte sich, ganz wie früher üblich, nur in Naturalien bezahlen lassen.
Martina Faller , 29.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

© by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 04.02.12