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... zum Heulen im Freiburger Osten
und rundherum

 

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Holzgesicht im Schwarzwald

Auch diesem Holzgesicht ist es "Wie zum Heulen"
- tagaus, tagein in einer Holzbeuge bei der Windeck in Hinterzarten

... oder etwa gar "Zum Lachen"?

 

Garagenkündigung: Auto geht vor Flohmarkt-Hilfsprojekt

"Renate Mäder ist eine wirklich selbstlose und engagierte Frau," erzählt Thomas Oertel, Vorsitzender des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee. Und er muss es ja wissen, denn Renate Mäder wohnt seit zwanzig Jahren in der Wiehre, in der Oberau 35. Die 66-Jährige ist allseits bekannt, beliebt und wird für ihre Hilfsbereitschaft geschätzt. Seit vier Jahren geht das nun so: Ein- bis zweimal im Monat, immer samstags um 11 Uhr, öffnet sie das Garagentor für die Kundschaft. Sie bietet ihre Waren feil, gebrauchte Lampen, alte Bücher, allerlei Nippes und Brauchbares. Die Preise bestimmen die Kunden selbst; sie sollen entscheiden, wie viel ihnen ein Gegenstand zusammen mit der finanziellen Unterstützung von Hilfsprojekten im Sudan wert ist. Bisher hat die ältere Dame rund 4500 Euro gesammelt. Nun allerdings wurde ihr die Garage gekündigt: Bis zum 31. Dezember diesen Jahres soll sie die Garage entrümpeln. Und das wird wohl auch das Ende für ihre kleine Hilfsaktion sein.
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Allerdings sei man in der Sache weiterhin gesprächsbereit. Das möchte Renate Mäder auch nutzen. Sie glaubt nämlich nicht, dass die Baugenossenschaft Familienheim sie unbedingt aus der Garage heraushaben will, sondern vermutet dahinter Nachbarn, die sich anonym beschwert haben. Der Flohmarkt für den Sudan geht derweil weiter, so am Samstag !&:!!: von 11 bis 16.30 Uhr, Oberau 35
BZ vom 16.11.2002,
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Christopher-Street-Day - Leserbrief "Erbärmlich dahinvegetieren"

Nicht nur "die Omas jubelten" (BZ vom 29. Juli), auch Sie, lieber Herr Dr. Salomon, haben es begriffen! Heutzutage muss man sich zeitgemäß, liberal, weltoffen, tolerant, unkonventionell etc. präsentieren. Jawohl, weg mit der muffigen, verstaubten Moral von gestern! Nachdem Sie, lieber Herr Dr. Salomon, nun der "Buntheit" ausgiebig gehuldigt haben, lade ich Sie und Ihre Frau sehr herzlich ein, vor Ort die Folgen Ihrer so hoch geschätzten "Buntheit" und Vielfalt zu bewundern. Lasst uns einen Besuch machen in indischen Aids-Frauen-Mütter-Kinder-Hospizen. Lasst uns vor Ort ganz konkret und hautnah erleben, wie junge Frauen und Mütter, angesteckt von ihren Ehemännern, an den Folgen Ihrer so hochgepriesenen "Buntheit" erbärmlich dahinvegetieren und trotz fürsorglicher Betreuung schließlich verrecken. Lasst uns vor Ort erleben, wie kleine unschuldige Mädchen und Buben, angesteckt von ihren unwissenden Müttern, dahinsiechen und trotz liebevollster Fürsorge sterben. Lasst uns hingehen zu den 10- bis 16-jährigen Mädchen, zu den Opfern von Missbrauch und Prostitution und zusehen, wie sie kläglichst verenden. Ob Sie dann, lieber Herr Dr. Salomon, auch noch bereit wären, "allen Spaß und Vergnügen" zu wünschen?
Gerda Geretschläger, Gundelfingen, Tel 52406, 280952, BZ vom 16.8.2002

  

 

Littenweiler mit Betonung auf dem "ei": Von Dagobert zu Littenweiler

Wer Worte in Sprache umsetzen will, muss lesen können. Doch damit hat es sich noch lange nicht. Denn Worte wollen auch richtig betont werden. Ein guter Bekannter erinnert sich mit Grauen, wie lange ihn sein älterer Bruder damit gehänselt hat, weil er mit sechs, sieben Jahren "Onkel Dagobert", jedem "Micky Maus"-Fan als reichster Mann der Welt bekannt, auf der zweiten Silbe betont hat. Noch heute, nach mehr als 40 Jahren, geht bei Familientreffen die Frotzelei weiter: "Oh, da kommt ja der Onkel Dagóbert!" Noch weniger Spaß in dieser Frage versteht Gisela Elmendorf-Kuenz. Als "Spross einer alten Freiburger Familie, deren Vorfahren zur Zeit Maria Theresias vom Österreichischen eingewandert sind und den Kunzenhof in Littenweiler gegründet haben", könne sie es einfach nicht hinnehmen, schreibt sie der BZ, dass bei der Fahrt mit der Höllentalbahn der Haltepunkt Littenweiler per Lautsprecher mit Betonung auf der ersten Silbe angekündigt wird. Dabei heiße der Ort seit Jahrhunderten Littenweiler, betont auf der dritten Silbe. Schon einmal musste Frau Elmendorf-Kuenz, wie sie weiter berichtet, betonend eingreifen, "als bei der VAG eine Schauspielerin aus dem Norden unseren guten alten Messplatz mit Messeplatz ankündigte". Es war ein Sieg sozusagen auf der ganzen Linie 1, denn die VAG reagierte, "um uns echte Freiburger nicht zu verärgern". Wobei sich der eine oder andere Stadtbahn-Insasse immer noch und immer wieder fragt, was die Verantwortlichen der Freiburger Verkehrs AG eigentlich an dem gouvernantenhaften, fast vorwurfsvollen Tonfall der gar nicht freiburgerischen Frauenstimme finden, die nach wie vor die Haltestellen ansagt.

Bernd Serger, Münstereck, 12.8.2002, mehr

  

 


Kontaktladen ja, aber wo? - Die Sorge hat zwei Gesichter

"Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, Pläne zu machen", hat John Lennon, der Kopf der "Beatles", einmal gesagt. Wenn alles wie geplant geklappt hätte, würde der Kontaktladen schon seit einem Jahr im Hinterhaus der Bertoldstraße 31 a schwer kranken Menschen als Hilfe in ihrem Elend zur Verfügung stehen. Der Protest einiger Geschäftsleute in der Nachbarschaft hat das verhindert. Was die damalige Spitze der Stadtverwaltung nicht ungern gesehen haben soll, ist zu hören. Die zudem, wird ebenfalls gemunkelt, auch selbst nicht ganz unbeteiligt daran gewesen sein soll, dass aus dem Standort an der Moltkestraße nichts wurde. Nun setzt sich die Nachbarschaft der Faulerstraße zur Wehr. Aus Sorge um ihre Lebensqualität und ihre Kinder. Eltern können das verstehen. Andere Eltern aber können um so weniger verstehen, warum ihren von illegalen Drogen krank gemachten Kindern nicht zum Leben geholfen wird. Auf mehrere hundert schätzt eine Insiderin die Zahl der Menschen in Freiburg, die solche "Betäubung" ständig brauchen. Und für einen Wohlfahrtsverband ist es nur selbstverständlich, seine Sorge um diese Frauen und Männer in Hilfe für sie umzusetzen. Dass dies bisher am "Bürgerwillen" gescheitert ist, obwohl die Vertretung der Bürgerschaft den Kontaktladen schon längst beschlossen hat, ist nur schwer nachzuvollziehen. Denn für die, die zufällig etwas weniger Glück hatten als andere, kann es das Todesurteil bedeuten. Was einem Gemeinwesen nicht gleichgültig sein kann. Die Sorge jedenfalls, die dieses angesichts eines Lebens, das "passiert", nun umtreibt, hat nicht ein, sie hat zwei Gesichter.

Gerhard M. Kirk, Münstereck, BZ vom 4.7.2002. www.bzol.de

  

 

 

Zuschüsse halbiert für Ehrenamtsarbeit von Arbes und Farbe

Mit dem 31. Dezember 2001 endete das "Jahr der Freiwilligen". Und damit offensichtlich auch die während dieser zwölf Monate so lautstark geäußerte Wertschätzung des Bürgerschaftlichen Engagements. Die Landesregierung nämlich hat jetzt der Arbeitsgemeinschaft Bürgerschaftliches Engagement/ Seniorengenossenschaften ("Arbes") die Zuschüsse glatt halbiert. Was zum Beispiel für Freiburg heißt: Die Freie Arbeitsgemeinschaft Bürgerschaftliches Engagement ("Farbe") mit ihren fast 30 Mitgliedsinitiativen bekommt nun statt bisher 1500 nur noch 750 Euro in diesem Jahr - "und das bedeutet für uns buchstäblich das Aus", ist aus dem "Farbe"-Vorstand zu hören.

Noch im März hatte der baden-württembergische Sozialminister Friedhelm Repnik (CDU) beim Abschlussfest zum Jahr des Ehrenamts in Friedrichshafen erklärt: "Wir müssen sparen, aber das betrifft nicht die Initiativen, sondern wird intern aufgefangen." Von wegen. Inzwischen teilte das Sozialministerium der "Arbes", die 75 gemeinnützige Vereine im Lande vertritt und bislang jährlich um die 90 000 Euro erhielt, mit: Für 2002 gibt's gerade mal 42 250 Euro. Die müssen zweckgebunden verwendet werden. Und zwar je zu einem Drittel für Aufwandsentschädigung (etwa bei Fortbildungen), für Öffentlichkeitsarbeit und für Veranstaltungen. Für jedes dieser drei Arbeitsfelder hat "Farbe" somit nur noch 250 Euro zur Verfügung.....

 "Wir setzen uns rund um die Uhr ein - oft genug unter eigener Kostenbeteiligung -, und die wirtschaften in ihre Tasche und kürzen noch denen, die sich fürs Gemeinwohl einsetzen."

Gerhard M. Kirk, BZ vom 22.6.2002, ganzer Artikel unter www.bzol.de

  

 

Auf den Freiburger Münsterturm klettern

116 Meter hoch ist das Freiburger Münster. Normalen Menschen würde es nicht im Traum einfallen, diese schwindelnden Höhen zu erklimmen. Es gibt jedoch junge Leute, die des Nachts zum Spaß auf den Kirchturm klettern - nicht angeseilt und illegal. Die Münsterbauhütte klagt über Schäden, die solche Abenteurer anrichten und warnt wie auch die Bergwacht vor Gefahren, die von dem brüchigen Sandstein ausgehen.

"Es war wie auf einer Leiter in den Himmel", schreibt Malte R. Die Rede ist von einer nächtlichen Klettertour aufs Freiburger Münster. Der Bericht davon findet sich im Internet. Titel der Kurzgeschichte: "Strategie und Müßiggang." Malte R., ein Szene-bekannter Kletterer aus Freiburg, beschreibt, wie ein gewisser Franz nach einer feucht-fröhlichen Kneipentour erstmals auf dem 116 Meter hohen Kirchturm ankommt: "Er setzte sich hin und hielt es für einen der großartigsten Momente, die er seit langem erlebt hatte. Es war ein Triumph, zu den ganz wenigen zu gehören, die den verbotenen höchsten Punkt der Stadt betreten durften - sie erlaubten es sich selbst." ......
Dass die Zahl der illegalen Ausflüge in den vergangenen Jahren abgenommen hat, führt die Münsterbauhütte auf ihre Initiative zurück. So sei das Gerüst auf der Südseite inzwischen die ganze Nacht über beleuchtet. Blitzableiter würden so an den Wänden angebracht, dass sie nicht mehr als Kletterhilfe dienen können. Etwas anderes sind jene Kletterer, die für den Erhalt des gotischen Kunstwerks darauf herumkraxeln. Alle fünf Jahre veranstaltet die Münsterbauhütte zusammen mit der Bergwacht eine "Kletterinspektion". Dabei werden Gesteinsschäden festgestellt und ausgebessert. Offizielle Kletterer sind auch im Einsatz, wenn von der Aussichtsplattform kollabierte Besucher abgeseilt werden müssen, oder wenn Demonstranten wiedermal ein Transparent am Turm befestigt haben. "Ich war selber schon drei-bis viermal oben", berichtet Uwe Männel, der solche Einsätze koordiniert. Die Bergwacht stelle zu diesem Zweck eine Schnelleinsatzgruppe, der in Freiburg 20 Leute angehören. Ein- bis zweimal im Jahr sei diese auf dem Münster zu Gange. Ohne Sicherung läuft da aber nichts, "der Sandstein ist arg verwittert". Vor illegalen Besteigungen dieses "wunderbaren Bauwerks" kann Männel deshalb nur warnen: "Jemand, der mit Vernunft an den Klettersport geht, macht gewisse Dinge nicht." Vernunft jedoch ist gewiss die letzte Tugend, die Leute wie Malte R. für sich in Anspruch nehmen wollen.

Heike Spannagel, BZ vom 7.6.202, ganzer Artikel: www.bzol.de

  

 

 

Schuhmacher Lang in der Herrenstrasse schließt

Der Archivar von Oberlinden: Der Schuhmacher Eugen Lang hat seine Werkstatt geschlossen

Seine Kellerwerkstatt in der Herrenstraße war die Nachrichtenbörse von Oberlinden und er selbst der heimliche Archivar des Viertels, dessen Geschichte er zwischen alten Schuhen, tropfenden Leimflaschen und großen Lederscheren spitzbübisch und umsichtig verwaltete. Am 1. Mai hat der Schuhmachermeister Eugen Lang sein Geschäft mit dem Aushängeschild des goldenen Stiefels aus gesundheitlichen Gründen geschlossen.

"Es geht mir schon zu Herzen, die Firma jetzt einfach an die Wand zu spielen", sagt Eugen Lang und lacht verschmitzt: "Es hilft ja nichts - ich werde bald 77 und es war schließlich ein schönes Glück, so lange schaffen zur dürfen." Schon seit einigen Jahren sei die Schusterei für ihn und seine Frau Katharina mehr Hobby als Geschäft geworden: "Es guckt immer mal einer auf ein Schwätzle rein oder will wissen, wie's früher war in der Altstadt." Die größte und tragischste Veränderung im Viertel sei die, dass heute kaum noch einer der Geschäftsleute über seinem Laden wohnt: "Als der Fisch-Moser im Sommer zugemacht hat, waren wir plötzlich die einzigen in der Herrenstraße - jetzt ist außer den Wirten keiner mehr übrig."

Eugen Lang springt auf, kramt in seinem mit Schuhen, Schnürsenkeln und Geschichtsdokumenten überfüllten Regal und fördert ein vergilbtes Foto zu Tage, auf dem die alteingesessenen Geschäftsleute von Oberlinden im Sonntagsstaat auf der Straße beisammenstehen: "Alt und Jung haben hier zusammengelebt, die Kinder haben den Beruf des Vaters übernommen und dann das Haus geerbt." Mit Anbruch der "neureichen Zeit" in den 70er-Jahren seien dann viele Hausbesitzer weggezogen, bedauert Lang: "Doch jetzt ist es zum Glück wieder attraktiv, in der Altstadt zu wohnen und wir haben eine neue, schöne Nachbarschaft." ........

Sigrun Rehm, BZ vom 3.5.2002, ganzer Artikel: www.bzol.de

  

 

 

Votum gegen Spielstrassen - Zweitwagen rangiert vor Kindern

Es gibt kaum ein Thema, das derart emotional aufgeladen ist und sofort zur Glaubensfrage wird: das Auto. Die städtischen Behörden wollten im vergangenen Jahr sechs Spielstraßen einrichten und bekamen überall eine Abfuhr. Patzig, ja zum Teil aggressiv reagierten manche Anwohner auf das Anliegen, als handelte es sich um ein unmoralisches Angebot. Wegen „ein paar Kindern“, so der Tenor vieler Kommentare, sei eine Spielstraße nicht nötig. Wo soll der Besuch sein Auto abstellen, wenn Parkplätze wegfallen? Und die Bengels würden dann ganz legal mit ihrem Basketball ballern! Und überhaupt gebe es genügend Spielplätze in der Nähe. Es ist schon so, wie Grünen-Stadtrat Helmut Thoma giftete: „Manche tun so, ob es ein Menschenrecht wäre, dass auf öffentlichen Straßen ein kostenloser Parkplatz vor dem Haus zur Verfügung steht.“
Die Abstimmung in den Straßen ist – ob die Anwohner das wollen oder nicht – ein Abwägen zwischen Autos und Kindern. Und offensichtlich will eine Mehrheit lieber genügend Platz für den Zweitwagen als für die Kleinen. ....

Uwe Mauch , BZ vom 23.2.2002, ganzer Artikel: www.bzol.de
  

 

Nach Silvester 2002 - die Stadt voll Müll

Die Freiburger produzierten in diesem Jahr eindeutig mehr Silvestermüll, als im vorigen“, so Thorsten Endreß, Leiter der Freiburger Straßenreinigung. Viele Bürger ließen es in der Silvesternacht wieder ordentlich knallen. Der Morgen danach bot ein wenig ansehnliches Bild. Glasscherben, Sektkorken und vor allem die Restbestände der Feuerwerkskörper verunstalteten Straßen, Brücken, Plätze.

Ein fünfköpfiges Team der Freiburger Abfallwirtschaft war am Neujahrstag sechs Stunden lang damit beschäftigt, den kläglichen Rest der Feuerwerksböller und -raketen zu beseitigen. Und auch am 2. Januar hatten die Männer vom ASF noch einiges auf Freiburgs Straßen zu tun. Am schlimmsten, so Endreß, war es auch in diesem Jahr wieder in der Innenstadt. Kajo, Löwenstraße und Augustinerplatz seien von dem Feuerwerksmüll am meisten betroffen gewesen. Beschwerden von Bürgern gab es bislang allerdings keine. Ein Problem ist laut Endreß, dass die Kehrmaschinen nicht jederzeit einsetzbar sind. Sie arbeiten mit Wasser, das sich mit den derzeitigen Minustemperaturen weniger gut verträgt. Die „Feinarbeiten“ dauern nicht zuletzt deshalb noch einige Tage.

Aufgrund der vielen Glasscherben galt am Neujahrstag auf der Blauen Brücke für Radfahrer noch die Devise “wer sein Rad liebt, der schiebt“. Am Mittwoch gegen Mittag war dort jedoch schon fast wieder Normalzustand eingekehrt. Lediglich vereinzelte kleine Glasscherben und hier und da das zertretene Überbleibsel einer abgefeuerten Rakete zeugten noch davon, dass in Freiburg Montagnacht kräftig gefeiert und gefeuert worden ist.

BZ vom 3.1.2002

   

 

 

Wohnsitzlose jetzt ohne tierfreundliche Übernachtungsmöglichkeiten

Jetzt wissen wir es genau, der Winter in Freiburg dauert vom 15. Dezember bis zum 14. März. Vorher und auch danach ist die Witterung so schön und warm, dass man gut im Freien übernachten kann.  Dies jedenfalls beschloss das Sozial -und Jugendamt, als es darum ging wohnsitzlosen Hundebesitzern Obdach zu gewähren. "Schluss mit den tierfreundlichen Übernachtungsmöglichkeiten im Dreikönigshaus"! Aus fachlichen, organisatorischen und wirtschaftlichen Gründen, so hieß bei einer Sitzung des Sozialausschusses, werden statt dessen vier beheizbare Container auf dem Gelände St. Christoph (Flugplatz) aufgestellt. Und da man die Kosten, die sich im letzten Jahr auf 38 000 Mark beliefen, auf 25.000 Mark senken möchte, wurde die Winterzeit in Freiburg auf drei Monate verkürzt. Man mag zu den Wohnsitzlosen stehen wie man will, es gibt unter ihnen Aussteiger, vielleicht auch solche die nicht gerne arbeiten wollen, aber auch tragische Fälle, die aus den unterschiedlichsten Gründen den Anschluss an unsere Leistungsgesellschaft verpasst haben, die durch die Maschen unseres Sozialstaates gefallen und schließlich ganz unten angelangt sind.
Für eine Stadt wie Freiburg , die Unsummen für spektakuläre städtebauliche Veränderungen ausgegeben hat, die es sich leisten kann, ihre neue Theaterintendantin geradezu fürstlich zu entlohnen, ist jedoch diese Maßnahme eher beschämend, denn wirtschaftlich.
Die Schwarzwaldmetropole, die sich nach außen so gerne als Stadt mit Herz bezeichnet, spart jetzt an denen, die eh schon nichts haben. Ist unsere Stadtverwaltung wirklich der Meinung, dass sie den in jüngster Vergangenheit durch Großprojekte (Konzerthausbau, B 31 Ost neu, Verlegung der Messe, Bahnhofsumgestaltung) angehäuften Schuldenberg mit Kürzungen bei den Wohnsitzlosen entscheidend beeinflussen kann? Der Anblick frierender Gestalten, denen auch in sehr kalten Nächten ein Aufwärmen im Bahnhofsgebäude untersagt wird, und die nicht selten in Abfallcontainern ihre Nächte verbringen, macht sicherlich nicht nur mir, sondern auch vielen anderen Bürgern unserer Stadt zu schaffen. Wem hier jedoch die soziale Einstellung fehlt, sollte bedenken, dass eine Stadt nicht nur an ihrer schönen Lage und an ihren kulturellen und gesellschaftlichen Events, sondern auch am Umgang mit den Schwachen gemessen wird.
Anita Hohler, Littenweiler Dorfblatt, heft 6/2001, Seite 7

   

 

Katzenjammer bei der Miau-Zunft

Attacken von Tierschützerinnen aus ganz Deutschland verleiden der Miau-Zunft die Fasnet

Normalerweise pflegt der Katzenjammer die Narren erst am Aschermittwoch heimzusuchen. Nun aber hat er eine Freiburger Zunft befallen, bevor die närrische Hochsaison überhaupt begonnen hat. Der Grund: Tierschützer aus vielen Regionen Deutschlands, vornehmlich katzenfreundliche Damen, haben fauchend ihre Krallen gezeigt. Nicht nur gegenüber der Miau-Zunft, sondern auch gegenüber der Stadtverwaltung.

Wie so viele andere der 36 Freiburger Fasnet-Gruppierungen ist auch die Miau-Zunft ein Kind der 30er-Jahre. Und schon anno 1949, beim Wiederaufleben der Narretei im zerstörten Freiburg, war die Viecherei mit den hölzernen Katzenkopf-Masken wieder dabei. „Als Häsmotiv gilt die Katze“, berichtet Wolfgang Herterich in seinem 1974 erschienenen Buch „Freiburger Fasnet einst und jetzt“. Denn als „besonders schlaues Tier“ sei ja die Katze „Ausdruck der Schwarzwälder Fasnet“. Und, so vermeldet der Experte weiter, „das Katzenkostüm besteht aus zwölf bis 15 Katzenfellen, die zu einer Jacke verarbeitet sind mit einem Schwanz am hinteren Ende. Dazu gehören eine rote Hose, ein paar Stiefel, ein Fuchsschwanz am Arm und ein Gschell an den Handgelenken“.

Indes fragt sich, ob’s von den Fell- und Brauchtumsträgern besonders katzenschlau war, sich mit ihren Gepflogenheiten auf einer Internet-Seite weltweit zu präsentieren. Unversehens nämlich sah sich die Miau-Zunft an den Pranger gestellt. Wie die Zeitschrift „Our Cats“ und ein Verein der Tierversuchsgegner läuteten Katzenfreundinnen in allen Teilen der Republik die Alarmglocke, und das Internet-„Gästebuch“ der Zunft füllte sich mit empörten Zuschriften.

„Ich kann in keinster Weise nachvollziehen, wie man sich mit dem Tragen von Katzenfell einen Spaß machen kann“, klagt eine Dame. „Ich frage mich, warum man dieses grausame Treiben sogar schon den eigenen Kindern nahebringen muss“, entrüstet sich eine andere. „Wie verroht sollen diese Kinder als Erwachsene werden?“ Etliche der Kritikerinnen argwöhnen, die Miau-Zünftler förderten gar das Geschäft „krimineller Tierfänger“: „In Deutschland werden viele Katzen weggefangen, diese werden mit einer Drahtschlinge erdrosselt und dann gehäutet. In Osteuropa wird diesen Tieren lebendig das Fell abgezogen“, behauptet eine Dame aus Westfalen. Eine andere schreibt: „Vermuten tue ich, dass die Katzenfellkostüme wohl eher aus Asien stammen.“ Dies sei aber keine Entschuldigung, da die Tiere in Asien „ebenso wie in Deutschland unter grausamen Tötungsmethoden sterben müssen“.

Die Miau-Zunft freilich ist sich keiner Schuld bewusst. „Wir verstoßen weder gegen das Tierschutzgesetz noch gegen den Artenschutz“, beteuert Zuftvogt Klaus Ruh. „Wir beziehen die Häsjacken von Kürschnern bei der Frankfurter Pelzmesse. Und wir führen ein Häsbuch, das belegt, wo das jeweilige Stück gekauft wurde.“ Im Übrigen sei der Bedarf der 35 aktiven Miau-Hästrägern minimal, „weil ja jede Jacke 15 oder 20 Jahre lang hebt“. Und außerdem: „Mancher hat ein Häs aus Kaninchenfell“.

Der Hinweis auf Karnickel vermag eine Tierschützerin aus Bayern nicht zu überzeugen. „Tiere haben ein Recht auf ihr Leben. Dafür brauchen sie das Fell selber“, schreibt sie. Die Dame, die offenbar nur Gummistiefel trägt, nicht aber Schuhe aus Rindsleder, belehrt: „Das Fell gehört dahin, wo die Natur es geschaffen hat! An das Tier.“

Indes haben sich die streitbaren Tierschützer(innen) nicht auf Protestbriefe an den „lebensverachtenden Faschingsverein“ beschränkt. Auch bei Freiburgs Bürgermeisteramt schlugen sie Alarm. „Ich möchte Sie herzlich und eindringlich bitten, die Vorgehensweise der Miau-Zunft bezüglich Katzenfellen zu verbieten“, heißt es in einem Schreiben an den OB. Inzwischen hat das Amt für öffentliche Ordnung in Absprache mit tierärztlichen Sachverständigen der empörten Tierschützerinnen geantwortet. Wohl seien „Katzenfelle deutscher Herkunft“ illegal. Ein Einfuhr- und Handelsverbot aber bestehe nicht. „Daher kann gegen die Verwendung der Felle rechtlich nicht vorgegangen werden.“

Diese Argumentation freilich glättet die Wogen nicht, und Katzenfreundinnen drohen der Stadt Freiburg mit touristischem Boykott. „Es ist sicher nicht toll, wenn die Touristen zum Karnevalsumzug nach Freiburg kommen und dort ihre Katze, die seit Monaten schmerzhaft vermisst wird, wiedersehen – als Teil einer Jacke eines Zünftlers.“ Ein Mann aus Rastatt sieht das Image Freiburgs schon schwer angekratzt: „Diese einladende, friedliche und harmonische Idylle Ihrer Stadt, welche jährlich viele Touristen anlockt, ist nun durch eine dermaßen abstoßende und größtes Entsetzen auslösende Aktivität des Freiburger Karnevalsvereins „Miau-Zunft“ akut bedroht“, meldet er der BZ. „Jeder, der künftig den Namen ’Freiburg’ hört, wird ihn, ob er will oder nicht, automatisch mit den Stichwörtern ’Katzenmord’ und ’Tierschändung’ in Verbindung bringen.“ Und eine Dame aus Brauweiler kündigt an, sie werde öffentlich „dazu aufrufen, die Stadt Freiburg als Reiseziel zu meiden, solange es dort Leute gibt, die sich mit echten Katzenfellen behängen, um Karneval zu feiern.“ Eine andere Katzenfreundin vermutet offenbar, dass die Welt schon jetzt von Freiburg angewidert ist, da deren Bürger das Miau-Brauchtum dulden. „Traurig für diese Stadt, die noch vor kurzem ein beliebtes Touristenziel war.“

Den Freiburger Tourismus-Werber und Verkehrsdirektor Wolfgang Schwehr ficht die haarige Katzenfell-Angelegenheit noch nicht an. „Ich sehe bisher keinen Grund, dagegen anzubellen“, knurrt er. Derweil ist vielen Katzen- oder Kaninchenfellträgern der Frohsinn gründlich vergangen. Denn rabiate Tierschützerinnen haben Unfreundlichkeiten angedroht: „Wir werden beim Karnevalsumzug am Straßenrand stehen und darauf warten, dass die Miau-Zunft bei uns vorbeikommt“, schreibt eine Dame aus Brauweiler. Zunftvogt Klaus Ruh hat noch üblere verbale Attacken erlebt: „Wir wurden als ’Mörder’ beschimpft, als ’Nazis’, und man hat uns gedroht: ’Wir ziehen euch die Haut ab und jagen euch durch die Stadt’.“ Jetzt fürchten die Fellhästräger, sie könnten beim Rosenmontagsumzug mit Farbbeuteln beworfen oder mit Lacken besprüht werden. So etwas könnte buchstäblich ins Auge gehen, und so hat sich die Miau-Zunft zähneknirschen entschlossen, bei der bevorstehenden Fasnet auf die Teilnahme an Umzügen zu verzichten. „Zum ersten Mal seit 64 Jahren müssen wir wir unsere Teilnahme absagen“, berichtet der Zunftvogt. „Es ist ein Jammer.“ Ein Katzenjammer eben. 

Reinhard Leßner, BZ vom 22.12.2001

   

 

 

 

Sporthaus Glockner gibt auf

Wieder ein Stück Freiburg weniger: Nach dem Musikhaus Ruckmich, nach Bollerer und Fisch-Moser verliert die Innenstadt mit dem Sporthaus Glockner ein weiteres alteingesessenes, familiengeführtes Fachgeschäft. Hermann Frese, früherer IHK-Präsident, bringt es auf den Punkt: „Wieder ist die Stadt ein bisschen weniger unverwechselbar geworden“. Die Individualität geht, der Standard kommt. So werden sich die Zentren der Städte immer ähnlicher mit den immer gleichen Geschäften in den besten Lagen.

Das Problem ist: Es wächst zu wenig neuer Mittelstand nach, der die entstehenden Lücken mit frischer Individualität füllen könnte. Deswegen darf man auch nicht zu laut über die Ketten schimpfen. Leer stehende Läden mit zugeklebten Schaufenstern machen eine City auch nicht schöner. Und mancher Filialbetrieb bringt der Innenstadt Kundschaft, Umsatz und ein Plus an Attraktivität. Die Mischung macht’s – und die ist in Freiburg immer noch vielfältiger als anderswo.

Es hilft ohnehin kein Lamentieren, viel eher zielgerichtetes Konsumieren: Jeder Kunde hat die Chance, die Geschäfte zu unterstützen, die ihm in seiner Stadt wichtig sind. 

Joachim Röderer im Münstereck, BZ vom 7.12.2001
 

   

 

 

Bahnhöfe in Freiburg werden hoffentlich nicht börsenfähig

Bahn-Chef Mehdorn's Traum - der börsenfähige Bahnhof ohne Bahnhofsmission. 
Dieser besteht aus: Gleisen, Zügen, Schaltern, strengem, meist sehr, sehr beschäftigtem Schalterpersonal. Seit neuestem gehört auch eine Videoleinwand (die man aber nicht so nennen darf) zu einem modernen Bahnhof. Dann gibt es Kioske, Filmshops, Buchläden, Bankfilialen, Supermärkte, Boutiquen, Fressstände (die natürlich "Brasserie", "Hot-Dog-Lounge" oder zur Not auch "Reiseverzehrstation" heißen müssen). 
Zu einem guten Bahnhof gehören auch Rolltreppen, Fahrradständer, ein Parkhaus, leicht infantile Skulpturen und eine ordentliche, große, unbedingt sehr, sehr laute Dauerbaustelle - mit Presslufthämmern und allem Drum und Dran. Die steht nämlich für Wachstum. 
Nicht auf den Bahnhof gehören Dinge, die den Börsengang der Bahn behindern: Verspätete Züge, ein undurchsichtiges Preissystem und hohle Sprüche. Gut so. Aber nach Mehdorn's Traum gehören auch Obdachlose, Nichtorganisierte, Wandersleute (die könnten ja das Proviant auspacken und den Boden verbröseln), Suchende, Private mit vergammelten Klamotten, Bettler und die Bahnhofsmisson (die zieht ja Nicht-Festangestellte und Nicht-Beamte nur so an) nicht auf den Bahnhof. 
Für die Bahnhöfe in Kirchzarten, Littenweiler, der Wiehre und den Hauptbahnhof heißt dies: Nur für Nicht-Sozialhilfeempfänger zugänglich.
Mein Wunsch - Möge Mehdorn's Traum vom Shareholder-Value-Bahnhof demselben zum Alptraum werden, und zwar nachhaltig im Sinne der Agenda 2001.
Ekkehard Kaier, Oktober 2001

   

 

 

Laubenhof muß nach 20 Jahren abgerissen werden - dank unseren modernen Architekten

Ende eines Vorzeigemodells
Den Laubenhof als Wohnanlage für alte Menschen und junge Familien wird es aufgrund großer Wasserschäden nicht mehr geben

Bei seiner Eröffnung vor gut zwanzig Jahren galt er bundesweit als Vorzeigemodell – jetzt ist sein Ende absehbar: Den Laubenhof als Wohnanlage, in der alte Menschen und junge Familien miteinander leben, wird es so bald nicht mehr geben. Als zu groß haben sich inzwischen die Schäden an den drei Häusern erwiesen. „Es ist nicht vertretbar“, sagt Lothar Böhler, „mehr als acht Millionen für die Sanierung der Häuser A und B aufzuwenden.“

Der Direktor der Stiftungsverwaltung Freiburg, zu deren Prestigeobjekten der Laubenhof viele Jahre lang gehörte, versichert zwar, der Abriss der beiden Gebäude sei noch nicht beschlossen. Allerdings lässt er keinen Zweifel daran: „Als Verantwortlicher kann ich dem Stiftungsrat nicht empfehlen, da noch einmal so viel Geld reinzustecken.“ Dass die Sanierung der drei Häuser so teuer kommen würde, war nach Böhlers Angaben keineswegs absehbar, als im April 2000 von einer Kellerdecke Wasser zu tropfen begann.

Bald jedoch stellten die Architekten Peter Mölbert und Martin Gruber fest:
Die vom Freiburger Architekten Rolf Disch für 16,5 Millionen Mark nach dem damaligen Stand der Technik gebaute Anlage ist „aufgrund einer Verkettung von vielen unglücklichen Umständen“ (Böhler) gleichsam zu einem Wasserreservoir geworden. Und das Wasser in Böden und Wänden hat nach und nach viele Wasserleitungen und Abflussrohre verrotten lassen.

Was erst so richtig deutlich wurde, als die Sanierung von Haus C begann, nachdem dessen 35 Bewohnerinnen und Bewohner in andere Einrichtungen der Stiftungsverwaltung umquartiert worden waren (was die sich etwa 250'000 Mark kosten lässt). Ergebnis: Statt der für dieses Gebäude und die angeschlossene Begegnungsstätte veranschlagten 2,9 Millionen Mark wird die Sanierung, die im nächsten Frühjahr abgeschlossen sein soll, mehr als 5,1 Millionen Mark verschlingen. Zudem ergaben zwei Gutachten: Die Sanierung der beiden anderen Häuser, in denen mehr als 70 Menschen leben, würde noch einmal etwa 8,4 Millionen Mark kosten. Das heißt: Mehr als 13,5 Millionen Mark stünden den vom Stiftungsrat für die gesamte Sanierung genehmigten 7,9 Millionen Mark gegenüber.

Also hat die Stiftungsverwaltung (die mehrere Stiftungen betreut, zu denen unter anderem die 1255 gegründete Heiliggeistspitalstiftung gehört) angefangen nachzudenken. Eine Millionen-Investition „in eine rückwärts gerichtete Einrichtung“ des Betreuten Wohnens kommt für Lothar Böhler nicht mehr in Frage. Außerdem: „Wir müssen uns an dieser Stelle von dem Konzept mehrerer Generationen unter einem Dach verabschieden.“ Andererseits hat sich der Stiftungsrat schon festgelegt: Auf dem Gelände an der Weismannstraße soll es auch nach 2005 auf jeden Fall wieder eine Einrichtung der Altenhilfe geben.

Welcher Art sie sein wird, will oder kann Lothar Böhler noch nicht sagen. Doch die Chancen scheinen nicht schlecht zu stehen für ein von der Stiftungsverwaltung bei der Evangelischen Fachhochschule in Auftrag gegebenes Projekt unter der Überschrift „Neue Wohnformen für an Demenz erkrankte Menschen“. Was dann ja auch wieder ein Freiburger Vorzeigemodell wäre .'.'.
gmk, BZ vom 12.10.2001

   

 

Internet-Foren - Kleiner Blick in die neue Medienwelt (30.8.2001)

Große Hoffnungen wurden in die neuen Medien gesetzt hinsichtlich Kommunikation, Informationsaustausch, Wissenerweiterung und demokratischer Breitenwirkung - ich war da von Anfang an skeptisch. Ich habe spaßeshalber an einigen BZ-Foren teilgenommen: Es ist nichts als ätzend, nicht einmal witzig.

Im folgenden ein Beispiel eines Mail-Austausches, als Dokumentation des Niveaus, mit dem man sich machmal herumzuschlagen hat.
Zur Vorgeschichte: Reiner Ehret aus Kirchzarten, bekannter Anti-B 31-Kämpe und derzeit Erster Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes Baden-Württemberg hat sich (neben den Grünen) öffentlich gegen die Ausrichtung des sog."Schauinsland-Klassik" im Naturschutzgebiet gewandt. Abgesehen davon, dass diese Veranstaltung für die Veranstalter ein halber Flop und eine Enttäuschung war, ging Herrn Ehret am 26. 7. ein Mail von Götz Riedel zu folgenden Inhalts:

"Hey Ehret, halt besser Dein Schandmaul, und lass Dich am Wochenende besser nicht am Schauinsland blicken. Die Art wie ihr Arschfuzzis tausend Oldtimer-Fans die Tour vermiesen wollt, ist echt das Letzte. Schämt Euch, ihr intolleranten Ärsche!
Ein echter Benzin-Mann"

Helmut Thoma, dem dieses Mail von Reiner zugeleitet wurde, hat dann seinerseits Herrn Riedel geantwortet:
"Sehr geehrter Herr Riedel, Ihre freundliche Mitteilung hat per Zufall auch mich erreicht. Donnerwetter, auf welch sprachlich hohem Niveau und mit welch beeindruckenden Argumenten Sie schreiben, das nötigt der Umwelt- und Naturschutz-Szene allerhöchsten Respekt ab. Wenn’s auch mit der Rechtschreibung nicht so ganz klappen will - sowas bleibt bei einem ‘echten Benzin-Mann’ nicht aus (ja, ja, diese giftigen Benzoldämpfe - gehen direkt ins Blut...).
Jedenfalls werden wir Ihre dringende Bitte gern zum Anlass nehmen und unsere Arbeit unverzüglich einstellen. Mit frischbetonierten auto-, straßen- und abgasfreundlichen Grüßen ein geläuterter ehemaliger Naturfreund.

Dazu die Antwort: 
"So, mein Gutster: Wenn Du glaubst, dass Du Dich herablassend über mein Bildungs- und Orthographieniveau äussern könntest, dann hast Du Umweltarsch Dich aber geschnitten. Ich verfüge über einen Hochschulabschluss (Lehramt). Dies schützt mich jedoch nicht vor Tippfehlern! Fragt sich, ob Du überhaupt einen hast! Zu meiner Ausdrucksweise: Diese Sprache ist die Einzige, die Ihr Affenärsche überhaupt versteht. Denn mit sachlichen Argumenten (die es für die Schauinsland-Klassik zuhauf gibt) kann mit mit Euch sowieso nicht diskutieren, Ihr bornierten, erblindeten Flachwichser!!
Ich spiele aktiv Eishockey, und würde im nächsten Winter mal gerne gegen Sie spielen, um Sie mit einem richtigen Check mal so in die Bande zu rammen, dass Ihnen hören und sehen vergeht!! Dann wüssten Sie Depp endlich mal wo der Hammer hängt. Jawohl, ich bin gewalttätig, und politisch total inkorrekt, aber dafür bin ich auch ein richtiger Mann, und keine Memme wie Sie! Wenn Sie wollen, können wir uns ja mal zu einer richtigen Prügelei unter Männern treffen, Sie dürfen den Ort und die Zeit bestimmen. Ich bin jederzeit bereit! Allerdings übernehme ich hinterher bestimmt nicht Ihre Zahnarzt-rechnung!
Ihr Benzin-Mann"

Dies also eine Kostprobe des Levels, auf dem nicht wenige unserer politischen Gegner argumentieren (wir könnten, wenn man die schriftlichen Ergüsse dazunimmt, jedes ‘Immergrün’ damit füllen); aber auch als Beispiel dafür, dass jedes Medium nur so gut ist, wie seine Benutzer, und dass manche Medien zur Niveausenkung geradezu einladen.

Quelle: 
IMMERGRÜN 02/2001

Bündnis 90/ Die Grünen Kreisverband Freiburg Haslacher Str. 61 79115 Freiburg,
Tel.:0761 / 70 12 14 Fax: 0761 / 7 54 05
kreisverband@gruene-freiburg.de
, Internet http://www.gruene-freiburg.de 

   

 

 

 

Kinderwagen und Rollstuhlfahrer am Wiehre-Bahnhof unerwünscht

Wer auf Bahnsteig 2 des Wiehre-Bahnhofs ankommt, von dort wegfahren will und gleichzeitig einen Kinderwagen schiebt oder im Rollstuhl sitzt, ist schlecht dran. Denn die Unterführung zwischen den beiden Bahnsteigen bietet weder eine Rampe noch Führungsschienen. Und der ebenerdige Holzbohlenübergang ist natürlich nur für Bahnbedienstete gedacht und selbstverständlich für Reisende verboten.

Nicht gerade kundenfreundlich, meint der Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre und schrieb der Deutschen Bahn AG einen Brief. Die Antwort kam vom Freiburger Bahnhofsmanager Wolf-Dieter Sutter. „Den allermeisten Reisenden ist die Benutzung der vorhandenen Unterführung möglich, unter Umständen mit der tätigen Mithilfe anderer Reisenden.“ Der Holzbohlenübergang habe früher „innerdienstlichen Zwecken“ der Bahn gedient, die inzwischen weggefallen seien. Deshalb werde er beseitigt, auch um eine Gefährdung von Reisenden durch ein- oder ausfahrende Züge auszuschließen.
Tatsächlich verschwand der Übergang, ist mittlerweile aber wieder da. Dennoch proben nun Eltern kleiner Kinder und Rollstuhlfahrer den Aufstand gegen die Bahn AG. In seinem Brief an den Bürgerverein hatte Wolf-Dieter Sutter nämlich auch diesen Satz geschrieben: „Die angrenzenden Bahnhöfe Freiburg Hbf und Littenweiler bieten ebenerdigen Zugang für Reisende im Rollstuhl.'.'.“. Das darf ja wohl nicht wahr sein, empört sich eine Mutter von vier Kindern aus der Urachstraße: „Wir sollen also bis Littenweiler fahren und dann von dort zurücklaufen.“ Also schrieb auch sie einen Brief an den Bahnhofsmanager. „Es entsteht der Eindruck, dass weder Mütter beziehungsweise Eltern mit ihren kleinen Kindern noch Rollstuhlfahrer zu der Kundenzielgruppe der Bahn AG gehören.“

Die Antwort kam prompt. Familien mit Kindern seien sehr wohl eine wichtige Kundengruppe der Bahn, die ihnen deshalb zahlreiche günstige Angebote mache. Die Deutsche Bahn sei aber auch für die Gesundheit und Sicherheit ihrer Reisenden verantwortlich, erklärte Wolf-Dieter Sutter: „Deshalb ist es nicht möglich, die Gleise auf direktem Weg zu überschreiten.“ Und schließlich: „Die Unterführung in Freiburg-Wiehre ist ohne besondere Schwierigkeiten für eine Mutter mit Kindern begehbar, stellt also kein Hindernis für eine Zugfahrt ab diesem Bahnhof dar.“
Damit war das Maß für die Mutter endgültig voll. Um auf die Missstände aufmerksam zu machen, wird sie mit etlichen anderen zusammen für den morgigen Mittwoch vom Hauptbahnhof (Abfahrt 15.10 Uhr, Gleis 7) zum Wiehre-Bahnhof fahren. Und ist gespannt, wie die Bahn AG dort den Eltern mit Kinderwagen und den Rollstuhlfahrern sicher den Weg von Gleis 2 zum Ausgang ebnet. „Im ungünstigsten Fall fahren wir mit dem nächsten Zug zum Bahnhof Littenweiler, um von dort aus zu Gleis 1 des Wiehre-Bahnhofs zu gelangen.'.'.“ 
Badische Zeitung, 19.3.2001, gmk, Gerhard Kirk

Erfolgreicher Protest der Kinderwagen
Die Demonstration mit Kinderwagen, die vor gut einem Monat die schlechte Erreichbarkeit von Gleis 2 im Wiehre-Bahnhof augenfällig machte, hatte Erfolg. Nach Gesprächen mit der Initiatorin des Protests, Iris Wiche, und Ernst-Dieter Wiesbrock vom Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre versprach Wolf-Dieter Sutter als Freiburger Bahnhofsmanager inzwischen: Noch im Mai sollen die Treppen eine schiefe Ebene mit Schienenführung bekommen. 
BZ vom 28.4.2001

   

 

Kreuzwege an Freiburgs Hängen - teilweise verschwunden

Kreuzwege: Nicht nur innerhalb katholischer Kirchen und Kapellen, sondern auch in freier Landschaft erinnern sie mit jeweils 14 Andachtsbildern an das Passionsgeschehen. Von den drei Kreuzwegen, die seit Jahrzehnten an Freiburger Hängen zur Besinnung aufrufen, sind in dieser Karwoche jedoch nur zwei zu sehen: am Lorettoberg und am Tuniberg bei Munzingen.
Von den sieben zu St. Ottilien führenden, gegossenen Steinfiguren wurden sechs vor einigen Jahren böswillig zertrümmert. Sie sollen nun bis Ende des Jahres durch neue Holzbildstöcke des Bildhauers Wolfgang Kleiser aus Vöhrenbach ersetzt werden. Für fünf davon haben bereits Stifter jeweils 10'000 Mark zur Verfügung gestellt.

Schon in der mittelalterlichen Mystik suchten Franziskaner mit der bildlichen Inszenierung der Passion das Mitfühlen mit Jesu Leid zu wecken. Ihre Blüte aber erlebten die Kreuzwege hierzulande in der Volksfrömmigkeit der Barockzeit, und nachdem sie in der Epoche der Aufklärung aus dem Blickfeld verdrängt worden waren, wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert neue Wege mit Passionsbildwerken angelegt.

Freiburgs ältester Kreuzweg – barocke Werke, die den Bergleweg zur Lorettokapelle säumten – ist verschwunden. 1887 aber schuf der Bildhauer Wilhelm Walliser am Lorettoberg neue Bildstöcke aus rotem Sandstein, die während des Kulturkampfes als Zeugnisse demonstrativer Frömmigkeit verstanden wurden.
Zuvor schon war ein Kreuzweg bei Munzingen angelegt worden. Die einst zerfallene Ehrentrudiskapelle an der Spitze des Tunibergs wurde erst 1870 wieder aufgebaut. Die 14 Stationen mit den gusseisernen Halb- und Flachreliefs jedoch standen zu diesem Zeitpunkt schon. Welcher Künstler diese Werke im Nazarener-Stil geschaffen hat, ist heute unbekannt. Bekannt ist freilich, wem zu verdanken ist, dass das Passionsgeschehen nun wieder Gesicht zeigt: Munzinger Pensionäre haben die gusseisernen Kunstwerke vor drei Jahren ehrenamtlich vom Rost befreit und mit blaugrauer Schutzfarbe bemalt.
BZ vom 12.4.2001, erl

   

 

Nacktes Elend - ältere Herren am Baggersee

"Neulich am Opfinger. Man will ja nicht liegen, wo jeder liegt. Also per Fahrrad um den See, je weiter rum, desto weniger Leute – und desto nackter. Der Erste kann ja noch ein dummer Zufall sein: Breitbeinig hat er sich am Wegesrand aufgebaut, die Hände in die Hüften gestemmt, guckt er die Radfahrerin herausfordernd an. Die guckt zurück und sieht, oh Gott, seine sonnenversengte, schrumpelige Nacktheit. Nichts wie weiter. Die unbekleidet aufeinander liegenden Liebespaare sind wenigstens mit sich selbst beschäftigt. Also rüber zum anderen Ufer, wo der Nächste wartet: Typ älterer Herr, Wampe, Stelzenbeine und dazwischen keine Badehose, flaniert am Ufer entlang, als wäre hier ein Laufsteg. Einer krault sich das graue Brusthaar, ein anderer blickt aufs Wasser und aus dem Augenwinkel heraus auf die vorbei radelnde Frau. Sind die alle allein stehend oder was? Entkommen zwecklos. Bleibt die Flucht nach vorn. Fahrrad abgestellt, auf dem Handtuch ausgestreckt und Augen zu. Es heißt ja, Exhibitionisten seien harmlos. „Entschuldigung, haben Sie eine Uhr?“ Das nackte Elend aus der Froschperspektive ist dann doch zu viel. Nein, keine Uhr und eigentlich auch keine Zeit zum Baden."
Heike Spannagel, Münstereck, BZ vom 3.8.2001

   

 

 

Nackter Friseur?

Wir liegen unserem Friseur seit Jahren in den Ohren wegen eines delikaten Problems: Warum, so fragen wir ihn immer wieder, ist noch keine Maschine erfunden worden, die beim Schneiden alle die kleinen Härchen entfernt, die trotz lebensbedrohlicher Abschnürung des Halses ihren Weg zwischen Hemdkragen und Nacken finden? Ekelhaft, gerade im Sommer. Der Mann ist keineswegs innovationsfeindlich. Und die fehlgeschlagenen Versuche mit statischen Magneten, mit Pumpen und Gebläsen, von denen er erzählt, sind Legion. Nutzlos. Das Problem scheint auch dem englischen Menschen nicht fremd zu sein. Dort hat ein Friseur nämlich die ultimative Methode gefunden: Er schneidet direkt unter der Dusche, Kunde und Figaro nackt. Was wir nicht in Erfahrung bringen konnten: Ob es sich um einen Damen- oder Herrensalon handelt.
Nun ja, ist zum Heulen oder zum Schmunzeln?
12.8.2001

   

 

 

 

 

Post in Littenweiler - tot?

Die Zukunft der Post in Littenweiler ist ungewiss

Littenweiler (ma). Der Trend im Dreisamtal hält unvermindert an, dass Postämter für immer schliessen oder zu Agenturen werden! Im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen der Deutschen Post AG wurden 1995 im Raum Freiburg mehrere Poststellen geschlossen. Darunter befand sich auch die Poststelle Hofsgrund, bei der laut Post nur eine geringe Auslastung vorlag. Gespräche der Post mit der Gemeinde blieben erfolglos.

Die Stegener Postfiliale schloß im Frühjahr 1998 und die Drogerie Büstrich in der Weilerstraße übernahm damals den Service. Der Stegener Gemeinderat war gar nicht erfreut darüber. Der allseits geschätzte bisherige Post-Filialleiter Toni Schuler konnte im Rahmen des Sozialplanes eine Stelle in Freiburg antreten.

Seit dem Frühjahr 2000 hat auch die Dreisamtalmetropole Kirchzarten keine eigene "richtige" Post mehr. Das Haushaltswaren- und Fahrradgeschäft Rombach wurde zu einer McPaper-Postfiliale. Postbediensteter Bruno Strecker wurde zum Hauptpost Freiburg versetzt ebenso seine Kollegin Maria Wölfle kam nach Freiburg. Zur Zeit tut sie Dienst im Postamt Littenweiler, Freiburg im Breisgau 28, für die erkrankte Karin Martin. Auch in Buchenbach, in Freiburg-Kappel und auch in Freiburg-Ebnet gibt es schon länger beispielsweise keine Postfilialen mehr nur Postagenturen. Weitere Postämter im Freiburger Osten haben für immer geschlossen oder wurden Agenturen. Das Postamt in Vierlinden, Freiburg im Breisgau 17, ist ganz verschwunden und das in der Fabrikstraße wurde vor ein paar Monaten ebenfalls ein Mc Paper-Laden.

Auch für das Postamt in Freiburg-Littenweiler sieht die Zukunft düster aus. Im Moment wird für das denkmalgeschützte Haus "Alte Post in Littenweiler" eine neue Käuferin oder ein neuer Käufer gesucht, schreibt der Besitzer Ralf Augustin in einem Flugblatt, das in manchen Haushalten im Osten Freiburgs verteilt wurde.

Das um 1820/1830 erbaute Wohn- und Geschäftshaus in Freiburg-Littenweiler, jetzt Littenweilerstraße 2, wurde seit ungefähr 1870 als Schule und später, bis heute, und wie lange noch?, als Postgebäude für den Stadtteil Littenweiler genutzt. "Da die Post in Zukunft einen größeren Raumbedarf hat", wird das EG, falls nicht ein möglicher Investor eine Neubebauung realisiert, in absehbarer Zeit frei.

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Die Post in Littenweiler im August 2001. For Sale.
Foto Martin Kuhn
Die Post in Littenweiler im August 2001: Wenn diesem sympathische Herrn - Gerhard Maier, Chef des Postamtes - gekündigt würde, dann geht nichts mehr postalisch in Littenweiler. 

Eine vielfältige Nutzung ist vorstellbar: Straßencafe im EG mit Wohnnutzung im Obergeschoß, Ärztehaus, Kindergarten, Privat-Nutzung als Zweifamilienhaus mit Hof und Garten. Auf dem großen Grundstück mit insgesamt 598 Quadratmeter ist eine zusätzliche Bebauung denkbar. Bei Interesse ist auch ein Teilverkauf möglich, sagt Ralf Augustin. Maklergebühr würde keine anfallen, da direkt vom Eigentümer. Das EG mit 96 Quadratmeter, das im Moment die Post gemietet hat, soll bis zum Dezember frei werden. Was dann mit der Post geschieht ist noch ungewiss. 
Filialleiter Gerhard Maier sagte uns schmunzelnd und verschmizt und mit etwas Wehmut, wenn’s schief geht, gehe er in Rente.
 
Er war vorher im Postamt Vierlinden 12 Jahre lang und löste dann den Filialleiter in Littenweiler Friedhelm Vogelsang aus St. Märgen und jetzt als Rentner wohnhaft in Hinterzarten seit 1994 ab und leitet mit viel Charme und Spass seitdem das Postamt in Littenweiler. 
Wer Interesse an dem Gebäude "Alte Post in Littenweiler" hat, kann sich beim Immobilienbüro Augustin in der Dreikönigstraße 45 oder unter dem Telefon 0761/77471 melden.

   

 

Spielstraßen in Ebnet, Herden und Waldsee von Anliegern abgelehnt

Nachbarn als Fluchtgrund
Das Auto ist auch der Freiburger liebstes Kind. Gleich in drei Straßen haben sich Anwohner gegen eine strikte Verkehrsberuhigung ausgesprochen. Lieber Motoren- statt Indianergeheul; die Straße soll Park- und nicht Spielplatz sein. Es könnte ja sein, ein Fußball landet im Rosenbusch.
Mit solch einem Ergebnis der Bürgerbefragung haben Verwaltung und Gemeinderat nicht gerechnet. Sie wollten einen kleinen Beitrag leisten, um dem Ruf von der kinderfreundlichen Stadt gerecht zu werden, um Wohnqualität und Sicherheit zu erhöhen. Ein allseits gehegter Wunsch, sollte man meinen, doch in Ebnet, Herdern und Waldsee führte er zu einer Art Patt: Eine kleine Mehrheit torpediert das Anliegen einer großen Minderheit. Die Ergebnisse der Rathausumfragen, da muss man kein Prophet sein, werden sehr wahrscheinlich einen Streit vom Nachbarzaun brechen. 
Hätte die Stadt in diesen Fällen also besser nicht dem Volk aufs Maul geschaut? Demokratie ist ein schwieriges Geschäft und Bürgerbeteiligung noch viel mehr. Der Kommunalpolitik wird nichts anderes übrig bleiben, als Überzeugungsarbeit zu leisten. Vielleicht auch Ideen zu entwickeln, wie der grassierenden Angst vor dem Parkplatzverlust beizukommen wäre. Das alles birgt freilich, wie früher schon einmal in Herdern, die Gefahr des Scheiterns. So manche Familie wird wohl entsprechend reagieren: Von jenen, die ins Umland ziehen, geben jetzt schon fast acht Prozent die Nachbarschaft als Fluchtgrund an. 
Uwe Mauch, Badische Zeitung, 16.3.2001

Die Stadt will für mehr Verkehrsberuhigung sorgen, doch die meisten Anwohner legen mehr Wert auf Parkplätze
Alle reden von Verkehrsberuhigung, nur die Anwohner nicht. Freiburger Stadtverwaltung und Gemeinderat wollten Straßen in den Stadtteilen Herdern, Ebnet und im Gebiet Waldsee in Spielstraßen verwandeln. Doch eine Befragung der betroffenen Haushalte ergab, dass es dafür zu wenig Zustimmung gibt. Der Wunsch dominiert, dass die Straßen Park- und keine Spielplätze sein sollen.
Odwin Hoffrichter vom Herdermer Bürgerverein ist enttäuscht: „Kinder haben einfach keine Lobby.“ Er sei davon ausgegangen, dass die Franz-Liszt-Straße im Nobelstadtteil zur Spielstraße wird. Während der langen Planungsphase seien jedoch ein paar Anwohner weg- und zugezogen. „Dadurch scheint sich die Stimmung verändert zu haben“, glaubt Hoffrichter. Mit keiner der beiden vom städtischen Tiefbauamt vorgelegten Varianten zur Verkehrsberuhigung konnten sich die Anwohner anfreunden. Parkplätze seien scheinbar Trumpf, sagt der Bürgervereinsvorsitzende.
Der Bauausschuss zog deshalb in seiner jüngsten Sitzung die Konsequenz und kippte die Planung, die er Ende 1999 in Auftrag gegeben hatte. Zwei weitere Vorhaben werden ebenfalls vorerst nicht umgesetzt: die Fendrichstraße zwischen Hansjakob- und Schwarzwaldstraße (Waldsee) sowie die Josef-Schweizer-Straße in Ebnet.
„Die Leute verbinden mit dem Begriff Spielstraße sofort lärmende Kinder“, macht Thomas Oertel, Vorsitzender des Bürgervereins Oberwiehre/Waldsee ein Missverständnis für die ablehnende Haltung verantwortlich. Von 70 Haushalten antworteten 52; und 29 votierten gegen die Spielstraße. Die wenigsten hätten gewusst, dass sie sich mit einer Spielstraße die höchste Form der Verkehrsberuhigung vor die Tür holen, sagt Oertel. „Eine Frau fiel aus allen Wolken, als ich ihr das erklärt habe.“ Er sei über die Reaktion der Anwohner verwundert und irritiert. Hingegen kann der Ortsvorsteher in Ebnet, Hellmut Menner, nachvollziehen, warum die 33 Haushalte in der Josef-Schweizer-Straße nicht eindeutig dafür sind (nur acht von 17 Haushalten, die geantwortet haben): „Dort gibt es ohnehin nicht viel Verkehr.“
Für Michael Lehmbrock vom Deutschen Institut für Urbanistik sind die Ergebnisse der Umfragen keine Überraschung. Die zunehmende Motorisierung sei der Hauptgrund, warum Anwohnern ein gesicherter Parkplatz immer wichtiger werde: „Gleichzeitig wollen sie aber auch einen Platz für ihre Kinder zum Spielen – vor der Haustür.“ Beides auf einmal sei aber unmöglich.
Auf Druck des Bauausschusses wird das Tiefbauamt nun die Anwohner von Josef-Schweizer-Straße und Fendrichstraße über die Umfrageergebnisse informieren, erst dann soll die Entscheidung fallen, ob das Ziel aufgegeben wird, sie in Spielstraße zu verwandeln. „Für unser Freiburger Modell der Verkehrsberuhigung brauchen wir einfach eine hohe Akzeptanz der Bevölkerung“, sagt Amtsleiter Martin Haag. Dieses Modell erlaubt es, auch Straßen, die durch einen Bordstein vom Gehweg getrennt sind, als Spielstraßen auszuweisen. 
Martina Philipp, Badische Zeitung, 16.3.2001

 

 

 

Suchhundestaffel Freiburg darf in Indien nicht helfen

Katastrophe der Freiwilligen -
Gescheiterte Spürnasen:
Es ist schon absurd. Da will jemand helfen, darf aber nicht. Diese Erfahrung musste die so genannte Schnelleinsatzgruppe der Suchhundestaffel Freiburg machen. Schnell war sie, daran gibt es keinen Zweifel. Zwei Stunden nachdem die Nachricht vom Erdbeben eingetroffen war, hatten die Hundeführer bereits ihr Hilfsangebot an die indische Botschaft in Berlin geschickt. In Windeseile wurde ein indischer Wirt als Dolmetscher engagiert, ein Flug organisiert, Kisten mit Zelten und Nahrungsmitteln bestückt. Doch es half nichts. Die ganze Mannschaft blieb übers Wochenende auf gepackten Koffern sitzen. Am Ende lag’s an einer falschen Telefonnummer, die das deutsche Konsulat in Delhi nach Freiburg durchgegeben hatte. Als man den Krisenstab vor Ort endlich an der Strippe hatte, war es zu spät. Die 72 Stunden, die verschütteten Erdbebenopfern zum Überleben gegeben werden, waren um.
Gut 10'000 Kilometer liegen zwischen Freiburg und dem Erdbebengebiet. So weit weg sind für uns Fernsehzuschauer die 100'000 noch vermissten Menschen. Für die hilfsbereiten Freiburger sind sie 72 Stunden lang in greifbare Nähe gerückt. Ihre Einsatztruppe hatten sie einst gegründet, um die bürokratischen Hürden der großen Hilfsorganisationen zu umgehen. Im Ernstfall wollten sie schnell vor Ort sein, ohne Bezahlung, bloß um Not leidenden Menschen zu helfen. Beim Erdbeben in der Türkei vor anderthalb Jahren ist ihnen das geglückt. Diesmal sind die ehrenamtlichen Hundeführer an der Bürokratie gescheitert. Und das ausgerechnet im Jahr der Freiwilligen. 
Heike Spannagel, Badische Zeitung, 30.1.2001

Antwort-eMail von SHS:
Da die SHS ein privater Verein ist ergeben sich bei solchen Katastrophen immer wieder Probleme die einen Einsatz verhindern. Diesmal waren es Kontaktschwierigkeiten und auch die mangelnde Unterstützung der Fluglinien um einen kostenlosen Flug zu ermöglichen. Die SHS hat leider nicht das Spendenaufkommen um z.B. Flüge nach Indien aus eigener Tasche finanzieren zu können. In Europa, Nordafrika etc. hat die SHS zwar die Möglichkeit umsonst in ein Bebengebiet fliegen zu können, jedoch nicht wegen der Unterstützung deutscher Stellen, sondern wegen der Unterstützung durch die Crossair (CH) - allein das sagt schon mehr als genug.

Die SHS versucht auch internationale Fluggesellschaften für kostenlose Flüge zu gewinnen, doch die Aussichten sind sehr gering.
Im Gegensatz zu anderen Organisationen arbeitet die SHS bei Einsätzen komplett kostenlos, d.h. sämtliche anfallenden Kosten werden von den einzelnen Suchhundeführern selber übernommen - die Kosten eines Fluges sind jedoch außerhalb der finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Suchhundeführer.
Somit sind trotz allem Wollens die Hände gebunden ... 

M. Kaswig, SHS, 31.1.2001 per eMail

   

 

Antiquariat Bernecker aus der Gerberau durch Mieterhöhung vertrieben

Mieterhöhung vertreibt Antiquariat
Mehr als 28 Jahre lang war das Antiquariat Bernecker in der Gerberau 7'b ein Anziehungspunkt für Bücherfreunde. Als das Gebäude vor kurzem in andere Hände überging, wurde die Miete von 3100 auf 3700 Mark erhöht. Das konnten die betagten Inhaber des Buchladens, Anne (76) und Johann Bernecker (83), nicht verkraften. Sie zogen am vergangenen Freitag mit 100'000 Büchern aus und brachten ihre Schätze in ihr Haus nach Bötzingen.

Schon bevor das Ehepaar nach Freiburg zog, besaß es in Stühlingen eine große Büchersammlung. Kunden aus ganz Deutschland bestellten bei dem engagierten Sammler Bernecker bestimmte Werke und ließen sich diese zuschicken. Das ermunterte das Ehepaar, sich in der Universitätsstadt Freiburg niederzulassen. Schnell wurden die Bestände aufgestockt – aus Nachlässen, Zukäufen und Zuwendungen von Freunden und Förderern. Das Geschäft in der Gerberau wurde schnell zum Magneten für Bibliophile, Studenten, Sammlern und Geschenksuchenden. Im größten Antiquariat Freiburgs, im Verkaufsraum, im hinteren Raum, wo gestöbert wurde, oder im Keller, wo viele wertvolle Kunstbücher lagerten, war fast alles zu finden.

Johann Bernecker beschaffte die Bücher, und im Geschäft wurden seine Frau Anne und Tochter Maria zu gesuchten Beraterinnen der Kunden. „In den vergangenen Jahren sind allerdings die Umsätze zurückgegangen“, sagt Anne Bernecker, „weil viele jüngere Kunden ausblieben und viele gebrauchte Bücher auf den Markt kamen.“ Flohmärkte entwickelten sich nach und nach zur Konkurrenz. Doch die Berneckers fanden immer wieder Nischen und neue Interessenten für alte Reiseführer, Bibeln, vergriffene Sachbücher und ansonsten kaum mehr vorhandene historische Ausgaben aus den vergangenen Jahrhunderten. Hier wurden außerdem Bilder und Grafiken, Noten und Schallplatten feilgeboten. Das Publikum, das aus ganz Südbaden in die Gerberau kam, durfte immer mit dem Sachverstand, der Beratung und der Geduld von Anne Bernecker rechnen. Das Haus in Bötzingen ist nach Angaben von Maria Bernecker mit rund 200'000 Büchern bestückt. Diese werden künftig übers Internet vertrieben: www.antiquariatbernecker.de
hdp, BZ online vom 2.1.2001

Welch ein Verlust
Das Antiquariat Bernecker wird Freiburg fehlen. Es war in 28 Jahren zu einer Institution und Fundstelle geworden für Professoren, Studenten, Buchliebhaber und für Passanten, die einfach nur in der gut bestückten Bücheroase herumstöbern wollten. Das Geschäft war aber auch für die Gerberau und für die südliche Altstadt ein wichtiges Element. Denn wie viele Jahre musste dieser Teil der Fußgängerzone ein Dornröschendasein führen, weil sich die Aktivitäten der Geschäftswelt auf die Ia-Lagen der Innenstadt konzentrierten. Und lange Zeit endete der Stadtbummel am Martinstor! Die Berneckers waren eines der ersten Geschäfte, die in der Gerberau ein kunst- und kulturbeflissenes Publikum anzogen. Ohne dieses Antiquariat hätten sich sicher viele der heutigen, attraktiven Geschäfte wesentlich schwerer getan, sich hier anzusiedeln. Durch die vielen neuen Spezialanbieter und nach dem Ausbau der Gerberau zu einem beliebten Fußgängerbereich haben sich neue Besucherströme gebildet – vom Martinstor zum Augustinerplatz und zur Insel, von der Grünwälderstraße durch Passagen zur Gerberau, zu den Museen und zur romantischen Fischerau. Seit Freitag, 11.30 Uhr, als ein Stammkunde als letzter bei den Berneckers einen Picasso-Bildband erstand, ist das Antiquariat zu. Welch ein Verlust! 
Heinz Dieter Popp, Badische Zeitung vom 2.1.2001

   

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