Bundesstrasse B31 durch Freiburg und Dreisamtal
Presseberichte 2
 

FreiburgB31.de: Presseberichte zum Bau der B31 ab 5.11.2002
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Herbst 2002 im Dreisamtal - Hamamelis


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Martin Haag vom Tiefbauamt wird Professor an Uni Kaiserslautern

Martin Haag, der Leiter des städtischen Garten- und Tiefbauamtes, ist zum Professor an der Technischen Universität in Kaiserslautern berufen worden. Voraussichtlich im Oktober wird der promovierte Diplom-Ingenieur aus dem städtischen Dienst ausscheiden und von der Praxis in die Wissenschaft wechseln. Der 42 Jahre alte Haag übernimmt an der TU Kaiserslautern den Lehrstuhl für Verkehrswesen am Institut für Mobilität und Verkehr. Haag war 1995 als Projektleiter für die Breisgau-S-Bahn zum Tiefbauamt gekommen und hatte fünf Jahr später als damals jüngster Amtschef die Leitung des Tiefbauamtes übernommen. Das Amt ist 2006 unter Haags Leitung mit dem Gartenamt zum neuen Garten- und Tiefbauamt (GuT) verschmolzen worden. Mit insgesamt 330 Mitarbeitern ist das GuT drittgrößte städtische Amt.
11.7.2007, www.badische-zeitung.de

In den Zeiten des Neubaus der B31 Ost war Martin Haag viel gefragter und zitierter Gesprächspartner bei den schwierigen und auch oftmals recht ruppigen Auseinandersetzungen.


 

B31 Ost im Dreisamtal: Weder menschenfreundlich noch umweltschonend

Wer könnte die Freude auf eine Verkehrs- und damit Lärm- Dreck- und Gefahrenarme Zukunft den Leid geprüften Anwohnern in Zarten, Ebnet und der Schwarzwaldstraße verwehren? Wer könnte das Glück über die erfreuliche Perspektive mit der/dem NachbarnIn von Gegenüber zukünftig ohne Straßenlärm ein Schwätzle halten zu können, nicht nachvollziehen? Und wer könnte die erlösende Aussicht, wieder frei Atmen zu können und bei offenen Fenster schlafen zu können, diesen Menschen nach den vielen Jahrzehnten des Verzichts, nicht gönnen?
Doch handelt es sich hierbei nicht vielmehr um prinzipiell berechtigte und eigentlich für alle Menschen erstrebenswerte Selbstverständlichkeiten, die jedoch Aufgrund unseres gedankenlosen und nicht hinterfragenden, mehrheitlich nicht gewissenhaft bedachten mobilen Lebensstils, schon lange keine mehr sind?

Doch offensichtlich sitzt das für eine große Anzahl an Gesellschafts- und Umweltproblemen ursächliche, kollektive Verdrängungsdenken tief. Und zwar so tief, dass es selbst in Köpfen von jahrelang vom Individual- und Transitverkehr gequälten Menschen zu finden ist. Als Beispiel dazu zwei Meinungen von Frau Bailer von der Notgemeinschaft Schwarzwaldstraße e.V. zum Thema "Pro / Contra neue B31":

  • Frau Bailer nennt die "wichtige Ost-West-Straßenverbindung eine menschenfreundliche und Umwelt schonende Lösung"! Doch wie menschenfreundlich ist dieser neue Straßenabschnitt bei differenzierter Betrachtung? Hat die Verfasserin bei ihrer Beurteilung auch die zu erwartende steigende Magnetwirkung dieser 4-spurigen Trasse auf die Verkehrsströme berücksichtigt? Kann man ihre positive Bewertung einzig bei einer isolierten Gegenüberstellung der neuen B 31 mit ihren Tieflagen, Tunnels und Galerien (also Errungenschaften der B 31-Kritiker, die Frau Bailer im gleichen Beitrag als unnötige "Verteuerung und Verzögerung" kritisiert!) direkt mit dem bis dato katastrophalen Zustand in Zarten, Ebnet und der Schwarzwaldstraße, nicht schon eher nachvollziehen? Doch reicht diese auf ein Teilstück fokussierte Betrachtungsweise aus, um alle Folgen gewissenhaft beurteilen zu wollen?

  • Hat sich Frau Bailer darüber Gedanken gemacht, welche Folgen für Anwohner in Hinterzarten, Falkensteig und in Himmelreich entstehen (um nur einige vorgelagerte B 31-Orte zu nennen), die wegen der 4-spurigen B 31 - zusätzlich gepusht vom LKW-Autobahnmaut ab 2003 mit anwachsenden Verkehrsaufkommen und damit steigenden Lärm- und Emissionswerten werden Leben müssen? Hat sie bedacht was Ruhe- und Erholung Suchende im Naherholungsgebiet Dreisamtal empfinden werden, die einerseits eine zweispurige Straße losgeworden sind, dafür den Dreck und Lärm einer vierspurigen Transitstrasse nun akzeptieren müssen?

Und wie sieht es bei genauer Betrachtung mit der von Frau Bailer genannten Umweltfreundlichkeit der Trasse aus? Versiegelt bzw. verbraucht eine vierspurige (statt zweispurige) Straße weniger Fläche nur weil diese z. T. in Tieflage gebaut ist? Produziert eine durch den ungebremsten Straßenaus- und zubau täglich wachsende Blechlawine weniger Klima erwärmende, wälder- und gesundheitsschädigende Emissionen, nur weil diese teilweise hinter Galerien und kurzzeitig im Tunnel verschwindet? Entpuppt sich dieses hinzugekommene Straßenteilstück bei einer ganzheitlichen Betrachtung nicht eher als ein weiteres Bruchstück einer wachsenden Altlast, für deren Rückbau nachfolgende Generationen - ähnlich wie der als Sackgasse erkannten Atomkraft - wieder viel Geld werden ausgeben müssen?

Zukunftsfähige Alternativen gab es genug: Z. B. der Ausbau einer zweigleisigen, in 15-Minutentakt pendelnden Höllentalbahn, die folglich ihre Kapazität als Alternative für den Mobilitätsbedarf des Berufs- bzw. Quell- und Zielverkehrs hätte erheblich steigern können und für viele Pendler ihre Anziehungskraft bzw. Attraktivität auf das mit Abstand umweltfreundlichste Verkehrsmittel hätte entscheidend erhöhen können. Pendler könnten so die Breisgaumetropole einerseits bequem erreichen und der Löwenteil des nun zu erwartenden Transitverkehrs wäre ihr erspart geblieben.

Die neue B31 ist nur ein winziges neues Puzzlestück eines riesigen bundes- und europaweiten Straßennetzes, von deren Existenz kein Untergang des Abendlandes droht. Sie muss jedoch insgesamt als ein weiterer Schritt in die falsche Richtung bewertet werden. Denn sie steht für eine Verkehrspolitik, die dem bereits heute so unerträglichen wie größtenteils vermeidbaren Transit- und Individualverkehr einen weiteren roten Teppich ausrollt und dieses Geschwür unserer Zeit nach Kräften nährt und wuchern lässt.

Freiburg hätte es besser machen können! Doch letztendlich hat auch diese Stadt dem Druck der Straße nachgegeben. Überregional gesehen ist die B 31 Ost Neu ein weiterer Tropfen Öl ins Feuer. Für Freiburg und das Dreisamtal jedoch eine für viele Generationen folgenschwere Fehlentscheidung!

Peter Herrmann, Kirchzarten in: Der Dreisamtäler, 7.11.2002, www.dreisamtaeler.de


 

 

Der Wahnsinn hat Methode: Geplante Fernstrassenprojekte in der Region Südlicher Oberrhein, Freiburg und Dreiländereck

Lärm und Gestank im Transitland Oberrhein nehmen zu. Bei manchem Straßenbauprojekt in der Region gibt es sicher ein sinnvolles Pro und Contra. Da sind die lärmgeplagten AnwohnerInnen, die nach den neuen Straßen und Umgehungen rufen. Oft werden den AnwohnerInnen aber auch mögliche Entlastungen vorenthalten, damit so die neuen Straßen erzwungen werden. Schauen Sie sich einmal die vielen gewünschten, in Bau und Planung befindlichen Straßenbauprojekte an (sechs- und langfristig sogar achtspuriger Autobahnausbau, B31 West, L113, Ortsumfahrung in Teningen...). Und die fast immer gleichen Vertreter der Bauwirtschaft in der Politik rufen nach mehr Straßen und sehen nicht die Menschen, die unter dem zunehmenden Transitverkehr leiden. Die Straßen verbrauchen nicht nur die real in Anspruch genommene Fläche, sie verlärmen außerdem einen breiten Streifen auf beiden Seiten und belasten die angrenzenden Gemeinden, Äcker und Wiesen mit Schadstoffen. Im Zusammenhang gesehen ergeben diese vielen Straßen eine neue negative Qualität für den Breisgau, ein Bild der Zerstörung, ....
mehr: http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/projekte/verkehr_idx.htm

 

Lärmschutzwall zwischen Hammerschmiedbrücke und Schützenalleetunnel fehlt

Mehr als 40 Anwohner aus der Oberwiehre fühlen sich "verschaukelt" und fordern vom Regierungspräsidium Freiburg (RP), dass es den ursprünglich vorgesehen Lärmschutzsteilwall zwischen den beiden Tunnelgalerien baut. Als Soforthilfe fordern sie Tempo 60. Nach Auskunft des RP entspricht aber der Bau dem Vergleich, den das RP 1993 mit den Klägern gegen die neue Trasse geschlossen hat. Tempo 60 bringe nichts.
Es sind 420 Meter, die die Gemüter an der neuen Trasse der B 31 erregen. Auf der Nordseite zwischen Schützenallee- und Kappler Tunnel sollte zwischen Hammerschmied-Brücke und Ostportal des Schützenalleetunnels ein Steilwall aufgeschüttet werden, um die Anlieger vor Lärm und Abgasen zu schützen. Vom Steilwall ist in der Tat wenig zu sehen. Es gibt zwar Lärmschutzwände, doch an einigen Stellen kaum zwei Meter über Geländeniveau. "Wir fordern diesen Wall und sofort Tempo 60", so Rafael Joao. .... "Selbst wenn, dann ist die Forderung der Anwohner trotzdem berechtigt", meint Thomas Oertel, Vorsitzender des Bürgervereins Oberwiehre-Waldsee.
BZ vom 22.11.2002, ganzer Artikel unter www.bzol.de

 
 

6 Punkte zur Eröffnung der B 31 Ost neu

Keine Versöhnung, aber verantwortungsvoller Umgang

(mk) Mit der B 31 Ost neu wurde eine Straße dem Verkehr übergeben, die weder der amtierende Oberbürgermeister noch die Grünen gewollt haben. Den Kampf gegen dieses Unheilprojekt haben wir verloren, aber er ist ein Beispiel dafür, wie man durch Niederlagen gestärkt wird. Der unbeirrte und konsequente Widerstand hat den Grünen ein gutes Stück an Glaubwürdigkeit und politischen Zuwachs in der Stadt beschert, was wir - und das ist unser zweites Verdienst - bis heute zu erhalten vermochten. Die Grünen nehmen die Existenz des Straßenabschnittes B 31 Ost neu zur Kenntnis und gehen damit verantwortungsvoll um, sind aber mitnichten mit dem Bau "versöhnt", wie die gängige Formel immer lautet. Wir halten weiterhin fest:

1. Der Bau dieser Straße war ein falsches Signal einer veralteten Verkehrspolitik, die den Autoverkehr durch immer neuen Straßenbau mit seinen schädlichen Folgen vergeblich in den Griff zu bekommen versucht.

2. Die jetzt zu eröffnende Trassenführung ist in allen Belangen (verkehrlich, landschaftlich, ökologisch, hydro-logisch usw.) von allen möglichen die denkbar schlechteste. Vertretbarer wäre eine kleine Umfahrung Ebnets und eine zweispurige Untertunnelung der alten Schwarzwaldstraße gewesen, wie es das Urteil des Freiburger Verwaltungsgerichtes seinerzeit den Straßenbetreibern ins Stammbuch geschrieben hatte. Wie der Verkehr sich auf der neuen Straße nun auch entwickelt – sie bleibt eine unverzeihliche und nicht wieder gutzumachende Verschandelung des Freiburger Ostens und des Dreisamtales.

3. Wir halten die Finanzierungsweise des Baus weiterhin für falsch, verfassungsrechtlich bedenklich und für völlig überteuert. Diese Kosten tragen dazu bei, die Finanzierung des Stadttunnels und die Fortführung der B 31 West zu erschweren oder zu verunmöglichen - die B 31 Ost neu verschlingt ihre eigene Fortsetzung.

4. Die neue Trasse dient zur Hauptsache dem "übergeordneten" Fernverkehr – eine Straße nicht für, sondern "eine Straße gegen die Stadt."

5. Wir bleiben dabei, dass das Zustandekommen der Straße einen Skandal darstellt und keineswegs ein faires und offenes demokratisches Verfahren widerspiegelt. Stichpunkte: Verwerfung der Trasse als letzte ordentliche gerichtliche Entscheidung; Abwürgung eines von der Straßenbauerseite betriebenen und für die Straßengegner günstig stehenden Prozesses durch einen hinterhältig erpressten Vergleich; bei jeder Abstimmung eine stetig abschmelzende Gemeinderatsmehrheit, die sich der Vorspiegelung falscher Tatsachen unterwarf; brutaler und in Freiburg bisher nicht erlebter Polizeieinsatz, um einen jahrhundertealten Eichenwald plattzumachen.

6. Völlig verantwortungslos war der Bau des Abschnittes ohne einen gesicherten und zeitlich nahtlosen Anschluss des sog. Stadttunnels mit allen Folgewirkungen für die Anwohner/innen der Wiehre. Die Grünen werden alles tun, um den Schaden zu minimieren und durch eventuelle geeignete Begleitmaßnahmen und einen schnellstmöglichen Bau eines effizient geplanten Stadttunnels (was beides bisher so nicht gewährleistet ist) das Schlimmste zu verhüten.

Dazu gehört, das wir im Verein mit dem "Aktionsbündnis Verkehr" die Entwicklung des Verkehrsflusses und der Umweltbelastungen genau im Auge behalten werden.

Prof. Dr. Mühleisen, Helmut Thoma und Reiner Ehret haben ein kleines Buch herausgebracht mit dem Titel "B 31 - eine Straße gegen die Stadt", das ich Euch warm ans Herz lege und das für 6 Euro im hiesigen Buchhandel zu erwerben ist.

Grünes Telegramm, 11/02, Die Grünen Freiburg

 
 

B31-Tunnel Anfang der Achse Paris-Budapest?

Dieser Tunnel ist der Anfang der West-Ost-Achse Paris-Budapest.
Wer glaubt, jetzt freie Fahrt zu haben, hat sich geirrt. Wenn mal erst die Bresche auch durch den Schwarzwald geschlagen ist (in Döggingen ist ja schon der Autobahnanschluss gebaut), wird es den Verkehr magisch anziehen. Ich habe mich vor ein paar Jahren mit einem Bauern aus Neustadt unterhalten, der sagte mir, dass er immer noch auf die Entschädigung für sein Land, das der alten B 31 zum Opfer fiel, warten würde! Ich frage mich, was das für Menschen sind, die für ihren Götzen Auto fünfhundert 300 Jahre alte Eichen platt machen! Ich bin der Meinung, dass alle, die nach dieser neuen Trasse geschrieen haben, auch dafür mitbezahlen sollen. Man fährt selbst Auto, aber den Lärm und Dreck, den will man nicht vor der eigenen Haustür haben. Jeder will in der Natur wohnen und muss den Autoverkehr mit Lärm und Luftverpestung in die entlegensten Täler mitnehmen. Ich habe nie ein Auto gehabt, es geht auch ohne, ich bin aber die Leidtragende von dieser ganzen Luftverpestung und von dem Lärm. Böhme und das Regierungspräsidium haben leichtfertig, kurzsichtig, verantwortungslos gehandelt! Die, die sich jetzt freuen über sieben Kilometer Tunnel für wahnsinnig viel Geld - der Tag kommt, wo in diesem Tunnel sich der Verkehr staut bis sonst wo. Für das Geld hätte die Stadt das Nahverkehrsnetz bestens ausbauen können.
Wenn man sich überlegt, dass jeder einzeln in so einer Kiste fährt, was das für eine Wahnsinnsverschwendung an Rohstoffen ist und Belastung für die Umwelt. Die Lösung der Verkehrsprobleme liegt nicht im Bau weiterer Strassen, sondern in der Verminderung des Straßenverkehrs durch optimalen Ausbau des Nahverkehrs, und wenn jeder mal nachdenken würde, was er kauft, würden nicht so viele Lastwagen unnütz durch die Gegend fahren.

Ulrike Bause, Freiburg, Leserbrief BZ vom 5.11.2002, ubause@t-online.de

 

 

Pro und Contra B31 Neu im Dreisamtäler - Zu Strassenfreigabe am 24.10.2002

Vielen Dank an Hanspeter Schweizer vom Dreisamtäler zur Bereitstellung dieser grundlegenden Beiträge, dreisamtäler@swol.de

PRO B31 - Die (fast) unendliche Geschichte der B31 Ost Neu
Bereits 1931 gab es Überlegungen, anstelle der engen Landstraße durch Ebnet "eine großzügige Schnellverkehrsstraße nach dem Höllental entlang der Höllentalbahn in Aussicht zu nehmen". In den Fünfzigerjahren wurden die Planungen für den Neubau der Bundesstraße 31 wieder aufgenommen. In den kommenden Jahrzehnten befürwortete der Freiburger Gemeinderat dreizehnmal mehrheitlich die sogenannte Mösletrasse. Am 31.1.1984 beschloss der Freiburger Gemeinderat mit großer Mehrheit das Konzept B-31-Ost/Stadttunnel. Im Dezember 1984 erfolgte der Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums.

Und weshalb wird diese Straße erste Ende 2002 in Betrieb genommen? Nun, es gab reichlich aktive Straßenbaugegner, die mit allen Mitteln versuchten, das Projekt zu kippen. Immer "bessere" Trassenvarianten wurden in den Tagesdiskussionen gebracht und dann wieder verworfen: Nach ASS und Schwarzwaldautobahn kam Roßkopftunnel, kleine Umfahrung Ebnet und Zarten, Dreisamtunnel, Untertunnelung der Schwarzwaldstraße und Ebnet und die Null-Variante mit Ausbau der Höllentalbahn für den Güterverkehr ins Gespräch. Als zweiten "Stolperstein für die Mösletrasse" wurden alle Verwaltungs-Gerichtsinstanzen (Verwaltungsgericht Freiburg, Verwaltungsgerichtshof Mannheim, Bundesverwaltungsgericht Berlin) bemüht. Der Rechtsstreit zwischen Bund und den Klägern endete im Frühjahr 1993 mit einem Vergleich, dem der Gemeinderat mehrheitlich zustimmte. Wiederum waren Jahre vergangen. Inzwischen waren die Zeiten des Wirtschaftswunders vorbei, und der Bund konnte nur noch wenig Geld für den Straßenbau zur Verfügung stellen. Mit der "Privaten Vorfinanzierung" konnte schließlich auch dieses Hindernis beseitigt werden. Und wenn heute gesagt wird, dass diese neue B 31 zu teuer sei und die Bauarbeiten viel zu lange angedauert hätten, dann sind es auch die Kreise, die durch ihre Straßengegnerschaft die Verteuerung und die Verzögerungen teilweise verursacht haben.

Die 1981 gegründete Notgemeinschaft Schwarzwaldstraße e.V. kämpfte als Bürgerinitiative zwei Jahrzehnte lang für den Bau der B 31 Ost Neu. Mit vielfältigen Aktivitäten, Tausenden von Flugblättern, Großdemonstrationen, mit Briefen, Leserbriefen, Zeitungsanzeigen hat sie das Ziel, die Inbetriebnahme der B 31 Ost Neu, erreicht. Nicht zu übersehen war jedoch, dass dieses Straßenbauvorhaben von Politikern immer wieder benutzt wurde, um für anstehende Wahlen Stimmen zu gewinnen.

Mit der jetzt eröffneten Bundesstraße ist für das Dreisamtal eine menschenfreundliche und umweltschonende Lösung für das Verkehrsproblem auf dieser wichtigen Ost-West-Straßenverbindung gefunden worden. Menschenfreundlich, weil die Wohngebiete an der alten B 31 in Freiburg, Freiburg-Ebnet und Zarten wieder lebenswert werden, und umweltschonend, weil Tieflagen, Tunnels und Lärmschutz die Natur und die Anlieger weitgehend schützen. Das ergiebigste Trinkwasserschutzgebiet von Freiburg im nördlichen Dreisamtal zwischen Ebnet und Zarten für 120.000 Menschen wird zukünftig nur noch mit einem Wirtschafts- und Radweg belastet. In ein paar Jahren werden sich die ehemaligen Straßengegner womöglich von ihren Kindern und Enkelkindern fragen lassen müssen, warum diese moderne Bundesstraße einst bekämpft wurde.

Die tumultartigen Zwischenfälle beim "Ersten Spatenstich" am Kappler Knoten waren wenig ruhmreich für die Straßengegener. Die von weit her angereisten Politiker fanden nur etwas Entspannug durch die nach Ebnet aufsteigenden 31 weißen Tauben, die als Friedensangebot der Notgemeinschaft verstanden werden sollten.

Jetzt ist die B 31 Ost Neu von Kirchzarten bis Maria Hilf freigegeben worden. Und wie soll es weitergehen? Von Maria-Hilf bis zum Zubringer Mitte führt die B 31 durch dichtbebautes Wohngebiet. Der Stadttunnel ist erst in Planung, und um seine Finanzierung ist es schlecht bestellt. Zwanzig wirtschaftlich gute Jahre sind zur Verwirklichung des Stadttunnels nicht genutzt worden. Der Ausbau der A 5 auf sechs Spuren hat der Freiburger Gemeinderat kürzlich zum zweiten Mal abgelehnt. Zudem wird mutmaßlich in Freiburg die Basler Straße für den Durchgangsverkehr gesperrt, und die Achse Rempart-, Wall- und Kartäuserstraße soll verkehrsberuhigt werden. Die ebenerdigen Fußgängerüberwege und die Vorrangschaltung an Ampeln für den ÖPNV sowie der insgesamt zunehmende Verkehr werden die Situation in den kommenden Jahren auf den Dreisamuferstraßen weiter verschärfen. Die Verantwortlichen der Verzögerungstaktiken werden nicht sagen können, dass dies nicht vorhersehbar war. Die Menschen, die an diesem städtischen Teil der B 31 wohnen, werden die Versäumnisse von Jahrzehnten verspüren, der Leidensdruck wird wachsen.
Erna Bailer, Notgemeinschaft Schwarzwaldstraße e.V.

 

CONTRA B31 - Die neue B31 geht nicht nur Freiburg an (Reiner Ehret, 24.10.2002)

Das Für und Wider um die B 31 Ost, die heute dem Verkehr übergeben wird, hat sich in den letzten Jahren fast ausschließlich auf deren Auswirkung auf die Stadt Freiburg beschränkt. Dabei war das Thema Stadttunnel im Mittelpunkt der Diskussion. Da dieser jetzt nicht so schnell gebaut werden wird, wird wohl der Stau, der bisher die Anwohner in Zarten, Ebnet und in der Schwarzwaldstraße unerträglich belastet hat, weiter nach Westen, in den Bereich zwischen die Kirche Maria Hilf und dem Autobahnzubringer Mitte verlagert. Gewonnen ist also nichts. Im Gegenteil: Mehr Menschen als bisher werden in den "Genuss" von Lärm und Abgasen kommen. Dass man überhaupt eine 4-spurige, autobahngleiche Straße, die auch für den Transitverkehr eine wichtige Rolle spielt, mitten in die frühere Umwelthauptstadt hinein legt, ist ein Schildbürgerstreich erster Ordnung. Bald werden auch die heftigsten Befürworter des Baus der B 31 Ost zugeben müssen, dass es für sie und alle anderen Freiburger gescheiter gewesen wäre, die Alternativpläne der B-31-Gegner zu prüfen.

Um nochmals daran zu erinnern: Das Aktionsbündnis gegen die B 31 neu war nicht für die sogenannte Null-Lösungen (das heißt, gar nichts zu machen!); vielmehr gab es eine ausgearbeitete Planung, die erheblich bessere Entlastungseffekte gehabt hätte, weil die Schwarzwaldstraße insgesamt untertunnelt worden wäre und Ebnet und Zarten auch umfahren worden wären. Diese Pläne waren der Grund für das Bundesverwaltungsgericht, im Jahr 1992 den Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 1984 (!!) für rechtswidrig zu erklären. Erst der Vergleich, den Rechtsanwalt Siegfried de Witt gegen das Votum seiner Klägermandanten zusammen mit der Stadt Freiburg und dem Regierungspräsidium ausheckte, führte zur Verhinderung des Revisionsverfahrens vor dem VGH Mannheim und zur Rücknahme aller Klagen. Erst durch diesen Vergleich wurde auch die sehr teure private Vorfinanzierung der Straße möglich.

Dass das Dreisamtal als Naherholungsgebiet erheblichen Schaden nehmen würde, war allen Bürgerinnen und Bürgern klar. Sollte es der Jubel um die Einweihung des mehr als 300 Millionen Euro teuren Straßenbauprojektes zulassen, empfehle ich einen Spaziergang durch unser Tal. Es ist zerschnitten worden, wertvolle Flächen wurden zuasphaltiert, ein ungehindertes Queren des Tals ist nicht mehr möglich – übrigens nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Tiere, deren Lebensraum immer kleiner wird.

Hätten wir alle zusammen eine bessere Lösung finden und durchsetzen können? Ich meine, ja.

Immerhin hatte der Kirchzartener Gemeinderat Anfang 1985 die Planung und damit den am 17. 12. 1984 ergangenen Planfeststellungsbeschluss abgelehnt und Klage beim Verwaltungsgericht Freiburg erhoben. Im Juli 1985 zog Kirchzarten dann aber seine Klage zurück, übrigens mit einem relativ knappen Abstimmungsergebnis: 13 Gemeinderäte (inclusive Bürgermeister) waren für die Klagerücknahme, 10 dagegen. Damit war die Chance vertan, eine Planung voranzutreiben, die Entlastung u n d sparsameren Umgang mit Naturflächen sichergestellt hätte. Diese Rolle der Kirchzartener Kommunalpolitiker muss gerade in Tagen, in denen dem Freiburger Gemeinderat vorgehalten wird, er habe falsch entschieden, festgehalten werden. Auch die in letzter Zeit von Kirchzartens Bürgermeister Georg-Wilhelm von Oppen für sich reklamierten Verdienste um die Tieferlegung der B-31-Trasse bei Zarten, sollte man differenzierter betrachten: Hätte es keine Kläger gegen den Bau der Straße gegeben, wäre die Straße exakt so gebaut worden, wie sie im Planfeststellungsbeschluss 1984 beschrieben wurde, also mit der Hochlage bei Zarten. Hätte es kein Aktionsbündnis gegeben, das jahrelang Spenden sammelte, um die Kläger finanziell zu unterstützen, hätten diese schon viel früher aufgeben müssen angesichts der unbeschränkten Mittel, die das Land für Rechtsanwalts-, Gutachter- und Gerichtskosten aufwenden konnte. Und noch eines: Der Preis für die Tieferlegung der B 31 bei Zarten ist logischerweise die Höherlegung der Ortsumfahrung im Westen Kirchzartens, die den Anwohnern am Ortsrand Richtung Freiburg erheblich mehr Lärm beschert. Dies ist übrigens exemplarisch für das ganz Projekt: Die Belastungen aus dem B-31-Verkehr werden nicht beseitigt, sie werden lediglich verlagert. Die einen werden entlastet, andere dafür belastet. Und Verlierer ist in jedem Fall unsere Natur und die Umwelt. À propos Umwelt: Auch ein Tunnel ist nicht in der Lage, die Schadstoffe aus den Auspuffohren von Kraftfahrzeugen zu "schlucken". Sie kommen an den Tunnelportalen als "geballte Ladung" raus und dies sicherlich nicht zur Freude der Menschen, die dort wohnen oder arbeiten. Als Beispiel sei nur das Westportal des sogenannten Kappler Tunnels erwähnt, wo man jetzt Kleinkinder in der Krabbelstube der PH vor den Autoabgasen durch den Bau einer hohen Trennwand zu schützen versucht.

Ich bin sicher, man wird mir vorwerfen, ich gösse sauren Essig in den süßen Wein der Feierlichkeiten, die in den Tagen der B-31-Einweihung stattfinden. Das ist nicht meine Absicht. Was ich mir wünsche ist vielmehr, dass später einmal im historischen Rückblick unsere Kinder und Enkel wissen, dass es zur B-31-Fehlplanung gute Alternativen gab. Vielleicht ziehen sie daraus die Erkenntnis, dass sich Bürger nicht durch Politiker nach dem Prinzip "Teile und Herrsche" spalten lassen sollten und dass die Feindschaft zwischen Gegnern und Befürwortern der B 31 Ost von Politikern und Teilen unserer Wirtschaft eher begrüßt als bedauert wurde, weil sie die Grundlage für die dann doch erfolgreiche Durchsetzung von Macht- und Finanzinteressen war.

Damit diese Zeilen nicht nur als "Blick zurück im Zorn" gewertet werden, will ich noch eines loswerden: Es kommt jetzt darauf an, den Stadttunnel möglichst schnell zu bekommen. Angesichts der hohen Kosten und der unsicheren Finanzlage des Bundes wäre es erfolgversprechender, man würde – zumindest zunächst – nur einen zweispurigen Stadttunnel fordern. Bei Bedarf könnte die zweite Röhre später dazu gebaut werden. Kirchzarten wünsche ich von Herzen, dass die Vorhersage, die Westumfahrung werde den Innerortsverkehr entscheidend verringern, eintrifft und sich damit der "Luftkurort" seinen Titel wieder verdient.
Reiner Ehret, Sprecher der Aktionsbündnisse gegen den Bau der B 31 Ost Neu

Prof. Dr. Mühleisen, Helmut Thoma und Reiner Ehret:'
"B 31 - eine Straße gegen die Stadt", Freiburg 10/2002,  6 Euro

6 Punkte zur Eröffnung der B 31 Ost neu (12.11.2002)

Der Dreisamtäler, 24.10.2002, S.8/9, www.dreisamtäler.de

 

Regierungspräsidium zur Eröffnung der B31-Ost am 24.10.2002

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