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Nachdenkliches - Nachdenken
nicht nur im Raum Freiburg
  

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Stegen-Rechtenbach Ende August 2002
Kippfiguren
wie die berühmte Hase-Ente-Figur
des Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889-1951) stellen unsere Wahrnehmung vor eine schwierige Aufgabe: Sie sind mehrdeutig. Es gibt keine einfache Antwort

Man muß eben nachdenken.
Gänse, Gewitterwolken im Rechtenbach bei Stegen mehr   Nachdenken: Hase oder Ente?
 

 

Therapeutisches Klonen führt zu reproduktivem Klonen

Wien (ALfA). In einem Gastkommentar fuer die oesterreichische Zeitung "Die Presse"  (Ausgabe vom 11.12.) hat der Geschaeftsfuehrer des IMABE Instituts fuer medizinische Anthropologie und Bioethik, Enrique H. Prat, die Ansicht vertreten, dass das sogenannte therapeutische Klonen unweigerlich auch zum reproduktiven Klonen fuehre und einen Kompromiss abgelehnt. Wir dokumentieren die lesenswerten Ausfuehrungen Prats nachfolgend ungekuerzt:
Klonen, UNO und Vatikan

Die UNO hat sich im Herbst dieses Jahres endlich mit der Frage eines internationalen Klon-ungsverbots beschaeftigt. Eine deutsch-franzoesische Initiative bei der UNO hat diese Frage auf die Tagesordnung gebracht. Diese Initiative will aber nur das reproduktive, nicht aber das menschliche Klonen fuer therapeutische Zwecke untersagen. Die USA, Spanien und die Philippinen haben einen Gegenentwurf vorgelegt, der jeglicher Klonung von Menschen den Kampf ansagt. Dieser Entwurf wurde von mehr als 30 Staaten, darunter auch der Vatikan, unterstuetzt. Da vorerst keine Einigung erzielt wurde, hat man die Konvention um ein Jahr verschoben.

Im Gastkommentar vom 9.12. faellt dem Professor fuer Systematik an der Evangelisch-Theologischen Fakultaet Wiens, Ulrich Koertner, nichts anderes ein, als dem Rigorismus des Vatikans die Schuld fuer das Scheitern der Konvention zu schieben.

Wenn man die Entwicklung der Biopolitik der letzten Jahrzehnte genau verfolgt, kann man die deutsch-franzoesische Position nur als blauaeugig bezeichnen. In der Tat waren in der juengsten Vergangenheit bei den biopolitischen Gesetzen meistens auch Ausnahmefaelle vorgesehen, die faktisch die in den Regelungen enthaltenen Verbote unwirksam machten. So ist die Abtreibung ueberall verboten geblieben, aber in vielen Laendern wurde unter gewissen Bedingungen die Strafe ausgesetzt. De facto hat diese Regelung jede Abtreibung bis zum dritten Monat ermoeglicht, bis langsam das Bewusstsein entstehen konnte, dass sie erlaubt sei. In den 90er Jahren wurde ueberall die In-vitro-Fertilisierung zugelassen, um jenen wenigen unfruchtbaren Ehepaaren, die unbedingt ein eigenes Kind haben wollen, dies zu ermoeglichen. Heute wird die Technik fuer jeden reproduktiven Zweck angeboten. Wer sicher sein will, ein gesundes Kind zu bekommen, soll sich eines in vitro erzeugen lassen und dazu die Praeimplantationsdiagnostik (PID) anwenden. Die In-Vitro-Fertilisierung fuer nicht reproduktive Zwecke war nicht vorgesehen. IVF ist derzeit jedoch schon eine Standardtechnik in der immer staerker werdenden embryonalen Forschung geworden, vor allem im Zusammenhang mit der Stammzellenforschung und mit der therapeutischen Klonung. Bei den Euthanasieregelungen war die gleiche Entwicklung zu beobachten. Obwohl die Gesetzgebungen in Belgien wie Holland nur restriktiv die Strafaussetzung vorsehen, zeigt die Erfahrung, dass eine betraechtliche Prozentzahl der Faelle sich ueber die einschraenkenden Bedingungen hinwegsetzt.

Koertner soll sich nichts vormachen: eine Option, die das sogenannte therapeutische Klonen bejaht und dabei reproduktives Klonen verbieten will, ist eine Taeuschung, weil sie eine nicht zu uebersehende gesellschaftliche und kulturelle Dynamik verdraengt. Die Position der USA und dreissig weiterer Staaten ist mehr als sachlich begruendet. Daraus einen Rigorismusvorwurf zu konstruieren, ist mehr als bei den Haaren herbeigezogen. Das Argument Koertners, das sich mit jener der deutschen UNO-Verhandlungsfuehrung deckt, dass eine Festlegung auf ein totales Klonverbot zu "nicht hinnehmbaren" Verzoegerungen beim Verbot des reproduktiven Klonens fuehren wuerde, ist nur zur Haelfte richtig. Es wird vielleicht laenger dauern, dafuer gibt es dann aber keine menschliche Klonung mehr. In dem Fall ist eine Kompromissloesung wirklich keine Loesung: Die Klonung des Menschen wuerde unweigerlich kommen. Das hat mit Rigorismus nicht zu tun.
Gastkommentar von Enrique H. Prat, 14.12.2002, mehr dazu: www.diepresse.at
Quelle: Alpha-Newsletter alfa-newsletter@domeus.de

  

 

 

Tod als Quittung: Organhandel treibt finstere Blüten

London (ALfA). Mehr als 200 britische Patienten sind im vergangenen Jahr offenbar nach Indien gereist, um sich dort Nieren und andere Organe zu kaufen. Das berichtet die Online-Ausgabe der "Aerzte-Zeitung" (Ausgabe vom 24.10.).

Danach reisen reiche Europaeer und Asiaten aus London immer oefter nach Indien, um sich fuer umgerechnet etwa 700 Euro eine neue Niere oder ein anderes Organ zu kaufen. "Oft sterben die Organverkaeufer, weil es in Indien an den noetigen medizinischen Einrichtungen fehlt", heisst es in dem Bericht, in dem daraufhin gewiesen wird, dass es fuer Deutschland keine Zahlen gebe.
Im vergangenen Jahr reisten nach Schaetzungen britischer Transplantationsmediziner "mindestens 200 britische Patienten" nach Indien, um sich dort vor Ort ein Organ zu kaufen. In Grossbritannien sind wie in vielen anderen europaeischen und asiatischen Laendern die Organe fuer Transplantationen knapp. Es gebe allerdings Hinweise, dass auch andere Europaeer sowie wohlhabende Asiaten zum Organkauf nach Indien reisen.
Wie das Blatt weiter schreibt, bestaetigten sich Geschaeftemacher als Organhaendler, indem sie europaeische Patienten mit indischen Organverkaeufern zusammen braechten. Der indische Ort Villivakkam werde von indischen Aerzten inzwischen "Nierenvakkam" genannt, weil dort so viele Nieren verkauft wuerden. Der Organverkaeufer erhalte fuer seine Niere etwa 700 Euro, von denen er etwa 200 Euro als Vermittlungsgebuehr an den Makler zahlen muesse. Viele Menschen in Indien verkauften ihre Organe, weil das der einzige Weg sei, um wirtschaftlich zu ueberleben.

Weiter heisst es: Auch groessere Transplantationszentren in Deutschland wuerden das Phaenomen seit vielen Jahren kennen: Ploetzlich komme ein Patient mit neuer Niere zur Nachbetreuung in die Klinik. Niemand kenne ihn. Manche Organempfaenger redeten spaeter relativ freimuetig darueber, wo sie ihre Niere gekauft haetten, andere nicht. "Wir betreuen zur Zeit zwei solcher Patienten", sagt Professor Gerd Offermann, Transplantationsmediziner an der Charité Berlin. "Einer hat sich die Niere in Indien einpflanzen lassen, der andere auf dem Balkan."
Wie viele Menschen mit gekauften Organen in Deutschland betreut werden, weiss niemand. Schaetzungen, dass mehrere hundert Menschen in Deutschland mit gekauften Organen lebten, haelt Offermann fuer ueberhoeht. Die Aerzte seien nicht verpflichtet, solche Patienten anzuzeigen, und taeten es auch nicht, zumal sie in Konflikt mit ihrer Schweigepflicht kaemen. In Deutschland ist bislang auch noch kein Empfaenger eines gekauften Organs verklagt worden, Anbieter von Nieren allerdings schon.
(mehr dazu: www.aerzte-zeitung.de)

alfa-newsletter@domeus.de vom 26.10.2002

  

 

Stolpersteine in Freiburg gegen das Vergessen - erster Stein zu Gurs

WIEHRE. Etwa 20 Gäste aus Politik und Kultur wohnten gestern Vormittag der Verlegung des ersten Freiburger "Stolpersteins" in den Gehweg der Goethestraße 33 bei. Dort lebten bis zu ihrer Deportation ins französische Lager Gurs die jüdischen Geschwister Martha, Else und Robert Liefmann.

"Dieser Stein zur Erinnerung an Robert Liefmann, der am 21. März 1941 in Morlass starb, ist ein Auftakt zu einem großen Gedenk-Projekt", sagte Initiatorin Marlis Meckel. Und hofft darauf, bald weitere "Stolpersteine" in Freiburg verlegen zu können. Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Aktion stammt von dem Künstler Gunther Demnig, der vor sechs Jahren den ersten Stein in Berlin verlegt hat. Mittlerweile sind es über 2000 in ganz Deutschland. "Freiburg ist die erste Stadt in Süddeutschland, die bei dieser Aktion mitmacht", freute sich Demnig, der jeden der Steine selbst herstellt und vor Ort einsetzt. Ziel ist es, die Vertreibung und Vernichtung der Opfer des Nationalsozialismus im Gedächtnis lebendig zu halten. "Wichtig ist, dass das Gedenken nicht an entrückten Gedenkstätten stattfindet, sondern mitten unter uns, im Alltag, auf der Straße", erklärte Demnig.

Verschleppung kam unerwartet
Die Großnichte der Liefmanns, Dorothee Freudenberg-Hübner aus Hamburg, erinnerte an das Schicksal ihrer Freiburger Verwandten. "Sie wurden von der Deportation völlig überrascht, denn die Gestapo hatte ihnen zugesichert, dass sie unbelästigt in dem Hause wohnen könnten", berichtete sie. Zu diesem Zeitpunkt war der damals 68-jährige Robert Liefmann, der als Professor für Nationalökonomie an der Universität Freiburg lehrte, bereits zwangsemeritiert. Else Liefmann arbeitete als Kinderärztin, Martha führte den Haushalt. Zusammen mit 450 weiteren Freiburger Juden wurden die Geschwister am 22. Oktober 1940 nach Gurs verschleppt. Kurze Zeit später starb Robert Liefmann. Seinen Schwestern gelang die Flucht in die Schweiz. Dort starb Martha Liefmann im Jahr 1952, ihre Schwester Else 18 Jahre später. Der Schauspieler Ullo von Peinen las gestern Passagen von Briefen der Liefmanns aus Gurs und Morlaas vor.

Im Rathaus sieht man das Projekt positiv. "Demnächst wird der Kulturausschuss und danach der Hauptausschuss das Thema besprechen und eine Entscheidung treffen, denn schließlich geht ist um die Nutzung öffentlichen Straßenraums", erklärte Rathaussprecher Walter Preker. "Wir wollen 500 bis 1000 Steine in Freiburg verlegen und hoffen auf die finanzielle Unterstützung der Bevölkerung", sagte Klaus H. Werner vom "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen".

Martin Höxtermann, BZ vom 23.10.2002, www.bzol.de
 

75 Euro pro Stolperstein
Die "Stolpersteine" des Kölner Bildhauers Gunter Demnig, die mittlerweile in Köln, Hamburg, Berlin, Bonn und seit Dienstagmorgen auch in Freiburg (wir berichteten) an deportierte und getötete Opfer des Nationalsozialismus - Juden, Roma, Sinti, Euthanasieopfer, Homosexuelle und politisch Verfolgte - erinnern, sind als Erinnerungsmale unscheinbar und dezentral im öffentlichen Straßenraum untergebracht. Unerwartet soll man mit dem Auge über sie "stolpern" und das Vergessene ins Gedächtnis rufen. Die Finanzierung erfolgt über Patenschaften: Dies können Privatpersonen, Vereine, Parteien oder Schulkassen sein. Die ersten haben sich bereits gemeldet, 19 waren es gestern Mittag. In den Kosten von 75 Euro pro Patenschaft sind Recherchen, das Einschlagen der Schrift, das Herstellen des Betonsteins sowie das fachgerechte Verlegen enthalten. Interessierte können sich an das "Büro für ungewöhnliche Maßnahmen" wenden, Sautierstraße 21, 79104 Freiburg, [TEL] 0761/2921600.

Freiburger Projekt "Stolpersteine":
Büro für ungewöhnliche Maßnahmen, Klaus Werner, Sautierstraße 21, 79104 Freiburg, Tel 0761 / 2921600.

Gurs - 60 Jahre entfernt
http://www.klick-nach-rechts.de/forum/diskussion/diskussion/0000002a.htm

  

 

Homo und Hetero - weit entfernt von einer normalen Situation

Er war ein voller Erfolg der Christopher Street Day 2002 in Freiburg und dieser soll ihnen auch vergönnt sein, den Schwulen und Lesben, die hier mitgemacht haben. "Eine bunte Parade, ein Umzug, fast so wie an Fasnacht" "o war allenthalben zu hören. "Fetzige Musik, ich hätte ich am liebsten getanzt", meinte meine Tochter, die am Straßenrand stand. Früher wurden solche Gruppierungen verfolgt, mussten viel Unrecht ertragen. Heute werden sie nicht nur geduldet, sondern sie können sich in aller Öffentlichkeit ganz spektakulär präsentieren - wenn das nicht ein Sieg über Engstirnigkeit und Mief der letzten Jahrhunderte ist! Gewonnen wäre aber nichts, wenn nun seitens dieser Gruppierungen wieder Druck auf die anderen, die sogenannten "Normalos" ausgeübt würde.

Es war sicherlich sinnvoll und auch mutig, dass sich Oberbürgermeister Dieter Salomon, dazu entschloss die Schirmherrschaft für dieses Meeting zu übernehmen, nur dass er dann auch noch aufgefordert wurde, an der Parade teilzunehmen, ja sie sogar anführen musste, machte ihn und auch viele andere Bürger unserer Stadt nicht besonders glücklich. Was vor allem daran störte, war die Militanz, mit der dies gefordert wurde. Wenn sich die Schwulen zu einem Happening treffen ist dies ihre Sache. Die Idee aber, dass man durch ein solches Spectacles die Gesinnung der Bürger ändern könnte, ist so nur schwer nachvollziehbar. Diejenigen, die niemals etwas gegen diese Gruppierungen hatten, müssen ohnehin nicht überzeugt werden, und die ewig Gestrigen kann man mit so einer Parade sicherlich auch nicht bekehren.

Fazit: Wenn die Schwulen ein solches Meeting veranstalten, hat keiner etwas dagegen, und alle die wollen sollen mitmachen, fröhlich warme Feste feiern, dabei aber locker bleiben und keine Pressionen auf andere ausüben. Beispielsweise sind die Freiburger Katholiken noch nie auf die Idee gekommen, den Oberbürgermeister zur Teilnahme an der Fronleichnamsprozession aufzufordern.

Ziel der Schwulen müsste doch eigentlich sein, ganz normal und das heißt unauffällig, so wie alle anderen in der Gemeinschaft unseres Staates zu leben, ohne dass sich jemand für ihre sexuellen Neigungen interessiert. Schließlich ist es weder ein Verdienst noch eine Schande schwul, hetero, lesbisch oder wie auch immer veranlagt zu sein. So lange aber besagte Kreise so viel Aufhebens ihr Schwulsein machen, sind sie weit entfernt von einer normalen Situation. - Es sei denn die Heteros würden sich ebenfalls vereinigen und sich aus Paritätsgründen dazu aufschwingen, ähnliche Feste zu veranstalten – aber dies bitte dann auch unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters.

Anita Hohler , s'Littenweiler Dorfblatt Okt/Nov 2002, sHohler@aol.com

  

 

Wer hat hier einen Schaden? BGH faellt neues "Kind als Schaden"-Urteil

Karlsruhe (ALfA). Der Bundesgerichtshof (BGH) hat am Dienstag eine Gynaekologin zur Zahlung des Unterhaltes fuer ein Kind mit Behinderungen verurteilt. Dies berichtet die "Sueddeutsche Zeitung" (Ausgabe vom 19.06.). Die Aerztin hatte bei den regelmaessigen Schwangerenvoruntersuchungen nicht erkannt, dass das Kind schwere Fehlbildungen an Armen und Beinen aufwies. Die Eltern des Kindes hatten geltend gemacht, dass sie wenn sie ueber die Missbildungen informiert gewesen worden seien, sich fuer die Spaetabtreibung des Kindes entschieden haetten. Nach Angaben der Eltern muss der inzwischen fuenf Jahre alte Sebastian rund um die Uhr betreut werden. Aufgrund der fehlerhaften Diagnose habe die Aerztin den Behandlungsvertrag nicht ordnungsgemaess erfuellt. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet dient der aerztliche Behandlungsvertrag (Ausgabe vom 19.06.) laut dem BGH dient in solchen Faellen nicht allein dem Zweck, die Gesundheit der Frau zu schuetzen, sondern solle sie auch vor Belastungen nach der Geburt bewahren. Deshalb urteilten die Richter, muesse die Aerztin nicht nur den durch die Behinderung des Kindes erforderlichen Mehraufwand ersetzen, sondern den gesamten Unterhaltsbedarf. Zusaetzlich wurde den Eltern ein Schmerzensgeld in Hoehe von 10.225 Euro zugesprochen. Den gesamten Streitwert bezifferte der BGH auf rund 266.000 Euro.

Die Bundesaerztekammer hat das Urteil des BGH scharf kritisiert. "Durch die Entscheidung des BGH haben diejenigen Recht bekommen, die den Menschen nach Mass progagieren", erklaerte der Praesident der Bundesaerztekammer Joerg-Dietrich Hoppe in Koeln. Hoppe kritisierte, damit werde indirekt die Abtreibung behinderter Kinder als Instrument propagiert. "Dieses Verstaendnis von Beliebigkeit menschlichen Lebens steht im krassen Gegensatz zum aerztlichen Berufsethos und den Wertvorstellungen einer humanen Gesellschaft", kritisierte Hoppe.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" Hubert Hueppe, teilte mit, das Urteil diskriminiere alle Menschen mit Behinderungen und setzte Aerzte einem Druck zur Selektion aus, der mit aerztlicher Standesethik unvereinbar sei. Der "Schadensfall Kind" haette sich nur durch die vorgeburtliche Toetung des Kindes vermeiden lassen. Hueppe nannte es "ein verheerendes Signal", dass der BGH "bei vorgeburtlich diagnostizierter Behinderung des Kindes ein Recht auf Abtreibung mit medizinischer Indikation anerkennt." Die medizinische Indikation gilt unbefristet und laesst die Abtreibung bis zur Geburt zu. Eine Beratungspflicht gibt es nicht. Das Urteil mindere massiv den Lebensschutz fuer behinderte Ungeborene und schwaeche die gesellschaftliche Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen. Die Praxis der eugenischen Abtreibungen mit medizinischer Indikation bis hin zur Spaetabtreibung lebensfaehiger Kinder habe die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu ihrem Antrag "Vermeidung von Spaetabtreibungen - Hilfen fuer Eltern und Kinder" (Bundestagsdrucksache 14/6635) veranlasst. Hueppe: "Es ist voellig unverstaendlich, wie die rot-gruene Mehrheit die interfraktionellen Gespraeche unter Federfuehrung von Inge Wettig-Danielmeier (SPD) verschleppt und alle ernsthaften Verbesserungsvorschlaege abgelehnt hat."

Die Bundesvorsitzende der "Aktion Lebensrecht fuer Alle" (ALfA), Claudia Kaminski sagte, das Urteil zeige, wie noetig eine Reform des § 218 sei. "Mit dem Urteil werden behinderte Kinder als Schaden deklariert. Das kann nicht richtig sein und widerspricht Artikel 3 Abs. 3. Satz 2 GG, demzufolge niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Wenn Menschen mit Behinderungen als Schaden betrachtet werden, Menschen ohne aber nicht, dann ist das eine Diskriminierung, die das Grundgesetz ablehnt und die auch der Gesetzgeber bei der Reform des § 218 im Jahr 1995 nicht gewollt hat", zitiert die katholische Zeitung "Die Tagespost" (Ausgabe vom 20.06.) Kaminski. Damals haetten Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien klar gestellt, dass eine Behinderung kein Grund fuer eine Abtreibung ist. Um dem Nachdruck zu verleihen, sei die bis dahin geltende embryopathische Indikation gestrichen worden. "Dass sie durch die Hintertuer der medizinischen Indikation kommt, darf nicht geduldet werden und muss durch eine entsprechende Aenderung in das Gesetz hineingeschrieben werden", so Kaminski weiter.

Die Bundesvorsitzende der "Christdemokraten fuer das Leben" (CDL), Johanna Graefin von Westphalen kritisierte in einer Presseerklaerung, das Urteil zwinge "Aerzte aus Selbsterhaltungsgruenden dazu, kuenftig bei kleinsten Auffaelligkeiten im Rahmen der Praenataldiagnostik zur Toetung des Kindes zu raten" und fragte, "wie viele gesunde Kinder werden wegen der sich weiter ausbreitenden "Sicher ist sicher"-Mentalitaet zusaetzlich getoetet?" Da der BGH sich in seinem Urteil auf die medizinische Indikation des Abtreibungsgesetzes stuetze, sei eine Gesetzesnovelle dringen geboten.

Quelle: ALfA-Newsletter vom 21.06.2002, alfa-newsletter@domeus.de

  

 

Palestinensischer Flughafen in Gaza mit deutschem Geld gebaut - von Israel zerstört

Die israelische Armee hat in der Nacht zum 11.1.2001 einen Teil des mit deutscher Hilfe finanzierten internationalen Flughafens von Gaza zerstört. Wie palästinensische Sicherheitskreise mitteilten, drangen Soldaten mit Panzern und Bulldozern auf das Rollfeld vor und machten die dreieinhalb Kilometer lange Landebahn unbrauchbar. Mehr als zehn Bulldozer seien an dem Einsatz beteiligt gewesen.

Deutschland hat den 1998 eröffneten Flughafen Gaza mit 5,1 Millionen Euro (10 Millionen Mark) unterstützt, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Andreas Michaelis, am Freitag in Berlin. Dennoch reagierte die Bundesregierung zurückhaltend. Die damit zusammenhängenden Fragen eigneten sich nicht für eine öffentliche Diskussion, betonte Michaelis. Intern werde man das Thema mit der israelischen Seite aber «mit der erforderlichen Deutlichkeit erörtern». Die deutschen Gelder seien in die Bereiche Logistik und Management des Airports geflossen, teilte das deutsche Entwicklungsministerium zusätzlich mit.

Der Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, FPD-Bundes-Vize Jürgen Möllemann, forderte von Israel Schadensersatz für die vernichteten deutschen Haushaltsmittel. Alternativ sollte man wirtschaftliche Leistungen an Israel kürzen. Möllemann bezeichnete die Zerstörung von zivilen Einrichtungen in Palestina als schweren Verstoß gegen internationales Völkerrecht. Außer deutschen waren auch spanische Geldmittel in das Flughafenprojekt geflossen.

Palästineser untersuchen die von israelischen Panzern zerstörte Landebahn des internationalen Flughafens von Gaza am 11.1.2002

Der israelische Angriff auf den Flughafen gilt als Vergeltungsschlag für eine palästinensische Attacke auf einen israelischen Militärposten, bei dem am Mittwoch vier israelische Soldaten und die beiden Angreifer getötet worden waren. Schon vor drei Wochen hatten israelische Kampfflugzeuge mehrere Gebäude auf dem Flughafen zerstört.
RNZ vom 12.1.2002

  

 

 

 

 

Gespräch zwischen Zündholz und Kerze...

Es kam der Tag, da sagte das Zündholz zur Kerze:
"Ich habe den Auftrag Dich anzuzünden."
"Oh nein", erschrak die Kerze, nur das nicht.
"Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt.
Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern."
Das Zündholz fragte: "Aber willst Du denn ein
Leben lang kalt und hart bleiben,
ohne zuvor gelebt zu haben?"
"Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften",
flüsterte die Kerze unsicher und voller Angst.

"Es ist wahr", entgegnete das Zündholz.
"Aber das ist doch das Geheimnis unserer Berufung.
Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig.
Zünde ich Dich nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens.
Ich bin dafür, das Feuer zu entfachen. Du bist die Kerze,
Du sollst für andere leuchten und Wärme schenken.
Alles, was Du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst,
wird verwandelt in Licht.
Du gehst nicht verloren, wenn Du dich verzehrst.
Andere werden Dein Feuer weitertragen.
Nur wenn Du dich versagst, wirst Du sterben".

Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung:
"Ich bitte dich, zünde mich an..."


Aus dem Gästebuch einer Internetseite im Dezember 2001

  

 

PISA-Report - Deutsche Schüler auf Platz 25 von 30

Überschrift zum PISA-Report in der Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg vom 6.12.2001:
"4 x 3 Quadratzentimeter - wie viel ist das"
Und der Kommentar dazu in der Ausgabe vom 7.12.2001:

Kommunikation ist, was ankommt, sagt eine treffende Beobachtung. So gesehen können wir als Printmedium wirklich nicht meckern. Da versendet sich nichts, und was einmal auf Papier gedruckt ist, hat Beweiskraft. Das ist Teil eins der guten Nachricht. Teil zwei: Viele Leser haben den unfreiwilligen "PISA"-Test in unserer gestrigen Ausgabe mit Bravour bestanden. Glückwunsch, Dafür hüpfte einer der unseren verdientermaßen im Quadrat, weil er nämlich titelte: "4 x 3 Quadratzentimeter - wie viel ist das?" Ein "Quadrat" zu viel. Die Antwort läge sonst irgendwo in der vierten Dimension. Im Hier und Jetzt, hat sich einer Länge mal Breite als Notfall-Kandidat für eine geometrische Nachschulung ausgewiesen. PISA ist halt überall. Und die schönsten Fehler kann man gar nicht erfinden. Die passieren.

  

 

 

Stand by - Gedanken über die nervöse Welt

Um uns herum sind die Dinge auf "stand by" geschaltet / Gedanken über die nervöse Welt / Von Klemens Polatschek

 

Die Zahl der Elektrogeräte, die nicht ganz aus sein können, steigt. Das beunruhigt.
Geräte sind dann nicht ganz aus, wenn noch ein grünes, rotes oder orangefarbenes Lichtlein an ihnen brennt - sie jedoch nicht ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen (zum Beispiel Staub saugen oder Milch sprudeln, im Falle koreanischer Spitzenmodelle auch mal andersrum). Dieser Zustand läßt sich analog zu Alfred Polgars These über den Vorteil des Kaffeehauses sehen: daß man dort nicht zu Hause ist, aber auch nicht an der frischen Luft. "Ganz aus" heißt also "außer als aus", während "nicht ganz aus" quasi "virtuell an" ist - ein Druck auf Sensor oder Fernbedienung, und die Maschine tut wieder ihren Dienst.
Jedoch, das harrende Dämmern braucht Strom. Myriaden kleiner Wartetransistoren saugen nachts unsere Kraftwerke leer. Das erregt die Umweltforscher. Unsereins wiederum beschäftigt, daß "nicht ganz aus" sprachlich ungefähr so überzeugt wie der  legendäre "abbe Knopf" des  Haushaltstheoretikers Alexander  Spoerl. Einfach "aus" würde es auch tun.
Das allerdings greift sehr kurz. Denn tief drin steckt ja die Metaphysik. Metaphysik oder Transzendenz bedeutet in diesem Fall nicht das, was der Pfarrer den Kindern erzählt, wenn sie gute Katholiken werden sollen - daß Jesus der Herr in der Kirche anwesend ist, solange vorn am Altar das rote Lichtlein brennt.
Die Transzendenz erklärt sich zwanglos mit einem Seitenblick in die schwedische Möbelforschung. Sie ist in zwei Schulen zerfallen. Man befehdet sich ob der gültigen topologischen Beurteilung beweglicher Elemente zur Steigerung der Kavität von Möbelkavitäten. Es geht, kann man sagen, um mobiliare Schließmechanismen.
Konkret also um Türen.
Vereinfacht gesagt, behauptet die Schule der Traditionalisten, daß Türen binär sind - entweder offen oder zu. So haben wir es alle in der Schule gelernt.
Ein Zirkel zum Teil brillanter junger Wissenschaftler an der Universität Lund wendet sich mit Macht dagegen. Ihre interdiszi plinäre neomobiliaristische Forschung hat systematisch eine Reihe neuer Türzustände erschlossen, darunter eben - für unsere Frage wichtig - die ganz zue Tür.
Ganz zu ist eine Tür dann, wenn sie in geschlossenem Zustand eine sprechaktliche Versicherung ihrer Benutzer darüber erfährt (in der Art "Hast du die Tür ganz zu gemacht?" - "Was denkst du denn?"). Andernfalls ist die Tür nur zu. Wenn die Tür aber nicht zu ist, und die Versicherung findet irrtümlich trotzdem statt, dann ist die Angelegenheit transzendent, und ebenso die Tür. Eine Tür im Zustand der Transzendenz erfüllt ihren Zweck, ohne ihre Arbeit zu tun (sie schließt lediglich im Glauben ihrer Benutzer), oder tut ihre Arbeit, ohne ihren Zweck zu erfüllen (auch Diebe können sie nach Laune benutzen), und ähnelt in dieser Janusköpfigkeit koreanischen Fabrikaten.
Um zum Punkt zu kommen, die transzendentale Ungewißheit über den Zustand der ihn umgebenden Geräte trägt wesentlich zur Unruhe des modernen Menschen bei. In Ruhezustand dürfen heute nur noch Maschinen fallen. Und sind dann noch nicht einmal ganz aus.
Als ich kürzlich den Fond eines großstädtischen Taxis bestieg, hatte ich wenige Zentimeter vor der Nase einen flimmernden Bildschirm, der an der Kopfstütze des Vordersitzes befestigt war. Die Flüssigkristalle des Schirms erwachten sogleich und begannen, ein krudes Werbefilmchen abzuspielen. Ich vermutete eine hysterische Weiterung der ebenfalls brutfrischen Idee, auf Pissoirs Werbetafeln zu hängen, als dem letzten Ort, wo ein Mann noch 40 zusammenhängende Sekunden erleben kann. Konnte.
Nein, sagte der Fahrer, der Schirm sei Teil eines neuen Navigationssystems; er teste den Prototypen. Er strich über einen Taschencomputer vorn neben dem Lenkrad - hier, Stadtplan, Zoom rein, Zoom raus, Ortsanzeige, Straßensuche, Stadtwechsel. Und der Schirm für den Fahrgast spiele am Ende Werbung passend zu den Geschäften, an denen er gerade vorüberfuhr. "Genial", sagte ich, um nicht zu tief zu stapeln, und tastete schon geraume Zeit verstohlen um den Rahmen des Bildschirms, "kann man das Ding auch ausschalten?" Die Verzweiflung stieg mit jeder Sekunde - keine Spur von einem Knopf oder Schalter.
Das sei derzeit leider nicht vorgesehen, sagte der Fahrer. Doch er tippte auf den Schonbezug der Kopfstütze. "Probieren Sie mal das da." In der Tat saß der taxiübliche Haarfettsammler wie ein Mützchen noch oben auf der Stütze, so wie ihn jemand zur provisorischen Montage des Bildschirms hatte hochwursteln müssen. Es krachten die Nähte im weißen Flanell - aber mit Gewalt ließ sich der Bezug tatsächlich über Stütze und Schirm nach unten ziehen.
Gelungen! Schemenhaft flimmerte durch den Stoff weiter die Schleife der Werbepräsentationen. Ein andächtiger Moment. Seltsam fern glitt auch der Trubel der Welt draußen vorbei. Sie hatte gerade die Geburt eines neuen Gerätezustands erlebt. Der Schirm war fast ganz aus. Was sich seine Erfinder dabei gedacht haben? Das bleibt ganz offen.
Klemens Polatschek, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 02.12.2001

  

 

Terroranschläge in den USA vom 11.9.2001 - Linkliste

Anteilnahme an den Ereignissen in den USA
Überall in Deutschland werden in diesen Tagen die Ereignisse in den USA öffentlich und privat diskutiert. Auch das Internet bietet Möglichkeiten zur Information und Auseinandersetzung mit den Ereignissen und zum Austausch über widersprüchliche Informationen und Gefühle zu den Geschehnissen.
Die nachfolgende kleine Liste enthält Adressen von Websites, die sowohl Chats als auch Foren zum Gedankenaustausch bereitstellen und auch Onlinegedenkbücher anbieten, in denen jede und jeder seine Anteilnahme, sein Bedauern und gute Wünsche für die Überlebenden ausdrücken und mitteilen kann:
http://www.giga.de/
http://de.yahoo.com/
http://img.web.de/web/html/helfen/index.html
http://www.zeit.de/2001/38/Politik/200138_kondolenz.html
http://www.sueddeutsche-zeitung.de/diskussion.htm

Für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 13 Jahren bietet das ZDF in seinen Sendungen logo und PuR speziell für Kinder aufbereitete Informationen zu den Ereignissen und am Samstag den 15.09.2001 auch eine Spezialsendung, zu der parallel ein Telefonservice und ein Chat angeboten werden.
Informationen zu diesen Sendungen und Aktionen können immer aktuell unter folgenden Adressen abgerufen werden:
http://tivi.zdf.de/tivi_extra/default.htm
http://tivi.zdf.de/logo/TAEGLICH/Default.htm
http://tivi.zdf.de/logo/default.htm
http://tivi.zdf.de/pur/default.htm

www.carl-theodor-schule.de/geschichte1 Viele Artilkel
www.jens-bertrams.de  Sehr informative Homepage mit Archiv zum WTC-Terroranschlag - aktuell

  

 

von Tony Judt, Leiter des Remarque Institute an der New York University
Süddeutsche Zeitung vom 15.9.2001

"Im 20. Jahrhundert wurde Krieg auf Kosten von Zivilisten geführt. Im 21. Jahrhundert wird er durch Zivilisten geführt. Er ist damit endgültig zur „glaubensmotivierten Aktion“ geworden, die weder Gewehre oder Panzer noch Schiffe, Flugzeuge oder Raketen benötigt. Wie andere glaubensmotivierten Initiativen manövriert sie am konventionellen Staat vorbei. Erforderlich sind nunmehr Planungsfähigkeiten und die Bereitschaft, für seinen Glauben zu sterben. Alles andere – Gerätschaften, verfügbare Technologien, Angriffsziele – wird von der zivilen Gesellschaft geliefert, dem Opfer. Der Zweck eines solchen Unternehmens ist es nicht, ein bestimmtes Endziel oder noch weniger, einen endgültigen Sieg zu erreichen; es geht allein darum, eine Aussage zu machen. In seiner Fernsehansprache am Dienstagabend hat Präsident George W. Bush diesen Punkt völlig missverstanden. „Es ist ihnen nicht gelungen, unsere Entschlossenheit ins Wanken zu bringen“, versicherte er. „Die“ haben indessen gar nicht versucht, unsere Entschlossenheit ins Wanken zu bringen. Sie wollten das World Trade Center in Schutt und Asche legen und das Pentagon in die Luft jagen, und das ist ihnen gelungen. Ihre Aussage könnte nicht klarer formuliert sein: die Vereinigten Staaten sind verwundbar. Als Mao Tse Tung die USA zum ersten Mal einen „Papiertiger“ nannte, wusste er, dass er damit nur seine Angst verdrängte: ein Pfeifen im Wald. Heute sieht das anders aus. Der Kontrast zwischen der amerikanischen Militärgigantomanie und dem tatsächlichen Ausgeliefertsein des Landes ist offenkundig. Bis Dienstagmorgen hatten die Amerikaner allerdings selbst dies noch nicht begriffen.

In den letzten Jahren haben Amerikaner eine Flut von Filmen gesehen, in denen die USA den Zweiten Weltkrieg durch tapferes Auftreten mit links gewannen. Ein wenig früher waren es die muskelbepackten amerikanischen Helden mit freiem Oberkörper, die oft buchstäblich in amerikanische Flaggen eingewickelt den Vietnam-Krieg und andere Kriege zugunsten Amerikas nachkämpften. Ich habe einige dieser Filme in Kinos und vor Fernsehern in Europa gesehen, in Ländern, die den Amerikanern durchaus wohlgesonnen sind. Die Kommentare zu den Filmen waren nicht unbedingt schmeichelhaft. Überall wuchs seit Jahren die Versuchung, die amerikanischen Seifenblase der Eitelkeit und des Hochmuts platzen zu sehen. Dieser Wunsch nach einer Demütigung Amerikas ist nur geschürt worden durch die amerikanische Unwilligkeit, sich mit dem Tod im Krieg auseinanderzusetzen.

Seit jeher ist für überzeugte Terroristen der Tod ein akzeptabler Preis für eine gelungene Mission. Für die heutigen Terroristen, die religiös motiviert sind, ist er sogar der erwünschte Preis – die Belohnung. Die westeuropäischen Staaten, die militärische Verluste als Preis für eine Lösung eher akzeptieren und daran gewöhnt sind, das begrenzte Risiko des Todes von Zivilisten einzugehen, verstehen diese Mentalität und geben daher nur eine unbefriedigende symbolische Zielscheibe für Terroristen ab. Die Amerikaner aber haben aus dem Krieg eine Kunst – manche sagen eine Manie – der Risikolosigkeit gemacht. Die besondere Genugtuung über eine möglichst hohe Zahl von amerikanischen Toten sollte daher nicht unterschätzt werden.

Die amerikanische Reaktion im Inland ist verängstigte Orientierungslosigkeit. Wenn Europäer mit einem terroristischen Angriff konfrontiert werden, fragen sie typischerweise: „Warum passiert das?“ Jeder Amerikaner, mit dem ich bisher gesprochen oder im Fernsehen nach der Katastrophe gesehen habe, wollte wissen: „Wie konnte das passieren?“, beziehungsweise „wer konnte das geschehen lassen?“, als ob die hundertprozentige eigene und kollektive Sicherheit ein Anrecht des modernen Lebens sei. Wird sich dies nun für immer ändern? Sind wir, nach Pearl Harbor und Kennedys Ermordung, Zeugen des Verlusts der amerikanischen Unschuld, die so oft angekündigt und so oft verschoben wurde?

1. Es ist zu früh, Gewissheit zu haben. Aber wir haben immerhin etwas gewonnen, wenn Washington drei Dinge versteht. Zuerst, dass es eine immense Leichtfertigkeit darstellt, von der Raketenabwehr derart besessen zu sein. Mit Sicherheit gibt es kriminelle Staaten oder wahnsinnige Einzelpersonen, die noch immer davon träumen, eine transkontinentale Rakete abzufeuern. Aber dies wäre die letzte Waffe, die sie wirklich verwenden würden, gerade weil sie ihren Ursprung und Urheber so erkennbar macht. Wenn ich Recht habe und die Bedrohung der nächsten Jahrzehnte von Leuten und Organisationen ausgeht, die ihren Erfolg dadurch erzielen wollen, dass sie ihre Widersacher ins Herz treffen und demütigen, dann sind die Ausgaben für eine Raketenabwehr eine kriminelle Verschwendung.

2. Was man zum zweiten lernen kann, betrifft den Mittleren Osten, der wahrscheinlich Ursprung dieser und kommender Angriffe ist. Ob es uns nun gefällt oder nicht, Israel wird von Marokko bis Pakistan als Stellvertreter der USA angesehen. Was Israel tut, wird Amerika angekreidet. Israel ist der Vorwand und der Katalysator für Angriffe auf Amerika. Daran wird sich nichts ändern. Die USA haben darum keine wirkliche Wahl im israelisch-arabischen Konflikt: sie sind nunmal keine normale Großmacht, die sich ihr Engagement frei aussuchen und – wie es die Bush-Regierung tat – die Arme verschränken und sich von der Front zurückzuziehen kann. Wenn Israel Methoden anwendet, mit denen Washington nicht einverstanden ist (wie in letzter Zeit geschehen), ist es Amerika, das mehr denn je zur Zielscheibe wird, mehr noch als Israel selbst. Man darf Israel nicht seinem Schicksal überlassen. Amerika muss aus dieser Not eine Tugend machen und sich in dem Konflikt wohl oder übel engagieren, da es in unserem Interesse liegt, uns einzumischen und einen Weg zum Frieden im Nahen Osten zu finden.

3. Die dritte Erkenntnis ist die wichtigste. Bereits am Dienstagabend hatte der republikanische Senator John Warner vom Streitkräfte-Komitee des Senats erklärt: „Wir fordern die gesamte Welt dazu auf, uns beizustehen und zu helfen“. So wird es auch geschehen, denn der Großteil der Welt weiß, dass alle am selben Seil hängen. Die amerikanischen Verantwortlichen haben jedoch die letzten Monate damit verbracht, internationale Verträge aufzukündigen oder zu desavouieren, den Rückzug aus Krisenregionen einzuleiten und allenthalben die Beschränkung auf US-Interessen zu verkünden. Es tut gut, zu sehen, dass jetzt selbst konservative amerikanische Politiker anerkennen, dass die nationalen Belange Amerikas mit dem Rest der zivilisierten Welt unentwirrbar verknüpft sind. Es wäre besser gewesen, diese Erkenntnis schon früher zu beherzigen.

Wir leben in einer globalisierten politischen Ära. Nicht nur die Finanzmärkte kennen keine Grenzen mehr (eben deshalb haben ja die Terroristen das World Trade Center angegriffen, dessen Name bereits eine Herausforderung darstellte). Die nationalen amerikanischen Interessen verlieren in der Isolation ihren Sinn. Allianzen, Verträge, internationales Recht, Gerichtshöfe und Sonderorganisationen sind keine Alternative zur nationalen Sicherheit – sie sind ihre einzige Hoffnung. Der Rest sind protziges Säbelklirren und eitle Prahlerei. Wird die jetzige Regierung diese unbequeme Wahrheit begreifen? Vielleicht bleibt es einer künftigen Leitfigur oder sogar einer neuen Generation vorbehalten, die vollen Auswirkungen der aktuellen Tragödie zu erfassen. Eine beängstigende schuttübersäte Leere ist dort, wo eben noch die beiden stolzen Türme standen – eine neue Ära hat begonnen."
Süddeutsche Zeitung vom 15.9.2001
http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/kultur/terminekritik/theater/24390&datei=index.php  

  

 

Arche Noah 2001 und Behörden und Vorschriften und ...

Nach vielen Jahren sah Gott wieder einmal auf die Erde. Die Menschen waren verdorben und gewalttätig und er beschloss, sie zu vertilgen, genau so, wie er es vor langer langer Zeit schon einmal getan hatte.

Er sprach zu Noah: "Noah, bau mir noch einmal eine Arche aus Zedernholz, so wie damals : 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch. Ich will eine zweite Sintflut über die Erde bringen. Die Menschen haben nichts dazu gelernt. Du aber gehe mit deiner Frau, deinen Söhnen und deren Frauen in die Arche und nimm von allen Tieren zwei mit, je ein Männchen und ein Weibchen. In sechs Monaten werde ich den großen Regen schicken."
Noah stöhnte auf; musste das denn schon wieder sein? Wieder 40 Tage Regen und 150 unbequeme Tage auf dem Wasser mit all den lästigen Tieren an Bord und ohne Fernsehen! Aber Noah war gehorsam und versprach, alles genau so zu tun, wie Gott ihm aufgetragen hatte.

Nach sechs Monaten zogen dunkle Wolken auf und es begann zu regnen. Noah saß in seinem Vorgarten und weinte, denn da war keine Arche. "Noah", rief der Herr, "Noah, wo ist die Arche?" Noah blickte zum Himmel und
sprach: "Herr, sei mir gnädig.? Gott fragte abermals: "Wo ist die Arche, Noah?? Da trocknete Noah seine Tränen und sprach: "Herr, was hast du mir angetan? Als Erstes beantragte ich beim Landkreis eine Baugenehmigung. Die dachten zuerst, ich wollte einen extravaganten Schafstall bauen.
Die kamen mit der ausgefallenen Bauform nicht zurecht, denn an einen Schiffbau wollten sie nicht glauben. Auch deine Maßangaben stifteten Verwirrung, weil niemand mehr weiß, wie lang eine Elle ist. Also musste mein Architekt einen neuen Plan entwerfen. Die Baugenehmigung wurde mir zunächst abgelehnt, weil eine Werft in einem Wohngebiet planungsrechtlich unzulässig sei. Nachdem ich dann endlich ein passendes Gewerbegrundstück gefunden hatte, gab es nur noch Probleme. Im Moment geht es z.B. um die Frage, ob die Arche feuerhemmende Türen, eine Sprinkleranlage und einen Löschwassertank benötige. Auf einen Hinweis, ich hätte im Ernstfall rundherum genug Löschwasser, glaubten die Beamten, ich wollte mich über sie lustig machen. Als ich ihnen erklärte, das Wasser käme noch in großen Mengen, und zwar viel mehr als ich zum Löschen benötigte, brachte mir das den Besuch eines Arztes vom Landeskrankenhaus ein. Er wollte von mir wissen, was ein Schiffbau auf dem Trockenen, fernab von jedem Gewässer, solle.
Die Bezirksregierung teilte mir daraufhin telefonisch mit, ich könnte ja gern ein Schiff bauen, müsste aber selbst zusehen, wie es zum nächsten größeren Fluss käme. Mit dem Bau eines Sperrwerks könnte ich nicht rechnen, nachdem der Ministerpräsident zurückgetreten sei. Dann rief mich nochein anderer Beamter dieser Behörde an, der mir erklärte, sie seien inzwischen ein kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen und darum wolle er mich darauf hinweisen, dass ich bei der EU in Brüssel eine Werftbeihilfe beantragen könne; allerdings müsste der Antrag achtfach in den drei Amtssprachen eingereicht werden. Inzwischen ist beim Verwaltungsgericht ein vorläufiges Rechtsschutzverfahren meines Nachbarn anhängig, der einen Großhandel für Tierfutter betreibt. Der hält das Vorhaben für einen großen Werbegag - mein Schiffbau sei nur darauf angelegt, ihm Kunden abspenstig zu machen. Ich habe ihm schon zwei Mal erklärt, dass ich gar nichts verkaufen wolle. Er hört mir gar nicht zu und das Verwaltungsgericht hat offenbar auch viel Zeit.

Die Suche nach dem Zedernholz habe ich eingestellt. Libanesische Zedern dürfen nicht mehr eingeführt werden. Als ich deshalb hier im Wald Bauholz beschaffen wollte, wurde mir das Fällen von Bäumen - unter Hinweis auf das Landeswaldgesetz verweigert. Dies schädige den Naturhaushalt und das Klima. Außerdem sollte ich erst eine Ersatzaufforstung nachweisen. Mein Einwand, in Kürze werde es gar keine Natur mehr geben und das Pflanzen von Bäumen an anderer Stelle sei deshalb völlig sinnlos, brachte mir den zweiten Besuch des Arztes vom Landeskrankenhaus ein.

Die angeheuerten Zimmerleute versprachen mir schließlich, für das notwendige Holz selbst zu sorgen. Sie wählten jedoch erst einmal einen Betriebsrat. Der wollte mit mir zunächst einen Tarifvertrag für den Holzschiffbau auf dem flachen Lande ohne Wasserkontakt aushandeln. Weil wir uns aber nicht einig wurden, kam es zu einer Urabstimmung und zum Streik. Herr, weißt du eigentlich, was Handwerker heute verlangen? Wie soll ich denn das bezahlen? 
Weil die Zeit drängte, fing ich schon einmal an, Tiere einzusammeln. Am Anfang ging das noch ganz gut, vor allem die beiden Ameisen sind noch immer wohlauf. Aber seit ich zwei Tiger und zwei Schafe von der Notwendigkeit ihres gemeinsamen und friedlichen Aufenthaltes bei mir überzeugt hatte, meldete sich der örtliche Tierschutzverein und rügte die artwidrige Haltung. Und mein Nachbar klagt auch schon wieder, weil er auch die Eröffnung eines Zoos für geschäftsschädigend hält. 
 
Herr, ist dir eigentlich klar, dass ich auch nach der Europäischen Tierschutztransportverordnung eine Genehmigung brauche? Ich bin schon auf Seite 22 des Formulars und grüble im Moment darüber, was ich als
Transportziel angeben soll. Und wusstest du, dass z. B Geweih tragende Tiere während der Brunftzeit  überhaupt nicht transportiert werden dürfen? Und die Hirsche sind ständig am Schnackeln, wie Fürstin Gloria sagen würde und auch der gemeine Elch und Ochse denken an nichts anderes, besonders die südlicheren! 
Herr, wusstest du das? Übrigens, wo hast du eigentlich die Callipepia caliconica du weißt schon, die Schopfwachteln und den Lethamus Discolor versteckt?
Den Schwalbensittich habe ich bisher auch nicht finden können. 
Dir ist natürlich auch bewusst, dass ich die 43 Vorschriften der Binnenmarkt-Tierschutzverordnung bei dem Transport der Kaninchen strikt  beachten muss. Meine Rechtsanwälte prüfen gerade, ob diese Vorschriften auch für Hasen gelten. 
Übrigens: wenn du es einrichten könntest, die Arche als fremdflaggiges Schiff zu deklarieren, das sich nur im Bereich des deutschen Küstenmeeres aufhält, bekäme ich die Genehmigung viel einfacher. Du könntest dich doch auch einmal für mich bemühen.
Ein Umweltschützer von Greenpeace erklärte mir, dass ich Gülle, Jauche, Exkremente und Stallmist nicht im Wasser entsorgen darf.
Wie stellst du dir das eigentlich vor? Damals ging es doch auch!
Vor zwei Wochen hat sich das Oberkommando der Marine bei mir gemeldet und von mir eine Karte der künftig überfluteten Gebiete erbeten. Ich habe ihnen einen blau angemalten Globus geschickt.
Und vor zehn Tagen erschien die Steuerfahndung; die haben den Verdacht, ich bereite meine Steuerflucht vor. 
Ich komme so nicht weiter Herr, ich bin verzweifelt! Soll ich nicht doch lieber meinen Rechtsanwalt mit auf die Arche nehmen?"
Noah fing wieder an zu weinen. Da hörte der Regen auf, der Himmel klarte auf und die Sonne schien wieder. Und es zeigte sich ein wunderschöner  Regenbogen.  Noah blickte auf und lächelte. "Herr, du wirst die Erde doch
nicht zerstören?"  Da sprach der Herr: "Darum sorge ich mich nicht mehr, das schafft schon
eure Verwaltung!"

  

 

Sex - ohne geht wirklich nichts?

... also doch: Vermutlich muß man erst etwas Erotisches anbieten, bevor man in den schier endlosen Weiten des Internet wirklich wahrgenommen wird. 

Ich errege, also bin ich.

Nun denn, wenn es nicht anders geht... Ihr habt es ja so gewollt. Aber kommt mir jetzt bloß nicht mit Alice Schwarzer.

  

 

 

Kohl-Spender oder nicht?

Liebe(r) Bundesbürger/innen, liebe(r) potentielle(r) Spender/innen!
Lasst uns alle unserem verdienten Kanzler der Einheit dieses unseres Landes helfen, sein Ehrenwort zu halten. Dr. Helmut Kohl kann nicht die Namen der Spender nennen, die ihm die paar Millionen DM gegeben haben, weil er ihnen sein Ehrenwort gab.
Wenn wir deshalb alle diejenigen ausfindig machen, die Dr. Helmut Kohl NICHT drei Millionen DM gegeben haben, bleiben nur noch die Spender übrig. Die Schurken sind gestellt und Dr. Helmut Kohl hat sein Ehrenwort gehalten. So einfach ist das.
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Ich erkläre mit elektronischem Ehrenwort hiermit, dass ich NICHT drei Millionen DM in bar dem Ex-Kanzler, Ex-Vorsitzenden der CDU, Ex-Ehrenvorsitzenden der CDU Dr. Helmut Kohl gegeben habe.

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(hier eigenen Namen einsetzen)

  


 

 

Wenn die Welt in einem 100-Seelen-Ort leben würde?

Wenn man die Weltbevölkerung auf ein 100 Seelen zählendes Dorf reduzieren könnte - zum Beispiel in eines zwischen Hinterzarten und Breitnau im Hochschwarzwald - und dabei die Proportionen aller auf der Erde lebenden Völker beibehalten würde, dann wäre dieses Dorf folgendermaßen zusammengesetzt :

57
Asiaten
21
Europäer
14
Amerikaner
8
Afrikaner
 
52
Frauen
48
Männer
 
30
Weiße
70
nicht-Weiße
 
30
Christen
70
nicht - Christen
 
89
Heterosexuelle
11
Homosexuelle
 
6 Personen besäßen 59% des gesamten Reichtums und alle 6 kämen aus den USA
80 lebten in maroden Häusern
70 wären Analphabeten
50 würden an Unterernährung leiden
1 wäre dabei zu sterben
1 wäre dabei geboren zu werden
1 besäße einen Computer
1 (ja, nur einer) hätte einen Universitätsabschluß

Wenn man die Welt auf diese Weise betrachtet, wird das Bedürfnis nach Akzeptanz und Verständnis offensichtlich? Oder was sonst? Schreiben Sie Ihre Meinung doch einfach in unser Forum.

  

© Freiburg-Dreisamtal.de,  Last Update 05.08.08