Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Wir bauen mit
"Menschen für den Münsterturm" - Interviewreihe

 

Home >Freiburg >Freiburger-Muenster >Muensterturm >Wir-bauen-mit                 Kontakt - Ihre Idee?   

Blick nach Norden zur eingerüsteten Münsterturmspitze am 29.9.2006 Blick von der Sternengalerie-Plattform hoch in die achteckige Pyramide am 29.10.2005 "Wir bauen mit" bei Münsterturmsanierung - Kürbis und Blumen am 20.10.2007
Blick nach Norden zur eingerüsteten Münsterturmspitze am 29.9.2006
  
Blick von der Sternengalerie-Plattform hoch in die achteckige Pyramide am 29.10.2005  mehr "Wir bauen mit" Münsterturmsanierung - Kürbis und Blumen am 20.10.2007
   auf dem Münstermarkt
Münsterturm am 26.6.2009 Münsterturm am 26.6.2009  
Münsterturm am 26.6.2009
  - Glockenstube
Münsterturm am 26.6.2009
  - Markt an der Nordseite am Samstag
 
 

 

 
 Wir bauen mit! – "Menschen für den Münsterturm"

Blick nach Norden zum Münsterturm am 16.1.2007

Unter dem Motto „Wir bauen mit!“ engagieren sich seit über einem Jahr zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger für die Rettung des Freiburger Münsterturms.
Ob kleine oder große Spenden, gute Ideen oder mediale Unterstützung – jeder kann seinen Teil zum Erhalt des sanierungsbedürftigen Baudenkmals beitragen.

Die Interview-Reihe stellt – stellvertretend für viele – Menschen vor, die sich in besonderer Weise für den Münsterturm einsetzen.

Die Interviews sind im www.freiburger-wochenbericht.de erschienen.

  Sonderkonto der Münsterbauvereins für die Turmsanierung:
  Konto "Münsterturmsanierung", Konto-Nr 18181818, BLZ 68050101 Sparkasse FR
  www.wir-bauen-mit.de
   

 

 

Ergebnisse eines Kunstwettbewerbs in der Sparkasse Freiburg

Der Münsterturm braucht Hilfe, und die Sanierung kostet. Prospekte der Initiative "Wir bauen mit!" sind jetzt auch vor dem Eingang der Hauptstelle der Sparkasse Freiburg zu finden; ein Überweisungsschein ist gleich angehängt. Drinnen in der Schalterhalle zeigt eine Ausstellung, was man sich sonst im Sinne des Münsterturms hat einfallen lassen. Die Kunst soll Geld einspielen. Studenten der Freiburger Freien Hochschule für Grafik-Design & Bildende Kunst wollen bauen helfen und haben sich zu diesem guten Zweck Bilder einfallen lassen — im Rahmen eines Wettbewerbs. Zunächst also fließt Geld in die umgekehrte Richtung. Nicht in die des Turms. Preisgelder haben die Stadt, private Geber und Firmen gestiftet. 4000 Euro alles in allem. Florian Scharwey hat eine ironisch-selbstbewusste Erklärung zum eingereichten Bildchen geschrieben. Sein Turm als Weihnachtsbaum solle gewinnen. Die Jury bestätigte ihn, wenngleich nur als zweiten Sieger. Der erste Preis (1500 Euro) ging an Stephanie Schöll und deren aus dem Netz gezogenes Münsterfoto mit eingebautem Schockeffekt. Der Turm ist amputiert, dem Münster fehlt sein Schönstes. Deutlicher lässt sich nicht sagen, was auf dem Spiel steht! Jutta Häring als Drittplatzierte will dagegen eher witzig als drastisch sein mit ihrem Foto-Souvenir-Ensemble, dem Spiel mit Perspektive und Assoziation. Da steht der Turm auf einmal mit einem Kirchenschiff in Form einer Häuserzeile da, und zwei gefaltete Schirme spielen Helm. Die vierte Preisträgerin, Silvia Hauck, kreuzt Turmquerschnitte mit Josef Albers’ "Interaction of Color" . Bei Igor Bleischwitz (fünfter Preis) hat man ihn wieder ganz: den Turm — als Collage aus Inschriften, die ein jahrhundertelanger Besucherstrom in seinen Stein gravierte. Und noch viele Male bildet sich die Turmgestalt an den Stellwänden ab. Expressiv gemalt, als Materialbild aus Heftpflaster oder als zerbrechliches Glasobjekt& Die Preisträgerarbeiten werden nun reproduziert und sind als signierte und nummerierte Poster ab Ende Oktober bei Breuninger, in der Galerie Springmann und im Münsterladen zu kaufen. Und weiteres Geld soll — darum eben geht es ja — dem Turm auch durch die Versteigerung der originalen Werke noch im November zufließen.
V.B., 7.10.2008, BZ

Ausstellung im Sparkassen Finanz-Zentrum Freiburg. Bis 27. Oktober, Mo bis Fr 9— 19 Uhr, Sa 10— 14 Uhr. Besucher können einen Publikumssieger küren.

 

Fritz Keller, Gastronom und stellv. SC-Vorsitzender

Er ist Winzer, Gastronom und zweiter Vorsitzender des SC Freiburg - und er ist jetzt auch Botschafter für den Freiburger Münsterturm und seine Sanierung: Fritz Keller hat sich in den Dienst der guten Sache gestellt und ist auch beim Benefizkonzert gastronomisch beteiligt. Joachim Röderer hat sich mit ihm über die Veranstaltung und über die Münstersanierung unterhalten.

BZ: Herr Keller, wie sind Sie zum Botschafter für den Münsterturm geworden?
Fritz Keller: Über Ehrenbürger Eugen Martin — er hat mich quasi "verhaftet" . Es ist für mich eine große Ehre, da mitzumachen, denn der Münsterturm ist unser 1a-Wahrzeichen, nicht nur für die Stadt, sondern für die gesamte Region. Er wird immer in der oberen Tabellenregion mitspielen, was beim SC natürlich nicht für alle Zeiten festgeschrieben ist. Aber vielleicht ist es ja auch der Fingerzeig nach oben, Unterstützung für den SC von höchster Stelle zu erbetenBZ: Es ist ja bei der Münsterturm-Sanierung nach dem Anfangsschwung gar nicht so einfach, den Ball im Spiel zu halten, oder?
Keller: Freiburg ist halt doch ein kleines Städtchen. Aber man muss immer bedenken, zu welcher Zeit der Turm gebaut wurde und wie es den Leuten damals gegangen ist. Die Freiburger haben es in allen Generationen immer geschafft, den "schönsten Turm der Christenheit" glänzen zu lassen. Wir sind jetzt zwar groß im Jammern, aber trotzdem geht es uns allen ja relativ gut, da werden wir es doch hinbekommen, den Turm zu erhalten.
BZ: Ins Benefizkonzert am Wochenende der Musikhochschule sind Sie als neuer Botschafter nun auch involviert?
Keller: Ich mache den geringsten Teil, wir bringen etwas zu essen dahin und ein paar Weine. Der aufwändigere Teil kommt von der Musikhochschule. Ich bin ja ein echter Fan, ich bin öfter dort bei Konzerten, bei Konzertmeisterprüfungen oder beim Tastenfestival. Es ist immer wieder unglaublich, was die Studierenden und die Professoren da leisten. Das sind wirklich großartige Veranstaltungen. Vielen in Freiburg ist gar nicht bewusst, was für eine Qualität in der Musikhochschule steckt. Das ist ein richtiger Freiburger Geheimtipp und ich bin froh, dass wir am Samstag und Sonntag an dieser historischen Stätte zusammen etwas machen können.

 

 

Gertrud Himmelsbach, Reinigung Himmelsbach in Freiburg

Frau Gertrud Himmelsbach - Bild: Schleiner + Partner

Sie sind seit Ihrer Jugend eng mit dem Freiburger Münster verbunden. Als 15-Jährige haben Sie eigenhändig das kriegszerstörte Münsterdach wieder gedeckt…
Himmelsbach: …ja, nach dem Bombenangriff im November 1944 war das ganze Dach des Münsters zerstört, die Ziegelsteine waren kaputt, und der Schutt war in die Gewölbe gefallen. Es musste sehr schnell Abhilfe geleistet werden, weil sonst die Gewölbe, die auch noch die Schneelast zu tragen hatten, durchgebrochen wären. Da niemand anderes da war, der helfen konnte, hat man uns in der Pfarrjugend, in allem etwa 20-25 Buben und Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren, dazu aufgerufen. In dieser Zeit hatten wir ja keine Schule. Bis die Franzosen im April 1945 gekommen sind, sind wir jeden Tag aufs Münsterdach gestiegen und haben zuerst den ganzen Schutt aus den Gewölben rausgeholt. Er wurde in einer Kiste am Seil durch die Münsterdecke runtergelassen. Dann wurde die leere Kiste wieder hochgezogen. Das Hoch- und Runterlassen geschah mit einem riesigen Laufrad, in dem meistens wir Mädchen gehen mussten. Dank einer Spende gab es neue Ziegel, die auf die gleiche Weise hoch transportiert wurden und mit denen wir dann das Mittelschiff gedeckt haben. Ich bin also fast eine ausgebildete Dachdeckerin…

War die Arbeit nicht gefährlich?
Himmelsbach: Sicher war es auch sehr gefährlich, aber es ist – Gott sei Dank – nichts passiert. Wir selbst waren uns damals der Gefahr und der schweren Arbeit nicht bewusst. Wir waren stolz, dass wir helfen konnten. Ich musste immer abends meine Handschuhe wieder zusammenflicken, weil sie von den rauen Ziegeln zerrissen waren. Wenn Tiefflieger kamen, mussten wir ganz schnell ins Münster rein. Während meiner Arbeit auf dem Münsterdach sind mehrmals Tiefflieger gerade auf mich zu-, dann aber über mich hinweg geflogen. In diesen Situationen hatte ich Angst und dachte ´jetzt schießen sie mich tot`. Allerdings hatten wir bei der Arbeit natürlich auch unseren Spaß. Wir konnten dabei das Münster erkunden. Ich glaube, ich kenne jeden Gang, jede Treppe und jedes Türmchen im Mittelschiff, im Hochchor und am Hauptturm. Wenn es geschneit hat, haben wir auf der Plattform auch mal eine Schneeballschlacht gemacht.

Auch heute setzten Sie sich mit Ihrer Familie für das Münster ein. Unter anderem hat die Reinigung Himmelsbach eine Steinpatenschaft für den Münsterturm übernommen. Haben Sie sich dabei für einen bestimmten Stein entschieden?
Himmelsbach: Wir sind Paten für ein Maßwerkteil am Turmhelm, etwa auf halber Höhe. Mein Sohn Christian hat mir unseren Stein im Internet auf www.wir-bauen-mit.de gezeigt, er befindet sich ganz in der Nähe des Patensteins von Papst Benedikt.

Was könnte andere Freiburger Unternehmen motivieren, auch eine Steinpatenschaft zu übernehmen?
Himmelsbach: Ich finde, es tut gut in unserer schnelllebigen Zeit, eine Sache zu unterstützen, die langfristig angelegt ist. Der Patenstein erinnert auch die nachwachsende Generation, meine Kinder und Enkel, daran, dass hauptsächlich wir Bürger das Münster erhalten müssen.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Freiburg ohne Münsterturm wäre wie…
Himmelbach: …Waschen ohne Wasser.


 

Dr. Felix Stilz, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater aus Freiburg

Dr. Felix Stilz oben auf der Münsterturmspitze Dr. Felix Stilz oben auf der Münsterturmspitze - Bild: Stilz

Sie haben vor einigen Jahren die Stiftung Freiburger Münster ins Leben gerufen. Was genau ist und tut die Stiftung?
Dr. Stilz: Die Stiftung Freiburger Münster wurde im Dezember 2000 von drei engagierten Freiburger Bürgern und einem Bankinstitut gegründet und ist gemeinnützig. Zweck der Stiftung sind die ständige Förderung, Unterhaltung und Erhaltung des Bauwerks und der Innenausstattung des Freiburger Münsters. Die jährlichen Erträge der Stiftung und die zweckgebundenen Spenden werden an den Münsterbauverein und an den Eigentümer des Münsters, den Münsterfabrikfonds, ausgeschüttet. Das Vermögen einer Stiftung bleibt in seiner Substanz auf Dauer erhalten.

Welche Rolle spielt dabei die Rettung des Freiburger Münsterturms?
Dr. Stilz: Das Freiburger Münster ist das Herz und das Wahrzeichen unserer Stadt. Es sollte die Aufgabe und Verpflichtung eines jeden Freiburger Bürgers sein, im Rahmen seiner Möglichkeit mitzuhelfen, den „schönsten Turm auf Erden“ der Nachwelt zu erhalten. Viele Freiburger Bürger und Institutionen haben zwischenzeitlich die Stiftung finanziell für die Renovation des Münsterturms unterstützt. Weitere Bürger müssen noch für dieses Engagement begeistert werden.

Sie beraten Menschen, die mit ihrem Nachlass oder einem Teil ihres Erbes den Erhalt des Freiburger Münsters unterstützen möchten. Was bewegt viele Spender dies zu tun?
Dr. Stilz: Verantwortungsbewusste Freiburger Bürger lieben und schätzen das Münster. Sie wollen mithelfen, dass dieses einmalige Gotteshaus und Kulturdenkmal den nachkommenden Generationen in seiner Vollkommenheit und Schönheit erhalten bleibt. Aus diesem Grund leisten sie Spenden, Zustiftungen oder Vermächtnisse und gründen rechtlich unselbständige Stiftungen für unser Münster. Sie können dadurch ihren Namen bei der Gründung einer eigenen unselbständigen Stiftung für die Ewigkeit erhalten. Der Staat fördert dieses Vorhaben durch großzügige Steuervergünstigungen. Den Schatz an privatem Reichtum in unserem Land gilt es für Stiftungen zu heben

Sie leben seit Ihrem 11. Lebensjahr in Freiburg. Welche besondere Erinnerung verbinden Sie mit dem Münsterturm?
Dr. Stilz: Den Angriff auf Freiburg im November 1944 habe ich in der Friedrichstraße erlebt. Nachdem ich aus den Trümmern hervor gekrochen bin, galt mein erster Blick dem Münster und ich konnte dankbar feststellen, dass unser Münsterturm wie ein Wunder aus dem Trümmermeer hervorragte.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Freiburg ohne Münsterturm wäre wie…
Dr. Stilz: …ein Garten ohne Blumen.

 

Eugen Martin, Freiburger Unternehmer und Ehrenbürger

Eugen Martin - Bild: Schleiner + Partner

Herzlichen Glückwunsch zum Großen Bundesverdienstkreuz! Inwieweit haben sie diese Auszeichnung auch für Ihren Einsatz für das Freiburger Münster erhalten?
Martin: Dankeschön. Ich habe es für etwas bekommen, was für mich seit über 50 Jahren eine Selbstverständlichkeit ist: Mich zu engagieren, insbesondere für junge Leute und natürlich auch für das, was man das Herz von Freiburg nennt – und das ist nun mal das Münster.

Sie haben vom Erzbischof und vom alten Münsterbaumeister Manfred Saß den Ehrentitel „Ritter des Münsterturms“ erhalten. Warum liegt Ihnen gerade der Münsterturm am Herzen?
Martin: Weil der Münsterturm für alle Freiburger etwas Besonderes ist. Wenn es um das Münster geht, sind sich alle einig. Der Münsterturm ist nicht nur das Wahrzeichen der Stadt und nicht nur laut Jacob Burckhard der „schönste Turm der Christenheit“, sondern er war gerade nach dem Krieg, als die Stadt in Trümmern lag, ein Zeichen der Hoffnung. Er war zwar zerzaust, aber – mitten in diesem Bombenteppich – weitgehend unbeschädigt geblieben. Das kann man nur als Wunder bezeichnen.

Gibt es andere besondere Lebenserinnerungen, die Sie mit dem Münsterturm verbinden?
Martin: Davon gibt es eine Fülle. Aber eine der schönsten ist, wie man als Bub die über 300 Stufen der Wendeltreppe auf den Turm gestiegen ist. Heute machen das meine Enkelkinder, ich nicht mehr, aber meine Frau keucht dann hinterher. Mein ältester Enkelsohn hat die Oma einmal wieder geplagt, als erstes wenn er nach Freiburg komme, wolle er wieder auf den Münsterturm steigen. Als sie oben beim Turmwächter waren, sagte er, „Oma, ich muss mal“, allerdings wollte er partout nicht das Klo des Turmwächters benutzen, sondern nur das Zuhause. Daraufhin sind die beiden wieder runter gestiegen, aufs Fahrrad und ab nach Hause geradelt. Als er dann dort sein Geschäft erledigt hatte, sagte er, „aber jetzt gehen wir wieder auf den Münsterturm!“ So hat er die Oma zum zweiten Mal an einem Tag auf den Turm gejagt.

Sie sind Gründungsmitglied der Initiative „Wir bauen mit!“ – wie sind Sie dazu gekommen?
Martin: Weil das Münster viele dringend notwendige Reparaturen schon seit Jahrzehnten aus Geldmangel vor sich herschiebt, hatte ich dem Erzbischof vorgeschlagen, ein Kuratorium zu begründen, mit dem wir Großspender aus der Wirtschaft gewinnen wollen. Das Münster ist vor 700 Jahren ja nicht vom Adel oder der Kirche gebaut und finanziert worden, sondern von der Bürgerschaft und den Zünften, sprich der damaligen Wirtschaft. Damals hatte Freiburg ein paar tausend Einwohner, die dieses grandiose Bauwerk finanziert haben. Es wäre eine Schande, wenn wir heute mit mehr als 220.000 Einwohnern nicht in der Lage wären, es zu erhalten. Ich gehöre auch zu den Gründern der Stiftung Freiburger Münster, denn es ist für uns eine Verpflichtung gegenüber den Altvorderen, unser Wahrzeichen zu erhalten. Man soll von Kultur nicht nur reden, man soll sie auch praktizieren. 

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Freiburg ohne Münsterturm wäre wie…
Martin: …eine Stadt ohne Seele, einfach undenkbar.

Eugen-Martin-Stiftung >Stiftungen

Die Violinistin Julia Kirn und der Pianist Helge Aurich

Julia Kirn und Helge Aurich - Bild: Schleiner + Partner

Mit Ihrer Benefiz-CD „Klingender Münster-Baustein“ unterstützen Sie die Arbeit des Freiburger Münsterbauvereins bei der Sanierung des Münsterturms. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die CD zu machen?
Kirn/Aurich: Den direkten Bezug bekamen wir anlässlich eines Duoabends im Saal des Historischen Kaufhauses, von dem aus man ja einen tollen Blick auf das Münster hat. Wir genossen diesen gerne in unseren Probenpausen. Da wir um die Sanierungsbedürftigkeit des Münsters wussten und gerne helfen wollten, entstand die Idee, aus dem Konzertprogramm eine CD zu machen und den Erlös dem Münster zu Gute kommen zu lassen.

Welche Werke sind auf der CD zu hören?
Kirn/Aurich: Die CD ist eine sehr bunte Mischung mit Werken von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Pablo de Sarasate. Im Mittelpunkt steht die späte A-Dur-Violinsonate des Romantikers César Franck.

Was bewegt junge Künstler wie Sie, für die Rettung eines 700 Jahre alten Baudenkmals einzutreten?
Kirn/Aurich: Auch wenn wir noch sehr jung sind, sind wir ziemlich stolz aus einer Stadt mit so viel Tradition zu kommen. Man merkt immer wieder in Gesprächen mit Leuten aus anderen Städten, wie deren Augen bei dem Wörtchen „Freiburg“ zu leuchten beginnen. „Da ist es aber schön, ihr habt doch so ein schönes Münster“, bekommt man dann zu hören. Das Münster gibt Freiburg seinen Charakter, und man sollte alles daran setzen, es zu erhalten.

Sie leben heute in Rostock bzw. München, wo es viele unterstützenswerte Projekte gibt. Warum engagieren Sie sich – auch als Steinpaten – gerade für den Freiburger Münsterturm?
Kirn/Aurich: Für uns bedeutet der Münsterturm ein Stückchen Heimat, das wir in unseren neuen Städten – so schön sie auch sind – nicht vergleichbar finden können. Wir sind sehr froh, dass wir auf diesem Wege etwas zurückgeben dürfen.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Freiburg ohne Münsterturm wäre…
Kirn/Aurich: …in unserem Fall wie eine Geige ohne Saiten oder ein Klavier ohne Tasten. Irgendetwas Entscheidendes fehlt da…

 

Prof. Dr. Manfred Jahrmarkt aus Offenburg

Bild: Jahrmarkt

Viele Einrichtungen und Kulturdenkmäler bitten um Spenden. Warum liegt Ihnen gerade der Freiburger Münsterturm am Herzen?
Jahrmarkt: Immer wenn ich von einer geschäftlichen oder privaten Reise nach Freiburg zurückkomme, geht mir das Herz auf, wenn ich Freiburg und dann das Münster wieder sehe. Ich bin hier zu Hause, hier ist meine Heimat, und das Freiburger Münster ist für mich das Wahrzeichen in seiner baulichen Eleganz und herrlichen Auffälligkeit. Deshalb und weil das Münster und besonders der Münsterturm für mich ein Stück Heimat sind, fühle ich auch eine gewisse Verpflichtung und Verantwortung, zum Erhalt des Münsters beizutragen.

Als einer der größten privaten Unterstützer haben Sie 100.000 Euro für den Münsterturm gespendet. Was hat Sie dazu bewogen, eine Spende in dieser Höhe zu leisten?
Jahrmarkt: Ich denke, dass es nicht unbedingt auf die Höhe der Spende für die Erhaltung unseres Münsters ankommt, sondern eher auf den Willen und die innere Einstellung, etwas zu tun. So ist eigentlich jeder Betrag und jeder Beitrag willkommen, damit der „schönste Turm der Christenheit“, wie ihn Jackob Burckhardt einmal genannt hat, nicht nur erhalten bleibt, sondern bald wieder über die Stadt in seinem alten Glanz erstrahlt. Ich freue mich schon auf den Moment, an dem das Baugerüst entfernt wird, die Renovierungsarbeiten beendet sein werden und ich meinen Besuchern dieses einmalige Bauwerk wieder uneingeschränkt zeigen kann.

Wie sind Sie auf die Initiative „Wir bauen mit!“ aufmerksam geworden?
Jahrmarkt: Die Initiative „Wir bauen mit“ ist mir als Förderer des Freiburger Münsters schon früh bekannt geworden und hat dann über die hiesigen Zeitungen große Verbreitung erreicht. Das freut mich sehr, denn je mehr Menschen dadurch erreicht werden, umso größer ist die Chance, dass viele Mittel zusammen kommen, mit denen die Freiburger Münsterbauhütte das Münster wieder in den Zustand versetzen kann, der ihm gebührt.

Was könnte andere Menschen motivieren, sich auch für den Münsterturm einzusetzen?
Jahrmarkt: Indem man den Menschen klarmacht, dass jeder Bürger seinen Beitrag nach seinen Verhältnissen leisten müsste. Staat und Kirche können allein diese große und dauernde Aufgabe nicht stemmen. Es muss uns gelingen, genügend Reserven für den Erhalt des Münsters und jetzt besonders des Münsterturms zu mobilisieren. Damit unsere Kinder und Enkel sich später auch noch an diesem Bauwerk mit seinen inneren und äußeren Werten erfreuen können.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Freiburg ohne den Münsterturm wäre wie …
Jahrmarkt: … Deutschland ohne die Hauptstadt Berlin. Oder einfacher ausgedrückt: …wie ein gutes badisches Essen ohne ein gutes Glas Badischen Wein… es fehlt das Wesentliche!

 

Zunftvogt Markus Weber/Zunft der Fasnetrufer, Freiburg

Bild: Zunft der Fasnetrufer

Was „rufen“ die Fasnetrufer eigentlich, wenn sie nicht gerade „wir bauen mit!“ rufen?
Weber: An Fasnet „Narri, Narro“ und unterm Jahr, wenn wir den Münsterturm sehen, ein erleichterndes „Gott sei Dank, hen mir schu e schöne Münschterturm!“

Die Zunft  der Freiburger
Fasnetrufer hat jüngst eine Patenschaft für die Krabbe Nummer 111 am Freiburger Münsterturm übernommen. Wie haben Sie von der Möglichkeit, eine Steinpatenschaft zu übernehmen, erfahren?
Weber: Als Freiburger ist man informiert, auch durch die Zeitung und durch unser aktives Mitglied Peter Kalchthaler, der im Münsterbauverein tätig ist. Zudem hatten wir durch eine Spendenaktion 2006 nach einer Münsterdachführung bereits einen „kleinen Obulus“ beigetragen.

Aus welchen Gründen setzt sich eine Narrenzunft für den Erhalt des Münsterturmes ein?
Weber: Als waschechtes „Bobbele“ identifiziere ich mich mit dem Münsterturm und bin stolz auf ihn. Ich habe mir als Schulbub in den Sommerferien mein Taschengeld aufgebessert, indem ich den Touristen vom Münsterturm herunter die Stadt erklärt habe. Als Narrenzunft fühlen wir uns neben dem fastnächtlichen Brauchtum selbstverständlich der Geschichte der Stadt verbunden. Wir verstehen uns als kulturelle Vereinigung mit Verantwortung. Uns Fasnetrufern ist es ein Anliegen, das Wahrzeichen der Stadt zu erhalten. Ebenso haben wir uns in der Vergangenheit mit einem Bächlemeter auf der Messe, mit einer Treppenstufe am Schlossbergturm oder mit einer Bleiglasscheibe in der Gerichtslaube engagiert. Der Narrenbrunnen wurde von uns bereits 1961 gestiftet.

Welche Bedeutung hat das Freiburger Münster für die Fasnet in der Stadt?
W
eber: Die großen Narrentreiben finden eher auf dem Rathausplatz und der Kaiser-Joseph-Straße statt. Zum großen Narrentag 1981 wurde erstmals der Münsterplatz in das Geschehen eingebunden. 1997 führte auch der große Narrenumzug über den Münsterplatz. Eine besondere Bedeutung hat für uns der so genannte Münsternarr – ein Wasserspeier in Gestalt einer Narrenfigur – am Hochchor des Münsters. Er ist seit vielen Jahrzehnten die Symbolfigur der Freiburger Fasnet.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Freiburg ohne den Münsterturm wäre wie…
Weber: …Fasnet ohne Flecklehäs – einfach unvorstellbar!

 

 

Familie von Kulessa aus Breisach mit Katharina, Moritz und Alexander

Katharina (12), Moritz (15) und Alexander (17) von Kulessa

Foto: von Kulessa

Die Wunschliste von Kindern und Jugendlichen reicht heute vom Fahrrad über die Barbiepuppe bis zur neuen Playstation. Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Kindern Katharina, Moritz und Alexander jeweils eine Steinpatenschaft für den Freiburger Münsterturm zu schenken?
Wir finden die Idee sehr gut, über die Steinpatenschaft eine individuelle Beziehung zum bedeutendsten kulturellen Bauwerk unserer Region herstellen zu können. In 20 Jahren stehen unsere Kinder hoffentlich unter dem Münsterturm und zeigen ihren Kindern den Stein, für dessen Erhalt sie mit verantwortlich sind. Vielleicht erfahren sie dadurch, dass Gemeinsinn wertvoll ist.

Wie haben Ihre Kinder die Geschenke aufgenommen?
Zuerst waren sie entsetzt, dass wir den Wert mehrerer Jahreskarten für den Europapark für Steine ausgegeben haben. Dann haben wir darüber gesprochen und ihnen ihren Stein im Internet gezeigt, wodurch sie verstanden haben, dass es sich um ein besonderes Geschenk handelt. 

Katharina, Ihr wohnt in Breisach, wo es auch ein sehr schönes Münster gibt. Was ist für Dich das besondere am Freiburger Münster?
…dass es so groß und alt ist und einen sehr hohen Turm hat. Viele Menschen kennen das Münster und kommen extra nach Freiburg, um es zu sehen.

Es gibt Taufpaten oder Paten für Kinder in der Dritten Welt. Aber was macht eigentlich ein Steinpate?
Ein Steinpate spendet Geld, damit das Münster erhalten werden kann. Ich bin ja auch Steinpatin, aber das Geld haben meine Eltern gespendet.

Moritz, hast Du schon etwas über Deinen Stein herausgefunden, oder was möchtest Du gerne über Deinen Stein wissen?
Ich habe meinen Stein schon im Internet gesehen und weiß jetzt, dass er ziemlich weit oben am Münsterturm sitzt. Ich würde gerne wissen, wer ihn damals eingebaut hat.

Und was sagen Deine Freunde dazu, dass Du jetzt einen Patenstein am Freiburger Münsterturm besitzt?
Sie wussten gar nicht, was das ist. Als ich ihnen davon erzählt habe, fanden sie es interessant und gut.

Alexander, Dein Stein hält ein 700 Jahre altes Bauwerk zusammen. Warum ist es Deiner Meinung nach wichtig, den Freiburger Münsterturm zu erhalten?
Er ist das Wahrzeichen von Freiburg und bietet allen Besuchern die Orientierung in der Stadt. Für mich gehört ein Kirchturm als Teil unserer abendländischen Kultur fest zum Stadtbild jeder Stadt. Er ist Bestandteil unserer Identität.

Bitte vervollständigt den Satz: Freiburg ohne den Münsterturm wäre wie…
…Freiburg ohne den SC (Moritz).
…der Kaiserstuhl ohne seinen Wein (Alexander).
…Schule ohne Ferien (Katharina).

 

 

 

Linda Hauber von Haubers Wurststand auf dem Freiburger Münsterplatz

Linda und Herbert Hauber am 20.7.2007 auf dem Münstermarkt  Linda und Herbert Hauber am 20.7.2007 auf dem Münstermarkt - Bild: E. Kaier

Wie ist es, täglich unter dem „schönsten Turm auf Erden“ zu arbeiten?
Schön und aufregend. Wir genießen eine gute Aussicht auf den Turm, treffen viele Menschen und erfahren immer etwas Neues. Wir betreiben den Wurststand hier schon sehr lange, vor über 30 Jahren hat ihn mein Mann damals übernommen. Wir stehen jeden Tag da außer am Sonntag, bei Wind und Wetter, immer ab 7.30 Uhr. Früher kamen viele Leute schon zum Frühstück, aber das war einmal. Jetzt ist es morgens vor 11 Uhr richtig ruhig. Und dann kommt es aufs Wetter an. Gutes Wetter ist auch für uns gut. Wenn es regnet, ist es für den ganzen Markt schlecht. Dann würden Sie auch nicht gerne kommen mit Tüte, Schirm und dann noch eine Wurst…

Was bekommen Sie von der Baustelle am Münsterturm derzeit mit?
Eigentlich nicht so viel, denn sie ist ja ganz oben. Wir sehen ab und zu, wie die Arbeiter mit dem Schubkarren über den Münsterplatz fahren mit einem neuen Stein, der auf den Turm kommt. Das gucken wir uns natürlich auch an, da sind schöne Sachen dabei, die sie frisch restauriert haben. Als das Gerüst angebracht wurde, ist natürlich alles abgesperrt gewesen und unser Stand wurde dann auch verlegt. Aber das musste ja sein aus Sicherheitsgründen. Viele auf dem Markt schauen immer wieder nach oben zur Turmspitze und sagen, da oben wollten sie nicht schaffen, das wäre ihnen zu heikel. Ich habe auch zwei junge Frauen gesehen, die offensichtlich ganz oben auf dem Gerüst arbeiten. Das hat mich erstaunt, denn da gehört schon eine Portion Mut dazu.

Wie setzen Sie sich für den Münsterturm ein?
Seit 1988 ist mein Mann Mitglied im Münsterbauverein und unterstützt so ja den Erhalt des ganzen Münsters. Wir haben eine Steinpatenschaft übernommen, weil wir noch etwas speziell für den Münsterturm tun möchten. Wir leben ja praktisch auch von ihm. Und unser Name Hauber ist jetzt, wie es heißt, für immer mit einem Stein am Turm verbunden.

Was bedeutet der Münsterturm für den Münstermarkt?
Nicht nur der Turm, sondern das ganze Münster ist für uns wichtig. Ohne Münster gäbe es auch keinen Markt. Und ohne Markt gäbe es auch keine Münstermarktwurst – dann wären wir auch nicht da. Der Markt war ja immer schon auf dem Münsterplatz, das kann man auf alten Bildern sehen. Wir verkaufen im Übrigen viele Würste an die Touristen, die vor allen Dingen wegen des Münsters kommen. In vielen anderen Städten gibt es auch schöne Kirchen zu sehen, aber so etwas wie den Münstermarkt habe ich noch nirgends erlebt. Es ist schon schön hier auf dem Markt. Besonders am Samstag, wenn die vielen Blumenstände da sind.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Feiburg ohne den Münsterturm wäre wie…
Oh das wäre schlimm … Ungefähr so wie eine Wurst ohne Brötle, ohne Zwiebeln und ohne Senf.


 

©  by freiburg-schwarzwald.de, Kontakt, Update 18.03.13