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Forchheim am Kaiserstuhl
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Forchheim, Kartoffeln, Biogas, ....

Blick nach Norden bei Forchheim am 17.6.2007 - Landessortenversuch

 

Topinambur - die Indianerknolle vom Lindenbrunnenhof

Lust auf Topinambur? Über Geschmäcker lässt sich (nicht) streiten. Wer das kaum bekannte Wurzelgemüse mit den vielen Vitaminen und Mineralien schon einmal gegessen hat, wird entweder zweideutig sagen: sehr gesund. Was im Klartext heißt: Dieser süßlich-nussartige Geschmack liegt mir überhaupt nicht. Oder er wird schwärmen von Topinamburgratin und in Öl angebratenen Topinamburchips, wie Landwirtin Christa Binder. "Sie sind innen weich und außen knusprig, schmecken wunderbar nach Karamell."

Auf dem Lindenbrunnenhof in Forchheim wachsen die mehr als mannshohen Stauden, die ab August strahlend gelb blühen und im Spätherbst ihre spindelförmigen, kartoffelgroßen Knollen treiben. Bis ins Frühjahr hinein lässt sich das Gemüse aus der Erde buddeln. Sie hätten die Knollen sogar schon bei Frost "aus dem Boden gepickelt", erzählt Otmar Binder. Der Ross-Erdapfel, wie die Topinambur im Badischen wegen ihrer Verwendung als Pferdefutter früher genannt wurde, war lange Zeit von den Küchentischen verschwunden. Als einfacher Verdauungsschnaps (fast die gesamte Ernte in Baden wird zu Alkohol verarbeitet) gerade noch toleriert, hing der Knolle selbst viele Jahre der Ruf eines Arme-Leute-Essens an. Dieses Image hat die Topinambur heute nicht mehr. Auch Sterneköche wie Alfred Klink vom "Colombi" in Freiburg kennen sie – als Kartoffelersatz, als "Gemüse und Sättigungsbeilage in einem, passend zu Fleischgerichten". Ein Farbtupfer in der feinen Küche sind auch Topinambursüppchen mit Frühlingszwiebeln oder Trüffeln. Als Rohkost, geraspelt über Feldsalat zum Beispiel, hat die zur Gattung der Sonnenblumen zählende, mal rötliche, mal weiße Wurzel ebenfalls ihre Fans. Zusammen mit Schwarzwurzel und Pastinake zählt die aus der neuen Welt stammende Knolle – benannt nach einem Indianerstamm – zu den vergessenen Gemüsesorten. Seefahrer hatten sie Anfang des 17. Jahrhunderts aus Nordamerika mitgebracht. In Frankreich galt Topinambur zunächst sogar als Delikatesse der Reichen. Die Knolle war später in ganz Europa weit verbreitet, bis die weitaus kalorienreichere und auch geschmacklich konsensfähigere Kartoffel ihren Siegeszug antrat. In "schlechten Zeiten", nach Kriegen und Missernten, besann man sich wieder auf die angestammten Wurzelgemüse – um sie später, im Zug von Wirtschaftswunder und Fresswelle, wieder zu vergessen. Erst mit dem gewachsenen Gesundheitsbewusstsein, verbunden mit dem Wunsch vieler nach regionalen und saisonalen Lebensmitteln, findet die Topinambur seit zehn bis fünfzehn Jahren neue und alte Liebhaber. Schließlich ist sie frostresistent und damit ein frisches Wintergemüse par excellence. Trotz dieser kleinen Renaissance: Topinambur ist bislang ein Nischenprodukt, das vor allem in Bioläden oder auf Bauernmärkten angeboten wird. Wer sich in sie verguckt hat, dem kann Topinambur auch den Kopf verdrehen. Manche preisen sie als Wunderknolle, die wegen ihres hohen Ballaststoffgehalts Heißhungerattacken verhindere und mit ihren 30 Kilokalorien pro 100 Gramm deshalb ein "wirksamer Schlank-Pusher" sei, wie es in einschlägigen Internet-Gesundheitsforen heißt. Angeblich schätzten schon die Indianer auf ihren langen Wanderungen ihre appetithemmende Wirkung. Topinambur soll auch Stress beseitigen und das Immunsystem stärken. Unbestritten ist, dass das Gemüse für Diabetiker sehr empfehlenswert ist, weil es keine Stärke wie die Kartoffel enthält, sondern das Kohlenhydrat Inulin, das nicht auf den Blutzuckerspiegel einwirkt. Inulin fördert auch die Verdauung, weshalb Ernährungsexperten vor allem Neulingen raten, es beim Verzehr nicht zu übertreiben.
Topinambur, wie sie auf Bauernmärkten angeboten wird, ist übrigens ökologisch unbedenklich. "Es braucht keine Herbizide, keine Pestizide und keinen Kunstdünger", sagt Landwirt Binder. Das schier unverwüstliche Gewächs vermehrt sich unterirdisch und unkontrollierbar über seine Knollen. Deshalb ist es auch nicht ratsam, im eigenen Garten Topinambur zu pflanzen, so schön die hohen Gewächse als lebendiger Zaun auch sein mögen. "Sie wuchert wie Unkraut, man bekommt sie nicht mehr heraus." www.topinambur.org



 

Kartoffeln und Biogas im Mittelpunkt des Jahres 2007

Nein, dass es Forchheim in diesem Jahr an großen Ereignissen gemangelt hätte, das kann nun wirklich niemand sagen. Zweimal — einmal im Juni zum großen Kartoffeltag und dann Ende August zur Einweihung der Biogasanlage — fanden tausende von Besuchern den Weg nach Forchheim.

Im Juni drehte sich beim "Blickpunkt Ernährung" alles rund um die "tolle Knolle" und wer bis dahin noch nicht wusste, welch leckere Gerichte sich in Töpfen, Pfannen, Tiegel und im Backofen aus Kartoffeln zubereiten lassen, geriet vermutlich ins Staunen. Die Besucher genossen in vollen Zügen, was die Landfrauen gekocht, gebacken, gebraten und gebrutzelt hatten. Landwirte, Vereine, Gastwirte — so gut wie jeder im Dorf hatte mit angepackt und viel Zeit und Arbeit investiert, um den Kartoffeltag zu einem Erfolg werden zu lassen. Prominentester Besucher: Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Er rief wie andere Festredner auch die Verbraucher zu einem bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln hin. Rund 5000 Besucher aus der ganzen Region und sogar aus dem Elsass, so wurde geschätzt, hat der Kartoffeltag nach Forchheim gezogen.
Ende August stand das Dorf dann wieder im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Rund 200 Ehrengäste waren dabei, als die Familie Binder ihre Biogasanlage offiziell in Betrieb nahm. Die Forchheimer Biogasanlage ist derzeit die größte private Anlage dieser Art in Südbaden, verwendet werden ausschließlich nachwachsende Rohstoffe. Die rund vier Millionen Euro teure Anlage hatte in der Region für viel Aufsehen gesorgt und Landrat Hanno Hurth gratulierte der Unternehmerfamilie bei der Einweihung zu ihrer Innovations- und Risikofreudigkeit und würdigte das Familienunternehmen als das beste Beispiel dafür, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft auch Chancen biete. Die Familie hatte am Festwochenende aber gleich doppelten Grund zum Feiern, denn gleichzeitig wurde das Lohnunternehmen Binder, 1957 von Herbert Binder gegründet, 50 Jahre alt. Heute übernimmt das Unternehmen mit hochmodernen, computergesteuerten Maschinen und Fahrzeugen Arbeits- und Ernteeinsätze in der ganzen Region und sogar im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Doch auch ansonsten hat sich einiges im Ort getan. Gleich im Januar gab Gerhard Carl nach 20 Jahren sein Amt als örtlicher Feuerwehrkommandant ab, sein Nachfolger wurde Gebhard Stöcklin. Bei der Hauptversammlung wurden die Verdienste Gerhard Carls gewürdigt, der insgesamt seit 38 Jahren der Feuerwehr angehört. Er hatte auch die "Brandstifternacht" vor 25 Jahren miterlebt, als die Wehr in einer Nacht zu sieben Bränden gerufen wurde. Im November wurde er zum Ehrenkommandanten ernannt. Hohe Verdienste erwarb sich auch Gerda Binder: Sie gehört seit 65 Jahren dem Kirchenchor an, 45 Jahre lang war sie Dirigentin und Organistin. Bei schönstem Festwetter feierte Forchheim Mitte Mai mit hunderten von Gästen "100 Jahre Kirchenrenovation" . Pfarrer Ekkehard Baumgartner führte die Besucher durch die Kirche und damit durch die Geschichte von St. Johannes Baptista, draußen war für ein buntes, kurzweiliges Festprogramm gesorgt. Ein weiteres wichtiges Ereignis für Forchheim und die Pfarrgemeinde: im September zog Pfarrer Emerich Sumser ins frisch renovierte Pfarrhaus ein, die Gemeinde bereitete ihren neuen Pfarrer einen herzlichen Empfang. Einen Wechsel gab es im Kirchenchor: Armin Hämmerle löste Peter Hakes als Chorleiter ab. Auch im Juli wurde in Forchheim gefeiert. Seit 30 Jahren besteht zwischen den Landjugendgruppen Forchheim und Asten/ Oberbayern ein freundschaftliches Miteinander.
Ruth Seitz , 31.12.2007, BZ

 

Otmar Binder kann dreizehn Kartoffelsorten am Geschmack erkennen

Der erste Kandidat, genauer gesagt die erste Kandidatin, schmeckt ein bisschen bitter — hinten im Gaumen, findet zumindest Otmar Binder. Eine Spur zu viel Bitterstoffe, bemerkt er sachlich, schaut kurz zur Decke und richtet noch einmal alle Sinne Richtung Mund und Mahlwerkzeug. "Aber mild, zart auf der Zunge." Otmar Binder konzentriert sich ein letztes Mal bevor er zu seiner Frau sagt: "Eine Sorte mit kräftigem, kartoffligem Aroma — Linda würde ich sagen."

Forchheim 13. Juni 2007. 17 Uhr. Familie Binder lädt zur Degustation. Vier Töpfe stehen auf dem großen Esszimmertisch neben Wein- und Wasserglas — "zum Geschmackneutralisieren" , wie Binder fachmännisch anmerkt. Wein meint heute jeder Zahnarzt auseinanderhalten zu können — aber Kartoffeln? Nun Otmar Binder lässt es vertrauend auf die langjährige Erfahrung eines Forchheimer Kartoffelbauern auf einen Versuch ankommen. "Wir probieren ohnehin immer alle unsere Sorten selbst durch" , hatte er noch am Telefon gemeint. Aber die Linda spontan von der Sieglinde, die Annabell allein per Geschmack von der Vitelotte zu unterscheiden, das hatte er sich nur nach kurzem Zögern zugetraut. "Wissen Sie" , hatte er noch geraunt, "das ist ja noch ein ganz neuer Jahrgang, den habe ich größtenteils selbst noch nicht probiert — ich weiß nicht, ob ich die jetzt schon auseinanderhalten kann." Christa, in diesem Fall Otmars Frau, nicht die Kartoffel, hat jedenfalls nichts anbrennen lassen. Zum Gaumentraining wird von ihr als Getränk ein Kaiserstühler Hibernal gereicht. Und damit sich die Kandidaten, als Herausforderer ist der Reporter angetreten (Endergebnis null Punkte), ganz auf die vor ihnen liegende Aufgabe konzentrieren können, hat sie auch das Schälen übernommen. Nackt werden die Kartoffeln mit dem Dreizack auf den Teller gereicht. Eine faire Geste, denn allein nach dem ersten Augenschein droht Otmar Binder sich einen unaufholsamen Vorsprung zu erarbeiten. "Flachäugig, glattschalig, festkochend" — denn je länglicher desto festkochender, wie wir seit dieser Woche wissen — "müsste eine Linda oder Sieglinde sein." Volltreffer. Auch das krumme, süße "Bamberger Hörnle" verrät sich schnell durch sein Äußeres und den "nussigen Geschmack" . Die dritte Runde macht es dem Favoriten schwerer. Er knappst ein kleines Stückchen mit der Gabel an, führt es langsam zum Mund "zart, mild, festkochend" , so die erste Diagnose, und sagt dann mit der fragenden Selbstsicherheit des siegesgewissen Wetten-dass-Kandidaten zu Oberschiedsrichter und Ehefrau: Sieglinde(?)!— Zwei zu null. Runde drei: Wenn die Kartoffel so aufspringt, Otmar Binder zeigt mit der Gabel auf das neue Objekt auf seinem Teller, dann ist es eine mehlige Sorte. "Sehen Sie" , er zupft zart mit einem Stich ein Auge heraus, um dann die Kartoffel langsam auseinanderzupflücken— stilvolle Besteckführung und kräftige Bauernhände mit schwarzen Furchen sind eben doch kein Gegensatz — "Sie haben schon fast ein Püree, wenn Sie nur drüberstreichen." Dann richtet er den Blick zur Decke, kaut konzentriert, schnauft kurz — "Ich weiß, was es ist, ich bin mir nur noch nicht ganz sicher
Finka?" "Nein? Berber?" "Dann aber Christa." Die Kartoffel sei wohl noch nicht ganz "zittig" , ganz reif erklärt er sich den Fauxpas.

"Hmm, die schmeckt mir" , bei der Annabell, der nächsten Kartoffel gibt es keine Zweifel mehr. Und ein richtiger Kartoffelgenießer wie Otmar Binder, der isst nach der Probe einfach genüsslich weiter seinen Teller leer — da braucht es keine Sauce. Sechs von sieben richtig erschmeckten Kartoffeln lautet das Endergebnis. Dazu die Erkenntnis: Nie wieder wird der Gast eine festkochende Kartoffel bestellen, wenn schon nicht eine Annabell, so sollte es doch zumindest eine Sieglinde sein.
Michael Brendler, 16.6.2007

 

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